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Thema: Heimatsammlung Oderbruch - Ansichtskarten, Stempel und Belege
Das Thema hat 38 Beiträge:
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Cantus Am: 02.12.2012 00:19:22 Gelesen: 73559# 1 @  
Hallo zusammen,

als ich vor rund achtzehn Jahren ins Oderbruch gezogen bin, habe ich bald begonnen, mich für die Städte und Dörfer rund um unseren Ort zu interessieren. Nachdem ich zunächst Ansichtskarten zusammengetragen hatte, kamen schon bald gelaufene Poststücke hinzu, von manchen Orten mehr, von anderen weniger, von manchen trotz intensiver Suche bis heute gar keine. Das hat sicher mehrere Ursachen.

Zunächst ist das Oderbruch geprägt von Landwirtschaft; Industrie oder größeres Gewerke gibt es so gut wie gar nicht. In früheren Zeiten haben die Bewohner aus Berlin oder aus den hier umliegenden Städten zwar ihre Freizeit teilweise an den Ufern der Oder verbracht, auf dem flachen Land jedoch gab und gibt es so gut wie keinen Tourismus. In neuerer Zeit verirren sich gelegentlich Radwanderer in die Dörfer, vereinzelt auch Angler oder Kunstliebhaber (allerlei bildende Künstler haben das Oderbruch zu ihrem Wohnort erkoren), da es aber kaum Restaurants oder Unterkünfte gibt, wird der Tourismus in unserer Region auch in den kommenden Jahren kaum zunehmen.

Ein weiteres Hemmnis, geeignetes Sammelmaterial zu finden, liegt darin, dass hier in der Region der Endkampf des 2. Weltkriegs stattgefunden hat. Die Mehrzahl aller Häuser in den Dörfern und Loosen wurde zerstört, viele beschädigt, und nachdem im Jahr 1947 zusätzlich mitten im Winter noch der Deich an der Oder brach und das gesamte Bruch über viele Wochen bis zu zwei Meter Höhe überschwemmt worden war, war danach nicht mehr viel von dem übrig, was zuvor im Besitz der Oderbrüchler gewesen war. Die meisten Ansichtskarten oder Belege, die heute noch zu finden sind, kommen aus der Ferne, wohin sie einstmals verschickt worden sind, es ist aber oft ein äußerst mühsamer Weg, sie irgendwo in der Welt aufzuspüren. Das Internet hilft zwar dabei, kann aber nicht persönliche Aktivitäten wie Trödelmarktbesuche, Reisen zu anderen Orten, umfangreichen themenbezogenen Schriftverkehr und Anderes mehr ersetzen.

Das Oderbruch gliedert sich (auf deutscher Seite) geografisch in mehrere Abschnitte entlang der Oder. Im Norden, etwa zwischen Schwedt und Stolpe (Oder), befindet sich das Niederoderbruch, eine reizvolle Landschaft, die hier aber nicht interessieren soll. Südlich von hier, so etwa rund um Reitwein, wo damals der Deich gebrochen war, erstreckt sich ein weiterer Teil des Oderbruches, den ich aber bei meiner Sammelei außen vor gelassen habe. Ich bin daher nicht der Linie anderer Sammler gefolgt, die z.B. den Altkreis Lebus sammeln oder gesammelt haben, sondern habe mich an heutigen markanten Grenzziehungsmöglichkeiten orientiert.

Der Bereich, den meine Heimatsammlung abdeckt, wird im Westen durch die B 167 zwischen den Städten Seelow, Wriezen und Bad Freienwalde begrenzt. Im Süden verläuft die Grenze von Seelow aus entlang der B 1 über Manschnow und über die Oder bis ins alte Cüstrin, später Küstrin, heute Kostrzyn (Polen). Im Norden wird das Gebiet ausgehend von Bad Freienwalde auf der Strecke der B 158 über Hohenwutzen bis über die Oder ins ehemalige Alt-Cüstrinchen begrenzt, und entlang der Oder bilden alle Orte auf polnischer Seite der Oder, die noch im Flachland angesiedelt sind (dahinter erheben sich größere Hügel), die Ostgrenze meines Sammelgebietes. Das hört sich vielleicht etwas eng an, aber im Gegensatz zu üblichen Heimatsammlern, die nur einen oder einige wenige Orte ihrer Heimat sammeln, ist bei mir doch ein recht großes Gebiet mit einer Vielzahl von Orten oder auch nur kleinen Ansiedlungen betroffen; zur Zeit leben im mittleren Oderbruch etwa 30.000 Menschen.

Um ein Bewusstsein zu wecken für alles das, was irgendwie in meine Heimatsammlung gehört, liste ich nachstehend die Orte auf, die von mir gesammelt werden. Bilder oder weitere Erläuterungen werden dann ab etwa Mitte Dezember folgen.

Viele Grüße
Ingo


Übersicht:

Altbarnim
Alt Blessin
Alt-Bliesdorf
Alt Cüstrinchen
Altfriedland
Altgaul
Altlangsow
Altlewin
Alt Lietzegöricke
Altmädewitz
Altneukietz
Altranft
Altreetz
Alt Rüdnitz
Alt Schaumburg
Alttornow
Alttrebbin
Altwriezen
Altwustrow
Annahof
Bad Freienwalde
Bärwinkel
Beauregard
Bienenwerder
Blessin
Bleyen (Neu- und Alt)
Bliesdorf
Bochows Loos
Buschdorf
Croustillier
Eichwerder
Ferdinandshof
Forstacker
Friedrichsaue
Gabow
Genschmar
Gieshof
Golzow
Gorgast
Gottesgabe
Graben
Großbarnim
Groß-Neuendorf
Grube
Güstebiese
Güstebieser Loose
Gusow
Gusower Loose
Hälse
Heinrichsdorf
Henriettenhof
Herrenwiese
Herrnhof
Hohenwutzen
Horst
Kalenzig
Karlsbiese
Karlshof
Kerstenbruch
Kiehnwerder
Kienitz
Kienitzer Loose
Kienitz-Nord
Kietz
Kleinbarnim
Klein-Neuendorf
Klewitz
Küstrin (auch: Cüstrin)
Küstrin-Kietz
Kunersdorf
Letschin
Letschiner Loose
Manschnow
Marxwalde
Metzdorf
Neubarnim
Neufeld
Neufriedland
Neugaul
Neuglietzen
Neuhardenberg
Neuhof
Neuküstrinchen
Neulangsow
Neulewin
Neu-Lietzegöricke (Neul.)
Neumädewitz
Neuneukietz
Neuranft
Neureetz
Neu Rosenthal
Neurüdnitz
Neutornow
Neutrebbin
Neu Tucheband
Neuwustrow
Ortwig
Ortwiger Loose
Paulshof
Platkow
Posedin
Quappendorf
Rathsdorf
Rehfeldt
Rüdnitz
Schiffmühle
Schlaanhof
Seelow
Seelower Loose
Sietzing
Solikante
Sophienhof
Sophienthal
Spitz
Steintoch
Sydowswiese
Thöringswerder
Tucheband
Vevais
Voßberg
Werbig
Wilhelmsaue
Wilhelmsauer Loose
Wollup
Wriezen
Wuschewier
Wustrow
Zäckerick
Zäckericker Loose
Zechin
Zechiner Loose
Zellin
Zelliner Loose
Zollbrücke
 
Cantus Am: 31.12.2012 19:10:07 Gelesen: 73460# 2 @  
Guten Abend zusammen,

ich habe lange überlegt, wie ich beginnen soll, und nun habe ich mich entschieden, mit Wriezen, der "heimlichen Hauptstadt des Oderbruchs", den Anfang zu machen, auch auf die Gefahr hin, dass manche vielleicht schon meinen (etwas anders gearteten) Beitrag zu Wriezen kennen, den ich in einem anderen Forum gebracht hatte. Irgendwo muss man jedoch anfangen und anders als Andere, die nur ihren Wohnort und möglicherweise noch ein wenig außen herum suchen, ist das bei mir eine ganze Region, etwa 30 km in Nord-Süd-Richtung und etwa 15 km von Westen nach Osten.

Alles, was ich zukünftig zu diesem und einer Menge anderer Orte hier vorstellen werde, wird stets in der Abfolge zu sehen sein, dass erst Ansichtskarten zu sehen sind und erst danach Postbelege und Anderes, was zu einer Heimatsammlung gehört, je nachdem, was im Einzelnen vorhanden ist.

Alle Stempel, die in diesem Thema gezeigt werden, werden zu einem späteren Zeitpunkt in die Stempeldatenbank hochgeladen, soweit die Stempel eine ordentliche Qualität besitzen und mir das Einstellen in der Stempeldatenbank sinnvoll und notwendig erscheint. Ich habe mich - soweit möglich - bemüht, bei der Auswahl der Ansichtskarten solche zu bevorzugen, die postalisch gelaufen sind, damit bei dem Ganzen die Philatelie nicht zu kurz kommt.

Heute nun also

Wriezen

Wriezen ist auf der Landkarte recht leicht zu finden, wenn man von der äußersten Nordgrenze Berlins noch leicht nach Norden und dann eine Linie geradewegs nach Osten zieht. In Wriezen kreuzen sich die Bundesstraße B 167, die von Bad Freienwalde kommend über Wriezen nach Seelow führt, mit der Landesstraße L 33, die von Prötzel über Wriezen nach Letschin führt.

Wriezen liegt an der Oder, jedoch nicht an dem Fluss, den man heute als die Oder bezeichnet, sondern an dem Flussbett, durch das die Oder ursprünglich ihren Weg nahm; hier wird dieses Gewässer als die "Alte Oder" bezeichnet. Da die Oder früher regelmäßig über die Ufer trat und die gesamte Region überschwemmte, hatte Friedrich der Große veranlasst, dass ein neues Oderbett gegraben und zur westlichen Seite hin auch eingedeicht wird. In der Folge konnte das Gebiet, das heute als Oderbruch bezeichnet wird, nach und nach trockengelegt werden und neue Bewohner wurden angesiedelt; der ursprüngliche Haupterwerb "Fischfang" wechselte zum Haupterwerb "Ackerbau und Viehzucht". Eine Vielzahl der oben genannten Wohnplätze, Ansiedlungen und Dörfer wurde neu gegründet, denn zuvor gab es in dem großen Überschwemmungsgebiet nur wenige kleinere Anhöhen, auf denen man Behausungen errichten konnte. Die Entwicklung dieser Dörfer wurde wesentlich dadurch beeinflusst, dass es am westlichen Rand des Oderbruches bereits zwei größere Orte gab, Bad Freienwalde und Wriezen. Wriezen war dabei ein wichtiges Handelszentrum, durch das die bäuerlichen Erzeugnisse des Oderbruches in die großen Städte, vorrangig nach Berlin, transportiert werden konnten.

Zu Wriezen (ursprünglich Wrietzen) finden sich allerlei Informationen im Internet; ich empfehle dabei insbesondere folgende Links:

http://www.wriezen.de/

http://www.tourismusinfo-wriezen.de/geschichte.php

http://oderbruchpavillon.de/bausteine/beitraege/schmook.htm

http://oderbruchpavillon.de/index.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Wriezen

Hier einige kurze Informationen zur Stadt; dieses und weiteres findet man u.a. bei den vorgenannten Links

Höhe: 10 m ü. NN
Fläche: 94,54 km²
Einwohner: 7615 (31. Dez. 2011)
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km²
Postleitzahl: 16269
Vorwahl: 033456
Kfz-Kennzeichen: MOL

An der Oder und der Straße nach Stettin gelegen, entstand im 12. Jahrhundert eine mittelalterliche Kaufmannssiedlung. Im Mittelalter wurde Wriezen im Jahr 1247 erstmals erwähnt, als "oppidum wrecene". Dabei kann davon ausgegangen werden, dass wrecene ‚am Fluss‘ bedeutet. In den meisten slawischen Sprachen bedeutet Reka/Rzeka/Rieka noch heute Fluss. So lag Wriezen damals direkt an einem großen Fluss: an der Oder.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Wriezen bei Kampfhandlungen fast vollständig zerstört und in den folgenden Jahrzehnten unter erheblicher Veränderung des Stadtbildes neu wieder aufgebaut. Das kommunistische Stadtratsmitglied von Wriezen, Fritz Dornbusch, hatte zusammen mit zwei anderen Männern die kampflose Übergabe der Stadt an die Rote Armee versucht, wurde aber von der SS gefasst und am 18. April 1945 durch Kopfschuss hingerichtet.

Die Stadt Wriezen wurde Ende 1997 um vier ehemalige Gemeinden vergrößert. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die neue Gemeinde Wriezener Höhe aus drei bisher selbständigen Gemeinden gebildet.

Im Oktober 2003 wurde die Gemeinde Wriezener Höhe in die Stadt Wriezen eingegliedert. Vorherige Gemeindezusammenschlüsse fanden in den Jahren 1957, 1959 und 1974 statt.

So viel zunächst als Einführung, die ersten Bilder folgen in einem gesonderten Beitrag.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 31.12.2012 19:46:38 Gelesen: 73453# 3 @  
Ich beginne mit einigen Karten, die einen Blick von außen auf die Stadt erlauben. Während Wriezen noch relativ niedrig im Bruch liegt, ziehen sich am westlichen Rand der Stadt die Wohngebiete an den Hängen der Märkischen Schweiz in die Höhe. Das erlaubt den Fotografen, von leicht erhöhter Position Aufnahmen der Stadt zu fertigen, die einen ganz guten Überblick gestatten.

Zunächst zwei Karten, die den Blick von Südwesten auf die Stadt zeigen. Im Hintergrund ist die Hügelkette zu erkennen, die zwischen Bad Freienwalde im Westen und Hohenwutzen im Osten das Oderbruch nach Norden hin begrenzen.

Die erste Karte lief am 7.8.1905 zunächst von Wriezen nach Mariendorf bei Berlin (heute ein Berliner Ortsteil) und wurde von dort weitergesandt nach Forst an der Oder.



Die zweite Karte, deren Bild von einem ähnlichen Standort aus aufgenommen worden war, wurde am 28.5.1901 in Prötzel zur Post gegeben und war an eine Adresse in Hannover gerichtet.



Es folgt eine Karte, die nun schon erheblich näher einen Blick auf die Stadt gestattet. Sie wurde am 25.10.1900 von Wriezen nach Berlin SO 33 geschickt.



Die folgende Aufnahme zeigt das alte Zentrum von Wriezen; im Hintergrund ist die Weite des Oderbruches zu sehen. An dem Punkt, den damals der Fotograf für die Aufnahme gewählt hatte, befindet sich heute der Komplex der Krankenhauses Wriezen, und unten links, wo Felder zu erkennen sind, ist heute durchgehendes Stadtgebiet.
Die Karte war am 4.6.1916 von Wriezen nach Gera geschickt worden.



So um 1930 herum erlaubte die fortgeschrittene Technik, im Rahmen eines Ballonaufstieges Luftaufnahmen zu fertigen. Das Bild wurde über dem Zentrum von Wriezen aufgenommen; die Bezeichnung "Luftballonpartie" finde ich dabei besonders nett. Die Karte ist ungelaufen.





Im nächsten Beitrag werden dann Straßen und Plätze in Wriezen vorgestellt.

Viele Grüße
Ingo
 
drmoeller_neuss Am: 01.01.2013 11:44:07 Gelesen: 73419# 4 @  
Auch auf die Gefahr hin, dazwischen zu funken, möchte ich hier passend einen modernen Beleg einstellen, bevor Wriezen aus dem Fokus verschwindet:

Zumindest der alte Kreisgitterstempel aus der Zeit der Jahrhundertwende scheint alle Kriegswirren und Oderhochwasser überstanden zu haben. Einen besseren Kontrast von Stempel zu den Marken kann man sich nicht vorstellen. Die Marken verkünden das Idealbild der DDR - Erfolge in der Weltraumfahrt und die Stellung der Jugend beim Aufbau der Republik. Der alte Stempel bringt uns schon fast brutal auf den Boden der Wirklichkeit zurück: auch 1964 hatte die junge DDR noch unter den Kriegsfolgen zu leiden, weswegen auf (noch) Vorhandenes zurückgegriffen werden musste. Die Ziersterne sind aus dem Stempel wahrscheinlich Ende der Dreissiger Jahre entfernt worden.




 
Cantus Am: 01.01.2013 15:11:46 Gelesen: 73397# 5 @  
@ drmoeller_neuss [#4]

Keine Sorge, Wriezen wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen. Und die Stempel von Wriezen kann ich von der Vorphila bis in die Gegenwart fast vollständig belegen, doch das kommt bei mir - wie oben angekündigt - erst nach den Ansichtskarten.

Ich wünsche noch einen schönen Feiertag.
Viele Grüßé
Ingo
 
Cantus Am: 06.01.2013 03:29:37 Gelesen: 73340# 6 @  
@ Cantus [#5]

Hallo,

ich habe eine ergänzende Mail geschickt. Doch nun zurück zu Wriezen.

Auf älteren Karten findet sich oft der Eintrag "Wriezen an der Oder". Das stimmt zwar, wie oben schon erwähnt, aber vor rund hundert Jahren war dort die Oder noch ein ernstzunehmender und schiffbarer Fluss, heute dagegen sind große Teile des Wasserlaufs versandet und/oder mit Schilf und anderem Grünzeug teilweise so weit zugewachsen, dass ein Durchfahren selbst mit einem kleineren Boot Probleme bereiten kann. Der an der Alten Oder gelegene Hafen in Wriezen hat diese Bedeutung völlig eingebüßt, die zum Teil noch erhaltenen Gebäude werden für andere Zwecke genutzt. Es gibt zwar einen Verein, der die historische Gebäude pflegt und zu erhalten versucht, ihre Bedeutung als zentrale Hafenanlagen werden sie aber auf absehbare Zeit wohl kaum wiedererlangen, denn dazu müsste die Oder weithin schiffbar gemacht werden, dazu wird es aber aller Voraussicht nach nicht mehr kommen. So bleibt uns hier nur die Erinnerung an die Zeit, als über den Hafen in Wriezen landwirtschaftliche und industrielle Güter jeder Art verladen und mit Lastkähnen verschifft worden waren.

Einstmals gab es in Wriezen mehrere Brücken über die Oder, die die Stadt mit den Dörfern im Bruch verbanden oder den Bauern den Zugang zu Ihren jenseits der Oder liegenden Feldern ermöglichten. Aus heutiger Sicht stellt sich das zum Teil als Idylle, zum Teil als normale Brücke dar. Allesamt waren sie jedoch nicht für den heutigen Verkehr geeignet, sondern lediglich für Pferdefuhrwerke oder wenige Autos.

Schaut man etwa aus Höhe der Stadtmitte oderabwärts, so liegt zur Linken der Hafen von Wriezen, zur Rechten nur wenige Einzelgehöfte.



Die Karte dürfte etwa um 1910 herum von Wriezen nach Hermsdorf bei Berlin, heute ein Ortsteil des Berliner Bezirks Reinickendorf, verschickt worden sein.

Kommt man am Hafen an, so bietet sich der folgende Anblick. Dabei ist zu bemerken, dass die Oder (= der Kanal) nur noch etwa so breit ist wie zwei Lastkähne nebeneinander und das Hafengebiet zur Linken bereits recht nahe am Ufer durch eine hohe Mauer abgetrennt ist. Die beiden spitzen Türme im Hintergrund haben bis heute überlebt.



Die Karte lief am 7.8.1904 von Wriezen nach Bad Kissingen.



Etwa acht Jahre später wurde diese Karte am 12.1.1912 von Wriezen nach Bützow in Mecklenburg geschickt.

Der Standort, von dem aus der erste Blick in Richtung Hafen zu sehen war, dürfte mit der hier gezeigten Dammbrücke identisch sein. Heute gibt es an dieser Stelle eine normale Straßenbrücke aus Beton, über die die Landesstraße L 33 von Wriezen in Richtung Letschin führt.



Die Karte lief am 1.8.1912 von Wriezen nach Rummelsburg bei Berlin, heute ein Ortsteil in Berlin.

Etwas weiter südlich, vom Bild her etwa auf der Höhe des Wriezener Bahnhofs, stand damals die Oderbrücke. Hier ist bereits zu sehen, wie abseits vom Hafengelände die Oder erheblich schmaler geworden ist.



Diese Karte lief am 17.9.1907 von Wriezen nach Mannheim.

Schon außerhalb der eigentlichen Stadt gab es die Fischerbrücke. Links oben kann man noch ein einzelnes Gehöft erkennen, ansonsten gibt es hier nur noch Felder und weite Landschaft.



Diese Karte wurde nicht von Wriezen aus verschickt, sondern lief am 15.10.1905 als Ortspost innerhalb von Mariendorf, heute ein Ortsteil des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 09.01.2013 02:19:35 Gelesen: 73294# 7 @  
Das Zentrum von Wriezen wird, wie in den meisten anderen Städten und Orten auch, von einer großen Stadtkirche dominiert, hier in Wriezen ist das die evangelischer Kirche St. Marien, gelegen am zentralen Marktplatz. Vor dem 2.Weltkrieg noch ein stattlicher Bau, wurde sie durch Kriegseinwirkung stark zerstört, lag dann viele Jahre als Ruine brach und wurde nun im letzten Jahrzehnt zum Teil so weit restauriert, dass dort jetzt (unter freiem Himmel) Veranstaltungen stattfinden können. Tiefergehende Informationen findet man u.a. hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/St._Marien_%28Wriezen%29

Neben der Kirche lag einstmals das Rathaus, heute ist die Stadtverwaltung an ganz anderem Ort untergebracht.





Die Karte lief am 2.10.1943 als Feldpost von Wriezen nach Deggendorf.

Hier noch eine ungelaufene Karte von etwa 1910.




Den Blick zur Kirche findet man auch auf Anlasskarten, hier zur "Fröhlichen Weihnacht".



Die Karte lief am 24.12.1903 von Wriezen nach Wuschewier.

Gegenüber von Kirche und Marktplatz führt eine Allee leicht abschüssig hinunter zum Bahnhof. Die rechts und links stehenden Altbauten existieren alle nicht mehr, heute findet man da nur noch Plattenbauten.



Die Karte lief am 23.3.1914 von Wriezen nach Nakel.

Auf einer anderen Karte ist da "ganz zufällig" im Vordergrund ein damals mit Sicherheit modernes Auto zu sehen. Geradeaus blickt man wieder auf die damalige Form des Bahnhofs, rechts vorne befindet sich das kaiserliche Postamt.



Die Karte lief am 19.5.1938 von Wriezen nach Klagenfurt.

Das "Kaiserliche Postamt" war ein durchaus imposanter Bau; leider ist von ihm nichts mehr geblieben.



Die Karte lief am 12.7.1918 mit der Feldpost von Wriezen nach Rostock.

Der Bahnhof hat seit damals sein Gesicht kaum verändert, lediglich die Vorderfront sieht heute gestraffter aus. Die nachstehend gezeigte Karte dürfte so etwa von 1960 sein, sie ist aber ungelaufen und daher nicht näher datierbar. Der Bahnhof und sein Vorplatz wirken wenig einladend und so ist es bis heute leider auch geblieben.



Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 15.01.2013 22:29:16 Gelesen: 73232# 8 @  
Heute ein paar Straßenansichten aus Wriezen. Zunächst die Wilhelmstraße, die heute auch noch so heißt. Sie beginnt am Marktplatz und führt als zentrale Einkaufsstraße durch das innere Stadtgebiet nach Norden. Früher und auch noch bis nach der Wende eine stark frequentierte Straße, bis die Stadtväter meinten, man müsse da viel Geld investieren, den Autoverkehr ausschließen und aus der Straße einen beruhigten Fußgängerbereich machen, gleichzeitig aber auch allerlei Großmärkte außerhalb des Stadtzentrums zulassen. Nun ist seit einem guten Jahrzehnt die Straße so sehr beruhigt, dass immer mehr Geschäfte pleite gehen und sich fast nur noch Läden mit Billigartikeln ansiedeln. Schade, so kann man eine Stadt kaputt machen.

Der Blick auf die alten Karten lässt ahnen, dass es früher doch ein wenig anders war.



Blick vom Marktplatz in Richtung Norden.

Die Karte lief am 6.8.1901 von Wriezen nach Berlin.



Blick auf das obere Ende der Wilhelmstraße.

Die Karte lief am 8.10.1929 von Wriezen nach Berlin.

Nun noch eine Karte aus der Nachkriegszeit. Wie zu sehen ist, gibt es nun sauber angelegte Bürgersteige und eine neue glatte Pflasterung.



Blick nach Süden in Richtung Marktplatz und Kirche.

Die Karte lief am 10.4.1952 von Wriezen nach Berlin.



Die Ratsstraße, die die Verlängerung der Wilhelmstraße jenseits des Marktplatzes darstellt, gibt es mit der hier sichtbaren Bebauung nicht mehr. Heute stehen da nur noch Plattenbauten sowie einzelne nach dem Krieg errichtete Mietshäuser.

Die Karte ist ungelaufen, rückseitig ist jedoch der 14.1.1920 notiert.



Die Hospitalstraße, die ein Teil der heutigen Altstadtumfahrung ist, hat ebenfalls durch Kriegseinwirkung die gesamte alte Bebauung verloren und hat nun nur noch den Charme einer Wohnstraße durch die üblichen modernen Mietsbauten.
Die Karte lief am 15.8.1923 von Wriezen nach Farchant in Oberbayern.



Die Schützenstraße hat ebenfalls ihre Ansicht weitgehend geändert, allerdings stehen da noch vereinzelte Altbauten.

Die Karte datiert etwa von 1910.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 26.01.2013 01:49:50 Gelesen: 73157# 9 @  
Fotografen, die Postkarten herstellen, versuchen immer, besonders interessante Gebäude, Straßenzüge, Denkmäler usw. als Motiv herauszustellen. In dem zeitlichen Abstand von heute zu damals, also im Schnitt hundert Jahre zurück, erscheinen uns manche Karten als durchaus sehenswert, andere dagegen ringen uns eher nur ein müdes Lächeln ab, wenn da Häuser in den Mittelpunkt gestellt werden, die man heute eben nur als Altbauten bezeichnet. So ist es bei den beiden folgenden Karten, die die "Beamtenhäuser" in der Nähe vom Bahnhof zeigen.



Die Karte lief am 9.10.1919 von Wriezen nach Berlin.



Diese Karte wurde am 8.6.1928 von Wriezen nach Berlin-Gesundbrunnen befördert.

Etwas abseits vom Zentrum, aber immer noch mitten in der Stadt, befand sich das katholische Pfarrhaus, ein außerordentlich respektables Gebäude.



Die Karte wurde am 31.7.1924 von Wriezen nach Berlin-Neukölln befördert.

Die Stadt Wriezen als Zentrum der Region besaß mehrere Schulen, die man immer mal wieder als Ansichtskartenmotiv finden kann. Zunächst ist da das altehrwürdige damalige Gymnasium von Wriezen; der Bau hat die Kriege nicht überstanden.



Die Karte wurde am 26.7.1912 in Wriezen zur Post gegeben; den Zielort kann ich leider nicht entziffern.

In den Schulen gab es damals Geschlechtertrennung. Die nachfolgend gezeigte Knaben-Volksschule war daher ausschließlich dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Das Gebäude gibt es - mit einigen Umbauten - heute noch; jetzt ist es das Gymnasium von Wriezen.



Die Karte lief am 13.5.1935 von Wriezen nach Berlin-Lichtenberg.

Damit die Mädchen auch ein wenig Bildung erwerben konnten, gab es für das weibliche Geschlecht die Töchterschule, von den baulichen Ausmaßen her doch erheblich kleiner als die Knaben-Schule.



Die Karte lief am 8.11.1900 von Wriezen über Sietzing nach Wuschewier.

Besonders stolz waren die Stadtväter wohl darauf, in Wriezen eine Taubstummen-Anstalt zu besitzen, denn Karten von diesem Haus tauchen immer mal wieder auf. Wenn ich mir das Gebäude so anschaue, wirkt es nicht besonders einladend auf mich; das Haus steht heute nicht mehr.



Die Karte lief am 2.8.1927 in Wriezen abgestempelt.

So viel für heute.
Viele Grüße
Ingo
 
volkimal Am: 26.01.2013 07:40:40 Gelesen: 73146# 10 @  
Hallo Ingo,

in meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" ist als einziger Beleg aus Wrietzen die zweite Ansichtskarte der Wilhelmstraße, die Du im Beitrag [#8] gezeigt hast. Den Grund: Die Familie meiner Ur-ur-großmutter Elise Lehmann kommt aus Wrietzen. Über mehrere Generationen waren meine Vorfahren aus Wrietzen Handschuhmachermeister.



Dieses ist eine Pappschachtel, aus der Zeit als vermutlich der Bruder von Ur-ur-großmutter das Geschäft leitete. Falls Du eine Ansichtskarte oder einen Beleg mit Bezug zu der Firma hast, wäre ich sehr daran interessiert.

Viele Grüße
Volkmar
 
Cantus Am: 26.01.2013 13:53:43 Gelesen: 73121# 11 @  
@ volkimal [#10]

Hallo Volkmar,

ein sehr schöner Beleg aus alter Zeit. Bei meinen Ansichtskarten habe ich mit Sicherheit keine dazu passenden, bei den gelaufenen Belegen vermutlich auch nicht, denn die meisten Karten und Umschläge, die erhalten geblieben sind, stammen aus dem Postverkehr von Behörden, vom Militär oder von Durchreisenden / Urlaubern. Ich werde aber die Augen offen halten, wenn ich den Belegeordner durchsehe. Am ehesten ist es noch möglich, eine Zeitungsanzeige in einer der wenigen Zeitschriften zu finden, die ich aus der Zeit um 1920 habe. Ich werde dann an dich denken.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 26.01.2013 17:28:06 Gelesen: 73106# 12 @  
Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) war eine paramilitärische Unterorganisation der NSDAP. Neben anderen Orten gab es auch in Wriezen eine Motor-Sportschule. Allerlei Informationen zum NSKK gibt es u.a. hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistisches_Kraftfahrkorps

Das ehemalige Schulungsgebäude gibt es heute nicht mehr, alte Ansichtskarten ermöglichen aber einen Blick auf das damalige Gelände und einige der Aktivitäten und Fahrzeuge der einstigen Mitglieder.



Die Karte lief am 25.11.1937 von Wriezen nach Berlin-Wilmersdorf.




Die Karte ist ungelaufen; sie datiert etwa von 1939.



Diese Karte, vom gleichen Fotohaus produziert, lief am 29.1.1939 von Wriezen nach Berlin.

Für Kraftfahrzeuge des privaten und gewerblichen Betriebs gab es am Stadtrand von Wriezen ein Autoreparaturwerk, vergleichbar heutigen Autowerkstätten, mit angeschlossener Tanksäule. Das erinnert mich an meine eigene Jugend und das Auto meines Vaters, der stets zu einem Garagenhof fahren musste, weil er nur dort tanken konnte.



Die Karte lief vam 5.6.1926 nach Berlin-Neukölln.

Wie in jedem kleinen Ort gibt es auch in Wriezen einen Friedhof, angesichts der relativen Größe der Stadt ist jedoch auch der heute noch am ursprünglichen Ort angelegte Friedhof recht weitläufig und beherbergt viele reizvolle alte Grabstätten und Grabdenkmäler.



Die Karte lief am 19.3.1921 von Wriezen nach dem Spandauer Ortsteil Gartenfeld.

Denen, die im Krieg gefallen waren und die man nicht in der Heimat beisetzen konnte, wurden Denkmäler gesetzt. Für die im Krieg 1870/71 Gefallenen wurde ein Reiterstandbild im Wilhelminischen Stil im Zentrum der Stadt errichtet.




Die Karte ist ungelaufen; sie datiert etwa von 1915.

Für die im I.Weltkrieg gefallenen Soldaten wurde auf der Anhöhe über der Stadt ein Ehrendenkmal errichtet; heute existieren beide Erinnerungsbauten nicht mehr.



Die Karte lief am 13.6.1931 von Wriezen nach Thum im Erzgebirge.



Diese Karte wurde am 25.10.1929 von Wriezen nach Berlin befördert; man beachte die merkwürdige Zähnung der 3-Pfennig-Marke.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 13.02.2013 02:11:58 Gelesen: 72924# 13 @  
Am Rand von Wriezen gibt es bis in die Gegenwart noch das Gebäude der ehemaligen Malzmühle; nun dient es einer Rechtsanwaltskanzlei als Standort. Direkt dahinter liegt der Malzmühlenteich, dessen Ufer allerdings zu früheren Zeiten besser begehbar waren als heute.



Die Karte lief am 13.6.1931 von Wriezen nach Thum im Erzgebirge.

Dem Malzmühlenteich gegenüber liegt der Stadtsee, der am Stadtrand von Wriezen beginnt und mitten im anschließenden Waldgelände endet. Früher war das ein beliebter Badesee mit einer gut besuchten Badeanstalt, von den auf den Karten zu sehenden Bauten ist jedoch heute nichts mehr vorhanden. Man kann sich an den Ufern des Sees zwar niederlassen und auch baden gehen, aber irgendwelche Badeeinrichtungen haben die Zeit nicht überdauert.




Die Karte ist ungelaufen, ebenso wie auch die folgende, die ich etwa dem Jahr 1930 zuordne.






Diese Karte lief am 8.10.1942 von Werneuchen, einer Kleinstadt auf dem halben Wege nach Berlin, nach Woltersdorf bei Erkner.

Das wohl bekannteste Ausflugslokal war damals der Gasthof Itritz mit seinem Rondeel, nahe dem Stadtsee gelegen; heute wird das Gebäude als Ferienpension geführt. Es gibt eine Vielzahl von Ansichtskarten dieses Gebäudes, zwei davon habe ich ausgewählt.

Die erste Karte wurde am 27.6.1907 von Wriezen nach Berlin geschickt, die Zweite Karte datiert etwa von 1930 und ist ungelaufen.






Es gab jedoch noch eine ganze Reihe anderer Restaurants, wie es sich für eine Stadt gehört; drei davon kann ich zeigen. Zunächst ist da die Restauration von Karl Stürmer; diese Karte lief am 15.9.1911 von Wriezen nach Fredersdorf in der Uckermark.



Des weiteren ist über die folgende Ansichtskarte das Restaurant Bock dokumentiert; die Karte wurde am 3.3.1902 in Wriezen zur Post gegeben und war an eine Adresse in Berlin gerichtet.



Abschließend noch das Fremdenlogis mit Restaurant und Fisch- sowie Krebshandlung von Franz Koppätzky; diese Karte ist ungelaufen.




Damit endet meine Vorstellung von ausgewählten Ansichtskarten des alten Wriezen; ich hoffe, die Karten und Erläuterungen haben gefallen. In einigen Tagen werde ich mich dann der ausschließlich philatelistischen Seite von Wriezen widmen, also Stempel und diverse Belege zeigen, angefangen etwa Mitte des 19.Jahrhunderts und nach und nach bis in die Neuzeit.

Viele Grüße
Ingo
 

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