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Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
Das Thema hat 3380 Beiträge:
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DERMZ Am: 07.12.2018 06:39:11 Gelesen: 598060# 1081 @  
Guten Morgen,

mit großen Schritten nähern wir und der Sonnenwende, schön, wenn es bald wieder ein wenig länger hell ist - doch das löst meinen Knoten mit der altdeutschen Schrift leider nicht auf. Hier meine Sorgenkarte:



Ich habe folgendes gelesen:

Herrn
Ingenieur E. Foerster
Hamburg 6
Altonaerstr. 49 pt.l.


Mein lieber Großpapa!
Besten Dank für deinen
lieben, langen Brief. Dienstag
Nachmittag od. Mittwoch früh
gedachte ich zu fahren und
zwar direkt u. so schnell
wie möglich, da ich mich
so freue wieder einmal liebe
Menschen um mich zu sehen,
... hier die Wartburg
(.. nur als Junger ...)
nicht ..., dann wäre ich ...
... geworden. - -
Du bist doch ein süßer
Großi daß du dem ...
... . .... ...
schenken willst. Ja bitte sende du
alles ab, denn du verstehst die
... besser ... als ich.

Amiachen oder richtiger Lawinchen war ganz gerührt über dein Geburtstagsgeschenk,
Sie schreibt, sie kann sich gar nicht erklären, warum Du nur so freundlich zu ihr bist.”
Es klingt übrigens zu herzig auf ihrer Karte: “Du bist so gut”, aber ...
... ... sir mir noch auch daß sie nicht “du” sagen darf,
daruüber muß ich ihr einmal eine philologische Abhandlung
senden. - Lieber Großpapa, was wünscht Du dir denn zu Weihnachten? bittte
schreib mir doch darüber. - Besten Dank für das mir zu Weihnachten zugedachte
Brief und schönste Grüße und Küsse von deinem sehr dankbaren Ernst

Natürlich gibt es auch die entsprechenden Detailfotos



Wie immer, bin ich dankbar für jede Hilfe und Unterstützung.

beste Grüße Olaf
 
Max78 Am: 07.12.2018 08:28:42 Gelesen: 598050# 1082 @  
@ DERMZ [#1081]

Moin Olaf,

mal die kleinen Teile, wo Du Probleme hattest:

Menschen um mich zu sehen,
wenn hier die Wartburg
(... nur als Ganzes betrachtet)
nicht wäre, dann wäre ich vollendeter
Einsiedler geworden.
Du bist doch ein süßer
Großi, daß du dem lieben
Annielein so etwas Schönes
schenken willst. Ja bitte sende Du
Alles ab, denn Du verstehst die
Brosche besser wegzupacken, als ich.

... "Du bist so gut", aber wirklich
Du verwöhnst sie nur noch - auch daß sie nicht "Du" sagen darf ...


ob's wortwörtlich stimmt = ?, aber sollte zumindest dem Sinn entsprechen. Auf diesem Wege wünsche ich Dir eine schöne und möglichst stressfreie (Vor-)Weihnachtszeit, bin hier und in anderen Themenbereichen öfter mal am lesen - weiter so!

lg Max
 
volkimal Am: 07.12.2018 09:18:58 Gelesen: 598038# 1083 @  
@ Max78 [#1082]

Hallo Max,

da warst Du schneller als ich. Während ich den Text "übersetzt" habe, war dein Beitrag schon im Forum. Du schreibst "ob's wortwörtlich stimmt = ?," Natürlich stimmt es wortwörtlich. Bei Deinem Text kann ich nur das fehlende Wort ergänzen. Ansonsten lese ich nur ein einziges Wort anders. Das ist mir noch aufgefallen:

( eh nur als Ganzes betrachtet)
A nniechen oder richtiger Lawinchen
du verwöhnst sie mir noch

Ansonsten habe ich bei Olaf nur noch zwei kleine Rechtschreibefehler in den Worten "darüber" und "bitte" gesehen.

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 08.12.2018 10:23:11 Gelesen: 597989# 1084 @  
@ Max78 [#1082]

Guten Morgen Max!

Schön, mal wieder von Dir zu lesen. Vielen Dank für die Hilfe... ich habe es hundert Mal versucht, und es kam nix bei heraus, alle Buchstaben verschwammen und nun, wo ich weiß, was ich hätte lesen sollen, ist es auf einmal ganz einfach - da hilf mir nur, weiter kräftig üben, üben, üben!

@ volkimal [#1083]

Guten Morgen Volkmar!

Auch bei Dir freue ich mich immer, wenn ich etwas von Dir lese! Danke für die Ergänzungen und Korrekturen. Wie immer sehr hilfreich!

@ alle

Stutzig macht mich die Textpassage:

wenn hier die Wartburg
(eh nur als Ganzes betrachtet)
nicht wäre, dann wäre ich vollendeter
Einsiedler geworden.


Marburg ist zwar durch die Heilige Elisabeth sehr stark mit der Wartburg verbandelt, aber dennoch liegen zwischen Marburg und Eisenach doch fast 150km Distanz. Was der Schreiber wohl damit gemeint hat?

Beste Grüße
Olaf
 
DERMZ Am: 08.12.2018 14:12:53 Gelesen: 597973# 1085 @  
Guten Samstag,

ich erlaube mir heute gleich zwei Karten vorzustellen, beide sind Marken- und eigentlich auch fast Datumslos - der ersten Karte wurde die Marke gewaltsam eintfernt, der zweiten Karte erst gar keine aufgeklebt, da Feldpost. Jedoch wurde die Karte ordentich und vermeintlich dauerhaft ins Album geklebt, sie hat etwas gelitten...



Hier las ich folgdende Neujahrsgrüsse:

Herrn
Dr Adolf Ackermann
St. Johann (Saarbrücken)
Kaiserstraße (Augenklinik)



31. Dezember 96.
Lieber Adolf!
Sende dir zum Jahres-
wechsel herzliche Glück- und
Segenswünsche und hoffe, dass
ihr ... ein recht glückliches
u. segensreiches für dich sein möge.
Mit dem Wunsche , dass du auch
neuen Jahr gesund und munter
... innigst grüßt dich
herzlich dein Bruder Rudolf


Die zweite Karte aus dem Jahr 1917:



Hier habe ich die folgende Nachricht an die Eltern gelesen

Feld-Post

An Familie
Adolf Prinz
Korkenfabrik
Cottbus
Burgstr. 10


d. 24.69.17
Sende Euch liebe Eltern
noch wo ich meine
... im Hessischen Hof
mich erlaubt hatte, beste
Grüße
Euer Sohn
Erich


Inf. Reg.

Marburg/Lahn


Vielleicht noch einmal zwei kleine Details:




Erneut vielen Dank für jede Hilfe und jede Ergänzung bzw. Korrektur

Viele Grüße
Olaf
 
volkimal Am: 08.12.2018 15:36:06 Gelesen: 597959# 1086 @  
@ DERMZ [#1085]

Hallo Olaf,

bei der ersten Karte gehe ich von einem anderen Nachnamen des Empfängers aus. Das "A" in Adolf sieht anders aus. Evtl. heißt es "Adolf Scheuermann". Beim Text der Karte lese ich:

31. Dezember 96.
Lieber Adolf!
Sende dir zum Jahres-
wechsel herzliche Glück- und
Segenswünsche und hoffe, dass
das(?) kommende Jahr ein recht glückliches
u. segensreiches für dich sein möge.
Mit dem Wunsche , dass du das
neuen Jahr gesund und munter
??? Innigst grüßt dich
herzlich dein Bruder Rudolf

Eben kommen unsere Enkel. Daher von der zweiten Karte nur das was ich bisher gelesen habe bzw. was ich vermute:

d. 24.69.17
Sende Euch liebe Eltern
nach dem ich meine ???
??? im Hessischen Hof
mich erlaubt hatte, beste
Grüße
Euer Sohn
Erich

Viele Grüße
Volkmar
 
Max78 Am: 08.12.2018 21:38:01 Gelesen: 597933# 1087 @  
@ DERMZ [#1084]

Stutzig macht mich die Textpassage:

wenn hier die Wartburg
(eh nur als Ganzes betrachtet)
nicht wäre, dann wäre ich vollendeter
Einsiedler geworden.


Hallo Olaf,

vielleicht darf man das nicht ganz so wörtlich nehmen und es handelt sich um einen "Insider". Das "nicht" hat der Schreiberling bei seinem SEHR schmeichelnden Text noch angehängt, ihm war da wohl selbst nicht klar wie er's genau formulieren soll.

lg max
 
briefefan (RIP) Am: 08.12.2018 21:56:17 Gelesen: 597930# 1088 @  
@ DERMZ [#1085]

Hallo Olaf,

vielleicht so:

... Euch liebe Eltern
nach dem ich einen kühlen
Trunk im Hessischen Hof
mir erlaubt hatte, beste Grüße
Euer Sohn
Erich

Grüße von briefefan.
 
DERMZ Am: 08.12.2018 22:10:28 Gelesen: 597928# 1089 @  
@ Max78 [#1087]

Hallo Max,

vielen Dank, es machte nur stutzig. Wenn der "Gross-Städter" in die Marburger Provinz kommt - da kommt man schon auf Gedanken. Und bestimmt nicht jede Karte, die man selbst geschrieben hat, war nur mit Sinnvollem Text gefüllt.

@ briefefan [#1088]

Danke Briefefan, auf den kühlen Trunk wäre ich beim Besten Willen ohne Deine Hilfe NIE gekommen.

@ volkimal [#1086]

Danke Volkmar, sehr gut.

Ich gehe dann jetzt weiter üben, üben, üben.

Schönen Sonntag wünscht
Olaf
 
DERMZ Am: 16.12.2018 15:59:42 Gelesen: 595685# 1090 @  
Guten 3. Advent!

Im Mai 1909 erhielt Agnes in Berlin eine Karte aus Marburg, nun - sicherlich geht es um die Abholung vom Vater, aber das ganze drumherum erschliesst sich mir nicht ganz, wahrscheinlich habe ich wieder Blödsinn hinein interpretiert, der gar nicht auf der Karte steht.



ich habe das folgende gedichtet:

Frl. Kiesewetter
b. Schneider
Berlin
Schivelbeiner St.
No. 40


Meine liebe Agnes
Sende Grüße von hier bin auf
der Fahrt um Vater abholen
der heute wie du aus der
tus nach Frankfurt
gefahren um ich von
gessen ab hier machen
Wir Kaffe Pause um
es noch .... Gruß u. Kuss
Dein ....

Grüße Tante von mir komme um 1h nach Berlin



Und da es so schön ist, bedankte sich Herr Martin 1906 bei Herrn Dr. Brand in Berlin, hier fehlt mir nur ein Wort...



hier erlaube ich mir folgendes zu lesen:

An
Herrn Dr. Brand
Nürnberg
Nebengasse 19.


Sehr verehrter Herr Kgf!
Herzlichen Dank für Ihre
liebenswürdige Unterstützung
unserer Überlegungen. Hoffent-
lich er.. auch für uns das Ge-
lingen unseres Plans.
Herzl. Gruß! Ihr
Martin


Wer hilft mir bitte heute weiter??

Besten DANK sagt Olaf
 
volkimal Am: 16.12.2018 20:26:29 Gelesen: 595660# 1091 @  
@ DERMZ [#1090]

Hallo Olaf,

bei der ersten Karte hast Du in der 4-ten bzw. 5-ten Zeile ein paar Wörter ausgelassen. Weil einige Buchstaben wie das lange "s", "f" und sogar das "t" kaum zu unterscheiden sind ist der Text nur schlecht zu entziffern. Außerdem hast du automatisch einige Rechtschreibefehler korrigiert. Zum steht dort zum Beispiel "Fahrt" statt "fahr", "Kus" statt "Kuss" usw.
Auch heute von mir nur ein erster Ansatz. Jetzt muss ich erst einmal überlegen, was ich morgen im Unterricht machen will.:

Meine liebe Agnes
Sende Grüße von hier bin auf
der fahr um Vater abholn
der heute wie du aus der ???
von erschen tus nach Frankfurt
gefahren um ich von
geffen ab hier machen
Vir Kaffe Pause uns geht
es noch giffen Gruß u. Kus
Dein ...

Ich habe erst einmal "geffen" bzw. ""giffen" geschrieben. Es könnte aber genausogut "gessen" und "gissen" oder sogar "gesten" und "gisten" heißen. Alle Wörter gibt es nicht und ich denke beide sind falsch geschrieben. Aufgrund der schlechten Rechtschreibung muss man überlegen, was dort stehen könnte. Das gilt natürlich auch für den Rest des Textes.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.12.2018 22:06:40 Gelesen: 595648# 1092 @  
Hallo Olaf,

eben habe ich noch zwei Fehler bei meinem Text gefunden. Ich schreibe hier nich einmal den aktuellen Stand auf:

Meine liebe Agnes
Sende Grüße von hier bin auf
der fahr um Vater abholn
der heute wie du aus der ???
von erschen tus nach Frankfurt
gefahren und ich von
gessen ab hier machen
Vir Kaffe Pause und geht
es nach gissen Gruß u. Kus
Dein ...

Jetzt einmal ein Versuch einer Übersetzung mit korrigierter Rechtschreibung:

Meine liebe Agnes
Sende Grüße von hier. Bin auf
der Fahrt um Vater abzuholen
der heute wie du aus der Hauptstadt(?)
von erschen(?) aus nach Frankfurt
gefahren (ist) und ich von
Giessen ab. Hier machen
wir Kaffeepause und (dann) geht
es nach Giessen. Gruß u. Kus
Dein ....

Wenn ich betrachte, dass der/die Schreiber/in mehrfach Buchstaben wegläßt könnte mit geffen und giffen wirklich beidemal die Stadt Gießen gemeint sein. Da ist allerdings viel Platz für andere Auslegungen. Es ist auch so, dass der Inhalt wenig Sinn macht. Wieso soll jemand eine Karte an die Agnes schreiben, wenn diese von Berlin abgereist ist und sich beide sowieso in Gießen treffen würden.

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 17.12.2018 07:08:09 Gelesen: 595617# 1093 @  
@ volkimal [#1092]

Guten Morgen Volkmar,

vielen Dank für die Hilfe, wieder ein Beispiel wie man aus einer Kleinigkeit durch unsachgemässe Anwendung der Rechtschreibung ein grosses Puzzle machen kann. Danke Dir für das Zusammenfügen.

Viele Grüße

Olaf
 
becker04 Am: 23.12.2018 15:51:21 Gelesen: 594623# 1094 @  
Hallo zusammen,

kann vielleicht jemand den Bestimmungsort lesen?



Viele Grüße
Klaus
 
DERMZ Am: 23.12.2018 16:09:29 Gelesen: 594616# 1095 @  
@ becker04 [#1094]

Hallo Klaus,

nach meinem Dafürhalten ging der Brief von Buckow an

Herrn Major v. Brake
Naumburg
Vorpommern

Beste Grüße

Olaf
 
becker04 Am: 23.12.2018 16:43:42 Gelesen: 594609# 1096 @  
@ DERMZ [#1095]

Hallo Olaf,

vielen Dank von Klaus
 
volkimal Am: 23.12.2018 18:56:35 Gelesen: 594588# 1097 @  
@ becker04 [#1094]

Hallo Olaf,

es ist natürlich verständlich, wenn du gerne den Namen Naumburg siehst. Aber seit wann hat das "g" in Naumburg eine Oberlänge?

Ich denke, dass der Brief nach Neuendorf in Vorpommern geht. Im Moment habe ich aber keine Zeit um die Zeile unter Neuendorf zu entziffern. Das versuche ich wenn ich wieder am PC bin.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 23.12.2018 20:11:48 Gelesen: 594577# 1098 @  
Hallo zusammen,

jetzt habe ich diese Nuss geknackt. Der Brief geht an

Herrn Major von Borcke
Neuendorf
Borckenfriede
Vorpommern

Heute hat der Ort den Namen "Neuendorf A" und gehört zu 17398 Ducherow.

Ein Bild des Rittergutes der Familien der Familien von Schwerin und von Borcke findet ihr hier:

https://www.gutshaeuser.de/de/guts_herrenhaeuser/gutshaeuser_n/gutshaus_neuendorf_a

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 23.12.2018 21:32:18 Gelesen: 594562# 1099 @  
@ JohannesM [#1051]

Guten Abend,

es hat eine Weile gedauert, aber hier ist ein Lösungsansatz für Deien langen Brief:

Liebes Minchen! Halberstadt, 26.VIII.40
Gestern den ganzen Tag in Bewegung mit Körper und
Geist komme ich mir heute sehr einsam vor. Einsam
und verlassen bin ich aber nie, wenn ich mit Dir, mein
Molly, zusammen bin. So will ich Dir auch heute gleich
schreiben, was ich eigentlich erst morgen tun wollte.
Deinen lieben Brief habe ich heute Morgen erhalten.
Ich danke Dir herzl. Molly. Was macht den Gudrun?
Geht es ihr wieder gut und hat sie einen Sohn bekommen
oder was ist oder war die Ursache?
Gern, zu gern hätte ich Dich mit in Berlin gehabt, Molly,
Du kannst Dir vorstellen, dass ich mir sehr verlassen
und zunächst etwas ratlos vorkam, als ich am Bahnhof
Potsdamer Platz ankam und nichts in Berlin kannte
ausser etwas dunklen Erinnerungen aus dem Jahre
1915, glaube ich, wo ich mit Mutter dort war. Ich habe
immer gedacht, wie schön es wäre, wenn ich mein
Minchen bei mir hätte, denn du wirst doch allerlei
in Berlin kennen. Ich habe noch in Berlin am
Bahnhof Ausschau gehalten in dem Gedanken, dass
Du doch noch nachgekommen seist.
Ich bin dann also allein losge...., d.h. mit
Der Strassenbahn nach der .. Strasse gefahren.

um dort im Heeres-Veterinär-Untersuchungs-
amt meine Fleischproben zur Untersuchung abzu-
geben. Wir sind übrigens durch den bei den uns herrschen-
den ?-Typhus für ein richtiges Pferdelazarett geworden,
bekommen scheinbar , weil wir nun die Sache sehr ener-
gisch und für militärische Begriffe recht gut erfassen,
höchste Belobigungen.
Nachdem ich die Proben abgegeben hatte habe ich mir
eine Nachtunterkunft gesucht, immmer gedacht, wenn
doch meine Molly hier wäre, die würde schon schnell
etwas anerkannt Gutes finden. Ich bin dann
In einer Pension am Wilhelmsdamm, gegenüber
Vom Bahnhof-Friedrichstrasse, sehr günstig gelegen,
gelandet. Die Pension war mir vom Oberfeldveterinär
empfohlen. Ich bin auch zufrieden gewesen. 4.50Mk
das Zimmer, ruhige und sehr günstige Lage.
Dann wollte ich möglichst viel in den 1.5 Tagen
von unserer Reichshauptstadt sehen. Wenn ich
nun aufzähle, was ich alles durchstreift habe, wirst
Du, meine Molly, vielleicht an deine Waden fassen
und o meine Zehen sagen. Ich muss nachträg-
lich feststellen, dass ich wirklich sehr viel gesehen habe.
Am ersten Abend war ich im Wintergarten (*), das
ging gleich gut an, wirst du sagen. Ja, ich hatte
vorher von meinem Fenster aus sogar noch etwas
anderes Interessantes erlebt. Eine schwere Kompanie
• Wintergarten = Variete Theater

war angetreten. Im strömenden Regen kam
eine Autokolonne vorgefahren. Graf Teleki, der un-
garische Minister wurde von Ribbentrop und Funk
am Bahnhof Friedrich Strasse in den Zug begleitet.
In dem Wintergarten war ich gestern, weil alle Kinos
überfüllt, alle Theater geschlossen und sonst am Abend
für mich nichts anderes anzustellen vor. Ich
habe mir etwas mehr unter dem Namen Winter-
Garten vorgestellt. Beinahe kitschig wirkt der künst-
liche Sternenhimmel über dem Raum. Das Programm
war sehr gut. Ich erzähle Dir später Interessantes daraus.
An dem Abend musste ich dann möglichst eilig
wieder nach Haus. Nu, wie denkst du, was? Ja, ich
hatte ein Zimmer bekommen, was keine weitere
Bezeichnung trug. Nahm an von wie etwa gleiches.
In der Hast war mir nicht genau mehr im Kopf geblie-
ben, welches Zimmer ich eigentlich haben sollte. Im
nicht mir zugeteilten schlief ein Ehepaar. Ich sagte
mir: auf keien Fall so spät kommen, dass die anderen
schon da sind; denn es sähe wohl dumm aus, wenn
man in solch kleiner Pension sein Zimmer verwechselt
mit einem anderen. Noch dazu war es fürchterlich
dunkel in Berlin und man fand kaum einen
jemand, der einem den Weg zeigte. Sonnabend-Sonn-
tag trifft man ja bekanntlich am wenigsten Berliner
auf der Strasse. Also ging ich auch nach Hause, fand

Strasse und Haus ohne zu fragen wieder. Mein
Zimmer jedoch war nicht das vermutete, sondern
das in dem ich das Ehepaar vermutete. Zum
Glück war das noch nicht zu Hause. Also mein
Plan hatte Recht und war siegreich verlaufen ohne
Blamage.
Am anderen Tag habe ich dann der Reihe nach
besichtigt, d.h. nicht nur von aussen: Zunächst
noch einmal zum Heeres Vet. Unters. Amt. Dann
daneben gelegen die tierärztl. Fakultät der Universi-
tät und die medizinischen Lehrinstitute.
...sche Hochschule ist bedeutend besser angelegt. Dann
kam ich an der Charite vorbei, bin durch die Anlage
gewandert, und habe in ihr und ihrer Nähe die Denkmäler
der grossen ärztl. und tierärztl. Forscher besichtigt. Charite
ist sehr gut angelegt und macht einen lebensfrischen
Eindruck durch die vielen Grünanlagen, nur stört
an einem ... die Bahn ziemlich. Die Mittel..
... aber fast störungsfrei. Dann bin ich zum
Reichstagsgebäude am Spreeufer entlang gegangen:
Gegenüber die Krolloper, in der der Reichstag in letzter
Zeit tagte. Von dort ging ich zum Ehrenmal unter
den Linden, wo gerade die Wache aufzog. Ein imposant-
es Schauspiel und sehr Sehenswert. In das Ehrenmal
ging ich dann entblösten Hauptes, wie alle dort dann
hineinströmenden Leute. Kränze lagen dort von Angehörigen

im Dasein der im Weltkrieg Gefallenen Soldaten und
von den Staaten Jugoslawiens, Bulgariens, Rumänien
und Ungarn. Es war dies da die Kränze
frisch waren wohl ein Zeichen, dass mit dem Balkan
z.Z. den Ländern Jugos., Bulg., Rum. und Ungarn
diplomatisch verhandelt würde, und sie alle nicht
ganz unfreundlich zu uns standen und stehen.
Ich bin dann in das Zeughaus mit der sehr schönen Ruhmes-
halle gegangen, nahm an einer Führung teil. Viel
schönes und Sehenswertes. Dann langte ich nach
einigem Umherirren an bedeutenden Bauten
vorbei zum Alexanderplatz, der unter dem Namen
„Alex“ bekannt ist und den ich auch einmal sehen
wollte. Verkehr war am Sonntag nicht sehr viel dort.
Ich habe dort in einem Lokal gegessen. Vom Pots-
damer Platz, wo ich ich mich erst genau nach meinem
Zug erkundigt hatte, fuhr ich dann amTiergarten,
Prunkstrassen, Ausstellungsgebiet vorbei zum Reichs-
sportfeld. Dort bestieg ich den grossen Glockenturm mit
der Olympiaglocke und dem herrlich-weitem und schönem
Ausblick auf das Sportgelände, Berlin und den Grune-
wald. Gegen Abend bin ich dann noch zum Schloss,
Friedrich-Museum, Pergamon-Museum, aber was
ich natürlich alles nur von aussen besichtigte und einige
andere Punkte von Bedeutung gesehen und ge-
gangen. Auf dem Wege zur Bahn fand ich zufällig die

die durch Wilh. Raabes „Chronik der Sperlingsgasse“
bekannt gewordene Sperlingsgasse und das Losungsschild
an dem Hause in dem Wilh. Raabe wohnte, das
neue Finanzministerium lag nicht weit da-
von. Am Bahnhof ging ich zum Schluss noch in
das Cafe Vaterland mit den vielen Attraktionen.
Im völlig verdunkelten Zug ging es dann wieder
nach Halberstadt, wo uns Fliegeralarm * erwartete.
Das von meiner 2. Fahrt in meinem Leben nach Berlin.
Gewaltig das ... und die Fläche. Über die
sich Berlin erstreckt. Trutzig-muhtig die ...
betriebsbauten, erfreulich die Neuorientierung
Berlins durch die Ost-West-Achse und dgl., schöne Linien-
führung neue Bauten, die sonst äussert sachlich
und z.Z. nüchtern erscheinen, gebrochen, gehemm-
te Harmonie in den Brücken und Anlagen im
Vergleich zu schönen Brücken in Wien und
auch z.Z. in München. Wohl politisch bedingt
und durch etwas Mangel im Harmoniegefühl.
Liebes Mollilein, hoffentlich können wir nun
bald wieder gemeinsam solche Fahrten machen.
Regelrecht zehrende Sehnsucht hat man danach. Aber diese
Zeit wird auch sicher bald wieder kommen.
Hast Du Mutters Geburtstag auch nicht vergessen?
Ich schreibe jetzt noch eine Karte und werde vielleicht
eine Kleinigkeit schicken.
Was machen deine Gladiolen, Molly? Jetzt ist doch
Bald Schluss mit dem Einmachen, was? Sonst können
wir ja gar nicht alles aufessen, fleissiges Minchen.

Nun, auf ein recht baldiges Wiedersehen in ?????, gemeinsam in Halberstadt
In treuer Liebe Dein Walter

Schreiben von Herrn Kolleg. ????? lege ich bei. Viel bringt die Angelegenheit nicht ein. Die Wegegebühren braucht er nicht zu teilen. Ich habe außerdem noch an das Kreisfürsorgeamt geschrieben. Garagenmiete, ?????? und Arzneimittelrechnungen. An beide schreibe ich nächste Tage.

Hast Du von ?????? ????? gehört? Ist alles gut verheilt?


• Erster Angriff auf Berlin in der Nacht zum 26August 1940 durch die Royal Air Force mit 50 Flugzeugen.


Beste Grüsse Olaf
 
becker04 Am: 23.12.2018 22:26:14 Gelesen: 594554# 1100 @  
Hallo Volkmar,

auch an Dich vielen Dank.

Mit Naumburg und Vorpommern hatte ich auch einige Probleme.

Viele Grüße
Klaus
 
Angelika Am: 14.01.2019 18:57:41 Gelesen: 591149# 1101 @  
Guten Abend,

viel ist es ja nicht, ich wüsste trotzdem gerne was da steht. Sieht aus wie Steno. Wer kann helfen?



Viele Grüße
Angelika
 
briefefan (RIP) Am: 14.01.2019 23:04:20 Gelesen: 591067# 1102 @  
@ Angelika2603 [#1101]

Hallo Angelika,

das ist Stenographie. Ich kann die Deutsche Einheitskurzschrift lesen. Aber deine paar Wörter leider nicht. Es muss eine ältere Steno sein. Es gibt jetzt hier bei Philaseiten ein Thema Kurzschrift (oder Steno ?). Vielleicht versuchst du es da mal.

Viele Grüße von Briefefan.
 
Max78 Am: 14.01.2019 23:25:26 Gelesen: 591058# 1103 @  
@ Angelika2603 [#1101]

Hallo Angelika,

zeig doch mal die komplette Karte, wenn möglich. Kann bei 'ner "Kraxelschrift" auch einfach nur “26.3.1916 sechs, Ab.(ends)“ bedeuten,

lg Max
 
Angelika Am: 15.01.2019 05:58:40 Gelesen: 590986# 1104 @  
@ Max78 [#1103]

Die ganze Rückseite.



LG
Angelika
 
Max78 Am: 15.01.2019 07:08:58 Gelesen: 590963# 1105 @  
@ Angelika2603 [#1104]

OK, dachte, da ist noch was geschrieben. Mit meinen vorhandenen Kenntnissen zu Steno lässt sich da leider nichts vernünftiges ableiten.
 

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