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Thema: Briefmarken als Geldanlage - je seltener, desto grösser die Rendite
Richard Am: 02.03.2008 10:47:58 Gelesen: 7600# 1 @  
Briefmarken als Geldanlage - Gewinn macht nur, wer gezielt einkauft - Je seltener, desto größer ist das Renditepotenzial

Von R. Sauer

VDI nachrichten, Düsseldorf / sta (29.02.08) - Briefmarken gibt es heute an jedem Postschalter für wenige Cent. Lohnt ein spekulatives Investment? Eher nicht. Der Wert moderner Postwertzeichen wird auf absehbare Zeit kaum steigen. Ausnahmen sind höchstens Fehldrucke, deren Umlaufmenge begrenzt wurde. Deutlich lukrativer sind Sammlungen bestimmter, älterer Jahrgänge.

Das Sammeln von Briefmarken gilt vielen als spießig: Denn die meisten Sammler sind in reifem Alter. Aber die Postwertzeichen sind nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Geldanlage. "Durch den Internethandel und Online-Auktionen interessieren sich zunehmend junge Leute für Briefmarken als Investment", weiß Ulrich Felzmann, Inhaber des auf Briefmarken und Münzen spezialisierten Düsseldorfer Auktionshauses Felzmann. Wer mit dem richtigen Riecher und ausgeprägtem Sachverstand viele Jahre lang sammelt, kann aus seinem Hobby ein lohnendes Investment machen. Um hohe Wertsteigerungen zu erzielen, muss man allerdings einige Besonderheiten des Marktes beachten.

Die wichtigste Regel lautet: Renditeträchtig ist nur, was besonders und selten ist. Die blaue Mauritius erfüllt diese Eigenschaften mustergültig. Sie weicht von der Norm ab. Britische Briefmarken waren früher mit dem Aufdruck "Post paid" - Gebühr bezahlt - versehen. Auf der blauen Mauritius hingegen steht "Post office" - also Postamt. Nach der ersten Auflage mit 500 Stück wurde der vermeintliche Fehler korrigiert. Heute sind Schätzungen zufolge nur 13 Exemplare mit dem Sondertext in Umlauf. 1993 kam es zuletzt zu einer Versteigerung. Damals fiel der Hammer erst bei 1,1 Mio. €.

"Über den Wert einer Marke entscheidet, wieviele Exemplare es von ihr noch gibt. Mit seltenem Material fährt man immer gut", sagt Arnim Hölzer, Sachverständiger für Postwertzeichen und Vorsitzender des Fachverbandes des Briefmarkenhandels Westdeutschland.

Eine weitere Rarität ist die Audrey-Hepburn-Briefmarke aus Deutschland. Ursprünglich sollte die Sondermarke im Oktober 2001 herauskommen. Daraus wurde aber nichts, weil der Sohn der verstorbenen Schauspielerin sich kurzfristig gegen die Veröffentlichung stellte. Die Deutsche Bundespost musste daraufhin Millionen bereits gedruckter Marken wieder einstampfen. Übrig blieben lediglich fünf Zehnerbögen. Diese sollten postfrisch in den Tresoren der Bundespost und des Bundesfinanzministeriums lagern. Unerklärlich ist daher, wie drei Audrey-Hepburn-Marken auf Briefumschlägen - und somit in gestempelter Form - aufgetaucht sind. "Erst durch den Stempel ist das eigentlich ungültige und wertlose Papier zu einer Briefmarke geworden", erklärt Auktionator Felzmann den Trubel um die Marke, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Bei ihm ist eine der Raritäten im Oktober 2005 unter den Hammer gekommen. "Das Stück stand für 50 000 € im Katalog", berichtet Felzmann. Der Käufer bezahlte am Ende 135 000 € dafür.

Das Beispiel zeigt, dass das Alter einer Briefmarke für ihren Wert nicht unbedingt ausschlaggebend ist. "Eine 100 Jahre alte Marke kann genauso Massenware sein wie die Postwertzeichen, die heute auf unseren Umschlägen kleben", sagt Carl-Heinz Schulz, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Postwertzeichenhändler-Verbandes (APHV).

Briefmarken gibt es heute an jedem Postschalter für wenige Cent. Lohnt ein spekulatives Investment? Eher nicht. Der Wert moderner Postwertzeichen wird auf absehbare Zeit kaum steigen. Ausnahmen sind höchstens Fehldrucke, deren Umlaufmenge begrenzt wurde. Deutlich lukrativer sind Sammlungen bestimmter, älterer Jahrgänge.

Alle Marken, die in einer größeren Auflage herausgekommen sind, eignen sich als Anlage wenig. Das gilt zum Beispiel für Briefmarken aus der Jahrhundertwende: Damals gab es kaum Sonderausgaben in geringen Auflagen. Aber auch die vierteljährlich von der Deutschen Post herausgegebenen "Sammlermarken", die Philatelisten heute im Abonnement beziehen können, sind als Investment ungeeignet. "Damit kann man nicht reich werden. Das ist einfach nur etwas Nettes zum Anschauen", sagt Gutachter Hölzer.

Am sinnvollsten ist es, sich auf ein bestimmtes Gebiet - zum Beispiel Marken aus Deutschland vor 1871 - zu spezialisieren und dort möglichst vollständig alles zu sammeln. "Eine systematisch angelegte Sammlung mit Marken, die es nur noch in geringen Stückzahlen gibt, ist die beste Geldanlage", so Schulz.

Ein Problem, das den Traum von der Rendite zunichte machen kann, sind Fälschungen. Weil begehrte Briefmarken sehr teuer sein können, sind zum Leidwesen vieler Sammler Fälscher aktiv. Es sind vollständig imitierte, in Teilen manipulierte und sogar komplett erfundene Briefmarken in Umlauf. Einige Fälschungen sind leicht zu entlarven. Andere jedoch sind so raffiniert, dass nur professionelle Philatelisten sie erkennen können.

Bei manchen Plagiaten ist es jedoch nicht einmal nötig, einen Sachverständigen um Rat zu bitten. Mittlerweile gibt es Fälscher, die ihre Ware ganz offen als Repliken anbieten. Bei ihnen gibt es die Blaue Mauritius zum Schnäppchenpreis von nur 20 €. Mit einer Wertsteigerung kann der Erwerber dann zwar nicht rechnen. Wenn der Fälscher sein Handwerk verstanden hat, kann er sich aber freuen, den Traum eines jeden Sammlers im Briefmarkenalbum zu haben.

(Quelle: http://www.vdi-nachrichten.de/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?cat=3&id=37444&source=homepage)
 
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