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Thema: Altdeutschland Hamburg: Belege des 19. Jahrhunderts
Das Thema hat 50 Beiträge:
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Rainer HH Am: 19.03.2013 20:21:02 Gelesen: 40476# 1 @  
Taxis'sches Postamt

Hallo Altdeutschland-Sammler,

kann mir jemand den abgebildeten Brief etwas erklären, insbesondere den Zeilenstempel "Nach Abg. der Post" ?



Besten Dank im Voraus, Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 20.03.2013 06:43:14 Gelesen: 40443# 2 @  
Hallo Rainer,

du hast einen Portobrief, der für 9 Decimes in Paris zugestellt wurde. Der Grenzübergang für Frankreich war Valenciennes. Die taxische Post hat ihn in einen Briefbeutel nach dorthin gelegt und Preußen übergeben, die ihn mit Frankreich auswechselten.

Nach Abgang der Post wurde gestempelt, wenn der Brief zu spät für diesen Kartenschluß (Hamburg - Valenciennes) aufgegeben wurde und der Versand erst einen Tag später erfolgen konnten.

Briefe, wenn sie nicht eingeschrieben waren, sollten 1/2 Stunde von Schalterschluß eingeliefert werden, eingeschriebene eine Stunde. Dann traf das Abstempeldatum mit dem Versandtag zusammen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Rainer HH Am: 20.03.2013 09:07:27 Gelesen: 40428# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Ich bedanke mich für die umfangreiche Beschreibung dieses Briefes, den ich für meine Heimatsammlung erworben habe. Gerade Belege der Vormarkenzeit sind für mich immer noch ein Brief mit 7 Siegeln, aber ich bin lernwillig. ;)

Gruß Rainer
 
Rainer HH Am: 21.03.2013 09:46:45 Gelesen: 40379# 4 @  
Eigentlich wollte ich ja nur eine Frage zum im [#1] gezeigten Brief stellen, aber da die Themenüberschrift redaktionell geändert wurde, zeige ich gleich den nächsten.

1822, "FRA DANMARCK PAR HAMBOURG"

Abgangsdatum Copenhagen geht lediglich aus dem Inhalt hervor



Gruß Rainer
 
Altdeutschland Am: 21.03.2013 10:16:31 Gelesen: 40368# 5 @  
Guten Morgen,

dann mache ich mal weiter mit einem Brief aus 1867 nach Lübeck. Freigemacht mit 3 x der Nr. 10 (1/2 Schilling). 1 1/2 Schilling entsprechen ungefähr 1 Sgr. Es hätten eigentlich nur 1 1/3 Schilling frankiert werden müssen, was jedoch nicht mit Marken darstellbar ist.



Viele Grüße
Altdeutschland
 
hajo22 Am: 21.03.2013 11:42:54 Gelesen: 40355# 6 @  
In Hamburg existierten im 19. Jahrhundert eine Reihe von "Auslandsposten", wie hier z.B. das "Königlich Dänische Ober-Postamt" Hamburg.

Bei dem gezeigten Beleg handelt es sich um eine Firmendrucksache betreffend Getreide-Preise.

Frankiert mit einer dänischen Marke gestempelt Hamburg den 25.2.(1862) nach Sonderburg (dort angekommen 26.2.) mit der Bahn T(our) 2.



Schönen Tag.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 21.03.2013 13:10:06 Gelesen: 40344# 7 @  
@ Rainer HH [#4]

Hallo Rainer,

der Stempel heißt "Dannemarck ...", nicht FRA DANMARCK.

Der Absender hatte 36 Reichsbankskilling (oben rechts notiert) für die Strecke von Kopenhagen bis Hamburg (Thurn und Taxis) frankiert. Ab Hamburg lief er unfrankiert weiter! Daher trug er von der Hand des Absenders zu Recht den Vermerk franko Hamburg.

Ab Hamburg bis zum Zielort waren 19 Decimes fällig. Der Stempel TTR4 sagte aus: Tour é Tassis Rayon 4. Auf deutsch: Thurn und Taxis aus dem 4. Rayon zu Frankreich.

Je näher der Postort zu Frankreich lag, je kleiner war die Rayonzahl. Je weiter weg er lag, je größer war die Rayonzahl.

Der 1. Rayon lag ganz nah an Frankreich, hier war der 4. schon weiter weg und bei Preußen und Bayern gab es sogar einen 5. Rayon. Die Gebühr richtete sich nach dem Gewicht des Briefes (hier war es einfach) und der Entfernung (Rayon).

Der Leitweg war mit "Allemagne par Givet" vorgegeben; für Taxis war er egal, aber für Frankreich nicht, weil die Entfernungsberechnung in Frankreich nach dem Ort des Grenzübergangs stattfand und sich so bei mehreren, möglichen Grenzübergängen deutliche Schwankungen in der Endgebühr ergeben konnten.

Was der Empfänger bezahlte, war die eine Seite der Medaille - was die Post von Taxis und Frankreich intern für derartige Briefe verrechneten, war etwas ganz anderes, denn man kaufte sich die Briefe aus den verschiedenen Rayons per Unze (30g) ab und bezahlte dafür einen fixen Betrag, der auf den Briefen niemals zu finden ist, da es eine interne Gebührenverrechnung war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Postgeschichte Am: 21.03.2013 13:40:08 Gelesen: 40335# 8 @  
@ bayern klassisch [#7]

Hallo Ralph,

ich lese im Stempel "DANZMARCK / PAR HAMBOURG", nicht "Dannemarck...".

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
Rainer HH Am: 21.03.2013 13:47:08 Gelesen: 40333# 9 @  
@ bayern klassisch [#7]
@ Postgeschichte [#8]

Ich habe jetzt einmal "Die Poststempel von Hamburg" von Dr. Ernst Meyer-Margreth befragt!

Dort ist der Stempel "DANEMARCK PAR HAMBOURG" abgebildet.

Gruß Rainer
 
Baldersbrynd Am: 21.03.2013 14:06:28 Gelesen: 40326# 10 @  
@ hajo22 [#6]

Hallo Jochen,

es ist keine Drucksache, sondern ein gewöhnlicher Brief aus dem dänischen Postamt in Hamburg nach Sonderborg, das Porto von KDOPA in Hamburg war 4 Skilling dänisch nach ganz Dänemark.

Viele Grüße
Jørgen
 
Rainer HH Am: 21.03.2013 14:12:12 Gelesen: 40323# 11 @  
@ bayern klassisch [#7]

So langsam kann ich meine Albumseiten beschriften, vielen Dank!

Und weil wir hier gerade so schön im Schwung sind habe ich gleich noch einen Schiffspostbrief aus Berlin über Hamburg nach London gescannt.



Gruß Rainer
 
Altdeutschland Am: 21.03.2013 14:55:41 Gelesen: 40316# 12 @  
@ Rainer HH [#9]

Hallo zusammen,

von diesem Stempel gibt es 2 Typen. Nachstehend eine Abbildung beider Typen:



Beide wurden in Hamburg benutzt. Der erste Typ dokumentiert den Postaustausch Dänemark-Frankreich, der zweite (nach der "Befreiung) den Austausch zwischen Dänemark und Thurn und Taxis.

Viele Grüße Altdeutschland
 
hajo22 Am: 21.03.2013 16:01:40 Gelesen: 40305# 13 @  
@ Baldersbrynd [#10]

Hallo Joergen,

hier ein Scan vom Inhalt: Druck in Schreibschrift (vermutlich Hektographie), also schon eine "Drucksache", aber anscheinend zum Briefporto verschickt. Oder waren Drucksachen nach Dänemark 1862 noch nicht zulässig ?



Viele Grüße.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 22.03.2013 13:29:45 Gelesen: 40268# 14 @  
@ Rainer HH [#11]

Hallo Rainer,

14 Silbergroschen zahlte der Berliner Absender bis zur Küste (Frankozwang). Mit britischen Postschiff über den Kanal zum Empfänger wurden 8 Pence fällig - das war die Standardrate. Der Absender notierte noch unten links mit dem Dampfboot - netter Hinweis, aber was die Post in Hamburg machte, konnte er nicht wirklich beeinflussen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.03.2013 13:32:55 Gelesen: 40266# 15 @  
@ hajo22 [#6]

Hallo Jochen,

wenn ein Beleg, der hinsichtlich seines Inhalts die Kriterien an den verbilligten Versand als Drucksache (DS) erfüllte, unter Siegelung aufgegeben wurde, war die Portomoderation verloren, denn es war dann ein Brief.

Drucksachen gab es zu allen Zeiten und sie waren immer ein wichtiger Punkt in allen Postverträgen - so auch damals.

Aber es gab auch Gründe, Drucksachen nicht offen befördern zu lassen - diese hingen immer mit dem Inhalt zusammen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 22.03.2013 17:56:54 Gelesen: 40240# 16 @  
@ bayern klassisch [#14]

8d - englisches Schiffsporto: Das Porto galt nur, wenn das Dampfboot (wie in diesem Fall) von Hamburg nach London fuhr. Ansonsten waren zusätzlich noch die Inlandstaxen für die Inlandswegstrecke zu bezahlen. Eine "Standardgebühr" gab es erstmals ab (lass mich nicht lügen) dem 1.12.1839 (4d).

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
bayern klassisch Am: 22.03.2013 18:07:43 Gelesen: 40237# 17 @  
@ Lars Boettger [#16]

Hallo Lars,

meine bayerischen Briefe haben entweder das 8d Porto, wie beschrieben, oder deutlich höhere Porti, wenn die Fahrt nicht von den britischen Postschiffen, sondern von privaten Schiffen geleistet wurde. Daher habe ich beim 8d Tarif vom Standard - Tarif gesprochen.

Ohne die Huth - London - Korrespondenz würden wir ja weit weniger Briefe haben und könnten vieles gar nicht belegen, was wir aus der Primärliteratur kennen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 22.03.2013 23:42:56 Gelesen: 40216# 18 @  
@ bayern klassisch [#17]

Hallo Ralph,

auch richtig, die Huth-Korrespondenz hat es in sich. Wobei ich bei dem Berlin-Hamburg-Brief darauf tippen würde, dass der Absender die "Preussische Seehandlung" ist. Ich habe mal aus meiner Huth-Korrespondenz einen Brief von 1842 aus Sachsen über Berlin und Hamburg auf den Scanner gelegt: Porto 1/8d - das "normale" Porto für Briefe aus dem Gebiet von Deutschland.

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 23.03.2013 07:05:49 Gelesen: 40205# 19 @  
@ Lars Boettger [#18]

Hallo Lars,

Briefe mit dieser Verrechnung kenne ich auch - liefen die über die Niederlande, oder über Belgien? Ich meine, es gab beides.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Rainer HH Am: 23.03.2013 07:41:01 Gelesen: 40203# 20 @  
@ Lars Boettger [#18]

Wobei ich bei dem Berlin-Hamburg-Brief darauf tippen würde, dass der Absender die "Preussische Seehandlung" ist.

Briefinhalt des im Beitrag [#11] gezeigten Briefes Berlin-Hamburg-London



Dann zeige ich einen weiteren Brief nach London, aber keine Huth-Korrespondenz.



Toll, was ich hier als alter "Bund"-Sammler schon alles gelernt habe!

Gruß Rainer
 
Altdeutschland Am: 23.03.2013 08:21:48 Gelesen: 40199# 21 @  
@ Rainer HH [#20]

Guten Morgen,

der gezeigte Hamburgbrief nach London entstammt auch einer bekannten Korrespondenz. Das Porto von 7 S entspricht der bekannten 5 Sgr. Rate für England Briefe nach dem neuen Postvertrag.

Da hier von Korrespondenzen die Rede ist, darf Isler nicht fehlen. Nachstehend ein Brief aus dem dänischen Altona über Hamburg in die Schweiz.



Privat verbracht bis Hamburg wurde der Brief beim Thurn und Taxis OPA Hamburg aufgegeben, da T+T für den Postverkehr mit der Schweiz zuständig war.

Viele Grüße Altdeutschland
 
Lars Boettger Am: 23.03.2013 08:29:52 Gelesen: 40194# 22 @  
@ bayern klassisch [#19]

Hallo Ralph,

der Brief lief über Hamburg - von dort aber nicht direkt nach London, aber auch m.E. nicht über Belgien oder Holland. Das wird an diesem Brief von 1840 über Königsberg noch einmal deutlich, der einen Durchgangsstempel von Hamburg hat, aber keinen von Belgien oder Holland. Auch von den Taxen ist der Transport über Belgien und Holland nicht erkennbar. Rückseitig ist der Kreisstempel des preussischen Postamtes in Hamburg abgeschlagen und ein englischer FPO-Stempel von London, vorderseitig der sog. "Schmetterlingsstempel" von Hamburg. In London wurde er mit 1/8d taxiert.

Hallo Rainer,

vielen Dank für den Inhalt! Dann habe ich mich doch verschätzt!

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
Lars Boettger Am: 23.03.2013 08:44:16 Gelesen: 40190# 23 @  
Zum Abschluss noch einen Brief von 1827 aus Hamburg, auch er mit dem Postdampfer befördert. Er zeigt den "Schiffs Brief-Post"-Stempel von Hamburg und rückseitig einen "Ship Letter"-Stempel von London. Er wurde mit 2/- taxiert, war also in der dritten Progressionstufe (3x 8d). Der Dampfer von Hamburg nach London war m.W. 1826 eingerichtet worden. Das waren damals kleine Schiffe von 300-400 Tonnen - heute will man sich solchen Nussschalen nicht mehr anvertrauen.

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 24.03.2013 12:02:35 Gelesen: 40126# 24 @  
@ Altdeutschland [#21]

Hallo Altdeutschland,

zu deinem Schweizbrief ist zu sagen, dass er einfachen Gewichts war (bis 1/2 Loth) und 28 Kreuzer von Hamburg bis Basel kostete. Die Leitung erfolgte über Frankfurt am Main im geschlossenen Paket durch Baden. Basel öffente ihn und stellte fest, dass Briefe in den Aargau (Wohlen) 8 Kr. Inlandsporto kosteten. Daher taxierte man dort bereits, obwohl es ja ein anderer Schweizer Kanton war, mit 36 Kr. das Endporto für den Empfänger (36 x).

Es gibt 56.000 Briefe an Isler in Wohlen - schade, dass man sie nicht analysierte und katalogisierte, als man diese Riesenkorrespondenz hob. Die Zehntausende Briefe mit Marken existieren nicht mehr - man hat die Marken abgenommen und die Briefe vernichtet - was das für einen wirtschaftlichen und philatelistischen Schaden angerichtet hat, kann man nur ahnen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Altdeutschland Am: 24.03.2013 12:22:05 Gelesen: 40119# 25 @  
@ bayern klassisch [#24]

Hallo bayern klassisch,

die Gebührenerläuterung hatte ich leider vergessen. Schön, dass du das nachgeholt hast.

Isler ist sicher die größte bekannte Korrespondenz mit Tausenden von Briefen. So ca. 150 habe ich auch noch. Einige davon aus Hamburg.

Viele Grüße Altdeutschland
 

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