Thema: (?) (15) Nebenstempel auf Brief und Karte: Amtlich verfügt oder geduldet ?
rostigeschiene (RIP) Am: 17.06.2011 22:09:14 Gelesen: 16050# 1 @  
Eine Frage an die Experten:

Gibt es, wie in der Überschrift schon mit Fragezeichen versehen, ein Gesetz oder eine Verordnung in der die Form, Größe, die zu verwendende Stempelfarbe etc. bei der Benutzung der Briefträgerstempel vorschreibt?

In meinen Schränken habe ich so einige Briefträgerstempel in verschiedenen Formen und Farben.



Dies sind nur einige Stempel die ich auf die Schnelle gefunden habe, aber auch andere Nebenstempel wie Nachgebühr, Recomandiert, Empfänger unbekannt, Gebühr bezahlt u. A. alle in verschiedenen Formen und Farben.

Vielleicht zeigen auch andere Sammler hier die Vielfalt der unterschiedlichen Nebenstempel.

Werner
 
doktorstamp Am: 18.06.2011 07:46:27 Gelesen: 16031# 2 @  
@ rostigeschiene [#1]

Hallo Werner.

Die Auslagenstempel sind amtlicherseits angebracht und dienen um die Versendungsart zu belegen (später Nachnahme). Der Rundstempel unten links (da liest man 13 7 uns 2 quergelegen) ist wohl ein Rundgangstempel (Bestellstempel).

Oben rechts dürfte ein Händlerstempel sein.

Das A im Kreis mit dem Posthorn habe ich nie zuvor gesehen.

Soweit ich es weiß ist das Anbringen von persönlichen Nebenstempeln nie untersagt worden, die Farbe blieb einem jeden überlassen, es sei denn sie könnten Verwirrung hervorrufen oder aus irgendwelchen Gründen (oft politisch) nicht zugelassen waren.

mfG

Nigel
 
rostigeschiene (RIP) Am: 18.06.2011 08:13:30 Gelesen: 16028# 3 @  
Hallo Nigel,

vielen Dank für Deinen Kommentar zu diesen Stempeln. Der von Dir als Händlerstempel bezeichnete Abschlag ist definitiv ein Briefträgerstempel. Ich zeige den Brief hier noch einmal, er ist schon in einem anderen Thread abgebildet.



Mir geht es aber primär um die Frage der Amtlichkeit. Gibt es eine Verordnung zur Verwendung, die regelt in welcher Form und Größe diese Stempel herzustellen und zu Verwenden waren?

Werner
 
Postgeschichte Am: 18.06.2011 09:45:41 Gelesen: 16017# 4 @  
@ rostigeschiene [#3]

Mir geht es aber primär um die Frage der Amtlichkeit. Gibt es eine Verordnung zur Verwendung, die regelt in welcher Form und Größe diese Stempel herzustellen und zu Verwenden waren?

Hallo Werner,

diese Frage kann mit einem einfachen "njein" beantwortet werden. Stempel, hier spreche ich zunächst von den Ankunfts- und Aufgabestempeln, wurden von den jeweiligen Postverwaltungen "beschafft". In Preußen wurden diese einheitlich bis zum 1.1.1850 von bestimmten Lieferanten bezogen. Nach dem 1.1.1850 wurde die Beschaffung den OPD´en übertragen, die zwar nach Form und Größe Vorgaben erhielten, die Stempel aber bei eigenen Lieferanten herstellen lassen konnten.

Die Eigeninitiative bei der Beschaffung der Stempel, auch der Nebenstempel, wurde aber mehr und mehr wieder zentral durch das Reichspostministerium (zumindest aber vorgegeben) erledigt, bzw. dem am 1.10.1920 errichteten Reichspostzentralamt übertragen. Die Anfertigung von Nebenstempeln durch Postämter oder OPD´en dürften sich auf wenige Ausnahmen reduziert haben. Über genaue Maße der Stempel sind mir bis auf wenige Ausnahmen in der Primärliteratur nichts bekannt.

Gruß
Manfred
 
Baber Am: 05.08.2012 15:33:57 Gelesen: 13704# 5 @  
Hallo zusammen,

hier ein moderner "amtlicher" Nebenstempel.

1989 auf der CEBIT wollte ich wegen der besseren Erhaltung den Brief mit dem Sonderstempel vom Messepostamt gleich wieder mitnehmen. Das ging nun damals überhaupt nicht. Ein Brief, der einmal hinter dem Schalter war, durfte nicht wieder ausgefolgt werden. Auf längeres Bitten bekam ich dann den Brief doch zurück mit durchgestrichener Adresse und dem Stempel "Zurückgegeben" mit Unterschrift des Postbeamten. So streng waren damals die Sitten.

Gruß
Baber


 
Lars Boettger Am: 05.08.2012 16:45:08 Gelesen: 13688# 6 @  
@ rostigeschiene [#1]

Hallo Werner,

eine einfache Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt. Seit einigen Jahren erforsche ich die Behandlung von Retour- und Weiterleitungsbriefen von und nach Luxemburg. Mittlerweile ist aus der Forschungssammlung eine internationale Ausstellungssammlung geworden. Dabei habe ich eines festgestellt:

Die Nebenstempel und Klebezettel entsprechen in der Regel dem Bedarf des Postamtes bzw. der an der Abwicklung des Post- und Schalterverkehrs beteiligten Beamten. Die UPU hat z.B. Vorschriften und Richtlinien zur Kennzeichnung von unterfrankierten Poststücken erlassen. Aber es war egal, ob das handschriftlich, mit einem Stempel oder mit einem Klebezettel erfolgte.

Vielfach wurden Nebenstempel von einem Postamt angeschafft, weil dadurch die Bearbeitung schneller ging. Man konnte stempeln, anstatt mühsam von Hand einen Sachverhalt zu schildern. Auch wenn die Anschaffung auf Privatinitiative erfolgte, so ist doch der Einsatz des Stempels im Postamt "amtlich". Schwierig wird es, wenn private Nebenstempel "amtlich" aussehen. Im Anhang so ein privater Stempel aus der Zeit des 1. Weltkrieges.

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
filunski Am: 19.05.2017 18:58:49 Gelesen: 11091# 7 @  
Hallo zusammen,

ein lange ruhendes Thema, das ich mal mit einem Beleg wiederbeleben möchte.

Amtlich verfügt wird der folgende Nebenstempel wohl nicht sein:



Böse Zungen könnten jetzt auch sagen, dass es wohl den einen oder anderen "Postler" gab, dem man das nicht extra mitteilen musste. Oder war das "kopflos"? (Vorsichtshalber schreibe ich mal dazu, dass die letzten beiden Sätze natürlich nicht so "tierisch ernst" gemeint sind) ;-)

Beste Grüße,
Peter
 
Totalo-Flauti Am: 30.05.2018 22:08:52 Gelesen: 9590# 8 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich habe hier ein Einschreiben vom 12.07.1935 aus Chemnitz nach Leipzig. Auf der Rückseite wurde der Eingang in Leipzig vom Postamt Leipzig C1 bestätigt. Auf der Vorderseite ist ein Zweizeiler amtlicherseits "Lagerfrist abgelaufen / Postamt Leipzig C1" abgeschlagen. Lt. dem Aufkleber auf der Vorderseite wurde aber trotz der abgelaufenen Lagerfrist eine zweite Zustellung versucht. Leider ist die erste Mitteilung bei der ersten Zustellung zum 13.07. für mich nicht vollständig lesbar (".... Benachrichtigung hinterlassen). Ich nehme an, da der Zusteller eine Benachrichtigung mit Hinweis auf die Lagerfrist hinterlassen hat. Scheinbar ist auch der zweite Zustellversuch am 27.07. nicht erfolgreich gewesen. Der Zusteller vermerkte, das der Adressat immer noch verreist wäre. Leider gibt es kein Retour-Vermerk.

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.


 
volkimal Am: 01.06.2018 10:19:32 Gelesen: 9468# 9 @  
@ Totalo-Flauti [#8]

Hallo Totalo-Flauti,

etwas von dem Vermerk auf der Rückseite kann ich lesen. Nur die erste Zeile ist mir noch nicht ganz klar. Da ich im Moment nur am Smartphone bin, versuche ich das später zu erkennen.

Eindeutig ist "... schriftliche Benachrichtigung hinterlassen"

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.06.2018 17:33:16 Gelesen: 9430# 10 @  
@ Totalo-Flauti [#8]

Hallo Totalo-Flauti,

Wenn ich es richtig sehe, ist der Briefumschlag oben etwas abgeschnitten. Dadurch ist nicht mehr der gesamte Text vorhanden. Ich lese "des Monats schriftliche Benachrichtigung hinterlassen".

Die beiden Striche oberhalb des Wortes Monats könnten eine abgeschnittene "11" sein. Der ursprüngliche Text könnte so etwa lauten wie "... am 11. des Monats schriftliche Benachrichtigung hinterlassen". Davor muss aber noch etwas gestanden haben, da auch oberhalb des Wortes "des" etwas abgeschnitten wurde.

Viele Grüße
Volkmar
 
Totalo-Flauti Am: 01.06.2018 17:57:46 Gelesen: 9421# 11 @  
@ volkimal [#10]

Lieber Volkmar,

vielen Dank für Deine Hilfe!

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.
 
EdgarR Am: 01.06.2018 20:58:28 Gelesen: 9394# 12 @  
Ein höchst amtlicher "high-tech" Nebenstempel aus dem Nachbarland:



Ein Brief nach Deutschland wurde in Utrecht / NL zur Post gegeben. Die 3 Marken darauf wurden unbekannten Orts mit einem Handrollstempel so verwischt entwertet, dass weder Stempelort noch -datum erkennbar sind.

Doch dann wurde offensichtlich das verklebte Porto nachgerechnet und mit einem geradezu hochmodernen Tintenstrahl-Drucker dieser Neben"stempel" aufgebracht.

Der Text bedeutet "Frankierung / Nachkontrolliert"; die Bedeutung des Buchstaben- und Zahlensalats in der 3. Zeile entzieht sich meiner Kenntnis.
 
DL8AAM Am: 01.06.2018 22:19:43 Gelesen: 9371# 13 @  
@ EdgarR [#12]

Nur zur Vollständigkeit, siehe Thema "Auxiliary Marking: Label "Frankering Gecontroleerd" (Niederlande)" - https://www.philaseiten.de/thema/1319

Gruß
Thomas
 
Lars Boettger Am: 21.11.2021 18:05:27 Gelesen: 4232# 14 @  
@ Lars Boettger [#6]

Fast 10 Jahre nach dem Beitrag bin ich mir hinreichend sicher, dass es ein privater Stempel ist. Er findet sich nach meinem Beobachtungen nur auf Briefen der "Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft".

@ filunski [#7]

Ich würde das auch als einen privaten Stempel bezeichnen.

Beste Grüße!

Lars
 
Lars Boettger Am: 21.01.2022 23:40:33 Gelesen: 3746# 15 @  
Ein Sammlerfreund hat mich nach der Herkunft und Bedeutung des Nebenstempels "ÜBERWACHUNGSSTELLE TRIER" gefragt. Der Beleg ist unauffällig, eine mit 7 Pfennig frankierte Drucksache. Ist der Nebenstempel postalischer oder privater Natur? Von wann bis wann wurde er eingesetzt?

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Beste Grüße!

Lars


 
lueckel2010 Am: 21.01.2022 23:59:59 Gelesen: 3737# 16 @  
@ Lars Boettger [#15]

Guten Abend, Lars,

meiner Meinung nach privat. Es dürfte sich um einen Zusatz zur Absenderangabe "Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz, (22b) Speyer/ RH./ Überwachungsstelle Trier" handeln. Was immer die da in Trier zu überwachen hatten, kann ich allerdings auch nicht sagen.

Moin und gute Nacht, Gerd Lückert
 
Lars Boettger Am: 22.01.2022 09:58:07 Gelesen: 3702# 17 @  
@ lueckel2010 [#16]

Hallo Gerd,

vielen Dank für Deine Meinung! Das war auch meine erste Vermutung - aber, darum die Nachfrage - könnte er eventuell etwas mit dem Zoll zu tun haben? Trier liegt nahe an der Grenze zu Luxemburg.

Beste Grüße!

Lars
 
Jürgen Zalaszewski Am: 31.01.2022 15:52:21 Gelesen: 3491# 18 @  
Hallo zusammen,

eindeutig um privater Herkunft dürfte es sich bei den verwendeten Nebenstempeln und Aufklebern im gezeigten Beispiel handeln. Das man nicht immer alles so ernst sehen muss in der Philatelie, wollte ich euch mit diesem Beispiel zeigen.



Viele Grüße
Jürgen