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Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
Das Thema hat 464 Beiträge:
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Stefan Am: 18.01.2020 14:59:16 Gelesen: 135149# 215 @  
@ achim11-76 [#205]

Es kann ja auch gut sein, dass die Marke nur in Berlin ausgegeben wurde - aber Berlin ist gross und hatte viele Postämter. Ich sehe das so, wenn es eine bestimmte kritische Masse von verschiedenen Stempeln gibt, kann man davon ausgehen, das die Marke verausgabt wurde.

Wie von LK in Beitrag [#34] und 2huhu in Beitrag [#132] bereits darauf hingewiesen, existiert in den Amtsblättern des Reichspostministeriums (Jahrgang 1945) ein Hinweis auf die (geplante) Verausgabung der Mi-Nr. 909 und 910. Nachfolgend ein Scan dieser Verfügung. Mir liegt diese in diesem Fall nicht als Original sondern als Kopie vor, gebunden als Jahrgang 1945 zu einem Buch (daher die schlechte Scanqualität), welche ich (zusammen mit weiteren Jahrgängen) im vergangenen Jahr von einem älteren Sammlerkollegen erwarb:



Entgegen der in dieser Ankündigung geplanten Verausgabung zum 30.01.1945 gelangte die Volkssturmbriefmarke (Mi-Nr. 908) gemäß den Angaben im Michel Deutschland-Katalog im Februar 1945 an die Schalter, für die Mi-Nr. 909-910 wird (vorläufig?) der 21.04.1945 gelistet. Die beiden übrigen Ausgaben werden im Michel-Katalog als nicht verausgabt unter den römischen Katalognummern X und XI geführt.

Der Text im Amtsblatt vom 30.01.1945 ist so formuliert, dass die Verausgabung aller fünf Briefmarken taggleich für den 30.01.1945 angedacht gewesen sei. Es wird verfügt, dass der Verkauf in den Postämtern der Gruppen A bis F bis zum 15.03.1945 zulässig sei, dito wird eine Regelung für die Dauerbezieher von Postwertzeichen (Abonnenten) aufgeführt. Es ist allerdings bekannt, dass sich die Verausgabung der Briefmarken verzögerte bzw. nicht mehr erfolgte...

Für mich klingt der Text im Amtsblatt so, als sei die Produktion aller fünf Briefmarken in der Druckerei (in Wien) bereits erfolgt. Bei den nichtverausgabten Exemplaren Mi-Nr. X und XI sind mit Ausnahme von Exemplaren aus Vorlagekartons (gemäß den Angaben im Michel-Katalog) keine weiteren Stücke bekannt. Eventuell wurde zwischenzeitlich die gesamte Druckauflage vernichtet (bei einem Bombardement der Alliierten?).

Anstatt sich hier darüber zu echoffieren, dass die Belege Nachkriegsproduktionen sein könnten, wäre es doch mal interessant wenn jeder durch seine Sammlung geht und die gestempelten Stücke hier einstellt oder zumindest Ort und Datum nennt. Wenn die Marken nicht verausgabt wurden, dann müssten nur einige wenige Orte und Daten aufpoppen oder halt zumindest ein Stempelgerät müsste auffällig oft vorkommen, wie bei der Potscha Marke, wo es nur zwei oder drei verschiedene Stempel gibt.

In diesem Thema und im Thema "Die Poststempel Berlins" [1] werden in einigen Beiträgen Poststempel aus Berlin aus dem Monat April 1945 gezeigt, womit zumindest für die erste Hälfte des Monats April 1945 die Betriebsbereitschaft einzelner Postämter in Berlin nachweisbar ist.

Gruß
Pete

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?F=1&CP=0&ST=3914&page=0
 
Baber Am: 18.01.2020 15:22:42 Gelesen: 135124# 216 @  
@ hajo22 [#204]

Bei Delcampe wird ein Beleg angeboten, gestempelt vom gleichen Postamt Berlin C25 am 21.4.45 mit Ankunftsstempel am gleichen Tag.

https://www.delcampe.net/de/sammlerobjekte/briefmarken/deutschland/briefe-u-dokumente-6/dr-sa-ss-kpl-auf-r-brief-mit-zuf-auf-portogerechtem-ortsbrief-21-4-1945-429871572.html

Gruß
Bernd
 
BochumerJunge Am: 18.01.2020 20:16:12 Gelesen: 135014# 217 @  
Beide Gebäude waren zwar beschädigt, aber standen noch. C25 als Ersatz für das im Februar total zerstörte C2. Hier ist wohl auch der Gummistempel für den R-Zettel her. Aber ein regulärer Postbetrieb dürfte ausgeschlossen sein, da die Stadtmitte unter schwerem russischen Artilleriefeuer lag.

Was soll der Stempel auf der Rückseite aussagen? Ein Ankunftsstempel innerhalb des selben Postamtes. Oder ist da der Zusteller losgelaufen? Das war dann um 11 Uhr an einem Samstag. Um 13:30 begann der Beschuss der Innenstadt. Eine Postbeförderung halte ich für ausgeschlossen, auch wenn es nicht weit entfernt war. Denkbar ist bestenfalls eine Gefälligkeitsabstemplung.

Aber woher sollte jemand die Marken haben? Denkbar wäre es aus dem zerstörten C2 inclusive Stempel und R-Zettel. Wenn tatsächlich eine Teilauflage die Reichshauptstadt erreicht haben sollte bevor die sowjetische Armee den Ring um Berlin geschlossen hatte.

Alles doch sehr mysteriös. Für mich sind das alles Belege die nach Kriegsende entstanden sind. Wer dafür Geld bezahlen will, der soll es gerne machen.
 
filunski Am: 19.01.2020 00:14:04 Gelesen: 134946# 218 @  
@ Baber [#216]
@ BochumerJunge [#217]

Hallo zusammen,

anscheinend kann man es gar nicht oft genug wiederholen. Spekulationen dazu sind schon genug angestellt worden, die Belege werden dadurch immer noch nicht echt. Details zu dem Warum können hier im Thema und in den entsprechend genannten Literaturverweisen reichlich und ausführlich nachgelesen werden.

Das Fazit ist und bleibt, ALLE DIESE BELEGE SIND FALSCH (inklusive der Stempel, R-Zettel und sonstiger Ausschmückungen), aber wer dafür Geld und auch viel Geld ausgeben möchte, dem bleibt dies unbenommen.;-)

Beste Grüße,
Peter
 
Baber Am: 19.01.2020 11:14:16 Gelesen: 134847# 219 @  
@ filunski [#218]

Hallo Peter,

mit meinem Hinweis auf das Angebot bei Delcampe wollte ich keineswegs die Spekulation anheizen sondern den Vorschlag von achim11-76 (#205) unterstützen. Wenn alle auftauchenden Belege vom gleichen Postamt gestempelt sind, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass es Gefälligkeits- oder sogar Nachstempelungen sind.

Gruß
Bernd
 
filunski Am: 19.01.2020 11:36:55 Gelesen: 134832# 220 @  
@ Baber [#219]

Hallo Bernd,

dein Hinweis auf dieses Angebot ist ja auch völlig in Ordnung und ich wollte dich mit meinem Beitrag keineswegs kritisieren. :-)

Aber man muss da gar nichts mehr vergleichen oder nachprüfen, das ist völlig unnötig und dadurch wird diesem "Müll" nur noch mehr Aufmerksamkeit zugewandt, als dieser es je verdient hätte. Diese Belege sind ALLE, IMMER falsch, alles Nachkriegsproduktionen schmieriger Philatelisten und Händler um gutgläubigen Sammlern und in der unmittelbaren Nachkriegszeit vor allem auch alliierten Besatzungssoldaten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dank des "Nimbus" der diese Belege und diese Marken bis heute umweht, klappt das auch noch immer, selbst wenn dieser Müll als Fälschung angeboten wird.

Deshalb nochmals, es gibt KEINE ECHTEN DR Mi 909/910 SA/SS Belege.

Viele Grüße,
Peter
 
Belgiensammler Am: 19.01.2020 17:49:27 Gelesen: 134694# 221 @  
Hallo,

völlig richtig, es gibt keine echt gelaufenen SA/SS-Briefe. Zur Geschichte kann ich einen Beitrag liefern. Ich bin Postbeamter a.D. und habe 1988 eine Postgeschichte über Passau veröffentlicht. (Archiv für Postgeschichte in Bayern). Da taucht auch die Porblematik mit den PWZ aus der Staatsdruckerei Wien auf. Wegen Bombenangriffen auf Bahnstrecken im März 45 war eine Weiterbeförderung ab Passau nicht mehr möglich. Trotzdem rollten täglich mehrere BP-Wagen aus Wien nach Passau. Darunter befanden sich auch Briefmarken der Staatsdruckerei Wien in Höhe von 6 Millionen RM. Die Marke wurden im Postamt eingelagert und Ende Mai der amerikanischen Militärverwaltung ausgehändigt. Was geschah damit? Ein weiterer Hinweis auf die Zustände der Post nach 45 ist auch interessant. Dem Postpersonal wurde verboten postfremde Personen, insbesondere Briefmarkenhändler, im Schalterbereich Zutritt zu gewähren und mit "postalischen Gegenständen zu hantieren" (März 1947). Man braucht sich also nicht wundern, wenn Machenschaften in so großer Zahl unterwegs sind. Das war nicht nur in Passasu so, sondern überall. Schaut Euch die Geschichte an wie die Situation war. Hatte damals jemand Zeit, wo es uns nackte Überleben ging Briefe zu machen? In den Jahren danach konnte ja alles nachgeholt werden.

Karl
 
Baber Am: 19.01.2020 20:22:35 Gelesen: 134622# 222 @  
@ Baber [#216]

Der in meinem Beitrag angesprochene Beleg bei Delcampe:



Gruß
Bernd
 
Stefan Am: 19.01.2020 21:41:45 Gelesen: 134583# 223 @  
Als Ergänzung zum Beitrag [#215]:

Mir liegen für das Jahr 1945 Kopien der Amtsblätter des Reichspostministeriums der Ausgaben Nr. 1 bis 22 vor, welche vom Vorbesitzer dieses Satzes Kopien zu einem Buch gebunden wurden. Bei dem Amtsblatt Nr. 21 fehlt das Titelblatt. Sollten weitere (spätere) Amtsblätter existieren, so sind mir diese nicht bekannt. Es ist mir ebenfalls nicht bekannt, ob nach Kriegsende im Jahr 1945 weitere Amtsblätter veröffentlicht wurden (und diese ggf. eine anschließend fortlaufende Nummerierung aufweisen, wodurch ein Rückschluss auf fehlende Amtsblätter gegeben wäre). Allgemein ist im Titelblatt des jeweiligen Amtsblattes angegeben, dass das Amtsblatt 2x pro Woche erschien. Nachfolgend eine Übersicht der Veröffentlichungsdaten der Amtsblätter (in Klammern wurden zusätzlich der betreffende Wochentag sowie die Kalenderwoche angegeben). Die Druckerei der Amtsblätter (insbesondere der Druckort) ist mir nicht bekannt.

Amtsblattnr. - Ausgabedatum

01/1945 – 02.01.1945 (Dienstag, KW 01)
02/1945 – 05.01.1945 (Freitag, KW 01)
03/1945 – 05.01.1945 (Freitag, KW 01)
04/1945 – 09.01.1945 (Dienstag, KW 02)
05/1945 – 12.01.1945 (Freitag, KW 02)
06/1945 – 16.01.1945 (Dienstag, KW 03)
07/1945 – 19.01.1945 (Freitag, KW 03)
08/1945 – 23.01.1945 (Dienstag, KW 04)
09/1945 – 29.01.1945 (Montag, KW 05)
10/1945 – 30.01.1945 (Dienstag, KW 05)
11/1945 – 16.02.1945 (Freitag, KW 07)
12/1945 – 23.02.1945 (Freitag, KW 08)
13/1945 – 24.02.1945 (Samstag, KW 08)
14/1945 – 27.02.1945 (Dienstag, KW 09)
15/1945 – 06.03.1945 (Dienstag, KW 10)
16/1945 – 09.03.1945 (Freitag, KW 10)
17/1945 – 13.03.1945 (Dienstag, KW 11)
18/1945 – 16.03.1945 (Freitag, KW 11)
19/1945 – 20.03.1945 (Dienstag, KW 12)
20/1945 – 27.03.1945 (Dienstag, KW 13)
21/1945 – unbekannt (Titelblatt fehlt)
22/1945 – 10.04.1945 (Dienstag, KW 15)

Entgegen der generellen Ankündigung, dass ein Amtsblatt 2x pro Woche erscheinen würde, erschienen im Jahr 1945 nicht generell pauschal zwei Amtsblätter pro Woche. Ich setze allerdings voraus, dass die inhaltlichen Angaben der Amtsblätter, bspw. zu amtlichen Verfügungen im Betriebsablauf, Angaben zur kriegsbedingten Verlagerung von Postämtern, personalrechtlichen Anweisungen usw. zumindest im Ansatz eine gewisse Notwendigkeit besaßen und der damaligen Realität – weitgehend fern von jeglicher rein politischer Propaganda – entsprachen.

Grundsätzlich gilt die Aussage, dass Papier geduldig ist. Mangels anderer Quellen gehe ich erst einmal davon aus, dass die angegebenen Daten (Bsp. Verausgabungsdaten der Amtsblätter) der Realität entsprachen. Es ist ebenfalls davon auszugehen, dass die redaktionelle Tätigkeit zur Erstellung der Amtsblätter zum Datum X einige Tage Vorlauf in Anspruch genommen haben dürfte. Die Anschrift des Verlages, welche die Amtsblätter erstellte, lautete wie folgt: Postzeitungsamt, Dessauer Str. 3-5, Berlin W. Der Verlag hatte demnach seinen Sitz in Berlin. Der Sitz der Druckerei ist, wie beschrieben, nicht bekannt. Die Seitennummerierung der Amtsblätter ist innerhalb eines Jahrgangs fortlaufend.

In den Amtsblättern 01/1945 sowie 04/1945 und 10/1945 werden in der Rubrik „Verfügungen“, Unterrubrik „Allgemeines“ neue Briefmarkenausgaben des Deutschen Reiches angekündigt. Diese Unterrubrik ist i.d.R. auf der Titelseite des Amtsblattes oder auf der nachfolgenden Seite aufgeführt. Das Amtsblatt 01/1945 (Seite 1) kündigt am 02.01.1945 zum Ausgabedatum 06.01.1945 die Verausgabung der Mi-Nr. 907 (600 Jahre Stadtrecht Oldenburg) an. Die Abbildung dieser Briefmarke wird im Amtsblatt 04/1945 vom 09.01.1945 (Seite 13) nachgereicht. Das Ausgabedatum vom 06.01.1945 wird ebenfalls im Michel-Katalog geführt und dort eine Bewertung für FDC angegeben. Im Amtsblatt 10/1945 vom 30.01.1945 (Seite 31) erfolgt die Ankündigung der Mi-Nr. 908-910 und X-XI zum Ausgabedatum vom 30.01.1945, welche in Beitrag [#215] gezeigt wird.

In den Postamtsblättern wird ebenfalls über Neuerscheinungen des Protektorates „Böhmen und Mähren“ berichtet, so auch im rund 3 ½ Wochen später erschienenen Amtsblatt Nr. 13 vom 24.02.1945 in der Rubrik „Mitteilungen des RPM“, Meldung Nr. 1019/1945 (Seite 44) zur Verausgabung einer Dauerserienmarke zu 4,20 Kronen rückwirkend zum 01.02.1945 (B&M Mi-Nr. 142), ohne diese abzubilden.

Ein Abgleich der angekündigten Ausgabedaten in den Amtsblättern des vorherigen Jahres 1944 mit den Angaben im Michel Deutschland-Katalog ergab (soweit mir die Amtsblätter des Jahres 1944 vorlagen) i.d.R. eine Übereinstimmung der Daten und damit keine Phantasiegebilde. Üblicherweise wurden die für die Verausgabung angekündigten Briefmarken auch abgebildet (¾ der tatsächlichen Größe). Sofern zum erstmaligen Ankündigungstermin der betreffenden Briefmarkenausgabe keine Abbildung im Amtsblatt vorlag, wurde diese in einer späteren Amtsblattausgabe nachgereicht. Im Umkehrschluss ist davon auszugehen, dass abbildungsfähige Exemplare aus der Briefmarkenproduktion für die Erstellung des fraglichen Amtsblattes 10/1945 vorgelegen haben. Dies lässt naturgemäß keinen Rückschluss zu, dass die für eine landesweite Verausgabung notwendige Menge an druckfertigen Briefmarken zentral in Berlin zur weiteren Verteilung an die Oberpostdirektdirektionen (und darüber an die einzelnen Postämter) vorlag. Es ist allerdings davon auszugehen, dass dies im Regelfall zutraf, insbesondere für die Verausgabung der Briefmarken einschließlich der Mi-Nr. 907 vom 06.01.1945.

Fazit: Meinem sprachlichen Verständnis nach in Bezug auf die Amtsblattmeldung 10/1945 sowie der Durchsicht der Meldungen zu Briefmarkenneuerscheinungen der Jahrgänge 1944/1945 fasse ich die fragliche Meldung 10/1945, welche in Beitrag [#215] gezeigt wird, tatsächlich so auf, wie es dort niedergeschrieben wurde. Die Verausgabung der Mi-Nr. 908 sowie 909-910 und X-XI war parallel zur Veröffentlichung der Meldung des Reichspostministeriums für den 30.01.1945 avisiert. Aus nicht bekannten Gründen erfolgte die Verausgabung zu späteren Terminen (zumindest Mi-Nr. 908) oder unterblieb zur Gänze (Mi-Nr. X-XI). Die nachfolgenden Amtsblätter des Jahres 1945 (Monate Februar bis April) bis zum Veröffentlichungsdatum vom 10.04.1945 weisen mit Ausnahme der später veröffentlichten Meldung zur Briefmarke „Böhmen & Mähren“ Mi-Nr. 142 vom 01.02.1945 keinen weiteren Informationen über Briefmarkenneuausgaben auf.
Allerdings würde zur fraglichen Überlegung, ob die Mi-Nr. 909-910 nun tatsächlich im April 1945 verausgabt worden wären, das fragliche Amtsblatt aus dem betreffenden Zeitraum (nach dem Erscheinungsdatum des letzten, mir vorliegenden Amtsblattes vom 10.04.1945) fehlen, sofern dieses überhaupt noch kurz vor Kriegsende redaktionell erstellt, gedruckt und an die Postämter verteilt wurde.

Ein Nachweis, ob die Mi-Nr. 909-910 überhaupt verausgabt wurden, lässt sich meinem Eindruck nach nicht mit den vorliegenden Amtsblättern von 1945 führen, allenfalls der Nachweis, dass sonstige Veröffentlichungen zu Briefmarkenneuausgaben des Reichspostministeriums in den Wochen und Monaten zuvor bzw. in einem Fall danach i.d.R. zutreffend und realitätsbezogen waren.

Es lässt sich nun spekulieren, ob nun die für die geplante Verausgabung vom 30.01.1945 notwendigen Mengen an Briefmarken insbesondere der Mi-Nr. 909-910 und X-XI, wie die vorherigen Postwertzeichen auch, bereits Ende Januar 1945 in Berlin (oder an anderen zentralen Punkten?) für eine landesweite Verteilung an die Postämter vorlagen und anstelle einer Verausgabung aus nicht bekannten Gründen dann eine Einlagerung stattfand. Nach Kriegsende wäre dann die Mi-Nr. 909-910 von Berlin aus – auf welchen (mysteriösen) Wegen auch immer - in Sammlerhand gelangt, während die paralllel zur Mi-Nr. 909-910 produzierte Ausgabemenge der Mi-Nr. X-XI verschollen ist oder vernichtet wurde. Es ist zumindest auffällig, dass mit Ausnahme der Stücke von Vorlagekartons der Mi-Nr. X-XI in den vergangenen Jahrzehnten keine weiteren Exemplare bekannt geworden sind.

Alternativ ließe sich spekulieren, dass die eingelagerten Berliner Bestände vernichtet worden sind und aktuell auf dem Sammlermarkt vorhandene Stücke der Mi-Nr. 909-910 aus den (Rest-)Beständen der Druckerei in Wien stammen (gezähnte und ungezähnte Exemplare) bzw. den von Belgiensammler in Beitrag [#221] gemeldeten Sachverhalt von in Passau zwischengelagerten Sendungen aus Wien (Pakete/Kisten o.ä. größerem Umfangs), welche dann nach Kriegsende 1945 möglicherweise in Sammlerhand gelangten. Gemäß den Angaben im Michel-Katalog gilt dies zumindest für ungezähnt gebliebene Exemplare der Mi-Nr. 909-910.

Gruß
Pete
 
marlborobert Am: 19.01.2020 22:42:19 Gelesen: 134530# 224 @  
Eines muß man den Fälschern doch anerkennen, dass deren Werk auch 75 Jahre danach immer noch gutes Geld bringt. Ein wahrer Goldesel sozusagen.

Damit bewahrheitet sich die Weisheit: "Ehrlichkeit zahlt sich aus, Unehrlichkeit noch besser". ;)

Andererseits glaube ich, dass die Leute, die einmal gutes Geld für diese Fälschungen ausgeben, nach einer Weile doch kapieren, dass sie das Geld für nichts verbrannt haben, und suchen das nächste Opfer.

Egal was man tut, werden diese Fälschungen nicht besser, nur die Opfer immer mehr.

Und bezüglich Preisnotierungen im Katalog hätte ich einen Vorschlag: Man muß die Preisnotierungen nicht streichen, sondern die Zahlen so ersetzen: Lehrgeld oder noch besser Deppensteuer. ;)

Grüße,
marlborobert
 
BochumerJunge Am: 20.01.2020 07:24:38 Gelesen: 134442# 225 @  
Hat sich jemand mal gefragt wie es kommt, dass von Berlin mit dem Datum 20. April 45 bzw 21. April 45 keine normalen Postbelege (Briefe, Postkarten, mit "normalen" Marken bzw. Freistempel gibt, aber genannte SA/SS zu hunderten exisitieren?

Es soll wohl vom 20. 3 Belege und 21. (Samstag) 1 Beleg geben.

Wie ist das zu erklären?
 
hajo22 Am: 20.01.2020 10:53:06 Gelesen: 134360# 226 @  
@ BochumerJunge [#225]

Geschäfts-Ortsbrief mit Hitler 8 Pf. gestempelt Berlin N 4 vom 20.4.45 - 15 (Uhr) adressiert nach Berlin N 20.

Überroller (im Briefkasten oder beim Postamt). Da das bezeichnete Zustellpostamt im späteren französischen Sektor lag, wurde der Brief der französischen Besatzungsmacht übergeben, die ihren bekannten Verzögerungsstempel "Weiterlauf durch / Kriegsverhältnisse / verhindert" hier in Kastenform auf dem Brief anbrachte. Diese Briefe wurden meist im August 1949 von den Franzosen der Deutschen Post zur Weiterleitung übergeben.

Einen Feldpostbrief vom 21.4.45 mit Retourvermerk habe ich im Forum schon gezeigt [#51].



hajo22
 
hesselbach Am: 20.01.2020 18:38:32 Gelesen: 134207# 227 @  
@ BochumerJunge [#225]

Es gibt zwei Bände eines bekannten Philatelisten - Jakubek "Thema 3.Reich".

Daraus kurz formuliert so weit ich mich erinnere - Grosser Mangel erleichtert den Zugang zum Stempelkissen (heutzutage reicht wahrscheinlich ein guter Kontakt).
 
hajo22 Am: 20.01.2020 19:40:19 Gelesen: 134162# 228 @  
@ hesselbach [#227]

Kannst Du kurz erläutern, was Du damit meinst?

hajo22
 
22028 Am: 20.01.2020 19:43:52 Gelesen: 134159# 229 @  
@ hajo22 [#228]

Ich gehe davon aus, dass jemand Mangel z.B an Zigaretten hatte er gegen eine Schachtel oder auch nur einige Einzelzigaretten das Stempelkissen (und Stempel) zur Verfügung stellte, heute geht es sogar oftmals nur mit einem guten Kontakt.
 
hajo22 Am: 20.01.2020 19:54:09 Gelesen: 134145# 230 @  
@ hesselbach [#227]
@ 22028 [#229]

An dieser Stelle kann man den thread beenden. Weitere Beiträge oder Diskussionen zum Thema sind damit m.E. sinnlos geworden. Jede weitere Zeile Text wäre Zeitverschwendung.

hajo22
 
spain01 Am: 20.01.2020 20:06:28 Gelesen: 134126# 231 @  
@ hajo22 [#230]

Bevor dieser Threat geschlossen wird, möchte ich noch eine komplette Mache einstellen, die wohl zeigt, mit welchen Mitteln diese Marken als Ganzfälschungen, oft als echt bezeichnet und spektakulär aufgemacht, an Unbedarfte verkauft werden sollen:



Streng vertraulich und vom OKW mit Dienststelle in Wien (war die nicht in Berlin?). Sehr spektakulär. Das Einzige, was zutreffen könnte, wäre, dass die Marken - aber nicht diese "Nachdrucke" - in Wien hergestellt worden waren.

Gruß
Michael

[Redaktioneller Hinweis zum Zement-Direktor Paul Link: Siehe Beiträge [#81] und [#85] / Das OKW hatte nie seinen Sitz in Berlin: https://de.wikipedia.org/wiki/Oberkommando_der_Wehrmacht#/media/Datei:Verlegung_OKW_(1945).jpg ]
 
filunski Am: 20.01.2020 20:07:36 Gelesen: 134125# 232 @  
@ hajo22 [#230]

Warum denn gleich so negativ und destruktiv?

Dass diese Belege nie echt werden, egal wie lange man darüber spekuliert und diskutiert ist uns beiden und inzwischen wohl auch vielen Anderen ja wohl klar. ;-) Aber wenn jemand noch auf weitere, auch nicht allen bekannte Hintergründe dazu hinweist oder Ideen hat, ist und bleibt das doch auch interessant.

Es ist ja lange nicht jeder der hier mitliest und diskutiert ein so hochgradiger Spezialist zu diesem Thema wie du.

Viele Grüße,
Peter
 
hajo22 Am: 20.01.2020 22:51:50 Gelesen: 134053# 233 @  
@ spain01 [#231]

Dieser "Brief" ist ein grausamer Schrott. OKW = Wünsdorf bei Zossen.

hajo22
 
2huhu Am: 20.01.2020 23:20:22 Gelesen: 134034# 234 @  
@ Pete [#223]

Hallo Pete,

endlich mal wieder ein wissenschaftlicher Beitrag der dieses Thema voran bringt! Vielen Dank dafür.

Deine Theorien mit den vernichteten Markenbestände sind für mich schlüssig. Ich halt es für denkbar, dass alle 5 Marken am 31.1 1945 fertig gestellt waren, aber dann durch Kriegseinwirkung vernichtet wurden.

In der Staatsdruckerei Wien wurde sofort begonnen neue Auflage zu drucken. Als Erstes wurde die Volkssturm-Marke gedruckt und ausgeliefert (Anfang März 1945 ?). Dann wurden die SS und SA-Marken gedruckt aber kriegsbedingt nicht mehr oder nur in einer kleinen Teilauflage ausgeliefert.

Ich denke wir sollten uns auch mal intersiver mit dem Ausgabedatum der Volkssturm-Marke beschäftigen. Laut Amtsblatt wurde sie am 31.1.1945 verausgabt. Im Internet habe ich aber nur gestempelte Marke aus dem März 1945 gefunden. Kann jemand eine echt gestempelte Marke/Brief aus dem Februar zeigen?

Grüßle

Holger Reichert
 
hajo22 Am: 21.01.2020 12:26:55 Gelesen: 133874# 235 @  
@ 2huhu [#234]

Es gibt einen Beleg mit der Volkssturmmarke gestempelt 3.2.1945 aus Lorch (Briefmarkenhaus Hermann Sieger). Kannst Du bei http://www.stampsX.de sehen.

Ein früheres Datum ist m.W. bislang nicht bekannt.

hajo22
 
Stefan Am: 21.01.2020 19:20:05 Gelesen: 133734# 236 @  
@ 2huhu [#234]

Deine Theorien mit den vernichteten Markenbestände sind für mich schlüssig. Ich halt es für denkbar, dass alle 5 Marken am 31.1 1945 fertig gestellt waren, aber dann durch Kriegseinwirkung vernichtet wurden.

In der Staatsdruckerei Wien wurde sofort begonnen neue Auflage zu drucken. Als Erstes wurde die Volkssturm-Marke gedruckt und ausgeliefert (Anfang März 1945 ?). Dann wurden die SS und SA-Marken gedruckt aber kriegsbedingt nicht mehr oder nur in einer kleinen Teilauflage ausgeliefert.


Eine Vernichtung der Mi-Nr. 909-910 und X-XI bereits Ende Januar 1945 (allerdings erst nach Drucklegung des Amtsblattes Nr. 10 vom 30.01.1945) durch Kriegseinwirkung wäre nicht auszuschließen, wobei die Lagerung (in einem Lager der Reichsdruckerei in Berlin?) dann unabhängig oder räumlich etwas versetzt von der Mi-Nr. 908 erfolgt sein müsste.

Ein ursprünglicher Gedanke meinerseits lag in der Überlegung, dass die Verausgabung der Volkssturm-Briefmarke (Mi-Nr. 908) sich lediglich um wenige Tage verzögerte. Der im Michel pauschal angegebene Sachverhalt "Februar 1945" ließe eine tatsächliche Verausgabung sowohl Anfang, Mitte oder Ende Februar 1945 zu. Eine Sichtung der wenigen, mir vorliegenden Exemplare (Hauptnummernsammlung und Dubletten) ergab als spätestes Ausgabedatum Mitte Februar 1945, sofern die Entwertung aus Berlin echt wäre.



Hajo verweist in Beitrag [#235] nun auf Samstag, den 03.02.1945 als bisheriges Frühdatum der Mi-Nr. 908, also wenige Tage, dennoch in der gleichen Kalenderwoche wie der ursprünglich avisierte Termin vom 30.01.1945. Demnach wäre die Mi-Nr. 908 nicht (zuerst) neu gedruckt worden. Spekulativ würde es nun natürlich passen, dass das Reichspostministerium den Beschluss fasste, die nicht zum 30.01.1945 verausgabten Mi-Nrn. 909-910 und X-XI neu drucken zu lassen, wobei die Priorität auf den Mi-Nr. 909-910 lag. Diese Briefmarken sind auch heute in ausreichender Stückzahl auf dem Sammlermarkt vorhanden.

Es ließe sich nun weiterhin spekulieren, dass es sich bei der vorhandenen Menge lediglich um eine Teilauflage des Nachdrucks (in Bezug auf die ursprüngliche, sonstwie abhanden gekommene Auflage) handelte, da der Katalogwert auch heute noch etwas höher ausfällt als bei vergleichbaren Zuschlagsmarken aus den Kriegsjahren (die Auflagenzahlen etlicher Sonder- und Zuschlagsmarken ab 1934 sind gemäß den Angaben im Michel-Katalog nicht bekannt). In Wien lagerten unfertige (ungezähnte) Bestände, was auch dafür spricht, dass die (erneute?) Briefmarkenproduktion der Mi-Nr. 909-910 noch nicht abgeschlossen war.

Zu den fünf für den 30.01.1945 geplanten Briefmarken ist in den nachfolgenden Amtsblättern bis zum 10.04.1945 keine Notiz mehr ersichtlich. Für die Mi-Nr. 908 wäre dies sicherlich auch nicht notwendig gewesen, wenn die Ausgabe lediglich wenige Tage später erfolgte, zumal diese Briefmarke bereits in der Meldung zum 30.01.1945 abgebildet war. Vielleicht bestand seitens des Reichspostministeriums die Überlegung/Hoffnung, die anderen vier angekündigten Ausgaben ebenfalls zeitnah nachzureichen (sobald die Neuauflagen eingetroffen wären). In Beitrag [#221] wird darauf verwiesen, dass die Bahnstrecke von Wien nach Berlin ab März 1945 in Passau unterbrochen war.

Ich finde es durchaus anmerkenswert, dass die offensichtlichste Propaganda (aus heutiger Sicht) in den Amtsblättern (bis einschließlich Amtsblatt Nr. 5 von 1945) - die kriegsbedingten Todesmeldungen von Angehörigen der Reichspost - anschließend entfiel und im Amtsblatt Nr. 11 (Seite 33) lapidar die dazugehörige Begründung bereits als Überschrift in einem einzigen Srichwort kurz und knapp genannt wurde: "Papiereinsparung" (Meldung Nr. 36/1945). Die Bekanntgabe von Todesmeldungen wurde auf eine Sonderausgabe vertagt, welche im Bedarfsfall erstellt und publiziert würde. In diesem Punkt wurde in dem Amtsblatt mit offenen Karten gespielt.

Gruß
Pete

Nachtrag zu Beitrag [#223]: Die Amtsblätter des Reichpostminisiteriums wurden in der Reichsdruckerei in Berlin produziert. Dies wird in dem Amtsblatt auf der letzten Seite (unten) mitgeteilt.
 
hajo22 Am: 23.01.2020 13:53:14 Gelesen: 133493# 237 @  
Nach meinen Literatur-Recherchen gibt es die X und XI nur als Probedrucke auf Vorlagekartons bzw. lose nach Ablösung von Vorlagekartons. Daneben gibt es 2 lose Sätze mit geschnittenen Probedrucken.

Eine "Auflage" der beiden Probedrucke hat es meines Wissens nie gegeben.

Ich habe auch noch nie einen Vorlagekarton mit den Probedrucken und Genehmigungsvermerk gesehen.

hajo22
 
hajo22 Am: 23.01.2020 23:04:47 Gelesen: 133282# 238 @  
@ Pete [#236]

Das Briefmarkenhaus Sieger in Lorch wurde vermutlich bevorzugt vom Reichspostministerium mit Neuerscheinungen bedient.

Man kann deshalb davon ausgehen, daß es sich bei dem Beleg vom 3.2.1945 um einen Ersttag der Volkssturmmarke handelt.

hajo22
 
achim11-76 Am: 24.01.2020 07:44:36 Gelesen: 133218# 239 @  
Ich kann mir nicht vorstellen, das von X - XI nur eine handvoll Marken gedruckt wurde. Wenn die Maschine erst mal angelaufen ist, werden da schon ein paar 100 oder paar 1000 Marken in kurzer Zeit gedruckt.

Wir wissen also, es gab Vorlagekartons. Und wir wissen, es gibt ungezähnte Stücke. Was wir nicht wissen, ist die Höhe gedruckte Auflage und was wirklich damit passiert ist oder wo die Auflage verblieben ist. Da es aber ungezähnte Stücke gibt, muss mindestens jeweils 1 ungezähnter Bogen irgendwo überlebt haben. Denkbar wäre auch, das die Marken irgendwo eingelagert wurden und wie bereits vermutet dann durch Fliegerangriff zerstört wurden. Denkbar wäre aber auch, das die Marken (es waren ja damals gültige bzw bald gültige Marken und damit ein Wertpapier) irgendwo "sicher" eingelagert wurden, aber durch die Kriegsereignisse die Leute , die darüber bescheid wussten getötet wurden, die Zugänge zu dem Ort verschüttet wurden usw. Ob die Marken überlebt haben ist nach so langer Zeit natürlich fraglich - ich vermute mal eher nicht. Aber es gibt immer noch Bunkeranlagen, die verschüttet sind und wo seit Kriegsende niemand mehr drin war.
 

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