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Thema: Werbung von Phila-Versandhäusern: Ein Analyseversuch am Beispiel Borek
Das Thema hat 46 Beiträge:
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Briefmarkensammler Am: 12.11.2011 20:17:23 Gelesen: 36079# 1 @  
Gleich eines vorweg: Mein Beitrag ist keine Werbung für oder Bashing gegen ein Versandhaus. Es gibt neben dem von mir verwendeten Beispiel auch andere Phila-Versandhäuser, die ihre Produkte ähnlich bewerben.

Das beigefügte Beispiel hatte ich die vergangene Woche im Briefkasten. Natürlich ungefragt ! Keine Ahnung wie Borek an meine Adresse gekommen ist.

Bei der Lektüre des Werbeflyers kam mir die lebhafte Diskussion der vergangenen Wochen in Erinnerung, in der von einigen Usern teils heftige Kritik an den Geschäftsgebahren von Borek, Sieger & Co geübt und die Verbandelung von Verbänden, Handel und Katalogen (Stichwort "Briefmarkenlobby") beklagt wurde. Andere User konterten diese Kritik als unsachlich, emotional und verschwörerisch.

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=3717&CP=0&F=1#newmsg
http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=3692&CP=1&F=1#newmsg

Der vorliegende Werbeflyer bietet also eine gute Gelegenheit, das Thema so sachlich wie möglich aufzuarbeiten.

Nun gut, legen wir mal los: Was lässt sich dem Flyer entnehmen ?

Es wird ein Briefmarken-Gedenkblock (Guyana Nominale $ 3000) anläßlich des Papstbesuchs in Deutschland beworben. Das gute Stück soll aus einer (Zitat) "22-karätigem Goldfolie bestehen" und ein (Zitat) "Großes Wertsteigerungspotential" aufweisen. Auf dem Block sind neben dem Heiligen Vater auch noch Fr. Merkel und Hr. Wulff abgebildet. Zudem, so führt der Anbieter aus, sei mit einer (Zitat) "enormen Nachfrage" nach diesem Produkt zu rechnen. Als Beleg für diese Aussage beruft sich Borek auf den Michel-Katalog, der für eine ähnliche Ausgabe aus dem Jahr 2007 angeblich eine Wertentwicklung von (Zitat) "über 150% innerhalb 4 Jahren" verzeichnet.

Der interessierte Leser wird zudem daraufhingewiesen, dass (Zitat) "Aufgrund der begrenzten Anzahl an Exemplaren (...) die meisten Interessenten wohl leer ausgehen dürften". Auf der anhängenden Antwortkarte erhält der Käufer die Möglichkeit diese Goldblock-Ausgabe für 9,90 EUR statt später 19,90 EUR zu bestellen. Es wird zudem ausgeführt, dass die ersten 100 Besteller eine gratis Silber-Briefmarke des Vatikan im Wert von 29,90 EUR erhalten und die ersten 2500 Besteller eine gratis Autogrammkarte des Papstes on-top bekommen.

Klingt ja ganz schön interessant, mag man meinen. 150% Rendite in vier Jahren ! Wow ! Und das nicht mit profanen Briefmarken, sondern Goldbriefmarken ! Da muss ja was dran sein, Gold geht grad eh durch die Decke, so denkt wohl mancher Leser, der diesen Flyer in seinen Händen hält. Und hat sich nicht erst vor wenigen Jahren der BDPH-Präsident Hartig als Borek-Werbe-Ikone unsterblich gemacht ? Also muss ja was an diesen euphemistischen Aussagen dran sein, sollte man meinen.

Nun ja, schaun wir uns mal den Wahrheitsgehalt der gemachten Werbeaussagen von Borek an:

Borek sagt:
"Die erste Goldbriefmarke mit Papst Bendikt als Motiv, ist innerhalb von 4 Jahren um 150% im Wert gestiegen. Es handelt sich um ein einmaliges Angebot mit riesigem Wertsteigerungspotential"

Ein Blick in die Weiten des Internets belehrt uns innerhalb von einer Minute eines Besseren. Ein bekannter Internetanbieter offeriert die vor vier Jahren herausgegebene Papst-Goldbriefmarke für 11,05 EUR. http://www.postbeeld.com/de/stamps/view/sgy30711a-pope-benedict-1v-gold/
Bei einem Ausgabe-Preis von 9,90 EUR kann man hier wohl kaum von einer "Wertsteigerung" oder einem "riesigen Potential" reden, zumal der Einkaufspreis den der Internethändler im Ankauf bewilligt, wohl noch deutlich niedriger liegen dürfte. Das vollmundige "Wertentwicklungsversprechen" von Borek entpuppt sich schon auf den zweiten Blick als dreiste Werbelüge.

Borek sagt ferner:
"Diese Ausgabe ist ein Meilenstein der Briefmarkengeschichte"

Die Frage ist nur wieso ? Was ist an dieser Ausgabe ein Meilenstein der Briefmarkengeschichte ?

Ist das Verwenden des Rohstoffes Gold ? Nein, Versuche die Phantasien der Philatelisten durch Verwendung einer 100 Nanometer dicken "Goldschicht" zu beflügeln gab es schon in den (Achtung Wortwitz) "goldenen 60iger Jahren". Bis heute gelang es weltweit jedoch keiner Ausgabe sich wertmäßig besser zu entwickeln wie andere Marken des jeweiligen Jahrganges.

Ist es vielleicht das Motiv, dass mit dem Heiligen Vater, auch noch Bundeskanzler und Bundespräsident mit einschließt ? Das wäre möglich, zumindest ist mir kein anderes Motiv mit diesen drei Prominenten bekannt. Die Frage ist nur, was die drei Herrschaften mit "Briefmarkengeschichte" zu tun haben. Nichts ? Richtig. Nichts. Borek muss etwas anderes meinen.

Ist es vielleicht das Ausgabengebiet Guyana ? Wohl eher auch nicht. Mit weit über 8.000 verausgabten Marken und knapp 900 Blöcken bei 750.000 Einwohnern ist Guyana wohl eher das, was ein konservativer Philatelist als "Sammelgebiet zum Schaden des Sammlers" bezeichnen würde. Mit den entsprechenden Beziehungen (und Kleingeld) könnte wohl auch ein Bild meiner Schwiegermutter auf eine Platin-bedampfte Block-Ausgabe gelangen. An der werthaltigen Exklusivität und Seriösität des Sammelgebietes kann es also nicht liegen.

Egal - lassen wir das larmoyante Spekulieren und bleiben bei den Fakten:

Borek gelingt ein zumindest vordergründig gelungener Werbecoup. Geschickt kombiniert das Braunschweiger Versandhaus die Emotionen rundum den aktuellen Gold-Hype mit dem Medium Briefmarke und bemüht Michel-Katalog, den Papst und eine herbeiphantasierte "Wertentwicklung", um neue Kunden zu gewinnen. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Gold-Rallye wird Borek bei uninformierten Sammlern auf Interesse stoßen.

Kunden, die bei Borek Papst-Briefe erwerben (egal ob in Gold oder Papier), sollten sich jedoch klar sein, das die Bildnisse des bayrischen Papstes auf Marke zwar möglicherweise geeignet sind "religiöse Verzückungen" oder "Wunderheilungen" zu versachen, aber auf keinen Fall die behauptete Kapitalanlage mit dreistelliger Wertsteigerung darstellen.

Ob das Bewerben eines Produktes mit einer in der Realität nicht erzielbaren "Wertentwicklung von 150%" möglicherweise den Tatbestand der "Sittenwidrigkeit" erfüllt oder ob diese Art der Werbung generell "irreführend" ist, wäre gegebenenfalls gerichtlich zu überprüfen. Als Kaufmann und Halbjurist würde mich das Ergebnis interessieren.

http://www.frankfurt-main.ihk.de/recht/themen/wettbewerbsrecht/irrefuehrendewerbung/
http://www.handelswissen.de/data/handelslexikon/buchstabe_s/sittenwidrige_Werbung.php

Hätten wir Philatelisten eine Lobby, könnte diese für uns ... ach neeee, lassen wir das ...


 
stephan.juergens Am: 12.11.2011 21:33:26 Gelesen: 36052# 2 @  
Nur eine kleine Anmerkung:

"Irreführende Werbung" ist Teil des Wettbewerbsrecht. Dies beinhaltet insbesondere, dass nicht der "irregeführte Kunde" klagen kann, sondern nur die Mitbewerber.

Und wie ich die Werbung der verschiedenen Briefmarkenhändler und Postphilatelien sehe - und du scheinst das ähnlich zu sehen - gibt es wohl nur weniger - mir leider nicht bekannte - Mitbewerber, die auf diese Art der Werbung verzichten.

Mit Sammlergrüßen
Stephan
 
Sammler Am: 12.11.2011 23:01:59 Gelesen: 36029# 3 @  
Richtig so, die beiden oben erwähnten Threads sollten auf keinen Fall einschlafen. Weiterhin gehört solche Werbung verboten, wenn der Anbieter seine Behauptungen nicht mit echten Marktpreisen belegen kann. Man stelle sich mal vor, mein Bankberater dürfte mich so veräppeln. Sonst geht's noch ? Das ist Werbung auf Lehman-Niveau.
 
Günther Am: 13.11.2011 11:06:31 Gelesen: 35877# 4 @  
Es geht doch hier nicht darum, irgendjemand irgendetwas zu verbieten. Diese Häuser sollen doch machen, was sie wollen – und die, die keine Kritik dulden, sollen dort auch weiter einkaufen.

Nein, es geht ausschließlich um die Philatelie, die, Entschuldigung, einfach einen „besch...“ Ruf hat – und u.a. deswegen keinen Nachwuchs.

Am von Briefmarkensammler genannten Beispiel, eines von unglaublich vielen, soll erkennbar werden, zumindest die Erkenntnis angestoßen werden, was mit solchen Produkten angerichtet werden kann.

Stellt Euch vor, da ist endlich ein „Neuer“, der sich fürs Briefmarkensammeln interessiert, der im Internet rumsucht und unvermeidbar auf die „großen“ finanzstarken Versandhäuser stößt. Ohne jede Ahnung vom Briefmarkensammeln, aber geblendet von diesen hirnrissigen Prognosen kauft er diesen Goldblock und weiteren Ramsch – und klinkt sich schließlich in diese geldvernichtende Abo-Maschinerie ein.

Dieser Sammler erkennt irgendwann zwangsläufig, er war und ist ja nicht blöde, er war nur gutgläubig, wurde mit falschen Versprechungen über den Tisch gezogen, seine Fehler und wirft das Handtuch - und ist dann nicht nur für die Philatelie verloren, nein, er macht sogar deftigste Negativwerbung für unser Hobby.

Was ist die Folge? Der Altersdurchschnitt der Philatelie bewegt sich weiterhin stramm in Richtung durchschnittlicher Lebenserwartung - und wird sie irgendwann überschritten haben. Und wieder ein Aussteiger, der sich sonst für eines unserer Sammelgebiete interessiert hätte, den Altersdurchschnitt gedrückt hätte, der Werbung für unser Hobby hätte machen können, der die Nachfrage nach guten Marken erhöht hätte, schlicht, der unserem Hobby zu Wert und Zukunft hätte verhelfen können.

Weder Briefmarkensammler, viele andere, noch ich, waren je Käufer solchen Schrotts oder der sonstigen maßlos überteuerten, meistens 08/15-Produkte dieser Häuser, nein, wir alle machen uns nur Sorgen um unser schönes Hobby, wollen, daß es den Geschäftemachern aus den Händen genommen wird, wollen, daß es gesund wird, weiter lebt, daß wieder Spannung reinkommt.

Die Freiheit des Einzelnen bleibt bei alledem unantastbar, jeder soll und darf auch weiterhin seines Glückes Schmid bleiben.

Günther
 
Briefmarkensammler Am: 13.11.2011 11:43:56 Gelesen: 35858# 5 @  
@ Günther [#4]

Lieber Günther, ich finde einige Deiner in diesem Forum gemachten Ausführungen gut, andere nicht. Auf jeden Fall lese ich Dich mit Interesse. Du polarisiert und bringst manches auf den Punkt. Bei manchen Aussagen überschreitest Du aber auch gewisse Grenzen.

Ich möchte Dich daher bitten, meine Person bei Deinen Interpretationen und Spekulationen zu dieser Thematik außen vor zu lassen. Woher willst Du das über mich wissen, was Du - hier am Beispiel Deines letzten Beitrages - schreibst ?

Weder Briefmarkensammler, viele andere, noch ich, waren je Käufer solchen Schrotts oder der sonstigen maßlos überteuerten, meistens 08/15-Produkte dieser Häuser, nein, wir alle machen uns nur Sorgen um unser schönes Hobby, wollen, daß es den Geschäftemachern aus den Händen genommen wird, wollen, daß es gesund wird, weiter lebt, daß wieder Spannung reinkommt.
 
Lars Boettger Am: 13.11.2011 13:34:23 Gelesen: 35828# 6 @  
@ Briefmarkensammler [#1]

Ich weiss, beim Thema Borek/Hartig bist Du wie ein Terrier. Das Thema lässt Dich nicht los. Im Gegensatz zu den meisten der Leser kenne ich die Hintergründe. Ohne für Herrn Hartig sprechen zu wollen glaube ich nicht, dass das heute noch einmal passieren würde.

Die Art von Werbung darf man ruhig anprangern. Etwas ähnliches brachte auch die "philatelie", Ausgabe 385, S. 10 - da wurde ein Produkt der Deutschen Post AG unter dem Thema "Briefmarken zur Geldbeschaffung" vorgestellt.

Zumindest liefert Borek echt und unverfälschte Marken. Das lässt sich von anderen Versandhäusern à la Goldhahn oder K. u. K. (dazu gab es auch einen schönen Artikel in der "philatelie") nicht sagen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer BDPh-Mitglied ist und seine Verbandszeitschrift auch tatsächlich liest, der lächelt über solche Angebote. Wer nicht im Verband organisiert ist, dem fehlt diese Informationsquelle. Ich gebe zu, dass die Mitgliedschaft im BDPh nicht ausreicht, um auf solche Angebote nicht herein zu fallen. Aber die Informationsmöglichkeiten via Verbandszeitschrift oder Verbandsseminare sind da. Ob und wie ich sie nutze - das bleibt jedem Sammler selbst überlassen. So wie jeder selbst entscheiden kann, wie und was er sammelt. Wenn es Maximumkarten sind, dann sollte man das respektieren.

@ Günther [#4]

Ich bekomme immer Gänsehaut, wenn ich Deine Beiträge lese. Du stilisierst Dich zum Vorkämpfer für eine saubere Philatelie, betrachtest aber das Sammeln aus einer rein merkantilistischen Brille und hälst Deine Meinung für die einzig richtige. Dieser Ansatz sei Dir unbenommen. Aber Du darfst Dich nicht wundern, wenn Du damit bei mir auf Unverständnis stösst. Ich kann alles tolerieren, nur keine Intoleranz und Kreuzzugsmentalität.

Für mich heisst Philatelie, dass ich mit offenen Augen durch die Welt gehe. Ich freue mich über einen sauber gestempelten Beleg für 0,50 Euro mehr als über einen Brief für 1.000 oder 10.000 Euro. Katalogwerte sind mir eh wurscht. Kataloginhalte auch - schliesslich steht im Katalog nur maximal 5% von dem, was man tatsächlich wissen kann, wenn man Bock darauf hat, sich zu informieren.

Persönlich ist es für mich die grössten Herausforderung, einem Sammler (oder Nicht-Sammler) die Freude am Hobby zu vermitteln. Wem es Spass macht, die Lücken in seinem Vordruckalbum zu füllen, der soll das ruhig machen. Wer aber sich aber als Abenteurer sieht, der kann in der Phlatelie ganz neue Gebiete entdecken, die noch (fast) keiner vor ihm gesammelt hat. Die Entscheidung, sich auf den Weg zu machen, die muss jeder selber treffen. Der Weg fängt damit an, sich gedanklich vom Geld und Katalog zu lösen. Diesen Schritt bin ich vor etwa zehn Jahren gegangen und den Sammlern, die mir das ermöglicht haben, noch heute unendlich dankbar.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Briefmarkensammler Am: 13.11.2011 14:45:16 Gelesen: 35810# 7 @  
@ Lars Boettger [#6]

Lars schreibt: Ich weiss, beim Thema Borek/Hartig bist Du wie ein Terrier. Das Thema lässt Dich nicht los. Im Gegensatz zu den meisten der Leser kenne ich die Hintergründe. Ohne für Herrn Hartig sprechen zu wollen glaube ich nicht, dass das heute noch einmal passieren würde.

Hallo Lars,

wenn Du die Hintergründe dafür kennst, wieso sich Herr Hartig zur Werbefigur für Borek gemacht hat, lass uns bitte dran teilhaben. Es bringt niemanden etwas, wenn Du etwas weißt und zehntausende uninformierte Sammler nicht. Ich denke die Frage nachdem "wieso tut der so etwas ?", würde nicht nur mich brennend interessieren.

Dass sich so ein "marketingtechnischer Knieschuß" wohl nicht noch einmal wiederholt, gibt Hoffnung. Es scheint beim BDPH und seinem Präsidenten zumindest Ansätze von selbstkritischer Reflektion zu geben.

Ansonsten sehe ich uns auf einem Nenner. :-)
 
Günther Am: 13.11.2011 15:51:05 Gelesen: 35791# 8 @  
Hallo Briefmarkensammler,

der Zweck heiligt oft die Mittel, hier nicht, sorry.

Manchmal gewisse Grenzen zu überschreiten, ist einfach die Folge von jahrelangen vergeblichen Versuchen, mit den Stellen zu kommunizieren, die die Ursache so vieler Übel sind. Unsachliche, argumentationslose, am Thema völlig vorbeigehende Reaktionen und ... (nein, das wäre wieder so ein „über das Ziel hinausschießen“) lösen bei mir halt nicht den Wunsch nach kuscheligen Dialogen aus – zu denen ich auch fähig bin.

Ich habe unglaublich viele Gespräche mit Leuten geführt, die regelrecht zornig sind, dabei auch mit mehreren Erben von Briefmarkensammlungen. Was da für ein Ärger angerichtet wurde und wird, kann sich nur der vorstellen, der über den Egoismus hinaus denkt, den so etwas menschlich tangiert, der sich um die Zukunft unseres Hobbys sorgt.

Wenn man sieht, wie die Briefmarkensammler heute ständig eingebleut bekommen, sie wüßten oder sollte zumindest wissen, daß ihre Sammlung zwar teuer sein müssen, sie aber bei einem Verkaufsversuch nichts zu erwarten hätten, fragt man sich, für wie intelligent sie die Sammler halten.

Meine Seiten werden derzeit, mit ständig steigender Tendenz, monatlich von etwa 3.500 Briefmarkeninteressierten gelesen. Die, die das gelesen haben, reagieren durchweg positiv, die, die Egoismus unterstellen, haben entweder überhaupt keine Ahnung – oder sind von der Gegenfraktion, der die Felle davonzuschwimmen drohen.

Lieber Briefmarkensammler, darf ich fragen, was Deine Beweggründe für die vorgetragene Kritik sind, bzw. wie Du Dich diesem unseligen Tun entzogen hast?

Schönen Abend

Günther
 
22028 Am: 13.11.2011 16:47:56 Gelesen: 35763# 9 @  
Günter,

dass die Erben ärgerlich sind, ist grundsätzlich der Fall, wenn aus den vermeintlichen Schätzen des Verstorbenen doch nicht viel wird, das ist bei anderen vermeintlichen Schätzen nicht anders.

Die Erben sollten halt mal darüber nachdenken, dass der Vorbesitzer an seiner Sammlung unter Umständen viel Freude hatte. Und hätte er die Sachen vorher schon verkauft, würden die Erben ganz leer ausgehen.
 
drmoeller_neuss Am: 14.11.2011 15:23:31 Gelesen: 35677# 10 @  
Warum können wir uns nicht auf den eigentlichen Punkt beschränken? Als Privatperson kann natürlich Briefmarkensammler nicht direkt gegen Borek vorgehen. Der BDPh kann das nicht, weil die Satzung das nicht hergibt. Das könnte aber der Briefmarkenhändlerverband APHV. Hier mache ich mir aber wenig Hoffnung, da dieser Verband nicht einmal gegen die vielen Schwarzhändler bei eBay vorgeht. Ausserdem hackt eine (Händler-)Krähe der anderen kein Auge aus.

Bleibt nur der Weg über einen Verbraucherverein, wie ich in einem anderen Thread schon vorgeschlagen habe. Ob die anbeissen, kann ich nur spekulieren. Also solltest Du dafür sorgen, dass deren Aufwand möglichst gering bleibt. In eine Bestellung musst Du aber schon investieren, um das Beweisstück mit vorlegen zu können.

Die Werbung suggeriert, dass der Block nur aus 22-karätigem Gold besteht. Ich gehe davon aus, dass er aus Papier besteht, dass mit echtem Gold bedampft ist. Hier liegt für mich eine eindeutige Irreführung des Verbrauchers vor.

Schwieriger wird das mit der Wertsteigerung. Was bedeutet der Wert einer Briefmarke? Ist das der Handelswert, der Rückkaufwert oder der Katalogwert? Zu beanstanden ist aber die Grafik. Bestenfalls gibt es hier zwei Messpunkte (Michel-Katalogpreis zum Erscheinen des jeweiligen Kataloges). Eine Interpolation zwischen beiden Messpunkten suggeriert eine kontinuierliche Wertsteigerung über den Zeitraum und ist nicht haltbar. Es müsste auch hier die Briefmarkenausgabe angegeben werden, auf die sich die Messung bezieht. Und der Rest gibt noch mehr Interpretationsspielraum: was ist ein "Wertsteigerungspotenzial" und was ist "enorme Nachfrage"? Ein Händler, der jeden Satz vielleicht nur ein bis zweimal verkauft, kann bei einer Nachfrage von 20 Stück vielleicht schon von einem enormen Bedarf sprechen. Eine Sittenwidrigkeit sehe ich hier nicht, auch angesichts des niedrigen Verkaufspreises.

Gibt es noch weitere Hintertürchen bei diesem Angebot? Schliesst man ein "unverbindliches Abonnement" für weitere Goldausgaben ab? Das wäre auch zu prüfen. Das blosse Zusenden von Werbung nach einer Bestellung ist nicht zu beanstanden, solange der Verbraucher dem nicht ausdrücklich widersprochen hat.

Nun zu den Beiträgen in diesem Thread:

@ Briefmarkensammler

Ich teile voll Deine Auffassung über dieses Borek-Angebot. Allerdings sollten wir nicht alle Versandhändler über einen Kamm scheren. Ich möchte hier zwischen Borek und Sieger differenzieren. Sieger hat zahlreiche Angebote zu durchaus akzeptablen Preisen. Heimatbelege sind nun mal etwas teurer, wenn der Händler die Arbeit des Sortierens dem Sammler abnimmt. Alternativ stehst Du selbst Stunden am Wühltisch, aber Deine Freizeit kostet ja nichts.

@ Lars

Borek damit zu entschuldigen, dass es noch viel unseriösere Händler gibt, hilft uns nicht wirklich weiter. Oder hast Du jemals einen Fälschungsverkäufer bei ebay akzeptiert, der mit dem Argument kam, dass XXXYYY noch viel mehr bescheisst und noch dreistere Fälschungen im Angebot hat? Es hilft Dir auch nicht bei der Geschwindigkeitskontrolle, zu behaupten, dass der Nachbar an dieser Stelle immer 30 Stundenkilometer schneller fährt, und nie erwischt wird.

Formal gesehen, sind natürlich Buntdrucke, die von einer Bananenrepublik wie Guyana in Auftrag gegeben wurden, amtliche Briefmarken, auch wenn sie die Postschalter des betreffenden Landes nie sehen werden. Philatelistisch stelle ich sie auf die gleiche Stufe wie private Nachdrucke der Zeppelinmarken des Deutschen Reiches.

Übrigens haben auch bisweilen Politiker ihren Namen und das Briefpapier ihres Ministeriums für Werbeaktionen benutzt. Eine Wiederholungsgefahr wurde dadurch ausgeschlossen, dass diese Herren von ihrem Posten zurücktreten mussten.

Für alle Nicht-Eingeweihten: hier ist der Link zur "Borek-Hartig-Affäre":

http://www.bdph.de/forum/showthread.php?4973-Hat-der-BDPh-Präsident-seine-Neutralitätspflicht-verletzt
 
Briefmarkensammler Am: 14.11.2011 16:07:56 Gelesen: 35660# 11 @  
@ drmoeller_neuss [#10]

Ich denke, dass wir bei der Wertung dieser Werbung eine recht ähnliche Ansicht in der Bewertung haben. Für mich ist eine derartige Werbepraxis schlichtweg unseriös. Eine Bund Michel 2611 aus dem Jahr 2007 steht im aktuellen Spezial bei 2,50 EUR (weiß der Geier wieso), das wären bei einem Postpreis von 0,55 EUR ein "Wertzuwachs" von 354%. An solchen Rechenbeisiele sieht man wie "halbseiden" die Borek-Werbung ist. So eine Wertsteigerung zu konstruieren, fällt in Zeiten inflationärer Katalogbewertungen von Michel & Co nicht schwer. Hier ist Borek vorrangig ganz klar auf der Suche nach dem Kundentyp "uninformierter Sammler".

Dank auch für Deinen Link zu der "Borek-Hartig-Affäre". Dass ein dem Sammlerwohl verpflichteter BDPH-Präsident für eine fragwürdige Versandhändlergröße wie Borek keine Werbung machen sollte, dürfte vor dem in diesem Thread diskutierten Hintergrund eigentlich Jedermann einleuchten. Daher muss sich Herr Hartig den Vorwurf gefallen lassen, sich zum geistigen Mittäter derartig "unlauterer Werbe- und Verkaufsmethoden" seines Auftraggebers zu machen.
 
Lars Boettger Am: 14.11.2011 18:21:23 Gelesen: 35626# 12 @  
@ drmoeller_neuss [#10]

Ich möchte kurz an die "Anlage" bei Stanley Gibbons erinnern, die m.W. im BDPh-Forum (und auch hier) heiss diskutiert wurde. Wenn es selbst die Bankenaufsicht in UK nicht schafft, so etwas einzudämmen (Wertsteigerung eines "Briefmarkeninvestmentportfolios" - Basis: SG-Katalogwerte), dann wird es bei einem Händler wie Borek nicht einfach sein. Wobei ich die deutschen Wettbewerbsgesetze nicht wirklich kenne.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
drmoeller_neuss Am: 14.11.2011 18:46:19 Gelesen: 35613# 13 @  
@ Lars Boettger [#12]

Irgendwie ist das in meinem Beitrag nicht herübergekommen, oder Briefmarkensammler und Günther fahren so stur auf der "Wertschiene", dass sie für andere Argumente nicht mehr zugänglich sind.

Ich hebe noch einmal die wichtigsten Zeilen aus meinem Beitrag hervor: Die Werbung suggeriert, dass der Block nur aus 22-karätigem Gold besteht. Ich gehe davon aus, dass er aus Papier besteht, dass mit echtem Gold bedampft ist. Hier liegt für mich eine eindeutige Irreführung des Verbrauchers vor. Schwieriger wird das mit der Wertsteigerung ...

Wenn es darum geht, eine solche Werbung aus dem Verkehr zu ziehen, sollte man doch den einfachen Weg gehen, d.h. Argumente finden, die eindeutig und schwer zu widerlegen sind. An diesem Block ist nicht viel Gold - im Gegenteil, zu dem, was die Werbung suggeriert.

Es lohnt sich auch zu schauen, ob der Block wirklich in nächster Zeit zum regulären Preis zu 19,90 EUR angeboten wird. Wird das im Eifer des Gefechtes vergessen, ist das ein weiterer Ansatzpunkt.

Es reicht auch nicht aus, in den Bottich mit Joghurt künstliches Fruchtaroma hineinzuschütten, und eine einzelne Erdbeere, um schreiben zu können: "Mit frischen Gartenfrüchten".
 
Richard Am: 14.11.2011 18:48:31 Gelesen: 35612# 14 @  
@ Lars Boettger [#12]

Zum Stanley Gibbons Beitrag:

[entfernt]

Wichtig erscheint mir die Verquickung des Markenverkäufers Stanley Gibbons mit dem Katalogherausgeber Stanley Gibbons.

Schöne Grüsse, Richard
 
Matthias Bock Am: 14.11.2011 20:29:41 Gelesen: 35576# 15 @  
Ich repariere mal Richards Link (auf dem anderen werde ich nach einem Passwort gefragt):

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=1345

[der ursprüngliche Link war der gleiche über die interne Redaktion]
 
Briefmarkensammler Am: 14.11.2011 23:30:13 Gelesen: 35529# 16 @  
@ drmoeller_neuss [#13]

Du sagst in Deinem Beitrag:

Ich hebe noch einmal die wichtigsten Zeilen aus meinem Beitrag hervor: Die Werbung suggeriert, dass der Block nur aus 22-karätigem Gold besteht. Ich gehe davon aus, dass er aus Papier besteht, dass mit echtem Gold bedampft ist. Hier liegt für mich eine eindeutige Irreführung des Verbrauchers vor. Schwieriger wird das mit der Wertsteigerung ...

Das ist für mich der falsche Ansatz. Wer den Begriff "22-karätiges Gold" bei Google eingibt, merkt sofort wo die Reise hingeht --> http://de.wikipedia.org/wiki/Blattgold. Ich denke mal die allermeisten Interessenten wissen, dass eine Marke für 9,90 EUR nicht aus reinem Gold bestehen kann. Wer dies dennoch aus der Werbung liest, nun ja, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Was mich vielmehr ärgert, ist die dreist konstruierte Behauptung, dass sich der Wert dieses oder ähnlicher "güldener Machweres" innerhalb von 4 Jahren um +150% entwickeln würde. Hier werden dem weniger Informierten Dinge suggeriert, die schlichtweg als Volksverdummung einzustufen sind, zumal wenn die Marke nach wie vor nahe ihres Ausgabepreises gehandelt und unter diesem angekauft wird.
 
Günther Am: 15.11.2011 10:25:54 Gelesen: 35488# 17 @  
@ Briefmarkensammler,

Du schreibst, „... wer das aus der Werbung liest, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen“.

Ich hatte Dich gefragt, was Dein Antrieb sei und leider keine Antwort erhalten. Ich vermute nun einen rein persönlichen.

Würde eine solche Diskussion im allgemeinen Interesse der Philatelie geführt, und nur die wäre eines solchen Forums würdig, dann dürfte so ein Satz nie fallen, denn dann könnte nur „Information“, also Aufklärung das Thema sein.

Man wird „Beutelschneidern“ ihr Handwerk nie per Dekret legen können, denen ist meiner Meinung nach nur dadurch beizukommen, daß man informiert, sie an den Pranger stellt, die Dinge öffentlich macht, ihnen die Basis entzieht. Eine Diskussion mit ihnen ist, wie bewiesen, zwecklos.

Das, wie immer, aufgebrachte Gold dieses Blocks, an dem ihr Euch „festgefressen“ habt, ist mit Sicherheit 22-karätig und „Gewinn-und-auch-sonstiges-in-Aussicht-stellen“ ist doch das beliebteste und gleichzeitig vom „Verband“ am wenigsten kritisierte Verkaufsargument des Handels, das vielleicht sogar schon zum „Gewohnheitsrecht“ wurde.

Nein, wenn wir etwas bewegen wollen, unserem Hobby wieder zu Ansehen, Spaß und Erfolg (den hat heute die Gegenseite – und wir (damit meine ich die gesamte Philatelie) bezahlen ihn teuer) verhelfen wollen, dann müssen wir einfach unser Denken ändern, uns vielleicht sogar in einer Verpflichtung, einer Verantwortung sehen.

Ich betrachte den heute üblichen, maßlosen Egoismus als eine der schlimmsten, den Weltfrieden bedrohenden Krankheiten der Menschheit, aber, es ist wie beim Wein, in einer gewissen Menge ist er absolut gesund.
 
Briefmarkensammler Am: 17.11.2011 17:19:52 Gelesen: 35383# 18 @  
http://lifestyle.t-online.de/nutella-urteil-wegen-verwirrender-naehrwertangaben/id_51534734/index

Ein interessanter Link, der eindeutig zeigt, dass sich der Verbraucher nicht irreführen lassen muss. Wo ein Wille ist ist ein Weg. Die Frage ist nur, wer die Sammler vor Werbung à la Borek schützt und ein gerichtliches Verfahren analog dem gelinkten Beispiel initiiert.
 
drmoeller_neuss Am: 17.11.2011 17:59:31 Gelesen: 35368# 19 @  
@ Briefmarkensammler [#18]

Das war Gedankenübertragung: Ich wollte einen Link zum gleichen Urteil posten.

Um gegen Borek vorgehen zu können, musst Du entweder in direktem Wettbewerb zu Borek stehen, auch was den Umsatz anbelangt (ich habe keine Ahnung vom Umsatz Deines ebay-Shops), oder Du gehst über einen Verbraucherverein - wie bereits mehrmals geschrieben.
 
Briefmarkensammler Am: 17.11.2011 20:29:20 Gelesen: 35327# 20 @  
@ drmoeller_neuss [#19]

Isch abä aberrr gar keinen ibää schop ;-)

Nein, mal Spaß beiseite. Ich führe keinen Kreuzzug. Es geht um Aufklärung. Und natürlich um die "lässlichen Sünden" unseres geliebt-gehassten Sammlerverbands und seiner Vertreter. ;-) Was der geneigte Leser daraus macht, ist sein privates Vergnügen.
 
Lars Boettger Am: 17.11.2011 20:35:56 Gelesen: 35323# 21 @  
@ Briefmarkensammler [#18]

Bitte nenne mir doch ein BDPh-Mitglied, dass bei Borek den Papst-Block mit Goldfolie gekauft hat.

Ach ja, ich ärger mich auch immer über die Automobilhersteller und ihre verkaufsfördernden und absolut irreführenden Verbrauchsangaben ... Die sollte man echt mal verklagen. =D

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 

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