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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Altdeutschland Am: 29.04.2013 17:14:25 Gelesen: 258018# 1 @  


Hallo zusammen,

nachstehender Brief stammt noch aus der Zeit vor der Gründung des Postvereins. Er wurde in Lauterbach (Thurn + Taxis) aufgegeben nach Gimmeldingen bei Neustadt in Bayern.



Bemerkenswert an dem Brief ist der vorderseitige "franco 0" Vermerk, d. h. er war für Thurn + Taxis portofrei zu befördern. Das galt allerdings nicht für Bayern. Auf der Siegelseite wurden 3 Kreuzer bayrische Gebühr vermerkt.

Viele Grüße
Altdeutschland
 
bayern klassisch Am: 29.04.2013 19:21:41 Gelesen: 257974# 2 @  
Hallo Altdeutschland,

ein seltener Brief, ohne Frage. Deine Beschreibung ist aber nicht ganz richtig - der Absender war portofrei und auch in Bayern, hier der Pfalz, brauchte er nichts zu zahlen. Die siegelseitig notierten 3x waren das Geld für den Landboten, der von Neustadt aus den Brief zustellte.

Hierzu gibt es in einem Nachbarforum einen Thread:

http://www.altpostgeschichte.com/index.php?page=Thread&postID=29848&highlight=Gimmeldingen#post29848

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Altdeutschland Am: 29.04.2013 21:09:06 Gelesen: 257958# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Hallo bayern klassisch,

danke für den Hinweis und den aussagefähigen Link.

Viele Grüße
Altdeutschland
 
bayern klassisch Am: 14.11.2014 14:38:45 Gelesen: 257360# 4 @  
Liebe Sammlerfreunde,



heute zeige ich, auch wenn es keine Vormarkenzeit ist, sondern Markenzeit, einen Incoming - Mail - Brief aus London nach Bayern (Augsburg), der mit 6 Pence frankiert wurde (1. Gewicht bis 7,5g). Heute wiegt er ohne Inhalt knapp 2g, also kann nicht viel drin gewesen sein.

Die Besonderheit, warum ich ihn kaufte, war die Adresse, denn er sollte in das Postfach D 198 eingelegt werden, was man sicher auch getan hatte.



Laufzeit: London, 9.3.1865 bis Augsburg, 11.3.1865, also nur 48 Stunden (und das über den Kanal im zugigen März!) - Chapeau an die früheren Kollegen!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 14.11.2014 18:45:20 Gelesen: 257327# 5 @  
@ bayern klassisch [#4]

Hallo Ralph,

ich bin mir nicht ganz sicher, da ich kein Vergleichsmaterial habe, aber ich vermute, dass es sich um Michelnummer 25 handelt, 6P purpurviolett, welche am 07. März 1865 erschienen ist, also zwei Tage bevor dein Brief verschickt wurde!

Wenn dies so wäre eine frühe Verwendung dieses Wertes, aber dem gegenüber steht Michelnummer 20, ebenfalls 6P purpurviolett, erschienen 1862.

Der Unterschied liegt darin, dass Mnr. 20 kleine Eckbuchstaben und Mnr. 25 große Eckbuchstaben hat.

Ich denke auch für einen Postgeschichtler wie du einer bist, wäre es interessant zu wissen, ob es sich um eine frühe Verwendung handelt. :)

An deinem Brief kann man mal wieder sehen, dass Frankreich (Paris) ein Dreh- und Angelpunkt damals für den Postverkehr gewesen ist.

MfG

Kevin
 
bayern klassisch Am: 14.11.2014 19:10:07 Gelesen: 257317# 6 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#5]

Hallo Kevin,

vielen Dank für die Info - ehrlich gesagt kümmern mich die Marken nicht, die auf meinen Briefen aus dem Ausland nach bzw. über Bayern gehen, für mich sind sie nur Mittel zum Zweck.

Aber so wie ich sammeln nur wenige, daher wird es für die meisten wichtig sein, welche Marke(n) da klebt bzw. kleben.

Paris war bis 1865 DER Zentralpunkt in Frankreich und ist es heute noch, weil Frankreich seit frühester Zeit schon zentralistisch war und noch heute ist, während andere Länder föderalistisch waren und sind.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.12.2014 13:07:56 Gelesen: 257209# 7 @  
Liebe Sammlerfreunde,



heute zeige ich einen frankierten Brief aus Paris vom 6.12.1838 nach Reuth bei Weiden in der Oberpfalz. Als Zeichen der Frankatur schlug Paris den P.P. - Stempel ab. Siegelseitig sehen wir 7g als Gewicht damit noch einfach und 16 Decimes = 48 Kreuzer Gesamttaxe, die der Absender zahlte.



Wie bei den meisten Frankobriefen dieser Zeit hat jemand (Homburg? ) den bayerischen Anteil mit 24 Kr. in Rötel notiert, womit die Briefkosten halbscheidig geteilt wurden.

Wenn wir in dieser Zeit einen Stempel von Homburg Pfalz (heute Homburg Saar) sehen, wissen wir, dass er über Forbach - Saarbrücken gelaufen war und tatsächlich ist ein schöner Forbacher vom 7.12. zu sehen.

Ein Ankunftsstempel mangelt, aber man darf hier schon 5 Tage bis Reuth unterstellen. Frankierte Briefe Frankreichs nach Bayern dieses Postvertrages sind nicht häufig.

Die Zahlen 20 und 190 scheinen französischen Ursprungs (Kartierungsnummern?).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.01.2015 14:06:05 Gelesen: 257117# 8 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute möchte ich den heutigen Posteingang hier zeigen - einen frankierten Brief aus Barcelona nach Nürnberg vom 4.8.1866.



Der Absender frankierte mit 24 Cuartos "pr. Paris", daher erfolgte am selben Tag in La Junquera die Stempelung mit P.D. als Zeichen der völligen Frankatur und des Grenzübertritts nach Frankreich korrekt.

Weil spanische Währungen und Paritäten - außer dem lieben @buzones - nicht jedermann geläufig sein werden, hier die kurze Einführung in dieselben:

1 Peso duro entsprach 20 Reales. 1 Real entsprach 8 Cuartos. 1 Cuarto entsprach 4 Maravedis.

Da hier der PV zwischen Preußen und Spanien, gültig ab dem 1.7.1864, anzuwenden war, war die Taxberechnung wichtig und interessant. Preußen und Spanien setzten im Art. 19 (Amtsblatt Nr. 44 Preußens) des PV vom 10.6.1864 fest, dass zwischen beiden Verwaltungen monatlich abzurechnen sei und die Postverwaltung, die im Debit (Schuld) war, die Saldierung vorzunehmen hatte.

Hierbei war festgesetzt worden, dass 1 Silbergroschen 45% eines Reals wert war. 1 Sgr. war auch 3,5 Kr. wert und 24 Cuartos entsprachen daher 3 Real. Somit war auf der Basis der spanischen Währung der Brief mit 24 Cuartos = 3 Real = 6 2/3 Sgr. und damit 23,3 Kr..

Zum Vergleich: Ein Brief aus Bayern kostete frankiert nach Spanien 21 Kr., wobei 7 Kr. Bayern verblieben und 14 Kr. für den Transit durch Belgien und Frankreich nebst dem spanischen Inlandsporto als Weiterfranko zu vergüten waren. Schon hier merken wir die Wirkung der späteren Reichswährung "Groschen" auf Bayern; Preußen setzte für seine Briefe das Franko auf 2 Sgr. fest, die Bayern nicht wie früher in 6 Kr. reduzierte, sondern paritätisch in 7 Kr. und das Weiterfranko für preußische Briefe von 4 Sgr. wurde naturgemäß paritätisch in 14 Kr. reduziert. Aber den einen Kreuzer wollte Bayern doch haben.

Zurück zum Brief selbst: Da er in einem geschlossenen Briefpaket Frankreich ("Paris") transitierte, blieb er stets unter der Leitung der Bahnpost - von Spanien bis Nürnberg! Daher kam er schon am 6.8. in Belgien an, wo das spanische/iberische Briefpaket geöffnet wurde. Am 8.8. kam er in Nürnberg an und wurde vom dortigen Briefträger Nr. 1 zugestellt. 4 Tage von Spanien bis Nürnberg schafft die Post heute leider nicht mehr, wie erfahrene Touristen mit Postkartenwunsch heute bestätigen werden.

Heute möchte ich den heutigen Posteingang hier zeigen - einen frankierten Brief aus Barcelona nach Nürnberg vom 4.8.1866.

Der Absender frankierte mit 24 Cuartos "pr. Paris", daher erfolgte am selben Tag in La Junquera die Stempelung mit P.D. als Zeichen der völligen Frankatur und des Grenzübertritts nach Frankreich korrekt.

Weil spanische Währungen und Paritäten - außer dem lieben @buzones - nicht jedermann geläufig sein werden, hier die kurze Einführung in dieselben:

1 Peso duro entsprach 20 Reales. 1 Real entsprach 8 Cuartos. 1 Cuarto entsprach 4 Maravedis.

Da hier der PV zwischen Preußen und Spanien, gültig ab dem 1.7.1864, anzuwenden war, war die Taxberechnung wichtig und interessant. Preußen und Spanien setzten im Art. 19 (Amtsblatt Nr. 44 Preußens) des PV vom 10.6.1864 fest, dass zwischen beiden Verwaltungen monatlich abzurechnen sei und die Postverwaltung, die im Debit (Schuld) war, die Saldierung vorzunehmen hatte.

Hierbei war festgesetzt worden, dass 1 Silbergroschen 45% eines Reals wert war. 1 Sgr. war auch 3,5 Kr. wert und 24 Cuartos entsprachen daher 3 Real. Somit war auf der Basis der spanischen Währung der Brief mit 24 Cuartos = 3 Real = 6 2/3 Sgr. und damit 23,3 Kr..

Zum Vergleich: Ein Brief aus Bayern kostete frankiert nach Spanien 21 Kr., wobei 7 Kr. Bayern verblieben und 14 Kr. für den Transit durch Belgien und Frankreich nebst dem spanischen Inlandsporto als Weiterfranko zu vergüten waren. Schon hier merken wir die Wirkung der späteren Reichswährung "Groschen" auf Bayern; Preußen setzte für seine Briefe das Franko auf 2 Sgr. fest, die Bayern nicht wie früher in 6 Kr. reduzierte, sondern paritätisch in 7 Kr. und das Weiterfranko für preußische Briefe von 4 Sgr. wurde naturgemäß paritätisch in 14 Kr. reduziert. Aber den einen Kreuzer wollte Bayern doch haben.

Zurück zum Brief selbst: Da er in einem geschlossenen Briefpaket Frankreich ("Paris") transitierte, blieb er stets unter der Leitung der Bahnpost - von Spanien bis Nürnberg! Daher kam er schon am 6.8. in Belgien an, wo das spanische/iberische Briefpaket geöffnet wurde. Am 8.8. kam er in Nürnberg an und wurde vom dortigen Briefträger Nr. 1 zugestellt. 4 Tage von Spanien bis Nürnberg schafft die Post heute leider nicht mehr, wie erfahrene Touristen mit Postkartenwunsch heute bestätigen werden.





Die betroffene Verordnung auf bayer. Seite füge ich bei - ich hoffe, es ist interessant, diese alten Anweisungen an die Post zu lesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.02.2015 13:47:32 Gelesen: 257000# 9 @  
Liebe Sammlerfreunde,

wenn man den Titel des Threads auf "Altdeutschland Bayern: Incoming Mail" ändern könnte, wäre mir das sehr lieb.

Heute möchte ich meine jüngste Errungenschaft zeigen - einen Brief der 3. Gewichtsstufe (über 15 - 22,5g) aus Marseille vom 10.1.1858 nach München an die Gräfin zu Sayn Wittgenstein Sayn. 4 - Farb - Frankaturen sind größte Seltenheiten und ich kenne nach Bayern keine zweite.

Wer mir als erster hilft, den Absender aus dem Trauersiegel zu erkennen, bekommt eine kleine Belohnung aus meiner AD - Kiste.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.02.2015 20:21:53 Gelesen: 256915# 10 @  
Hallo Ralph,

bei der Gräfin müsste es sich um Carolyne Sayn Wittgenstein Berleburg-Ludwigsburg handeln, diese war ja eine Zeit lang mit Franz Liszt zusammen, dieser wiederum war vorher mit Marie d'Agonit einer Comtesse zusammen gewesen.

Das wäre unter anderem ein Anhaltspunkt für Deine Suche.

http://www.licht-und-recht.de/sonstige/Cuno__Gedaechtnisbuch_5.pdf, vielleicht hilft Dir dieser Link weiter. Ist auf jeden Fall sehr spannend und Zeitaufwendig zu suchen, aber es macht halt Spaß.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 26.02.2015 20:59:39 Gelesen: 256908# 11 @  
@ Gernesammler [#10]

Hallo Rainer,

danke für den Link - kannte ich nicht.

Mich würde halt der Absender interessieren, der ja offensichtlich Deutscher war und in Marseille einen Todesfall von Belag zu berichten hatte. Aber ich habe im Jan. 1858 keinen Todesfall in der Familie derer zu Sayn-Wittgenstein-Sayn gefunden und der Chef des Hauses leider auch nicht. Alles nicht so einfach.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 27.02.2015 19:34:20 Gelesen: 256863# 12 @  
Hallo Ralph,

vielleicht denkt man ja auch falsch, weil man sich auf eine Sache eingeschossen hat, die Dame gehörte ja vorher zum Polnischen Adel und hieß Iwanowska. Da der Adel in Europa ja verschwiegert und verschwägert war, vieles in Richtung England und Frankreich, Preussen oder auch Russland verheiratet wurde sollte man wenn man an einen Todesfall denkt in mehrere Richtungen denken.

Nur so als Versuch, denn einen Todesfall derer von Wittgenstein schließe ich aus, es sei denn das dieses Familienmitglied später einen anderen Namen hatte. Da wäre z.B. Marie die Tochter von Caroline Sayn Wittgenstein die ja später in zu Hohenlohe einheiratete.

Sollte es irgendwann mal so sein, dass Du den Absender rausbekommst, es würde mich interessieren, bleibt also weiterhin spannend.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 27.02.2015 20:20:02 Gelesen: 256861# 13 @  
@ Gernesammler [#12]

Hallo Rainer,

du hast natürlich Recht - ich hatte immer bei der Familie gesucht, aber es kann ja auch Verwandschaft irgendwo in Europa gewesen sein, die im Jan. 1858 verstorben ist. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Adlige (theoretisch muss es ja nicht mal ein Adliger gewesen sein) in der Zeit Dez. 1857 bzw. Jan. 1858 verstorben sind; sicher viele Dutzend.

Sollte ich es jemals heraus finden können, gebe ich unaufgefordert laut.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.03.2015 08:37:09 Gelesen: 256820# 14 @  
Liebe Sammlerfreunde,



ein Brief aus Quincy / Illinois wurde am 25.11.1850 nach Markt Einersheim aufgegeben. Der Absender notierte "Via Liverpool" und bezahlte 20 Cents (PAID / 20) für die Strecken innerhalb der USA, den Seeweg und das britische Transitporto. Die Niagara der Cunard Line legte mit ihm am 4.12.1850 von New York aus ab und landete ihn wunschgemäß (kam ja auch nicht immer vor!) am 17.12.1850 in Liverpool an. Am 18.12. war er ausweislich des siegelseitigen roten Stempels von London per Bahnpost von dort kommend eingelaufen. Mit dem schwach abgeschlagenen Stempel "Colonies & Art. 13" (ich meine, auch wenn man es nicht deutlich lesen kann, dass dies der richtige Vertragsstempel sein sollte) und dem Eingangsstempel von Calais (wohl vom 19.12.1850) lief er über Paris und Forbach nach Würzburg, wo er am 22.12.1850 ankam.

Nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 kosteten einfache, bis 1/2 Münchener Loth wiegende Briefe 45x pauschal in Bayern; dieser hier war wegen seines schweren, religiösen Inhalts doppelt schwer und kostete die Empfängerin satte 1 Gulden 30x (links unten im Auslagestempel von Würzburg in violett (!!) notiert - sieht man auch nicht alle Tage.

Am Folgetag wurde er zugestellt in Markt Einersheim, welches noch ohne Post von der Postexpedition Possenheim bedient wurde.

Die Empfängerin war keine geringere als die Gräfin Luitgard von Rechteren Limpurg, geb. Gräfin zu Erbach Fürstenau. Sie wurde fast 90 Jahre alt, ihr Gatte satte 98 Jahre. Hier der Link zu ihr und ihrem Gatten:

http://adelsmatrikel.de/ADEL//getperson.…513E&tree=tree1

Fassen wir also zusammen: 20 Cents in den Staaten entsprachen 30x, dazu kamen 1 Gulden 30x bis zur Empfängerin, so dass der Brief total 2 Gulden kostete. Nicht eben wenig, aber man wird es sich seitens der erlauchten Gräfin zu leisten gekonnt haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 01.03.2015 15:06:08 Gelesen: 256799# 15 @  
@ bayern klassisch [#14]

Lieber Bayern Klassisch,

ein Traum! Und wie immer eine super Beschreibung.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Marcel Am: 01.03.2015 23:52:45 Gelesen: 256770# 16 @  
@ bayern klassisch [#9]

Dein Brief ging an die Gräfin Sayn Wittgenstein Sayn Gräfin Salisbury. Jetzt habe ich aber keine geb. von Salisbury gefunden, deswegen gehe ich davon aus das der Name Salisbury gemeint ist, um die richtige Person in München zu erreichen.

Ich habe mal ein bischen nachgeforscht und habe eine erste Annahme zu Deinen Brief.

Gustav Graf zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (*10.3.1811, +24.6.1846) heiratete in Stuttgart am 11.10.1838 Salisbury Anne (auch Harriet) Pigott (*7.10.1811, +München 19.4.1904). Sie hatten vier Kinder (alles Mädchen).

Nachzulesen unter E2. auf: http://genealogy.euweb.cz/sponheim/sponh11.html

Salisbury Harriet Pigott war die Tochter von Sir George Pigott, dem 1. der Baronetswürde von Knapton im Queen's County.

Eine Verbindung nach Marseille konnte ich bisher nicht nachweisen, aber ein Todesjahr 1858 einer gewissen Mary Foster alias Miss Pigott, genauer gesagt Mary Graham-Foster-Pigott. Vielleicht ist da eine Verbindung, konnte aber keine ausmachen.

Auch in der Familie der Salisbury kam es am 21.01.1858 zu einem Todesfall Lady Emily Anne Bennet Elizabeth Cecil Nugent (geb. 14 Juli 1789) Tochter von James Cecil, 1st Marquess (Marktgraf) von Salisbury.

http://www.hamleyhall.de/englische_geschichte/familie_cecil_marquess_of_salisbury.html

Vielleicht bekomme ich noch etwas bezüglich des Wappens heraus, ansonsten weiter viel Glück bei deinen Recherchen.

schöne Grüße
Marcel
 
bayern klassisch Am: 02.03.2015 06:20:25 Gelesen: 256761# 17 @  
@ Marcel [#16]

Hallo Marcel,

vielen Dank - wird alles notiert und gespeichert.

Bei deinen Recherchen bist du mir weit voraus, bin halt kein talentierter Googler.

Bei dem Siegel habe ich aufgegeben, aber es ist schon einmal gut zu wissen, dass evtl. jemand aus der Familie im Jan. 1858 gestorben ist - das würde ja perfekt passen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Marcel Am: 05.03.2015 12:07:47 Gelesen: 256694# 18 @  
@ bayern klassisch [#17]

Hallo Ralph!

Ich denke ich habe Dein Siegel geknackt.

George Graham trug seinen schwer verwundeten Kapitän Granado Pigott vom Felde auf einem Rückzug des Herzogs von York. Nach dem Tod von Granado Pigott erhielt nach Wunsch des Hauses Pigott dessen Schwester das alleinige Erbe der Abingdon Pigott Immobilien, Co. Cambridge.

Die Schwester von Granado Pigott war verheiratet mit Dr. Foster, Fellow of Eton und Inhaber der Merryworth in Kent. Sie hatten eine Tochter Mary die später George Graham heiratete. Mary (Maria) war die einzige Tochter und Erbin von John Foster und seiner Frau Fräulein Pigott, und Abingdon Immobilien bekam sie im Jahr 1827 als George Graham und seine Frau (unter königlicher Lizenz) den Familiennamen der Graham-Foster-Pigott annahmen. Und diese Mary Foster alias Mary Graham-Foster-Pigott (Miss Pigott) starb im Jahre 1858.

Salisbury war wiederum Sir George Pigott´s Tochter und wurde geboren nicht 1811 sondern am 07.09.1806 in Kellyville (New South Wales) und starb am 13.04.1904 in München. Das Gemeinschaftsgrab von Gustav und Salisbury Sayn-Wittgenstein-Sayn ist auf dem FRIEDHOF in der Nähe der ST.LAURENTIUSKIRCHE in ROTTACH-EGERN. [1]



Sir George Pigott und Granado Pigott sind u.U. miteinander verwandt, so daß Salisbury u.U. eine Cousine von Mary Graham-Foster-Pigott war. Also könnte Dein Siegel derer von Pigott (engl. Adelsfamilie) sein. Und der Grund das der Brief aus Marseille ist kann mit der Inmobiliengesellschaft zusammenhängen. Vielleicht war sie geschäftlich dort.

Ich konnte sonst weiter nichts in Erfahrung bringen.

schöne Grüße
Marcel

[1] http://www.royaltyguide.nl/countries/germany/rottachegern/friedhoflaurentius.htm
 
bayern klassisch Am: 05.03.2015 14:17:51 Gelesen: 256678# 19 @  
@ Marcel [#18]

Klasse! Dann danke ich dir sehr für deine (erfolgreiche) Mühewaltung zur Eruierung des Absenders meines Briefes und sehe deiner E-Mail mit Adresse und philatelistischem Wunsch entgegen. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.03.2015 09:35:39 Gelesen: 256630# 20 @  
@ Marcel [#18]

Hallo Marcel,

damit du siehst, dass ich Wort halte, ist der hier ab morgen an dich unterwegs als Dank und Anerkennung für deine Sherlock Holmes´schen Tugenden:



Er geht in dein geliebtes Jena und ich habe ihn damals wegen der (lustigen) Adresse gekauft, zumal er nicht gerade übel aussieht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Marcel Am: 08.03.2015 12:03:56 Gelesen: 256612# 21 @  
@ bayern klassisch [#20]

Hallo Ralph!

Da freue ich mich aber jetzt schon, denn die lustige Adresse ist an Ernst Haeckel [1] (* 16. Februar 1834 in Potsdam; † 9. August 1919 in Jena; Arzt, Biologe und Philosoph) gerichtet. Ein wirklich Berühmter seiner Zeit und bis über seinen Tod hinaus bis heute bekannt. Er war bereits 1865 Professor der Zoologie in Jena. Er verfasste etliche Werke die bis heute verwendet werden.

1882 entstand die "Villa Medusa" - ehe­­maliges Wohn­haus des Zoo­logen Ernst Haeckel, heutiger Bestandteil des Institutes für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sowie Memorialmuseum, wo noch heute Häckels Arbeitszimmer im Original enthalten und zu besichtigen ist. [2]

Und hier ist er auf dem Notgeld der Stadt Jena von 1921.



Danke und schöne Grüße
Marcel

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Haeckel
[2] http://museen.de/ernst-haeckel-haus-jena.html
 
Heinz 7 Am: 08.03.2015 13:12:41 Gelesen: 256596# 22 @  
@ Marcel [#21]

Hey Marcel,

ich bin einmal mehr begeistert, was Du da alles herausgefunden hast! Anerkennung und höchster Respekt meinerseits!

Heinz
 
bayern klassisch Am: 08.03.2015 13:26:26 Gelesen: 256593# 23 @  
@ Marcel [#21]

Hallo Marcel,

da schließe ich mich den Aussagen von Heinz gerne an - klasse und ich fühle mich in meiner Wahl nachträglich bestätigt. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Marcel Am: 08.03.2015 14:13:11 Gelesen: 256583# 24 @  
@ Heinz 7 [#22]
@ bayern klassisch [#23]

Hallo Ihr zwei! Danke für das Lob! Leider habe ich nicht immer genug Zeit, da ich auch arbeiten muß, aber in den freien Minuten beschäftige ich mich gerne damit.

schöne Grüße
Marcel
 
bayern klassisch Am: 15.04.2015 14:59:58 Gelesen: 256378# 25 @  
Liebe Sammlerfreunde,

das Franko von 8 Pence dieses Briefes aus Brighton (?) vom 21.4.1868 nach Würzburg kann ich mir leider nicht erklären, denn über Ostende = Belgien sollten Briefe 6 Pence kosten, schwerere 12 Pence.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
10Parale Am: 03.05.2015 17:48:09 Gelesen: 256296# 26 @  
@ bayern-Fans,

Lange habe ich mir überlegt, diesen sehr schmalen Brief einzustellen. Ich datiere ihn auf das Jahr 1852.

Die Stempel sind nicht leicht zu erkennen, aber vielzählig vertreten.

Warum hat der Brief keine Marke? Er stammt aus Hermannstadt (damals k.u.k.-Monarchie) und wurde an einem 10. Juli abgeschlagen.

Wohin geht er? Ich lese spärlich "An den Hochwohlgeborenen Herrn Kaufmann ............ bei Coburg im herzoglichen Preussen Coburg ???????

Dreht man das Brieflein, erhält man Hinweise, Ratschläge, dunkle Geheimnisse - aber das alles zusammenwürfeln - oh jeeeee.

Das Brieflein wurde mit einem Wachssiegel verschlossen, so üblich. Ich erkenne folgende Stempel

- rechts oben Datum 16. JULI 18..2, stammt von einem 2-zeiligen Langstempel der etwas mit SEN endet, kann das heissen "PREUSSEN"
- darunter deutlich COBURG 17. JULI 1.5. (evtl. 1852)
- ein durch Papierriss getrennter 2K-Stempel von GOTHA ... das Tagesdatum ist leider nur zu erraten, der Monat ist 7.
- ein sehr schwacher Kastenstempel von EISENACH (ich sehe ein 15.7. ganz schwach)

Wenn ich auch hier wahrscheinlich im falschen Land suche, der Brief lief auf jeden Fall durch Bayern.

Eisenach, Coburg und Gotha bilden ein geometrisches Dreieck und sollte gar Gotha das Destinationsziel sein?

Das würde mich deshalb freuen, weil dort im September ja der Philatelistentag stattfindet und die ARGE Rumänien sich dort auch trifft.

Liebe Grüsse

10Parale




 
Magdeburger Am: 03.05.2015 18:12:29 Gelesen: 256284# 27 @  
@ 10Parale [#26]

Hallo 10Parale,

Coburg gehört zu Sachsen-Coburg - der dreizeilige Rahmenstempel ist Erfurt - Eisenach, ein Streckenstempel - auf der Strecke lag auch Gotha, wo der Brief den Zug verlassen hat.

Ob er durch Bayern lief, wird fraglich sein. Persönlich denke ich, dass er eher durch Sachsen lief. Vielleicht kann Bayern Klassisch mehr dazu sagen. :)

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Fips002 Am: 03.05.2015 19:40:41 Gelesen: 256265# 28 @  
@ bayern klassisch [#25]

Der Brief vom 21.4.1868 ist mit 8 d richtig freigemacht.

Durch den 3. Postvertrag vom 01.7.1859 - 30.6.1870 erfolgte die zweite Ermässigung der Briefgebühr von 8 d = 7 Sgr auf 6 d = 5 Sgr für den einfachen Brief.

Da der Brief aber nach 18.45 Uhr bis 19.45 Uhr aufgegeben wurde, erfolgte ein Zuschlag für Spätauflieferung von 2 d, gesamt also 8 d.

Die Kennzeichnung hierzu erfolgt ab 1859 rückseitig mit kleinem, blauen Einkreiser von London. Dieser wurde auf Deinen Brief auch abgeschlagen.

Gruß Dieter
 
bayern klassisch Am: 03.05.2015 19:42:37 Gelesen: 256264# 29 @  
@ 10Parale [#26]

Hallo 10Parale,

dein Portobrief lief sicher NICHT durch Bayern - er lief über Bodenbach (Strecke über Prag - Dresden) nach Taxis. Wäre es anders, sähe man den Hofer Stempel, denn die haben immer gestempelt, wenn Briefe im Transit kamen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Fips002 Am: 04.05.2015 20:58:00 Gelesen: 256205# 30 @  
Von mir ein Faltbrief von St.Petersburg/Russland nach Grasmühle bei Nürnberg.

Am 01.07.1843 wurde ein Postdampfschiffsvertrag zwischen Preußen und Russland abgeschlossen, wonach Postsendungen zwischen Stettin und Kronstadt (St. Petersburg) durch Postdampfer befördert werden konnten. Der Verkehr wurde von dem Postdampfschiff "Preußischer Adler" und dem russischen Postdampfschiff "Wladimir" wahrgenommen. Der Gebührensatz für den einfachen Brief von 15 g betrug 10 Kopeken = rund 3 Silbergroschen = 20 Kreuzer, vom Empfänger zu bezahlen.

Faltbrief befördert mit "Preußischen Adler" (Vermerk links oben) von St. Peterburg 26.Sept.1859 nach Stettin, weiter mit Bahn Cöslin-Berlin, Ankunft Schwarach 13.10.1859.

Gruß Dieter


 
bayern klassisch Am: 05.05.2015 20:57:44 Gelesen: 256159# 31 @  
@ Fips002 [#30]

Hallo Dieter,

ein sehr schöner Brief, der in jede Sammlung gut hinein passt.

Preußen notierte 3 Sgr. siegelseitig, die sie Rußland bonifizierten.

Da der Brief nach Bayern lief, fungierte Preußens erste Poststelle als Vereinsaufgabepost. Wurden die 3 Sgr. (10 Kopeken) für Rußland paritätisch in 10,5 Kreuzer = 11 Kreuzer reduziert, so kam das Postvereinsporto von 9 Kr. für einfache Briefe in die Südstaaten über 20 Meilen in Ansatz, so dass total 20 Kr. zu bezahlen waren.

Nachdem Bayern diese vom Empfänger (bekannte Korrespondenz!) kassiert hatte, musste man alle 20 an Preußen vergüten, das immerhin noch 9 Kreuzer (paritätisch 2,5 Sgr.) behalten durfte. Bayern behielt also gar nichts hier.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 27.06.2015 11:10:43 Gelesen: 255648# 32 @  
Liebe Freunde,

ich habe die Ehre heute ein feines Briefchen zeigen zu dürfen, dessen Erwerb mich sehr gefreut hat, weil es ein bisschen in die Dynastik Bayerns zielt und somit für den Freund der "Sophy" ("social philately") von Interesse sein könnte.





Aufgegeben wurde es am 28.9.1813 in Louvain (deutsch: Löwen), welches damals französisch war, später niederländisch und ab 1831 belgisch). Den genauen Ort gibt Pius mit Hererleg oder Hererley an - diesen Ort konnte ich nicht finden und wäre für Hilfe dankbar. Die Adresse lautete:

A S. A. S. (A Son Altesse Serenissime) Monsieur le Duc Guillaume de Baviere a Bamberg = An seine Hoheit den Herrn regierenden Herzog in Bayern in Bamberg.

Gemeint war Herzog Wilhelm in Bayern, ein Wittelsbacher, der von 1752 bis 1837 lebte. Absender war Pius August in Bayern, ein Misantrop, der von 1786 bis 1837 lebte und immerhin bayer. Generalmajor war.

Im Inhalt geht es um den kleinen Max Joseph in Bayern (1808 bis 1888) den Sohn von Pius und seiner Frau Amalia Luise von Arenberg (1789 bis 1823) - es sollte das einzige Kind der beiden bleiben. Auch seine Frau kommt in dem Brief vor, jedoch geschrieben "Amelie".

Die Taxen sind einfach zu lesen, aber schwer zu bestimmen: Sicher wurde er mit 3 1/2 (Gutengroschen denke ich) taxiert, die dann in 14 Kreuzer reduziert wurden. Es sieht so aus, als wäre er in Frankreich portofrei gewesen, aber nicht für die Transitstrecke bis zur bayer. Grenze (Achtung: Das Großherzogtum Würzburg war noch nicht bayerisch).

Daher nehme ich an, dass man nur die Transitforderung mit 14 Kr. bei der Abgabe haben wollte, nicht jedoch französische und bayerische Gebühren, die wegen der Stellung nicht angefallen waren (passive Portofreiheit).

Warum der Brief mit 2 unterschiedlichen, schwarzen Siegeln verschlossen wurde, kann ich nicht sagen. Postspionage?

Kommen wir zurück in die Zeit des späten September 1813: Bayern war noch im Rheinbund mit Frankreich verbündet, doch mit dem Vertrag von Ried am 8.10.1813 trat Bayern aus dem Rheinbund aus und schloss sich den Russen, Österreichern und Preußen gegen Napoleon an. Unmittelbar danach, vom 16. bis 19.10.1813 folgte die Völkerschlacht bei Leipzig, deren Ausgang das Gesicht Europas veränderte. Würde man diese Tage und Wochen aus der Zeit des Briefes bewegend nennen, wäre das noch die Untertreibung des Jahres 1813.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 27.06.2015 11:33:45 Gelesen: 255645# 33 @  
@ bayern klassisch [#32]

Hallöle!

Der Ort könnte Heverlee (ein Stadtteil der Stadt Louvain) lauten.

schöne Grüße
Marcel

https://de.wikipedia.org/wiki/Heverlee
 
Lars Boettger Am: 27.06.2015 11:46:54 Gelesen: 255642# 34 @  
@ bayern klassisch [#14]

ein Brief aus Quincy / Illinois wurde am 25.11.1850 nach Markt Einersheim aufgegeben. Der Absender notierte "Via Liverpool" und bezahlte 20 Cents (PAID / 20) für die Strecken innerhalb der USA, den Seeweg und das britische Transitporto. Die Niagara der Cunard Line legte mit ihm am 4.12.1850 von New York aus ab und landete ihn wunschgemäß (kam ja auch nicht immer vor!) am 17.12.1850 in Liverpool an. Am 18.12. war er ausweislich des siegelseitigen roten Stempels von London per Bahnpost von dort kommend eingelaufen. Mit dem schwach abgeschlagenen Stempel "Colonies & Art. 13" (ich meine, auch wenn man es nicht deutlich lesen kann, dass dies der richtige Vertragsstempel sein sollte) und dem Eingangsstempel von Calais (wohl vom 19.12.1850) lief er über Paris und Forbach nach Würzburg, wo er am 22.12.1850 ankam

Lieber Ralph,

leider sehe ich erst jetzt diesen Brief und Deine Beschreibung. Mit den 20 Cents wurde nur das US-Porto bis zum Ausgangshafen abgedeckt (2 x 10 Cents > 300 Meilen). Das heisst, dass der Brief ab den USA mit Porto belastet wurde. England stellte Frankreich 10d in Rechnung, für einen Brief der 2. Gewichtsstufe 20d. Ich bin jetzt nicht der Experte für den europäischen Transit ab Frankreich.

Hätte der Absender den Brief für einen großen Teil der Strecke vorausbezahlen wollen, dann hätte er mit der Ocean-Line nach Bremen laufen müssen und hätte dann 68 Cents gekostet (2 x 34 Cents: 34 Cents - 10 Cents Inlandsanteil + 24 Cents Seeporto).

Beste SammlergrÜsse!

Lars
 
bayern klassisch Am: 27.06.2015 11:59:05 Gelesen: 255639# 35 @  
@ Marcel [#33]

Lieber Marcel,

klasse - ich hatte gesucht und gesucht, aber nicht das Richtige gefunden. Vielen Dank!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 27.06.2015 12:01:12 Gelesen: 255638# 36 @  
@ Lars Boettger [#34]

Lieber Lars,

vielen Dank für deine Erklärungen - schon notiert. Diese (für mich) frühen Briefe aus den Staaten nach Bayern sind immer etwas problematisch, weil es viele Laufwege gab, die Absender oder die Post einiges falsch machten und sich daraus einige Imponderabilien bildeten, deren Resultate für mich immer leicht nachvollziehbar sind.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Marcel Am: 27.06.2015 16:34:14 Gelesen: 255611# 37 @  
@ bayern klassisch [#32]

Nochmal Hallöle!

Deine Frage: Warum der Brief mit 2 unterschiedlichen, schwarzen Siegeln verschlossen wurde, ... Postspionage? hat mich veranlasst mal ein wenig zu recherchieren.

Schwarze Siegel waren ja nicht nur Trauersiegel, sondern auch Siegel des Patriarch von Jerusalem und der Großmeister der geistlichen/weltlichen Ritterorden. Jetzt habe ich ein Bildnis von Pius August in Bayern (dem Großvater der späteren Kaiserin von Österreich Elisabeth Amalie Eugenie - auch Sissi genannt) gefunden. Darauf ist er abgebildet mit dem Bruststern zum Großkreuz vom Hausritterorden des Heiligen Hubertus dem Hausorden der Wittelsbacher.

2 Siegel: Warum? Der erste größere Siegel (Wappensiegel) ist der der Stammfamilie der kleinere ist der meist eigene, sogenanntes Signet (privates Siegel).

[1] Abb. Pius auf Tasse (in Abb. der obere Bruststern) [2] Katalogabb. aus meinem Katalog [3] Info zum Hubertusorden

[1] http://elisabethsissi.blogspot.de/2013/07/la-famiglia-di-sissi-pt-2-massimiliano.html

[2]

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Hubertusorden

schöne Grüße
Marcel
 
bayern klassisch Am: 27.06.2015 16:41:20 Gelesen: 255606# 38 @  
@ Marcel [#37]

Hallöle zurück,

das ist ja interessant - ich wusste nicht, dass schwarze Siegel auch etwas anderes bedeuten können, als Tod und / oder Trauer.

Wieder etwas dazu gelernt - vielen Dank! :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Lars Boettger Am: 27.06.2015 17:42:30 Gelesen: 255602# 39 @  
@ bayern klassisch [#36]

Lieber Ralph,

so pessimistisch würde ich das nicht sehen, die Absender und die Post wussten zumeist, welcher Leitweg möglich ist.

Brief aus Fort Wayne (Indiana) nach Nürnberg. Zuerst notierte der Postbeamte "10" (Cents) - Inlandsporto USA > 300 Meilen. Auf dem Faltbrief steht "per steamer via Havre". Das Porto hätte für einen Versand mit der "Compagnie Générale des Paquebots Transatlantiques" ausgereicht. Aber 1848 war dieser Dienst bereits eingestellt. Eine andere Möglichkeit wäre der Versand per Cunard Dampfer via England - Frankreich gewesen. Auch dafÜr hätten die 10 Cents ausgereicht. Aber der Postbeamte strich die "10" und notierte die "34". Der Absender musste nichts bezahlen, aber damit hat er einen langsamen Weg des Versandes gewählt.

Der nächste Ocean-Line Dampfer war die "Hermann", die am 21. August 1848 New York verliess. Der rückseitige Ankunftsstempel von New York trägt das Datum vom 1. August - der Brief lag 20 Tage in New York. Die US-Post wollte nicht auf die Einnahmen verzichten und hatte daher keine Möglichkeit, den Brief schneller zu spedieren. Der Dampfer kam am 7. September in Bremen an.

Bremen notierte 12 3/4 Groschen Porto, Hannover bekam seinen Anteil von 1 1/3 Ggr. und vermerkte das links oben mit roter Tinte. Wahrscheinlich wurde der Brief dann von Thurn und Taxis übernommen (?). In roter Tinte notierte jemand 62 / 14, der Taxbaum wurde später in 62 / 12 mit Rötelstift geändert. Nürnberg nach also 1 Fl. 14 Kr. in Auslage und rechnete noch 6 Kr. für den Inlandstransport hinzu. Der Empfänger musste dann 1 Fl. 20 Kr. als Porto bezahlen (Tintenvermerk links unten).

Das ist noch nicht meine endgültige Beschreibung, das geht noch besser.

Beste SammlergrÜsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 27.06.2015 18:52:46 Gelesen: 255592# 40 @  
@ Lars Boettger [#39]

Lieber Lars,

vielen Dank für das Zeigen dieses tollen Briefes, mit all seinen Facetten.

Mit Taxis hast du Recht - die Hansestädte konnten ja keine Post weiterleiten, weil es ja nur Stadtposten waren. Taxis hatte sich die Leitung von und nach den Hansestädten bzgl. Bayerns gesichert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Lars Boettger Am: 01.08.2015 09:35:45 Gelesen: 255370# 41 @  
@ bayern klassisch [#40]

Lieber Ralph,

vielen Dank für Deine Bestätigung! Ich habe noch einen weiteren Brief aus dem Juli 1850. Der Brief wurde in Pensacola (Florida) nach Dinkelsbühl addressiert. Er lief über New York über Bremen, von dort nach Nurnberg und Dinkelsbühl.

Der Brief ist mit 34 Cents bis nach Bremen freigemacht. 10 Cents für das Inlandsporto, 24 Cents für den Seetransport bis Bremen (Notierung oben rechts). Das hannöverische Postamt in Bremen verlangt 1 1/3 Groschen (roter Stempel), Thurn und Taxis insgesamt 20 Kreuzer (6 + 14 Kreuzer, mit schwarzer Tinte gestrichen). In Nürnberg werden die verauslagten 20 Kreuzer + 12 Kreuzer Inlandsanteil links mit schwarzer Tinte notiert. Vom Empfänger werden insgesamt 32 Kreuzer Porto verlangt.

Beste Grüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 01.08.2015 11:47:04 Gelesen: 255349# 42 @  
@ Lars Boettger [#41]

Lieber Lars,

ein wundervoller Brief, den jeder gerne hätte. Aber mit Nürnberg hatte er nichts zu tun - er lief von Bremen aus über Frankfurt am Main und Würzburg.

In Bayern war er über 1/2 bis 1 Loth schwer und damals galten noch die alten Gewichte, nicht die des Postvereins, daher waren die Tarife vom 1.12.1810 anzuwenden, so dass er 8 Kr. (einfach) plus 4 (je halbes Loth eine halbe Portostufe mehr) = 12 Kreuzer für Bayern kostete.

Wenn du dessen mal überdrüssig werden solltest, steht hier ein leeres Album für ihn bereit. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Lars Boettger Am: 01.08.2015 12:56:51 Gelesen: 255341# 43 @  
@ bayern klassisch [#42]

Lieber Ralph,

vielen Dank für die Korrektur! Die Stempel auf der Rückseite bzw. der Auslagenstempel sind nicht sonderlich klar abgeschlagen, von daher die Verwechslung von Würzburg und Nürnberg. Der Brief wird in mein Transatlantik-Exponat eingebaut - deshalb behalte ich ihn noch.

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 01.08.2015 19:33:17 Gelesen: 255314# 44 @  
@ Lars Boettger [#39]

Lieber Lars,

Du schreibst, dass das Porto von New York nach Nürnberg mit 10 c ausgereicht hätte. Dieses stimmt aber nicht für diesen Brief von 1848.

Laut Vereinbarung vom Juni 1847 - Juli 1851 zwischen US-Freie Hansestadt Hamburg und Bremen betrug das See Porto 24 c plus Inland Porto 10 c, Entfernung Fort Wayne nach New York 648 Meilen. Gesamt, wie vermerkt, 34 Cents.

Laut Vereinbarung zwischen US-Bremen von 1853 war die Rate nach Bremen 10 c und nach einer Adresse über Bremen nach der deutsch-Österreichischen Post Union 15 c. Im Brief Nr.41 hast Du die Rate nach Bremen mit 34 c richtig angegeben.

Gruß Dieter
 
Lars Boettger Am: 01.08.2015 23:34:43 Gelesen: 255286# 45 @  
@ Fips002 [#44]

Lieber Dieter,

bitte lese Dir meinen Beitrag noch einmal genau durch.

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 02.08.2015 16:27:28 Gelesen: 255243# 46 @  
@ Lars Boettger [#45]

Lieber Lars,

wie kannst Du mir die nach Deiner Meinung ausreichenden 10 c nach Bremen erklären? Die gültigen Gebühren habe ich angegeben. Eine andere Gebühr nach Bremen gibt es in diesem Zeitraum für einen einfachen Brief nicht.

Die 10 c wurden vom Postbeamten in New York durchgestrichen, weil diese Inlandgebühr zu der Seegebühr von 24 c vom Postbeamten addiert wurden und die Gesamtgebühr von 34 c nun vom Postbeamten auf den Brief vermerkt wurden.

Du schreibst, dass die Gebühr von 10 c auch für die Herout & de Handel Line und für die Cunard Line ausgereicht hätte. Beides stimmt aber nicht. Nach meinen Unterlagen bewegen sich die Gebühren für Schiffe der Herout & de Handel Line zwischen 10 und 18 decimes, 8 decimes = 15 Cents.

Der Brief wurde richtig am 21.August 1848 mit der "Herman" der Ocean Line abgeschickt um Porto zu sparen. Die "Herman" war das nächste Schiff, welches England nicht anlief.

Im Juli 1848 begann die von den Vereinigten Staaten eingeführte Retaliatory Rate (Vergeltungsrate), die sechs Monate dauerte. Die Seegebühr verdoppelte sich für die Briefe zwischen den Vereinigten Staaten und England in den sechs Monaten. In diesem Zeitraum fällt der gezeigte Brief.

Man wählte also nicht den langsameren Weg, sondern allein um Porto zu sparen. Also kamen Schiffe der Cunard Line nicht in Frage, da sie nach Liverpool liefen und somit die doppelte Rate fällig geworden wäre.

Gruß Dieter
 
Lars Boettger Am: 02.08.2015 18:50:04 Gelesen: 255221# 47 @  
@ Fips002 [#46]

Lieber Dieter,

machen wir es gleich ganz genau:

10 Cents US-Inlandsporto reichen für die folgenden Versandwege aus:

- Segelschiff via Frankreich
- Herout & de Handel-Dampfer - bitte nenne mir Deine Quelle, nachdem für den französischen Dampfer ein erhöhtes Porto fällig wird - nach meinem Kenntnisstand ist auch das sog. "Freight Money" seit ein paar Jahren nicht mehr gerechnet worden. Aber die französische Dampferlinie fuhr zum Zeitpunkt der Briefaufgabe schon nicht mehr.

34 Cents US-Inland- + Seeporto via Bremen

Und ja, da hast Du recht und ich habe hier etwas gedanklich abgekürzt, 34 Cents Vorauszahlung w/ Retaliatory Rate mit Cunard-Dampfer (10 Cents Inlandsporto + 24 Cents Seetransport) ab 1.7.1848.

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 03.08.2015 17:43:11 Gelesen: 255163# 48 @  
@ Lars Boettger [#47]

Lieber Lars,

es geht um den Brief vom Dampfschiff "Herman" von New York direkt nach Bremen. Das Gesamtporto, mit Inlandrate von 10 Cents, betrug 34 Cents. Das amerikanische See Porto von 24 c ( 9ggr.-11 sgr. -39/40x) für die Strecke New York - Bremen war niedriger als das englische Porto von 1sh6p (entspr. 12 ggr. oder 36 gro) für die gleiche Strecke im Transit über Liverpool/Cuxhaven. In den sechs Monaten der "Retaliatory Periode" verdoppelte sich das See Porto. Ein Brief über England nach Bremen hätte 59 Cents gekostet.

Die Engländer, die bis dahin den Postverkehr auf dem Nordatlantik beherrscht hatten, erkannten die amerikanische "packet-line" nicht an und belasteten die in England angelandeten Briefe, bei denen das See Porto bereits bezahlt war, nochmals mit dem britischen See Porto von 1sh (entsp. 24 gro oder US-Cent). Dieses Verhalten der Engländer führte dann zu dem sogenannten "Postkrieg" mit den USA.

Nun zu meinen Quellen aus denen Du die, von mir erwähnten, Raten entnehmen kannst.

- History of Letter Post Communication between the United States and Europe 1845 - 1875, by G.E.Hargest
- Understanding Transatlantic Mail, Volume 1, by Richard F.Winter
- The Transatlantic Mail, by Frank Staff
- United States Letter Rates to foreign Destinations, 1847 to GBU-UPU, by Charles J.Stames
- The Postage Rates of North Atlantic Mails (1635-1950)
- United Kingdom Letter Rates 1657-1900, Inland & Overseas, by C.Tabeart
- Postgeschichte und Altbriefkunde, Heft 160, Bremen Mail- der erste transatlantische Postvertrag 1847-1867, Amerika über Bremen
- Auktionskataloge: G.Russel, Saint Longis, Vente sur offres, 27.mais 2011
- Auktionskatalog: verschiedene Kataloge von Lugdunum Philatelie, Lyon
- Auktionskatalog: Schyler Rumsey Philatelie, San Francisco, 4.Febr.2013

Gruß Dieter
 
Lars Boettger Am: 03.08.2015 17:52:19 Gelesen: 255159# 49 @  
@ Fips002 [#547]

Lieber Dieter,

herzlichen Dank für die Quellennennung. Die habe ich auch alle (gelesen).

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 13.08.2015 19:54:32 Gelesen: 254960# 50 @  
Von mir ein Brief aus Albany/Missouri nach Hof/Oberfranken.

Der Brief wurde am 08.September 1873 in Albany aufgegeben und nach New York befördert. Von New York. 10.09.1873 mit dem Schiff des Norddeutschen Lloyd "Kronprinz Friedrich Wilhelm", über Southampton 24.09.73, nach Bremen 27.09.73 befördert. Von dort mit der Bahn nach Hof, Eingang 28.09.1873 (Stempel auf der Rückseite).

Die Postgebühr für die direkte Route von New York nach Bremen betrug 6 Cents.

Gruß Dieter


 
bayern klassisch Am: 21.11.2015 13:19:34 Gelesen: 253835# 51 @  
Liebe Freunde,

der hier gezeigte Brief war Anlass, in Kiefersfelden nachzufragen, ob dort noch heute jemand die tatsächlichen Verhältnisse der kaiserlich königlichen Hüttenverwaltung in Kiefer kennen würde.

Tatsächlich konnte ich jemanden bei der Stadtverwaltung für meine Anfrage gewinnen, der einen alteingesessenen Kiefersfeldener befragen konnte und die Antwort dieses Kenners möchte ich euch nicht vorenthalten:

"Die K. K. Hütten- und Hammerverwaltung Kiefer bei Kuftstein in Bayern war ein österreichisches Werk auf bayerischem Boden. Es wurde um 1700 aus dem Zillertal nach Kiefersfelden verlegt, da nur so die im österreichischen Thierseetal reichlich vorhandenen Holzvorkommen problemlos genutzt werden konnten. Das Eisenhammerwerk befand sich im Ortsteil Kiefer, heute der Bereich zwischen dem Werkkanal und dem Kieferbach.

Das Eisenwerk wurde schließlich 1871 wegen fehlender Rentabilität geschlossen. Als Folge des gewonnenen Krieges 1870/71 gegen Frankreich kamen Elsaß und Deutsch - Lothringen zum Reich und die dortigen Eisenwerke produzierten deutlich günstiger, als das Werk in Kiefersfelden, obwohl der dort produzierte Stahl eine hervorragende Qualität besaß.

1882 wurden die leer stehenden Fabrikationsanlagen des Eisenhammerwerkes von einem Augsburger Konsortium aufgekauft, das dort im April 1883 die Marmor - Industrie Kiefersfelden gründete."



Zurück zum Brief - er wurde in Lausanne (CH) am 27.8.1868, also 4 Tage vor dem neuen Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1.9.1868, geschrieben und in Folge des Altvertrags richtig mit 50 Rappen (15 Kr.) frankiert. Das Weiterfranko für Deutschland wurde mit 9 Kr. vorderseitig ausgewiesen (kein Nachporto!). Da man diese 9 Kr. aber hätte in Deutschland für ein Nachporto halten können, wurde es von der württembergischen Bahnpost gestrichen (blauer Kreidestift damals wie üblich).Da er mit der Bahnpost Lausanne - Bern(e) schnell befördert wurde, ging es zuerst über den Bodensee, ehe er in Friedrichshafen der württembergischen Bahnpost übergeben wurde. Diese kassierte 9 Kr. als Aufgabepost im Postverein, obwohl es diesen längst nicht mehr gab, aber der Altvertrag sah dies noch so vor - glückliches Württemberg.

Hatte der Absender noch vermerkt "Kiefer bei Kufstein in Bayern", so war das etwas problematisch, denn Kufstein in Bayern lag schon damals in Österreich, aber die involvierten Postler wussten offenbar, was man in der Romandie gemeint hatte. Am 29.8.1868 kam er schließlich in Kiefersfelden an und wurde der österreichischen Hütten- und Hammerverwaltung zugestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 21.11.2015 13:22:39 Gelesen: 253834# 52 @  
@ bayern klassisch [#51]

Hallo Ralph,

ein ganz toller Brief ! Ich frage mich immer wieder wo du solche Schmankerl ausgräbst :DD!

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 21.11.2015 14:39:04 Gelesen: 253824# 53 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#52]

Hallo Kevin,

danke! Das Ausgraben machen die Auktionatoren für mich - ich entdecke dann nur noch in den Katalogen diese Stücke und versuche, mit dem, was mir das Finanzamt lässt, das ein oder andere Stück an Land zu ziehen und hier zu präsentieren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.12.2015 10:21:08 Gelesen: 253159# 54 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Strasbourg vom 23.5.1829 nach Landau in der Pfalz. Frankreich stempelte 67 STRASBOURG (Departementsnummer) und C.F.1.R. für Correspondance Francaise Premier Rayon.





Bayern erkannte für Frankreich 8 Kr. an und addierte für sich 4 Kr., so dass der Empfänger total 12 Kr. zahlen musste.

Wenn jemand den Inhalt summarisch übersetzen könnte, wäre ich entzückt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.01.2016 19:35:06 Gelesen: 252975# 55 @  
Liebe Freunde,

den folgenden Brief vom 11.3.1867 aus Lippstadt in Preußen nach Immenstadt verstehen ich hinsichtlich seiner Taxen gar nicht.



Im Postverein waren Portobriefe in der Währung der Abgabepost = Kreuzer zu taxieren. Demzufolge hätte man 12 Kr. notierten müssen, die auch vorhanden sind (12 x - das "x" für Kreuzer ist etwas flüchtig geschrieben).

Oben sehe ich 3 6/12, was nur 3 6/12 Silbergroschen bedeuten kann. Aber warum bei einem Portobrief nach Bayern, wo Groschen nie Währung waren, eine Silbergroschen - Taxe notieren?

Dazu sind die 12 Kr. gestrichen worden, was während des Postlaufs nicht passieren durfte und was nach dem Postlauf nur vom Absender hätte vorgenommen werden können, für den es ja egal war, was auf dem Brief stand, weil er den Betrag ja längst bezahlt haben musste, sonst hätte er ihn gar nicht erst ausgehändigt bekommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 04.01.2016 11:45:54 Gelesen: 252944# 56 @  
@ bayern klassisch [#55]

Lieber Bayern Klassisch,

vielleicht hatte der Postbeamte einen "schlechten Tag" - bei Thurn und Taxis ist es ja bekannt, dass die Währungen verwechselt wurden.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 04.01.2016 13:14:30 Gelesen: 252931# 57 @  
@ Magdeburger [#56]

Lieber Magdeburger,

das ist ja immer möglich, aber bei einem Preußen erwarte ich wohl zurecht höchste Akkuratesse im Umgang mit Portobriefen, denn da wollte Preußen von Bayern ja Geld sehen und 3 1/2 Sgr. waren nie in der Höhe ein Porto im Postverein, das ging nur auf ganze Kreuzer bzw. Groschen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.02.2016 09:58:49 Gelesen: 251766# 58 @  
Liebe Freunde,

aus einer Mini - Korrespondenz abgegriffen zeige ich 2 Briefe aus Le Biot (angeblich der Ort in Frankreich, wo man sich schon immer sehr gesund ernährt hat) vom 7.1.1865 und einen aus Albi vom 13.4.1868 an die Firma Helmensdorfer & Compagnie ("Cie") in Lindau ("Lac de Constance" = Bodensee).



In Le Biot frankierte man die für einen Brief bis 10g notwendigen 40 Centimes mit 2 Marken zu 20 Centimes, während man später in Albi für uns Sammler etwas großzügiger war und 2 Marken à 10 Centimes und nur eine à 20 Centimes frankierte.

Der Absender Francois Namus in Le Biot blieb mir nach Netzrecherche leider unbekannt, während ich zum Absender Leon Talabot aus Saut Du Tarn bei Albi folgendes ergoogled habe (und ganz stolz auf diese einmalige Leistung bin):

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwi0gvSBhZrLAhUiQJoKHa2UAjkQFggcMAA&url=https%3A%2F%2Ffr.wikipedia.org%2Fwiki%2FSaut_du_Tarn&usg=AFQjCNGVWlYVEy81HBMECCcExl8eb0F5iw&sig2=VklNYRvpNvu1-MeFNUTODA&bvm=bv.115339255,d.bGs

Zum Empfänger glaube ich dies richtig gefunden zu haben (2. Großtat heute):

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjBt7XqhZrLAhVmYZoKHRgwCTUQFggdMAA&url=http%3A%2F%2Fhttp://www.helmensdorfer-pfannen.de%2F&usg=AFQjCNGeFPNXOrz3lDOOVANKmMxOvQj_Mg&sig2=PflbCwlJvDQ3RF2csCav5w

1864 gegründet könnte ja passen, wenn man sich das Datum der Briefe anschaut und so häufig dürfte dieser Firmenname nicht in Lindau gewesen sein.

Nun zu den Leitwegen, die ja immer von besonderem Interesse sind:



1. Brief: Le Biot 7.1.1865 - Thonon 7.1.1865 28 km südlich des Genfer Sees bis an den Genfer See. Thonon - Paris 8.1.1865 bei nur 650 km im Januar in den Alpen - wie immer meinen größten Respekt an die Franzosen. Paris - Strasbourg 8.1.1865 (wenn sich mein Respekt für die Franzosen noch steigern ließe, wäre das jetzt der Fall - unglaubliche Leistung!). Neu - Ulm 9.11865 (man sieht hier sehr schön, ich konnte es noch nie beweisen, jetzt schon, die Leitung geschlossen über Badens und Württembergs Bahnpost, die in Ulm endete und nach der Übergabe des Postsacks in Neu-Ulm wurden alle ausländischen Poststücke eingangsgestempelt in Bayern - ein großes Dankeschön der Post). Lindau 9.1.1865, dank der bayerischen Bahnpost alles noch am selben Tag - phantastisch.

Sieht man sich den Lauf des Briefes an, fragt man sich zweierlei:

1. Warum nicht, da der Brief doch nur kurz hinter der Schweizergrenze in Thonon war, einfach der Schweiz übergeben, von wo aus es nach Lindau nur 390 km bis Lindau im Bodensee waren? Nun, das ging nicht, denn der PV Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858 sah dergleichen nicht vor und die Schweiz ließ keinen (offenen und geschlossenen) Transit durch ihr Territorium zu. Hätte sie es zugelassen, hätte sie sicher 6 Kr. (20 Rappen oder 2 Decimes) Transitporto verlangt.

2. Warum leitete ihn die vorzügliche französische Post vom Genfer See via Paris (Nordfrankreich) wieder in den Südosten nach Strasbourg? Ein Umweg von ca. 750 km? Nun, Frankreich war ein Zentralstaat und die Post ins Ausland, wenn sie nicht dirket kartiert werden musste (Elsaß, Lothringen) musste halt immer nach Paris gekarrt werden, ehe sie von dort aus weiter geleitet wurde und das können wir an diesem unscheinbaren Brief wundervoll nachvollziehen.

Kommen wir zum 2. Brief und seinem Laufweg:



Albi (Südfrankreich, nordöstlich von Toulouse) 13.4.1868 - per Bahnpost Bordeaux - Paris 14.4.1868. Dann aber (war er in Paris, oder hat man ihn erst gar nicht dorthin geschickt, sondern ihn gleich der Bahnpost Paris - Strasbourg am selben Tag übermacht?) Richtung Strasbourg, wo er wohl auch am 14.4.1868 angekommen sein dürfte, ehe er am 16.4.1868 in Lindau einschlug. Wegen des Wegfalls des DÖPV zum 1.1.1868 war das Stempeln und Verrechnen der inneren Postvereinstransite für Baden und Württemberg nicht mehr notwendig - eine Stempelung damit obsolet, wie sich hier schön zeigen lässt.

So können (mich) auch simple Briefe erfreuen, wenn man sich mit ihnen ein wenig näher befasst.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 08:33:25 Gelesen: 251609# 59 @  
Liebe Freunde,



ein bar frankierter Brief aus Londons Lombard Street wurde am 15.1.1874 mit 3 Pence = 9 Kr. an Oscar Dürr in Lindau "Germany" aufgegeben. Da hätte ich jetzt eher "Bavaria" erwartet, aber die Post damals war schlau und beförderte ihn sofort in das richtige Lindau, wie der Eingangsstempel vom 17.1.1874 belegt.

Meine Frage ist: Wie wurden die 3 Pence zwischen den Postverwaltungen aufgeteilt? Umgekehrt hätte Bayern 1 Penny behalten und 2 abgeführt. Aber wie war es anders herum?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 08:44:21 Gelesen: 251606# 60 @  
Liebe Freunde,

über die "Qualitäten" Augsburgs muss man nichts sagen - gewissen Taxierungen sind dort abgegeben worden, die Bayern viel Geld gekostet haben.



Hier scheint mir wieder so ein Fall vorzuliegen: Geschrieben in Langres am 21.8.1845 im 3. Rayon zu Bayern (C.F.3.R.) lief er über Strasbourg und Augsburg nach München. Da München keinen eigenen Kartenschluss mit Strasbourg hatte, war Augsburg als 1. bayerische Post gefordert, die fremden und eigenen Taxierungen vorzunehmen.

Wie wir an allen hier gezeigten Briefen aus dem 3. Rayon Frankreichs gesehen haben, wenn sie einfachen Gewichts waren, wie hier, wurden 20 Kr. für diesen Teil angesetzt und 18 Kr. für die Strecke ab Kehl bis München.

Hier hatte man auch tatsächlich 20 Kr. zuerst notiert und darauf seinen Auslagestempel abgeschlagen, dann aber mit 14 Kr. (?) korrigiert. In Folge dessen musste auch das Gesamtporto von 38 Kr. (bekam eins ausgewischt) auf völlig falsche 32 Kr. reduziert werden. Bayern gingen also mal wieder 6 Kr. "dank" Augsburg verloren.



Wie es richtig war, zeigt ein Brief aus Lyon vom 30.8.1831, der unter den gleichen Kriterien 20 Kr. für Frankreich im Auslagestempel Augsburgs zeigt, zu denen das Inlandsporto bis München mit 18 Kr. korrekt addiert wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 04.03.2016 12:34:13 Gelesen: 251593# 61 @  
Liebe Sammelfreunde,

ein Beleg, den ich mal wieder für Euro bekommen habe:



Er stammt vom 07.12.1864 aus Magdeburg mit richtig 3 Sgr. frankiert und lief nach Straubing. Meine Frage, was bedeutet die römische III im Stempel von Straubing? Ist es die 3. Ausgabetour?

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 12:45:26 Gelesen: 251592# 62 @  
@ Magdeburger [#61]

Lieber Magdeburger,

für wenig Geld darf man solche Briefe immer mitnehmen. :-)

Die III bedeutete, dass der Ankunftsstmepel um 15.00 Uhr auf den Brief kam. Eigentlich sollten die römischen (alten) Zahlen für den Vormittag gelten und die neuen (arabischen) Zahlen für den Nachmittag, also gewissermaßen "chronologisch" verabfolgt werden.

Aber daran haben sich nicht alle gehalten, wie man sieht, denn Straubing hatte sicher um 3 Uhr morgens keinen da, der die Briefpost ankunftstempelt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.04.2016 15:56:33 Gelesen: 250939# 63 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen hübschen Standard, wenn ich das so sagen darf: London East Central vom 25.11.1864 via Calais (26.11.) und Paris (26.11.) und Bahnpost Paris - Strasbourg (26.11.) nach Nürnberg, wo es mit 6d korrekt frankiert am 28.11. ankam.

Die blaue 2d Marke mutet hinsichtlich ihrer Farbe auch heute noch eigentümlich an - fast eine "stahlblaue", wenn man die bayerische Farbenlehre versteht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.04.2016 08:05:54 Gelesen: 250859# 64 @  
Liebe Freunde,

wem England - Bayern zu banal ist, der wird hier vlt. mit seine Augenbraue lüpfen, denn Briefe aus Brasilien nach Bayern sind und waren schon damals in der Kreuzerzeit handverlesen.



Hier einer aus Rio de Janeiro vom 25.1.1861 via Frankreich (22.2.1861 Bordeaux - Paris - Strasbourg) nach Nürnberg (24.2.1861), der nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858 30 Kreuzer kostete, dafür aber nur bis 7,5g leicht sein musste, was dieser genau war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.04.2016 08:32:32 Gelesen: 250453# 65 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief hat leider keinen Inhalt, aber das soll mich nicht abhalten, ihn zu beschreiben.



In Strausstown Pa (Pennsylvania) geschrieben, war er gerichtet war er an "Herrn Abraham Jonson Bürgermeister in Dirmstein Kanton Grünstadt Rheinkreis Bayern Deutschland" und versehen mit dem Vermerk "Paquetboot Newyork über Havre de Grace". Hier ein Link [1] zu dieser Großstadt, die 2010 satte 342 Einwohner hatte!

Man wünschte also die Versendung mit einer französischen Linie, was für die Pfalzbriefe aus den Staaten damals, wir reden hier vom 20. März 1846, üblich war. Oben rechts stehen die bezahlten 12 1/2 Cents (endlich habe ich mal einen Brief mit Bruch - Cents nach Bayern, es hat ja nur 25 Jahre gedauert!) und "Paid", weil bis zum Ausschiffungshafen in Frankreich frankiert wurde.

Nach "Understanding Transatlantic Mail Vol. 1" von "Dick" Winter fiel er damit in die Periode 20.1.1846 bis 2.7.1848. Leider passt kein Schiff bzw. keine Linie, die mir bekannt ist, zu diesen Daten, denn er kam ausweislich des roten Stempels "OUTRE MER LE HAVRE" dort am 26.4.1846 an.

Siegelseitig könnte es sich um einen schwachen Abschlag des blauen Paris - Stempels handeln, aber das ist unsicher. Die Schwarze Notierung kann ich aber aus Farbe, Form und Duktus eindeutig Homburg zuordnen. 1 f 6 = 1 Gulden 6 Kreuzer hatte man Frankreich gut geschrieben und 18 Kr. wollte man für Bayern von Forbach nach Grünstadt kassieren, zusammen also 1 Gulden 24 Kr..

Wie man auf 18 Kr. kommt, ist mir schleierhaft, denn von Forbach bis Grünstadt waren es 100 km, also über 12 bis 18 Meilen, so dass ein einfacher Brief bis 8,75g für Bayern 6 Kr. gekostet hätte. Bis 1 Loth 9 Kr., bis 1,5 Loth 12 Kr., bis 2 Loth 15 Kr. und über 2 bis 1 1/2 Loth 18 Kr.. Aber wog der so viel?

1 Gulden 6 Kr. für Frankreich entsprachen aber aus Le Havre, dem 4. Rayon, 22 Kr. je 7,5g - hier also über 15 bis 22,5g 66 Kr. = 1 Gulden 6 Kr.. In Anbetracht des Portos für die Pfalz lägen wir dann aber im Bereich von bis 1 Loth bzw. bis 1 1/2 Loth, also bei 9 Kr. oder 12 Kr.. Evtl. hat man hier pauschal 3 Kr. Transit für Preußen gerechnet pro halbes Loth, weil er ja von Forbach über Saarbrücken (Preußen) ins pfälzische Homburg lief. Dann wäre bei über 1 bis 1 1/2 Loth tatsächlich ein 18 Kr. Porto dabei heraus gekommen, aber das ist vorerst noch Spekulation (aber ich bin dran).

Hochinteressant ist die Siegelseite mit 1 f 24 und 4 gleich 1 f 28 Kr., wodurch belegt wird, dass der Kantonsbote hier 4 Kr. für seinen Gang von Grünstadt nach Dirmstein bekommen hatte. Üblich waren 2 Kr., ohne Verdoppelung weges des Gewichts, aber wer weiß, wie man das dort ausgehandelt hatte ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Strausstown,_Pennsylvania
 
bayern klassisch Am: 19.04.2016 15:26:17 Gelesen: 250390# 66 @  
Liebe Freunde,

ein Teilfrankobrief aus bekannter Korrespondenz lief von Genua ("Genova") "via Milano" (über Mailand) nach Lindau im Bodensee am 14.4.1853 mit Teilfranko von 4 Decimi = 12 Kr. rheinisch bis zur Postgrenze des DÖPV. Ab da 9 Kr. als Postvereinsbrief über 20 Meilen und 3 Kr. für den geschlossenen Transit Mailand - Lindau = 12 Kr. vom Empfänger. 3 Tage brauchte er dafür und das war eine gute Zeit (Schweizer eben!).



Von diesen Briefen sollte es eigentlich viele Dutzend geben, aber ich habe in den letzten 35 Jahren keine 5 Stück gesehen und vlt. hat ein Schweiz - Sammler hier noch einen zu zeigen, den ich nicht kenne?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.04.2016 17:53:23 Gelesen: 250116# 67 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen schnuckeligen Brief aus dem schönen Paris vom - tja, von wann eigentlich?





Der Inhalt hilft weiter, dachte ich, bis ich sah, dass der Absender mehrfach zur Feder gegriffen hatte, um ihn endlich abzuspedieren. Der 1. Teil in schwarzer Tinte geschrieben, datiert vom 11.7.1843.

Am 17.7.1843 griff er wieder zur Feder, diesmal in entzückendem Rot. Doch waren noch nicht alle Informationen vor der Versiegelung notiert worden, so dass er am 18.7.1843, jetzt wieder mit schwarzer Tinte, noch eine Beifügung unterschrieb.

Letztlich zeigt uns der Aufgabestempel den 19.7.1843 und viel Neues scheint an diesem Tag nicht mehr dazu gekommen zu sein, denn der frankierte Brief wog immerhin noch unter 7,5g. Siegelseitig erkennen wir das Franko von 15 Decimes mit der französischen Aufteilung von 7 Decimes und 8 Decimes (was ich so noch nicht gesehen hatte), wobei Bayern 20 Kr. (vorne oben rechts) bekam, also die 7 Decimes für sich überwiesen bekam.

Da es noch keine P.D. - Stempel gab, reichte hier auch der P.P. für Port payé aus, um Bayern klar zu machen, dass hier nichts mehr rechts des Rheins zu kassieren war. Die Leitung über Forbach - Saarbrücken (Preußen) und Homburg am 20.7.1843 ist auch belegt und durch die Rötel - 20 (Kreuzer) siegelseitig verifiziert worden.

Interessant noch die Adressse: Aus Georg Emmerling wurde "George" und aus Nürnberg wurde "Nüremberg", ein Wortschöpfung, die es so niemals gab. "Abgabe im silbernen Ritter in der neuen Gasse" war aber auf deutsch geschrieben worden, weil man in Nürnberg wohl keinem sonst getraut hätte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 26.04.2016 18:38:54 Gelesen: 250109# 68 @  
@ bayern klassisch [#67]

Hallo Ralph,

gemeint war wohl Nuremberg, die französische Schreibweise von Nürnberg, die Ü-Stricherl hat derjenige wohl automatisch darübergesetzt.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 26.04.2016 19:34:08 Gelesen: 250094# 69 @  
@ bignell [#68]

Hallo Harald,

so ist es - erinnert mich an eine Tankstelle im Odenwald, bei der man sich international geben wollte und 2 Schilder an die Straße gestellt hatte:

Öl - Change nur 30 Euro!

Oil - Wechsel only 40 Dollars!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
stampmix Am: 27.04.2016 06:51:10 Gelesen: 250050# 70 @  
@ bayern klassisch [#67]

Und nimmt man es ganz genau, adressierte man: Ablage im Silbernen Ritter.

mit bestem Gruß
stampmix
 
bayern klassisch Am: 27.04.2016 11:41:39 Gelesen: 250023# 71 @  
@ stampmix [#70]

Hallo stampmix,

du hast natürlich Recht - da war die Freude über den tollen Brief größer, als die innere Ruhe zur korrekten Transkription. Danke für den Hinweis.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.04.2016 11:46:53 Gelesen: 249958# 72 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus dem Dep. 87 Genua ("Genes") vom 12.10.1811 nach Kempten ("Campidonia") an Zumstein, der den Rayon Nro. 5 - Stempel bekam, also aus dem 5. Rayon Frankreichs, hier dem Königreich Italien, zu Bayern stammte. Der Leitweg war von Napoleon 1805 vorgegeben: Via Paris, danach kamen Strasbourg, Kehl und Augsburg an die Reihe.



Für den französischen Anteil wurden aus dem 5. Rayon 28 Kr. in typischer Farbe von Kehl notiert, zu denen 16 Kr. für Bayern kamen, so dass man in Kempten 44 Kr. berappen musste. Der Transit von Kehl nach Bayern kostete via Baden und Taxis/Württemberg 10 Kr. je Loth, bei 5g also nur 2,85 Kr., so dass Bayern noch satte 13,15 Kr. verblieben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.05.2016 12:08:32 Gelesen: 249760# 73 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Basel vom 29.11.1850 nach Memmingen bereitet mir Probleme. Mit dem Franco-Stempel versehen musste man eigentlich alles bezahlen - hier sieht es aber anders aus.



Siegelseitig lese ich 5 / 5, wobei die Tinten5 auch vorne zu sehen ist. 5 Kreuzer sind aber m. E. zu wenig bis zur bayer. Grenze und wie man ab dieser von Lindau nach Memmingen = 60 km = 8 Meilen auf 5 Kr. kommt, ist mir auch schleierhaftm, denn über 6 - 12 Meilen sollten es schon 4 Kr. sein.

Interessant ist auch der Restinhalt: Ein Memminger war in Basel zu Ausbildung und wurde von der Polizei angehalten, sein Wanderbuch zu zeigen. Konnte er nicht, weil er es zu Hause vergessen hatte. Also ließ er hier (!) den netten Polizisten diesem Brief an den Stadtrath von Memmingen schreiben mit der Bitte, ihm das Wanderbuch (er hatte 14 Tage Zeit zur Vorlage desselben eingerämt bekommen) zuschicken zu wollen.

Ausweislich des Inhalts tat man das auch, aber dieses 2. Schreiben ist leider nicht erhalten, wobei ein Brief mit anhängendem Wanderbuch von Bayern in die Schweiz hätte ich auch mal gerne gesehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.05.2016 12:14:07 Gelesen: 249600# 74 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich 2 Briefe aus Paris an Franz Hanfstaengl in München, der sicher den Modebegriff "Promi" auf sich vereinigt hätte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Hanfstaengl

Der 1. vom 26.4.1863 mit 2 Marken a 20 Centimes ist langweilig (lief über Strasbourg - Augsburg nach München), wo er vom Briefträger Nr. 32 am 29.4. ausgetragen wurde. Frankreich behielt 7,2x, Bayern bekam 4,8x. Wer seinen kompletten Jahresurlaub noch vor sich hat, ich habe das nicht, bekommt den Inhalt per E-Mail von mir gerne zugesandt.

"As they came as two" habe ich eigentlich den 2. gewollt, weil der einen Inhalt hat, den ich auf anderem Wege in meine nette Bayern - Frankreich - Sammlung gut einbauen kann:

Paris 2.1.1863 nach München an besagten Hanfstaengl, wieder mit 40 Cent. treffend frankiert, wieder hat unser treuer Münchener Briefträger Numero 32 einen guten Job gemacht, jetzt am 4.1.1863.

Der Textteil, auf den es mir ankam und nach dergleichem ich ein paar Jahr suchte, steht unten und liest sich so:

"Einige Ihrer Blätter Karten sind ziemlich schmutzig eingetroffen angekommen. Es scheint, die Kiste in Strasbourg geöffnet worden zu sein & ist Alles nachlässig unter einander hier eingetroffen, so, daß zuerst sogar zerrissene Blätter zu befürchten waren. Ich erlaube mir die ergebene Bitte: in Zukunft Alles in leichte carton - Schachteln zur Verhütung von Beschädigungen packen zu lassen."

Die bayer. Post hatte hin und wieder im VO- und Anzeigeblatt darauf hingewiesen, dass die Franzosen bei Paketen Kontrollen durchführen, die zwar primär zolltechnische Hintergründe hatten, bei denen jedoch auch Fälle von Defraudationen zu gewärtigen waren, sprich: In Bayern wurden Briefe in Pakete eingepackt und diese somit günstig verschickt, was in jedem einzelnen Fall ein Postbetrug war und zwar sowohl für die bayerische, wie auch für die französische Postverwaltung und Paris wurde nicht müde, diese Aufdeckungen München mitzuteilen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch






 
Magdeburger Am: 10.05.2016 17:08:48 Gelesen: 249564# 75 @  
@ bayern klassisch [#73]

Lieber Bayern Klassisch,

was hältst du davon, dass die 5 Kreuzer kein Porto darstellen, sondern die Kosten der Dienstleistung den Brief zu schreiben?

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 10.05.2016 18:29:38 Gelesen: 249552# 76 @  
@ Magdeburger [#75]

Lieber Magdeburger,

warum sollte einer einen Brief schreiben und dann dafür 5x auf einen Brief schreiben? Wenn es wäre, was ich nicht glaube, dann hätte er die 5x kassiert und gut wars.

Eine 5 ist für Bayern, das steht fest; aber 5x war kein Porto in Bayern, das ist das Problem. 5x in der Schweiz kann ich schon nicht unterbringen, es sei denn, man nimmt für Basel 2x und für einen Transit 3x, das waren geläufige Portohöhen.

Aber 3x Transit von Basel bis zur bayerischen Grenze sind halt doch arg wenig gewesen, zumal die Schweiz schon damals sehr teuer war. Es bleibt leider noch immer ein Rätsel.

Dennoch vielen Dank, dass du dir Gedanken gemacht hast - toll von dir !

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.05.2016 12:05:40 Gelesen: 249492# 77 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen, den mir der liebe Heiner Zinoni vermachte: Basel 19.1.1840 nach Rosenheim (hinten blank). 2x für Basel, 4x Transit für Baden/Württemberg ergaben 6x, die in Augsburg in Auslage genommen wurden. Dazu 10x (über 24 bis 30 Meilen) für Bayern von der Grenze Württemberg - Bayern bis Rosenheim = 16x total.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.05.2016 16:20:08 Gelesen: 249315# 78 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief = Rechnung aus dem westphälischen Hagen vom 10.3.1848, der in Mannheim (Baden) am 13.3.1848 als Portobrief aufgegeben wurde und nach Kaufbeuren gerichtet war.





Aufgrund des PV Badens mit Bayern vom 1.8.1843 galt für einfache, bis 1/2 Loth schwere Briefe über 15 Meilen eine halbscheidig zu teilende Gemeinschaftsgebühr von 12 Kr.

Siegelseitig sehen wir am 21.3. den Transitstempel von Lindau, was eindeutige Rückschlüsse über die Leitung zulässt (!!) und dann den Ankunftsstempel vom 22.3. oder 23.3. in Kaufbeuren.

Bei einer "normalen" Leitung wäre er erst gar nicht nach Lindau im Bodensee spediert worden, sondern direkt nach Kaufbeuren kartiert worden. Auch schön, einmal so etwas zu sehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.06.2016 10:08:27 Gelesen: 248797# 79 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief der Firma Wohler aus Wohlen (nein, das ist kein Schreibfehler) vom 3.1.1833 nach Nürnberg an die bekannte Adresse Förster % Günther. Der Aargau setzte 4 Kreuzer für den einfachen, halblöthigen Brief mit Rötel an. Zürich übernahm ihn und wollte 6 Kr. für den Transit, so dass man für Bayern 10 Kr. in seinen Auslagestempel schrieb.

Für Bayern kamen ab Lindau 12 Kr. dazu, so dass man in Nürnberg 22 Kr. zu berappen hatte.



Briefe an Isler in Wohlen gab es 56.000 - Briefe von Wohlen sind sehr selten zu finden. Oft war das Strohgewerbe involviert, wie wohl auch hier, denn man fertigte aus Stroh die unglaublichsten Waren bzw. ließ diese in "Niedriglohnländern", wobei die Schweiz ein solches war, anfertigen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.06.2016 17:06:23 Gelesen: 248325# 80 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Schwechat bei Wien vom 11.7.1855 über Wien (12.7.) nach Weiler im Allgäu (15.7.), wobei ich mich immer noch frage, wie es der Post damals gelungen ist, den Ort "Weill" mit Weiler (kleiner Ort!) in Bayern in einen örtlichen Zusammenhang zu bringen. Mir wäre das jedenfalls nicht gelungen, aber damals waren wohl Genies am Werk.



Für 4 Tage Laufweg dürfte die Kutsche eingespannt worden sein, aber auch die Bahnposten. Die Taxe, die der Empfänger des Bettelbriefes des Sohnes zu zahlen hatte, hatte man in Österreich treffend mit 12 Kreuzern oben rechts notiert.

Die Notation in blau könnte H. h. heißen - aber für andere Versuche der Interpretation bin ich natürlich offen.

Der Inhalt zeigt, dass der Schreiber in einem physisch zerrütteten Zustand war, wobei er auch von einer Krankheit spricht, die ihm vom Schriftbild her leicht zugestanden werden darf.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.06.2016 15:45:41 Gelesen: 248178# 81 @  
Liebe Freunde,

heute 2 weniger attraktive, weniger gut erhaltene Briefe aus dem fernen Brasilien ins heimatliche Ansbach aus dem Jahre 1850, die ähnlich und doch unterschiedlich sind, wenn man sie genauer analysiert.

Der 1. datiert vom 20.11.1849 und wurde in Maranhao geschrieben.



https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjUrJv46MrNAhUsDJoKHVUJCwcQFggeMAA&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FMaranh%25C3%25A3o&usg=AFQjCNGxCTjLby0FMFlS-seyQpLw-CffSg&sig2=t6VSV5XInsNTvQs-IHiZ-w

Der Brief dürfte mit einem Schiff (welches steht in den Sternen und für Hilfe wäre ich sehr dankbar) nach Genua ("Genova") spediert worden sein, wo er zur Post gegeben wurde am 2.4.1850 (!). Dort zahlte auch einer 6 Decimi (18 Kr.) für ihn bis zur österreichischen Grenze. Österreich verlangte 15 Kr. rheinisch (= 12 Kr. CM Transit, nicht angeschrieben) für ihn, weil der PV Bayerns mit Österreich vom 1.10.1842 nur eine Verbilligung der bilateralen Korrespondenzen vorsah, nicht aber der Transitkorrespondenzen (und von Brasilien reden wir hier erst gar nicht, weil dieser für die Post nur ein teilfrankierter Brief aus dem Kgr. Sardinien war).

In Augsburg war er am 5.4.1850, wo man den Auslagestempel auf den 15 Kr. rheinisch für Österreich abschlug und für sich 12 Kr. nach dem Regulativ vom 1.1.1843 addierte, so dass der Empfänger, Herr Höhn in Ansbach, total 27 Kr. zahlen musste.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.06.2016 15:46:43 Gelesen: 248176# 82 @  
Weil bei der Suche des Empfängers nach seinem Sohn in Brasilien als weitere Suchoption Rio de Janeiro angegeben worden war, zeige ich diesen Brief auch, der diesmal am 24.8.1850 dortselbst geschrieben wurde.





Man hatte den Sohn von Herrn Höhn, den jungen Höhn, gefunden und ein Brief von ihm an den Vater in Ansbach diesem Brief beigefügt.

Er gelangte somit kuvertiert am 7.10.1850 nach Le Havre ("OUTRE - MER LE HAVRE") und wurde via Paris, Forbach, Homburg/Pfalz und Frankfurt am Main nach Würzburg transportiert, wo er am 11.10.1850 eintraf. Wegen der Einlage war er über 1/2 bis 1 Loth (8,75 bis 17,5g) schwer und wurde nach dem PV Bayerns mit Frankreich mit 2 mal 24 Kr. = 48 Kr. taxiert. Auf diese Taxe schlug man den Auslagestempel von Würzburg ab, obwohl es keine alleinige Auslage war, denn Bayerns Anteil war in diesen 48 Kr. schon enthalten.

Am 12.10.1850 konnte Herr Höhn dann diesen Brief und den seines Sohnes endlich in Händen halten und man mag sich gut vorstellen können, wie ihm dabei wurde.

Generaliter: Briefe aus Brasilien, wie aus ganz Südamerika, sind nach Bayern äußerst selten zu finden und bei der inneren Nummerierung 1) und 3) steht zu erwarten, dass es noch einen 2. gegeben haben mag, auch wenn dieser heute nicht mehr erhalten sein muss. Für dergleichen Briefe, noch dazu mit den postgeschichtlichen Informationen, die sie innen und außen bergen, müssen wir sehr dankbar sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.07.2016 17:12:42 Gelesen: 247803# 83 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich eine 80 Centimes - Frankatur von Paris (19.7.1872) nach Bad Kissingen, der im Hotel Holzmann residierte.

Der französische Kurgast bekam seinen Brief der 2. Gewichtsstufe (über 10 bis 20g) via Bahnpost Metz - Bingerbrück (20.7.) schon am 21.7. ausgeliefert, wie der Inhalt und Stempel von Kissingen bestätigen. "Tres rapide!"

Obwohl Briefe mit Frankreichbezug im 19. Jahrhundert das Problem hatten, mit zu den leichtesten gehören zu müssen, wenn sie einfach bleiben wollten, sind nur wenige Briefe höherer Gewichtsstufen bekannt und über die 2. hinaus werden sie sogar sehr rar. Ich schätze, dass gut 95% aller Briefe aus F nach den deutschen Staaten einfach blieben.

Es ist auch in anderer Beziehung ein früher Brief, weil das Dt. Reich mit Wirkung zum 16.5.1872 einen neuen Postvertrag mit Frankreich hatte schließen können, der den Altvertrag von Bayern zum 1.7.1858, obsolet machte. Seit dem 19.7.1870, der Kriegserklärung zwischen Frankreich und Preußen / den deutschen Staaten, war an einen vertraglich fundierten Postaustausch nicht mehr zu denken gewesen und erst im Mai 1872 wurde alles wieder auf die richtigen Beine gestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 11.07.2016 11:56:20 Gelesen: 247735# 84 @  
Liebe Sammelfreunde,

von mir mal eine recht einfacher Brief aus Berlin nach Nürnberg.



Er ist vom 19.09.1852 und lief über Berlin - Köthen (und damit an Mosigkau vorbei) - Leipzig - Hof - Nürnberg. Leider ist der Brief etwas verklebt worden.

Interessant finde ich noch die Kombination der Tätigkeitsbezeichungen eines Buchbindermeister und Bierwirt

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 11.07.2016 12:05:45 Gelesen: 247731# 85 @  
@ Magdeburger [#84]

Lieber Magdeburger,

zwar ein "simpler" Brief, aber so schön muss man ihn erst einmal zeigen können.

Bis April 1854 noch mit den schönen Transitstempeln, die ihn besonders attraktiv machen, 3 Sgr. Franko abgestrichen in Preußen, was Bayern intensives Nachdenken ersparte und alte Berufsbezeichnungen sind immer schön zu sehen. Feines Stück und danke fürs Zeigen!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Eilean Am: 11.07.2016 23:32:53 Gelesen: 247687# 86 @  
@ bayern klassisch [#74]

Ich lese ja gelegentlich hier mit, bewundere die Briefe, kann in der Regel der Taxierung und den Laufwegen der Briefe nicht folgen als Außenstehender, aber schön sind alle Briefe.

Die beiden von Dir gezeigten sind für München Sammler eine kleine Rarität. Die beiden Briefe vom 4. Januar 1863 und 29. April 1963 sind nochmal etwas älter als die zunächst auf "ab 1864" datierten Briefträgerstempel. Die Forschungsgemeinschaft Münchener Postgeschichte hatte vor einiger Zeit einen Stempel vom 22. Juli 1863 gezeigt. Im Übrigen auch von der Nummer 32.

Dieses Datum schlägst Du bei weitem. Gratuliere zu den Stücken, unbedingt gut aufheben. ich werde mal unserem Vorsitzenden berichten.

Gruß
Andreas
 
bayern klassisch Am: 12.07.2016 06:30:00 Gelesen: 247667# 87 @  
@ Eilean [#86]

Hallo Andreas,

schön, wenn ich der Forschung weiter helfen kann und die Scans darfst du / dürft ihr gerne nutzen. Wusste gar nicht, dass die Briefe in dieser Richtung auch etwas besonderes darstellen. Außergewöhnlich waren sie für mich wegen des prominenten Empfängers Hanfstaengl, der ja alle "Promis" seiner Zeit ablichtete, darunter Könige und Kaiser.

Also bitte immer schön in den Klassik - Threads mitlesen, es lohnt sich bestimmt. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Eilean Am: 12.07.2016 09:05:31 Gelesen: 247649# 88 @  
@ bayern klassisch [#87]

Ja, es sind inzwischen wohl mehrere Briefe aus 1863 erkannt; die Vermutung geht dahin, dass man mit Briefträgerstempeln 1863 in München begann, womit der 4. Januar 1863 ein ganz früher Stempel wäre. Der 4. Januar war ein Sonntag; galt damals die 7-Tage-Woche?

Hast Du Briefe nach München aus 1862, am besten bis Dezember, die keine Briefträgerstempel haben? Kannst Du welche zeigen?

Gruß
Andreas
 
bayern klassisch Am: 12.07.2016 09:40:01 Gelesen: 247641# 89 @  
@ Eilean [#88]

Hallo Andreas,

ich habe ca. 1.500 Briefe mit Bayernbezug von 1806-75; nach Datum sind die nicht sortiert. Wenn ich etwas aus Ende 1862 oder Anfang 1863 erblicke, schaue ich gerne hinten nach.

Da die Stempel personenbezogen emittiert wurden, gab es vor meinen Briefen schon 31 Briefträger, ehe der 32. eingesetzt wurde. Starb ein Briefträger, wurde der Stempel eingezogen und niemals wieder verwendet, da personalisiert.

Die Anzahl der Briefträger Ende 1862/Anfang 1863 in München kenne ich nicht, aber weit mehr als ein Dutzend würde ich schon unterstellen.

Die Post in Bayern - und damit meine ich alle Poststellen - hatten IMMER eine 7 Tage Woche. Besser gesagt, ein 365 Tage Jahr, denn es gab nie auch nur einen Tag, an dem geschlossen war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Eilean Am: 12.07.2016 16:50:24 Gelesen: 247607# 90 @  
@ bayern klassisch [#89]

Ja, dass es bislang die 32 ist, wundert mich auch, aber ich frage mich, wo sind dann die erste 31. Hätten die nicht schon mal auftauchen müssen => weitere Jahrzehnte Sammelleidenschaft gesichert.

Das die Stempel einem Briefträger zugeordnet sind, ist mir auch bekannt. Das war auch in der Zeit 1948-1996 bei den Eilbriefen und Telegrammen so (mein Sammelgebiet); dort beginnt meine Sammlung mit der 78, was genauso seltsam ist. Gibt es eigentlich Primärliteratur, dass die Stempel eingezogen wurden? Andersherum müsste man etwas finden, wann und warum Sie eingeführt wurden.

So, da ich aber bei Altdeutschland keine Belege zeigen kann, beende ich die Diskussion und freue mich über weitere Bilder. Jedenfalls sind deine Stücke mit Briefträgerstempel zeitlich früher als bei Sem behauptet. Das ist doch lebendige Philatelie.

Gruß
Andreas
 
bayern klassisch Am: 12.07.2016 20:40:36 Gelesen: 247582# 91 @  
@ Eilean [#90]

Hallo Andreas,

in der Primärliteratur, die mir komplett vorliegt, ist nie ein Briefträgerstempel erwähnt worden. Es gab sie auch nur in wenigen, bedeutenden Orten.

Ihre Einführung liegt im Dunkeln, ihre Abschaffung ebenso. Aber wie du richtig schreibst, macht es ja gerade das sehr interessant, denn man kann/muss vieles/alles selbst heraus finden und eben nicht, wie bei anderen Gebieten, einfach abhaken.

Wenn ihr die Münchener Briefträgerstempel untersucht, solltet ihr einen alten Stadtplan von München zur Hand nehmen und aufzeichnen, wohin die Briefe mit den entsprechenden Briefträgerstempeln liefen. Das wird eine "bunte Landkarte" werden, die aber sukzessive ergänzt werden wird. Es ist noch viel zu forschen, auch nach über 160 Jahren und nicht nur in München.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Eilean Am: 12.07.2016 22:15:28 Gelesen: 247565# 92 @  
Gute Gedanken, das wird bei mir noch sehr lange brauche, bis ich genügend Material habe. Die bisherigen Erkenntnisse lauten bei mir, dass nach 1945 ein Briefträger kreuz und quer zustellte. Eine Systematik nicht zu erkennen. Ich bin erst bei den Formen und Einsatzzeiten und habe schon schnell große Erfolge bei Stadtteil-Briefträgerstempeln, die es dann nur in diesem Stadtteil gibt.



Aber ein paar Briefe habe ich dennoch schon aus der Zeit vor 1945 zur Seite gelegt:

Ein Brief von Paris nach München aus 1881, Laufzeit 1 Tag (?, wow...). Ein sehr schönes Kuvert, rückseitig mit einer schönen Zeichnung, klare Stempel aus Paris, ich kann kein französisch, so dass der Rest des Stempels sich mich nicht erschließt. Ich kann auch die alte Schrift nicht lesen, was mir einen Einstieg in die gute alte Zeit bislang nicht schmackhaft macht. Bei dem Straßennamen lese ich nur .... -straße. :-)

Mit dem Briefträgerstempel rückseitig "33" vom 12. März 1881.
 
bignell Am: 13.07.2016 00:30:25 Gelesen: 247549# 93 @  
@ Eilean [#92]

Hallo Andreas,

im Stempel steht noch R(ue) Taitbout (Strassenname) [1]

Lg, harald

[1] https://fr.wikipedia.org/wiki/Rue_Taitbout
 
bayern klassisch Am: 13.07.2016 06:58:26 Gelesen: 247535# 94 @  
@ Eilean [#92]

Hallo Andreas,

"Adelgundenstraße" steht da - ich hoffe, das passt zu der 33. Ein sehr schöner Brief und 24 Stunden waren die Regel.

Die Schrift ist oft das Problem, aber es gibt kein Problem ohne Lösung - hier im Forum gibt es ja einen riesigen Thread, den man ruhig zum lernen nutzen darf. Man wird nicht alles sofort erfassen, aber mit der Zeit wird das schon (ich darf an Filigrana erinnern, die als Ausländerin innerhalb weniger Monate fast alle Briefe aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu lesen lernte). Es geht also, wenn man will.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 28.07.2016 17:09:04 Gelesen: 246958# 95 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Brief aus dem wunderschönen Strasbourg (eine der schönsten Städte dieser Welt!) nach Augsburg vom 24.1.1820. Der Brief zeigt den C.F.I.R. - Stempel von Strasbourg, der eigentlich nicht für Briefe nach Bayern vorgesehen war, sondern, wo weit ich informiert bin, für Briefe nach Sardinien. Erst ab 1.1.1822 sollte Frankreich seine Rayon - Stempel ablösen und auch die C.F. Rayonnummer R. - Stempel abschlagen. Hier also 2 Jahre zuvor!

Für Frankreich 6 Kr. von Kehl in roter Tinte notiert (2 Decimes) plus 16 Kreuzer für die Strecke Kehl - Augsburg ergab das Gesamtporto von 22 Kr.. Im Inhalt scheint es um Rechnungen, Kurse usw. zu gehen, also nichts postgeschichtlich extrem wichtiges.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 29.07.2016 14:52:55 Gelesen: 246919# 96 @  
Liebe Freunde,

gäbe es eine Preis für den anonymen Brief - der hier könnte ihn bekommen!

Wer ihn als Postgeschichtslaie sieht, versteht erst einmal "Bahnhof". Kein Aufgabeort zu erkennen und einen Ort namens "Auguste" kennt man auch nicht - eher ist Auguste als ältlicher Vorname geläufig.



Der erfahrene PO-Sammler aber erkennt in dem Dreieckstempel oben rechts das "P" von Paris, zu dem passend der C.F.3.R Correspondance Francais Troisième Rayon - Stempel abgeschlagen wurde.

Er datiert vom 28.2.1824 und war nach Augsburg gerichtet, das ja viele Namen hatte, z. B. auch Augusta für die Sendungen aus Italien usw..

Einfache Briefe aus dem 3. franz. Rayon kosteten 20 Kr. fremdes Porto bis zur Grenze Strasbourg/Kehl und 16 Kr. ab da für Bayern. Da er 1/2 Loth wog (s. oben links), fiel er unter die schweren Briefe, so dass Augsburg 30 Kreuzer (Kr.) notierte für Frankreich und darüber gleich den Endbetrag von 54 Kr. schrieb, wobei sich die Differenz aus 16 + 8 = 24 Kr. zusammen setzte. Auf seinen Auslagestempel verzichtete man bei diesem Loco - Brief, der am 5.3.1824 ausweislich seiner Empfängernotiz in Augsburg angekommen war.

54 Kreuzer waren 1824 für den 8,75g leichten Brief das Äquivalent von einer Woche Arbeit zu 70 Stunden für eine Magd auf dem Land. Da weiß man, wer damals sicherlich keine Briefe aus Frankreich erhalten hatte ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 30.07.2016 15:44:30 Gelesen: 246876# 97 @  
Liebe Sammelfreunde,

einen Beleg, den unser lieber Bayern Klassisch sicher auch erfreuen wird, aber nicht in sein Beuteschema passt:



Eine Kiste von 9 Pfund 21 Loth ging am 26.09. höchstwahrscheinlich im Jahre 1862, von Buckau, vor den Toren von Magdeburg gelegen, auf eine Reise nach Augsburg. Zusätzlich ist noch ein Postvorschuß von 4 Thaler 15 Sgr. darauf vermerkt. Leider ist die Siegelseite nicht mehr komplett, jedoch ist dort noch die Notierung Prog(ressionsstufe) 14 = 52-56 Meilen Entfernung vermerkt.

Auch fehlt, was nicht so selten in Bayern bei Fahrpostbriefen vorkommt, die Taxierung bis zum Bestimmungsort.

In Buckau wurde noch der Auslagenstempel für den Postvorschuß abgeschlagen und der Wert in Silbergroschen, hier 135 notiert. Die 159 ist nur noch eine Kartierungsnummer.

Unabhängig können wir jedoch nachvollziehen, was insgesamt in Augsburg bezahlt werden mußte.

Als erstes wird der Postvorschuß von 135 Sgr. in 472,5 Kreuzer = 7 Gulden 52,5 Kreuzer reduziert. Als ProCura fiel für jeden angefangenen Gulden 1 Kreuzer an, also kommen 8 Kreuzer hinzu.

Für das Paket wurde noch berechnet:

7/12 Kreuzer * 10 Pfund (immer auf volle Pfund aufrunden) * 14 Progressionsstufe = 82 Kreuzer.

Insgesamt nun 472,5 Kreuzer Postvorschuß + 8 Kreuzer ProCura + 82 Kreuzer für das Paket = 562,5 Kreuzer = 9 Gulden 22,5 Kreuzer.

Der halbe Kreuzer kann, mußte aber nicht zwingend beim Postvorschuß aufgerundet werden.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 30.07.2016 16:02:00 Gelesen: 246871# 98 @  
@ Magdeburger [#97]

Lieber Magdeburger,

ja, passt nicht in mein Beuteschema, und richtig, gefällt mir sehr gut - prima, dass du solch ein nicht häufiges Stück schnappen konntest; du wirst auch der einzige Sammler sein, der es korrekt beschreiben kann und dafür, dass du das getan hast, schulde ich dir Dank. Alles nämlich nicht so einfach und warum man in Augsburg nicht die Kosten vermerkt hat, weiß der Kuckuck. Bei der von mir favorisierten Briefpost hätte es so etwas nicht gegeben. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 24.08.2016 19:55:46 Gelesen: 246342# 99 @  
Hallo Sammlerfreunde,

ich habe diese Briefe bekommen die von W.F. Bracker einem Agenten und Kommisionär aus Berlin geschrieben wurden an die Mechanische Weberei in Hof.

Textilgewerbe gab es in der Region seit dem Spätmittelalter, zu der Mechanischen Weberei gibt es leider nicht viel zu lesen.Im Jahr 1869 erfolgte die Gründung der „Neuen Baumwoll-Spinnerei Hof“ und die Fusion mit der „Mechanischen Weberei“ zur „Neuen Baumwoll-Spinnerei und Weberei Hof“. daraus begründete sich später die HOFEX AG die es heute noch gibt.

Die ersten beiden Briefe vom 18.5.1863 und 12.11.1863 wurden mit 3 Silbergroschen taxiert die der Empfänger zu zahlen hatte.



Der dritte Brief vom 10.1.1863 wurde als Einschreiben verschickt und dafür waren dann 5 Silbergroschenvom Empfänger zu zahlen.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 24.08.2016 22:58:23 Gelesen: 246321# 100 @  
@ Gernesammler [#99]

Hallo Rainer,

ich hoffe nicht bei dir in Ungnade zu fallen, aber die ersten beiden Briefe wurden vom Absender bezahlt, wie du an dem "frei" - Vermerk unten links sehen kannst. In Preußen konnte man mit Marke(n) und bar frankieren - hier wurde bar frankiert, daher war die vom Absender bezahlte Gebühr in kleinen, roten Ziffern neben den frei - Vermerk zu notieren.

Der letzte Brief ist auch sehr hübsch und nicht so häufig - da hast du eine schöne Strecke gezeigt, prima!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 25.08.2016 19:28:16 Gelesen: 246265# 101 @  
Hallo Ralph,

nein keine Ungnade, ich bin ja für jede weitere Erläuterung und Hilfe dankbar.

Deshalb zeige ich die nächsten Briefe die auch an die Mechanische Weberei in Hof versendet wurden, diesmal aber in der Zeit des NDP, übrigens alle von der Firma Loewenberg & Buton über die ich leider nichts in Erfahrung bringen konnte.

Der erste Brief vom 29.6.1870 und der zweite vom 21.10.1871 wurden taxiert mit 4 Groschen oder 14 Kreuzern beides macht Sinn, einmal für das Porto 2/7 sowie das gleiche für die Einschreibgebühr. War dies hier auch eine Barfrankatur oder musste der Empfänger das Porto bezahlen ?





Der dritte Brief ebenfalls von der Firma Loewenberg & Buton an die Mechanische Weberei in vom 20.4.1870 (gestempelt in schwarz in der blauen Periode) auch als Reco Brief versendet wenn ich es richtig lese steht da 1 2/3 Loth und deshalb die Gebühr von 8 Groschen nebst der Einschreibgebühr.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 25.08.2016 21:23:23 Gelesen: 246248# 102 @  
@ Gernesammler [#101]

Lieber Rainer,

da hast du aber in eine tolle Kiste gegriffen! Steht die noch irgendwo herum? Wenn ja, lass es mich wissen.

Jetzt zeigst du Spezialitäten, die die meisten Sammler nicht (richtig) interpretieren können. Ab 1.1.1861 gab es den Neuen Postvereinsvertrag, der den revidierten (und davor den allgemeinen) ablöste. Erstmals wurden mit ihm eingeschriebene Briefe zu versenden zugelassen, für die der Absender weder das Franko, noch die Reco - Gebühr zahlen wollte.

Zuvor hatte im Postverein ein Absender, der auf der Recommandation bestand, immer zugleich frankieren müssen. Nun konnte er beide Gebühernteile zu zahlen dem Empfänger überlassen.

Der Hintergrund war folgender: Es gab Firmen (Private weniger), die wichtige Briefe erhielten, die nur für sie eingeschrieben werden sollten. Für die Absender war es egal, aber der Empfänger wollte sicher gehen, dass der Absender einen Postschein in Händen hielt und für den Fall des Verlusts auch mit 24 1/2 Gulden abgefunden werden.

Deine Briefe aus der Zeit des Norddeutschen Bundes bzw. später der des Deutschen Reichs sind sehr attraktiv - Glückwunsch hierzu.

Bei den ersten beiden hatte Berlin 4 Silbergroschen notiert und Bayern nur eine "1" vor diese 4 geschrieben, weil sie genau 14 Kreuzern entsprachen. Erst mit dem 1.1.1868, dem Beginn des Norddeutschen Bundes, wurde der Silbergroschen auch im Inland paritätisch mit 3 1/2 Kreuzern gerechnet, zuvor nur mit 3 Kreuzern.

Dein 3. Brief ist einer von wenigen "schweren" Briefen, denn es gab ja ab dem 1.1.1868 nur noch 2 Gewichtsstufen: Bis 1 Loth und über 1 - 15 Loth. Er wog über 1 Loth und kostete daher 3 Silbergroschen Porto und 2 Silbergroschen Recogebühr = 5 Sgr., die links notiert wurden von der Aufgabepost. Bayern übermalte diese mit 18 Kreuzern, denn 5 mal 3 1/2 ergaben 17 1/2 und es war immer aufzurunden = 18 Kreuzer vom Empfänger zu zahlen.

Von Laien werden diese Porto - Chargé - Briefe, wie wir in Bayern sagen, immer gering geschätzt, wenn die Leute überhaupt wissen, dass es so etwas gab. Diesen Fehler sollte man nicht begehen, denn ihre Existenz ist allein der Tatsache geschuldet, dass damals ein besonderes Innenverhältnis zwischen Absender und Empfänger herrschte und dass sie spät bei der Durchsicht der Archive entdeckt wurden - hätte man sie vor den Weltkriegen I und II entdeckt, wären sie entsorgt worden, weil sie ohne Marke waren und die Stempel auf markenlosen Briefen nicht berühmtes darstellten.

Erst in jüngerer Zeit begann das Interesse an der Postgeschichte zu erwachen und dergleichen Stücke finden Liebhaber in den Reihen derer, die nicht nach Katalogwerten schielen, sondern nach der Postgeschichte und interessanten, nicht häufigen, aber dennoch günstigen Belegen längst vergangener Zeiten; wer das macht, macht alles richtig.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 26.08.2016 20:14:49 Gelesen: 246189# 103 @  
Hallo Ralph,

danke für die Beschreibung der Briefe und nein die Kiste ist nicht mehr nach dem ich dort war.

Hier jetzt der letzte Brief aus der Serie der Mechanischen Weberei Hof, diesmal geschrieben von den Gebrüdern Simon.

Der Brief vom 19.9.1864 wurde in der Zeit der Baumwollkrise geschrieben und was ich entziffern kann, dass es hier um 1195 Thaler geht und Cattun (Baumwolle) ob Sie diese als Zwischenhändler an die Weberei verkauften entzieht sich meiner Kenntnis.

Beim Gewicht und Porto bin ich leider überfragt.

Simon entstammte einer jüdischen Berliner Familie. Sein Vater Isaac war zusammen mit seinem Bruder Louis 1838 nach Berlin gekommen. Mit einem Geschäft für Herrengarderobe, danach mit einem 1852 gegründeten Unternehmen für den Zwischenhandel mit Baumwolle waren sie schnell wohlhabend geworden. Den Anstoß zum wirklich großen Reichtum der Familie gab dann ein historisches Ereignis in Übersee: der Sezessionskrieg in den USA, in dessen Verlauf der Export von Baumwolle nach Europa praktisch eingestellt wurde. In Preußen entstand 1863/64 eine Baumwollkrise, die Gebrüder Simon konnten ihre großen Lagerbestände zum fünffachen Preis verkaufen. Die Firma wuchs rasch, seit den 1870er Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 war sie das bedeutendste Baumwollunternehmen auf dem europäischen Kontinent. Die Brüder Simon wurden als „Baumwollkönige“ bekannt, eine Bezeichnung, die später auch für Isaacs Sohn James verwendet wurde.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 26.08.2016 21:59:55 Gelesen: 246176# 104 @  
@ Gernesammler [#103]

Hallo Rainer,

ein schöner Brief, zu dem ich wenig beitragen kann - aber der liebe Magdeburger wird dir hier sicher helfen können, weil er fit ist, wenn es um die Fahrpost geht.

Danke für die "Sophy" - immer interessant zu lesen, was sich hinter den Briefen versteckt. Dank Internet heute fast ein Klacks, an diese Informationen zu kommen. Früher hätte man Bücher kaufen müssen und nicht mal gewusst, welche.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 29.08.2016 15:25:47 Gelesen: 246065# 105 @  
@ Gernesammler [#103]

Lieber Rainer,

das Päckchen wog 20 13/20 Loth und enthielt 1195 4/5 Thaler in Cassenanweisungen. Die Entfernung Berlin - Hof sind knapp 36 Meilen und damit P09 (zwischen 32 bis 36 Meilen).

Taxierung:

Paket mit dem Mindestfahrposttarif von 21 Kreuzer
Werttaxe bis 1000 Thaler 20 Sgr (je 100 Thaler 2 Sgr) + die nächsten 200 Thaler weitere 2 Sgr. (je angefangene 100 Thaler 1 Sgr.) ergibt 22 Sgr. = 77 Kreuzer

Somit also 77 Kreuzer + 21 Kreuzer = 98 Kreuzer = 1 Gulden 38 Kreuzer

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 29.08.2016 16:08:10 Gelesen: 246055# 106 @  
@ Magdeburger [#105]

Lieber Magdeburger,

SO geht Postgeschichte!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 31.08.2016 10:36:19 Gelesen: 245908# 107 @  
@ Magdeburger [#105]

Hallo Ulf,

vielen lieben Dank für die Beschreibung des Briefes und dessen Taxierung - hilft mir auf jeden Fall weiter.

Liebe Grüße aus Berlin
Rainer
 
Gernesammler Am: 31.08.2016 11:08:53 Gelesen: 245904# 108 @  
Hallo zusammmen,

möchte diesen Brief zeigen, der aus Worms in Hessen nach Fürth spediert wurde. Von 1792 bis 1814 gehörte Worms zur Ersten Französischen Republik und zum Ersten Kaiserreich, seit 1815 zum Großherzogtum Hessen als Teil der Provinz Rheinhessen.

Für die 24 Meilen hatte der Absender 9 Kreuzer zu zahlen, datieren kann man den Brief nicht genau, aber er sollte zwischen 1865-67 geschrieben worden sein, denn die Zusatzfrankatur war nur von 1865 bis 1867 gültig, gestempelt mit Ringstempel 163 und Zweikreisstempel von Worms. Der Brief sollte mit der Bahnpost gelaufen sein, denn auf der Rückseite ist ein Bahnpoststempel "Mainz-Worms" dann weiter nach Ludwigshafen und von dort zum Empfänger in Fürth.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 31.08.2016 12:00:34 Gelesen: 245894# 109 @  
@ Gernesammler [#108]

Lieber Rainer,

wenn, wie du schreibst, die Jahre 1865 - 1867 hinsichtlich der Frankatur in Frage kamen, kann ich dir das genaue Jahr sagen, nämlich 1865. Im Juli 1867 war Hessen Preußen geworden und hatte eigene Marken verausgabt, so dass die alten Taxismarken dann nicht mehr gegolten hätten. Juli 1867 fällt also aus.

Im Juli 1866 herrschte Krieg in deutschen Landen - die Verbringung im Krieg innerhalb eines Tages von Worms nach Fürth wäre so nicht möglich gewesen (und wenn es so wäre, hättest du eine Bombe!), daher fällt Juli 1866 ebenfalls aus.

Bleibt nur der Juli 1865, den ich auch von den Stempeln auf bayerischer Seite als richtig ansehe.

Ein schönes Stück, das jetzt eindeutig geklärt ist und sicher einen guten Platz in deiner Sammlung bekommen dürfte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 01.09.2016 21:11:10 Gelesen: 245838# 110 @  
@ bayern klassisch [#109]

Hallo Ralph,

danke für die korrekte Zuordnung und Datierung des Briefes, ist immer wieder schön, wenn man einen kennt der helfen kann. Deshalb macht das Forum immer wieder Spaß.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 23.09.2016 20:05:10 Gelesen: 245452# 111 @  
Hallo Sammlerfreunde,

ich habe mal wieder in die Kiste greifen dürfen und habe Briefe an die Mechanische Weberei in Hof bekommen.

Diese 3 Briefe sind wieder von W.F. Bracker einem Agenten und Kommisionär aus Berlin.

Der erste Brief vom 5.7.1860 kommt aber aus Frankfurt an der Oder (38 Meilen bis Hof), wahrscheinlich war der Herr Bracker hier auf Einkaufstour, im Brief selbst steht neben seinem Namen der Hinweis(aus Berlin).

Für diesen Brief wurden 3 Silbergroschen notiert die Herr Bracker bezahlen musste.



Der zweite Brief vom 11.5.1864 kommt diesmal wieder aus Berlin und wurde versendet aus Berlin 9 Potsdamer Bahnhof (TypII N unter XP).

Da dieser Brief in der 2. Gewichtsstufe war wurden 6 Silbergroschen notiert und aus Bayrischer Seite oben links 24 Kreuzer in rot.



Der dritte Brief von Herrn Bracker vom 16.6.1863 der auch wieder schwerer 1 Lot war, wurde als Recomandation verschickt und hier musste der Empfänger die Mechanische Weberei in Hof die 30 Kreuzer bezahlen.

Was bedeutet das Kürzel auf dem "Recomandirt" Stempel?



Gruß Rainer
 
Magdeburger Am: 24.09.2016 03:06:16 Gelesen: 245437# 112 @  
Guten Morgen Rainer,

beim zweiten Brief steht oben nicht 24 Kreuzer sondern eine Gewichtsangabe "1 Lth", was auch mit den 6 Sgr. Franco korrespondiert.

Beim zweiten Brief ist dies eine Kartierungsnummer bei der Einschreibung.

Einen doppelt schweren Porto-Charge Beleg zu zeigen, super.

Die 30 Kreuzer setzen sich aus 2x 12 Kreuzer Briefporto (je Gewichtsstufe 9 Kreuzer Porto + 3 Kreuzer Ergänzungsporto) + 6 Kreuzer Einschreibung zusammen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Lars Boettger Am: 24.09.2016 19:27:59 Gelesen: 245397# 113 @  
Momentan bin ich dabei, meine Registratur wieder "aufzumöbeln". Da ist mir der Brief hier aufgefallen. Er befindet sich derzeit bei Deider in der nächsten Auktion.

Mit 12 1/2 Centimes = 1 Silbergroschen zum Tarif vom 1.1.1868 freigemacht. Der Brief läuft von Luxemburg nach Fürth. Von der Warte eines Luxemburg-Sammlers betrachtet, ist Bayern eine eher ungewöhnlich Destination. Selbst Briefe in die bayerische Pfalz sind nicht häufig.

Beste Grüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 24.09.2016 19:49:37 Gelesen: 245388# 114 @  
@ Lars Boettger [#113]

Lieber Lars,

es tut gut, einen Brief hier sehen zu dürfen, der einstmals meine kleine Sammlung zierte.

Bayern ist eine seltene Destination von Luxemburg aus, was auch umgekehrt richtig ist. Ein schönes Stück übrigens und ich würde mir wünschen, es bliebe im Forum. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Lars Boettger Am: 24.09.2016 20:20:09 Gelesen: 245381# 115 @  
@ bayern klassisch [#114]

Lieber Ralph,

es ist wirklich ein ausgesprochen sauberer Brief, den man nicht alle Tage findet. Aber mein Herz hängt an der Erstausgabe von Luxemburg. Der nächste Brief geht in die bayrische Pfalz, nach Ixheim - heute ein Stadtteil von Zweibrücken. Der Brief wird in einer der nächsten Köhlerauktionen angeboten werden.

Er ist mit zwei Silbergroschen (= 25 Centimes) für den zweiten DÖPV-Rayon / 1. Gewichtsstufe freigemacht.

Beste Grüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 24.09.2016 20:27:21 Gelesen: 245376# 116 @  
@ Lars Boettger [#115]

Lieber Lars,

ja, den kenne ich auch - hatte mein Freund Hilmar Kraus, leider 2015 von uns gegangen, in seiner Sammlung und wird wohl im März 2017 bei Köhler in Wiesbaden verkauft werden. Auch ein tolles Stück - ich hoffe, du kannst ihn als deinen Zugang melden, wenn die Zeit reif ist. Erstausgabe ist natürlich immer das beste, keine Frage. Good luck!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 25.09.2016 17:43:33 Gelesen: 245341# 117 @  
@ Magdeburger [#112]

Hallo Ulf,

danke für die Erklärung zu den Briefen 2 und 3 damit kann ich diese super in meine Sammlung einfügen.

Jetzt möchte ich die nächsten beiden Briefe an die Mechanische Weberei Hof zeigen, beide von den Gebrüder Simon als Paketbegleitbriefe versendet.

Der erste vom 17.6.1868 wurde versendet mit einer Wertangabe von 3408 Talern und der zweite vom 6.1.1871 hatte eine Wertangabe von 3015 Talern, was die Gewichtsangabe angeht da gehe ich beim ersten von 24 5/10 Loth aus und beim zweiten von 25 8/10 Loth und hoffe das dies richtig ist die Zusammensetzung des Portos da vertraue ich ganz auf Euch.

Gruß Rainer




 
Magdeburger Am: 25.09.2016 18:09:47 Gelesen: 245336# 118 @  
@ Gernesammler [#117]

Beim zweiten Beleg sind noch 26 Sgr. bei der Wertangabe enthalten.

zu NPD-Zeiten galt hier jetzt die Progressionsstufe 7 (30-40) Meilen und der Mindestfahrposttarif war mit 18 Kreuzer festgelegt. Für beide Belege galt es, da ich die Gewichtsangaben ebenfalls so übernehmen würde.

Für die Werttaxe galt:

je angefangene 100 Thaler galten 2 Sgr. - über 1000 Thaler nur die Hälfte.

Für Wert 3408 sind also - bis 1000 Thaler 20 + von dort bis 3500 somit nochmals 25 Sgr. = 45 Sgr. * 3,5 = 157,5 aufgerundet 158 Kreuzer + die 18 Kreuzer für das Paket = 176 Kreuzer = 2 Gulden 56 Kreuzer.

Für Wert 3015 Thaler 26 Sgr.
bis 1000 Thaler somit 20 Sgr. + 21 Sgr. (ab 1000 - 3100) = 41 Sgr. * 3,5 = 143,5 aufgerundet 144 Kreuzer + 18 Kreuzer Paket = 162 Kreuzer = 2 Gulden 42 Kreuzer.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 09.10.2016 18:08:36 Gelesen: 244857# 119 @  
@ Magdeburger [#118]

Hallo Ulf,

vielen Dank für das ausrechnen der Taxe, sorry daß ich jetzt erst antworte, viel zu tun.

Hier möchte ich jetzt einen Brief aus München vom 14.8.1853 zeigen der nach dem 39,8 Meilen entferntem Zwickau in Sachsen spediert wurde.

Dieser ging an einen Herrn Doktor Klinkhard, auf der Rückseite ist ein leider etwas unleserlicher Bahnpoststempel "Leipzig - Hof".

Verklebt wurde für den Brief eine Bayern Nr.5 zu 9 Kreuzer.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 09.10.2016 18:23:37 Gelesen: 244851# 120 @  
@ Gernesammler [#119]

Sorry der Brief ist hier leider falsch, ist nochmals im richtigen Tread eingestellt.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 15.10.2016 11:46:11 Gelesen: 244664# 121 @  
Liebe Freunde der Incoming Mail,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Philadelphia (keine schöne Stadt, heute zumindest) vom 12.7.1852 (sicher heiß und schwül dort gewesen) an Clemens Kieflen, Mechaniker in Maria-Rain p(er) Nesselwang Baveria. Nur dank einer hervorragenden, jungen Postgeschichtlerin hier im Forum konnte ich den Zielort zuordnen, der damals etwas verändert notiert wurde.







Der Absender zahlte 5 Cents bis zum US - Ausschiffnungshafen, die im Stempel PHILA PAID mit Tinte notiert wurden. Ausweislich der Siegelseite finden wir den roten Londoner Stempel vom 26.7.1852 und einen unleserlichen Frankreich - Stempel, wie auch der Eingang nach Frankreich etwas ungeschickt mit einem roten Stempel auf dem roten Stempel von Philadelphia bestätigt wurde.

Nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 kosteten einfache Briefe wie hier bis 1/2 Loth resp. 7,5g 45 Kreuzer Porto, wovon 36 Kr. an Frankreich zu vergüten waren und 9 Kreuzer für Bayern (rechts des Rhein, in die Pfalz nur 36 + 3 = 39 Kreuzer!) blieben.

Der Laufweg sollte gewesen sein Philadelphia 12.7.1852 - New York 14.7.1852, dann mit der "Africa" der Cunard Line nach Liverpool (25.7.1852), London 26.7.1852, Calais, Paris, Strasbourg, Augsburg (dort taxiert mit 45 Kr.), Nesselwang und von dort, wie ist wohl nicht mehr zu eruieren, zum Empfänger nach Maria-Rain.

Sollte es eine Korrespondenz gegeben haben, wovon ich lt. Inhalt ausgehe, wäre das der 211. Brief gewesen. Da hätte ich mal gerne die anderen 210 gesehen ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 15.10.2016 17:44:10 Gelesen: 244633# 122 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich war heute in Berlin zur Börse und habe für meine Sammelgebiete nichts gefunden. Allerdings holte ich diese beiden Belege aus der Kramkiste:



Der erste ist vom 21.12.1864 und lief Porto von Berlin nach Hof. Die 12 Kreuzer setzen sich aus 9 Kreuzer Porto für die 3. Entfernungsstufe + 3 Kreuzer Ergänzungsporto zusammen.



Der lief am 10.05.1864 höchstwahrscheinlich identisch, nur diesmal eingeschrieben. Hier kommen noch 6 Kreuzer für die Einschreibung zur o.g. Portoberechnung.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 15.10.2016 17:54:34 Gelesen: 244625# 123 @  
@ Magdeburger [#122]

Lieber Magdeburger,

Portochargébriefe nach Bayern sind gar nicht sooo häufig - von daher ein dickes DANKE, dass du die aus der Kiste befreit hast. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.10.2016 18:55:23 Gelesen: 244571# 124 @  
Hallo Sammlerfreunde,

von der Börse in Berlin konnte ich heute nur noch die kleine Variante der Mechanischen Weberei in Hof bekommen, diese wurde am 11.3.1865 aus Frankfurt Oder versendet und Herr Bracker hatte für diesen Brief 3 Silbergroschen zu zahlen.Am 12.3.1865 war der Brief bereits in Bayern.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 17.10.2016 19:20:01 Gelesen: 244506# 125 @  
Hallo Sammlerfreunde,

möchte diesen Brief aus Hamburg zeigen der am 1.7.1871 von Wilhelm Cropp nach Nürnberg versendet wurde an einen Herrn Dr. Schwarz, am 3.7. kam der Brief dann in Bayern an. Für die 60 Meilen Wegstrecke wurde eine 1 Groschen Marke des Nordeutschen Postbezirks verklebt, diese war seit Mitte Mai eine Marke der Deutschen Reichspost.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 17.10.2016 20:12:33 Gelesen: 244496# 126 @  
@ Gernesammler [#125]

Hallo Rainer,

mir gefällt gut, dass der Absender seine Kuverts bedrucken lies. Damals war ja üblich, den Absender mit seinem Absenderstempel vorne aufzudrücken.

In den 1860er Jahren (gegen Ende eher) kommen die ersten rückseitigen Aufdrucke und Firmenstempelungen vor.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 20.10.2016 19:49:53 Gelesen: 244368# 127 @  
Hallo Sammlerfreunde,

ich habe hier diesen Auslagen Brief aus Hamburg nach Nördlingen als Wertbrief versendet am 22.10.1818? leider nicht genau datierbar.Der Brief ging an das 70 Meilen entfernte Pfarramt in Nördlingen.

Was genau für den Brief zu zahlen war und von wem und wer was davon bekam das wäre meine Frage an Euch.

In der oberen linken Ecke ist eine rote 3 im Auslagenstempel wenn ich es richtig deute 116 Kreuzer darunter in blau - 20 und über dem Stempel von Hamburg nochmals 26.

Gestempelt wurde in Hamburg mit dem Halbkreisstempel der Fürstlich Thurn und Taxischen Postanstalt Hamburg und links mit einem Auslagenstempel. Vielleicht kann auch jemand das Siegel zuordnen, ob dies von einer Kirchlichen Instanz aus der Nähe von Hamburg ist.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 20.10.2016 20:33:28 Gelesen: 244364# 128 @  
@ Gernesammler [#127]

Hallo Rainer,

wo hast du denn den her? Ts, Ts, Ts ...

Aber ich muss etliches korrigieren bei deiner Beschreibung:

Es war kein Wertbrief, auch wenn er siegelseitig 5-fach verschlossen wurde. Wertbriefe zählten zu der Fahrpost, hier haben wir einen schweren Portobrief vor uns, sind also bei der Briefpost.

Das Jahr wird nicht leicht festzustellen sein - vermutlich gar nicht.

Taxis transportierte ihn von Hamburg bis zur bayer. Grenze bei Aschaffenburg. Hierfür erkannte Bayern für diesen Transit 1f 6x, also 1 Gulden und 6 Kreuzer.

Bayern hatte den Brief von Aschaffenburg nach Nürnberg geleitet, wo der Auslagestempel auf die fremde Portoforderung kam und Nürnberg notierte darunter das bayer. Porto von Aschaffenburg nach Nördlingen von 20 Kreuzern.

Die Strecke Aschaffenburg - Nördlingen betrug 158 km oder gleich 21 Meilen. Über 18 bis 24 Meilen kosteten einfache Briefe bis 1/2 Münchener Loth (8,75g) 8 Kreuzer. Hier wurde also gerechnet: 8 + 4 + 4 + 4 + 4 = 20 Kreuzer.

Es war also ein Brief der 5. Gewichtsstufe. Das war es auch für Taxis, denn deren Porto von 1 Gulden 6 Kr. = 66 Kreuzern teilte sich so auf: 22 + 11 + 11 + 11 + 11 = 66 Kreuzer. So schwere Briefe hat man auch nicht alle Tage.

In summa hatte der Empfänger also 1 Gulden 26 Kreuzer zu zahlen, die Nördlingen oben rechts notierte; das war viel Geld damals und etwa ein Wochengehalt eines Knechts, der 70 Std. die Woche zu arbeiten hatte ...

Ein toller Brief, der selten ist, weil aus Hamburg keine großen Korrespondenzen nach Bayern bekannt sind und der in der Besonderheit der 5. Gewichtstufe wohl kein zweites Mal zu finden sein wird. Als Liebhaber von Siegeln ist der Brief ja eh schon eine Granate - also alles richtig gemacht! :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 21.10.2016 20:04:49 Gelesen: 244281# 129 @  
@ bayern klassisch [#128]

Hallo Ralph, hallo Sammlerfreunde,

erst einmal vielen Dank für die ausführliche Beschreibung des Briefes, dieser wird einen besonderen Platz in meiner Sammlung einnehmen.

Hier jetzt der nächste Portobrief, diesmal aus Preussen, genauer gesagt Hoexter einer Stadt in Westfalen nach dem 30 Meilen entferntem Würzburg. Der Brief wurde geschrieben an den "Herrn Friedrich Ludwig Grafen und Herrn zu Castell Schloß Castell bei Würzburg", ich denke mal in den 1840er Jahren.

Der Brief wurde von Preussen spediert bis zur Bayrischen Grenze über Bad Kissingen, die Strecke von Hoexter nach Kissingen betrug 24 Meilen für den Transit erkannte Bayern 44 Kreuzer an.

Von Kissingen über Schweinfurt bis Würzburg waren nochmals 20 Kreuzer fällig, es stehen nochmals eine 12 und auf der Rückseite sind weitere Taxierungen von 12 und 14 vorhanden.Kann es sein das hier der Adressat und der Empfänger belastet wurden.

Der Brief mit einem Gewicht von 1 3/4 Loth hätte ja dann 1 Gulden 2 Kreuzer gekostet. Gestempelt wurde in Hoexter mit einem Zweikreisstempel und dem Auslagenstempel von Würzburg für die Portoforderung von Preussen, auf der Rückseite ist ein noch gur erhaltenes Siegel und der Ankunftsstempel von Würzburg.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 21.10.2016 22:08:54 Gelesen: 244265# 130 @  
@ Gernesammler [#129]

Hallo Rainer,

Hier jetzt der nächste Portobrief, diesmal aus Preussen, genauer gesagt Hoexter einer Stadt in Westfalen nach dem 30 Meilen entferntem Würzburg. Der Brief wurde geschrieben an den "Herrn Friedrich Ludwig Grafen und Herrn zu Castell Schloß Castell bei Würzburg", ich denke mal in den 1840er Jahren.

Ich schaue mal morgen nach, ob wir das präzisieren können, denke aber eher an die späten 1830er Jahre wegen der Farbe der Würzburger Stempel.

Der Brief wurde von Preussen spediert bis zur Bayrischen Grenze über Bad Kissingen, die Strecke von Hoexter nach Kissingen betrug 24 Meilen für den Transit erkannte Bayern 44 Kreuzer an.

Wie kommst du auf Bad Kissingen? Höxter taxierte ihn mit roter Tinte auf 12 1/2 Silbergroschen für die preußische Strecke, die Bayern in Würzburg in 44 Kreuzer reduzierte.

Von Kissingen über Schweinfurt bis Würzburg waren nochmals 20 Kreuzer fällig, es stehen nochmals eine 12 und auf der Rückseite sind weitere Taxierungen von 12 und 14 vorhanden. Kann es sein das hier der Adressat und der Empfänger belastet wurden.

Der Brief lief sicher nicht über Kissingen und Schweinfurt, sondern über Aschaffenburg nach Würzburg. Würzburg setzte vom bayerischen Grenzpunkt Aschaffenburg bis zur Abgabepost 20 Kreuzer an.

Bei einem reinen Portobrief wie hier konnte nur der Empfänger = Adressat belastet werden.

Der Brief mit einem Gewicht von 1 3/4 Loth hätte ja dann 1 Gulden 2 Kreuzer gekostet. Gestempelt wurde in Hoexter mit einem Zweikreisstempel und dem Auslagenstempel von Würzburg für die Portoforderung von Preussen, auf der Rückseite ist ein noch gur erhaltenes Siegel und der Ankunftsstempel von Würzburg.

44 Kreuzer für Preußen und 20 Kreuzer für Bayern ergaben 64 Kreuzer, oder 1 Gulden 4 Kreuzer. Für Preußen lag der Brief mit 12 1/2 Sgr. in der 4. Gewichtsstufe: 1/2 Loth = 5 Sgr., bis 1 Loth 7 1/2 Sgr., bis 1 1/2 Loth 10 Sgr. und wie hier bis 2 Loth 12 1/2 Sgr..

Bayern rechnete 8 Kr. bis 1/2 Loth plus 4 Kr. bis 1 Loth plus 4 Kr. bis 1 1/2 Loth plus 4 Kr. bis 2 Loth = 20 Kreuzer.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 22.10.2016 10:24:06 Gelesen: 244237# 131 @  
@ Gernesammler [#129]

Hallo Rainer,

sehe gerade, dass dieser Stempel von Höxter im Feuser ab 1840 bekannt ist - also dürfte der Brief um 1840/41 geschrieben worden sein, weil danach die Stempelfarbe von Würzburg ins Rote wechselte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 23.10.2016 16:55:48 Gelesen: 244181# 132 @  
@ bayern klassisch [#131]

Hallo Ralph,

danke für die Erklärung zu meinem Brief, den Versuch war es wert es mal selbst zu interpretieren.

Den Feuser hatte ich auch auf und deswegen das Datum in die 1840er Jahre gelegt.

Den Leitweg über Kissingen hatte ich als kürzeste Verbindung gewählt, wenn Du sagst der Brief lief damals über Aschaffenburg dann sollte das auch stimmen, ich selbst bin dabei noch viel zu lernen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 23.10.2016 19:11:24 Gelesen: 244173# 133 @  
@ Gernesammler [#132]

Hallo Rainer,

die kürzeste Verbindung war die, die man in der Vormarkenzeit am wenigsten benutzte, weil lange Leitungen (!) über eigenes Territorium viel Geld einbrachten, kurze nur wenig.

Nur Mut - wenn du die Details zu den Briefen vergessen haben wirst, einfach wieder rauskramen und versuchen selbst alles heraus zu finden. Klappt es dann nicht, bei meiner Antwort nachschauen. Nur so lernt man.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 25.10.2016 15:07:27 Gelesen: 244101# 134 @  
Liebe Freunde,

für die meisten Sammler sind portogerechte Frankaturen (fast ein Widerspruch in sich) und Unterfrankaturen wichtig und interessant, weswegen sie diese bevorzugt sammeln. Aber eine Handvoll Postgeschichtler freut sich sehr, mal einen überfrankierten zu finden und wenn er dann so schön ist, wie dieser kleine Mann, dann schnappt er ihn sich ohne Rücksicht auf (finanzielle) Verluste.



Mit dem Bahnpoststempel Toulouse A Bordeaux am 27.6.1864 versehen lief ein Kuvert an einen Franzosen, der in Bad Kissingen kurte. Der Absender hätte nach dem PV vom 1.7.1858 je 10g Gewicht nur 40 Centimes frankieren brauchen. Hier kleben aber 60 Centimes. Oft wird, wohl nicht ganz falsch, argumentiert, dass neue Postverträge mit neuen Gebühren nicht bei jedem Korrespondenten bekannt waren und diese dann noch nach den alten Tarifen ihre Briefe frankierten.

Nun - hier war der vorherige Postvertrag der vom 1.7.1847 und nach diesem kosteten Briefe dieser Art 50 Centimes - aber immer noch keine 60 Centimes, für die es damals keine tarifliche Basis gab.

Ausweislich seiner Siegelseite lief er über Strasbourg am 1.7.1864 nach Bad Kissingen ein. Der Absender wusste, dass der Empfänger im "Hotel de Russie", also dem Russischen Hotel, abgestiegen war, weswegen er ihn nicht poste restante verschicken musste, wo er auf eine Abholung hoffen musste.

Kommentare erbeten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 07.11.2016 15:08:01 Gelesen: 243644# 135 @  
Lieber Bayern Klassisch,

nicht ganz so teuer - sogar einstellig:



Am 13.07.1863 im schönen Wien aufgegeben ging es über Regensburg nach Ke(h)lheim und für einem Postvereinsbrief über 20 Meilen korrekt mit einer 15 Neukreuzer-Marke frankiert.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 07.11.2016 17:04:33 Gelesen: 243628# 136 @  
@ Magdeburger [#135]

Lieber Magdeburger,

Glückwunsch zu einem Bratwurstbrief (so sage ich intern, wenn es ganz günstig abging) - der ist bildschön, feine Anschrift, Siegel mit Besonderheit und 3 Transit- bzw. Ankunftsstempel. Wenn sich der nicht sehen lassen kann, dann weiß ich es auch nicht mehr. Gut gekauft!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.11.2016 13:27:54 Gelesen: 243379# 137 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Drucksache aus Marseille vom 22.3.1871, die vermutlich einer Warensendung an Paul Siegle in Augsburg untergejubelt worden war.



Absender war die Firma Henry Naegely & Cie.

Der Endkunde hieß jedoch Joh. F. Chur % Söhne in Augsburg. Am 21.3.1871, der Krieg war ein paar Monate vorbei, frankierte eben jener Paul Siegle mit 1 Kreuzer die Drucksache als Ortsdrucksache, wenn man von der Tatsache absieht, dass es eigentlich eine französische Drucksache war, die 10 Centimes gekostet hätte (3 Kreuzer).

So bekam Bayern einen Kreuzer für einen leichten Job und das war immerhin besser als gar nichts.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.11.2016 09:25:58 Gelesen: 243079# 138 @  
Liebe Freunde,

bei der letzten Peter Feuser Auktion in Schduaged gab es tolles Material in Hülle und Fülle - so auch diesen Brief aus Esslingen mit Postaufgabe in Neu - Ulm am 1.4.1850 an Caspar Gerhauser in Kaufbeuren, der mit einer Erstausgabe frankiert wurde.



Nun sind ja Briefe aus Ulm über die Donau gebracht nach dem bayerischen Neu - Ulm keine große Seltenheiten, wenngleich ich diese gerne erhasche, aber aus Esslingen war es schon etwas weiter nach Neu - Ulm, was man noch im Rahmen eines Mittagsspaziergangs hätte erledigen können - etwas weiter heißt hier konkret 80 km Wanderstrecke.

Versetzen wir uns zurück in das Jahr 1850 - Württemberg war von der fürstlichen Lehenspost derer zu Thurn und Taxis bedient worden und Briefe nach Bayern kosteten, wie in der ganzen Vormarkenzeit ein württembergisches Porto und ein bayerisches Porto. Diese nach alten Tarifen gestaffelten Gebühren betrugen hier 4 Kr. für Württemberg und 4 Kr. für Bayern = 8 Kreuzer.

Die schlauen Württemberger wusste jedoch hier um das bayerische Regulativ vom 1.7.1849 und noch mehr von der Möglichkeit des Gebrauchs von Freimarken ab dem 1.11.1849 und frankierten so einen einfachen, bis 1 Loth schweren Brief (statt von Württemberg aus bis 1/2 Loth) als einfaches Gewicht mit nur 3 Kreuzern, was zur Ersparnis von 5 Kr. führte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 20.11.2016 18:06:33 Gelesen: 243060# 139 @  
Hallo Sammlerfreunde,

diesen schönen Brief habe ich bekommen, dieser wurde versendet aus Verden an der Aller aus dem Königreich Hannover nach dem 54,5 Meilen entferntem Ansbach an Freiherrn von Reitzenstein. Wenn man noch wüsste welcher von Reitzenstein gemeint war dann könnte man das Datum etwas eingrenzen, denn der Stempel von Verden wurde ab 1825 verwendet erst mit Rahmen, später ohne.

Der Brief war frei bis zur preussischen Grenze siehe Text links unten, wie die Taxierung gesamt aussah da könnte ich Hilfe gebrauchen, auch würde mich der Laufweg interessieren. Auf der Rückseite ist noch ein sehr gut erhaltenes Siegel.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 20.11.2016 19:15:33 Gelesen: 243052# 140 @  
Hallo Rainer,

ein seltener Brief, weil es von Hannover nach Bayern nie viel Post gab, guter Kauf!

2 1/4 Gutegroschen für Hannover bis zur taxischen Postgrenze. Taxis bekam 9 Kr. für den Transit, die in Nürnberg mit dem Auslagestempel bedruckt wurden. Es war also ein Teilfrankobrief.

In Bayern kostete er 9 Kr. ab der Grenze bei Aschaffenburg bis Ansbach, so dass ein Porto von 18 Kr. zu zahlen war. 1 Kr. erhielt der Bote = 19 Kr..

Laufweg: Verden an der Aller - Kassel (Taxis) - Frankfurt am Main - Aschaffenburg - Würzburg - Nürnberg - Ansbach.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 20.11.2016 19:27:33 Gelesen: 243046# 141 @  
@ bayern klassisch [#140]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Beschreibung des Briefes, es ist der erste dieser Art der sich in meiner Sammlung eingefunden hat, jetzt kann er super beschrieben einfliessen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 26.11.2016 11:37:39 Gelesen: 242930# 142 @  
Liebe Freunde,

leider nur eine Vorderseite, aber die Kriegsumleitung ist anzunehmen, weil wir einen Transitstempel von Calais sehen und der Abgangstag der 1.8.1866 war (Calais 2.8.1866) und dann wohl über Paris, Strasbourg, Ulm.



6 Pence waren im Krieg und im Frieden 1866 ausreichend bis 7,5g (1/4 Unze), daher erfolgte in Birminghan zurecht die Stempelung mit dem P.D..

Via France hob der Absender aus bekannten Gründen hervor - angeblich war der August 1866 noch tabu bei der Leitung England über Belgien und Preußen nach Bayern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.12.2016 17:22:34 Gelesen: 242467# 143 @  
Liebe Freunde,



ein etwas außergewöhnlicher Brief heute: Geschrieben und gesiegelt in Iserlohn ("Yserlohn") zu Preussen am 27.11.1865, dann durch Briefeschmuggel nach Lindau im Bodensee verbracht, wo er am 5.12.1865 erst mit 3 Kr. frankiert in das unter 10 Meilen entfernte, badische Meersburg am Bodensee verschickt wurde, wo er noch am selben Tag eintraf.

Von Preussen aus hätte er 3 Silbergroschen (pariätisch 10,5 Kreuzer) nach Meersburg gekostet und wäre sicher viel früher dort gewesen, als über den Umweg Bayern - Lindau.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.12.2016 13:34:54 Gelesen: 241933# 144 @  
Liebe Freunde,

hier zeige ich einen Porto - Chargébrief von Berlin nach Hof vom 20.5.1863. Porto: 3 Sgr. über 20 Meilen + 1 Sgr. Portozuschlag + 2 Sgr. Reco vom Empfänger = 6 Sgr. = 18 Kreuzer postalisch.



Interessant: Ab 1.1.1868 kosteten Portochargébriefe über 1 Loth 3 Silbergroschen (Sgr.) und die Recommandation 2 Sgr. = 5 Sgr., die aber dann paritätisch reduziert auch 18 Kreuzer ergaben.

Es ist also interessant, aus beiden Perioden Briefe gleicher Korrespondenz zeigen zu können, die mal 5, mal 6 Sgr. kosteten, aber in Kreuzer gleich teuer waren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 26.02.2017 16:11:47 Gelesen: 240713# 145 @  
@ bayern klassisch [#144]

Vom Juli 1861 ging der Brief von Luxemburg nach Grafengehaig bei Untersteinach. Frankiert wurde der Brief mit 3 x 12 1/2 Centimes für die 3. Entfernungsstufe im DÖPV (über 20 Meilen).

Beste Grüße!

Lars


 
bayern klassisch Am: 26.02.2017 17:45:03 Gelesen: 240699# 146 @  
@ Lars Boettger [#145]

Lieber Lars,

was für ein Brief! Ja der kann sich sehen lassen.

Ist dir mal aufgefallen, dass es innerhalb des DÖPV (Postverein) nur in Luxemburg Usus war, mit P.D. zu stempeln?

Bei allen anderen Vereinsstaaten war das der Auslandspost vorbehalten - nur Luxemburg machte es anders.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Lars Boettger Am: 26.02.2017 18:31:59 Gelesen: 240689# 147 @  
@ bayern klassisch [#146]

Lieber Ralph,

nein, noch nicht. Aber auch auf Inlandsbriefen wurde in der Regel PD gestempelt. Ich kenne auch Briefe in den DÖPV, die nicht mit einem PD-Stempel versehen waren. Sie sind deutlich seltener.

Beste Grüße!

Lars
 
bayern klassisch Am: 26.02.2017 19:08:48 Gelesen: 240684# 148 @  
@ Lars Boettger [#147]

Lieber Lars,

es gibt halt immer Ausreisser - aber du hast Recht, auch im Inlandsverkehr wurde P.D. gestempelt und das ist wohl eher die französische Spielart, als die deutsche.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.03.2017 08:43:34 Gelesen: 240474# 149 @  
Liebe Freunde,

ich kann heute ein kleines Schmankerl zeigen, das es "in sich" hat.



Verfasst wurde unser Brief am 13.7.1829 im wunderschönen Strasbourg und gerichtet war er an die Firma Carl Barth & Sohn in Reuth in Bayern. Aber ein Brief nach dem PV Bayerns mit Frankreich wäre für die Firma Barth recht teuer zu stehen gekommen (allein 6 Kreuzer für die paar Meter über den Rhein!).

Da gab man ihn gegen den Postzwang einfach über dem Rhein im badischen Kehl auf und ersparte so sich bzw. dem Empfänger einen netten Betrag.

Baden taxierte ihn mit 10 Kr. für sich bis zur bayerischen Grenze, jedoch wurde er in das Briefepaket nach Nürnberg gelegt, wie uns der Auslagestempel und die blaue Nürnberger Tinte zeigen, wo man seinen Auslagestempel auf Badens Portoforderung abschlug. Dazu kamen für Bayern 8 Kreuzer Inlandsporto (einfach bis 1/2 Loth, PV Baden - Bayern vom 18.6.1818), so dass Firma Barth mit 18 Kr. total belastet wurde.

Einst war beigefügt ein Wechsel über 48 Gulden und 20 Kreuzer, der heute woanders ruht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 13.03.2017 20:05:10 Gelesen: 240177# 150 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachenbrief (U 10-I) zu 3 Groschen aus Harburg im Königreich Hannover nach Erlangen an Hern Thomas Bücking, den Text darunter kann ich leider nicht entziffern.

Auf der Rückseite ist noch der Bahnpoststempel "Hannover - Cassel" vom 25.10. und ein Siegel mit den Initialen C.D.

Da kein Jahr im Datum ist und auch keine Textbeigabe kann man über das direkte Jahr nur spekulieren, der Ganzsachenbrief kam 1861 zur Verwendung und 1866 wurde das Königreich Hannover von Preussen annektiert.

Gruß Rainer


 
Magdeburger Am: 14.03.2017 02:31:19 Gelesen: 240162# 151 @  
@ Gernesammler [#150]

Hallo Rainer,

darunter steht "bei der Windmühle".

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 26.03.2017 10:10:45 Gelesen: 239808# 152 @  
Liebe Freunde,

sammelt man intensiv Rückscheine, Retour - Recepissen oder Post - Lieferscheine, wie diese Belege heißen, die alle das gleiche bedeuten, stellt man schnell fest, wie wenige Briefe mit diesem Postsonderdienst vorhanden sind. Dabei ist zu bemerken, dass die große Masse, wenn man davon überhaupt reden möchte, im sog. Inlandsverkehr vorkam, Auslandsverwendungen jedoch äußerst rar sind, in der Mehrheit der Fälle gar unbekannt.

Nun waren die postalischen Verhältnisse Preussens zu Bayern intensiv und weitläufig, so dass man vermuten könnte, mal ein solches Stück aus der VMZ oder Markenzeit hier und da zu erwischen, aber auch wenn es sie gibt, zählt man oft die Jahre, bis man eines vorweisen kann und auch nach langer Zeit bleibt die Dokumentation solcher Seltenheiten eher der Vergessenheit anheim zu fallen, als virulent im Album zu spuken.

Heute zeige ich 2 Stücke, die mal eine A3 - Seite zieren werden, wenn ich die Zeit habe, sie aufzuziehen und ich hoffe ihr mögt sie so sehr, wie ich es tue.





Ein Post - Insinuations - Dokument des Gerichts in Berleburg vom 4.11.1844 an die Postexpedition Amorbach war für Preussen wohl eher portofrei anzusehen, Bayern taxierte es jedoch mit 6 Kreuzern wie einen Brief, wobei die Insinuation mit 12 Kr. selbst kostenpflichtig war in Bayern. Bei der Rücksendung reduzierte Preussen die 6 Kr. in 1 3/4 Sgr. und addierte 3 Sgr. als Porto dazu, so dass der Absender 4 3/4 Groschen berappen musste.

Im PV Bayerns mit Preussen fand ich hinsichtlich der Behandlung solcher Stücke keinen Niederschlag und sie dürften schon damals kaum eine Rolle im postalischen Alltag gespielt haben. Allerliebst das Posthörnchen in der Siegeloblate - wo sieht man so etwas sonst noch?





Es ging von Berlin nach Neustadt an der Aisch und begleitete eine portofreie Justizsache. "Mit Bahn - Schein" wurde wieder gestrichen, aber "Recepisse retour" deutlich vermerkt. Weil recommandirt, wog man sogar den Rückschein (!), wobei ich gerne mal einen in de 2. Gewichtsstufe gesehen hätte. :D Immerhin ergab das Resultat 3/10 Loth, jetzt wissen wir also, wie schwer so ein Rückschein war (Stempelfarbe inklusive).

Im Inneren sehen wir eine Benachrichtigung vom 22.6.1852 in einer Klagesache, wie so oft bei dienstlichen RR, die es ohne juristische Verfahren wohl gar nicht erst gäbe. Ich bitte um Nachsicht, weil die sie hier mit der 1. aus der VMZ einstelle, aber ich wollte mal meinen Gesamtbestand Preußen - Bayern an Retour - Recepissen in einem Beitrag zeigen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 27.03.2017 20:06:41 Gelesen: 239731# 153 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus England/Liverpool vom 27.12.1878 (nicht ganz Altdeutschland) nach Bamberg an die Mechanische Baumwoll Spinn- und Weberei.

Auf der Rückseite sind noch 2 verschiedene Ankunfts- und Ausgabestempel von Bamberg.

Im Inneren ist der Text eine gedruckte Liste über Baumwolle und Preise, verklebt für das Franko wurde hier eine One Penny Marke.

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 28.03.2017 06:15:32 Gelesen: 239705# 154 @  
@ Gernesammler [#153]

Hallo Rainer,

nettes Stück und Bayern war auch 1878 noch Altdeutschland.

Es war aber kein Brief, sondern eine Drucksache - viel besser also!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.03.2017 20:00:10 Gelesen: 239674# 155 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 18.3.1896 als Einschreiben aus Bologna/Italien nach Wolfratshausen in Oberbayern (Bologna stimmte am 12. Juni 1859 für seine Annexion durch das Königreich Sardinien, wodurch die Stadt Teil des vereinten Italien wurde).

Verklebt wurden für das Franko 3 Marken zu je 25 Centesimo, wie hier die Aufteilung Franko und Einschreibgebühr war entzieht sich meiner Kenntnis.

Gestempelt vorderseitig mit dem Stempel von Bologna/(RACOM..) und dem Einschreibstempel mit darüber stehender Manualnummer, auf der Rückseite zwei weitere Stempel von Bologna, wobei einer davon schon vom 19.3. ist und der Ankunftsstempel von Wolfratshausen am 20.3.1896.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 29.03.2017 06:39:28 Gelesen: 239594# 156 @  
@ Gernesammler [#155]

Hallo Rainer,

das Geld blieb in Italien - da wurde nichts mehr aufteilt, weil die alten Verträge der 1860er und 1870er Jahre längst passé waren. Ab 1.7.1875 waren alle Beteiligten Mitglied des UPU geworden, womit Weiterfranki Historie geworden waren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.04.2017 20:01:53 Gelesen: 239385# 157 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Marbach am Neckar in Württemberg vom 28.11.1848 nach Speier in der Pfalz an das Land und Stadt Gericht.

1816 wurde Speyer zur Kreishauptstadt des in der Folgezeit so genannten Rheinkreises. Dieser fiel im Ergebnis des Wiener Kongresses dem Königreich Bayern als Ausgleich für das an Österreich abgetretene Salzburg zu.

Der Absender hatte für das Franko 12 Kreuzer zu zahlen wovon 4 Kreuzer an Württemberg fielen der Rest ging an Bayern.

Gestempelt mit Zweikreisstempel mit Zierstücken von Marburg und auf der Rückseite ein Bahnpoststempel sowie der Halbkreisstempel von Speyer als Ankunftsstempel am 30.11.1848.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 03.04.2017 20:42:30 Gelesen: 239378# 158 @  
@ Gernesammler [#157]

Hallo Rainer,

ein netter und keineswegs häufiger Brief, auch wenn man ihn anders sehen könnte.

Mit dem Franko liegst du aber ein wenig daneben: Für die Taxispost in Württemberg fielen 4 Kreuzer an und für Baden + Bayern (ein Postgebiet seit 1.8.1843!) 12 Kreuzer für Briefe über 15 Meilen je 1/2 Loth.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 04.04.2017 19:24:16 Gelesen: 239322# 159 @  
@ bayern klassisch [#158]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Richtigstellung des Frankos.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 04.04.2017 20:11:48 Gelesen: 239316# 160 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Weimar vom 12.12.1852 nach Annweiler in der Nähe von Landau in der Pfalz über Coburg, die Adresse kann ich bis auf "Frank" leider nicht entziffern da könnte ich Hilfe gebrauchen.

Gestempelt in Weimar mit Einkreisstempel am 12.12. ging der Brief über Coburg am 13.12. (leider sehr verschmiert) der Stempel auf der Rückseite,nach dem 60 Meilen entferntem Landau in der Pfalz und wurde am 16.12. in Annweiler zugestellt.

Was hat es mit dem Porto auf sich, das der Empfänger zahlen musste, für über 12 Meilen waren innerhalb der Pfalz ja 9 Kreuzer zu zahlen, heißt das, dass hier bis zu einem gewissen Ort ein Teilfranko von 6 Kreuzern gezahlt wurde und der Empfänger nur noch die 3 Kreuzer die mit Rötel geschrieben wurden bezahlt hat?

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 04.04.2017 20:32:23 Gelesen: 239312# 161 @  
@ Gernesammler [#160]

Hallo Rainer,

Lese- und Gebührenhilfe kommt. :-)

Adresse:

An den Herrn Subrector Franck wohlgeboren in Annweiler in Baiern

Der Absender zahlte 3 Silbergroschen an Franko im Jahre 1852, da es ein Postvereinsbrief war von Thurn und Taxis nach Bayern. Im Postverein gab es kein Teilfranko oder Gebühren für die Aufgabe- UND Abgabepost, sondern das Franko und Porto stand allein der Aufgabepost zu - hier also Taxis.

Als Postvereinsbrief über 20 Meilen unter 1 Loth waren daher auch nur 3 Sgr. (9 Kreuzer) zu frankieren.

Bei Taxis, Preußen und anderen war die Möglichkeit der Barfrankatur gegeben, so dass die Absender nicht nur mit Marken frankieren konnten, sondern das Franko auch bar am Schalter erlegen konnten. Als Zeichen hierfür war der Brief vom Absender mit dem Franko - Vermerk zu versehen (unten links) und von der Aufgabepost hinter dem Frankovermerk der Betrag mit rotem Stift zu notieren, der bezahlt worden war. Das war hier alles mustergültig erfolgt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 05.04.2017 19:22:42 Gelesen: 239229# 162 @  
Hallo Ralph,

super Zusammenfassung des Briefes, ich habe gestern noch gerätselt, was der Herr Franck ist, ich konnte die Buchstaben hinter Sub nicht lesen.

Übrigens man ist ja neugierig und ein Subrector ist ein Lehrer an einer Latein- oder Gelehrtenschule.

Vielen Dank so konnte ich den Brief heute in meine Incoming Mail Sammlung sauber einfügen.

Beste Grüße
Rainer
 
bayern klassisch Am: 05.04.2017 19:50:37 Gelesen: 239224# 163 @  
@ Gernesammler [#162]

Hallo Rainer,

es spricht klar für dich und deine Sammelweise, dass du Incoming - Mail (IM) sammelst und dich sehr um die Beschreibungen deiner IM - Belege kümmerst. Wie wünsche ich mir das für alle Sammler.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 06.04.2017 19:55:15 Gelesen: 239130# 164 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief aus den USA Maryland Baltimore nach Nürnberg (Entfernung 6670 Kilometer), der Brief kam von J. Harmanus Fisher & Son. Der Empfänger (Oberndorf) ? in Nürnberg.

Die Ganzsache zu 2 Cent mit einer Zusatzfrankatur von nochmals 2 und 1 Cent reichte aus für die postalische Beförderung nach Bayern. Gestempelt am 27.12.1888 in Baltimore und angekommen und ausgegeben am 8.1.1889 in Nürnberg, zu sehen auf der Rückseite auch der Briefträgerstempel Nr.1.

Kann mir jemand sagen ob die Route über Frankreich gelaufen ist, was ja am wahrscheinlichsten und am kürzesten gewesen wäre oder ob der Brief über Bremen kam, hier würden aber die Ankunfststempel fehlen denke ich.

Ich hoffe, dass mir hier geholfen werden kann.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 07.04.2017 06:26:33 Gelesen: 239046# 165 @  
@ Gernesammler [#164]

Hallo Rainer,

Oberndorf ist richtig.

Wir waren ja (Bayern + Dr. Reich + Belgien + Grossbritannien seit 1.7.1875, Frankreich seit 1.1.1876) längst im Weltpostverein (UPU), von daher war die stempelmäßige Dokumentation des Leitweges nicht mehr vertrags- und gebührenrelevant.

Ich denke nicht, dass er über Frankreich lief, sondern über deutsche Häfen.

Nettes Stück - für meine Sammlungsart (Kreuzerzeit) leider ein bisserl zu spät.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 16.04.2017 08:20:41 Gelesen: 238320# 166 @  
Liebe Freunde,



Jena - Erlangen franko vom 6.2.1851. Bis 1/2 Münchener Loth zahlte der Absender 4 Silbergroschen, wovon 2 1/2 Sgr. Taxis blieben und 1 1/2 Sgr. Bayern weiter vergütet wurden (6 Kreuzer von Hof aus über 12 - 18 Meilen).

Ein neues Stück einer zukünftigen Minisammlung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.05.2017 14:09:20 Gelesen: 237624# 167 @  
Liebe Freunde,

manchmal kauft man Stücke von Auktionen zurück, von denen man dachte, man hätte sie noch behalten.



Ich habe noch nie ein Poststück von oder nach Bayern aus oder nach den USA vom 1.7.1875, dem 1. Tag des Weltpostvereins, gesehen - schon gar keine Drucksache, die ja eh extrem selten waren und noch mehr sind. Meiner Schätzung nach kommt eine Drucksache auf 500 - 1.000 Briefe von Altdeutschland - USA bzw. vice versa.

Hier reichte 1 US Cent als Franko für alle Teilstrecken aus - sagenhaft!

Wir werden wohl nie erfahren, welches Schiff sie dabei hatte. Hier eine Auswahl, bei der alles und jedes passt:

Inman Line: 3.7.1875 New York mit der City of Brussels, 12.7.75 in Queenstown, Irland, 15.7.1875 Würzburg.

Norddeutscher Lloyd: 3.7.1875 New York mit der Oder, 12.7.1875 in Southampton, 15.7.1875 in Würzburg.

White Star Line: 3.7.1875 New York mit der Britannic, 12.7.1875 in Queenstown, Irland, 15.7.1875 in Würzburg.

Allen Line: 3.7.1875 Queenstown in Kanada mit der Polynesian, 13.7.1875 in Liverpool, 15.7.1875 in Würzburg.

Cunard Line: 3.7.1875 Boston mit der Parthia, 12.7.1875 in Queenstown, Irland, 15.7.1875 in Würzburg.

Wenn es dann noch eine mit "Optik" ist, wie der gemischte (deutsch/englisch) Text aus Cincinnati anzeigt (die "deutscheste" Stadt in den USA zumindest damals), dann fällt einem der Kauf nicht schwer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.05.2017 14:03:50 Gelesen: 237470# 168 @  
Liebe Freunde,

aus Falkau bei Lenzkirch vom 10.4.1851, also nur 3 Wochen vor dem Beitritt Badens zum DÖPV, nach Kaufbeuren. Als Frankobrief wurde selbiges siegelseitig mit 12 Kr. von der Aufgabepost notiert - über 15 Meilen bis 1/2 Loth und halbscheidig zu teilen zwischen Baden und Bayern.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 18.05.2017 19:28:40 Gelesen: 237224# 169 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Bla....en, (könnte damit Blaubeuren oder Blaufelden gemeint sein) nach München vom 23.6.1864. Den Brief erhielt eine Madame Caroline Giesseking in München. Für das Franko wurde eine Marke zu 6 Kreuzer verklebt und mit einem 3 Kreisstempel mit Zierstück versehen. Auf der Rückseite ist der Ankunftsstempel von München (Winkler 8 b) und einem Briefträgerstempel Nr.18.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 19.05.2017 12:54:20 Gelesen: 237171# 170 @  
Hallo Rainer,

ich kann leider auch nicht bei dem Stempelfragment ausmachen, woher er genau kam. Vlt. kann das einer hier?





Liebe Freunde,

ein nettes Brieflein nach dem PV Bayerns mit Frankreich vom 1.1.1822 datiert Paris, den 4.2.1824, gerichtet an Monsieur Benoise Schwarz in Nürnberg zeigt nur den Pariser "P" - Stempel in zweifach suboptimaler Ausfertigung in rot und den ebenfalls dort abgeschlagenen C.F.3.R für Correspondance Francais Rayon 3, wohin Paris gehörte.

Als fremdes Porto setzte man in Nürnberg (Kartenschluß Forbach - Nürnberg) 18 Kreuzer an, zu denen man für Bayern weitere 18 Kr. addierte, so dass der Empfänger total 36 Kreuzer bezahlen musste. Auf einen Auslagestempel verzichtete man in der mittelfränkischen Metropole, wie so oft bei sogenannten "Loco - Briefen", also Briefen, die vor Ort zugestellt wurden und nicht weiter laufen mussten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
10Parale Am: 27.05.2017 20:03:01 Gelesen: 236720# 171 @  
@ bayern klassisch [#170]

Hier mein bescheidener Beitrag aus Irland versus Nürnberg.

Brief von Queenstown vom 27. Juli 1877 nach Nürnberg. Der Umschlag dürfte vom Dampfschiff SCYTHIA der CUNARD Linie stammen, wie uns die rückseitige Lasche verrät.

Ankunftsstempel von Nürnberg vom 30.7. vormittags.

Interessant ein 5-er Streifen der One Penny Red Platte 194.

Liebe Grüße

10Parale

   
 
bayern klassisch Am: 27.05.2017 20:34:14 Gelesen: 236714# 172 @  
@ 10Parale [#171]

Hallo 10Parale,

solche Briefe darfst du jeden Tag hier zeigen - wow ist der schön!

Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um einen Brief der 2. Gewichtsstufe handelte?

2 x 2 1/2d = 5d.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 27.05.2017 23:38:48 Gelesen: 236696# 173 @  
@ 10Parale [#171]

Hallo 10Parale,

Zweier- und Dreierstreifen, wie man aus den Buchstaben links und rechts unten erkennt. J+G, J+H ==> Zweierstreifen, C-G bis C-I ==> Dreierstreifen.

Lg, harald
 
10Parale Am: 29.05.2017 12:44:41 Gelesen: 236601# 174 @  
@ bignell [#173]

Danke für den Hinweis, da hab ich nicht richtig hingeschaut. Alle 5 Marken sind von Platte 194, aber kein Fünferstreifen, ok.

Gruß

10Parale
 
Gerhard Am: 29.05.2017 14:21:15 Gelesen: 236585# 175 @  
@ 10Parale [#174]

Trotzdem ein wunderschöner Brief, Glückwunsch dazu!

MphG
Gerhard
 
bayern klassisch Am: 14.06.2017 20:20:44 Gelesen: 235649# 176 @  
Liebe Freunde,

wenn man sich im Rheinland Geld sparen wollte bei Briefen nach Bayern, brauchte man nur jemanden zu dingen, für einen die Briefe günstig im Inland aufzugeben und 3 Silbergroschen waren pro Brief Historie.



Ich zeige heute 2 Beispiele aus einer Korrespondenz an die Firma Georg Heydweiler in Otterberg bei Kaiserslautern (die älteren Fußballfans von euch kennen diesen Ort noch).

Der 1. vom 26.3.1866 wurde in Schwelm in Preussen am 24.4.1866 verfasst und 2 Tage später in Kaiserslautern mit 3 Kr. frankiert ins nahe Otterberg aufgegeben. Die Ersparnis war beachtlich: 3 Silbergroschen waren paritätisch 10,5 Kreuzer, so dass man 7,5 Kreuzer gespart hat.



Der 2. vom 7.5.1866 aus Gevelsberg wurde illegal nach Ludwigshafen am 11.5. geleitet und dort aufgegeben gegen 08.00 Uhr morgens.

Während der Schwelmerbrief den Absender vorne zeigt und damit leicht als Postbetrug ersichtlich ist, wurde der Gevelsberger mit einem vorderseitigen Stempel der Firma Claus Exeter von Ludwigshafen veredelt und auf den Abshlag eines Gevelsberger Firmenstempels verzichtet. Auch hier dasselbe Bild: Wieder ersparte sich unsere rheinländische Firma 7,5 Kreuzer und ich glaube nicht, dass dies der einzige Brief ist, der so auf die Reise ging.

Allein hier hatte Preussen also satte 15 Kreuzer (oder 4 1/4 Silbergroschen) verloren. Wenn es Hunderte waren, die über das Jahr an verschiedenste Adressen in die Pfalz liefen (vom rechtsrheinischen Bayern ganz zu schweigen), kann man sich das finanzielle Ausmaß vorstellen, um den Preussen geprellt wurde.

Ich wette, dass durch diesen "Unterschleif" im Jahr sicherlich viele Tausend Taler allein durch Aufgaben in ganz Altdeutschland der Postkasse entzogen wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 19.06.2017 19:28:25 Gelesen: 235457# 177 @  
Hallo Sammlerfreunde,

zwei Briefe von Heilbronn in Württemberg nach Augsburg der erste war vom 16.7.1870 und der zweite vom 30.8.1870. Die Briefe wurden beide an Carl Chur in der Carolinenstraße in Augsburg gesendet, leider fehlt der Inhalt der Briefe sowie ein Absender das man mehr darüber erfahren könnte. Verklebt für das Franko wurde je eine Marke zu 3 Kreuzer (Württemberg Nr.38) und gestempelt in Heilbronn mit Einkreisstempel. Auf der Rückseite ist der Ankunftsstempel von Augsburg (Bahnhof Augsburg).

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 19.06.2017 19:37:36 Gelesen: 235452# 178 @  
@ Gernesammler [#177]

Hallo Rainer,

schade, dass die Inhalte fehlen. Der 1. Brief datiert 3 Tage vor der bayerischen Kriegserklärung an Frankreich, der 2. vom 2. Kriegsmonat. Gut möglich wären kriegsbedingte Korrespondenzen bzw. Briefinhalte, die sich auf dieses, leider negative, Großereignis bezogen.

Aber so ist das mit den Kuverts - auch wenn ich sie sehr schätze, egal von welchem Land - die allermeisten haben halt keinen Inhalt mehr und daher sind sie halt nicht so aussagekräftig wie die Faltbriefe, die oft ihren Inhalt erhalten konnten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 20.06.2017 13:13:37 Gelesen: 235402# 179 @  
Liebe Freunde der badischen UND bayerischen Philatelie,

heute zeige ich ein Kuvert mit der Nominale von 3 Kreuzern aus Heidelberg vom 5.4.1864, welches ab 1.10.1862 innerbadisch bis 1 Loth ohne Entfernungsbeschränkung korrekt frankiert aufgegeben wurde. Empfänger sollte sein:



"Herrn Friedrich Solger aus Nürnberg zur Ablage im Hôtel Adler in Constanz am Bodensee".

Ausweislich der mit 5 Poststempeln verzierten Siegelseite lief er dann mit Zug 7 am Folgetag von Heidelberg Richtung Basel (ab 1.11.1864 bis 31.5.1865 planmäßige Abfahrt um 01.35 Uhr in Heidelberg und Ankunft in Basel war 09.35 Uhr).

In Constanz am 6.4. kam er gut an und man gab den Brief beim Hotel Adler für ihn ab.

Leider bemerkte man zu spät, dass unser fränkischer Handlungsreisender unter Hinterlegung einer neuen Anschrift abgereist war, so dass er mit korrigierter Anschrift, streiche "Adler", setze "Krone" nach Überlingen weiter geleitet wurde.

Als Zeichen der vorher stattgefunden Auslieferung an das Hotel und der erneuten Postaufgabe stempelte Constanz vorne korrekt Aufgabe und taxierte ihn ohne Portozuschlag treffend mit 3 Kr. in blauer Tinte mittig.

Am 7.4. kam er auch folgerichtig in Überlingen am Bodensee an - doch auch hier weilte unser wackerer Franke nicht mehr. Jedoch hatte er, clever wie er war, noch schnell sein neues Ziel mit dem bayerischen Kempten angegeben und zwar dort den Gasthof zum Löwen.

Hatte Constanz die vermeintliche Abgabepost in Überlingen noch mit 3 Kr. belastet, die diese nicht einheben konnte, wurde nun aus einem reinen badischen Inlandsbrief ein Brief in den DÖPV.

Von Überlingen nach Kempten waren es über 11 Meilen, daher wurden jetzt zu Recht 6 Kr. für diese Leitung notiert, womit wir auf 3 + 6 = 9 Kr. Gesamtporto in Kempten zu belasten kommen.

Am 8.4. war es dann endlich soweit - man gab den doppelt nachgeschickten Brief dem Empfänger, oder dem Gastwirt für 9 Kr. ab und unser Herr Sorger war nett genug, das damals etwas hastig geöffnete Kuvert aufzubewahren, so dass es heute noch hier gezeigt werden konnte. Nach "Beycassirung" des badischen Portos von 9 Kr. verblieb Bayern hier gar nichts und der kleine württembergische Transit fiel auch intern kaum ins Gewicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 21.06.2017 22:17:21 Gelesen: 235296# 180 @  
@ bayern klassisch [#179]

Hallo Ralph,

ich habe einen Brief zum Beitrag BAYERN INCOMING MAIL.



Brief von Burgdorf, Kanton Bern über Schaffhausen nach Tittmoning vom 3. November 1812. Leider sind die Stempel nicht gut abgeschlagen, sonst wäre der Brief jetzt in meiner Schaffhausen Sammlung. Aber der Reihe nach:

BURGDORF, mit sehr seltenem Vorphilastempel nach Schaffhausen. Dort wurde der Brief mit dem ebenso seltenen AUSLAG-Stempel "Auslag von Schafhausen" versehen, worin die bisher aufgelaufene Taxe von 1o Kreuzern notiert wurde. Diese Taxe setzt sich zusammen aus 6Xr für Bern plus 4Xr für Schaffhausen. Die 10 Kreuzer wurden der nachfolgenden Postorganisation in Rechnung gestellt.

Ab Schaffhausen denke ich, dass der Brief in geschlossenem Paket nach Bayern lief. Dort (Nürnberg?) wurde er mit zusätzlichen 9 Kreuzern taxiert, total mit also 19 Kreuzern Porto für den Empfänger belastet.

Ich hoffe, dass ich den Brief, vor allem den Bayrischen Teil, korrekt beschrieben habe. Falls nicht, bitte ich um Korrektur, auch für alle Mitlesenden. Du weisst, man hat nie ausgelernt.

Nachstehend noch der Briefinhalt:



Ich freue mich, dass ich in diesem "Thread" etwas beitragen konnte.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 22.06.2017 06:39:51 Gelesen: 235259# 181 @  
@ SH-Sammler [#180]

Hallo Hanspeter,

ganz ehrlich - mir erschließt sich der Brief hinsichtlich seiner Taxen nicht.

Die Hand, die 10 schrieb, notierte auch die 19 darunter. Da sie in der Schweiz angebracht wurden, müssen bereits 19 Kr. von der Schweiz (Schaffhausen) für ihre Leistungen gewollt worden sein.

Die Leitung erfolgte todsicher nicht über Nürnberg (keinen Kartenschluß), sondern über Augsburg und München.

Hierfür wären die 9 Kr., wenn man diesen Rötel - Krüppel so deuten möchte, m. E. zu wenig, weil es von Lindau zum Zielort 237 km sind, die 31,6 Meilen entsprechen. Demnach wäre ein einfacher Brief bis 8,75 g bereits mit 12 Kr. zu taxieren gewesen. Hätte man sich um eine Entfernungsstufe verrechnet, dann nur 10 Kr., aber nie 9 Kr.

Ich vermag den rätselhaften Brief leider nicht aufzuklären. Wenn du den Band von Richard Schäfer zur Hand nimmst (ich sitze im Büro und kann es nicht), gibt es da vielleicht einen Parallelbrief mit Portoaufschlüsselung?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 23.06.2017 19:13:53 Gelesen: 235152# 182 @  
@ bayern klassisch [#181]

Hallo Ralph,

dank Deinem Mail habe ich den Beleg nochmals genauer (d.h. noch genauer) angeschaut. Was man ja eigentlich immer tun sollte.

Dein Hinweis, dass die 2. Zahl unter dem Auslagestempel in gleicher Tinte geschrieben ist, stimmt. Was ich als eine 19 anschaute, könnte aber auch als 14 durchgehen. Mit dieser Betrachtung wäre die Brieftaxe von Burgdorf/Bern nach Schaffhausen wie gehabt 10 Kreuzer. Dazu kommen dann noch 14 Kreuzer für den zweiten Teil der Reise nach Tittmoning. Die 14 Kreuzer passen auch in das Taxschema von Bayern, welches ab 6 Meilen Distanz in Ganzzahlen 4, 6, 10 usw. entsprechend der Distanz taxierte.

Die Distanz ab Schaffhausen (nicht Lindau) nach Tittmoning ist 311km oder 41,5 Meilen, was der 7. Distanzstufe entspricht und ab 1. Dezember 1810 genau diese 14 Kreuzer kostete.

Was aber ist den nun mit dem roten Schnörkel? Ist das auch eine 4 statt 9? Da stehe ich jetzt noch neben den Schuhen. Schaffhausen hat seinen Anteil doch erhalten und mit 10 Xrn sicher auch "eingezogen", und Bayern zog die Gesamttaxe von 24 Kreuzer doch beim Empfänger ein. Stellt der rote Schnörkel etwa das Gesamtporto von 24 dar?

Bis hierhin bring ich's, es darf also noch weiterstudiert werden.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 23.06.2017 20:09:53 Gelesen: 235145# 183 @  
@ SH-Sammler [#182]

Hallo Hanspeter,

wenn ein Schweizer Auslagestempel vorhanden ist, so hatte diese Schweizer Postanstalt ihre Auslage in diesem zu notieren. Wer also auch immer in dem Auslagestempel etwas (10 Kr.) notiert hatte, schrieb auch die Zahl darunter.

14 Kr. wären möglich, wenn man in Schaffhausen schon die Taxe für Bayern (ab Lindau, nirgendwo sonst, glaubs mir) angesetzt hätte. Das habe ich noch nie gesehen, aber völlig ausschließen kann man es nicht. Demnach wären es 24 Kr. total gewesen, die nicht da stehen, weil der Rötelkrüppel keine Ligatur darstellt, sondern nur eine vermeintliche 4 darstellt.

Ich könnte mir 4 Kr. und 6 Kr. für die beiden Schweizer Kantone als Porto vorstellen und 14 Kr. von Lindau bis Tittmoning. Aber das ist alles mit einem Zentner Salz beschwert, nicht "cum grano salis".

Man sollte sich auch davon frei machen, jeden alten Brief über 3 Ecken perfekt interpretieren zu müssen. So habe ich als Jungsammler oft gedacht - heute weiß ich es besser.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.06.2017 19:46:03 Gelesen: 234853# 184 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief (Ganzsache) vom 12.3.1867 aus Reutlingen an die Firma A. Pretzfelder & Cie nach Burgkunstadt in Oberfranken spediert. Als Kuvert wurde ein U19 zu 9 Kreuzer verwendet, auf der Rückseite ist in der Lasche ein Posthorn mit dem Wert eingeprägt. Gestempelt mit Zweikreisstempel von Reutlingen und uf der Rückseite ein Fahrpoststempel der Württembergischen Post sowie als Ankunfststempel ein Halbkreisstempel von Burgkunstadt (Winkler Nr.11b).

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 03.07.2017 20:02:21 Gelesen: 234553# 185 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Aufgabe Schein für eine Post Anweisung über 3 Mark und 63 Pfennig aus Berneck im Kanton St.Gallen an einen Herrn Schleutz im Oberfränkischen Münchberg vom 23.1.1876.

Gestempelt mit Einkreiser von Berneck und unten Einzeiler von Berneck.
Wurde die Post Anweisung vorher oder erst bei der Ausgabe durchgestrichen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 03.07.2017 20:52:52 Gelesen: 234545# 186 @  
@ Gernesammler [#185]

Hallo Rainer,

ich muss dich leider enttäuschen, aber Berneck liegt in Bayern, nicht in der Schweiz. Das ist auch ein bayerischer Vordruck.

Einen schweizerischen Schein für eine Sendung nach Bayern habe ich (leider!) noch nie gesehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.07.2017 21:29:39 Gelesen: 234536# 187 @  
@ bayern klassisch [#186]

Hallo Ralph,

Asche auf mein Haupt - ich hab nicht lange genug gegoogelt, liegt am Fichtelgebirge.

Gruß Rainer 5
 
bayern klassisch Am: 03.07.2017 21:33:40 Gelesen: 234535# 188 @  
@ Gernesammler [#187]

Hallo Rainer,

macht doch nichts - ich mache jeden Tag Fehler und halte mich nicht für einen grottenschlechten Sammler. Durch Fehler bei der Beschreibung lernt man besser, als durch "Glückstreffer".

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.07.2017 17:41:32 Gelesen: 234423# 189 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief unbekannter Herkunft in GB via London (siegelseitiger Stempel) und Frankreich nach Erlangen vom 29.07.1832. Er war, mittig nicht leicht zu erkennen, mit roter Tinte 1 Shilling 8 Pence bis zur franz. Küste teilfrankiert.



Mit A.T.F. (Angleterre Transit Francais) mehr schlecht, als recht zweifach abgeschlagen und sauberem 2ANGLETERRE", wie es sich gehört, lief er über Paris nach Forbach - Homburg - Nürnberg, wo man 56 Kreuzer für fremde Posten (= Frankreich plus innere Transite für Preußen) verauslagte, zu denen 20 + 10 = 30 Kreuzer für Bayern kamen. Total somit die in Rötel in Erlangen notierten 1 f 26 = 1 Gulden 26 Kreuzer.

Der Empfänger notierte "privat" unten, was man auch nicht so häufig sieht: "Portoauslage 1 f 26 Xr. Dr. Edt".

Ich kenne bisher ca. 200 Briefe an diesen Empfänger. Allein die Porti, die er erlegen musste, dürften im Bereich von ca. 400 bis 500 Gulden gelegen haben. Arm war er also nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Eilean Am: 06.07.2017 14:38:09 Gelesen: 234348# 190 @  
@ bayern klassisch [#189]

Für mich als stets hocherfreuten Leser, aber Unwissenden: Was ist den ein Gulden, respektive Kreuzer nach heutigen Maßstäben so wert gewesen?

Gruß
Andreas
 
bayern klassisch Am: 06.07.2017 15:20:30 Gelesen: 234340# 191 @  
@ Eilean [#190]

Hallo Andreas,

gute und ebenso schwer zu beantwortende Frage.

Ich habe mich lange bemüht, eine Richtlinie hierüber zu erstellen - man nennt das Kaufkraftparität zu heutiger Währung oder ehemaligen Währungen.

Gehe mal davon aus, dass in den 1830er Jahren ein Gulden etwa 30 Euro gleich kommt.

Konkret: Mein unter [#189] gezeigter Brief kostete in Grossbritannien 1 Shilling 8 Pence. 1 Shilling = 12 Pence, also total 20 Pence. Ein Penny = 3 Kreuzer, somit 1 Gulden von Grossbritannien bis zur französischen Küste.

Ab da bis zum Empfänger 1 Gulden 26 Kreuzer, total also 2 Gulden 26 Kreuzer.

Heute wären das etwa 75 Euro aktuell.

Ich weiß nicht, wie gut du finanziell gestellt bist, aber stell dir mal vor, der Briefträger klingelt morgens an deiner Tür mit nur einem einzigen Brief (dem da) und möchte ihn ausgelöhnt haben. Ich glaube, da vergeht einem der Appetit, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat.

Die damaligen Korrespondenten im internationalen Postverkehr waren keine Hungerleider, Handlanger oder andere fremdbestimmt Abhängigen, sondern mindestens der oberen Mittelschicht, bzw. eher noch der finanziellen Oberschicht angehörend.

Den Brief wegen des hohen Portos nicht anzunehmen wäre auch nicht sinnerfüllend gewesen, weil sonst der Absender für die Kosten aufzukommen hatte. Das wäre dann wohl der letzte Brief von ihm gewesen, den er nach Erlangen verschickt hätte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.08.2017 17:54:32 Gelesen: 233350# 192 @  
Liebe Freunde,

von Sammlerfreund und Händler Heiner Zinoni, einen der besten seines Faches, den ich kennenlernen durfte, stammt diese kleine Pretiose, die ich haben musste:





Verfasst in Langnau bei Bern und über Zürich nach Lindau im Bodensee geleitet per Gelegenheit (die Gelegenheit hieß hier innen und außen I. M. Hummler) und dort als gewöhnlicher Portobrief aufgegeben. Lindau - Tittmoning kostete 12 Kr. nach dem Tarif vom 1.12.1810 (zu denen bei regulärer Postaufgabe im Kanton Bern noch das Berner Porto und das Zürcher Transitporto von 6 Kr. gekommen wäre).

Interessant auch, dass Poschacher nur einen Käse in der Schweiz bestellt hatte, jedoch der Käser in Langnau ihm 2 schickte, weil wegen des hohen Frankos ihm beim Verkauf von einem Käse kein Gewinn mehr geblieben wäre (ältere Übersetzung gebe ich bei, ist nicht von mir, aber wohl meistens richtig transkribiert). Ob das damals der Erfolgsweg war, weiß ich nicht so recht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.09.2017 12:30:35 Gelesen: 230931# 193 @  
Liebe Freunde,

ein lieber Sammlerfreund ließ mir diesen zu moderatem Preis zukommen, der in Neapel am 10.8.1873 mit Quaranta Centesimi = 40 Cmi korrekt frankiert auf seine Reise via Österreich nach München lief, wo er am 13.8. wohlbehalten eintraf.



Der blaue Ankunftsstempel zeigt sogar Vormittag 6 - 7 Uhr an, also war er recht schnell unterwegs, ehe ihn der Stadtbriefträger Nr. 11 ihn in die Hände bekam.

Das Franko wurde zwischen Italien und Bayern halbscheidig geteilt (je 20 Cmi = je 6 Kreuzer rheinisch).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.09.2017 10:49:45 Gelesen: 230819# 194 @  
Liebe Freunde,

damit auch der 3. Rahmen von Laufzetteln bald voll werden möge, habe ich mir den hier gegönnt, der im Jahre 1849 hin- und herlief.



Ausgefertigt in Mengen wurde er als D.S. (Dienst - Sache) Laufzettel Nro. 1 "An das Königl. Ober - Postamts Expedition Fahr Posten Ulm" geschickt. Dort wurde die lfd. Nr. 1 gestrichen, wie auch Ulm (und zuvor Mengen) und Nürnberg hinzu gefügt. Als Dienst - Sache konnte er nur portofrei sein, wenn dem Absender in Mengen ein Schreiben vorlag, aus dem hervor ging, dass das fragliche Stück der Fahrpost nicht oder nicht rechtzeitig dem Empfänger zugekommen war.

Nach Umfaltung sehen wir eine andere Adresse: "Laufzettel Nr. 359 36 7 4 nach Nürnberg Lauf Ulm Mengen, so dass wir den Postlauf des qualifizierten Fahrpoststücks, wie auch des Laufzettels wie folgt nachvollziehen können: Mengen - Ulm - Nürnberg - Lauf - Nürnberg - Ulm - Mengen.

Schön, dass uns Lauf mit seinem Abschlag des Fingerhutstempels vom 16.8.1849 verwöhnte und auch nicht vergaß, wie unsere württembergischen Freunde zuvor, CHARGE zu stempeln (1x mehr für ebendiese, damit es sich wieder ausglich).

Leider ist der Inhalt, weswegen er auf seine Reise geschickt werden musste, nicht mehr dabei, wie so oft, aber auch so finde ich ihn sehr attraktiv und ausnahmsweise brauche ich für sein Aufziehen damit auch keine A3 - Seite zu opfern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 25.09.2017 19:30:05 Gelesen: 230274# 195 @  
@ Gernesammler [#99]
@ Gernesammler [#101]

Hallo Sammlerfreunde,

ich hatte ja vor einiger Zeit Briefe aus Berlin an die Mechanische Weberei Hof gezeigt, jetzt hatte ich von einem Freund zwei Ganzsachen Postkarten bekommen, die aus Berlin am 8.5.1890 und 4.10.1892 nach Hof spediert wurden. Beide Postkarten sind von der Deutschen Bank im Auftrag von Moritz Ribbert Hohenlimburg mit Aussagen über die getätigten Überweisungen gesendet worden.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 14.11.2017 13:29:36 Gelesen: 227971# 196 @  
Liebe Freunde,

einer von weit über 5.500 Briefe aus den USA an Baden in Mittenwald ging mir heute ins Netz. Geschrieben in New York am 5.3.1851 von der Firma Shipman & Gerding wurde er unfrei aufgegeben. "Per Steamer via Liverpool" zeigte an, wohin die Reise ging. Am 19.3. war er in Le Havre und am 22.3. endlich in Augsburg, wo man auf den errechneten 45 Kreuzern gleich seinen Auslagestempel abschlug, da der Brief unter 1/2 Münchener Loth lag. Im Artikel Nr. 13 war der Brief aus den "Kolonien" = USA genannt worden, daher auch der Stempel, der der inneren Verrechnung diente (Vertragsstempel).



Im Inhalt ging es um einen Wechselprotest - Baden hatte von einem Amerikaner Geld zu bekommen, der zahlte nicht und Shipman & Gerding versuchten nun vor Gericht einen Titel zu erlangen, mit dem sie den Betrag einklagen konnten (via Vollstreckung).

Es ging am 5.3.1851 mit der Baltic der Collins Line nach Liverpool, wo sie am 17.3. ankam, von daher hatten die Absender alles richtig gemacht!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.11.2017 16:23:03 Gelesen: 227663# 197 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Auktionshaus in der schönen Schweiz vermachte mir diese Pretiose, zu deren Taxierung ich leider wenig sagen kann - nur soviel: Ich kenne diese 10 Kreuzer (10x) - Taxen (hier im Auslagestempel von Zürich stellvertretent für die Schweiz) nach der Schweiz und aus der Schweiz, aber es sollte nur 2x, 4x, 6x und 8x Porti/Franki geben, bzw. bei 2. Gewichten plus 50%, also 3x, 6x, 9x und 12x.



An dritte oder gar noch höhere Gewichtsstufen braucht man dabei gar nicht erst zu denken, denn am 8.4.1851 galt zwischen der Schweiz - Bundespost und Bayern noch immer das halbe Münchener Loth mit 8,75g, der Brief ist vollständig (voller Inhalt) und so frisch, wie gestern geschrieben, da fehlt also nichts.

Ich könnte mir nur vorstellen, dass Zürich immer noch auf seiner 6 Kr. Transitgebühr und Zug auf 4 Kr. bis zur alten Postgrenze (die es schon lange nicht mehr gab) Zürichs beharrten. Aber ob das so war?

Für Bayern gab es 8 Kr., so dass wir total 18 Kr. Porto haben, oder sollte ich sagen "hätten", denn unser Herr Adam Herzob aus Zug, seines Zeichens Cand(idatus) Juris, wohnte nicht mehr in der Amalienstr 2/10, also Nr. 2, 10 Wohnung, wie wir aus dem darunter angebrachten Vermerk von München sehen können: "Nicht in angegebener Wohnung".

Aber irgendwie müssen sie ihn doch noch in München gefunden haben, denn retour gelaufen nach Zug ist er ganz sicher nicht. Dafür hat er unter dem "M" von München einen Vermerk, den ich als "19 kr." = 19 Kreuzer lese, wobei ich nicht weiß, wie man auf den 19. Kreuzer gekommen sein mag, weil es ja in München schon seit Jahrzehnten keinen Bestellgeldkreuzer mehr gab und eine weitere, also richtige Wohnanschrift auch nicht ersichtlich ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 11:46:39 Gelesen: 226944# 198 @  
Liebe Freunde,

nicht ganz "incoming mail", aber doch nach Bayern und dann durch Bayern, daher will ich diesen hier mal zeigen:



Bordeaux im 32. Departement über Baden, Württemberg und Bayern nach Jena (Thurn und Taxis) vom 4.12.1817.

Die Gebühren interpretiere ich wie folgt: 40 Kr. für Frankreich oben rechts. 12 Kr. für den Transit durch Baden und Württemberg (darunter) = 52 Kr. Auslage für fremde Posten. Dazu in Nürnberg 12 Kr. für Bayern bis Hof = 64 Kr., also 1 Gulden 4 Kr.. Diese von Taxis in 15 1/6 Gutegroschen reduziert (ich habe vorher noch nie Sechstel - Groschen überhaupt gesehen!) plus 1 1/2 Gutegroschen für Taxis Inland = 16 2/3 Gutegroschen beim Empfänger in Jena. Hinten nichts.

Ich denke nicht, dass der Brief so regulär lief, denn Taxis hatte ja 1801 einen eigenen Postvertrag mit Frankreich, der auch 1817 noch immer galt. Aber die Angabe "Sachsen" bzw. "Saxe" dürfte die französische Post dazu verleitet haben, ihn Bayern zu geben, welches ihn nach dem Postvertrag mit Frankreich und Sachsen auch hätte transportieren sollen.

So kam Bayern in den Genuss von 12 Kreuzer, die sonst nicht zu bekommen gewesen wären.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 11:59:27 Gelesen: 226939# 199 @  
Liebe Freunde,

in Frankfurt am Main, freie Reichsstadt, am 14.11.1818 geschrieben, aus Portoersparnisgründen aber erst im württembergisch gewordenen Ulm am 18.11.1818 zur Post gegeben, gerichtet an Zumstein in Kempten. Die Kosten für die Strecke von Frankfurt am Main nach Ulm kennen wir nicht, evtl. war es gratis. In Ulm waren die Gebrüder Kindervatter beteiligt, wie so oft bei diesen Dingen (habe den Brief umgefaltet, damit man die Signatur Kindervatter besser sehen kann).



Württemberg setzte 2 Kr. bis zur bayer. Grenze an, die mit 4 weiteren Kreuzern (kaum zu lesen über dem Trennstrich oberhalb des "e" bei "Kempten" stehen) für Bayern zum Endporto von 6 Kreuzern rechts richtig angesetzt wurden. Damit kostete der Brief wohl nur ein Drittel dessen, was er ursprünglich gekostet hätte (4 Kr. ab Frankfurt bis Aschaffenburg und 14 Kr. ab da bis Kempten).

Kindervatter wird auch im Brief selbst genannt - daher der Scan eines Teil des Inhalts. "Man" kannte sich und half sich, wo es nur ging.



Der 2. Brief aus Roth (welches?) nach Kimten (richtig: Kempten, sensationell, dass der ankam) wurde mit #C und 3 Kreuzer Porto belastet, wo auch immer. Er trägt heute noch ein rosanes Stoffmuster innen, was ihn herzallerliebst macht.

Vlt. kann einer erklären, welches Roth gemeint ist? Gezeichnet hat Schäffner unter dem 4. April 1807, aber den habe ich im Internet leider auch nicht gefunden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 12:58:27 Gelesen: 226934# 200 @  
Liebe Freunde,

in Bayern gab es kein 2 Kreuzer Porto bzw. 2 Kreuzer Franko. Die Ausnahme waren Briefe in das Ausland und vom Ausland, wenn der Zielort die erste bayerische Poststation war. Aber das weiß kaum einer.



Ein Brief aus Frankfurt am Main vom 17.2.1848 lief nach Frankenthal in der Pfalz. Taxis setzte korrekt 6 Kreuzer für sich an bis zur Postgrenze Taxis - Bayern (Pfalz) und Bayern notierte in Frankenthal 2 Kreuzer für sich als Sondertarif, so dass der Empfänger nur 8 Kreuzer total zu zahlen hatte.

Der Grund in der Reduzierung des bayerischen Gebührenstandards dürfte vor allem darin gelegen sein, dass diese wenigen begünstigten Postorte Korrespondenten hatten, die zur Ersparnis gerne mal ein paar Hundert Meter mit ihren Poststücken gingen und in diesen Fällen wäre dem bayerischen Postärar gar nichts geblieben. So senkte man die Preise um ein Drittel von 3 auf 2 Kreuzer und erhoffte sich wenigstens keine allzu großen Untereschleifaktionen der eigenen Bevölkerung.

Nur bei einlangender Post ("incoming mail"), wie hier, war der Empfänger nicht manipulationsfähig. Von daher wäre es theoretisch möglich gewesen, eigene Tarife für aus- und eingehende Poststücke aufzulegen, aber das wollte man natürlich auch nicht und so blieb es bei dem modifizierten Tarif von nur 2 Kreuzern bei den Grenzorten wie hier.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 13:41:52 Gelesen: 226926# 201 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Auktionshaus bescherte mit diese Rosine, die ich euch nicht vorenthalten möchte.



Haarlem 19.8.1837 über Preussen und Taxis nach Ellingen und dann weiter nach München. Es war ein reiner Portobrief, der Absender zahlte hier gar nichts.

Die Niederlande taxierten ihn mit 25 Cents, die ca. 4 1/2 Silbergroschen entsprachen (100 Cents entsprachen 17 Sgr. und 3 Pfennigen), welche in roter, preussischer Tinte unten links im Zähler stehen, dazu 5 Silbergroschen für Preussens Transit, so dass wir hier auf total 9 1/2 Silbergroschen fremde Porti kommen. Diese wurden in Würzburg mit 34 Kreuzer korrekt in Auslage genommen.

Nun aber kommt der Clou: Der Empfänger war kein geringerer als der Feldmarschall und Fürst von Wrede, der in Bayern portofrei gestellt war. Zuerst setzte man in Würzburg bis Ellingen 10 Kreuzer an, so dass der Empfänger hätte 44 Kreuzer zahlen müssen. Da er aber in Ellingen im heimischen Schloß nicht mehr weilte, sondern zu Regierungsgeschäften in München war, sandte man den Brief weiter, womit weitere 15 Kreuzer hinzu kamen (jetzt: 34 Kreuzer fremdes Porto + 25 Kreuzer Inlandsporti, in summa also 59 Kreuzer).

Doch auch diese wurden in München abgestrichen und die bayerische Post hatte zwei Mal gratis gearbeitet und musste noch, ohne etwas dafür bekommen zu haben, an Preussen und damit später auch an die Niederlande total 34 Kreuzer bezahlen. War es nicht schön, unbedingt portofrei gewesen zu sein?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 06.12.2017 14:10:59 Gelesen: 226922# 202 @  
@ bayern klassisch [#201]

Ich gehe davon aus, daß der Absender ganz genau wußte, daß der Herr Feldmarschall keinen einzigen Kreuzer für die Beförderung des Briefes zu zahlen hatte, während jedes kleine Würstchen tief in die Tasche hätte greifen müssen.

Ich halte nichts von dieser Schmarotzerei.

hajo22
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 14:43:31 Gelesen: 226918# 203 @  
@ hajo22 [#202]

Hallo hajo22,

ich gehe wie du davon aus, dass der Niederländer, der den Fürsten im Inhalt mit "Du" anredet (?), auch gewußt haben dürfte, dass sein hoher Protegé nichts zu zahlen hatte.

Die Gründe der aktiven und passiven, also der unumschränkten Postportofreiheit, liegen halt in dem Umstand, dass ihm dies der bayerische Staat (im engeren Sinne der jeweilige bayerische König) so zusicherte. Er bekam sein Gehalt, das nicht gering war und bekam eben diese Vergünstigungen.

Wenn man bedenkt, dass er mit 59 Kreuzer fast einen Gulden (das waren 60 Kreuzer) kostete und 1 Gulden der mittlere Gehalt eines Bahn- bzw. Postbeamten am TAG (!!) war, dann kann man sich ausrechnen, wie viel diese Vergünstigung wert war, denn der Fürst hat sicherlich im Jahr viele Hundert, vlt. gar Tausende von Briefen erhalten, für die er nie etwas bezahlt hat, auch wenn die meisten davon sicher keinen Gulden gekostet hatten.

Es war halt so, wie es heute noch ist: Die, die sich fast alles locker leisten können, bekommen die schönen Sachen noch geschenkt. Die, die sich diese schönen Sachen gerne auch nur einmal leisten würden, können sie sich nicht leisten, bzw. man lässt sie nicht machen. Die Welt hat sich auch in über 150 Jahren nicht so viel geändert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.12.2017 13:42:12 Gelesen: 226758# 204 @  
Liebe Freunde,

dank einer netten Auktion im Norden der Republik durfte ich heute nach mehrfachem Klingeln die Türe öffnen und bekam ein Einschreiben mit folgendem Inhalt:



Brief aus Stuttgart vom 21.3.1851 "An Herrn Grafen von Maldeghem Königlicher Niederländischer Kammerherr in Niederstotzingen" "frei".

Karl von Maldeghem (1797 - 1877, hat also noch Napoleon und die Zeit der weiten Welle erlebt!) lebte so:

Niederstotzingen wurde von der Postexpedition Günzburg versorgt, wo der Brief mit dem optimierten Vermerk "bis Günzburg" versehen wurde und an internem bayerischen Porto noch 3 Kreuzer gekostet hatte (Günzburg war der Grenzübergangn Württembergs zu Bayern).

Der noch am selben Tag angekommene Brief konnte jedoch gar nicht zugestellt werden, weil seine Erlaucht bei der dortigen Post eine Nachsendeadresse hintelassen hatte und zwar "Augsburg". Ergo stempelte Günzburg vorne ab (war falsch war, denn es war keine neue Postaufgabe und addierte von Günzburg aus 3 weitere Kreuzer bis Augsburg, siehe die 6 Kreuzer oben.

Am 22.3. traf er prompt in Augsburg ein, wurde siegelseitig Ankunft gestempelt, doch die 6 Kreuzer waren nicht zu bekommen, denn er war mittlerweile in den Goldenen Hirschen in München abgereist. Jetzt erneut als neue Postaufgabe am Folgetag gewertet, strich man die 6 Kr. oben ab, denn sie waren bezahlt worden und setzte 6 Kreuzer als innerbayerischer Portobrief bis 12 Meilen bis 1 Loth korrekt an. Noch am selben Tag kam der Brief in München an und wurde seiner Erlaucht gegen 6 Kr. Portokosten ausgegeben.

Gebührenforderungen:

Stuttgart - portofrei bis WÜ - BY - Grenze.
Ab da bis 6 Meilen und 8,75g Gewicht 3 Kr. für Bayern (Günzburg).
Ab Günzburg weitere 3 Kr. bis Augsburg, jetzt aber bis 12 Meilen und 1 Loth (15,625g), weil angeblich ausgeliefert.
Ab Augsburg nach Zahlung der 6 Kr. von Günzburg mit Porto gen München belastet bis 12 Meilen bis 1 Loth.
München kassierte 6 Kr. und erstattete sie Augsburg zurück.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.12.2017 13:29:15 Gelesen: 226361# 205 @  
Liebe Freunde,

manchmal hat man einfach Glück - vor allem dann, wenn der Anbieter sich hinsichtlich der Datierung vertut und zwar in die "billige" Richtung, nicht die besondere und damit teure.



Ein Brief (in deutscher Currentschrift übrigens) des Handelshauses Louis Reinhart aus Le Havre vom 7.9.1870 sollte an die Mechanische Baumwollspinnerei in Bamberg geschickt werden. Der Brief wog bis 10 g, so dass er das Standardfranko von 40 Centimes = 12 Kreuzern kostete.

Aber seit dem 19.7.1870 war Frankreich mit Bayern im Krieg, so dass es 5 Tage nach Sedan keine Verbindung mehr über die Pfalz bzw. Strasbourg gab und die Post über die Schweiz umgeleitet werden musste. Des weiteren waren alle Briefe aus Frankreich via Schweiz nach München an die Hauptbriefpostexpedition dort zu leiten, was wir leicht sehen können, wenn wir uns die Siegelseite betrachten, die einen Münchener Kreisstempel I vom 9.9. zwischen 21.00 und 22.00 Uhr zeigt, was bedeutet, dass vom weit entfernten Le Havre (am Atlantik/Kanal gelegen) über die Umleitung Schweiz nur 2 Tage vergangen waren und das finde ich sensationell für die damalige Zeit und die schlimmen Umstände.

Von München dann in der Nacht abgefertigt kam er am Folgetag in Bamberg an und wurde expediert.

Was mich doch ein wenig verwundert ist die Tatsache, dass der volle Inhalt des Briefes vorhanden ist, aber mit keiner Silbe auf den Krieg eingegangen wurde - nicht eine Andeutung, ein Satz - nichts. Oder war das ein Tabuthema zwischen den Korrespondenten?

Das blaue auf der Vorderseite ist keine postalische Paraphe, oder gar dem Krieg bzw. seinem Transit geschuldet, sondern nur eine Erledigungsparaphe der Spinnerei in Bamberg, wenn die Konten gut abgerechnet worden waren, wie das auch hier der Fall war. Viele Briefe nach dorthin zeigen eine vergleichbare Paraphe, oft in blau, manchmal in rot oder orange.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.12.2017 13:34:44 Gelesen: 226359# 206 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief vom 20.5.1828 aus Wiesenbach R.2. an den Rentamtmann Priester, bei seiner hochfürstlichen Durchlaucht, den Herrn Fürsten von Wrede (Wreden hieß er nicht!) in Ellingen (wo seine Gnaden ein Schloß zu besitzen geruhte).



Man kann schön den Einzeltransit Baden - Württemberg - Bayern anhand der Taxen nachvollziehen:

4 Kreuzer für Badens Aufgabepost und 6 Kreuzer für den Transit durch das taxische Württemberg ergaben die 10 Kreuzer, die Nürnberg in seinen Auslagestempel malte und deren beiden Therme man dann strich. Dazu kamen 4 weitere Kreuzer für Bayern ab der Grenze bis Ellingen.

Der Fürst "himself" wäre ja portofrei gewesen, aber sein Verwalter war es natürlich nicht, so dass jener dann auch 14 Kreuzer (kleine Contravention, weil nicht addiert zum Endporto) zu berappen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.12.2017 16:10:33 Gelesen: 226327# 207 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Briefchen ging mir ins Netz, das ich euch nicht vorenthalten möchte.



Aus S´Gravehage, deutsch: Den Haag, wurde am 23.2.1842 ein 1 Loth schwerer Brief an seine Erlaucht, den regierenden Grafen von Castel in Kastell am Steigerwald in Baiern unfrankiert aufgegeben.

Die Aufgabepost taxierte ihn mit 25 niederländischen Cents, die rechts notiert wurden. Diese nahm Preussen mit 4 1/2 Silbergroschen in Auslage und addierte zuerst 5 weitere Silbergroschen für sich dazu, stellte dann aber fest, dass der Brief im 2. Gewicht lag und rechnete daher 1,5fach 5 Silbergroschen = 7 1/2 Silbergroschen für sich, womit der Brief mit 12 Silbergroschen belastet in Bayern (Würzburg) ankam.

Würzburg rechnete diese in 43 Kreuzer um (nach meiner Rechnung 42 Kreuzer, aber ich will nicht streiten) und addierte sein Porto von Aschaffenburg, der Postgrenze Bayerns, bis Kastel von 9 Kreuzern. Die mittig notierte 34 Kreuzer waren voll daneben.

Was mich immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass selbst bei Briefen wie hier, die gewisse Taxierungs- und Interpretationskünste verlangen, nicht das Gesamtporto für den Empfänger notiert wurde. Inklusive der 43 Kreuzer kamen so nämlich 52 Kreuzer zusammen - nur stehen die nirgendwo. Das war ja eben nicht gerade wenig und ob jeder bei der Post bzw. jeder Empfänger hier gleich die richtigen Intentionen gehabt hatte, weiß ich nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 18.12.2017 16:50:54 Gelesen: 226316# 208 @  
@ bayern klassisch [#207]

Lieber Bayern Klassisch,

wenn du die einzelnen Positionen von 4 1/2 Sgr. aufgerundet 16 Kreuzer und 7 1/2 Sgr. aufgerundet 27 Kreuzer reduzierst, dann ergibt sich in Summe auch 43 Kreuzer.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 18.12.2017 17:04:58 Gelesen: 226313# 209 @  
@ Magdeburger [#208]

Lieber Magdeburger,

4,5 x 3,5 = 15,75 Kreuzer.
7,5 x 3,5 = 26,25 Kreuzer.
...........................
12 Groschen = 42 Kreuzer.

Die 26,25 Kreuzer kann man ab- und die 15,75 Kreuzer aufrunden, dann sind es wieder 42 Kreuzer.

Leider habe ich mein Buch mit den Reduktionstabellen des Postvertrages Bayerns mit Preußen vom 1.4.1835 nicht da (habe ich Filigrana ausgeliehen), da steht alles drin. Ich frage mal nach, ob sie so nett ist, darin das Passende zu suchen und melde mich dann (oder sie meldet sich hier, noch besser).

Danke für dein Mitknobeln - immer sehr geschätzt!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.12.2017 16:10:14 Gelesen: 226146# 210 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist leider nicht sicher datiert - lediglich ein 3 Sgr. Kuvert mit nicht mehr ersichtlichem Klappenstempel, weil wachsüberzogen, lief an Herrn A Müller Grafengehaig bei Untersteinach in Bayern am 23.11.185? ab.



Die Ankunft war 2 Tage später in Untersteinach, von wo aus der Brief - ja, zugestellt wurde, oder nicht?

Hinter dem Namen "Müller" lese ich "P r." Ich interpretiere dieses als Poste restante und es wurde auch so schon abgekürzt in den 1850er und 1860er Jahren. Ich glaube nicht, dass man in Preussen diesen Zusatz anbrachte, weil blaue Kreide in Köln mir nicht üblich erscheint.

Alternative Deutungen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 21.12.2017 16:46:40 Gelesen: 226139# 211 @  
@ bayern klassisch [#210]

Lieber Bayern Klassisch,

frühestens stammt der Umschlag aus dem Jahre 1859, da bis 31.03. gleichen Jahres die Federstrichentwertung vorgeschrieben war. Grob wurden diese bis 1862 verwendet - ab 1861 gab es die Ganzsachen mit Wappenausgabe.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 21.12.2017 16:50:03 Gelesen: 226138# 212 @  
@ Magdeburger [#211]

Lieber Magdeburger,

vielen Dank - ahnte doch, dass du nicht nur in der Fahrpost stark bist. :-)

Also 1859-1862, damit kann ich leben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.12.2017 12:14:47 Gelesen: 226026# 213 @  
Liebe Freunde,

aus Lissabon (Lisboa) vom 11.4.1840 an den Posthalter in Hof (Bayern) war der einfache Brief bis 7,5 g über Frankreich geleitet worden (Paris - Strasbourg - Augsburg), von man 34 Kr. fremdes Porto in den Auslagestempel schrieb.



Dazu kamen 20 Kr. Inlandsporto ab der Postgrenze bis Hof, so dass der Empfänger total 54 Kr. zahlen musste.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.12.2017 14:20:03 Gelesen: 226016# 214 @  
Liebe Freunde,

weil mich in dem Kontext Ulm - Neu-Ulm immer wieder beschäftigt hat, wann die Post in Neu-Ulm überhaupt eröffnet wurde, schlug ich im Feuser - Katalog nach, wo zu lesen steht:

Neuulm, zwischen 1832 und 1838 BS; ab 1844 PE. Unter der laufenden Nr. 2483-1 gibt es einen Halbkreisstempel Neu = Ulm, der ab 1838 gelistet ist. Schwarz wertet er mit 15 Euro, rot mit 12,50 Euro. BS = Briefsammlung. PE = Postexpedition.

Leider habe ich bisher noch keinen Brief aus Neu-Ulm der 1830er Jahre gesehen und auch unter Ulm, wo man ihn ja dann hätte aufgeben können, wenn er westlich laufen sollte, muss ich derzeit Fehlanzeige melden. Aber vlt. findet sich ja nochmal einer.



Ich hänge mir mal die Ersterwähnung bayerischerseits von Neu-Ulm an, die vom 16.12.1843 datiert und sich auf ein Übereinkommen zwischen Bayern und Taxis in Frankfurt am Main vom 30.5.1843 bezieht.

Erstaunlich für mich ist, dass nur die Rede von einer Fahrpostexpedition ist, nicht aber von einer Briefpostexpedition, wie man weit eher vermuten könnte. Aber vlt. wollte Taxis das gerade vermeiden?

Jedenfalls bleibt hier noch viel Raum für persönliche Recherche und Forschung und ich will diese gerne intensiv betreiben.



Der 1. Brief aus Ulm datiert vom 20.5.1845 und ist an die Firma Caspar Gerhauser in Kaufbeuren gerichtet. Ulm stempelte mit dem alten Zweizeiler Aufgabe, der ab 1840 belegt ist (Feuser Nr. 3643 - 12). Über Neu-Ulm lief er nach Augsburg, wo es augenscheinlich Probleme mit der Taxierung des württembergischen (taxischen) Portos bis zur bayer. Grenze gab. Zuerst waren 2 Kreuzer notiert worden, die im unteren Auslagestempel stehen, dann wurden diese 2 Kr. mit Rötel wieder gestrichen und durch 3 Kr. ersetzt, ehe man auf sie den Auslagestempel abschlug. Mit dem bayer. Inlandsporto von 6 Kr. ergaben sich daher total 9 Kreuzer Porto für Gerhauser.

Für mich stellt sich aber die Frage, warum Ulm mal 2 Kr. und dann 3 Kr. notierte? Es kann nur ein Wiegefehler gewesen sein und der Brief war dann in der 2. Gewichtsstufe (2 Kr. + 1 Kr. = 3 Kr.). Aber warum schlug man in Augsburg auf einer gestrichenen Taxe seinen Auslagestempel ab?

Die Entfernung Ulm bis Kaufbeuren beträgt 75 km, daher war der bayer. Anteil 4 Kr. für einfach und 6 Kr. für Briefe der 2. Gewichtsstufe wie her, also alles richtig gemacht.

In Augsburg war er übrigens schon am selben Tag (eigener Kartenschluß), während er von Augsburg nach Kaufbeuren 2 Tage brauchte!



Der 2. Brief aus Ulm der Firma Mathias Schmidt & Co. datiert vom 19.10.1849 und lief an Benedict von Poschinger in Oberzwieselau bei Zwiesel. Obwohl Neu-Ulm längst eine Post hatte, taxierte Ulm 3 Kreuzer für den über 1/2 bis 1 Loth schweren Brief (wieder 2 + 1 Kr.) und Bayern für Briefe über 30 bis 36 Meilen (248 km) 12 + 6 = 18 Kreuzer, so dass von Poschinger total 21 Kr. zu zahlen hatte. Der Grund des Übergewichts steht innen vermerkt: Man hatte 4 Wechsel beigeschlossen über total 557 Gulden und 48 Kreuzer. Au weia, wenn die weggekommen wären ...

Hätte man diesen Brief in Neu-Ulm aufgegeben, wäre es ein innerbayerischer Portobrief nach dem Reglement vom 1.7.1849 geworden - dieser hätte bis 1 Loth nur 6 Kreuzer gekostet! Es verwundert sehr zu sehen, dass die sonst so sparsamen Schwaben, die Neu-Ulm als verbilligende Poststelle so massiv nutzten, dass es große Klagen gegen Bayern gab, hier viel Geld verschenkt hatten.

Am 20.10.1849 traf er in München ein und ein Auslagestempel dort markierte das fremde Porto. Schon ein Tag später war er in Zwiesel. Wann er beim guten Benedict angekommen ist, kann leider nicht mehr eruiert werden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.12.2017 14:33:05 Gelesen: 226010# 215 @  
Liebe Freunde,

solch einen Brief kannte ich bisher noch nicht, freue mich aber nun umso mehr, ihn euch hier zeigen zu dürfen.



Der Postmeister von Ellwangen schrieb am 10.2.1848 einen Brief an die Direktion des k. b. Kreis- und Stadtgerichts in Würzburg. Unten links brachte er seine Franchise an:

"Fr(anco) 0 (NULL)
Schmal
Postmeister"

Ein siegelseitiges Franko fehlt daher vollkommen. Er bedruckte den Brief mit seinem blauen Zweikreisstempel (Feuser 854-8) und tauchte seinen großen Chargé - Stempel in ein weiteres, jetzt rotes Stempelkissen ein. Einen Schein zog er jedoch nicht dafür - hier hatte der Chargéstempel lediglich die Funktion, dass er ihm wichtig war (und allen weiter gelegenen Poststellen natürlich auch) und mit dem Nota Bene - Zeichen in Rötel war das schon sehr auffällig. In der Briefkarte lief er sicher unter den recommandirten Briefen, verblieb aber auch hier ohne Nummer.

Am Folgetag traf er in Würzburg ein und dort stempelte man ihn Eingang, jedoch war man bei der Stundenangabe am 11.2. etwas verwirrt, wie der Bruchstrich unterhalb des Z und B vermuten lässt.

Postalisch hatten ihn Württemberg (Taxis) und Bayern übereinstimmend untaxiert belassen, so dass die mutmaßliche Portofreiheit des Absenders auf bayerisches Terrain übergegriffen hatte, was ich so noch nie gesehen habe, denn ein Dienstbrief in reinen Staatsdientangelegenheiten war das sicher nicht ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.12.2017 10:45:16 Gelesen: 225658# 216 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief an Zumstein in Kempten von der Firma Jacob Keller Sohn aus Basel vom 25.5.1810. Die Firma teilte Z. mit, dass der Sohn des Absenders Firma Z. am 4.6.1810 besuchen werde und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass man diesen dann mit dortigen Aufträgen überschütten möge.



Ob es so gekommen ist, wissen wir natürlich nicht. Was wir sicher wissen ist jedoch, wie der Vermerk "P(er) add(re)s(s)e Zorn & Ahna ... Memmingen d(en) 29. May 1810" verstehen können, denn dahin gab man den Brief von Basel aus ohne Involvierung der Basler Post! Dabei hatten Basel und Bayern unter dem 25.7.1809 einen eigenen Postvertrag geschlossen, der genau diese Praxis umgehen wollte, indem er günstige Tarife anbot. Aber die waren halt nicht günstig genug ...

Bei der hier erfolgten Postaufgabe in Memmingen (ohne Stempel belassen, obwohl man dort seit 1760 welche nachweisen kann!) wurde nur nach dem alten Reichstarif (Thurn und Taxis) 2 Kreuzer für die kurze Strecken angesetzt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.12.2017 11:03:51 Gelesen: 225656# 217 @  
Liebe Freunde,

aus Zofingen, 20 km südwestlich von Aarau gelegen, kommt eine Drucksache der Firma Hans Adam Senn vom 5.10.1833 an Zumstein nach Kempten, die nicht als Drucksache verpackt und aufgegeben wurde, sondern dem Forwarder in Lindau übergeben wurde. Auch dieser gab sie nicht der Post (in Lindau), wie wir das häufig bei diesen Korrespondenzen sehen, sondern brachte sie direkt nach Kempten, weswegen wir keine Poststempel und Taxen sehen.



Viele Sammler wundern sich, warum Drucksachen nicht einfacher der Post übergeben wurden, waren sie doch teils sehr günstig zu befördern. Auch liest man hier "franco" auf der Vorderseite, was viele Sammler gar nicht verstehen können, weil doch dieser Vermerk immer hinsichtlich von Postgebühren und Taxen gesehen wird, was aber teils gar nicht stimmt bzw. stimmen muss.

Der Vermerk "franco" bedeutete nur, dass der Absender für die Zahlung des Transporteurs (das konnte eine Staatspost sein, eine Privatpost, ein Forwarder, ein Bote amtlich, dienstlich, privat, konzessioniert, aber auch ein Reisender oder ein Familienmitglied) gesorgt hatte, wenn nicht bis zum Empfänger, dann bis zu einem Punkt, der dann anzugeben gewesen wäre.

Die Folge der Anbringung eines solchen Vermerkes auf einem Brief / einer Drucksache, die per Forwarder zugestellt wurde, war die, dass Z. auf einen Blick sah, dass er dem Überbringer aus Lindau nichts zu geben hatte.

Noch etwas zum Inhalt, den ich für interessant halte: Die Seidenpreise waren deutlich gestiegen und die Firma Senn in Zofingen hatte wohl so viele Kunden, dass sie es für ratsam hielt eine Vorlage zu vervielfältigen, um diese dann als Brief oder Drucksache ihren Kunden zuzusenden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass das gemeine Volk nicht wusste und wissen durfte, wie teuer (oder günstig) die Waren von den Händlern bzw. Herstellern waren. Seidenwaren waren damals sehr teuer und sind es noch - da wollte man nicht haben, dass Hinz und Kunz wussten, welche (i. d. R. großen) Gewinnspannen zwischen Ein- und Verkauf lagen.

Es ist zu vermuten, dass auch eine teurere Beförderung mit der Post nicht dazu geführt hätte, sie offen zu versenden und damit jedem die Möglichkeit zu geben, Firmeninterna auszubaldowern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.12.2017 11:16:11 Gelesen: 225655# 218 @  
Liebe Freunde,

einen 3. Brief möchte ich heute zeigen: Geschrieben im schönen Zürich am 9.8.1807 von der Firma Martin Muralt seel. Sohn an Zumstein in Kempten.



Auf der linken, äußeren, hier gezeigten Seite, früher siegelseitig, steht ein Vermerk "P(er) 1/2 AKE in Lindau", wenn ich diese künstlerisch wertvolle Ligatur von Versalien (oder Majuskeln, wie man will) richtig deute. Dabei konnte "per 1/2" m. E. nur heißen, dass die Transportkosten hälftig vom Absender in Zürich bezahlt waren und hälftig von Z. in Kempten noch zu tragen waren.

Das wird deutlich aus der Tatsache, dass der Brief in Zürich nicht der Post übergeben worden war, sondern erst in Lindau (Rayon 3. Lindau) die taxische Post erstmals sah, wo man 4 Kreuzer Porto bis Kempten notierte. Man darf unterstellen, dass diese "1/2" Vermerke sich nicht auf die Höhe der beiderseitigen Porti bzw. Franki bezog, sondern nur allein auf die Tatsache, dass bis zu einem gewissen Punkt der Brief seitens des Absenders ohne Belastung für den Empfänger bleiben sollte. Es wäre also falsch anzunehmen, dass ein Posttransport Zürich - Kempten 8 Kreuzer gekostet hätte (auch wenn das natürlich zufällig auch mal sein kann).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 07.01.2018 00:03:49 Gelesen: 224992# 219 @  
@ Gernesammler [#160]

Guten Abend zusammen,

da dieser Brief aus Vacha nach Hilders 1849 eine gewisse Ähnlichkeit zu Rainers Brief aus Beitrag [#160] aufzeigt, was die Abstempelungen betrifft (nicht die Taxierung), stelle ich ihn einfach in diesem Thema kurz vor:



Auch hier ging es vom Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (mit der T&T Lehenspost) ins bayerische Gebiet. Anfangs dachte ich beim nur rudimentär erkennbaren, durchgestrichenen Zweizeiler aus Buttlar (SWE) an eine Fehlleitung, bis ich bemerkt habe, dass er von beiden Seiten, T&T und Bayern, durchgestrichen wurde, somit wahrscheinlich die Verrechnung (Übergabe) in diesem Dörflein stattfand. So oder so ist die Rhön als Grenzgebiet bestimmt ein interessantes Sammelgebiet. Ein wenig Lesen in der Beschreibung des Amtes Geisa kann schon Interesse wecken. Zur Taxierung kann ich wie immer nicht viel sagen, ausser das klar ist, dass zu dieser Zeit noch geteilt wurde und der Brief mit 16 x all-in-one das Ziel erreichte.

Ein schönes neues Jahr, mit Grüßen Max
 
bayern klassisch Am: 07.01.2018 11:21:32 Gelesen: 224891# 220 @  
@ Max78 [#219]

Hallo Max,

frohes Neues Jahr auch dir!

10 Kr. für Taxis, 6 Kr. für Bayern = 16 Kr. Gesamtporto für den Empfänger.

Die Absenderbehörde teilte dem bayerischen Landgericht in Hilders (einer der wenigen Orte, die nach dem für Bayern verlorenen Krieg 1866 an Preußen abgetreten wurde) etwas mit, das man in Bayern wissen musste und notierte daher "jens. Req." (jenseitige Requisition = also dortige Anfrage, Untersuchung), um zu vermeiden, dass die bayerische Behörde ein mit Porto belastetes Schreiben nicht annahm ("Annahme wegen darauf haftendem Porto verweigert ...").

Warum man hinten den taxischen Stempel strich, werden wir nie mehr heraus bekommen - Datum falsch wäre meine erste Eingebung dazu.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Max78 Am: 09.01.2018 02:44:14 Gelesen: 224482# 221 @  
@ bayern klassisch [#220]

Lieber Ralph,

habe Dank für die hilfreichen Ergänzungen! Das Kürzel jens. Req. hätte ich mir sonst nicht erklären können.

Als Datum lese ich den 20. Merz, was für die Strecke Vacha-Buttlar passen dürfte. Da der Stempel von beiden Seiten durchgestrichen wurde, wäre mein Gedanke ggf. gar nicht so blöd. Ich hatte bislang noch keinen Beleg gesehen, wo das auch so gemacht wurde. Hätte ja sein können, dass jemand ähnliches schon mal vor sich liegen hatte.

mit Grüßen Max
 
Magdeburger Am: 01.02.2018 13:10:25 Gelesen: 219506# 222 @  
Liebe Sammelfreunde,

damit es mal etwas fahrpostlastig wird:



Den Brief aus Dessau, etwa 1861/2, für ein 11 Pfund 10 Loth schweres Paquet An eine königlich baiersche hochlöbliche Juristenfacultät in Erlangen konnte ich erfolgreich aus Frankreich wieder "nach Hause" führen.

Wie siegelseitig erkennbar, stammt sie von der Oberlandes-Gerichts-Canzlei zu Dessau. Weiterhin ist die Progressionstufe P9 (32-36 Meilen) notiert worden.
Die Gebühren berechnen sich jetzt:

7/12 Kreuzer * 12 Pfund * 9 Progressionsstufe = 63 Kreuzer = 1 Gulden 3 Kreuzer Porto wie notiert. Oben sind noch /3 Kreuzer Bestellgeld notiert worden.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 21.02.2018 11:24:08 Gelesen: 217693# 223 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen frankierten Brief aus Strasbourg an die Firma Stocké in Ludwigshafen am Rhein, der eigentlich nichts besonderes ist. Nur muss man wissen, dass die meisten Strasbourger Firmen ihre Post nach Bayern und andere Postvereinsstaaten gerne im nahe gelegenen Kehl aufgaben, was ihnen regelmässig viel Geld sparte.



Hier am 29.8.1857 war das nicht so - man frankierte mit 40 Centimes nach dem Postvertrag vom 1.7.1847 bis 30.6.1858. Aber halt - was kosteten denn Briefe damals von ganz Frankreich in die bayerische Pfalz? Richtig - 30 Centimes, nicht 40. Nicht nur, dass er sich so nichts sparte (Brief bis 7,5 g), sondern er verschenkte noch 10 Centimes = 3 Kreuzer durch diese Überfrankatur.

Bei einer Postaufgabe in Kehl hätte er als Frankobrief nur 6 Kreuzer bezahlen müssen (Postverein über 10 - 20 Meilen, Gewicht aber bis 15,625 g).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.02.2018 12:04:14 Gelesen: 217688# 224 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus dem Postgebiet des Norddeutschen Bundes mit 3 Kr. Marke frankiert, der nach Lindau im Bodensee gerichtet war. Die Marke wurde mit dem Bahnpost - Einkreis - Stempel Frankfurt - Treuchtlingen entwertet und der Brief unbeanstandet befördert, weil der Einwurf wohl noch auf nichtbayerischem Territorium stattgefunden hatte.



Aufgabe am 11.6.1871 und Abgabe in Lindau am Folgetag zeigen die gute Vernetzung damals.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 29.03.2018 20:15:07 Gelesen: 215875# 225 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Tübli Ganzsache zu 10 Rappen mit Zusatzfrankatur einer 5 Rappen (Mi.Nr. 22c) und 10 Rappen (Mi.Nr. 30b) von Siebnen im Kanton Schwyz nach Lindau im Bodensee an Herrn M. Spengelin spediert. Der Brief wurde von Siebnen über Uznach (St. Gallen) nach Lindau befördert, mich würde jetzt interessieren, ob dieser auch über Feldkirch spediert wurde. Gestempelt mit Fingerhutstempel Siebnen 18 mm (Emmenegger Gruppe 104) und Einkreisstempel von Uznach auf der Rückseite (Emmenegger Gruppe 115) Ortsname in Elzevir. Der Ankunftstempel von Lindau ist auch auf der Rückseite abgeschlagen, hier vom 16.2. PD Stempel für bezahlt bis zum Empfänger (Posttarif vom 1.7.1875 Briefe bis 15 Gramm, Gebühr 25 Rappen.

Gruß Rainer


 
SH-Sammler Am: 30.03.2018 05:46:13 Gelesen: 215861# 226 @  
@ Gernesammler [#225]

Hallo Rainer,

beiliegend findest Du eine Karten der Eisenbahnlinien in der Schweiz, ab 1865. bis 1900



Der Brief von Siebnen, am oberen Ende des Zürichsees gelegen, wurde mit Boten ins 8 km entfernte Uznach getragen, wurde dort mit Leitstempel Uznach versehen und mit der Eisenbahnlinie nach Zürich spediert. Ab Zürich ging die "Deutschlandpost" meist über Romanshorn oder über Rorschach, was in diesem Falle wohl geschehen ist. Der Brief lief mit grosser Sicherheit nicht über Feldkirch.

Wünsche frohe Osterzeit

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 30.03.2018 07:49:55 Gelesen: 215855# 227 @  
@ Gernesammler [#225]

Hallo Rainer,

Hanspeter hat Recht - dein Brief lief nicht über Österreich, sondern mit dem Dampfschiff (seit 1836!) via Rorschach nach Lindau.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.03.2018 12:38:43 Gelesen: 215836# 228 @  
Liebe Freunde,

Gießen, ab 1.7.1867 postalisch Preussen geworden, als Ganzsache zu 6 Kreuzern nach Neustadt in der Pfalz, vom 4.12.1867.



Diese Kreuzerfrankaturen Preussen waren nur vom 1.7.1867 bis zum 31.12.1867 möglich - welche in die Pfalz sind sehr selten und schöner wohl kaum möglich.

Dazu noch als Einzeltransit mit badischem Bahnpoststempel - ei, ei, ei, da lacht das Herz eines Pfälzers.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 03.04.2018 19:27:12 Gelesen: 215692# 229 @  
@ SH-Sammler [#226]
@ bayern klassisch [#227]

Hallo Hanspeter, hallo Ralph,

danke für die ausführliche Erklärung zum Brief und vor allem die Karte der Eisenbahnlinien zu der Zeit echt toll, Danke dafür.

Somit habe ich selbst recherchieren können und im Buch von Richard Schäfer steht ja dann auch, dass ab 1.6.1840 der gesamte Postverkehr zwischen Lindau und Rorschach mit dem Dampfer abgewickelt wurde. Nur im Notfall gab es den Postverkehr zu Land über Vorarlberg.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 14.04.2018 11:29:56 Gelesen: 215174# 230 @  
Liebe Freunde,

unlängst fiel mir dieser Brief in die Hände, den ich auf ein vertretbares Finanzmaß reduzieren konnte. Geschrieben in Mannheim, Baden, am 3.8.1861, an die Kuhnel´sche Maschinenfabrik in Frankenthal. Es ging um die Zustellung eines badischen Patents.





Der Absender, A. C. L. Reinhardt notierte auf der Adresseite: "Durch Güte des Herrn Mündler"

Ein Herr Mündler muss also in Mannheim den Brief (evtl. nebst weiteren Sachen) an sich genommen und ihn über die Rheinbrücke bei Ludwigshafen nach Frankenthal verbracht haben. Das Franko hätte nur 3 Kreuzer betragen, was ja auch nicht gerade hoch war.

Mir fällt ad hoc kein zweiter Brief durch Güte ein, bei dem der "Gütler" vorne nominiert worden wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 25.04.2018 17:17:09 Gelesen: 214580# 231 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute ein Beleg der einfachen Art und fast wie üblich von mir aus Magdeburg (23.12.1862):



Lief er an den Eisenwerks-Guts-Besitzer Philipp Dittmar (in) Oberklingenspon bey Naila ey Hof. Wie immer aus Magdeburg waren 3 Sgr. franco erforderlich, dargestellt mit einem Dreistreifen der Nr. 16. Siegelseitig sehen wir den Stempel Hof B.E. vom 24.12. und auch von Naila.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 25.04.2018 17:52:50 Gelesen: 214574# 232 @  
@ Magdeburger [#231]

Lieber Magdeburger,

da hast du einen wundervollen Brief geangelt - herzlichen Glückwunsch zu diesem Schmankerl. Hätte auch jeder Bayernsammler gerne in der Sammlung - aber in deine passt sie am allerbesten!

Liebe Grüsse,
dein Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.05.2018 16:36:04 Gelesen: 214077# 233 @  
Liebe Freunde,

Brief bis 1 Loth mit Postaufgabe in Ulm am 5.9.1851, gerichtet an Firma Zobel seel. Frau Wittib in Memmingen. Der Absender zahlte 3 Kreuzer BAR siegelseitig. Wie das? Württemberg war zwar zum 1.9.1851 im DÖPV, Bayern sowieso, aber Marken hatten sie noch keine, das sollte bis zum 15.10.1851 dauern, daher konnte es nur in der Spanne vom 1.9.1851 bis zum 14.10.1851 überhaupt barfrankierte Briefe nach Bayern geben.



Die gezahlten 3 Kreuzer reichten auch im DÖPV bis 10 Meilen - von Neu - Ulm aus hätten sie gar 12 Meilen weit gereicht, aber das war nicht nötig. Jedenfalls dürfen wir unterstellen, dass an diesem Tag der Absender nur diesen Brief nach Bayern aufzugeben hatte bzw. nur Briefe, bei denen eine Postaufgabe in Neu - Ulm zu keiner Kostenminderung geführt hätte, so dass man sich den Gang über die Donau ersparen konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.05.2018 10:31:36 Gelesen: 214001# 234 @  
Liebe Freunde,

den folgenden Brief kann ich leider nicht datieren (wohl 1840 - 1847). Er stammt aus Laasphe (heute wohl Bad Laasphe) zwischen Siegen und Marburg gelegen und war unfrankiert an: "Seiner Erlaucht dem Herrn Grafen von Rechberg - Rothenlöwen zu Donzdorf Königreich Bayern" geschickt worden.



Der Absender machte den Fehler, Donzdorf nicht in Württemberg, wie es richtig gewesen wäre, sondern in Bayern zu verorten, so dass man ihn mit 3 Silbergroschen für Preussen taxierte Bayern zukartierte. Diese 3 Groschen wurden in Würzburg mit 11 Kreuzern korrekt in Auslage genommen und dazu das bayerische Porto von 15 Kreuzern addiert. Hierbei sollte erwähnt werden, dass der Brief 1 Loth wog, wie Preussen oben links nicht zu notieren vergaß.

Folglich kam er mit 26 Kreuzern total belastet nach Nördlingen, der bayerischen Ausgangspost zu Württemberg. Taxis in Württemberg wollte für den Transport ab der bayerischen Grenze weitere 4 Kreuzer, so dass wir auf ein Gesamtporto von 30 Kreuzern kommen.

Hätte man in Laasphe nicht "Königreich Bayern" geschrieben, sondern zutreffenderweise Königreich Württemberg, wäre die Rechnung nicht so hoch ausgefallen. Aber Seine Erlaucht dürfte das wenig gestört haben, denn unvermögend war man sicher nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.05.2018 12:47:29 Gelesen: 213636# 235 @  
Liebe Freunde,

ich stelle diesen Brief, den mir PF (Peter Feuser Auktion) zuschlug, hier mal ein: 1. Sardinien - Bayern und 2. Sardinien - Österreich, weil er 1. erst mal nach dorthin lief (Pfalz) und er 2. aber nach Österreich gehörte.





Wer Lust hat, die Stempeldaten zu vergleichen, darf das gerne tun: Transit via Schweiz, Retour, dann korrekt nach Österreich. Viel Arbeit für einen Portobrief aus Vercelli (Kgr. Sardinien) vom 19.3.1858 nach Steyr in Österreich, der erst nach Speyer in die Rheinpfalz spediert wurde. Die Siegelseite habe ich 2mal eingescannt, damit ihr alle Stempel möglichst aufrecht sehen könnt.

Wer sich an den Taxen versuchen will, ist hierzu gerne eingeladen. Nur Mut also meine Freunde!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 16.05.2018 07:44:18 Gelesen: 213563# 236 @  
@ bayern klassisch [#235]

Hallo Ralph,

ich habe mal versucht, anhand der vielen Stempel den Laufweg zu rekonstruieren. Dies als Hilfe für die vielen "Knobler", welche sich die Brieftaxe erarbeiten wollen.
Ort Datum Zeit
Vercelli 19/3/1858 Briefaufgabe und Transport zur Bahnlinie Genova via Alessandria - Asti nach Turin (seit 1853 in Betrieb)
Torino 19/3/1858 10 S Umkartierung in Turin abends 10 Uhr
Poste Amb Torino 20/3/1858 von Turin nach Mailand, dann Richtung Nord durch die Schweiz nach Speyer
Speyer 22/3/1858 anschliessend von Speyer retourniert
Bahnstempel FB 23/3/1858 Curs V.II (Richtung Heidelberg???)
Heidelberg 23/3/1858
Basel 23/3/1858 6M in Basel weitergeleitet über Ulm
Bahnstempel FB 23/3/1858 Curs V.III
Bahnpost Wberg 24/3/1858 Z3, Richtung Ulm
Ulm 24/3/1858 3_6
Bahnpost Wberg 24/3/1858 Z5, Ulm Richtung Innsbruck
Insbruck 26/3/1858
Linz 12
Steyr 29/3/1858
 

Obige Angaben können evtl. noch verbessert und verfeinert werden, vor allem Angaben zu den Bahnstempeln im GHzt. Baden nach Ulm.

Wer macht weiter?

Gruss
SH-Sammler
Hanspeter
 

bayern klassisch Am: 16.05.2018 08:24:05 Gelesen: 213555# 237 @  
@ SH-Sammler [#236]

Hallo Hanspeter,

da liegst du in vielen Dingen richtig - mein aufrichtiges Kompliment und dein Engagement beim Mitknobeln.

Weil du neben den Leitungen auch die Frage nach den Taxen gestellt hast, hier die Lösung:

DS 20 (Centesimi) = 6 Kreuzer rheinisch für Sardinien bis 10g von Vercelli über Turin bis zur Schweizergrenze.

6 Kreuzer rheinisch für den offenen Transit durch und für die Schweiz bis Basel.
9 Kreuzer rheinisch für Baden als Vereinsaufgabepost von Efringen bis Mannheim = 21 Kreuzer rheinisch total.

Nichts für Bayern ab Ludwigshafen bis Speyer. Vermerk unten von Speyer in blauer Tinte: "In Speyer bayerische Pfalz nicht zu erfragen". Daher dort entlastet und retour von Speyer über Ludwigshafen nach Mannheim, dann per Bahnpost nach Heidelberg.

Weiter über die württembergische Bahnpost bis Ulm (Grenze Württemberg - Bayern).
Durch ganz Bayern im geschlossenen Transit nach Innsbruck. Dort als Brief mit 12 Kreuzer Conventionsmünze (die Umstellung/Abwertung auf Neukreuzer erfolgte im selben Jahr erst zum 1.11.1858) belastet über Bayern (Berchtesgadener Land wieder im geschlossenen Transit) nach Linz und endlich nach Steyr.

Schon eine kleine Odyssee. Sardinien kostete wegen ÖIPV = Österreichisch - Italienischer Post - Verein nur noch 3 Kreuzer Conventionsmünze, statt 6 Kreuzer rheinisch, wenn es nach Bayern gegangen wäre - hat man ja auch nicht jeden Tag, dass DÖPV (Deutsch - Österreichischer Post - Verein) und ÖIPV auf einem Brief in Konkurrenz traten und andere Gebührenstrukturen nach sich zogen.

Ich liebe solche Knobler, die hinten Stempel und vorne Gebühren in Hülle und Fülle zeigen, sind sie doch das Salz in der Suppe einer jeden Sammlung und meiner sowieso.

Nochmals vielen Dank für deine Lösung - das hast du sehr gut hinbekommen, Respekt!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 13:58:55 Gelesen: 213514# 238 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist eine harte Nuss - jedenfalls für mich.



Verfasst in Northorn (Kgr. Hannover) am 26.3.1845, lief er nach Monheim (Bayern) bzw. dann nach Markt - Einersheim an die Gräfin von Rechteren - Limpurg. Der Absender frankierte 2 1/4 (??) Gutegroschen, was dem Franko für Hannover gleichgekommen sein sollte und 3 Gutegroschen Weiterfranko (für wen und bis wohin?).

Dann lese ich "Monheim" gestrichen und "nicht Mannheim" notiert. Mit roter Tinte (Preussen?) lese ich "berechnet" neben den 3 Ggr. und "am Main zwischen Würzburg und Aschaffenburg" und Unterstreichungen bei der Adresse zu: "Auf Haus Sommer- u. Wintershausen".

Eine blaue 4 Kreuzer Taxe von Nürnberg der Farbe nach wurde wieder abgestrichen. Warum? Letztlich blieb als Zustellort "Markt-Einersheim" übrig, was wohl richtig war.

Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter von damals führen, ist eine Belohnung von einem Mohrenkopf ausgesetzt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 15:09:17 Gelesen: 213499# 239 @  
Liebe Freunde,

hätte man auch unter der Rubrik "Der besondere Brief" einstellen können, aber die gibt es noch nicht hier.



Portobrief aus Paris vom 23.9.1845 an (hier darf ich die Franzosen bitten, mir die Anschrift zu transkribieren) in München. Unten links lese ich: "Poste restante ???". Auch hier hätte ich gerne gewußt, was der Rest zu bedeuten hat.

Der Brief aus dem 3. Rayon Frankreichs zu Bayern kostete 20 Kreuzer von Paris bis Strasbourg und 18 Kreuzer von Kehl nach München (einfaches Gewicht), in summa 38 Kreuzer. Da er nicht ausgeliefert wurde (bei der Handschrift kein Wunder!), notierte man siegelseitig: "A Mr le Comte de la Grange a Baden Baden".

Zu den 38 Kreuzern kamen daher nochmals 12 Kreuzer Gemeinschaftsporto nach dem Postvertrag Badens mit Bayern vom 1.8.1843 hinzu, so dass unser Graf de la Grange total 50 Kreuzer zu zahlen hatte (Portoteilung: 20 Kreuzer für Frankreich = 7 Decimes, 18 + 6 Kreuzer für Bayern und 6 Kreuzer für Baden). In München war er am 29.9.1845 eingegangen und er scheint am 1.10.1845 von dort - trotz poste restante - nach Baden Baden abgegangen zu sein. Offenbar kam in der Zwischenzeit ein Nachsendeersuchen zum Vorschein, welches am 29.9. noch nicht vorgelegen hatte.

Auch wenn der Brief nicht ganz vollständig ist, halte ich ihn für ein seltenes Poststück, bei dem bis auf die Lesbarkeit der Anschrift, alles passt.

50 Kreuzer waren 8 bis 10 Mittagessen damals - aber unser Graf wird es verschmerzt haben können, hoffe ich für ihn.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 15:18:18 Gelesen: 213497# 240 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich meine bisher einzigen "reclamirten" Brief nach Bayern. Der äußere war in Roveredo (Alto Adige), seit 1809 Königreich Italien, zuvor Bayern, am 11.9.1811 geschrieben und verfasst worden, ehe man noch einen zweiten Brief am 14.9.1811 in diesen eintütete, was möglich war, weil er noch nicht abgesandt worden war. Vlt. hat man den ersten auch erst am 13.9. aufgegeben und am Folgetag schnell noch zurück geholt, wer weiß das schon.



Beide sind gerichtet an Nicklaus Welf Sohn & Comp. zu Kempten. Der äußere ist wohl mit 3 Decimes (oben links) frankiert und kostete in Kempten 8 Kreuzer, der innere war, wiewohl verschlossen, "frei".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 16.05.2018 15:43:11 Gelesen: 213489# 241 @  
@ bayern klassisch [#239]

Hallo Ralph,

mit der Adresse gehe ich mit Dir einig. Ausser Monsieur xxx xxx, Comte selon Grange ..., geht bei mir auch nicht mehr.

Beim Hinweis Poste restante lese ich in der Zeile darunter "ou faire suivre" heisst "oder nachsenden".

Gruss
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 15:58:09 Gelesen: 213484# 242 @  
@ SH-Sammler [#241]

Hallo Hanspeter,

die Anschrift ist schwierig und poste restante oder nachsenden machte Sinn, denn in Paris wusste man wohl nicht genau, wo er sich gerade aufhalten würde, wenn der Brief eintrudelte. Vielen Dank für deine Hilfe und Übersetzungskünste. Ich hätte da keine Chance gehabt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
roteratte48 Am: 18.05.2018 09:28:31 Gelesen: 213224# 243 @  
@ bayern klassisch [#242]

Hallo Ralph,

hier ein Link zum Empfänger Deines Briefes, Armand Charles Louis Le Lièvre de La Grange; er ist der einzige de la Grange, der sowohl (siehe auch in der Anschrift Deines Briefes) General, Comte und Pair de la France war und (im Gegensatz zu seinem Bruder, der bereits 1836 verstarb) 1845 noch unter den Lebenden weilte. Leider ist die Seite in französischer Sprache - solltest Du Teile daraus in Übersetzung brauchen - lass es mich wissen!

https://fr.wikipedia.org/wiki/Armand_Charles_Louis_Le_Li%C3%A8vre_de_La_Grange

Grüße an Dich und ins Forum - Rolf
 
bayern klassisch Am: 18.05.2018 11:34:28 Gelesen: 213199# 244 @  
@ roteratte48 [#243]

Lieber Rolf,

ja, das ist er, vielen Dank. Ein Promi kann man also sagen - vieles kann ich mit meinen rudimentären Französischkenntnissen herausinterpretieren, das hilft mich schon sehr weiter.

Dir ein schönes Wochenende und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 25.05.2018 15:33:19 Gelesen: 212612# 245 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Kuvert fand den Weg zu mir, das ich euch hier gerne vorstellen möchte.

Aufgegeben in Ventnor (Isle of Wight) am 21.6.1900 lief es in das schöne Oberammergau, wo es am 23.6.1900 ankam. Für mich sensationell, dass von einer Kanalinsel aus so etwas in 2 Tagen zu schaffen war.



Die Anschrift lautete: Mrs. Allen (of Leicester) Poste restante Oberammergau Bavaria.

Da poste restante gestellte Sendungen nur noch einen Monat vorrätig gehalten werden mussten, erfolgte vorne oben links das Datum, an dem die Lagerfrist verstrichen war, nämlich den 23.7.1900.

So war es dann auch - keiner wollte das Briefchen abholen bzw. war berechtigt dazu, so dass die Berchtesgadener Post "Zurück!" stempelte und auf "restante" einen Aufkleber pappte "Nicht abgeholt. non réclamé", der hier sogar als Oberrandstück glänzt!

Am 23.7.1900 ging er also auf die Insel zurück, wo er ausweislich des roten Stempels von London am Folgetag schon war! Also Berchtesgaden - München - Aachen - Ostende - London innerhalb von 24 Stunden ist, finde ich, schon eine Sensation. Dergleichen darf man heute mal versuchen.

Poststücke mit Zurück! - Stempel und Aufkleber wie diesen sind nicht häufig, auch nicht in der Pfennigzeit. Dazu noch poste restante und nicht abgefordert machen diesen 2 1/2d Brief schon zu einer kleinen Seltenheit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.06.2018 15:02:30 Gelesen: 210255# 246 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Telegramm, welches von Würzburg nach Nürnberg eingelaufen war und das folgenden Inhalt hatte:



"An Friedrich Macher Nbg (= Nürnberg) (Nuernberger Anzeiger)

Hauptmann Macher am 4. Dezember in Lagny (an) Lugenlähmung gestorben.
Im Auftrag
Welsch Hauptmann"

Es wäre schön, wenn mir Insider etwas zu den Personen sagen könnten. Danke schon Mal im voraus!

Da das Telegramm ursprünglich aus Frankreich stammte, habe ich es hier unter eingehende Post eingestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.06.2018 13:07:21 Gelesen: 209834# 247 @  
Liebe Freunde,

ein Brief mit 5 US Cents frankiert vom August 1875 aus Chicago in Illinois lief an Professor Emerson in München, wo er am 23.8. eintraf und dem Briefträger Nr. 54 übergeben wurde. Der konnte ihn jedoch nicht zustellen, bekam aber seinen neuen Aufenthaltsort mit Berchtesgaden heraus und sandte ihn so weiter, dass er schon am Folgetag dort zugestellt werden konnte.



Einen guten Geschmack hat unser Professor aus den USA also ganz sicher bewiesen, wenn er sich dort aufhielt!

Franko möglich ab 1.7.1875, als Bayern und die USA in den UPU eingetreten waren. Dieses entsprach 7 Kreuzern bzw. 2 Silbergroschen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
bayern klassisch Am: 08.06.2018 13:14:12 Gelesen: 209829# 248 @  
Liebe Freunde,

verfasst wurde dieser Brief in Elberfeld (Teil von Wuppertal heute, Preussen) am 6.3.1858, jedoch erfolgte die Postaufgabe erst am 11.3.1858 in Würzburg. Die Firma Wülfing sparte sich so 3 Silbergroschen Franko nach Uffenheim an die Firma Chr. Croninger und hatte nur ihrem Würzburger Compagnon 3 Kreuzer zu ersetzen, was paritätisch einer Ersparnis von 7,5 Kreuzern gleich kam. Nett!



Uffenheim hatte seitens seiner Postexpedition sicher Verständnis für diese Sparmaßnahme, denn man sparte sich dort gleich noch den Hundertstel Kreuzer Stempelfarbe für den Abschlag des Ankunftsstempels. Ob der Uffenheimer Expeditor preussische Verwandschaft im Bergischen Land hatte?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 29.06.2018 15:23:20 Gelesen: 207907# 249 @  
Liebe Freunde,

da ich zu den wenigen Sammlern gehöre, die Dienstbriefe prinzipiell nicht verschmähen, und ich damit ein Außenseiterdasein friste, zeige ich heute einen Dienstbrief "Vom Stadtvorstand zu ??? Dr. Goebel", der am 16.2.1837 frankiert in Frankfurt am Main aufgegeben wurde. Empfänger war "Der hochwohllöbliche Magistrat der königlich bayerischen Stadt Bayreuth zu Bayreuth".



Prinzipiell waren Schreiben in reinen Staatsdienstangelegenheiten portofrei - sowohl hüben, wie drüben. Für die Privaten aber galt, dass sie an Behörden (im Landesinnern und im Ausland auch) stets zu frankieren hatten, weil Behörden für einlangende Portobriefe keine Gebühren zu zahlen hatten und so mit Porto belastete Briefe ablehnten.

Eine Besonderheit aus alter Zeit war in Frankfurt am Main, dass man bei der Aufgabe auch farblich zwischen Portobriefen und Frankobriefen unterschied, indem man bei Portobriefen seinen Aufgabestempel in schwarzer Farbe abschlug, bei frankierten Briefen jedoch immer in roter Farbe stempelte.

Hierbei war zu beachten, ob die Angaben des Absenders hinsichtlich einer potentiellen Portofreiheit geprüft wurden, oder etwa ein solcher Brief in dem Briefkasten vorgefunden wurde und die Aufgabepost dann ein Problem hatte.

Hier stempelte man in roter Farbe und drückte seinen Aufgabestempel auch noch auf der Franchise ab, um Bayern gewissermaßen doppelt zu signalisieren, dass sie für diesen Brief des Herrn Dr. Goebel kein Porto ab Aschaffenburg bis Bayreuth ansetzen durften, andernfalls der Brief wieder zurück gelaufen wäre.

So vermag auch ein alter Dienstbrief mit geringem Teilinhalt doch noch immer (s)eine Geschichte zu erzählen und so ganz unspannend finde ich diese nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.07.2018 18:10:13 Gelesen: 206726# 250 @  
Liebe Freunde,

Portobriefe des Postvertrages vom 1.7.1858 Bayern - Frankreich gibt es wie Sand am Meer. Von Frankreich nach Bayern sind sie auch nicht sehr selten, aber schon seltener, als in Gegenrichtung. Ich habe aber noch keinen gesehen, der in Ulm / Neu-Ulm offen aufgegeben wurde, wenn er von Frankreich kam, weil das Kartierungspostamt zu Strasbourg eigentlich immer Augsburg war.



Hier bei einem Brief von Strasbourg vom 17.11.1861 sehen wir aber siegelseitig bei einem Kuvert an Herrn Leroy im Hotel Garni in München den Bahnpoststempel I der Strecke Ulm - Augsburg vom 18.11., Station Ulm. Das bedeutete, dass Strasbourg das Briefepaket nicht mit einer Beutelfahne "Augsbourg" versehen hatte, sondern mit "Ulm". Das kannte ich bisher nicht, dachte ich doch, dass die Post nach Bayern Württemberg geschlossen transitierte, wie schon viele Jahrzehnte bisher.

Wer noch mehr Belege kennt, die westlich von Augsburg (also "vor" Augsburg) gelegene Dekartierungen aufweisen, darf sie mir gerne zeigen.

Der Empfänger zahlte 18 Kreuzer, die im Verhältnis 40% für Bayern und 60% für Frankreich später verrechnet wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.07.2018 19:21:12 Gelesen: 205805# 251 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen interessanten Brief, wie man ihn nicht alle Tage finden dürfte.



In Paris wurde er am 19.7.1865 mit 30 Centimes frankiert an "Herrn Ludwig Hennenhofer Adresse Herrn Heinrich Hennenhofer in Gernsbach Grad Duché de Bade" adressiert. Es war somit ein Brief Frankreich - Baden, der nach dem Postvertrag von 1857 mit 20 Centimes für die französische Strecke bis Strasbourg und mit 10 Centimes = 3 Kreuzer für die badische Strecke korrekt frankiert worden war.

Für den Insider interessant ist die Aufgabestempelung beim Pariser Postamt "Place de la Bourse", also am Börsenplatz, doch wurden die Marken dort zu entwerten vergessen, was dann die Pariser Hauptpost mit ihrem Sternstempel vornahm.

Absender war die Firma Dollfus, Mieg & Compagnie. Am 20.7. übernahm ihn die badische Bahnpost Zug 6 und transportierte ihn noch am selben Tag über Muggensturm nach Gernsbach, wo er ankunftsgestempelt und ausgetragen wurde.

Doch leider war Ludwig Hennenhofer nicht mehr im lieblichen Gernsbach, sondern war unter Hinterlassung seiner Adresse nach Kaufbeuren im bayerischen Schwaben abgereist. In Gernsbach wurde die Adresse in "Martin Günther, Kaufbeuren" abgeändert und der Brief neu aufgegeben.

Weil er ausgeliefert worden war, konnte er nicht mehr weitergeleitet werden, sondern war als Portobrief mit 9 Kreuzern für Baden zu taxieren, da er jetzt ein reiner Postvereinsbrief geworden war. Hierbei galt, dass im Postverein bei der unfrankierten Weiterleitung kein Portozuschlag (in Höhe von 3 Kreuzern je Loth) anzusetzen war. Als Brief bis 10g zwischen Frankreich und Baden war er ebenso einfach, wie jetzt als Postvereinsbrief, wo er hätte 16.6g wiegen dürfen. Über 20 Meilen legte er via der badischen Bahnpost und der württembergischen Bahnpost zurück, um schon am 21.7. in Kaufbeuren ausgetragen zu werden.

Gebührenteilung:

20 Centimes für Frankreich = 6 Kreuzer.
10 Centimes für Baden und 9 Kreuzer für Baden = 12 Kreuzer. Hiervon war ca. 1/2 Kreuzer für den Transit an Württemberg intern zu vergüten.

Bayern erhielt gar nichts.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.07.2018 21:07:36 Gelesen: 205660# 252 @  
Liebe Freunde,

ich kenne nicht viele hochattraktive Briefe von Preussen nach Bayern, daher kam mir der hier gerade recht, zumal er noch nachgesandt wurde, womit er in meine Mini - Sammlung der nicht sofort angebrachten Poststücke passt.



Aber der Reihe nach. Die Firma Apitz & Ludewig sandte am 29.10.1866 einen einfachen, über 20 Meilen weiten Brief nach Nürnberg an den dortigen Advokaten Dr. Herrmann. Nun könnte man die übliche 3 Silbergroschen - Marke erwarten, aber weit gefehlt, es brauchte schon 5 Marken, um diese Frankatur korrekt zu präsentieren. Darüber hinaus schlug man seinen Firmenstempel in ein rotes Farbkissen, so dass wir eine optische Kombination von 3 grünen Marken, 2 roten Marken, 4 blauen Entwerungsstempeln (plus einen blauen Aufgabestempel) und einen roten Firmenstempel vor uns haben.

In Nürnberg angekommen, war der Empfänger leider (oder Gott-sei-Dank?) nicht mehr zugegen. Aber man hat den Brief an seine wohl übliche Adresse ausgeliefert (leider hat mein Scannergenie aus je einem 2 identische Ankunftsstempel von Nürnberg vom 30.10. und zwei ebenso identische Briefträgerstempel Nr. 15 auf die Rückseite gezaubert, von denen es im richtigen Leben nur jeweils einen gibt).

Man muss den Brief zeitnah mit geänderter Adresse (streiche Nürnberg, schreibe München) in Nürnberg wieder der Post zurück gegeben haben. Diese vergaß, Aufgabe zu stempeln (schade, wäre der erste schwarze Stempel vorne gewesen), taxierte dafür aber mit 3 Kreuzern für die Strecke von Nürnberg nach München das günstige Nachsendeporto ohne Zuschlag (so ab 1.8.1865 möglich). In München kam er am 31.10. endlich an und wurde seinem Empfänger für 3 Kreuzer ausgehändigt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.07.2018 22:08:13 Gelesen: 205395# 253 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist für mich nicht leicht zu interpretieren.



Aufgegeben als reiner Portobrief in Dresden am 16.8.1849 lautete seine Anschrift: "An Herrn Georg Zeisner aus Würzburg d(er) Z(eit) in Alexandersbad bei Wunsiedel im Königr(eich) Baiern".

Die Dresdner Post hielt sich bei der Taxierung für ihre Strecke vornehm zurück, jedenfalls kann ich keine sächsische Taxe erkennen. In Hof kam er am Folgetag bei der Bahnhofs - Expedition (HOF B.E.) an und wurde mit 10 Kreuzern rechts taxierte, die wohl falsch waren, so dass man sie strich und mittig jetzt 9 Kreuzer notierte. Auf diesen, wie es die Vorschrift war, schlug man seinen späten Auslagestempel ab. Darunter vermerkte dann später einer 3 Kreuzer für Bayern von Hof bis Wunsiedel, so dass sich folgerichtig die links notierten 12 Kreuzer als Gesamtporto ergaben.

Dann lesen wir die Siegelseite: "Lang Längst abgereist" notierte auf recht ungewöhnliche Weise der Wunsiedeler Postexpeditor oder Briefträger am 19.8. Weil die 12 Kreuzer nicht kassierbar waren, musste der Brief zum Absender zurück gehen. So weit mir bekannt ist, galt auch mit Sachsen (PV von 1811) die Abmachung, die damals allgemeingültig war, dass nicht anbringliche Briefe ohne weitere Kosten zurück zu rechnen waren. Hier hat man aber die Kosten der Rücksendung von 12 Kreuzern angesetzt, was verwundert und sich m. E. nur so erklären lässt, dass ein Bote von Alexandersbad die Briefe in der Badesaison abholte, die mit Porto belasteten bezahlte und man ihm erst später mitteilte, dass der Badegast schon lange nicht mehr dort weilte.

Gab er einen solchen Brief zurück, hat man ihm wohl die 12 verauslagten Kreuzer wieder erstattet und jetzt den Brief als neue Briefaufgabe nach Dresden gewertet, womit dann tatsächlich 24 Kreuzer angefallen waren. Die Zahl 24 ist auch drei Mal auf dem Brief vermerkt, was darauf schließen lässt, dass sie richtig sein sollte.

Eine Reduktion in sächsische Neugroschen bzw. Neupfennige sehen ich aber auch nicht, jedenfalls nicht vorn; die Rötelkrüppel hinten deuten aber sehr auf sächsischen Ursprung hin. 24 Kreuzer wären ca. 7 Neugroschen und 3 Neupfennige. Die sehe ich aber nirgends.

Gerne höre ich mir andersweitige Interpretationen an.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 28.07.2018 19:08:07 Gelesen: 205183# 254 @  
@ bayern klassisch [#253]

Lieber Bayern Klassisch,

ein interessanter Brief - aber ich kann hier nichts entscheidendes beitragen.

Liebe Sammelfreunde,

von mir ein Brief, welcher dem Anschein nach erst einmal ein rein bayrischer zu sein scheint:



Wir sehen als Aufgabe Hof den 11.03.1845 und rückseitig den Stempel MKT. REDWITZ vom Folgetag. Die 3 Kreuzer vorderseitig ist das Porto.

Schaut man auf den Inhalt, freut es mich jedoch:



Wir sehen, dass er am 05.03.1845 in Magdeburg geschrieben wurde. Links unten ist "Zahlung Sie uns ????? Herrn Heine, Meyer in Hof in Empfang"

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 28.07.2018 20:00:52 Gelesen: 205178# 255 @  
@ Magdeburger [#254]

Lieber Magdeburger,

ein tolles Stück hast du da abgegriffen - hätte ich auch mit Kußhand genommen!

Text: "Zahlung für uns nimmt Herr Hein. Meyer in Hof in Empfang".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 28.07.2018 20:40:53 Gelesen: 205171# 256 @  
@ bayern klassisch [#255]

Lieber Bayern Klassisch,

Danke für die Transkription!

Da kann ich froh sein, dass ich diesen Brief sehr günstig bekommen habe. Meine Hoffnung ist noch, einem Ortsbrief innerhalb Bayerns, jedoch aus Magdeburg, zu bekommen. Bisher hatte ich noch kein Glück.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 28.07.2018 21:01:29 Gelesen: 205160# 257 @  
@ Magdeburger [#256]

Lieber Magdeburger,

alles unter 10 Euro ist geschenkt hier.

Ortsbriefe aus fremden Städten von außerhalb Bayerns gibt es m. E. nur von Augsburg, Nürnberg und München. Alle anderen bayerischen Städte waren eher unbedeutend, als dass man da Material finden würde. Natürlich gibt es immer Ausnahmen.

Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche - aus Magdeburg kenne ich keinen, wobei ich schon den ein oder anderen besitze, auch aus Preussen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.08.2018 16:34:55 Gelesen: 204830# 258 @  
Liebe Freunde,

es ist mir gelungen, sicher einen der ungewöhnlichsten Expressbriefe von Taxis nach Bayern zu erhaschen. Geschrieben wurde er in Osthofen, ca. 8 km nördlich von Worms am Rhein (Taxis = Rheinhessen). Absender war F. W. Engel (ich tippe auf Friedrich Wilhelm Engel). Adressat war die Kühnlesche Maschinenfabrik in Frankenthal in der Pfalz, von Osthofen ca. 27 km zu Fuß entfernt, für Postvereinsbriefe also bis 10 Meilen im 1. Rayon.





Der Absender, Herr Engel, wolle jedoch keine 3 Kreuzermarke von Taxis kaufen, so schön diese damals auch waren und heute noch sind, denn er war sparsam und nutzte Gelegenheiten, wenn sie sich ihm boten. Hier bot sich eine solche Gelegenheit, denn der Inhalt ist - Gott-sei-Dank - noch komplett erhalten und es wert, hier transkribiert zu werden:

Osthofen den 20ten Sept. 1861

Herr Kühnle!

Haben Sie die Güte und geben Sie Überbringer dieses einen tüchtigen Arbeiter aus Ihrer Kesselschmiede für Herrn Lambert auf dem Wahlheimerhof zur Reparatur eines Kessels den Sie mir vor circa 2 Jahren geliefert, derselbe soll über die Feuerung sehr stark rinnen, und ist mir selbst daran gelegen daß die Mühle bald wieder in gang kommt.

Überbringer dieses wird näheren Aufschluß über die Reparatur geben können.

Freundschafftlichst grüßt
F. W. Engel

Auf der Adresse verzeichnete Herr Engel dann auch artig unten links: "per express", was in diesem speziellen Falle aber nichts mit der Post zu tun hatte, sondern lediglich dem Empfänger anzeigte, dass ein eigener Bote = Expresse diesen Brief und weiteres besorgen sollte.

Dergleichen Briefe kann es nur in einem Nahbereich geben, da längere Märsche wohl nicht zu gewärtigen waren und die Eisenbahn war nicht sooo teuer. Sicherlich gab es damals etliche Briefe dieser Art, jedoch haben unsere Altvorderen bei der "Sichtung" der Firmenarchive diese für sie absolut nichts sagenden Briefe gleich für kalte Monate zurück gelegt, daher gibt es heute nicht mehr so viele davon, wie ich es mir wünschen würde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.08.2018 21:44:59 Gelesen: 203677# 259 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Dienstbrief aus Wernigerode vom 11.4.18?? nach Erlangen. Absender ausweislich des perfekt erhaltenen Siegels war der Magistrat dort und Empfänger in Erlangen war das Universitäts Prorectorat.



Siegelseitig sehe ich eine 4 in roter Tinte, die sowohl in Hannover (glaube ich nicht), Preussen oder in Hof auf den Brief gekommen sein könnte. Ob sie bezahlt wurden? Ich glaube nicht, sondern eher, dass Hof 4 Gutegroschen für den Transit durch Preussen mit 18 Kreuzern vergütete und auf diesen 18 Kreuzer seinen Auslagestempel abschlug.

Dazu kamen für die inländische Beförderung bis Erlangen 9 Kreuzer (103 km = 12 - 18 Meilen = 6 + 3 Kreuzer, also in der 2. Gewichtsstufe), so dass man in Erlangen total 27 Kreuzer berappen durfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.08.2018 21:05:39 Gelesen: 203217# 260 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist für mich nicht ganz schlüssig und ich erbitte mir hier ein wenig Hilfe. Danke dafür schon im voraus.



Aufgegeben vom Bürgermeister ("maire") der Stadt Charlieu am 12.9.1851 an den Bürgermeister der Stadt Bayreuth. Als Zeichen der Portofreiheit als Dienstbrief schlug man vorn und hinten das Dienstsiegel des Bürgermeisters ab.

Er lief über Lyon am 13.9. zur Bahnpost Basel - Strasbourg (14.9.), dann bei Kehl über die Grenze nach Baden und weiter über Frankfurt, Kassel, Erfurt, Halle, Leipzig, Zwickau, Plauen und Hof nach Bayreuth, wo er am 17.9. ankommt.

Trotz französischem Stempels P.P. = Port Payé (Gebühr bezahlt, hier wohl eher für keine Gebühren von den Beteiligten zu bezahlen), notierte man siegelseitig, wenn ich es recht lese: "pesé 10 grammes ??? 60 c(entimes)" und vorn oben links auch 10g.

Kann jemand das fehlende Wort lesen? Es müsste dann heißen: Gewicht 10 Gramm ? 60 Centimes. Aber warum wog man den portofreien Brief und notierte 60 Centimes hinten, die Bayern gar nicht vergütete?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 21.08.2018 21:09:06 Gelesen: 203214# 261 @  
@ bayern klassisch [#260]

Hallo Ralph,

ich würde percu (perçu) lesen.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 21.08.2018 21:15:44 Gelesen: 203211# 262 @  
@ bignell [#261]

Hallo Harald,

danke - was bedeutet "percu"?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 21.08.2018 22:56:26 Gelesen: 203202# 263 @  
@ bayern klassisch [#262]

Hallo Ralph,

Einnahme, Betrag.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 22.08.2018 06:17:52 Gelesen: 203181# 264 @  
@ bignell [#263]

Hallo Harald,

hat mein Wörterbuch nicht gefunden.

Danke für die Übersetzung - macht für mich immer noch wenig Sinn, aber wenn es so ist, achte ich mal auf andere Briefe (die gar nicht so häufig sind!), ob es da auch solche Vermerke gibt, immerhin habe ich ja auch genug davon und die weisen nichts auf.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 22.08.2018 12:04:57 Gelesen: 203146# 265 @  
@ bayern klassisch [#264]

Hallo Ralph,

nur eine kleine Korrektur, ich würde das Wort "perçu" als Verb erkennen, von "percevoir" (einnehmen, kassieren). "Percevoir des taxes" heißt so viel wie Gebühren einziehen, ziemlich paradox bei einem gebührenfreien Portobrief.

Kann es sein, dass der Postbeamte einfach "verschlafen hat", dass der Empfänger keine Gebühr mehr entrichten musste?

Viele Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 22.08.2018 13:06:55 Gelesen: 203135# 266 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#265]

Hallo Kevin,

das ist schwer zu sagen - das Thema "Dienstbriefe" ist in der gesamten Kreuzerzeit zwischen Bayern und Frankreich problematisch. Ich habe sicher ein Dutzend Briefe, bei denen nichts nach Vertrag lief - die Probleme lagen auch praktisch immer auf französischer Seite.

Vielen Dank für deinen Denkanstoß.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 26.08.2018 09:03:23 Gelesen: 202803# 267 @  
Liebe Freunde,

eine kleine, nette Postkarte aus Trier vom 4.12.1874 nach Landstuhl belegt, dass im Reich die Entwertung des Wertstempels (1/2 Groschen) nicht Vorschrift war. In Bayern sah das anders aus.



Auch sah der Vordruck der Karte keinen Ankunftsstempel vor, wohingegen Bayern dies auf der linken, oberen Vorderseite so anwies. Hier hatte der Expeditor in Landstuhl nach alter (bayerischer) Väter Sitte aber doch Ankunft gestempelt und dafür sei ihm Dank, denn so sieht die Karte schon besser aus. Der Text ist belanglos, trotzdem zeige ich ihn.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.09.2018 12:46:29 Gelesen: 202038# 268 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine kleine Pfalz - Spezialität: Brief aus Worms, Rheinhessen, Taxis, vom 21.10.1858 der Firma Ludwig Edinger Söhne an: "Herrn I(srael?) Levy Dudweiler bair. Pfalz".



Weil damals phonetische Adressen gang und gäbe waren, glaubte man, zumal ja auch bairische Pfalz dastand, dass der Empfänger in Duttweiler, südwestlich von Hassloch in der Pfalz, residieren müsste und leitete ihn nach dorthin, wo er auch am 22.10. ankam.

Leider war mit dieser Adresse dort aber kein Staat zu machen und man strich "bair. Pfalz" durch und bemerkte neben "Dudweiler" noch "b(ei) Saarbrücken", womit der schlaue Pfälzer Expeditor natürich goldrichtig lag und der Brief prompt am 23.10. ausgeliefert werden konnte. Dudweiler, wesentlich bedeutender als das kleine, pfälzische Duttweiler, lag in Preussen, so dass der Umweg noch zu vertreten war und nur 1 Tag verloren wurde.

Die Entfernung von Worms nach Hassloch (stellvertretend für Duttweiler, das keine eigene Post hatte, weswegen die Strecke nur nach Hassloch berechnet werden darf!) betrug 34 km, also deutlich unter 10 Meilen, so dass die gewählte 6 Kreuzer Frankatur für einen Brief der 2. Gewichtsstufe gepasst hätte; der hier ist komplett und wiegt heute noch 8g.

Von Worms nach Dudweiler waren es aber 102 km und damit genau über 10 und unter 20 Meilen, wofür 6 Kreuzer das treffende Franko darstellten. Ohne den sinnentleerten Zusatz "bair. Pfalz" hätte ich den Brief aber sicher nicht gekauft - so schon.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 03.09.2018 19:05:30 Gelesen: 202004# 269 @  
@ bayern klassisch [#268]

Hallo Ralph,

toller Brief mit dieser postgeschichtlichen Besonderheit und für eine Thurn und Taxis Marke ist diese doch noch sehr gut erhalten. :)

Aber die Stelle müsstest du mir noch mal erklären, weil ich nicht ganz nachvollziehen kann was du meinst:

also deutlich unter 10 Meilen, so dass die gewählte 6 Kreuzer Frankatur für einen Brief der 2. Gewichtsstufe gepasst hätte; der hier ist komplett und wiegt heute noch 8g

Von Worms nach Dudweiler waren es aber 102 km und damit genau über 10 und unter 20 Meilen, wofür 6 Kreuzer das treffende Franko darstellten.

Du schreibst ja, dass der Absender den Brief seines besten Gewissens nach mit 6 Kreuzern richtig frankierte für einen Brief der 2.GS nach Hassloch (Duttweiler), weil die Entfernung nur 34 km betrug (also wären auch nur 3 x für einen einfachen Brief zu frankieren gewesen).

Dann führst du aus, dass das eigentlich gemeinte Dudweiler 102 km entfernt lag und somit über 10 bis 20 Meilen "wofür 6 Kreuzer das treffende Franko darstellten". Aber hätte der Brief dann nicht normal noch nachtaxiert werden müssen bzw. höher frankiert werden müssen, weil die Entfernung eine weitere war? Also die Wörter "das treffende Franko" irritieren mich hier leicht.

Liebe Grüße

Kevin
 
Magdeburger Am: 03.09.2018 19:22:45 Gelesen: 201992# 270 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#269]

Hallo Kevin,

ich versuche mal mein Glück der Erklärung:

Das nach Bayern (nur 34 Meilen) hätten 3 Kreuzer für einen einfach schweren Briefe, was er mit 8 Gramm ist, komplett gereicht. Der Brief ist mit 6 Kreuzer frankiert, was im Falle nach Bayern für einen doppelt schweren Brief der 2. Gewichtsstufe (ab 1 Loth bis unter 2 Loth bis 10 Meilen) spricht. Tatsächlich sollte er jedoch 102 km laufen, was der 2. Entfernungsstufe der ersten Gewichtstufe entspricht.

Hier wäre es also so, dass beides möglich wäre, jedoch nur letzteres richtig ist, was auch durch die Stempel sauber geklärt werden konnte.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 03.09.2018 19:25:37 Gelesen: 201991# 271 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#269]

Hallo Kevin,

kein Problem, ich präzisiere das gerne.

Bei Firmenbriefen war das Franko üblicherweise richtig berechnet worden, weil sich diese Leute damals gut auskannten.

Private, die keine Ahnung von der Höhe der Frankatur hatten, gingen gerne zur Post und ließen sich ausrechnen, was zu frankieren war. Daher sind unterfrankierte Briefe generell nicht sehr häufig anzutreffen, aber es gibt sie natürlich.

Dieser Brief hier war sehr leicht, nur ein halbes Loth schwer. Also sollte man erkannt haben, dass es ein einfacher Brief war, der mit 6 Kreuzer in den Postverein über 10 bis 20 Meilen Entfernung laufen sollte. Von Worms war Hassloch bzw. Duttweiler in der Pfalz aber ganz nah, so dass man sich hätte fragen können, warum eine Firma 6 Keuzer statt 3 Kreuzer verklebte. Man wunderte sich zwar, aber der Zusatz "bair. Pfalz" war doch zu deutlich, als dass man ihn hätte negieren und nach Dudweiler in Preussen senden können.

Bei Entfernungen über 10 bis 20 Meilen (75 - 150 km) waren aber 6 Kreuzer richtig, wie wir hier sehen; nichts verschenkt, nur die falsche Ortspräzisierung hinzu gefügt und dadurch im Postenlauf einen Tag verschenkt.

Wurden Briefe von einem Zielort, der der falsche war, an den richtigen Zielort geleitet, zählte nur die einfache Versendung vom Aufgabeort zum Abgabeort, also Worms nach Dudweiler und dafür reichten 6 Kreuzer perfekt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 03.09.2018 19:45:24 Gelesen: 201986# 272 @  
@ bayern klassisch [#271]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Erläuterung, nun konnte man es sehr gut nachvollziehen, stand eben wohl etwas auf dem Schlauch. :D

Mit der Beschreibung ist der Brief natürlich umso schöner!

LG

Kevin
 
Gernesammler Am: 06.09.2018 20:02:27 Gelesen: 201732# 273 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 28.4.1874 als Einschreiben von Cassel nach Bayreuth an Professor Dr. Burkhard spediert. Für das Franko wurden 4 Groschen verklebt, (Michel Nr.19) zu zwei Paaren eins davon vom Oberrand. Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Cassel (Feuser 74A) wobei sich der Postbeamte auf den Marken austobte, 2 Groschen waren für das Franko sowie 2 weitere Groschen für die Recomandationsgebühr. Charge wurde handschriftlich vermerkt und ein Reco Stempel abgeschlagen sowie die Manualnummer 693 in blau geschrieben. Auf der Rückseite ist ein leider nicht sehr gut lesbarer Einkreisstempel von Bayreuth als Ankunftsstempel.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 06.09.2018 20:33:46 Gelesen: 201728# 274 @  
@ Gernesammler [#273]

Hallo Rainer,

da zeigst du einen seltenen Brief - denn 4 Groschen - Briefe sind selten, wie auch 14 Kreuzer - Briefe von Bayern ins Reich, auch wenn man das kaum glauben möchte.

Der Absender in der Diaspora war sicher ein Bayer, denn ein Preusse hätte nicht "Chargé" geschrieben, weil dieser Terminus technicus in Norddeutschland unbekannt war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 26.09.2018 11:49:03 Gelesen: 200172# 275 @  
Liebe Freunde,

ich bin mir hinsichtlich der Thematik bei diesem Brief nicht sicher, ob er wirklich etwas mit dem Krieg 1870/71 und seinen (Um-)Leitungen zu tun hat, schreibe aber mal das ab, was bei dem Stück als Beschreibung dabei war:



1871: Indien - Ägypten - Italien - Österreich - Bayern - Württemberg - Baden - NDP - Belgien - England:

Das G.P.O. (General - Post - Office) in London verfügte am 19.10.1870 wegen der Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Creil (Frankreich) die Benutzung der Brindisi - Route mit Weitertransport der Post über den Brenner - Paß, anstatt der Leitung über Frankreich bis Marseille.

Hier: Simla (Indien) 18.9.1871, Bombay 19.9., dann über Aden nach Suez am 4.10., mit der ägyptischen Eisenbahn bis Alexandria am 7.10 und per Schiff nach Brindisi am 10.10.. Mit der italienischen Eisenbahn über Bologna, Padua, Verona nach Ala, Innsbruck, München, Ulm, Heidelberg, Mainz, Köln, Ostende, Dover nach London.

Gesamtfranko: 8 Annas, davon 8 Pies (8 Pennies) = 24 Kreuzer für Indien.

Italien erhielt 2 Annas je halbe Unze = 15g. Wie die Aufteilung des Rests war, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer kann helfen und die Angaben verifizieren bzw. rektifizieren?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 05.10.2018 20:06:24 Gelesen: 199641# 276 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Postkarte vom 2.1.187? aus Cöln nach Nürnberg spediert an die Firma Lang&Söhne, für das Franko wurde eine Marke zu 1/2 Groschen mit kleinem Brustschild verklebt, ich bin kein Experte würde aber sagen, dass es die Mi.Nr. 14 ist, da das orange doch kräftiger ist und nicht ins rötliche tendiert. Gestempelt mit Zweikreisstempel von Cöln Bahnhof und auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Nürnberg vom 3.1. sowie der Briefträgerstempel Nr.7.



Brief aus Hamburg vom 11.2.1873 nach München an Herrn Julius Naue, hier kam der Brief am gleichen Tag an. Für das Franko nahm man eine Marke zu 1 Groschen mit großem Brustschild Mi.Nr. 19. Gestempelt wurde hier mit Zweikreisstempel von Hamburg und auf der Rückseite der Ankunftsstempel von München I vom gleichen Tag sowie der Briefträgerstempel Nr.I. Auf der Briefklappe ist ein kleiner Stempel mit der Inschrift "Omnia cum deo" was heißt "Alle Dinge mit Gott", es könnte sich vielleicht um einen Brief einer Kirchlichen Institution handeln.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 05.10.2018 21:05:34 Gelesen: 199638# 277 @  
@ Gernesammler [#276]

Hallo Rainer,

zum Spruch des Briefes - ich denke eher, es war ein Adliger, der diesen in seinem Wappen führte, als ein Kirchenmensch.

Der hier z. B. fiele mir spontan ein, zumal auch ein "B" zu sehen sein dürfte.

"B" wir Barby [1] könnte passen, auch wenn ich deren Familiengeschichte nicht herunterbeten könnte.

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Barby_(Adelsgeschlecht)
 
bayern klassisch Am: 09.10.2018 17:22:18 Gelesen: 199239# 278 @  
Liebe Freunde,

wenn man sich durch die Massen der Angebote bei eBay, Delcampe et altera klickt, droht einem oft das Besondere zu entgehen, Wichtiges zu Unwichtigem zu werden und überhaupt der Blick für die zahlreichen Besonderheiten unseres geliebten Sammelgebietes hin und wieder abhanden zu kommen. Doch manchmal hält auch die Genetik des Jägers und Sammlers selbst diesen Angebotsmassen stand, und das geschulte Auge erkennt auf im fremden Jagdterrain von Pixel + Bytes die ein oder andere Beute, auf deren Jagd zu gehen sich allemal lohnt.






Ein Brief aus Hanau (Thurn und Taxis) nach Dachau (Bayern) vom 10.2.1851 ist sicher nicht, wonach sich die philatelistsiche Weltpresse verzehrt - und doch wurde ich stutzig, denn der Absender war nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, eine Behörde in/bei Hanau, sondern das 1. Infanterie Regiment König - und das sagte mir erst einmal nichts, gar nichts. Dann aber las ich unten links "R.S." für Regierungs - Sache und diese Franchise war nun ganz sicher keine von Hanau bzw. hessischen Landen, sondern eine rein bayerische, die aber im schnell herbeigeführten Schriftvergleich sicher dem Absender zugewiesen werden konnte. Damit war auch klar, dass diese Militäreinheit eine aus Bayern sein musste, denn eine andere kannte diese Abkürzung gar nicht erst - und so war es dann auch.

Obwohl der Absender nichts von einer gewünschten Recommandation vermerkt hatte, zeigt der Brief einen großen, roten CHARGÉ - Stempel, wobei ich jedoch nicht weiß, ob dies einer von Hanau ist, oder einer von einer bayerischen Poststelle. Das rote Gekrakel vorn deute ich als Relikt einstiger Nota Bene - Vermerke für recommandirte Briefe und da 1851 in Bayern keine rote Tinte verwendet wurde, muss dieses N. B. in Hanau auf den Brief gekommen sein.

Der Inhalt ist ein Protocoll in Erschafts- und Immobilienangelegenheiten des Soldaten Peter Lang, bei dessen Namen sich weitere Nachforschungen im Internet wohl verbieten.

Bei wikipedia habe ich folgendes zum Regiment gefunden, was mich aber nicht wirklich weiter bringt [1]:

Ebenda steht unter "Hanau" auch das Folgende:

"Zur zwangsweisen Durchsetzung der Konterrevolution in Kurhessen wurde Hanau am 1. November 1850 von Bundesinterventionstruppen aus Bayern und Österreich besetzt; diese sogenannten Strafbayern wurden erst im Sommer 1851 wieder abgezogen."

Unter "Strafbayern" finden wir ebenda auch etwas für unseren Brief [2].

Liest man sich diese Passagen durch, stellt man fest, dass jetzt auf einmal alles passt, da die bayer. Truppen erst im Sommer 1851 aus Hanau/Kurhessen abgezogen wurden und ein Krieg, wie er 1866 folgte, damals um ein Haar vermieden werden konnte.

Zwar hatte ich rudimentäre Kenntnisse dieser Zeit und der politischen Abläufe, aber solch ein Brief tut dann doch sehr gut, wenn es um das Verstehen der tatsächlichen militärischen und hier auch postalischen Umstände geht.

Auf einen zweiten werde ich wohl noch lange warten müssen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6niglich_Bayerisches_1._Infanterie-Regiment_%E2%80%9EK%C3%B6nig%E2%80%9C
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Strafbayern
 
Gernesammler Am: 10.10.2018 19:43:48 Gelesen: 199210# 279 @  
bayern klassisch Am: 10.10.2018 20:26:19 Gelesen: 199207# 280 @  
@ Gernesammler [#279]

Hallo Rainer,

vielen Dank - da kann ich ja einiges lesen!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 20.10.2018 11:44:32 Gelesen: 198631# 281 @  
Liebe Freunde,

woran erkenne ich eigentlich, ob Erbach (Thurn und Taxis) nach Markt Einersheim (bei Possenheim) vom 28.7.1851 ein Brief aus der Zeit des Postvereins, oder aus der Zeit vor dem Postverein war?



Es lag ja im Großherzogtum Hessen, so viel steht schon mal fest.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.11.2018 08:39:20 Gelesen: 197034# 282 @  
Liebe Freunde,

für eine liebe Sammlerfreundin dieses Forums ein kleines Geschenk:

Zürich 28.2.1776 nach Memmingen an Zumstein. Da nicht meine Zeit wäre Hilfe bei den Taxen sehr erwünschte (ich sammle erst ab 1806 und kenne mich mit den Alttaxen davor nicht wirklich aus).





Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.11.2018 16:30:39 Gelesen: 196272# 283 @  
Liebe Freunde,

bitte nicht enttäuscht sein - an einer guatemaltekischen Postkarte aus der Kreuzerzeit nach Bayern arbeite ich noch. Bis dahin bitte ich untertänigst mit dieser hier Vorlieb nehmen zu wollen, die auch nicht eben schräg daher kommt.



Verfasst am 14.1.1892 in Guatemala City vom lieben August an Herrn Gotthilf Paechtner, Zahlmeister beim 4. Feldartillerie Regiment in Fürth bei Nürnberg. Der Absender notierte noch "via Livingston", wobei ich mir nicht sicher bin, welches damals gemeint war.

Bei der Ankunft in Fürth am 8.2.1892 war unser lieber Zahlmeister aber nicht mehr zugegen, ein Schicksal, das vielen Poststücken aus Übersee damals gemein war. Aber man kannte die neue Anschrift nach Auslieferung an die Truppe am Folgetag und fügte der Karte bei: "2. Ulanen Regiment König, Ansbach", wohin die Karte abgeschickt und noch am selben Tag zugestellt wurde.

Die mir unbekannte guatemaltekische Ganzsache zu 3 Centavos finde ich wunderschön - insbesonders, wenn man sich bayerische Ganzsachen dieser Zeit anschaut, die in keiner Weise mit der Schönheit und Ästhetik dieser mithalten können (leider!). Würde ich nicht schon so lange auf Bayerns Kreuzerzeit eingeschworen sein, die Auslandspostkarten Süd- und Mittelamerikas wären sicher ein äußerst reizvolles Sammelgebiet, für das ich mich ad hoc erwärmen könnte ...

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass man nach der Auslieferung in Fürth die Karte hinten quer mit Bleistift beschrieb (wohl von einem, den der Empfänger dort noch gut kannte), was m. E. so nicht zulässig war, weil es eine Veränderung eines originären Poststücks war und die Karte schon per se echter Bedarf war, denn der Absender schreibt, dass er die genaue Anschrift gar nicht sicher kennt und bitte um Correspondenz an die Firma Hesse & Munia in Guatemala.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.12.2018 10:03:49 Gelesen: 193661# 284 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen barfrankierten Brief aus London E.J. vom 8.4.1861 über Frankreich nach Nürnberg an Herrn S. Soldan, Kunsthändler dortselbst. Beim Empfänger dürfte es sich um Siegmund Soldan handeln [1], der in Hanau 1833 geboren wurde und in Nürnberg 1894 verstarb, so dass er beim Erhalt des Briefes 28 Jahre alt gewesen sein dürfte.



Der Absender zahlte mittig in roter Tinte notiert 1 Shilling (paritätisch für 36 Kreuzer) für den über 1/4 bis 1/2 Unze (über 7,5 - 15g) schweren Brief der 2. Gewichtsstufe. Bei der Leitung über Belgien und Preussen wäre er noch einfach gewesen und hätte auch nicht mehr gekostet! Am 9.4. war er in Calais angelandet, ehe er über Paris, Forbach und Strasbourg am 10.4. der bayerischen Bahnpost zukartiert wurde und am Folgetag in Nürnberg ankam und ausgetragen wurde.

Wichtig war hier der Abschlag des P.D. - Stempels, ohne den man in Bayern nicht gewußt hätte, ob der Brief franko oder porto auf die Reise geschickt worden war.

Relevant war hier der Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858, nach dem GB 6 Kreuzer, Frankreich 7,2 Kreuzer und Bayern 4,8 Kreuzer vom einfachen Brief zu 18 Kreuzer zustanden, hier in der 2. Gewichtsstufe verdoppelte sich das nur, wobei Bayern intern hier ca. 1 Kreuzer an Baden und Württemberg als inneren Vereinstransit später abführen durfte.

Dieser Postvertrag machte schon früh auf Gebührenunterschiede zwischen franko und porto aufmerksam, denn ein Portobrief hätte 3 Kreuzer (1 Decime bzw. 1 Penny) mehr je Gewichtsstufe gekostet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=117460257
 
marc123 Am: 25.12.2018 18:56:40 Gelesen: 193639# 285 @  
@ Lars Boettger [#145]

Hallo Lars,



hier ein Brief aus gleicher Korrespondenz, gleiches Porto (3. Gewichtsstufe, 3 Silbergroschen). Nur ein paar Jahre früher (19. Juni 59), mit Michel Nr. 2. Eine 37,5 Centimes Marke erschien erst einige Monate später.

Schöne Feiertage
Marc
 
SH-Sammler Am: 26.12.2018 10:07:45 Gelesen: 193604# 286 @  
@ bayern klassisch [#282]
@ Filigrana

Hallo Ralph, hallo Adriana,

ich habe diesen Beitrag etwas aus den Augen verloren, weil ich mich im November auf die Ausstellung zum “Tag der Briefmarke” in Allschwil bei Basel vorbereiten musste. Dort habe ich eine Goldmedaille erhalten für meine Heimatsammlung Schaffhausen.

Beim Durchstöbern der vielen Beiträge fand ich Ralph’s Beitrag [#282] mit dem Brief vom 22. 2. 1776 von Zürich nach Memmingen, welcher noch der Antwort “eines Schweizers” bedurfte. So habe ich mich wieder mal hinter meine Bücher (R. Schäfer, Band III) gesetzt, um die Taxierung des Briefes nachvollziehen zu können.

Zürich hatte erst ab 1790 einen Vertrag mit Thurn & Taxis. Vorher mussten alle Briefe ab Zürich in das “deutsche Reich” via Schaffhausen geleitet werden. Hier findet sich nun eine Aufstellung der Taxen aus dem Jahr 1775, abgehende Briefe ab Schaffhausen ins Ausland.



So steht geschrieben, dass Schaffhausen von Zürich viele Briefe erhält (und dann weiterleitet), deren Bearbeitung und Kontrolle “hier” umständlich sei… Die Taxe für den einfachen Brief ab Zürich nach Memmingen ist mit 8 Kreuzern notiert, davon 2 Kreuzer für die Strecke Zürich bis Schaffhausen.

Auf dem Brief sind 2 Teilbeträge notiert: 3 und 5.

3 Kreuzer sind für Schaffhausen (inkl. den 2 Kreuzern an Zürich), welches den Brief bis zum Austauschbüro in Randegg resp. Singen brachte. Ab dort wurden 5 Kreuzer für die T&T-Post geschrieben, zusammen also 8 Kreuzer.

Im Weiteren steht auf dem Brief noch die Zahl 9. Da wird der Postbote seinen Obolus von 1 Kreuzer geltend gemacht haben (diese Aussage jedoch ohne Gewähr).

Ich denke, dass dieser Brief somit schlüssig beschrieben ist.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 26.12.2018 12:05:10 Gelesen: 193588# 287 @  
@ SH-Sammler [#286]

Lieber Hanspeter,

habe vielen Dank für deine Interpretation des für mich gar nicht einfachen Briefes - auch die Besitzerin wird sich freuen, ihn so beschreiben zu können.

Auf die Schweizer ist halt Verlaß!

Frohes Fest und liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 28.12.2018 11:38:45 Gelesen: 193505# 288 @  
@ bayern klassisch [#287]

Hallo Ralph,

habe ich gerne gemacht, und herzliche Gratulation auch zum ersten Platz bei den Philaseiten.

Ein gutes neues Jahr wünscht Dir

Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 28.12.2018 11:41:32 Gelesen: 193503# 289 @  
@ SH-Sammler [#288]

Lieber Hanspeter,

hab vielen Dank und auch dir alles Gute im Neuen Jahr!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
marc123 Am: 28.12.2018 18:02:03 Gelesen: 193482# 290 @  
@ marc123 [#285]



Weiterer Brief (Ex Dupont) an Herrn Andreas Müller in Grafengehaig, diesmal mit einer 37,5 Centimes frankiert, entwertet am 4 Dezember 1860, anhand des französischen Stempeltyps.

Das Kontrolldatum im Office du Timbre der 37,5 Centimes ist der 12.10.1859. Das früheste bekannte Verwendungsdatum ist der 12.01.1860.

Beste Grüße
Marc
 
marc123 Am: 28.12.2018 18:05:15 Gelesen: 193481# 291 @  
@ marc123 [#290]



Hier noch ein ähnlicher Brief vom 6. Oktober 1860.

Liebe Grüße
Marc
 
bayern klassisch Am: 28.12.2018 19:13:33 Gelesen: 193464# 292 @  
@ marc123 [#291]

Hallo Marc,

danke fürs Zeigen dieser nicht häufigen Briefe mit Destination Bayern.

Was man auch mal erwähnen darf: Üblicherweise kamen P.D. - Stempel ja nur auf Auslandsbriefen zum Einsatz, um zu dokumentieren, dass ein Teil des verklebten Frankos für die Inlandspost ausreichte und der verbleibende Teil für die Auslandspost bzw. die Auslandsposten bezahlt worden war. Eine Stempelung P.D. innerhalb des Postvereins war von daher sinnlos, denn im Postverein verblieb jede Centimes (hier sogar die Halbe!) bei Luxemburg.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass vlt. a) politische Gründe, oder b) routinemäßig dahinter gesteckt haben mögen, auch für Briefe in den Postverein (ab 1.1.1852 bis 31.12.1867) den P.D. - Stempel zu nutzen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
marc123 Am: 30.12.2018 13:41:29 Gelesen: 193295# 293 @  
@ bayern klassisch [#292]

Hallo Ralph,

danke für Deinen interessanten Hinweis. Darüber hast Du ja weiter oben mit Lars schon etwas diskutiert. Viel kann ich dazu nicht sagen. Ich kann dazu nur soviel ergänzen, dass in dieser Zeit PD Stempel auf allen Briefen In- und Ausland üblich sind. Wenn dieser fehlt, ist das die absolut Ausnahme, ich würde sogar von nicht absichtlichem Fehlen reden. Im Moment fällt mir kein Brief ohne PD Stempel ein, ich müsste mal danach suchen.



Eine Stempelung P.D. innerhalb des Postvereins war von daher sinnlos

Nur so eine Überlegung: Falls sie sinnlos ist, wieso wurde der PD-Stempel bei Taxierten Briefen durchgestrichen? Ich habe mal zwei solche Briefe angehängt, leider nicht Bayern. Vielleicht helfen die aber bei der Diskussion weiter.

Beste Grüße
Marc
 
bayern klassisch Am: 30.12.2018 15:36:59 Gelesen: 193283# 294 @  
@ marc123 [#293]

Hallo Marc,

guter Punkt! Da bei Postvereinsbriefen das Franko bzw. Porto allein der Aufgabepost zustand, war die P.D. - Stempelung obsolet - es bekam ja eh alles Luxemburg, ob frankiert, unterfrankiert oder unfrankiert.

Allerdings setzte sich in den 1850er Jahren die Methodik durch, dass die Aufgabepost prüfen sollte, ob das Franko ausreicht und in dem Falle sollte man lt. der entsprechenden Postverträge auch P.D. stempeln. Ging also ein Brief mit P.D. - Stempel versehen ins Ausland, durfte die dortige Post NICHT nachtaxieren, obwohl die Frankatur z. B. zu gering sein konnte, weil der Abschlag des P.D. - Stempels dies verhinderte. Man hätte auch nicht dem Empfänger erklären können, warum man eine Nachtaxe fordert, obwohl ein P.D. - Stempel auf dem Brief war und der Empfänger hätte einen Betrug wittern können.

Gingen dann unterfrankierte Briefe mit P.D. - Stempeln ins Ausland, behielt sich die Post des Bestimmungslandes i. d. R. vor, diese Briefe ohne Nachtaxe ihren Landsleuten zuzustellen, aber die Aufgabepost intern mit dem zu wenig verklebten Franko zu belasten ("Auslage"). Dann sieht man nicht, ob der Brief tatsächlich voll frankiert war, oder nur optisch.

Die beiden schönen Briefe von dir zeigen, dass wohl grundsätzlich P.D. gestempelt wurde, ehe man überlegte, wie hoch die treffende Frankatur war. Erkannte man dann, dass der Brief unterfrankiert eingeworfen wurde, strich man P.D. zurecht und stempelte "Frankatur ungenügend", um zu zeigen, dass man sich geirrt hatte. Genau aus diesem Grund durfte man den P.D. - Stempel NICHT stehen lassen, weil das ja sonst ein Widerspruch gewesen wäre, den später aufzuklären viel "Manpower" gekostet hätte (und das oft nur wegen ein paar Decimes!).

Deine beiden unterfrankierten Briefe liefen ja nach Preussen - hier hatte die preussische Post jedes Mal 2 Silbergroschen vom Empfänger zu erheben, das heißt, sie war vorher von der luxemburgischen Post mit jeweils 2 Sgr. belastet worden und diese Belastung hätte sie bei P.D. - Stempelung bei Auslandsbriefen kaum hingenommen. So aber wurden daraus 2 unterfrankierte Briefe und es war egal, ob wegen der Entfernung, oder des Gewichts.

Hatte Preussen dann je 2 Sgr. vom Empfänger kassiert, musste man dieses Geld Luxemburg vergüten und retour rechnen, damit der Saldo ausgeglichen war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Olivier Nosbaum Am: 30.12.2018 19:31:17 Gelesen: 193258# 295 @  
Hallo Ralph,

zu deiner Aussage: Ging also ein Brief mit P.D.-Stempel versehen ins Ausland, durfte die dortige Post NICHT nachtaxieren, obwohl die Frankatur z. B. zu gering sein konnte wurde mich die Referenz der entsprechenden Dienstanweisung / Reglementation interessieren. Ich bin da nicht deiner Meinung, kann mich aber irren. Leider habe ich zur Zeit keinen Zugriff zu meiner Dokumentation.

Freundliche Grüsse

Olivier
 
bayern klassisch Am: 30.12.2018 19:41:28 Gelesen: 193251# 296 @  
@ Olilux [#295]

Hallo Olivier,

das war nicht speziell auf Luxemburg gemünzt, sondern auf deutsche Briefe ins Ausland. Z. B. war das so bei Bayern - Frankreich 1847 - 1858. Da hatten die Franzosen sich das Recht vorbehalten, unterfrankierte Briefe ohne Nachtaxe in Frankreich zuzustellen, aber die bayerischen Aufgabeposten intern zu belasten. So war das gemeint.

Da Luxemburg zwar im DÖPV war, aber aus vielerlei Gründen eher dem französischen Postsystem nahe stand, könnte ich mir dergleichen auch in Bezug auf Luxemburger Auslandsbriefe vorstellen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.01.2019 13:49:38 Gelesen: 192917# 297 @  
Liebe Freunde,

Brief aus Barcelona vom 18.4.1807 an Förster und Günther in Nürnberg. Bezahlt war er bis zur spanisch - französischen Grenze bei Perpignan. Der Stempel "ESPAGNE PAR PERPIGNAN" ist häufig und immer in rot abgeschlagen worden (van der Linden Nr. 1077). Die Reichspost legte das Porto bis Kehl mit 12 Decimes = 36 Kreuzern fest. Dann addierte sie bis Nürnberg 9 Kreuzer dazu, so dass der Empfänger total 45 Kreuzer zahlen musste.



Pro memoria: Nürnberg war eine freie Reichsstadt, also reichsunmittelbar, fiel aber dank Napoleon 1806 an Bayern und wurde weiterhin als Reichspostanstalt geführt. Zum Zeitpunkt des Briefes hatte allein die Reichspost von Kehl bis Nürnberg das Sagen, daher gab es keine Transite, wie es später der Fall gewesen wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:04:53 Gelesen: 191370# 298 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief Meiningen (Thurn und Taxis) vom 20.10.1851 nach München. Am Folgetag lief er nach Würzburg, wo er den Auslagestempel erhielt, der auf den von Taxis notierten 12 Kreuzer Porto abgeschlagen wurde. Einen Tag später lief er bereits in München ein und wurde für 12 Kreuzer zugestellt.



Abgesehen davon, dass Auslagestempel den ausländischen Portoanteil aufzeigen sollten, waren diese Stempel mit dem Übergang ausländischer Staaten in den DÖPV obsolet geworden, wurden aber hin und wieder noch bis 1852 verwendet, so wie dieser hier.

Da die thüringischen Kleinstaaten erst zum 1.5.1851 in den DÖPV migrierten, wäre ab diesem Zeitpunkt der Abschlag eines Auslagenstempels in Bayern obsolet geworden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:10:29 Gelesen: 191364# 299 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Ulm vom 3.12.1864 wurde über die Brücke gebracht und am Folgetag in Neu - Ulm zur Post gegeben. Empfänger war die bekannte Firma Neuner & Hornsteiner in Mittenwald, DEM Ort in Bayern, wo gutes Holz in Mengen vorhanden war, das sich vorzüglichst zum Bau von Musikinstrumenten eigenete. Am Folgetag wurde er ausgetragen.



Der Absender, Heinrich Mack in Ulm, wusste sehr wohl, dass eine Postaufgabe im heimischen Ulm ein Franko von 9 Kreuzern nach sich gezogen hätte, hingegen in Neu - Ulm nur 6 Kreuzer zu frankieren waren.

Zwar ist der Schnitt der Marke rechts suboptimal, aber dafür hat sie einen Plattenfehler rechts in der unteren Randlinie, was das um ein Haar kompensieren könnte. Die Neu - Ulmer Stempel sind aber recht adrett, daher habe ich ihn mitgenommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.02.2019 08:24:01 Gelesen: 190566# 300 @  
Liebe Freunde,

gerne sehe ich in meinen Sammlungen Trauerkuverts, sog. "mourning covers". Auch wenn ihr Grund des Zustandekommens oft ein wenig Glücklicher gewesen sein mag, so hoben sich diese Briefe gerade wegen ihrer i. d. R. schwarzen Umrandung und den regelmäßig schwarzen Siegeln deutlich vom postalischen Alltag ab und das war auch genau so gewollt.



Bei diesem Portobrief habe ich mangels Inhalt aber doch Fragen:

Empfänger war Ogden N. Rood, Luitpold Strasse 10 / 2, Munich, Bavaria.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ogden_Nicholas_Rood

Was ich bisher in sicher einem Dutzend Fällen kannte, waren Briefe von ihm aus München um diese Zeit nach New Haven, USA, die ausnahmslos unfrankiert liefen. Briefe an ihn kannte ich bisher nicht (ich kenne noch ganz wenige Briefe von ihm aus Berlin nach New Haven und einen aus Italien in die USA).

Siegelseitig sehe ich den roten London - Stempel vom 10.8.1857, den England per Aachen - Stempel vom Folgetag und den Münchener Ankunftsstempel vom 15.8..

Den frontseitigen, britischen Stempel vom 8.8.1857 verstehe ich nicht ganz - sollte er von London sein ("E" wie "East" und was bedeutete die 8 oben?), würde mich der lange Zeitraum von 2 Tagen wundern, ehe er auf seine Reise ging.

Jedenfalls zahlte der Empfänger 23 Kreuzer Porto, von denen Bayern leider nichts behalten durfte und nur Preussen, Belgien und Grossbritannien zehrten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.03.2019 10:29:18 Gelesen: 189197# 301 @  
Liebe Freunde,

wie ich immer sage - auf den Inhalt kommt es an (nicht nur, aber auch!).





Ich zeige einen simplen Portobrief aus Leipzig vom 22.12.1851 nach München - Vorstadt Au, der mal mit 12 Kreuzer Rötel, dann mit 12 Kreuzer Blaustift korrekt bis 1 Loth über 20 Meilen taxiert wurde. Siegelseitig erwähnenswert ist der m. E. als Ankunftsstempel äußerst seltene Fingerhutstempel AU b. MÜNCHEN vom 24.12.1851, den es bis 1854 gab, dessen Abschlag man aber gerne vermied.

Die Besonderheit des Textes darf ich hier zitieren: "Lieber Sohn, wir wollten dir erst einen Stollen schicken, allein mit der Post sind die Spesen zu hoch; ich habe dir etwas eingelegt, wo du dir die Feyertage etwas mehr wie gewöhnlich kannst gütlich thun."

Ich nehme stark an, dass dieser Satz die Übersendung von einem Geldschein oder dergleichen bedeutete - die Übersendung von Geld aber hätte zwingend einen Wertbrief bedeutet, der wiederum viel teurer geworden wäre, als die vergleichsweise moderaten 12 Kreuzer Porto (zumal ein frankierter Brief von dort 3 Neugroschen gekostet hätte, die paritätisch gut 10,5 Kreuzer wert waren, daher war der Aufschlag eher moderat und wenn man porto verschickte, musste die Post viel mehr aufpassen, ihn dem Richtigen zu präsentieren, weil sie sonst erst einmal ihr Geld nicht bekommen hätte. Einen simplen Frankobrief hätte man verschludern können - das wäre für die Post egal gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.03.2019 07:16:59 Gelesen: 189127# 302 @  
Liebe Freunde,

eine weitere Wissenlücke konnte geschlossen werden, was die Leitung österreichischer Briefe via Bodenbach nach Mittel- und Oberfranken angeht, wie der Portobrief aus Wien vom 6.8.1854 - 18.00 Uhr Aufgabe, beweist. Ohne Prag oder Bodenbachstempel, die es hier gar nicht braucht, zeigt der perfekte Ankunftsstempel von Nürnberg vom 8.8.1854 - 17.00 bis 18.00 Uhr, dass er niemals mit Postkutschen hätten transportiert werden können, um nach nur 47 Stunden die Strecke Wien - Nürnberg (Luftlinie 412 km, tatsächlich zurückgelegte Strecke allein mit der Bahn jedoch ca. 780 km) zurücklegen zu können.



Es errechnet sich also ein Schnitt von 16,6 km pro Stunde - dabei muss man natürlich noch bedenken, dass auch Züge mal warten mussten, hier und dort anhielten, Wasser bzw. Brennstoff aufnehmen, Waggons oder gar die Lok tauschen mussten usw. usw.. Würde man diese Zeiten abziehen, käme man sicher auf einen Schnitt von 50 km/h und das war ziemlich genau das 10fache dessen, was Postkutschen schafften, die ja auch und noch viel häufiger anhalten mussten, umladen, die Post neu zu kartieren hatten usw.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Franz88 Am: 10.03.2019 16:12:43 Gelesen: 189104# 303 @  
Hallo Sammlerfreunde,

ich hoffe dieser Brief gehört hierher.

Leider kann ich nicht erkennen, aus welchen Land dieser Brief stammt. Es handelt sich bei diesem Beleg um einen Ganzsachenumschlag zu 5?, mit einer Zusatzfrankatur ebenfalls zu 5?. Auf der Briefrückseite ist ein Ankunftsstempel von Nürnberg am 15 Juni 1892 abgeschlagen. Weiters ist rückseitig noch ein für mich unlesbarer Stempel vom 1.6.1892 abgeschlagen. Auch ist ein Kreis mit der Zahl 36 zu sehen. Die Vorderseitige Frankatur wurde mit einen kreuzförmigen Stempel entwertet (innen mit der Zahl 4)

Ich bitte um eure Hilfe bei der Bestimmung und Bewertung dieses Briefes.

Wie hoch wird so sein Brief bewertet? Ist der Brief portorichtig frankiert? Kann man den Laufweg des Briefes erkennen? Aus welchem Land kommt dieser Brief? Für was steht die 36?




Liebe Grüße
Franz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 10.03.2019 16:44:00 Gelesen: 189098# 304 @  
@ Franz88 [#303]

Hallo Franz,

dein schöner Ganzsachenumschlag stammt aus Russland und ist frankiert mit insgesamt 10 Kopeken und dürfte nach UPU-Tarif die korrekte Frankatur nach Bayern sein.

Dein Stempel dürfte von Sankt Petersburg stammen, wo jedes Postamt seine bestimmte Nummer und seine bestimmte Stempelform hatte.

Der siegelseitige russische Stempel könnte von St. Petersburg stammen und der kleine Nummernstempel "36" ist ein Briefträgerstempel (von Bayern).

Liebe Grüße

Kevin
 
Franz88 Am: 11.03.2019 14:11:39 Gelesen: 189075# 305 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#304]

Hallo Kevin,

vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Liebe Grüße
Franz
 
Magdeburger Am: 12.03.2019 09:02:56 Gelesen: 189033# 306 @  
Liebe Sammelfreunde,

Briefe von Magdeburg nach Hof gibt es sicherlich einige. Vor kurzem habe ich diesen bekommen:



Er wurde am 07.04.1865 in den Abendstunden aufgegeben und richtigerweise mit 3 Sgr. für einen einfach schweren Brief über 20 Meilen frankiert. Siegelseitig ist nichts.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 12.03.2019 16:18:44 Gelesen: 189010# 307 @  
@ Magdeburger [#306]

Lieber Ulf,

an dem Tag gab es sicher etliche Poststücke nach Bayern, wobei Hof die 1. Station im Königreich war und auch einige preussische Kartenschlüsse nach dorthin liefen.

Also holte man die Postsäcke heraus und schaute, wohin sie gingen. Die nach Hof direkt (vielleicht 1 Prozent der gesamten Post an diesem Tag nach Bayern überhaupt), wurden als sog. "Loco - Briefe" gleich in den Lokalverkehr genommen und den Stadt- und Landbriefträgern zugewiesen. Daher (so vermute ich) die fehlende Ankunftsstempelung.

Schönes Stück - Glückwunsch!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.03.2019 21:52:38 Gelesen: 188703# 308 @  
Liebe Freunde,

hoch interessant fand ich einen Brief aus - optisch - Ulm nach Neuburg an der Donau in Bayern, der tatsächlich in Ulm aufgegeben wurde (am 8.11.1856). Aber schaut man sich den Inhalt an, so stammt er gar nicht aus Ulm, sondern aus Heilbronn, war also viel weiter von Bayern entfernt am 3.11.1856 verfasst und erst 5 Tage später in Ulm aufgegeben worden. Von Heilbronn nach Neuburg an der Donau waren es genau 151 km, also knapp über 20 Meilen, was ein Franko von 9 Kreuzern nach sich gezogen hätte.





Von Ulm nach Neuburg an der Donau aber waren es nur 95 km, wonach es im Postverein über 10 bis 20 Meilen nur noch 6 Kreuzer kostete, die auch frankiert wurden.

Bei einer Postaufgabe in Neu-Ulm hätte der Brief aber mit 94 km auch 6 Kreuzer gekostet, weil er knapp über der 12 Meilenzone (90 km) gelegen hätte und sich keine Ersparnis ergab, ihn in Neu-Ulm aufzugeben.

Dies ist der 3. Brief den ich kenne, der von außerhalb nach Ulm geschmuggelt wurde und nach Bayern lief, aber nicht in Neu-Ulm aufgegeben wurde. Mal sehen, wie viele ich noch finde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.04.2019 20:53:08 Gelesen: 188206# 309 @  
Liebe Freunde,



für meine kleine Sammlung 1851 und die etwas größere Sammlung Bayern - Frankreich habe ich mir den hier angelacht: Erstein im Elsaß vom 8.5.1851 via Strasbourg über Augsburg nach Abensberg ins Schloß Wildenberg. Weil Erstein im Departement Bas Rhin lag, erhielt der Brief den Stempel DEP. LIMIT. für Departement Limitrophe, also Nachbardepartement. Daher kostete er nur 3 Kreuzer für Frankreich und 9 Kreuzer für Bayern, in toto 12 Kreuzer, die Augsburg notierte und auf ihnen seinen Auslagestempel abschlug.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.04.2019 08:26:36 Gelesen: 188076# 310 @  
Liebe Freunde,

Heiner Zinoni hat mir, wieder einmal, einen tollen Brief verkauft, der von Wien am 26.7.1851 nach Augsburg lief und der dort schon am 28.7.1851 zwischen 19.00 und 20.00 Uhr ankam, also über Prag - Bodenbach - Hof gelaufen sein muss (mit der obligaten Kutsche wäre er nicht mal an die österreichisch - bayerische Grenze in dieser Zeit gelangt).



Da die Bahnstrecke Wien - Prag - Dresden - Berlin via Bodenbach im April 1851 eröffnet wurde, aus diesem Monat aber keine Briefe (bisher!) bekannt sind, dürfte das mein frühester Brief sein. Langsam taste ich mich näher.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 07.04.2019 21:30:15 Gelesen: 187970# 311 @  
@ bayern klassisch [#310]

Hallo Ralph,

sehr adrettes Brieflein hast Du da ans Land gezogen!

Ich finde diese Ausgabe ohnehin sehr schön, leider konnte ich noch keinen Brief in die Schweiz in meine Sammlung integrieren.

LG

Kevin
 
bayern klassisch Am: 07.04.2019 22:10:14 Gelesen: 187963# 312 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#311]

Hallo Kevin,

danke sehr! Die 9 Kreuzer Erstausgabe ist meine österreichische Lieblingsmarke und Briefe mit ihr in die Schweiz gibt es als Einzelfrankatur, Farbfrankatur und Mehrfachfrankatur - aber es ist so, wie es immer ist: Wenn man etwas Spezielles sucht, ist es nicht da.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Stamps99 Am: 11.04.2019 19:35:02 Gelesen: 187718# 313 @  
Hallo,

das könnte eine Quizfrage sein: Ortsname mit 5 x S.

In Bayern gibt es ihn - Strassbessenbach :-)

Hier als Ankunftsstempel auf 2 Kreuzer Ganzsache aus Frankfurt, rückseitig eine Bestellung von Feuerzeugen.



Gruß Ralf
 
bayern klassisch Am: 11.04.2019 19:45:56 Gelesen: 187716# 314 @  
@ Stamps99 [#313]

Hallo Ralf,

schönes Stück - hätte ich auch genommen. Schön zu sehen, dass Bayern links oben Ankunft gestempelt hat, weil das bei bayerischen Correspondenz- bzw. Postkarten so vorgeschrieben hatte, bei der Reichspost war das aber wohl nicht nötig.
Routine eben.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 14.04.2019 09:09:35 Gelesen: 187557# 315 @  
Liebe Freunde,

für den einen ist er unattraktiv, für den anderen sieht er einfach nicht gut aus. Ich habe ihn genommen, weil er 2 Komponenten aufweist, die es darzustellen gilt und so oft kann man das m. M. n. nicht.



http://www.alemannia-judaica.de/edenkoben_synagoge.htm

Innerhalb Bayerns waren Briefe inklusive 1 Loth einfach, im Postverein aber waren es schon Doppelbriefe. Den Beweis tritt einer aus Birnbaum vom 6.5.18?? nach Edenkoben in der Pfalz an, der leider für mich nicht datierbar ist. Gerichtet war er an Wolf Issac, den Vorsteher der israelitischen Gemeinde in Edenkoben.

1855 laut Link war er zumindest dort Vorsteher. Wer näheres dazu beitragen kann, darf das gerne tun, da ich alles andere als ein begnadeter Googler

Zurück zum Brief: Oben links notierte die Aufgabepost (Bayern hätte das nicht getan) 1 Loth, womit Briefe über 20 Meilen 3 + 3 = 6 Silbergroschen (Sgr.) franko kosteten (hier bar kassiert - schade, hätte auch gerne ein nettes Blockstück preussischer Marken hier gezeigt). Aber er war noch dazu recommandirt und hierfür fielen weitere 2 Sgr. an, so dass der Absender total 8 Sgr. zahlte. Es wurde also, und das war nicht bei allen Staaten so, die Recogebühr in den Frankobetrag integriert.

Was über "Wolf" steht, kann ich nicht lesen und siegelseitig hätte man schon ein paar Stempel vermutet (Platz wäre ja genug da), aber dort ist gähnende Leere.

Sollte sich jemand bei der israelitischen Kulusgemeide Edenkoben mit Postgeschichte befassen, schenke ich ihm den Brief (mich hat er den Preis von 2 Pizzen gekostet) gerne, auch wenn man damit nichts wiedergutmachen kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.04.2019 09:20:29 Gelesen: 187554# 316 @  
Liebe Freunde,

heute ein barfrankierter Brief mit 4 3/4 Schilling von Wismar, Mecklenburg - Schwerin, nach Annweiler in die Pfalz, wo er am 6.12.1852 ankam und ins nahe Annweiler gebracht wurde (dort leider ohne Ankunftsstempel).



Sind schon gewöhnliche Briefe (i. d. R. Portobriefe) nach Bayern Seltenheiten, so ist ein frankierter, noch dazu in die beschauliche Pfalz, Raritäten.

Die Siegelseite zeigt wunderbar den Postenlauf: Wismar an der Strecke Rostock - Hagenow, Hamburg - Berlin, Wittenberg - Magdeburg und Magdeburg - Leipzig.

Bisher kann ich kaum Briefe von dort in die Pfalz - jetzt habe ich einen davon. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.04.2019 09:45:29 Gelesen: 187551# 317 @  
Liebe Freunde,

da ist mir ein schönes Schwabenfrüchtchen ins Netz gegangen. Absenderstempel Meyer & Kober in Berg bei Stuttgart, verfasst am 13.3.1867, ging er nicht an seinen gedachten Empfänger Jos. Xaver Lutz in Cham im Wald, sondern zur Firma Weinmann nach Nördlingen, wo man am 18.3. eine Nr. 9c aufpappte, die für die innerbayerische Strecke bis Cham ausreichte.



Der Briefinhalt ist hektographiert und nur die individuellen Daten wurde manuell eingetragen. Hellblauer Faltbrief, orange + blaue Firmenstempel, dazu die rote Marke (und so häufig ist die 9c schon auf Normalbrief nicht, geschweige denn auf einem Kuvertierten) - da musste ich nicht lange überlegen.

Bei einer Strecke von gut 250 km hätte er von Berg bei Stuttgart aus natürlich 9 Kreuzer gekostet, so dass man sich 6 Kreuzer sparte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.04.2019 08:55:04 Gelesen: 187016# 318 @  
Liebe Freunde,

einen Dreiländer - Laufzettel der Vormarkenzeit findet man nicht an jeder Ecke und das war schon damals so. Umso erfreuter war ich, dergleichen in der Bucht schießen zu können, womit meine Mini - Laufzettel - Sammlung wieder ein kleines Stück voran kommt. Aber der Reihe nach.

Im badischen Mannheim stellte man einen Laufzettel am 9.5.1842 für ein Paket von dort nach Oettingen (Bayern) aus, welches am 2.3.1842 aufgegeben worden war, der Mannheimer Absender aber keine Rückmeldung des Erhalts bekommen hatte. Der Badener war also am 9.5.1842 bei seinem Postamt vorstellig geworden, hielt seinen Postschein hin und fragte, was damit los sei. Er tat dies so glaubhaft, dass die Aufgabepost einen kostenfreien Dienstlaufzettel aufnahm, der denselben Weg zu verfolgen hatte, wie damals das Paket.

Text: Laufzettel fahrender Post nach Oettingen über Stuttgart

No 47 Den 2ten Maerz d. J. wurde sub No 6 ein Paket an die Lehen u. Regalienadministration in Oettingen nach Stuttgart abgesandt. Der Aufgeber dieses Packets konnte bis jetzt keine Nachricht über dessen richtigen Empfang erhalten, weßwegen wir das Ansinnen stellen uns über dessen Weiterbeförderung und richtige Bestellung nähere Nachricht zu geben. Großh. Postwagen Expedition A. A. von der Banck

No 137 praes. 11. May

Den 5. Maerz in Charte I Sub Nro. 6 nach Noerdlingen.
Stuttgart, den 11. May 1842
K. W. Haupt Expedition Fahrposten Klingler

erster Fahrpost - Inspector - Unterschrift

Den 10 Maerz sub Nr. 1 nach Oettingen.
Noerdlingen den 13. May 1842
Koenigliche Postverwaltung
Henning

Obenerwähntes Packet wurde laut Bestellungs-Buch unterm 12. Maerz 1842 der hiesigen k. Lehensadministration zugestellt.
Oettingen: 13/5 42
Koenigliche Postexpedition
AA Beyschlag.

Wir sehen also hier, dass alles seine Richtigkeit hatte und nur der Empfänger es versäumt hatte, zeitig dem Absender den Erhalt des Packets mitzuteilen.

Der so vollzogene Laufzettel war umgehend der Post in Mannheim zu retournieren, welche nach seiner Ankunft am 16.5.1842 den Empfänger verständigte, dass er seinen Laufzettel auf der Post abholen könnte. Dieser wurde dann gegen den Postschein des Absenders getauscht, so dass er mit dem Laufzettel in Händen beruhigt nach Hause gehen konnte. Der eingezogenen Postschein wurde in die Akten gelegt und nach Ablauf der für ihn vorgesehenen Frist amtlich vernichtet.

Dieser Beitrag wird auch in einem Rundbrief der ARGE Baden erscheinen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 02.05.2019 19:51:22 Gelesen: 186414# 319 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Postkarte zu 50 Reis mit Zusatzfrankatur von nochmals 50 Reis aus Bahia De Miguel Calmon an Herrn Mattin Brunner in Nürnberg. Die Postkarte wurde am 4.5. aufgegeben, das Jahr könnte 1907-08 gewesen sein ich finde leider kein direktes Datum.

Was ich sehr bemerkenswert fand ist die Tatsache, dass um diese Zeit schon Spender für die Bekämpfung von Krebskrakheiten gab, die Stadt Nürnberg hatte dafür eine Stiftung errichtet.

Ich habe den Text mit angehangen, denn das allein ist schon faszienierend.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 14:42:29 Gelesen: 186009# 320 @  
Liebe Freunde,

dass ein Schweizer eher zu der Gattung der sparsameren Menschen zählt, ist kein Privileg der heutigen Zeit, sondern konnte schon länger beobachtet werden. Wie lange schon? Nun, in St. Gallen zumindest seit dem 29.4.1865, als man einen Brief nebst 1 Balle(n) Baumwollgarn "franco Fracht und Ausgangszoll" der Firma Martin Spengelin zukommen ließ. Der Brief war natürlich in der Ware versteckt, aber die dortige Güterexpedition entnahm ihn und klebte eine Portomarke zu 3 Kreuzern auf, womit sie den Schweizerischen Schmuggelbrief als unfrankierten Ortsbrief in Bayern akzeptierte.




Der Ballen scheint nicht so klein gewesen zu sein, denn es wurden als Wert 900 Gulden (3 Jahresgehälter eines durchschnittlichen Beamten damals) angesetzt und der Endempfänger war Jeig & Roth in Oelsnitz.

Bei der Entwertung der Portomarke könnte man fast von einer Vorentwertung sprechen, wenn nicht unten rechts der Strich 1mm auf den Brief übergehen würde. Aber die Arbeit mit einem Lineal ist hier ganz klar bewiesen, weil kein Mensch so gerade ein X anbringen kann.

Mit diesem kenne ich 4 Briefe dieser Art aus St. Gallen, alle von derselben Firma an dieselbe Firma in Lindau, wobei ich noch einen habe, bei der der K.G.E. Lindau - Stempel abgeschlagen wurde.

In jedem Fall sind Schweizbriefe dieser Art größte Seltenheiten und, Sigi Deider sei Dank, alle Jubeljahre mal bei großen Bayernauktionen im Angebot, so dass ich hier glücklich zuschlagen konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 14:53:57 Gelesen: 186007# 321 @  
Liebe Freunde,

ein Dienstbrief, bei Baden mit D.S. für Dienst - Sache gekennzeichnet und mit dem Behördensiegel von Mannheim am 11.8.1849 versehen, wurde korrekt von der Aufgabepost untaxiert belassen. Empfänger war das bayer. Kreis- und Stadtgericht in Nürnberg. Gem. Postvertrag Baden - Bayern vom 1.1.1843 waren die gegenseitigen Diensteskorrespondenzen in Staatsangelegenheiten portofrei zu belassen.



Der Kartenschluß Mannheim - Würzburg funktionierte auch gut, denn schon am Folgetag war der Dienstbrief in Würzburg. Siegelseitig war der Ortsstempel abzuschlagen, was man in schöner blauer Stempelfarbe erledigte - nur der Abschlag eine Auslage - Stempels war für portofreie Briefe natürlich obsolet, denn eine Auslage, also eine fremde Portobelastung, gab es hier ja gar nicht.

Warum auch immer - in Würzburg stempelte man den Auslagestempel auf die badische Franchise D.S., ohne ihn freilich zu taxieren. So dürfte sich auch die Zielpost in Nürnberg gewundert haben, als sie ihn noch am selben Tag erhielt, wie ich auch, denn dergleichen hatte ich bis dato noch nie gesehen. Hätte Mannheim besser gestempelt, wäre es ein Traum - so ist es zwar kein Albtraum, aber ein bisserl traurig bin ich schon, dass er nicht so schön ist, wie ich ihn mir gewünscht hätte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 15:06:59 Gelesen: 186002# 322 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Ulm nach Kaufbeuren an Caspar Gerhauser vom 4.12.1848. Der Brief hätte auch über die Donau in Neu-Ulm aufgegeben werden können, dann aber eine andere Gebühr nach sich gezogen, nämlich bei 6-12 Meilen über 1/2 bis 1 Loth schwer 6 Kreuzer. Die 3 Kreuzer für Württemberg hätte man sich gespart.





Aber der Absender war postehrlich und Württemberg taxierte 2 + 1 = 3 Kreuzer als Brief der 2. Gewichtsstufe und sandte ihn im Paket nach Augsburg, wo er am 9.12.1848 zuerst den Ankunftsstempel und dann den Auslagestempel auf der württembergischen "3" erhielt, z u denen 6 Kreuzer für Bayern kamen, so dass der gute Gerhauser 9 Kreuzer total zahlen musste.

Warum kostete der Brief aber so viel und wog 1,5fach? Im Inhalte lesen wir, dass der Ulmer einen Protest von Gerhauser zu einem Kunden von jenem am 3.12. zugesandt bekommen hatte, den der Ulmer jetzt wieder an Gerhauser zurück schickte. Unten links auf der 1. Seite des Schreibens lesen wir auch: "1 Einl(age)".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 10.05.2019 19:53:54 Gelesen: 185984# 323 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Postkarte von August Blumenthal aus Hamburg vom 10.1.1884 an die Mechanische Weberei in Hof.

Für das Franko nahm man eine Mi.Nr.40 Ziffer - Reichsadler (Pfennig) zu 5 Pfennig und gestempelt wurde mit L3 Dreizeiler Sonderstempel "Hamburg Sped.Bur.No 3" (Feuser 1367, nachverwendete Stempel Altdeutschland), sowie dem Ankunftsstempel von Hof II Einkreiser (Helbig Nr.4 Typ 21a ohne Jahr).

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 20:23:39 Gelesen: 185976# 324 @  
@ Gernesammler [#323]

Sehr schöne Karte, Rainer - da kann man nicht meckern!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 15.05.2019 15:10:13 Gelesen: 185344# 325 @  
Liebe Freunde,

für 3 Pizzen oder 24 Euro kann man nicht meckern, wenn man a) einen schönen und b) einen gleichzeit ungewöhnlichen Brief an Land ziehen kann - nicht mal dann, wenn es ein "häufiger" Preusse in dein "häufiges" Bayern war.





Geschrieben am 18.7.1849 in Stradow bei Spremberg mit Aufgabestempel Spremberg vom Folgetag war er gerichtet: An Eine Hochgräflich Castellsche Hochlöbliche Domänial Canzley zu Castell in Unterfranken Kreise des Königreichs Bayern".

Die Aufgabepost stellte siegelseitig fest, dass der Absender dort etwas vermerkt hatte: In augenblicklicher Ermangelung des Amts - Siegels, der Guts-Administrator Schlegel".

Aha - also wäre kein Dienstbrief (portofrei!) möglich gewesen, sondern nur noch die Variante franko bzw. porto zu verschicken. Bezahlen wollte der Herr Guts-Administrator Schlegel nicht, also hatte Spremberg zu taxieren und zwar nur die preussische Strecke mit 4 Silbergroschen, die in blauer Tinte ausgeführt wurden. Bayern rechnete diese in 14 rheinische Kreuzer um (rote Tinte von Hof). Dann notierte man später 12 Kreuzer für Bayern ab Hof bis zum Zielort, so dass man total 26 Kreuzer berappen musste (oben links wurden nur die 14 Kreuzer wiederholt, die Preussen gefordert hatte).

Briefe mit Siegelvermerken sind m. E. nicht häufig - länderübergreifende Briefe damit kenne ich kaum einmal. Ich war sehr froh, diesen hier geschossen zu haben.

Frage an die Preussenkenner unter uns: War das eine Contravention?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.05.2019 15:18:10 Gelesen: 185340# 326 @  
Liebe Freunde,

das Bankhaus Metzler in Frankfurt am Main schickte einen mit 6 Kreuzern treffend frankierten einfachen Brief bis 20 Meilen nach Seligenstadt [1] bei Würzburg.



Wikipedia lehrt uns, dass der Ort praktisch nur aus dem Bahnhof bestand - und just so wurde auch die Anschrift formuliert:

Herrn J. Wilhelm Scheller von Hildburghausen poste restante Bahnhof in Seligenstadt bei Würzburg. Siegelseitig mangel alles und auch die damals (22.1.1856) fällige Lagergebühr von 4 Kreuzern wurde nirgendwo vermekt, aber wohl bezahlt, denn retour lief er nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Seligenstadt_bei_W%C3%BCrzburg
 
Gernesammler Am: 15.05.2019 19:57:30 Gelesen: 185290# 327 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 23.11.1831 aus Preussen (ehemals Grossherzogtum Hessen, aber seit 1828 zum Zollgebiet Preussen zugehörig) von Ferdinand Ihm wenn ich es richtig lese mit einer Bestellung an Nicolaus Welff und Sohn in Kempten die durch den Fuhrmann Oberndörfer befördert werden sollte.

Da Offenbach 1831 noch keinen eigenen Stempel hatte wurde der Brief Richtung Kempten nur mit dem Vermerk von 18 Kreuzer in Rötel verschickt und lief über Würzburg Richtung Augsburg wo der Auslagenstempel von Augsburg abgeschlagen wurde.

Im Auslagenstempel wurde der Anteil von Preussen 4 Kreuzer vermerkt, darunter der Anteil von Bayern die 14 Kreuzer für sich beanspruchten. Auf der Rückseite ist ein Papiersiegel welches zwar nicht mehr so toll aussieht aber einen Anker zum Inhalt hat, vielleicht kann jemand hierzu etwas sagen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 16.05.2019 18:09:56 Gelesen: 185157# 328 @  
@ Gernesammler [#327]

Hallo Rainer,

da muss ich ein bisserl korrigieren. Offenbach war nicht preußisch - erst zum 1.7.1867 kam das so auf Grund des verlorenen Krieges gegen Preußen.

Damals war es Teil des Großherzogtums Hessen und man war eine Postanstalt der Fürsten von Thurn und Taxis.

Offenbach hatte mindestens seit 1816/17 eigene Poststempel, hier wurde aber dieser abzuschlagen vergessen, was ja auch interessant ist.

Die Leitung, wie von dir richtig beschrieben, erfolgte im Briefepaket via Aschaffenburg - Würzburg - Augsburg - Kempten. Da er in Hessen im Paket der Briefe eingetütet worden war, welches nach bayerische Schwaben sollte, öffnete Augsburg das TT - Paket und stempelte auf den 4 Kreuzern für Taxis seinen Auslagestempel, darunter 14 Kreuzer für Bayern ab Aschaffenburg bis Kempten, wo man letztlich in Rötel die Addition 18 notierte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 17.05.2019 19:39:12 Gelesen: 185037# 329 @  
@ Gernesammler [#327]

Hallo Ralph,

Danke für die Richtigstellung, ich selbst hatte bei Wiki nachgesehen "Zollverein Hessen - Preussen".

https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fisch-Hessischer_Zollverein

Hier der Link dazu, dachte das wäre richtig, denn ich sagte ja nicht, dass Hessen Preussen zugehörig war.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 25.05.2019 10:41:19 Gelesen: 184514# 330 @  
Liebe Freunde,

schon als Kind faszinierten mich Retourbriefe und tun es noch. Bei unserer JHV konnte ich einen schnappen, der bei der Heidelberger Stadt-Post am 28.12.186? vom H. Faas, Rechtsanwalt dortselbst, aufgegeben wurde. Offenbar lag ihm die Mandantschaft im Ohr, einen Brief an ein "Fräulein Mathilde Stubenvoll Neuenburg bei Grünstadt Pfalz" zu schreiben. Der Brief kam wohl noch am selben Tag in Grünstadt an, jedoch war dort a) weder ein Ort namens Neuenburg, noch b) eine Mathilde Stubenvoll bekannt, was in summa dazu führte, dass man frontseitig "unbekannt retour" schrieb, wobei unklar bleiben muss, ob damit a) der Ort, oder b) das Fräulein, oder c) Ort und Fräulein gemeint waren. Noch am selben Tag schickte man den Brief nach Heidelberg zurück, wo er am 29.12. seinem Absender wieder zugestellt wurde - 3 Kreuzer für nichts, könnte man sagen.



Ein Neuenburg gibt es, allerdings in Südbaden zwischen Freiburg im Breisgau und Basel - und Grünstadt liegt auch fast am Rhein, was eine dünne Parallele wäre.

Es gäbe auch ein Neuerburg - allerdings nördlich von Trier, damals Preussen, genauer in der Eifel, aber die war von der Pfalz auch nicht so weit weg.

Möglich wäre auch ein Neuburg am Rhein, welches in der Pfalz lag und liegt, allerdings ca. 60 km südlich von Grünstadt und westlich von Karlsruhe (Baden).

Bei meinen germanisch-bescheidenen Google - Eigenschaften versteht es sich von selbst, dass ich die gute Mathilde Stubenvoll sogar weltweit, nicht nur in der Pfalz, gefunden habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Für Hinweise, die zur Ergreifung (von Daten) der Stubenvoll führen, setzt der Unterzeichner eine hohe Belohnung aus.
 
Stamps99 Am: 25.05.2019 14:24:31 Gelesen: 184486# 331 @  
@ bayern klassisch [#330]

Hallo Ralf,

bei Grünstadt gibt es kein Neuenburg und keinen Ort, der ähnlich geschrieben wird.

Der Ort wird also auf jeden Fall mit "unbekannt" gemeint sein.

Auch Mathilde habe ich nicht gefunden, aber den Landgerichtsdiener Georg Stubenvoll, der sich 1874 von Grünstadt nach Speyer versetzen lies. Der war bei der Post sicher bekannt und wenn er zur Zeit des Briefes schon Gerichtsdiener war, hatte man ihn bestimmt aufgrund der Namensgleichheit zu Mathilde befragt.

Wäre sie bekannt gewesen, hätte sie auch den Brief trotz falscher Adresse erhalten, so das "unbekannt" auch ihr galt.

Gruß Ralf
 
bayern klassisch Am: 25.05.2019 15:22:15 Gelesen: 184477# 332 @  
@ Stamps99 [#331]

Hallo Ralf,

so wird es gewesen sein - es gibt wohl auch heute noch ein paar Stubenvolls in dieser Ecke. Leider habe ich keine konkreten Hinweise auf Mathilde gefunden, aber meine Frau ist Genealogin und darf sich von jetzt an damit befassen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 28.05.2019 16:42:52 Gelesen: 184213# 333 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen schweren Brief aus Bitche nach Landau in der Pfalz vom 26.5.1839, der für die französische Strecke bis Forbach 18 Kreuzer (6 Decimes) und von dort nach Landau weitere 18 Kreuzer kostete.



Ausweislich der Siegelseite lief er über den Paketschluß Homburg (heute: Homburg an der Saar), siehe blauer Halbkreisstempel und es kam noch ein weiterer Kreuzer Bestellgeld (privater Bote) hinzu, so dass der Empfänger total 37 Kreuzer für ihn zu zahlen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 28.05.2019 19:43:32 Gelesen: 184188# 334 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 27.2.1803 aus Näfels im Kanton Glarus aus der Schweiz von Herrn Lattelt(h)ing nach Kempten per Lindau an Nicolaus Zumstein und Söhne. Da kein Kürzel auf dem Brief über ein Porto oder Franko zu sehen ist gehe ich davon aus das dieser in einem Briefpaket oder per Fuhrmann an Herrn Zumstein spediert wurde.

Was hat es mit dem Zeichen zwischen an und Herrn auf sich, es kann wohl kein Charge Gitter sein wenn der Brief im Paket kam.

Auf der Rückseite ist noch ein etwas mitgenommenes Papiersiegel.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 02.06.2019 10:58:20 Gelesen: 183914# 335 @  
Liebe Freunde,

das einzige Objekt der Begierde beim heutigen Tauschtag in Darmstadt liegt hier vor euch: Eine schöne Postkarte aus Stuttgart vom 23.4.1874 an Herrn Georg Benda in Fürth bei Nürnberg, der folgender Text aufgeschrieben wurde:



Stuttgart April 23 / 1874

Ich bitte Briefe etc für Herrn Henry Benda bis auf Weiteres nach Genf Adresse Charles Köhler zu senden. Freundlichst grüßend Heinrich Benda

Demzufolge könnte es Briefe aus Bayern mit 3 Kreuzern frankiert nach Stuttgart geben, die dann kostenpflichtig in die Schweiz weiter geleitet wurden (mit 40 Rappen Nachtaxe, oder, das wäre der Hammer, auf 7 Kreuzer auffrankiert dort mit einer Württembergmarke). Wer dergleichen hat, darf sich gerne bei mir melden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.06.2019 12:47:38 Gelesen: 183846# 336 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich eine Besonderheit: Portobrief aus Mülhausen im Elsaß (Frankreich) vom 14.4.1844 in den Kanton St. Gallen fehlgeleitet über Bayern. Französischer Anteil 8 Kreuzer + Transit Bayern 12 Kreuzer = 20 Kreuzer. Dann bemerkte man, dass der Brief nach Rheineck in der Schweiz gehen sollte und nicht nach Bayern, daher routete man ihn via Lindau nach St. Gallen (Anteil von St. Gallen = 2 Kreuzer = 22 Kreuzer Gesamtporto. "POSTE RESTANTE Rheineck" wünschte der Absender, so dass der Brief 3 Monate lang bei der Post liegen bleiben musste, ehe er ausgelöst und abgeholt wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.06.2019 17:15:42 Gelesen: 183035# 337 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Isleworth (Stadtteil Hounslow, London) vom 17.11.1842, den die Mutter und ihr Mann separat beschrieben haben an ihren Sohn John, der in München weilte.



Sie bezahlten in roter Tinte 1 Shilling 8 Pence = 20 Pence = 1 Gulden bis zur niederländischen Küste. Der Transit bis zur preussischen Grenze kostete 20 Cents (mittig), die mit dem preussischen Transitporto in 8 3/4 Silbergroschen (rote Tinte) notiert wurden.

Bei der Leitung über Koblenz und Frankfurt kam er in Würzburg an, wo diese mit 31 Kreuzer verauslagt wurden. Mit dem Inlandsporto von 14 Kreuzern ergab sich für F. H. W. Elossop (im Brief "John" genannt) ein Porto von 45 Kreuzern, die oben notiert wurden von Würzburg. Addieren wir alles, kommen wir auf Kosten von 1 Gulden 45 Kreuzer für den nicht schweren Brief (bis 1/2 Loth!).

Allerdings wussten unsere britischen Freunde nicht, wo genau der gute John, oder F. H. W. Elossop residierte und hatten den Brief daher "Poste restante" verschickt, so dass er nun auf der Münchener Hauptbriefpostexpedition ruhte, bis er denn abgeholt werden würde.

Da siegelseitig nichts notiert oder gestempelt wurde, war die Lagerdauer von 3 Monaten nur dann einhaltbar, wenn im Lagerbuch für Poste - Restante - Briefe jeden Tag geschaut wurde, wann die Lagerfrist abgelaufen war (3 Monate bei gewöhnlichen Briefen, 6 Monate bei recommandirten Briefen), was sicher kein Vergnügen war. Auch nicht notiert wurden die 4 Kreuzer, auf die die Abgabepost Anspruch hatte für diesen Postsonderdienst, denn damit hatte unser englischer Freund total 49 Kreuzer zu zahlen. Diese sollten eigentlich vorne vermerkt werden, aber das hat man hier auch unterlassen.

Wenigstens ist er irgendwann einmal abgeholt worden, sonst würden wir viele weitere Taxen und Vermerke sehen. Bei seiner Abholung musste sich der Empfänger ausweisen (Paß) bzw. einen Honoratioren aus München beischaffen, der bezeugen konnte, dass der gedachte Empfänger der richtige Abholer in München war, denn kennen konnte man ihn in München natürlich nicht.

So hat jedes Briefchen ihre eigene Geschichte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 24.06.2019 19:42:13 Gelesen: 182995# 338 @  
Hallo Sammlerfreunde,

habe diesen Brief aus Moskau bekommen der an Baron von Dankelmann in Nürnberg gerichtet ist, der Brief wurde am 3. Dezember 1829 aufgegeben (lt. Julianischem Kalender) und war am 8. November in Memel und wurde ab da weiter spediert Richtung Nürnberg.

Mit dem Porto da könnte ich Hilfe gebrauchen, es ist vorderseitig eine 12 in Rötel vermerkt auf der Rechten Seite eine 33 was der Anteil von Bayern sein könnte und auf der linken Seite in Rötel 51 1/2 was das Gesamtporto sein müsste.
Gestempelt mit L1 Einzeiler Moscov, dem Zweizeiler Memel 8. Nov. und einem R Stempel (remis a Tilsit) an Tilsit übergeben.

Auf der Rückseite ist neben dem Siegel noch ein sehr undeutlicher Zweikreisstempel.

Gruß Rainer


 
Michael D Am: 24.06.2019 23:23:08 Gelesen: 182983# 339 @  
@ Gernesammler [#338]

Hallo Rainer,

ein paar Anmerkungen zu dem schönen Brief Moskau-Nürnberg:

Der undeutliche Zweikreiser auf der Rückseite ist ein bilingualer schwarzer Stempel von Moskau. In diesen Jahren findet man regelmäßig 2 Stempel von Moskau auf den Auslandsbriefen.

Dein Brief lief über das preußische Grenzpostamt Memel, belegt durch den Stempel. Tilsit wurde erst 1833 Grenzpostamt und spielte hier noch keine Rolle. Demzufolge stammt auch der "R"-Stempel aus Memel. Das "R" steht für Russland, es gibt auch (seltener) einen "P"-Stempel für Post aus Polen.

Zur Taxierung:

Die rückseitig notierten 51 1/2 sind das Weiterfranko von Russland an Preußen in der Vertragswährung "preußische Groschen". Hierbei handelt es sich um eine Verrechnungswährung, die im Postvertrag von 1823 zwischen Russland und Preußen festgelegt wurde. 1 pr.Gr. entsprach 1 Silberkopeke oder 3 guten Groschen oder 4 Silbergroschen.

In diesem Betrag ist das russische Inlandsporto nicht enthalten, es wurde bei ausgehender Post nie angeschrieben. In den 51 1/2 pr.Gr. sind 1 1/2 pr.Gr. sogenanntes Immersatter Grenzporto enthalten für den Transport vonm russsichen zum preußischen Grenzpostamt. Es lagen ja ein paar Meilen dazwischen. Somit erhielt Preußen für seinen eigenen und den bayerischen Anteil 50 pr.Gr., also 12 1/2 Silbergroschen. Ich kann an dem Scan nicht erkennen, wo du die "12" in Rötel entzifferst. Mittig unten müsste in roter Tinte ein "f(ranco) 4" notiert sein, das Weiterfranko von Preußen an Bayern. Genau entziffern kann ich es allerdings nicht.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 24.06.2019 23:36:32 Gelesen: 182980# 340 @  
@ Michael D [#339]

Lieber Michael,

Chapeau für diese tolle Antwort.

Du hast geschrieben:

1 pr.Gr. entsprach 1 Silberkopeke oder 3 guten Groschen oder 4 Silbergroschen.

Bist du dir sicher, dass eine Kopeke 3 guten Groschen entsprach, oder ein preussischer Groschen? Ich dachte, die waren weit weniger wert, als ein Guter Groschen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Michael D Am: 25.06.2019 07:57:48 Gelesen: 182968# 341 @  
@ bayern klassisch [#340]

Lieber Ralph,

Du meinst wahrscheinlich das Papiergeld, die Kopeken Assagniaten (Kop. Ass.)?

Dieses war nur einen Bruchteil des Silbergeldes wert, der Umrechnungskurs lag bei 1 Silberkopeke = 6 Kop. Ass.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 25.06.2019 11:40:28 Gelesen: 182957# 342 @  
@ Michael D [#341]

Lieber Michael,

nein, ich dachte nur, dass der preussische Groschen weniger wert gewesen wäre, als der Gute Groschen bzw. der Silbergroschen, oder habe ich das nur falsch verstanden?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Michael D Am: 25.06.2019 12:00:07 Gelesen: 182951# 343 @  
@ bayern klassisch [#342]

Lieber Ralph,

mea culpa. War gestern Abend doch schon etwas spät. Du hast natürlich recht, richtig formuliert hätte es heißen müssen: 1 guter Groschen = 4 preussische Groschen und 1 Sgr. = 3 preussische Groschen

Entschuldigung an alle für die möglicherweise entstandene Verwirrung.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 25.06.2019 14:16:09 Gelesen: 182940# 344 @  
@ Michael D [#343]

Lieber Michael,

wer 1000 tolle Sachen weiß und kommunziert, darf mal einen kleinen Flüchtigkeitsfehler machen. Du bist ein echter Experte, von daher ist alles gut.

Vielen Dank für deine Richtigstellung, jetzt ist alles klar.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 25.06.2019 19:31:43 Gelesen: 182921# 345 @  
@ Michael D [#339]

Hallo Michael,

erst einmal Danke für die super Beschreibung, deswegen bin ich so gern im Forum wenn ich Zeit habe denn hier wird Dir immer geholfen. Ich habe mal den Teil ausgeschnitten und vergrößert von dem ich annehme das hier eine 12 in Rötel steht vielleicht hilft das weiter.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 26.06.2019 11:02:46 Gelesen: 182900# 346 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus dem Königreich Italien, aus Porto Maurizio, nach Nürnberg vom 12.05.1868, frankiert mit 40 Centesimi = 12 Kreuzer über Österreich. Das Franko wurde zwischen Italien und Bayern halbscheidig geteilt.



Siegelseitig sehen wir die Leitung sehr gut: Genova = Genua, Milano = Mailand und Verona zeigen den Postenlauf perfekt, am 15.05. war er dann endlich in Nürnberg und wurde dem Stadtbriefträger Nr. 8 zugeteilt.



Der Inhalt ist sehr interessant, teilte man doch der Firma in Nürnberg mit, dass ein Akzept einer dritten Firma beigefügt worden war, aber auch einen Brief für die Nürnberger Firma Grundherr & Hertel. Diesen Brief schloß man bei und sparte sich so 11 Kreuzer, weil F. Bernard Uhle in Nürnberg ihn sicher mit 1 Kreuzer frankiert als billigen Ortsbrief aufgegeben haben sollte.

All das war in diesem einen Brief verpackt und er war noch bis 1 Loth immer einfachen Gewichts. Es gibt nur wenige Briefe, aus denen so klar hervor geht, dass man einen Brief schmuggelte, dazu mag ich die vielen Transitstempel sehr, die jedem Brief ein tolles Gesicht verleihen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Michael D Am: 26.06.2019 18:05:34 Gelesen: 182883# 347 @  
@ Gernesammler [#345]

Hallo Rainer,

ich lese da f(ranco) 4 und nach der Zahl noch klein daneben 1/2 oder 1/4.

Im Moment erinnere ich mich aber nur an 4 Sgr. Weiterfranko an Bayern (und nicht 4 1/2 oder einen ähnlichen Bruchbetrag), müsste mal zu Hause nachschauen.

Lieber Ralph,

es ist manchmal erstaunlich, was man bei 15 Gramm alles schmuggeln konnte. Schönes Stück!

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 26.06.2019 18:09:44 Gelesen: 182882# 348 @  
@ Michael D [#347]

Lieber Michael,

ich lese bei Rainers Brief 4 1/4 Sgr. Weiterfranko, also im Klartext 15 Kreuzer. Da wird sich Bayern gefreut haben, wenn sie die bekommen haben.

Zu meinem Brief - ja, es ist immer wieder erstaunlich, was die Leute alles in ihre Briefe gepresst haben - aber i. d. R. blieb es auch bei der 1. Gewichtsstufe. Sonderbarerweise ist kaum einmal ein Brief in der 2. Gewichtsstufe, dem expressis verbis Inlagen folgten. Oder es hätte sich nicht mehr rentiert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 26.06.2019 19:16:44 Gelesen: 182873# 349 @  
@ Michael D [#347]
@ bayern klassisch [#348]

Hallo Ihr Beiden,

vielen Dank für die letzten Infos zum Brief, jetzt kann er beschrieben und abgelegt werden. Ist ja auch ein schönes Stück.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 09.08.2019 20:15:29 Gelesen: 180836# 350 @  
Hallo Sammlerfreunde,

habe diese Karte vom 10.11.1871 bekommen, die aus dem Nord Deutschen Postbezirk (Frankfurt) nach München spediert wurde.

Die Karte war an Herr Piloty Lochle gerichtet und wurde versendet von Herrn Ferdinand Flinsch wohl Inhaber einer Versicherungsfirma wo er auf der Karte die Aufwartung seines Reisenden Herrn Hatzler ankündigt.

Für das Franko nahm man eine NDP Nr.19 zu einem Kreuzer und gestempelt wurde mit Einkreiser von Frankfurt a/M auf der Rückseite ist noch der Ankunftsstempel von München.

Mich interessiert jetzt nur, ist dies eine private Postkarte oder ist das eher als Vertreterkarte anzusiedeln.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 09.08.2019 20:21:50 Gelesen: 180835# 351 @  
@ Gernesammler [#350]

Hallo Rainer,

wenn da steht "Reisender", ist das eine klassische Vertreterkarte.

Hübsches Stück, "by the way". :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 25.08.2019 10:43:45 Gelesen: 180044# 352 @  
Liebe Freunde,

für den folgenden Brief könnte man mehrere Überschriften wählen: Frankreich - Baden - Bayern, oder Baden - Bayern, oder Schmuggelbriefe oder Wer Augen hat, der sehe ...



Auf der Avers steht oben links "Factura (= Rechnung) von Strasburg" und als Anschrift lesen wir "Herrn Carl. Ant. Venino Würzburg". Die Aufgabe erfolgte nicht in Strasbourg im Elsaß, sondern über den Rhein im badischen Kehl, wo man für den einfachen Briefe 12 Kreuzer mit Rötel taxierte bis zur bayer. Grenze bei Tauberbischofsheim. Ab da kamen für Bayern bei einer Entfernung bis zum Zielort 3 Kreuzer in Ansatz, so dass der Empfänger total 15 Kreuzer zu zahlen hatte.

Der Absender, die Firma D. Druprat & Müller, hatte ihn am 15.2.1816 in Strasburg verfasst; am 20.2. kam er in Würzburg an und am 8. Juni (!) wurde er beantwortet. Mir ist derzeit kein anderer Geschäftsbrief geläufig, der 3 1/2 Monate seiner Beantwortung harrte.

Zum Inhalt: Venino hatte einen Auftrag erteilt, denn die Franzosen in rheinischer Münze bezahlt wissen wollten (ja, Napoleon hatte gerade den Krieg verloren und die eigene Währung war wohl nicht so sicher, wie die Rheinische). Der Betrag von läppischen 452 Gulden und 24 Kreuzern war im 24 Gulden Fuß zu bonifizieren. Wenn das erfolgt war, wollte man das Schiff von Mainz aus nach Würzburg abgehen lassen.

Kommen wir zur Ersparnis: Bei einer korrekten Postaufgabe in Frankreich wären 6 Kreuzer (2 Decimes) aus dem 1. französischen Rayon fällig geworden. Baden hätte auch 12 Kreuzer für seinen Transit angesetzt und für Bayern hätte es auch eines 3 Kreuzer Portos bedurft, so dass die Ersparnis hier allein beim Kunden lag, der 6 Kr. Porto weniger zu berappen hatte. Dafür hat er sich dann aber auch viel Zeit gelassen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 05.09.2019 20:03:50 Gelesen: 179477# 353 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Stuttgart von Carl Meinel vom 26.4.1865 über Ulm - Kempten nach Obergünzburg an Carl Hang. Der Brief wurde als Muster ohne Wert aufgegeben leider ist das Muster nicht mehr da. Für das Franko nahm man eine Württemberg Nr.27 zu 6 Kreuzer für den Postverkehr im DÖPV über 10-20 Meilen.

Gestempelt mit Dreikreiser von Stuttgart - Stempel vom Fahrpostamt da die Ware die in der Rechnung beschrieben wird ab Bruchsal mit der Bahn spediert wurde dann Zweikreiser von Ulm am 27.4. in Kempten gestempelt mit Halbkreisstempel (Winkler Nr.14) und Ankunftsstempel in Obergünzburg Halbkreisstempel (Winkler Nr.11b).

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 05.09.2019 20:30:21 Gelesen: 179469# 354 @  
@ Gernesammler [#353]

Hallo Rainer,

erst einmal Glückwunsch zu diesem nicht häufigen Brief, denn Briefe mit Muster anhängend waren seltener, als Briefe mit inliegenden Mustern.

Der hier hatte einen Brief unter 1 Loth und das anhängende Muster wog mit dem Brief zusammen max. 2 Loth. Ein gewöhnlicher Brief mit inliegendem Muster hätte also das Doppelte gekostet - nur weil das Muster anhängend war, kostete er also nur 6 Kreuzer.

Bei Württemberg hieß die Bahnpost "Fahrendes Postamt" - mit der Fahrpost hatte das nichts zu tun.

Bruchsal lag in Baden (und liegt noch dort) - Württemberg gab niemals Post für das rechtsrheinische Bayern an Baden zum Transport - das Verhältnis beider Länder war gespannt und man gönnte dem Anderen wenig bis nichts.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 06.09.2019 19:29:46 Gelesen: 179434# 355 @  
@ bayern klassisch [#354]

Hallo Ralph,

danke für die netten Worte zum Brief, hatte mich da auch sehr gefreut auch wenn etwas teurer.

Meine Frage dazu weil Du ja erwähnst das Bruchsal nicht ginge was ich auch glaube, aber warum steht auf der Rechnung im Brief "durch die Bahn ab Bruchsal" das leuchtet mir nicht ein.

Ich hoffe Du kannst das beantworten damit ich den Brief wie immer sauber einordnen kann mit einer super Beschreibung.

Schon mal Danke im voraus!

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 06.09.2019 19:33:44 Gelesen: 179432# 356 @  
@ Gernesammler [#353]

Hallo Rainer,

ehe ich es vergesse - bitte die häßlichen Falze entfernen mit ein wenig lauwarmen Wasser; nicht, dass diese noch durchfärben, das wäre für den Brief suboptimal.

Die Bahnstrecken hießen so, wie der Ursprungsort. Die Bahn lief von Bruchsal via Stuttgart nach Ulm, daher bezeichnete man diese Linie als Bruchsaler Bahn. Der Brief und die Ware haben Bruchsal aber nie gesehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
mausbach1 (RIP) Am: 09.09.2019 09:46:13 Gelesen: 179332# 357 @  
Eine Karte 1891 von Yezd/Persien nach Weissenburg in Bayern





Postkarte Katalog-Nr. 4 (nach Hartmann) mit Zusatzfrankatur MiNr. 71

Text: Herr Rahmat-allah hat die Karte geschrieben. Ein hat von jemandem ein Telegramm erhalten. Dieses betraf einen Scheck (pers. Barat), der in zu geringer Höhe ausgestellt war. Herr Rahmat-allah möchte dieses Problem mit dem Absender des Telegramms klären.
 
bayern klassisch Am: 09.09.2019 10:00:40 Gelesen: 179327# 358 @  
@ mausbach1 [#357]

Hallo Mausbach1,

das ist eine ganz wundervolle Karte - herzlichen Glückwunsch zu dieser Pretiose; wer hätte sie nicht gerne in seiner Sammlung?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2019 10:01:08 Gelesen: 179326# 359 @  
Liebe Freunde,

Briefe aus Hamburg / Taxispost nach Bayern sind hinsichtlich ihrer Datierbarkeit dankenswert - der hier porto gelaufen am 27.7.1851 sowieso. Aber warum ist das Datum, gerade im Jahr 1851, so wichtig?



Nun - die Hansestädte waren mit dem Beitritt einiger Gebiete der thurn und taxischen Lehenspost mittelbar zum Postverein gekommen, so auch Hamburg. Da Thurn und Taxis zum 1.5.1851 mit Frankfurt am Main seine Zentralstelle dem Postverein anschloß, galten ab diesem Datum Briefe auch von und nach den Hansestädten mit Vermittlung taxischer Posten als Postvereinsbriefe. Offiziell wurden die Hansestädte aber erst zum 1.1.1852 als Mitglieder des DÖPV ausgeschrieben, so dass es eine halbjährliche Interimsphase gab, in die dieser Brief fiel.

Er wurde daher korrekt wie ein gewöhnlicher Postvereinsportobrief mit 9 Kreuzern (über 20 Meilen Hamburg - Mittenwald an der Isar) und 3 Kreuzern Portozuschlag = 12 Kreuzer taxiert. Emfpänger war das bekannte Verlagshaus (mit eigener Instrumentenherstellung) Joh. A. Baader & Compagnie. Der Ankunftsstempel fehlt von dort, wie praktisch immer, so dass wir nicht wissen, wann er ankam. In Ermangelung anderer Stempel siegelseitig ist aber die Leitung (langsam!) über Nordhessen nach Frankfurt am Main und von dort via Aschaffenburg - Würzburg - München zu unterstellen.

Vor dem 1.5.1851 hätte man einen kleinen Gebührenbaum gesehen, der das taxische Porto von Hamburg bis Aschaffenburg gezeigt hätte und das bayerische Inlandsporto nach dem Reglement vom 1.12.1810 (!) bei einer halblöthigen Einteilung (jetzt aber das alte Münchener Loth, statt des Zolllothes) und der Brief hätte ganz, ganz anders ausgesehen.

Aber für meine Mini - Sammlung "1851" ist er mir so gerade recht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 17.09.2019 19:47:47 Gelesen: 178940# 360 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 21.7.1862 aus Frankfurt an Fräulein Louise Leschow wohnhaft bei Herrn M. Wirsching in Würzburg. Genommen für den Brief wurde die Ganzsache U 15 A (147 x 84 mm) zu 6 Kreuzer. Gestempelt mit Dreiringstempel Nr.220 und dem Zweikreisstempel von Frankfurt sowie auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Würzburg. Auch wenn hier die Jahreszahl nicht richtig zu sehen ist, der Ganzsachen Umschlag U 15 kam 1861 zum Verkauf bei der Thurn und Taxischen Post.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 18.09.2019 19:59:24 Gelesen: 178911# 361 @  
Hallo Sammlerfreunde,

nochmals ein Ganzsachen Brief U 15 A zu 6 Kreuzer von der Thurn und Taxischen Post vom 26.12.186? (ich gehe hier auch von 1861 aus) spediert an Dr. Hartmann Kgl. Advokat in Würzburg.

Der Brief wurde am gleichen Tag über Frankfurt befördert wann dieser ankam da gibt es leider keinen Ankunftsstempel. Gestempelt mit Vierringstempel Nr. 166 und Zweikreisstempel von Biebrich sowie auf der Rückseite der Stempel von Frankfurt, es könnte sein das es noch einen Ankunftsstempel von Würzburg gab aber die rechte Seite der Briefklappe fehlt.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 18.09.2019 20:27:43 Gelesen: 178905# 362 @  
@ Gernesammler [#361]

Hallo Rainer,

alles schön blau hier (meine Lieblingsfarbe!). :-)

Wann immer er in Frankfurt am Main war, war er am selben Tag auch in Würzburg. Ich vermute auch, dass der Würzburger Zweikreisstempel auf der jetzt leider fehlenden Klappe abgeschlagen worden war.

Der Biebrich - Stempel ist auch ganz wunderbar. Chapeau!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.10.2019 10:01:14 Gelesen: 177964# 363 @  
Liebe Freunde,

eigentlich ein Brief aus Frankreich (Strasbourg), aber aus finanziellen Gründen erfolgte die Postaufgabe im nahen Kehl am 10.5.1870, also kurz vor dem Krieg. Der Absender zahlte ab 1.1.1868 nur noch 3 Kreuzer bis 1 Loth, statt 40 Centimes = 12 Kreuzer für 10g. Günstiger war das also schon deutlich für 300 m Überfahrt auf dem Rhein bzw. über die Brücke zu gehen, vor allem, wenn man mehrere Briefe nach und über Deutschland aufzugeben gewillt war.





Ankunft in Passau schon am Folgetag, besser als heute also und die Firma Ullmann in Strasbourg wird schon ihr Geschäftchen gemacht haben. Ob die Antwortbriefe des Passauers poste restante Kehl gerichtet wurden, oder für 12 Kreuzer zum Empfänger durchfrankiert worden waren, kann ich leider nicht sagen ...

Zu gerne hätte ich so einen Gegenbrief, zumal ja bald nach diesem der Krieg ausbrach und die Situation völlig veränderte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.10.2019 09:20:56 Gelesen: 177404# 364 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Ulm der Firma Ludwig Meggle (stellen die heute Butter her ?) vom 5.10.1864, der am Folgetag in Neu-Ulm mit 6 Kreuzern frankiert als bayerischer Inlandsbrief über 12 Meilen bis 1 Loth inklusive an die Firma Dressel Kister & Co aufgegeben wurde, um dort am 8.10. anzukommen.





Der Absender fungierte als Vermittler von 5 Fässern Porzellan Erde der Herren Sohn & Schneegans in Strasbourg (!) und gab die Waren dem Schiffer Jacob Heilbronner franko Passau auf dem Flußweg mit. Als "Porti" setzte er satte 24 Kreuzer an, wohl, weil er interne Auslagen hatte bzw. Post aus Strasbourg erst zu bezahlen hatte (ein Portobrief von dort plus die 6 Kreuzer hier könnten da hinkommen).

Die Ersparnis hier betrug nur 3 Kreuzer, aber das war sicher nicht das erste und letzte Mal, dass die Firma Meggle Post nach Bayern in Bayern aufgab.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 13.10.2019 12:06:31 Gelesen: 177377# 365 @  
Liebe Sammelfreunde,

einen netten Brief vom 03.07.1835 von Magdeburg nach Würzburg kann ich zeigen.



Eigentlich hätte ich eine "5" erwartet - Taxe in Sgr. bis Hof. Jedoch sind nur 18x, der reduzierte Betrag im Würzburger Auslagenstempel zu sehen. Darunter weitere 8x für den bayrischen Weg -> gesamt somit 26x, was der Empfänger zu zahlen hatte.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 13.10.2019 15:38:12 Gelesen: 177339# 366 @  
@ Magdeburger [#365]

Lieber Magdeburger,

ab 1.4.1835 gab es den neuen Postvertrag Bayern - Preussen, der jetzt als Rechnungsgrundlage den Silbergroschen (Sgr.) vorsah, der 3,5 Kreuzern entsprach. Der alte Gutegroschen hatte ausgedient.

Daher 5 Sgr. = 18 Kreuzer im Auslagestempel von Hof (rote, preussische Tinte!) völlig korrekt berechnet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 06.11.2019 19:43:49 Gelesen: 175904# 367 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Leider nur die Vorderseite mit dem Rest der Rückseite eines Briefes aus Rottweil in Württemberg vom 14.9.1859 an Anton Maurer & Sohn in Schwabmünchen hier kam der Brief am 15.9.1859 an.

Verklebt für das Franko wurden jeweils eine Marke zu 3 Kreuzer und 6 Kreuzer (so wie es aussieht beide ohne Seidenfaden).

Gestempelt mit Zweikreisstempel mit Zierstücken von Rottweil sowie auf der Rückseite der Halbkreisstempel von Schwabmünchen (Winkler 11b).

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 18.11.2019 12:15:37 Gelesen: 175196# 368 @  
Liebe Freunde,

oft findet man sie nicht, die Portobriefe aus dem Ausland, aber wenn einer so daher kommt, konnte ich ihn nicht liegen lassen.



Amsterdam, 7.1.1866, via Preussen und Taxis nach Mittenwald an die Firma Neuner & Hornsteiner.

Maßgebend war der PV vom 1.1.1864 mit der Modifikation vom 1.1.1866. Portobriefe unter 1 Loth (15 g) wie hier kosteten 14 Kreuzer.

Frankierte Briefe kosteten 8 Kreuzer für Bayern und 4 Kreuzer für die Niederlande = 12 Kreuzer, Portobriefe aus Bayern wurden mit 2 3/4 Silbergroschen für Bayern angerechnet, die paritätisch gerechnet 10 Kreuzern entsprachen. Die Niederlande bekamen also immer 4 Kreuzer, egal ob Franko oder Porto hin bzw. her, aber bei einem Portobrief Bayern - Niederlande bekam Bayern 10 Kreuzer gut geschrieben, bei einem Frankobrief aber nur 8 Kreuzer.

Die hier taxierten 14 Kreuzer entsprachen paritätisch 4 Silbergroschen, so dass bei diesem Brief Preussen von Bayern 14 Kreuzer erhielt als 1. Aufgabepost im Postverein und man 3,5 Kreuzer = 1 Silbergroschen an die Niederlande abführte. Bayern erhielt von den 14 Kreuzern hier gar nichts.

Der Gewinner war Preussen, die de facto 3 Silbergroschen einsackten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 23.11.2019 17:09:48 Gelesen: 174806# 369 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief aus Spanien an Fürst von Wrede, Königlich Baierischer Feldmarschall und Generalisimo der Königlich Baierischen Armee München.

Der Brief hat oben im roten Stempel "Andalusia" mit im Text (wie genau ist der Wortlaut des Stempeltextes. Spediert werden sollte der Brief über Madrid und Paris nach München. Das Porto ist gesamt 1 Gulden 14 Kreuzer wovon 8 Kreuzer an Bayern gehen und der Rest 1 Gulden 6 Kreuzer auf der linken Seite ist Fremdporto, wie setzt sich dieses zusammen. Gestempelt mit ESPAGNE PAR BAYONNE, es sollte der Stempeltyp 1073b im van der Linden sein da das letzte E in Bayonne größer ist.

Nachdem er sich bei den Gefechten bei Brienne und Rosnay-l'Hospital (1. und 2. Februar 1814), bei Bar-sur-Aube (27. Februar 1814) und Arcis-sur-Aube (20. und 21. März 1814) wiederum besonders ausgezeichnet hatte, wurde er mit Armeebefehl vom 7. März 1814 zum Feldmarschall erhoben. Zudem wurde ihm am 9. Juni 1814 der Fürstentitel verliehen und die fürstliche Herrschaft Ellingen überlassen.

Somit lässt sich der Brief ab 1814 datieren, auf der Rückseite ist nur ein Siegel.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 24.11.2019 07:58:21 Gelesen: 174764# 370 @  
@ Gernesammler [#369]

Hallo Rainer,

erstmal Glückwunsch zu dieser Oberrosine - den hätte ich auch mit Kußhand genommen, sind doch Briefe aus Spanien an andere Adressen, als eine spezielle (Förster & Günther in Nürnberg) recht selten und kaum einmal aufzutreiben.

Das war ein Teilfrankobrief, der in Spanien abgegolten war und für den Frankreich 1 Gulden 6 Kreuzer von Baden beim Übergang in Rheinhausen bonifiziert bekam.

Baden erhielt 8 Kreuzer für seinen Transit, so dass der Empfänger 1 Gulden 14 Kreuzer zahlen musste - aber kein bayerisches Porto, denn vom Inlandsporto war er als Fürst ausgenommen worden (passive Postportofreiheit).

Der rote Stempel sollte heißen " ? ? ? ANDALUCIA BAXA" - was fehlt, ist der Ort. Vermutlich ist der schwer heraus zu bekommen, weil man alle Stempelformen des frühen 19. Jahrhunderts kennen müsste. Ich kenne keine 10 Stempel von dort aus dieser Zeit und dieser entspricht keinem mir bekannten. Ein Spanienkenner dürfte das aber klären können.

Wie sich die 1 Gulden 6 Kreuzer zusammen setzen, weiß ich nicht, aber der Brief sollte von 1814 bis 1821 datieren, weil er adressmäßig davor anders aussehen würde und danach taxmäßig.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 24.11.2019 17:46:28 Gelesen: 174726# 371 @  
@ bayern klassisch [#370]

Hallo Ralph,

erst einmal Danke für die Blumen, das gute Stück kam aus der Bucht zu mir.

Auch ein Dankeschön für die erste Aufdröselung des Portos und ich hoffe, dass hier noch einer aus dem Forum weiterhelfen kann, damit ich den Brief sauber ablegen kann.

Im oberen Stempel steht S.FOCHE?? das S könnte für Sevilla in Andalusien stehen, vielleicht hilft das weiter.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 29.11.2019 20:09:50 Gelesen: 174483# 372 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief der Fahrpost vom 27.10.18?? aus Gotha (Sachsen-Coburg) an Dr. Ignaz Irlub in Würzburg Distrikt V Str. 263.

Spediert wurde ien Paket von 3 Pfund 26 Loth gegen Postschein, mit dem gleichen Fahrpsotbrief wurde ein weiteres kleines Paket unter gleicher Adresse, ......, ohne Wertangabe geliefert.

Wurden jetzt für das Paket 70m Kreuzer verlangt und 13 Kreuzer Bayern zugeschlagen, mit dem Porto komm ich hier nicht klar, da könnt ich Hilfe gebrauchen.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Gotha, hier finde ich im Feuser nur die Nr.1200-5 könnte es ein aptierter Stempel sein da hier die Jahresangabe fehlt.

Auf dem Brief ist unten 1855 vermerkt was ich aber nicht bestätigen kann da kein Inhalt und kein weiterer Stempel auf der Rückseite, diese ist bis auf ein Siegel leer.

Gruß Rainer


 
Magdeburger Am: 30.11.2019 06:39:24 Gelesen: 174461# 373 @  
@ Gernesammler [#372]

Hallo Rainer,

es wurde nur ein Paket versendet - Gewicht 3 Pfund 26 Loth.

Die "70" ist eine Kartierungsnummer. Die direkte Entfernung beträgt weniger als 20 Meilen. Wie da jedoch die 13 Kreuzer aufgeteilt sind - da kann nur geraten werden. Taxis bevorteilte sich gern.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 21.12.2019 10:50:09 Gelesen: 173077# 374 @  
Liebe Freunde,

ein großformatiges Trauerkuvert (Scanner hat den Rand etwas abgeschnitten, ist schlecht drauf heute) vom 3.5.185? war an seine Erlaucht den Herrn Grafen Friedrich Ludwig zu Castell in Castell gerichtet. Ausweislich der taxischen Null - Paraphe war für dieses Schreiben nichts zu fordern, da im DÖPV allein die Aufgabepost darüber zu befinden hatte, ob eine Portofreiheit vorlag, oder nicht. Bei dem Absender handelte es sich wohl um einen regierenden Fürsten, von daher war die Null - Paraphe durch die Bestimmungen gedeckt.



Der Laufweg über Frankfurt am Main, 4.5., Kitzingen, 5.5. und Castell vom selben Tage zeigen die Flüssigkeit der Bahnpostbearbeitungen dieser Zeit.

Wer durch einen Todesfall in Detmold das Darum weiter eingrenzen kann, darf das gerne tun. Mir ist da nicht viel gelungen (müsste in der Zeit 1860-1867 zu finden sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.01.2020 11:45:37 Gelesen: 171865# 375 @  
Liebe Freunde,

Köln 30.5.1851 mit 3 Silbergroschen bar frankiert für Postvereinsbriefe unter 1 Loth über 20 Meilen via Nürnberg nach Erlangen, wo er am Folgetag schon ankam.



Hier müsste man doch mehrere Bahnpoststempel sehen von preussischer Seite - aber die gibt es nicht, nur einen Nürnberger (Paketschluß Köln - Nürnberg?) und in dieser kurzen Zeit kann er nur mit der Eisenbahn befördert worden sein, aber nicht via Taxis auf direktem Wege den Rhein herunter, sondern weitläufig nach Nordosten und dann wieder nach Süden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.01.2020 12:01:35 Gelesen: 171854# 376 @  
Liebe Freunde,

nur der liege Gott allein weiß, warum die meisten Portomarkenbriefe optisch etwas weniger attraktiv sind, als die der Freimarken, aber es ist halt so. Um so mehr freue ich mich immer wieder, wenn ich einen erwischen kann, der optisch erstklassig daher kommt, noch dazu, wenn man ihm im Damenformat faltete.



Aber auch der Inhalt ist bei Portobriefen immer von Interesse, wenn es welchen gibt. Hier gibt es Gottlob welchen und ich möchte ihn euch nicht vorenthalten:

Frankfurt am Main, den 15.7.1867 ... Es ging um die Bestätigung des Eingangs einer Remisse über 265 Francs und 83 Centimes nach Mailand, die ein Frankfurter nicht in Preussen (ab 1.7.1867 war die ehemals freie Reichsstadt nicht mehr von Thurn und Taxis, sondern von Preussen postalisch übernommen worden) in Form eines Briefes zu 9 Kreuzer dort abgehen ließ, sondern er schmuggelte das Schreiben lieber nach Nürnberg, wo er es als unfrankierten Ortsbrief mit 3 Kr. Portomarke durch den Stadtbriefträger Nr. 16 zustellen ließ. So sparte er sich 6 Kreuzer. Hätte er für einen Kreuzer den Brief frankiert, hätte er sich noch 2 weitere Kreuzer sparen können, aber so sparsam war man jetzt wirklich nicht.

Solche Stücke sind mit Portomarken nicht häufig und einen viel Schöneren kenne ich nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Heinrich3 Am: 04.01.2020 15:10:27 Gelesen: 171835# 377 @  
@ Gernesammler [#371]

Hallo,

in der Bucht finde ich 2 Briefe, die einen sehr ähnlichen Stempel tragen und bei denen der Ort S. Roque geklärt ist.

Der Ort ist heutzutage in der Provinz Cádiz.

Gruß
Heinrich


 
Gernesammler Am: 05.01.2020 17:46:05 Gelesen: 171766# 378 @  
@ Heinrich3 [#377]

Hallo Heinrich,

vielen Dank für Deine Mühe, dann kann ich die Seite neu schreiben und habe somit alle Daten komplett. Das Handbuch von "van der Linden" gibt zwar ne Menge her, aber dieser Stempel, der ist nicht dabei.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 11.01.2020 13:20:19 Gelesen: 171009# 379 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine 9c vom 5.9.1866 auf einem Brief aus Ulm der Firma Fried. Betzeler an S. Guffler in Regensburg, der am 6.9. zur Post in Neu-Ulm gegeben wurde und schon am Folgetag dort ankam. Den Inhalt habe ich gescannt.





Interessant ist noch die Tatsache, dass man siegelseitig "Ulmm" schrieb, was ich so auch noch nicht im 19. Jahrhundert gesehen habe.

Von Ulm aus hätte der Brief unter 1 Loth über 20 Meilen 9 Kreuzer gekostet, so ab Neu-Ulm und dem 1.8.1865 nur ein Drittel. Das nenne ich mal eine Ersparnis!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.01.2020 14:30:17 Gelesen: 170050# 380 @  
Liebe Freunde,

wie klein die Welt doch ist - vor gut 1,5 Jahren benötigte ich für eine meiner Uhren ein Ersatzteil und unserer JHV bei Straubing bot mir einen guten Ansatz, bei einem Regensburger Uhrenhändler (Konzessionär) nachzufragen, ob er mir aushelfen könnte. Nun, telefonisch war das schnell geklärt, er konnte leider nicht.



Unlängst flog mir dieses Kuvert zu, welches folgende Anschrift hat:

Feldpost Recommandirt Herrn P. Kappelmeier Juwelier Regensburg III

https://www.kappelmeier.de/kollektion

Damit wäre der Empfänger klar - einen Absender konnte ich aber nicht feststellen, wiewohl sich dieser doch hätte als Ansprechender einer Portofreiheit hätte nennen müssen.

In jedem Fall zeigt die Siegelseite noch das Fragment eines 24 mm Einkreisstempels von München.

Chargé - Feldpostbriefe sind sehr selten, da die 7 Kreuzer für die Recommandation immer vom Absender zu zahlen waren und die wenigsten Soldaten im Feindesland Lust hatten, dergleichen Kosten zu tragen, zumal die Feldpost sehr zuverlässig war ("bessere Beamte") und Sendungsverluste relativ selten vorkamen.

Kann jemand anhand des Datum 8.4.1871 sagen, wo bayer. Einheiten damals stationiert waren?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.01.2020 15:08:20 Gelesen: 169842# 381 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief in der 2. Gewichtsstufe vom 29.12.1845 von Ulm über Neu-Ulm und Augsburg nach Kaufbeuren. Das einfache Porto über die Donau betrug 2 Kr., hier also 1,5fach somit 3 Kr. für Württemberg für 100 Meter eine ganz einträgliche Sache.



Augsburg (Neu-Ulm war kein Kartenschlußamt und sah den Brief nie) holte ihn aus dem Briefbeutel, stempelte mit dem Auslagestempel auf den württembergischen 3 Kreuzern und setzte folglich 4 + 2 = 6 Kr. bayerischen Inlandsporto an (Regulativ vom 1.12.1810). Der Empfänger Gerhauser zahlte folglich 9 Kr. total.

Ab 1844 gab es in Neu-Ulm eine reguläre Postexpedition - hier hätte man satte 3 Kr. sparen können, wenn man nur über die Donau gewandert wäre. Später tat man das täglich in enormer Häufigkeit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.01.2020 15:17:00 Gelesen: 169840# 382 @  
Liebe Freunde,

die einzig wirklich erwähnenswerte Korrespondenz hinsichtlich in Bayern eingehender Portochargébriefe (möglich ab 1.1.1861 bis zum Ende der Kreuzerzeit) ist die an die mechanische Baumwollspinnerei in Hof. Nach dort kenne ich ca. 15 Briefe und ich denke, es wird noch viel mehr gegeben haben. Hier einer aus Plauen vom 17.1.1871 nach Hof mit 4 Groschen für den einfachen Brief taxiert.



Das Besondere aber ist, dass laut der Statuten das Porto immer in der Währung der Abgabepost zu notieren war, also ab dem 1.1.1868 paritätisch (zuvor unparitätisch 1 Groschen = 3 Kreuzer) 1 Groschen = 3,5 Kreuzer.

Einfache Briefe kosteten demnach 2 Groschen Reco/Chargé und 2 Groschen Porto. Schwere über 1 - 15 Loth 3 Groschen Porto, so dass wir bei den Aufgabeposten in Norddeutschland entweder 4, oder 5 Groschenporti vor uns haben.

Aber da ja in rheinischer Währung zu taxieren war, müssten folglich 14 Kr. Briefe und 18 Kr. Briefe in großer Zahl nach Hof existieren - aber dem ist nicht so; die meisten mir vorliegenden wurden in Groschen taxiert und in Hof auch nicht in rheinische Kreuzer reduziert. Evtl. könnte ich mir vorstellen, dass die mechanische Baumwollspinnerei gerne ihre Porti in Groschen zahlte? In Hof dürften Groschen aus Preussen und Sachsen "gangbare Währungen" gewesen sein, sprich solche, die eine Poststelle annehmen konnte. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung von mir, denn ich war ja nicht dabei.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.02.2020 10:04:30 Gelesen: 169232# 383 @  
Liebe Freunde,

gestern ins Haus geschneit (bitte nicht ernst nehmen bei 14 Grad derzeit!) ist dieser wundervolle Brief aus London East Central vom 13.5.1861 "via Belgium" mit folgender Anschrift: "Einem Hohen Königlich Bayerischen Handels Ministerium München Germany".



Leider kein Inhalt und siegelseitig nur ein Münchener Rahmen - Ankunftsstempel vom ??. Mai 1861, aber das tut meiner Freunde keinen Abbruch - einfach, weil er optisch schön frankiert und kalligraphisch einwandfrei verfasst wurde und auch der Aachener Vertragsstempel AUS ENGLAND PER AACHEN FRANCO ist mal gut getroffen am 14.5.1861 von der entsprechenden Bahnpostbrigade.

Zu den Stempeln in London erbitte ich mir aber vielleicht sachdienliche Hinweise - kann man die Nr. 76 dort einem Postamt zuordnen? Lustig auch, dass jede Marke mit der 76 entwertet wurde, was ich sehr schön finde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 02.02.2020 13:03:45 Gelesen: 169212# 384 @  
@ bayern klassisch [#383]

Hallo Ralph,

der linke Teil "LONDON E.C." gehört zum 76er-Stempel, der "Killer"-Teil des Stempels wurde auf jeder Marke abgeschlagen, aber Du kannst jeweils links den London-Teil erkennen.

Liebe Grüße, harald
 
Stamps99 Am: 02.02.2020 14:05:56 Gelesen: 169199# 385 @  
Hallo Ralph,

anbei ein link zur Lage von London E.C. https://www.streetlist.co.uk/ec/

Anbei ein Portobrief nach Nürnberg aus St. Petersburg.

Der Empfänger bezahlte 20 Kreuzer, davon 11 für den russischen Anteil (10 Kop = 3 Sgr = 3 x 3,5 Kr aufgerundet) und 9 Kr für Preußen als Eingangspost des DÖPV.
Die durchgestrichene 3 oder was immer das ist, kann ich nicht deuten,

Gruß Ralf


 
Magdeburger Am: 02.02.2020 14:20:55 Gelesen: 169191# 386 @  
@ Stamps99 [#385]

Hallo Ralf,

Briefpost ist zwar nicht mein Ding, jedoch meine ich, daß die "3" das zu vergütende Porto an Russland war.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 12.02.2020 12:54:56 Gelesen: 168545# 387 @  
Liebe Sammelfreunde,

mit Sicherheit keine Schönheit, welche um 1860 gelaufen ist:



Gelaufen von Dessau-Bahnhof nach Lichtenberg, was 3 Sgr. Franco erforderte, dargestellt mit Ganzsache 1 Sgr. Kopf + Paar der Nr. 6.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 12.02.2020 14:08:03 Gelesen: 168528# 388 @  
@ Magdeburger [#387]

Lieber Magdeburger,

ich finde den Brief attraktiv, vor allem ob seiner sehr schönen Stempel.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.03.2020 10:23:54 Gelesen: 166937# 389 @  
Liebe Freunde,

die Mini - Sammlung "Bayern - Grossbritannien" wächst langsam, aber doch gedeihlich und so darf ich diesen hier vorstellen, der S.W. London (South - West, meiner Lieblingsecke als Chelsea - Fan = SW6) am 25.12.1873 für 3 Pence frankiert über Belgien an "Freifrau von Bethmann, geborene Baronin von Vrints in Fechenbach, Franken, Stadt Prozelten" abgeschickt wurde.



Am 29.12. lief er über Würzburg nach Stadtprozelten, jedoch konnte dort keine Zustellung bewirkt werden. Aber man hatte die neue Anschrift bei der Hand und korrigierte die Adresse auf: "München, Ludwigstraße", während man die Alte strich.

Als Zeichen der neuen Postaufgabe (der Brief war also jemandem ausgeliefert worden) schlug man frontseitig den Aufgabestempel Stadtprozelten, 29.12., ab und leitete ihn der Haupt- und Residenzstadt München zu, wo er am Folgetag ankam. Der Stadtbriefträger 34 hatte die Ehre, den etwas verspätet eingegangenen Brief der guten Baronin zustellen zu dürfen - vlt. war auch noch ein kleines Trinkgeld drin?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 17.03.2020 19:37:51 Gelesen: 166660# 390 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 5.2.1868 aus Berlin von der Firma Bendix & Co einem Wollhändler an die Mechanische Weberei in Hof im Voigtlande.

Mich würde hierbei interessieren, warum ausser dem 1 Groschen keine weitere Gebühr vermerkt wurde, da ja der einfache Brief eigentlich 2 Groschen kostete.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstemmpel vom Hofpostamt (KBHW 37c in rot)einem Franko Stempel, diese dienten zur Kenntlichmachung von Postsendungen für die die Gebühr im Voraus bar entrichtet wurde. Auf der Rückseite der Ankunftstsempel von Hof L2 Zweizeiler HOF B.E. (Winkler 8a) vom 6.2.1868.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 17.03.2020 19:40:09 Gelesen: 166659# 391 @  
@ Gernesammler [#390]

Hallo Rainer,

da wurde keine weitere Gebühr notiert, weil mit dem Groschen ab 1.1.1868 doch alles bis 1 Loth bezahlt war.

2 Groschen kosteten nur unfrankierte Briefe bzw. schwere, frankierte Briefe.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 31.03.2020 10:15:42 Gelesen: 166179# 392 @  
Liebe Freunde,



fast könnte man sagen "aus gegebenem Anlaß", aber das lassen wir lieber in Anbetracht der desaströsen Lage: Frankobrief der 2. Gewichtsstufe aus Paris vom 14.5.1857 an Frau Professor Pettenkofer in München.

Natürlich war die Frau von Prof. Pettenkofer nicht auch Professorin, das gab es damals leider noch nicht, aber zur Person Prof. Pettenkofer dieser Link [1].

Max von Pettenkofer war der Erfinder der modernen Hygiene und, damals wie heute, galt es Epidemien bzw. Pandemien zu vermeiden.

Liebe coronafreie Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Max_von_Pettenkofer
 
bayern klassisch Am: 07.04.2020 13:41:33 Gelesen: 165903# 393 @  
Liebe Freunde,

ab dem 1.1.1861 mit dem neuen Postvereinsvertrag war es im DÖPV erstmals möglich, unfrankierte Briefe unter Reco zu versenden - zuvor unterlagen diese Briefe dem Frankozwang.

Nun aber war das Porto/Franko und die Recogebühr immer zusammen einzuziehen - also entweder der Absender zahlte das Franko und die Recogebühr, oder der Empfänger hatte dies zu tun - eine teilweise Bezahlung durfte nicht stattfinden.



Bei einem Portochargébrief aus Barmen - Wupperfeld vom 22.9.1865 von der Firma Heegmann & Mosthaler an die Firma Carl Barthe & Sohn in Reuth bei Erbendorf in Bayern gab man folglich seinen Brief auf, bekam einen Postschein mit der Nr. 214 (s. oben links unter dem preussischen Stempel "Recommandirt" und sah seiner weiteren Zukunft gelassen entgegen (also nicht so wie heute).

Die Aufgabepost hatte nun das Porto und die Recogebühr in einen Betrag zusammen zu fassen und in der Währung der Abgabepost in blau zu notieren - hier 18 Kreuzer. Diese setzten sich zusammen aus 9 Kreuzer Postporto für Briefe unter 1 Loth über 20 Meilen, 3 Kreuzer Portozuschlag und 6 Kreuzer Recogebühr.

Schon am Folgetag kam der Brief an und wurde der Firma Barth gegen 18 Kreuzer ausgehändigt. Diese flossen komplett an Preussen zurück, wobei hier postalisch 3 + 1 + 2 = 6 Silbergroschen verrechnet wurden, aber 6 Silbergroschen paritätisch genau 21 Kreuzern entsprachen, so dass Preussen bei Portochargébriefen in die süddeutschen Staaten im Schnitt 3 Kreuzer weniger bekamen, als nach Ländern mit Groschenwährung.

Aber das wird nicht der Grund sein, weshalb sie nicht wirklich häufig sind und der Grund der Existenz dieses Briefes, so wie er ist, zeigt sich nur aus dem Inhalt, der gottlob noch vorhanden ist:

"Einliegende fl. 80 (80 Gulden) keine Kreuzer 30. September p(er) Vilshofen

- " - 189 Gulden 53 Kreuzer 4. November p(er) Frankfurt am Main -

in summa 269 Gulden 53 Kreuzer wollen Sie uns unter gef(lissentlicher) Anzeige gutschreiben.

Mit aller Achtung!

Heegemann & Mosthaler"

Man hatte also 2 Wechsel über immerhin fast 270 Gulden (Jahresgehalt eines normalen Postbediensteten damals) dem Brief eingefügt und dafür die Recommandation vorgezogen, denn jetzt war der Verbleib des Briefes nachforschbar - ohne Reco natürlich nicht. Diese 2 Groschen bzw. 6 Kreuzer extra war man gerne zu zahlen bereit, obwohl man eigentlich einen Wertbrief (Fahrpost!) hätte verschicken sollen, denn die Versicherungsgebühr hier betrug nur 24,5 Gulden pro Einschreiben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 07.04.2020 16:05:32 Gelesen: 165891# 394 @  
@ bayern klassisch [#393]

Lieber Bayern Klassisch,

ja, was hätte das als Wertbrief gekostet?

Die Entfernung beträgt ca. 50 Meilen und da der Brief dann sicher auch keine 3 Loth wog, wären hierfür 21 Kreuzer angefallen. Die Wertgebühr betrug je angefangene 175 Gulden bei über 48 Meilen 3 Sgr., also insgesamt 6 Sgr. was ebenfalls 21 Kreuzer wären. In Summe somit 42 Kreuzer, also eine Ersparnis für die Empfänger von immerhin 24 Kreuzer.

In wie vielen Porto-Charge-Briefen waren denn Wechsel - ich denke auch nicht so häufig - und damit ergibt sich automatisch die Frage, wie viele gingen verloren.
Letzteres kann ich nicht beantworten. Wird, denke ich, nicht so häufig vorkommen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 07.04.2020 16:43:03 Gelesen: 165887# 395 @  
@ Magdeburger [#394]

Lieber Magdeburger,

vielen Dank für dein Rechenbeispiel - waren das jetzt 48 Kreuzer Porto in Bayern bei unfreier Versendung, oder 16 Sgr. bei Frankierung in Preussen? War bei der Fahrpost postalisch 1 Sgr. = 3 Kreuzer, oder paritätisch 1 Sgr. = 3,5 Kreuzer? Da bin ich mir leider nicht sicher.

Zu dem Abhandenkommen von Recobriefen - ich denke, das gab es ein paar Tausend Mal im Jahr innerhalb des DÖPV. Auf der anderen Seite haben wir natürlich ein stets wachsendes Briefpostaufkommen, womit auch die Recobriefe zunahmen und ich denke, dass die Verlustquote bei Dienstbriefen sehr gering, bei Privatbriefen aber eher "hoch" war, weil es da mehr zu holen gab.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 07.04.2020 16:53:18 Gelesen: 165885# 396 @  
@ bayern klassisch [#395]

Lieber Bayern Klassisch,

bei der Fahrpost wurde paritätisch 1 Sgr. = 3,5 Kreuzer gerechnet.

Wäre er als Wertbrief in Barmen frankiert worden, wären es 6 Sgr. Fahrpostarif + 6 Sgr. Assekuranzgebühr gewesen, also 12 Sgr. Eine Rekommandierung war bei Fahrostsendungen nicht gestattet.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 07.04.2020 17:09:59 Gelesen: 165878# 397 @  
@ Magdeburger [#396]

Lieber Magdeburger,

vielen Dank - also 42 Kreuzer bei unfrankierter Versendung, dafür aber versichert bis zum vollen Betrag.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 07.04.2020 17:22:28 Gelesen: 165871# 398 @  
Einschreibbriefumschlag mit 5 und 2½ Pence aus Glasgow vom 9.10.1891 nach München-Schwabing, Ankunft 11.10. und roter Registered-Stempel London vom 10.10.91.



hajo22
 
bayern klassisch Am: 09.04.2020 10:37:04 Gelesen: 165781# 399 @  
Liebe Freunde,

einfacher Brief aus Hamburg vom 23.7.1851 nach Mittenwald in Bayern, wie immer ohne Ankunftsstempel (man war halt sparsam mit der Druckerschwärze dort).

Die Aufgabepost taxierte ihn mit 12 Kreuzern, die Bayern nach Zahlungseingang gleich an Taxis abführen durfte.



Die Besonderheit lag in der Geographie - die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck kamen erst zum 1.1.1852 in den DÖPV, während die jeweiligen Postverwaltungen von Preussen, Taxis usw. der Hansestädte zu ganz anderen Zeitpunkten Mitglied im DÖPV wurden.

Da Thurn und Taxis (TT) für die Post aus allen Hansestädten nach Bayern zuständig war, durfte die Hamburgische Post keine Briefe in den Süden der Republik vermitteln, sondern musste sich hierfür der Dienste von TT bedienen.

TT wurde selbst mit einigen selbstverwalteten Gebieten zum 1.5.1851 Mitglied im DÖPV, so dass Briefe von und in die Hansestädte ab diesem Datum als DÖPV - Briefe gelten, für die das ganze Loth (nicht wie zuvor nur das halbe Loth) und die moderaten DÖPV - Taxen galten (nicht wie zuvor Gebühren für alle Postgebiete, die transitiert wurden).

Alle Hansestädte lagen über 20 Meilen von Bayern entfernt, daher also 9 Kreuzer für die Entfernung und das einfache Gewicht und 3 Kreuzer Portozuschlag. Da TT noch keine Marken im September 1851 hatte, Erstemmission 1.1.1852, wäre der Brief im Falle seiner Frankatur bar zu zahlen gewesen (4 Schillinge).

Aber Vorsicht - auch Preussen hatte in den Hansestädten eigene Postanstalten und Bayern hatte noch im Herbst 1850 seine Korrespondenten rechts des Rheins dazu aufgefordert, die Briefe mit 9 Kreuzer zu frankieren, weil man die Leitung über Preussen nach dorthin gerichtsfest gemacht hatte und es sich damit um reine Postvereinsbriefe handelte. Die Ausnahme bildete die Pfalz, die bis zum Ende des DÖPV ihre Korrespondenzen in die Hansestädte immer über Frankfurt am Main (TT) leiten musste.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.04.2020 13:44:05 Gelesen: 165378# 400 @  
Liebe Freunde,

was machte eine Elsässer Firma aus Strasbourg nicht alles, um die Regelungen des Postvertrages zwischen Bayern und Frankreich zu umgehen? Richtig - sie gab ihre nach Bayern (vor allem der Pfalz) gerichtete Post über der Rheinbrücke im nahen Kehl auf uns sparte sich Geld. Doch wie viel genau?





Am 9.4.1863 schrieb die Firma Jerome Kob & Himly einen Brief an Isaac Feith in Ingenheim / Rheinpfalz, dem ein "Anhängend Muster ohne Werth" beigeschlossen worden war.

Durch die Postaufgabe in Baden am Folgetag ergab sich ein Postvereinsbrief, für den Baden 3 Kreuzer, sonst aber niemand etwas kassierte. Die Entfernung Luftlinie Kehl nach Ingenheim betrug 66 km und lag somit noch unterhalb von 10 Meilen. War der Brief unter 1 Loth leicht (16,66g) und er mit dem Muster bis 2 Loth schwer, kam der verbilligte Frankosatz von 3 Kreuzern zur Anwendung, so wie hier (wobei generell 3 Kreuzerbriefe mit anhängenden Mustern ohne Wert selten sind!).

Die Frage stellt sich nun, was der Brief bei einer Postaufgabe in Strasbourg gekostet hätte? Nun, der PV Bayern - Frankreich vom 1.7.1858 hilft weiter. Im § 6 wurde vermerkt, dass Muster, wenn ihnen Briefe folgten wie hier, keine Ermäßigung zu geniessen hatten, somit für je 10g Gewicht 40 Centimes = 12 Kreuzer zu bezahlen waren.

Da hier kleine Metallmuster verschickt wurden, wäre es theoretisch möglich, mit den Mustern und dem Brief auf 10g zu kommen, so dass sich folgende Gebührenliste erstellen lässt:

PV Bayern - Frankreich bis 10g = 12 Kreuzer, bis 20g = 24 Kreuzer, bis 30g 36 Kreuzer und bis 40g 48 Kreuzer (je 60% für Frankreich und 40% für Bayern aufzuteilen).

DÖPV ab 1.1.1861 bis 16,66 g = 3 Kreuzer, bis 33,32 g = 3 Kreuzer; darüber hinaus brauchen wir nicht zu rechnen, da es in Relation immer günstiger für den DÖPV wurde.

Selbst, was eher unwahrscheinlich war, wenn Brief und Muster nur bis 10g inklusive wogen, hätte der Brief von Strasbourg aus das Vierfache dessen gekostet, was er von Kehl aus kostete.

Wahrscheinlicher ist ein Gewicht von über 10 - 20 g, so dass die Ersparnis schon bei 21 Kreuzer (dem Siebenfachen des Frankos) gelegen haben dürfte.

Bei über 20 - 30 g hätte die Ersparnis astronomische 33 Kreuzer (das Elffache des Frankos) und im Extremfall bei über 30 bis 33,32 g bei 45 Kreuzer (dem 15-fachen des Frankos) gelegen.

Auch wenn der Brief alles andere, als schön ist, passt er perfekt in meine Bayern - Frankreich - Sammlung, in meine Postbetrugssammlung und in meine Muster-ohne-Wert(h) - Sammlung und darf in Bälde noch 2 mal kopiert werden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.04.2020 20:07:44 Gelesen: 165340# 401 @  
Hallo Sammlerfreunde,

das gute Stück kann zwar nicht mit Ralph seinem Brief mithalten hat aber auch seinen Reiz.

Ganzsachen Postkarte (PC 3)vom 26.8.1884 aus den USA zu 2 Cent an Max Rottmann in München von seinem Bruder aus New York. Die Postkarte ist mit der SS Werra (der ersten) nach Europa spediert worden diese gehörte seit 1882 zur Flotte der Norddeutschen Lloyd und war bis 1899 im Dienst. Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von New York und Nr.Stempel 15 auf dem Werteindruck und bei Ankunft Einkreisstempel von München B.Ü. (Briefübernahme) am 7.9.1884. Die Karte hat zwar einen leichten Bug in der Mitte aber die Liberty hatte mir gefallen und findet einen netten Platz in meiner Sammlung.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 16.04.2020 20:31:14 Gelesen: 165335# 402 @  
@ Gernesammler [#401]

Hallo Rainer,

schönes Stück - diese Stempel der Briefpost - Übernahme kenne ich bis dato nur von eingehender Post; bei Bayern wurden ja Hunderte von Stempeln nicht in dem ursprünglichen Sinne eingesetzt, aber bei diesen B.Ü. - Stempeln habe ich bisher noch keine Contravention feststellen können. Vlt. finden wir zwei Hübschen ja mal eine.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 29.04.2020 20:43:58 Gelesen: 164703# 403 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsache (U 23 A) von Thurn und Taxis zu 6 Kreuzer, wenn ich es richtig lese mit Vierringstempel Nr.105 sowie dem Stempel des abgehenden Postamts diesen kann ich aber nicht entziffern, versendet nach Lindau im Dezember 1864. Von 1864 gehe ich aus da diese Ganzsache erst 1863 in den Verbrauch kam.

Rückseitig sind ein Fahrpoststempel von Württemberg und der Ankunftsstempel von Lindau (Winkler Nr.14).

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 04.05.2020 19:26:24 Gelesen: 164360# 404 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief aus Württemberg vom 12.8.1872 zu 3 Kreuzer hier die U20 (Überdruck schwarz und die 3 im Posthorn an der Klappe hat einen runden Kopf) nach Augsburg an die Mechanische Weberei am Fichtelbach. Abgangsstempel von Württemberg ist von der Bahnpost.

Der Ankunftsstempel ein Halbkreisstempel Bahnhof Augsburg (Winkler Nr.14 in violett) weißt das Datum 7.8. auf, heißt einer der beiden Postbeamten hat den Stempel falsch eingestellt.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 14.05.2020 10:20:57 Gelesen: 163572# 405 @  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, die höchst simpel sind, in Massen vorkommen und doch hinsichtlich ihrer Taxierungen nicht zu knacken sind. Nicht zu knacken, jedenfalls wenn man nicht über lokales Wissen verfügt.



Ein einfacher Portobrief aus Berlin vom 26.10.1836 wurde zwischen 6 und 7 Uhr Abends mit Rötel korrekt taxiert = 6 Silbergroschen bis zur bayer. Postgrenze. Empfänger war Johann Georg Schmitt, wohlberühmter Müllermeister in Gerasmühl über Nürnberg bei Langenzenn.

Berlin sandte ihn - weil schon adressseitig genannt - nach Nürnberg, wo man die dort notierten 6 Sgr. korrekt in 21 Kreuzer reduzierte und auf diesen den Auslagestempel abschlug. An eigenem Porto wollte man 6 Kreuzer haben, die darunter notiert wurden, so dass wir auf ein Gesamtporto von 27 Kreuzern kämen. Aber oben links stehen 30 Kreuzer, im Auslagestempel hinter den "21" weitere 3 Kr. und rechts vom Auslagestempel wieder 3 Kr. - das ist dann doch ein bisserl viel 3 Kreuzer für solch einen kleinen Brief bis 1/2 Loth!

Die Erklärung ist folgende: Die Gerasmühle wurde mal von Nürnberg aus, mal von Schwabach aus postalisch von konzessionierten Boten angelaufen, die für ihre Gänge natürlich Geld sehen wollten. Die Entfernung Nürnberg - Gerasmühle betrug Luftlinie 8 km, die Entfernung Schwabach - Gerasmühle betrug Luftlinie 7 km, allerdings lag Schwabach südlich von Nürnberg, so dass Briefe von Norden erst Nürnberg zu transitieren hatten, ehe sie nach Schwabach kamen, um vom dortigen Boten aus wieder 7 km nach Norden zu gelangen, während Briefe von Boten aus Nürnberg nur 8 km südlich verbracht werden mussten.

Gab man jetzt einem Nürnberger Boten die ihm zugedachten Briefe für die Gerasmühle, notierte der zuerst einmal die für ihn wichtigen 3 Kr. auf allen Briefen, konnte dann aber hin und wieder feststellen, dass der Empfänger gar nicht "sein Kunde" war und er keine Konzession hatte, diesen Brief zu empfangen und auszutragen. Er musste ihn daher als unbestellbar wieder der Nürnberger Post zurück geben, die ihn nach Schwabach sandte, von wo aus ein anderer Bote die Konzession hatte, "seinem Kunden" die Post zuzustellen.

Der Schwabacher hatte die ersten 3 Kr. Botenlohn im Auslagestempel Nürnbergs übersehen, weil ihn die Auslagestempel und deren Inhalte nicht interessierten, sondern nur das, wofür er der Post in Schwabach die Briefe abkaufen musste und das waren 27 Kreuzer! Also notierte er "seine" 3 neben den Auslagestempel und addierte damit oben links alles auf 30 Kr., wie es auch richtig war.

Dergleichen Briefe liebe ich, zeigen sie doch die "kleine Postgeschichte" abseits von großen und bedeutenden Postverträgen und internationalen Laufwegen usw., sondern demonstrieren, dass die Tücke hin und wieder im Detail steckt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.05.2020 23:01:55 Gelesen: 163145# 406 @  
Liebe Freunde,



Sendungen aus Baden konnten, wenn die "Destination" Südpfalz war, über Karlsruhe, den Rhein und dann nach Westen laufen, oder die nördliche Route über Mannheim und Ludwigshafen nehmen.

Hier ein Beispiel aus Kehl vom 21.5.1869 über Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen und Kaiserslautern nach Pirmasens, heute wie damals in der Westpfalz gelegen. 3 Kreuzer reichten bis 1 Loth aus, die Entfernung war ab dem 1.1.1868 egal. Der Inhalt mangelt, aber die Leitung zählt.

Fast schon selten, dass der Absender nicht aus Strasbourg stammte und in Kehl seine Post aufgab, um sich viel Geld zu ersparen, sondern tatsächlich in Kehl residierte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.05.2020 19:54:45 Gelesen: 162637# 407 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 11.12.1857 aus Hamburg an August Frommel Privatier in Augsburg, dort kam der Brief am 13.12. an.

Für das Franko nahm man eine Thurn und Taxis Nr. 6 zu 3 Silbergroschen, gestempelt wurde mit Vierringstempel bei Hamburg müsste es die 578 sein und dem Einkreisstempel Hamburg TH&T, auf der Rückseite ist der Ankunftsstempel Halbkreisstempel Bahnh.Augsburg (Winler 11b).

Gruß Rainer



 
Magdeburger Am: 27.05.2020 18:19:40 Gelesen: 162578# 408 @  
@ Gernesammler [#407]

Hallo Rainer,

der Th&T-Nummernstempel hat die Zahl 300 - dass preussische Postamt die 578.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 27.05.2020 19:12:06 Gelesen: 162570# 409 @  
@ Magdeburger [#408]

Hallo Ulf,

Danke Dir - dann kann ich den Brief jetzt gut beschrieben ablegen.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 29.05.2020 19:57:58 Gelesen: 162366# 410 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Urlaub ist was schönes, ich konnte mal wieder bei meinem Lieblingshändler und Freund buddeln gehen und habe diese 3 Poststücke aus Berlin an die Mechanische Weberei in Hof bekommen die er extra für mich aufhebt.

Der erste Brief ein Porto Brief mit Recomandation vom 2.5.1865 von der Firma Löwenberg & Gülow an die Mechanische Weberei Hof. Für das Porto hatte die Weberei 30 Kreuzer zu zahlen und für die Recomandierung wurden 6 Kreuzer bezahlt. Gestempelt wurde mit Hufeisenstempel von Berlin (Spalink Typ 1), verwendet 18.2.1865-8.9.1865 sowie dem Stempel "Recomandirt" und der Manualnummer 617, auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Hof.

Wieviel Loth werden oben im Kürzel angezeigt?



Der zweite Brief auch ein Portobrief mit Recomandation vom 19.1.1867 von der gleichen Firma an die Direktion der Mechanischen Weberei Hof. Hier hatte ebenso für das Porto die Weberei 30 Kreuzer zu zahlen und für die Recomandierung wurden 6 Kreuzer bezahlt. Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Berlin (KBHW 16c in blau) verwendet 6.11.1865-26.4.1872 und dem Reco-Stempel sowie der Manualnummer 680. Auf der Rückseite ist auch der Ankunftsstempel von Hof.



Das dritte Poststück ist eine Ganzsachen Postkarte des Deutschen Reiches (P20) zu 5 Pfennig vom 13.8.1891 auch von der Firma Löwenberg an die Mechanische Weberei in Hof, die Karte kam dort am 14.8. an. Gestempelt wurde hier mit Einkreisstempel von Berlin C 2 * S kleiner Kreis 23,5mm (KBHW 242) verwendet 1,11.1890-27.12.1892 sowie dem Ankunftsstempel Einkreisstempel von Hof.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 29.05.2020 21:19:56 Gelesen: 162356# 411 @  
@ Gernesammler [#410]

Hallo Rainer,

deine beiden Briefe wogen genau 1 Loth - da im Postverein das Loth exklusive gerechnet wurde, waren es schon Briefe der 2. Gewichtsstufe (1 bis unter 2 Loth). Daher wurde gerechnet:

1. G-Stufe über 20 Meilen = 9 Kreuzer, Portozuschlag 3 Kreuzer = 12 Kreuzer.
2. G-Stufe über 20 Meilen = 9 Kreuzer, Portozuschlag 3 Kreuzer = 12 Kreuzer.
Recommandirt (gewichtsunabhängig) 6 Kreuzer. Addiert man alles, kommt man auf die notierten 30 Kreuzer.

Briefe der 2. G-Stufe bei Portochargébriefen sind nicht häufig - gäbe es diese Korrespondenz nicht, wären sie sogar sehr selten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Martin de Matin Am: 30.05.2020 17:12:12 Gelesen: 162280# 412 @  
Ich zeige einen Brief aus Möskirch in Baden nach Nördlingen vom 13.8.1851. Der Brief ist mit einer 9 Kreuzer MiNr. 4a frankiert.

Wie würden Raritätsfanatiker den Brief beschreiben:

-einer von fünf bekannte Zierbriefen der Baden 4a
-oder einer von vier Zierbriefen nach Bayern der 4a
-oder vieleicht als Steigerung der früheste bekannte von zwei Zierbriefen der 4a nach Nördlingen

Ich würde nur sagen ein hübscher kleiner Brief der 4a.



Als Ergänzung zu dem oben geschriebenen Text. Vier der fünf Zierbriefe der 4a gingen von Möskirch nach Bayern, davon zwei nach München und zwei nach Nördlingen. Die vier stammen wohl aus einem Fund und es sind zumindest drei davon an die gleiche Person geschrieben worden. Eine Abbildung des zweiten Briefes nach München mit dem Empfänger kenne ich leider nicht.

Gruss
Martin
 
Gernesammler Am: 01.06.2020 17:57:07 Gelesen: 162055# 413 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Postkarte zu 4 Kopeken vom 25.5.1893 von den Gebrüdern Lindemann aus Moskau mit einem Angebot für Laubsägen an die Firma I.N. Eberler & Co in Augsburg dort kam die Karte am 10.6.1893 an.

Gestempelt wurde Einkreisstempel von Moskau und auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Augsburg sowie der Briefträgerstempel Nr.2.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 07.06.2020 18:08:24 Gelesen: 161752# 414 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachenumschlag zu 3 Kreuzer (U 17) vom 6.7.1868 aus Hall in Württemberg an Sebastian Ginou in Nürnberg (welche Handlung hatte der Herr).

Der Ganzsachenumschlag hat auf der Rückseite nochmals einen spiegelverkehrten Druck des Wertes. Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Hall, auf der Rückseite dem Zweikreisstempel der des Fahrpostamtes am gleichen Tag sowie dem Ankunftsstempel Zweikreisstempel Nürnberg BHF (Winkler Nr.10 mit Rosetten 27mm) und dem Briefträgerstempel Nr.24.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 07.06.2020 18:21:45 Gelesen: 161747# 415 @  
@ Gernesammler [#414]

Hallo Rainer,

Sebastian Ammon, Samenhandlung steht da.

Ein waagrechter Strich über einem kleiner Konsonanten bedeutete dessen Verdoppelung.

Hast du den hübschen Franzosenbrief mit 40 Centimes schnappen können, den ich dir gemailt habe?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 07.06.2020 19:09:29 Gelesen: 161744# 416 @  
@ bayern klassisch [#415]

Hallo Ralph,

danke für die Info zum Brief, ja der ist schon unterwegs zu mir und sollte diese Woche eintreffen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 07.06.2020 20:28:02 Gelesen: 161736# 417 @  
@ Gernesammler [#416]

Hallo Rainer,

prima, hatte ich gehofft - freue mich, ihn hier sehen zu dürfen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 11.06.2020 19:54:19 Gelesen: 161612# 418 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Zwei Franko Briefe aus Luzern in der Schweiz vom 24.6.194 und 16.1.1895 an Theodor Wolff in Fürth bei Nürnberg. Mich würde interessieren, was der Herr Wolff war - kann ich leider nicht entziffern.

Für das Franko nahm man Marken aus der Serie Kreuz und Wertziffer (hier mit roten und blauen Fasern)jeweils eine Zumstein 60B zu 5 Rappen und zwei Marken der 61B Zumstein zu 10 Rappen,die Gebühr in das Ausland betrug seit 1875 25 Rappen für den einfachen Brief bis 15 Gramm. Gestempelt mit Einkreisstegstempel mit Segmenten von Luzern und auf der Rückseite Ankunftsstempel von Fürth sowie Briefträgerstempel 9 und 10 auf den Briefen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 11.06.2020 20:33:08 Gelesen: 161606# 419 @  
@ Gernesammler [#418]

Hallo Rainer,

2 nette Briefe! Der Empfänger war Kaminkehrermeister; da wird er nicht so schlecht verdient haben. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 12.06.2020 19:43:06 Gelesen: 161590# 420 @  
Hallo Sammlerfreunde, hallo Ralph,

heute angekommen, Franko Brief vom 5.3.1875 aus Paris an Fräulein Lorenz in der Fürstenstraße 7 in München.

Für das Franko nahm man eine Frankreich Mi.Nr.35 Ceres zu 40 Centimes, gestempelt mit Punktrost Sternestempel mit der Nummer 7 und dem Zweikreisstempel von Paris sowie dem PD Stempel an der rechten Seite.

Auf der Rückseite nochmals ein Zweikreisstempel von Paris am gleichen Tag mit dem Schriftzug "Etranger" (was hat es mit dem Stempel auf sich) und dem Ankunftsstempel von München am 6.3. sowie dem Briefträgerstempel Nr.40.
Alles in allem ein sehr schöner Brief wie ich finde.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 12.06.2020 20:24:48 Gelesen: 161581# 421 @  
@ Gernesammler [#420]

Hallo Rainer,

ja, der sieht gut aus. "Etranger" bedeutete, dass ihn die Pariser Post der Auslandsstelle übergeben hatte. Er lief über das Elsass, das seit 1871 deutsch geworden war, Baden (auch deutsch), Württemberg nach Bayern nur auf Gleisen, daher so schnell.

Das Besondere war, dass der neue Postvertrag vom 16.5.1872, den das Dt. Reich mit Bayern und Württemberg mit Frankreich abgeschlossen hatte, eine Senkung der deutschen Gebühren vorsah (von vorher 12 Kreuzer auf nur noch 9 Kreuzer), während die Gebühr Frankreichs, wie wir hier sehen, bei 12 Kreuzern = 40 Centimes bestehen blieb.

Der Hintergrund war der, dass Frankreich dem Dt. Reich und seinen Alliierten 5 Milliarden Goldfranken als Reparationszahlung zu berappen hatte - und angesichts dieses enormen Betrages konnte man keine Gebühren senken.

Im übrigen: Nach dem Krieg 1871 sank das Korrespondenzaufkommen zwischen Bayern und Frankreich, weil Frankreich für alle Deutschen als der "Erbfeind" galt (und umgekehrt) und man sich anderseits orientierte, kaufte, handelte usw.. Nur die privaten Kontakte (wie hier!) blieben natürlich noch bestehen. Auch die o. a. Senkung auf nur noch 9 Kr. für den einfachen, bis 10g schweren Brief, brachte keine Änderung mit sich - das Verhältnis der deutschen Staaten zu Frankreich war zerrüttet und sollte sich bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs nicht mehr dramatisch ändern (leider!).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.06.2020 09:04:56 Gelesen: 161571# 422 @  
Liebe Freunde,

dass Postablagen bei Poststücken Ankunft stempeln mussten, glaube ich nicht. Die wenigen Briefe, die wir an Ort mit nur einer Postablage kennen, weisen i. d. R. auch keine Ankunftsstempel auf, außer eben die der vorgesetzten Poststelle (Postexpedition, Postamt usw.).

Aber von der Rast & Hauber Korrespondenz nach Lindenberg (Käsehersteller) kennen wir ein paar nette Briefe, die genau dieses Phänomen zeigen und die dadurch sehr wertvoll sind, weil man diese Vorgehensweise sonst nicht würde aufzeigen können.



Hier ein Brief aus dem badischen Mannheim vom 22.5.1861 mit dortigen Postaufgabe am Folgetag an eben diese Firma (glücklicherweise riecht der Brief frisch), der siegelseitig perfekt den Laufweg mit der badischen Bahnpost, der württembergischen Bahnpost und dann den bayerischen Einzeltransit von Röthenbach über Weiler nach Lindenberg nachvollziehbar werden lässt.

Angeblich erst zum 1.7.1861 eröffnet, muss dieses Datum korrigiert werden, denn es liegen frühere Abstempelungen vor, wie diese hier. Leider weiß ich nicht, welches Datum das bisher früheste ist und wenn es einer weiß, darf er das hier gerne posten.

P.S. Auch wenn es einen bayerischen Postgeschichtler wenig juckt - aber vollrandige Badenmarken sind auch nicht gerade häufig, nicht mal auf Briefen an bayerische Postablagen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 14.06.2020 18:15:25 Gelesen: 161551# 423 @  
Hallo Sammlerfreunde,

zwei Franko Briefe an Herrn M.Nocker einem Kerzenfabrikanten (Fabrique de Bougies).

Der erste aus Fribourg vom 14.3.1893 an Herrn Nocker leider ohne Absender kam am 15.3.1893 in Landsberg am Lech an. Für das Franko nahm man eine Zumstein Nr.67C stehende Helvetia (13 Zähne) diese hat eine leichte Retouche auf der linken Seite von unter der Hand am Speer bis darüber fast bis zum Rand des Ovals.

Gestempelt wurde mit Einkreisstegstempel mit Segmenten von Fribourg und auf der Rückseite ein Einkreisstempel 30b als Ankunft von Landsberg



Der zweite Brief kam aus Genf vom 4.6.1894 von einem Damenbekleidungsladen "Missol Briffod" auch an Herrn Nocker in Landsberg am Lech hier kam der Brief am 5.6.1894 zur Ausgabe. Für das Franko nahm man Marken aus der Serie Kreuz und Wertziffer (hier mit roten und blauen Fasern)jeweils eine Zumstein 60B zu 5 Rappen und zwei Marken der 61B Zumstein zu 10 Rappen,die rechte 10 Rappenmarke weit im oberen Franko leichte Beschädigungen auf. Gestempelt wurde hier mit Einkreisstegstempel mit Segmenten von Genf und auf der Rückseite am 5.6. München BÜ Briefübernahme (5-6 Uhr) sowie als Ankunft auch hier Einkreisstempel 30b von Landsberg (11-12 Uhr).



Die Gebühr in das Ausland betrug seit 1875 25 Rappen für den einfachen Brief bis 15 Gramm.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 05.07.2020 10:54:26 Gelesen: 160948# 424 @  
Liebe Freunde,

manchmal werden Sammlerträume wahr ...





Portobrief aus Rosay vom 23.9.1836 mit 2 Aufgabestempel von 72 Septeuil und Houdan (die Orte liegen 14 km auseinander) nach München, verfasst wurde er aber in Rosay, 2 km nördlich von Septeuil. Nach dem PV vom 1.1.1822 lag er im 3. Rayon gegenüber Bayern und kostete bei der Leitung über Paris und Strasbourg 20 Kreuzer bis Kehl und ab da 18 Kreuzer bis zum Empfänger nach München. Die 20 Kreuzer wurden in Augsburg (Paketschluss Strasbourg - Augsburg) in Auslage genommen und so waren in München 38 Kreuzer zu bezahlen. Zudem wurde der Brief noch "poste restante" gestellt, sollte also nicht ausgetragen werden, sondern vom Empfänger beim Postamt abgeholt werden - dieser Dienst kostete weitere 4 Kreuzer, die aber selten notiert wurden.

Augenscheinlich weilte der Empfänger (seinen Namen kann ich nicht sicher lesen - wer kanns?) nicht mehr in München, sondern war nach "Vienne" = Wien weitergereist, so dass man ihm den Brief, wohl auf seine Weisung hin, nach dorthin nachsenden sollte.

Das Problem war nur, dass bis 30.9.1842 zwischen Bayern und Österreich ein Grenzfrankozwang existierte und Österreich nur bis zur Ö-Grenze frankierte Briefe annahm. Die Frage bleibt: Wer zahlte für einen nicht anwesenden Empfänger 38 Kreuzer Postporto, 4 Kreuzer Lagergeld wegen poste restante (die immer fällig waren, auch im Falle wie hier, dass der Empfänger verzogen war) und das Franko von 6 Kreuzern bis zur Ö-Grenze bei Salzburg? 48 Kreuzer waren eine Menge Geld.

Da der Brief am 30.9.1836 in München angekommen war, musste er schnell weitere geleitet worden sein, denn er war schon am 5.10.1836 in Wien. Ab Salzburg wurde er als einfacher Brief bis 1/2 Wiener Loth vorne mit 14 Kreuzer Conventionsmünze taxiert und er lief immer noch unter poste restante. Die Münchener Post hatte vorne links unten zwar "frey" notiert, doch hatte das hier wohl eher die Bedeutung, dass er nicht mehr mit fremden Porto belastet an Österreich weiter geleitet worden war.

Ob in Österreich damals noch eine poste restante Gebühr zu den 14 Kreuzern CM kam, weiß ich nicht. Wer es weiß, darf es gerne hier schreiben. Selbst ohne diese hätte der Brief dann ca.1 Gulden und 5 Kreuzer rheinisch gekostet - und das für unter 7,5 g.

Wer etwas zum Inhalt sagen kann, darf das gerne tun. Mein Französisch ist leider zu schlecht dafür. Jede Information freute mich sehr.

Weiterleitungen von poste restante Portobriefen in Länder mit Grenzfrankozwang sind Raritäten, die man nicht hoch genug einschätzen kann. Ich habe ca. 60 - 70 poste restante Briefe der Kreuzerzeit von, nach und durch Bayern, aber keinen solchen.

Vielen Dank nochmals an alle, die mir das Sternchen haben zukommen lassen - dafür habe ich jetzt diesen Brief (und den zuletzt eingestellten) meiner Sammlung einverleiben können. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 05.07.2020 19:25:35 Gelesen: 160918# 425 @  
@ bayern klassisch [#424]

Hallo Ralph,

ich würde "Monsieur Berryer" als Empfänger lesen, möglicherweise ist Pierre-Antoine Berryer [1] gemeint.

Liebe Grüße, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre-Antoine_Berryer
 
bayern klassisch Am: 05.07.2020 20:25:58 Gelesen: 160911# 426 @  
@ bignell [#425]

Hallo Harald,

den Namen hätte ich in 10 Jahren noch nicht heraus gefunden - vielen, vielen dank für deine erstklassige Recherche und du wirst natürlich Recht haben; klasse!

Wenn jetzt noch einer den Inhalt transkribieren könnte (nur das Wichtigste), wäre ich entzückt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.07.2020 12:35:12 Gelesen: 160708# 427 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus dem belgischen Antwerpen, der dort am 29.9.1821 verfasst worden war, aber, wie auch immer, über die Grenze nach Preussen - hier Köln verbracht worden war und dort aus unfrankierter Brief nach Reith (richtig: Reuth bei Weiden in der Oberpfalz) aufgegeben wurde. Von Köln ging es über FFM und Aschaffenburg - Würzburg nach Nürnberg, wohin Köln einen eigenen Paketschluß hatte. Dort wurden Preussen 18 Kreuzer kreditiert (4 1/2 Gutegroschen) und Bayern setzte für die Strecke Aschaffenburg - Reuth weitere 18 Kreuzer an, so dass der Empfänger total 36 Kreuzer zahlen musste - trotz "Unterschleif" nicht eben wenig für den einfachen Brief.



Schön ist schon der 1. Satz des Antwerpener Briefes: "Aus Ihrem Werten vom 25. dieses (Monats) aus Frfurt (Frankfurt am Main) ...".

Halten wir also fest, dass beiden Handelshäusern die Postgebühren entschieden zu hoch erschienen und man sich gegenseitig die Korrespondenz günstiger gestaltete: Der Belgier schleppte seine Brief nach Köln und der Oberpfälzer kuvertierte sie auf Frankfurt am Main.

Ich erspare mir auszurechnen, die genauen Einsparungen zu bestimmen, weil die Gewichte usw. nicht zu klären sein werden, aber für eine Handvoll Mittagessen pro Brief dürfte sich das schon gelohnt haben und der Aufdeckungsfall war unwahrscheinlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 20.07.2020 20:09:14 Gelesen: 160058# 428 @  
Hallo Sammlerfreunde,

zwei Briefe von der Gold Coast, hier Ghana vom 12.12.1898 an den Königlichen Universitäts Professor Herrn Dr. G.Hauser in Erlangen, (es könnte sich um den bekannten Pathologen und Bakteriologen handeln, geboren am 13.7.1856 in Nördlingen, und gestorben am 30.6.1935 in Erlangen).

Für das Franko nahm man eine Marke zu 2 1/2 Penny wenn ich richtig sehe mit stummen Stempel entwertet und den kleinen Einkreisstempel von Quittah am 12.12.1988 abgeschlagen, auf der Rückseite am 15.12.98 der Einkreisstempel von Accra wahrscheinlich bevor dieser mit dem Schiff Richtung Liverpool auslief, in Liverpool kam der Brief am 13.1.1899 an von wo er nach Erlangen weitergeleitet wurde und dort am 15.1.99 zur Ausgabe kam.

Ich hoffe zu den Marken kann mir jemand mehr sagen, schon eimal Danke im voraus.



Der zweite Brief ist vom 6.5.1899 auch von der Gold Coast aus dem gleichen Ort Quittah und auch an den Herrn Professor Hauser, hier wurden für das Franko auch 2 1/2 Penny verklebt aber hier mit 3 Marken.

Der Brief kam dann am 28.7.1899 zur Ausgabe, siehe der Einkreisstempel von Erlangen udn es wurde der Briefträgerstempel Nr.12 abgeschlagen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 20.07.2020 21:36:10 Gelesen: 160043# 429 @  
@ Gernesammler [#428]

Hallo Rainer,

fachlich kann ich zu deinen beiden Briefen nichts beitragen, weil zu spät für mich verschickt, aber 2 nette Briefe der Goldküste nach Bayern hat nicht jeder - klasse gemacht!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 21.07.2020 20:08:26 Gelesen: 159936# 430 @  
Hallo Sammlerfreunde,

nochmals zwei Briefe an Herrn Professor Dr.Hauser in Erlangen, diesmal beide aus Australien Queensland.

Der erste Brief vom 22.7.1904 wurde mit einer 2 1/2 Pence Marke (Queen Victoria) frankiert und in Cooktown aufgegebeb, hier wurde mit dem Nr.Stempel 17 und dem Stempel von Cooktown abgestempelt am 28.7.1904 dann in Brisbane von wo er seine Reise nach Erlangen antrat wo der Brief am 5.9.1904 zur Ausgabe kommen sollte, siehe Ausgabestempel Erlangen und dem Briefträgerstempel Nr.12.

Der Herr Professor war aber zu diesem Zeitpunkt dort nicht anzutreffen sondern in einer Villa "Santa Maria" in Berkenried am Vierwaldstätter See in der Schweiz wohin der Brief nachgesendet wurde und dort am 6.9.1904 zur Ausgabe kam.

Auf der Vorderseite ist links in der Mitte eine 55 hat dies etwas mit der Nachsendegebühr zu tun?



Der zweite Brief war vom 14.8.1905 und wurde in Ayton aufgegeben, frankiert wurde hier mit einer 2 Pence Marke (Queen Victoria) und einer Marke zu einem halben Penny, gestempelt mit Nr.Stempel 45 und dem Stempel von Ayton.

Von Ayton aus wurde der Brief am 15.8. in Cooktown gestempelt, dann weiter spediert nach Brisbane wo er am 30.8. weitergeleitet wurde nach Erlangen.

Hier kam der Brief dann am 23.9.1905 zur Ausgabe, gestempelt Zweikreisstempel Erlangen 1 und dem Briefträgerstempel Nr.12.

Gruß Rainer


 
Magdeburger Am: 24.07.2020 10:48:01 Gelesen: 159760# 431 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute mal ein Portobrief, wie ich ihn so noch nicht habe:



Am 14.03.1851 am Bahnhof Fürstenwallufer aufgegeben und an Herrn Louis Rose Adr p. Herrn Theodor Schmidt (in) Baireuth gesendet.

Siegelseitig notierte man 4 Sgr. Portoforderung und er lief über Halle - Erfurt - Hof. Weiterhin ist die Ankunft einen Tag später dokumentiert.

In Hof wurden die siegelseitigen 4 Sgr. nun richtig die Portoforderung von 12 Kreuzer im Auslagestempel vermerkt. Prinzipell hätte man schon in Magdeburg die 12 Kreuzer vorderseitig notieren sollen, da dies auch der aufgebenden Post zugestanden hat.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 24.07.2020 14:01:59 Gelesen: 159743# 432 @  
@ Magdeburger [#431]

Lieber Magdeburger,

ein attraktiver Brief - gefällt mir sehr gut und hätte ich auch genommen. :-)

Aber die Aufgabepost hatte sowohl hinten 4 Sgr. und vorne 12 Kreuzer notiert, wie man an derselben Tinte sieht. Bayern hat damals praktisch nie in blauer Tinte taxiert.

Nur der Auslagestempel war eigentlich überflüssig, weil er ja allein dafür gedacht war, das fremde Porto aufzuzeigen, um es optisch vom bayerischen Porto zu trennen, was ja hier nicht notwendig war, weil es im DÖPV ja nur ein Gemeinschaftsporto gab, das, wie du richtig geschrieben hast, allein der Aufgabepost zustand.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.07.2020 14:35:51 Gelesen: 158972# 433 @  
Liebe Freunde,

die Postverhältnisse Badens zu Bayern sind eher simpel und kennen nur sehr wenige "Knobler". Aber der hier ist wahrlich nicht einfach zu interpretieren, jedenfalls nicht für mich und all die, die ich wegen ihm bisher befragt habe:



Großer Faltbrief ohne Inhalt und Datierung aus dem badischen Heiligenberg, lt. Feuser ab 1836 bekannt, nach Castell in Franken an den Grafen Friedrich Ludwig (Heinrich) zu Castell - Castell.

1. Problem: Der Aufgabestempel hat kein Datum innen, wie sonst immer, was die Möglichkeit zuläßt, dass er hier als Fahrpoststempel eingesetzt wurde. Diese Spezialtitäten gab es in Baden und Bayern hin und wieder.

2. Problem: Wäre es ein Fahrpostbrief gewesen, wäre die Fahrposttaxe in Anwendug zu bringen gewesen, was nicht der Fall war und Manualnummern hat er auch keine.

3. Problem: Der Brief zeigt zwei Mal die badische Taxe von 30 Kreuzern, aber je von anderer Hand geschrieben, wobei die Hand unten die 30 ligaturig schrieb und damit mehr Routine mit Zahlen hatte, als die Hand oben. Aber hätte eine so kleine Poststelle wie die von Heiligenberg tatsächlich 2 Postler gehabt, die denselben Brief noch dazu identisch taxierten?

4. Problem: Der Laufweg ist nicht klar, vermutlich ging es via Stockach, Donaueschingen, Offenburg und Heidelberg nach Würzburg. Ein einfacher Badenbrief durfte bis zu einem 3/4 kölnischen Loth wiegen, demnach wäre er nach der Progression 12, 18, 24 und 30 Kreuzer in der 4. Gewichtsstufe gelegen.

5. Problem: Bayern taxierte nach Münchener Halblothschritten (8,75g) und kam für sich zu einer Taxe von 12 Kreuzern (3x, 4,5x, 6x, 7,5x, 9x, 10,5x und 12x unter 6 Meilen Entfernung von der Grneze), womit er in Bayern in der 7. Gewichtsstufe gelegen hätte - das passt trotz der Gewichtsdifferenzen nicht wirklich gut.

6. Problem: Nachdem man sinnloserweise 2 Auslagestempel in Würzburg für den selben Betrag abschlug, notierte man unter dem Oberen die eigenen 12 Kreuzer, womit wir ein Totalporto von 42 Kreuzern vor uns hätten. Aber man vermerkte keine 42 Kreuzer, sondern tatsächlich 45 Kreuzer, um eben diese wieder zu streichen, ohne einen anderen (richtigen?) Taxbetrag zu vermerken. Möglich wären auch 3 Kreuzer Bestellgeld von der letzten Post (Castell erhielt erst 1857 eine Postexpedition, zuvor war für diesen Ort das 16 km entfernte Kitzingen zuständig) Kitzingen.

Siegelseitig findet sich nur der Halbkreiser von Würzburg vom 28.7.18??, wobei diese Type ab 1834 gelistet ist, so dass wir wohl einen Brief der späten 1830er Jahre vor uns haben sollten.

Absender war wohl, trotz unleserlichem Siegel, Karl Egon II Fürst zu Fürstenberg (1796-1854), Empfänger Graf Friedrich Ludwig Heinrich von Castell - Castell (1791-1875).

Sachdienliche Hinweise auf die o. g. 6 Probleme nimmt jeder bayern klassisch entgegen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.07.2020 21:41:15 Gelesen: 158933# 434 @  
Liebe Freunde,

für einen lieben Sammlerfreund konnte ich dieses Rosinchen schießen: Einfacher Brief bis 10 g aus St. Pierre-Les-Calais vom 3.5.1873 nach München via Paris, Straßburg, Mühlacker und Stuttgart nach München, dort am 5.5.1873 angekommen.



Die Stempelung der Marke finde ich wundervoll - 3816 - kennt jemand den Stempelzuschlag für diesen herrlichen Nummernstempel?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 03.08.2020 20:10:59 Gelesen: 158680# 435 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus New York vom 17.3.1890 an Madame Sophia Pragen in Nürnberg, dort kam der Brief am 1.4.1890 an.

Für das Franko nahm man eine Scott A56 zu 5 Cent (1888) was aber wohl für die postalische Spedition nicht ausreichte und man eine Nachgebühr von 2 Cent oben links und in blau 40 Pfennig erhob die dann der Empfänger zu zahlen hatte.

Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von New York, auf der Rückseite Ankunft der Einkreisstempel von Nürnberg sowie der Briefträgerstempel Nr.4.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 03.08.2020 21:35:07 Gelesen: 158669# 436 @  
@ Gernesammler [#435]

Hallo Rainer,

es war ein Brief der 2. Gewichtsstufe an Sophia Prager, ein bekannter, mosaischer Name damals. Als Gewicht wunden 16 g vermerkt und einfache Briefe durften nur 15 g wiegen. Daher die fehlende Gewichtsstufe von 20 Pfg. verdoppelt auf 40 Pfg. Nachporto.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 07.08.2020 20:12:20 Gelesen: 158289# 437 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief von der Firma Plate & Stosberg vom 30.8.1863 aus Remscheid (Preussen) als Rechnungsbrief über 38 Gulden 48 Kreuzer an Herrn Ritzinger in Deggendorf.

Warum steht in der Absenderseite der zu zahlende Preis mit Datum 25.8.1863 und darunter Cassa 102. am 12.5.1864?

Für das Franko nahm man eine Preussen Nr.18 zu 3 Silbergroschen, gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Remscheid (Feuser 2734 nachverwendete Stempel) und auf der Rückseite zur Ankunft Halbkreisstempel von Deggendorf (Winkler 12a).
Das gute Stück gab es gestern für ganze 3,- Euro also eine Bratwurst mit Pommes.

Gruß Rainer






 
bayern klassisch Am: 07.08.2020 20:34:30 Gelesen: 158285# 438 @  
@ Gernesammler [#437]

Hallo Rainer,

hier würde Bratwurst und Pommes eher 5 Euro kosten - der Brief dann aber auch!

Ich kann deine Frage nicht beantworten - vlt. hatte man ein langes Zahlungsziel vereinbart und es war auch unüblich bei einer Firma in Preussen, dass sie in rheinischen Gulden fakturierte. Oder der Empfänger hat es geschrieben, das gab es auch.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 08.08.2020 16:56:58 Gelesen: 158210# 439 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 20.9.1867 von der Firma Lebeau & Co aus Bologne Sur Mer in Frankreich an Herrn M.L. Guttmann Sohn in Siegenburg über Paris - Strasbourg - Abensberg nach Siegenburg.



Frankiert mit der Frankreich Nr. 22b (Napoleon noch ohne Lorbeerkranz) gestempelt mit Rostpunktstempel Nr. 49 sowie dem Zweikreisstempel von Bologne-S-Mer und dem PD Stempel, auf der Rückseite der Zweikreisstempel von Lille a Paris und dem Bahnpoststempel Paris a Strasbourg sowie zur Ankunft der Halbkreisstempel von Siegenburg (Winkler 12a).

Innen ist nur die Absenderadresse und nochmals das Datum.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 08.08.2020 20:13:49 Gelesen: 158191# 440 @  
@ Gernesammler [#439]

Hallo Rainer,

ein Brief wie gemalt - du wirst noch zum Incoming-Mail-Experten für Bayern aus Frankreich!

Alles schöne Briefe (du hast jetzt schon 3 mit Unterschieden), jetzt fehlt noch ein frankierter aus dem Vertrag von 1847-58 mit 30 oder 50 Centimes, aber den finden wir auch noch irgendwann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Martin de Matin Am: 08.08.2020 23:31:53 Gelesen: 158162# 441 @  
@ Gernesammler [#439]

Nach Billig`s Philatelic Handbook Volume III hat "B oulogne sur Mer" (nicht verwechseln mit B ologne sur Marne) den Nummernstempel 549.

Gruss
Martin
 
Gernesammler Am: 08.08.2020 23:49:35 Gelesen: 158159# 442 @  
@ Martin de Matin [#441]

Hallo Martin,

Danke für den Hinweis der Stempel ist ja nicht ganz sauber abgeschlagen jetzt kann ich diesen dann auch vernünftig ablegen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 09.08.2020 14:44:19 Gelesen: 158111# 443 @  
Liebe Freunde,

das exakte Datum dieses Brieffragments lässt sich leider wohl nicht mehr heraus finden, aber ich versuche mal mein bestes, es zu beschreiben.



Aufgabe am 25.4.186? bei der Bahnhofsexpedition des Saarbrücker Bahnhofs, frankiert mit 2 Sgr. für einfache Briefe über 10 bis 20 Meilen in den Postverein, hier nach Ludwigshafen in der Pfalz (104 km exakt). Die Entwertung der Marke erfolgte jedoch mit dem Bahnpoststempel Trier - Bingerbrück am selben Tag und, ja, heute kaum zu glauben, noch an nämlichem Tag erfolgte die Zustellung an das Hotel Deutsches Haus in Ludwigshafen und die Wiederaufgabe bei der Post in Ludwigshafen mit der vom Empfänger dort hinterlassenen neuen Anschrift Hotel d´Hollande in Köln.

Ludwigshafen wurde, wegen der kurz zuvor erfolgten Auslieferung an das Hotel, zur Aufgabepost und taxierte jetzt den Brief drei mal mit jeweils 3 Silbergroschen, wobei man diese zwei mal strich, um sich dann endgültig doch für 3 Sgr. zu entscheiden, die richtig waren bei einer Entfernung von 190 km (über 20 Meilen).

Die in Bläuelstift notierte 11 war wohl die Zimmernummer des Herrn Maurice Franck, jedenfalls wurde das bei der Hotelpost oft so gemacht, damit man die Briefe den Empfängern gleich bei der Schlüsselauf- oder Abgabe in die Hand drücken konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 09.08.2020 17:15:58 Gelesen: 158089# 444 @  
@ bayern klassisch [#443]

Hallo Ralph,

der Brief lässt sich bisher leider nur von 1861-1867 eingrenzen, erscheinen der Marke (Preussen) 1861 und des Stempels von Ludwigshafen (Winkler Nr.14 kleine Type 1861-72).

Leider habe ich nichts über einen Maurice Franck rausfinden können, alle Daten über diesen Namen waren zu neu.

Vielleicht könnte man es noch eingrenzen wenn man etwas über das Hotel "Deutsches Haus" in Köln oder das Hotel "de Holland" herausfinden könnte, z.B. wann gebaut oder wann umbenannt.

Hoffe jemand aus dem Forum kann da helfen, es gibt zwar das Hotel "Deutsche Haus" in Köln Bonn aber ich habe leider keine von-bis Daten gefunden.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 09.08.2020 17:45:14 Gelesen: 158082# 445 @  
@ Gernesammler [#444]

Hallo Rainer,

bin da leider auch nicht weiter gekommen - da helfen nur Ortskundige oder ein Genie (das ich nicht war, bin und jemals sein werde) beim googeln.

Danke für deine Mühewaltung!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 19.08.2020 09:37:35 Gelesen: 157511# 446 @  
Liebe Freunde,



im Rahmen der Exploration der Besonderheiten zwischen Ulm und Neu-Ulm konnte ich den hier schnappen, der am 1.9.1857 in Ulm geschrieben und zur Post gebracht wurde mit 3 Kreuzer Franko, da der Zielort, Schloß Reisenburg bei Günzburg, nur 25 km (gut 3 Meilen) entfernt lag und eine Aufgabe in Neu-Ulm keine Ersparnis nach sich gezogen hätte.

Absender war die Firma Gebrüde Leube, Ulm, [1] die eine Zementfabrik betrieben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Ernst_Leube
 
Gernesammler Am: 30.08.2020 15:44:58 Gelesen: 156609# 447 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Postkarte aus Berlin vom 28.12.1872 nach Fürth an Herrn Karl Königsbereger dort kam die Karte am 30.12.72 zur Ausgabe.

Für das Franko verklebte man eine Deutsches Reich Mi.Nr. 18 Adler mit großem Brustschild zu 1/2 Groschen, gestempelt mit Ra3 Rahmenstempel Berlin Post Exe. 20 Gesundbrunnen (KBHW 468 C) und zur Ankunft Einkreisstempel von Fürth (Winkler 20 b hohe Grotesk Schrift, lila 29 mm).

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 06.09.2020 19:44:23 Gelesen: 156208# 448 @  
Hallo Sammlerfreunde,

ich habe mal wieder zwei Belege bekommen aus Berlin an die Mechanische Weberei in Hof.

Der erste Beleg ein Franko Brief vom 27.11.1865 von Herrn W.F. Bracker an die Mechanische Weberei in Hof, hier kam der Brief am 28.11.1865 zur Ausgabe.
Für das Franko nahm man eine 3 Kreuzer Marke für Briefe im Fernverkehr unter 1 Loth und über 20 Meilen.

Die Marke ist entweder abgefallen oder aber jemand hat diese später vom Brief gelöst, das kann man nicht mehr nachvollziehen. Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel Berlin PE.N.25 (KBHW 505b, 21.11.1865-14.4.1869), auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Hof BE am 28.NOV.



Das zweite Poststück ist eine Postkarte vom 30.10.1880 von Bodenstein & Alexander die eine Bestellung in der Mechanischen Weberei Hof aufgaben, in Hof kam die Karte am 31.10.1880 zur Ausgabe.

Frankiert wurde mit DR Nr.40 zu 5 Pfennig, gestempelt mit Einkreisstemnpel Berlin 1 C à (KBHW 172 Latein) und dem Ankunftsstempel von Hof einem Einkreisstempel.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 06.09.2020 20:57:10 Gelesen: 156202# 449 @  
@ Gernesammler [#448]

Hallo Rainer,

wenn der Brief aus 1865 stammt, muss auf ihm eine 3 Silbergroschen - Marke von Preussen geklebt haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 06.09.2020 21:17:27 Gelesen: 156201# 450 @  
@ bayern klassisch [#449]

Hallo Ralph,

stimmt, mein Fehler, musste schnell gehen und nicht mehr überlesen.

Gruß Rainer
 
bignell Am: 13.09.2020 15:12:19 Gelesen: 155788# 451 @  
Liebe Freunde,

Briefumschlag mit einer Brustschild-Groschenmarke des Deutschen Reichs gesendet aus Saarbrücken am 18.6.1873 an die Verwaltung des städtischen Gaswerks in Ludwigshafen, dort am 19.6. eingelangt:



Der zuständige Beamte dürfte ein sparsamer Mensch gewesen sein, denn er faltete die unbeschriebene Rückseite um sie sowohl als Umschlag als auch als Briefbogen zu verwenden:



Gesendet am 2.9.1873 von Ludwigshafen nach Grünstadt, frankiert mit Bayern drei Kreuzer, der Tag am Grünstadt-Stempel leider etwas verschmiert, dadurch kann ich nicht sagen ob am 2. oder 3.9. dort eingelangt. Auf diese Weise ist eine kuriose Pseudomischfrankatur der roten Marken zweier verschiedener Länder entstanden.

Liebe Grüße, harald
 
bayern klassisch Am: 13.09.2020 15:45:46 Gelesen: 155785# 452 @  
@ bignell [#451]

Hallo Harald,

sehr schön - wenn man solche Schmankerl bekommen kann, soll man sie sich auch schnappen, denn häufig ist das nicht.

"By the way": Es ist schon eigenartig, wie wenige Briefe mit Brustschildmarken es nach Bayern gibt.

1/3 Groschen als Drucksache ist nicht häufig, 1/2 Groschen auf Postkarte kann man noch bekommen, 1 Groschen auf einfachem Brief gibt es häufiger, 2 Groschen auf schwerem Brief ist schon recht selten und 3 Groschen auf Einschreibebrief ist schon gar nicht häufig; 4 Groschen auf schwerem Einschreibebrief ist eine Rarität und alles andere, also Muster ohne Wert, Briefe mit Rückschein, Postanweisungen, Expressbestellungen, poste restante Poststücke usw. sind echte Seltenheiten, obwohl es auch davon doch recht viele geben müsste. Dabei reden wir nicht von Postmandaten, Laufzetteln, Unterfrankaturen und Retourbriefen bzw. Nachsendefrankaturen, die oft Unikatscharakter haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 16.09.2020 20:08:15 Gelesen: 155542# 453 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief aus Coburg vom 6.12.1872 an Fräulein Anna Stadtmüller, die Postadresse war wohl bei Herrn Leonhard Döhler an der Museumsbrücke in Nürnberg.

Für das Franko nahm man eine Deutsches Reich Nr.9 zu 3 Kreuzer in der Guldenwährung (kleiner Adler), gestempelt mit Einkreisstempel von Coburg auf der Rückseite zur Ankunft der Einkreisstempel von Nürnberg (Helbig 23b) und der Briefträgerstempel Nr.11.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 30.09.2020 20:03:56 Gelesen: 154796# 454 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief aus Leipzig vom 31.7.1844 von Rivinns & Heinichen nach Nürnberg an Herrn G.A. Heerdegen dort kam der Brief am 2.8.1844 zur Ausgabe und erhielt den handschriftlichen Vermerk 2.Aug. empfangen, idem. beantwortet.

Für das Porto zahlte der Empfänger 20 Kreuzer wovon 13 an Bayern fielen die restlichen 7 Kreuzer gingen an Sachsen was 2 Neugroschen entsprach, mich wundert nur das hier komplett in Kreuzer notiert wurde.

Gestempelt wurde mit Sonderform Leipzig (Feuser 1974-5) auf der Rückseite zur Ankunft L2 Zweizeiler von Nürnberg (Winkler 8b).

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 30.09.2020 23:00:53 Gelesen: 154773# 455 @  
@ Gernesammler [#454]

Hallo Rainer,

nicht ganz.

Sachsen notierte 20 Neupfennige (= 2 Neugroschen) für sich als Porto bis zur bayer. Grenze.

Diese wurden von Bayern in 7 Kreuzer reduziert und mit dem eigenen Porto von 6 Kreuzern auf das Gesamtporto von 13 Kreuzern addiert.

Eigentlich hätte man in Nürnberg den Auslagestempel abschlagen müssen, aber das war wohl zu viel verlangt an diesem Tag.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 05.10.2020 11:33:03 Gelesen: 154302# 456 @  
Liebe Sammelfreunde,

ein Brief, wo ich schon echte Schwierigkeiten habe die Anschrift zu lesen:



Aufgegeben am 05.04.1858 in Salzburg ging es "An die Schutzfrau? Maria Mayer ??? zu ???? by Friedeberg? Post Tittmoning". Die frankierten 3 Kreuzer reichten sicher als Franco, jedoch durfte die Empfängerin auch 1x Botenlohn bezahlen. Siegelseitig ist nichts.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 05.10.2020 11:53:37 Gelesen: 154296# 457 @  
@ Magdeburger [#456]

Lieber Magdeburger,

ich lese:

An die Schätzbare Maria Mayer Bäurin zu Lies-Aich (heute: Lieseich) bey Fridorfing (heute: Fridolfing) Post Tittmoning.

Kein Wunder, dass man 1 Kreuzer für einen Boten brauchte, um bis dahin zu kommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 05.10.2020 12:16:31 Gelesen: 154294# 458 @  
@ bayern klassisch [#457]

Lieber Bayern Klassisch,

recht herzlichen Dank.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 29.10.2020 19:31:21 Gelesen: 152289# 459 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 20.11.1870 aus Sorau in der Nieder Lausitz (Brandenburg) an Fräulein Minna Hänsett bei Herrn Neustätter in München dort kam der Brief am 22.11. zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine NDP Nr.16 zu 1 Groschen, gestempelt mit R3 Rahmenstempel von Sorau (Feuser 3114, nachverwendete Altdeutschland Stempel) auf der Rückseite zur Ankunft Einkreisstempel von München 1 und dem Briefträgerstempel Nr.10.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 01.11.2020 17:08:33 Gelesen: 152042# 460 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief vom 19.3.1896 aus San Francisco von den Haas Brothers (Weinimporteur) nach Bamberg an Ferdinand Triest wo der Brief am ... (leider fehlt die Klappe und deshalb gab es die für 50 Cent) 96 zur Ausgabe kam.

Man nahm die Ganzsache Nr. U74 mit Abbildung des Präsidenten Grant zu 5 Cent in blau, gestempelt mit Einkreisstempel von San Francisco am 19.3. übergeben am 24.3. der Schiffspost in New York und Einkreisstempel von Bamberg sowie dem Briefträgerstempel B22.

War die No.63 in grün einen Manualnummer und/oder wurde diese Nummer erst auf dem Schiff angebracht.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 07.11.2020 18:17:58 Gelesen: 151438# 461 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Portobrief aus London geschrieben am 10.8.1834 über Frankreich und München nach Mittenwald an Herrn Anton Bader, gestempelt auf der Rückseite mit kleinem Einkreisstempel F 34 und dem 24.8. es wird wohl ein Französicher Stempel sein vielleicht kann hier jemand mehr dazu sagen, wann der Brief dann in Mittenwald zur Ausgabe kam entzieht sich meiner Kenntnis.

Auch wurde ein Stempel ANGL.ES1 und ein A.T.F. Stempel abgeschlagen ob beide erst in Frankreich Paris gestempelt wurden kann ich leider nicht sagen.

In Augsburg wurde dann der Auslagenstempel abgeschlagen mit dem Gesamt Porto welches der Empfänger zu zahlen hatte, dies waren 37 Kreuzer der Bayrische Anteil sind 20 Kreuzer, England sollte 8 Pence bekommen haben.

Wie sich das Porto wirklich zusammensetzt da hoffe ich auf Eure Hilfe, gab es einen Anteil für Frankreich oder wurden die Briefe im Paket geschickt.

Der Laufweg sollte London-Calais-Paris-Strassburg-Kehl-Augsburg-München-Mittenwald gewesen sein.

Gruß Rainer



 
Koban Am: 07.11.2020 20:51:25 Gelesen: 151413# 462 @  
@ Gernesammler [#461]

Hallo Rainer,

Vorphila ist jetzt nicht so meins, ich hoffe dennoch einige Fragen richtig beantworten zu können.

A.T.F (Angleterre Transit Français) und ANGL. EST. (Anglaise Estafette) findest Du bei [1].

Zumindest Letzterer könnte also auch schon in Calais angebracht worden sein, wobei die jeweiligen Oxydationsspuren, so man sie denn für "ähnlich" hält,
eher dagegen sprechen.

Die französische Taxziffer (ähnlich einer ohne abzusetzen geschriebenen 11) bedeutet 4 (Decimes) = 40 Centimes. Der rückseitige Stempel ist m.E. nicht französischen Ursprunges.

Gruß,
Koban

[1] http://marcophilie.org/x/y-an-2.html
 
Gernesammler Am: 08.11.2020 18:06:23 Gelesen: 151284# 463 @  
@ Koban [#462]

Hallo Koban,

danke schon einmal für die Hinweise zum Brief und der Link sehr interessant und informativ, so konnte ich den Stempel ANGL.EST jetzt auch im "van der Linden" finden.

Vielleicht kann ja noch jemand aus dem Forum etwas zu der Gesamt Taxierung sagen und dem rückseitigen Stempel damit ich dann den Brief sauber ablegen kann.

Sage schon einmal im Voraus Danke.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 09.11.2020 10:27:23 Gelesen: 151195# 464 @  
@ Gernesammler [#461]

Hallo Rainer,

schön, dass dir Koban schon etwas geholfen hat. Der Londoner zahlte bei der Aufgabe das Teilfranko bis zur französischen Küste in Höhe von 1 Shilling 8 Pence (1/8 geschrieben in roter Tinte, leider schon ein wenig verblasst). Dort wurde siegelseitig der Stempel F 34 (Foreign 1834 = Ausland) und das Datum 2.8. abgeschlagen.

Über Calais lief er nach London, wo das britische Briefepaket geöffnet wurde und A.T.F. = Angleterre Transit Francais (England im Transit über Frankreich) und ANGL. EST. = Angleterre Estafette = Englische Briefpost abgeschlagen wurden.

Da der Zielort Mittenwald in Oberbayern lag, ließ ihn Paris über Strasbourg - Augsburg austauschen. Der Anteil für Frankreich bis Strasbourg wurde mit 37 Kreuzern in Augsburg notiert und über dieser Taxe der kaum zu erkennende Auslagestempel Augsburg abgeschlagen. Der Brief war somit 1,5fach schwer für Frankreich. Für Bayern war er noch einfach (bis 8,75g), daher kamen ab Strasbourg nur 20 Kreuzer dazu, so dass der Empfänger total 57 Kreuzer zahlen durfte (fast 1 Gulden).

Rechnet man jetzt zu diesen 57 Kreuzern noch den in London bezahlten 1 Shilling 8 Pence hinzu, also gleich 20 Pence à 3 Kreuzer = 60 Kreuzer = 1 Gulden, so kostete der Brief insgesamt 1 Gulden 57 Kreuzer und das war der Tagesverdienst eines Arztes damals.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 09.11.2020 20:06:11 Gelesen: 151127# 465 @  
@ bayern klassisch [#464]

Hallo Ralph,

danke für die tolle Beschreibung, jetzt kann ich den Brief im Ordner mit ablegen, gekauft habe ich ihn, weil er über Frankreich lief und somit gut in diese kleine Sammlung passt.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 09.11.2020 20:51:12 Gelesen: 151119# 466 @  
@ Gernesammler [#465]

Hallo Rainer,

schon klar - jetzt fehlen dir noch Briefe aus den USA, Portugal und Spanien über Frankreich nach Bayern. Aber das bekommen wir schon hin.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.11.2020 14:41:18 Gelesen: 150724# 467 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus Rotterdam vom 13.11.1839 an die Firma Carl Barth in Reuth bei Weiden in der Oberpfalz zeigt den niederländischen Inlandsanteil von 25 Cents, die 4 1/2 Silbergroschen entsprachen. Mit dem Transit von Preussen i. H. v. 5 Sgr. ergaben sich an der bayerischen Grenze von Aschaffenburg 9 1/2 Sgr. Fremdporto, die korrekt mit 34 Kreuzern in dem Nürnberger Auslagestempel vermerkt wurden. Mit dem bayerischen Inlandsporto bis Weiden von 10 Kreuzern ergab sich ein Totalporto von 44 Kreuzern, die oben links notiert wurden.



Mittig oben lese ich etwas, das "Nach Abgang" bedeuten könnte, bin mir aber nicht sicher. Weiß jemand mehr über diesen scheinbaren Verzögerungsstempel? Hinten ist der Beleg blank.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2020 14:53:56 Gelesen: 150590# 468 @  
Liebe Freunde,

auch wenn in einem Postvertrag wie dem Bayerns mit Frankreich vom 1.1.1822 hin und wieder Modifikationen auftauchen, die sich auf die Taxen auswirkten, so ist es doch immer schön Briefe zeigen zu können, bei denen diese Modifikationen nicht zu unterschiedlichen Taxen führten, sondern nur geänderte Instradierungen auf deutschem Boden.



Der ältere Brief aus Strasbourg (wer noch nicht dort war, unbedingt ein Wochenende reservieren und mal hinfahren - er wird es nicht bereuen) stammt vom 20.7.1835 und lief an die Firma Carl Barth in Reuth in der Oberpfalz. Als gewöhnlicher Portobrief wurde er in Strasbourg mit dem Stempel C.F.1.R. für Correspondance Francais Rayon 1 versehen im geschlossenen Briefepaket nach Nürnberg geschickt, wobei der Absender noch in deutscher Schrift "bei Wayden über Nürnberg" vermerkt hatte - ob es Zufall war, oder mehr dahinter steckte, dass die Post es so machte, stelle ich mal dahin.

In Nürnberg notierte man für einfache Briefe (1/2 Münchener Loth) aus dem 1. Rayon Frankreichs 6 Kreuzer (2 Decimes) als fremdes Porto und addierte 20 Kreuzer ab Kehl bis zur letzten Post in Weiden (Reuth lage näher an Erbendorf, aber dort gab es erst 1847 eine eigene Postexpedition und die Entfernung war nur zu berechnen bis zur letzten Post, nicht bis zum Bestimmungsort, hier 339 km oder alternativ knapp 45 Meilen). Das waren über 42 bis 48 Meilen = 18 Kreuzer plus 2 Kreuzer für den Transit durch Baden und gfs. Württemberg.

In summa zahlte man also 26 Kreuzer.

Der jüngere Brief aus Strasbourg vom 8.6.1838, wieder aus Strasbourg, wieder nach Reuth, kostete weiterhin 6 Kreuzer für die französische Strecke (von ein paar Hundert Metern!), jetzt aber 18 Kreuzer ab Kehl bis nach Reuth, obwohl auch hier der Absender "bei Wayden über Nürnberg" geschrieben hatte. Die badische Post transportierte ihn aber nach Würzburg, wo er mit 6 Kreuzern für Frankreich taxiert wurde, auf dieser 6 schlug man den Auslagestempel ab und notierte darunter das Porto von Kehl nach Weiden mit 18 Kreuzern, so dass statt der vorherigen 26 Kreuzer nun nur noch 24 Kreuzer in Reuth zu bezahlen waren.

Hinten sind beide Briefe blank, wie damals üblich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.11.2020 13:24:53 Gelesen: 149693# 469 @  
Liebe Freunde der gepflegten Postgeschichte,

verfasst wurde er im württembergischen Heilbronn am 2.6.1854 und gerichtet war er an die Firma Georg Brüchle im bayerischen Obergünzburg. Allerdings erfolgte die Postaufgabe nicht im fernen Heilbronn (Entfernung Heilbonn - Obergünzburg in direkter Linie 169 km = 23 Meilen, also 9 Kreuzer einfaches Franko im Postverein, sondern im württembergischen Ulm, von wo aus es nach Obergünzburg nur 69 km waren, mithin also nur 9 Meilen und daher lediglich ein Franko von 3 Kreuzern benötigt wurde, die auch am 4.6.1854 frankiert wurden.





Im Brieftext ist zu lesen, dass Heinrich Junker in Ulm das Geschäft vermittelt hatte (es ging um Colonial - Waaren, in specie um Ceylon Caffé).

Durch eine Postaufgabe im bayerischen Neu-Ulm hätte man sich hier nichts gespart, weil die Vorteile im Gegensatz zur tatsächlich erfolgten Postaufgabe in Ulm (das Loth in Bayern inklusive, statt exklusive und statt 10 Meilen in Bayern 12 Meilen) hier nicht griffen.

Aber vlt. kann ich ja mal einen Brief aus Heilbronn nach Bayern schnappen, bei dem man dann die 100m über die Donau lief und ihn innerbayerisch aufgab - dann hätte ich das perfekte Pendant zu diesem hier.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.11.2020 14:34:12 Gelesen: 149290# 470 @  
Liebe Freunde,

Ortsbriefe von Augsburg sind keine Seltenheiten - und waren es auch ganz sicher damals nicht.

Aber wir wissen ja, dass Augsburg 2 Poststellen hatte, 1. die Stadt von alters her und 2. den Bahnhof, der immer wichtiger wurde, je mehr Geschäfte auf die Bahn verlagert wurden.

Hier ein Ortsbrief mit Aufgabe am Bahnhof vom 24.5.1873, der mit gleichem Stempeldatum einen Abschlag als Entwerter, Aufgabe- und Abgabestempel zeigt.





Man möchte glauben, dass nur bei einer Weiterleitung vom Bahnhof zur Stadt ein dortiger Abgabestempel nötig gewesen wäre, aber hier zeigt sich das Gegenteil.

Interessant wird es aber, wenn wir den Inhalt ansehen - es war nämlich kein eigentlicher Ortsbrief, sondern ein Fernbrief aus Bremen vom 21.5.1873, der damals 1 Silbergroschen (paritätisch 3,5 Kreuzer) gekostet hätte. Ersparnis: 2,5 Kreuzer und wenn es, was wir nicht wissen, nicht der einzige Brief war, den man in Bremen unter der Hand nach Augsburg schickte, dann potenziert sich das u. U. ganz schön.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 01.12.2020 17:03:25 Gelesen: 148859# 471 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 23.7.1823 aus Paris über Strasbourg nach Augsburg an Sebald Mittensteiner spediert wurde der Brief unfrankiert. Frankreich bekam von Augsburg 20 Kreuzer als Verrechnungseinheit für einfache Briefe aus dem 3. franz. Rayon (Paris) und notierte für Bayern ab Kehl 16 Kreuzer, so dass der Empfänger total 36 Kr. zahlen musste. Die Stempel P und CF3R (Correspondance Francaise du Troisieme Rayon) stammen aus Paris.

Gruß Rainer




 
Gernesammler Am: 04.12.2020 17:35:20 Gelesen: 148659# 472 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Chatillon in Sardinien vom 5.4.1846 an Joseph Anton Baron de Senaz in Augsburg dort kam der Brief am 12.4.146 zur Ausgabe. Dieses Chatillon lag in Savoyen und das war 1846 noch Teil des Königreichs Sardinien.

Der Postvertrag Österreich - Sardinien sagte für Briefe aus Sardinien über Österreich hinaus, dass die sardische Inlandsgebühr (hier: 6 Decimi =17 Kreuzer rh.) bis zur Grenze zu Österreich bezahlt war, daher auch "per Turin und Mailand" und für den österreichischen Transit zahlte der Absender 10 Decimi, ca. 28 Kreuzer. Es herrschte immer noch der Grenzfrankozwang zwischen Österreich und Bayern bei Auslandsbriefen.

Ab der Grenze kamen 6 Kreuzer für den Empfänger hinzu (Bregenz - Augsburg).
Gestempelt wurde P.P.Chatillon kann mir ein Mitglied aus dem Forum mehr über den Stempel sagen (Danke), der Stempel P.A. in rot (Paye le port Autriche) van der Linden 2121, auf der Rückseite zur Ankunft der L2 Zweizeiler von Augsburg (Winkler 8b, 4x38mm Verwendung 1846-48.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 05.12.2020 13:15:20 Gelesen: 148644# 473 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich 3 Briefe aus den wunderschönen Strasbourg nach Reuth in der Oberpfalz, die alle unterschiedliche bayerische Auslagenstempel aufweisen und doch immer das gleiche kosteten.



In chronologischer Reihenfolge ein einfacher Brief bis 1/2 Münchener Loth vom 28.1.1837 mit dem Vermerk "bey Wayden über Nürnberg", der tatsächlich mit diesem Kartenschluß einher lief - 6 Kreuzer für Frankreich (2 Decimes) aus dem 1. franz. Rayon plus 20 Kreuzer ab Kehl via Baden im geschlossenen Transit ergaben das Gesamtporto von 26 Kreuzer.



Der 2. Brief datiert vom 25.10.1839 und trägt jetzt den Vermerk "b/ Weiden über Nürnberg". Er trägt vorne den Würzburger Auslagestempel, in dem 6 Kreuzer für Frankreich stehen und darunter 20 Kreuzer für Bayern bei der Leitung über Baden, die wiederum 26 Kreuzer Gesamtporto ergeben. Hinten noch der schwarze Halbkreisstempel von Würzburg vom 28.10.1839.



Der 3. Brief datiert vom 4.12.1839 und trägt nun keinen Leitvermerk, warum auch immer. Die Strasbourger Post leitete ihn, wie wohl die Masse der Briefe nach Bayern, über ihren Kartenschluß Augsburg, wo er 6 Kreuzer Porto für Frankreich und 20 Kreuzer Porto für Baden, Württemberg und Bayern notiert bekam, in summa auch 26 Kreuzer total, wenngleich bei ganz anderer Leitung.

Lustig: Im Inhalt schreibt der Elsässer dem Oberpfälzer, dass er das ihm mit seinem letzten Brief übersandte Muster wieder zurück haben möchte. So habe ich das auch noch nicht gesehen, aber jetzt passt er sowohl in meine Sammlung Bayern - Frankreich, als auch in meine kleine Muster - Spezialsammlung und das macht mich sehr glücklich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2020 11:58:43 Gelesen: 148624# 474 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Sevilla vom 18.10.1806 (Nürnberg fiel erst 1806 an Bayern, zuvor freie Reichsstadt und ab 1.7.1808 war die Post bayerisch dort, so dass es eine bayerische Stadt unter der Posthoheit der Reichspost war) zeigt, dass er bis zur spanisch-französischen Grenze bezahlt war (wie hoch war das Franko?) und ab dort für den Transit durch Frankreich 12 Decimes von Kehl in roter Tinte notiert wurden, die knapp 36 Kreuzern entsprachen. In Nürnberg wurden 50 Kreuzer totales Porto notiert, die sich nicht mit den 45 Kreuzern decken, die wir sonst üblicherweise auf Briefen dieser Korrespondenz finden. Hat jemand eine Erklärung dazu?



Vorne mittig oben könnte etwas gestrichen worden sein, aber ich kann es leider nicht lesen. Hinten ist der Brief blank.

Wer den Inhalt grob übersetzen kann, würde mir einen Gefallen tun damit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.12.2020 13:50:57 Gelesen: 148603# 475 @  
Liebe Freunde,

von außen sieht alles nach einer Drucksache in blau von Bayreuth nach Bamberg aus, welches an die dortige mechanische Baunwollweberey laufen sollte und als Drucksache nur 1 Kreuzer kostete.



Aber wenn man das unverschlossene Stück öffnet, offenbart sich einem etwas Anderes, das am 22.2.1866 dort ankam - nämlich eine Drucksache aus Liverpool vom 19.2.1866, die die statistischen Angaben für die verflossene (vorherige würden wir heute sagen) Woche bis zum 16.2.1866 auflistete.

Es ist schon erstaunlich, welche weltumfassenden Quantitäten an Baumwolle zu welchen Preisen hier genannt werden und ich lade jeden Sammler mit geschichtlichem und geographischem Hintergrund ein, das leicht lesbare Gedruckte zu verinnerlichen.

Bei regulärer Aufgabe hätte eine Drucksache 2 Kreuzer über Belgien (Ostende), oder 5 Kreuzer über Frankreich gekostet. Die Ersparnis betrug also auf diese Weise 50% bzw. 80%, wobei man den Wert der Marken abziehen musste, die das Gesamtpacket von vlt. 10 oder 20 Drucksachen kostete, die unter Kuvert gelegt nach Bayreuth von Liverpool aus verschickt wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 23.12.2020 17:29:30 Gelesen: 146905# 476 @  
Hallo Sammlerfreunde,

auf einen guten Hinweis habe ich den Beleg hier nochmals eingestellt.

Brief der Fahrpost vom 18.3.1863 für ein Paket von 13 Pfund 15 Loth von den Gebrüdern Müller aus Rodewisch spediert ab Auerbach im Vogtland an die
Mechanische Weberei in Hof, leider gibt es keinen Stempel zur Ankunft.

Für den Brief hatte der Empfänger 17 Kreuzer zu zahlen.

Gestempelt wurde mit R3 Dreizeiler in Sonderform "Auerbach im Vogtlande" (Feuser 011, nachverwendete Stempel Altdeutschland / Sachsen).

Der Fahrpostbrief erhielt den Klebezettel Auerbach mit der Manualnummer 622 in grün.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 07.01.2021 16:16:01 Gelesen: 145476# 477 @  
Liebe Freunde,

Briefe mit noch einliegenden Mustern gehören zu den großen Seltenheiten - hier kann ich einen Brief aus Karlsruhe vom 12.8.1843 nach dem ab 1.8.1843 gültigen Postvertrag nach Lambrecht in der Pfalz zeigen, für den der Absender 4 Kreuzer Gemeinschaftsgebühr (halbscheidig zu teilen!) bezahlte, wobei auf dem Brief selbst nichts von Mustern zu sehen ist (war auch nicht zwingend vorgeschrieben den Inhalt zu benennen).



Über Speyer lief er nach Neustadt an der Haardt und wurde von einem konzessionierten Boten (nicht dem Ruralboten von NW !!) für 1 Kreuzer nach Lambrecht betragen, immerhin 4,5 km Fußweg einfach. Ein Ruralbote hätte, 3 mal in der Woche abgehend, 2 Kreuzer genommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.01.2021 16:28:35 Gelesen: 145475# 478 @  
Liebe Freunde,



ein Brief aus Pfullendorf mit Postaufgabe im nahen Möskirch am 9.12.1842 (heute: Meßkirch) musste 15 km zur Post getragen werden, ehe er mit 12 Kreuzern korrekt taxiert wurden (halbscheidig zwischen Baden und Bayern). Auch er lief über Speyer nach Neustadt an der Haardt und wurde erneut von einem konzessionirerten Boten für 1 Kreuzer nach Lambrecht ausgetragen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.01.2021 16:33:59 Gelesen: 145474# 479 @  
Liebe Freunde,



ein Brief aus Aufhausen bei Bopfingen vom 4.9.1842 sollte unfrei nach Lambrecht in der Pfalz geleitet werden. Den halben Kilometer bis Bopfingen legte man zu Fuß zurück und Württemberg taxierte 4 Kreuzer bis zur badischen Grenze. Baden verlangte 6 Kreuzer für seinen Transit bis Speyer, womit wir 10 Kreuzer Porto hätten. Von Speyer bis Neustadt an der Haardt kostete es 3 Kreuzer (bis 6 Meilen), das wären dann 13 Kreuzer und der Ruralbote verlangte von NW bis nach Lambrecht (damals noch ohne eigene Post) weitere 3 Kreuzer, so dass der Empfänger total 16 Kreuzer zu zahlen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.01.2021 16:37:41 Gelesen: 145473# 480 @  
Liebe Freunde,





ein Brief aus Bischofsheim in Baden (Tauberbischofsheim heute) lief unfrankiert nach Lambrecht in der Pfalz für 8 Kreuzer (15.11.1843), die halbscheidig zu teilen waren zwischen Baden und Bayern. In ihm liegt noch ein Stoffmuster. Über Speyer (18.11.) lief er mit der bayer. Postkutsche nach Neustadt an der Haardt und wurde dort für den konzessionierten Boten des Hauses Marx in Lambrecht hingelegt. Der Bote hatte zuerst die 8 Kr. Postporto zu entrichten und dann kam sein Bestellgeld von einem Kreuzer noch dazu, in summa also 9 Kr. vom Emfpänger einzuheben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 07.01.2021 19:35:28 Gelesen: 145456# 481 @  
@ bayern klassisch [#477]

Hallo Ralph,

in welche tolle Kiste hast Du denn greifen dürfen, eine Klasse Serie zu einer Firma die es heute noch gibt.

1585 gab es die erste urkundliche Erwähnung als Tuchmacher in Lambrecht
16. bis 20. Jahrhundert, Herstellung von Tuchen, Uniform- und Mantelstoffen.
1839 Herstellung der ersten Woll-Filztücher für die Papierindustrie.
Im 21. Jahrhundert wurde der Ausbau der Produktpalette zur Belieferung der Papierindustrie mit Nassfilzen sowie gewebten Trockensieben voran getrieben.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 07.01.2021 20:15:46 Gelesen: 145448# 482 @  
@ Gernesammler [#481]

Hallo Rainer,

vielen Dank für diese tollen Infos! In der Bucht war ein Konvolut von einem gekauft worden, der das Stück für Stück einzeln auspreiste und ich habe 4 bekommen (wollte aber 7 haben). Bin sehr froh, diese Stücke erhalten zu haben. So, jetzt muss ich schauen, ob noch mehr Angebote einflattern, damit ich noch ein paar mehr abgreifen kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 23.01.2021 12:31:31 Gelesen: 143975# 483 @  
Liebe Sammelfreunde,

Hier ein Brief vom 14.02.1862 aus Trient an "Signor Joh: Paul Hahn (in) Nürnberg in Baiern":



frankiert mit 3x 5 Neukreuzer tarifgerecht.

Siegelseitig Transitstempel von Innsbruck und Ankunft Nürnberg Bahnhof.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 08.03.2021 17:17:31 Gelesen: 139360# 484 @  
hallo Sammlerfreunde

Porto Brief vom 28.9.1855 aus Paris von Charles Scheidel an Carl Barth & Sohn in Reuth bei Erbendorf in der Oberpfalz.

Spediert wurde der Brief über Nancy-Forbach im Kartenschluß Paris-Forbach-Erbendorf-Reuth.

Für das Porto hatte Herr Barth für den bis 10 Gramm leichten Brief 18 Kreuzer zu zahlen, davon gingen 40% an Bayern der Rest verblieb in Frankreich.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Paris sowie auf der Rückseite Zweikreisstempel Nancy a Forbach und zur Ankunft der Halbkreisstempel von Erbendorf am 1.10. (Winkler 11b).

Der Brief weist eine kleine Kontravention auf, der PD Stempel fehlt.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 08.03.2021 17:47:21 Gelesen: 139355# 485 @  
@ Gernesammler [#484]

Hallo Rainer,

netter Brief, aber ein paar Korrekturen sind hier angebracht.

Der Brief nach dem Vertrag Bayern - Frankreich vom 1.7.1847 sagte für Portobriefe aus Frankreich nach Bayern aus, dass Bayern je halbes Münchener Loth (8,75 g) 18 Kreuzer zu erheben hatte. Da der Empfänger hier alles zahlte, durfte kein P.D. - Stempel angebracht werden, denn dieser sagte ja aus, dass der Absender alles bezahlt hätte.

Wenn du beim Postlauf zwischen Forbach und Erbendorf noch Ludwigshafen - Frankfurt am Main und Nürnberg (Kartenschluß Forbach - Nürnberg) einfügst, ist alles perfekt.

Ich sehe schon, dass deine Frankreich - Bayern - Sammlung wächst. Es ist ein wundervolles, aber nicht so einfaches Sammelgebiet, diese Postverträge von 1822, 1847, 1858 und 1872, da sie alle (teils sehr) unterschiedlich waren und es für jedes und alles viel, bis kaum Material gibt. Aber das wirst du noch im Lauf der Jahre feststellen, so ist es mir nämlich auch ergangen (immer selten und gesucht sind und waren: Muster ohne Wert, Chargé, Express, Unterfrankaturen, Überfrankaturen, Rückscheine, Drucksachen, Fehlleitungen und Laufzettel - von letzterem habe ich 3 in meinem Leben aus einer Korrespondenz gesehen, was für über 35 Jahre nicht eben viel ist und Rückscheine kenne ich keine drei, da sieht es noch dunkler aus).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 08.03.2021 18:19:35 Gelesen: 139350# 486 @  
@ bayern klassisch [#485]

Hallo Ralph,

besten Dank für die Richtigstellung, da ich bisher noch keinen Brief aus dieser Zeit hatte musste ich versuchen mit dem Wissen zu punkten was ich bisher angesammelt habe.

Jetzt kann ich diesen in meinem Ordner ablegen mit einer perfekten Beschreibung.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 08.03.2021 18:27:09 Gelesen: 139348# 487 @  
@ Gernesammler [#486]

Hallo Rainer,

es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen - schon gar nicht in der Postgeschichte des 19. Jahrhunderts bei Mehrländerbriefen.

Meine BY - FR - Sammlung habe ich nach den bereits genannten Verträgen gegliedert und innerhalb der Verträge nach:

1. Portobriefe (Entfernungsrayons, Gewichte, hin und her natürlich)
2. Frankobriefe (dito)
3. Besonderheiten (also alles, was außer der Reihe war bzw. krumm lief) und
4. Transite (also von irgendwoher über FR nach Bayern, von FR über Bayern nach irgendwohin, von irgendwoher über Bayern nach FR und von Bayern über FR nach irgendwohin).

An leichtesten ist 1., dann kommt 2., dann 4. und die Besonderheiten sind nicht so einfach zu finden, aber wenn man konkret sucht und die Postvorschriften für beide Länder kennt, bekommt man auch da einiges zusammen. Ich drücke dir die Daumen, dass dir deine Bayern - Frankreich - Sammlung so viel Freude machen möge, wie es mir die meine machte und immer noch macht; eine "never ending story", wie man so schön sagt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 02.04.2021 15:41:18 Gelesen: 136737# 488 @  
Liebe Sammelfreunde

Briefe im Bereich bis 10 Meilen zwischen Bayern und Österreich sind nicht so selten und ich freue mich immer wieder einen zu finden, so wie diesen:



Aufgegeben am 12.11.1861 in Salzburg und an "Herrn Jakob Kreiller Eisenhändler in Traunstein" adressiert. Die verklebten 5 Neukreuzer reichten so selbstverständlich auch als Franco aus.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 19.04.2021 10:22:21 Gelesen: 134788# 489 @  
Liebe Freunde,

was immer auch das hoffentlich segensreiche Jahr 2021 mir noch bescheren möge, den Brief des Jahres habe ich bereits heuer gefunden und ich darf ihn hier stolz präsentieren.

Prolog: Das Wertvollste, was ein Postgeschichtler, der Postverträge sammelt wie ich, zeigen kann, sind Belege vom 1. Tag eines jeden Vertrages, auch wenn das in 99 von 100 Fällen heute mangels Masse leider nicht mehr möglich ist. Aber ab und zu hat man Glück, jedenfalls dann, wenn einen das Pech verläßt.

Am 1.7.1858 trat zwischen Bayern und Frankreich ein neuer, epochaler Postvertrag in Kraft, der erst am 16.5.1872 (!!) durch einen Neuen ersetzt wurde, jetzt aber nach dem Krieg gegen Frankreich mit ganz anderen Kennzahlen und vom Deutschen Reich abgeschlossen, was Bayern nur abnickte, weil es keine gemeinsame Grenze mehr gab.



An just diesem Tag schrieb man in Erstein einen Brief an "Madame la Baronne de Kesling Née Baronne de Perfall à Wildenberg Bavière Près Siegenburg Nieder Bayern". Der Scan hat leider den vollständigen Luxusabschlag von Erstein oben etwas verkürzt, wofür ich mich im Namen der Technik entschuldige.

Portobriefe nach Bayern waren aber, wie bisher schon, von französischen Taxen frei zu lassen, da Bayern seine eingehenden Portobriefe natürlich in Kreuzern taxierte, wie Frankreich eingehende Portobriefe aus Bayern mit Decimes taxierte - und doch stempelte hier Frankreich (Erstein oder Strasbourg) mit einem 18 Decimes - Stempel mittig in schwarz, der eigentlich für die eingehende Korrespondenz aus Indien vorgesehen war und 18 Decimes darstellen sollte. Aber irgendwie scheint man schon am Tag des Inkrafttretens des neuen Vertrages gewusst zu haben, dass einfache, bis 10g leichte Portobriefe aus Frankreich nach Bayern dort 18 Kreuzer kosteten und zweckentfremdete diesen Stempel, wie wir es mehrfach schon sehen konnte.

Über Strasbourg und Augsburg, quer durch Baden und Württemberg, instradierte er Bayern und in Augsburg wurden 18 Kreuzer Gesamtporto in blauer Kreide notiert, weil man mit dem schwächlich abgeschlagenen 18-Stempel der Franzosen zuerst einmal nichts anfangen konnte. Nichts anfangen konnten auch die später involvierten Poststellen mit diesem Brief nichts, denn sie ließen ihn hinten blank, wie Augsburg auch - war wohl alles zuviel für so einen frühen Postvertrag. Es ist der bisher einzige Brief, den ich in beiden Richtungen kenne, der den Ersttag zeigt und das nach 35 Jahren. Auf einen Zweiten zu hoffen dürfte die Grenze der Realität sprengen ... aber man weiß nie.

Portoteilung intern: 60% für Frankreich, 40% für Bayern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.04.2021 10:46:48 Gelesen: 134784# 490 @  
Liebe Freunde,

wie sparte sich ein Gießener Unternehmen Geld, wenn der Kunde in Bayern residierte? Richtig - man schmuggelte seine Briefe näher an den Zielort und sparte sich so viel Geld, wie hier bei einem Brief vom 10.10.1858 der Firma Joh. Barth. Noll an Firma Simon Schneider in Erding.





In dem Brief meldet er die Versendung von Cigarren "franco München" und diesem Paket legte er wohl auch den Brief ein, ob mit, oder ohne Marke wissen wir nicht. Jedenfalls wurde in München der Brief erst am 14.10.1858 der dortigen Post als Inlandsbrief bis 12 Meilen übergeben und am Folgetag konnte er in Erding zugestellt werden.

Von Gießen (Thurn und Taxis Bezirk) aus hätte er 9 Kreuzer gekostet, so nur deren 3 - eine satte Ersparnis von 6 Kreuzern und der erste und letzte Briefe aus dieser tabaquieren Verbindung dürfte das auch nicht gewesen sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.04.2021 20:04:12 Gelesen: 134049# 491 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief von M.Roth vom 14.11.1865 aus Mainz in Hessen spediert von Thurn & Taxis mit der Bahnpost über Worms nach Dürkheim dort kam der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Thurn & Taxis Nr.42 zu 3 Kreuzer, gestempelt wurde mit Vierringstempel Nr.134 und dem Einkreisstempel von Mainz mit Zierstücken (Feuser 305 A, Nachverwendete Stempel Altdeutschland) sowie dem Bahnpoststempel "Mainz-Worms" und einem nicht gut zu erkennenden Halbkreisstempel von Dürkheim (Winkler 11b).

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 29.04.2021 20:01:12 Gelesen: 133540# 492 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 7.4.1864 aus Paris von F.A. Denzel spediert über Starßbourg nach München an die Kunstanstalt Franz Hanfstängl, dort kam der Brief schon am nächsten Tag zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man zwei Marken Frankreich Nr.21 zu 20 Centimes, gestempelt mit Punktroststempel und dem Zweikreisstempel "Paris BF St. Martin" kann es sein das hiermit der Bahnhof gemeint ist.

Auch wurde der PD Stempel abgeschlagen, auf der Rückseite der Zweikreisstempel "Paris a Strasourg" und zur Ankunft der L2 Zweizeiler von München (Winkler 8b, Typ II, 27,5x4,4 mm)verwendet 1859-70 sowie zur Ausgabe der Briefträgerstempel Nr.37 und der Briefträger Dengel hat auch noch unterschrieben.

Der Brief ist Aufgrund seiner Provenienz interessant da Franz Hanfstängl den „Kunstverlag Franz Hanfstaengl“ 1833 gründete und königlicher Maler und Hoffotograf war.

Der Link anbei ist sehr empfehlenswert [1].

Gruß Rainer



[1] https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunstverlag_Franz_Hanfstaengl
 
bayern klassisch Am: 29.04.2021 21:13:18 Gelesen: 133497# 493 @  
@ Gernesammler [#492]

Hallo Rainer,

schön, dass du ihn bekommen hast. :-)

Und sein Liebesverhältnis mit der Verlobten des bayer. Königs Ludwig II wollen wir auch nicht ganz unerwähnt lassen [1].

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Edgar_Hanfstaengl
 
Gernesammler Am: 10.05.2021 13:11:16 Gelesen: 131685# 494 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 22.8.1822 aus Frankreich, (leider kein Ort zu entdecken, wer kann helfen ?) an Comtesse de Bechberg im Hotel in München, zu der Zeit gab es leider noch keine Ankunftsstempel.

In der oberen linken Ecke ist eine 10 vermerkt womit es ein laut dem Postvertrag Bayern - Frankreich von 1822 ein Brief von 8-10 Gramm (eineinhalbfaches Gewicht) sein sollte.

Nur erschließt sich mir das Porto für den 3. Rayon nicht, gesamt werden hier 35 Kreuzer vom Empfänger erhoben wovon der Anteil ab Kehl bis Bayern Grenze 7 Kreuzer sein sollten, diese sind in Rötel vermerkt.

Gestempelt wurde nur mit CF3R dem Grenzübergangsstempel für den 3. Rayon.

Da der gesamte Brief auf Französisch ist stelle ich diesen einmal mit dazu vielleicht bekommen wir ja den Abgangsort raus.

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 10.05.2021 14:09:21 Gelesen: 131672# 495 @  
@ Gernesammler [#494]

Hallo Rainer,

dein Brief kam aus "P" = Paris - rechts am Rand ein praktisch unleserlicher Aufgabestempel. Paris lag im 3. Rayon zu Bayern und daher war das Porto von dort bis zur Grenze bei Strasbourg auch von Augsburg mit 17 Kreuzern in roter Tinte angesetzt worden.

Dazu ab Kehl mit 18 Kreuzern für Bayern ergab das Gesamtporto von 35 Kreuzern.

Die Paraphe links oben kann ich nicht deuten und hat wohl auch keine Bedeutung.

Die Empfängerin war eine Baronin von Rechberg.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 10.05.2021 19:21:12 Gelesen: 131639# 496 @  
@ bayern klassisch [#495]

Hallo Ralph,

besten Dank, das hätte ich selber so nicht herausgefunden, jetzt kann ich das gute Stück ablegen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 12.05.2021 12:13:54 Gelesen: 131424# 497 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Incoming-Mail Brief aus Soerabaija (heute Indonesien) vom 9.3.1873 mit 70 Cents (niederländisch) frankiert nach Nürnberg, wo er am 19.4.1873 ankam. Es war ein Brief über 15-30 g, also im 2. Gewicht (2 mal 35 NL-Cents).



Die Leitung des Briefes dürfte über Batavia (heute: Jakarta), Singapur, Penang, Galle, Aden, Suez, Alexandria, Marseille (über Malta?), Paris nach den Niederlanden (Stempel "NED-INDIE VIA MARSEILLE FRANSCHE PAKKETE"), womit wir einen geschlossenen Transit via Frankreich nach den Niederlanden hätten.

Frage: Wohin in den Niederlanden schickte ihn Frankreich und wie gelangte er nach Bayern? Wer kann Schiffslinien, Schiffe und die Daten derselben liefern? Schon jetzt vielen Dank für die Unterstützung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 12.05.2021 13:22:59 Gelesen: 131411# 498 @  
@ bayern klassisch [#497]

Hallo Ralph,

ich denke nicht das der Brief über die Niederlande spediert wurde nur weil aus NL-Indien kam, meiner Meinung nach bis Marseille dann der normale Weg über Straßburg Kehl nach Nürnberg.

Was die Schiffsroute angeht da sollte ein Leser aus dem Forum helfen können.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 12.05.2021 15:35:44 Gelesen: 131392# 499 @  
@ Gernesammler [#498]

Hallo Rainer,

ich kann es (heute!) leider nicht mehr beweisen, hatte aus dieser Korrespondenz aber noch 2 Briefe. Die waren, wenn ich nicht irre, hinten mit Amsterdam - Stempeln versehen und angeblich soll dieser Stempel auch in Amsterdam abgeschlagen worden sein.

Ein Abschlag eines auf Niederländisch verfasstem Stempel in Frankreich macht keinen Sinn und die in Indonesien konnten nicht wissen bei diesem langen Transportweg, über welche Route (Brindisi, Marseille, London) der Brief eingelangt wäre; von daher halte ich die Tangierung der Niederlande für sehr, sehr wahrscheinlich, kann es aber nicht beweisen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Koban Am: 12.05.2021 17:41:33 Gelesen: 131372# 500 @  
@ bayern klassisch [#497]

Hallo Ralph,

der Stempeltext lautet korrigiert:

NED.-INDIË VIA MARSEILLE FRANSCHE PAKKETB.

Verwender war laut Link [1] Spoorwegpostkantoor 1 (Rotterdam-Moerdijk-Antwerpen).

Gruß,
Koban

[1] http://www.studiegroep-zwp.nl/schepen2/Literatuur/1932-Vellinga-Cees-Janssen/De-postverbindingen-tussen-Ned-NI-en-NWI.pdf
 
bayern klassisch Am: 12.05.2021 18:12:46 Gelesen: 131367# 501 @  
@ Koban [#500]

Hallo Koban,

sehr interessant - vielen Dank für deine wertvolle Hilfe (als Bayernsammler bekommt man solch ein Stück nur alle Jubeljahre, daher ist mein Wissen über 95% der Wegstrecke sehr bescheiden).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 15.05.2021 13:22:13 Gelesen: 131028# 502 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen unglaublichen Brief aus Perpignan vom 8.6.1871 nach Würzburg, dort unter Würzburg II (Bahnhof) am 13.6.1871 angekommen.



Der Absender frankierte 2 mal 10 Centimes, jedoch kostete ein einfacher, bis 10g schwerer Brief bereits 40 Centimes, womit der Brief deutlich unterfrankiert war. Unterfrankierte Briefe waren mit entsprechenden Vermerken ("Affranchissement insuffisant") zu kennzeichnen, wobei es dann Aufgabe der Zielpost war, den Markenwert (20 Centimes entsprachen postalisch 6 Kreuzern) von der Gebühr eines Portobriefes (18 Kreuzer Porto = 60 Centimes) abzuziehen und die Differenz zu kassieren (hier: 60-20 = 40 Centimes = 12 Kreuzer Nachporto). Da jedes Franko bzw. Porto im Verhältnis 40% für Bayern und 60% für Frankreich zu teilen war, waren unterfankierte Briefe in der Briefkarte Forbach - Würzburg zu erfassen und nach Beikassierung des fehlenden Betrages der Aufgabepost zu bonifizieren.

ABER: Frankreich hatte P.D. gestempelt und damit war Bayern die Möglichkeit genommen, den Brief mit 12 Kreuzern nachzutaxieren. Vermutlich hatte man in Frankreich in den Abendstunden die beiden braunen 10 Centimes-Marken mit orangen 40 Centimes-Marken verwechselt und so an einen Brief über 10 bis 20g gedacht, wofür 80 Centimes das treffende Franko darstellten.

Halten wir fest, dass Frankreich nur 20 Centimes kassiert hatte, so fehlten jetzt folgende Beträge in der Kasse:

Portobrief 18x = 60 Centimes, davon für Frankreich 60% = 36 Centimes = 11x und 40% für Bayern, also 24 Centimes = 7 Kreuzer.

Es ist zu vermuten, dass im Falle der Aufdeckung in Würzburg Bayern einen Frankodefekt an Forbach schickte; für den Fall, dass dies unterblieben war, hätten beide Postverwaltungen für wenig Geld viel Briefstreckenbeförderung auf sich genommen (über 1.200 km einfache Fahrstrecke).

Einen weiteren Brief mit ähnlicher Frankatur bzw. Behandlungsweise kenne ich nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.05.2021 16:52:35 Gelesen: 130887# 503 @  
@ bayern klassisch [#502]

Hallo Ralph,

toller Brief, da hat wohl einer richtig geträumt. Perpignan ist die Hauptstadt des südfranzösischen Départements Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien, die Stadt liegt am Golfe du Lion, einem Teil des Mittelmeers.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 16.05.2021 16:58:30 Gelesen: 130885# 504 @  
@ Gernesammler [#503]

Hallo Rainer,

vielen Dank - ich war da schon, nettes Städtchen. Es gibt ein paar Briefe Perpignan - Bayern hin und her, die alle etwas besonderes sind, warum auch immer, vielleicht sind es auch nur Zufälle, wer weiß?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 16.05.2021 16:59:58 Gelesen: 130885# 505 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 16.8.1856 von Georg Anderwert einem Tapetenhändler aus Stuttgart spediert an Friedrich Mittler in Augsburg, hier kam der Brief am 17.8. zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Württemberg 3 IIb zu 6 Kreuzer gestempelt mit Zweikreisstempel mit Zierstücken von Stuttgart, auf der Rückseite zur Ankunft der Halbkreisstempel "Bahnh.Augsburg" (Winkler 11b).

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 16.05.2021 17:36:56 Gelesen: 130876# 506 @  
@ Gernesammler [#505]

Hallo Rainer,

ist der Inhalt lithographiert, oder handgeschrieben? Sieht fast wie lithographiert aus - dann hätte auch 1x unverschlossen ausgereicht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 16.05.2021 18:34:53 Gelesen: 130823# 507 @  
@ bayern klassisch [#506]

Hallo Ralph,

sieht zwar so aus ist aber handgeschrieben, es ist ein Papier was nicht sofort durchgeschlagen hat so wie beim Büttenpapier.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 20.05.2021 16:30:33 Gelesen: 130309# 508 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Worms vom 13.8.1841 an die Firma Marx Louis in Lambrecht, der mit 2 Kreuzern für Taxis in Rötel und 4 Kreuzer für Bayern = total 6x taxiert wurde. Die Leitung über Speyer ist schön zu sehen.





Von Neustadt an der Haardt bis zum Zielort Lambrecht wurde er für 3 Kreuzer dem Neustadter Kantonsboten mitgegeben, womit er den Empfänger 9 Kreuzer kostete.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.05.2021 16:38:03 Gelesen: 130306# 509 @  
Liebe Freunde,

ein Kuriosum aus Stuttgart vom 13.8.1841 der Firma Carl Feuerlein an die Firma Marx Louis in Lambrecht bei Neustadt an der Haardt in der Pfalz zeigt uns einen "frei" - Vermerk, aber keine Frankatur und auch keine postalische Behandlung.





Ausweislich seines Inhalts bezog sich der Schwabe auf einen Auftrag des Reisenden Duncker, der ausgeführt wurde und die Ware wurde Herrn Eduard Sievert in Mannheim "franco" übergeben.

Daher gehe ich davon aus, dass dieser Brief der Warensendung von Stuttgart nach Mannheim beilag und Sievert die Waren dem Empfänger ab Mannheim unfrei nach Lambrecht lieferte. Für diesen Transport musste der Empfänger natürlich bezahlen, aber der Brief selbst war nicht zu zahlen, was der Absendervermerk "frei" dokumentierte.

Viele Stücke dieser Art in die Pfalz kenne ich aber nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
wheilmann Am: 25.05.2021 20:22:12 Gelesen: 129528# 510 @  
@ bayern klassisch [#490]

Hallo Ralph,

kannst du mir zu der gezeigten "Bayern, 3 Kreuzer-Briefmarken" die Maße nennen?

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.

Gruß Wolfgang
 
bayern klassisch Am: 26.05.2021 13:28:28 Gelesen: 129356# 511 @  
@ wheilmann [#510]

Hallo Wolfgang,

das ist bei [#490] eine ganz normale 3 Kreuzermarke, die hat genau die gleichen Maße, wie 76 Millionen anderer 3 Kreuzermarken, an der ist nichts besonderes.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
wheilmann Am: 26.05.2021 16:08:02 Gelesen: 129322# 512 @  
@ bayern klassisch [#511]

Hallo Ralph,

du hast mich falsch verstanden. Ich benötige die Maße der Kreuzer-Marke (z.B.: 21 mmm x 24 mmm).

Ich habe im Forum einfach gesucht, wer hat solch eine blaue 3-Kreuzer-Marke schon einmal gezeigt, und deinen Brief entdeckt.

Solche Angabe findet man sonst bei [1], leider bei keiner der vielen Kreuzermarken sind solch Angaben eingetragen.

Es ist für mich nicht zu verstehen, dass so etwas nicht im Michel steht und man sich dazu auf einer amerikanische Internet-Seite umsehen muss.

Danke, schon einmal im Voraus.

Gruß Wolfgang

[1] http://www.colnect.com
 
bayern klassisch Am: 26.05.2021 16:17:10 Gelesen: 129319# 513 @  
@ wheilmann [#512]

Hallo Wolfgang,

20 mm auf 20 mm (daher auch "Quadratmarken Bayerns" genannt). Die Schnittlinien zählen dabei nicht, das versteht sich von selbst.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
wheilmann Am: 27.05.2021 09:38:26 Gelesen: 129186# 514 @  
@ bayern klassisch [#513]

Hallo Ralph,

mit deiner Hilfe ist es mir gelungen, drei wunderschöne Stempelabdrucke eines Auktionsangebotes,

das Richard am 11.03.2020 unter "Thema: Auktionsvorschau - aus den Auktionsangeboten" in seiner

Rückschau: Highlights der 196. Rauhut & Kruschel Auktion am 28./29. Februar 2020,

in der Stempeldatenbank zu dokumentieren:

http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/397300,
http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/397301,
http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/397302

Ein herzliches Dankeschön dafür.

Gruß Wolfgang
 
bayern klassisch Am: 27.05.2021 12:58:57 Gelesen: 129167# 515 @  
@ wheilmann [#514]

Hallo Wolfgang,

nichts zu danken - prima!

Schönes WE und liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 27.05.2021 13:39:13 Gelesen: 129161# 516 @  
Liebe Sammelfreunde

am 29.12.1863 ging dieser Brief auf Reisen.



In Magdeburg, höchstwahrscheinlich am Zug aufgegeben und an "Herrn Baron Louis von Feilitzsch (in) Hof im Voigtl(and)." adressiert. Am 30.12. war er am Ziel. Frankiert wurde er mit einem 3er Streifen der Nr. 16 tarifgerecht in der 3. Entfernungsstufe.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 02.06.2021 13:33:13 Gelesen: 128028# 517 @  
Liebe Freunde,

einen hochinteressanten Brief aus der freien Reichsstadt Frankfurt am Main der Gebrüder Bethmann (bekanntes Bankhaus, gibt es heute noch) an Marx Louis in Lambrecht / Pfalz vom 14.8.1841 kann ich zeigen, bei dem der Absender 2- = 2,5 Batzen frankierte (so spät gab es also noch postalische Notationen von Batzen!), die genau 10 Kreuzern entsprachen. 6 davon behielt Thurn und Taxis, 4 davon (s. Siegelseite) wurden der bayer. Post bonifiziert.



Um nicht in Neustadt an der Haardt (postalisch für Lambrecht zuständig) für die totale Verwirrung zu sorgen, strich man dort sowohl das Gesamtfranko von 2-, als auch den bayer. Gebührenanteil von 4 Kreuzern durch und notierte eine schwungvolle, schwarze 2 für den Kantonsboten von Neustadt, der den Brief auszutragen hatte.

Dass der Brief frankiert worden war, sah man nicht nur am Franco - Vermerk vorne und der bezahlten Taxe hinten, sondern auch an der Farbe des Aufgabestempels, die schwarz gewesen wäre, wenn der Brief unfrankiert auf die Reise geschickt worden wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.06.2021 14:14:49 Gelesen: 128022# 518 @  
Liebe Freunde,

folgender Brief macht mir größte Freude, zeigt er sich doch von vorn und hinten recht attraktiv und hat darüber hinaus noch einen Inhalt, der es wert ist, hier gezeigt und besprochen zu werden.





In Strasbourg, einer der schönsten Städte dieser Welt, am 14.7.1851 "frey" aufgegeben, zahlte der Absender 5 Decimes, die nicht in Marken, sondern bar rückseitig notiert wurden. Um aber den wahren Charakter zu zeigen, stempelte man vorne mit dem P.D. - Stempel, um zu zeigen, dass hier alles vom Absender bezahlt worden war. Gerichtet war er an das Wohllöbliche Bürgermeister Amt Memmingen Königreich Baiern (und bayer. Behörden brauchte unfreie Briefe aus dem Ausland auch nicht anzunehmen, sondern hätte einfach die Zahlung des Portos verweigert). Siegelseitig sehen wir bei der Leitung in geschlossenen Briefpaketen via Baden und Württemberg den Transitstempel von Augsburg vom 15.7.1851 und den Ankunftsstempel 2 Tage später von Memmingen.

Inhalt: " Robertsau bei Strasbourg, den 13. Juli 1851

Wohlgeborener Herr Bürgermeister (vom Empfänger später vermerkt: Erledigt durch Protocoll d. d. 17 Juli 1851, exp. Müller),

Im Auftrag des Unterzeichneten sehen wir uns veranlaßt Sie um Ihren gütigen Beistand zu bitten. Unser Arbeiter Christian Friedrich Krakow, Tuchmacher Geselle aus Dahme im Königreich Preußen, war am 29. Aprill d(ieses) Jahres als reisender in Memmingen und hinterlegte auf der dortigen Tuchmacher Herberge ein Paket in welchem sich folgende Effekten enthielten: Ein brauner Cassinette Sommerrob, 1. Schwarz und blau karrirte Tuchjake, 1 paar bräunliche Bubskinhosen mit Streifen an der Seite, 1 paar Stiefel, 2 wollene Halbbinden, 1 paar wollene Handschuhe, und ein leinen Handtuch mit 1 paar wollenen Soken und sonstige derartige Effekten.

Gegen ende Mai schrieb besagter Christian Fr. Krakow einen frankirten Brief, worin ein Kärtchen sich befand welches die Tochter des Herrn Jakob Althaus zum Bauerntag dem Fr. Krakow bei seiner Abreise mitgab damit wenn derselbe um seine Kleider schreiben sollt er daßselbe beilegen solle, was auch geschan ist.

Es kamen aber weder Kleider noch ein Brief, obgleich Krakow nichts darauf schuldet. Nun schrieb aber besagter an Herrn Obermeister Weis, in der Pfingstwoche einen Brief, und ersuchte herrn Weis sich um die schon angegeben Effekten zu erkundigen, und besagtem gefälligst anzuzeigen welches die Ursache sey, daß die Kleider hier nicht ankommen, aber bis heute ist noch keine Nachricht erfolgt.

Wir ersuchen daher ein Wohllöbliches Bürgermeister Amt mit der höflichen Bitte, in besagter Sache gegen Jakob Althaus zum Bauerntanz, eine Untersuchung anzustellen warum weder Kleider, noch ein Schreiben hier ankommen.

Zugleich ersuchen wir ein Wohllöbliches Bürgermeister Amt mit der höflichen Bitte uns das Ergebniß in dieser Sache gütigst in möglicher bälde mittheilen zu wollen.

Hochachtungsvoll zeichnet ergebenster I. G. Füß contre matre in der fabriqe des draps a la Roberau bei Strasbourg / eingehändige Unterschrift des Eigenthümers Christian Friedrich Krakow /."

Letztlich, wie auch immer, scheint die Sache doch irgendwie bereinigt worden zu sein, aber für mich sind solche Inhalt Gold wert, zeigen sie doch die Probleme und Alltäglichkeiten einer längst vergangenen Zeit auf, die es sonst kaum nachzulesen gelänge.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 06.06.2021 13:20:57 Gelesen: 127484# 519 @  
Liebe Sammelfreunde,

hier eine Briefhülle aus Wien an

"Sr. Hochwohlgeboren Herrn Carl von Gemünden kgl. Kreisgerichtsrath in Keschach bei Lindau a/Bodensee Bayern".



Frankiert wurde mit einer 15 Neukreuzer Marke richtig für einen Brief unter 1 Loth über 20 Meilen. Siegelseitig Stempel von Lindau.

Mit frreundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 14.06.2021 10:55:39 Gelesen: 126850# 520 @  
Liebe Freunde,



ein einfacher Portobrief aus Worms (Thurn und Taxis an der Grenze zur bayerischen Pfalz) vom 26.12.1842 kostete bis zur Grenze 2 Kreuzer, die in Form einer kaum lesbaren Rötel vorne notiert wurden. Dazu kam das bayer. Inlandsporto von dort via Speyer und Neustadt nach Lambrecht mit 4 Kreuzern und, nur siegelseitig zu sehen, ein weiterer Kreuzer für einen konzessionierten Boten, so dass der Empfänger total 7 Kreuzer zahlen durfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.06.2021 12:58:08 Gelesen: 126836# 521 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Laufzettel vom Königlich Württembergischen Postamt Kirchberg mit der ursprünglichen Anschrift "An Königl. Bayr. Wohllöbl. Post Amt Auerbach - Laufzettl Fahr Post".



Nach Erledigung (warum ohne Manualnummer hin- und hergeschickt, weiß der Kuckuck) lief der Laufzettel vom 18.7.1841 wieder nach Kirchberg in Württemberg zurück.

Der Zettel zeigt 2 kleine Chargéstempel und einen großen (bayerischen) Chargéstempel, wie auch 2 mal denselben Aufgabestempel von Kirchberg.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.06.2021 10:23:39 Gelesen: 126373# 522 @  
Liebe Freunde,

erfreulicherweise wächst meine Ulm - Neu-Ulm - Sammlung von Tag zu Tag ... Heute zeige ich einen sehr schönen Brief, der eine Besonderheit ist. Zeigte ich doch bisher praktisch immer Firmenbriefe, die durch die Postaufgabe in Neu-Ulm eine Portoreduzierung erfuhren, so kann ich jetzt den ersten Privatbrief zeigen, der in Ulm am 8.8.1853 verfasst von einem Privaten an einen Privaten (Apotheker Rehm) in Memmingen geschrieben wurde.





Lustigerweise war damit aber keine Portomoderation verbunden, denn von Ulm sind es nur 48 km bis Memmingen, so dass er aus Ulm versandt auch nur 3 Kreuzer gekostet hätte, wie von Neu-Ulm auch. Der Grund mag aber darin gelegen haben, dass der Absender aus Ulm wohl mehrere Poststücke an diesem Tag nach Bayern aufzugeben hatte, bei denen mal einen Portovergünstigung eintrat, mal nicht; insgesamt wird es sich aber sicher gelohnt haben für ihn, denn ausweislich seiner Schrift war er sicher nicht dumm.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.06.2021 08:49:56 Gelesen: 125561# 523 @  
Liebe Freunde,



ein Brief aus Worms vom 19.9.1841 nach Lambrecht bei Neustadt in der Pfalz zeigt uns das grenznahe Porto von 2x (Kreuzer) für Thurn und Taxis (Kartenschluß Worms - Speyer), die Ankunft in Speyer mit der bayer. Austaxierung von 6x bis Neustadt/Weinstraße = 8x in toto und 3x für den Cantonsboten von Neustadt, der den Brief in das noch nicht mit einer Poststelle bedachte Dorf Lambrecht-Grevenhausen lieferte = 11x für 3 Dienste.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.07.2021 08:59:13 Gelesen: 125187# 524 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen barfrankierten Brief aus London vom 25.7.1851 an H. G. Hüttenbrands seelige Erben in Augsburg, der 1/4 Unze wog (ca. 7,5g), oben in schwarz notiert und der in London auch den Stempel "P" für "paid" = bezahlt erhielt. Der Absender zahlte mittig rot notiert 1/4, also 1 Shilling und 4 Pence, total also 16 Pence. Rechts wurde das Weiterfranko für Preussen und Bayern ausgewiesen mit je 4 Pence, was sich aber nicht wirklich auf die jeweiligen Postkassen auswirkte.



Im Postvertrag GB mit Preussen von 1846 war vereinbart worden, dass einfache Briefe wie hier 6 Pence Inlands- und Seefranko bis zur belgischen Küste kosteten, 2 Pence für den Transit Belgiens bezahlt wurden und Preussen 4 Pence für seinen Transit und Bayern für seine Strecke auch mit 4 Pence abgefunden werden sollten.

Die Frage ist nun: Ab dem 1.7.1850 waren Bayern und Preussen im Postverein und warum sollte Preussen nicht die vollen 8 Pence behalten? 1 Penny entsprach 3 Kreuzer rheinisch und im Postverein hätte Preussen nur eine Vergütung von 3 Silbergroschen = postalisch 9 Kreuzern zu beanspruchen (paritätisch 10,5x zu runden auf 11x bei internen Verrechnungen). Ich nehme daher an, dass Preussen ("Aus England per Aachen Franco" von Aachen) am 26.7.1851 die vollen 8 Pence = 24 Kreuzer kassiert hat und den Brief seelenruhig nach Bayern weitergeleitet hat, ohne jegliche Kompensation.

Am 28.7.1851 kam er wohlbehalten nach Augsburg. Der Inhalt ist noch komplett erhalten, aber etwas "verwaschen", weswegen ich euch diese Tortur des Lesens gerne erspare.

Durch sein Datum passt er gut in meine Mini-Sammlungen BY - GB und "1851", womit auch der Kaufgrund ersichtlich ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.07.2021 09:49:28 Gelesen: 125182# 525 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist ohne gute Französischkenntnisse (die mir leider abgehen) nicht interpretierbar.





Die äußeren Fakten sind: Brief aus Paris vom 12.5.1829, Postaufgabe am Folgetag, der Stempel C.F.3.R (Correspondance Francaise Rayon 3 von Paris) wurde gestrichen - er war allein unbezahlten Briefen vorbehalten. Frankreich und Bayern taxierten den Brief nicht. Die Anschrift lautet:

"Monsieur Monsieur B Cte de T...... Directeur des Postes a Augsbourg Baviere"

Die Siegelseite ist blank - für die kurze Übersetzung des Inhalts wäre ich sehr dankbar ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.07.2021 23:51:39 Gelesen: 123428# 526 @  
Liebe Freunde,

eine Besonderheit des Postvertrages Bayern - Frankreich war die Lage der Pfalz, welche dahingehend gewürdigt wurde, dass Briefe nach dorthin nur 30 Centimes = knapp 9 Kreuzer Franko wie Porto kosteten. Briefe aus dem Nahbereich waren noch günstiger, stehen hier aber nicht zur Debatte.





Der hier aus dem französischen Niederbronn lief am 29.3.1856 über Wissembourg und Landau nach Ludwigshafen, wo er 2 Tage später ausgetragen wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.07.2021 11:35:42 Gelesen: 123148# 527 @  
Liebe Freunde,

ein netter Portobrief aus dem schönen Erbach (Odenwald) vom 22.1.1851 (Eintritt des Großherzogtums Hessen in den DÖPV erst zum 1.10.1851) an Ihre Erlaucht die Gräfin von Rechteren zu Limpurg in Markteinersheim "per Würzburg und Possenheim" kostete für die taxische Strecke 2 Kreuzer (rote Tinte) und für die bayer. Strecke 4 Kreuzer (die Summe von 6 Kreuzern wurde mal wieder vergessen anzuschreiben).



Siegelseitig sehen wir Miltenberg 23.1. und Possenheim vom Folgetag.

Aus dieser Korrespondenz sind etliche Damenbriefchen erhalten und jeder ist für sich ein Augenschmaus. Für meine Mini-Sammlung "1851" ist er perfekt, weil es zu DÖPV - Zeiten weder 2, noch 4 Kreuzer Taxen gab.

Aber auch zu DÖPV-Zeiten hätte er 6 Kreuzer gekostet, jetzt aber nicht für ein halbes Loth, sondern für ein Ganzes. Es kommt relativ selten vor, dass Briefe der Vormarkenzeit genauso viel kosteten, wie in der späteren Postvereinszeit. Wer es nicht glaubt, darf gerne bei sich oder anderen auf die Suche gehen und hier berichten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.07.2021 08:56:57 Gelesen: 122619# 528 @  
Liebe Freunde,

optisch kommt der gezeigte Brief nicht sehr schön herüber - aber inhaltlich und postgschichtlich schon.






Eigentlich stammte er vom 22.7.1843 aus dem hessischen Offenbach am Main, wurde aber unter Umgehung des Postzwangs 3 Tage später am 25.7. in Neustadt an der Haardt als Portobrief in den Lokalbezirk aufgegeben und mit 3x für die Aufgabepost taxiert. Gleichzeitig aber wieder gestrichen und mit einem weiteren Kreuzer für die Zustellung mit konzessionirtem Boten auf 4x total erhöht und in Lambrecht ausgetragen. Da hat der Postexpeditor in Neustadt gut verdient - 3x für nichts und die Arbeit machte für 1x eine arme Sau (konz. Bote). Der Hesse sparte sich auch Geld und der Empfänger ebenso, weil es von der pfälzischen Grenze zu Worms bis Neustadt 6x gekostet hätte, plus natürlich das taxische Porto bis dahin.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.08.2021 10:16:20 Gelesen: 121552# 529 @  
Liebe Freunde,

ein Dienstbrief aus Höchst (heute ein Stadtteil von Frankfurt am Main - und nein, der dortige Chemieriese schrieb sich Hoechst) vom 12.6.1851 war als herrschaftliche Dienstsache an das bayer. Landgericht zu Alzenau verschickt worden. Er passt daher vom Datum her perfekt in meine Mini-Sammlung "1851".



Das Fürstentum Nassau, wozu Höchst gehörig war, trat erst zum 1.9.1851 dem Postverein bei, so dass dies hier ein Brief der Vormarkenzeit (VMZ) ist, für den andere Regeln galten, als im DÖPV und zwar Engere, als nach dem 1.9.1851. Aber Bayern hat ihn wie immer mustergültig behandelt - kein Ankunfs-, kein Transitstempel, eine Prüfung der Portofreiheit war sicher auch entfallen und mangels Inhalt kann man eh nicht viel mehr zu ihm sagen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.08.2021 10:25:43 Gelesen: 121551# 530 @  
Liebe Freunde,

heute von mir eine Postkarte aus Zürich vom 31.10.1905 an Franz Reimer geprüfter Lehramtskandidat in Furth im Wald in Bayern. Klein geschrieben wurde vor "Furth" "p(er) A(dresse) Herrn Reimer, Bäckermeister", was ja schon eine erhebliche und sicher auch sinnvolle Präzisierung war, obwohl Furth im Wald damals wir heute weit vom Großstadtcharakter entfernt war. Auch der 2. Vermerk des Absenders "Bitte ev(tuell) nachsenden!" war nicht unentdeckt geblieben, denn die Post in Furth im Wald versuchte am Folgetag offenbar vergeblich eine Zustellung zu bewirken - ob beim Lehramtskandidaten, oder dem Bäckermeister. Stattdessen strich man Furth im Wald und notierte "Augsburg Alpenstraße 22. T. L." und nachgesandt 4.11., so dass die Nachsuche wohl 3 Tage gedauert hatte, bis man die neue Anschrift eruieren konnte. Respekt!



Prompt am 5.11. sehen wir auch den Ankunftsstempel Augsburg 2.B.P. als "Entwerter" auf dem 10 Rappen Wertstempel, wiewohl das nicht nötig gewesen wäre und Weiterleitungen ohne Postauslieferung waren ab 1.1.1868 in Bayern kostenlos.

Die Kartenrückseite ist in hübscher Schrift vollgeschrieben und Übende dürfen sich an ihr gerne austoben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.08.2021 10:34:11 Gelesen: 121550# 531 @  
Liebe Freunde,

damit meine mickrige Retourbriefsammlung auch mal wieder etwas Zulauf erhält, kam mir dieser hier gerade recht, zumal man in Bayern wiederholt den Ankunftsstempel vergessen hat, wie so oft ... Aber der Reihe nach:





Dienstsache portofrei des württembergischen Schultheißenamts Waldenbuch vom 82.11.1867 (wußte gar nicht, dass in Württemberg Monate über 31 Tagen existierten, richtig daher wohl 28.11.1867) an das bayer. Landgericht Günzburg in Schwaben.

Dort muss das Schreiben Anfang Dezember 1867 eingetrudelt sein und man beantwortete es umgehend mit der dafür notwendigen Adressänderung in Königlich Württembergisches Schultheißenamt Waldenbuch Oberamt Stuttgart und fügte korrekt hinzu R. S. dG, wobe ich heute noch nicht weiß, was der Zusatz "dG" bedeuten soll (durch Güte hieß es sicher nicht).

Ebenso portofrei wie er hergekommen war, kam er auch wieder zurück. Schön zu sehen der blau-grüne Absenderbehördenstempel und der nett dokumentierte Laufweg auf württembergischer Seite.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.08.2021 16:52:25 Gelesen: 121426# 532 @  
Liebe Freunde,

erneut darf ich den Zugang eines Ulmer Briefes aus Neu-Ulm vermelden, der mir ins Netz gegangen ist.



Geschrieben am 25.5.1862 in Ulm erfolgte die Postaufgabe in Neu-Ulm noch am selben Tage. Am Folgetag wurde er seinem Empfänger, Herrn I. A. Weiß junior in Würzburg zugestellt.

Entfernung Ulm - Würzburg: 155 km, also über 20 Meilen, daher als Postvereinsbrief von Ulm aus 9 Kreuzer Franko.

Entfernung Neu-Ulm - Würzburg 156 km, also über 12 Meilen als bayer. Inlandsbrief und daher nur 6 Kreuzer Franko, wie man an der Marke sieht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2021 09:31:33 Gelesen: 117339# 533 @  
Liebe Freunde,

ab 1.1.1861, also noch tief in der Zeit des Postvereins, war es möglich geworden, Recobriefe auch unfrei zu versenden, wobei gesagt werden muss, dass das Franko und die Recogebühr immer zusammen zu vereinnahmen waren, also bei frankierter Absendung zahlte der Absender das Franko und die Recogebühr, bei unfrankierter Absendung zahlte der Empfänger beides - Ausnahmen gab es nicht.



Als am 1.1.1868 der Norddeutsche Bund übernahm und aus DÖPV-Staaten nun Vertragsstaaten wurden, änderte man diesen Modus nicht und er war ja auch schon 7 Jahre so angewandt worden.

Dennoch tauchen bei der Betrachtung von Briefen der Vertragsstaaten, wie auch bei nationalen Briefen immer wieder Manipulationsprobleme auf, die man anhand der korrigierten Taxen und Gebühren leicht nachvollziehen kann, wobei in diesem Kontext noch gesagt werden muss, dass bei Porto-Recobriefen immer in der Währung der Abgabepost taxiert werden musste, was sich ja eigentlich von selbst versteht.

Ab 1.1.1868 betrug das Porto 2 Sgr. = 7x bis 1 Loth, über 1 - 15 Loth aber 3 Sgr. = 11x.

Die Recogebühr betrug einheitlich 2 Sgr. = 7x, so dass dergleichen Briefe entweder 4 oder 5 Sgr., bzw. paritätisch 14x oder 18x kosten mussten. Die Auswahl ist also nicht riesig und an den Fingern einer Hand abzuzählen ...

Ein Porto-Recobrief aus dem schönen Halberstadt vom 20.3.1868 an die Mechanische Bindfaden Fabrik in Immenstadt (Schwaben) zeigt uns aber auch, dass es für mathematisch weniger Begabte ein Problem sein konnte, seine 5 Finger einer Hand korrekt abzuzählen.

Unter der Reco-Nummer 373 schrieb man erst eine 2 auf, wofür das auch immer gut gewesen sein sollte. Dann überschrieb man die falsche 2 durch eine 4, also 4 Sgr. für einen Brief der 1. Gewichtsstufe und der Reco-Gebühr, aber das war offensichtlich auch falsch, denn der Brief lief ja nach Bayern und dort herrschte die Kreuzerwährung vor. Man strich auch dies wieder und notierte jetzt 18x, die 5 Sgr. entsprachen, jetzt also für einen Brief der 2. Gewichtsstufe zu 3 Sgr. und der Recogebühr, gerundet also 18 Kreuzer.

Ich weiß leider nicht, ob die Post des Norddeutschen Bundes bei schweren Recobriefen das ermittelte Gewicht notieren musste - bei preussischen Briefen war das der Fall eingehend wie ausgehend, hier bin ich mir nicht sicher und bitte um Aufklärung.

In jedem Fall kassierte Bayern diese 18x am 22.3.1868 vom Empfänger ein und überwies sie komplett an den Norddeutschen Bund.

Das Verhältnis von frankierten Recobriefen zu unfrankierten Recobriefen sehe ich bei 500 zu 1, man tut also gut daran, sich einer solchen kleinen Seltenheit anzunehmen und in seine Sammlung zu integrieren, wenn man zeigen will, was die Zeit damals so alles zu bieten hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.09.2021 11:12:49 Gelesen: 116386# 534 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief war mein Liebster von allen, die ich bei der JHV in Straubing an Land ziehen konnte und den Preis bitte ich dabei zu entschuldigen.





Geschrieben in Wissembourg (Elsaß) 1km von der bayer. Grenze zur Pfalz entfernt am 3.11.1837 an "Monsieur Monsieur le Burgermeister de la commune Beerfelden / Grand-duché de Hesse-Darmstadt" vom Procurator in Wissembourg höchstselbst.

Der Absender zahlte nichts für den Brief, aber Taxis 2 Batzen für den Transit durch die bayer. Pfalz und 3 Batzen bis zum Empfänger = 5 Batzen = 20 Kreuzer, die auch hinten notiert wurden.

Nur wenige Briefe liefen im Transit von Frankreich aus über die Pfalz nach Territorien von Thurn und Taxis (stets im geschlossenen Transit).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.09.2021 11:32:27 Gelesen: 116012# 535 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen netten Portobrief aus Erbach von "Freitag früh" an "Ihrer Erlaucht der Gräfin von Rechteren und Limpurg in Markt Einersheim bei Possenheim", der "p(er) Würzburg" geleitet werden sollte.





An Porto fielen an: 6x für einfache Briefe über 10-20 Meilen im Postverein und 3x Portozuschlag = 9x, die vorn und hinten notiert worden waren.

Lustigerweise lag in dem Brief noch ein weiterer Brief aus derselben Hand, jetzt überschrieben mit "Mittwoch Abend". Lustig !

Der Laufweg über Frankfurt am Main, Würzburg und Possenheim war ein ziemlicher Umweg, aber dank der Bahn schnell(er).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.09.2021 11:42:45 Gelesen: 116009# 536 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Fürstenau bei Erbach der Gräfin von Erbach-Fürstenau vom 2.5.1841 war gerichtet an "Ihro Erlaucht der Erbgräfin Luitgarde von Rechteren Limpurg geb. Gräfin zu Erbach Fürstenau - MUSTER OHNE WERTH in Markt Einersheim über Possenheim".





Taxis bekam 6x bis zur bayerischen Grenze, die in Würzburg in Auslage genommen wurden und man addierte dort weitere 6x für Bayern zum Endporto von 12x, was nicht angeschrieben wurde. Das Gekrakel auf der Siegelseite ist nicht leserlich (für mich).

Das eigentlich Interessante ist aber der Zusatz "Muster ohne Werth", den wir aus gräflichen Adressen gar nicht kennen und der eigentlich den Firmen der Zeit überlassen war. Leider ist der Brief sehr schwungvoll bis flüchtig geschrieben und ich habe auch nach einer halben Stunde nicht heraus bekommen können, ob im Inhalt ein Muster und wenn ja, welches, genannt wurde. Kann mir jemand helfen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 30.09.2021 19:24:26 Gelesen: 115975# 537 @  
@ bayern klassisch [#536]

Hallo Ralph,

ich habe mal einen Teil ausgeschnitten da ich auch nicht alles lesen kann, aber hier steht "auf Gold gestossen Siegelring zur Confirmation zu geben".

Vielleicht hat es bei dem Muster etwas damit zu tun und wenn es nur eine Zeichnung / Vorlage oder Muster des Ringes gewesen ist.

Nur eine Vermutung.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 30.09.2021 20:17:02 Gelesen: 115964# 538 @  
@ Gernesammler [#537]

Hallo Rainer,

aus Gold gestochenem Siegelring - Gold war von Mustersendungen eigentlich ausgenommen, aber ob das ihre gräfliche Genaden wusste? Du könntest also Recht haben, klasse!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.10.2021 10:09:43 Gelesen: 115096# 539 @  
Liebe Freunde,

am 27.2.1818 lief ein Portobrief aus Ehrenbreitstein "A Son Excellence Monseigneur le Comte regnant de Waldbott Bassenehim a Buxheim pres de Memmingen en Souabe".



Buxheim liegt und lag zwar in Schwaben und der als Lokaloptimierung verwendete Ort Memmingen natürlich auch in Bayern, daher sandte man den Brief ohne Taxangabe Preussens in Richtung Bayern (über FFM, Aschaffenburg und Würzburg bis Augsburg, welches für Memmingen zuständig war) und nahm in Augsburg 14 Kreuzer Transitporto in Auslage. Mit dem bayer. Porto von 12 Kreuzern ergab sich so ein Porto in Bayern bis Memmingen von 26 Kreuzern (oben rechts). Eventuelle Kosten für die Leitung nach Buxheim sind nicht zu erkennen - entweder hatte seine Erlaucht eigene Boten, oder er ließ bei der Post ein Postfach mit Anschreibung führen.

Einen Preussenbrief ohne preussische Taxe in Gutengroschen (14x entsprachen 3 1/2 Ggr.) kenne ich nach Bayern bisher nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.10.2021 09:59:50 Gelesen: 114606# 540 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Neustadt im Regierungsbezirk Oppeln vom 15.7.1838 mit dem Aufgabestempel Feuser 2473/1 "An Herrn Anton Enderle Stadtwirth in Ehingen bey Ulm, Württemberg".







Der Vermerk 8 "PA" wird ja von Karl und mir als "Post - Auslage" interpretiert und Hof zugewiesen, weil es immer dieselbe Hand in dieser Zeit ist, die ihn in typisch roter, preußischer Tinte anbringt und eine Leitung über Hof und Nürnberg naheliegend ist (Postvertrag Bayern-Preussen vom 1.4.1835).

Preussen hatte also kein Inlandsporto notiert und dies Hof, dem Abgabepostamt Preussens überlassen. Über Nürnberg, wo man den Auslagestempel auf den reduzierten 28x abschlug, um dann darunter die bayer. Transitforderung von 8x zu notieren, kam er somit mit 36x belastet in Württemberg (unter Taxispost) an, wo er nochmals die Notation "Auslag 36" erhielt. Mit dem württembergischen Inlandsporto von 4x ergab sich ein Gesamtporto von 40x, die links neben der blauen "8" noch zu sehen sind.

"Lieber Bruder, Weil ich schon lange von Euch entfer(n)t bin, so will ich Euch schreiben, wie es mir auf meiner Reise gegangen ist.

Ich und ein Schmidt sind 4 Wochen miteinander gereist, wir sind recht gut miteinander ausgekommen; Es hatte aber den einen Tag Geregnet und den anderen ist es wieder sehr heiß geworden, ich hatte zu arg Durst bekommen, ich trank ein Seitel Bier, das war so schlehct, daß ich es habe bald nicht trinken können, in der Nacht hab ich so frieren u. Kopfweh bekommen, daß ich habe ein u. ein halben Tag liegen müßen, es hats dann Gottlob wieder gethan, ich hab dann wieder gehen können, u. hab nichts mehr davon gespiert; Blattern habe ich an den Füßen bekommen, daß ich hab nicht mehr gehen können, ich habe alles mögliche angefa(n)gen daß es wieder gethan hat. Für einige Tage darauf hab ich u. der Schmidt von einander müßen, ich bin nach Wien u. er ist einen anderen Weg. Ich bin allein gereißet, das Geld hab ich im Felleisen gehabt, weil es mich zu sehr gedrückt hat, einmal hatte ich müßen einer in die Kammer legen wo ich gelegen habe. Der hat mir 6 Thaler genommen u. ist fort, dann hatte ich noch einen Thaler u. Guldenstück, ein Thaler gilt in Östreich 2 florin Münze oder 5 florin Schein. Zum Glück hatte ich in Salzburg schon einen Regenschirm gekauft.

Arbeit habe ich keine bekommen, u. in Wien sind wir unsere fünfundzwanzig Fremde auf der Herberger gewesen, ich habe den Sachsen welcher bey meinem Lehrmeister in Arbeit gewesen ist getroffen. Als ich an die preusische Krenze kamm hat ich kein Reisegeld, da borgte mir ein Fruhmann das Reisegeld, ich gab im die letzte 18 Kreutzer, zum größten Glück habe ich jetzt Arbeit bekommen aber ob ich bleiben kann, das weis ich nicht, ich bitte Euch schiket mir doch ein Geld, daß ich doch meine Kleider Waschen laßen kann, ich habe auf der Herberge ein Bier getrunken u. etwas gegeßen, u. habe kein Geld mehr daß ich es beazhlen kann. Schiket mir doch ein Geld, wenn ich bleiben kann will ich es Euch lieben wieder zurückschicken, denn wann ich fort muß, hab ich keinen Kreuzer verkaufen wer ich doch auch nichts sollen, ich weiß mir sonst nicht zu helfen. Ich hoffe daß ihr alle Gewund u. Wohl seid. Ich grüße Euch alle vielmal

Dein Bruder Eduard Enderle.

Den Stadtwirth u. seine Frau

Den Mathias u. die Sophie

Der Franz u. der Vater

Den Vetter Stephan u. seine Frau

H..serg u. Andreas

Meine Kameraden

Paul Braun

Wilhelm Probst

Xaver Schobel

Kohl Thomas

Schreibt mir auch wo der Franz ist.

Meinen Stok lasset nur Zuhaus habet mir auch das Liederbuch auf.

Schiket es mir sobald als Möglich."

Diese Reisebeschreibungen sind für mich immer höchst interessant und zeigen uns heute auf, wie das Leben vor noch nicht mal allzu langer Zeit war - so sehr ich die Postgeschichte(n) aus dieser Zeit liebe, ich wollte keine Sekunde damals leben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

P.S. Wegen seines tollen, zeitgeschichtlichen Inhalts, habe ich ihn für ein liebes Mitglied hier reserviert ...
 
Gernesammler Am: 21.10.2021 19:48:42 Gelesen: 113735# 541 @  
Hallo Sammlerfreunde

Ganzsachen Brief U3-A (147x84 mm) zu 3 Neugroschen vom 8.1.1862 aus Leipzig an Friedrich Bodenstedt in München spediert, dort kam der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe, ab 1854 war Friedrich von Bodenstedt in München Professor für Slawistik und Altenglisch.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Leipzig sowie zur Ankunft in München mit L2 Zweizeiler (Winkler 8b-I, halbfette Antiqua, 28,5x4,5 mm) verwendet 1859-1870.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Bodenstedt

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 22.10.2021 11:10:52 Gelesen: 113666# 542 @  
Liebe Freunde,

eine Feldpost - Correspondenz - Karte an Frau Dr. Kinkelin in Lindau im Bodensee erregte meine Aufmerksamkeit, weil sie, im Gegensatz zu 99,99% aller mir bekannten Feldpostkarten, keinen Aufgabestempel zeigt, sondern nur einen frontseitigen Abgabestempel, was ich so noch nicht gewärtigen durfte. Der Absender hatte folgendes geschrieben:



Fort Nogent 9. EV.71.

Heute, etwa vor 1 Stunde, erhielt ich 2 Pakete; das eine, ältere & das andere mit den Socken .... Danke vielmals für die Übersendung der Sachen. Die Trauerfälle in der Familie Schobloch bedaure ich recht lebhaft. Ich würde eigentlich gerne schreiben; aber ---- Will sehen ob ich´s dahin bringe. Ich habe eben eine Karte an Ruchti geschickt it der Anzeige, dass wir hier sind, habe ihm auch die Todesfälle & Alberts Verlobung mitgetheilt. In 2 1/2 Stunden werde ich abgelöst. Heute ist es trüb: aber nicht kalt. Die Nacht durch wurde viel geschossen & zwar mit schwerem Geschütz. Seit 8 Uhr ist es jedoch ziemlich ruhig. Es kommen & kamen viele Flüchtlinge heraus. Wer kann, geht fort. Grüsse an Alle von Eurem Hermann.

Ich denke, der Absender spricht die Kommune von Paris an mit Revolten, die viele Tote und Verletzte forderte, weil der Krieg im klassischen Sinne ja längst im April vorbei war. Fort Nogent liegt im Osten von Paris, wenn ich nicht irre, von daher würde das alles Sinn machen.

Warum die Karte nicht aufgabegestempelt wurde, mag ein Kenner dieser Zeit eher wissen, als ich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.10.2021 11:30:10 Gelesen: 113661# 543 @  
Liebe Freunde,

bei dem folgenden Brief weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Verfaßt wurde er in London am 8.6.1841 (für GB also schon zur Markenzeit!) und gerichtet war er an die Instrumentenverlegersfirma J. A. Baader und Söhne im bayerischen Mittenwald an der Isar, doch zeigt uns schon ein erster Blick auf die Adresseite, dass er postalisch anders lief, als er hätte laufen sollen, denn eine Postaufgabe in London ist unterblieben.







Er war gesiegelt und wurde wohl unterschlagen per Schiff nach Altona (Dänemark!) gebracht, wo er am 12.6.1841 ankam und den Vermerk außen "per Elmenhorst Gebrüder" erhielt. Die Gebrüder Elmenhorst fungierten also als "Forwarder" des Londonders James Trimbey und gaben den Brief im nahen Hamburg der Thurn und Taxispost dort unfrankiert auf "TT Hamburg 12.6.". TT Hamburg taxierte ihn erst gar nicht, wie wir das hin und wieder kennen, und sandte ihn einfach dem Kartenschlußpostamt Nürnberg zu, wo man den Auslagestempel auf den selbst notierten 18 Kreuzern für TT abschlug und unter den Strich für Bayern weitere 16 Kreuzer ab der bayer. Grenze bis Mittenwald notierte, so dass der Empfänger, wann ist unbekannt, total 34 Kreuzer berappen musste.

Bedenkt man den Laufweg des Briefes auf deutschem Land, so waren in geographischer Reihenfolge folgende Postverwaltungen involviert:

Thurn und Taxis, Hamburg, Hannover, Braunschweig, Preussen, thüringische Kleinstaaten (Sachsen-Coburg-Gotha) und Bayern. Addierte man noch GB und Dänemark dazu, kommt man auf 9 Länder, aber nur 2 Taxen. Eine Leitung per Post von London aus wäre natürlich weitaus teurer geworden und man sparte sich so einiges an Geld.

Der Inhalt bestand aus einer Commissionsbestellung über 100 Violinen Nr. 6, 50 Violinen Nr. 12, 60 Violinen Nr. 6 1/2, 10 Violinen Nr. 12, 10 Violinen Nr. 30, 10 Violinen Nr. 40, 5 Alt-Violinen (nein, das waren keine Gebrauchten), 20 halbe Violinen (nein, das waren keine Unfertige), 4 Contrabaß Violinen und 50 Hälse von Violinen mit Löwenköpfen.

Hätte man diese Lieferung heute noch, wäre man sicher ein reicher Mann ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 22.10.2021 20:04:38 Gelesen: 113613# 544 @  
@ bayern klassisch [#542]

Hallo Ralph,

auch wenn Krieg niemals eine schöne Zeit sein kann, aber als Zeitdokument ist das eine absolute Rosine, gerade weil es mit Frankreich zu tun hat.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 22.10.2021 20:28:11 Gelesen: 113611# 545 @  
@ Gernesammler [#544]

Hallo Rainer,

so ist es, Krieg braucht keiner, aber er gehört zur Historie halt nun mal dazu. Hier wird der Krieg im Krieg geschildert, unglaublich.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 24.10.2021 19:31:52 Gelesen: 112990# 546 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Marienbad vom 27.6.1878 an Fam.Hesslein in Bamberg, dort kam der Brief noch am gleichen Tag zur Ausgabe. Für das Franko nahm man eine ANK Nr.37 Franz-Josef zu 5 Kreuzer für einfache Briefe im Fernverkehr.

Gestempelt wurde mit kleinem Einkreisstempel von Marienbad, auf der Rückseite zur Ankunft der Einkreisstempel von Bamberg und dem Briefträgerstempel Nr.8 (die 3 könnte die dritte Bestellung sein).

Welcher Stempel wurde in der oberen rechten Seite abgeschlagen, es könnte Eger sein.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 11.11.2021 10:53:54 Gelesen: 110774# 547 @  
Liebe Freunde,

da es die Zuschläge für unfreie Versendungen erst mit dem DÖPV gab und sich die Korrespondenten, die vorher regelmäßig unfrei verschickten, sich diesen Mehraufwand ersparen wollten (3x je angefangenes Loth Aufschlag waren auch Geld, gerade für die Firmen, die häufig Korrespondenzen führten), schlug man den Absenderstempel unten links ab, weil man unten links ja den Frankovermerk anbringen sollte und deklarierte seine Briefe so als bezahlt, wobei die Aufgabeposten, die nicht mit Marken frankieren mussten, im Rahmen der Barfrankatur die erhobene Taxe in kleinen, roten Ziffern neben den Frankovermerk zu setzen hatten.



Als Zeichen, dass auch wirklich frankiert worden war, schlug die Aufgabepost von Frankfurt am Main am 20.11.1853 auf dem Brief der Firma Trier & Co. den Aufgabestempel in roter Farbe ab, während unfrankierte Briefe diesen Stempel stets in Schwarz zeigen - so wusste jeder Postler im großen TT-Bezirk auf Anhieb, ob es ein Frankobrief war, oder ob er sich noch um Gebühren vom Empfänger zu kümmern hatte.

Bei Bayern gab es diese Kennzeichnungen nicht, dort war alles schwarz (bitte nicht politisch auslegen, danke!) und auch Barfrankaturen waren nicht zugelassen und man musste aufpassen, dass der Stadtbote nicht die Zahlen, die die Aufgabepost einst notiert hatte, für das Porto hielt und vom Empfänger kassierte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.11.2021 12:38:02 Gelesen: 110076# 548 @  
Liebe Freunde,

am 8.2.1867 sandte man einen einfachen Brief unter 1 Loth über 20 Meilen von der Firma Apitz & Ludewig in Berlin an den Advocaten Herrmann in Nürnberg, wo er auch am 10.2.1867 ankam, aber dort nicht zugestellt werden konnte. Der Brief wurde, an wen, wissen wir nicht, ausgeliefert, nur nicht an den Advocaten. Aber der Annehmende muss sehr zeitnah den neuen Wohnort unseres Advocaten mit München erfahren haben, so dass er den Brief in Nürnberg aufgab (Aufgabestempel vergessen!) und Nürnberg ihn mit 3 Kreuzern für die Strecke bis München taxierte, wo er noch am selben Tag ankam. Der Briefträger mit der personalisierten Nr. 27 stellte ihn dann prompt zu.





Was man aber nur alle Jubeljahre findet, ist im Inneren des Briefes ein Vermerk des Empfängers, der das gezahlte Porto später dem Absender geltend machte. Hier in der untersten Zeile: "Ausl(age) 3 xr per 10. Februar (18)67. Unser Advocat Herrmann ließ später die preussische Firma, die einen separaten Brief diesem hier hatte einlegen lassen, 3x oder 1 Groschen zahlen, weil sie den Brief an die falsche Adresse geschickt hatten.

Rote Marken, blaue Berlinstempel, violetter Absenderstempel, blaue Taxe, schwarze Bayernstempel, ein Brief als Einlage, eine Nachsendung und eine spätere Forderung an den Absender - ich glaube so häufig findet man dergleichen nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.11.2021 12:46:44 Gelesen: 110071# 549 @  
Liebe Freunde,

was machte man als armer Industrieller in Barmen (Wuppertal), wenn man Briefe ins ferne Bayern zu schreiben hatte? Richtig, man sparte sich ein wenig Geld - man musste diese Briefe nur nach Frankfurt am Main (Thurn und Taxis) schmuggeln und dort als unfrei aufgeben, dann war die Ersparnis sicher.





So geschehen am 2.9.1828 bei einem Brief an Firma Zumstein & Söhne in Kempten, der in FFM aufgegeben und dort mit 4 Kreuzer bis Aschaffenburg korrekt taxiert wurde (bis 1/2 Loth). Als Portobrief mit schwarzem Aufgabestempel, lief er über Aschaffenburg nach Augsburg, wo das taxische Briefepaket erstmals in Bayern geöffnet wurde und der Brief den roten Augsburger Auslagestempel auf der taxischen 4 erhielt. Mit dem in sepia notierten bayer. Inlandsporto ab Aschaffenburg bis Kempten von 14x (als Paraphe notiert) kostete er den Empfänger total 18x.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.11.2021 12:18:16 Gelesen: 109952# 550 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist für mich ein Sensationsstück. Erst die harten Fakten: Dienstbrief des K. u. K. Bezirksgerichts Wolfsberg in Österreich vom 23.7.1851, jedoch mit Postaufgabe in Wolfsberg erst am 1.8.1851 "An das löbliche königlich Würtembergische Amts-Notariat Bopfingen Oberamts Neresheim im Königreich Würtemberg" mit Vermerk "Exoffe franco".



Siegelseitig sehen wir eine wundervolle Oblate der Absenderbehörde und die Transitstempel von Klagenfurt 2.8., Innsbruck 5.8. (die 5 ist kopfstehend gesteckt!), Bregenz 7.8., Lindau 7.8. und Nördlingen 8.8.. Ein würtembergischer Stempel fehlt, weil die bayer. Post den Kartenschluß Nördlingen-Bopfingen bediente, also den Brief bis Württemberg transportierte (mit der bayer. Postkutsche) und somit Württemberg postalisch "draußen" war.

Aber schauen wir auf das Datum, den 1.8.1851 - da waren Österreich und Bayern im Postverein, Württemberg aber erst ab 1.9.1851. Da Taxis zum 30.6.1851 seine Lehenspost in Württemberg verloren hatte, fällt dieser Brief genau in die Interimsphase vom 1.7. bis zum 31.8.1851.

Im Inhalt ging es um einen Wechsel über 57 Gulden Conventionsmünze, der in Wien vorgelegt wurde, aber nicht eingelöst werden konnte, worüber man sich nun amtlicherseits zu verständigen hatte, weil die Bopfinger Firma mittlerweile konkurs gegangen war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.11.2021 12:19:44 Gelesen: 109951# 551 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus St. Gallen vom 27.03.1810 an Firma Zumstein in Kempten, bei dessen Inhalt es um die Creditirung von 50 Gulden ging, die bisher noch nicht erfolgt war.





Als Einlage findet sich jedoch heute noch dieselbe, was ich besonders nett und interessant finde.

Porto: 3x für Sankt Gallen 6x für Bayern, in toto die notierten 9x.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.11.2021 09:54:06 Gelesen: 108877# 552 @  
Liebe Freunde,

ein Brief wurde am 25.6.1851 im schönen Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt ( ^^^^ ) von der Firma Alex(ander) Wiedemann geschrieben und an die Firma Hoffmann, Burckel und Co. in Wüstenselbitz bei Münchberg geschickt. Das waren Luftlinie 107 km, also über 10 bis 20 Meilen und diese Aktion hätte ein Franko von 2 Neugroschen (paritätisch 7 Kreuzern) gekostet. Aber das war dem sparsamen Sachsen natürlich zu viel Geld, das konnte er günstiger lösen.



Also sandte er ihn "undercover" ins bayerische Hof, wo er am 28.6.1851 ankam und ließ ihn dort von einer befreundeten Firma (Jourdans Erben?) für nur 3 Kr. als einfachen Inlandsbrief bis 12 Meilen in Hof aufgeben. Noch am selben Tag erreichte er Münchberg und wohl auch das nahe Wüstenselbitz. Was tat man nicht alles, für 4 Kr. Ersparnis - aber es werden u. U. noch mehr Briefe nach Bayern so eingelangt sein, so dass es nicht bei 4 Kr. bleiben musste.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 28.11.2021 17:34:24 Gelesen: 108832# 553 @  
@ bayern klassisch [#552]

Hallo Ralph,

ein schöner Brief und ich dachte immer die Schwaben wären sparsam, da waren es die Sachsen auch, aber Spaß beiseite, ich denke mal die Bayern hats gefreut und so wie Du immer sagst, für 4 Kreuzer die gespart wurden, ist man damals satt geworden.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 28.11.2021 20:03:48 Gelesen: 108820# 554 @  
@ Gernesammler [#553]

Hallo Rainer,

so ist es! Man muss halt unterscheiden, ob einer ein reicher Kaufmann war, der viele Hundert Gulden jede Woche verdient hat (nach Steuern!), oder ob es ein Grattler war, für den jeder Kreuzer oder jeder Groschen mehr oder weniger fast schon tragisch werden konnte. Die meisten damals waren eher Grattler und mussten sehen, wo sie blieben. Viele hatten kinderreiche Familien (10 Kinder waren damals keine Seltenheit) und wenn die Kinder in ein gewisses Alter kamen, mussten sie arbeiten, sonst hätte es hinten und vorne nicht gereicht. Ganz andere Zeiten damals und hoffen wir, dass sie nie mehr zurück kommen mögen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 03.12.2021 11:31:03 Gelesen: 108039# 555 @  
Liebe Freunde,

Versuch der Interpretation eines komplizierten Briefes aus Württembreg über Bremen in die USA, dort nicht zustellbar/abgeholt und wieder über Bremen retourniert mit sensationeller Involvierung der bayerischen Post.

Geschrieben wurde der Familienbrief am 6.12.1853 in Rohrdorf bei Nagold in Württemberg an "Johanes Maurer, Rom(e), Staat New York, Nord Amerika". Eine Leitungsangabe entfiel und der Leitungsmöglichkeiten gab es damals mehrere. Er wurde, weil Rohrdorf noch keine eigene Post hatte, im nahen Nagold unfrankiert aufgegeben, wo er den Zweizeiler vom 6.12.1853 erhielt und mit 9 Kreuzer Porto bis Bremen vortaxiert wurde. In FFM erhielt er einen Transitstempel, dessen Datum wohl der 7.12.1853 war und wurde von hier aus nach Bremen geleitet.





Thurn und Taxis Bremen stempelte am ??.12.1853 Posteingang und übergab den Brief am 15.12.1853 der preussischen Post in Bremen (Rahmenstempel), warum auch immer.

Zu dem Vereinsporto von 9 Kr. kam noch das Porto von 32 Kr. für die Verschiffung über GB und das Inlandsporto bis 1/2 Unze für die USA, total also 41 Kr..

In New York kam er am 17.3.1854 erst an und wurde mit dem Debitstempel in schwarz über 22 Cents (steht oben) versehen. Die Leitung nach New York erfolgte mit der Washington der Ocean Line (Abgang in Bremen erst am 24.2.1854? über Southampton am 1.3.1854 und Ankunft am 16.3.1854.

Bis zum 31.12.1853 galt noch der o. a. Altvertrag vom 1.7.1852, ab dem 1.1.1854 aber galt über Bremen der neue Postvertrag, der eigentlich 6 Kr. für Württemberg und 16 Kreuzer fremdes Porto vorsah; hier galt aber wohl noch wegen der Aufgabe im Dezember 1853 der Altvertrag.

Von New York aus ging es nach Rome im Staat New York, das eigentlich erst 1870 gegründet wurde, wohl aber schon zuvor bestanden haben muss. Dort wurde der Brief aber nicht abgeholt und nach Monaten mit dem Stempel (vorne unten linke) "Not called for" (nicht abgeholt) und einen weitere Stempel des "Dead letter office" unten rechts) nach New York zurück geschickt.

In New York wurden diese Retourbriefe nun gesammelt, bis man genug beieinader hatte und diese dann mit der Ocean Line, wieder die Washington, nach Bremen retourniert (Abfahrt der Washington am 4.11.1854 in New York, in Southampton am 19.11.1854 und in Bremen am 21.11.1854). Wichtig war es bei der Rücksendung, den Laufweg in die USA zu beachten und nicht einen anderen Laufweg zu wählen, weil die Porti hin und her sonst nicht hätten mit der richtigen Postverwaltung verrechnet werden können.

Bremen bekam ihn nun am 21.11.1854 und sandte ihn nach Ludwigshafen am Rhein (Rheinpfalz = Bayern) ab, wohl mit 33 Kr. belastet, die 22 US Cents entsprachen. Ludwigshafen konnte mit dem Brief natürlich nichts anfangen und musste die einlangende Briefkarte (Bremen - Frankfurt am Main - Heidelberg - Mannheim - Ludwigshafen) korrigieren über die mitlaufende Attestkarte und sich so exkulpieren (oben rechts: "retour nach Frankfurt"). Man sandte den Brief dann nach FFM zurück, wo er richtig weiter nach Nagold geschickt wurde.

In Nagold steckte man ihn unter den Retourbriefen im Postbüro aus, aber es fand sich keiner, der ihn auslösen wollte und durfte, daher sandte man ihn geschlossen mit anderen Briefen an die Retourbriefcommission nach Stuttgart, wo er zur Absenderfeststellung geöffnet wurde. Siegelseitig notierte man mit roter Tinte: "A. M. Seeger, Rohrdorf" und sandte ihn mit einer Retourmarke verschlossen nach Nagold retour, wo man ihn durch den Landbriefträger dem Empfänger zustellte (von Nagold aus am 26.11.1854).

Dieser war haftbar zu halten für alle im Laufe des Transports angefallenen Porti, also 41 Kr. plus 1 Kr. Botenlohn = 42 Kr., wie unten links vermerkt.

Der Stempel oben links "7 / 15" stammt aus Bremen (habe ich im van der Linden nicht gefunden) und signalisierte das Verhältnis von 7 US Cents Forderung von Bremen (9 Kreuzer) und 15 US Cents für den Transit und die Leitung in die USA für die USA = 22 US Cents, wie auch später im New Yorker Stempel in schwarz (der Farbe des Portos, rot wäre die Farbe des Frankos gewesen) zu erkennen ist.

Ich weiß nicht, ob der Brief damit perfekt beschrieben ist, aber ich danke meinem lieben Sammlerfreund Rob Faux für seine großartige Hilfe. Eine Kopie der Scans ging auch an Dick Winter, den König der Transatlantikbriefe, in der Hoffnung vlt. noch mehr heraus zu finden. Wer wann wo welche Taxe genau vermerkte, ist nicht einfach und die blauen / 9 und "pro 9" für das Retourporto von 9 Kreuzern können überall angebracht worden sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 03.12.2021 16:37:25 Gelesen: 108019# 556 @  
@ bayern klassisch [#555]

Hallo Ralph,

ein Mega cooler Brief, super Laufweg hin und zurück, dass Erscheinungsbild mit den Stempeln und Taxen, wenn man noch bedenkt das er vom absenden bis zur Retoure fast ein Jahr brauchte.

Ich bin begeistert, der würde ja in viele Sammlungen passen, von eingehende Post über Retouren bis Übersee/Amerika und trotzdem überall ein Blickfang sein.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 03.12.2021 17:49:00 Gelesen: 108010# 557 @  
@ Gernesammler [#556]

Hallo Rainer,

genau so sehe ich das auch - der passt jedem Sammler gut in seine Sammlung - nur bei mir selbst bin ich unsicher, weil ich nicht weiß, wie ich ihn verbauen soll.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.12.2021 19:11:07 Gelesen: 108003# 558 @  
@ bayern klassisch [#557]

Hallo Ralph,

das einzige was mir zu Bayern einfallen würde wäre, "Bayern falsch retournierte Briefe" da der Brief ja eigentlich Bayern nie sehen sollte.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 03.12.2021 19:35:36 Gelesen: 107999# 559 @  
@ Gernesammler [#558]

Hallo Rainer,

meine Contraventions-Sammlung "Bayern" passt hier als Hort aber nicht, weil Ludwigshafen ihn perfekt behandelt hat ("retour nach Frankfurt"), von daher habe ich schon ein (Luxus-)Problem.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 14.12.2021 11:31:08 Gelesen: 106715# 560 @  
Liebe Freunde,

eine 2 Kreuzer Postkarte kann ich aus Ulm nach Augsburg vom 26.3.1875 zeigen, die ganz passabel daher kommt. Wenn es soweit ist, werde ich auch eine weitere Ganzsache aus Württemberg zeigen, die nach dem 1.7.1875 nach Bayern lief.



Wichtig zu wissen war hier, dass Württemberg schon zum 1.7.1875 (gleichzeitig zum Beitritt in den Weltpostverein!) von Gulden/Kreuzer/Pfennig/Heller auf Mark und Pfennig umgestellt hatte, während Bayern noch bis zum 31.12.1875, dem dortigen Ende der Kreuzerzeit, an der Altwährung festhielt.

Eine spannende Zeit zwischen beiden Ländern wäre also Juli bis Dezember 1875, aber da scheint mir nicht so viel Material zu existieren, als dass man da etwas Vernünftiges zusammen bekäme.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.12.2021 12:22:54 Gelesen: 103949# 561 @  
Liebe Freunde,

weil auch die Währungsgeschichte des 19. Jahrhunderts immer auch eine bedeutende Rolle für die Interpretation von Poststücken bietet und die entsprechenden Reduktionsverhältnisse kennen sollte, suchte ich einen Brief aus Württemberg nach Bayern in der Zeit vom 1.7.1875 bis z um 31.12.1875. Warum das?



Ganz einfach: Das Deutsche Reich stellte zum 1.1.1875 seine Währung von Groschen/Kreuzer auf Mark und Pfennig um.

Württemberg zog am 1.7.1875 nach, Baden war als Teil des Reichs währungsmäßig wie das Reich zu sehen.

Blieb noch Bayern, das seine Währung erst zum 1.1.1876 umstellte.

Aber Württemberg war sparsam und Vordrucke, hier: Ganzsachenkuvert zu 3x, waren nicht gültig in einer Währung, die es nicht mehr gab. Ergo waren entweder Vordrucke zu produzieren, die ab 1.7.1875 in der neuen Währung Pfennig den Kunden in die Hand gedruckt wurden, oder, sparsam wie es die Schwaben nun mal sind, noch alte Vordrucke mit neuem Werteindruck zu versehen, damit diesem Anspruch genüge getan werden konnte.

Hier zeige ich ein Ganzsachenkuvert aus Eislingen vom 10.9.1875 an Gustav Hopf in Bamberg, wo es am Folgetag ankam und der Stadtbriefträger B6 ihn zur Zustellung bekam.

Nun könnte man denken, dass 3x exakt 10 Pfennigen entsprachen - aber das ist ein Fehler. Tatsächlich entsprachen 3 Kreuzer nur 8 Pfennigen. Der Erwerber von diesen Ganzsachen hatte also 10 Pfg. ab 1.7.1875 zu berappen, zuvor hätte er nur 3x zu zahlen gehabt, wodurch sich sein Brief um 25% verteuert hatte.

Viele Ganzsachen im Aufbrauch mit Zudruck des neuen Wertstempels nach Bayern gibt es nicht, weil nur 6 Monate möglich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.01.2022 17:10:55 Gelesen: 103202# 562 @  
Liebe Freunde,

auch wenn die Württemberger als Könige der Sparsamkeit gelten, standen ihnen die Badener, was die Kosten für die Postdienste anbelang, in nichts nach.

Den Beweis hierfür tritt ein Brief aus Lahr von der Firma C. Trampler an, der in Lahr (Baden) am 23.5.1865 geschrieben wurde und an G. M. Stuntz in Weißenburg in Bayern gerichtet war.




Die Entfernung von Lahr im Schwarzwald nach Weißenburg betrug 237 km und somit über 20 Meilen, so dass dieser einfache Brief 9 Kreuzer Franko erfordert hätte.

Aber das war viel zu teuer - denn man kannte ja den berühmten Leonhard Kalb aus Nürnberg (bzw. seine Firma, die schon als Forwarder im 18. Jahrhundert von sich reden machte) und gab diesen Brief mit anderen in ein Paket nach Nürnberg, von wo aus ein einfacher, innerbayerischer Brief nur 3 Kreuzer kostete und man sich somit 6 Kreuzer sparte. Die Postaufgabe vom 26.5.1865 in Nürnberg durch die Firma Kalb bestätigt dies.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.01.2022 17:19:22 Gelesen: 103198# 563 @  
Liebe Freunde,

ein australischer Händler zeigte dieses nette Kuvertchen aus West-London 25 vom 22.7.1873 an "Fräulein Ludovica Näher in der Maximilianstraße in Lindau, "Lake of Constance, Bavaria", wie man in GB heute noch den Bodensee nennt ("Groundlake" würde auch nicht sehr schön klingen, eher wie ein Gewässer in Mordor, oder so) und ich konnte es daher, trotz der hohen Frachtspesen, nicht liegen lassen. :-)



Man frankierte mit einer 3d Marke tarifgerecht, wie der Londoner PD-Stempel zeigt und schon 4 Tage später kam er in Lindau im Bodensee an und wurde unserem Fräulein ausgehändigt.

3 Pence entsprachen 9 Kreuzern und dieser Tarif galt für einfache Briefe wie hier vom 1.7.1870 via Belgien bis zum UPU am 30.6.1875, also recht lange. Nur sooo schöne Briefe muss man leider lange suchen.

Interessant finde ich den extrem breiten Rand rechts der Marke, den ich als GB-Laie produktionstechnisch nicht erklären kann, aber das können sicher andere hier.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gauss Am: 06.01.2022 18:48:43 Gelesen: 103182# 564 @  
Kann ich machen: Die Marken zu 3d, 6d, 9d, 10d, 1,- und 2,- der Jahre 1854-80 (das sind die WZ heraldische Blumen und Rosenzweig) hatten zwischen der 4. und 5. sowie der 8. und 9. senkrechten Reihe einen Zwischensteg, der nur in der Mitte gezähnt war. Die Marken mit rechtem unterem Eckbuchstaben D und H haben daher rechts, die mit E und I links einen Breitrand („wing margin“). Die zu 4d und 8d (mit WZ Hosenband) hatten nur einen Zwischensteg in der Mitte, daher Breitrand bei F und G.

Die Michel-Nr. 12-15 haben keine Eckbuchstaben, die Breitränder sind an den entsprechenden Positionen, eventuell abgeschnittene und nachgezähnte sind nicht so offensichtlich zu erkennen.

Es gab auch nach jeweils 5 Reihen waagerechte Zwischenstege, die aber beidseitig durchgezähnt waren.
 
bayern klassisch Am: 06.01.2022 19:30:41 Gelesen: 103166# 565 @  
@ Gauss [#564]

Hallo Gauss,

vielen Dank - da merkt man, was ein Experte ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gauss Am: 06.01.2022 19:38:32 Gelesen: 103163# 566 @  
@ bayern klassisch [#565]

Gern geschehen. Nicht übertreiben mit dem Experten, so weit reicht auch noch ein Michel Spezial, auch wenn ich es tatsächlich auswendig geschrieben habe.
 
bayern klassisch Am: 06.01.2022 19:47:09 Gelesen: 103161# 567 @  
@ Gauss [#566]

Ich schätze, der nächste Michel Spezial wird eher dich zitieren, als du ihn.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.01.2022 14:39:43 Gelesen: 102928# 568 @  
Liebe Freunde,

nach einem zähen Bietergefecht findet dieser Brief hier Eingang in die Mutter aller Neu-Ulm - Sammlungen und es ist ein Außergewöhnlicher.



Verfasst wurde er in Ulm am 17.1.1866 von der dortigen Firma Daniel Müller, wobei die Postaufgabe erst 2 Tage später in Neu-Ulm erfolgte und der Empfänger der Rechnung war die Firma Hermann Roth in Oelsnitz bei Plauen in Sachsen. Von beiden Orten aus betrug die Entfernung über 20 Meilen (325 km), so dass sich hier keine Portoersparnis ergab.

Inhalt: "Ulm, 17. Januar 1866 Rechnung über

Sende Ihen für Ihre werthe Rechnung und Gefahr pr. Eisenbahn retante Plauen von da pr Patz Geschirr

1 Ballot No 289 mit

50 # schwarzen secunda Zunder f 42 f 21".

Links davon ist das Kaufmannszeichen, mit dem das Ballot wie die Rechnung und die Papiere gekennzeichnet waren, damit man sie zueinander finden konnte.

Es muss also wohl 2 Tage gedauert haben, bis unser Ulmer genügend Korrespondenz zusammen hatte, ehe er jemanden über die Donau nach Neu-Ulm schicken konnte, wo die Briefaufgabe(n) Ersparnisse versprachen. Es wäre schön und ist mein Traum, 2 oder mehr Briefe eines Absenders aus Ulm mit einem Aufgabedatum in Neu-Ulm zu erwischen, bei denen mal eine Portoersparnis in Bayern und keine Portoersparnis im DÖPV zusammen kommen.

Briefe aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm ohne Portoersparnis sind m. E. äußerst selten und ich weiß aus dem Stehgreif nicht, ob ich einen weiteren über Bayern hinaus habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 09.01.2022 14:59:03 Gelesen: 102924# 569 @  
@ bayern klassisch [#568]

Lieber Bayern Klassisch,

sehr schöner Brief! Viele Briefe, welche nicht am Ort eines Briefes aufgegeben wurden, obwohl es dort auch möglich wäre und es keine Ersparnis eines Franco ergab, werden sich sicherlich nicht finden lassen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 09.01.2022 15:05:07 Gelesen: 102923# 570 @  
@ Magdeburger [#569]

Lieber Magdeburger,

das ist richtig - ich sammle diese Contraventionen ja schon seit über 30 Jahren, daher passt deine Meinung zur Beleglage perfekt.

Es gibt wohl zumindest einen von Ulm/Neu-Ulm nach Magdeburg mit einer Bayern 9x braun (Nr. 11). Wenn mir die vor die Lunte kommt, und ich diese Rosine schnappen kann, gebe ich sie dir weiter. In der Regel gab es ja Korrespondenzen, die nicht nur aus einem Brief bestanden, aber die heraus zu filtern aus dem riesigen Angebot, ist die wahre Kunst und ich möchte nicht wissen, was da noch alles in Lots und Konvoluten auf uns lauert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 09.01.2022 17:46:22 Gelesen: 102898# 571 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Minneapolis vom 18.1.1875 über Chicago wo der Brief am 20.1.1875 eintraf und weiterspediert wurde an Herrn C.C. Buel in München, dort kam der Brief am 5.2.1875 zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man 2 Marken "George Washington", Scott A46 zu je 3 Cent und gestempelt wurde beide mit stummen Stempel sowie dem Einkreisstempel von Minneapolis beide in grün, auf der Rückseite der erwähnte Einkreisstempel von Chicago in rot und zur Ankunft der Einkreisstempel von München 1 (Helbig 21a) sowie dem Briefträgerstempel Nr. 2.

Schön zu sehen auf der Vorderseite der Daumenabdruck des Postbeamten in Minneapolis, er könnte uns jetzt sagen wer den Brief aufgegeben hat, denn einen Absender gibt es leider nicht.

Jetzt ist der Brief im richtigen Thread.

Gruß Rainer


 
siegfried spiegel Am: 10.01.2022 11:25:56 Gelesen: 102824# 572 @  
@ bayern klassisch [#562]

Hallo Ralph,

woran erkennst du, dass dein Brief über den Forwarder Leonhard Kalb aus Nürnberg ging?

Ich hatte ja auch schon mal einen Brief gezeigt, der von Immenstadt nach Scheinfeld adressiert war. Auch mit der Zwischenstation Nürnberg und somit für den Brief über 20 Meilen 3 Kreuzer gespart.

Könnte der auch über diesen Weiterbeförderer gelaufen sein?

Gruß, Siegfried


 
bayern klassisch Am: 10.01.2022 13:29:51 Gelesen: 102803# 573 @  
@ siegfried spiegel [#572]

Hallo Siegfried,

C. Domeyer in Nürnberg hat deinen Brief, der schon voraus frankiert war, weiter geroutet, steht unten in der Rechnung, wie bei meinem Leonhard Kalb, Nürnberg, steht.

In Bayern gab es aber keine 20 Meilen Zonen, nur bis 12 und über 12 Meilen. Erst zum 1.8.1865 wurden die innerbayerischen Entfernungstabellen final entsorgt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 21.01.2022 09:29:28 Gelesen: 101445# 574 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich eine einfachen Portobrief aus Rheydt (heute Teil von Mönchengladbach) vom 28.12.1850 nach Nesselwang bei Kempten. Gibt es Besonderheiten? Ja, gibt es.

Verfolgt man die Reise des Briefes damals mit dem Finger auf der Landkarte, wird man feststellen, dass er über das Postgebiet von Thurn und Taxis lief, welches aber 1850 nicht Teil des DÖPV war. Es handelte sich also um einen Brief aus Preussen (Postvereinsland) über thurn und taxisches Lehenspostgebiet (nicht im DÖPV) nach Bayern (Postvereinsland).

Die Aufgabepost hatte dafür zu errechnen, wie weit die Reise ging - hier über 20 Meilen, wofür 3 Sgr. für den Brief selbst und 1 Sgr. Zuschlag wegen unfrankierter Absendung vom Empfänger fällig wurden. Siegelseitig wurden auch 4 Sgr. notiert und unterstrichen. Da in der Währung der Abgabepost zu taxieren war, konvertierte man diese 4 Sgr. korrekt postalisch in 12 Kreuzer, die man, wie bei Preussen nicht anders zu erwarten, ebenso korrekt in blauer Tinte als 12 Kreuzer oben links wiederholte.

Der Brief lief von MG bis Bonn mit der Bahn, aber dann war Ende 1850 auch schon Schluß und musste mit der Kutsche über rheinpreußisches Gebiet, Frankfurt am Main und Aschaffenburg laufen, ehe er durch das erste bayerische Kartenschlußamt in Würzburg am 31.10.1850 aus seinem Briefepaket geholt wurde.

Siegelseitig war bayerischer Posteingang zu stempeln und auf den preussisch notierten 12 Kreuzern in blau schlug man den Auslagestempel Würzburgs ab. Aber jetzt kommts - statt ihn so weiter zu routen, strich man in Rötel die preussische Forderung 12 Kr. ab, um sie durch eine Rötel 12 zu ersetzen, was naturgemäß wenig Sinn ergibt - außer, dass man zeigen wollte, dass die 12 Kr. nicht nur die Auslage für eine fremde Postanstalt war, zu der kein eigenes, bayerisches Porto mehr hinzu zu addieren war (wie z. B. aus Briefen originär aus Thurn und Taxis!), sondern dass dies schon das Endporto für den Empfänger war.

Als Kompensation hierfür hat man auch gleich den Ankunftsstempel vergessen, um die Sache rund zu machen.

Nur diese frühen Postvereinsbriefe weisen oft zweimal dasselbe Porto auf und Briefe aus dem DÖPV über Nicht-DÖPV-Gebiete in den DÖPV sind auch nicht gerade häufig zu finden. Wenn dann einer noch so hübsch daher kommt, sollte man ihn nicht verschmähen, zumal er sogar noch seinen Inhalt hat, der aber weniger spannend ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.01.2022 10:13:33 Gelesen: 101437# 575 @  
@ bayern klassisch [#574]

Liebe Freunde,

ich zeige heute mal eine Strecke von Briefen aus der Lombardei und Venetiens aus der Zeit des DÖPV (1.7.1850 bis 31.12.1867) - teils, weil es schöne Briefe sind und Österreichs frühe Marken für mich wundervoll aussehen, teils mit Text - nur würden Texte für alle Briefe den Rahmen hier sprengen. Also einfach schauen und genießen, wer will kann lesen - viel Material gibt es sonderbarerweise nicht (in die andere Richtung gibt es gefühlt 100 mal mehr).













Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 21.01.2022 12:23:47 Gelesen: 101412# 576 @  
@ bayern klassisch [#575]

Hallo Ralph,

sehr schöne Strecke, und besonders der letzte Brief ist ein Gustostückerl. Mehr Mitte(n)wälder gab es ja nicht abzugrasen, alles mit Datumsstempel dokumentiert, ein Traum.

Liebe Grüße,
harald
 
Gernesammler Am: 21.01.2022 13:40:37 Gelesen: 101395# 577 @  
@ bayern klassisch [#575]

Hallo Ralph,

tolle Strecke, sind alle schön, aber wenn ich persönlich aussuchen sollte dann gefallen mir der 2. Brief Gavirate-Bayreuth "nebst Paket mit 285 Gulden in Gold" und der Brief Mailand-München mit Leitung über die Schweiz am besten.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 21.01.2022 13:40:44 Gelesen: 101395# 578 @  
@ bignell [#576]

Lieber Harald,

das sehe ich ganz genauso - ein wahr gewordener postgeschichtlicher Traum eines jeden Bayern und Österreich - Sammlers. Leider hatte der Traum schon vor 25 Jahren seinen Preis, weil nicht nur die Bayernsammler ihn wollten, sondern auch meine österreichischen Freunde ganz scharf auf das Teil waren und ich es am Telefon bei der Auktion fast nicht mehr ausgehalten hätte, weil immer wieder Gegengebote kamen, ehe ich ihn endlich zugeschlagen bekam.

Aber ich habe mich nicht wirklich über den hohen Zuschlag (heute sogar vergessen!) geärgert, sondern empfinde nur reine Freude, wenn ich ihn sehe bzw. in Händen halte und glaube, damals alles richtig gemacht zu haben. Auf einen zweiten wage ich gar nicht erst zu hoffen.

Danke für dein nettes Feedback und liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 20.02.2022 14:13:14 Gelesen: 98169# 579 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief als Einschreiben vom 28.1.1856 von Wilhelm Schlieper aus Elberfeld in Preussen an Carl Barth & Sohn in Reuth bei Erbendorf spediert, dort kam der Brief am 1.2.1856 zur Ausgabe.

Der Brief wurde vom Absender mit 3 Silbergroschen für das Franko sowie 2 Silbergroschen für die Reco Gebühr bar bezahlt, wie man an dem Vermerk "Franko" links unten sehen kann.

In Preussen konnte man mit Marken und bar frankieren, hier wurde bar frankiert, daher war die vom Absender bezahlte Gebühr in kleinen roten Ziffern neben Franko Vermerk zu notieren.

Gestempelt wurde in Elberfeld mit Ra 2 Rahmenstempel (Feuser 845-19, verwendet ab 1848) sowie dem Reco - Stempel auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Erbendorf, Halbkreisstempel (Winkler 11b) verwendet 1851-62.

Mich würde jetzt noch die 7/20 interessieren ist das, dass Gewicht in Loth?

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 20.02.2022 14:22:26 Gelesen: 98166# 580 @  
@ Gernesammler [#579]

Hallo Rainer,

ein sehr schöner und nicht so häufiger Brief - finde ich klasse!

Ja, 7/20 Loth betrug das Gewicht bei der Postaufgabe in Preussen. Ein Zollloth hatte 15,625g, der Brief war also nicht sehr schwer.

In Preussen bestand die Vorschrift, Recobriefe zu verwiegen und das Ergebnis oben links zu notieren. Bayern kannte diese Vorgehensweise nicht. Briefe entgegen dieser Vorschrift sind äußerst selten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 15.03.2022 20:06:39 Gelesen: 95392# 581 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 30.8.1856 aus Frankfurt Main an Herrn Freiherr von Schack "Königlicher Kammerherr und geheimer Legationsrath d.z. in München, dort kam der Brief am 1.9.1856 zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Thurn und Taxis Nr.10 zu 9 Kreuzer für einfache Briefe über 20 Meilen in den DÖPV, gestempelt wurde mit Vierringstempel 220 sowie dem Zweikreisstempel mit Zierstücken von Frankfurt (Feuser 985-23 mehrere Typen) verwendet ab 1840, auf der Rückseite zur Ausgabe der L2 Zweizeiler von München (Winkler 8b Typ III, 40,5 x 4 mm) sowie ein schönes Siegel mit den Initialen "JR".

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 16.03.2022 11:16:50 Gelesen: 95375# 582 @  
@ Gernesammler [#581]

Hallo Rainer,

netter Brief - es wäre mal (allerdings von Thurn und Taxis - Sammlern) zu klären, wann man in Frankfurt am Main noch mit roten Aufgabestempeln arbeitete als Zeichen der erfolgten Frankatur und wann man, wie hier, auch bei frankierten Briefen dazu überging, mit schwarz zu stempeln (zuvor war schwarze Stempelfarbe den unfrankierten Briefen allein vorbehalten).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 18.03.2022 19:48:29 Gelesen: 95313# 583 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief U 12 zu 3 Kreuzer vom 3.5.1867 aus Carlsruhe in Baden an Fräulein Clementine Seuffert in München spediert, dort kam der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe.

Das Kuvert, so wie im Handbuch beschrieben, raues Papier, 147x84 mm und eine sehr schlechte Prägung des Klappenstempels, diesen sieht man wirklich nur bei bestimmten Lichteinfall.

Gestempelt mit Zweikreisstempel von Carlsruhe (Feuser 067B,"Nachverwendete Altdeutschland Stempel"), wobei der Postbeamte wohl den Stempel ausprobierte oder eine unruhige Hand hatte, auf der Rückseite zur Ankunft der L2 Zweizeiler von München (Winkler 8b, 27,5x4,5 mm Typ II) in halbfetter Antiqua Schrift verwendet 1859-70, es gab von diesem Stempel noch zwei weitere Typen, auch wurde der Briefträgerstempel Nr.15 abgeschlagen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 18.03.2022 19:52:33 Gelesen: 95312# 584 @  
@ Gernesammler [#583]

Hallo Rainer,

entweder es ist nach dem 1.1.1868, oder in Baden haben sie geschlafen, weil zuvor im Postverein Briefe über 20 Meilen 9 Kreuzer kosteten und nicht 3. Dann hätte Baden mit "noch 9x" nachtaxieren müssen. Oder klebte da irgendwo noch eine 6x Marke? Ich kann nichts erkennen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 18.03.2022 20:11:37 Gelesen: 95310# 585 @  
@ bayern klassisch [#584]

Hallo Ralph,

da ist nichts was auf eine weitere Marke hinweisen würde, also hab ich geschlafen, bei den L2 von München wurde die Jahreszahl immer ausgeschrieben also ist es 1870 oder 71 das erkennt man leider nicht genau.

Danke für den Hinweis.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 18.03.2022 22:26:34 Gelesen: 95302# 586 @  
@ Gernesammler [#585]

Hallo Rainer,

sitze seit Tagen vor dem Notebook meiner Frau, das ein bisserl klein ist, daher habe ich den Münchener Stempel auch von 1867 gesehen, aber wenn es 1870 ist, ist ja alles in Butter.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 31.03.2022 19:54:57 Gelesen: 94156# 587 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 22.7.1873 aus London an Ludovica Näher in Lindau, dort kam der Brief am 26.7.1873 zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Mi.Nr.41 zu 3 Pence ein wenig überbreit, gestempelt mit Duplex Stempel von London W/25 sowie dem PD Stempel, auf der Rückseite der Ankunftsstempel, Einkreisstempel von Lindau (Winkler Typ 21) verwendet 1872-75, dieser hier in lilablau.

Auf der Rückseite ist noch ein schönes Wappen, Darstellung "Wikingerboot mit Drachen"

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 31.03.2022 20:45:21 Gelesen: 94151# 588 @  
@ Gernesammler [#587]

Wunderschön, Rainer - einer der schönsten Briefe von Grossbritannien nach Bayern.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 07.04.2022 12:25:30 Gelesen: 93544# 589 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief aus Württemberg U28 (Aufbrauchsausgabe zu 3 Kreuzer, das waren Restbestände in Kreuzerwährung mit hinzugedrucktem Pfennig Wertstempel) hier 10 Pfennig, vom 10.9.1875 aus Eislingen spediert an Gustav Hopf in Bamberg, dort kam der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe.

Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Eislingen sowie auf der Rückseite zur Ankunft der Einkreisstempel von Bamberg 2 in hoher Antiqua Schrift, Typ 23b, da ich nirgendwo eine Abbildung dazu finde, weder im Winkler noch im Helbig, auch nicht im Nachtrag von Holzmayr kann vielleicht ein Bamberger Heimat Sammler Auskunft geben wie lange dieser Stempeltyp in Gebrauch war.

Zum Schluß wurde noch der Briefträgerstempel B oder L 6 abgeschlagen, den Buchstaben darüber kann man leider nur ahnen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 07.04.2022 12:35:18 Gelesen: 93541# 590 @  
@ Gernesammler [#589]

Hallo Rainer,

Bamberg II war glaube ich der Bahnhof, aber das müsste ich nachschauen.

B6 war der 6. vereidigte Briefträger Bambergs - prima!

Diese Kuverts gab es nur 6 Monate - Württemberg hatte zum 1.7.1875 auf die neue Währung umgestellt und war daher gezwungen, auf Mark und Pfennig umzustellen, während Bayern noch bis zum 31.12.1875 in der Kreuzerzeit verblieb.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 07.04.2022 12:57:51 Gelesen: 93540# 591 @  
@ bayern klassisch [#590]

Hallo Ralph,

Bamberg II ist klar, Durchmesser 26 mm und im Helbig steht auch unter Stempeltyp 37c Bamberg Bahnhof, was mich hier sehr interessiert ist das Schriftbild des Stempels, das habe ich in der Form noch nicht gesehen.

Bamberg Bahnhof hat zwar im Winkler einen Typ 21 mit der Bezeichnung Bamberg II, verwendet 1875-76, deshalb auch meine Frage ob eine Abbildung in der hohen Antiqua bekannt ist, da meine Abbildung dem Stempeltyp 23b ähnelt.

Hoffe hier kann geholfen werden.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 26.04.2022 16:56:59 Gelesen: 90792# 592 @  
Liebe Freunde,

bei folgendem Brief bin ich am knobeln - geschrieben in Paris am 22.12.1843 wurde er unfrankiert an die Firma Birkner & Hartmann in Nürnberg verschickt. Ausweislich des siegelseitigen Stempel von Forbach am Folgetag ist die Speditionsroute klar: Paris - Forbach - Homburg/Pfalz - Würzburg - Nürnberg.



In Würzburg setzte man 20 Kr. für Frankreich aus dem 3. Rayon (Paris) an, aber dann notierte man 20 Kreuzer für Forbach - Nürnberg darunter und addierte beide auf 50 Kreuzer (Pisa gab es damals noch nicht?), was natürlich falsch war.

Würzburg belastete jetzt Nürnberg mit 50 Kreuzern, aber die waren wach und helle, korrigierten Brief und Briefkarte auf die korrekten 40 Kreuzer und strichen die falschen 50 Kr. mit ihrer typisch hellblauen Tinte durch.

Aber die Frage ist: Warum 20 Kr. für Bayern? Die Briefe nach Nürnberg via Forbach sind mal mit 16, 18 und 20 Kr. für Frankreichs 3. Rayon vortaxiert. Da scheint mir einiges schief gelaufen zu sein.

In jedem Fall eine schöne Contravention der Hauptbriefpostexpedition Würzburg, für die es ganz sicher einen ordentlichen Nürnberger Rüffel gegeben haben dürfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.05.2022 14:07:36 Gelesen: 89375# 593 @  
Liebe Freunde,

hier ein Portobrief aus Ulm vom 31.10.1843 nach Nesselwang bei Kempten, der für die 100m Ulmer Strecke 2 x kostete. Bayern setzte (wo?) 6 x für sich ab der Donau bis Kempten an und in Kempten addierte man einen Kreuzer Botenlohn von dort aus bis zum Empfänger in Nesselwang = 9 x in toto.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.05.2022 16:57:37 Gelesen: 89153# 594 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Rosinchen aus Hornussen in der schönen Schweiz vom 19.4.1874 als 25 Rappen Ganzsachenkuvert "Al Sign. Abondio Ramazina acordante presso fai Landav Meisvale Baviera.



Schon diese Anschrift ist etwas eigen und "Landav" = Landau und "Baviera" = Bayern interpretierbar, der Rest aber zumindest für mich, eher nicht. Aber halten wir uns an die Chronologie, wie immer.

19.4. Frick (CH, nah an Hornussen) und 22.4. Landau an der Isar. Dann erneut Landau an der Isar vom 23.4., München II vom 26.4. Brugg vom 27.4. und wieder Frick am 27.4. - somit hatte der Absender sein Kuvert wieder zurück erhalten.

Vorne wird es lustig: Landav - gestrichen. Meisvale - gestrichen und Baviera - gestrichen.

Blau: retour. Schwarze Tinte von Landau: "Keine Nachfrage, daher - Retur". Schweizer Rötel: Retour.

Den Terminus "keine Nachfrage" kannte ich bisher nur bei poste restante gestellten Briefen, wo es ja eine Nachfrage durch den gedachten Empfänger geben musste, andernfalls die Briefe mit eben diesem Terminus "geschah keine Nachfrage" nach 3 Monaten (recommandirte nach 6 Monaten) wieder der Aufgabepost zugeleitet werden mussten.

Normale Vermerke über die nicht zustellbaren Briefe lauteten damals: Adressat (selbst mit Hilfe der Polizei) nicht zu ermitteln, oder: Adressat hier gänzlich unbekannt, oder: Welcher von Fünfen?, oder: Längst verstorben, oder: Ausgewandert, wohin unbekannt, oder: Verzogen nach XY nebst Weiterleitung und andere mehr. Aber der Brief war ja maximal ein Tag "vorrätig" in Landau - wie hätte Frau Abondio wissen sollen, dass ein Brief für sie angekommen ist?

Aber egal - wieder ein Schmankerl für meine Bayern - Schweiz - Sammlung und die Mini-Sammlung der unzustellbaren Briefe, das mich sehr freut.

Wer die Adresse, den Namen und Stand der Empfängerin präzisieren kann, darf das gerne tun.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 06.05.2022 17:41:46 Gelesen: 89139# 595 @  
@ bayern klassisch [#594]

Lieber Ralph,

sehr schöner Retourbrief und hervorragend erhalten.

Viel kann ich nicht beitragen, ich glaube aber es handelt sich um einen "Signore Abondio".

Presso a fai übersetzt der Google Übersetzer mit "nahe bei Dir", vielleicht eher als Kommentar an den Empfänger gerichtet. Ramazina acordante könnte vielleicht heissen Ramanzina accordante, "Vorlesung entsprechend", möglicherweise ein Student?

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 06.05.2022 17:57:42 Gelesen: 89135# 596 @  
@ bignell [#595]

Lieber Harald,

vielen Dank - liest man gerne. Ein Student in Landau/Isar? Ausschließen kann man das nicht, aber wo hätte der studieren sollen?

Ich habe auf dict.cc etwas Ähnliches gefunden wie "Putzfrau", aber jetzt, wo du schreibst es wäre ein Mann gewesen, wird es das auch nicht gewesen sein. Mysteriös.

Vielen lieben Dank und ein schönes Wochenende,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.05.2022 10:22:12 Gelesen: 87744# 597 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist nicht ohne, daher versuche ich mein Bestes hier zu geben.




In Burgersdorf (Cape of Good Hope) schrieb man am 15.12.1860 einen großen Brief mit folgender Adresse:

"By the first Steamer for England British and foreign rate paid Via Ostende

Herrn Senior Krauss Augsburg Bavaria Germany franco"

Hinten sehen wir noch Cape Town 17.12.1860, vorne London Paid und PD von London am 26.1.1861, dazu den Eingangsstempel Angleterre Calais vom 27.1.1861, hinten Paris wohl vom selben Tag und der Ankunftsstempel von Augsburg Bahnhof vom 29.1.1861.

Ab 16.5.1857 kosteten Briefe via GB 41 Kreuzer je halbe Unze (14,2g) nach Bayern.

Ab 1.6.1857 kosteten Briefe innerhalb des Empire 6 Pence bis 1/2 Unze.

Die vorgegebene Leitung "Via Ostende", also über Belgien, kann nur bedeuten über GB und Belgien nach Bayern.

Aber London hat den Brief eben nicht über Belgien und Preussen nach Bayern geleitet, sondern über Frankreich.

Ab dem 1.7.1858 galten nun für Briefe bis 7,5g 30 Kreuzer als Franko.

Wenn ich die Rötel mit 5 Shilling 4 Pence lese, frankiert wurden aber nur 2 Shilling 2 Pence (das Paar der grünen 1 Shilling ist replatziert und repariert), aber trotz P.D. - Stempel von London schrieb man in Paris 5 Ports (also ein Gesamtgewicht zwischen 30 und 37,5g), forderte aber offensichtlich nichts von Bayern (??), wird der Brief für mich als kleinen Bayernsammler ein bisserl unübersichtlich.

2 Shilling 2 Pence entsprachen = 26 Pence = 78 Kreuzer = 1 Gulden 18 Kreuzer.

5 Shilling 4 Pence entsprachen = 64 Pence = 192 Kreuzer = 3 Gulden 12 Kreuzer (oder soll es heißten 3 Shilling 4 Pence? Das wären 40 Pence = 120 Kreuzer = 2 Gulden).

Unterstellt man eine einfache Foreign-Rate von 1 Shilling 4 Pence = 16 Pence, wäre eine 4. Gewichtsstufe = 64 Pence = 3 Gulden 12 Kreuzer, wie oben beschrieben. Dann wäre der Brief über 1,5 Unzen (42,6g) bis 2 Unzen (56,8g) schwer gewesen.

Bei der französischen Gewichtsprogression von 7,5g zu 7,5g bei "5 Ports" hätten wir über 30g bis 37,5g. Das Problem ist also, dass er mindestens 42,6g nach britischer, aber nicht mehr als 37,5g aus französischer Sicht gewogen haben sollte. Aber 5g sind doch relativ viel.

Gerne lese ich Beiträge zu diesem Brief.

Wer kann hier eine Klärung beiführen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 06.06.2022 17:07:16 Gelesen: 83817# 598 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 12.6.1821 aus Mannheim spediert an Veninos Erben nach Würzburg dort wurde der Brief als angekommen am 14.Juni gezeichnet.

Geschrieben wurde der Brief aber am 26.5.1821 in Basel von den Herren Mayenrock & Wenck, heißt er muss von einem Forwarder versandt worden sein und der einzige zu dem Zeitpunkt war in Basel lt.Handbuch "The Postal History of the Forwarding Agents" von Kenneth Rowe, Herr Paul Preisverch dieser hat den Brief dann in Mannheim aufgeben lassen.

In Mannheim/Baden wurde der Brief mit 8 Kreuzern in Rötel bis bayrische Grenze taxiert in Bayern wurden diese gestrichen dann nochmals 10 Kreuzer in schwarz geschrieben, wurde hier die Gesamtsumme vergessen oder bekam Bayern nur 2 Kreuzer gut geschrieben.

Gestempelt wurde mit L2 R.1 Mannheim/Datum in rot (Feuser 2167-15) verwendet ab 1820.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 06.06.2022 17:13:08 Gelesen: 83816# 599 @  
@ Gernesammler [#598]

Hallo Rainer,

feiner Brief - so weit hat man selten von der Schweiz Briefe geschmuggelt. 8 x für Baden ist richtig - ich nehme an, dass hier nur 2 x für Bayern anfielen, weil Würzburg nah an der badischen Grenze lag und man mit der Standard-Mindestgebühr von 3 x dachte, dass es viel Unterschleif geben würde. Aber sicher weiß ich es nicht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.06.2022 14:03:00 Gelesen: 83648# 600 @  
Liebe Freunde,

mit poste restante - Briefen ist es so, wie mit vielem: Erst ganz, ganz selten, dann häufiger, nie aber wirklich häufig, dann abebbend und dann fast ganz vorbei.



Auf der Suche nach frühen p.r. Briefen fand ich einen, leider ohne Inhalt und daher nicht datierbar, mit dem Stempel R.I.THAL, heute: Ehrenbreitstein bei Koblenz.

Siegelseitig weist er eine 6 auf, die ich als Kreuzer lesen könnte und vorne den Vermerk "fco ffurth", also "franco Franckfurth", und für die Strecke Koblenz (Ehrenbreitstein) - bis FFM wären 6 Kr. eine gangbare Größe gewesen. Mittig eine "I", die ich für einen Batzen (= 4 Kreuzer) halte, denn für einen Kreuzer konnte es nicht von FFM nach Aschaffenburg gehen, das wäre viel zu wenig gewesen.

Den Aufgabestempel gab es von 1805-1815.

Adresse: "A Son Excellence Monseigneur le Comte regnant de Waltbott Bassenheim A Aschaffenbourg post restant" [1].

Da 1805 bereits Graf Johann Maria Rudolf Waldbott Bassenheim verstorben war, trat 1806 Graf Friedrich von Waldbott Bassenheim (1770-1839) das Erbe an - im übrigen waren die Grafen von Waldbott Bassenheim die Einzigen, deren linksrheinische Besitzungen nach dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 Kompensationen auf rechtsrheinischem Gebiet von Napoleon zugesprochen wurden!

wikipedia schreibt:

"Vom 11. Oktober 1810 bis zum 28. Oktober 1813 war Graf Friedrich Karl Graf Waldbott von Bassenheim Mitglied der Ständeversammlung des Großherzogtums Frankfurt (gewählt in der Gruppe der Güterbesitzer im Departement Aschaffenburg), nahm jedoch an keiner Sitzung der Stände teil."

Es dürfte also anzunehmen sein, dass der Brief aus Ende 1810 bis Ende 1813 stammt.

Ich kenne zwar auch 1-2 Briefe mit poste restante Vermerken vom Ende des 18. Jahrhunderts, allerdings nicht von/nach/durch Bayern bzw. dem nachmaligen Bayern. In meiner bescheidenen p.r. Sammlung nimmt er chronologisch auf alle Fälle den 1. Platz ein und ich hoffe, irgendwann einmal einen noch Früheren zu finden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Waldbott_von_Bassenheim
 
bayern klassisch Am: 14.06.2022 10:56:09 Gelesen: 83245# 601 @  
Liebe Freunde,

Porto-Chargé-Briefe gab es im DÖPV erst zum 1.1.1861, zuvor waren Recobriefe stets zu frankieren. Diese Neuerung zeigt ein Brief aus Barmen vom 23.4.1867 der Firma Malineus & Co. an die Mechanische Bindfaden Fabrik in Immenstadt (Allgäu) wo der Brief 2 Tage später ankam (ohne Ankunftsstempel, nur innen datiert).



Unter der Nr. 552 war er im Reco-Manual von Barmen geführt worden und der Absender bekam seinen Postschein mit derselben Nummer, ohne etwas bezahlt zu haben.

Der Empfänger bezahlte 18 Kreuzer, die sich wie folgt aufgliedern: 9x für Briefe unter 1 Loth über 20 Meilen, dazu 3x Zuschlag für unfreie Versendung und 6x (2 Sgr.) für die nicht bezahlte Recommandation = 18x vom Empfänger. Bayern zog dieses Geld ein und überwies es komplett an Preussen.

Diese Portochargébriefe kenne ich nur, wenn es den Inhalt noch gibt, für Sendungen von Wechseln, die der Empfänger bekommen sollte und die Reisende der Firma auf ihrer Tour durch Deutschland von ihren Kunden bekamen. Aber es mag auch andere Konstellationen geben.

Was mich interessieret: Warum wurde der Brief nicht verwogen und in Barmen das Gewicht notiert? Normalerweise kenne ich preussische Recobriefe nur mit Gewichtsvermerk oben links.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.06.2022 10:29:13 Gelesen: 83213# 602 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Paris vom 28.10.1843 an den Sekretär des Fürsten von Leuchtenberg, Herrn Otto, in München.



Schwarzer Pariser Aufgabestempel, roter C.F.3.R. (Correspondance Francaise Rayon 3), roter Auslagestempel von Augsburg, hinten roter Zweizeiler von Augsburg vom 1.11.1848 und Ankunftsstempel von München in Schwarz vom selben Tag.

Während einfache Portobriefe für die franz. Strecke bis Strasbourg aus dem 3. franz. Rayon 20 Kreuzer angesetzt bekamen, wurden hier 30 Kr. notiert, also der Brief über 7,5 bis 15 g schwer erkannt, daher 1,5fach berechnet.

Für Bayern blieb der Satz einfach mit 18 Kr. (bis 1/2 Münchener Loth = 8,75 g), so dass er - damals wie heute - über 7,5 g und bis 8,75 g gewogen hatte. Der Empfänger durfte 48 Kr. bezahlen.

Briefe, die in einem Land schwer, aber in einem anderen Land noch einfach waren, sind nicht häufig, da nur 1,25 g Differenz vorliegen durfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.06.2022 09:26:06 Gelesen: 83192# 603 @  
Liebe Freunde,

hier eine eingehende Postkarte, wie man sie nicht häufig in der Kreuzerzeit bis 31.12.1875 findet:



Eine Postkarte-Ganzsache zu 10 Cent., die am 2. September 1875 von Venedig nach Passau (Ankunft am 4. Sept.) geschickt wurde. Die Karte ist überfrankiert. Statt der erforderlichen 5 Cent. wurde eine 10 Cent.-Marke als Zusatzfrankatur aufgeklebt. Die Marke ist mit dem Punkt-Nummern-Stempel "196" von Venedig entwertet. Der Aufgabestempel befindet sich rechts oben an er dafür vorgesehenen Stelle. 2 Monate nach der Einführung der neuen Postkarten-Gebühr bestand bei Touristen aus Deutschland wahrscheinlich noch Unsicherheit über die erforderliche Zusatzfrankatur.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.06.2022 10:21:28 Gelesen: 83184# 604 @  
Liebe Freunde,

eine 2 Kreuzer Postkarte aus Heilbronn vom 8.6.1874 lief an die Papierfabrik Ludwig Kutter in Lindau im Bodensee, wo sie am Folgetag ankam.



Im Gegensatz zu bayer. Postkarten, war bei denen in Württemberg nicht vorgeschrieben, wohin die Abgabepost ihren Ankunftsstempel abschlagen sollte, aber das ist generell ein anderes Thema, auf das ich in einem späteren Rundbrief noch Stellung nehmen werde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.06.2022 17:26:15 Gelesen: 83169# 605 @  
@ bayern klassisch [#604]

Hallo Ralph,

schöne Karte die Du hier zeigst und immer wieder schön zu sehen das der Postbeamte die Karte wahrscheinlich gelesen hat, Stempel auf der Rückseite.

Was man auch schön sieht und das nach der langen Zeit von über 120 Jahren, der Stempel wurde fest aufgeschlagen, man sieht es auf der Vorderseite.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 16.06.2022 18:35:00 Gelesen: 83162# 606 @  
@ Gernesammler [#605]

Hallo Rainer,

ganz ehrlich - wäre ich damals Postler gewesen und hätte vlt. ein paar Minuten Zeit übrig gehabt, hätte ich auch gelesen, was ein Landsmann aus Venedig in die Heimat schreibt. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.07.2022 11:25:56 Gelesen: 81252# 607 @  
Liebe Freunde,

eine kurze Frage: Brief aus Ulm vom 27.1.1844 an das k. bayer. Landgericht in Günzburg, Siegel leider ausgeschnitten, Inhalt nicht mehr vorhanden.



Aber: Aufgabe als R.S. = Regierungs - Sache mit Vermerk "pressant".

Ich kann mich nicht entsinnen, aus Württemberg eine R.S. jemals gesehen zu haben.

Kennen Württemberg-Kenner weitere R.S. - portofreie Versendungen von Württemberg im In- bzw. nach dem Ausland?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.07.2022 18:17:12 Gelesen: 79582# 608 @  
Liebe Freunde,

zufällig gesucht und gefunden: Einfacher Brief aus Grasse vom 17.3.1873 nach Nürnberg.



Frankreich bestand auf der alten Höhe der Frankatur von 40 Centimes (postalisch gleich 12 Kreuzer), während das Reich (und seine assoziierten Länder und Postverwaltungen) nach dem erfolgreichen Krieg 1870/71 ihr Franko auf 9 Kreuzer gesenkt hatten.

Schön zu sehen ist der Laufweg durch die Siegelseite. Absender war die Firma Hulie D´Olives, Destillerie d´Essances fines & Eaux de senteur. Na wenn das nichts war.

Sehr geschmackvoll und adrett auch das rote, gummierte (!!) Prägesiegel, das heute noch aussieht, wie damals. Für 2 BP$ (also 2 bayerische Pizza-Dollar) sollte man da nicht meckern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.07.2022 11:54:56 Gelesen: 79469# 609 @  
@ bayern klassisch [#608]

Hallo Ralph,

ein sehr schöner Brief und das Gummiprägesiegel der Parfumöl Destillerie.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 16.07.2022 15:38:31 Gelesen: 79406# 610 @  
@ Gernesammler [#609]

Hallo Rainer,

danke sehr - wenn du das Stück im Original sehen möchtest, musst du es mir nur sagen - der Preis war ja sehr übersichtlich und wenn ich nichts falsch gemacht habe, wirst du es sicher auch nicht. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.08.2022 19:59:19 Gelesen: 77122# 611 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 6.5.1832 aus Lahr in Baden von den Gebrüdern Vogel an Herrn J.W.Lingenfelder in Gimmeldingen bay.Neustadt a. Haardt, einen Ankunftsstempel gab es noch nicht.

Für das Porto hatte Herr Lingenfelder 8 Kreuzer für den einfachen Brief zu zahlen, davon waren 5 Kreuzer für Baden und 3 Kreuzer für Bayern.

Gestempelt wurde mit L2 Zweizeiler R.1.Lahr. in rot (Feuser 1882-3), diesen gab es ab 1819, auf der Rückseite ist noch ein sehr gut erhaltenes Papierprägesiegel.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 03.08.2022 21:15:23 Gelesen: 77109# 612 @  
@ Gernesammler [#611]

Hallo Rainer,

der schöne Brief kostete 8 x für Baden und darunter 3 x für Bayern = 11 x, die man als Summe nicht extra angeschrieben hat.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.08.2022 22:45:31 Gelesen: 77094# 613 @  
@ bayern klassisch [#612]

Hallo Ralph,

besten Dank, wer hätte denn die Gesamtsumme schreiben müssen, Bayern oder Baden ?

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 04.08.2022 01:37:39 Gelesen: 77078# 614 @  
@ Gernesammler [#613]

Hallo Rainer,

immer die bayerische Poststelle, die die Briefe von Baden zukartiert bekam (Speyer), bzw. die Abgabepost Neustadt an der Haardt. Es gab aber m. W. keine Verpflichtung zur Addition, auch wenn das sinnvoll war und von vielen Poststellen so gehandhabt wurde.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.08.2022 16:40:49 Gelesen: 74218# 615 @  
Liebe Freunde,

es gibt, auch wenn man viele Mini-Sammlungen führt, wie ich, nicht viele Briefe, die gleichzeitig in 5 Mini-Sammlungen passen, aber es gibt sie, wie dieser hier beweist.



Vorab: In welche meiner Mini-Sammlungen passt er?

1. Contraventionen durch bayer. Postbedienstete

2. Korrespondenz GB - Bayern

3. Weiterleitungen/Retoursendungen

4. Korrespondenz Frankreich - Bayern

5. Poste restante

In Sheffield wurde am 27.9.1861 ein bis 7,5g leichter Brief korrekt mit 6 Pence frankiert (18 Kreuzer) "Via France" an Mr John Fowler Poste restante Munich Bavaria" verschickt, der über London, Calais, Paris, Strasbourg, Kehl, Stuttgart nach München geleitet wurde, wo er am 1.10.1861 eintraf.

Nach den Vorschriften für poste restante gestellte Briefe in Bayern war der Brief damit (der Abgabepost in München) ausgeliefert. Unter der Lagernummer 289 wurde er im Münchener Lagerbuch eingetragen und harrte seiner Abholung durch Mr Fowler.

Aber der kam nicht - stattdessen wurde in München "Munich" gestrichen und durch "Paris" ersetzt.

Da der Brief ausgeliefert worden war, wenn auch nicht an Herrn Fowler, war er nun zu einem gewöhnlichen Portobrief von Bayern nach Frankreich (Postvertrag 1.7.1858) geworden, der in Frankreich mit 6 Decimes = 18 Kreuzer dem Empfänger auszuhändigen gewesen wäre.

Als er aber schon am 2.10.1861 in Paris über dieselbe Route, wie er gegangen war, auch wieder einlief, wurde er zwar immer noch als poste restante behandelt, aber bei seiner Abgabe nichts verlangt und daher auch nichts kassiert.
Bayerns Forderung auf 40% des Portos von 18x, immerhin 7,2x, wurde ignoriert und auch Frankreichs theoretische Forderung von 10,8x war perdue - nur weil Bayern geschlafen hatte und den Brief nicht in der Briefkarte nach Strasbourg als Portobrief geführt hatte.

Die 4x, die Mr Fowler bei seiner Abholung in München zu bezahlen gehabt hätte, konnten natürlich niemandem weiterbelastet werden, weil eine Auslieferung dort eben nicht stattfand.

In Frankreich war der Postdienst poste restante kostenlos, denen war es also eh egal.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 02.09.2022 18:30:14 Gelesen: 73795# 616 @  
Lieber Ralph,

mir ist dieses schöne Stück in die Hände gefallen, passt jedoch nur in eine meiner Sammlungen: "ASI - Antichi Stati Italiani":



Der Manzoni-Befund [1] beschreibt es denke ich recht gut (von mir übersetzt, Fehler bitte ich zu verzeihen):

Kirchenstaat: direkte Korrespondenz mit den deutschen Staaten
8.10.1866, Briefumschlag von Rom nach Lindau (Bayern), frankiert mit 11 Baj. mit 3 Baj. chromgelb + 8 Baj. weiß, jeweils gestempelt mit dem stummen Rautenstempel, mit dem Doppelkreis "ROMA 8 OTT 66" auf der Seite, dem quadratischen Stempel "PD" und dem doppelten roten französischen Einkreis (über Land) "AUTRICHE 2 ERQUELINES 2 12 OCT 66". Rückseitiger Ankunftsstempel von Lindau vom 15. Oktober. Einfaches Porto frei Bestimmungsort (Französische Vermittlungsgebühr) bis 10 Gramm (Französisch-Päpstliche Konvention vom 1. Oktober 1853 / Währungsumrechnung von 1866). Sassone-Nr. 4A, 9


Rückseitig findet sich auch noch der Bahnstempel "PARIS A STRASBOURG 2.". Links und unten ist der Umschlag rustikal geöffnet worden, ansonsten in recht ordentlicher Erhaltung.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/10001
 
bayern klassisch Am: 02.09.2022 18:39:57 Gelesen: 73791# 617 @  
@ bignell [#616]

Lieber Harald,

ein netter Brief, der auch in mein Beuteschema (Bayern, Österreich, Frankreich) fällt und wenn du ihn mal nicht mehr benötigen solltest, könnten wir wieder tauschen.

Der rote Vermerk unten links ist aber sicher von Sammlerhand, der war nicht postalisch.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 02.09.2022 18:43:47 Gelesen: 73790# 618 @  
@ bayern klassisch [#617]

Lieber Ralph,

der Vermerk unten lautet "Busta nro 6", also "Umschlag Nummer 6", zweifelsfrei Sammlerhand, aber Du kennst meine Meinung bzgl Verewigung von Sammlern auf Briefen.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 02.09.2022 18:52:21 Gelesen: 73786# 619 @  
@ bignell [#618]

Lieber Harald,

ja, die Sünden vergangener Generationen, die man nicht mehr tilgen kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 16.09.2022 15:22:09 Gelesen: 71159# 620 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Stück mit 3 (mehr oder weniger zu unterstellenden) Besonderheiten, daher passt es perfekt in die ein oder andere Mini-Sammlung von mir.





1. Barfrankierter Brief aus Halle an der Saale mit Frankostempel vom 17.5.1871 "An die verwittwete Frau Generallieutnant von Lesuire Adolphine geb. von Danckelmann zu Schloß Altenmuhr bei Gunzenhausen Bayern".

Bisher dachte ich, dass F-Stempel farbig (rot, orange, blau, grün) abgeschlagen wurden, hier aber in Schwarz. War das von den Vorschriften gedeckt?

Generell sind Briefe mit F-Stempeln nach Bayern nicht häufig und dürfen gerne genommen werden.

2. Hinzugefügt hatte der Absender unten links "Anbei 1 Post-Insinuationsdocument franko". Briefe mit PID (Post-Insinautions-Dokument) sind m. W. vom NDB nach Bayern auch keine Massenware.

3. Der Inhalt ist auf 3 Seiten lithographiert, wäre also als Drucksache auch durchgegangen, allerdings zieren ihn ein paar Unterschriften, aber das wäre auch noch o.k. gewesen. Aber man wollte wohl nicht, dass jemand Fremdes den Inhalt liest (es ging ja auch um Probleme), da schaute man nicht auf den Drittel-Groschen für eine Drucksache, sondern gab sich großzügig und frankierte mit einem vollen Groschen voll für einfache Briefe bis 1 Loth.

Frage: Gab es Drucksachen mit Insinuation-Dokument? Dergleichen hätte ich noch nie gesehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2022 11:27:41 Gelesen: 65726# 621 @  
Liebe Freunde,

in einem Konvolut befand sicher ein Portobrief aus Esslingen vom 9. Mai 1843 an Herrn Fidel Goehl in Nesselwang per Kempten. Esslingen taxierte mit kaum lesbarer Rötel 4 Kreuzer für Württemberg, auf denen Augsburg seinen Auslagestempel abschlug und man addierte 6x für Bayern hinzu. Später addierte man auf 10x und rechnete für den Boten noch 1x auf 11x hinzu.



Da ich noch andere Briefe günstig erwerben konnte, bekommt Rainer (Gernesammler) den geschenkt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2022 11:37:19 Gelesen: 65724# 622 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus Elberfeld vom 18.9.1830 an Firma Zumstein in Kempten kostete 2 1/2 Silbergroschen für Preussen in roter Tinte. Da Bayern in Gutengroschen rechnete, entsprachen diese 10x. Für den Transit durch Thurn und Taxos setzte man in Augsburg weitere 10x an = 20x, die auch so im Auslagenstempel stehen.



Bayerns Inlandsporto von 14x ab Aschaffenburg bis Kempten kam dazu, so dass Zumstein total 34x zu zahlen hatte.

Absender der wunderbar vorgedruckten Rechnung war die Firma Metzger & de Bary schon am 14.9.1830. Warum der Brief erst 4 Tage später der Post aufgegeben wurde, weiß ich nicht, aber es gibt zahlreiche Postbetrügereien aus dem Raum Wuppertal nach Kempten - vlt. wartete man noch ab, ob sich weitere Briefe finden ließen, die man dann zusammen verschicken konnte?

Interessant auch die Fakturierung in rheinischen Gulden über 795 Gulden und 30 Kreuzer, wobei 18% Rabatt und Sconto gewährt wurden, immerhin 143 Gulden und 11 Kreuzer weniger. Gerne würden heutige Geschäftsleute solche Einkäufe tätigen ...

Interessant ist auch der Inhalt (2. Seite), in dem man Zumstein mitteilte, dass dieser in der Warensendung auch bunte und schwarze Tücher finden werde, in der Hoffnung auf weitere Bestellungen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.10.2022 09:47:39 Gelesen: 65612# 623 @  
@ bayern klassisch [#621]

Liebe Freunde,



verfasst am 9.7.1840 in Reutlingen erfolgte die Postaufgabe dort mit der Leitung über Augsburg, wo 4 Kreuzer württembergisches Porto in Auslage genommen wurden und weiter ging es für 6x nach Sonthofen, von wo aus 1x für den Boten nach Nesselwang hinzu kam, so dass der Empfänger Fidel Göhl 11x zu bezahlen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.10.2022 09:53:58 Gelesen: 65611# 624 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Isny im Allgäu vom 24.1.1850 wurde 2 Tage später von der Firma C. U. Springer an C. A. Venino in Würzburg unfrei verschickt, wofür in Rötel 1 Kreuzer Sonderporto für Württemberg anfiel, welches von Augsburg in Auslage genommen wurde. Mit dem bayerischen Inlandsporto von 12x ergab sich folglich ein Gesamtporto von 13x.



Briefe mit Sonderporti mag ich sehr, vor allem, wenn sie aus Isny stammen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.10.2022 10:34:27 Gelesen: 65603# 625 @  
Liebe Freunde,

obwohl mir badische Briefe nach Bayern wahrlich nicht fremd sind, bereitet mir dieser hier Probleme.

Geschrieben wurde er in Mannheim am 8.3.1850, womit er unter den Postverein Baden-Bayern ab 1.8.1843 bis 30.4.1851 fiel. Als einfach galt das halbe Loth; für jedes weitere halbe Loth kamen 50% mehr in Ansatz.



Die Aufgabepost taxierte den "sehr pressant" erwähnten Brief wohl mittig mit 12x als 1,5fach über 6-15 Meilen (Mannheim-Würzburg = 111 km = 14,9 Meilen (bis 6 Meilen = 4 Kreuzer, über 6-15 Meilen = 8x und über 15 Meilen = 12x Gemeinschaftsporto). Demnach war er über 8,75g bis 17,5g schwer.

Allerdings strich Mannheim diese 12x wieder ab und notierte oben links jetzt 18x Gemeinschaftsporto. Bei 14,9 Meilen wäre auch möglich die 3. Entfernungsstufe mit 12x einfachem Porto bei 1,5fachem Gewicht = 18x.

Bei der 2. Entfernungsstufe wären keine 18x zu erreichen (8, 12, 16, 20x usw.).

Es ist also zu unterstellen, dass Mannheim ihn in die 3. Entfernungs- und 1,5fach Gewichtsstufe packte.

Am Folgetag kam er in Würzburg an und wurde, s. Inhalt, ausgeliefert.

Allerdings wurde er wieder verschlossen, nach Roggenburg per Dillingen (von Würzburg aus 140 km = 18,6 Meilen) umadressiert und eine zweite 12x Taxe angebracht. Diese wurde aber wieder abgestrichen und es wurde die Augsburger Auslage von 18x belassen (wobei man sagen muss, dass Briefe aus Mannheim üblicherweise direkt nach Würzburg liefen und nicht den Umweg über Augsburg machten!).

Bei einer erneuten Postaufgabe in Würzburg hätte man dort Aufgabe stempeln müssen, die Augsburger 18x streichen müssen und ihn als innerbayerischen Brief über 12 Meilen mit 12x taxieren müssen (noch kein Portozuschlag, jetzt bis 1 Zollloth (15,625g). Das ist hier nicht zu sehen.

Dazu kommt, dass es verboten war, briefliche Inhalte auf den Außenseiten der Briefe zu notieren - hier hat man einen ganzen Beitrag rückseitig aufgeschrieben, was eigentlich die Annahme der Sendung hätte verhindern müssen (in Würzburg).

Für fachliche Verbesserungen oder alternierende postgeschichtliche Beschreibungen bin ich offen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 10:27:03 Gelesen: 64203# 626 @  
Liebe Freunde,



eine Postkarte aus Bonn vom 17.2.1873 nach Kempten, dort ohne Ankungsstempel verblieben, wurde korrekt mit 1/2 Groschen frankiert. Man bittet um Angabe der äußersten Preise für Sennbutter, einen Terminus, den ich trotz lebenslanger Butter-Esserei nicht zuvor gehört hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 10:52:27 Gelesen: 64201# 627 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Lyon vom 17.10.1841, der in der 2. Gewichtsstufe lag und somit für seinen Empfänger, Monsieur Alphonse Lancon in München, ein bisserl teuer wurde.



Aus dem 3. französischen Rayon kosteten einfache Briefe 20 Kreuzer, die mit doppeltem Gewicht aber degressiv nur 38x, statt 40x, wie man hätte erwarten können. Eigentlich sollte sich der franz. Teil des Portos verdoppeln, aber tatsächlich erhöhte er sich nur um ca. 90%.

Bayerns Gewichtsstufen waren da moderater gefasst, denn je halbes Münchener Loth erhöhte sich das bayer. Porto nur um 50% - hier also für einen doppelt schweren Brief 18 + 9 = 27x ab Kehl bis München.

Somit wurde gerechnet: 38x für Frankreich plus 27x für Bayern = 1 Gulden 5x, wie sie mittig auch notiert wurden.

Aber der Absender hatte noch vermerkt: "Bureau restant" und hat damit die Lagerung auf der Post vorgegeben, wodurch es ein poste restante gestellter Brief wurde, bei dessen Abholung durch Herrn Lancon weitere 4x (nicht notiert, wie so oft in München) dazu kamen, ergo das Endporto auf 1 Gulden und 9x gesteigert wurde.

Die Nummer 3359 mittig dürfte die Lagernummer für poste restante gestellte Postsendungen in München des Jahres 1841 gewesen sein (wenigstens hat man sie nicht vergessen) und sie zeigt uns, dass in knapp 11 Monaten (Ankunft in München am 21.10.1841) fast 3.400 poste restante Sendungen dort aufgeschlagen waren - eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, wie wenige es heute noch gibt (vermutlich liegt der Weltbestand an diesen Sendungen in der Vormarken- und Kreuzerzeit nach ganz Bayern weit darunter).

Jedenfalls ist das der Brief mit der höchsten Lagernummer Bayerns, den ich je gesehen habe und das ist doch auch schon etwas ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 10:57:28 Gelesen: 64200# 628 @  
Liebe Freunde,

und noch gleich einen hinterher, diesmal im 1. Gewicht, aus Paris (3. Rayon) vom 21.2.1840 an Herrn Baron von Würtzbourg in München. Augsburg notierte 20 Kreuzer französisches Porto bis Strasoburg und addierte ab Kehl für Bayern 18x, so dass der Empfänger total 38x zu zahlen hatte.



Schön die Kombination blau, orange (beide Paris) und rot (Bayern) ... fast eine Tricolore.

Inhalt war eine Rechnung der Firma C. Blanchon 40, Boulevard du Temple in Paris über 54 Francs.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 11:11:14 Gelesen: 64195# 629 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus dem Kgr. Sardinien (Turin = Torino) vom 29.8.1845 wurde abgeschickt mit folgender, interessanten Adresse: "Monsieur Erneste Weber à Gera aux Soins de Mons. Leonh. Kalb Nürnberg Allemagne".



Der Empfänger war also Herr Weber aus Gera (Thurn und Taxis), aber geschickt wurde er an Leonhard Kalb, wohl den größten Forwarder in Bayern.

Der Absender zahlte 9 Decimi (hinten) bis zur sardisch-österreichischen Grenze. Österreich verlangte 12 Kreuzer Conventionsmünze, die nicht angeschrieben wurden, sondern sofort in 15 rheinische Kreuzer reduziert wurden, auf denen Augsburg am 24.10.1845 seinen Auslagestempel abschlug. Dazu kam das bayer. Inlandsporto von 18 Kreuzern bis Nürnberg, so dass Leonhard Kalb für seinen Kunden total 33 Kr. auslegen durfte.

Später erfolgte die Weiterleitung von Nürnberg aus - evtl. als Einzelbrief in einem Kuvert, evtl. auch mit anderen Briefe an Weber, was zu einer Portoersparnis führte.

Teilfrankobriefe an bayer. Forwarder für Kunden im Fürstentum Reuß jüngere Linie sind nicht sehr häufig.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 14:18:44 Gelesen: 63431# 630 @  
Liebe Freunde,

aus Carlsbad (Karlsbad) an Herrn Ferdingang Hoffmann in Altenkundstadt in Bayern für 2 Neukreuzer war tarifgerecht vom 3.7.1874.



Bayern stempelte am Folgetag Ankunft auf der Rückseite der Karte, wiewohl das so nicht vorgesehen war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 14:30:32 Gelesen: 63428# 631 @  
Liebe Freunde,

was macht der schlaue und sparsame Schweizer, wenn er einen Brief ins weit entfernte München 1866 zu schicken hatte? Antwort: Er dachte nach und zwar darüber, wie günstig das gehen könnte. So geschehen am 14.11.1866 in Zollikon bei Zürich durch D. Herder, den ich leider nicht ergooglen konnte.



Er ließ seinen Brief an "Herrn Andr(eas) Sedlmayer, Werckzeugfabrikant am Anger in München" in München für nur einen Kreuzer als Ortsbrief bis 1 Loth aufgeben und sparte sich somit eine Menge Geld - nämlich 11 Kreuzer (Postaufgabe in der CH: 10 Rappen für die CH bis Lindau und 30 Rappen für Bayern bis München = 40 Rappen = 12 Kreuzer).

Die Tatsache, dass dies erst 6 Tage nach Schreibens des Briefes erfolgte, war ihm wohl egal - 11x waren auch viel Geld.

Wie der Brief letztlich von Zollikon nach München kam und wer ihn dort mit 1x frankierte, werden wir wohl nie erfahren. Innen ist ein Teil einer technischen Ansicht/Zeichung noch vorhanden, mit der man aber nichts anfangen kann - hoffentlich anders, als damals, 1866.

Briefeschmuggel Schweiz - Bayern kommt hin und wieder vor, aber so weit von der CH weg findet man so gut wie keine Briefaufgaben mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.10.2022 19:24:44 Gelesen: 63388# 632 @  
@ bayern klassisch [#631]

Hallo Ralph,

schönes Stück, von Zöllikon bis Zürich waren es nur 3,75 Kilometer Luftlinie und in Zürich gab es auch Forwarder z.B. Escher-Wyss & Co. ab 1842.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 19:50:55 Gelesen: 63385# 633 @  
@ Gernesammler [#632]

Hallo Rainer,

danke für die Infos - aber leider ist nirgendwo etwas zu ersehen, wer den Brief geschmuggelt hat (könnte auch ein Privater gewesen sein, der beruflich nach München musste, weiß man halt nicht).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 31.10.2022 23:00:09 Gelesen: 62139# 634 @  
Liebe Freunde,

anläßlich der eben zuende gegangenen Jahreshauptversammlung unserer ARGE Bayern hielt unser 1. Vorsitzender Peter Zollner einen vortrefflichen Vortrag über die Fremdentwertungen bayerischer Quadratmarken, wobei die länderübergreifenden Bahnpostlinien eine entscheidende Rolle spielten.





Nicht verwechseln sollte man bei dieser feinen Thematik Briefe wie den jetzt hier abgebildenten, der in Frankfurt am Main am 26.9.1859 geschrieben wurde, aber sicher nicht dort auch aufgegeben wurde, auch wenn es eine Bahnlinie Frankfurt am Main - Aschaffenburg gab. Aber irgendwo in Bayern muss er in den Briefschlitz des Bahnpostwagens eingeworfen worden sein, sonst hätten die verklebten 6 Kreuzr nicht gereicht.

Aber der Bahnpoststempel, dessen Ortsangabe im Sehnenkreis ich leider nicht decodieren kann, wurde erst am 1.10.1859 eingesetzt, also satte 5 Tage später und der Passauer Ankunftsstempel bestätigt dieses quasi mit seinem Datum vom 3.10.

Dennoch finde ich das gute Stück eine interessante Abrundung zu dem auf der JHV gezeigten Thema.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 01.11.2022 12:25:51 Gelesen: 62046# 635 @  
@ bayern klassisch [#634]

Hallo Ralph,

der Bahnpoststempel ist der Typ IIIa mit kleiner Schrift in Antiqua im Sehnenkasten und in der Mitte des Stempels ist CH zu erkennen, auch in der Vergrößerung ist das E am Ende zu erkennen, deshalb würde ich auf München tippen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 01.11.2022 12:53:44 Gelesen: 62038# 636 @  
@ Gernesammler [#635]

Hallo Rainer,

vielen Dank - deine Augen sind besser, als die meinen es je waren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.11.2022 11:27:53 Gelesen: 60607# 637 @  
Liebe Freunde,





2 Postkarte zu je 1/2 Groschen aus Berlin Post-Expedition Numero 42 an Firma J. W. Helb, Verlagsbuchhandlung in Neu-Ulm, kann ich zeigen, die von der Firma Burmeister & Stempell stammen und fast identisch sind.

Die ältere Karte datiert vom 19.12.1873 und wurde zwischen 19.00 und 20.00 Uhr aufgegeben und gestempelt. Rückseitig verewigte sich der Absender mit seinem Firmenstempel. Weiter Poststempel mangeln. Wenigstens wurde der Wertstempel in Berlin perfekt getroffen.

Die jüngere Karte datiert vom 14.7.1874 und wurde zur selben Uhrzeit in Berlin aufgegeben. Die gleiche Adresse wurde aber nun postalisch präzisiert mit Bläuel "Baiern", denn mit Neu Ulm konnte man wohl sonst im weit entfernten Berlin eher wenig anfangen.

Hier hatte der Absender auf den Abschlag seines Firmenstempels verzichtet, dafür hat die Post in Neu-Ulm mit ihrem Ankunftsstempel auf der Textseite eine Contravention begangen, denn in Bayern sollten Postkarten bei der Ankunft bei Vermeidung von Textlesbarkeitsproblemen den Ankunftsstempel oben links abschlagen. Der Werteindruck wurde in Berlin nicht getroffen - Zufall, Schlampigkeit, oder war das 1874 nicht mehr vorgeschrieben?

Schon an diesen 2 billigen Postkarten kann man erkennen, dass Philatelie und Postgeschichte mehr ist, als Marke, Werteindruck oder Poststempel. Wer schrieb wem und warum? Immer derselbe Schreiber, oder mehrere Beschäftigte? Firmenstempel ja/nein? Wenn ja/nein, warum?

Aufgabestempel entwertet, oder auch nicht - Vorschriften hierzu? Wann geändert, wenn es eine Änderung gab?

Aufgabezeit immer dieselbe wegen Routine der Geschäftsstunden?

Warum Präzisierung der Adresse, warum nicht?

Warum Stempelung im Transit, warum unterlassen? (generelle Frage, nicht auf die beiden Karten hier bezogen).

Warum Stempelung bei der Ankunft, warum unterlassen? Wo erfolgte die Stempelung bei der Ankunft, warum nicht woanders?

Wer bei seinem Hobby Langeweile hat, ist immer selbst schuld. Wer glaubt, dass Altdeutschland langweilig wäre, hat keine Ahnung. Wer annimmt, dass moderene Postgeschichte nicht stattfindet, bekommt keine Post.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.11.2022 09:14:00 Gelesen: 60196# 638 @  
Liebe Freunde,

manchmal hat es Briefe, bei denen kommt mehr zusammen, als man sich gemeinhin erträumen darf. Hier wäre so einer aus Leipzig vom 20.4.1874 mit einem Groschen frankiert und doppelt entwertet durch den Zweikreiser Leipzig-Hof an "Herrn Wilhelm Schirmer aus Leipzig, Bamberg, poste restante".



Schon am Folgetag kam er dort an und wurde ins Lagerbuch für p. r. Sendungen eingetragen und harrte nun des Herrn Schirmer. Aber da harrte er lange, nämlich so lange, wie die Bamberger Post ihn liegen ließ, denn abholen wollte ihn keiner. Daher notierte man vorne "wurde nicht abgeholt", strich Bamberg und fügte "retour Leipzig" hinzu.

Weil man ohne den Absenderstempel hinten nicht hätte genau wissen können, woher der Brief kam, vermerkte man noch "Abs(ender) im Stempel" wohl am 31.7.1874 und sandte ihn zurück nach Leipzig, wo er am 1.8.1874 auch ankam. Da sieht man wieder, was so ein Firmenstempel wert sein kann.

Nach der Beschreibung des Auktionshauses soll die Marke einen Plattenfehler haben und auch der Einzeiler "Leipzig" soll nicht Massenware darstellen. Sogar der Bahnpost-Zweikreisstempel ist offenbar kein Standard-Stempel aus dieser Zeit.

Nicht abgeforderte Poste restante - Briefe sind äußerst sammelnswert, auch wenn dieser Postsonderdienst damals keine Gebühr mehr nach sich zog.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2022 12:17:36 Gelesen: 59730# 639 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus dem thurn- und taxisschen Gera vom 7.10.1822 an die Konfisserie Georg Langheinrich in Hof (Bayern) wurde mit einer "Probe ohne Werth" verschickt und mit 5 Kreuzer Porto taxiert.




Aber da es ein Portobrief war, könnte man fragen, wo ist das bayer. Porto, da nur 5x in typisch preussischer, roter Tinte vermerkt wurden? Nun, die Antwort liegt nicht auf der Hand: Da Hof ein sog. Gränzpostamt war, galt es zwar auch als bayerisch, aber postalisch auch als preussisch und sächsisch! Somit waren Briefe nach Hof nur mit einer Taxe zu belegen, hier mit 1 1/4 Gutengroschen = 5 Kreuzern. Da die Probe ohne Wert inliegend war, gab es auch keine theoretische Vergünstigung.

Schön das Kaufmannszeichen des Absenders innen und außen zu sehen - das Paket folgte dann schon.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.01.2023 12:10:36 Gelesen: 48676# 640 @  
Liebe Freunde,

nach unendlich langer Zeit ist es mir endlich gelungen, einen frankierten Brief von Thurn und Taxis nach Bayern zu finden, dessen Taxe(n) die niedrigst möglichen waren.



Erbach 16.91.1848 nach Amorbach, dort Ankunft am Folgetag mit dem schönen blauen Halbkreiser.

Hier sieht man ganz genau, dass der Absender 2 Kreuzer für Taxis und 2x für Bayern frankiert hatte - aber 2x Frankostufen gab es in Bayern eigentlich gar nicht, gab der Tarif doch bei Fernbriefen ein Mindestporto von 3x vor.

Aber es gab Absprachen/Verträge, die so abgeschlossen wurden, dass die nationalen Gebührensätze auch geringer sein konnten, wenn es dienlich war und das war es hier. Man reduzierte auf nur 2x und machte dadurch die Briefe günstig in der Erwartung, dass es keine Defraudationen geben würde und jeder Brief zur Post gebracht würde. Sicher hat diese Maßnahme dazu geführt, dass durch die Wohlfeilheit mehr Briefe mit der Post, als von Privaten befördert wurden, aber zu bekommen ist solch ein Stück nicht einfach, auch weil der Korridor ein ganz eng gezogener war und nur wenige Postorte umfasste.

Diese Variante müsste noch bis zum 30.9.1851 gegolten haben, als dieser Teil des Großherzogtums Hessens (Grafschaft Erbach) dem DÖPV beitrat, aber im Postvertrag Bayerns mit Taxis vom 1.5.1851 (pauschal) und der Aufnahme des Großherzogtums Hessen zum 1.10.1851 (VO- und Anzeigeblatt No. 59, lfd. Nr. 14.992 vom 30.9.1851 unter Punkt 3) c) " ... nach den vorgenannten Ländern aus der Pfalz bei unmittelbarer Überlieferung an die taxisschen Posten bis zu dem Grenzpunkte Frankenthal-Alzei, ohne Unterschied der Entfernung zu berechnen, und dagegen die zur Zeit noch beibehaltenen Austrittsposten Erbach, Fulda und Hanau in den Lokalmeilenanzeigern zu streichen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.01.2023 12:31:29 Gelesen: 47671# 641 @  
Liebe Freunde,

heute ein Brief aus Stuttgart der Firma Reihilen & Söhne vom 3.7.1857 an Bernhard Engel in Babenhausen in Bayern.



Von Stuttgart aus hätten wir damit 106 km Luftlinie und wären daher über 10 bis 20 Meilen = 6x Franko im Postverein. Stuttgart - Ulm waren nur 73 km, wofür 3x ausgereicht hätten.

Aber der Stuttgarter war schlau (oder sollen wir sagen kriminell?) und schmuggelte seinen Brief nach Ulm, wo er am Folgetag mit nur 3 x frankiert, von wem auch immer, nach Babenhausen lief und dort am 5.7. ausgetragen wurde. Von Ulm aus waren es nur 34 km bis Babenhausen und eine Postaufgabe in Neu-Ulm hätte kein anderes Ergebnis gebracht.

Immer wieder schön und interessant, was es so alles zu Ulm/ Neu-Ulm gibt und Briefe der württembergischen Erstausgabe liebe ich sowieso.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 15.01.2023 12:09:49 Gelesen: 47625# 642 @  
Hallo Sammlerfreunde,

kein klassischer Brief, sondern ein Aufgabeschein des Herzogtums Baden über baare Einzahlungen vom 24.4.1867.

Der Schein wurde verwendet von der "Direction der Grossherzoglichen Badischen Verkehrsanstalten" in Adelsheim und es wurde die Summe vom 26 Gulden und 30 Kreuzern in bar an Jonas Billigsnimer in Würzburg überwiesen, die Überweisung wurde von Herrn Wenzel in der Expedition angenommen.

Der Aufgeber erhielt immer laut Punkt vier auf der Rückseite auf Verlangen unentgeltlich einen Schein über die überwiesene Summe.

Gestempelt wurde der Schein mit dem L1 Einzeiler Adelsheim (Feuser Deutsche Vorphila, 15-3) verwendet ab 1840, wahrscheinlich wurde dieser zu diesem Zeitpunkt nur noch für die Fahrpost verwendet.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 26.01.2023 13:29:44 Gelesen: 46155# 643 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen lustigen Brief aus Wächtersbach vom 18.6.1855 an "Herren Krauss Hartenbach Wittner & Compagnie in Albsheim bei Worms". Da Auf- und gedachter Abgabeort in Hessen lagen, sollte es also ein innertaxischer Portobrief sein, der von der Aufgabepost Porto mit 6 Kr. taxiert wurde.



Am Folgetag war er in Frankfurt am Main und kam auch noch am 19.6. in Worms an, wie vom Absender notiert.

Aber bei Worms gab es kein Albsheim (nur ein Alsheim bei Worms).

Es verging ein Tag der Suche und in Worms strich man "Worms" durch und ersetzte es durch "Frankenthal". Jetzt stempelte man in Worms erneut, nun am 20.6. und leitete den Brief der Postexpedition Frankenthal in der bayer. Pfalz zu, die ihn am selben Tag erhielt, um ihn aber der Postexpedition Grünstadt zuzuleiten. Albsheim war nur durch den Grünstadter Kantonsboten zu erreichen, der 3 Kreuzer notiert hätte, wenn man ihm den Brief ausgehändigt hätte - hier hatte wohl der Empfänger ein Postfach, so dass dergleichen entfiel.

Bei einer Entfernung von Wächtersbach - Grünstadt von 111 km, hätte es aber nicht bei nur 6 Kreuzern Porto bleiben dürfen, denn über 10-20 Meilen (75-150 km) kosteten Portobriefe 6+3 = 9 Kreuzer.

Schuld war die zu geringen Taxe war Post in Worms, die am 20.6. hätte erkennen müssen, dass der Brief eben kein innertaxischer war, wofür die 6 Kr. gereicht hätten, sondern durch den Abzug in die Pfalz zu einem Postvereinsbrief geworden war, dessen Taxen anderen Vorschriften zugrunde lagen.

Aber Worms hatte ihn nur mit 6 Kr. belastet nach Frankenthal geschickt und Frankenthal ihn ebenso an Grünstadt weiter belastet. Nach Zahlung der 6 Kr. bei der Postexpedition in Grünstadt bonifizierte man diese an Thurn und Taxis und der Fürst musste in diesem Quartal mit 3 Kr. weniger auskommen, was seiner opulenten Hofhaltung offensichtlich aber nicht geschadet hat.

Ich liebe solche Briefe und kann gar nicht genug davon haben - nur gibt es kaum welche, schade!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.02.2023 10:29:32 Gelesen: 44309# 644 @  
Liebe Freunde,

ein Stück, wie man es heute nur noch selten findet, fand seinen Weg zu mir:



Verfasst in London am 23.10.1858 wurde es nach Augsburg geschmuggelt, wo es, wann genau kann man nicht sagen, einschlug und wo jemand Involviertes 1 Kreuzer für den Brief als Ortsbrief investierte, damit die Firma Beck & Compagny die neusten Erkenntnisse über "Commodities" auf dem britischen Weltmarkt erfährt.

Der Bericht selbst in London stammte von Julius Schenkenhofer, immerhin.

Der 5g leichte Brief hätte bei Versendung über Belgien und Preussen 18 Kreuzer gekostet, bei der Leitung über Paris und Strasbourg ebenso, so dass sich der Absender satte 17 Kreuzer gespart hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.02.2023 11:00:28 Gelesen: 44304# 645 @  
Liebe Freunde,

Briefe des 5. Rayons Frankreich zu Bayern findet man nicht häufig - und wenn dann noch eine kleine Besonderheit hinzu kommt, schlägt man zu, oder lässt sich sein Lehrgeld wieder auszahlen.

In Bordeaux am 12.3.1841 geschrieben, wurde der Brief an Firma Birkner (später: Birkner und Harmann) in Nürnberg unfrankiert auf seine Reise geschickt. Der Absender hatte "Par Forbach" notiert, wobei auch über Strasbourg möglich gewesen wäre, aber dazu später.



Er lief natürlich über Paris (14.3.) und doch Forbach (15.3.) über Preussen und Thurn und Taxis nach Würzburg (Kartenschluß Forbach - Würzburg), wo er am 17.3. eintraf und siegelseitig gestempelt wurde.

Briefe aus dem 5. franz. Rayon wurden in Bayern mit 28 Kreuzer franz. Porto angesetzt (einfach bis 1/2 Münchener Loth) und dazu gesellten sich 20 Kreuzer für Bayern für die Strecke ab Forbach bis Nürnberg, wo die beiden Beträge links oben korrekt zu 48 Kreuzern addiert wurden, die Firma Birkner zu zahlen hatte.

Die kleine Besonderheit ist die Tatsache, dass Nürnberg selbst einen eigenen Kartenschluß zu Strasbourg UND Forbach hatte, man also ihn in Paris über Forbach - Nürnberg oder Strasbourg - Nürnberg auch hätte leiten können.

Briefe an Orte mit eigenem Kartenschlußpostamt, die über ein anderes Kartenschlußpostamt liefen, sind m. E. nicht häufig und wenn sie mit 7 Stempeln und 3 Taxen daher kommen, sollte man sie nicht verschmähen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 15.02.2023 19:49:11 Gelesen: 44275# 646 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 19.6.1871 von der Pleissner Companie in Lichtenstein Callenberg / Sachsen an Carl Schleyer in München spediert wo der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe kam.

Für das Franko nahm man eine NDP Nr.16 zu 1 Groschen, gestempelt wurde mit R3 Kastenstempel (Feuser Nachverwendete Stempel Altdeutschland 172) sowie zur Ankunft auf der Rückseite der Einkreisstempel (Winkler 20b, niedrige Grotesk Schrift) verwendet 1870-71.

Mich würde interessieren um was es im Text ging damit ich die Firma Pleissner vielleicht besser recherchieren kann.

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 15.02.2023 20:12:05 Gelesen: 44272# 647 @  
@ Gernesammler [#646]

Hallo Rainer,

der Münchener müsste ein Typ 20a sein, weil 20b ein Datum hat.

Den Text habe ich zu lesen versucht - es ging um Lieferungen, aber das ist eine ziemliche Sauklaue, da bin ich auch leider machtlos.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 15.02.2023 21:19:08 Gelesen: 44267# 648 @  
@ bayern klassisch [#647]

Hallo Ralph,

Warum ich da 20b geschrieben habe weiß ich auch nicht, hatte das Handbuch vor mir und den 20a auch.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 16.02.2023 09:29:45 Gelesen: 44257# 649 @  
Liebe Freunde,

ein simpler Brief - aber klären kann ich ihn nicht:



Portobrief aus Frankfurt am Main nach Volkach bei Würzburg. Schwarzer Aufgabestempel, kein Frankovermerk - also hätte FFM seine Taxe bis zur bayerischen Grenze notierten müssen (hier: 4 Kreuzer als einfacher Brief).

Würzburg hätte auf dieser Taxe seinen Auslagestempel abschlagen müssen und darunter die bayerischen Taxe vermerken müssen. Diese Summe war dann in Volkach zu zahlen.

Aber ich finde hier nur eine mittige schwarze 6, was bedeuten würde: 4 Kr. für Taxis und 2 Kr. für Bayern.

Aber Volkach war nicht grenznah zu Hessen, so dass sich eine bayerische Taxe von 2 Kr. verbietet.

Oder hat FFM seine Taxe vergessen, Würzburg seinen Auslagestempel nur provisorisch abgeschlagen und die 6 Kr. flossen allein in die bayerische Postkasse?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.02.2023 10:01:28 Gelesen: 44255# 650 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich einen Brief vom 19.8.1839 aus (Bad) Rippoldsau zeigen, der in Wolfach (Baden) als Portobrief zur Post gegeben wurde. Gerichtet war er an Herrn Aloys Dietschy, derzeit in Kißingen bey Würzburg - Poste restante.



Am 23.8. kam er in Würzburg an und die dortige Hauptbriefpostexpedition schlug ihren Auslagestempel auf den badischen 12 Kreuzern ab und addierte für Bayern 4 Kreuzer = 16 Kr. Endporto.

Soweit , so gut, aber links in Rötel wurden nicht die korrekten 16 Kr. addiert, sondern 17 Kr.

Eine poste restante - Gebühr von nur einem Kreuzer gab es aber gar nicht in Bayern. Die Vorschrift besagte, dass der Expeditor der Abgabepost für seine Mühewaltung bis zu 4 Kr. kassieren durfte und ich kenne nur ein einziges Beispiel, bei dem der Expeditor nur 3 Kr. angesetzt hatte, sonst immer 4 Kreuzer, denn diese Beträge gehörten zu den Emolumenten eines Postexpeditors, sprich: Davon hat er sich (auch) ernährt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.02.2023 10:31:00 Gelesen: 44254# 651 @  
Liebe Freunde,

in Bassenheim bei Koblenz (10 km Luftlinie) schrieb man am 20.3.1844 einen Portobrief, dem ein anderer Brief beigelegt worden war und gab ihn am Folgetag in Koblenz auf.





Empfänger war der der Gräflich Waldbott von Bassenheimische Domänen Rath, Herr Dr. Hellmuth in München, wo der Brief über Frankfurt am Main, Aschaffenburg und Würzburg am 24.3.1844 auch ankam.

Der Absender wollte nicht frankieren und Würzburg nahm 7 Kreuzer in Auslage. Dazu kamen 24 Kreuzer für einen Brief bis 36 Meilen im 3. Gewicht (über 1 bis 1,5 Loth, da einfach schon 12 Kr. anzusetzen waren).

Wenn Bayern seinen Job richtig gemacht hatte, frage ich mich, warum nur 7 Kr. im Auslagetempel stehen? Diese entsprachen nur 2 Silbrgroschen und das hätte nur im 1. Gewicht für Preussen gereicht, aber nicht im 3. Gewicht und der Taxis-Transit kam noch hinzu.

Ein 3. Gewicht von Koblenz nach Aschaffenburg konnte schwerlich nur 7 Kr. gekostet haben.

Jedenfalls zahlte der Empfänger in München (günstige oder teure?) 31 Kr. in toto.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.02.2023 21:52:05 Gelesen: 44235# 652 @  
Liebe Freunde,

wenn Briefe in 2 Sammlungen passen, und sie noch dazu gut aussehen und einen leichten Familienbezug haben, sollte man nicht wählerisch sein.

Ein mit 6 Pence (18 Kreuzer) frankierter Brief ging in Manchester am 2.10.1869 über London, Calais, Paris und Strasbourg auf die Reise in die Pfalz, wo er am 7.10. in Bad Dürkheim ankam.





Im Inhalt ging es um Wein aus Forst, einer Region, in der meine Familie Weingüter hatte. Wir lesen da von einem Forster von 1857 usw. Wenn man heute noch Flaschen davon hätte, wäre man vermutlich entzückt, den passenden Brief zu haben. Also ich habe den Brief, aber wo sind die Flaschen?

Farbfrankaturen wie hier 4d 1d 1d sind übrigens gar nicht so häufig, weil zu 95% die geläufigen 6 Pence Marken frankiert wurden. Alternativ gab es die Leitung über Ostende und Preussen, welche genauso teuer war, aber ein Briefgewicht bis 1 Loth zuließ, während hier nur 7,5 g erlaubt waren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.03.2023 12:55:08 Gelesen: 42309# 653 @  
Liebe Freunde,

ich war nie der Ansicht, alles zu Ulm und Neu-Ulm bisher gesehen und gekannt zu haben - und lag goldrichtig, denn dieser Brief aus Ulm vom 9.5.1859 hatte es wahrlich in sich.





Er wurde von der Ulmer Firma Heinrich Nübling geschrieben, auch mit dem Firmenstempel versehen, aber nur mit 1 Kreuzer als Ortsbrief in Augsburg - Stadt am 15.5.1859 frankiert aufgegeben.

Das war natürlich die ultimative Ersparnis, denn die Entfernung Ulm - Augsburg betrug 67 km und lag daher noch innerhalb der 1. Tarifzone, so dass der Brief von Ulm, wie auch von Neu-Ulm aus immer ein Franko von 3 Kr. gekostet hätte. Aber anstatt ihn im nahem Ulm zeitnah aufzugeben, schleppte man ihn nach Augsburg, wo sein Versand als Ortsbrief natürlich nur einen Kreuzer kostete, aber halt 6 Tage später.

Im Inneren sehen wir die Reste von blauen und grünen Stoffmustern - außen lesen wir nichts von inliegenden Mustern, nach denen die Ulmer Firma in Augsburg Stoffe hatte herstellen lassen wollen.

Interessant auch in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Brief bei der Stadtpost aufgeliefert wurde und nicht beim Bahnhof, wie man es eher erwarten könnte und umgekehrt einen Abgabestempel vom Bahnhof in Augsburg erhielt, ehe er zugestellt wurde.

Ob es noch einen zweiten Brief dieser Art geben wird? Ich bin da eher skeptisch. Jedenfalls ist für meine Sammlung dieses Stück erstmal der Fang des Jahres, vlt. ändert sich das noch, es sind ja noch 9 Monate hin.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2023 08:03:53 Gelesen: 42245# 654 @  
Liebe Freunde,

von der Firma Kölle in Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm am 1.5.1856 ging es an Caspar Gerhauser in Kaufbeuren, wo der Brief am Folgetag zugestellt wurde.



Die Entfernung Ulm-Kaufbeuren beträgt Luftlinie 74 Kilometer, lag also ganz dicht an den 74,5 km = 10 Meilen im Postverein. Leider besitze ich keinen Brief mit Postaufgabe in Ulm nach Kaufbeuren, aber einen solchen werde ich sicher finden.

Jedenfalls war man mit dem Kurztripp über die Donaubrück nach Neu-Ulm auf der sicheren Seite, denn jetzt galt a) das Loth inklusive und nicht exklusive und b) 12 Meilen = fast 90 km als 1. Entfernungsstufe, von daher ist alles erklärlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 25.03.2023 20:09:51 Gelesen: 42196# 655 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 9.12.1870 von der Direction der Disconto Gesellschaft in Berlin spediert an die Mechanische Baumwoll Spinnerei und Weberei in Bamberg, dort kam der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe.

Im Brief geht es um gezahlte Gelder im Wert von 1023 Gulden und 18 Kreuzern.

Für das Franko nahm man eine NDP (Norddeutecher Postbezirk) Nr.16 zu 1 Groschen, gestempelt wurde mit Einkreisstempel Berlin P.E.38 ** (KBHW 588) sowie auf der Rückseite zur Ankunft der Einkreisstempel von Bamberg Bahnh. (Winkler 19) verwendet 1869-75 dann nochmals 1882 diesen gab es in 2 Typen.

Gruß Rainer




https://andreas-stenglein.de/wp-content/uploads/2015/06/27ewiger-wechsel-geschichte-der-erba.pdf
 
bayern klassisch Am: 30.03.2023 13:21:13 Gelesen: 42135# 656 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Ulm (Hammerwerk, Eisendraht und Stiften Fabrik dort) vom 24.03.1858 für Herrn Kitzinger in Deggendorf von Constantin Beckert am Markt wurde, aus bekannten Ersparnisgründen, am 27.3.1858 in Neu-Ulm aufgegeben.



Bei 224 km direkter Entfernung, also weit über 20 Meilen, hätte der Brief in Ulm 9 Kreuzer gekostet; als bayerische Postaufgabe über 12 Meilen aber nur die verklebten 6 Kreuzer.

Was am Scan vlt. nicht so gut zu erkennen ist, ist die Tatsache, dass die beiden Blauen unterschiedliche Farbtöne haben (oben dunkler) und die Farben auch anders decken (oben gefüllter, unten ein eher trockener Druck).

Wäre es möglich gewesen, dass man den Brief in Ulm erst mit einer 3 Kr.-Marke frankiert hatte, dann aber eine weitere 3 Kr. Marke am Schalter zukaufen musste, um ihn korrekt frankiert aufzugeben? Oder hatte der Ulmer Absender, den ich bisher nicht als Briefschmuggler kannte, vlt. mehrere Bögen der 3 Kr. blau gekauft, wovon einer eine ältere Auflage, ein anderer aber eine jüngere Auflage dieser Marke war?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.03.2023 11:39:00 Gelesen: 42112# 657 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Göppingen vom 3.10.1858 nach Au bei Kempten (normalerweise kennen wir ja nur Au bei München bzw. Au bei Landshut) war über 10-20 Meilen unter 1 Loth korrekt mit 6 Kreuzern frankiert aufgegeben worden. Über Ulm und Kempten erfolgte seine Zustellung.



Auch wenn der Brief keine Schönheit ist, wobei ich die geschnittenen Württemberg-Marken allesamt sehr attraktiv finde, habe ich ihn gekauft, weil er in postgeschichtlichem Sinne für meinen Vortrag in Juni 2023 bei der JHV unserer ARGE Bayern von Bedeutung sein wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.04.2023 16:43:27 Gelesen: 42058# 658 @  
Liebe Freunde,

nach dem Vertrag Baden-Bayern vom 1.8.1843 kosteten einfache Briefe, porto wie franko, 4, 8 bzw. 12 Kreuzer, je nach Entfernung in direkter Linie.

Wurden schwere Briefe verschickt, so galt die Gewichtsprogression der Aufgabepost. Baden rechnete in 3/4 kölnischen Lothgewichten (ca. 11 g), Bayern aber in Halblothschritten des Münchener Loths (8,75 g). Daher waren schwere Briefe für die jeweils andere Postanstalt gebührenmäßig schwer nachzuvollziehen.

Da der Postverein vorsah, dass das Franko bzw. Porto halbscheidung zu teilen war, war es den Beteiligten egal, denn sie bekamen ja immer die Hälfte dessen, was bezahlt worden war - hüben wie drüben.

Aber schwere Briefe zu finden ist nicht ganz einfach, da wohl nur alle paar Jahre einer auftaucht.



Hier einer aus Mannheim vom 11.9.1850, also Baden nicht im Postverein, aber Bayern wohl, der einfach 12 Kr. gekostet hätte, hier aber 42 Kr. Franko den Absender kostete (12x, 18x, 24x, 30x, 36x und 42x also die 6. Gewichtsstufe).

Aus dem Inhalt geht hervor, dass es Anlagen gab, die das hohe Gewicht erklären. Es ist der bisher mit großem Abstand schwerste Brief, den ich von Baden nach Bayern kenne, nicht nur in dieser Tarifperiode.

Siegelseitig kann man noch gut sehen, wie "aufgebläht" er gewesen sein musste, wenn man sich den Stempel von Schweinfurt ansieht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 08.04.2023 18:10:47 Gelesen: 42000# 659 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 11.11.1871 aus Berlin von der Firma Flesche & Sabin, diese stellte feine Kartonagen und Papiere her, spediert an die G.N. Kurzsche Brauerei in Nürnberg hier kam der Brief am nächsten Tag zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man zwei Marken des NDP (Norddeutscher Postbezirk) Nr.15 zu je 1/2 Groschen, gestempelt wurde mit Zweikreisstempel Berlin H.ST.PE. (Haupt-Stadt-Post-Expedition) KBHW Nr.43b ohne Punkt, verwendet 22.04.1869-26.3.1873, zur Ankunft wurde der Briefträgerstempel Nr.21 und der Einkreisstempel Nürnberg BAHNF. (Winkler 20b) in violett abgeschlagen, verwendet 1871.

Auf der Rückseite ist noch ein gut erhaltenes Papiersiegel der Firma Flesche & Sabin.

Gruß Rainer




 
Gernesammler Am: 12.04.2023 19:50:01 Gelesen: 41968# 660 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief zu 3 Silbergroschen U19 vom 17.9.1859-67 aus Halle an der Saale spediert an Fräulein Lina Sitzler wohnhaft bei Fräulein Caroline Fischer in Marktbreit, dort kam der Brief am 19.9. zur Ausgabe.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel Halle A/S. (Feuser, nachverwendete Altdeutschland Stempel 1354 A) sowie auf der Rückseite zur Ausgabe der Halbkreisstempel von Marktbreit (Winkler 11b) verwendet 1859-75.

Auf der Rückseite die handschriftliche Angabe 1-21, könnte das eine Kartierungsnummer sein.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 12.04.2023 19:56:53 Gelesen: 41967# 661 @  
@ Gernesammler [#660]

Auf der Rückseite die handschriftliche Angabe 1-21, könnte das eine Kartierungsnummer sein ?

Hallo Rainer,

das glaube ich nicht bei einem Brief ohne Postsonderdienst - dürfte eher aus der Hand der Empfängerin stammen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 23.04.2023 19:26:03 Gelesen: 41428# 662 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief als Rechnung aus Gera vom 7.10.1822 von Maehrs Erben & Hennrike spediert nach Hof an Herrn Georg Langheinrich.

Für das Porto hatte der Empfänger trotz das es nur 8,6 Meilen waren immerhin 5 Groschen zu zahlen, diese wurden in rot notiert.

Gestempelt wurde mit L2 Zweilzeiler von Gera (Feuser, Deutsche Vorphila-Stempel 1118-3).

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 23.04.2023 21:32:44 Gelesen: 41426# 663 @  
@ Gernesammler [#662]

Hallo Rainer,

immerhin war es ein seltener Brief mit Probe ohne Werth - die kann ja einiges gewogen haben, so dass das Porto erklärlich wird.

Schönes Stück!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 25.04.2023 16:39:20 Gelesen: 41400# 664 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen einfachen Brief aus Fermo = Kirchenstaat vom 24.6.1851 nach München. Vorne gestempelt mit Imp = Impostazione (5 Bajocchi Aufwand für Portobriefe). Diese wurde auch rückseitig notiert. Im Kirchenstaat bis 6 Denari = 7,2 g leicht, im DÖPV bis 15,625 g.



Wenn man die Aufwandsgebühr nach den Tosti-Verträgen als Porto interpretiert, dann wäre es ein Teilfrankobrief, bezahlt bis zur Grenze Kirchenstaat in Ferrara.

Danach an Österreich übergeben und dort mit 9 Kreuzer Porto belastet und über Triest, Wien, Salzburg nach Bayern, wo er am 2.7.1851 eintraf.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Ulli D. Am: 04.05.2023 14:20:41 Gelesen: 40949# 665 @  
Liebe Sammlerfreunde,

es ist immer wieder erstaunlich, was man in seinen persönlichen Grabbelkisten aus anderen Sammelgebieten für das Forum entdecken kann:

Eine 1885 aus Luxemburg in die Pfalz gelaufene Ganzsache ist nun wirklich nichts Außergewöhnliches. Allerdings hat mich (als Bayern-Laie) schon irritiert, dass 1885 noch Zweizeiler als Ankunftstempel verwendet worden sind. Unsere Bayern-Spezialisten werden sicherlich mehr dazu sagen können.





Herzliche Grüße

Ulli
 
bayern klassisch Am: 04.05.2023 14:30:47 Gelesen: 40948# 666 @  
@ Ulli D. [#665]

Hallo Ulli,

das war ein Aushilfsstempel, der zu stecken war, wenn der gewöhnliche Stempel (Einkreisstempel vom Typ Müller) nicht verfügbar war.

Eine nette Karte, die mir auch gefallen würde weil ein Freund von mir aus Albersweiler stammt und ich dort in der Nähe mal gedient habe.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Ulli D. Am: 04.05.2023 14:46:23 Gelesen: 40942# 667 @  
@ bayern klassisch [#666]

Private EMail ist unterwegs.

LG Ulli
 
bayern klassisch Am: 04.05.2023 15:29:56 Gelesen: 40936# 668 @  
@ Ulli D. [#667]

Lieber Ulli,

Email dankend erhalten und auch schon beantwortet - vielen Dank schon vorab.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.05.2023 13:37:47 Gelesen: 40844# 669 @  
Liebe Freunde,

aus Lugdunumschen Landen frisch auf den Tisch: 22 Bajocchi Frankatur aus Rom vom 7.8.1860 an Georges Denner in München. Über Frankreich (Civitavecchia-Marseille) konnten Kirchenstaatler ganz nach Bayern frankieren bis 7,5 g Gewicht. Umgekehrt hätte er 30 Kreuzer gekostet, auch kein Pappenstiel. Am 13.8. kam er in Paris an und wurde via Strasbourg über Kehl, Stuttgart und Augsburg nach München spediert, wo er am 15.8. ankam.



Unten links hatte der römische Absender noch vermerkt: "Chez Monsieur Jos. de Hirsch", also bei Herrn Joseph von Hirsch, der ein bekannter Banquier dieser Zeit war und ein prominenter Mensch sowieso [1].

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://www.wikiwand.com/de/Josef_von_Hirsch_(Bankier)
 
Gernesammler Am: 09.05.2023 19:51:02 Gelesen: 40523# 670 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief U 17 Klappenstempel 3 eckig, vom 19.7.1871 (genau ein Jahr zuvor begann der Deutsch Französische Krieg) aus Ravensburg spediert an Herrn Schumann in Nürnberg, dort kam der Brief am 21.7.1871 zur Ausgabe.

Die Kreuzer im Wertstempel reichten als Franko für den einfachen Brief bis 1 Loth aus.

Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Ravensburg sowie auf der Rückseite mit dem Briefträgerstempel Nr.4 und dem Einkreisstempel Nürnberg BHNHF. ø 28mm (Winkler 20b) verwendet 1871 in schwarz und violett.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 11.05.2023 19:35:06 Gelesen: 40278# 671 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief U 22 Format A, 147x84 mm mit Werteindruck von 3 Kreuzern vom 17.7.1863 aus Frankfurt am Main an den Königlichen Rechtsanwalt Herrn Dr.Mayersohn in Aschaffenburg, dort kam der Brief am Folgetag zur Ausgabe, oben Mitte wurde noch handschriftlich der Erhalt bestätigt.

Gestempelt wurde mit Vierringstempel und Einkreisstempel von Frankfurt A.M (Feuser nachverwendete Altdeutschland Stempel 998 A) sowie auf der Rückseite zur Ankunft der Halbkreisstempel von Aschaffenburg (Winkler 14 III, 22 mm hoch) verwendet 1861-1865.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 24.05.2023 10:50:05 Gelesen: 39258# 672 @  
Liebe Freunde,

ein Traumbrief aus Paris vom 26.11.1857 wurde wohl in einem Ort ohne Post ("D") direkt bei der Bahnpost (Stempel "D") aufgegeben. Gerichtet war er an die Frau Ministerialräthin Amalie Steinheil in München - Schwabing.



Er sollte eingeschrieben werden und wurde mit 200 Centimes = 20 Decimes = 2 Francs freigemacht. Das war fast ein Gulden.

Der Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 bis 30.6.1858 bestimmt, dass Einschreiben immer frankiert werden mussten. Darüber hinaus waren sie 5fach zu siegeln, wie man hier sieht, wo man leider das mittige Siegel ausgeschnitten hatte (war wohl rückfettend).

Hinten sehen wir die Gewichtsnotation "12 Grammes", womit der Brief in der 2. Gewichtsstufe lag. Einfache Briefe bis 7,5g kosteten 50 Centimes, womit er nach dem Gewicht in die 2. Gewichtsstufe fiel (über 7,5 bis inkl. 15g), also 100 Centimes.

Die Besonderheit bei Einschreiben war aber, dass sich durch diesen Postsonderdienst das Franko verdoppelte, also statt 100 Cent. nun 200 Centimes, welche halbscheidig geteilt wurden. Somit war er in Frankreich versichert bis 50 Francs, in Bayern bis 25 Gulden rheinisch.

Sind generell Einschreiben zu allen Zeiten aus Frankreich nach Bayern selten, so sind schwere Briefe damit noch weitaus seltener.

Am 28.11. traf er in München ein und wurde zugestellt. Es war wohl der 30. Brief aus dieser Korrespondenz und gerne hätte ich die 29 anderen auch noch in meine Sammlung integriert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gerhard Am: 24.05.2023 12:50:29 Gelesen: 39243# 673 @  
@ bayern klassisch [#672]

Fantastische Schöheit; ist der rückseitige Stempel ein Ankunftsstempel und somit die Leitwegbstätigung Paris - Straßburg?

MphG
Gerhard
 
bayern klassisch Am: 24.05.2023 13:04:05 Gelesen: 39241# 674 @  
@ Gerhard [#673]

Hallo Gerhard,

schön, wenn dir das Briefchen auch so gut gefällt, wie mir.

Es war ein Bahnpoststempel im Transit - Ankunft hat nur München gestempelt. Wobei ich diese Type Paris à Strasoburg mit der Ziffer dahinter noch gar nicht kenne, obwohl ich viele französische Briefe nach Bayern habe.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Koban Am: 24.05.2023 15:17:17 Gelesen: 39220# 675 @  
@ bayern klassisch [#672]

Hallo bk,

Die Einkreisstempel mit einem Buchstaben können verschiedene Bedeutungen haben. Eine davon ist die Kennzeichnung der Herkunft aus einem Landbriefkasten (Bôite Rurale).

Bei Deinem Beleg hat der Stempel aber die Bedeutung eines Wertbriefstempels des Pariser Postamtes "D". Ab 1863 tritt bei den Pariser Wertbriefstempeln an die Stelle des Buchstabens die Ziffer des Postamtes.

Der für die Entwertung der Marken benutzte Stempel "D" ist kein Bahnpoststempel sondern gehört ebenfalls zum Pariser Postamt "D" (bis 1863 Rue Sainte Cécile, ab 1863 Rue d'Enghien).

Siehe auch Aufgabestempel PARIS (D) oberhalb der Marken. Die rautenförmigen, für die Markenentwertung benutzten Bahnpoststempel haben immer mindestens zwei Buchstaben, die Stempel der Pariser Postämter meist nur einen. Lediglich Filialpostämter (bureaux supplémentaires) haben einen zweiten Buchstaben (immer ein "S"), und gelegentlich noch eine einzelne Ziffer (z.Bsp. CS3). Stempel mit je nur einem Buchstaben und einer Ziffer (z.Bsp. C3) gehören ebenfalls zu den Pariser Postämter.
Folgende Stempel gehören zu den Pariser Postämtern:

A, BS2, C3, ES1, H, JS1, N,
AS1, C, D, ES2, HS1, K,
AS2, CS1, DS1, F, HS2, KS1,
AS3, CS2, DS2, FS1, HS3, KS2,
B, CS3, DS3, FS2, HS4, L,
BS1, C2, E, G, J, M
 

Abgelöst wurden diese rautenförmigen Stempel der Pariser Postämter durch die "Sternstempel" mit Ziffer(n) (Étoile chiffrée, ab 1863), während die ähnlichen Bahnpost-(Entwertungs-)stempel noch bis 1876 in Gebrauch waren.

Die 2° im rückseitigen Routenstempel für Bahnpoststrecken bedeutet zweiter (Tages-)Zug. Nachtzüge haben statt des inneren Kreises ein Achteck.

Gruß,
Koban
 

bayern klassisch Am: 24.05.2023 15:59:21 Gelesen: 39211# 676 @  
@ Koban [#675]

Hallo Koban,

vielen Dank - dürfte ich deine Antwort als Antwort des Jahres bei einer Umfrage angeben, würde ich das gerne tun. Da merkt man hinter jedem Buchstaben den Fachmann. Klasse!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.05.2023 19:17:26 Gelesen: 38636# 677 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief U17 mit Werteindruck von 3 Kreuzern vom 29.1.1870 von den Gebrüdern Leube aus Ulm, spediert an Max Joseph Streng in Dietmannsried, hier kam der Brief am Folgetag zur Ausgabe.

Im Brief der eine Rechnung beinhaltet geht es um die Summe von 78 Gulden 45 Kreuzer, am 30.1. wurde oben im Brief der Erhalt bestätigt.

Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Ulm sowie zur Ausgabe auf der Rückseite mit dem Halbkreisstmepel von Dietmannsried (Winkler 11b) verwendet 1851-75.

Was mich an der Ganzsache faszieniert hat war, dass der Brieftext eingeklebt wurde, so noch nie gesehen.

Gruß Rainer



 
Gernesammler Am: 04.06.2023 13:22:09 Gelesen: 37655# 678 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief U 11 mit Werteindruck zu 6 Kreuzer vom 20.10.1863 aus Stuttgart von Eduard Mohl, spediert nach Lindau den Namen des Empfängers kann ich leider nicht entziffern, in Lindau kam der Brief am gleichen Tag zur Ausgabe.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Stuttgart, sowie auf der Rückseite mit dem Bahnpoststempel Zweikreisstempel das einzige was man entziffern kann ist Zug 3, Z.3, in Lindau dann zur Ausgabe der Halbkreisstempel (Winkler 14, diesen gab es mit und ohne Punkt) verwendet 1862-67.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 04.06.2023 13:31:46 Gelesen: 37653# 679 @  
@ Gernesammler [#678]

Hallo Rainer,

Empfänger war die Firma Martin Spengelin in Lindau - irgendein Vollidiot hat Hunderte von vergleichbaren Briefen so verunstaltet, warum auch immer. Wenn ich den in die Finger bekommen hätte ...

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 04.06.2023 13:41:38 Gelesen: 37651# 680 @  
@ bayern klassisch [#679]

Hallo Ralph,

besten Dank, war für mich nicht zu erkennen und wenn kein Ankunftstempel vorhanden gewesen wäre hätte man den Empfänger-Ort als Landau gelesen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 04.06.2023 14:32:35 Gelesen: 37638# 681 @  
@ Gernesammler [#680]

Hallo Rainer,

ich habe, ganz witzig, tatsächlich einen unterfrankierten Brief aus der Pfalz in die Schweiz, wo sich die Schweizer wunderten, warum der unterfrankiert sein wollte, weil sie auch Lindau gelesen hatten und von Lindau hätte es gepasst. Der Brief stammt aber von Landau in der Pfalz und von da waren es halt 3 Kr. zu wenig.

Kann ich dir leider nicht vermachen, weil ein Vortragsstück aus meiner Pfälzer Heimat in die Schweiz, die ich ja auch sehr schätze.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 07.06.2023 18:15:04 Gelesen: 37239# 682 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus London mit Stempel Lombard Street vom 25.10.1859 via Frankreich (hinten: Paris 26.10. und Strasbourg 27.10) wurde offenbar bar bezahlt (P.D. in rot von London) nach Frauenau bei Zwiesel an Benedict von Poschinger versendet.



Vorne wurde der Brief mit einer roten 6 für 6 Pence Barfranko versehen und er bekam dafür den P.D. - Stempel als Zeichen der kompletten Bezahlung des Frankos für Grossbritannien, Frankreich und Bayern.

Dann aber stellte man fest, dass er über 1/4 Unze (7,5g) wog und in der 2. Gewichtsstufe 1 Shilling (oben links notiert) kostete, so dass man die 6 strich, weil der Brief über 7,5 - 15 g wog (über 1/4 bis 1/2 Unze). Sehr ungewöhnlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 07.06.2023 19:20:52 Gelesen: 37233# 683 @  
@ bayern klassisch [#682]

Hallo Ralph,

ein schöner Brief mit Personen die auch eine interessante Provenienz haben, Johann Michael II. von Poschinger (1794–1863), bayerischer Unternehmer und Politiker (Landtagsabgeordneter) sowie sein Sohn, Georg Benedikt II. von Poschinger (1845–1900), Fideikommissherr auf Oberfrauenau, erblicher Reichsrat (Bayern) seit 1873.

Beste Grüße Rainer

https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_von_Poschinger
https://de.wikipedia.org/wiki/Poschinger_(Adelsgeschlecht)
 
bayern klassisch Am: 07.06.2023 19:40:39 Gelesen: 37230# 684 @  
@ Gernesammler [#683]

Hallo Rainer,

sehr interessant - ein Postunfall durch umgekippte Kutsche und folgend ein Genickbruch - das war also richtig übel.

Er hinterließ ein Vermögen von weit über 2 Millionen Gulden, wenn wir 30 Euro je Gulden rechnen, dürften das ca. 70 Millionen Euro sein. Nicht gerade wenig, auch wenn er damit nicht zu den reichsten Menschen Deutschlands gehörte.

Es gab früher auf jeder besseren Auktion ein paar Briefe an ihn, teils auch Rosinen. Aber die haben sich in den letzten 40 Jahren doch sehr verlaufen und wenn man heute einen sieht, der nett daher kommt, macht man sicher nichts falsch, ihn zu kaufen, zumal mit DER Geschichte dahinter.

Danke für die Links - super!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 17.06.2023 17:48:04 Gelesen: 36208# 685 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Vorgedruckter Rechnungs Brief vom 31.10.1862 von Julius Berger aus Viersen, spediert an Herrn Theobald in Pirmasenz dort kam der Brief am 2.11.1862 zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Preussen Nr.18a zu 3 Silbergroschen gestempelt wurde mit Ra2 Rahmenstempel von Viersen (Feuser 3688-4) verwendet ab 1850 als Durchgangsstempel der kleine Zweikreisstempel von Heidelberg sowie zur Ankunft mit dem Halbkreisstempel von Pirmasens (Winkler 12a, ohne Punkt) verwendet 1862-1875.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 17.06.2023 21:06:27 Gelesen: 36182# 686 @  
@ Gernesammler [#685]

Hallo Rainer,

ein feiner Brief an Herrn (oder besser "die Firma"?) Theobald, eine Art westpfälzischer Tausendsassa.

Unter anderem war er bekannt als Auswanderungsagent für die Firma Pokrantz & Co. in Bremen, aber auch für die französische Seite bis Le Havre ("Havre de Grace"), wo uns in seiner Korrespondenz Listen von Auswanderern in die USA, die Schiffe, die Routen, die Kapitäne und die Kosten (1., 2. und 3. Klasse) erhalten geblieben sind.

Sonderbarerweise gibt es viele Hundert Briefe AN ihn, aber kaum etwas VON ihm.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.06.2023 19:07:51 Gelesen: 36085# 687 @  
Liebe Freunde,

zu diesem dienstlichen Wende-Brief habe ich noch nicht alles sicher verstanden und hoffe auf württembergische Amtshilfe.

Das württembergische Amts-Notariat in Langenau bei Ulm gab am 6.12.1843 ein Schreiben an das Landgericht Günzburg in Bayern mit der Franchise R.S. auf. Gab es diese Franchise in Württemberg überhaupt? Ich kenne sie nur von Bayern.



Günzburg bearbeitete den Fall umgehend und sandte den Brief gewendet am 5.1.1844 als R.S. zurück nach Langenau, wo er am Folgetag mit dem 1. Bestellgang ausgetragen wurde (wohl von Ulm aus).

Kennt jemand weitere Dienstbriefe aus Württemberg mit R.S. - Franchisen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 22.06.2023 19:59:33 Gelesen: 35586# 688 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Nochmals ein Brief an Herrn Theobald in Pirmasenz, dieser ist vom 22.10.1865 von Herrn Schaberger aus Mainz, in Pirmasenz kam der Brief am Folgetag zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man zwei Marken der Thurn und Taxis zu je 3 Kreuzer, Mi.Nr.42, gestempelt wurde mit Vierringstempel Nr.134 dem Einkreisstempel von Mainz mit Kreuzen, auf der Rückseite der Einkreisstempel Mainz-Worms und dem Halbkreisstempel von Pirmasens (Winkler 12a, ohne Punkt) verwendet 1863-75.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 30.06.2023 15:13:17 Gelesen: 34729# 689 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Laufzettel von Ebingen über Tübingen, Stuttgart, Ulm, München, Salzburg nach Wien und genau so retour vom 1.3.1847. Der Laufzettel war vom Absender mit 13 / 7 Kreuzer rheinisch frankiert worden. 13 Kr. für Württemberg und Österreich als Gemeinschaftsfranko halbscheidig zu teilen und 7 Kr. rheinisch für Bayerns Transit.







Der Absender eines Wertbriefes vom 2.12.1846, aus Ebingen nach Wien über 40 Gulden an Fräulein Krieger in Wien, hatte keine Bescheinigung erhalten, ob der Brief dort zugestellt wurde, bzw. ob sein Wertbrief dort überhaupt angekommen war. Hätte er eine Bescheinigung durch die Empfängerin, Frau Krieger, in Händen gehabt, die den Nichterhalt bestätigt hätte, hätte die Ebinger Post einen dienstlichen und daher kostenlosen Laufzettel absenden müssen.

Der Laufzettel hatte nun die Funktion zu überprüfen, ob alle involvierten Poststellen, siehe 1. Satz, den Erhalt und die Weiterspedition der damaligen Wertsendung nachvollzogen hatten.

Um es kurz zu machen: Alle Fahrpostexpeditionen hatten die Sendung damals korrekt zuspediert bekommen und Wien als Abgabepost stellte fest, dass die nämliche Sendung am 9.12.1846 an Fräulein Krieger korrekt ausgehändigt worden war.

So ausgefertigt lief der Laufzettel wieder über Salzburg - München - Ulm - Stuttgart - Tübingen nach Ebingen zurück und wurde dem damaligen Absender des Wertbriefen im Tausch gegen seinen Postschein ausgehändigt.

Laufzettel über München habe ich in der Vormarkenzeit sicher 10-12 Stück gesehen, ein paar davon ruhen in meinen Alben, aber nie zuvor hatte München auch gestempelt, wie hier. Außerdem hat Österreich mit dem Abschlag seines O.B.C. - Stempels eine Besonderheit hingelegt, denn es war ja ein württembergisches Schreiben und somit kein Bayerisches, wodurch der Abschlag des O.B.C. - Stempels (Oesterreichisch-Bayerische-Correspondenz) nicht gestattet war, weil er mit dem Postvertrag Bayerns mit Österreich zum 1.10.1842 nichts zu tun hatte (der galt nämlich nicht für Transite!). Aber das nehme ich natürlich gerne hin ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.07.2023 17:00:03 Gelesen: 34141# 690 @  
Liebe Freunde,

Briefe aus England mit britischen Marken und Stempeln findet man zuhauf - nach ganz Altdeutschland. Aber die Firma Andreae - Lange & Co. in London wollte ihre Briefe nicht eingereiht wissen in die Unmengen gewöhnlicher Poststücke.



Am 26.5.1855 sandte sie diesen Brief nach München an die Firma E. Wassermann, aber die Kosten für eben diese Versendung wollte sie so gering wie möglich halten.

Tarifgerecht hätte ein Brief über Belgien und Preussen 23 Kreuzer gekostet (14 Kr. für Grossbritannien und Belgien, 9 Kreuzer für Preussen) bis 1 Loth, oder, ab 1.1.1855 alternativ, 21 Kreuzer über Frankreich bis 7,5 g.

Aber das war offenbar zu teuer, denn man schmuggelte, wie auch immer, den Brief nach Frankfurt am Main, wo er am 29.5.1855 mit 9 Kreuzern als DÖPV-Brief über 20 Meilen korrekt bar frankiert auf die Reise ging (roter Stempel = frankiert, schwarzer Stempel von FFM = unfrankiert). Am Folgetag traf er dort wohlbehalten ein.

Dergleichen Briefe sind m. E. nicht häufig, wenn sie von der Relaisstation, hier: FFM, frankiert aufgegeben wurden, denn es bedurfte ja eines Dritten, der Geld in die Hand nahm, ohne es gleich erstattet zu bekommen.

Mutig, aber auch schön mutig, sonst hätte ich diesen Brief nicht schnappen können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[Redaktion: DÖPV = Deutsch Österreichischer Postverein]
 
Gernesammler Am: 05.07.2023 19:53:16 Gelesen: 33753# 691 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief U 1b mit Werteindruck von einem Groschen aus dem Norddeutschen Post Bezirk aus Düren, einer Stadt im Rheinlandm spediert an Anna Haupt, geb. Broili in Würzburg.

Der Brief wurde am 17.1.1870 in Düren mit Zweikreisstempel Düren (Feuser nachverwendete Altdeutschland Stempel Nr.836) versehen und kam am gleichen Tag noch in Würzburg zur Ausgabe, hier gestempelt mit Einkreisstempel von Würzburg II (Winkler 20b, mit Jahreszahl) verwendet 1870.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 05.07.2023 20:22:59 Gelesen: 33746# 692 @  
@ Gernesammler [#691]

Hallo Rainer,

es war Anna Reuß.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 06.07.2023 21:18:53 Gelesen: 33558# 693 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Mourning-Cover aus dem nordfranzösischen Dieppe vom 12.9.1865, der nach Augsburg lief, wo er am 13.9. via Paris am 14.9. eintraf. Mourning Covers von Frankreich habe ich einige, von Bayern nach Frankreich aber keinen.



Die Besonderheit und der wahre Kaufgrund war aber ein anderer: Der Absender notierte als Laufwegsvorgabe "Via Belgium". Nun muss man dazu sagen, dass es einen Brief aus Bayern über Frankreich nach Belgien gibt, aber keine bekannten Briefe aus Bayern über Frankreich nach Belgien.

Aufgrund seiner Stempelung in Paris darf eine Leitung über Belgien und Aachen daher ausgeschlossen werden. Schade! Dann muss ich wohl noch weitere 30 Jahre nach einem suchen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.07.2023 21:25:29 Gelesen: 33556# 694 @  
Liebe Freunde,





ab dem 1.7.1858 war das Gewicht des einfachen Briefes auf 10g et vice versa angehoben worden, was dazu führte, dass es weniger "schwere" Briefe also zuvor gab.

Dennoch ist es kaum verständlich, dass sich schon Briefe im 2. Gewicht (also bis 20g) kaum erhalten haben.

Aber heute zeige ich einen solchen von Paris nach der Gerasmühle bei Nürnberg, Post Schwabach, vom 7.2.1860, der am 9.2. in Schwabach ankam, wobei der Empfänger dort ein Postfach mit Anschreibung hatte, also den Brief nicht ausgetragen bekam.

Frankiert wurden 4 Marken a 20 Centimes = 80 Centimes, wobei einfache Briefe 40 Centimes Franko kosteten (aber 60 Centimes Porto!). Erfreulich ist die Tatsache, dass es nur eine Einzelmarke, aber dafür ein Dreierstreifen ist, der für den Brief herhalten musste - 2 Paare wären nicht ganz sooo gut gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.07.2023 09:59:52 Gelesen: 32382# 695 @  
Liebe Freunde,

es ist immer eine Freude, einen schönen Brief nach Bayern aus London zu erhaschen, der keine Laufwegsvorgabe hatte, aber ganz sicher über a) Belgien, oder b) Frankreich geleitet wurde.



Dieser hier aus London vom 11.10.1866 wurde in London 45 ("inland office") mit 6 Pence (= 18 Kreuzern) treffend frankiert und die Höhe der Frankatur mit dem roten P.D.-Stempel bestätigt. Über Calais mit der Bahn ging es nach Paris, wo er am Folgetag eintraf und sofort weiter nach Strasbourg geleitet wurde, eher er am 13.10. in München und am Folgetag in Mittenwald eintraf.



Ein GB-Postgeschichtler sagte mir mal vor vielen Jahren, dass die Leitung über Belgien/Frankreich davon angehangen hatte, zu welcher Uhrzeit der Brief aufgegeben wurde, also z. B. vormittags via Belgien und nachmittags via Frankreich, oder umgekehrt.

Meist liest man ja "Via Ostende", oder "Via France", aber war das wirklich rein zeitlich abhängig und nicht ins Belieben der Post in London gestellt?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.07.2023 10:07:05 Gelesen: 32378# 696 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus Paris vom 2.6.1833 an seine Erlaucht, den Grafen Willibald von Rechberg in Müchen lief über Strasbourg und Augsburg (Auslage) nach München.



Augsburg notierte für den Brief in der 2. Gewichtsstufe 38 Kreuzer für Frankreich und addierte für die Strecke Kehl - München 27 Kreuzer hinzu.

Dabei ist zu bedenken, dass das französische Porto degressiv zu berechnen war, als 1. Gewicht 20 Kr., aber das 2. Gewicht nur 18 Kr., während Bayern linear 50% auf die weitere Gewichtsstufen aufschlug, also hier 18 Kreuzer für das 1. Gewicht und die Hälfte davon = 9 Kr. für das 2. Gewicht, so dass sich die 27 Kr. erklären.

In toto zahlte seine Erlaucht somit 1 f 5, also 1 Gulden und 5 Kreuzer für den 10g leichten Brief.

Zu dieser Zeit verdiente ein Knecht bei freier Kost und Logis 20 Gulden im Jahr und hatte defacto eine 7-Tage-Woche. Somit hätte er ca. 6 % eines Jahres für diesen Brief arbeiten dürfen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.07.2023 10:27:47 Gelesen: 32372# 697 @  
Liebe Freunde,

es versteht sich von selbst, dass seit dem Ende des DÖPV am 1.1.1868, bis auf die Lokalpost, Postaufgaben innerhalb der Vertragsstaaten keine Ersparnis mehr brachten, weil die Gewichte längst gleichgeschaltet waren und Entfernungen keine Rolle mehr spielten. Demnach wäre es nur logisch, dass es ab diesem Zeitpunkt keine Briefe oder Karten aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm mehr geben sollte, vice versa natürlich auch nicht.



Aber der Teufel steckt im Detail, wie uns eine Karte aus Ulm vom 8.5.1875 nach Regensburg zeigt. Als Franko reichte der 1 Kreuzer Wertstempel, denn die Rückseite der Karte war komplett vorgedruckt, so dass sie in den Genuß des Drucksachenfrankos kam - ein gewöhnliche Postkarte hätte immerhin 2 Kr. gekostet, egal von wo aus eingeworfen.

Aber die Leder-Rohwaaren-Handlung A. Moos und Söhne in Ulm hatte offenbar so viele Kunden in Bayern, dass sie zwar Ulm, statt Neu-Ulm auf ihre Karten drucken konnte, die Postaufgabe aber im nahen Neu-Ulm erfolgte, wenn ein Vertreter dieser Firma avisiert wurde (sog. Handels- bzw. Vertreter-Avis). Am Folgetag kam die Karte in Regensburg an und der dortige Lederfärber Paur wird sie freudig gelesen haben.

Das ist die 2. Karte, die ich kenne und ich glaube nicht, dass es heute noch viele dieser Art geben wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.07.2023 17:14:53 Gelesen: 32163# 698 @  
Liebe Freunde,

auch kleine Briefe konnten "schwer" sein - den Beweis tritt ein Brief aus Paris vom 25.5.1839 nach Thurnau bei Bayreuth an. Nach dem missglückten Aufgabestempel folgte ein besserer Abschlag, ohne jedoch Perfektion zu verbreiten. In rot wurde C.F.3.R. für Correspondance Francais 3eme Rayon (Paris) gestempelt und der Brief - nach Forbach geleitet. Aber nicht im geschlossenen Paket nach Nürnberg, sondern offen, wodurch ihn Homburg (schöner blauer Transitstempel) am 27.5. aus dem Paket aus Paris holte und taxierte: 48 Kreuzer für Frankreich aus dem 3. Rayon als 2. Gewichtsstufe (20 x für die 1. und 18 x für die 2.) plus 33 Kreuzer für Bayern (22 x für die 1. und 11 x für die 2. Gewichtsstufe).



Daraufhin sandte Homburg, wie es der deutsche, in Paris residierende Absender unten links vorgeschlagen hatte, über Frankfurt am Main nach Bayreuth, wo die Gesamtkosten von 1 Gulden und 21 Kreuzern notiert wurden.

Mit dieser Leitung wird man so schnell keinen 2. Brief finden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.07.2023 11:12:29 Gelesen: 30810# 699 @  
Liebe Freunde,

unterfrankierte Briefe nach dem PV Frankreich-Bayern vom 1.7.1847 sind sehr selten und in der Regel bestand die Unterfrankatur aus nicht genügendem Franko für die 1. Gewichtsstufe in Höhe von 30 Centimes bzw. 50 Centimes.

Hier nun die Ausnahme: Brief aus Paris vom 27.4 1854 an die C. Reichenbach´sche Maschinen-Fabrik in Augsburg mit Franko-Vermerk und 40+10 Centimes Marken. Bei Frankobriefen von Frankreich nach Bayern galten 7,5 g als Gewichtsstufe, so dass dieser hier nicht mehr hätte wiegen dürfen.



Man schlug sogar mittig den P.D.-Stempel mit Rahmen in roter Farbe ab, stellte dann aber beim Wiegen fest, dass er schwerer als 7,5 g bis max. 15 g gewogen haben musste und annullierte den jetzt falschen P.D.-Stempel mit dem großen, roten Stempel Affranchissement Insufissant = Freimachung ungenügend.

Damit war die Frankatur verloren, denn bei unterfrankierten Briefen wurden die Porti berechnet, wie bei unfrankierten Briefen. Teilfrankaturen waren nicht erlaubt!

Ein unfrankierter Brief kostete 18 Kr. je halbes Loth nach Bayern (8,75g), so dass wir davon ausgehen können, dass er über 8.75g und unter 15g gewogen haben muss). Da er im 2. Gewicht lag, verdoppelte sich die Gebühr auf satte 36 Kreuzer, die Augsburg notierte und rot unter- und überstrich.

Gesamtgebühr somit 50 Centimes = 14 Kreuzer plus 36 Kr. = 50 Kreuzer.

Portoteilung: Frankreich 50 Centimes komplett = 14 Kr. plus die Hälfte von 36 Kr. = 18 Kr., in toto also 32 Kreuzer oder 1 Franken und 10 Centimes.

Für Bayern blieben immerhin 18 Kreuzer hängen, abzüglich des stillen Transits für Baden und Württemberg ab Kehl bis zur bayerischen Grenze.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 23.07.2023 21:22:30 Gelesen: 30743# 700 @  
@ bayern klassisch [#699]

Hallo Ralph,

tolles Stück, 2. Gewichtsstufe theoretisch frankiert und wegen Fehler mit Porto belastet, verschiedene Stempel zu unterschiedlichen Themen, was will man mehr.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 23.07.2023 21:30:25 Gelesen: 30741# 701 @  
@ Gernesammler [#700]

Hallo Rainer,

so ist es - viel Geld heraus geschmissen und dem Absender noch 36 Kreuzer aus dem Rücken geleiert. Da konnte der familiäre Haussegen schon mal ein wenig schief hängen.

Aber so waren die Postverwaltungen damals teilweise - alles richtig, oder alles falsch, knallhart und die Wirkung auf die Kunden war entsprechend, sie haben wohl peu à peu dazu gelernt.

Immerhin kann man heute gar keine Portobriefe mehr aufgeben - auch eine retardierende Haltung.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 25.07.2023 11:04:28 Gelesen: 30419# 702 @  
Liebe Freunde,

weil gerade an meine Mini-Sammlung "Poste restante" sitze, habe ich 3 Brustschild-Briefe gefunden, die ganz gut hierher passen.



Der 1. von der Insel Wyk nach München und weiter nach Basel und Beckenried ist schon sehr selten, weil es von der dänischen Grenze des Reichs praktisch gar keine Post nach Bayern gibt.



Der 2. aus Heidelberg nach Oberstdorf ist ein ganz simpler Brief, den man aber erst mal finden muss (und in dieser Qualität bin ich sehr froh, diesen zu besitzen).



Der 3. aus Leizpig nach Bamberg lag über 3 Monate lang auf der Post, wurde aber nicht von seinem Leizpiger Empfänger dort abgeholt und musste daher an die Aufgabepost retourniert werden. Gottlob befand sich hinten ein Firmenstempel auf dem Kuvert, so dass die Zuordnung dort einfach war. Daher hatte man auch vorne in Blaustift "Abs(ender) im Stempel" notiert und "wurde nicht abgeholt, retour Leizpig".

Das Verhältnis nicht abgeholter Poste restante - Briefe zu den abgeholten dürfte sich meiner Erfahrung nach bei 1 zu 40 einpendeln, vlt. hier und da 1 zu 30 oder 1 zu 50. In jedem Fall sind klassische poste restante - Poststücke selten, die weitergeleiteten Briefe, oder die retour gehenden Stücke noch weitaus seltener. Gut für uns Sammler, wenn wir das wissen und günstig solche Rosinen schnappen, denn kein Kataloghersteller, kein Auktionator und kein Händler oder Prüfer schenken dem Beachtung, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.08.2023 16:34:30 Gelesen: 28273# 703 @  
Liebe Freunde,

da ich ja auch eine kleine Sammlung "Bayern - Österreich im Transit" besitze, kam mir der hier gerade recht:



Mit 3 Sgr. frankierter einfacher Brief aus Köln über Frankfurt nach Stuttgart, dann mit der württ. Bahnpost gen Süden und als Ziel Bregenz am Bodensee im Vorarlberg Österreichs.

Der am 3.6.1856 geschriebene Brief weist für mich den Aufgabestempel vom 2. oder 3.6. aus, so genau kann ich das nicht erkennen. Der unradierbare Vermerk " 2-25" ist nicht postalisch und daher irrelevant.

Briefe aus Preussen in den Vorarlberg sind nicht häufig. Die Leitung ist aber oftmals schwer nachzuvollziehen, manchmal auch ganz leicht, je nachdem ob es Briefe bis 1854, oder danach sind, denn je später je schwieriger wird es.

Hier sehen wir siegelseitig Stempel von Frankfurt am Main vom 4.6., von Stuttgart vom 5.6. und der württ. Bahnpost vom 6.6., dazu den Ankunftsstempel von Bregenz vom 6.6..

Möglich wäre eine Leitung von Köln mit der Kutsche via Koblenz nach Wiesbaden, oder, und daran glaube ich eher, alles per Bahn via Dortmund, Kassel und Gießen nach FFM.

Von Stuttgart aus mit der Bahnpost Richtung Ulm, dort Übernahme durch die bayer. Bahnpost in Ulm über Augsburg nach Lindau im Bodensee und von dort per Kutsche ins 7 km entfernte Bregenz.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.08.2023 16:41:59 Gelesen: 28271# 704 @  
Liebe Freunde,

ein weiterer Brief aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm ist Opfer meiner Kaufsucht geworden - und nicht mal schön, aber dennoch selten, denn es war kein Geschäftsbrief, sondern ein Privater und die sind nun wahrlich nicht häufig.



Verfasst in Ulm am 14.7.1867 (die Franzosen mögen dieses Datum sehr) schrieb der Rechts-Consulent Säuber (oder so ähnlich) dem Juwelier Anton Heiß in München einen einfachen Brief, der innerbayerisch bis 1 Loth wiegen durfte.

Aber bei der Entfernung von Ulm-München von 120 km hätte er frankiert von Ulm aus 6 Kr. gekostet und das Loth wäre exklusiv gewesen, statt inklusiv.

Inteerssant ist, dass der Brief am selben Tag dort ankam und mit Stadtpostbote Nr. 47 sofort ausgetragen wurde. Heute ein Traum.

Interessant ist der rechte Rand der Marke, der aussieht, als wäre er mit einem Durchstich versehen worden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 04.08.2023 16:15:24 Gelesen: 27830# 705 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 14.11.1862 von Carl Feuerlein (es gab mal eine chemische Fabrik Carl Feuerlein) spediert als Rechnungsbrief über 412 Gulden 8 Kreuzer an Herrn Julius Wagenseil, dieser führte eine Färberei in Kempten, dort kam der Brief am 15.11. zur Ausgabe.



Das Franko des Briefes waren 6 Kreuzer, idese wurden abgegolten durch das verkleben von zwei Marken Württemberg Nr.22 zu je 3 Kreuzer.



Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Stuttgart, sowie auf der Rückseite mit dem Durchgangsstempel Zweikreisstempel von Ulm am gleichen Tag und zur Ankunft mit dem Halbkreisstempel von Kempten (Winkler Nr.14 I, hohe Groteskschrift) verwendet 1861-70.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 04.08.2023 16:45:12 Gelesen: 27828# 706 @  
@ Gernesammler [#705]

Hallo Rainer,

ein feiner Brief - prima!

In Ulm wurde der Brief ausgeladen und von der württembergischen Post gestempelt. Dann wurde er, natürlich mit anderen Briefen, der bayerischen Bahnpost in Ulm (nicht Neu-Ulm!) übergeben, von wo aus er weiterspediert wurde.

Daher gibt es auch Bayernmarken mit Entwertung in Ulm, weil es auf der Retoure genau andersherum lief.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 13.08.2023 15:39:43 Gelesen: 26921# 707 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 3.9.1832 von Georg Frimbey aus London spediert über Rotterdam und Preussen an Herrn Johan Anton Baader in Mittenwalde über München.

Der Absender zahlte 1 Shilling 8 Pence bis zur Küste Rotterdam, die Niederlande notierten für sich laut Reglement vom 1.12.1810 12 Kreuzer (3 Gute Groschen) dazu kamen nochmal für Preussen 8 Kreuzer (5 Groschen) gesamt 20 Kreuzer welche in der Mitte in Rötel notiert wurden.

In Bayern wurde der Auslagenstempel von Aschaffenburg abgeschlagen die Summe von 32 Kreuzer notiert und darunter der Anteil von Bayern welcher 18 Kreuzer betrug.

Gestempelt wurde mit Schiffspoststempel von London dem Zweizeiler "England 7 Over Rotterdam" in rot (van der Linden 1025) sowie dem Auslagenstempel von Aschaffenburg.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 13.08.2023 16:34:48 Gelesen: 26913# 708 @  
@ Gernesammler [#707]

Hallo Rainer,

ein sehr schöner Brief nach Mittenwald an der Isar an ein berühmtes Musikalienhaus.

Die Niederlande notierte für sich 20 Cents = 4 Groschen. Preussen addierte 3 Groschen für sich auf 7 Groschen mittig.

Mit dem Transit von Koblenz über Frankfurt am Main durch Thurn und Taxis nach Aschaffenburg kamen so fremde Porti i. H. v. 32 Kreuzer zusammen, auf denen der Auslagestempel abgeschlagen wurde.

Jetzt kam das innerbayerische Regulativ vom 1.12.1810 zum Einsatz - ab Aschaffenburg bis Mitenwald 18 Kr., so dass wir in der Summe 50 Kreuzer vom Empfänger zu zahlen hatten, die Mittenwald oft nicht anschrieb.

Der Absender zahlte 1 Shilling 8d = 20 Pence = 1 Gulden und der Empfänger 50 Kr., in toto also 1 Gulden 50 Kreuzer, der Wochenverdienst eines Handlangers damals (6-Tagewoche a 14 Stunden).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 13.08.2023 16:52:41 Gelesen: 26910# 709 @  
@ bayern klassisch [#708]

Hallo Ralph,

wie immer Danke, hatte mich versucht an Deinem Bericht aus dem Rundbrief Bayern Nr.66 Postverhältnisse Bayerns zu Grossbritannien in der Kreuzerzeit zu orientieren.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 13.08.2023 17:13:50 Gelesen: 26905# 710 @  
@ Gernesammler [#709]

Hallo Rainer,

diese Briefe waren ja praktisch immer Mehrländerbriefe: GB, NL oder BE, Preussen, Taxis und Bayern. Da gab es unterschiedliche Leitungen, Verträge, Gewichte, Währungen, Reduktionen der Währungen und und und.

Bis in die 1850-er Jahre hinein sind Briefe in dieser Art nicht leicht zu erklären, in der Vormarkenzeit wie hier schon gar nicht, weil Postverträge auf Postverträge treffen, die nicht kompatibel waren. Da braucht es schon ziemlich viel Hintergrundwissen, um sie interpretieren zu können.

Du kannst ja deinen Brief mit meiner Beschreibung ausdrucken und fügst dieses meinem Rundbrief-Artikel bei; es kann nicht schaden, viele Informationen zu einem komplexen Thema beieinander zu haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.09.2023 14:07:16 Gelesen: 23829# 711 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Postkarte P 8 Württemberg (leider außen etwas beschnitten) vom 25.11.1873 mit Werteidruck von einem Kreuzer sowie einer Zusatzfrankatur von nochmals einem Kreuzer Mi.Nr.38 aus Bibrach spediert nach Nürnberg an die Herren Pabst & Lambrecht, diese führten in Nürnberg eine Farbenfabrik, hier kam die Postkarte am Folgetag zur Ausgabe.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstegstempel mit Gittersegmenten oben und unten von Bibrach sowie zur Ankunft mit dem Einkreisstempel von Nürnberg I (Winkler Nr.21, 26,5 mm) diesen gab es mit und ohne Jahr, verwendet wurde dieser Stempeltyp ab 1872, zur Ausgabe wurde noch der Briefträgerstempel Nr.20 abgeschlagen.

Gruß Rainer


 
wuerttemberger Am: 03.09.2023 19:13:08 Gelesen: 23786# 712 @  
@ Gernesammler [#711]

BIBERACH
 
Gernesammler Am: 04.09.2023 19:14:03 Gelesen: 23662# 713 @  
@ wuerttemberger [#712]

Hallo Württemberger,

sorry, da waren die Finger zu schnell, aber auf dem Stempel ist Biberach ja gut zu erkennen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 07.10.2023 20:37:02 Gelesen: 17513# 714 @  
Liebe Freunde,

der 1.12.1868 war ein guter Tag - in Liverpool und hier, denn eine Drucksache wurde im Unterschleif nach Bayreuth verbracht, wo sie nach Bamberg an die mechanische Baumwoll-Webery mit 1 Kreuzer frankiert günstig zugestellt wurde.





Als Drucksache von Liverpool aus hätte sie mehr gekostet ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch, von Luxusbelegen immer sehr begeistert :-)
 
Gernesammler Am: 08.10.2023 14:00:08 Gelesen: 17301# 715 @  
@ bayern klassisch [#714]

Hallo Ralph,

ein tolles Stück, ob es durch einen Forwarder oder einen Fuhrmann spediert wurde, keine Ahnung, aber sehr interessant auch der textliche Inhalt.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 08.10.2023 14:39:27 Gelesen: 17284# 716 @  
@ Gernesammler [#715]

Hallo Rainer,

genau so ist es - nicht nur auf Marke, oder den/die Stempel achten - auch der Inhalt ist ein Zeitzeuge, wie alles andere auch.

Von diesen Drucksachen gibt es einige und ich habe auch schon ein paar - ich denke, sie wurden in Grossbritannien mit Bayernmarken zu 1 Kr. frankiert und unter Kreuzband nach Bayreuth verschickt, wo das Kreuzband abgenommen wurde und die einzelnen Drucksachen gestempelt und verschickt worden sind. Bisher kann ich das nur an einem Stück mit der Nr. 8 beweisen, weil es da hinten einen französischen Transitstempel gibt, aber vielleicht tauchen noch weitere auf.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 08.10.2023 19:17:15 Gelesen: 17216# 717 @  
Hallo Sammlerfreunde,

nicht so spektakulär wie die Drucksache von Ralph, aber auch sehenswert.

Ein Brief von J.P. Brauer aus Annaberg vom 26.8.1869 spediert nach Bamberg an Herrn Lorenz Stöller wo der Brief am 27.8. als erhalten quittiert wurde.

Für das Franko nahm man eine Marke des Norddeutschen Postbezirks zu einem Groschen Mi.Nr.16, gestempelt wurde mit K2 Zweikreisstempel von Annaberg (Feuser, nachverwendete Stempel Altdeutschland Nr.006) sowie zur Ankunft der Einkreisstempel von Bamberg Bahnh. (Winkler 21) verwendet ab 1868.

Gruß Rainer




 
10Parale Am: 10.11.2023 19:15:31 Gelesen: 10215# 718 @  
@ Gernesammler [#717]

hier sieht man ja geniale Briefe voller Schönheit und Portoeleganz.

heut fand ich auf einer Sammlerbörse in Basel diesen Porto-Brief, der am 18. Oktober 1843 von Basel über Augsburg (Postablage) nach München lief. Richtig erklären kann ich das alles nicht, mir gefiel jedoch der schöne Stempel von Basel in roter Farbe. Ankunft in München am 21. Oktober.

Viele Briefe (Ganzsachen) aus der Schweiz habe ich in dieser Beitragsreihe nicht gefunden.

Ich weiß auch nicht ob die 16 möglicherweise Décimes bedeutet, was dann ja (habe es oben irgendwo gelesen) 48 Kreuzer Porto bedeuten sollen. Die Basler Taube kam ja erst am 1. Juli 1845 in den Postverkehr.

Liebe Grüße

10Parale


 
bayern klassisch Am: 10.11.2023 19:25:57 Gelesen: 10212# 719 @  
@ 10Parale [#718]

Hallo 10Parale,

schön, dass wir von dir mal einen Bayern-Brief sehen dürfen, prima!

Bei der Beschreibung sollte aber noch ein bisserl was geändert werden.

Basel hatte einen direkten Kartenschluß mit Augsburg über Baden und Württemberg vereinbart. Dafür wurden 6 Kreuzer fällig. Auf diesen von Basel in rosa Tinte notierten 6 Kreuzern schlug Augsburg seinen Stempel "Auslage von Augsburg" ab und zeigte damit an, dass dieser Portoanteil ausländischen Ursprungs war (2 x Basel Stadt, 2 x Baden, 2 x Württemberg).

Bayern addierte 10 Kreuzer eigenes Porto ab der bayerischen Grenze (nicht ab Augsburg!) bis zum Zielort München hinzu (bis 1/2 Münchener Loth = 8,75 g inklusive).

Der Empfänger zahlte also 16 Kreuzer Porto total.

Centimes gab es in Bayern nie. Nur pro memoria: 1 Franc = 10 Decimes = 100 Centimes. Eine Decime entsprach postalisch 3 Kreuzern, paritätisch 2,8 bis 2,85 Kreuzern.

Das Basler Täubchen gibt es nicht auf Briefen aus Basel nach Bayern, da sie nicht gültig gewesen wäre und ihr Wert auch nicht anzurechnen gewesen wäre

Allerdings gibt es einen Brief aus Bayern, der in Basel aufgegeben wurde und auf dem ein Basler Täubchen prangt.

Viele Schweiz-Briefe nach Bayern dürfte in anderen Threads zu sehen sein, weil ich davon sicher 100 oder mehr hier schon gezeigt habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 10.11.2023 19:40:59 Gelesen: 10208# 720 @  
@ 10Parale [#718]

Hallo 10Parale,

schöner Brief den Du hier zeigst, hätte ich bestimmt auch mitgenommen und Ralph hat ja wie immer alles super beschrieben.

Gruß Rainer
 
10Parale Am: 15.11.2023 21:06:32 Gelesen: 9648# 721 @  
@ Gernesammler [#720]
@ bayern klassisch

vielen Dank für die Blumen. Da meine väterlichen Vorfahren aus Bayern stammen, bin ich ein halbherziger Bayer. Habe nie verstanden, was meinen Vater bewegte, Amberg zu verlassen. Ich könnte mir gut vorstellen, meinen Lebensabend in einer bayerischen Kneipe in Sulzbach-Rosenberg oder beim Pilze sammeln im Bayerischen Wald zu verbringen, doch habe ich ein anderes Schicksal gewählt.



Dann zeige ich nochmal einen eingehenden Brief, heute mal als Ganzsache getarnt. Ich habe sogar ne ziemlich genaue Beschreibung. Es handelt sich um eine Ganzsache Preussen U 19 A, 1859, 3 Silbergr. gelb, mit einem Stempel BERLIN STADTPOST-EXP:VII 5.12, die an das bekannte Schloss Tambach adressiert wurde und dort an den Grafen Franz Carl zu Ortenberg. Rückseitiger Ankunftsstempel vom Bahnhof Coburg vom 6.12.

Liebe Grüße

10Parale
 
bayern klassisch Am: 15.11.2023 21:50:05 Gelesen: 9643# 722 @  
@ 10Parale [#721]

Hallo Stephan,

dein schönes Kuvert lief nach Coburg - das war damals thurn und taxisch, nicht bayerisch.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 17.11.2023 11:23:19 Gelesen: 9445# 723 @  
Liebe Freunde,

die Firma Trampler im badischen Lahr (bekannt durch den hinkenden Boten dort) schrieb am 26.10.1863 eine Rechnung an Peter Schedel in Iphofen. Die Postaufgabe erfolgte aber erst am 01.11.1863 in Würzburg und ein Ankunftstempel mangelt vollends. Im Inhalt lesen wir: "Zahlbar an Herrn G(eor)g Fr(iedrich) Wild in Würzburg".





Auch ist dort vermerkt: "Sandte Ihnen durch Vermittlung des Herrn Anton Fischer in Würzburg ...".

Interessant sind der grüne Absenderstempel von Lahr und der Würzburger in blau. Sie belegen, dass die Rechnung offen nach Würzburg verschickt wurde und demnach kein Postbetrug sein konnte, denn nur gesiegelte Briefe durften nach dem Postzwang nicht über die Landesgrenzen geschmuggelt werden.

Von Lahr nach Würzburg und Iphofen aus hätten 9 Kr. frankiert werden müssen, so nur 3 bis 12 Meilen innerbayerisch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.11.2023 11:46:27 Gelesen: 9441# 724 @  
Liebe Freunde,

die Korkstopfenfabrik F. Poujarniscle & Bender aus Katalonien und Spanien mit Sitz in Mannheim schrieb am 17.05.1864 eine Rechnung an die Brunnen Verwaltung Krankenheil in Bad Tölz in Bayern. Allerdings wäre für einen einfachen Brief von Mannheim aus 9 Kr. zu frankieren gewesen, was man sich sparen wollte; lieber gab man ihn 2 Tage später in Ludwigshafen am Rhein auf, von wo aus der Brief nur 6 Kr. kostete.



In der linken oberen Ecke der Randlinie ist ein kleines Dreieck weiß verblieben, vlt. die Andeutung eines Plattenfehlers?

In Bad Tölz war man sparsam, eine Kurtaxe gab es damals wohl noch nicht, so dass man großzügig auf die Verwendung von Druckerschwärze in Form eines Abschlages des Ankunftsstempels verzichtete. Die Verminderung des "carbon footprints" in Bayern war erfunden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.11.2023 11:52:40 Gelesen: 9440# 725 @  
Liebe Freunde,

eine Ganzsache zu 9 Kr. von Frankfurt am Main nach Nonnenhorn bei Lindau im Bodensee an Herrn Schäzler kann ich zeigen, die mich von vorn zwar etwas ansprach, aber nicht ausgereicht hätte, auf den leiblichen Genuß mehrerer Pizzen zu verzichten.



Aber beim Anblick der Siegelseite war es dann um mich geschehen, denn dort erblickte ich, erstmals seit meiner intensiven Beschäftigung mit der Besonderheit Ulm / Neu-Ulm tatsächlich den Transitstempel von Neu-Ulm, was deshalb ungewöhnlich war, weil ich nur Ulmer Transitstempel kannte (von und nach Bayern).

Leider ist der Inhalt, wie auch sonstige, präzise Datierungsmöglichkeiten nicht vorhanden.

Entscheidend für mich ist aber die offensichtliche Tatsache, dass die Taxispost ihn im geschlossenen Transit nicht nach Ulm sandte, sondern auf Neu-Ulm kartierte, um von dort die Briefe von TT und darüber hinaus nach Bayern und darüber hinaus transitieren zu lassen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.11.2023 12:12:25 Gelesen: 9436# 726 @  
Liebe Freunde,

eine gewöhnliche Postkarte aus Herborn (ganz in der Nähe meiner Grundausbildungszeit bei der BW) wurde am 05.10.1872 adressiert an die Herren Gebrüder Reubold im Weilbacher-Eisenwerk bei Miltenberg, wo sie am Folgetag ankam und den blauen Miltenberger Halbkreisstempel erhielt - allerdings oben links vorne, wo die Reichspost selbst keinen Abschlag von Ankunftsstempeln vorsah, die bayer. Postkarten allerdings schon.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.11.2023 11:05:46 Gelesen: 9024# 727 @  
Liebe Freunde,

in Palermo schrieb am am 03.11.1875, also schon zur Zeit des UPU, einen Brief nach München Giesing, der mit 20 Centesimi frankiert worden war. Aber das reichte leider nicht, weshalb die Aufgabepost "FRANCOBOLLO INSUFFICIENTE" (Frankatur nicht ausreichend) stempelte, aber großzügig, wie man im Süden des Stiefels nun mal war, auf die Erhebung einer Nachgebühr verzichtete.



Nun weiß ich nicht, ob 25 oder 30 Centesimi die korrekte Gebühr gewesen wäre für diesen einfachen Brief.

Frage also: Wieviel hätte die Firma Carlo Wedekind in Palermo frankieren müssen und wie hoch wäre das Nachporto ausgefallen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.11.2023 11:31:30 Gelesen: 9019# 728 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich einen außergewöhnlichen Brief zeigen. Verfasst wurde er am 18.09.1846 in Ulm von der Firma Math. Schmid & Compagnie und gerichtet war er an die Firma Mich. von Poschinger in Ober-Frauenau bei Zwiesel in Bayern. Da er in der 2. Gewichtsstufe lag, taxierte Württemberg 2+1 = 3 Kreuzer und Bayern 12+6 = 18 Kreuzer, so dass von Poschinger total 21 Kr. zu zahlen hatte.





Der Absender hatte, und so kannte ich das zuvor noch nicht, 3 Größenmuster beigefügt, wie er die Spiegel haben wollte und faltete diese dem Brief bei.

Zum Leitweg: Selten findet man diesen Auslagestempel von München und ich danke dem lieben Hermann für seine Zurückhaltung beim Kauf, sonst wäre dieser hier in ganz andere Sphären abgedriftet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.11.2023 17:21:11 Gelesen: 8877# 729 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Ensisheim in Frankreich wurde am 29.06.1865 geschrieben und mit 40 Centimes frankiert. Als Adresse lesen wir: "Messieurs Schupp & Gloggengiesser, Bale", wobei "Bale" für Basel steht. Später wurde Bale gestrichen und durch Lindau ersetzt, wo der Brief auch am 01.07.1865 ankam.





Von Ensisheim nach Basel waren es 38 km, nach Lindau im Bodensee waren es 178 km.

40 Centimes entsprachen dem Franko für einfache franz. Briefe nach Bayern bis 10 g. bzw. für doppelte Briefe (über 7,5-15 ) von Frankreich in die Schweiz. Demnach hat er über 7,5 bis 10 g gewogen.

Zuerst dachte ich, der Absender hätte "Bale" irrtümlich vermerkt und noch vor der Postaufgabe gestrichen und durch Lindau ersetzt. Aber dann schaute ich mir die beiden orangen P.D.-Stempel an und musste feststellen, dass sie unterschiedlich waren.

Siegelseitig ist nur der Stempel von Lindau zu sehen, keiner von Basel. Eine Leitung FR über die Schweiz nach Bayern gab es nicht. Einen Grund für eine Weiterleitung ist nicht ersichtlich, Transitstempeln mangeln ebenso. Aber 2 verschiedene P.D.-Stempel lassen darauf schließen, dass er 2 Grenzen überquert haben musste und woher sollte man in Basel wissen, wo eine kleine Firma ansässig war?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Koban Am: 23.11.2023 18:46:15 Gelesen: 8860# 730 @  
@ bayern klassisch [#729]

Hallo bk,

der Handschrift nach zu urteilen hat der Absender Bâle UND Lindau geschrieben. Der Widerspruch fiel noch vor Grenzübertritt in die Schweiz, vermutlich noch vor Abgang in Ensisheim auf. Die Marken wurden jedenfalls in Ensisheim erneut gestempelt, Bâle gestrichen, Lindau unterstrichen und zum Abschluss nochmals ein PD angebracht. Die erneuten Stempelungen wurde vermutlich nur von einem anderen Postbeamten (mit dessen Stempelgeräten) angebracht.

Gruß,
Koban
 
bayern klassisch Am: 23.11.2023 18:53:09 Gelesen: 8856# 731 @  
@ Koban [#730]

Das klingt plausibel, aber Ensisheim hatte sicher keinen P.D.-Stempel, von daher wäre das zu überdenken.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Koban Am: 23.11.2023 20:15:40 Gelesen: 8842# 732 @  
@ bayern klassisch [#731]

Warum sollte Ensisheim keinen PD-Stempel gehabt haben?

Gruß,
Koban
 
bayern klassisch Am: 23.11.2023 20:22:16 Gelesen: 8840# 733 @  
@ Koban [#732]

Hallo Koban,

P.D.-Stempel wurden nur an mit dem Ausland kartierenden Poststellen ausgegeben und dort auch nur an den jeweiligen Spitzenbeamten, oder bei sehr großen Ämtern, den jeweiligen Spitzenbeamten. Ein solch unbedeutender Ort hätte also niemals solch einen Stempel bekommen, dazu war der viel zu wichtig.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Koban Am: 23.11.2023 22:26:07 Gelesen: 8827# 734 @  
@ bayern klassisch [#733]

PD = "Port Payé jusqu'a destination" = "Bezahlt bis zum Bestimmungsort".

Ich ging bislang immer davon aus, dass in Frankreich der PD-Stempel bereits bei der Briefaufgabe/ im Einlieferungspostamt angebracht wurde.

Spontan finde ich in meiner Literatur jedoch keine Hinweise wo bzw. von wem der Stempel angebracht wurde, nehme Deine Erklärung also erstmal hin.

Gruß,
Koban
 
bayern klassisch Am: 23.11.2023 22:43:44 Gelesen: 8821# 735 @  
@ Koban [#734]

Danke!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.12.2023 11:23:15 Gelesen: 7265# 736 @  
Liebe Freunde,

Briefe an die Firma Friedrich Huth in London gibt es über 150.000 Stück, womit sie wohl die umfangreichste Firmenkorrespondenz des 18. und 19. Jahrhunderts darstellt.



Aber Briefe von dieser Firma nach Bayern kenne ich nur 3 Stück - mit diesem hier, der in London E(ast) C(entral) am 4.3.1873 "Via Ostende" an Fräulein Ludowica Naeher in Lindau im Bodensee abging und mit 6 Pence als doppelt schwerer Brief nebst Lochung frankiert wurde. 2 Tage später erreichte er das liebliche Lindau. Schön zu sehen auch die Klappenprägung des Kuverts mit Fr. H. & Co. für Friedrich Huth & Company.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.12.2023 12:36:22 Gelesen: 6161# 737 @  
Liebe Freunde,

zum Jahresabschluß darf ich einen Einschreiber aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm vom 07.07.1860 zeigen, der an Johannes Fehl in Bad-Kreuth gerichtet war. Der Absender gab ihn noch am selben Tag in Neu-Ulm auf und zog für weitere 6 Kreuzer einen Postschein mit der Nr. 292, womit der Brief mit 24 1/2 Gulden versichert war.



In Kreuth hatte man soviel zu tun, dass man den Brief nicht Ankunft stempeln konnte, sonst wäre der Dienstbetrieb völlig zum Erliegen gekommen, also ließ man es einfach.

Es handelt sich hier um einen Privatbrief, was sehr selten ist, da ca. 95% der mir bekannten Schmuggelbriefe über die Donau Firmenbriefe sind und 1% Dienstbriefe (die es so gar nicht geben dürfte).

Die Strecke von Ulm nach Bad Kreuth (heute: Wildbad Kreutz) betrug 156 km und hätte ergo ein Franko von 9 Kr. von Ulm aus erfordert, so innerbayerisch über 12 Meilen nur 6 Kr., also wieder 3 Kr. gespart.

Über den Schnitt der Marke sieht der versierte Postgeschichtler geflissentlich hinweg und freut sich mit dem damaligen Absender, jener über seine Ersparnis zu Gunsten der bayerischen Post und ich über die Existenz seines Briefen noch nach über 163 Jahren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.12.2023 12:49:53 Gelesen: 6158# 738 @  
Liebe Freunde,

heute durfte ich in fremdem Terrain wildern, aber diese handgemachte Schleife aus Ulm an die Gemeinde Vorstehung von Mittenwald im Werdenfelser Land in Bayern hatte es mir angetan, auch wenn die durchstochene 1 Kreuzer Marke am 12.01. um 07.00 Uhr suboptimal getroffen wurde.



Hinten glaube ich die Stempel von Weilheim und Mittenwald zu erkennen, leider fehlt mir das Jahr der Verwendung.

Drucksachen aus dem Ausland an bayerischen Behörden sind meiner Erfahrung nach nicht häufig, Streifbänder extrem selten und so war ich froh, überhaupt eines/dieses zeigen zu können.

Liebe Grüsse und guten Rutsch von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 31.12.2023 14:07:28 Gelesen: 6145# 739 @  
@ bayern klassisch [#738]

Hallo Ralph,

für das Alter sieht das Streifband doch ganz gut aus, auch wenn der Stempelabdruck wirklich nicht der Beste auf der Marke ist.

Die durchstochenen Marken kamen 1869 in Verwendung, der 20 a Mittenwald war von 1870-1875 im Einsatz und der 20 a von Weilheim kam 1872 heraus, somit hast Du eine Zeiteingrenzung 1872-1875.

Beste Grüße und guten Rutsch
Rainer
 
bayern klassisch Am: 31.12.2023 14:20:38 Gelesen: 6144# 740 @  
@ Gernesammler [#739]

Hallo Rainer,

vielen dank - 1872-1875 ist doch schon mal eine Ansage!

Liebe Grüsse und guten Rutsch zurück,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 19.01.2024 10:39:03 Gelesen: 5250# 741 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief, leider ohne Inhalt, aus Adelsheim in Baden (mit dem Rayon 2 - Stempel) an Herrn Obersteiger (?) Sulzbeck in Würzburg, der siegelseitig mit 4 und 9 Kreuzer for beide Postgebiete frankiert worden war.



Ich denke, dass es ein Behördenbrief war, weil oben rechts eine vierstellige Geschäftsnummer zu sehen ist, was bei einem Privatbrief äußerst unwahrscheinlich wäre.

Hinten lesen wir: Befindet sich nicht mehr in Würzburg, und soll in Griechenland seyn".

Und jetzt wird es lustig, denn der Bayer Otto wurde 1832 König in Griechenland (bis 1862) und es könnte durchaus möglich sein, den guten Herrn Sulzbeck in irgend einem Dokument zu finden, das genau diesen Unzug belegt.

Leider habe ich trotz langer Google-Suche nichts gefunden. Es wäre schön, wenn ich zu dieser Person weitere Angaben hätte.

Weil er nicht mehr in Würzburg weilte, sandte man ihn nach Korrektur der Adresse zurück ("verte" = siehe hinten).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 19.01.2024 11:09:25 Gelesen: 5244# 742 @  
@ bayern klassisch [#741]

Hallo Ralph,

schau mal hier [1] rein, etwas weiter unten sind die Bergleute verzeichnet unter anderem auch ein Herr Sulzbeck, vielleicht findest Du hiermit mehr raus.

Gruß Rainer

[1] https://www.graecogermanica.gr/index.php/de/blog/item/79-die-deutschen-bergleute-bei-kymi
 
bayern klassisch Am: 19.01.2024 13:28:49 Gelesen: 5216# 743 @  
@ Gernesammler [#742]

Hallo Rainer,

phantastisch, was du da ergoogled hast. 1000 Dank.

Hier noch der entscheidende Abschnitt zu unserem Gesuchten:

"Sulzbeck, Franz Xaver: Bergoffiziant aus Würzburg-Untermain, Sohn eines Kaufmanns, geboren 3.3.1803. Von 1821 bis 1825 war er im Kriegsdienst als Philhellene. Als Freiwilliger diente er in der Mineur-Kompagnie. Er war mit Franziska Häußl aus Würzburg, Hebamme daselbst, verheiratet. Kinder: Heinrich Joseph, geboren um 1829. Er besaß ein Vermögen von 600 Fl."

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Droenix Am: 19.01.2024 18:30:31 Gelesen: 5191# 744 @  
Liebe Freunde,

hier ein nicht so spektakulärer Brief der von Preußen portofrei lt. Ablösung von der Königlichen Preussischen Bade- und Brunnendirektion EMS nach Bayern, Bruck b. Köditz verschickt wurde. Nachdem der Empfänger dort nicht erreicht werden konnte ging der Brief mit Nachfrankatur weiter nach Kairo in Ägypten.


 
hajo22 Am: 19.01.2024 18:46:01 Gelesen: 5184# 745 @  
@ Droenix [#744]

Toller Beleg. Gratuliere!

hajo22
 
bayern klassisch Am: 19.01.2024 19:13:14 Gelesen: 5174# 746 @  
@ Droenix [#744]

Von vorne ein Traum - Rückseite hat der Brief keine mehr?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Droenix Am: 19.01.2024 19:21:40 Gelesen: 5172# 747 @  
Hier die Rückseite:


 
Gernesammler Am: 19.01.2024 19:22:46 Gelesen: 5171# 748 @  
@ Droenix [#744]

Hallo Droenix,

ein sehr toller Beleg, nicht nur wegen seines schönen Aussehens und dem speziellen Laufweg sondern auch wegen seiner Provenienz. [1] [2]

Gruß Rainer

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Brandstein
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_August_Mammen
 
Droenix Am: 19.01.2024 20:07:37 Gelesen: 5165# 749 @  
Danke Gernesammler für die höchst informativen Zusatzinformationen!
 
bayern klassisch Am: 19.01.2024 20:39:25 Gelesen: 5163# 750 @  
@ Droenix [#747]

Danke fürs Zeigen der Rückseite - ein Brief bestand und besteht ja nicht nur aus der Vorderseite, wenn er so interessante Wege zurückgelegt hat.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Droenix Am: 19.01.2024 21:23:36 Gelesen: 5158# 751 @  
@ bayern klassisch [#750]

jetzt versuche ich Vorder- und Rückseite zu zeigen.

Brief vom Kirchenstaat aus Rom nach Nürnberg vom 9.3.1869.

Marken von 5 Cent., 10 Cent. und 40 Cent. (Mi.Nr. 21b, 22x u. 24a).
Rückseite Nürnberg Bahnhof 14.3.1869.


 
bayern klassisch Am: 19.01.2024 22:14:47 Gelesen: 5150# 752 @  
@ Droenix [#751]

Eine schöne 3-Farben-Frankatur bei der Leitung über Frankreich (Civitavecchia - Marseille - Strasbourg - Nürnberg) voll frankiert bis 7,5g.

Alle anderen Leitwege (Italien über die Schweiz bzw. über Österreich) ließen eine volle Frankatur in den DÖPV nicht zu und die Briefe waren nur bis zur Ausgangsgrenze des Kirchenstaats zu frankieren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.01.2024 17:52:08 Gelesen: 4725# 753 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Postkarte mit Werteindruck von 2 Kreuzern vom 18.5.1875 aus Marienbad, spediert an L.E. Oppenheimer in Würzburg dort kam die Karte am 19.5.1875 zur Ausgabe.

Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Marienbad sowie zur Ankunft mit dem Einkreisstempel Würzburg II (Winkler 20a) verwendet 1870-1875.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 31.01.2024 11:49:58 Gelesen: 4534# 754 @  
Liebe Freunde,

ein Brief, so wunderschön und vollständig er auch ist, macht hinsichtlich seiner Gewichtstarifierung Probleme.

Verfasst am 13.06.1835 in Triest wurde er bis zur bayer. Grenze mit siegelseitig notierten 56 Kreuzern Conventionsmünze (14+14+14+14) als Brief bis 2 Wiener Loth inkl. für die 4. Gewichtsstufe frankiert.



Bayern bekam 20 Kreuzer rheinisch für den einfachen, bis 1/2 Münchener Loth wiegenden Brief im Transit durch Taxis nach Preussen und rechnete jetzt 20+10+10+10 = 50 Kreuzer rheinisch links in sepia Tinte. Eigentlich nur ein Brief der in der 3. Gewichtsstufe liegen sollte und daher auch nur 40 Kreuzer rh. Transitentschädigung nach sich gezogen haben sollte.

Preussen reduzierte diese in 12 1/2 Gutegroschen um nach dem Altvertrag von 1816 (1 Ggr. = 4 Kreuzer rh.) und addierte für sich 2 Ggr. + 1 Ggr. + 1 Ggr. + 1 Ggr. = 5 Ggr. als Transitentschädigung für die 4. Gewichtsstufe dazu und belastete somit die belgische Post mit total 17,5 Ggr., wobei Preussen die alten Gutegroschen nach dem Postvertrag Niederlande/Belgien - Preussen von 1817 in Rechnung stellen konnte, . Preussen rechnete intern mit dem Loth zu 14,6g als einfach und je weiteres halbes Loth als 50% davon, also kam man dort auf maximal 29,2g., allerdings war im PV von 15g als einfach die Rede, so dass wir auch hier bei max. 30g liegen.

Belgien addierte diese Fremdforderung und sein Inlandsporto zu 35 Stuiver bzw. Decimes (eine Decime = 2,8 bis 2,85 Kreuzer rh.) und vermerkte oben links noch "32g" als ermitteltes Gewicht.

Für weiterführende Gedanken und Lösungen wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Postgeschichte-Kemser Am: 05.02.2024 16:15:44 Gelesen: 4304# 755 @  
Hallo in die Runde,

dann will ich auch mal eine Kleinigkeit hier zeigen:

Ein Brief aus Tokyo, dort aufgegeben am 24. August 1904 "via America" an den Oberleutnant Ludwig Freiherr von Malsen beim Königlich Bayer. Leibregiment in München, Ankunft 26. September 1904 (vor 8-9).

Dort nicht angetroffen, wurde ihm der Brief am 28. September von München nach Possenhofen (Ank. 28.9. - 12-1 Nm) nachgesandt und erneut nicht zustellbar nach Bad Reichenhall weitergeleitet, wo er noch am gleichen Tage um 9-10 Uhr Abends eintraf.

Leider bleibt uns der Absender des Briefes verborgen - aber der Brief ist ja auch so schon "aufregend" genug.

Beste Grüße
Postgeschichte-Kemser


 
bayern klassisch Am: 05.02.2024 16:46:10 Gelesen: 4295# 756 @  
@ Postgeschichte-Kemser [#755]

Hallo Schorsch,

Glückwunsch zu dieser Oberrosine - die hat alles, was man sich wünschen kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 25.02.2024 15:18:06 Gelesen: 2221# 757 @  
Hallo Sammlerfreunde,

leider nur eine Briefvorderseite, aber ich fand den Adressaten interessant genug um diese mitzunehmen.

Der Brief war vom 22.6.1853 und wurde als Rechnung an die C.Reichbachsche Maschinenfabrik in Augsburg spediert [1].

Für das Franko nahm man eine Württemberg Nr.3 zu 6 Kreuzer, gestempelt mit Dreikreisstempel von Stuttgart.

Gruß Rainer



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_August_Reichenbach
 
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