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Thema: Deutsche Ortsstempel mit Unterscheidungsbuchstaben in Schreibschrift
Das Thema hat 127 Beiträge:
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Jürgen Witkowski Am: 26.09.2010 13:58:16 Gelesen: 158302# 3 @  
@ Hawoklei [#88]

Es freut mich, dass Du Spaß an diesem Thema findest. Bei Deinen Beispielen handelt es sich eindeutig um den Buchstaben ℓ.

Für den in Beitrag [#87] gezeigten Stempel habe ich ein Gegenstück gefunden, das zeigt, dass Anfang Januar 1935 das Scheibschrift-"v" wieder verschwunden war.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 28.09.2010 20:38:20 Gelesen: 158265# 4 @  
Nachdem wir es bei den ersten Beispielen mit Maschinenstempeln zu tun gehabt haben, kann ich nun einen Handstempel, Kreisstegstempel mit Gittersegmenten oben und unten, zeigen, bei dem der Buchstabe "l" in Schreibschrift vorkommt.

BERLIN SW * 11 ℓ vom 02.04.1907

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Stefan Am: 28.09.2010 21:12:02 Gelesen: 158260# 5 @  
@ Concordia CA [#87]

Ein in meinen Augen plausibler Grund wäre es, eine Verwechslung mit den römischen Ziffern "I" und "V" zu vermeiden, da bei manchen Schrifttypen die Buchstaben und Ziffern dafür nicht zu unterscheiden sind.

Ein möglicher Erklärungsversuch meinerseits: Bei den 12h-Handstempeln stand das "V" vor "vormittag", bis diese Uhrzeitangabe nach und nach durch die sukzessive Einführung von 24h-Stempeln ab 1927 in den Stempelgeräten verschwand. Im Jahr 1932, dem Zeitpunkt der Stempelung deiner Ganzsache, waren mit Sicherheit noch etliche Stempelgeräte mit der alten Uhrzeitangabe in Gebrauch. Wenn man deine Datumsangabe als Fließtext liest, könnte man theoretisch auch "29.3.32 / 20-21 / v[ormittags]" lesen. *g*

Einigen Stempelkatalogen zufolge gibt es Beispiele für die Verwendung von Schreibschrift für den Unterscheidungsbuchstaben "l".

Die Unterscheidungsbuchstaben "i" und "l" ähneln sich in der Druckschrift sehr. Bei verschmierten Handstempelabschlägen hätte es zu Verwechslungen kommen können. Wenn ich mich nicht ganz irre, konnte man im Einzelfall anhand des Unterscheidungsbuchstabens + Datums- und Uhrzeitangabe den stempelnden Schalterbeamten (bei größeren Postämtern mit mehreren Schaltern) bzw. Innendienstmitarbeiter (bei Verwendung als Innendiensthandstempel) identifizieren. Aus diesem Grund erfolgte die Wiedergabe des Unterscheidungsbuchstabens "l" in der Schreibschriftvariante "ℓ".

Gruß
Pete
 
Postgeschichte Am: 29.09.2010 09:16:20 Gelesen: 158227# 6 @  
Die Verwendung des Unterscheidungsbuchstaben in Schreibschrift ist sicher zur Vermeidung von Verwechslungen eingeführt worden. Die Frage ist wann und wo steht dies. Zur Eingrenzung wäre sicher das früheste Datum hilfreich. Jürgen hat ja schon mal 1907 vorgelegt. Wer bietet weniger?

Beitragen möchte ich einen Fernbrief aus dem Generalgouvernement Warschau, der per Einschreiben von Warschau 4.6.1918 nach Leobschütz/Oberschlesien gesandt wurde, mit dem Aufgabestempel von "WARSCHAU / * 1 ℓ".



Gruß
Manfred
 
Georgius Am: 29.09.2010 21:15:57 Gelesen: 158193# 7 @  
@ Postgeschichte [#92]

Hier kann ich durchaus weniger bieten.

Aus meiner Sammlung Familienkorrespondenzen zeige ich eine Postkarte, die von Magdeburg nach Bernburg lief.

Gestempelt: Magdeburg 17.9.05 8-9N, * 1 ℓ

Das kann sich der Jürgen auch schon mal notieren, aber vielleicht wird auch dieses Datum unterboten.



Beste Sammlergrüße
Dietrich
 
rostigeschiene (RIP) Am: 30.09.2010 08:22:41 Gelesen: 158175# 8 @  
Einen Brief habe auch ich in meinem Fundus entdeckt.



R-Brief durch Eilboten von Berlin nach Hamburg gelaufen am 15.8.22. Rückseitig der Ankunftstempel, mit Ub in Schreibschrift, von Hamburg * 8 ℓ abgeschlagen am 16.8.22.

Gruß Werner
 
muemmel Am: 30.09.2010 11:47:05 Gelesen: 158164# 9 @  
Guten Morgen,

hier ein Brief vom 1.8.1916 von Kiel nach Berlin, ebenfalls mit Unterscheidungsbuchstabe ℓ:



Ab diesem Datum war die "außerordentliche Reichsabgabe" fällig, die das Porto für einen Fernbrief von 10 auf 15 Pfennig verteuerte.

Schönen Gruß
Harald
 
AhdenAirport Am: 30.09.2010 17:38:56 Gelesen: 158141# 10 @  
Da hätte ich diesen Stempel von Berlin C 2, ebenfalls mit dem UB "l" in Schreibschrift. Im KBHW ist der Stempel unter der Nummer 235 verzeichnet und wurde ab 1890 verwendet:



Von Berlin C 1 gibt es ebenfalls einen Stempel mit dem UB "l" in Schreibschrift. Im KBHW ist der Stempel unter der Nummer 184 verzeichnet und wurde bereits ab 1878 verwendet. Diesen kann ich leider nicht im Original zeigen.

Und wenn die folgende Form des UB "a" ebenfalls als Schreibschrift zählt, komme ich noch ein Jahr weiter zurück auf 1877:



Grüße aus Berlin,
joey
 
Jürgen Witkowski Am: 30.09.2010 23:28:53 Gelesen: 158114# 11 @  
Ich habe den Eindruck, viele Belegealben und -kisten sind mal wieder richtig gelüftet worden. Vielen Dank für die vielen Beispiele und die guten Ideen, wie man weiter forschen kann. So macht ein philatelistisches Forum Spaß und Sinn.

Nachdem joey das Frühverwendungsdatum mächtig nach unten geschraubt hat, kam mir in den Sinn, mein Krone/Adler-Doublettenalbum einmal zu durchforsten. Und siehe da, ich habe reichlich Beute gemacht. Überwiegend handelt es sich dabei um den Buchstaben "a", der ebenfalls von joey in den Ring geworfen wurde. Für Schreibschrift fehlt mir allerdings das Merkmal der schräg gestellten Schrift. Von daher möchte ich das "a" zur Diskussion stellen.

Gefunden habe ich mit "Schreibschrift-a" Stempel vom Postamt Hamburg 7, Magdeburg 1, Berlin W9, Berlin SW12, Berlin SW16, Berlin SW19, Berlin N37, Berlin C53 sowie von Mainz 1. Zudem noch ein ℓ, vermutlich von Hamburg 1.

Die dritte Marke in der oberen Reihe des ersten Bildes zeigt den Vergleich mit einem "normalen" a von Hamburg 7.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
reichswolf Am: 30.09.2010 23:52:25 Gelesen: 158112# 12 @  
@ Concordia CA [#11]

Das fragliche "a" würde ich ebenfalls als ein Schreibschrift-a bezeichnen. Der Wikipedia-Artikel zum Thema Schreibschrift unterstützt diese These auch (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Schreibschrift ).

Zeigen möchte ich daher den Stempel AACHEN 1. * a, hier vom 21.08.1884 auf dem Streifband S7A. In dem Aachener Stempelkatalog von Wigand Bruns und Heinz Kaußen ist der Stempel für die Jahre 1883-84 gelistet.



Zudem gibt es noch einen zum Thema passenden Stempel AACHEN 4 * a, leider kann ich diesen nicht zeigen, da er mir noch fehlt.

Beste Grüße,
Christoph
 
germaniafreund Am: 01.10.2010 15:13:12 Gelesen: 158088# 13 @  
Dann habe ich hier noch einen Stempel Magdeburg mit Unterscheidungsbuchstaben ℓ auf einer MiNr. 71.



liebe Grüße Klaus
 
reichswolf Am: 02.10.2010 03:25:22 Gelesen: 158064# 14 @  
@ Concordia CA [#11]

Wenn man nur lange genug sucht, findet sich scheinbar immer noch was. Die Ausbeute von heute sind der Aufgabestempel

BERLIN, S. W. 61 * a vom 20.10.1884 auf einer P12/02A mit Druckdatum 1084



sowie der Ankunftstempel

MAGDEBURG ANK 1 a vom 27.08.1885 auf einer P12/02A mit Druckdatum 585 mit Aufgabestempel WILTHEN vom 26.08.



Beste Grüße,
Christoph
 
AhdenAirport Am: 02.10.2010 11:18:03 Gelesen: 158038# 15 @  
Neuer Buchstabe, neues Jahr: der Einkreisstempel BERLIN C * 1 i mit dem UB in Schreibschrift ist im KBHW unter der Nummer 181 verzeichnet und wurde bereits ab 1876 verwendet. Da mir auch dieser Stempel nicht im Original vorliegt, hab ich auf die Abbildung im KBHW zurückgegriffen.



Zur Diskussion stellen möchte die nachfolgend gezeigte Form des "g". Schreibschrift oder nicht?



Diese Form des g taucht bereits ab 1875 auf und damit wäre, zumindest in Berlin, das Ende der Fahnenstange erreicht. Wenn ich nichts übersehen habe, gab es vor 1875 in den Berliner Poststempeln keine Unterscheidungsbuchstaben. Es gab nur einige wenige Stempel mit Ziffern zur Unterscheidung.

Grüße aus Berlin,
Joey
 
reichswolf Am: 03.10.2010 02:27:49 Gelesen: 158012# 16 @  
@ germaniafreund [#13]

Aus Magdeburg kann ich noch den Stempel MAGDEBURG * 3 l vom 03.05.1922 beisteuern:



Beste Grüße,
Christoph
 
Jürgen Witkowski Am: 03.10.2010 11:12:57 Gelesen: 157979# 17 @  
@ joey [#15]

Das i ist nach meiner Meinung im Geltungsbereich, bei dem g habe ich Bauchschmerzen. Er kommt in dieser Version zum Beispiel in der Schriftart Arial vor, das ist eindeutig keine Schreibschrift. Um solche Buchstaben mit einzubeziehen, müsste die Themenüberschrift geändert werden. Etwa in

Ausführungsvarianten von zur Verwechslung neigenden Unterscheidungsbuchstaben in deutschen Ortsstempeln

Vielleicht liest ja ein Mitglied mit Kenntnissen aus dem Druckgewerbe mit, das uns auf das richtige Gleis setzen könnte. Für mich ist es spannend, wie ein paar harmlose kleine Buchstaben für Diskussionsstoff sorgen und zur Beschäftigung mit Stempeln anregen können.

Wir sollten den von Postgeschichte eingebrachten Hinweis nicht aus den Augen verlieren, durch Eingrenzung der Verwendungsdaten zu einer Primärliteraturquelle zu kommen, in der die Verwendung geregelt ist. Im Jahr 1875 wurden von der Reichspost Postamtsnummern, Unterscheidungsbuchstaben und Ziersterne im Stempel eingeführt. Es wäre interessant zu wissen, ob und wie konkret die Verordnung auf unsere Themenstellung eingeht.

Für mich ist es auch denkbar, dass wir es mit der individuellen Gestaltung einzelner Stempelhersteller zu tun haben.

Nach soviel Text nun das bisher jüngste Beispiel für den Buchstaben ℓ. Es stammt vom 5.1.1948 aus (10) DRESDEN N 25.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Hawoklei (RIP) Am: 03.10.2010 12:22:43 Gelesen: 157967# 18 @  
@ Concordia CA [#17]

Hallo Jürgen,

ich kann Dir mit u. g. Bild bestätigen, dass Dein letztgezeigter Stempel
über 1 Jahr früher auch schon in Gebrauch war!

Beste Grüsse und einen schönen Sonntag.

Hans

 
Stephan Sanetra Am: 03.10.2010 23:23:21 Gelesen: 157935# 19 @  
Hallo,

das "f" auf der DR Mi Nr. 71 ist doch auch Schreibschrift, oder nicht?

Es grüßt euch
Roedsand
 


Jürgen Witkowski Am: 03.10.2010 23:46:02 Gelesen: 157929# 20 @  
@ Roedsand [#19]

Das ist leider ein ganz gewöhnliches "f" als Druckbuchstabe. In Schreibschrift sähe das etwa so aus:



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Stephan Sanetra Am: 04.10.2010 00:43:55 Gelesen: 157921# 21 @  
Danke!
 
Latzi Am: 04.10.2010 22:37:07 Gelesen: 157895# 22 @  
@ concordia

Ich bewundere immer wieder, wie Du Sammelmöglichkeiten letztlich auch für den kleinen Geldbeutel aufzeigst.

Ich selbst möchte die "Herstellerthese" hier wiederlegen. Ich zeige zunächst den Klaucke-Stempel Mülhausen *2a mit Druckschrift "a" (Typ 103). Es folgt der kleine Stempel Mülhausen *2a mit dem a, dass oben sozusagen als Schreibschrift-Buchstabe umstritten war. Der Stempel wird im Klaucke-Handbuch als Nachfolger des Typ 103 bezeichnet. Danach kommt wieder ein Klaucke-Stempel (Typ 104), der eindeutig das Schreibschrift "a" mit Anstrich zeigt. Die Firma Klaucke konnte also beides. Der Vollständigkeit halber habe ich noch den Nachfolger Rahmenstempel mit Druck "a" angehängt.



Ergänzen möchte ich noch, dass sich das Michel Stempel-Handbuch Band 1 unter Typ III/5 ausdrücklich mit Schreibschriftstempeln beschäftigt und hier nur Frankfurt/Main mit den Buchstaben von a bis s behandelt.

Gruß
Lars
 
Jürgen Witkowski Am: 05.10.2010 20:58:48 Gelesen: 157857# 23 @  
@ Latzi [#22]

Der rechte Einkreisstempel von Mülhausen zeigt sehr gut, worauf es bei "Schreibschriftstempeln" ankommt. Tolles Beispiel.

Das Kapitel im Michel-Stempelhandbuch I. Teil habe ich gerade einmal nachgelesen. Es sind in der Tat nur Stempel aus Frankfurt aufgeführt, die zu den Versuchsstempeln gezählt werden. An anderer Stelle im Buch ist noch die Bemerkung zu finden: "Die Buchstaben "a" und (seltener) "l" findet man gelegentlich auch in Schreibschrift."

In der Verfügung der Deutschen Reichspost vom 22.5.1875 ist zum Thema Unterscheidungsbuchstaben auch die Rede: "Wenn bei einer und derselben Postanstalt mehrere Aufgabestempel im Gebrauch sind, und es im Bedürfnis liegt, diese Aufgabestempel in unterschiedlicher Weise zu bezeichnen, so hat diese Unterscheidung durch kleine lateinische Buchstaben a, b, c usw. stattzufinden, welche alsdann an die Stelle des Sternchens rechts treten."

Soweit die bisherige magere Ausbeute an Erkenntnissen aus der Primär- und Sekundärliteratur. Die Suche geht weiter!

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
rostigeschiene (RIP) Am: 06.10.2010 20:56:50 Gelesen: 157815# 24 @  
Hallo,

einen schön lesbaren Stempel mit UB in Schreibschrift habe auch ich für Jürgens Datensammlung: Elmshorn -5.3.38-18 l

Ein zweiter Stempel auf dem Beleg ist auch nicht uninteressant, Kurzenmoor über Elmshorn. Ein kleiner Ort, im Jahr 1910 mit 564 Einwohnern, heute zur Gemeinde Seester gehörend, im Kreis Pinneberg.



Die Karte ist aber auch eine Sauerei.

Gruß Werner


 
Jürgen Witkowski Am: 08.10.2010 18:15:50 Gelesen: 157764# 25 @  
@ rostigeschiene [#24]

Schönes Stück ohne jegliche Zweifel, um welche Schriftart es sich handelt.

Bei meinem Beispiel BERLIN SW a 68 ℓ vom 31.5.1923 haben wir die beiden unterschiedlichen UB-Schrifttypen in einem Stempel vereint.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
JFK Am: 08.10.2010 18:46:22 Gelesen: 157754# 26 @  
@ Concordia CA [#25]

Auch in Weißenfels gab´s Unterscheidungsbuchstaben mit Schreibschrift -> l. sinnigerweise in Kombination mit Kleinbuchstaben. Der Ankunftsstempel vom gleichen Tage zeigt allerdings ein "normales" Stempelbild (durchgängig Grossbuchstaben und ein Druckschrift - h).



Lieben Gruß und einen schönen Abend
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 14.10.2010 20:32:15 Gelesen: 157646# 27 @  
Den Buchstaben y haben wir bisher noch nicht zu sehen bekommen. Ich habe ihn gefunden in dem Stempel LEIPZIG y 2 y vom 27.12.1913. Der Stempel stammt von einer Sylbe-Versuchsmaschine, die als sich als Halbstempelmaschine gegen das Fabrikat Universal nicht durchsetzen konnte.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 

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