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Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
Das Thema hat 274 Beiträge:
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volkimal Am: 05.12.2015 10:47:07 Gelesen: 279793# 125 @  
Hallo zusammen,

dank der Mithilfe eineger Teilnehmer des Forums und vor allem durch den Vater von Olaf (DERMZ) ist die Karte der SMS Wittelsbach (letzter Beitrag) entziffert worden. Urgroßvater schrieb dort:

Meine liebe Maus!
Ganz innigen Gruß und Kuß auf einer Karte die auf deutschem Boden vor den Azoren geschrieben ist, denn es ist das Flagschiff des Admirals der Deutschen hier weilenden Flotte, und habe ich solche vom Admiral geschenkt bekommen als ich bei ihm zu Tisch war.
Gruß und Kuß Väterchen

Eigentlich wollte ich jetzt hier noch eine weitere Ansichtskarte des Schiffes R.M.S. Augustine zeigen, aber ich kann wieder ein Wort nicht entziffern. Also zeige ich sie erst beim Thema "Sütterlin ...". Statt dessen hier noch zwei andere Ansichtskarten von den Azoren:



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.12.2015 09:50:08 Gelesen: 279464# 126 @  
Hallo zusammen,

heute auch an dieser Stelle die angekündigte Ansichtskarte des Dampfers R.M.S. Augustine. Urgroßvater schrieb sie auf einer der vielen Reisen:



Urgroßvater schreibt:

Auf Höhe von Cap Ortegal, d. 10/4 1905
Meine liebe Ilse!
Heut bin ich nun auf der Höhe wo Frankreich und Spanien auf See sich die Hand reichen. Gestern fuhr ich mit dem Dampfer Augustine von Lissabon fort wir segelten die ganze Küste, an Oporto (= Porto), Vigo, C. Teneriffa, Coruna vorbei, geht es jetzt nach St. Nazaire, aber hoffentlich sehe ich Euch bald wieder. Gruß Dein Väterchen


Wie man am Stempel sieht, ist Urgroßvater erst in Paris dazugekommen, die Karte aufzugeben. Sie trägt den Stempel Paris 96 / Grande Hotel. Das Datum steht im Vergleich zum Stempeltext schräg. Leider wurde die Briefmarke auch hier abgelöst.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.12.2015 10:04:28 Gelesen: 279008# 127 @  
Hallo zusammen,

heute komme ich zum vorletzten Beitrag über Urgroßvater Oswald Hentschel. Hier ist eine Karte vom 1.10.1908:



Diesmal habe ich es sogar geschafft, den Text komplett zu entziffern. An zwei Stellen bin ich mir aber nicht ganz sicher. Urgroßvater schreibt:

Lieber Artur,
da ist mir wieder eine Unannehmlichkeit passiert.
Habe einen Brief an dich geschickt, mit 350 (?) reis frankiert,
einige andere Briefe darin, an Hildebrandt und an
Seemann & Eissen(?). Nun hat der Bote den Brief einfach in den
Kasten gesteckt und die Post gab ihn nicht mehr heraus.
Ich bin gespannt, ob er ankommt oder unterschlagen
wird. In letzterem Falle kann man nichts dagegen machen,
dafür sind wir in Portugal. Gieb mir bitte sofort Bescheid, ob
du den Brief erhalten hast oder nicht, er geht gleichem
Dampfer. Gruß dein Oswald


Wenn ich das Porto von 350 Reis richtig gelesen habe, wollte Urgroßvater den Brief vermutlich als Einschreiben schicken.

Bei der Postkarte ist eine Briefmarke aus Ponta Delgada eingedruckt. Ponta Delgada ist die Hauptstadt der Insel São Miguel, der größten Insel der Azoren. Vom 1.6.1892 bis zum 19.7.1905 gaben auf den Azoren die drei Gebiete Angra, Horta und Ponta Delgada eigene Briefmarken heraus. Zum Postgebiet Ponta Delgada gehörten die Inseln São Miguel, Sãnta Maria und die Formigas Inseln.



1906 erschienen Freimarken für die gesamten Azoren. Mit den Eckbuchstaben A(ngra), H(orta) und P(onta) D(elgada). Leider ist kein Beleg mit Marken aus Angra oder Horta erhalten geblieben. Ich habe nur einige abgelöste Marken.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 28.12.2015 20:27:01 Gelesen: 278526# 128 @  
Die Kurfürstin von Brandenburg, Luise Henriette von Oranien (Michel Nr. 1756), die Frau des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (17. Jahrhundert(, blickt hier in innerer Frömmigkeit und Sanftmut aus dem Rahmen Ihres Markenbildes dem Betrachter zu.

Absender ist " Giovanni" -, der Künstlername meines Vaters. Er schrieb diesen Brief meiner Mutter im Jahr 1997. Mein Vater hat viel zu meiner Leidenschaft Briefmarken zu sammeln beigetragen. Er lieh mir 50 DM, mit denen ich meine ersten rumänischen Briefmarken gekauft habe.

Meine Erinnerung an einen guten Vater und großen Künstler.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 29.12.2015 10:40:17 Gelesen: 278442# 129 @  
@ 10Parale [#128]

Hallo 10Parale,

schön, dass nicht nur ich bei diesem Thema etwas zu zeigen habe. Wie bei Dir hat auch bei mir mein Vater sehr viel zur Sammelleidenschaft beigetragen. Er hat mich vor allem gelehrt, wie wichtig Ganzstücke für eine Sammlung sind. Nur dadurch, dass so viele Briefe Postkarten usw. in der Familie aufgehoben wurden, kann ich so viel bei diesem Thema zeigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 29.12.2015 10:46:35 Gelesen: 278441# 130 @  
Hallo zusammen,

die Karte vom 15. September 1909 ist der letzte Gruß von Urgroßvater Oswald Hentschel an seine Tochter.



Er schrieb sie 11 Tage bevor er selbst seinem Leben ein Ende setzte. Den Grund für seinen Freitod erfuhren wir erst 1991. Damals war Heinz Dübgen, der Vetter meines Vaters in Ponta Delgada Er besuchte die alte, noch immer arbeitende Zuckerfabrik. Dort erfuhr er:

1909 ereignete sich mitten in der Zuckerkampagne ein schwerwiegender Betriebsunfall. Eines Tages war die gesamte Zuckerproduktion wertlos. Eine geregelte Produktion war nicht mehr in den Griff zu bekommen. Am 5. Tag fand man den Fehler. Statt des benötigten Frischwassers war Salzwasser eingeleitet worden, ein klarer Fall von Sabotage aus Konkurrenzgründen durch Angehörige der französischen Zuckerfabrik dicht daneben.

Diese Tat hat meinen Urgroßvater, als verantwortlichen technischen Direktor, in den Tod getrieben.

Soweit der Bericht über Urgroßvater Oswald Hentschel. Jetzt muss ich überlegen, wen von meinen Vorfahren ich als nächstes vorstelle.

Viele Grüße
Volkmar Werdermann
 
volkimal Am: 04.01.2016 11:57:38 Gelesen: 277961# 131 @  
Hallo zusammen,

in den Beiträgen [#27] bis [#48] habe ich Euch meine Urgroßeltern Ferdinand Werdermann und Hedwig Werdermann geb. Hecker vorgestellt. Heute möchte ich dieses Kapitel durch eine Karte ergänzen, die ich vor kurzem bei Ebay fand:



Urgroßvater war 22 Jahre Pastor in Friedersdorf und viel krank gewesen. Da war es oft sein Wunsch, eine leichtere Pfarrstelle zu bekommen. Fast jeden Tag war er unterwegs, oft in zwei Gemeinden, um Kranke und Alte zu besuchen. In allen drei Gemeinden, die zu Friedersdorf gehörten, hielt er Gottesdienste und Missionsstunden. So bewarb er sich schließlich nach Kraatz bei Gransee, da mit dieser Pfarrstelle nicht so viel Arbeit verbunden war. Urgroßvater fuhr nach Kraatz um sich vorzustellen und eine Predigt zu halten. Auf dieser Ansichtskarte teilt er seiner Frau das Ergebnis mit. Er schreibt:

Mein liebes Weib!
Heute alles glattgegangen, einstimmig gewählt. Gott sei Dank! Ich will hier jetzt noch einige Besuche machen und fahre um 7 Uhr nach Berlin. Von Golßen fuhr ich mit Willy Lenz‘ Braut und deren Mutter, die eine geborene Menzerin ist, von einer Menzer Försterei. Ist das nicht wunderbar?! Viele Grüße soll ich Dir bestellen von Frau Pastor … Herzliche Grüße!
Dein F.


Ich weiß nicht, wer von meinen Vorfahren diese Karte abgegeben hat. Es hat mich aber sehr gefreut, dass sie den Weg zurück in meine Familiensammlung gefunden hat. Obwohl ich zahlreiche Suchbegriffe bei Ebay habe, kommt es nur sehr selten vor, dass ich einen Beleg von meinen direkten Vorfahren finde. Es ist aber das erste Mal, dass auch noch der Text der Karte für mich sehr interessant war.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 04.01.2016 15:58:45 Gelesen: 277915# 132 @  
@ volkimal [#130]

Ja, das sind ja auch sehr traurige Geschichten, die da philatelistisch dokumentiert werden und es zeigt wie nah am Leben unser Hobby spielt.

Ich hege großen Respekt vor Menschen, die den Freitod wählen, meine aber, in der Auswahl der Mittel sind nicht alle recht glücklich ... doch dies nur am Rande.

" Mein liebes Weib" [#131] ... was für eine Anrede, ob man heutzutage auch noch damit durchkommt, wage ich zu bezweifeln, aber sehr interessant. Einen direkten Beleg von den Vorfahren zu finden ist ja eine tolle Sache, was sich wohl jeder irgendwie wünscht. Ich suche auch Belege von meinen Vorfahren mütterlicherseits, die in der Schweiz in Arlesheim bei Basel gewohnt haben müssen. Aber das ist eine recht schwierige Sache, weil es auch nicht einfach ist, an Unterlagen der Behörden zu kommen, die irgendwo in Archiven verstauben.

In Beitrag [#128] habe ich einen Brief von "Giovanni" (alias: mein Vater) vorgestellt. Nun habe ich noch einen fast identischen Brief ausfindig machen können. Er lief nur einen Tag früher, was beweist, dass mein Vater sehr gerne an Mutter schrieb, die im Sanatorium weilte. Zufällig benutzte er zur Freimachung auch wieder ein rechtes Oberrandstück der Michel Nr. 1756. Diese hatte er wohl extra gehortet für die Korrespondenz an seine Frau. Ein echter Künstler eben, der auch mit schöner Schrift nicht geizte.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 15.01.2016 21:01:42 Gelesen: 277172# 133 @  
Hallo zusammen,

in den Beiträgen [#15] bis [#18] habe ich meine Ur-ur-Großeltern Friedrich Wilhelm Quinckardt und seine Frau Elise geb. Lehmann vorgestellt. Wie man dieser Tabelle entnehmen kann, hatten meine Ur-ur-Großeltern sieben Kinder:



Von diesen waren aber nur drei verheiratet und nur zwei haben selbst wieder Kinder gehabt. Kurt und Hans Busacker waren nicht verheiratet und haben keine Nachfahren, so dass sich von den sieben Geschwistern nur eine Linie bis heute fortgesetzt hat. Nach dem Tode von Kurt Busacker hat mein Vater dessen Wohnung geerbt. Dort fanden wir unter anderem eine umfangreiche Briefmarkensammlung, aus der ich in der nächsten Zeit einige Belege vorstellen möchte.



Am 15. Mai 1906 heirateten Richard Busacker und Clara Quinckardt, die jüngste Tochter meiner Ururgroßeltern. Auf dem Foto sind sie zusammen mit ihrem Sohn, dem jungen Hans Busacker, zu sehen. In der Wohnung von seinem jüngeren Bruder Kurt fanden wir verschiedene Dinge zu dieser Hochzeit. Das interessanteste ist dieses schöne Jugendstil-Album Hochzeits-Depeschen mit insgesamt 50 Glückwunsch-Telegrammen zur Hochzeit.

Normalerweise wären 50 Telegramme aus demselben Ort am selben Tag nicht sehr interessant. Die große Ausnahme bildet aber die Stadt Berlin. Der Grund ist die Rohrpost. Daher möchte ich beim nächsten Beitrag zuerst auf die Berliner Rohrpost eingehen bevor ich zu den Telegrammen komme.

So viel für heute. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.01.2016 11:45:43 Gelesen: 276493# 134 @  
Hallo zusammen,

der Betrieb der ersten Linie der „Pneumatischen Depeschenbeförderung“ wurde am 18. November 1865 aufgenommen und verlief zwischen dem Haupt-Telegraphenamt (HTA in der Französischen Straße 33b/c) und der Telegraphenstation in der Berliner Börse (Burgstraße/Neue Friedrichstraße, später als HTA 2 geführt).
Am 1. Dezember 1876 wurde das auf 15 Rohrpostämter erweiterte Netz der Berliner Rohrpost mit einer Gesamtlänge von 25,9 km der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es konnten Postkarten und Briefe bis zu einem Gewicht von 20 Gramm (Maximalmaß: 14×9 cm) verschickt werden.

Die Berliner Rohrpost wurde in den folgenden Jahren stark erweitert. Zum Zeitpunkt der Hochzeit im Jahre 1906 war das Rohrpostnetz auf 62 Rohrpostämter angewachsen:



Die Rohrpost Berlin erreichte mit einer maximalen Streckenlänge von fast 400 km im Jahr 1940 ihre größte Ausdehnung. Im Folgenden möchte ich die Rohrpostbelege aus meiner Sammlung vorstellen.



Rohrpostbrief vom 08.10.1879 an Dr. Hermann Hecker, den Bruder von Urgroßmutter Hedwig Hecker und seine spätere Frau Anna Wölbling. Er war später Regierungs- und Medizinalrat in Straßburg. Dort war er Chefarzt im großen städtischen Garnisonslazarett. Am Anfang gab es noch keine typischen Rohrpoststempel. Wo der Brief aufgegeben wurde ist unklar. Er ist entsprechend dem Leitvermerk „R1“ an das Rohrpostamt Nr. 1 (Telegraphenamt I in Berlin W) geschickt worden. Dort wurde die Marke mit dem Stempel Berlin W.1 nachträglich entwertet.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 06.02.2016 10:47:11 Gelesen: 275718# 135 @  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit einigen Rohrpost-Belegen aus meiner Familiensammlung:



Die "typischen" Rohrpoststempel in Form von Kreisstegstempeln wurden im März 1886 eingeführt. Jedes Postamt hatte zwei Bezeichnungen. Z.B. ist der Ankunftsstempel links vom Rohrpostamt R33 (laufende Nummer) im Postamt Berlin C 45 mit Zeitangabe 9 III V – d.h. 9.45 Uhr. Etwas ungewöhnlich ist der Stempel rechts: Das Rohrpostamt R2 war ursprünglich im Postamt C 53. Am 30.9.87 wechselte das Rohrpostamt R2 zum Postamt Berlin SW 19. Im alten Stempel veränderte man die ursprüngliche Nummer 53 in eine 19. Das C tauschte man aber nicht gegen SW aus, so dass der Stempel die Bezeichnung des nicht existieren Postamt „C 19“ trägt.



Rohrpostbrief an Ernst Dittmer vom 25.09.1891. Ernst Dittmer war mit Louise Hecker verheiratet - sie ist mit uns über den 5fachen Urgroßvater Andreas Peter Hecker verwandt. Ernst Dittmer arbeitete im Kaufhaus Hertzog. Durch ihn haben wir aber einige Belege an das Kaufhaus Hertzog (z.B. auch die Karte oben). Diese Karte wurde am Postamt R1 = H.T.A (Haupt-Telegraphen-Amt) um 7.35 Uhr nachmittags aufgegeben. Befördert zum Postamt R5 =W 41 – Ankunftsstempel auf der Rückseite. Der rote Leitvermerk „41“ gibt das Zielpostamt an.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.02.2016 11:34:33 Gelesen: 274643# 136 @  
Hallo zusammen,

eine schöne Rohrpost-Karte von meiner Urgroßmutter Hedwig Werdermann (geb. Hecker) an ihre Schwester Else, die derzeit bei der dritten Schwester Clara Markgraf zu Besuch war:



Bis 1927 gab es feste Portosätze für Rohrpostsendungen, ab dem 1.8.1927 setzt sich die Gebühr aus den Gebühren von Orts-Postkarte (5 Pfg.), Eilsendung (40 Pfg.), Zuschlag für Rohrpost (10 Pfg.) zusammen => insgesamt ergaben sich 55 Pfg.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.03.2016 14:11:48 Gelesen: 273422# 137 @  
Hallo zusammen,

endlich habe ich wieder Zeit für Philaseiten und kann bei meinen Themen etwas zeigen.

Privatpostkarte vom 30.12.1998 an das Kaufhaus Rudolph Hertzog mit einem Bickerdike-Bestellstempel (verwendet 06.08.1898 bis zum 28.04.1899):



Besonders nett finde ich bei dieser Karte die Darstellung der Pferde-Straßenbahn.

Rudolph Hertzog begründete das unter seinem Namen über Berlin hinaus bekannt gewordene Kaufhaus (Warenhaus Rudolph Hertzog) und war einer der ersten, der in Berlin Festpreise einführte und Reklame-Anzeigen drucken ließ. 1912 erstreckte sich der Kaufhauskomplex fast über das gesamte Karree bis zur Brüderstraße zwischen Scharrenstrasse und Neumannsgasse.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.03.2016 10:48:24 Gelesen: 272999# 138 @  
Hallo zusammen,



Etwas ganz besonders ist dieses schöne Jugendstil-Album zur Hochzeit von Richard Busacker und Clara Quinckardt mit [#133] insgesamt 50 Telegrammen zur Hochzeit. Mindestens sechs Telegramme stammen von Verwandten: Urgroßeltern Hentschel (Magdeburg), Georg Busacker (Posen), Karl Busacker (Berlin 5), Karl Lehmann (Berlin 29, Bruder von Ur-ur-Großmutter) und Schwager Walter Quinckardt (Wiesbaden) und Oberleutnant Quinckardt (Charlottenburg).

Hier das Telegramm von meinem Urgroßvater Oswald und seiner Frau Elise. Urgroßvater hatte im Mai 1906 die Leitung der Grade-Werke in Magdeburg übernommen, siehe [#118].



An diesem Telegramm möchte ich den Beförderungsweg verdeutlichen:

Das Telegramm wurde in Magdeburg (1) um 4.10 Uhr (2) aufgegeben. Laut handschriftlichem Vermerk ist es um 4.26 Uhr (3) beim Haupt-Telegraphenamt aufgenommen worden. Entsprechend des roten Leitvermerkes "12" (oben links) wurde es mit der Rohrpost zum Postamt Berlin S.W.12 weitergeschickt. Dort kam es um 4.40 Uhr nachmittags an (4). Vom Postamt Postamt Berlin S.W.12 brachte ein Bote das Telegramm zum Hotel Prinz Albrecht in der Prinz Albrecht Straße, wo die Hochzeitsfeier stattfand.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.04.2016 16:17:02 Gelesen: 271241# 139 @  
Hallo zusammen,

endlich komme ich wieder einmal dazu, einen Beitrag auf Philaseiten einzustellen. Es geht weiter mit den Hochzeitsdepeschen:

Für das zweite Telegramm wurde ein kleiner Typendrucker verwendet (insgesamt 3 Telegramme). Es kam direkt aus Wilmersdorf (Wf) und wurde nicht per Rohrpost sondern per Leitung „Fd 1“ zum Haupt-Telegraphenamt übermittelt.



Beim dritten Telegramm wurde der Text handschriftlich auf das Formular geschrieben (insgesamt bei 24 Telegrammen). Vor dem Telegrammtext steht der Vermerk „bf“. Es bedeutet, dass es sich um ein Brieftelegramm handelt. Brieftelegramme wurden mit der normalen Post und nicht per Eilboten zugestellt. Dementsprechend waren sie billiger als normale Telegramme. Dieses steht im Gegensatz zum Botenstempel „20“. Wer weiß – vielleicht musste der Telegrammbote sowieso schon ein Telegramm zum Hotel bringen und hat dieses gleich mitgenommen.

Es war kein Problem, das Telegramm mit der normalen Post zuzustellen, da die Post in Berlin 4-mal am Tag ausgetragen wurde.



Soviel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.04.2016 17:45:26 Gelesen: 269990# 140 @  
Hallo zusammen,

von den 50 Telegrammen sind 39 auf dem Formular vom Haupt-Telegraphenamt. Die restlichen 11 kommen von 10 verschiedenen Berliner Postämtern wie z.B. dieses Telegramm aus Berlin W.9 (Potsd. Bhf.)



Den Vermerk „Abschrift“ tragen bis auf eine Ausnahme alle Telegramme, die auf Telegrammformularen anderer Postämter als das HTA sind. Der Absender hat das Telegramm auf das Aufgabeformular geschrieben. Dann wurde es auf dem Postamt auf das Telegrammformular übertragen (=Abschrift). Die Telegramme wurden anschließend nicht über den Telegrafen sondern direkt mit der Rohrpost zum Postamt SW12 befördert. Dieses geht auch daraus hervor, dass bei den Telegrammen keine Leitungsnummer, keine Telegrammnummer und kein Vermerk „Aufgenommen von“ eingetragen wurde.



Hier ein weiteres Telegramm mit der eingedruckten Postamtsbezeichnung Charlottenburg 1. Das Telegramm aus Charlottenburg trägt den Druckvermerk "C 187 Rohrpost 05". Die letzte Zahl entspricht dem Druckdatum 1905.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.05.2016 09:59:11 Gelesen: 269616# 141 @  
Hallo zusammen,

ein weiteres Telegrammformular mit eingedruckter Postamtsbezeichnung kommt vom Postamt Berlin NW 7:



Mehrere Postämter hatten keine eigenen Telegrammformulare sondern benutzten ein Blanko-Formular, in das die Postamtsbezeichnung mit Hilfe eines Gummistempels oder handschriftlich eingetragen wurde:



Bei den Postämtern Charlottenburg 5 und Berlin 43 wurden jeweils zwei entsprechende Gummistempel abgeschlagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.05.2016 12:13:04 Gelesen: 268811# 142 @  
Hallo zusammen,

bei den Postämtern, die keine eigenen Telegrammformulare hatten, wurde aber nicht immer ein Gummistempel benutzt. Bei den Postämtern Berlin 5, Berlin 29 und Berlin 61 ist die Postamtsbezeichnung handschriftlich auf dem Telegramm ergänzt worden.



Das Telegramm aus Berlin 29 kommt von Karl Lehmann, dem Bruder von Ur-ur-Großmutter Elise Quinckardt geb. Lehmann.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.05.2016 13:57:11 Gelesen: 268432# 143 @  
Hallo zusammen,

zum Schluss noch drei besondere Telegramme:



Das erste Telegramm trägt oben links einen R-Vermerk. Es wurde in Posen aufgegeben (aufgenommen von P) und ist nach Wilmersdorf, Uhlandstraße 118 adressiert (eines von zwei Telegrammen an die Privatanschrift). Beim HTA wurde der Streifen des Ferndruckers auf das Telegramm-Formular aufgeklebt. Vom HTA aus ist es dann per Rohrpost nach Wilmersdorf gegangen (roter Leitvermerk Wf, Ankunftsstempel von 6.40 N.). Weshalb der rote Vermerk „Fd“ durchgestrichen wurde weiß ich nicht.

Bei diesem Telegramm ist das rote „R“ besonders interessant. Es handelt sich hier um ein Telegramm mit Empfangsbestätigung ähnlich dem Rückschein zu einer Einschreibesendung.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.06.2016 13:18:09 Gelesen: 267509# 144 @  
Hallo zusammen,

hier das zweite besondere Telegramm: Ein Telegramm in Charlottenburg 6 (ohne Rohrpostanschluss) um 7.18 Uhr nachmittags aufgegeben. Über die Leitung F1 ist es um 7.35 Uhr beim Haupt-Telegraphenamt angekommen.



Die Anschrift lautet: „Albrechtstraße 9“. Entsprechend dieser Anschrift wurde das Telegramm per Rohrpost zum Postamt Berlin NW 6 weitergeschickt, wo es um 7.50 Uhr ankam. Bei der Albrechtstraße 9 notierte der Bote auf der Rückseite: „Albrechtstraße 9 ist ein Steinplatz, dort Hochzeit Quinckardt nicht zu ermitteln. Vielleicht Prinz Albrechtstraße 9 anfragen“



Das Telegramm ging also zurück zum Rohrpostamt NW 6 und wurde zum Postamt SW 12 weitergeschickt, wo es um 8.20 Uhr ankam. Der rote Leitvermerk 6 wurde entsprechend durchgestrichen und durch eine 12 ersetzt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.06.2016 11:47:02 Gelesen: 267178# 145 @  
Hallo zusammen,

heute komme ich zum letzten Telegramm, das ich zeigen möchte:

Auslandstelegramm aus Paris mit der Anschrift „Quinckardt Wilmersdorf Paris“. Das Telegramm ging diesmal nicht über das HTA sondern ist direkt nach Wilmersdorf gesendet worden. Ob dieses damit zu tun hat, dass es ein Auslandstelegramm ist – keine Ahnung!



Der Streifen des Druckers wurde auf ein Telegrammformular von Wilmersdorf geklebt. Es ist das einzige Telegramm, dass nicht per Rohrpost sondern direkt per Bote befördert wurde (normaler Stempel, kein roter Leitvermerk). Das Besondere ist hier aber eindeutig der gelbe Aufkleber oben rechts.

Obwohl alle Telegramme aus derselben Stadt Berlin kamen, waren es doch dank der Rohrpost sehr unterschiedliche Exemplare. Ich denke, dass es keine andere Stadt in Deutschland gibt, bei denen 50 Telegramme vom selben Tag so abwechselungsreich sind.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 13.06.2016 20:48:29 Gelesen: 267073# 146 @  
Dr. Fritz Pirkl war der Vetter meines Vaters. Aus meines Vaters Nachlass dieser schöne Brief, von Dr. Pirkl handgeschrieben am 23.06.1983.

Dr. Fritz Pirkl war ein engagierter Politiker in bayerischen Gefilden, Staatsminister und Mitglied des bayerischen Landtages. Ich habe ihn in blasser, aber guter Erinnerung. Er war u.a. auch Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Als meine Tante starb, kam er mit dem Hubschrauber zu den Trauerfeierlichkeiten. Damals dachte ich als junger Bub, das Politiker (ähnlich wie Engel) vom Himmel kämen.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 18.06.2016 08:45:17 Gelesen: 266751# 147 @  
Hallo zusammen,

außer den Telegrammen sind von der Hochzeit noch weitere Dinge erhalten geblieben. Auch wenn es kein philatelistisches Material ist, möchte ich sie hier gerne zeigen:

Die Hochzeit von Richard Busacker und Clara Quinckardt fand im Hotel Prinz Albrecht statt. Dazu wurde für 40 bis 50 Personen der große Saal mit Nebenräumen angemietet. Auf diesem Briefbogen des Hotels sind zwei Menüvorschläge für die Hochzeit. Das Menü mit acht Gängen sollte pro Person 21 Mark incl. Wein kosten.



Ein Vorschlag war:

1. Potage printania
2. Steinbutt (=> Forelle)
3. Holsteiner Kalbsrücken, Rinderfilet
4. Timbal von Krebsen
5. Rehbraten
6. Frischer Stangenspargel
7. verschiedene Nachtische
8. Käsebrötchen und Chestersouffles

Das Hotel Prinz-Albrecht wurde 1887/88 erbaut. Den Namen Hotel Prinz Albrecht hat es seit der Jahrhundertwende. Im Dritten Reich erhielt es traurige Berühmtheit dadurch, dass im Hotel der Sitz der Reichsführung SS war. Rund um das Hotel befanden sich die Gebäude der Gestapo, das Reichssicherheitshauptamt usw.

Viele Grüße
Volkmar
 
merkuria Am: 18.06.2016 09:53:23 Gelesen: 266744# 148 @  
@ volkimal [#147]

Guten Morgen Volkmar,

Danke für das Zeigen dieses schönen Zeitdokumentes. Ja an der Hochzeit wurde wirklich nicht gekleckert. Alleine der Preis von 21 Mark/Person für das Essen entsprach beinahe dem Wochenlohn eines Arbeiters in der Münze München. Dieser betrug im Jahre 1906 23 Mark. Bei 50 Gästen hätte dieser dafür beinahe ein Jahr dafür arbeiten müssen.

Heiraten ist aber auch heute bei uns in der Schweiz nicht ganz billig: Eine Hochzeitstafel inkl. den Getränken/Wein für 50 Gäste kommt da auch auf ca. 8'000 Schweizer Franken (und das nicht in einem solch noblen Hause wie von Dir gezeigt!), was zur heutigen Zeit beinahe zwei Monatsgehältern eines Arbeiters entspricht!

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
volkimal Am: 11.07.2016 17:30:42 Gelesen: 265365# 149 @  
Hallo zusammen,

es ist lange her, dass ich dazu gekommen bin, Stücke aus meiner Sammlung zu zeigen. Zum Abschluss zur Hochzeit von Richard Busacker und Clara Quinckardt am 15 Mai 1906 noch zwei weitere nichtphilatelistische Dinge. Zunächst die Hochzeitszeitschrift:



Da die Texte der Hochzeitszeitschrift etwas blass waren habe ich sie am PC etwas verstärkt.

Das zweite war das Aussteuerverzeichnis:





Da es zum Teil schlecht lesbar war, habe ich zwei Seiten des Originals des Aussteuerverzeichnis abgeschrieben. Später wurden die Angaben korrigiert - wann das geschah ist aber nicht erkennbar. So weit meine Beiträge zur Hochzeit. Nächstes Mal geht es mit anderen Belegen zu Quinckardts weiter.

Viele Grüße
Volkmar
 

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