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Thema: USA: Postweg und Postlaufzeit Brief nach Hawaii in 1939
jürgenw Am: 07.08.2012 12:17:28 Gelesen: 6830# 1 @  
Hallo Gemeinde,

ich habe hier einen interessanten Brief vorliegen, der einmal um die ganze Welt lief.

Von „sGRAVENHAGE 23.05.39“ (Den Haag) per Zug nach „Marseille 24.05.39“, mit Luftpost „New York 27.05.39“, mit Luftpost ? „Honolulu 06.06.39“, mit Luftpost „Hongkong 14.06.39“, dann wahrscheinlich per Schiff zu rück nach Holland „Wassenaar 20.07.39“. Die Beförderungsart ergibt sich hierbei aus den Laufzeiten. Der Brief war an den Postmeister in Honolulu gerichtet mit der Bitte die beigelegten US-Luftpostmarken aufzukleben und dann zurück zu schicken. Was er auch Tat.

Es ergeben sich dabei einige Fragen:

1.) Warum Marseille, der große rote Stempel weißt einen Erstflug in die USA aus, was für einer war dies?

2.) Die Beförderung in den USA nach Honolulu war mit 8 Tagen Verhältnismäßig lang. Welche weg nahm diese und welche Beförderungsart?

Für eine Beantwortung meiner Fragen wäre ich sehr dankbar.



Gruß jürgenw
 
Marcel Am: 14.08.2012 12:50:41 Gelesen: 6722# 2 @  
@ jürgenw [#1]

Hallo Jürgen,

der große rote Stempel weist auf eine regelmäßig postalische Bindung zw. New York und Marseille hin die am 20. Mai 1939 Premiere hatte.

Gruß Marcel
 
saintex Am: 18.08.2012 22:40:37 Gelesen: 6631# 3 @  
Hallo jürgenw,

bei Deinem Luftpostbrief handelt es sich um eine niederländische Zuleitung zu dem Erstflug (Rückflug) der us-amerikanischen Fluggesellschaft Pan American Airways auf der Strecke Marseille-Lissabon-Horta/Azoren-New York (Foreign Air Mail Route No.18), ab Marseille am 25.5.1939, an New York am 27.5.1939. Zum Einsatz kam ein Flugpoot des Typs Boing B 314 mit dem Taufnamen "Yankee Clipper" (Kennung NC-18603).

Der Brief trägt vorder- und rückseitig den roten französischen Bestätigungsstempel, der in Marseille angebracht wurde. Das Gewicht der aus den Niederlanden zugeleiteten Luftpost bis New York betrug lediglich 9 Kg, also eine relativ kleine Postmenge. Die niederländischen Postgebühren betrugen: 12 1/2 cents für den Auslandsbrief bis 20 Gramm zuzüglich Luftpostzuschlag bis New York von 27 1/2 cents pro 5 Gramm. Das Gesamtporto für einen Luftpostbrief bis 5 Gramm nach New York betrug damit 40 cents. Mit 60 cents ist der Brief daher überfrankiert.

Die Frage, ob der Brief von New York nach Honolulu auf dem Luftwege oder mit Bahn- bzw. Schiffspost befördert wurde, lässt sich mangels Transitstempeln (wohl) nicht mehr klären. Die Beförderungsdauer mit der Bahnpost von New York nach San Francisco betrug zwei Tage. Nach zeitgenössischen Schiffsfahrplänen benötigten die schnellen Passagierdamfer für die Strecke San Francisco - Honolulu 5 Tage. Ein kombinierter Bahn- bzw. Schiffstransport wäre also möglich gewesen.

Ab Honolulu wurde der Brief dann wieder von der Pan Am auf dem Luftwege nach Hongkong befördert, ab Honolulu am 9.6.1939, an Hongkong am 14.6.1939, mit Zwischenstopps auf bzw. in Midway Island, Wake Island, Guam und Manila/Philippinen. Wieder kam ein Flugboot des Typs Boing B 314, diesmal mit dem Taufnamen "California Clipper" zum Einsatz.

Die letzte Etappe von Hongkong nach Europa legte der Brief dann wohl in der Tat mit dem Schiff zurück, wie die lange Beförderungsdauer von 5 Wochen belegt. Dabei bestand in Hongkong Anschluss an die Verbindung der britischen Fluggesellschaft Imperial Airways nach Europa, ab Hongkong am 15.6.1939, an Southhampton/GB am 24.6.1939.

Quellen:

American Air Mail Catalogue, Band 4, 5. Auflage, 1981;
Edward B. Proud, Intercontinental Airmails, Band 1: Transatlantic and Pacific, 2008;
ders., Band 2: Asia and Australasia; 2009
Hans E. Aitink/Egbert Hovenkamp, Noord-Atlantische Luchtverbindingen met nadruk op de jaren 1939-1946, 2002;
Luchtpostcatalogus van Nederland en Overzeese Rijksdelen, 1983;
Internet

MfG

saintex
 
jürgenw Am: 23.08.2012 21:27:38 Gelesen: 6548# 4 @  
Hallo saintex,

danke für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen. Mit diesen Informationen wird der Brief auf einem der nächsten Treffen in unserem Verein, unter der Rubrik "Der interesante Brief", sein. Dazu verwenden wir einen Beamer und ich werde mit Hilfe von Karten und den Stempeln den Weg darstellen. Werde die Bilder später noch einstellen. Nochmals Danke.

Mfg

jürgenw
 
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