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Thema: Postaustausch der Bundesbehörden
EdgarR Am: 26.02.2012 11:40:37 Gelesen: 11437# 1 @  
Löcher im deutschen Briefmonopol vor 2002

Man sollte meinen, dass 'in der guten, alten Monopolzeit' der weiland Deutschen Bundespost nichts ihr entrinnen konnte, was in Deutschland briefmäßig so befördert wurde.

Irrtum!

Auch damals waren manche schon gleicher als die anderen: der monopolgewährende und monopolschützende 'Stiefvater Staat' beispielsweise behielt sich Sonderrechte vor:



Wer hat noch andere Belege für 'nicht-monopolisierte' Briefzustellung vor 2002?
 
filunski Am: 26.02.2012 12:20:45 Gelesen: 11431# 2 @  
Das ist kein "Loch im Briefmonopol" sondern einfach Dienstpost wie sie immer schon und auch heute noch bei Behörden, Ministerien und sonstigen deutschen Dienststellen stattfand und immer noch stattfindet. Das ganze im Sinne der Kostenersparnis, denn müssten diese ganzen amtlichen Dienststellen für ihre Dienstpost Porto bezahlen käme da rasch eine ganz gute Summe heraus. Beispiele dafür gibt es sicher zu Millionen, wenn ich nur daran denke was alleine die Bundeswehr täglich an Dienstpost von A nach B transportiert.

Gruß,
Peter
 
EdgarR Am: 26.02.2012 13:08:29 Gelesen: 11421# 3 @  
Nicht so ganz, Peter!

Wenn die Bundeswehr - Dein Beispiel - Dienstsachen von X nach Y karrt, so ist dies nichts weiter als eine interne Hauspost. Gibt es vergleichbar auch in privaten Firmen mit mehreren Standorten.

Wenn aber hier ein wohldefinierter Absender - Bundesministerium für Dingsdrabums - einem davon völlig unabhängigen Empfänger - dem Landesministerium für Diesundjenes - Post über eine Postaustauschstelle zuleitet, so ist dies eine dem Briefmonopol der weiland Deutschen Bundespost entzogene privilegierte Nebenorganisation.

'Kostenersparnis' zieht aus 2 Gründen nicht:

a) waren Portokosten vom Bund an die Bundespost vom Typ 'Linke Tasche raus, rechte Tasche rein' und

b) gab es andernorts und zu anderer Zeit für so was Dienstmarken oder Dienst-Freistempel, die letztlich auch keine realen Kosten beinhalteten.

MfG
EdgarR
 
filunski Am: 26.02.2012 13:35:53 Gelesen: 11411# 4 @  
Hallo Edgar,

die Dienstpost der Bundeswehr ist ein anderer Fall, da hast du Recht. Dein gezeigtes Beispiel fällt unter "Postaustausch der Bundesbehörden". Dieser ist wohl seit 1999 auch aus Gründen der Kostenersparnis vergeben an private Dienstleister. Davor bestritten dies die Bundesbehörden mit eigenem Personal und Fuhrpark!

Gruß,
Peter
 
EdgarR Am: 10.05.2012 22:34:01 Gelesen: 11162# 5 @  
@ filunski [#4]

Nochmal auf das Thema zurückzukommen: Es gibt allerlei solche Belege.



Mir liegt ein Rundschreiben des Bundesverwaltungsamts (http://www.bva.bund.de) vom 04.04.2001 vor, das folgendes besagt:

... in der Anlage übersenden wir Ihnen aktuelle Übersichten der am Postaustausch teilnehmenden Behörden in Berlin und Bonn, da ab dem 02.04.2001 die Vertretungen der Länder beim Bund wieder am Postaustausch teilnehmen. Änderungen der Anschrift bitten wir dem Bundesverwaltungsamt ...usw. usw. ... Die Teilnehmerlisten werden von uns ständig aktuell gehalten und sind auch im Internet unter http://www.bva.buind.de/aufgaben/postaustausch/index.html abrufbar. Für Fragen und Anregungen zum Postaustausch stehen ... usw.

In der Anlage eine Liste Stand 1.4.2001 mit 57 Behördenadressen in BERLIN und 60 im Raum BONN - da ist alles vertreten, was irgendwie 'beamtet'.

Fazit: Eine regelrechte Post, die sich Stiefvater Staat für seine eigenen Zwecke NEBEN der (ihm gehörenden) Post fürs gemeine Volk hielt.

MfG EdgarR
 
Richard Am: 09.06.2012 08:06:30 Gelesen: 10998# 6 @  
Mehr zu diesem interessanten Thema finden wir im unten stehenden Link:

Postaustausch der Bundesbehörden in Berlin und Bonn

Als zentraler Dienstleister koordinieren wir seit 1999 den Postaustausch zwischen dem beauftragten Dienstleister und den teilnehmenden Behörden. 74 Institutionen im Raum Berlin und im Raum Köln/Bonn (z.B. alle Bundesministerien, die nachgeordneten Bundeseinrichtungen, alle Landesvertretungen) nehmen an diesem Verfahren teil.

Dabei stellen wir die Dienstleistungen für die Behörden wirtschaftlich und bedarfsgerecht in der erforderlichen Qualität sicher. Wir konnten die Kosten gegenüber 1999 um ca. 85 % bei gleichzeitiger Leistungs- und Qualitätssteigerung senken. 2010 wurden rd. 65.000 kg Post pro Monat ausgetauscht.

Durch die verstärkte elektronische Übersendung von Dokumenten gingen die Transportmengen und damit auch die Kosten des Postaustauschs Berlin/Bonn in den letzten Jahren kontinuierlich zurück.

(Quelle und detaillierte Informationen: http://www.bva.bund.de/nn_2152114/DE/Aufgaben/Abt__II/Postaustausch/postaustausch-node.html?__nnn=true )
 
T-M 123 Am: 09.06.2012 14:26:19 Gelesen: 10968# 7 @  
@ EdgarR [#3]

Ich denke nicht, dass das ein Verstoß gegen das Postmonopol war. Zwar sind die Empfänger durchaus unterschiedlich, Absender sind aber immer soweit ich sehen kann die Bundesregierung bzw. deren Ministerien und Behörden. Die Sendungen wurden also stets "in eigener Sache" transportiert. Es werden ja keine Dienstleistungen für unterschiedliche Kunden erbracht oder so.

Wenn man z.B. einen Brief an einen Nachbarn diesem selbst in den Briefkasten wirft, um sich 55 ct. zu sparen, wird man dafür sicherlich keine Postlizenz benötigen bzw. wird es früher auch kein Verstoß gegen das Postmonopol gewesen sein.

Im Prinzip passiert bei diesem "Postaustausch der Bundesbehörden" nichts anderes, nur in wesentlich größerem Maßstab.

Die gezeigten Belege sind wahrscheinlich sogar zwei mal nicht-postalisch befördert worden: Einmal über den genannten "Postaustausch der Bundesbehörden" zur jeweiligen Ländervertretung und dann von da aus (dann veranlasst durch die jeweilige Landesregierung) weiter bis zum jeweiligen Landesministerium in der jeweiligen Landeshauptstadt.

Ein ähnlicher Postaustausch, natürlich einige Nummern kleiner, besteht übrigens, wie ich einmal selbst gesehen habe, auch zwischen den diversen "kleineren" Ämtern, dann natürlich räumlich beschränkt auf z.B. ein bis zwei Landkreise. Auch da sind Mengen an Schriftverkehr unterwegs, die auf diese Weise sicherlich erheblich günstiger befördert werden können, als per Post.

Gruß
Tim
 
EdgarR Am: 09.06.2012 16:19:27 Gelesen: 10956# 8 @  
@ T-M 123 [#7]

Ich denke nicht, dass das ein Verstoß gegen das Postmonopol war. Zwar sind die Empfänger durchaus unterschiedlich, Absender sind aber immer soweit ich sehen kann die Bundesregierung bzw. deren Ministerien und Behörden. Die Sendungen wurden also stets "in eigener Sache" transportiert.

Einspruch Euer Ehren!

Der unterste, teilverdeckte Beleg in [#5] beispielsweise ging vom " Thüringer Ministerium für ..." 'Mit Kurier über Landesvertretung' an das " Hessische Ministerium für Umwelt ..."

Kurz und klein: Der vom BVA betriebene "Postaustausch der Bundesbehörden" wickelt(e??) über die beiden Hubs

- Bonn und
- Berlin

massenhaft Postverkehr ab für

1) Bundesministerien und Bundesoberbehörden
2) Landesministerien aller 16 Länder und deren nachgeordnete Behörden
3) Bundesanstalten und gleichgestellte Organisationen öffentlichen Rechts.

Als einige wenige Beispiele möchte ich aus der in [#5] angesprochenen Liste nur zitieren:

- Bundesanstalt f. Materialprüfung (BAM) in Berlin
- Grenzschutzpräsidium Ost (GSP Ost), ebenfalls Berlin
- Physikal.-techn. Bundesanstalt, Institut Berlin (PTB)
- Statistisches Bundesamt (STBA), in Berlin und auch in Bonn
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn
- Europäische Kommission, Vertretung in Bonn
- Inter Nationes, ebenfalls Bonn
- Grenzschutzpräsidium West (BGSP Bonn), Bonn
- Fachhochschule für öffentl. Verwaltung (FH Bonn Brühl), ebenfalls in Bonn
...

Kurz und klein: Postmäßig gesehen war Stiefvater Staat in der einstigen Postmonopolzeit eindeutig "gleicher" als Otto Normalverbraucher bzw. Otto Normalfirma.

Man darf dabei nicht übersehen, dass der oben dargestellte Postaustausch sich ja "nach unten" beliebig in die Fläche fortsetzte durch nachgeschaltete quasi-interne Postverteilungen einzelner Länder und deren nachgeordneter Behörden, beispielsweise von Stuttgart zu den Regierungspräsidien, zu Kreisen und Städten, zu Landesämtern und und und.

Das Problem dabei ist, dass der "normalsterbliche" Ganzsachensammler in der Regel kaum an derartige Belege herankommt - aber das heißt ja nun nicht, dass es solche Belege nicht haufenweise gab und gibt, nicht wahr?

Es heißt nur, dass dieser ganze Komplex wohl für 99+ % aller Sammler terra incognita ist.
 
mausbach1 (RIP) Am: 09.06.2012 16:56:14 Gelesen: 10953# 9 @  
@ alle

Es ist ja (fast) alles richtig, was zum Thema geschrieben wurde; doch sollte bedacht werden, daß die genannten 99+ % der Belege keinerlei postalischen Vermerk tragen - und darauf kommt es doch an.

Persönlich kenne ich die Vorgehensweise aus meinem ehemaligen beruflichen Umfeld: Die Post der Kommunen wurde täglich untereinander mit "berittenen" Boten (Mitarbeiter der Poststelle, Hausmeister u.ä.) zugestellt bzw. ausgetauscht. Bei der Kreisverwaltung fand der "große" Austausch statt. Und irgendein Mitarbeiter der Kreisverwaltung hatte täglich beim Regierungspräsidenten (RP) zu tun - so kam die Post zum RP. Die Post vom RP dagegen wurde "ordungsgemäß" mit der "richtigen" Post zugestellt, d.h. beim Postamt aus dem Schließfach geholt. Diese Vorgehensweise lief bis etwa 1980.
 
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