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Thema: Bund: Gestohlene Makulatur
Das Thema hat 26 Beiträge:
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Henry Am: 11.11.2011 15:36:19 Gelesen: 12026# 2 @  
@ togall [#1]

Hallo Thomas,

auch in meiner Sammlung ruht so ein Einzelstück. Ich meine mich zu erinnern, dass für die 948 U einmal ganz konkret die Info "stammt aus gestohlener Makulatur" veröffentlicht wurde. Und genau diesen Hinweis hat mein Objekt im Album erhalten.

Ohne die Fa. Heubach näher zu kennen, meine ich mich auch zu erinnern, dass dieser Name im Zusammenhang mit anderen nebulösen Häusern dieser Name gefallen sei.

mit philatelistischem Gruß
Henry
 
Lars Boettger Am: 11.11.2011 16:00:03 Gelesen: 12019# 3 @  
@ togall [#1]

Hallo Thomas,

vermeide jeden Hinweis auf das Zertifikat ("mit Attest" oder besser: "mit BPP-Attest"). Den Katalogstatus hat die Marke schon lange verloren, es ist aber keine Fälschung.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
drmoeller_neuss Am: 12.11.2011 00:55:44 Gelesen: 11959# 4 @  
Lesen wir doch einmal das Attest genauer: "die Marke ist garantiert echt": Das trifft auch auf gestohlene Makulatur zu. Es handelt sich hier lediglich nicht um Buntdrucke.

"ist mit dem echten Poststempel Röthenbach entwertet": nehmen wir einmal an, ich habe den originalen Poststempel von Röthenbach in meiner Vitrine stehen. Dann stammen alle Stempelabdrucke von diesem Stempel von einen echten Gerät, sind also mit einem "echten Poststempel" entwertet. Warum schreibt man nicht einfach im Attest, die "Abstempelung ist echt". Dann müsste sie nämlich auch zeitgemäss sein, d.h. die Marke ist am eingestellten Tag tatsählich gestempelt worden.

http://stampsx.com/forum/topic.php?id=1681&highlight=pegnitz&

Hier ist bereits eine geschnittene Marke diskutiert worden, laut Jürgen Kraft mit einem Falschstempel aus dem gleichen Ort "Röthenbach an der Pegnitz", aber mit dem Unterscheidungsbuchstaben "b".

Der Rest ist Spekulation. Sind die Stempel von Röthenbach vielleicht in Privatbesitz? Oder hat tatsächlich der Besitzer eines ungezähnten Bogens die Marken in diesem kleinen Ort in Mittelfranken in den Postverkehr eingeschleusst? Ganzsachenausschnitte waren damals noch frankaturgültig. Zumindest eine Einzelmarke hätte als solcher durchrutschen können.

Vermutlich gestohlene Makulatur mit fraglichem Stempel: Was ist die treffende philatelistische Bezeichnung dafür?
 
doktorstamp Am: 12.11.2011 01:58:28 Gelesen: 11953# 5 @  
@ drmoeller_neuss [#4]

Manipuliert zum Schaden des Sammlers.

mfG

Nigel
 
doc Am: 12.11.2011 11:27:20 Gelesen: 11923# 6 @  
@ togall [#1]

Hallo, Thomas,

bei dieser Marke handelt es sich, wie in älteren Katalogen nachzulesen, um gestohlene Makulatur. Die Firma Heubach aus Schwaig bei Nürnberg hat mich vor Jahren mit Werbung überhäuft; "Abarten" waren eine der Spezialitäten des Hauses. Dabei hat es sich aber oft um Makulatur oder manipulierte Marken gehandelt. Ich war der Meinung, diese Firma existiere nicht mehr, muß mich nach einem Blick ins Internet aber korrigieren: die Firma ist noch sehr aktiv.
Wie seriös, kann ich aber nicht beurteilen.

Die 948U habe ich natürlich auch in meiner Sammlung, und zwar von einem Herrn Salomon (wer auch immer dies ist) geprüft.

Ein schönes Wochenende und

freundliche Grüße,

Wolfgang
 
Briefmarkensammler Am: 12.11.2011 13:47:11 Gelesen: 11900# 7 @  
Die Marke ist zweifellos echt und das Ergebnis eines fehlerhaften Produktionsprozesses.

Derartige Stücke gibt es von vielen Marken. Ob derartige Marken sammelwürdig sind, muss jeder Sammler für sich selbst beurteilen. Bei Ebay wird das abgebildete Paar auf jeden Fall deutlich mehr erzielen, wie sein ordnungsgemäß gezähntes Pendant.

Ob der Stempel irgendwo in der Vitrine steht und durch Heubach nachverwendet wurde oder ob der Stempel von einem "verwandt-verschwägert-befreundeten" Postler auf dem Postamt - entgegen der Postvorschriften - zur Abstemplung genutzt wurde, ist schwierig zu ermitteln. Da mir der Stempel ansonsten noch nicht aufgefallen ist, tippe ich jedoch eher auf Variante 2.
 
lueckel2010 Am: 12.11.2011 16:40:37 Gelesen: 11859# 8 @  
Die ehemalige Mi.-Nr. 948U war niemals das "Ergebnis eines fehlerhaften Produktionsprozessses" (z. B. durch "versehentlich" vergessene Perforation). Sie war, wie "doc" ganz richtig schreibt, Makulatur!

Aus der Privatdruckerei Bagel (die damals mit der Herstellung der Mi.-Nr. 948 beauftragt worden war) wurde sie bogenweise gestohlen und von den Dieben an den "interessierten Handel verhökert".

Fast jeder Auktionator/ Händler, der in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts "etwas auf sich hielt", hatte "948U" im Angebot.

"948U" hatte damals zeitweise sogar "Katalogweihen". Erst als die Hintergründe publik wurden, hat man die Katalogisierung wieder gestrichen.

Offenbar ist immer noch einiges der "948U" im Umlauf. Warum MICHEL keinen entsprechenden Warnhinweis bei der Katalogisierung der "normalen" Mi.-Nr. 948 gibt, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben!
 
Henry Am: 14.11.2011 16:26:30 Gelesen: 11732# 9 @  
@ lueckel2010 [#8]

Ich habe mich mit der Frage an MICHEL gewandt, warum keine Warnnotiz im Katalog steht. Ich erhielt auch umgehend folgende Antwort:

"Bei MiNr. 948 U war der Sachverhalt (nach dem Gedächtnis dargestellt) wie folgt: Mindestens ein Bogen wurde entwendet, wobei man nie ausschließen konnte, ob und wenn ja wie viele Bogen auch über den Schalter gewandert sind – eine Fußnote, die ausschließlich von gestohlener Makulatur spricht, würde also den Sachverhalt nicht treffen, auch wenn man hier ein abschwächendes „vermutlich“ einfügen würde. Die Quelle der ungezähnten Stücke ist nicht feststellbar – das ist letztlich auch der Grund, warum die 948 U nicht geprüft wird.

Dass wir den jeweiligen Grund für Nicht-Aufnahmen meist nicht in einer Fußnote erklären, ist aber auch eine Platzfrage. Es gibt zu zahllosen Ausgaben Varianten und Abweichungen, die wir nicht listen – eine jeweilige Erklärung würde den Rahmen eines Printkataloges schnell sprengen..."


Hier ist der Vorwurf, dass MICHEL nicht auf Sammler reagiert, widerlegt.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
PeterPan100 Am: 14.11.2011 23:18:52 Gelesen: 11684# 10 @  
@ togall [#1]

Ich habe genau das gleiche Attest mit den beiden abgebildeten Marken in meinem Besitz. Allerdings sieht die Unterschrift völlig anders aus.

Die Marken mit dem Attest waren in einem dicken Einsteckbuch mit vielen Besonderheiten und Plattenfehlern enthalten, das ich selbst bei Heubach in Schwaig für 200.- Mark kaufte. Der Angestellte bei Heubach sagte mir damals, daß die Marken im Bogen im Postamt gekauft wurden und auch dort abgestempelt wurden. Wenn ich mich richtig ersinne, stand diese Marke im Michel mal bei 1000,- Mark bewertet. So 2 Jahre später erfolgte dann der Hinweis, daß es sich um gestohlene Makulatur handelte und die Bewertung wurde gestrichen.

Daß bei der Druckerei Bagel die Kontrollen nicht sehr sorgfältig durchgeführt wurden, zeigen ja auch die große Zahl an Plattenfehlern und verzähnte Marken, die durchaus auch in den Katalogen Aufnahme fanden. Es ist ja durchaus möglich gewesen, daß ein ungezähnter Bogen bei der laschen Kontrolle in die Bogentasche kam und am Postschalter verkauft wurde. Gerade in dieser Zeit waren die Postbeamten ja noch sehr kundenfreundlich. Ich konnte in den 80er Jahren mir einen Stapel Markenheftchen geben lassen und diesen in aller Ruhe in der Schalterhalle nach Ausgleichszähnen und sonstigen Besonderheiten durchschauen. Sicher sind offensichtlich bei der bewußten Marke besonders viele "durchgerutscht" und deshalb häufig angeboten worden. Die Herkunft auch bei mancher anderen "Rarität" liegt ja durchaus im dunkeln. Ich bin mir klar, daß ich da keine 500.- Euro an Wert im Album habe. Vielleicht tragen diese Zeilen zu etwas Klärung bei.

Wolf
 
Lumpus2000 Am: 15.11.2011 00:32:16 Gelesen: 11675# 11 @  
Halli Hallo,

schaut doch mal genau auf das beschriebene "Blatt Papier" ... wie Lars schon richtig anmerkte, das hat mit Attest nichts zu tun. ;-)

Viele Grüße
Swen
 
Duensberg Am: 21.11.2011 17:57:22 Gelesen: 11524# 12 @  
1987 habe ich die besagte Marke ebenfalls bei der Fa. H. innerhalb eines großen Postens gekauft. Nachdem ich den Posten reklamiert hatte, wurde mir mitgeteilt, daß der Begriff "gestohlene Makulatur" mit Sicherheit im nächsten Katalog nicht mehr erscheint. Weiterhin wurde ich gefragt:" Was soll diese negative Einstellung zu dieser Marke?".

Es blieb mein einziger Kauf bei dieser Firma in Nürnberg.
 
thomas4680 Am: 02.02.2024 13:09:32 Gelesen: 1747# 13 @  
Die "Marke" ist einfach nicht tot zu bekommen, aktuell bei Gärtner als Los 15366. Da gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Der Text von Gärtner:

, Die "TROSCHITZ-MARKE" (Bundespost "Tag der Briefmarke 1977 ungezähnt"), thematische Sammlung zu dem größten Briefmarkenskandal der 1970er/80er Jahre: Als der schillernde Briefmarkenhändler Karl-Heinz Troschitz in seinem Düsseldorfer Geschäft 1979 ermordet aufgefunden wurde, deckte die Kriminalpolizei im Zuge ihrer Ermittlung dessen schwunghaften Handel mit UNGEZÄHNTEN Sondermarken auf (vgl. DER SPIEGEL Nr. 38/1979, S. 102f.). Dabei wurde auch ein junger Düsseldorfer Briefmarkenauktionator über Nacht in Untersuchungshaft genommen. Sogar bei "Aktenzeichen XY" wurde der Fall in Szene gesetzt und als Beitrag ausgestrahlt (Folge 123, 08.02.1980). Diese Sammlung enthält Dutzende Exemplare der ungezähnten "Troschitz-Marke" in allen ihren erdenktlichen Ausprägungen, d. h. Farbvarianten "Hellgelb", "Dunkelgelb", "ohne Gelb", Doppeldruck, ungestempelt, gestempelt, in Einheiten, auf Briefen. Ohne Zweifel schillernd, aber auch schon wieder interessant und in dieser Reichhaltigkeit noch nie gesehen und wohl einzigartig!

Der passende Link zum Spiegel - Artikel:

https://www.spiegel.de/politik/teure-abarten-a-7674b1c0-0002-0001-0000-000039868515?context=issue

Und ein paar Bilder von Marken und den wertlosen Attesten / Zertifikaten.






 
Meisterbetriebsmeister Am: 02.02.2024 13:40:24 Gelesen: 1727# 14 @  
@ thomas4680 [#13]

Dafür, das der Brief "garantiert echt gelaufen" sein soll, vermisse ich die Kodierung, die bei einem 80 Pfennig-Standardbrief über diese Strecke sicher erfolgt wäre.
 
ginonadgolm Am: 02.02.2024 13:50:08 Gelesen: 1714# 15 @  
Außerdem ist die Anschrift nachträglich hinzugefügt!

Die Straße existiert in Pforzhein nicht.

Also alles falsch!!!

Grüße von
Ingo aus dem Norden
 
Meisterbetriebsmeister Am: 02.02.2024 14:04:54 Gelesen: 1705# 16 @  
@ ginonadgolm [#15]

Wahrscheinlich wollte der Hersteller des Machwerks keine 2 DM für ein Telefonbuch von Pforzheim ausgeben, um sich eine richtige Anschrift zu besorgen. Wer hätte 1985 auch ahnen können, das man eines Tages alles innerhalb von Sekunden aufdecken kann. Selbst der Chef von Marty McFly hat dessen Kündigung noch mittels Fax geschickt. :-)

Ich spendiere aber noch ein schönes Brief-Exemplar aus dem Los - der Absender wohnt angeblich "Am Schellenberg" - dummerweise heißt die Straße aber Am Schelmberg.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Den Ausruf von 1.000 Euro finde ich nur dreist.


 
drmoeller_neuss Am: 02.02.2024 14:45:37 Gelesen: 1673# 17 @  
@ thomas4680 [#13]

Der Text vom Auktionshaus Gärtner ist ehrlich, und dieses dunkle Kapitel gehört nun auch einmal zur philatelistischen Zeitgeschichte. Da gibt es einige solcher Kapitel wie die Potschta-Geschichte aus Dresden.

Ich stelle mir schon eine Ausstellungssammlung vor "Der Briefmarkenhandel in Westdeutschland - Licht und Schatten". Wahrscheinlich wird so eine Sammlung wegen "Nestbeschmutzung" gar nicht erst zugelassen.

Interessant ist es auch, dass alle gestempelten Marken in Röthenbach an der Pegnitz gestempelt sind, offensichtlich mit echten Stempelgeräten.

Ob da in der Post ein Komplize gesessen hat? Ich vermute eher, dass die Geräte aus Röthenbach in Privatbesitz sind.
 
Stefan Am: 03.02.2024 12:44:10 Gelesen: 1485# 18 @  
Die in Beitrag [#13] angesprochene Sammlung dürfte nicht uninteressant sein und befasst sich nicht nur mit der Mi-Nr. 948 U sondern auch mit sonstiger Makulatur (fehlende Farben, Doppelbildrucke) und auch der Normalsausgabe (soweit anhand vorliegender Scans aus dem Angebot ersichtlich).

Ich teile die Einschätzung von drmoeller_neuss aus Beitrag [#17], dass die Mi-Nr. 948 U zur Philateliegeschichte in Deutschland dazugehört. Der in Beitrag [#13] aufgezeigte Artikel vom 16.09.1979 zur "Troschitz"-Briefmarke in der Zeitschrift "Spiegel" rundet dies ab. Daher sei nachfolgend das Angebot zur Gänze hier im Forum dokumentiert, inkl. der dort veröffentlichten 18 Scans [1][2]. Es handelt sich hierbei um das Los Nr. 15366 der 58. Auktion des Auktionshauses Christoph Gärtner vom 19.02.-23.02.2024 zum Ausruf von 1000,00 Euro. Die Artikelbeschreibung wurde in Beitrag [#13] googlesuchmaschinenfreundlich wiedergegeben und wird an dieser Stelle der Vollständigkeit halber als Screenshot nochmals wiederholt.

Dem potentiellen Käufer dürfte klar sein, dass der mögliche Zuschlagspreis im wörtlichen Sinne für ein Liebhaberobjekt gilt und später monetär vermutlich kaum nochmals in dieser Höhe zu realisieren wäre. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich nicht von verbranntem Geld schreiben; man muss allerdings solch ein Thema mit wissentlich dubiosem Material mögen, wenn man sich bewusst für einen Kauf entscheidet.

















Gruß
Stefan

[1] https://www.auktionen-gaertner.de/?FTSearchHTML|Name=DetailsA&Cat=GP&UID=7B6DDF383B95F8B9C1258AB4004B0174&Phase=AUCTION&Lang=DE&DetailDB=PHILNET/GAERTNER/GPKATAUK&CID=1&SessionID=bhptdHoyTNyfCF75crv8
[2] https://www.philasearch.com/de/i_9081_721911/1420_Bundesrepublik_Deutschland_Lot/9081-A58-15366.html?suchtext=15366&search_type=fulltext&row_nr=1&breadcrumbId=1706878910.0595
 
thomas4680 Am: 06.02.2024 12:19:06 Gelesen: 1230# 19 @  
Ich habe mir am Wochenende mal Zeit genommen, um in meinem privaten Archiv zu wühlen. Die Marke wird alles andere als selten angeboten.

Hodam 40. Auktion, Brief an Fr. Nowak 30,-, unverkauft
Götz 404, 3 Stück 100,-.
Bühler 18, Brief an Fr. Nowak "im Michel nicht verzeichnet", unverkauft
Badische 76, Paar gest., gp. Salomon und EM DD "nicht mehr im Michel"
Rauhut 219, 12er Block 400,-, 9 er Block 400,- 4 Einzelne 130,-
Rauhut 222, siehe oben, nur der 12er Block ging weg. 9er Block nun für 350,- Ausruf.
443. PPA Auktion, Brief an Fr. Nowak 10,- Ergebnis, 3 OR - Stücke 6,50 Ergebnis.

In meinem ältesten MiSpezial 1982/83 ist die Marke nur gestempelt bewertet, 1500.- DM. Die geprüfte von Salomon (BPP - Prüfer von 1960 bis 1985) macht auch nachdenklich - Hr. Salomon hat Bundesrepublik nur ungestempelt geprüft. Wurde das Paar nachträglich noch gestempelt? Der Stempel Wegberg von 1979 ist das mir früheste bekannte Datum.

Dazu noch zwei Bilder, beide aus einer tagesaktuellen Liste, geht auch günstig. Dass die Briefe alle keinen Postsack von innen gesehen haben, wundert mich nicht. War ja schliesslich gestohlene Ware, da wollte wohl jemand Ärger mit der (damaligen) Bundespost vermeiden.Man denke nur daran, was der Schöpfer der Lenin-Marke bezahlen durfte, es waren 12.000 Mark wegen Portobetrugs.

Es geht aber auch teurer, siehe die Brot für die Welt Marke, ebenfalls tagesaktuell.




 
Stefan Am: 15.03.2024 20:33:23 Gelesen: 905# 20 @  
@ lueckel2010 [#8]

Aus der Privatdruckerei Bagel (die damals mit der Herstellung der Mi.-Nr. 948 beauftragt worden war) wurde sie bogenweise gestohlen und von den Dieben an den "interessierten Handel verhökert".

Ich nehme nicht an, dass die gestohlene, ungezähnt gebliebene Makulatur bereits zum Ausgabetag der Normalausführung am 13.10.1977 in Sammlerhand vorlag und mit einem zeitgerechten Ersttagssonderstempel von Bonn als Gefälligkeitsentwertung versehen in den Handel gelangte (sondern es sich eher um eine Rückdatierung handelt):



Bund Mi-Nr. 948 U, entwertet mittels Ersttagssonderstempel 5300 Bonn vom 13.10.1977

Das gezeigte Exemplar aus der Sammlung ex Richard Ebert wurde auf der 18. Auktion vom Auktionshaus Heinz H. Niebe aus 38302 Wolfenbüttel (03.05.1989, Los 2848) für 100,00 DM ausgerufen und zum gleichen Preis zuzüglich Aufgeld zugeschlagen. Nach Beitrag [#12] wurde spätestens 1987 die ungezähnte Ausgabe im Briefmarkenkatalog als Makulatur ausgewiesen. Ich nehme an, dass daher der eher relativ niedrig erscheinende Ausrufpreis herrührt. Abarten der Bundesrepublik hatten in den 1980.er Jahren allgemein eher Hochkonjunktur gehabt und brachten gutes Geld.

In Beitrag [#19] wird ein Paar mit Stempeldatum von 1979 gezeigt. Ob diese Makulatur bereits früher in Sammlerhand gelangte?

Die in Beitrag [#13] und [#18] vorgestellte Sammlung zur Makulatur der Bund Mi-Nr. 948 wurde nicht verkauft und ist aktuell (bis 07.04.2024) über Philasearch [1] im Nachverkauf erhältlich.

Gruß
Stefan

[1] https://www.philasearch.com/de/i_9081_721911/1420_Bundesrepublik_Deutschland_Lot/9081-A58-15366.html?suchtext=15366&search_type=fulltext&row_nr=1&breadcrumbId=1706878910.0595
 
lueckel2010 Am: 19.03.2024 15:13:44 Gelesen: 580# 21 @  
@ Stefan [#20]

Ich habe lange überlegt, ob ich auf die Rückmeldung zu meinem Post, den ich vor gut 11 Jahren geschrieben habe, antworten soll. Eigentlich ist dies völlig sinnfrei, da sich neue Erkenntnissse zu den bekannten Fakten nicht ergeben haben und auch nicht mehr zu erwarten sind!

1. "Ich nehme nicht an, dass die gestohlene, ungezähnte Makulatur ....."
Ziemlich "blauäugige" Annahme. Das Diebesgut befand sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits einige Zeit vor der Herausgabe der Mi.-Nr. 948 im Besitz der "Käufer" (vielleicht sollte man diese rechtskonform zutreffender als Hehler bezeichnen).

2. Schon in den 1970-er Jahren war es zulässig, entsprechend vorbereitete und dann an die stempelführenden Postdienststellen geschickten Belege noch Wochen nach der Marken-Herausgabe mit den Ersttagstempeln zu bedrucken.

3. "Das gezeigte Exemplar aus der Sammlung ex Richard Ebert ....."
Davon ausgehend, dass nicht "unser allseits geschätzter Richard", sondern ein "Namensvetter" 1989 Käufer dieses dubiosen Loses war und dafür (geschätzt) 125.00 DM bezahlte, kann man über dessen Naivität nur den Kopf schütteln!

In den 1980-er Jahren wurde in der philatelistischen Presse (z. B. DBZ) mit exzellent recherchierten Fachbeiträgen von mindestens zwei Autoren mehrfach über die Umstände berichtet, die dazu geführt hatten, dass die (damals noch so katalogisierte) Mi.-Nr. 948 U überhaupt angeboten werden konnte.
Mit Zustimmung dieser Autoren habe ich damals einen mit eigenen Worten verfassten Artikel in der Vereinszeitschrift "Phila-Information" meines ehemaligen Ortsvereins veröffentlicht und damit auch der Basis bekanntgeben. Ich denke in anderen philatelistischen Vereinen wurde dies ähnlich gehandhabt.
Aufgrund der in den letzten beiden Absätzen geschilderten Fakten kann man davon ausgehen, dass (fast) alle, die sich auch nur etwas für die Briefmarkensammelei interessierten, mehr oder weniger gut Bescheid wussten.

Für mich gibt zu diesem Thema hier nichts mehr zu sagen. Es gibt schließlich wichtigere Themen!

Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
drmoeller_neuss Am: 19.03.2024 18:08:58 Gelesen: 507# 22 @  
@ lueckel2010 [#21]

Wenn wir so päpstlich wären, gäbe es vieles nicht in der Philatelie. Frankierte Postformulare durften als Ganzes zumindest bei der Deutschen Bundespost nie das Postamt verlassen. Streng genommen sind Paketkarten, Telegrammformulare etc. Hehlerware, da die Post um den Altpapiererlös gebracht wurde.

"gestohlene Probedrucke" (bzw. besser unterschlagene Probedrucke): Die einzige ungebrauchte Gscheidle-Olympia-Marke wurde beim renommierten Auktionshaus Schlegel in Berlin für 194.000 € zzgl. Aufgeld versteigert.

Auf gut deutsch, es handelt sich um ungültige briefmarkenähnliche Papierschnipsel, die von unbefugter Seite, d.h. von der Ehefrau des damaligen Postministers Gscheidle in den Postbetrieb eingeschleusst wurden.

Dagegen sind die von Richard bezahlten 125 DM ein Schnäppchen. Andere hatten bei Sieger ein Abonnement auf Goldmarken aus afrikanischen Bananenrepubliken.
 
lueckel2010 Am: 19.03.2024 22:57:30 Gelesen: 397# 23 @  
@ drmoeller_neuss [#22]

"(bzw. besser unterschlagene Probedrucke)"

Sorry, ich werde jedoch bei gestohlene Probedrucke bleiben!
 
Richard Am: 20.03.2024 18:01:17 Gelesen: 286# 24 @  
Unterschied Diebstahl und Unterschlagung

Für den juristischen Laien sind die Strafdelikte Diebstahl und Unterschlagung schwer zu unterscheiden. Oft findet man auch Artikel in der Presse, die ein bestimmtes strafbares Verhalten als Diebstahl werten, obwohl für den Juristen sofort klar ist, dass kein Diebstahl, sondern eine Unterschlagung vorliegen könnte. Selbst bei der Polizei, werden diesbezüglich auch oft Fehler gemacht. Jeder Anwalt, der sich mit Strafrecht beschäftigt, hatte mit Sicherheit schon einen Fall, bei denen die Polizei wegen Diebstahl ein Strafverfahren einleitete, obwohl es sich um eine Unterschlagung gehandelt hat.

(Quelle und ausführlich weiterlesen: https://www.anwalt-martin.de/was-ist-der-unterschied-zwischen-unterschlagung-und-diebstahl/ )
 
drmoeller_neuss Am: 20.03.2024 18:27:34 Gelesen: 260# 25 @  
@ Richard [#24]

Wir werden nach 40 Jahren nicht mehr die Details herausfinden können, ob die Makulatur aus der Druckerei mitgenommen wurde (Diebstahl) oder "vom Lastwagen gefallen" ist (Unterschlagung).

Auch bei den nicht herausgegebenen Olympiamarken ist die Frage entscheidend, ob die Marken rechtmässig in der privaten Schublade des Ministers gelegen haben. Vielleicht durfte der Postminister die "Ministerbögen" sogar offiziell als Geschenk behalten? (dann hätte er das aber versteuern müssen). Ungefragt darf aber selbst die Ehefrau nichts aus dem Schreibtisch ihres Mannes nehmen. Oder durften die Bögen gar nicht erst das Postministerium verlassen?

Auf jeden Fall war es selbst der Ehefrau des Postministers nicht vergönnt, ihre Post mit ungültigen Marken freizumachen. Betrug ist es aber nicht, denn die Gattin hat es nicht vorsätzlich gemacht, sie ging ja davon aus, dass die Marken gültig waren.

Damals waren aber Briefmarken noch amtliche Wertzeichen, und die Verwendung von ungültigen Wertzeichen fiel unter Wertzeichenfälschung nach § 148 StGB.

Die ganze Geschichte würde ein nettes Thema für eine juristische Hausarbeit abgeben.

Warum der BPP die Gscheidle-Marke überhaupt prüft, steht auf einem anderen Blatt.
 
DL8AAM Am: 20.03.2024 19:57:53 Gelesen: 204# 26 @  
Im Prinzip dürfte es sich bei einem Großteil bis der Mehrzahl aller katalogisierten "Abarten" um Dinge handeln, die mehr oder weniger regulär in "philatelistische Hände" geraten sind - von Diebstahl, Unterschlagung über einen entschuldigenden Irrtum bis zu einem vorsätzlich-wissentlichem Fehlverkauf durch befreundete Schaltermitarbeiter ist vieles denkbar.

Zu entscheiden, ob es sich dabei bei um eine echte Straftat handelt oder gehandelt hat, obliegt aber nicht "uns", sondern einem Richter. Ohne rechtskräftiges Urteil (o.ä.) ist alles erst einmal nur "mutmaßlich". Man kann zwar fundierte Rechercheergebnisse der Vorgänge, wenn sauber gearbeitet wurde, veröffentlichen, und eine Meinung vertreten, aber eine abschließende rechtliche Würdigung ist eher problematisch. Unabhängig von diesem Fall (Tag der Briefmarke)..

Zumindest ist das "Zeug" nun in der Welt und gehört nötigenfalls in einen Katalog - und sei es nur als Fußnote. Was der Markt aufruft bzw. welchen Preis der Markt annimmt, ist eine Frage des Marktes.

Viel "Irreguläres" ist trotzdem oder gerade sogar deshalb für "uns" interessant bzw. kann trotzdem interessant sein. Unkritisch ist es zumindest, wenn ein rechtliches Restrisiko für alle Seiten (warum auch immer) ausgeschlossen ist.

Wer "das Zeug" haben will, gerne, wichtig ist, dass der Verkäufer klar kommuniziert, was er anbietet bzw. der Annehmer weiß, auf was er bietet. Und dass zum Zeitpunkt eben kein "Risiko" einer strafbaren Handlung (wie Hehlerei) oder Schädigung des Käufers (z.B. durch entschädigungslose Herausgabe) besteht. Dann ist alles gut. Dann dürfen auch seriöse Händler so etwas auf dem Markt plazieren.

Wer was prüft, ist eine andere Sache, das ist natürlich eine Entscheidung des Privatperson Prüfer. Wenn ein Prüfverband "fragwürdigem Verhalten" erst einmal nicht Vorschub leisten will, ist das ebenfalls sein gutes Recht und womöglich ein Zeichen von "Ehre" - ebenso ist es deren gutes Recht Ausnahmen in speziellen Fällen zu machen (insbesondere, wenn besonderes "öffentliches" Interesse besteht). Es sollte nur eine gewisse "Stringenz" bzw. Transparenz durchgehalten werden ;-) Das gilt aber auch für Kataloge, die ja auch eine Art von Vorbildcharakter haben. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 

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