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Thema: (?) (155) Großherzogtum Baden: Belege des 19. Jahrhunderts
Das Thema hat 159 Beiträge:
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Manne Am: 14.03.2013 16:58:00 Gelesen: 122769# 10 @  
Hallo zusammen,

das Thema heißt zwar Vorphilatelie, aber die gezeigten Belege sind aus der Zeit danach. Im Anhang ein Brief von Villingen, gestempelt am 14.5.1884, nach Schwenningen, Rückseite Ankunftstempel 15.5.84

Gruß
Manne



[Überschrift redaktionell geändert am 15.03.13]
 
bayern klassisch Am: 19.03.2013 11:32:11 Gelesen: 122727# 11 @  
Argentinien - Baden 1868

Liebe Sammlerfreude,

gerne würde ich mehr Briefe dieser Korrespondenz zeigen, aber es mangelt an der Masse, wie man sich leicht vorstellen kann. Den einzigen, mit bekannten in der 2. Gewichtsstufe habe ich aber schnappen können, auch wenn es kein Sonderangebot war.





Geschrieben in Buenos Aires (damals "Ayres") am 10.9.1868 lief er auf Wunsch des Absenders unfrankiert "per Steamer via Bordeaux" nach Rauenberg bei Wiesloch/Heidelberg in Baden. Am 12.9. erhielt der den Stempel "Buenos Ayres Paquetbot Francaise. N. (Rest kann ich nicht lesen).

Die Leitung über Rio de Janeiro nach Bordeaux kann also angenommen werden. Wenn man mir die Linie und die Schiffsdaten zukommen lassen könnte, wäre ich entzückt.

In jedem Fall kam er über Strasbourg - Kehl, wo er den Stempel Frankreich über Baden erhielt, mit der Gewichtsangabe "2" an, so dass er für die Strecke bis dahin doppelt zu taxieren war (nur 7,5g Schritte). Nach meinen Berechnungen wären das 2 mal 24x für fremde Posten (Frankreich) gewesen, zu denen, jetzt galt das Loth, nur 3x für Baden kamen. Das machte aber ein Porto von 51x aus.

Hier wurde aber 1f 3 = 1 Gulden 3x taxiert. Auf diese komme ich nur nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858, denn das waren 30x je einfachem Brief = 1 Gulden und 3x für Baden. So war es aber garantiert nicht. Möglicherweise hat man auch den Brief mit einem amerikanischen verwechselt, der kostete je 7,5g auch 30x fremdes Porto, zu denen dann 3x für Baden gekommen wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2013 11:35:47 Gelesen: 122703# 12 @  
Liebe Sammlerfreude,

mir ist ein schönes Briefchen in meine "badischen Finger" gefallen ist. In New York am 17.8.1858 geschrieben stempelte die dortige Post ihn am Folgetag mit dem für die Prussian Closed Mail vorgesehenen schwarzen Portostempel 23 Cents New York British Packet, womit die Forderung der USA gegen Preußen von 23 Cents zum Ausdruck gebracht wurde.



Das Porto von 30 Cents total gliederte sich in 5 Cents USA (hier hat man gut verdient, weil ja in NY selbst geschrieben, was ansonsten für 300 Meilen bis 1/2 Unze (14,2g) gereicht hätte, 18 Cents für den Transatlantiktransport, 2 Cents für Belgien (geschlossener Transit) und 5 Cents für Preußen (Aachen fungierte als Vereinsaufgabepost).

Der Absender kannte wohl die Linien damals gut, denn er notierte Per Steamer Persia oben links. Das konnte richtig sein, musste aber nicht. Hier war es korrekt, denn am 18.8.1858 lief die Persia der Cunard Line aus. Aber dann verlief alles ein bisschen anders, als geplant. Warum?

Die Persia stoppte im kanadischen Halifax am 22.8. und nahm die Poststücke und Passagiere der Europa auf. Diese war am 14.8. mit der Arabia bei Cape Race kollidiert. Die Arabia konnte ihre Reise nach New York fortsetzen, die Europa aber nicht! Daher wurde die Europa am 15.8. nach St. Johns in Neufundland gebracht und repariert. Erst am 27.8. konnte sie ihre weitere Reise nach Liverpool antreten, wo sie logischerweise ohne Poststücke eintraf, weil diese zuvor der Persia übergeben worden waren.

Die Persia landete am 28.8. in Liverpool an und von dort ging der geschlossene Postsack mit den deutschen Korrespondenzen über den Kanal, ab Ostende mit der belgischen Bahnpost nach Aachen, wo der rote Eingangsstepmel vom 31.8. abgeschlagen wurde. Der weitere Transportweg ist interessant, denn den Rhein herunter konnte man die Poststücke nur bis Koblenz mit der Bahn leiten, dann gab es erst wieder einen Anschluss in Wiesbaden (TT).

Er lief folglich mit einem Treidler am linken Rheinufer entlang bis Bingerbrück, überquerte dann die Brücke (keine durchgehende Verbindung zu Mainz-Wiesbaden!) und von dort über Darmstadt und Heidelberg am 1.9. weiter. Der badische Bahnpoststempel XIII vom 1.8. (!) war falsch eingestellt, denn zu diesem Zeitpunkt war der Brief in New York noch gar nicht geschrieben worden. Richtig war der Korrekturabschlag IX vom 1.9. um 16.15 Uhr der Strecke nach Heidelberg in Richtung Appenweier (Fahrplan vom 1.6.1858 bis zum 30.9.1858 ).

Am 2.9. bekam die Stadtpost ihn von der badischen Bahnpost übergeben, von wo aus er in das ca. 5 km entfernte Wiesloch - Rauenberg, damals noch ohne eigene Poststation, gelangte.

Aachen hatte das blau notierte Porto adressseitig notiert, welches aber eher einer "43", denn einer "45" glich. Später, um nicht zu wenig vom Empfänger einzuheben, strich man die undeutliche Taxe durch und notierte leserlicher (für die damalige Zeit) 45x daneben. Einen Landbotenvermerk gab es nicht, da man die Post offenbar abholte oder in Heidelberg liegen ließ.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
doktorstamp Am: 19.03.2013 11:59:04 Gelesen: 122720# 13 @  
Lieber bayern klassisch [#11]

Die Beförderung dieses Briefes dürfte von dieser Gesellschaft unternommen worden sein:

Compagnie Générale Transatlantique - French Line

Hier der Link:

http://www.theshipslist.com/ships/lines/french.shtml

Die Karibischen Inseln dienten als Drehkreuz für sämtliche Europäische Länder.

Deswegen ist es keineswegs verwunderlich, Postämter anderer Nationen auf den Inseln zu finden.

Martinique war Frankreich zugeordnet, Grossbritannien hat aber hier auch ein Postamt eine Zeit lang gehalten.

St. Thomas, Dänemark unterstellt, hatte mehrere Postämter, darunter Grossbritannien, Frankreich, und die Niederlande.

St. Vincent, von dieser Insel im Britischen Besitz ging viel Post an Frankreich ab. Dadurch belegt da nicht nur Poststücke diese Beförderung nachweisen, häufig trifft man auch die losen Marken der Insel mit Französischen Taxvermerken.

Als der Dampftantrieb die Segelschiffe ersetzten sind dann die Inseln St. Lucia und Jamaika (Kingston) von grosser Bedeutung, da hier Kohle in grossen Mengen auf Vorrat gehalten war.

mfG

Nigel
 
bayern klassisch Am: 19.03.2013 13:53:50 Gelesen: 122707# 14 @  
@ doktorstamp [#13]

Lieber Nigel,

hab vielen Dank für deine wie immer hoch interessanten und wichtigen Hintergrundinformationen. Gerne würde ich auch etwas aus deiner Sammlerecke zeigen, aber wie du weißt, ist das nach Altdeutschland handverlesen, wenn es das überhaupt noch heute gibt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Altdeutschland Am: 01.04.2013 10:01:37 Gelesen: 122630# 15 @  
Guten Morgen,

Incoming Mailbriefe können natürlich auch aus den deutschen Staaten kommen. Nachstehend ein Brief aus 1864 der vom taxischen Postamt in Bremen an die bekannte Adresse befördert wurde. Taxis war für diesen Kurs zuständig.



Die Taxe beträgt 12 Kreuzer, 9 Kr. für die 3. Entfernungszone + 3 Kr. Ergänzungs- oder Strafporto da nicht mit Francomarken freigemacht.

Viele Grüße Altdeutschland
 
Manne Am: 01.04.2013 11:55:56 Gelesen: 122619# 16 @  
Hallo zusammen,

hier zwei Briefe von Villingen nach Schwenningen vom 22.6.1853 und 3.11.1854.

Gruß
Manne


 
Altdeutschland Am: 16.04.2013 18:09:58 Gelesen: 122557# 17 @  
Hallo zusammen,

ein weiteres Beispiel aus der bekannten Korrespondenz, allerdings ist das Herkunftsland nicht so häufig: Malta.



1880 frankiert mit einer 2 1/2 d Marke

Viele Grüße
Altdeutschland
 
bayern klassisch Am: 26.04.2013 09:14:16 Gelesen: 122463# 18 @  
@ Altdeutschland [#17]

Ein tolles Stück - wer hat damals schon Post aus Malta bekommen?

Liebe Freunde,

ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass Briefe aus Argentinien in der Klassikzeit nach Baden Massenware sind, noch den Standort eines Goldesels in meinem Garten vermuten, aber den konnte ich nicht liegen lassen - Buenos Aires, 27.10.1862, via Southampton nach Rauenberg, das man im fernen Südamerika in der "Bad. Pfalz" wähnte.



Nach dem Tarif vom 3.4.1861 mit dem Leitweg GB wurden 58x für den einfachen, bis 1 Loth schweren Brief - porto wie franko - fixiert, der über Belgien und Preußen (Aachen) instradierte. Die VO Nr. 15 vom 12.4.1861 (galt für Bayern, wie hier beschrieben und für Baden, wofür ich keine Original Verordnung habe), war festgesetzt worden, dass dergleichen Briefe 9x für den Postverein (hier: Preußen) und 14 Sgr. = 49x für fremde Posten anzusetzen waren. Die britische Taxe von 1 Shilling 4 Pence = ca. 49 Kr. sehen wir mittig manuell erfasst.

Wegen des Lothgewichtes waren die Korrespondenzen zwar gefördert, aber Briefe unter einem halben Loth konnten für wesentlich kleinere Münze via Frankreich versandt werden, so dass man davon ausgehen kann, dass nur Briefe über 7.5 bis 16g bzw. darüber hinaus diese Leitung kannten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.05.2013 13:23:27 Gelesen: 122361# 19 @  
Liebe Sammlerfreunde,

was ist denn hier passiert?



Am 6.11.1869 schrieb man einen weniger attraktiven Brief im schönen Heidelberg an die Firma Georg Feiger Söhne in Würzburg. Die mit ihm versehene 3x Marke der letzten Ausgabe Badens wies den Brief als einfachen Gewichts aus. Artig stempelte man den Brief und die Marke in Heidelberg - aber dann muss etwas schief gegangen sein, denn vorn und hinten sehen wir den Ringnummernstempel 63 abgeschlagen, der nun nicht wirklich zu Würzburg oder Bayern gehörte.

Tatsächlich war der 63er der Postexpedition in Hüfingen zugeteilt worden - aber Hüfingen lag nicht auf dem Weg von Heidelberg nach Würzburg, sondern kurz vor der Schweizergrenze in Richtung Konstanz. Üblich wäre es hier m. E. gewesen, den Ortsstempel auf der Siegelseite abzuschlagen und den Brief dann wieder Richtung Bayern zu kartieren. 2 Abschläge von absolut aussagearmen Ringnummernstempeln kenne ich bei derartigen Briefen nicht.

Die überragende Schnelligkeit der damaligen Post beweist der Eingangsstempel einen Tag später in Würzburg, so dass man über das Datum gar keine Verspätung erkennen konnte. Ob der Empfänger in Würzburg aber schon Literatur darüber besaß, welcher Postexpedition in Baden die Nr. 63 zugeordnet worden war?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 07.05.2013 13:41:10 Gelesen: 122359# 20 @  
Liebe Sammelfreunde,

folgenden Brief habe ich zwar schon einmal woanders gezeigt, paßt jedoch auch hier hinein.



Am 16.08.1862 nachmittags zwischen 4 -5 Uhr in Magdeburg am Leipziger Bahnhof wurde dieser eingeschriebener Brief unfrankiert aufgegeben. Folgerichtig sind 18 Kreuzer Porto notiert worden.



Ankunft war schon der Folgetag - also recht zügig und dort wurden noch 2 Kreuzer Bestellgeld zum Porto dazu addiert, so dass nun final 20 Kreuzer zu zahlen war.



Unten links (im Inhalt) wurde notiert:
Recommand(iert)
2 Wechsel

Unterstellen wir den Wert von 136 Thaler 9 Sgr. 6 Pfennige - dann hätte es franco 12 Sgr gekostet!

Im Portofalle:
6 Sgr Werttaxe * 3,5 = 21 Kreuzer
6 Sgr Fahrposttarif (P13) von weiteren 21 Kreuzer
Gesamt 42 Kreuzer ohne Bestellgeld - also mehr als das Doppelte - ein schöner Postbetrug.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
hajo22 Am: 07.05.2013 19:27:49 Gelesen: 122340# 21 @  
Hallo liebe Badensammler und die, die es werden wollen.

An und für sich sammle ich die altdeutschen Badenmarken (es gibt ja auch welche nach 1945) auf Brief, sofern erreichbar für den Normalsammler. Damit scheiden aus die Mi.Nrn. 1a, 21 und 22, die "großen" Sammlern vorbehalten bleiben. Diese Marken kann man jedoch lose einer Briefsammlung hinzufügen und damit die Badensammlung in den Hauptnummern komplettieren.

Da hier so viele unfrankierte Briefe gezeigt werden, füge ich einen dazu aus der berühmten "Farina"-Korrespondenz (Eau de Cologne).

Der unfrankierte Brief an Farina, Köln, wurde am 9.11.(18)66 in Genf aufgegeben, lief noch am gleichen Tag über Lausanne und Basel ins Großherzogtum Baden (ovaler Grenzübergangsstempel "Schweiz über Baden", den man gelegentlich auch auf badischen Marken sieht, dann aber wird's teuer), wurde weiterexpediert mit der Bahnpost "Heidelberg-Basel" Z(ug)26, 10. Nov. (18)66 und erreichte noch am selben Tag Köln.

Schneller wird die Post aus Genf nach Köln heutzutage - trotz Flieger - auch nicht befördert.

Zu den vorderseitig berechneten Gebühren kann ich wenig sagen, bis auf die rote "6" (vermutlich Silbergroschen) sind die anderen Zahlen nicht lesbar, der Inhalt des Faltbriefes ist nicht erhalten geblieben (daher Gewicht unbekannt).
Und hier der Brief mit Vorder- und Rückseite (diese 2x zum besseren Lesen):



Weiterhin viel Freude an der Badenphilatelie und jetzt wird es bald Zeit für schöne Markenbriefe.

Jochen
 
bayern klassisch Am: 07.05.2013 19:55:27 Gelesen: 122333# 22 @  
Hallo Jochen,

hier spielt der PV Baden - Schweiz vom Okt. 1852 die entscheidende Rolle.

Die Schweiz taxierte ihn mit 6 Kr. für den 2. Rayon (über 10 Meilen bis zum Grenztaxpunkt Basel - Schaffhausen) mit Rötel vor.

Diese entsprachen 2 Silbergroschen postalich (paritätisch nur 1,75 Sgr.).

Da Baden den Brief aus der Schweiz zukartiert bekam, wurde Efringen zur Aufgabepost für den Postverein und hatte daher Anspruch auf die Postvereinstaxe von 9 Kr. bzw. 3 Sgr. über 20 Meilen von dort bis Köln.

Da in der Währung der Abgabepost zu taxieren war, notierte die badische Bahnpost 5 Sgr. Gesamtporto. Preußen kassierte diese vom Empfänger und musste sie vollständig an Baden rückvergüten. Baden behielt davon 3 Sgr. = 9 Kr. und gab der Schweiz ihre 6 Kr. weiter.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 07.05.2013 22:47:36 Gelesen: 122320# 23 @  
@ bayern klassisch [#22]

Ich hatte anders gerechnet, Schweiz-Baden 12 Kreuzer und Baden-Preussen 6 Kreuzer = 18 Kreuzer = 6 Sgr. Selbstverständlich habe ich die schlangenförmige 5 (decimen) in der Mitte des Briefes gesehen = 5 Sgr. Das Porto erschien mir aber zu gering (siehe oben), die Zahlen nicht wirklich lesbar.

Die Postbeamten des 19. Jahrhunderts waren generell nicht zu beneiden. Unfrankierte Briefe, anderes Porto als frankierte, unterschiedliche Postverträge, Sonderregelungen im Grenzbereich, unterschiedliche Rayons, verschiedene Entfernungsstufen, verschiedene Gewichtsklassen, mehrere Leitwege Richtung Ausland, usw. usw. Eine Wissenschaft für sich.

Ich sah schon eine Oktogon-Ganzsache aus Preussen zu 4 Sgr. in die Schweiz (vermutlich anderer Leitweg), worüber ich mich auch gewundert hatte. Ihre Erläuterungen sind wirklich exzellent und akribisch recherchiert. Schönen Dank.

Viele Grüße
Jochen
 
hajo22 Am: 08.05.2013 10:55:52 Gelesen: 122294# 24 @  
Beginnen möchte bei den Markenbriefen mit einer harmlosen 3 Kreuzer Frankatur.

Harmlos? Bei genauem Hinsehen erkennt man eine eng gezähnte 3 Kreuzer-Marke, Mi.Nr. 16, die in nur einer Auflage produziert wurde und von der es keine Restbestände gab (Auflage > 200.000 Stück, frühestes bekanntes Ausgabedatum Feb. 1862).

So unspektakulär die Marke ist, so schwer ist sie auf Brief zu bekommen.

Hier ein Brief aus Freiburg Nummernstempel "43" in schwarz, Nebenstempel Achteck "Freiburg 31.Okt. (ohne Jahr) III" (als Abgangsstempel), Ankunft Achteck "Durlach 1.Nov. A III".

Leider ein unvollständiger Faltbrief, so daß eine genaue Jahresangabe nicht möglich ist (frühestens daher ab 1862).

Hier die Scans von Vorder- und Rückseite:

Der Brief ist "geadelt" durch das Prüfzeichen des Grandseigneurs der früheren Prüfergilde "Pfenninger" (Vorderseite links unten).



Viel Spaß weiterhin an der schönen Badenphilatelie mit ihren ästhetisch hochstehenden Markenausgaben von exzellenter Ausführung.

Jochen
 
kreuzer Am: 09.05.2013 11:54:37 Gelesen: 122260# 25 @  
Hallo zusammen!

Selbst bei einem kleinen Bayernsammler findet sich ab und an ein badischer Markenbrief, wenngleich auch mit bayerischer Relevanz.

Hier ein Brief von Kehl (Baden) nach Lindenberg (Bayern), frankiert mit einer Baden Nr. 4b, also ein Brief der ersten Gewichts- und dritten Entfernungsstufe. Aufgabedatum (belegt durch den Zweikreisstempel von Kehl als Aufgabestempel und den Briefinhalt) ist der 16.04.1861. Siegelseitig befinden sich ein badischer und ein württembergischer Bahnpoststempel, jeweils vom 17.04.1861. Das Datum der Transitstempel von Röthenbach Bhf. und Weiler ist leider nicht zweifelsfrei festzustellen, der Brief dürfte jedoch am 18.04. oder spätestens 19.04.1861 in Lindenberg angekommen sein. In Lindenberg stempelte der Inhaber der dortigen Postanlage mit seinem Stempel Ankunft, was so nicht vorgesehen war.

Die Einrichtung der ersten bayerischen Postablagen wurde mit Verordnung vom 8. Juli 1861 bekannt gemacht. Einige Postablagen nahmen jedoch schon vorher ihre Tätigkeit auf. Am 16.04.1861 wurde im Haus von Franz Josef Mayer in der Markstr. 15 in Lindenberg eine Postablage der Postexpedition Weiler eingerichtet. Es handelt sich um den frühesten bekannten Beleg mit dem Stempel der Postablage Lindenberg.

Viele Grüße

kreuzer


 
hajo22 Am: 09.05.2013 15:31:26 Gelesen: 122242# 26 @  
@ kreuzer [#25]

Auf der Rückseite Deines Briefes hat sich wohl jede Poststelle verewigt, anders kann ich mir dieses Tohubawohu auf Deinem Badenbrief nicht erklären.

Baden hatte auch schöne Auslandsbriefe, da fand das große Wirrwar auf der Vorderseite statt.

Hier ein Brief aus Säckingen nach Strassburg mit 9 xer karmin (Mi.Nr. 12) v. 7.1.(1862) mit PD-Stempel (Paid Destination), Verrechnungsstempel oval (7/AED) AED = Affranchie Etranger Destination = Bezahlt bis zum Bestimmungsort. Dann noch ein Grenzübergangstempel "Bade 8.Janv.62 -nicht lesbar- de Bale? (Basel). Diese Stempel in rot. Absendepostamt Säckingen und Nrn.-Stempel "121" in schwarz. Faltbrief ohne Inhalt. Ank.-St. Strassburg (RS).

Porto: 3 Kreuzer für Baden und 6 Kreuzer für Frankreich (unten handschriftl. "6 Wf" = 6 Kreuzer Weiterfranko). Damit wissen wir, daß der Brief max. 7,5 gr. gewogen hat, hätte er ein bad. Loth gewogen, so wären 3+12 Kreuzer = 15 Kreuzer fällig gewesen.

Dürfte hier mit dem Porto passen: Sehr dünnes Briefpapier (wie bei einem Aerogramm).

Hier das Bild:



Schönen Feiertag.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 24.05.2013 12:53:23 Gelesen: 122081# 27 @  
Liebe Sammlerfreunde,

und erneut hat ein Überseebeleg nach Baden seinen Weg zu mir gefunden, diesmal aus dem sonnigen Argentinien. Dort zu sein könnte man sich wünschen, auch wenn es da jetzt Richtung Winter geht.



In Buenos Aires wurde er am 29.4.1862 geschrieben und unfrankiert auf seine lange Reise geschickt. Via Southampton schrieb der Absender, wünschte also die Leitung über GB. Diese taxierten ihn mit 1 Shilling und 4 Pence = 16 Pence = 48 Kreuzer) und routeten ihn über Belgien nach Aachen, wo ihn Preußen mit 58 Kr. taxierte.

9 Kr. behielt Preußen als Vereinsaufgabepost, nachdem er in Baden bezahlt worden war, den Rest musste man an Grossbritannien abführen und machte somit nochmal einen Kreuzer Gewinn.

Da er am 3.6. in London und am 4.6. in Aachen war, dürfte er am 5. oder 6.6. zugestellt worden sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.05.2013 13:29:44 Gelesen: 122078# 28 @  
Und weil man auf einem Bein auch in Baden nicht gut stehen kann, hier gleich der zweite:

Briefe aus Peru nach Altdeutschland sind sicher nicht jedem bekannt, daher möchte ich mal einen vorstellen, der sicher nicht in den Bereich des Standardbriefes gefallen sein dürfte.

Geschrieben wurde er in der Hauptstadt Lima am 13.3.1868 und gerichtet an die Firma Landfriedt in Rauenberg bei Wiesloch in Baden. Der Inhalt ist eine Provisionsrechnung für Käufe dort.

Nun würde man unterstellen können, dass der Brief von der Pazifikseite Südamerikas über die Landenge bei Panama oder über Asien und Ägypten seinen Empfänger hätte erreichen sollen und irgendwie tat er das auch, aber nicht mit der Post!

Ein Blick in die Tarife der damaligen Zeit weist die Möglichkeiten aus, ihn zu befördern:

Ab 1.1.1863 via England für 86x = 1 Gulden 26x je Loth (er wiegt ca. 10g).

Ab 26.3.1864 via Preußen (!) für 68x = 1 Gulden 8x je Loth.

Ab 3.12.1866 via Bremen oder Hamburg (!) für 49x je Loth oder ab

1.1.1857 via Frankreich für 37x je halbes Loth (34x für Frankreich) bzw. ganzes Loth (für Baden 3x).



Nichts von alledem, obwohl der Möglichkeiten viele sind, wurde gewählt. Statt dessen gab man ihm einem Kapitän auf die Reise nach Hamburg mit. Der erkannte oben auf der Adressseite für sich: "Porto Anteil Eine Mark sechs Schilling".

Die Reduktion der hamburgischen Währung betrug 1 Hamburger Mark = 16 Schllinge, somit hier 22 Schillinge. 4 Schillinge entsprachen 9x, demnach 5,5 mal 9 = 49,5x und somit genau dem Tarif entsprechend, den es via Hamburg/Bremen bei einer Leitung per Post ab dem 3.12.1866 gab!

Vermutlich ist der Brief ab Hamburg von der Firma. C. F. Overweg kuvertiert nach Raunheim gelangt, denn auch für die deutsche Poststrecke weist er keine Stempel oder Vermerke auf. Zu dieser Firma habe ich leider nichts eruieren können und würde mich freuen, wenn es talentiertere unter euch schaffen würde, etwas Licht in das Dunkel zu bringen.

Gerne lese ich Kommentare zu diesem Brief.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
zockerpeppi Am: 06.09.2013 22:00:39 Gelesen: 121226# 29 @  
Ich hoffe, dass die Philaseiten-Klassiker mir weiterhelfen können, ansonsten muss ich mich bei http://www.altpostgeschichte.com anmelden (da treffe ich eh einige von euch wieder).

Folgenden interessanten Brief habe ich für meine Luxemburg Land und Leute Sammlung gekauft. Er geht an Léon de la Fontaine, chez son père à Luxembourg und kommt aus Heidelberg (Baden). Abgestempelt wurde er am 24.1.1839. Zu diesem Zeitpunkt war Luxemburg noch zweigeteilt, die Wende kam einige Monate später. Fürs Land war Belgien massgebend und für die Stadt die Niederlande. Somit gab es wohl zwei verschiedene Postverträge mit dem Ausland.



Der Brief geht nach Luxemburg. Die De La Fontaines haben in Luxemburg Stadt gewohnt haben. In diesem Fall galt wohl der Postvertrag Niederlande-Baden. Grenzübergangsbüro war normalerweise Trier. Die Portoprüfung ist mir nicht ganz gelungen denn der Faltbrief ist übersät mit Zahlenvermerken (15, 1 ½, 4 1/2, 4/13/7) und anderen Hinweisen in rot die ich nicht deuten kann. Im heutigen Zustand wiegt der Faltbrief 4 Gramm, vom Wachssiegel ist 1/3 erhalten.¨

Beim DASV habe ich nun folgenden Postvertrag gefunden: Vertrag zwischen den Ober Post-Behörden der P.P. Königlich-Preussischen und Königlich Niederländischen Majestäten - 21.Juni 1817. Zitat von Seite 8: für Briefe aus Baden über Aachen und Trier 4 ½ g. Groschen . Somit wäre ein Zahlenvermerk geklärt.

Hat jemand eine Idee ? Ich würde mich über jeden Hinweis freuen.

beste Sammlergrüße
Lulu
 
Wolffi Am: 07.09.2013 09:13:02 Gelesen: 121200# 30 @  
@ zockerpeppi [#29]

Anmelden ist da wohl nicht: nur mit Referenz. Die Anmeldung wurde deaktiviert.

Ich lese dort sehr gern, gerade weil sich dort manches zum Thema "Dänemark" findet, allerdings ist der Server seit 1-2 Tagen nicht zu erreichen.
 
bayern klassisch Am: 07.09.2013 14:11:32 Gelesen: 121179# 31 @  
@ zockerpeppi [#29]

Hallo zockerpeppi,

ein Traumbrief - Glückwunsch dazu!

"Beim DASV habe ich nun folgenden Postvertrag gefunden: Vertrag zwischen den Ober Post-Behörden der P.P. Königlich-Preussischen und Königlich Niederländischen Majestäten - 21.Juni 1817. Zitat von Seite 8: für Briefe aus Baden über Aachen und Trier 4 ½ g. Groschen . Somit wäre ein Zahlenvermerk geklärt."

Nicht ganz.

1817 rechnete Preußen mit dem Gutengroschen, der einen Tick mehr als 4 Kr. wert war. Dein Brief datiert von 1839 - da gab es die Gutengroschen schon lange nicht mehr (ab 1825 wurde in Silbergroschen fakturiert). 1 Sgr. entsprach aber nur 3,5 Kr., weil man den Thaler nicht mehr in 24 Gutegroschen, sondern in 30 Silbergroschen aufgeteilt hatte.

Der Absender in Heidelberg, und das ist wahrlich nicht häufig, frankierte voll bis zum Empfänger durch. Siegelseitig steht:

7 / 13 / 4. Das sind natürlich alles Kreuzerangaben, da in Heidelberg nur mit Kreuzern gerechnet wurde und die Aufgabepost notierte, was man ihr an Kurantgeld gab. Demnach bekam Baden (man nannte sich immer unten im Gebührenbaum) 7 Kr. für sich, 13 Kr. für Preußen und 4 Kr. für Luxemburg. Diese 4 Kr. entsprachen, wie oben vermerkt, einem Gutengroschen, wie es der alte Vertrag noch vorsah. Tatsächlich hat Baden natürlich nur das an Preußen (und Luxemburg) vergütet, was deren paritätische Forderung war.

Preußen (immer in roter Tinte) notierte das Franko für sich und Luxemburg i. H. v. 13 + 4 = 17 Kr. in seiner Währung, hier also 4 1/2 Sgr. neben dem badischen Frey - Vermerk. Preußen behielt davon aber nur 3 Sgr. und gab 1 1/2 Sgr. davon an Luxemburg weiter, die dieses mit 15 Centimes reduzierten.

Wenn du dich im Forum Altpostgeschichte anmelden möchtest, genügt für dich eine E-Mail an mich. Derzeit hat der Server ein Problem, welches hoffentlich bald behoben wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
zockerpeppi Am: 08.09.2013 00:02:52 Gelesen: 121153# 32 @  
@ Wolffi

Mir hat ein Sammlerkollege den Hinweis auf das Forum gegeben. Ich habe eine Schwäche für Altbriefe, sammle aber nicht klassisch wie ihr und bin nicht auf ein Gebiet spezialisiert. Bei mir ist der Absender bzw der Empfänger massgebend und somit habe ich Briefe aus allen Herren Ländern wenn der Name passt.

@ Bayernklassisch

Danke. Dies hätte ich so bald nicht entschlüsselt. Allerdings die Sache mit dem g. Groschen/s Groschen hätte mir eigentlich auffallen müssen! Mich hatte vor einiger Zeit 1 1/3 vermeintliche s.Groschen auf einem Faltbrief nach Trier von 1819 kurz vor meinem ersten Wettbewerb fasst in die Krise gestürzt.

beste Sammlergrüße
Lulu
 
bayern klassisch Am: 08.09.2013 09:48:02 Gelesen: 121131# 33 @  
@ zockerpeppi [#32]

Hallo Lulu,

der Trick war folgendermaßen: Man schloss einen Vertrag auf Basis Gutegroschen ab und verlangte als Südstaat 4 Kr. pro GGr. Das war auch richtig so. Ab der Änderung in Silbergroschen verlangte man aber nicht 3,5 Kr. pro Groschen, sondern weiterhin 4 Kr. vom korrespondierenden Publikum. Diese 12,5%ige Vergünstigung gab man nicht an das eigene Publikum weiter, denn man steckte sich diese in die eigene Tasche.

Kam ein Brief aus dem Groschengebiet in den Süden, reduzierte man jedoch die von dort notierten Silbergroschen brav mit 3,5 Kr., denn man brauchte nicht mehr zu zahlen, als die andere Währung wert war. So kam es vor, dass Briefe frankiert vom Süden in den Norden z. B. 20 Kr. Porto total kosteten, während Portobriefe vom Norden in den Süden billiger waren.

Der heutige Sammler, in Unkenntnis der postvertraglichen Gestaltungen und Währungsparitäten, wundert sich dann, warum die Briefbeschreibungen nicht aufgehen. Gut, dass wir drüber gesprochen haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 31.10.2013 21:58:22 Gelesen: 120525# 34 @  
Hallo!

Ich habe hier zwei Baden-Faltbriefe und zwei Fragen!

Der erste Faltbrief lief am 02.02.(vermutlich 1857) von Stockach (Mi-Nr.6 gestempelt mit Nr.139) nach Hausen im Killertal bei Hechingen ans hohenzollener Pfarramt. Hier kann ich den Inhalt nicht genau lesen und bitte um Hilfe!





Der zweite Faltbrief mit Mi-Nr.18 lief am 02.10.1863 vom Badischen Versorgungsamt in Karlsruhe über Stockach (03.10.1863) und Möskirch (04.10.1863) nach Wornsdorf.

Dem Inhalt zu entnehmen handelt es sich um einen Schuldner der einen Teil der Schulden bezahlt und quittieren lassen hat. Demnach hatte er 47 Gulden 36 Kreuzer und Zinsen und Abzahlung bleibt ein Rest von 23 Gulden und 49 Kreuzer.

Meine Frage hierzu, handelt es sich um Meßkirch, warum diese Schreibweise Möskirch? Meine Vermutung ist das die Schreibweise mit der 1800 stattgefundenen Schlacht um Meßkirch und den Namenseintrag MOESKIRCH auf den Ruhmestafeln im Arc de Triomphe in Paris zusammenhängt.





schöne Grüße
Marcel
 

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