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Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
Das Thema hat 3369 Beiträge:
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evwezel Am: 06.06.2023 18:24:10 Gelesen: 128358# 2895 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich zeige euch mal wieder eine Feldpostkarte vom ersten Weltkrieg. Leider fehlen mir noch drei Wörter. Hat jemand eine Lösung?

Viele Grüße,

Emiel

---
Balkan, geschrieben den 2. Oktober 1917.

Lieber Herr Oberlehrer!

Vor ungefähr einem Monat schrieb ich Ihnen
einen ausführlichen Brief, dessen Empfang Sie mir
noch nicht bestätigt haben. Es wäre schade, wenn er
verloren gegangen sein (…). Ich war inzwischen
14 Tage auf Beobachtung, bin jetzt einen Monat
zur Fernsprechzentrale unseres Gefechtsabschnittes ab-
kommandiert. Allerhand Betrieb, das können Sie
nur glauben, anders als in Ehrenbreitstein auf
dem „Westwall“(?) oder nach (…). Schreiben Sie
mir bitte wieder und seien Sie herzlichst
gegrüßt von Ihrem treuen
Walter Ackermann
---


 
DERMZ Am: 06.06.2023 18:52:00 Gelesen: 128348# 2896 @  
Hallo Emiel,

ich hoffe, ich kann helfen - nur das letzte Wort kann ich auch nicht deuten - tut mir leid.

Balkan, geschrieben den 2. Oktober 1917.

Lieber Herr Oberlehrer!

Vor ungefähr einem Monat schrieb ich Ihnen
einen ausführlichen Brief, dessen Empfang Sie mir
noch nicht bestätigt haben. Es wäre schade, wenn er
verloren gegangen sein sollte. Ich war inzwischen
14 Tage auf Beobachtung, bin jetzt einen Monat
zur Fernsprechzentrale unseres Gefechtsabschnittes ab-
kommandiert. Allerhand Betrieb, das können Sie
nur glauben, anders als in Ehrenbreitstein auf
dem „Westwall“ oder nach (…). Schreiben Sie
mir bitte wieder und seien Sie herzlichst
gegrüßt von Ihrem treuen
Walter Ackermann


Beste Grüße Olaf
 
evwezel Am: 06.06.2023 20:14:33 Gelesen: 128320# 2897 @  
@ DERMZ [#2896]

Hallo Olaf,

vielen Dank für deine schnelle Hilfe! Ich hatte das zweite fehlende Wort auch als „Westwall” gelesen, aber ich war nicht ganz sicher.

Deine Bestätigung hat mich überzeugt, dass diese Lesung richtig ist! Der „Westwall” in Rheinland Pfalz ist mir eigentlich nur vom zweiten Weltkrieg bekannt.

Viele Grüße,

Emiel
 
evwezel Am: 07.06.2023 10:01:44 Gelesen: 128060# 2898 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich möchte euch noch einmal langweilen mit einem Feldpostbrief vom Ersten Weltkrieg. Diesmal handelt es sich um ein Gedicht. Leider fehlen mir noch einige Wörter. Hoffentlich kann jemand mir weiterhelfen.

Viele Grüße,

Emiel

---
Seite 1

Die Moschee

Wenn die Sonne sich nach Westen senkte
Und die Himmel purpurrot erglühte,
Wenn des Tages Lärm sich mählich legte,
Frieden bei den Menschen Eingang suchte,
Dann erschallte wohl in früh’ren Zeiten
Durch die klare Luft des heißen Südens
Des Muezzins(?) Stimm‘ vom Minarette,
Der die Glaub’gen ans Gebet ermahnte .
„Allah“ rief er; und die (…) trugen
Leichtbeschwingt die Stimme (…) (…).
Und die Glaub’gen beugten sich nach Mekka,
Ihre Lippen riefen gleichfalls „Allah“.-

Jetzt wandle ich durch all die Straßen;
Von den Häusern steh‘n noch Mauer, Trümmer
Weit verstreut liegt ringsum Schutt und Asche,
In den Gärten wuchert‘s wild und üppig

Seite 2

Die Moschee allein ist unverletzt.
Wie ein Finger nach dem Himmel weisend
Zeigt das schlanke Minarett nach oben
Als ein mahnend Zeichen aus den Trümmern.
Doch kein „Allah“ schallt mehr durch die Lüfte
Kein Munde ruft mehr zum Gebete,
Und kein Glaub’ge wendet sich nach Mekka -
Die Moschee liegt stumm gleich die Umgebung.
Und so träumt sie, wenn die Sonne sie (…),
Wenn die Mittagshitze alles senget,
Wenn der Abend naht mit seiner Kühle,
Träumt von Allah und von besseren Zeiten…

Gedichtet im Feldlazarett Rabrowo[1].
7.8.1917

[1] Vermutlich https://en.wikipedia.org/wiki/Rabrovo,_Valandovo

---


 
DERMZ Am: 07.06.2023 10:38:01 Gelesen: 128045# 2899 @  
Hallo Emiel

warum langweilig? Ich versuche mich mal wieder, bin mir aber auch nicht sicher.

Seite 1

Die Moschee

Wenn die Sonne sich nach Westen senkte
Und die Himmel purpurrot erglühte,
Wenn des Tages Lärm sich mählich legte,
Frieden bei den Menschen Eingang suchte,
Dann erschallte wohl in früh’ren Zeiten
Durch die klare Luft des heißen Südens
Des Muezzins Stimm‘ vom Minarette,
Der die Gläub’gen ans Gebet ermahnte .
„Allah“ rief er; und die Leute trugen
Leichtbeschwingt der Stimme Hauch vernommen (???).
Und die Gläub’gen beugten sich nach Mekka,
Ihre Lippen riefen gleichfalls „Allah“.-

Jetzo wandle ich durch all die Straßen;
Von den Häusern steh‘n noch Mauer, Trümmer
Weit verstreut liegt ringsum Schutt und Asche,
In den Gärten wuchert‘s wild und üppig

Seite 2

Die Moschee allein ist unverletzt.
Wie ein Finger nach dem Himmel weisend
Zeigt das schlanke Minarett nach oben
Als ein mahnend Zeichen aus den Trümmern.
Doch kein „Allah“ schallt mehr durch die Lüfte
Kein Munde ruft mehr zum Gebete,
Und kein Gläub’ge wendet sich nach Mekka -
Die Moschee liegt stumm gleich die Umgebung.
Und so träumt sie, wenn die Sonn' sie gerötet (???),
Wenn die Mittagshitze alles senget,
Wenn der Abend naht mit seiner Kühle,
Träumt von Allah und von bessren Zeiten…

Gedichtet im Feldlazarett Rabrowo[1].
7.8.1917

Viele Grüße Olaf
 
volkimal Am: 07.06.2023 11:04:17 Gelesen: 128030# 2900 @  
@ DERMZ [#2899]
@ evwezel [#2898]

Hallo Emiel und Olaf,

danke für die Vorarbeit. Ein paar Stellen lese ich anders. Hier meine Version:

Die Moschee

Wenn die Sonne sich nach Westen senkte
und der Himmel purpurrot erglühte,
Wenn des Tages Lärm sich mählich legte,
Frieden bei den Menschen Eingang suchte,
Dann erschallte wohl in früh’ren Zeiten
Durch die klare Luft des heißen Südens
Des Mueddins Stimm‘ vom Minarette,
Der die Gläub’gen ans Gebet ermahnte .
„Allah“ rief er; und die Stunde trugen
Leichtbeschwingt der Stimme Hauch (???).
Und die Gläub’gen beugten sich nach Mekka,
Ihre Lippen riefen gleichfalls „Allah“.-

Jetzo wandle ich durch all die Straßen;
Von den Häusern steh‘n noch Mauer, Trümmer
Weit verstreut liegt ringsum Schutt und Asche,
In den Gärten wuchert‘s wild und üppig

Die Moschee allein ist unverletzt.
Wie ein Finger nach dem Himmel weisend
Zeigt das schlanke Minarett nach oben
Als ein mahnend Zeichen aus den Trümmern.
Doch kein „Allah“ schallt mehr durch die Lüfte
Kein Mueddin ruft mehr zum Gebete,
Und kein Gläub’ ger wendet sich nach Mekka -
Die Moschee liegt stumm gleich die Umgebung.
Und so träumt sie, wenn die Sonn' sie grüßet,
Wenn die Mittagshitze alles senget,
Wenn der Abend naht mit seiner Kühle,
Träumt von Allah und von bessren Zeiten…

Gedichtet im Feldlazarett Rabrowo[1].
7.8.1917



Beim fehlenden Wort auf der ersten Seite passt "vernommen" zwar vom Inhalt, nicht aber vom Schriftbild. Das fehlende Wort enthält entwerder ein "d" oder ein "rl" wie in "unverletzt". Bisher habe ich noch keine Lösung gefunden.

Das Wort "Mueddin" kommt aus dem Englischen. Schau einmal ins Internet.

Viele Grüße
Volkmar
 
Gauss Am: 07.06.2023 11:24:50 Gelesen: 128023# 2901 @  
und die Winde trugen ... vondannen.
 
evwezel Am: 07.06.2023 11:29:02 Gelesen: 128022# 2902 @  
@ DERMZ [#2899]
@ Volkimal [#2900]

Hallo Olaf und Volkmar,

vielen Dank für die Überarbeitung! Nein, langweilig ist es bestimmt nicht. Es macht mir unglaublich viel Spaß den Text mit eurer Hilfe lesen zu können!

Viele Grüße,

Emiel
 
evwezel Am: 07.06.2023 14:37:53 Gelesen: 127963# 2903 @  
@ Gauss [#2901]

Hallo Gauss,

Das ist super! Vielen Dank für Deine Hilfe, das hätte ich niemals herausbekommen.

Viele Grüße,

Emiel
 
evwezel Am: 07.06.2023 22:44:55 Gelesen: 127807# 2904 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich brauche noch einmal eure Hilfe. Es handelt sich wieder um ein Feldpostbrief von Walter Ackermann. Er ist verzweifelt, weil er schon wochenlang vergebens auf Antwort auf seinen Brief wartet.

Den Text konnte ich ziemlich gut lesen, aber an einigen Stellen bin ich nicht ganz sicher.

Viele Grüße,

Emiel
-----

Seite 1

Balkan, Villa Schäfer den 22.10.17.

Sehr geehrter Herr Oberlehrer!
Lieber Kamerad!

Vergebens harre[1] und hoffe ich auf
ein Zeichen des Gedenkens. Sie werden
mich doch ganz vergessen haben?
Oder, ich will einmal naiv schreiben,
hat mich irgend einer bei Ihnen an-
geschwärzt[2]? Ich sehne[3] mich (…)lich nach
einen Brief von Ihnen. Denn an den
langweiligen Tagen der Regenzeit, die
nun begonnen hat, denke ich so oft an
die Zeit, in der Sie noch mit mir


[1] harren = mit bestimmter innerer Erwartung über eine gewisse Zeit hin auf ein Ereignis oder eine Person warten
[2] anschwärzen = jemand schwarz machen
[3] sehnen = innig, schmerzlich, sehnsüchtig nach jemandem, etwas verlangen


Seite 2
zusammen das Kaisers Rock tru-
gen.
Wie ich Ihnen vor etwa 2 Wo-
chen schrieb, bin ich zur Trupp ab-
kommandiert. Die ersten 14 Tage war ich
auf den Gefechtsstand, jetzt bin ich
auf der Villa. Das ist ebenfalls eine
Zentrale. Die liegt auf einem hohen
steilen Felsen[4], dem Kala Tepe[5], noch
vor der Feuerstellung unserer Batterie.
Das ist gerade nicht angewesen, beson-
ders in den letzten Tagen und Nächten,
in denen der Feind Trommelfeuer[6]
unterhält. Da befindet man sich zwi-
schen eigenen und feindlichen Feuer.
Aber: Wir Deutsche fürchten Gott, sonst

[4] Fels = Hügel
[5] Kala Tepe – Siehe https://www.frontorient14-18.org/en-us/Visit-the-Macedonian-Front/WW1-Sites/ArtMID/826/ArticleID/9/Kala-Tepe-Dojran
[6] Trommelfeuer - anhaltendes, starkes Artilleriefeuer [zur Vorbereitung eines Angriffs]

Seite 3
nichts auf der Welt! Die Haupt-
sache ist ja, wenn unsern Leitungen
nicht geschossen werden. Und bis jetzt
haben wir ziemlich Glück gehabt. Es
ist nämlich allerhand Sport, wenn
man nachts losgeht in tiefe (…)
Finsternis hinein. Dabei gießt es vom
Himmel hinab, man läuft durch den
Kabelgraben(?), der halb voll Wasser steht,
rutsche die Schlüchte[7] hinab und turnt
so weiter. Bei diesem ewigen Regen-
wetter sitzt man, wenn nichts zu
tun ist, zumütig im „(Gulden?)keller“ zu-
sammen, erzählt, singt, schreibt und
(…). Meistens aber wird bei solchem

[7] Schlucht - enges, tiefes Tal; enger, tiefer, steilwandiger Einschnitt im Gelände

Seite 4

gepennt. Das ist die beste
Beschäftigung, und dabei geht auch die
Zeit vorüber.
Komme ich von der Villa
am 1. herab, werde ich wohl wieder
für 3 Wochen zu Beobachtung oder in
Feuerstellung wandern.
Hurra, eben kommt ein
Kamerad, der mir Post mitbringt. Recht
herzlichen Dank für Ihre Karte vom 16.
Auf Ihrem Brief freue ich mich.
Mit den herzlichsten Grüßen
bleibe ich Ihr
treuen
Walter Ackermann

---




 
volkimal Am: 07.06.2023 23:30:46 Gelesen: 127785# 2905 @  
@ evwezel [#2904]

Hallo Emiel,

auf die Schnelle habe ich nur die fehlenden Worte angesehen.

Seite 1:

Ich sehne mich förmlich

Seite 3:

in tiefe ägyptische Finsternis
man läuft durch den Kabelgraben
gemütlichig im „Heldenkeller“
schreibt und quälent(?)

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 07.06.2023 23:39:55 Gelesen: 127779# 2906 @  
@ volkimal [#2905]

Hallo Volkmar,

vielen Dank für Deine schnelle Hilfe. Das hilft mir schon sehr viel weiter!

Viele Grüße,

Emiel
 
DERMZ Am: 08.06.2023 06:57:26 Gelesen: 127673# 2907 @  
Guten Morgen Emiel

hier mein Versuch:

Seite 1

Balkan, Villa Schäfer den 22.10.17.

Sehr geehrter Herr Oberlehrer!
Lieber Kamerad!

Vergebens harre[1] und hoffe ich auf
ein Zeichen des Gedenkens. Sie werden
mich doch nicht ganz vergessen haben?
Oder, ich will einmal naiv schreiben,
hat mich irgend einer bei Ihnen an-
geschwärzt[2]? Ich sehne[3] mich förmlich nach
einen Brief von Ihnen. Denn an den
langweiligen Tagen der Regenzeit, die
nun begonnen hat, denke ich so oft an
die Zeit, in der Sie noch mit mir

Seite 2
zusammen das Kaisers Rock tru-
gen.
Wie ich Ihnen vor etwa 2 Wo-
chen schrieb, bin ich zur Truppe ab-
kommandiert. Die ersten 14 Tage war ich
auf den Gefechtsstand, jetzt bin ich
auf der Villa. Das ist ebenfalls eine
Zentrale. Die liegt auf einem hohen
steilen Felsen[4], dem Kala Tepe[5], noch
vor der Feuerstellung unserer Batterie.
Das ist gerade nicht angenehm, beson-
ders in den letzten Tagen und Nächten,
in denen der Feind Trommelfeuer[6]
unterhält. Da befindet man sich zwi-
schen eigenem und feindlichem Feuer.
Aber: Wir Deutsche fürchten Gott, sonst

Seite 3
nichts auf der Welt! Die Haupt-
sache ist ja, wenn unsern Leitungen
nicht geschossen werden. Und bis jetzt
haben wir ziemlich Glück gehabt. Es
ist nämlich allerhand Sport, wenn
man nachts losgeht in tiefe ägyptische
Finsternis hinein. Dabei gießt es vom
Himmel herab, man läuft durch den
Kabelgraben, der halb voll Wasser steht,
rutsche die Schlüchte[7] hinab und turnt
so weiter. Bei diesem ewigen Regen-
wetter sitzt man, wenn nichts zu
tun ist, zumütig im „Heldenkeller“ zu-
sammen, erzählt, singt, schreibt und
quälent. Meistens aber wird bei solchem



Seite 4

gepennt. Das ist die beste
Beschäftigung, und dabei geht auch die
Zeit vorüber.
Komme ich von der Villa
am 1. herab, werde ich wohl wieder
für 3 Wochen zu Beobachtung oder in
Feuerstellung wandern.
Hurra, eben kommt ein
Kamerad, der mir Post mitbringt. Recht
herzlichen Dank für Ihre Karte vom 16.
Auf Ihrem Brief freue ich mich.
Mit den herzlichsten Grüßen
bleibe ich Ihr
treuen
Walter Ackermann



Viele Grüße Olaf
 
Angelika Am: 08.06.2023 07:07:55 Gelesen: 127664# 2908 @  
@ evwezel [#2904]

guten Morgen

nur eine kleine Anmerkung

anschwärzen würde ich in dem Brief mit "jemanden schlecht machen" übersetzen.

Viele Grüße
Angelika
 
evwezel Am: 08.06.2023 07:31:12 Gelesen: 127551# 2909 @  
@ DERMZ [#2907]
@ Angelika2603 [#2908]

Guten Morgen,

Olaf, vielen Dank für Deine großartige Überarbeitung!

Angelika, Deine Anmerkung werde ich in einer Fußnote setzen.

Viele Grüße,

Emiel
 
chris63 Am: 08.06.2023 08:37:23 Gelesen: 127528# 2910 @  
@ evwezel [#2904]

Für die Nichtraucher, 3 Seite unten

gemütlich im Heldenkeller zusammen,
erzählt, singt, schreibt und qualmt.

grüsse Christof
 
philast Am: 08.06.2023 13:03:27 Gelesen: 127463# 2911 @  
Hallo,

anbei ein etwas älterer Briefinhalt vom 14. Februar 1827 geschrieben von Graf Pappenheim an den Grafen von Seyßsel d‘ Aix.

Inhaltlich scheint es um um das liebe Geld für die Truppe zu gehen. Einiges konnte ich übersetzen, bei einigen Sachen sind mir die Begrifflichkeiten und Schreibweisen ziemlich unbekannt.

Anbei das gescannte Originaldokument und daneben das was ich bereits übersetzen konnte.



Übersetzung:



Diese Überlagerung, bei der man das Dokument Wort für Wort übersetzen kann habe ich so erzeugt:

Im MS Word die Bilddatei als 'Wasserzeichen' auf eine Seite skalieren,
2 Spalten mit Zeilennummern festlegen
Im Menüpunkt Seitenlayout den Abstand Zeile für Zeile festlegen, sodass die Übersetzung in die Zeilenzwischenräume passt.

Grüße
philast

Graf Pappenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Theodor_von_Pappenheim
Grafen von Seyßsel d‘ Aix: https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_Seyssel_d%E2%80%99Aix
 
chris63 Am: 08.06.2023 15:10:02 Gelesen: 127421# 2912 @  
@ philast [#2911]

ein paar Vorschläge:

Zeilennr. übernommen

9 General Auditoriat
12 Annehmbarkeit
14 Geräths Kautions Instrument ... per rogi(a)tar
16 Ewiggeldbriefe
17 1825 auf die Behausung des hiesigen Privatlehens
18 Franz Xaver Retter in der Müllerstraße
19 lauten, zwar keinem Anstande unterliegen, da aber
20 in den erwähnten und hier ...folgenden sieben
21 Monatsobligationen, die normalmäßige Ver...ltung
22 der Geräths Kautions Eigenschaft vermißt wurde,

grüsse Christof
 
evwezel Am: 08.06.2023 15:28:53 Gelesen: 127408# 2913 @  
@ chris63 [#2910]

Hallo Christof,

es ist unvergeblich, dass ich "rauchen" als wichtigste Aktivität völlig übersehen hatte. :-) Vielen Dank für Deine Hilfe!

Viele Grüße,

Emiel
 
volkimal Am: 08.06.2023 21:07:05 Gelesen: 127270# 2914 @  
@ philast [#2911]

Hallo Philast,

wir haben heute eine Fahrrad-Tagestour gemacht. Daher sehe ich Deinen Beitrag erst jetzt. Es wäre günstig, wenn Du den Brief noch einmal mit einer höheren Auflösung scannst und einstellst. So wie bisher ist das Bild doch sehr unscharf und nicht gut zu lesen. Ich selbst scanne alles mit 600 dpi. 300 dpi würden vermutlich an dieser Stelle auch reichen.



Bei Deiner Methode, das Bild in ein Wasserzeichen zu verwandeln wird natürlich die Farbe des Briefes schwächer. Wenn Du die Farbe unverändert habe willst, solltest Du die Grafik in Seitengröße in das Word-Dokument einfügen und dann den Textumbruch bei der Grafik auf "Hinter den Text" einstellen. Danach kannst Du genauso wie beim Wasserzeichen den Text einfügen. Hier ein Bild der oberen Ecke, dass ich auf diese Weise erzeugt habe:



Ich persönlich ziehe es aber vor, wenn sowohl der Text als auch die Grafik bei Philaseiten eingestellt sind. Ich kopiere den Text dann nach Word, füge die Grafik ein und wähle bei Textumbruch "Vor der Text". Anschließend kann ich die Grafik so schieben, dass einige Zeilen des Textes zu sehen sind. Wenn ich mit der Kontrolle fertig bin schneide ich die Grafik weiter zu und schiebe sie wieder passend. Das sieht dann so aus:



Dieselbe Methode wende ich übrigens auch an, wenn ich z.B. einen kompletten Sütterlin-Text abschreiben will. So habe ich immer das Bild der Zeile, die ich gerade abschreibe direkt unter dem Text.

Viele Grüße
Volkmar
 
philast Am: 08.06.2023 21:53:40 Gelesen: 127249# 2915 @  
@ evwezel [#2913]
@ volkimal [#2914]

Hallo,

ich habe die Textvorschläge eingearbeitet und nachfolgend nochmals dargestellt. Die Originalseite habe ich nochmals mit 400 dpi eingestellt.



Die komplette Übersetzung rückt näher, aber ich muss gestehen, dass die inhaltliche Bedeutung des Schreibens sich mir nicht erschliesst.

Grüße
philast
 
chris63 Am: 08.06.2023 22:53:23 Gelesen: 127206# 2916 @  
@ philast [#2915]

Danke, deutlich besser zu erkennen, Geräths Kautions stimmt nicht, die Monats Schuld sind Staatsschuldurkunden, aus Ver...ltung wird Vormerkung.

Vorletzter Satz:

Der Herr General werden demnach die angeregte Vor-
merkung auf den fraglichen Obligationen machen lassen,
und selbe alsbald wieder in Vorlage bringen

grüsse Christof
 
volkimal Am: 09.06.2023 10:13:20 Gelesen: 127058# 2917 @  
@ philast [#2915]

Hallo Philast,

leider ist die Qualität des Scans immer noch nicht so gut, wie sie sein könnte. Wenn Du die Datei mit 400 dpi gescannt hast müsste sie eigentlich deutlich klarer sein. Kann es sein, dass Du die Qualität beim Speichern wieder herabgesetzt hast?

Mich hat der Brief gereizt, deshalb habe ich ihn einmal abgeschrieben ohne auf den vorhandenen Text zu sehen. Das Ergebnis ist an einigen Stellen etwas anders:

An
Den kgl. Herrn Generalmajor und Brigadier
der Cavalerie Grafen von Seyßel d’Aix
München den 14 Februar 1827

In folge k. General Auditoriats Entschließung vom
13 ??? ??? wird dem k. Herrn Generalmajor und
Brigadier Grafen von Seyßel d’Aix eröffnet, daß
die Annehmbarkeit der von dem Herrn General
für das ihm unter dem 22 Dezber v.J. extradierte
Heuraths Kautions Instrument pr 13000 s? für rogietor
sieben Staats Schuld Urkunden im Gesamtbetrage
zu 9000 s? und zweyen Ewiggeldbriefe vom 3 Jänner
1825 auf die Behausung des hießigen Privatlehrers
Franz Xaver Retter in der Müllerstraße ?? 4000 s?
lautend zwar keinen Anstande unterliege, da aber
in den erwähnten und hier rückfolgenden Sieben
Staatsobligationen die normalmäßige Vormerkung
der Heuraths Kautions Eigenschaft vermißt werde,
die Ergänzung dieses Abganges bey der heistigen Staats
Schulden Tilgungs Spezial Kassa zu veranlassen wäre.
Der Herr General werden demnach die angeregte Vor-
merkung auf den fraglichen Obligationen machen laßen
und selbe alsbald wieder in Vorlage bringen.
Die beiden Ewiggeld Briefe jeder pr 2000 ? wurden in
das Konservatorium des k. General Auditoriats
eingelegt.
Das
Kgl. 1. Armee Divisions Commando
Carl Pappenheim

Es geht nicht um eine Geräthskaution sondern um eine Heyrathskaution (Heiratskaution). Das Wort findest beim googeln. Die fehlenden Worte am Anfang der Zeile 0 könnte eine lateinische Datumsangabe sein. Die Währungsangabe hinter den Ziffern fängt mit "s" an. Evtl. sind es Silbergroschen. Vielleicht kann bayern klassisch etwas dazu sagen.

Hier die beiden Ausschnitte in Vergrößerung:



Viele Grüße
Volkmar
 
philast Am: 09.06.2023 13:41:24 Gelesen: 126990# 2918 @  
@ volkimal [#2917]

Hallo,

besten Dank für die Übersetzung. Jetzt wird die Sache klarer. Die beim bayerischen Militär hinterlegte Heiratskaution für den Grafen bzw. seine Frau und Kinder fehlt bei einigen Staatsobligationen die "Heiratskautionseigenschaft", diese solle der Graf sich beschaffen. Geheiratet hatte der Herr Graf ja bereits am 24. April 1823. Da diese Kaution beim bay. Militär hinterlegt wurde, war in diesem Zusammenhang auch das General Auditoriat dafür zuständig und kein ziviles Gericht. Die im Brief genannten Geldbeträge müssten eigentlich alle auf Gulden also abgekürzt fl lauten.

Hier noch ein paar Informationen zu General Auditoriat [1]

Zu dem Punkt:

Hallo Philast,

leider ist die Qualität des Scans immer noch nicht so gut, wie sie sein könnte. Wenn Du die Datei mit 400 dpi gescannt hast müsste sie eigentlich deutlich klarer sein. Kann es sein, dass Du die Qualität beim Speichern wieder herabgesetzt hast?

Ich habe eher den Eindruck dass die Forumssoftware die Bilddateien nach dem Upload komprimiert. Meine 400 dpi jpg Datei gestern hatte eine Größe von rund 2,5 MByte. Wenn ich mir das Bild im Forum anzeigen lasse und abspeichere werden nur noch 0,26 MByte abgespeichert und aus den 400 dpi wurden 96 dpi. Macht meistens auch Sinn, da die Ablage hochauflösender Bilddateien auch viel Ressourcen benötigt, obwohl es meist gar nicht nötig ist für den gewünschten Zweck. Mag sein, dass hier mal wieder eine Ausnahme von der Regel nötig gewesen wäre.

Grüsse
philast
 
evwezel Am: 09.06.2023 13:54:01 Gelesen: 126979# 2919 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich zeige Euch nochmals einen Feldpostbrief von Gefreiter Ackermann. Er befand sich zur Zeit des Schreibens in Nordmazedonien. Könnte mir jemand sagen, ob ich irgendwo noch eine dumme Fehler gemacht habe?

Viele Grüße,

Emiel

---
Seite 1
Mazedonien, In Feuerstellung 10.I.18

Lieber Kamerad!

Welche Freude mir Ihr Brief vom
20.12 gemacht hat, können Sie sich gar nicht vor=
stellen. Hatte ich doch schon lange, leider vergeblich,
auf ein Zeichen des Gedenkens gehofft. Aber
nun herrsche eitel[1] Freude.
Die Gefühle, die uns hier fern
vom Vaterland beschlichen[2], als die Nachricht der
Friedensaussichten mit Rußland durch Telephon
kam, sind gar nicht zu beschreiben. Da sah man
doch so deutlich, was den Menschen „Frieden“
bedeutet und wir hier an der Heimat und
den geordneten Zuständen hängen. Und wenn
einige Feldgraue zusammen sind, sprechen sie
doch meistens von ihren Lieben daheim und
von den vergangenen schönen Zeiten.

[1] eitel = lauter
[2] beschleichen = (von Gefühlen, Gemütsbewegungen u. Ä.) langsam und unmerklich erfassen, überkommen

Seite 2

Sie haben recht, wenn Sie
mir schreiben, daß mir der Tod meines
Freundes Carl sehr zu Herzen gegangen ist.
Trat doch da das Wort: Media vita in morte
sumus[3] so recht in den Vordergrund und
man eracht erst einmal die Gefahr, in der
man ständich schwebt. Als mich die Nachricht
erreichte, war ich gerade auf Beobachtung,
und Carl hat seine Verwundungen auf
Beobachtung erhalten. Für Ihr Beileid danke ich
Ihnen herzlich.
Ich bin inzwischen ja Gefreiter
geworden. Wenn Sie mal den Grund dafür
wissen wollen, dann lassen Sie sich bitte
einmal einen Brief an Frl. L. vom 13.-21.ii
datiert vorlesen. Ich habe sie übrigens auch
selbst schon gebeten, Ihnen den Brief vorzulesen,
weil es eine Schilderung des Lebens als Artl.=
verbindung[4] im verdeckten bulgarischen Schützen=
graben enthält. Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen
nicht auch so einen Brief geschrieben habe
aber so ein Dokument verfaßt man nur

[3] Latein. Der Text lässt sich etwa mit „Mitten im Leben sind wir im Tod“ übersetzen
[4] Artillerieverbindung

Seite 3

einmal. Mit Ihrer Ver=
mutung, daß ich mich am vielgenannten
Doiransee[5] befinde, haben Sie das Richtige
getroffen. Wenn ich auf dem vor der
Stellung liegenden Berg steige, liegt der See
keine 2 km von mir ab. Wenn ich
übrigens nochmal gelegentlich nach Cerniste[6]
komme, werde ich Ihnen einige maze=
donische Ansichten schicken womit Sie sicher=
lich einverstanden sind. Besonders ist es ja
freilich nicht, aber immerhin etwas. Wie
ich Ihnen schon schrieb, nehme ich, nach=
dem ich den Luftsignalkursus hinter mir
habe, nochmals an einem Offz. = Asp.=
Kursus[7] teil, auf Befehl des Oberleutnants.
In Ehrenbreitstein der, seligen Angeden=
kens, war also nicht genug und hatte gar
keinen Zweck. Ferner erhalte ich Reit=
unterricht. Das macht spaß, wenn man
in Reithose und = Stiefel[8] auf dem Pferde
durch die wildzerrissen Gegend traben

Linke Seite
Neulich hatten wir -8°, dann Sonnenschein, jetzt Regen.
Das ist eine Abwechslung, bei der die Wege grundlos werden.


[5] Doiransee / Dojran lake. Siehe auch https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Doiran_(1917)
[6] Černište / Crnichani in Nordmazedonien
[7] Offiziers-Aspiranten-Kursus
[8] Reitstiefel - von Reitenden getragener Stiefel mit langem Schaft

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kann.
Wie Sie wissen, bin ich ja Fernsprecher.
Da der Apparat, auch während der Nacht, stets
besetzt bleiben muß, so hat man in den
4 Stunden Wacht Zeit zum Lesen und Schreiben.
Ich habe mir schon von meinen Eltern mei=
nen geliebten Homer in deutscher Ausgabe
schicken lassen. Da wäre ich Ihnen nun wirk=
lich herzlich danken, wenn Sie mich mit
geistiger Nahrung etwas versehen wollten. Denn
die vermißt man so manchmal. Mit dem
Dichten ist es eine Sache. Obwohl ich Zeit und
Anregung genug hätte hat das Wort, das Sie mir
schrieben, doch in etwa Recht: Inter arma
silent musae[9]. Es ist zuviel, was man er=
lebt. Bis jetzt habe ich erste zwei Gedichte zu
stande gebraucht, von denen das erste noch
sehr die Feile bedarf. Ich schreibe sie anbei.
Und nun seien Sie vielmals gegrüßt
von Ihrem treuen
Walter Ackermann

Linke Seite
Übrigens hat unser Batln. die Nummer geändert und ist vom
Landwehr zu einem aktiven Batln. gemacht worden. Genaue Adr.
Gefr.[10] W.A. 1. Batt. Fußartl. Batln. 118 d. Feldpost 239[11].

[9] Latein. „Unter Waffen schweigen die Musen“
[10] Gefr. = Gefreiter
[11] 1. Batterie? Fußartillerie. Bataillon 118 deutsche Feldpost 239.




 

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