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Thema: Tschechoslowakei: Belege bestimmen
Martinus Am: 11.12.2012 22:39:35 Gelesen: 60428# 1 @  
Am vorigen Sonntag aus der Krabbelkiste habe ich die hier gezeigte Karte gezogen:

Aus den 40er Jahren des 2. Weltkriegs? Oder doch kurz danach?



Eine wirklich "schöne Ansicht".



Klarer zweisprachiger Stempel aus Gebirgsneudorf!

Kann mir jemand helfen, wann die Karte gelaufen ist?

mit Sammlergruß Martinus
 
Pommes Am: 11.12.2012 23:47:38 Gelesen: 60417# 2 @  
@ Martinus [#7]

Kann mir jemand helfen, wann die Karte gelaufen ist?

Ich denke eher, dass Du hier eine Karte mit Stempel aus dem Jahre 1924 vor Dir hast. Das Datum kann ich nicht genau lesen. Die Angabe des Jahres erfolgte rechts von der gedachten "Mittelsenkrechten" davor nach links folgte der Monat in römischen Ziffern und davor stand der Tag wieder in "arabischen" Ziffern.

Das passt dann auch eher zu der Marke MiNr. 175, wenn mich nicht alles täuscht aus dem Jahre 1922. "Gültig bis" ist in meinem alten MICHEL leider nicht angegeben. Ich bezweifle aber, dass die Marke in den 40er Jahren noch gültig war.

Vielleicht gibt es hier Spezialisten für diesen interessanten Zeitraum in der heutigen Tschechischen Republik (Ceska republika), die etwas mehr sagen können. Zu der Gemeinde Gebirgsneudorf - Nová Ves v Horách siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Nov%C3%A1_Ves_v_Hor%C3%A1ch - für einen ersten Eindruck.

Was das Jahr betrifft, macht mich allerdings der "Druckvermerk" rechts unten "2958a/1928" etwas stutzig.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
Marcel Am: 12.12.2012 10:40:36 Gelesen: 60380# 3 @  
@ Martinus [#7]

Zu der Mi-Nr 175 - 50 heller Briefmarke "Zena Trhajici Okovy" (Frau die Ketten zerreißt) möchte ich noch anmerken, das die Ausgabe am 18.06.1920 in einer Auflage von 469.990.000 erfolgte.

Es ist davon auszugehen das die Karte vor 1940 gelaufen ist - wie Pommes es schon angemerkt hat. Nach dem Münchner Abkommen (Anschluss des Sudetenlandes) wurde das Dorf 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Brüx. Wo auch Deine Karte gelaufen ist. Dein Empfänger wohnte demnach in Brüx.

Dazu hier ein Link: Most (deutsch: Brüx)

http://de.wikipedia.org/wiki/Most_(Tschechien)

Eine weitere schöne Seite den Ort Gebirgsneudorf (Nova Ves v Horach) postalisch Dir näher zu bringen ist folgender Link:

http://www.volny.cz/historienovevsi/posta/posta.html

Da es in tschechisch ist habe ich das wichtigste zusammengefaßt:

-Anfang 19. Jhd. ritt 2x die Woche von Gebirgsneudorf nach Most (Brüx) ein Postbote

- vom 15.02.1869 an fuhr eine Postkutsche täglich nach Brand

- 10.07.1887 Spielzeugmacher Kajetána Köhler gründete neben der Kneipe "U lime" auf seinem Gehöft 34 die erste Post

- nach Fertigstellung der neuen Straße Eröffnung der Postlinie von Most nach Brand mit dem Postauto

- am 27.08.1908 Eröffnung der Buslinie (während des I.WK unterbrochen - Inbetriebnahme wieder 1922) wurde teils für die Post verwendet vor allem in den Wintermonaten

- Im Jahr 1926 kaufte die Gemeinde das Gehöft 197 um ein Postamt und Gemeindeamt darin zu platzieren.

- der letzte Postreiter Ant.Paulus ritt bis 1929

- 1938 wurde die Behörde den Gasthof "Hochs" übertragen - Amtsantritt durch den Vermieter Jos Grumptmann

- vom 01.01.1942 wurde die Postniederlassung durch Annemarie Wagner fortgeführt

schöne Grüße
Marcel
 
Gerhard Am: 12.12.2012 10:50:08 Gelesen: 60376# 4 @  
@ Martinus [#7]

Da sieht man es wieder, Briefmarkensammeln bildet - auch in Geschichte: 1939 wurde bekanntlich die "Rest-Tschechei" vom (III.)Deutschen Reich annektiert und neben dem Vasallenstaat Slowakei (nichts zu tun tun mit der heutigen)das Protektorat Böhmen & Mähren errichtet ihn dem dann in den Folgejahren entsprechend viele Schweinereien der dt. Besatzung, nicht nur im Autrag, begangen wurden (Lidice,etc..) .Die Marken aus der Zeit dürften hinlänglich bekannt sein, was danach kam ist wesentlich interessanter, auch wenn sich der Michel bislang darüber ausschweigt. Es gibt einige Lokalausgaben aus 1945 nach der Befreiung. Alle Marken der Republik verloren also 1939 ihre Gültigkeit. Die Michel-Nummer 175 dürfte stimmen. Also wurde die Karte spätestens 1939 verwendet.

Gerhard
 
Martinus Am: 12.12.2012 12:20:05 Gelesen: 60355# 5 @  
Danke!

Da zieh ich doch glatt den Hut und Danke Euch allen für diese Ergebnisse! :-)

mit Sammlergruß Martinus
 
Infla Frank Am: 25.05.2013 21:45:43 Gelesen: 60063# 6 @  
Guten Abend,

ich möchte einen Beleg zur Diskussion stellen. Es handelt sich um einen kleinen Brief mit schwarzer Umrandung, ich denke mal ein Trauerbrief aus der Tschechoslowakei nach Meissen in Sachsen.

Frankiert wurde der Brief mit Marken von Österreich und Ungarn, mit schrägem dreizeiligen, schwarzem Aufdruck „POSTA CESKOSLOVENSKA 1919“, 3 Heller, 5 Heller, 15 Heller, 20 und 50 Heller.

Zusätzlich angebracht ein Einschreibezettel „Bubenec 2, rechts mittig ein violetter Zensur Stempel im Kreis „70“ und in der Mitte der Vorderseite zwei Zahlen 4172 mit Bleistift und 11 mit blauen Stift geschrieben.

Auf der Rückseite angebracht ein Klebezettel vom Zensor mit dem Vermerk“ Auf Grund Verordnung vom 15.November 1918 (Reichsgesetzblatt S 1324) geöffnet.

Tagespoststempel MEISSEN 21.12.19 6-7V, *1a, Stempeltype 4 Kreisstegstempel mit Gitterbogen oben und unten.

Was ich mir nicht erklären kann ist, warum wurden die Marken nicht in Aufgabepostamt abgestempelt? Obwohl ein Einschreibezettel angebracht wurde, ich gehe davon aus, dass der Brief als Einschreibebrief ja registriert, somit in eine Liste unter der Registriernummer 380 eingeschrieben war. So genau weiß ich das nicht, aber so stelle ich es mir vor.

Wer weiß mehr oder wer kann Auskunft geben?


 
Franz-Karl Lindner Am: 30.03.2015 21:39:12 Gelesen: 58223# 7 @  
Tschechoslowakei Streifband (Blindensendung ?)

Hallo zusammen,

brauche wieder einmal Hilfe. Habe ein Streifband aus Smichov vom 30.10.1919 erworben frankiert mit 2x 3 H (Mi 1). Wer kann mir die diversen Beschriftungen erklären/übersetzen? Was bedeutet das P.T. im Gesamtzusammenhang? Was sagt die Portostufe aus? Auf der Rückseite befindet sich ein Absenderstempel. Wenn ich diesen richtig interpretiere, handelt es sich beim Streifband wohl um eine Zeitschrift blinder Schauspieler, oder habe ich das falsch gedeutet? Also viele Fragen. Wer kann mir Antworten geben?

Schon jetzt danke,
Franz-Karl Lindner


 
Detlev0405 Am: 31.10.2016 16:30:18 Gelesen: 58035# 8 @  
Einen schönen Tag wünsche ich allen,

und habe einen Brief von Prag nach Peping (heute Beijing)erhalten, abgesandt am 16.11.1931. Am 02.12.1931 kam er bereits am 02.12.1931 und ging weiter nach Peping.

Eine für mich seltene Destination von Tschechien aus.

Zwei Fragen habe ich dazu:

1. Der Postweg

Nach meiner Kenntnis müsste er von Pribor nach Prag und weiter nach Moskau gelangt sein. Dort in die transsibirische Eisenbahn nach Wladiwostok - von dort auf ein Schiff weiter nach Tientsin. Ist meine Annahme richtig bei einer Laufzeit nach Tientsin von 16 Tagen ?

Der Landweg war ja ausgeschlossen wegen des bereits losgebrochenen Krieges zwischen Japan und China um die Mandschurei seit dem 18.09.1931.

2. Ovaler roter Stempel Rückseite

Der kleine rote Stempel auf der Rückseite links neben dem Stempel von Peping - handelt es sich um einen Zollstempel oder Zensurstempel ? Und steht der rote einzeilige Datumsstempel (Dec 3 3-6° PM 31) im Zusammenhang mit diesem ovalen Stempel ?

Vielleicht kennt sich jemand aus und kann mir weiter helfen ?

Vielen Dank im Voraus
Detlev


 
Detlev0405 Am: 15.02.2017 21:09:44 Gelesen: 57725# 9 @  
@ Infla Frank [#6]

Hallo Frank,

ich habe mal ein bisschen recherchiert zu deinem Beleg und hege den Verdacht, das es sich um einen sehr guten Beleg aus der Zeit der Aufdruck Provisorien 1919 der Tschechoslowakei handelt, der echt gelaufen ist.

Wie begründe ich meinen Standpunkt:

1. Der Adressat ist Prof. Erich Hösel, Leiter der Abteilung Gestaltung an der Porzellanmanufaktur von 1912 bis 1929. Er war ein in Deutschland bekannter Designer und Gestalter / Bildhauer. Da er sehr bekannt war, durfte die Anschrift Deutschland und Meißen gereicht haben, aber vielleicht hängt die vierstellige Bleistiftzahl 4172 mit der örtlichen Zustellung zusammen.

2. Der Brief ist nicht richtig frankiert nach dem Spezialkatalog des tschechischen Briefmarkenverbandes 1988. In der Zeit vom 15.05.1919 - 31.07.1920 war für einen Auslandsbrief das Porto von 50 Heller fällig, ein gleiches für die Zusatzleistung Einschreiben. Also gesamt 100 Heller. Somit ist er mit 7 Heller unterfrankiert.

Damit komme ich zu deinem großen Glück, das deutsche Postbeamte immer alles kontrollierten. Die blaue 11 ist das Nachporto, das 7+4 Pfennige betragen haben dürfte.

Zur Frage warum nicht abgestempelt kann ich nur spekulieren. Das nahe liegende wäre, der Postbeamte hat es schlicht vergessen. Sieht man sich den Ankunftsstempel an (21.12.1919), darf man davon ausgehen, das dieser Brief kurz nach dem Beginn der Aufdruck Serie am 12.12.1919 aufgegeben wurde. Dabei ist zu beachten, das es sich um eine Aufbrauchsausgabe handelt, die ausschließlich am Prager Philatelie Schalter verkauft wurde mit 50% Aufschlag zum Nominal Preis. Bubenec gehört zwar zum Prager Stadtgebiet, aber vielleicht hatte sich die Nutzung dieser Marken zum normalen Postverkehr noch nicht herum gesprochen ? Das wird wohl das letzte Rätsel deines Briefes bleiben.

Vielleicht konnte ich einige Fragen beantworten.

Einen schönen Abend noch
Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.02.2017 16:25:18 Gelesen: 57716# 10 @  
@ Franz-Karl Lindner [#7]

Ja es handelt sich um eine Blindensendung - Drucksache geschickt von blinden Schauspielern - wie aus dem Absender ersichtlich. Auf der Vorderseite unten den Marken ist der Vermerk: Zurück, Adressat ist an anderer Seite (also verzogen).

Ich habe auch im Spezialkatalog des tschechischen Philatelisten Verbandes von 1988 nachgeschaut wegen direkten Blindensendungen - ohne Erfolg. Ich komme lediglich für den Zeitraum von 28.10.1918 - 14.05.1919 auf eine Ganzsachen Gebühr von 3 Heller je 50 Gramm. Da Dein Beleg vom 30.02.1919 ist, würde es sich hier um die zweite Gewichtsstufe handeln.

Die Abkürzung P.T. - pøíležitostný tisk, was soviel wie gelegentliche Drucksache bedeutet.

Schönes Wochenende,
Detlev
 
Franz-Karl Lindner Am: 17.02.2017 21:53:29 Gelesen: 57684# 11 @  
Hallo Detlev,

Danke für deine Infos. Sehr interessant für mich. Werde diese in meiner Sammlung berücksichtigen. Meine entsprechenden Belege findest du auf meine Website http://www.lindnerfk.de

Franz-Karl
 
buzones Am: 17.02.2017 23:25:37 Gelesen: 57670# 12 @  
@ Detlev0405 [#9]

Ich denke, dass du bei deinen Ausführungen etwas übersehen hast:

1) In der Portoperiode vom 15.05.19 bis 14.03.20 galt für Sendungen aus der ČSR nach Deutschland (und auch nach Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Polen und die West-Ukraine) noch der Inlandstarif, also 25 Heller für den Brief bis 20 gr + 50 Heller Einschreibegebühr. [Pro tzv. blízkou cizinu platily tuzemské sazby...]

2) Daher ist das Trauerbrieflein nicht unter-, sondern um 18 Heller überfrankiert

3) Somit ist die blaue "11" auch kein Nachgebührenvermerk, sondern hat höchstwahrscheinlich – wie die gestempelte "70 im Kreis" – etwas mit der deutschen Devisenkontrolle zu tun. Im übrigen wäre in Deutschland damals ein Nachporto anders ausgeworfen worden und ab 1.10.1919 Beträge immer auf 5 Pfg. aufgerundet worden.

Wie du richtig schreibst, sind die Aufdruckmarken nur am Prager Sammlerschalter verkauft worden, was nahe legt, dass es sich bei der vorliegenden Frankatur um einen philatelistischen Beleg handelt, der dem Herrn Prof. zu ein paar mehr Sammlermarken verhelfen sollte. Dass die Marken nicht entwertet wurden, ist zwar merkwürdig, aber konnte durchaus vorkommen - postalisch gelaufen ist das Stück sicher.

Ralf
 
hajo22 Am: 18.02.2017 11:48:48 Gelesen: 57640# 13 @  
CSR Block 2 + Nr. 381-383 auf großformatigem Brief 1937 aus Bratislava nach Belgien. Entwertet mit Sonderstempel der philatelistischen Ausstellung in Bratislava (Pressburg).

Auf Brief dürfte der großformatige Block nicht häufig anzutreffen sein oder täusche ich mich?



VG, hajo22
 
buzones Am: 18.02.2017 12:43:35 Gelesen: 57631# 14 @  
Hallo hajo22,

ich bezweifele stark, dass dieser "Brief nach Belgien" jemals einen Postsack von innen gesehen hat. Der Block 2 ist oben mit einem Ausschnitt aus Block 1 beklebt, das Mittelfeld und die Vignette aus dem gleichen Block kleben daneben. Die Sondermarken mit Aufdruck B.I.T. waren nur bis zum 31.10.37 frankaturgültig.

Wir haben hier also einen großen Briefumschlag, liebevoll beklebt und mit dem Sonderstempel des Ausstellungspostamtes vom 2. November 1937 (Letzttag!) verschönert. Der Block 2 hatte einen Frankaturwert von 2,50 Kč, ausreichend für einen Auslandsbrief bis 20 Gramm, aber dieser Umschlag wog/wiegt sicher mehr. Außerdem sieht die in die rechte untere Ecke gequetschte Anschrift für mich nicht authentisch aus - könnte Faserschreiber sein; den gab's 1937 noch nicht.

Just my 2¢.

Ralf
 
hajo22 Am: 18.02.2017 14:15:43 Gelesen: 57622# 15 @  
@ buzones [#14]

Ich habe nicht behauptet/geschrieben: Bedarfsmäßig gelaufen.

Natürlich sieht der Brief stark "gemacht" aus. Ob mit Faserstift beschriftet kann ich nicht sagen, es könnte auch Tinte sein.

Der 31.10.1937 war ein Sonntag. Vielleicht lag das Couvert zur Abstemplung schon der Post vor, wurde aber erst am 2.11. bearbeitet. Keine Ahnung.

Ich scane noch die Absenderadresse auf der Briefrückseite ein. Möglicherweise sagt Dir der Name etwas (Händler/Philatelist?).



VG, hajo22,
der dieses Gebiet nicht sammelt
 
buzones Am: 18.02.2017 20:34:28 Gelesen: 57602# 16 @  
@ hajo22 [#15]

Nein, der Herr Balázsy ist mir nicht bekannt, weder als Sammler noch als Händler.

Noch ein schönes Wochenende
Ralf
 
hajo22 Am: 18.02.2017 21:32:05 Gelesen: 57598# 17 @  
@ buzones [#16]

Macht nichts, ist sowieso nicht mein Sammelgebiet.

Hier ein R-Bf. aus Prag 1 nach Italien, frankiert mit 8 K in kleinen Werten auf der Couvertrückseite. Gestempelt 13.7.1938, Ankunft 15.7.38.

Diesmal sicher ein echt gelaufener (Bedarfs-)Brief.



VG, hajo22
 
Gerhard Am: 19.02.2017 10:59:33 Gelesen: 57571# 18 @  
@ buzones [#14]

Hallo Ralf,

zu Deiner Einschätzung der Mache [#13] gebe ich Dir recht; sieht für mich auch genau wie Faserstift aus. Ist etwas über den Verbleib des Sonderstempels bekannt? Da wurde nach der Okkupation doch mit Sicherheit einiges unterschlagen.

MphG
Gerhard
(jetzt siehst Du meinen Forumnamen)
 
rudi63 Am: 19.02.2017 11:23:58 Gelesen: 57562# 19 @  
@ Detlev0405 [#9]
@ buzones [#12]

Hallo,

laut Monografie der CS Briefmarken Vol. 2 waren die PC1919 nur im Inland gültig, vieleicht wurde die Frankatur deshalb nicht gestempelt.

Trotzdem sind mir andere Briefe mit dieser Ausgabe bekannt.

MfG
Rudi
 
rudi63 Am: 19.02.2017 11:33:50 Gelesen: 57560# 20 @  
@ buzones [#14]

Die BIT Ausgabe 1937 war bis 31.10.37 gültig, wurde aber bis 20.01.38 toleriert.

Die 4 Kc der BIT-Marken wären ein Auslandbrief der 2. Gewichtstufe.

Die Zeitungsmarken (also auch der Block) waren nur auf Zeitungen oder Zeitungspaketen gültig.

Ein philatelistischer Beleg.

Ich habe noch keinen Zeitungsmarkenblock auf Beleg aus dem Bedarf gesehen.

Der Block gestempelt ist nicht so häufig, meistens nur mit 1 Sonderstempel der Ausstellung oder dem orangem Autoposta-Stempel von Bratislava, Blocks bei denen alle 25 Marken entwertet sind, sind selten.

MfG
Rudi
 
hajo22 Am: 19.02.2017 11:42:28 Gelesen: 57558# 21 @  
Ich habe eine ganze Reihe von Briefen mit Überdruckmarken um 1920. Ich schreibe keinen Kommentar dazu, da nicht mein Sammelgebiet.

Hier ein Brief zwar gelaufen, aber offensichtlich philatelistisch inspiriert.



Hinweis: Eine Überprüfung des Schreibmaterials kann ich nicht vornehmen (wahrscheinlich Tinte).

VG, hajo22
 
Detlev0405 Am: 19.02.2017 19:55:58 Gelesen: 57512# 22 @  
@ rudi63 [#19]

Das stimmt Rudi darauf habe ich leider in dem Moment nicht geachtet - ist aber die einzig richtige Erklärung.

Danke für die Ergänzung.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.02.2017 20:27:49 Gelesen: 57507# 23 @  
@ rudi63 [#20]

Das ist nicht ganz richtig Rudi. Die BIT Ausgabe wurde auf Beschluss noch einmal in ihrer Gültigkeit eingesetzt und zwar vom 01.01. bis zum 20.01.1938. Warum ist mir unbekannt, darüber gibt der philatelistische Leitfaden der tschechischen Briefmarken von 1988 auch keine Auskunft.

Allen anderen Angaben von dir zum Brief und dessen Charakter stimme ich auch zu.

Für Hajo noch - der Block ist trotzdem interessant, solange ich ihn nicht mit dem Bandmaß ( Scherz ) vermessen hätte. Es gibt 10 verschiedene Typen dieses Blockes, die sich in Höhe und Länge der unteren Schriftzeile unterscheiden. Warum sollst du nicht das Glück haben, einen vom Typ VII zu besitzen, auch wenn der Brief ansonsten philatelistischen Ursprungs ist.

Einen schönen Abend noch,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.02.2017 20:48:23 Gelesen: 57503# 24 @  
@ hajo22 [#21]

Ich finde den Brief trotzdem Klasse, auch wenn er philatelistisch inspiriert wurde und nichts mit den gültigen Posttarifen gemein hat. Dafür zeigt er 3 verschiedene Ausgaben auf einen Blick und gestempelt in der Zeit (bis zum 31.01.1920). Bei der kurzen Laufzeit der Marken eh das größte Problem.

Das Problem der etwa 107 Hauptnummern bei dieser Überdruckausgabe - du musst Spezialist in Vermessungstechnik sein, um die einzelnen Untertypen herauszufinden. Im besagten Leitfaden von 1988 gehen die Detailbeschreibungen über 11 und eine halbe DIN A 4 Seiten handlich klein gedruckt.

Beste Grüße
Detlev
 
hajo22 Am: 19.02.2017 22:52:52 Gelesen: 57492# 25 @  
@ Detlev0405 [#24]

Danke Dir für die Infos. Ich mache einfach weiter mit einem Brief - wiederum Einschreiben-Eilboten - an die gleiche Adresse wie bei #21 und mit 9 Marken bunt frankiert. Der Express-Zettel wurde erst nach Abstempelung der Marken aufgeklebt. War Smichov damals schon Stadtteil von Prag oder eine eigenständige Ortschaft?



Wenn ich dazukomme, folgt morgen noch ein Brief an die gleiche Adresse.

VG, hajo22
 
Detlev0405 Am: 20.02.2017 09:06:19 Gelesen: 57470# 26 @  
@ hajo22 [#25]

Smichov ist seit 1909 Bestandteil von Prag und mittlerweile der größte Stadtbezirk.

Viele Grüße
Detlev
 
rudi63 Am: 20.02.2017 09:09:06 Gelesen: 57468# 27 @  
@ hajo22 [#21] und [#25]

Sind dekorative Belege der PC1919 Ausgabe. Smichov wurde 1922 nach Prag eingemeindet.

Wenn Du die Briefe veräußern möchtest hätte ich Interesse.

Grüße, Rudi
 
rudi63 Am: 20.02.2017 09:15:24 Gelesen: 57466# 28 @  
@ Detlev0405 [#23]

Mit den BIT Marken hast Du recht, habe ich überlesen.

Der Block in Typ VII ist eine Rarität, ich habe bisher noch keinen gefunden.

Grüße, Rudi
 
hajo22 Am: 20.02.2017 10:59:12 Gelesen: 57448# 29 @  
Hier wie angekündigt der dritte Brief mit dieser Adresse.

In [#21] hatte der Brief die R-Nummer 608, hier die R-Nr. 607. Die Briefe sind also aller Wahrscheinlichkeit nach gleichzeitig aufgegeben worden.



Morgen stelle ich mal keinen Brief mit Überdruckmarken ein.

VG, hajo22
 
hajo22 Am: 20.02.2017 14:26:22 Gelesen: 57418# 30 @  
Weil ich jetzt doch noch ein bißchen Zeit habe, kann ich den für morgen avisierten Brief schon heute präsentieren.

Einschreib-Luftpostbrief aus Prag 7 vom 4.5.1938 nach Quito/Ecuador. Frankiert mit 40 Kc.

Keine Gewichtsangabe ersichtlich, auf der Briefrückseite Luftpost-Leitstempel von Prag 7. Mit Deutscher Luftpost Europa-Südamerika befördert (roter Luftpostleitstempel). Zeilen-Datumsstempel unter den Marken: 17 May 1938 (vermutlich vom Ankunftsort).

Frage dazu: Könnte der Brief portogerecht sein (bei einem bestimmten unterstellten/angenommenen Gewicht)? Kann jemand die Absender-Adresse ins Deutsche übersetzen?



VG, hajo22
 
rudi63 Am: 20.02.2017 17:03:45 Gelesen: 57404# 31 @  
@ hajo22 [#30]

Sehr schöner portogerechter Beleg.

Auslandsbrief bis 20 g Kc 2,50
Einschreiben Kc 2,50
Luftpost Ecuador
Kc 17,50 je 5 g. Kc 35,00
 

Also hat der Brief 10 g gewogen.

Die Marken sollten in der besseren Zähnung 12 1/4 sein.

Absender ist die General u. Handelsdirektion der
vormaligen Skoda Zweigwerke aus Pilsen
Aktiengesellschaft
Prag

Gruß Rudi
 

hajo22 Am: 20.02.2017 19:04:32 Gelesen: 57393# 32 @  
@ rudi63 [#31]

Danke rudi63 für das Aufdröseln beim Porto. Schön, daß der Brief portogerecht ist. Danke auch für die Übersetzung.


Da ich gerade die Schachtel mit den CSR-Belegen auf dem Schreibtisch habe, die ich gefühlt eine kleine Ewigkeit nicht mehr in den Händen hatte, fand ich noch weitere interessante Belege, die ich hier so nach und nach vorstellen möchte.

Einschreibbrief von der tschechischen Legation in Kairo frankiert mit Ägypten 40 Mills nach Prag, Ankunft 1.12.1937.



VG, hajo22
 
Detlev0405 Am: 20.02.2017 19:49:38 Gelesen: 57381# 33 @  
@ rudi63 [#28]
@ hajo22 [#30]

Rudi, ich wollte Hajo ein bisschen Mut machen bei seinem Block, was ja aus philatelistischer Sicht wie ein hässliches Entlein herkommt, könnte sich ja als Schwan entpuppen. Ich habe auch von diesem Block noch keinen Typ VII gehabt, aber schon einen postfrischen gesehen - geprüft.

Dein Luftpostbrief ist Klasse Hajo, die Details hat dir ja Rudi schon erläutert. Ich stimme mit ihm überein, das es nach der 12 1/4 Zähnung aussieht, als Paar immer eine Augenweide auf Brief. Danke fürs zeigen.

Gruß Detlev
 
hajo22 Am: 20.02.2017 20:39:33 Gelesen: 57373# 34 @  
Dann zeige ich heute noch aus der Schachtel:

Blanko-Couvert mit 4 Provisorien, gestempelt Budweis.

Handschriftlich ist auf dem Couvert mit Bleistift vermerkt (nicht von mir!): "Tschecho-Slowakei / 3 Briefe zusammen nur M(ark) 125 -" (da waren wohl Inflationsmark gemeint)

Unten links sieht man noch den Abdruck einer rostigen Büroklammer und handschriftlich 1-3



Ich habe diesmal eine höhere Auflösung gewählt.

VG, hajo22
 
rudi63 Am: 21.02.2017 08:45:10 Gelesen: 57349# 35 @  
@ hajo22 [#34]

Das ist die Budweis (Horner) Ausgabe. Im Michel unter Revolutionsausgaben Mi.Nr. 96-99, oder Pofis RV100-103.

Wie alle Handstempel-Aufdrucke sollte man so etwas prüfen lassen, es gibt davon auch zeitgenössische Fälschungen.

Gruß Rudi
 
Detlev0405 Am: 21.02.2017 09:54:25 Gelesen: 57336# 36 @  
@ hajo22 [#34]

Deine Schachtel entpuppt sich für mich langsam als ein kleines Schatzkästchen. Nicht weil es sich hier um postalisch gelaufene Belege handelt, sondern mit deinen Belegen eine Zeit Tschechiens dokumentiert wird auf Marken mittels Vollstempeln, die sehr spekulativ war.

Richtig ist der Hinweis von Rudi, das solche Ausgaben nur geprüft ihre volle Aussagekraft erlangen.

Dein Vorbesitzer hat aber gewisse philatelistische Kenntnisse besessen, weil er auf seinen Belegen immer die entsprechenden Teilausgaben dokumentiert, was die Ursprungsmarken betrifft.

An diese ersten Ausgaben (Mi. 1 - 162 Revolutionsausgaben, Pofis RV 1 - 163) traue ich mich nicht heran, weil es da auch zu unterschiedliche Auffassungen gibt. Daher auch meine Frage an Rudi in diesem Zusammenhang. Sind diese Ausgaben echte amtliche Ausgaben und haben sie ihre Funktion als Briefmarken im täglichen Postdienst wirklich erfüllt ?

Was deine Bemerkung zu den Inflationsmark betrifft Hajo - nein ich denke der Preis für die 3 Briefe war ernsthafterer Natur. Immer vorausgesetzt es handelt sich um echte Marken.

Allein die 10 Kronen Marke mit Prüfstempel auf Beleg würde hier auf dem Markt deinen "Inflationsmark" Preis in Euro übersteigen. Auf dem Gebiet reißen hier zur Zeit die Preise aus.

Ich bin auf jeden Fall wieder begeistert von deinem Beleg.

Eine notwendige Korrektur meinerseits ist notwendig. Meine Angabe, Smichov sei 1909 nach Prag eingegliedert worden, entstammt englischen Quellen. Nach dem Hinweis vom Rudi habe ich dann an der Quelle nachgefragt - dem Katastrální úøad (Kataster Amt) in Prag - und sie bestätigten mir die Angabe 1922.

Gruß Detlev
 
hajo22 Am: 21.02.2017 11:01:08 Gelesen: 57331# 37 @  
Hier noch ein Blanko-Couvert mit 11 aufgeklebten Provisorien, 10 gestempelt Budweis, eine Marke nicht entwertet.



VG, hajo22
 
hajo22 Am: 21.02.2017 11:32:30 Gelesen: 57330# 38 @  
Einschreibbrief aus Prag 10 vom 18.5.1933 an das tschechische Consulat in Chemnitz, frankiert mit 2x3 Kc. Den beigesetzten Gummistempel übersetze ich mit "Staatskanzlei des Präsidenten der Republik Tschechoslowakei". Auf der Rückseite Verschlußoblate der Kanzlei und Ankunftsstempel Chemnitz 19.5.1933.



Zur Abwechslung ein Bedarfsbrief.

VG, hajo22
 
hajo22 Am: 21.02.2017 13:43:37 Gelesen: 57316# 39 @  
Diese R-Karte aus Kaaden vom 30.5.1919 nach Heidelberg adressiert erhielt den Kastenstempel "Zurück./Einf(uhr unzu)lässig/A/Post. unleserlich"

Warum wurden die Marken nicht anerkannt? Eine Art "früher Postkrieg" oder wie muß man das verstehen?



VG, hajo22
 
Gerhard Am: 21.02.2017 14:54:16 Gelesen: 57308# 40 @  
@ hajo22 [#39]

Was steht den auf der Rückseite ? Da wird doch bestimmt ein Exportgut angeboten dessen Einfuhr verboten war.

Gerhard
 
hajo22 Am: 21.02.2017 16:09:50 Gelesen: 57303# 41 @  
@ Gerhard [#40]

Eben nicht. Die Rückseite ist blanko.

VG, hajo22
 
Gerhard Am: 21.02.2017 17:16:47 Gelesen: 57296# 42 @  
@ hajo22 [#41]

Möglicherweise der Deckel eines Päckchens? Das Material sieht auf dem Scan recht dick aus.

Gerhard
 
hajo22 Am: 21.02.2017 18:09:59 Gelesen: 57291# 43 @  
@ Gerhard [#42]

Einschreib-Päckchen? Da müßte man das Porto ermitteln und mit der Frankatur vergleichen. Ich habe leider keine Portotabelle.

VG, hajo22
 
rudi63 Am: 21.02.2017 18:40:23 Gelesen: 57288# 44 @  
@ Detlev 0405 [#36]

Die Revolutionsausgaben RV1-162 sind halbamtliche (was immer auch das bedeutet?) Ausgaben.

Grundsätzlich waren in der Tschechoslowakei die österreichischen und ungarischen Marken bis 28.02.1919 gültig.

Sie wurden privat überdruckt und von der Post geduldet, hauptsächlich wurden sie wohl zum Füllen der Sammleralben erzeugt, das war ein Jahr bei den PC1919 Marken genauso, jedoch wurden die 1919 Aufdrucke von der Post veranlasst.

Jedenfalls existieren davon Bedarfsbelege, meist aber Stempelvorlagen wie die von hajo22.

Grüße Rudi
 
rudi63 Am: 21.02.2017 19:04:42 Gelesen: 57282# 45 @  
@ hajo [#43]

1. Gebührenperiode 28.10.18-14.05.19: Brief ins Ausland bis 20g 0,25 Kc, je weitere 20g 0,05 Kc, Einschreiben 0,25 Kc

2. Gebührenperiode 15.05.19-14.03.20: Brief ins Ausland bis 20g 0,50 Kc, je weitere 20g 0,30 Kc, Einschreiben 0,50 Kc

Den Kaaden Stempel lese ich als 10.5.19, was die 2 Heller Marke auf dem Beleg soll weis ich nicht. Der "Zurück..." Stempel dürfte aus Deutschland stammen. Päckchen gab es damals glaube ich nicht.

Viele Grüße Rudi
 
Detlev0405 Am: 22.02.2017 07:04:45 Gelesen: 57247# 46 @  
@ rudi63 [#44]

Danke dir Rudi, die Auskunft hilft mir sehr.

Viele Grüße Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.02.2017 07:32:53 Gelesen: 57245# 47 @  
@ hajo22 [#39]

Das hatte nichts mit der Zulassung der Marken zu tun, sondern mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages und der Wiederaufnahme des Postverkehrs mit Deutschland durch den Weltpostverein.

Bis Februar 1919 ging der Verkehr zwischen Deutschland und Tschechien normal, dann gab es einen Rückschlag in den Postbeziehungen (warum weiß ich nicht), vgl. Amtsblatt des RPM S.76 und 87. Erst ab 22.08.1919 - Amtsblatt RPM S. 112 - kam der normale Postaustausch zwischen beiden Staaten für Briefe, Zeitungen, Postanweisungen und Pakete wieder in Gang.

Dein Beleg fällt genau in eine Periode, die durch die Unterbrechung des Postverkehrs gekennzeichnet ist. Ein wohl sehr interessantes und vor allem seltenes Stück.

Viele Grüße Detlev
 
hajo22 Am: 22.02.2017 09:13:41 Gelesen: 57234# 48 @  
@ rudi63 [#45]

Vielen Dank für Deine interessanten Informationen.

@ Detlev0405 [#47]

Lieber Detlev,

ich möchte Dir ganz herzlich für Deine ausführlichen Erläuterungen danken. Jetzt besteht Klarheit zu der Karte. Ich war immer der irrigen Meinung, der Zurück-Stempel beträfe die Marken analog dem Berliner Postkrieg der Jahre 1948/49. Leider ist der Stempel nur fragmentarisch lesbar. Aber das kann man nicht ändern. Ein 2. Stück habe ich nicht davon.

Gestern leerte ich die CSR-Schachtel aus und sortierte das Material. Ich fand noch einen dritten Blanko-Umschlag mit den Provisorien, den ich hier präsentieren möchte:



VG, hajo22
 
Detlev0405 Am: 22.02.2017 14:11:02 Gelesen: 57210# 49 @  
Nun versuche ich bei euch mein Glück, nach dem unter Konsulatspost für mich keine Antwort erfolgte.

Ich habe einen Brief bekommen, der mir mehr Rätsel als Antworten aufgibt.



Der Brief wird aufgegeben in Pohrlitz am 10.02.1939 - das liegt etwa 25 km südlich von Brno und heißt heute Pohorelice. Es wurde keine Frankatur verwendet und der nächste von mir nachvollziehbare Schritt ist das Deutsche Konsulat in Brünn. Wenn der Stempel "Frei durch Ablösung Reich" erst dort aufgebracht wurde, wie konnte der Brief in Pohrlitz ohne Porto aufgegeben werden ?

Hinzu kommt ja noch, das auf der Rückseite der Weg über das AA mit Durchgangsstempel belegt wird. Leider ist aus dem neutralen Brief nicht erkennbar, wer der Absender sein könnte. Aber irgendwie muss er ja wichtig gewesen sein, wenn er so auf diplomatischem Weg behandelt wurde.

Zufällig besitze ich einen zweiten Brief aus der Zeit an den gleichen Adressaten in Wien, aufgegeben in Troppau (heute Opava) etwa 200 km nordöstlich von Brno. Da allerdings als gebührenpflichtige Dienstsache ausgewiesen und mit Nachporto belegt - keine Beförderung auf diplomatischem Wege.



Brünn wurde von deutschen Truppen erst im März 1939 besetzt und somit müsste nach meinem Verständnis das Porto in tschechischen Marken beglichen worden sein. Ich finde auch bei Google keine Auskünfte zum deutschen Konsulat in Brünn zu dieser Zeit.

Vielleicht kann mir hier jemand einen Tipp geben, wie dieser Brief gelaufen ist und warum gerade so.

Besten Dank im vorab,

Detlev
 
hajo22 Am: 22.02.2017 16:20:44 Gelesen: 57197# 50 @  
@ Detlev0405 [#49]

Die Ortschaft Pohrlitz wurde bereits 1938 in den Reichsgau Niederdonau (Deutsches Reich) eingegliedert. Daher der portofreie Versand "Frei durch Ablösung Reich" (pauschale Vergütung an die Reichspost).
Also alles ganz normal.

Beim 2. Brief: Der Stempel ist doch vom Juni 1939, das Gebiet schon besetzt. Bei gebührenpflichtigen Briefen kann man nicht von Nachporto sprechen (das wäre dann das 1,5-fache gewesen), sondern stellt einfach die Übernahme des Portos durch den Empfänger dar.

VG, hajo22
 
Detlev0405 Am: 22.02.2017 17:23:49 Gelesen: 57183# 51 @  
@ hajo22 [#50]

Danke Hajo, ich habe es gefunden - lag im Landkreis Nikolsburg.

Gruß Detlev
 
hajo22 Am: 23.02.2017 09:43:45 Gelesen: 57138# 52 @  
Brief der Gesandschaft der Tschechoslowakei in Teheran vom 23.1.1937 nach Praze (= Prag) an die Industrie- und Handelskammer. Auf der Briefrückseite Absenderoblate.



Eingehende Post gehört m.E. auch zum jeweiligen Sammelgebiet.

VG, hajo22
 
hajo22 Am: 23.02.2017 10:15:26 Gelesen: 57124# 53 @  
Man kann noch die Besetzung der Tschecheslowakei (15.3.1939) mit deutschen Feldpostbriefen dokumentieren.

Hier ein Feldpostbrief (handschriftlich "Feldpost Mähren") vom 8.4.1939. Absender ist ein Luftwaffen-Soldat des II. Kampfgeschwaders (158?) nach München.



Während des II. Weltkrieges kämpften Einheiten der CSR auf Seiten der Alliierten gegen die Wehrmacht.



VG, hajo22
 
Wachauer Am: 09.04.2017 23:45:49 Gelesen: 56705# 54 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich habe eine Postkarte der CSR, gestempelt in Prag am 21.IX.45.

Es scheint sich um eine Verständigung der Bahn zu handeln, zu der verwendeten Marke (Eisenbahnmarke?) kann ich aber nirgends etwas finden:



Kann mir über den Beleg bzw. die Verwendung (Bezeichnung) dieser Marke jemand Information geben?

Herzliche Sammlergrüße
Wachauer
 
Markdo Am: 10.04.2017 10:48:28 Gelesen: 56675# 55 @  
@ Wachauer [#54]

Könntest du bitte auch die Rückseite zeigen ?
 
Detlev0405 Am: 10.04.2017 18:04:54 Gelesen: 56646# 56 @  
@ Wachauer [#54]

Es handelt sich hier um eine Benachrichtigungskarte für eine Ticket Reservierung zu einem Zug von der tschechischen Staatsbahn, durch pauschale Abrechnung mit der tschechischen Post vom normalen Porto befreit.

Oben Links: Stempel des Dienstes - Fahrkartenausgabe Prag Denisov ( so hieß er von 1945 - 1953 ) und war bis 1984 der zweitgrößte Bahnhof von Prag im Norden
Darunter : Z - 366 Zugnummer
Darunter : (sinngemäß) diese Dienstsache ist postalisch pauschaliert

Rechts : die Marke sagt auch aus, das es sich um eine portofreie Dienstsache der tschechischen Staatsbahn handelt , wobei portofrei durch die pauschalierte Abrechnung wohl nicht ganz zutreffend ist
Adressat : Privatadresse in der Prager Altstadt

Ich würde diese Marke als Zählmarke zur Abrechnung zwischen Bahn und Post einordnen. Auf jeden Fall ist es kein Postwertzeichen im eigentlichen Sinne.

Deshalb wäre die Rückseite auch nützlich, um den Anfang bestätigt zu finden. Vielleicht weiß einer der Spezialisten noch mehr ?

Beste Grüße
Detlev
 
Wachauer Am: 10.04.2017 18:29:43 Gelesen: 56641# 57 @  
Hallo Markdo,
Hallo Detlev0405,

Rechts : die Marke sagt auch aus, das es sich um eine portofreie Dienstsache der tschechischen Staatsbahn handelt, wobei portofrei durch die pauschalierte Abrechnung wohl nicht ganz zutreffend ist.
Ich würde diese Marke als Zählmarke zur Abrechnung zwischen Bahn und Post einordnen. Auf jeden Fall ist es kein Postwertzeichen im eigentlichen Sinne.


Vielen Dank für die Hilfe, damit ist schon einiges klarer, hier die Rückseite des Beleges:



Was ich aus der mühevollen Übersetzung mittels Google herauslese, handelt es sich um einen Teil (Frageteil) einer Rückantwortkarte, betreffend eine Reklamation, dass eine Sendung nicht vollständig eingetroffen ist.

Ich habe die Verwendung solcher Marken bisher noch nicht gesehen, mir drängt sich nur die Ähnlichkeit mit der halbamtlichen Skauten-Ausgabe aus einer früheren Epoche auf.

Herzliche Sammlergrüße
Wachauer
 
Detlev0405 Am: 11.04.2017 06:45:35 Gelesen: 56603# 58 @  
@ Wachauer [#57]

Ich habe die Verwendung solcher Marken bisher noch nicht gesehen, mir drängt sich nur die Ähnlichkeit mit der halbamtlichen Skauten-Ausgabe aus einer früheren Epoche auf.

Hallo Wachauer,

den Vergleich halte ich für sachlich falsch. Die Skauten Marken waren tatsächlich zur Portoerhebung für die Briefbeförderung einer privat betriebenen Postbeförderung verausgabt worden, die von Dir gezeigte halte ich wie gesagt für eine reine Abrechnungsmarke. Sie hat zwar den Charakter einer Briefmarke, wurde aber als solche nicht verwendet. Ein gravierender Unterschied kennzeichnet beide Ausgaben - die Skauten Marken haben Portostufen, Deine Bahnmarke nicht. Für Sammler von Bahnpost trotzdem ein sehr interessanter Beleg finde ich.

Beste Grüße
Detlev
 
Wachauer Am: 11.04.2017 10:56:29 Gelesen: 56582# 59 @  
@ Detlev0405 [#58]

den Vergleich halte ich für sachlich falsch

Bitte nicht missverstehen - deine Erklärung war schon klar. Mein Vergleich bezog sich rein auf das Erscheinungsbild (Machart).



Nochmals danke und herzliche Sammlergrüße
Wachauer
 
Detlev0405 Am: 11.04.2017 13:47:10 Gelesen: 56567# 60 @  
@ Wachauer [#59]

Stimmt, das Erscheinungsbild ist verblüffend ähnlich.

Beste Grüße
Detlev
 
hajo22 Am: 11.04.2017 19:21:04 Gelesen: 56546# 61 @  
Jetzt habe ich mich eine Weile hier im thread nicht blicken lassen, weil ich mit anderen Sammelgebieten beschäftigt war.

Ich besitze aber noch manches Stück aus der CSR, das von Interesse sein könnte.

Ich zeige heute einen Brief vom tschechischen Roten Kreuz gestempelt Prag 4.3.1920 nach den USA. Der Brief konnte nicht bestellt werden (Adressat unbekannt) bzw. wurde nicht abgefordert und ging deshalb am 20.5.1920 aus Cleveland wieder zurück nach Prag.

Auf der Couvertrückseite keine weiteren Stempel/Vermerke.

Frankiert wurde der Brief mit 60 h.



Demnächst Weiteres.

BG, hajo22
 
Altmerker Am: 02.11.2017 10:31:02 Gelesen: 53674# 62 @  
Hallo,

es ist eigentlich ein neuzeitlicher Beleg, aber er ist zeitgeschichtlich recht spannend. Der Umschlag der CSSR-Post zeigt die Marke zum 50jährigen Staatsjubiläum. Es ist jedoch kein FDC, Erstausgabe von Mi. 1762 war am 15. Januar 1968. Der Stempel-Text lautet m. E.: "Wir sind mit Euch". Das symbolische Lindenblatt trägt die Namen Svoboda, Dubcek, Cernik und Smrkovsky, den Noch-und-nicht mehr-Staats- und Parteiführern und ist im slowakischen Banska Bystrica abgeschlagen worden. Jedenfalls eine spannende politische Botschaft zum niedergeschlagenen Prager Frühling.

Gruß
Uwe


 
reichswolf Am: 02.11.2017 12:07:29 Gelesen: 53663# 63 @  
@ hajo22 [#53]

Eine Feldpostkarte vom 26.4.1943 aus BUDWEIS 3 kann ich zu dem Thema beisteuern. Interessant und typisch für die Zeit sind in meinen die Aptierungen und Schwärzungen, die auf der Karte zu sehen sind. Im Stempel wurde der tschechische Name der Stadt entfernt, und auf der Karte selbst zweimal das Wort České vor Budějovice geschwärzt.

Bildseitig ist der Schwarze Turm zu sehen.


 
Stefan Am: 02.11.2017 18:43:06 Gelesen: 53632# 64 @  
@ reichswolf [#63]

Im Stempel wurde der tschechische Name der Stadt entfernt

In einigen wenigen Orten des besetzten Gebietes Böhmen und Mähren wurden ab 1942 Stempel mit deutschem Ortsnamen eingeführt, siehe Hinweis im Michel-Spezial im Vorwort des Kapitels "Böhmen und Mähren". Der Michel bildet dort exemplarisch einen Abschlag aus Budweis (Handstempel) ab. Mir sind neben Budweis auch ausschließlich deutschsprachige Stempelabschläge aus bspw. Brünn, Iglau, Olmütz und Ostrau aus den Jahren 1943/44 bekannt.

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 10.12.2017 11:04:52 Gelesen: 52698# 65 @  
Nachfolgend ein meinem Eindruck nach zeigenswerter Krabbelkistenfund als Auslandspaketkarte nach Novi Sad in Jugoslawien, aufgegeben am 13.03.1939 in Josefův Důl u Kosmonos.

Die Sendung traf am 14.03.1939 in České Budějovice (dt.: Budweis) ein und passierte am 15.03.1939 Linz (seinerzeit Deutsches Reich, seit 1945 wieder Österreich). Das Paket traf am 16.03.1939 in Maribor (seinerzeit Königreich Jugoslawien, heute Slowenien) und am 19.03.1939 in Novi Sad (seinerzeit Königreich Jugoslawien, heute Serbien) ein und wurde am 21.03.1939 mit zwei Nachportomarken sowie zwei Fiskalmarken versehen. Die Sendung selbst wurde am 20.03.1920 dem Empfänger ausgehändigt; dies wurde auf der Paketkarte per Unterschrift bestätigt.



Die Wehrmacht besetzte am 15.03/16.03.1939 das Territorium der Rest-Tschechoslowakei [1] nach deren Spaltung (formale Unabhängigkeit des slowakischen Landesteils). Die Verwaltung der annektierten Gebiete erfolgte unter dem Begriff "Protektorat Böhmen und Mähren". Zum Zeitpunkt des Einmarsches deutscher Truppen befand sich das Paket bereits auf Reisen. Nach [2] wurde Budweis am 15.03.1939 durch Einheiten der Wehrmacht besetzt und an dem Tag befand sich das Paket bereits ca. 90 km weiter in Linz. Dem Stempelverlauf nach verließ das Paket als eines der letzten Sendungen die (halbwegs) freie Tschechoslowakei.

Gruß
Pete

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Protektorat_B%C3%B6hmen_und_M%C3%A4hren
[2] https://cs.wikipedia.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%A9_Bud%C4%9Bjovice
 
10Parale Am: 29.04.2018 18:09:47 Gelesen: 47484# 66 @  
Heute in Freiburg im Breisgau am Seepark am Tauschtag des Briefmarkenvereins Freiburg in der Kiste eines Händlers diesen Brief gefunden.

Bei näherer Betrachtung handelt es sich wohl um eine Art Gefälligkeitsbeleg. Er lief aber wirklich, und zwar wurde er am 14.IV.39 in Ostrava entwertet. Auffällig, dass wir es hier mit Marken aus 4 verschiedenen Ländern zu tun haben.

CSSR Nr. 279 A und 356
Deutsches Reich Nr. 514 u. 516
Slowakei ?
Karpaten-Ukraine: Michel Nr. 1

Der Brief lief als Express- bzw. Eilbrief eingeschrieben nach Lutgerstal (Kreis Ratibor). In diesem 8 km entfernten Postamt wurde der Brief 1 Tag später abgeschlagen. Na ja, ziemlich lang für einen Eilbrief auf kürzeste Distanz.

Mich würde jetzt mal interessieren, welche der Marken hier für den Portoaufwand tatsächlich in Frage kamen und wie hoch der Tarif wohl war.

Die Michel Nr. 1 der Karpaten-Ukraine ist ja schon etwas Besonderes auf diesem Brief, zumal noch ein Randstück aufgeklebt wurde. Diese Marke, - folgt man den Hinweisen im MOK (Michel Online-Katalog), die in Prag und Chust ausgegeben wurde, durfte nur in der Karpaten-Ukraine verwendet werden. Da Ostrova (Ostrau) nicht zu diesem kurzlebigen Land gehörte, scheint diese Marke der Gefälligkeit geschuldet zu sein. Diese Marken gibt es nur abgestempelt aus CHUST und dürften echt gelaufen als Bedarfsbriefe äußerst selten sein.

Wie auch immer, ein lebhafter, interessanter Beleg.

Liebe Grüße

10Parale


 
rudi63 Am: 29.04.2018 19:43:18 Gelesen: 47466# 67 @  
Ab 1.4.1939 galten folgende Tarife nach Deutschland:

Brief bis 20 g = Kc 1,20
Brief bis 100 g = Kc 2,50
Einschreiben = + 2,50
Eilboten = + 5,00

Eine portogerechte Frankatur kann nicht sein.

Gültig waren eigentlich nur die 2 CSR Marken 20 h + 3,50 Kc, Marken des Deutschen Reichs wurden oft aus Kulanz mit 10 Rpfg = 1 KC toleriert.

Die Slowakei-Marke (Mi. CSR A405) und die Karpaten-Ukraine MiNr. 1 waren im Protektorat nicht gültig. In Umsturzzeiten gibt es solche "philatelistischen Dokumentationsbelege" aber öfters. Trotzdem schöner Beleg, den ich auch gerne in meine Sammlung nehmen würde.

Schöne Grüße
Rudi
 
10Parale Am: 29.04.2018 20:14:08 Gelesen: 47458# 68 @  
@ rudi63 [#67]

5 Sterne für diese Antwort, rudi63. Herzlichen Dank.

Mein Bauchgefühl sagt mir, das die 2 CSR Marken 20 h + 3,50 Kc lt. deiner Tabelle die portogerechte Vorausfrankatur für die Beförderung eines Einschreibens waren = Brief bis 20 gr. = Kc 1,20 + Einschreibegebühr 2,50 = Kc 3,70. Das Label EXPRÈS scheint mir ohne Auftragskennung.

Deine Formulierung "philatelistischer Dokumentationsbeleg" gefällt mir ausgesprochen und ist einleuchtend. Aufgewühlt durch die Wirren des 2. Weltkrieges versuchte die Tschechoslowakei, die alten Ländereien Slowakei und Karpaten-Ukraine noch einmal an sich zu reißen, obwohl die Aufteilung nicht mehr zu stoppen war. Ansporn, sich mit den geschichtlichen Hintergründen zu befassen.

Die Marke aus der Karpaten-Ukraine (Auflage wäre schön zu wissen, Michel schreibt nichts dazu) zeigt eine schöne Holzkirche in Jassinja, wie sie es auch sehr viele in Rumänien gibt.

Liebe Grüße

10Parale
 
rudi63 Am: 29.04.2018 20:30:31 Gelesen: 47448# 69 @  
Lt. Pofis-Katalog (Tschechien) war die Auflage der Karpaten-Ukraine Marke 900.000.

Schönen Abend.
Rudi
 
10Parale Am: 29.04.2018 20:55:16 Gelesen: 47439# 70 @  
@ rudi63 [#69]

Vielen Dank für die Zusatzinformation. War auch nicht billig der Beleg. Der Händler meinte, in Essen könne er ihn auf jeden Fall verkaufen, deshalb ging er dann nur um 10,-- Euro runter, aber ich trau mich kaum zu sagen, was der Beleg gekostet hat.

Liebe Grüße

10Parale
 
Detlev0405 Am: 30.04.2018 10:12:40 Gelesen: 47403# 71 @  
@ rudi63 [#67]

Hallo Rudi,

ich habe die Aufschlüsselung des Beleges von 10Parale mit Aufmerksamkeit verfolgt. Deinem Kommentar bezüglich der A 405 kann ich folgen - zum Ersten nur für die Slowakei gültig und zum Zweiten nur bis zum 31.01.1939 gültig.

Was die von dir beschriebene Karpaten Ukraine Mi. Nr.1 betrifft finde ich diese bei Pofis unter der Nummer 351 ohne jegliche Beschränkungen seitens der Frankaturgültigkeit. Also eine normale tschechoslowakische Marke. Auch wenn ich diese Marke nicht unter den Vorläufer Marken für Böhmen und Mähren im Michel finde, heißt es für mich nicht automatisch, das keine bedarfsgerechte Verwendung dieser Marke zu diesem Zeitpunkt möglich war. Bedarfsgerecht bitte nicht wörtlich nehmen, da ich deiner Einschätzung zum Beleg folge. Das Porto wird auch mit dieser Marke nicht vollständig.

Gibt es zu dieser Frage sekundäre Literatur, wo man sich weiter dazu informieren könnte ?

Beste Grüße
Detlev
 
rudi63 Am: 30.04.2018 18:39:06 Gelesen: 47361# 72 @  
Hallo Detlev,

im Pofis ist die Verwendung der Nr. 351 (Mi.Nr. 1) doch genau beschrieben. Ab 15.03.1939 gab es keine Tschechoslowakei mehr. Als Literatur empfehle ich die Monografien 1.-4. Teil und die Übersetzungen der Arge Tschechoslowakei.

Die Karpaten-Ukraine Mi.Nr. 1 (Pofis 351) war nur am 15.03.1939 in der Karpaten-Ukraine gültig, wurde aber auch in Prag am Sammlerschalter verkauft, wo die Marke aber nicht gültig war. Es gibt aber Marken mit Stempeln aus Böhmen und Mähren, auch Sonderstempel. In diesen Tagen wurde wohl alles gestempelt.

In Chust gab es einen roten Sonderstempel, Briefe sind selten, besonders mit schwarzem Tagesstempel aus der Karpaten-Ukraine.



Die Karpaten-Ukraine wurde am 15.03.1939 von Ungarn besetzt.



Schöne Grüße

Rudi
 
Detlev0405 Am: 30.04.2018 19:52:16 Gelesen: 47342# 73 @  
@ rudi63 [#72]

Hallo Rudi,

ich danke dir, das hilft mir schon weiter bei meinem Verständnis solcher speziellen Ausgaben.

Besten Gruß
Detlev
 
rudi63 Am: 30.04.2018 20:16:39 Gelesen: 47337# 74 @  
Servus Detlev,

zum geschichtlichen Verständnis zur "Auflösung" der 1. Republik:

- Sept./Okt. 1938 - Sudetenland - Münchner Abkommen. Zunächst übte die Sudetendeutsche Partei die Staatsgewalt aus (Lokalausgaben), danach werden bis 1945 Marken des Deutschen Reichs verwendet.

- Herbst 1938 - Polen verleibt sich das Olas-Gebiet (Teschen) ein, Polen Mi. Nr. 330.

- 14.03.1939 die Slowakei erklärt die Unabhängigkeit - Vasallenstaat von Nazi-Deutschland. Eigene Marken bis 1945.

- 15.03.1939 Einmarsch der Wehrmacht in Böhmen und Mähren - Protektorat eigene Marken bis 1945, bereits am 14.03.1939 Lokalausgabe Mährisch-Ostrau.

- 15.03.1939 1. Landtag in der Karpaten-Ukraine (eigentlich der Rest des Csl-Staats), am gleichen Tag ungarische Besetzung, neben der Karpaten-Ukraine wurde auch die Südslowakei ungarisch besetzt, aus Kosice wurde Kassa, vgl. Ungarn Mi.Nr. 591/592 und 593/597.

Von all diesen Ereignissen gibt es philatelistische Belege und Mischfrankaturen.

Verrückte Zeiten, ähnlich wie die Umbrüche 1989/90, nur eben nicht friedlich sondern kriegerisch. Hoffentlich kommt so was nie mehr.

Schöne Grüße

Rudi
 
Detlev0405 Am: 01.05.2018 06:17:40 Gelesen: 47318# 75 @  
@ rudi63 [#74]

Guten Morgen Rudi,

danke für die kurze Einordnung der ganzen Eckdaten. Ich lebe zwar in einem ehemaligen Sudetengebiet, aber diese Thematik mit Tschechen tiefgründig zu besprechen und dazu noch als Deutscher ist wie ein Gang durch das Minenfeld.

Deinem letzten Satz stimme ich gern zu - das braucht kein Mensch wieder.

Einen ruhigen Feiertag
Detlev
 
Stefan Am: 01.05.2018 22:29:33 Gelesen: 47275# 76 @  
Der nachfolgende Beleg passt sowohl in das Thema der Marken- als auch der Belegbestimmung. Doch der Reihe nach: Dem vorliegenden Beleg nach wurde am 06.11.1918 ein Paket von Tabor aus in das ca. 220 km entfernte Wien geschickt. Zu diesem Datum lag die Gründung des Staates Tschechoslowakei gerade etwas mehr als eine Woche zurück (28.10.1918). Der Wert des Paketes betrug 1500,00 Kronen und wog 7,4 kg. Zur Freimachung der Sendung wurden vier Briefmarken mit einer Gesamtnominale von 2,70 Kronen verwendet. Das Paketformular weist als Ganzsache zusätzlich eine Nominale von 10 Heller auf. Rückseitig finden sich keinerlei Vermerke über eine Zustellung des Paketes.



Lässt sich nachvollziehen, wie sich das Porto von 2,70 bzw. 2,80 Kronen zusammensetzt?

Weiterhin kamen zur Frankatur Aufdruckprovisorien zur Verwendung. Dabei wurden seinerzeit noch kursfähige österreichische Briefmarken mittels Aufdruck überdruckt. Dem Michel-Katalog Mitteleuropa nach handelt es sich dabei um Exemplare der lokalen Revolutionsausgabe Gruppe IV, die sog. "Budweis-Ausgabe" (Mi-Nr. 91; 2x 95 und 105). Diese Ausgabe erschien gemäß dem Katalog (Stand 2010) am 08.11.1918. Allerdings liegt Tabor ca. 62 km von Budweis entfernt und die Entwertung datiert zwei Tage früher vom 06.11.1918. Handelt es sich hier um Aufdruckfälschungen oder irrt der Michel?



Danke.

Gruß
Pete
 
Detlev0405 Am: 02.05.2018 09:11:34 Gelesen: 47253# 77 @  
@ Pete [#76]

Hallo Pete,

zum zweiten Teil deiner Frage zu dem Beleg kann ich den Spezialkatalog für tschechische Briefmarken, Prag 1988 zitieren. Demnach sind diese Marken im Zeitraum vom 28.10. bis zum 18.11.1918 erschienen. Dabei wird nicht, wie im Michel, ein konkretes Ausgabedatum für die einzelnen Ausgaben fixiert (siehe Seite 391 links oben). Das macht für mich auch Sinn, da es keine offiziellen Ausgaben sind und dementsprechend wohl auch keine entsprechende amtliche Unterlagen vorliegen. In dem Spezialkatalog wird auch explizit darauf verwiesen, das es sich um spekulative und kommerzielle Ausgaben handelt. Eine Bewertung findet dort nicht statt, auch wenn es tatsächlich echt gelaufene Belege gibt.

Eine Prüfung ist auf jeden Fall unablässig, wobei ich bei deinem Beleg am Original prüfen würde, ob die Beschriftung mit Filzstift erfolgte (der Eindruck entsteht bei der Abbildung).

Gruß
Detlev
 
Stefan Am: 10.05.2018 10:57:35 Gelesen: 47081# 78 @  
@ Detlev0405 [#77]

Dabei wird nicht, wie im Michel, ein konkretes Ausgabedatum für die einzelnen Ausgaben fixiert (siehe Seite 391 links oben). Das macht für mich auch Sinn, da es keine offiziellen Ausgaben sind

Danke für die Info! Ich war zugegebenermaßen auch etwas irritiert, als ich die Paketkarte das erste Mal sah. Ich hätte erwartet, dass Paketkarten im Regelfall am Postschalter durch den Postmitarbeiter mit Briefmarken beklebt wurden. Dies suggeriert den Eindruck, dass diese Aufdruckausgaben auch am Schalter vorgelegen haben könnten.

Ich weiß nicht, ob zu jener Zeit bereits Absender Paketkarten vor Auflieferung bei der Post frankieren durften.

Der Beleg ist als Kuriosität an entsprechender Stelle in die Tschechoslowakei-Sammlung gewandert.

Gruß
Pete
 
volkimal Am: 05.03.2019 12:04:51 Gelesen: 38872# 79 @  
Hallo zusammen,

eine Karte vom "Sachbearbeiter für ehem. polnisches und russisches Gebiet sowie Protektorat". Aufgegeben wurde die Karte am 20.07.1944 bei der Poststelle Mügeln über Jessen (Elster):



Der Mittelschulrektor a.D. Herr Dr. H. Tepper hat diese Karte an das katholische Pfarramt in Waldstein Bez. Landskron geschickt. Damit beginnt für mich und vermutlich auch für die Postbeamten in Landskron = Lanškroun das Rätselraten. Einen Ort Waldstein konnte ich in der Nähe von Landskron bisher nicht ausmachen.

Die Karte wurde weitergeschickt nach Turnau. In der Nähe von Turnau = Turnov liegt die Burg Waldstein = Burg Valdštejn. Allerdings ist die Burg Waldstein ca. 150 km von Landskron entfernt und gehört damit nicht zum Bezirk Landskron.

Die drei rot markierten Angaben kann ich nicht lesen. Oben sieht es so ähnlich aus wie "farm mod". Ist das evtl. ein tschechischer Vermerk? Unten könnte zweimal Turnov stehen. Da bin ich mir aber nicht sicher.



Bei der Karte geht es um den Abstammungsnachweis eines Truppenarztes, dessen Vorfahren aus Waldstein stammen.

Viele Grüße
Volkmar
 
rudi63 Am: 05.03.2019 12:29:56 Gelesen: 38864# 80 @  
Hallo Volkmar,

ich lese: farni urad, Turnov (Pfarramt Turnau), Bez. Landskron war wohl ein Irrtum.

Gruß Rudi
 
volkimal Am: 05.03.2019 12:58:16 Gelesen: 38855# 81 @  
@ rudi63 [#80]

Hallo Rudi,

das passt natürlich sehr gut. Vielen Dank!

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 11.04.2019 21:56:51 Gelesen: 38232# 82 @  
@ Spezialisten

Ich weiss nicht, ob ich hier richtig bin. Den Beleg, den ich hier zeige, hat einen unleserlichen Stempel und Briefmarken der Tschechoslowakei.

Lediglich die Absender-Angabe auf der Rückseite gibt etwas Aufschluss. Der Brief stammt aus ODRAW in SCHLESIEN, freigemacht mit insgesamt 35 H. Nun befinden wir uns also schon eindeutig in der Zwischenkriegszeit, aber sind wir noch in der Tschechoslowakei? Die Briefmarken sprechen dafür!

Oder sind wir in Polen? Ich habe ein Ostrow Wielkopolski in Polen gefunden und einen gleichlautenden Stempel gefunden, der auf OSTROW lautet?

Sind wir hier bei dem Beleg jetzt in Schlesien, Polen oder der Tschechoslowakei? Und woher stammt der Stempel auf der Briefmarke, die ist ja polnisch?

Ich bin mir bewußt, die Frage hört sich etwas seltsam oder nach Sonntagsrätsel an, aber vielleicht kann jemand Aufklärung bringen.

Liebe Grüße

10Parale




 
buzones Am: 11.04.2019 22:30:56 Gelesen: 38226# 83 @  
@ 10Parale [#82]

Der von dir gezeigte Brief stammt aus ODRAU in Österreichisch Schlesien. Der Ort heißt auf tschechisch ODRY und lag ab 1918 auf dem Staatsgebiet der ČSR.

Der Zweikreisstempel ODRAU | ÖSTERR. SCHLES. mit den Kennbuchstaben a, b, c, und d wurde ab 1919 – wie auf "deinem“ Brief – nur noch aptiert verwendet. ODRAU/ODRY gehörte dann ab 1938 zum Deutschen Reich (Sudetenland).

Mit OSTROW im Bezirk Posen (seit 1918 zu Polen) hat der Ort nichts gemeinsam.

Beste Philagrüße
Ralf

Quelle: Monografie Československých Známek. Bd. 16,1. Prag, 1982.
 
10Parale Am: 12.04.2019 10:15:16 Gelesen: 38195# 84 @  
@ buzones [#83]

Vielen Dank für diese Erklärung. Ich habe gelesen dass ein Großteil Schlesiens auf dem Gebiet des heutigen Polens lag und nun auch einige Stempel aus Polnisch Schlesien erwerben können. Odrau gehört mit in die Auflistung des ehemaligen Sammlers.

Ich verstehe es hoffentlich richtig, dass das Gebiet Schlesiens wohl zumindest bis 1918 und dem Ende der Donaumonarchie in Österreich Schlesien auf den Gemarkungen ehemaliger Königreiche (Polen, Böhmen, Mähren) gelegen war. Geschichtliche Hintergründe kennen bedeutet manchmal auch Philatelie besser zu verstehen. Daran arbeite ich.

Zur Stempeltechnik gehören diese Stempel wohl dann eher zum Thema " Die Stempel der Tschechoslowakei und ihre Aptierungen", wo ich dann in nächster Zeit auch einige Stempel ergänzen und komplettieren könnte.

Liebe Grüße

10Parale


 
buzones Am: 14.04.2019 19:04:39 Gelesen: 38035# 85 @  
@ 10Parale [#84]

Um das ganze schlesische "Kuddelmuddel" besser zu verstehen, lies doch bitte mal den Abschnitt "Preußisch-Schlesien und Österreichisch-Schlesien (1742–1918)" im entsprechenden Wikipedia-Beitrag [1].

Das ist zwar sehr gerafft adrgestellt, vermittelt aber einen ersten Eindruck der Problematik. Von den drei schlesischen Kriegen haben wir alle in der Schule schon gehört, wie das Ganze dann immer wieder neu aufgeteilt und verwaltet wurde, lässt sich nach der Lektüre zumindest erahnen. :-)

Zun Thema "Die Stempel der Tschechoslowakei und ihre Aptierungen" passt der aptierte Stempel ODRA m.E. nicht, da er ja genuin ein k.k. österreichischer Stempel war, der zum Zwecke der Weiterverwendung in der ČSR um den Bestandteil "ÖSTERR. SCHLESIEN" erleichtert wurde. Aptierte Stempel der ČSR können m.E. nur solche sein, die nach dem Ende der staatlichen Souveränität der Tschechoslowakei "eingedeutscht" worden sind und dabei ihres tschechischen Ortsnamens verlustig gingen - oder verstehe ich da was falsch?

Genug der Beckmesserei - ich muss weiterrödeln.

Beste Philagrüße
Ralf

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlesien
 
Detlev0405 Am: 15.04.2019 14:45:01 Gelesen: 37991# 86 @  
@ buzones [#85]

Hallo Ralf und 10Parale,

die von Euch besprochenen Stempel passen zeitgeschichtlich besser in diese hier dargestellte Auseinandersetzung hinein:

https://de.wikipedia.org/wiki/Olsagebiet#/media/File:%C5%9Al%C4%85sk_Cieszy%C5%84ski.PNG

Was Olafs Meinung bezüglich aptierte Stempel in der Tschechoslowakei betrifft, möchte ich widersprechen. Es gibt die Aptierung nicht nur beim staatlichen Verlust der Tschechoslowakei, sondern auch nach 1945 in Maschinenstempeln ehemaliger deutscher Firmen auf dem Gebiet der Tschechoslowakei. Diese sind aber eher selten und wurden auch so schnell wie möglich durch komplett neue Maschinenstempel tschechischen Ursprungs ersetzt. Aptierungen nach 1945 sind aber auch deshalb sehr selten, weil die tschechische Post sofort auf provisorische Stempel setzte, bevor reguläre tschechische Poststempel zum Einsatz kamen.

Bei den ehemaligen österreichischen Stempeln auf dem Gebiet Polen/Tschechoslowakei stand ja gar nicht die Frage ob tschechische oder polnische Bezeichnung aus dem Stempel zu entfernen war, weil sie in der Regel deutsch/polnisch oder deutsch/tschechisch die Ortsangabe widergaben. Somit dürften wirkliche Aptierungen in diesem Bereich hier kaum vorkommen und damit Seltenheiten sein.

Beste Grüße
Detlev
 
10Parale Am: 24.06.2019 20:06:34 Gelesen: 36917# 87 @  
@ Detlev0405 [#86]

Interessante Ganzssache mit Zusatzfrankatur 10H (Michel Nr. 165) aus der Tschechoslowakei.

Der Stiftskaplan der Kirche St. Anna schien hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Denn er schreibt links "Mähr. Rothmühl, Czechoslow.Rep." Heute heißt der Ort Radimer und liegt im Herzen der Czech Republic.

Böhmische Adlige hatten die deutschen Siedler im Frühmittelalter zur Urbarmachung des Landes gerufen, in Rothmühl kamen auch etliche Auswanderer aus der Oberpfalz. Da es an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren lag, gab es ein Böhmisch Rothmühl und ein Mährisch Rothmühl.

Interessanter Stempel in 2 Sprachen "MORAVSKA RADIMER - MÄHRISCH ROTHMÜHL", abgeschlagen am 21.9.1921.

Rückseitig der Text: Der Stiftskaplan abonniert in Freiburg beim Erzbischöflichen Missionsinstitut die Zeitschrift "Nazareth".

Liebe Grüße

10Parale


 
Stefan Am: 14.12.2019 20:18:01 Gelesen: 34796# 88 @  
Nachfolgend ein Beleg mit einem Absenderfreistempel aus Prag nach dem zweiten Weltkrieg:



Sendung aus Prag nach Kolin per Einschreiben, Freistempel zu 3,80 Kronen, weiterverwendeter (aptierter) zweisprachiger Einschreibezettel aus der deutschen Besatzungszeit, rückseitig ein aptierter Ankunftsstempel aus Kolin vom 31.05.1945

An und für sich sollte es sich um einen normalen Freistempler aus der Tschechoslowakei handeln. Allerdings macht mich das Datum stutzig. Die Sendung datiert vom 30.05.1945, d.h. rund drei Wochen nach dem Ende der deutschen Besetzung (08.05.1945, Protektorat "Böhmen und Mähren"). Die rückseitigen Handstempelabschläge aus Kolinund Prag (jeweils 31.05.1945) bestätigen das Aufgabedatum vom 30.05.1945. Der Freistempler weist die Landesinschrift "ČESKOSLOVENSKO" auf. Der Werbeeinsatz (und vermutlich damit auch das Frankiergerät selbst) weist einen Vorkriegsbezug (hundertjähriges Jubiläum 1938) vor der deutschen Besetzung auf. Wurde dieser Freistempel bezüglich des Landesnamens bereits innerhalb von drei Wochen aptiert oder hat man altes Gerät aus der Mottenkiste geholt?

Danke.

Gruß
Pete
 
achim11-76 Am: 15.12.2019 10:08:47 Gelesen: 34777# 89 @  
Ich würde vermuten, das der alte Wertstempelrahmen noch vorhanden war und einfach ausgetauscht wurde.

Aber wieder ein richtig tolles Zeitdokument.
 
Detlev0405 Am: 15.12.2019 10:34:36 Gelesen: 34773# 90 @  
@ Pete [#88]

Hallo Pete,

es handelt sich eindeutig um einen Freistempler aus der 1. Republik der Tschechoslowakei. Die Bezeichnung "Ceskoslovensko" entspricht der postamtlichen Bezeichnung bis 1939 sowohl für Marken als auch Stempel. Somit ist der Stempel, wie Du es bezeichnest, aus der Mottenkiste geholt worden.

Die Frage, die sich mir stellt, ist ob der linke Teil des Freistempler aptiert wurde. Die Ortsbezeichnung Praha 1 und darunter die Datumsleiste und darunter eine große freie Fläche könnte dafür sprechen, das Prag 1 - also die deutsche Bezeichnung - entfernt wurde.

Das lässt sich aber nur mit einem Stempel herausfinden, der vor 1939 eingesetzt wurde.

Auf jeden Fall ein sehr interessanter Beleg - Glückwunsch.

Gruß
Detlev
 
Stefan Am: 15.12.2019 11:48:40 Gelesen: 34761# 91 @  
@ Detlev0405 [#90]

Die Frage, die sich mir stellt, ist ob der linke Teil des Freistempler aptiert wurde. Die Ortsbezeichnung Praha 1 und darunter die Datumsleiste und darunter eine große freie Fläche könnte dafür sprechen, das Prag 1 - also die deutsche Bezeichnung - entfernt wurde.

Das lässt sich aber nur mit einem Stempel herausfinden, der vor 1939 eingesetzt wurde.


Laut Google handelt es sich bei dem Absender "Riunione Adriatica" um einen italienischen Versicherungskonzern [1] bzw. um ein Firmengebäude mit dem Namen "Palais Adria" in Prag [2]. Google Pictures führte über ein Bild in das (alte?) Forum der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. [3], siehe nachfolgend als Screenshot.



Der Freistempelabschlag zeigt ebenfalls den Leerraum unterhalb der Datumsangabe.

Google Pictures lieferte ein weiteres Bild [4] eines Freistempelabschlages von 1941 aus der Zeit des Protektorates "Böhmen und Mähren" (Inschrift des Orts- und Landesnamens in deutsch/tschechisch gehalten, Werbeeinsatz auf dem ersten Blick identisch; zusätzlich Sternchen links und rechts neben der Datumsangabe). Da sich das Bild bzw. Auktionslos (Los 2515) nicht vernünftig verlinken lässt, nachfolgend ebenfalls ein Screenshot.



Gruß
Pete

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/RAS_Holding
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Rondokubismus
[3] http://www.razyboard.com/system/morethread-protektorat-boehmen-und-maehren-witt-2262944-6211069-0.html
[4] https://www.burda-auction.com/en/mail-auction-14/show/2097/philately-other-philatelic-domains-frank_cancelled/ (Los 2515)
 
Detlev0405 Am: 16.12.2019 08:47:25 Gelesen: 34740# 92 @  
@ Pete [#91]

Hallo Pete,

danke für das Zeigen des Stempels während der 1. Republik. So hat sich die Frage nach einem aptierten Stempel im linken Stempelbild gelöst.

Gruß
Detlev
 
fogerty Am: 29.12.2019 12:41:21 Gelesen: 34440# 93 @  
Weil es gerade passt, noch ein Freistempler dieser Art aus dem Jahre 1932. Die Firma Zuegg exportierte damals Äpfel in diverse europäische Länder.



Grüße
Ivo
 
10Parale Am: 28.04.2020 17:45:25 Gelesen: 32703# 94 @  
@ Gerhard [#4]

...das Protektorat Böhmen & Mähren errichtet ihn dem dann in den Folgejahren entsprechend viele Schweinereien der dt. Besatzung, nicht nur im Autrag, begangen wurden (Lidice, etc..)

Zur Ortschaft Lidice zeige ich hier diese Bildpostkarte. Sie zeigt das mittelböhmische Dorf im Prager Umland, wie es vor der Zerstörung durch die deutschen Besetzer im Juni 1942 ausgesehen hat. Der Blick fällt sofort auf die Kirche.

Die Zerstörung des Dorfes und die absurden Greueltaten möchte ich hier nicht weiter ausführen. Wir sehen ein waagrechtes Paar einer 30 h Marke und einen Sonderstempel von BUSTEHRAD vom 10. VI. 1945, wohl als Andenken zum 3. Jahrestag des Pogroms. Warum der Stempel in dieser Ortschaft abgeschlagen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 29.06.2020 19:32:13 Gelesen: 31736# 95 @  
Ich bräuchte mal die Hilfe der Tschechoslowakei-Experten.

Ich habe diesen Beleg erworben, der am 8.1.19 in Pragmit Hradschin Marken frankiert wurde, insgesamt 40 H. Rechts Ankunftsstempel taggleich in KRAL.VINOHRADY, den Königlichen Weinbergen.

Nun haben die Marken einen wir mir scheint Handstempelaufdruck DOPLATIT. Oder ist es ein vorgedruckter Stempel? Unter Portomarken habe ich diese Marken bei MOK nicht gefunden?

Bitte mal um echte Hilfe.

Liebe Grüße

10Parale


 
jmh67 Am: 29.06.2020 22:10:17 Gelesen: 31714# 96 @  
@ 10Parale [#95]

Hierzu vermeldet der Katalog (Michel Europa-Katalog 2000/2001 Ost, S. 1636):

"Wegen Mangel an Portomarken wurden in den ersten Monaten der Republik verschiedene Marken ... mit Handstempelaufdruck ... versehen als Portomarken verwendet." Offenbar handelt es sich um einen Beleg hierfür. Scheint alles zusammenzupassen, ich würde aber trotzdem einen Sachverständigen fragen wollen.

-jmh
 
10Parale Am: 30.06.2020 09:11:47 Gelesen: 31698# 97 @  
@ jmh67 [#96]

Vielen herzlichen Dank für diese Informationen, "ich würde aber trotzdem einen Sachverständigen fragen wollen"...weist darauf hin, sich noch Expertenrat zu holen. Werde ich bei Gelegenheit tun.

Ich zeige abschließend noch einen weiteren Beleg, der nur ein paar Tage früher, am 3.1.1919 mit schönen Viererblöcken frankiert von den Königlichen Weinbergen (Stempel hier zweisprachig) in die Schweiz als Expresssendung gelaufen ist. Gesamtfrankatur mit rückseitigen Marken insgesamt 80 (H).

Liebe Grüße

10Parale


 
Detlev0405 Am: 30.06.2020 10:25:34 Gelesen: 31691# 98 @  
@ 10Parale [#95]

Ich versuche mal Dir ein paar Anhaltspunkte an Hand von Fakten zu Deinem Beleg zu geben, die die Logik des Briefes widerspiegeln können.

Das Erste was ich gemacht habe, die verwendeten Stempel zu untersuchen. Der Stempel Praha 8 3b ist zeitgerecht verwendet im Zeitraum von 1919 -1920 .[1] Auch der Stempel von Kral. Vinohrady ist zeitgerecht verwendet worden 1919 - 1920. [2] Auch die technischen Parameter lassen mich vermuten (soweit an Hand von Scan ersichtlich), das es sich um echte Stempel handelt.

Kommen wir zu dem Aufdruck. Ich beziehe mich im folgenden auf die Quelle [3] des tschechischen Philatelisten Verbandes. Danach sind diese Aufdrucke dort nicht registriert und haben demzufolge auch keinen offiziellen Charakter. Ich denke, das war Dir aber auch schon so klar. Die ersten Portomarken auf der Hradschin Ausgabe kamen 1922 heraus.

Wichtig für die Einschätzung der Marken als mögliches Provisorium ist folgende Tatsache für Dich. Die ersten Portomarken der 1.Republik wurden am 01.02.1919 herausgegeben und zwar die Wertstufen zu 5 , 10 und 15 Heller. [4]

Das Nachporto auf Deinem Brief wurde am 08.01.1919 erhoben und deckt sich somit mit dem Problem fehlender offizieller Portomarken.

Weiter verbreitet war eigentlich die Verwendung von österreichischen Marken mit Aufdruck Porto und Sternchen.

Es gibt also viele Fakten, die für ein lokales Provisorium sprechen. Das war in der Anfangszeit aber auch üblich.

Das einzige was mich stört ist die Tatsache, das der Empfang des Briefes in Prag 8 ( Liben ) um 8 Uhr erfolgte. Das geht noch in Ordnung, setzt aber voraus, das das Postamt in Kral. Vinohrady entweder schon um 6 Uhr geöffnet war oder aber durchgehend. Da habe ich keine Kennung darüber. Der Brief ging quer durch die Stadt und ein Rohrpostvermerk ist nicht ersichtlich.

Ich hoffe, Dir ein wenig weiter geholfen zu haben.

Gruß
Detlev

[1] Monografie tschechoslowakischer Marken, Band 16, Teil I, Seite 427/428 Nummer 1865
[2] ebenda Seite 436 Nummer 1890
[3] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Marken und Ganzsachen. Prag 1988
[4] ebenda Seite 370 rechte Spalte 3.Absatz von unten
 
Captain Damuck Am: 07.08.2020 10:45:04 Gelesen: 31055# 99 @  
Hallo zusammen,

mein Gebiet sind eigentlich die Briefmarken aus der Schweiz. Jetzt konnte ich aber diese zwei speziellen Schnipsel in einem Lot Briefe kaufen.

Weiss jemand, um was es sich dabei handelt?

Vielen Dank und schöne Grüsse,
Manuel


 
jmh67 Am: 07.08.2020 11:30:17 Gelesen: 31050# 100 @  
@ Captain Damuck [#99]

Das sind Ausschnitte aus Paketkarten.

Paketkarten blieben ja nach Aushändigung der Sendung bei der Post und landeten eventuell später zerschnitten in der Kiloware.
 
Captain Damuck Am: 07.08.2020 11:33:46 Gelesen: 31047# 101 @  
@ jmh67 [#100]

Danke für die Info. Wieder etwas gelernt.
 
Briefuhu Am: 21.08.2021 17:26:45 Gelesen: 22993# 102 @  
Habe hier mehrere kleinere Umschlage von Tschechoslowakischen Postämtern, der gezeigte ist aus Cimelice vom 20.02.1936. Vieleicht weiss ja jemand für was die benutzt wurden.



Schönen Gruß
Sepp
 
Altmerker Am: 21.08.2021 19:57:01 Gelesen: 22981# 103 @  
@ Briefuhu [#102]

Irgendeine Dienstsache, Zu lesen ist: " Dieser Umschlag wird zusammen mit der Mappe ausgehändigt." Geht ans Finanzamt, vielleicht Aktentausch, eine Postsache ohne Porto?

Gruß
Uwe
 
Briefuhu Am: 22.08.2021 08:03:48 Gelesen: 22960# 104 @  
@ Altmerker [#103]

Hallo Uwe,

Danke für die Erklärung.

Schönen Gruß
Sepp
 
StephanN Am: 09.10.2023 21:25:26 Gelesen: 3740# 105 @  
Liebe Freunde der Philatelie der Tschechoslowakei,

in einem Tütenposten mit Briefmarkenausschnitten aus aller Welt befanden sich auch die folgenden zwei Umschläge



Užhorod/Ужгород/29.12.1929 und Stempel von Medan bzw. Belawan in niederländisch Indien vom 04.02.1930



Užhorod/Ужгород/30.01.1930 und Stempel von Port-Said in Ägypten vom 10.02.1930

Was sich mir nicht erschliesst, ist der Sinn der Briefe. Die Briefe tragen weder eine Absender- noch eine Empfängeranschrift. Die tschechoslowakischen Briefmarken sind so auf der Umschlagklappe plaziert als sollten sie nicht nur zur Freimachung, sondern auch als Siegelmarken dienen.

Wer hat eine Idee, welchen Zweck diese Briefumschläge damals hatten. Wie immer bin ich für jeden Kommentar dankbar.

Liebe Grüße

Stephan
 
Detlev0405 Am: 11.10.2023 14:46:16 Gelesen: 3586# 106 @  
@ StephanN [#105]

Hallo Stephan,

Du wirst nicht drumherum kommen, auch die Vorderseiten der Belege zu zeigen. Andererseits bekommst Du gar keine Antwort oder es werden uferlose Spekulationen.

Beide Objekte widerspiegeln den gültigen Tarif von 1922-1939 für Auslandspost bis 20 g von 2,50 Kc. Befördert auf dem Landweg. Da beide Belege Abgangs- und Ankunfts- bzw. Transitstempel aufweisen, sollte es eine postalische Erklärung geben können.

Gruß
Detlev
 
StephanN Am: 11.10.2023 17:19:55 Gelesen: 3572# 107 @  
@ Detlev0405 [#106]

Hallo Detlev,

hier noch die Rück- oder Vorderseiten der fraglichen Briefe in der gleichen Reihenfolge wie in [#105].



Wenn eine Anschrift vorhanden war, müsste sie auf der zierlichen kleinen Klappe gewesen sein, die bei beiden Briefen fehlt.

Gruß
Stephan
 
Detlev0405 Am: 11.10.2023 18:31:01 Gelesen: 3560# 108 @  
@ StephanN [#107]

Hallo Stephan,

eine befriedigende Antwort kann ich Dir nicht geben. Ich habe den Eindruck, das beide Belege ein Anhängsel an der eigentlichen Post waren. Das bedeutet, das eigentliche Poststück nicht durch die Frankatur beeinträchtigt werden sollte. Das schliesse ich aus den vorhandenen Klebespuren.

Gruß
Detlev
 
StephanN Am: 12.10.2023 14:50:56 Gelesen: 3447# 109 @  
Hallo Detlev,

vielen Dank für deine Antwort. Aufgrund der geringen Anhaltspunkte auf den Umschlägen hatte ich eine unbefriedigende Antwort bereits einkalkuliert.

Andererseits hatte ich die Hoffnung, dass einem anderen Sammler ähnliche Umschläge schon mal untergekommen sind und dieser auch den Verwendungszweck kennt.

An ein ursprünglich anhängendes Poststück hatte ich auch schon gedacht, kam mir aber zu abwegig vor.

Meine bisherige Theorie war, dass die vorliegenden Umschläge evtl. Internationale Antwortscheine enthielten und ein Schreiben an die jeweilige Postverwaltung (in Niederländisch-Indien bzw. Ägypten) einen aussen angebrachten zweiten und doppelt adressierten Umschlag zu frankieren, sauber zu stempeln und an den Absender zu retournieren. Vielleicht gab es in Uzhorod einen Briefmarkensammler, der sich auf diese Weise Briefmarken und Stempel aus der grossen, weiten Welt besorgt hat.

Wie gesagt, alles Theorie ohne jeden Beweis. Auf diese Weise beschäftigt man sich mehr mit diesen rätselhaften Belegen als mit Belegen, die zwar hoch und mit seltenen Frankaturen versehen sind, bei denen aber sonst alles klar ist.

Ich sage nochmals vielen Dank und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Stephan
 
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