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Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
Das Thema hat 3380 Beiträge:
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evwezel Am: 21.03.2020 18:52:51 Gelesen: 526395# 1431 @  
Liebe Sammelfreunde,

jetzt weiß ich endlich, wie Leutnant Richard Waters ausgesehen hat. In einer seiner Briefe, teilt er folgendes mit (zwei Wörter kann ich leider nicht lesen):

Lieber Franz! Als Dank für deine letze (...).
(...) obenstehend ein kleines Kriegsandenken,
aufgenommen vor unserem Winterquartier in Koszelewo.
Von links nach rechts: Adjutant Lt. Küller(?), Ritmeister
meiner Kolonne Münchmeijer(?), Zahlmeiser Zeiske(?), Stabsveteri-
när Lamm (aus Bergheim), Oberarzt Dr. Walther (der mit
Christoffel in Gefangenschaft war), Major Schwabe (Führer
unserer Staffel) unser Stabsveterinär Borchert und
meine Wenigkeit. Weiter interessante Aufhahme
meines neuen Kameraden, unseres jüngsten Leutnants
Reichsanwalt(?) Dr. Knoblauch(1) folgen erster(?) Tage.

Herzlichsten Sonntagsgrüße,

Richard

Koszelewo (Russl.), 26. März 1916

Kann jemand die fehlende Wörter lesen?

Viele Grüße,

Emiel


 
volkimal Am: 21.03.2020 19:01:32 Gelesen: 526390# 1432 @  
@ evwezel [#1431]

Hallo Emiel,

auf die Schnelle, jetzt will ich erst einmal Nachrichten sehen.

Lieber Franz! Als Dank für deine letze süß-
spende obenstehend ein kleines Kriegsandenken,
aufgenommen vor unserem Winterquartier in Koszelewo.
Von links nach rechts: Adjutant Lt. Müller, Rittmeister
meiner Kolonne Münchmeyer, Zahlmeiser Zeisce, Stabsveteri-
när Lamm (aus Bergheim), Oberarzt Dr. Walther (der mit
Christoffel in Gefangenschaft war), Major Schwabe (Führer
unserer Staffel) unser Stabsveterinär Borchert und
meine Wenigkeit. Weiter interessante Aufnahmen
meines neuen Kameraden, unseres jüngsten Leutnants
Rechtsanwalt Dr. Knoblauch folgen erster Tage.
Herzlichste Sonntagsgrüße,
Richard

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 21.03.2020 22:32:41 Gelesen: 526373# 1433 @  
@ volkimal [#1432]

Hallo Volkmar,

Vielen Dank! Einige Zeit vorher schriebst du “Über dem "u" ist immer ein Bogen” und das war bisher auch immer der Fall. Trotzdem gibt es über dem “u” im Nachname “Knoblauch” kein Bogen. Ist das eine Ausnahme?

Mit herzlichem Gruß,

Emiel
 
volkimal Am: 21.03.2020 22:52:05 Gelesen: 526364# 1434 @  
@ evwezel [#1433]

Hallo Emiel,

Namen wurden nicht in Sütterlin sondern in der lateinischen Schrift geschrieben. Dabei gibt es keinen Strich oder Bogen über dem "u".

Vergleiche einmal das lateinische "h" im Namen Borchert oder Münchmeyer mit dem langen Sütterlin "h" im Wort Aufnahmen.

Ungewöhnlich ist die lateinische Schrift beim Beruf Zahlmeister - der wurde normalerweise in Sütterlin geschrieben. Rittmeister hat er dagegen wie üblich Sütterlin geschrieben (langes "s").

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 21.03.2020 23:15:07 Gelesen: 526358# 1435 @  
@ volkimal [#1434]

Hallo Volkmar,

vielen Dank für diese deutliche Erklärung. Das werde ich nie mehr vergessen!

Met herzlichem Gruß,

Emiel
 
M.P.D. Am: 24.03.2020 17:56:16 Gelesen: 526179# 1436 @  
Hallo,

ich habe hier diesen (für mich) interessanten Brief gefunden.

Kann mir evtl. jemand sagen, ob das auf Seite 2 eine Chiffre ist, oder ist es (wie ich vermute) aus Platzgründen horizontal über vertikal geschrieben worden?

Für eine Antwort, ggf. mit kurzem Transkript bin ich dankbar.

Gruß
Mike


 
volkimal Am: 25.03.2020 11:40:08 Gelesen: 526118# 1437 @  
@ M.P.D. [#1436]

Hallo Mike,

der Text wurde aus Platzgründen kreuzweise geschrieben. Ich kenne das auch von Postkarten von meiner Urgroßmutter an meinen Urgroßvater. Zum Beispiel bei dieser:



Damit Du ganz genau weißt, was in dem Brief steht hier die "Übersetzung". Ein paar Wörter fehlen zwar noch, der Inhalt ist aber auch so zu verstehen.:

Als wir uns ein wenig von der ersten
Freude erholt hatten ging es an das Durchstöbern
der Zimmer – kein Stück Möbel wurde
unberührt gelassen jedes von allen Seiten
betrachtet, jede Schublade jeder Schrank auf-
geschlossen und der Mann bewunderte den
Weißzeugschrank mit einer Liebenswürdigkeit,
die wirklich rührend war. Es war gut daß
Niemand unter uns wohnte u. wir unseren
dienstbaren Geist zur Ruhe geschickt
hatten sonst hätten wir auch unserer Aus-
gelassenheit sträflich schämen müssen.
Ich kann Euch nur sagen, daß ich nie
gedacht hätte, daß es so wunderbar schön
im eigenen Heim sein könnte.

Daß am nächsten Morgen die
Prosa(?) sobald an uns herantrat war nicht
schön mußte aber schließlich doch gut aufge-
nommen werden. Friedrich hatte sich nämlich
das Essen auf 3/1 Uhr bestellt u. als meine
Pauline u. ich in den Zimmern Ordnung
geschafft u. gerade dabei waren für
unser erstes Mittagessen zu sorgen kam
Friedrich und sagte mir er müsse um
½ 12 essen um um 12 Uhr auf Jagd
zu gehen. Nun wurde das ???
nach ??? weggesprengt, denn unser
Küchen(?)zettel ???fleisch u. ??? ???
ließ sich nicht 1 ½ Stunde früher richten.

Alle acht Seiten soviel wüsste ich Euch noch zu erzählen
und schließlich würde alles doch nur auf die Versicherung
hinausgehen, daß ich und daß wir beide unbeschreiblich
glücklich sind u. meinen so schön wie bei uns könne
es nirgend sein.
Herzliche Grüße an Alle die nach uns fragen
besonders an Papa, Tante Kläre, Erich, Gails(?); Eduard u.
euch von meinem Schatz und Eurer Nanny

Viele Grüße
Volkmar
 
M.P.D. Am: 25.03.2020 12:28:48 Gelesen: 526113# 1438 @  
Hallo Volkmar,

vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast den Text für mich lesbar zu gestalten. Das ist wirklich super nett und freut mich gerade sehr.

Dass hier tatsächlich über Kreuz geschrieben worden ist hatte ich zwar vermutet, bin aber selbst nicht in der Lage die Schrift zu entziffern. Die zwei Seiten waren ein Auszug von insgesamt 8 Seiten und wurden demnach von (vermutl.) meiner Ur-Ur Großmutter (Nanny Gail) an die Familie zuhause in Gießen geschrieben.
Das für dich zum Hintergrund.

Danke nochmal und einen schönen Tag, sowie gute Gesundheit dir,

Gruß
Mike
 
M.P.D. Am: 25.03.2020 20:56:19 Gelesen: 526075# 1439 @  
Hallo,

ich weiß gerade gar nicht so recht, ob ich hier richtig bin mit meiner Frage.

Ich habe diesen Brief gefunden, leider ohne Datum und beim Versuch ihn zu entziffern ist mir ein Wasserzeichen im Papier aufgefallen.Dachte zuerst an einen Äskulapstab, dann an einen Baum, oder ein Zepter, kann mir da keinen Reim drauf machen.

Kennt sich damit jemand aus zufällig und kann mir evtl. etwas dazu sagen?

Gruß
Mike




 
evwezel Am: 26.03.2020 20:44:33 Gelesen: 526023# 1440 @  
Liebes Forum,

die Korrespondenz Richard Waters, Leutnant im Ersten Welkrieg, geht weiter an der Ostfront. Ich kann diesen Feldpostbrief teilweise lesen:


Lieber Franz!

Herzl. Dank für die Ostereier!
Sie sind beinahe zu schade zum essen.
Hiermit russ. Winteridyll, unsere gute,
(...) in Koszelewo, die wir nunmehr
verlassen mussten. Zahlmeister Zeisce und ich beim
lesen. Unsere ganze Einrichtung haben wir mit
ein unser neues Quartier gut(?) Parcewezc (...).
(...) (...). 3000 Mergen(?) müssen
wir (...), bin heute ganz früh losgeritten
u. das ganze Gebiet durchkreist. Auch herzliches
zu Ostern. Herzl. Grüsse
Richard

Parcewezc 31.3.16.



Wer kann die fehlenden Wörter lesen?

Mit herzlichem Gruß,

Emiel
 
volkimal Am: 26.03.2020 21:07:05 Gelesen: 526015# 1441 @  
@ evwezel [#1440]

Hallo Emiel,

hier ist meine Version:

Lieber Franz!
Herzl. Dank für die Ostereier!
Sie sind beinahe zu schade zum essen.
Hiermit russ. Winteridyll, unsere gute,
Wohnstub in Koszelewo, die wir nunmehr
verlassen mussten. Zahlmeister Zeisce und ich beim
lesen. Unsere ganze Einrichtung haben wir mit
ein unser neues Quartier Gut Pucewige (?). b/
Nowogrodek genommen. 3000 Morgen müssen
wir beackern, bin heute ganz früh losgeritten
u. das ganze Gebiet durchstreift. Auf wiedersehn
zu Ostern. Herzl. Grüsse
Richard
Pucewige 31.3.16.

Bei Nowogrodék dürfte es sich um Nowogródek in Polen handeln. Das liegt ca. 100 km nordwestlich von Koszelewo an der Weichsel.

Es gibt auch ein Nowogrodék in Weißrussland (heute Nawahrudak). Das wäre 500 km entfernt.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 26.03.2020 21:45:17 Gelesen: 526009# 1442 @  
@ volkimal [#1441]

Hallo Volkmar,

vielen Dank! Aber natürlich, ein Morgen ist ein altes Flächenmaß, nicht? [1] Wir kennen das in den Niederlanden auch, aber nicht mehr im 20.n Jahrhundert. Und was bedeutet “Gut” hier eigentlich? Soll ich das lesen wie “ganz Pucewige”?

Viele Grüße,

Emiel

[1] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Morgen_(Einheit)
 
volkimal Am: 26.03.2020 21:54:40 Gelesen: 526004# 1443 @  
@ evwezel [#1442]

Hallo Emiel,

ein Gut ist einfach großer landwirtschaftlicher Betrieb (auch Gutshof genannt).

Beim Namen des Gutes "Gut Pucewige" war ich mir nicht sicher. Es könnte auch "Gut Pucewize" heißen.

Beides kann ich aber im Internet nicht finden.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.03.2020 22:09:33 Gelesen: 526000# 1444 @  
Hallo Emiel,

vielleicht ist es doch das Nowogródek in Weißrussland (heute Nawahradak). 5 km westlich von Nawahradak liegt Putsevichi. Vielleicht hieß dass in der damaligen Zeit Pucevizi.

Kommen noch andere Feldpost-Belege von Richard mit den Ortsangaben Nowogródek oder Pucevizi vor? Vielleicht bekommt man es dann heraus.

Beim Ort Nowogródek habe ich den Akzent übrigens an die falsche Stelle gesetzt. Er gehört über das „o“.

Viele Grüße
Volkmar
 
Peter aus Oststeinbek Am: 26.03.2020 23:08:01 Gelesen: 525984# 1445 @  
@ volkimal [#1361]

Hallo Emiel und Volkmar,

bei PPA ist ja auch ein Russe vertreten (Alexander Zhuravlev) und ihn habe ich nach den Orten in dem früheren Feldpostbrief gefragt. Hier seine Antwort:

Diese Aufgabe erwies sich als einfach. Gorodistche befindet sich in der Republik Belarus, Region Brest, Distrikt Baranavichy. Mostitići liegt 4,4 Kilometer nordwestlich.

Der Name Gorodistche ist übrigens in Russland und Weißrussland sehr verbreitet. Übersetzt bedeutet eine umzäunte Siedlung, Festung oder die Überreste einer solchen Siedlung. Manchmal passiert es mit einem Adjektiv. In der Nähe von Tver gibt es zum Beispiel Pogoreloe Gorodistche. Pogoreloe - verbrannt.

Mit freundlichen Grüßen, Alexander.


Vielleicht lässt sich nun der Einsatzort nachvollziehen.

Schönen Gruß, Peter
 
evwezel Am: 26.03.2020 23:55:23 Gelesen: 525974# 1446 @  
@ Peter aus Oststeinbek [#1445]
@ Volkimal[#1444]

Hallo Peter und Volkmar,

Ich habe alle geographische Informationen in folgender Tabelle dargestellt:

(Pol./Russ.) (Deutsch) (Datum Feldpostbrief/karte)

Wisła Weichsel

Sanniki Sanniki 03-03-1915
Szkarada Szkarada 11-03-1915
Sanniki Sanniki 17-03-1915
Łowicz Lowicz 30-05-1915
Koszelew Koszelewo 14-11-1915
Putsevichi? (Gut) Pucewige 31-03-1916
Nawahradak Nowogródek 31-03-1916
Mostitići Mostytitsche 26-09-1916
Gorodistche Gorodischtsche (Oblast Pensa) 27-09-1916
Prypjatsümpfe 05-12-1916
Pinsk 05-12-1916
 


 

evwezel Am: 27.03.2020 14:35:07 Gelesen: 525940# 1447 @  
Liebes Forum,

Ich habe hier einen sehr langen Brief von Leutnant Richard Waters, geschrieben den 17 März 1915. Im Großen und Ganzen kann ich das schon lesen. Ein kleines Teil (Seite 6-10, hier abgebildet) is besonders interessant. Ich habe eigentlich nur eine Frage: was ist der Ortsname auf Seite 6?:

Seite 6

Die Merkurir von 28. Feb mit P. Gnackig´uner-
gleichlicher (...) ist schon in meinem Besitz; ich
ahnte natürlich nicht, dass du der Urhaber warst.
Ich wollte auch schon eher den Herrn Peter dafür
danken, wusste aber die Adresse nicht. Umso-
mehr freut es mich, dass du den Herrn in so
schöner Weise danken willst.
Und nun noch Einiges über unseren
grossen sonntäglichen(?) Streifzug an di Weichsel.
Zu 10 Mann bestiegen wir in aller Fruhe un-
sern G(...) und in flotten Trabe (?) gings den
Walde(?) zu. Wir waren mit guten Gläsern(?)
und einen photogr. Apparat ausgerüstet und
machten in einer schönen Waldpartie(?) die erste
Truppenaufnahmen. Dann gings weiter durch
(...), zerschosschen russische dörfer bis Slabice(?),
wo die gewaltigen Weichselbefestigungen
beginnen. Ein 2 mtr. hohe Stacheldraht-
(...) zieht sich 65 kil.lang die ganze (?) Weich-
sel entlang etwa 6-8 kilom. vor den Strom.

Seite 7

Die Bräste(?) sind teilweise fingerdik(?) und wieder-
stehen jeder (...): die (...)fähle der Herten sind
durch eben angebrachte Äste und Zweige in
Bäumen verwendet, / dass um weiter der
Eindruck einer künstlichen (...) vollständig
vermischt sind. Etwa 100-200 Meter diesseits
zieht sich ein lange Hügelrath, auf welcher
ein Schützengraben hinter den anderen tadellos
ausgebaut ist. Die Wände des Grabens sind
ganz (...) aus Weidengeflecht, können so-
mit trotz des Sandbedes(?) nicht einstürzen.
Für Maschinengewehre und Minenwerfer sind
besondre Unterstände eingebaut, und zwar
so, dass man von dort die ganze Gegend be-
streichen kann. Hinter den Hügeln sind
die Artillerie-stellungen fertig ausgebaut,
alles ist auf´s beste vorbereitet. Wehe den
armen Russen, die in diese Falle hineingeraten,
viel wird nicht dessen übrig bleiben. Was der
grossen Hindenburg mit der ganzen, gewaltigen

Seite 8

Sache erzweckt, ist uns vorerst ein Rätsel
ob man ein zufrieren(?) der Weichsel befürchtet hat
und die nötigen Vorsichtsmassregeln traff oder
ob sonst einen grossen Sache vorgesehen ist, wer
weiss es. Wahrscheinlich hat Hindenburg wie-
der irgend etwas grosses ausgehaltet(?), denmann
arbeitet dort jetzt noch ununterbrochen weiter,
obgleich kaum noch an sehr starken Frost zu
denken ist. Doch jetzt weiter zu unseren
Weichselritt. Durch ein unendliches Gewirr
von geflochtenen Weidenhacken(?), die die Besitzungen
der deutschen Ansiedler dort einzäumen, ge-
lungten wir zum eigentlichen Weichsel-
damm, der auf ein ganz gewinvolle(?) Art
und Weise verbarrikadiert ist. Diesseits des
Dammes stehen lauter Weidenbäume, die bis
auf 1/2 Meter Höhe abgesägt und über den Damme
geworfen sind, sodass einem von der Weichsel-
seite her(?) Millionen von kahlen Weidenzweigen
entgegenstanden, durch die einfach nicht durchzukommen
ist.

Seite 9

Damit der Feind die Baumkronen nicht zu
sich herunterrissen kann, sind sie mit
dem stehen geblieben. Stumpf(?) durch starken
Drähte(?) verbunden. Das Ganze ist ein sehr
einfaches, aber klug(?) ausgedachtes, gewaltiges
Hinweiss. An einer schmalen, freien Stelle ritten
wir über den Damm den Strom zu, der
mächtiges Treibeis führte. Schon wollte ich
zum Ufer reiten, als mich ein Posten an-
rief und warnte, weiter vorzureiten(?), da
wir sonst bestimmt von der anderen Seite
Feuer bekämen. Wir stiegen also ab, sall-
ten unsere Pferde in einem Baumgarten
unter und schlichen zu den am Ufer aus-
geworfenen Schützengräber. Von hier aus
konnten wir die russisschen Posten auf der
anderen Seite lustig auf uns ab patrouillieren
sehen. 1500 Meter ist der Strom dort breit, doch
schiessen unseren Leute nicht, da sie keine Munition
verschwenden und sich den Feinde nicht verraten

Seite 10

verraten wollen. Ein Treffer auf so einen
Entfernung u. auf einen einzelnen Mann ist
doch immer nur Zufallssache. Die Russen da-
gegen gefefferen(?) oft ganz toll darüber, da sie
gewiss hier viele Truppen vermuten(?), war sich
in Wirklichkeit nur einige Kavallerieposten
befinden. Sobald sich am Ufer nur was se-
hen lässt, geht die Knallerei los. Wir
konnten von Glück sagen, dass uns der Posten
rechtzeitig gewarnt hatte, den sonst wären
wir recht unangenehm empfangen worden.
Nachdem wir noch einige Zeit den eintreffen-
ten(?) Erzüllungen des Wachtpostens(?), eines
echt(?) Berliner Jungen, (...), traten wir
den Rückritt ein. Von den (...)
machten wir (...) photogr. Aufnahmen,
die demnächst zur Entwicklung kommen.
Wenn du Osten nach Hause kommst, (...)
du sie dort einsehen können. Jetzt muss
ich Schluss machen, den heut ist






 
volkimal Am: 27.03.2020 14:59:17 Gelesen: 525928# 1448 @  
@ evwezel [#1446]

Hallo Emiel,

dann passen die Orte in Weißrussland (Pucewige bzw. Nowogródek) ja ausgezeichnet in die Abfolge.
Ich habe einmal die Orte der Reihe nach bei Google-Maps eingegeben.
Ich schicke Dir die Karte per Email.

Für den langen Brief habe ich im Moment noch keine Zeit. Das später.
Falls jemand anders mit dem langen Brief anfängt, kann er es ja hier melden.
Dann wird dasselbe nicht doppelt gemacht.

Viele Grüße
Volkmar
 
wessi1111 Am: 27.03.2020 15:51:12 Gelesen: 525916# 1449 @  
@ evwezel [#1447]

Hallo,

der Ort heißt bestimmt Slubice. Es ist nicht das Slubice gegenüber von Frankfurt (Oder), an der Weichsel gibt es auch einen gleichnamigen Ort, siehe [1].

Gruß
Wessi

[1] https://books.google.com.pa/books?id=PNNj-ZjVRXcC&pg=PA150&lpg=PA150&dq=slubice+weichsel&source=bl&ots=D9cmmvAUgi&sig=ACfU3U0amBwUg8VyMpneLm4wUMR9vRLW5w&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj5n_vN8broAhXlYd8KHeuuB00Q6AEwBXoECAoQAQ
 
volkimal Am: 27.03.2020 18:06:56 Gelesen: 525900# 1450 @  
Hallo zusammen,

ich werde mir jetzt den Brief vornehmen. Hier ist das Ergebnis:

Seite 6

Die Merkuria* von 28. Feb mit P. Gnaedig´ unver-
gleichlicher Grabrede ist schon in meinem Besitz; ich
ahnte natürlich nicht, dass du der Urheber warst.
Ich wollte auch schon eher dem Herrn Peter dafür
danken, wusste aber die Adresse nicht. Umso-
mehr freut es mich, dass du den Herrn in so
schöner Weise danken willst.
Und nun noch Einiges über unseren
grossen sonntäglichen Streifzug an die Weichsel.
Zu 10 Mann bestiegen wir in aller Frühe un-
sere Gäule und in flotten Trabe gings dem
Walde zu. Wir waren mit guten Gläsern
u. einen photogr. Apparat ausgerüstet und
machten in einer schönen Waldpartie die erste
Gruppenaufnahmen. Dann gings weiter durch
öde, zerschossene russische Dörfer bis Slubice,
wo die gewaltigen Weichselbefestigungen
beginnen. Ein 2 mtr. hohe Stacheldraht-
hecke zieht sich 65 Kil. lang die ganze Weich-
sel entlang etwa 6-8 Kilom. vor den Strom.

* Merkuria. Blätter für katholische Kaufleute u. Angestellte in Handel u. Industrie. (Zeitschrift für katholische Kaufleute)
Beim Wort "unvergleichlicher" (Ende erste Zeile) fehlt das "v". Ich denke, dass es ein Rechtschreibfehler ist.

Seite 7

Die Drähte sind teilweise fingerdick und wieder-
stehen jeder Schere: die Pfähle der Hecke sind
durch oben angebrachte Äste und Zweige in
Bäumen verwendelt, sodaß von weitem der
Eindruck einer künstlichen Hecke vollständig
vermischt wird. Etwa 100-200 Meter diesseits
zieht sich ein lange Hügelkette, auf welcher
ein Schützengraben hinter den anderen tadellos
ausgebaut ist. Die Wände des Grabens sind
ganz massiv aus Weidengeflecht, können so-
mit trotz des Sandbodens nicht einstürzen.
Für Maschinengewehre und Minenwerfer sind
besondere Unterstände eingebaut, und zwar
so, dass man von dort die ganze Gegend be-
streichen kann. Hinter den Hügeln sind
die Artillerie-Stellungen fertig ausgebaut,
alles ist auf´s beste vorbereitet. Wehe den
armen Russen, die in diese Falle hineingeraten,
viel wird nicht davon übrig bleiben. Was der
große Hindenburg mit der ganzen, gewaltigen

Seite 8

Sache bezweckt, ist uns vorerst ein Rätsel
ob man ein zufrieren der Weichsel befürchtet hat
und die nötigen Vorsichtsmaßregeln traf oder
ob sonst einen große Sache vorgesehen ist, wer
weiß es. Wahrscheinlich hat Hindenburg wie-
der irgend etwas Grpßes ausgeheckt, denn man
arbeitet dort jetzt noch ununterbrochen weiter,
obgleich kaum noch an sehr starken Frost zu
denken ist. Doch jetzt weiter zu unseren
Weichselritt. Durch ein unendliches Gewirr
von geflochtenen Weidenhacken, die die Besitzungen
der deutschen Ansiedler dort einzäunen, ge-
langten wir zum eigentlichen Weichsel-
damm, der auf ein ganz genievolle Art
und Weise verbarrikadiert ist. Diesseits des
Dammes stehen lauter Weidenbäume, die bis
auf 1/2 Meter Höhe abgesägt und über den Damme
geworfen sind, sodass einem von der Weichsel-
seite her Millionen von kahlen Weidenzweigen
entgegenstarren, durch die einfach nicht durchzukommen
ist.

Seite 9

Damit der Feind die Baumkronen nicht zu
sich herunterreißen kann, sind sie mit
dem stehengebliebenen Stumpf durch starke
Drähte verbunden. Das Ganze ist ein sehr
einfaches, aber klug ausgedachtes, gewaltiges
Hinderniß. An einer schmalen, freien Stelle ritten
wir über den Damm dem Strome zu, der
mächtiges Treibeis führte. Schon wollte ich
zum Ufer reiten, als mich ein Posten an-
rief und warnte, weiter vorzurücken, da
wir sonst bestimmt von der anderen Seite
Feuer bekämen. Wir stiegen also ab, stell-
ten unsere Pferde in einem Baumgarten
unter und schlichen zu den am Ufer aus-
geworfenen Schützengräben. Von hier aus
konnten wir die russischen Posten auf der
anderen Seite lustig auf uns ab patrouillieren
sehen. 1500 Meter ist der Strom dort breit, doch
schiessen unseren Leute nicht, da sie keine Munition
verschwenden und sich den Feinde nicht verraten

Seite 10

verraten wollen. Ein Treffer auf so eine
Entfernung u. auf einen einzelnen Mann ist
doch immer nur Zufallssache. Die Russen da-
gegen pfeffern oft ganz toll herüber, da sie
gewiß hier viele Truppen vermuten, wo sich
in Wirklichkeit nur einige Kavallerieposten
befinden. Sobald sich am Ufer nur was se-
hen lässt, geht die Knallerei los. Wir
konnten von Glück sagen, dass uns der Posten
rechtzeitig gewarnt hatte, denn sonst wären
wir recht unangenehm empfangen worden.
Nachdem wir noch einige Zeit den interessan-
ten Erzählungen des Wachtpostens, eines
echt Berliner Jungen, gelauscht, traten wir
den Rückritt an. Von den Befestigungen
machten wir mehrere photogr. Aufnahmen,
die demnächst zur Entwicklung kommen.
Wenn du Osten nach Hause kommst, mußt
du sie dort einsehen können. Jetzt muss
ich Schluss machen, denn heut ist

Du hast recht! Der Text ist sehr interessant und gibt wirklich einen guten Einblick in die Verteidigungsanlagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 27.03.2020 19:48:30 Gelesen: 525884# 1451 @  
@ volkimal [#1450]

Das ist doch erstaunlich Volkmar! Diese Arbeit kostete mich fast eine Woche Zeit und du machst das in eine halbe Stunde (und besser).

Sehr vielen Dank für deine Überarbeitung!
 
evwezel Am: 27.03.2020 21:03:59 Gelesen: 525862# 1452 @  
@ wessi1111 [#1449]

Wessi, ich danke dir natürlich auch recht herzlich für deinen Beitrag!

Viele Grüße,

Emiel
 
volkimal Am: 27.03.2020 21:29:33 Gelesen: 525855# 1453 @  
@ evwezel [#1451]

Hallo Emiel,

ohne deine Vorarbeit hätte ich auch viel länger daran gesessen. Wenn man nur noch einige Wörter ergänzen bzw. ein paar Fehler korrigieren muss, dann dauert es natürlich nicht so lange.

Außerdem denke ich, dass ich viel mehr Übung mit dem Lesen von Sütterlin habe. Ich lese die Belege aus meiner Familie schon seit vielen Jahren (oder besser einigen Jahrzehnten).

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 29.03.2020 09:32:06 Gelesen: 525794# 1454 @  
@ M.P.D. [#1439]

Hallo Mike,

das meiste des Textes kann ich lesen - nur die Namen weiß ich nicht. Das steht im Brief:

Liebe Tochter
Der Johanes von ????
will uns in 3 bis 4 Wochen
besuchen da wörr es uns
Recht lieb wen du auch
uns besuchen will die Zeit
und den Tag wen er komen
will schreibe ich dieses der
??? ??? dich auch abholen
den der bekombt 4 ? vor seiner
Fuhr(?) du must mir aber ???
??? gleich schreiben

Mit Bleistift wurde darüber notiert:
"Brief des Vaters unserer Großmutter an diese".
Wenn der Brief aus deiner Familie stammt, kannst du die Namen vielleicht zuordnen.

Bei der Anschrift ist vieles unklar. Der Brief geht von Marburg nach Gissen (vermutlich Gießen).

Zum Wasserzeichen habe ich eine interessante Internetseite gefunden [1].

Wenn man sich bei den Motiven durchklickt, kommst man zum freistehenden Nadelbaum ohne Beizeichen [2].

Das Wasserzeichen bei deinem Brief gehört eindeutig zu dieser Rubrik.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://www.wasserzeichen-online.de/wzis/struktur.php
[2] https://www.wasserzeichen-online.de/wzis/struktur.php?klassi=004001006002001001&anzeigeIDMotif=19748
 
DERMZ Am: 29.03.2020 16:51:35 Gelesen: 525764# 1455 @  
Guten Sonntag,

mal bescheiden in die Runde gefragt, sollte es ab heute nicht länger hell sein? Hier ist es schon so duster, daß es nur noch mit elektrischem Licht geht - aber das hat mit dem Thema ja nix zu tun.

Kommen wir zu Sache, Ulrich "verzweifelt" 1916 an Rosa, die sich gar nicht mehr bei ihm meldet. Er vermutet eine neue Bekanntschaft. Über die genauen Details werden wir wohl nie etwas erfahren. Ich verzweifle an Ulrichs Handschrift, wohin hat er die Karte geschickt, ich finde schon seit Tagen keine Lösung und auch keinen Ansatz, wer hilft mir?



Und aus lauter Verzweiflung habe ich die Adresse noch mal vergrößert:



es folgt noch der lesbare Teil der Karte


Feldpost

Fräulein
Rosa Wichler
....


Marburg, 14./9.16
Liebe Rosa!
Anbei will ich dir
eine Ansicht von
hier schicken. Kannst
du sehen, was Marburg
für ein schönes Städtchen
ist. Du läßt in der
letzten Zeit sehr wenig
hören. Hast wohl
Bekanntschaft gefunden.
Na da gratuliere ich
herzlich. Herzl. Grüße
Dein tr. Ulrich


Vielen lieben Dank für die Hilfe sagt ein verzweifelter Olaf
 

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