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Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Das Thema hat 166 Beiträge:
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hajo22 Am: 09.03.2014 10:45:11 Gelesen: 183038# 67 @  
Wer hat negative Erfahrungen mit den Folien der Fa. SAFE gemacht? Ich bewahre meine Sammlung auf Blankoblättern (Marken in Hawidtaschen) unter Safe-Schutz(folien)hüllen auf (Briefe/Dokumente/Marken).

Würde mich interessieren, da ich ansonsten Briefe lediglich in Pergaminschutzhüllen stehend in Pappkartons aufbewahre, hier dürfte keine Gefahr bestehen.

Viele Grüße
Jochen
 
hajo22 Am: 09.03.2014 11:55:38 Gelesen: 183016# 68 @  
Ich hatte auch viele Jahre die SAFE-Spezialblätter für Ganzsachen/Briefe (2 Briefe Vorderblatt, 2 Briefe Rückseite) verwendet. Ich denke, das ist auch nicht unproblematisch. Wenn man einen Beleg aus solch einer Tasche entnimmt und daran riecht, steigt ein saurer Geruch in die Nase. Ich habe daher vor einiger Zeit begonnen auch hier die Alben zu leeren und auf die gute alte Pergamintüte umzusteigen. Der saure Geruch verfliegt nach 5-10 Minuten an der "frischen" Luft.

Ich habe daraufhin Kontakt mit der Fa. Hans Schröder (http://www.archiv-box.de) aufgenommen und mir den Produktkatalog für die Philatelie zusenden lassen. Slogan der Firma: "Kulturgut sicher aufbewahren", Produkte für Museen, Bibliotheken, historische Sammlungen, usw. Ich bin jedoch noch nicht auf deren Produkte - aus Kostengründen - umgestiegen. Ich müßte dann eine radikale Umgestaltung der Aufbewahrung vornehmen.

Bei ALDI gibt es Prospekthüllen DIN A4 (Produktname "REX") aus Polypropylen (PP), die ich seit geraumer Zeit für die Aufbewahrung großformatiger Briefe nutze. Die Hüllen haben 4-fach Lochung und passen damit in jeden normalen Leitzordner. Bislang konnte ich noch keine Schädigungen (auch an älteren) Briefen feststellen.

Daneben verwende ich für die Ganzsachen Kobrablätter und Ordner. Auch hier ist ein gewisser saurer Geruch festzustellen. Vor allem gefährdet erscheinen mir die Bund-Ganzsachen aus der frühen LUMOGEN-Zeit. Gerade bei den ganz wertvollen (teuren) Ganzsachen ist zu befürchten, daß der Lumogen-Streifen (dünn bzw. dick) so nach und nach verschwindet.

Viele Grüße
Jochen
 
Richard Am: 02.06.2014 17:59:23 Gelesen: 181858# 69 @  
Aus dem Bericht über die Jahrestagung des BDB:

Kundenorientiert diskutierten die Mitglieder des BDB bei ihrer Tagung die Problematik bestimmter PVC-Blattschutzhüllen, unter denen nach wie vor starke Verfärbungen von Briefmarken zu beobachten sind. In Zusammenarbeit mit den anderen Philatelieverbänden in Deutschland, besonders dem BDPh, sollen hier künftig weitere Schritte unternommen werden.

Wir können gespannt sein, was der neue Vorstand des BDPh unternehmen will.

Schöne Grüsse, Richard
 
Richard Am: 02.08.2014 09:03:17 Gelesen: 180914# 70 @  
Folienschäden bei Briefmarken

(wm) Der Mülheimer Auktionator Harald Rauhut ist bekanntlich auch Präsident des Bundesverbandes Deutscher Briefmarkenversteigerer (BDB). In dieser Funktion ist er seit Jahren mit dem Thema „Folienschäden auf Briefmarken“ vertraut, die BDB-Mitglied Peter Feuser zuletzt bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des BDB in Bremen nachhaltig wieder zur Sprache gebracht hat. Für sein eigenes Auktionshaus Rauhut & Kruschel zog Harald Rauhut nun die Konsequenz, die er mit nachfolgend wörtlich wiedergegebenem Text im Vorwort zu seinem Katalog der 158. Versteigerung publizierte:

Der Auktionator ist verpflichtet, als Treuhänder eingeliefertes Gut besonders sicher zu verwahren. Aus diesem Grunde haben wir in der Vergangenheit zum Schutz von Einzellosen diese in Folien eingeschweißt. Unter Abwägung aller Interessen und Risiken verzichten wir ab dieser Auktion auf die Verwendung von Hart-PVC-Folien zur Aufbewahrung von Briefmarken, bis auf wenige moderne Ausnahmen.

Die von diversen Herstellern bis heute ohne Warnhinweise in Verkehr gebrachten Hart-PVC-Folien sind nach langjährigen Erfahrungen vieler Berufsphilatelisten und meinen eigenen Erfahrungen nach für die Lagerung von klassischen und vielen semiklassischen Marken ungeeignet. Der Stuttgarter Kollege Peter Feuser hat hierzu bereits vor einigen Jahren eine umfangreiche Ausarbeitung vorgelegt, die auch heute noch gilt. Fakt ist, dass nach Aufbewahrung in Hart-PVC-Folien klassische und semi-klassische Marken (z.B. Deutsches Reich Nr. 63, Flugpost-Rhein-Main, bis hin zu Bund Nr. 119, 136 oder 158) oft deutliche Verfärbungen, sog. „Bleisulfidschäden“, zeigen. Dies betrifft nicht nur Marken der ganzen Welt, sondern auch Vorphilabriefe. Die Kontrollrat Nr. 919F beispielsweise war einige Jahre im Michel teuer notiert, obwohl die Farbe das Ergebnis einer Verfärbung durch Lagerung in falschen Folien war. Wir empfehlen Ihnen, Ihre Briefmarken auf die für die Unterbringung verwendeten Produkte hin zu überprüfen. Bedenkenlos ist Polysterol (HAWID) oder Polyester (Blattschutzhüllen etc.). Insbesondere klassische Marken sollten Sie aus ungeeigneten Hart-PVC-Hüllen sofort entfernen.

 
Richard Am: 03.02.2016 09:23:11 Gelesen: 171329# 71 @  
Folienschäden an Briefmarken – eine philatelistische Katastrophe

wm (01.02.2016) - Das Thema erregt seit Jahren die Gemüter zahlreicher Sammler im In- und Ausland. Es schlägt hohe Wellen, die nicht selten – gerade im Internet und in sozialen Netzen – für endlos viele Einträge sorgen.

Christian Geigle, der Präsident des Bundes Philatelistischer Prüfer, ist mit diesem Thema bestens vertraut und bereits der Titel seines Vortrages deutet die Tragweite an. Mehr dazu wird er am 4. März 2016 ab 12 Uhr im FORUM der Internationalen Briefmarken-Börse München (gleich neben dem Großstand der Deutschen Post) interessierten Zuhörern näher bringen.
 
22028 Am: 03.02.2016 09:30:27 Gelesen: 171324# 72 @  
Zu dem Thema ist auch ein Artikel von Wolfgang Straub in der Februar 2016 Ausgabe der Philatelie.

http://www.bdph.de/fileadmin/Image_Archive/Startseite/Februar_16_Inhalt.pdf

Folienproblematik und Farben. Die Farbtönungsunterschiede beim Aulendorfer Aufdruck der Wohnungsbaumarken (I)
 
Francysk Skaryna Am: 04.02.2016 09:27:22 Gelesen: 171143# 73 @  
Moin

@ Richard [#127]

Das Thema erregt seit Jahren die Gemüter

... ohne, dass sich abschließend etwas geändert hätte. Sonst gäbe es diese Diskussion nicht. Eigentlich schade.

@ Richard [#126]

Die von diversen Herstellern bis heute ohne Warnhinweise in Verkehr gebrachten Hart-PVC-Folien sind nach langjährigen Erfahrungen ... für die Lagerung von klassischen und vielen semiklassischen Marken ungeeignet.

Wir brauchen keine Warnhinweise, sondern problemfreie Aufbewahrungsmittel. Es gibt sicher kein alle möglichen Alterungsumstände ausschliessendes Aufbewahrungsmittel, aber ohne Not durch ungeeignete Materialien weitere negative Umstände hinzuzufügen, ist schon etwas seltsam. Einzig von der Firma Leuchtturm ist mir bekannt, dass sie in einer Übersicht [1] die verwendeten Materialien nennt. Welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, bleibt jedem selbst überlassen. Aber warum tun sich andere Hersteller so schwer damit, wenigstens die Materialien zu nennen?

Gruss

[1] https://www.leuchtturm1917.de/index.php/downloads/dl/file/id/77/kunststoffhüllen_produktinformation.pdf
 
22028 Am: 04.02.2016 10:56:51 Gelesen: 171106# 74 @  
@ Francysk Skaryna [#129]

Es gibt ja mehrere Gutachten, die aber scheinbar zu verschiedenen Ergebnissen / Ursachen kommen.

Solange es keine rechtlich bindenden Gutachten gibt, werden die Hersteller sich wohl hüten irgendwelche Warnhinweise zu drucken da könnten sonst Schadenersatzforderungen in großer Höhe auf sie zu kommen.
 
Francysk Skaryna Am: 04.02.2016 12:49:42 Gelesen: 171050# 75 @  
@ 22028 [#130]

Moin,

Es gibt ja mehrere Gutachten, die aber scheinbar zu verschiedenen Ergebnissen / Ursachen kommen.

Für die unterschiedlichen Ergebnisse muß es ja Gründe geben! Es wäre einmal interessant zu wissen, mit welcher Zielsetzung sie beauftragt wurden. Die Ursachen sind ja bekannt und ändern sich nicht alleine deshalb, weil statt des Käufers (oder seines Interessenvertreters) nun der Händler / Hersteller den Auftrag gibt.

Die Interessenlage ist ebenso nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist, dass man nach wie vor von Herstellerseite das selbe Material verkauft - wissentlich dessen, dass da zumindest ein wohlbegründeter Verdacht besteht. Es ist ja nicht so, als wenn es dazu keine Alternativen gäbe, bei denen die Probleme bislang nicht beobachtet wurden.

Einen derartigen Vorgang hat man ja schon bei den sogenannten Schonfalzen beobachtet, die so lange verkauft wurden, bis sich nicht mehr leugnen ließ, was ohnehin schon länger bekannt war. Was hat man eigentlich daraus gelernt?

Gruss
 
Peter Feuser Am: 04.02.2016 13:20:23 Gelesen: 171030# 76 @  
Gelernt hat man aus der Schonfalz-Affäre (deren Schadenshöhe wohl im niedrigen Promillebereich der Hart-PVC-Schadenshöhe liegt) und der Weich-PVC-Affäre (ebenfalls geringe Schäden) nichts. In beiden Fällen erfolgte nach relativ kurzer Zeit ein Rückruf und die Falze bzw. Weich-PVC-Folien wurden nicht mehr für philatelistische Zwecke vertrieben. Hart-PVC-Folien wurden und werden immer noch seit Anfang/Mitte der 1970er-Jahre -trotz Kenntnis der Gefahren- von den Zubehörherstellern vertrieben. Bereits Mitte der 1970er-Jahre gab es juristische Auseinandersetzungen zwischen geschädigten Sammlern und einzelnen Albenherstellern. Das Verhalten der Zubehörhersteller ist völlig rücksichtslos und unverantwortlich. Es müsste geprüft werden, ob hier nicht gegen Produkthaftungsvorschriften verstoßen wird. Es sollte juristisch geprüft werden, ob den hauptbetroffenen Albenherstellern der Vorwurf der vorsätzlichen Sachbeschädigung gemacht werden kann.

Die von zwei Albenherstellern veranlassten Gutachten niedrig gestellter Institute (Universität Stuttgart bzw. Steinbeis-Institut, Reutlingen) müssen als Gefälligkeitsgutachten angesehen werden. Sie "entlasten" die Folien lediglich durch die Aussage, dass sich eine Migration (also ein Austreten) der schwefelhaltigen Stabilisatorenanteile, nicht nachweisen lasse. Sowohl in Gutachten der höher gestellten Papiertechnischen Stiftung, München, als auch der deutschen sowie der schweizerischen Material-Prüfungsanstalt (EMPA) werden diese Migrationen als Tatsache dargestellt.

Die von den beiden Albenherstellern veranlassten "Gutachten" sind infolgedessen zur Entlastung der Hart-PVC-Folien wertlos.
 
mljpk Am: 04.02.2016 14:43:06 Gelesen: 170993# 77 @  
@ Peter Feuser [#131]

Sehr geehrter Herr Feuser,

eine Produkthaftung scheint aus meiner Sicht durchaus möglich.

Problembereiche für den Anspruchssteller werden in einer Überlegung zu Ihren Schilderungen sein, die Kausalität zwischen fehlerhaftem Folienmaterial und Schaden zu beweisen, die Schadenshöhe zu beziffern (nötige Marktpreisermittlungen zu den geschädigten Marken vorher/nachher), was dann nach meiner Einschätzung auf einen Gutacherstreit hinauslaufen würde, mit gewissen Beweiserleichterungen bei der Ermittlung der Schadenshöhe, jedoch bei einem offenen Beweisergebnis (im Juristendeutsch "non liquet") dies zu Lasten des Anspruchsstellers gehen kann. Da die Diskussion auch schon länger schwelt, dürfte die Verjährung von Produkthaftungsansprüchen von drei Jahren ab Kenntnisnahme von Fehler, Schaden und Person des Herstellers eine zu beachtende Frage sein. Je länger man zuwartet, desto schwieriger wird es für den Geschädigten.

Die Hersteller könnten sich damit exkulpieren, dass bis zum Aufkommen der Diskussion um die Folienproblematik eine mögliche Schädigung nach dem Stand von Wissenschaft und Technik nicht erkannt / vorhergesehen werden konnte. Interessant ist die mir bisher nicht bekannte gewesene Tatsache, dass bei Weichfolien bereits in den 1970er Jahren eine Verfärbungsdiskussion vorlag. Man müsste mal tiefer einsteigen ob und inwieweit die aktuell relevante chemische Reaktion bereits damals bekannt war, was dann dem Hersteller den Einwand fehlender Kenntnis nach Stand der Technik abschneiden könnte, da er aus den damaligen Vorgängen zu den Weichfolien nach dem verhältnismäßig strengen Haftungsmaßstab des „Inbegriffs der Sachkunde, die im wissenschaftlichen und technischen Bereich vorhanden ist, also die Summe an Wissen und Technik, die allgemein anerkannt ist und allgemein zur Verfügung steht" hätte ableiten können, dass eine chemische Wechselwirkung und Schädigung von Marken auch bei Hartfolien auftreten kann.

Soweit mit bekannt ist, wurden doch bereits Prozesse geführt. Können Sie hier Einzelheiten zu den Anspruchsgrundlagen und dem Ausgang und den Hintergründen dazu schildern? War die Produkthaftung dabei ein Thema? Jedenfalls müsste ein Anspruchssteller mit einem konkrekten Verfärbungs- und Papierschaden vorteten, um überhaupt eine Klage versuchen zu können, da bekannterweise ohne Kläger kein Richter zu finden ist.

Dies nur einige kursorische Spontanüberlegungen. Mit Spannung Berichten zu ggf. bereits durchlaufenen Prozessen entgegensehend verbleibe ich mit besten Sammlergrüßen

Jens
 
Peter Feuser Am: 04.02.2016 15:55:50 Gelesen: 170955# 78 @  
Es ging bei meinen eigenen Bemühungen immer um die Verhinderung zukünftiger Schäden. Wegen der Beweisnot der Geschädigten, Verjährung, Gegengutachten usw. müssen Schadensersatzprozesse in Frage gestellt werden, mangels Erfolgsaussichten. Mir selbst sind keine Klagen gegen die Zubehörhersteller bekannt. Nach meinen Informationen wurde im Zuge der Weich-PVC-Affäre Anfang der Siebziger Jahre von einzelnen Zubehörherstellern Schadensersatz an betroffene Sammler gezahlt. Hier gingen sogar Markenteile bzw. -Farben mit den Folien eine physische Verbindung ein, d.h., Farben bzw. Markenteile befanden sich nach einer gewissen Zeit inmitten der Folien! Die Hart-PVC-Problematik hat aber mit der Schadensursache der Weich-PVC-Folien (chemische Weichmacher/Phtalate) nichts zu tun. Bei Hart-PVC-Folien sind die Schwefelanteile in den sog. Stabilisatoren die mutmaßliche Schadensurache.

Die hauptbetroffene Firma X verarbeitet und vertreibt eigenen Angaben zufolge bis heute ausschließlich Hart-PVC, die Firma Y hat nur einen kleinen Teil ihrer Produktion offenbar umgestellt! Dies ist eine echte Katastrophe. Nach Kenntnis des PTS-Gutachtens von 2002 hätten die Hart-PVC-Folien für philatelistische Zwecke nicht mehr angeboten, sondern sogar zurückgerufen werden müssen. Statt dessen werden die Folien bis heute ohne jede Einschränkung, ohne Ausschlusshinweise usw. vor allem von den zwei hauptbetroffenen Firmen vertrieben. Die Schäden dürfen sich m.E. international mittlerweile auf einen dreistelligen Millionenbetrag zubewegen, schließlich haben die Hart-PVC-Folien seit 1975 einen Riesen-Marktanteil erreicht. Jeder Sammler, der beispielsweise seine Deutsches-Reich-Sammlung in Transparent-Albumblättern (mit vorgelagerten Hart-PVC-Folien) unterbringt, schädigt mit großer Sicherheit über kurz oder lang einen Teil seiner Marken, beispielsweise die postfrisch/ungebraucht teuren Mi.Nr. 3, alle Flugpost Rhein-Main, Markwerte der Reichspostausgaben usw. Bei den klassischen Ausgaben sieht es viel, viel schlimmer aus, ein wirklicher Wahnsinn, den der BDPh als sogenannte Interessensvertretung der Sammler und wir alle praktisch ohne Gegenwehr hinnehmen.

Wer sich zusätzlich informieren will, kann das auch in den entsprechenden Threads im BDPh-Forum oder bei stamps-x.
 
mljpk Am: 04.02.2016 16:43:30 Gelesen: 170916# 79 @  
@ Peter Feuser [#78]

Sehr geehrter Herr Feuser,

hat man denn bei den betroffenen Herstellern unter Verweis auf die möglichen Produkthaftungsrisiken (ich denke hier etwa an Instruktionsfehler durch unterbliebene Hinweise auf die beschränkte Verwendbarkeit für Marken mit Bleianteilen in der Druckfarbe) in Kenntnis der von Ihnen benannten Gutachten eine Produktionsumstellung angeregt? Ist Ihnen eine Reaktion hierauf bekannt? Es dürfte doch im ureigensten Interesse der Hersteller sein, hier eine Umstellung zu erreichen, bzw. zumindest Verwendungshinweise zu geben, wenn auch nur ein gewisses Risiko einer schädigenden chemischen Reaktion besteht.

Mit freundlichen Sammlergrüßen

Jens
 
Peter Feuser Am: 04.02.2016 17:06:30 Gelesen: 170897# 80 @  
@ jens

Alle Appelle an die hauptbetroffenen Albenhersteller, auch die von APHV, BPP und BDB (die Anregungen des BDPh-Vorstands kann man kaum als solche bezeichnen), blieben völlig ergebnislos. Natürlich wurde auch jede Diskussion über die Thematik verweigert.

Ich muss mich leider wieder aus der Diskussion aus Zeitmangel ausklinken, bitte Fragen evtl. per PN. Danke.
 
22028 Am: 04.02.2016 18:28:09 Gelesen: 170856# 81 @  
Das Problem mit den Folien ist nun schon seit Jahren bekannt, leider gibt es nach wie vor Unmengen von Sammlern die ihre Marken darin unterbringen. Leider ist es so wie ich sehe die Sachlage nicht einfach. Auch wenn Peter Feuser mit seiner Meinung sicher Recht hat und ich bewundere ihn für seinen Einsatz dafür, solange es kein rechtgültiges Urteil gibt gilt doch immer noch, so schwer es auch sein mag, die Unschuldsvermutung bzw. "in dubio pro reo".

Jegliche Verbände wie APHV, BPP, BDB und der BDPh (letzteren nenne ich auch, wenngleich das Verhältnis von Peter Feuser zum BDPh scheinbar nicht das beste ist) habe sicher nicht die finanzielle Decke sich mit den Herstellern "anzulegen".

In vielen Ortsvereinen, in Foren, in der Philatelie etc. wurde das Problem thematisiert..., es liegt aber zunächst am Sammler selbst sein Meinung zu bilden und Konsequenzen daraus zu ziehen. Nur, viele Sammler interessiert das Thema überhaupt nicht, das sehe ich in meinem Ortsverein immer wieder.

Ich habe die Konsequenzen schon vor mehreren Jahren gezogen und habe ein Albumsystem gefunden das besser und billiger ist. OK, für den 0815 Vordruckalbenfüller ist das System nichts..., der Sammler der Vordruckalben befüllen möchte muss schon etwas Arbeit investieren, und da scheitert es meist...

@ Richard

Du bist ja auch aktiv in Deinem Ortsverein, wie reagieren die Mitglieder da auf das Thema?
 
Peter Feuser Am: 04.02.2016 19:01:45 Gelesen: 170833# 82 @  
@ 22028

wenngleich das Verhältnis von Peter Feuser zum BDPh nicht das beste ist

Sie haben, genau wie ich, in Gotha miterlebt, dass alle BDPh-Landesverbände den Antrag von Jürgen Herbst an den BDPh, auf allerallerniedrigster Stufe in der Folienproblematik endlich aktiv zu werden, abgelehnt wurde. Dies ist eine Schande. Im BDPh-Forum wurde ich wegen kritischer Äußerungen zu diesem Thema gesperrt, Jürgen Herbst sogar lebenslänglich!

Statt die Interessen seiner Mitglieder wahrzunehmen, promotet man im Rahmen der BDPh-Belege-Edition die Hart-PVC-Albenblätter eines der hauptbetroffenen Zubehörhersteller, lässt sich auf Sponsoring ein und macht Schleichwerbung für philatelistische Totengräber.
 
Francysk Skaryna Am: 04.02.2016 20:05:07 Gelesen: 170792# 83 @  
@ Peter Feuser [#82]

Moin,

Im BDPh-Forum wurde ich wegen kritischer Äußerungen zu diesem Thema gesperrt, Jürgen Herbst sogar lebenslänglich!

Mir fiel beim Lesen dieses Satzes ad hoc der Beitrag Original oder Fälschung oder ... in der "Philatelie" ein. Ich habe den Eindruck, als versuche man, in reproduzierbaren Fällen andere Meinungen mundtod zu machen. Maassens Beitrag war meines Erachtens tendenziell und mit dieser Einschätzung stehe ich nicht ganz alleine da. Mit den eigentlichen Aufgaben des Verbandes hat diese Politik herzlich wenig zu tun.

Gruss
 
Francysk Skaryna Am: 05.02.2016 09:17:18 Gelesen: 170682# 84 @  
@ 22028 [#81]

Moin,

Jegliche Verbände wie APHV, BPP, BDB und der BDPh ... habe sicher nicht die finanzielle Decke sich mit den Herstellern "anzulegen".

Man muß ja nicht unbedingt gleich den großen Knüppel schwingen. Die Ursachen sind nun teilweise schon seit gut 100 Jahren ausgemacht [1] und aus den täglichen Erfahrungen lassen sich Empfehlungen herleiten, vielleicht auch im Sinne einer Positivliste, in der die Materialien aufgelistet werden, bei denen die Veränderungen nicht beobachtet wurden. Einziger Pferdefuß wäre, dass nach Änderung der Rezeptur der für die Herstellung benötigten Bestandteile ein Eintrag schnell wieder obsolet werden kann.

Gruss

[1] https://www.bpp.de/de/Folienproblematik.html
 
Richard Am: 06.02.2016 09:43:07 Gelesen: 170539# 85 @  
@ 22028 [#81]

Du bist ja auch aktiv in Deinem Ortsverein, wie reagieren die Mitglieder da auf das Thema?

Hallo Rainer,

obwohl von einigen Mitgliedern Altdeutschland und Deutsches Reich gesammelt, gehandelt und getauscht wird, ist das Interesse an der Folienproblematik genau wie an der Fälschungsproblematik bei Null. An Aufklärung und Vorträgen besteht kein Interesse, mit einer Ausnahme hat niemand auch nur eine Fachzeitschrift abonniert und der Verein spart seit Beginn dieses Jahres die BDPh-Beiträge, er hat sich abgemeldet.

@ Peter Feuser [#82]

Sie haben, genau wie ich, in Gotha miterlebt, dass alle BDPh-Landesverbände den Antrag von Jürgen Herbst an den BDPh, auf allerallerniedrigster Stufe in der Folienproblematik endlich aktiv zu werden, abgelehnt wurde.

Hallo Peter,

ich saß ja als Pressevertreter in der ersten Reihe und habe vieles mitbekommen. Jürgen Herbst, der was vielen nicht bekannt ist im gleichen Verein ein BDPh Verwaltungsratmitglied hat (Aufsichtsrat), war vorher vermutlich noch nie auf einer Hauptversammlung und hat etwas unbeholfen agiert. Das wäre mir wohl genauso gegangen. Meine Versuche, ihn vor der Hauptversammlung per Mail zu erreichen, um ihn über die Abläufe zu informieren, waren erfolglos.

Bei der Ablehnung seiner Anträge ging es nach meiner Überzeugung nicht um die Folienproblematik, sondern um die Finanzen des BDPh. Abgestimmt wird auf der Hauptversammlung nicht von 38.000 Mitgliedern, sondern im wesentlichen von den drei Verwaltungsratvertretern aus Bayern (Ludwig Gambert), Nordrhein-Westfalen (Werner Müller) und Südwest (Peter Kuhm), welche aufgrund ihrer Mitgliederzahl die Stimmenmehrheit und das Sagen haben.

Jede Aktivität, die für Gutachten, Forschungen, Gerichtsverfahren und mehr Beträge in fünf- oder sechsstelliger Höhe kosten kann, muss vom Vorstand und Verwaltungsrat aufgrund der leeren Kasse, der roten Zahlen und der weiter fallenden Einnahmen = Mitgliederzahlen sorgfältig überlegt werden. Schon jetzt fehlen dem BDPh die finanziellen Mittel an allen Ecken und Enden.

Wer sagt "mehr Leistung" sollte auch sagen "wie wird die Mehrleistung finanziert". Die Mehrheit der BDPh Mitglieder lehnt über ihre Vereine und die Landesverbände eine Erhöhung der Kosten ab. Dies wurde schon bei der Abstimmung über die Erhöhung des Jahresbeitrags deutlich: Bayern lehnte jegliche Erhöhung ab, Südwest stimmte soweit ich mich erinnere für 3 Euro mehr im Jahr und nur Werner Müller aus Nordrhein-Westfalen hatte das Plazid der Mitgliedsvereine aus NRW für eine Erhöhung um 6 Euro im Jahr. Aufgrund der Ablehnung von Bayern kam es dann zu einer Erhöhung von 3 Euro im Jahr, das sind weit weniger als 1 Cent täglich an Mehrbelastung für jedes BDPh Mitglied.

Bleibt die Frage, "wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld ?". Neben dem BDPh als Vertreter der Sammler bleibt für mich nur der Handel und die Auktionsfirmen. Mir sind deren Umsatzzahlen und Einnahmen nicht bekannt, aber solche Aussagen wie von Rauhut (Einlieferung von 40 Tonnen) oder Gärtner (zweitgrösstes Auktionshaus der Welt) deuten schon auf ein erhebliches Provisionseinnahmen- und Finanzpotential hin, zumal es alleine in Deutschland von mir geschätzte 100 kleine und grosse Auktionsfirmen gibt.

Während die Auktionsfirmen ein Interesse am Erhalt des Geschäfts und der dafür notwendigen Marken und Belege haben sollten, könnte der Handel teilweise ablehnend reagieren. Wurden und wird dort doch trotz der vielfältigen und bekannten Warnungen in der Presse und in Foren das vermutlich für die Schädigung / Verfärbung der Marken verantwortliche Material weiter angeboten und verkauft. Teile des Handels dürften der Meinung sein, besser nicht für eine Aufklärung zu sorgen, um nicht anschliessend von Sammlern auf Millionenzahlungen verklagt zu werden, weil sie in vermutlicher Kenntnis der Lage Marken-schädigendes Material vertrieben haben.

Das Thema ist vielschichtig und aufgrund fehlender Finanzierung der dringend erforderlichen Massnahmen derzeit kaum einer Lösung, sprich Aufklärung über die tatsächlichen Gründe der Schädigungen näher zu bringen.

@ Peter Feuser

Du bist für mich zum Thema Bleisulfidschäden der Auktions-Ansprechpartner Nr. 1 für meine Frage: Wie sehen Deine Kollegen bei den anderen Auktionsfirmen die Frage der (Mit-) Finanzierung der entstehenden Kosten, wie ich sie oben angesprochen habe ?

Soweit einige Gedanken, zu denen auch gegenteilige Meinungen gerne willkommen sind.

Schöne Grüsse, Richard
 
Peter Feuser Am: 06.02.2016 10:48:32 Gelesen: 170511# 86 @  
@ Richard

Der BDPh als Interessensvertretung der Sammler hat in der Folienaffäre zu keinem Zeitpunkt im Sinne seiner Mitglieder angemessen reagiert. Das Versagen des BDPh und auch der Stiftung wird als größte Schande in die Geschichte beider Institutionen eingehen. Wir haben es immerhin mit der mit Abstand größten vermeidbaren Katastrophe der gesamten Philateliegeschichte zu tun. Schonfalz- oder Weich-PVC-Affären sind absolute Peanuts dagegen. Die Bleisulfidschäden durch Hart-PVC-Folien dürften in vieltausendfacher Größenordnung liegen.

Auf meine persönliche und emotionale Eingabe an Präsident Hartig erhielt ich 2002 noch nicht einmal eine Antwort. Damals gab es noch eine große Menge Geldes durch Mitgliederbeiträge und Stiftungszuschüsse. Der BDPh wusste gar nicht, wohin mit dem ganzen Geld! Auf dem Höhepunkt der Diskussion 2007/2008 nach Erscheinen meines Flyers überließ der Vorstand die Behandlung des Themas "philatelie"-Redakteur Wolfgang Maaßen. In den 15 Jahren seit 2000 gab es nur eine einzige, dillettantisch abgefasste Erklärung des BDPh-Vorstands zur Problematik von Präsident Hartig. Die Appelle von BDB, BPP und APHV im Jahre 2008 waren ganz erheblich detaillierter, fachkundiger und drastischer. BDB und BPP haben meine Bemühungen im Gegensatz zum BDPh-Vorstand nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützt. Hat der BDPh in der Folienaffäre in den 15 Jahren auch nur einen einzigen Cent investiert, um seine Mitglieder vor weiterem Schaden zu bewahren? Vom LV Südwest kam immerhin eine kleine Spende als Zuschuss zu meinen Gerichtsverfahren.

Es kann mittlerweile keinerlei Zweifel mehr daran bestehen, dass der Vertrieb von Hart-PVC-Folien für philatelistische Zwecke vollständig unterbunden werden muss. Mittlerweile ist klar, dass auch eine enorme Anzahl semimoderner und sogar moderner Marken bis 1960 in den Hart-PVC-Folien Bleisulfidschäden erleiden (Ursache im juristischen Sinne ist nicht geklärt). Man schaue sich einmal nur die Unzahl an schweizerischen oder schwedischen Marken aus den 1920/1930er-Jahren an, die sich unter Hart-PVC verfärben. Es ist nicht die Pflicht von BPP oder BDB, die sicherlich jegliche Initiative zur Verhinderung weiterer Bleisulfidschäden im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch finanziell unterstützen würden, sondern vom BDPh als "Verbraucherschutz-Organisation" oder vom APHV (die mutmaßlichen Verursacher der Probleme sind Mitglied im Verband und haben teilweise sogar den "Ehrenkodex" des APHV unterzeichnet!)) hier nun umgehend aktiv zu werden.

Den letzten Versuch anlässlich der Auktionatorentagung 2014, alle Verbände inclusive des APHV in der Sache aktiv werden zu lassen, hat der neue BDPh-Vorstand erneut blockiert. Die finanziellen Aufwendungen für den BDPh, wenn er denn endlich in der Folienaffäre tätig werden würde, werden weit überschätzt. Die Annahme des Antrages von Jürgen Herbst in Gotha hätte den BDPh überhaupt nichts gekostet, allenfalls eventuell daraufhin zu veranlassende Aktivitäten. Äußerst unwahrscheinliche juristische Auseinandersetzungen mit den hauptbetroffenen Albenherstellern sind für den BDPh nach Lage der Dinge erfolgversprechend, d.h., die Kosten für derartige Auseinandersetzungen bleiben dann doch wohl bei den Verursachern des ganzen Elends hängen. Auch die im Raume stehenden Kosten für Langzeitgutachten usw. sind sicherlich weit überhöht. Die Ursache der Bleisulfidschäden durch die Hart-PVC-Folien kann durch einfache Bleiacetattests nachgewiesen werden. Die von den Albenherstellern durch eigene "Gutachten" bestrittene Migration der Schwefelanteile aus den Folien ist Tatsache! Kein Mensch scheint sich auch an der unlauteren Werbung der Zubehörhersteller zu stören, dass die Hart-PVC-Folien "absolut weichmacher- und säürefrei" sind. Hart-PVC-Folien können ohne Weichmacher nicht hergestellt werden! Sie enthalten ca. 1,5 % Ölsäure-Ester als Weichmacher.
 
dietbeck Am: 06.02.2016 17:54:04 Gelesen: 170413# 87 @  
Interessanterweise ist in der neuen philatelie-Zeitschrift ein Artikel über Verfärbungen beim Aulendorfer Aufdruck der Notopfermarken, sprich moderner Marken.

Generell hat in meinen Augen der BDPh wenn schon nicht finanziell so doch mindestens ideell die Sammler zu unterstützen. Und sicherlich könnte der BDPh auf die hauptverantwortlichen Verlage entsprechend Druck ausüben wenn er nur wollte. Das dies nicht getan wird ist ein Skandal und damit tut der BDPh weder sich noch seinen Mitgliedern einen Gefallen. Im Gegenteil er schadet den Sammlern und seinen Mitgliedern bzw. verhindert wider besseren Wissens Schaden von diesen abzuwenden.

dietbeck
 
juni-1848 Am: 07.02.2016 18:34:29 Gelesen: 170230# 88 @  
@ Richard [#85]

obwohl von einigen Mitgliedern Altdeutschland und Deutsches Reich gesammelt, gehandelt und getauscht wird, ist das Interesse an der Folienproblematik genau wie an der Fälschungsproblematik bei Null. An Aufklärung und Vorträgen besteht kein Interesse, mit einer Ausnahme hat niemand auch nur eine Fachzeitschrift abonniert und der Verein spart seit Beginn dieses Jahres die BDPh-Beiträge, er hat sich abgemeldet.

Mal ehrlich: Was soll man dazu noch sagen?

Ich kenne reichlich Sammler, die einzig über die explodierenden Preise der Michel-Kataloge lamentieren, weil sie dann noch weniger übrig haben für Vordruck-Albumseiten mit Hartplastik-Folien.

Fachliteratur sei ja so unendlich teuer - und dann muss man das ganze gekritzelte auch noch lesen - und verstehen - und danach handeln - ker, ker, ker - wem kann so etwas nur zugemutet werden?

Und irgendwann wundern sich die Erben, dass selbst gehaltvolle Sammlungen keine gehaltvollen Preise erzielen. Die letzten drei Nachläße in hochwertigen Alben verschiedener Hersteller habe ich schlichtweg aus "Verpackungsgrunden" liegen lassen! Selbst Stempelfarben und die als unempfindlich geltenden Ganzsachen scheinen sich in Hartplastik auch nicht auf Dauer wohl zu fühlen.

Zu guter Letzt schaut mal auf die Anzahl derer, die dieses Thema gelesen haben! Beschämend wenige - im Vergleich zu vielen anderen Themen!

Sammlergruß, Werner
 
22028 Am: 07.02.2016 19:12:11 Gelesen: 170204# 89 @  
@ juni-1848 [#88]

Völlig richtig und ausführlicher beschrieben was ich in meinen Beiträgen mitteilen wollte. Wie heißt es so oft "Mündiger Bürger", jeder muss, darf und kann selbst entschieden und wenn er auch noch beratungsresistent oder gar ignorant ist dann ist er halt selbst schuld.
 
juni-1848 Am: 07.02.2016 19:42:11 Gelesen: 170186# 90 @  
@ 22028 [#89]

Rainer, ich sehe das sogar noch drastischer!

Wir Sammler, die wir derlei Folien meiden, sind eigentlich gezwungen, bei hochwertigeren Stücken vor dem Kauf zu besichtigen. Sonst kaufen wir die versteckten Schäden gleich mit. Und das mach auf eBay mal einem Verkäufer klar, der so was murmelt wie "Privatverkauf - keine Rücknahme - außer bei fehlerhafter Beschreibung"!

Wenn ich mir alleine die aus "vielerlei Hartplastik" gefischten Infla Queroffset 100.000 oder 5.000 (Mi. 257 und 256) anschaue, wundert mich weder die Vielfalt an Farbnuancen noch der bei zwei Marken rein zufällig festgestellte Fluoreszens- Hauch. Wie das die Farb-Prüfer in Griff kriegen, ist mir, ehrlich gesagt, ein Rätsel.

Sammlergruß, Werner
 
Richard Am: 03.03.2016 09:58:32 Gelesen: 168952# 91 @  
Preussen Nr 1 - Farben und Pigmente

Eine experimentelle Rasterelektronen-Mikroskop (SEM)-Untersuchung mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX)

von Dr. Udo Groß, Berlin

HINTERGRUND

Die erste preußische orange-rote Freimarke 1/2 Silbergroschen/6 Pfennige vom 5.1.1851, gedruckt auf handgeschöpftem Wasserzeichenpapier in Berlin, ist vor allem bekannt wegen der vielfach auftretenden Verfärbungen.

Die erste Beschreibung dieses Sachverhalts stammt von Paul Ohrt [1] aus dem Jahr 1896 und wird mit der vermuteten Verwendung von Bleichromat, PbCrO 4, als Farbpigment erklärt. Alle späteren Publikationen haben diese plausible Aussage ungeprüft übernommen, ohne dass jemals eine experimentelle chemisch-physikalische Untersuchung dazu vorgenommen wurde. Dieser Artikel beschreibt erstmals eine zerstörungsfreie röntgenspektroskopische Untersuchung mit deren Hilfe Druckfarbe, Papier und Poststempel charakterisiert werden können.

HISTORISCHE ZUSAMMENHÄNGE und RECHERCHE

Bevor mit den aufwendigen experimentellen Untersuchungen begonnen wurde, sollte der Stand der Literatur, insbesondere der von historischen Dokumentationen, eruiert werden. Es ging dabei vor allem um den Druckprozess und besonders um eventuelle Rezepturen der Farbpigmente und Zusatzstoffe.

Da Preußen 1850 zum Zeitpunkt der ersten Markenausgabe keine eigene Staatsdruckerei besaß, wurde der Druckauftrag an die Berliner Decker‘sche Ober-Hofbuchdruckerei vergeben. Diese ging am 1.2.1852 durch Verkauf in die Preußische Staatsdruckerei über.

Das „Archiv der Decker‘schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei 1712-1866“ wurde vom Nachfahren der Fam. Decker, Baron H.R. von Decker in Schlesien an die Preußische Staatsbibliothek 1926/27 in Berlin veräußert. Die Sammlung kann heute im Raritäten-Lesesaal der Staatsbibliothek 1 zu Berlin eingesehen werden. Meine Recherche in dem sehr umfangreichen Archiv hat ergeben, dass Decker alle Gesetze, Edikte und Verlautbarungen des preußischen Staates gedruckt hat: so auch das Gesetz Nr.3199 vom 21. Dezember 1849 „Gesetz betreffend die Ermäßigung der Briefporto-Taxe“. Dieses Gesetz legt das Briefporto für das preußische Postgebiet nach Entfernung (in Meilen) und Gewicht (in Loth) fest. Damit war die notwendige Basis für die zukünftigen Freimarken gelegt. Der §3 besagt, dass Anfertigung und Verkauf der Stempel (Marken) durch weitere Reglementierungen festzulegen ist. Das genannte Gesetz trat am 1. Januar 1850 in Kraft. Weitergehende Details über den Druckprozess und die Freimarkenherstellung selbst sind in dem Decker‘schen Archiv nicht vorhanden.

Carl Dieckmann [2], preußischer Ober-Postassistent in Münster schreibt in seiner „Postgeschichte deutscher Staaten“ über die erste deutsche Freimarke, den schwarzen Bayern Franco von 1849, zur Herstellung der Marke: 2 Drucker, 1 Buchbinder, 1 Gummierer und 2 Gehilfen haben im Buchdruck mit einer amerikanischen Druckpresse 300 halbe Bögen a 180 Marken täglich (324000 Marken in der Woche) produziert. Über Pigmente und Druckbedingungen wird nicht berichtet. Ähnliche Aussagen über die Freimarkenherstellung in Preußen macht Paul Ohrt1. In der Berliner Niederlassung hat 1 Arbeiter an einer Presse in täglich 12 Stunden 200 Bögen a 150 Marken gedruckt. (Von der Preußenmarke ½ Sgr. wurden 550.000 Stück verkauft) Diese Information zeigt, wie wenig effektiv die Freimarkenproduktion verglichen mit heutigen Maßstäben zu diesem Zeitpunkt war, und dass die Herstellung sich auch deshalb über eine größere Zeitspanne erstreckte. Im Gegensatz zur „one batch-Herstellung“ sind bei einer täglichen Einrichtung des Druckvorgangs und der Farbmischungen weitere Abweichungen bedingt durch mangelnde Reproduzierbarkeit gegeben.

Die ausführlichste Darstellung zur Preußenausgabe stammt von P. Ohrt. Diese Beschreibung muss nicht wiederholt werden, da sie offensichtlich allen Preußen-Philatelisten bekannt ist und auch im Internet nachzulesen ist.

Die Schwärzungen und Farbvertiefungen einiger Marken bereits relativ kurz nach der Emission, ist dokumentiert. P. Ohrt hat Bleichromat als Farbpigment vermutet und die Farbänderungen mit der Bildung von schwarzem Bleisulfid erklärt. Die nachfolgende röntgenspektroskopische Untersuchung belegt, dass Bleichromat nicht als Pigment verwendet wurde; Blei aber trotzdem als ein Bestandteil des Pigments für die bekannten Farbabweichungen verantwortlich ist.

METHODOLOGIE und APPARATIVES

Eine zerstörungsfreie Untersuchungsmethode zur Bestimmung der Farbpigmente ist die Aufnahme der charakteristischen Röntgenspektren. Ein Rasterelektronenmikroskop (engl. scanning electron microscope, SEM) erlaubt neben der Bildgebung auch die Aufnahme von Röntgenspektren der untersuchten Probe. Das hier verwendete ELMI JEOL JSM-600 mit einer BRUKER EDX Einheit arbeitet mit beschleunigten Elektronen, die im Hochvakuum von ca. 1.10-6 bar die Probe bestrahlen. Die Elektronen werden am Kopf des Tubus in Abb. 1 erzeugt, beschleunigt und fokussiert. Die von dem Untersuchungsobjekt emittierten Röntgenquanten werden energieselektiv von einem Halbleiter-Detektor registriert. Bei dieser Untersuchungsvariante schlagen Primärelektronen aus kernnahen Schalen z.B. der K-Schale der Probe ein Elektron; in die Lücke springt ein Elektron einer höher liegenden Schale z.B. der L-Schale unter Abstrahlung der Energiedifferenz als Röntgenstrahlung. Deren Energie wird detektiert (EDX, energy dispersive X-ray spectra) und gestattet damit die qualitative und quantitative Analyse der vorhandenen Elemente von Objekten von wenigen μm Durchmesser (Punktanalyse). Die Steuerung des Mikroskops und die Auswertung der Messungen erfolgen mit zwei unabhängig voneinander arbeitenden Computern.



Bild 1 Elektronenmikroskop JEOL 600

Eine weitere, öfter verwendete Methode ist die Röntgenfluoreszenz-Methode, XRF, die wesentlich billiger ist und ein transportables Gerät zur Untersuchung erlaubt. Damit sind beispielsweise Messungen an Gemälden vor Ort in Museen möglich. Bekanntermaßen unterliegen Kunstwerke von van Gogh, Seurat u.a., die im letzten Jahrhundert partiell auch mit Chrome Yellow (Bleichromat) gemalt wurden auch diesen chemisch bedingten starken Farbveränderungen. Diese wurden mit aufwendigen wissenschaftlichen High Tech Verfahren aufgeklärt. [3]

Der wesentlichste apparative Unterschied ist die Verwendung von Röntgenstrahlung bei der Röntgenfluoreszenz im Gegensatz zum Elektronenstrahl bei EDX. Der wesentliche Vorteil bei der von mir genutzten Methode besteht in der Analyse von „Low Z-elements“, also chemischer Elemente kleiner Ordnungszahlen beginnend mit Z 5 (Bor) bis Z 14 (Silicium), d.h. mit dieser Vorrichtung ist z.B. auch ein zweifelsfreier Nachweis des Pigments Ultramarin blau, einem Natrium-Aluminiumsilikat-Clathrat mit Polysulfid-Radikalionen, Na 7Al 6Si 6O 24S 3, möglich.

Prinzipiell muss man sagen, dass dieses Analysenverfahren nur Einzelelemente der Probe detektiert und nicht das gesamte Molekül, dem sie entstammen. Es obliegt dann dem Fachmann, zusammen mit anderen Fakten die richtige Zuordnung zu treffen. Eine höhere Auflösung auf der Energie-Skala wie bei ESCA (Electron Spectra for Chemical Analysis) erlaubt die Besetzung der Bindungsorbitale zu bestimmen und damit auch das Erkennen von Oxidationszahlen und somit eine weitergehende chemische Zuordnung.

RÖNTGENSPEKTREN von PREUSSEN NR 1, 1851

Zur Farbuntersuchung wurde die gestempelte Marke mit dem 4 Ring-Nummernstempel 1427 (Preußisch Stargard) Bild 2b verwendet. Die Farbe ist offensichtlich nicht mehr frisch und ist einer Farbveränderung nach karmin-rosa unterlegen. Paul Ohrt hat in seinem bekannten Artikel [1] von 1896 die Farbe des ursprünglichen ½ Silbergroschen mit „lebhaft hellziegelrotorange bis stumpfdunkelorange“ beschrieben, vermutlich wie in Bild 2a dargestellt.



Bild 2a



Bild 2b

Das allgemein vermutete Bleichromat hat im Wesentlichen zwei Farbnuancen:

1. Gelb (chrome yellow), Formel PbCrO 4 bzw. hellgelb Mischkristall PbCrO 4 . PbSO 4
2. Rot (chrome red) Formel PbCrO 4 . PbO

Die Herstellungsreaktionen sind nahezu identisch, werden jedoch entscheidend durch die pH -Bedingungen bestimmt. Im stark Sauren (pH 1) entsteht das gelbe Pigment, im Neutralen oder schwach alkalischen Milieu (pH 7-8) wird Chrom Rot gebildet. Keine der beiden Varianten treffen auf die Farbe von 2a zu.

Offensichtlich kann man Mischungen von beiden Verfahrensvarianten zu orange-rot unter den damaligen unzureichenden technischen-analytischen Bedingungen nicht ausschließen.

BLEIOXID STATT BLEICHROMAT !

Gleichzeitig mit dieser Untersuchung habe ich auch aus Vergleichsgründen die klassische schwedische Marke SVERIGE Mi #4, Atta Skill Bco [4] von 1855 (Bild 3) untersucht: die Farbe ist gelb-orange und das Farbpigment an Hand des Röntgenspektrums eindeutig Bleichromat!

Dagegen ergibt die Messung von Preußen 1, Bild 2b überraschenderweise die Abwesenheit jeglicher Chromverbindung und somit von Bleichromat, PbCrO 4. Als das charakteristische Farb-Pigment tritt dagegen Bleioxid auf, offenbar als ein Gemisch von Pb(II)O und Pb3O 4. Die Messungen wurden mehrfach aus Gründen einer gesicherten Aussage an verschiedenen Positionen der Preußenmarke vorgenommen, jeweils mit demselben Ergebnis: Chrom negativ, damit auch kein Bleichromat vorhanden!



Bild 3 Schweden 8 Skill [4], Facit-Katalog 4f



Bild 4 Röntgenspektrum der Preußenmarke #1 (Bild 2b)

Blei ist als die Hauptkomponente der Probe zweifelsfrei im intensivsten Peak Kα bei 2,4 keV zu erkennen (Bild 4). Unmittelbar daneben relativ wenig Schwefel aus PbS und Calciumsulfat als Papierfüller. Chrom dagegen ist wie auch Eisen (Fe) nicht vorhanden! Der intensive Sauerstoff-Peak des Oxids liegt weit links bei 0,5 keV. Davor befinden sich Signale von Ca, C und S, die als Füllstoffe dem Papier zugeordnet werden. Die starken Peaks von Aluminium und Silicium stehen für Kaolin (China Clay, Tonerde), einem Hauptbestandteil des Papiers.

BLEI-PIGMENTE und DAS PROBLEM DER MARKEN-VERFÄRBUNG

Zum Zeitpunkt der ersten Briefmarken von Penny-Red, US #1, 1847, Preußen und altdeutsche Staaten, Schweden Skilling Banco u.a.m. war die technische Seite der Pigmentherstellung und Druckverarbeitung nur mangelhaft entwickelt. Alle diese Tätigkeiten und Fähigkeiten waren vielmehr Handwerk als Wissenschaft. Die exakte Gehaltsbestimmung der Pigmente war nicht möglich, ebenso die reproduzierbare und identische Herstellung von weiteren Farbansätzen. Geringe Abweichungen in den Parametern wie Zusammensetzung der Mischung, Zusatzstoffe und Öle, Partikelgröße der Pigmente, Viskosität und Rührung, Feuchtigkeit des Druckpapiers und Qualität des Druckzylinders bewirkten unmittelbar Variationen im Farbbild der Briefmarke.

Unabhängig davon, unterliegen etliche Farbpigmente einer natürlichen Alterung durch chemische Reaktionen oder durch Wechselwirkungen im Farbsystem. Einige Länder (USA [5], [6], England etc.) haben Bleioxide, insbesondere Pb3O 4, (englisch: red lead) als Pigment verwendet. So hat England, das 1850 bereits auf eine 10-jährige Tradition in der Briefmarkenherstellung zurückblicken konnte, Preußens Postverwaltung in seinen Anfängen Hilfe bei der Freimarkeneinführung angeboten. Eventuell ist das eine Erklärung für die frühe Verwendung von Red Lead in Preußen.

Die Herstellung von Bleioxid [5] ist relativ einfach, während sich dagegen für Bleichromat in der Regel eine weitere Reaktionsstufe nach der des Bleioxids anschließt. Für das Bleioxid ist die exakte Temperaturführung bei der Zersetzung von Bleikarbonat, PbCO 3, wichtig: Zunächst bildet sich bei über 350⁰ C rotes α-PbO (Litharge), das bei 480⁰ C in die gelbe β-Modifikation übergeht. Weiteres Erhitzen im Luftstrom bei 500-550⁰C führt zu Bleimennige, Pb 3O 4, das sich oberhalb dieser Temperatur unter Sauerstoffabgabe wieder zu Pb(II)O zersetzt. Dieser Schritt war nur schwer zu beherrschen, so dass letztlich immer Gemische (und damit Farbmischungen!) der Bleioxide vorlagen.

Diese Bleioxide unterliegen wie etliche andere Metalle auch, der Reaktion mit Schwefel-Wasserstoff zum schwarzen Sulfid gemäß Gl. 1. Offensichtlich war der preußischen Postverwaltung dieser Sachverhalt sehr wohl bekannt, denn ganz bewusst wurde bei den Marken Mi 6-13 anstelle des Wasserzeichens ein Schutzunterdruck von Bleikarbonat über die gesamte Markenfläche aufgebracht (siehe Bild 5).

Pb²+ + S²- ─ ─→ PbS pKL 29 Gl. 1

Blei-Ionen reagieren mit Sulfid-Ionen in saurer Lösung in einer trivialen Fällungsreaktion unter spontaner Bildung eines schwerlöslichen braun-schwarzen Niederschlags von Bleisulfid. (Diese Reaktion ist keine Oxidation, da kein Elektronentransfer und damit Wechsel der formalen Oxidationsstufen stattfindet im Gegensatz zur Reaktion von Gl.2.)

Mit Hilfe eines Oxidationsmittels jedoch, z.B. Wasserstoffperoxid, wird das schwarze Bleisulfid zum weißen Bleisulfat oxidiert (Gl.2) und damit wieder entfernt.

PbS + 4 H 2O 2 ──→ PbSO 4 + 4 H 2O Gl.2



Bild 5 Mi 9, PbCO 3-Unterdruck umgewandelt in schwarzes PbS

Diese Methode der Farbauffrischung ist nicht neu; sie wurde bereits 1894 vom London Philatelist empfohlen.

DIE DEGRADATION VON BLEICHROMAT IN DER KUNST

Gelbes Bleichromat wurde wegen seiner intensiven Farbkraft nicht nur für Druckpigmente sondern auch von den Malern zum Ende des vorigen Jahrhunderts häufig verwendet. Bekannt sind vor allem die Werke V. van Goghs. Durch K. Janssens und Mitarbeiter [3] konnten die Degradationsreaktionen in den Pigmenten aufgeklärt werden. Dabei zeigte sich, dass Sulfid aus der Umgebung eine entscheidende Rolle spielt. Im Gegensatz zur einfachen Bleisulfid-Reaktion auf der Preußenmarke Nr. 1, die im chemischen Sinne keine Oxydation darstellt, wirkt hier aber Chrom VI als bekanntes starkes Oxydationsmittel gemäß folgender Gleichung

8 CrO 4²- + 2 OH- + 3 S²- ←─→ 8 Cr 3+ + 20 OH- + 3 SO 4²- (Gl. 3)

Dabei wird Chrom VI zu Chrom III (grün) reduziert. Dieses Chromoxid, Cr 2O 3 . 2H 2O, das Pigment Viridian Grün, ein sehr intensives Dunkelgrün dunkelt die einst gelben Partien der Gemälde in einem sehr langsamen aber kontinuierlichen Prozess ab. Im Gegenzug wird das Sulfid zu Sulfat oxydiert. Es ist bemerkenswert, dass die besondere Beachtung der Raumluft-Atmosphäre in den modernen Ausstellungs- und Museumsräumen bezüglich Temperierung, Feuchtigkeit, UV-Schutz und Frischluft den chemischen Alterungsprozess nicht verhindern konnte.

DIE FOLIENPROBLEMATIK

Die oben dargestellten chemischen Zusammenhänge zeigen, wie einige klassische Marken natürlichen Alterungsprozessen und Verfärbungen unterliegen können, wenn sie beispielsweise bleihaltige Verbindungen enthalten. In Deutschland sind vor allem einige Marken der altdeutschen Staaten betroffen, und es hat entsprechende Diskussionen unter vielen betroffenen Philatelisten gegeben, was unter anderem in den Sammlerforen seinen Ausdruck findet.

Der chemische Hintergrund ist wie geschildert meistens bekannt und betrifft Briefmarken dieser Zeit weltweit. Ich habe hier insbesondere auch das Schicksal von Bleichromat in einer Redox-Reaktion in Gl. 3 erwähnt, obwohl Preußen #1 dieses Pigment nicht enthält. Die anstatt dessen verwendeten Bleioxide verursachen ähnliche Verfärbungen jedoch nach einem abweichenden Reaktionsmechanismus.

In der breiten Diskussion zu diesem Problem wurde viel Zutreffendes gesagt, dem ich mich inhaltlich durchaus anschließe z.B. dem BAM-Gutachten und auch der Stellungnahme des BPP auf seiner Web-Seite. Insgesamt ist es jedoch nicht nur-aber auch-ein Folienproblem. Natürlich immer dann, wenn Folien aus Herstellungs- oder Stabilitätsgründen S 2- oder reaktive Vorstufen davon enthalten. Grundsätzlich muss man aber festhalten, dass durch die Art und Wahl der Aufbewahrungsbedingungen das Schicksal dieser Marken bestimmt wird.

Danksagung

Herrn Thomas Dollmann von der arge-preussen danke ich für die Bereitstellung der Scans der Bilder 2a (Mi 1) und 5 (Mi 9).



Bild 6 Raster-Elektronenmikroskop mit Autor


LITERATUR

[1] Paul Ohrt in „Permanentes Handbuch der Postfreimarkenkunde“, Kapitel Preußen, herausgegeben von Hugo Krötzsch, Leipzig 1896
[2] Carl Dieckmann, Postgeschichte deutscher Staaten seit einem halben Jahrhundert; unter Berücksichtigung der Einführung der Freimarken, Leipzig 1896
[3] Angew. Chem. Int. Ed. 2013, 52, 11360 und Zitate darin H. Tan, He Tian, J. Verbeeck, L. Monico, K. Janssens und G. Van Tendeloo, Nanoscale nvestigation of the Degradation Mechanism of a Historical Chrome Yellow Paint by Quantitative Electron Energy Loss spectroscopy
[4] Udo Groß, FFE Journal, zur Veröffentlichung vorbereitet: A colour-ink study of some Swedish Skilling Banco stamps, 1855-58
[5] Udo Groß, FFE Journal Nr. 18, 2015: The 1847 US Number #1stamp, Franklin 5c, an experimental colour-ink study
[6] Wade E. Saadi, The Chronicle of the U.S.Classic Postal Issues, 2013, Vol. 65, 244

Copyright © 2015 by Udo Groß
 

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