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Thema: Altdeutschland Bayern: P.D. Stempel auf Briefen
bayernjäger Am: 08.03.2011 00:37:37 Gelesen: 21158# 1 @  
P.D. Stempel auf Brief Bayern - Schweiz (Kempten - Romanshorn)

Kann mir jemand sagen, was dieser P.D. Stempel auf diesem Brief zu suchen hat und woher er stammen könnte?


 
bayern klassisch Am: 08.03.2011 06:50:47 Gelesen: 21145# 2 @  
Hallo bayernjäger,

ein interessantes Stück hast du da!

Der Brief hat 2 Besonderheiten.

1. Nach dem Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1.10.1852 waren frankierte Briefe von Bayern in die Schweiz nicht mit dem P.D. - Stempel zu bedrucken. Die weinrote Variante dürfte von Kempten selbst stammen und auf die frühen 1860er Jahre zu datieren sein. Insofern ist das mit Bleistift notierte Datum, wenn es sich nicht auf andere Weise bestätigen lassen sollte, passend.

Von den verklebten 6 Kr. wurden 3 Kr. an die Schweiz als Weiterfranko abgeführt. Die Schweiz notierte ihre 3 Kr. mit Rötel unten links. Ich kenne mit diesem nur noch einen weiteren Brief mit P.D. - Stempel aus Bayern in die Schweiz - Glückwunsch!!

2. Der Aufgabestempel weist die Besonderheit "7a" auf. In Bayern gab es einige wenige Orte, die Halbkreisstempel dieser Type verwandten. Ich darf hierzu auf einen Artikel der ARGE Bayern klassisch e. V. (http://www.arge-bayern.net) und auf einen Thread in einem neuen Forum verweisen (http://www.altpostgeschichte.com), den ich hiermit verlinken möchte. http://altpostgeschichte.com/index.php?page=Thread&threadID=315

Summa summarum kann ich dich zum Kauf dieses Briefes mit der Nr. 4 II Platte 3, der seltensten der 4 II Marken, nur beglückwünschen. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayernjäger Am: 08.03.2011 07:05:59 Gelesen: 21140# 3 @  
Das ging mit der Antwort aber flott. Vielen Dank bayern klassisch.

Das handschriftliche Datum ist übrigens richtig. Rückseits befindet sich auf dem Brief nur der Ankunftstempel Romanshorn.

Gruß byernjäger
 
Baldersbrynd Am: 08.03.2011 08:00:41 Gelesen: 21134# 4 @  
Hallo Bayernjäger und Bayern Klassisch

Nach meiner Meinung bedeutet "PD" Paye Destination, also Porto bezahlt bis Empfänger. Warum kommt dann der 3 Kr. zu erhoben in die Schweiz? Aber ein schöner Brief.

Liebe Grüße
Jørgen
 
Lars Boettger Am: 08.03.2011 12:29:56 Gelesen: 21115# 5 @  
@ Baldersbrynd [#4]

Hallo Jørgen,

von den 6 Kreuzern bekam die Schweiz als Weiterfranko 3 ab. Das ist dort auch verzeichnet. Ein Porto wäre m.E. eher in schwarz oder blau notiert worden.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
bayern klassisch Am: 08.03.2011 16:46:33 Gelesen: 21091# 6 @  
Hallo,

die Schweiz hat in den 50er bis zur Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts praktisch immer in Rötel taxiert. Dort hatte die deutsche Farbenlehre, nach der ab 1856 blau für Porto und rot für Franko stand, keine Gültigkeit.

Alles nicht so einfach mit der PO des 19. Jahrhunderts.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayernjäger Am: 08.03.2011 17:57:29 Gelesen: 21072# 7 @  
Hallo bayern klassisch,

ich habe mir mal die Mühe gemacht und übers Internet die entsprechenden Postverordnungen von 1852 besorgt. Leider kann ich dort über die Verwendung oder besser Nichtverwendung von PD-Stempeln im Postverkehr Bayern - Schweiz nichts finden. Woher stammt Ihre Erkenntnis?

Gruß

bayernjäger
 
bayern klassisch Am: 08.03.2011 19:50:24 Gelesen: 21059# 8 @  
Hallo bayernjäger,

in dem Vertrag stand nicht, was nicht zu machen ist. Ich habe mir ca. Hundert Seiten Verordnungen durchgelesen, finde aber den Passus nicht, nach dem nicht P.D. zu stempeln ist. Wenn du ein paar Hundert Frankobriefe aus Bayern in die Schweiz gesehen hast, wirst du feststellen, dass sie keine P.D. Stempel tragen. Bis ich die Primärquelle finde, wird dir diese Antwort genügen müssen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayernjäger Am: 08.03.2011 20:07:57 Gelesen: 21054# 9 @  
Hallo bayern klassisch,

klingt logisch, dass in den Verordnungen nur dies steht, was zu machen und nicht was zu unterlassen ist. Sollte der Passus noch gefunden werden, würde ich mich über einen Hinweis freuen.

Ich habe noch einen anderen Bayern-Brief über die Schweiz ? mit Anfrage eingestellt. Da mir scheint du kennst dich gut aus, vielleicht hast du so etwas schon gesehen.

Gruß
bayernjäger
 
bayern klassisch Am: 08.03.2011 20:35:29 Gelesen: 21047# 10 @  
Hallo bayernjäger,

sorry, hatte ich übersehen. Nun besitzt er aber eine Kommentierung, die hoffentlich konveniert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayernjäger Am: 12.03.2011 06:59:10 Gelesen: 20993# 11 @  
Hallo Sammlerfreunde,

hat vielleicht noch jemand einen ähnlichen Brief, den er mit Bild hier einstellen könnte?

Gruß

bayernjäger
 
bayernjäger Am: 13.03.2011 23:27:00 Gelesen: 20956# 12 @  
Hallo bayern klassisch,

gibt es eine Aufstellung, welche Postämter einen PD-Stempel führten?

Gruß

bayernjäger
 
bayern klassisch Am: 14.03.2011 09:48:52 Gelesen: 20938# 13 @  
Hallo bayernjäger,

eine derartige Aufstellung kenne ich nicht und es wird auch keine geben bzw. gegeben haben.

P.D. - Stempel waren in der PO des 19. Jahrhunderts eine heilige Kuh, weil ihre Funktion sehr weitreichend war und man diese Stempel nur dem kleinen Kreis der Berechtigten überließ.

Sie wurden an alle Poststellen geliefert, die Kartenschlüsse mit dem Postvereinsausland bedienten. Klartext: Eine "Feld-, Wald- und Wiesenpoststelle" hätte niemals einen P.D. - Stempel bekommen, weil sie ihn nicht benötigt hätte.

Damit ist der Kreis stark eingeengt, denn Kartenschlüsse mit der Schweiz, Frankreich und Italien über Österreich, andere Länder mit eigenen Kartenschlüssen gab es nicht bei Bayern, hatten nur die Hauptbriefpostexpeditionen am Sitz der Oberpostämter (OPÄ). Wo die saßen, weißt du ja.

Darüber hinaus bekamen ihn auch die Poststellen, die direkt ins Ausland kartierten, weil sie die letzte Stelle des Inlands waren, bei der man die Auslandsbriefe aufgeben konnte.

Lindau z. B. lag direkt an der Grenze zur Schweiz. Für Briefe nach der Schweiz brauchte man keinen P.D. - Stempel, siehe mein Eingangsposting. Aber Briefe über die Schweiz nach Sardinien oder einen anderen Staat in Italien konnten seiner bedürfen, daher hatte man dort den P.D. - Stempel hierfür bewilligt bekommen.

Ob Kempten einen hatte, weiß ich nicht, es wäre aber möglich, dass für Briefe über Österreich nach Italien ein solcher vorhanden war. Das ist aber nur eine Vermutung, bei Lindau ist es Wissen.

Auch Landau in der Pfalz oder Bergzabern hatte Kartenschlüsse mit Wisembourg in Frankreich, so dass auch diese eher unbedeutenden Poststellen P. D. - Stempel führten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Baldersbrynd Am: 14.03.2011 11:45:42 Gelesen: 20929# 14 @  
Hallo bayernjäger, bayern klassisch und alle andere.

Hier ist eine Liste mit meinen Sendungen mit PD Stempel.

Der erste Brief aus Hamburg nach Florence ist ohne Briefmarken alle andere sind mit Briefmarken. Der letzte ist von Frankreich nach Dänemark.

Gruß
Jørgen


 
bayern klassisch Am: 14.03.2011 20:48:24 Gelesen: 20912# 15 @  
Lieber Jörgen,

danke für deine Liste, aber nicht immer kam der P.D. - Stempel am Ort der Briefaufgabe auf den Brief.

Bayern hat z. B. in den 60er Jahren auf Briefen über Österreich nach Italien oft nicht mit P.D. gestempelt, obwohl das eigentlich vorgeschrieben war. In diesen Fällen hat die Post in Italien diese Stempelung nachgeholt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
iholymoses Am: 13.04.2018 23:23:36 Gelesen: 9608# 16 @  
Hallo zusammen,

hier ein Beleg mit P.D.-Stempel von Antwerpen nach Sonneberg / Thüringen von 1870:




 
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