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Thema: Japan: Tuschepunkt Mustermarken
ragiko Am: 05.10.2011 03:14:27 Gelesen: 4721# 1 @  
Japanmarken mit "Muster"-Aufdruck finden sich aus allen Epochen, teilweise sogar recht häufig, auch wenn in manchen Auktionen für neuere Mustermarken mitunter durch nichts gerechtfertigte Fantasiepreise verlangt werden. Solche Mustermarken wurden nicht nur an Postämter, sondern auch an interessierte Privatpersonen abgegeben und sind, zumindest ab den späten 50er Jahren, alles andere als selten. Marken mit Musteraufdruck (Abbildung im Michel Japan Katalog nach Nr. 658) existieren ab Nr.1 (1871), und eingestellt wurde der Service erst ab 2008; Ganzsachen werden noch immer mit Musteraufdruck versehen und an Postämter verteilt.

Naturgemäß existiert dieser Aufdruck in zahllosen Formen und Typen, unter denen man auch solche in Chinesisch (2 vertikal angeordnete Schriftzeichen) findet. Eine Besonderheit sind jedoch die per Hand gefertigten Mustermarken, die nur bei Japan Nr.9 bis 56 vorkommen können, neben solchen mit dem üblichen Aufdruck. In dieser kurzen Periode der 1870er Jahre wurden Bekanntmachungen gedruckt und mit Mustermarken beklebt, aber wegen der raschen Expansion des Postwesens und der Postämter wurden zusätzlich solche Bekanntmachungen auch mit Originalmarken beklebt, die mit einem Tuschepunkt, per Pinsel auf die Marke getupft, "entwertet" und zu Mustermarken degradiert wurden. Die Abbildung zeigt eine solche Bekanntmachung, auf der in der oberen Reihe die neuen Marken in Farbänderung, und in der unteren Reihe die bisher gültigen Marken aufgeklebt sind. Über den Marken steht oben "NEU" und unten "ALT", unter den Marken steht in senkrechter Schrift die Farbbezeichnung. Die gelbe Marke links blieb unverändert, ist aber auch als Muster mit aufgeklebt.



Der Text auf der Rückseite lautet: "Hiermit übergebe ich Ihnen Briefmarken, die als Muster auf der Wertseite mit einem Tuschepunkt markiert sind und keinesfalls verloren gehen dürfen. März 1876, Hisoka Maejima, Generalpostmeister."

Hisoka Maejima ist der Begründer des japanischen Postwesens (Japan Nr. 535, 4376 u.v.a.), der auf einer Europareise das europäische Postwesen kennen lernte und mit großem persönlichen Einsatz in Japan einführte, wodurch es zur ersten Briefmarkenausgabe im Jahre 1871 kam.

Marken mit Tuschepunkt, meist ohne Gummi, weil Einzelstücke von der Bekanntmachung abgewaschen worden sind, sind Relikte aus der Anfangszeit des japanischen Postwesens. Laien versuchen mitunter, den schwarzen Punkt als vermeintliche Verschmutzung abzuwaschen, bei teuren Originalmarken wird der Punkt auch bisweilen in betrügerischer Absicht entfernt. Begegnen Sie einer solchen Marke, sollten Sie sie lassen, wie sie ist, sie ist weder verschmutzt noch beschädigt, sondern ein altes Musterstück, über das sich jeder ernsthafte Japansammler freuen wird.
 
NicolausZentowski Am: 05.10.2011 15:01:53 Gelesen: 4688# 2 @  
Hallo,

ich finde es prima, dass hier wenigstens auch auf andere Kulturen eingegangen wird. Danke für die gute Beschreibung und der kleine Einblick in die Geschichte.

Viele Grüße
 
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