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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
- Am: 03.04.2008 09:45:46 Gelesen: 1410871# 1 @  
Hallo liebe Leser!

Als Rentner habe ich nun Zeit mich um meine Briefmarken zu kümmern. Dabei habe ich eine Marke gefunden, welche ich beim besten Willen nicht im Mi Spezial 2007 finde. Ich besuche hier das erste Mal ein Forum und hoffe, dass ich alles richtig mache und würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte.

Ich habe eine blaue 20 Pf Marke gezähnt als Vergleichsstück mit fotografiert. Bei der angefragten 30 Pf Marke handelt es sich um das gleich große Markenbild ist jedoch minimal größer als die gezähnte Marke somit ist ausgeschlossen, dass jemand die Zähnung abgeschnitten hat. Außerdem ist die Prägung auf der Rückseite sichtbar wie zB. Bei Mi 16 – 28.

Die Mi Nr. 49 ist die 25 Pf und die Nr. 49 die 50 Pf. Marke. Eine 30er ist selbst gezähnt nicht auffindbar.

Es grüßt aus Spanien




 
doktorstamp Am: 03.04.2008 13:56:30 Gelesen: 1410841# 2 @  
@ Muckgel [#384]

Es ist ein Ganzsachenausschnitt aus einem Rohrpostumschlag, vermutlich Michel RU2.

Schaut mal in den passenden Katalog von Michel.

Etwas später war das Rohrpostporto ermässigt und auf 25Pfg herabgesetzt.

mfG

Nigel
 
- Am: 03.04.2008 16:17:53 Gelesen: 1410835# 3 @  
Erst mal herzlichen Dank für die Reaktion!

Auch mein Gedanke war zuerst, dass es sich eventuell um ein Kartenauschnitt handeln könnte. Dagegen spricht aber die Prägung und letztlich auch die Papierdicke, denn diese ist genauso wie bei den normalen bekannten Marken. Siehe auch Stembeldurchdruck von der Rückseite!

Dennoch wäre interessant, wo diese Rohrpostangaben zu finden sind. Wie nennt sich dieser Katalog? Wie wäre diese Marke etwa bewertet?

Nette Grüße aus Spanien
Muckgel
 
Stefan Am: 03.04.2008 19:18:18 Gelesen: 1410824# 4 @  
@ Muckgel [#615]

Hallo Muckgel,

Nigel sprach von einem Ausschnitt aus einem Rohrpost-UMSCHLAG; ein Kartenausschnitt entfällt, wie du beschrieben hast.

Gruß
Pete
 
Jürgen Witkowski Am: 03.04.2008 19:50:21 Gelesen: 1410820# 5 @  
Dieser leider etwas lädierte Rohrpostbrief aus Berlin aus dem Jahr 1898 möge als Beispiel dienen.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
- Am: 04.04.2008 09:10:49 Gelesen: 1410804# 6 @  
Hallo Jürgen!

Danke für die Einstellung des Rohrpostbeleges. Kann es sein, dass dieses Umschlagpapier so dünn wie eine Briefmarke ist ?

Dann kann ich ja davon ausgehen, dass dieser Ausschnitt ja ohne Wert ist. Ich habe schon gedacht, dass ich eventuell auch mal einen Treffer gelandet hätte.

Na ja auf jeden Fall nochmals Dank für Deine Mühe.

Sonnige Grüße Erich - Muckgel
 
duphil Am: 04.04.2008 09:42:18 Gelesen: 1410799# 7 @  
Hallo Muckgel,

aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Umschläge teilweise sogar dünner als Briefmarken sind.

Mit freundlichen Gruß

duphil
 
Jürgen Witkowski Am: 04.04.2008 14:26:09 Gelesen: 1410789# 8 @  
@ Muckgel [#957]

Das Papier ist in der Tat sehr dünn. Es ist vergleichbar mit der Papierstärke von Aerogrammen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Richard Am: 10.04.2008 07:49:43 Gelesen: 1410744# 9 @  
@ Muckgel [#957]

Hallo Muckgel,

willkommen auf den Philaseiten - ich hatte Dir ja geschrieben, dass es hier versierte Sammler gibt, die Deine Frage beantworten könnten.

Du bist gerne eingeladenen, den einen oder anderen Beitrag zu schreiben, einen solchen anderer Sammler zu beantworten, eine Marke oder einen Beleg vorzustellen.

@ alle

Das 'Rohrpostbelege' in der Überschrift habe ich gerade eingefügt und auch ein Unterthema 'Rohrpost' in den 'Philaseiten A bis Z' daraus gemacht.

Mehr zum Thema Rohrpost ist gerne willkommen.
 
Jürgen Witkowski Am: 13.04.2008 16:54:45 Gelesen: 1410710# 10 @  
Rohrpostkarte

Diese Rohrpostkarte wurde am 8. Januar 1902 um 10.20 Uhr im Postamt Berlin W P9 (R6) aufgegeben und kam um bereits 10.50 Uhr im Postamt W 15 zur Auslieferung an Frau Else Schneider an.

Typisch bei den Stempeln auf Rohrpostbelegen ist die Minutenangabe. Üblicherweise wurden 10-Minuten-Abstände verwendet. Die Karten wurde meistens in der Mitte geknickt, damit sie besser in die Transportzylinder passten. Das stellt keinen Erhaltungsmangel dar.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 


Jürgen Witkowski Am: 19.04.2008 14:26:54 Gelesen: 1410682# 11 @  
Im Jahr 1893 fand am 15. Juni 1893 die Wahl zum 9. Deutschen Reichstag statt. Im Oktober wurde in Berlin zusätzlich noch die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung durchgeführt. Davon zeugt diese Rohrpostkarte vom 31.10.1893.

Auf ihrer Rückseite sind in einer vorbereiteten Tabelle die Ergebnisse vom 260. Urwahlbezirk eingetragen. Die 4 konservativen und 2 freisinnigen Abgeordneten waren übrigens mit 69 bis 81 Jahren alle im besten Briefmarkensammleralter.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
reichswolf Am: 19.04.2008 15:42:54 Gelesen: 1410678# 12 @  
Hallo zusammen!

Hier zeige ich euch meinen ersten und einzigen Rohrpostbeleg, einen RU 5 mit Gittersegmentstempel BERLIN, W * 50 * vom 15.9.02 um 12-1 N. zur Börse (blauer Leitvermerk „B“), zusätzlich L1 Ausgf. 15.9.02 12.47 No 308, rückseitig AKS BERLIN, C. * T.A. 2 * 15.IX.02 * 12.50 N.

Beste Grüße,
Christoph


 
Henry Am: 20.04.2008 18:28:16 Gelesen: 1410664# 13 @  
Habe in meinen Beständen ebenfalls eine Rohrpostkarte gefunden, die der von Concordia CA in Beitrag 10 zwar sehr ähnelt, die ich aber wegen des Stempels trotzdem noch mit einbringe.


 
Richard Am: 21.04.2008 20:54:29 Gelesen: 1410655# 14 @  
Auf der Seite 'Umweltruf.de' habe ich einen Beitrag 'Der Postillon im Wandel der Jahrhunderte' entdeckt. Hier ein Auszug daraus:

Rohrpost in Wien 1875-1956

Da die Postbeförderung weitgehend abhängig von den zur Verfügung stehenden Verkehrsmitteln ist, erfanden findige Postler eine sogenannte "pneumatische Rohrpostanlage", die 1875 in Wien zur Beförderung von Depeschen und später von Telegrammen in Betrieb genommen wurde. Dazu wurde durch ganz Wien ein Netz von Rohrleitungen zu einzelnen Postämtern in der Entfernung von 1-3 Kilometer errichtet, in dem die Nachrichten in Büchsen viel schneller als über konventionelle Wege übermittelt werden konnten. Waren zu Beginn 10 Postämter miteinander verbunden, so umfasste das Rohrnetz im Jahr 1913 insgesamt 53 Rohrpoststellen auf einer Gesamtlänge von 825 Kilometer. Während die Wiener Rohrpost den 1. Weltkrieg noch recht heil überstand, wurde das Leitungsnetz im 2. Weltkrieg stark zerstört. Auch hatten die Fortschritte in der Telekommunikation dem Rohrpostservice der Post nach 1945 so große Konkurrenz gemacht, dass 1956 seine Einstellung beschlossen wurde.

(Quelle: http://www.umweltruf.de/news/111/news0.php3?nummer=12054)
 
Jürgen Witkowski Am: 30.04.2008 12:56:27 Gelesen: 1410619# 15 @  
Neben Berlin gab es noch einige andere deutsche Städte, in denen eine Rohrpost existierte. Teilweise waren es nur Netze für den postinternen Verkehr.

Folgende deutsche Städte sind bekannt:

Berlin
Düsseldorf
Frankfurt am Main
Hamburg
Leipzig
München

Zwei interessante Links zum Thema möchte ich euch nicht vorenthalten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost

http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpostnetze_in_Deutschland

Auf dieser Karte aus dem Jahr 1964 wird an das 100-jährige Bestehen der Hamburger Rohrpost erinnert.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Stephan Sanetra Am: 06.05.2008 19:02:31 Gelesen: 1410568# 16 @  
Hallo,

Berliner Rohrpostbelege habe ich auch einige gefunden, sowohl aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg als auch bis in die 40er Jahre. Vom dargestellten Beleg ist meiner Meinung nach schon der Zusammendruck sehenswert, selbst wenn (vermutlich) nicht tarifgerecht frankiert wurde.

Beste Grüße
Roedsand


 
Jürgen Witkowski Am: 14.05.2008 20:30:19 Gelesen: 1410486# 17 @  
@ Roedsand [#928]

Schöner Brief und portogerecht frankiert ist er auch. 12 Pf. Porto für den Brief bis 20 g plus 10 Pf. Zuschlag für Rohrpost. Das Gesamtporto von 22 Pf. stimmt.

In den früheren Jahren war die Rohrpost teurer. So kostetet dieser Brief aus dem Jahr 1912 innerhalb Berlins noch 30 Pf. Porto.

Er trägt 3 Stempel:

Aufgabestempel Berlin SW 95 30.3.12 9-10
Transitstempel ? Berlin SW 64 30.3.12 10.20 V
Ankunftsstempel Berlin NW 40 30.3.12 10.50 V

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Stefan Am: 14.05.2008 20:37:49 Gelesen: 1410484# 18 @  
@ Concordia CA [#929]

Wofür steht die handgeschriebene "40" auf der Briefvorderseite ?

Gruß
Pete
 
Jürgen Witkowski Am: 14.05.2008 20:58:28 Gelesen: 1410482# 19 @  
@ Pete [#930]

Ganz genau weiss ich es auch nicht. Ich vermute, es ist jeweils das letzte Rohrpostamt auf der Stecke.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
reichswolf Am: 14.05.2008 23:40:18 Gelesen: 1410477# 20 @  
@ Pete und Concordia

Mir scheint die 40 ein Leitvermerk zu sein. Analog dazu findet sich ja auch den Belegen in [#488] und [#13] solche Vermerke, und immer stimmt die handschriftliche Notiz mit dem PA überein, welches zuletzt einen Stempel abschlug.

Beste Grüße,
Christoph
 
AfriKiwi Am: 14.05.2008 23:41:39 Gelesen: 1410476# 21 @  
@ Pete [#930]

Wahrscheinlich daß -40- schneller erkannt wird als N-W 40 in der Adresse.

Ein Sortiersystem.

Erich
 
Schmuggler Am: 15.05.2008 18:59:19 Gelesen: 1410459# 22 @  
Guten Tag,

ich bin der Neue und sammle ALLES zum Thema "Rohrpost in Berlin", zeitlich begrenzt von 1876-1933, auch Literatur und Zeitungen etc.

Die nach dem Leitvermerk gestellte Frage muß wie folgt beantwortet werden: Leitvermerke vom Aufgabe-Rohrpostamt wurden immer auf allen Rohrpostsendungen angebracht, damit das Bestimmungs-Rohrpostamt sofort erkannt wurde - in vielen Fällen steht ja nur die Strasse auf den Sendungen. In früherer Zeit mit der Ziffer des Rohrpostamtes, welche nicht mit der Briefpost-Amtsnummer identisch ist, später nur noch mit der Briefpost-Amtsnummer - als das Rohrpostamt nicht mehr selbstständig war und einem Briefpostamt unterstellt wurde.

Als das Rohrpostnetz sich vor 1900 in die Aussenbezirke verlängerte, wurden nur noch die Ortsnamen in Kurzform notiert, z. B. "CH 2" für "Charlottenburg, Rohrpostamt Nr. 2" oder "Ri" für "Rixdorf" (= das spätere Neukölln) oder auch "Rei" für "Reichstag", usw.

Eine höfliche Bitte: Wenn Sie Fragen zur Rohrpost haben - nur zu und ohne Scheu! Gerne beantworte ich ALLE Fragen, auch Ganzsachen, Stempel, Farben usw. - nur nicht immer schnell und z.Zt. noch ohne Bild: Muß mich noch in diesen Bereich "einarbeiten".

Danke!
 
duphil Am: 15.05.2008 19:06:34 Gelesen: 1410456# 23 @  
@ Schmuggler [#22]

Hallo Schmuggler,

herzlich willkommen auf den Philaseiten und viel Spaß weiterhin.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Schmuggler Am: 15.05.2008 19:24:09 Gelesen: 1410454# 24 @  
Nochmals nachgehakt:

Ich neige manchmal zu schnellen Antworten - ohne den Informationsstand meines Gegenüber zu kennen bzw. hinterfragen. Sollten zu meinen Beiträgen irgendwelche "Dinge" unklar oder unverständlich formuliert worden sein - auch hier bitte: OHNE SCHEU! :-))

So habe ich im nachhinein einige Beiträge gelesen, welche sich mit der optischen Qualität der Stück bzw. Vorlagen beschäftigten. Der sog. "Rohrpostknick" KANN auf einer Sendung vorhanden sein, denn die Sendungen wurden in eine Dose, ähnlich in der Größe einer heutigen Cola-Dose, gelegt - mußten es aber nicht. Der Sammler sollte jedoch im Allgemeinen darauf achten, dass diese unschönen Knicke nicht vorhanden sind - auch wenn man etwas länger auf solch einen Besitz warten muß: Es sind letztendlich genügend Belege auf dem Markt.

Vergessen sollte man auch nicht, dass die Rohrpost IMMER das wesentliche Beförderungsmittel für Telegramme war - die privaten Sendungen waren untergeordneter Natur. So liegt z. B. mir eine amtliche Statistik aus der Rohrpost von 1900 vor, in der u. a. fast 80% des gesamten Rohrpostaufkommens für die Telegraphie bestimmt war - nur 20% für Privat. Rechnet man fiktiv die Anzahl der verbleibenden 20% auf das Beförderungsvolumen um, stellt man fest, daß z. B. statistisch nur 1 private Sendung pro Rohrpostbüchse befördert wurde.

Kurz: War nix mit "quetsch-quetsch" und "Knick".
 
Jürgen Witkowski Am: 15.05.2008 19:57:02 Gelesen: 1410436# 25 @  
@ Schmuggler [#24]

Schön, dass Du als Rohrpostspezialist dieses Thema auf Philaseiten.de entdeckt hast. Herzlich willkommen!

Wir reden (schreiben) uns untereinander mit "Du" an. Ich hoffe, das ist nicht unangenehm für Dich. Die Mitglieder sind zwischen Anfang 20 und über 80 Jahren und es klappt eigentlich ganz gut so.

Wenn von dir Beiträge mit Bildern kämen, wäre das prima. Mir gehen nämlich langsam die passenden Belege zu dem Thema aus.

In der letzten Zeit habe ich einige eBay-Auktionen mit Rohrpost-Belegen verfolgt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Preise mächtig in die Höhe gegangen sind. Es wurde manchmal 70-100 % Michel geboten. Auf Briefmarkenbörsen bekommt man die einfachen bis mittleren Sachen in akzeptabeler Qualität dagegen oft für 1 - 3 €.

Mit besten Samlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 15.05.2008 21:06:21 Gelesen: 1410431# 26 @  
Guten Abend,

und allen ein herzliches Danke für die freundliche Aufnahme.

Ja, ich bin ein Rohrpostspezialist geworden, weil in der Vergangenheit so viel Blödsinn zu dem Thema immer wieder neu nur abgeschrieben und neu veröffentlicht wurde, dass ich mich mal hinsetzte und mich selbst bemüht habe.

Deshalb versuche ich auch nicht das bekannte Schemata zu einem Philatelisten zu produzieren, sondern mich so auszudrücken, dass der Rest der Welt mit mir begeistert sein kann oder könnte. Die Zwischentöne eignen sich oft nicht für schnelles Internet-lesen+informieren, aber ich lasse sie mir nicht nehmen! :-))

Auch die Bilder (welche denn?) werden noch kommen, dass "DU" ist ja auch schon da!

Ja, die Rohrpostpreise sind in Veränderung - besonders die scheinbar "Unerklärlichen". Philatelie ist wie ein Baum: Je weiter man nach oben in die Äste voran dringt, desto spannender wirds - :-)) wobei "der Katalog" mit seinen Nummern nur nachschlagbares und vermeintliches Humus-"Wissen" ist.

Da es nur einen MICHEL für Rohrpost gibt, den Ganzsachenkatalog (im "anderen" beginnt ja die Rohrpost überraschenderweise erst 1906), ist das erkennen und verstehen von Post-, Stadt- und Rohrpostwissen manchmal für den Aussenstehenden scheinbar unverständlich. Kurz: Wenn Du ein Los im nachhinein bewertet wissen willst: Keine Scheu, auch wenns manchmal "eckig" für mich wird. :-((

Nu aber ab zur Familie und dem Viech-zeuch!!
 
- Am: 16.05.2008 05:59:13 Gelesen: 1410415# 27 @  
Hallo,

bin auch der neue hier, aber wie ich sehe sind viele alte Bekannte hier, wo wir uns bereits schon von anderswo her kennen.

Schmuggler schön das Du auch hier bist, und vor allem das die Rohrpost Dein Sammelgebiet ist, aber eine Frage, wieso sammelst Du nur bis 1933 ?

Selber habe ich speziell mit Rohrpost weniger zu tun aber wenn ich einen schönen Brief oder Postkarte sehe nehme ich sie schon mit.

Als Beispiel diese Postkarte habe ich nur wegen den Gelegenheitsstempel mitgenommen, da ich diese gelegentlich sammle, lol. Das Rohrpostamt und Stempel "Berlin N" ist ja bekannt weil einer der häufigsten, und das er bis in der DDR Zeit noch bestand.

Aber als "Werbestempel" habe ich ihn noch nicht gesehen, was meinst Du? Sicherlich nicht so häufig, oder?

MfG
soaha


 
Schmuggler Am: 16.05.2008 10:42:46 Gelesen: 1410410# 28 @  
Guten Morgen.

@ soaha

Ich sammele bis zu diesem Zeitpunkt, weil mir ein bestimmter Kopf und sein Umfeld auf Briefmarken und im Leben nicht gefällt.

Ferner sammele ich alle Arten von Rohrpostinformationen, so daß ich keine Scheu habe z. B. auch Kopien dazu zuzählen. So ergibt sich z. Zt. ein Bestand von ca. 6.000 Informationskarten mit Hintergrund und Bild aus "meiner" Zeit - und irgendwann muß ja mal Schluß sein. :-))

Ganz zurückhaltend: Soweit ich ahne, ist der von Dir gezeigte Stempel beim "Bochmann" genannt und wird nach den 3(?) Kennungsbuchstaben a, b und c unterschieden. Herr Hueske (Soest) von der Stempelgilde hat ein Buch über die Rohrpost 1933-1945 geschrieben, haste dort mal rein gesehen?

Ein auf einer Rohrsendung befindlicher Stempel muß nicht aus der Rohrpost sein: Der Absender brauchte seine Sendung nur am Schalter eines Briefpostamtes abzugeben und der Schalterbeamte entwertete die Marke/Ganzsache mit "seinem" zugeteilten Tagesstempel - schon waren erst einmal keine Rohrpoststempel auf der Sendung.

Das Bild ist ein Test und hat nicht mit der Rp zu tun.


 
Schmuggler Am: 16.05.2008 11:06:56 Gelesen: 1410408# 29 @  
Damit "wir" behutsam und allgemein verständlich in das Thema "Rohrpost einsteigen können, möchte ich von Euch doch etwas Anregungen, welche Gebiete und Fragen "bewegen". Stellt sie hier ein, ich lese sie mir durch und werde sie gerne beantworten.

Salute!
 
Jürgen Witkowski Am: 16.05.2008 17:49:48 Gelesen: 1410399# 30 @  
@ Schmuggler [#29]

Vielen Dank für Deine Bereitschaft für uns ein wenig Licht in dieses nicht sehr bekannte Sammelgebiet zu bringen.

Zunächst habe ich 2 Belege aus der letzten Zeit, wo ich mich frage, warum sie so hoch beboten wurden:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=220227919929&ssPageName=STRK:MEDW:IT&ih=012
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=220227924221&ssPageName=STRK:MEDW:IT&ih=012

Der Werbe-Stempel aus [#27] war auch schon im Jahr 1937 im Einsatz. Allerdings im Stempel Berlin C2 di und einer unverfänglicheren Frankatur.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 16.05.2008 18:37:50 Gelesen: 1410399# 31 @  
Zum 1. eBay-Los:

Ich kann bei diesem Stück keinen Sinn zu einer Geldausgabe erkennen: Keine Ergänzungsfrankatur, kein besonderer Stempel, die Ganzsache ohne Probleme schöner zu bekommen - 100% nichts aufregendes. Möglicherweise sammelt er Beförderungsstrecken bzw. Leitwege - und genau der fehlte ihm noch?! Oder er kannte meine Anwesenheit auf dieser Plattform noch nicht. :-))

Zum 2. eBay-Los:

3/1921 liegt in der 5. Gebührenperiode mit 140 Pfennig Rohrpostgebühr für einen Brief. Der Käufer ist sehr Rohrpost-aktiv und Qualitäts-bewusst.

Diese Umschläge in MiF verschiedenster Markenausgaben zu erhalten, ist kein Problem. Aber sie ohne dieses alle drum und dran mit nur 1 Ergänzungsfrankatur. Wer ein 2. Stück in solch schlichter Gebührendarstellung sucht, wird wohl einige Zeit dazu gebrauchen.

Eine "fast typische" Optik aus gleicher Periode siehst Du in Folge, als "ganz typische" Optik wäre auf der Karte zwischendrin noch eine INFLA-Marke oder gar von der Nationalversammlung.


 
Schmuggler Am: 16.05.2008 18:49:28 Gelesen: 1410398# 32 @  
Eine Frage an die Technik im Hintergrund:

Gibt es hier nicht die Möglichkeit, Bilder vergrössert anzusehen? So wie es z. B. jetzt auch bei "Delcampe" möglich ist? Alternativ: Man könnte 2 Bilder nebeneinander zeigen ?

Für mich war der Erwerb der gezeigten Karte auch nicht wg. der Frankatur im Vordergrund, sondern wegen dem Talon über der Karte.


 
Schmuggler Am: 16.05.2008 18:59:48 Gelesen: 1410396# 33 @  
... und noch einn bisschen üben...




Wieviel ruhiger wirkt dagegen solch eine Darstellung:



Dagegen ist "so etwas" ganz selten :-))



Alles nachvollziehbar?
 
reichswolf Am: 16.05.2008 20:01:12 Gelesen: 1410394# 34 @  
@ Schmuggler [#1016]

Um die Bilder größer zu sehen, mußt du sie nur anklicken. Auch von mir noch ein herzliches Willkommen, ich freue mich schon auf viele schöne Beiträge von dir.

Hast du übrigens schon in den neuen Schlegel-Katalog geschaut? Der hat einiges an schönen Rohrpostbelegen drin.

Beste Grüße,
Christoph
 
Schmuggler Am: 16.05.2008 20:18:50 Gelesen: 1410391# 35 @  
Hallo reichswolf,

kennen wir uns aus einem Cafe? Oder zufällige Namensgleichheit ?

So oder so: Danke für das Willkommen! .-))

Ist der Schlegel-Katalog schon draußen ? Warte seit 4 Wochen auf die entsprechende Info. :-((

Allen noch ein schönes Sonnen-Wochenende!
 
Jürgen Witkowski Am: 16.05.2008 20:30:25 Gelesen: 1410390# 36 @  
@ Schmuggler [#33]

Jetzt kommst Du ja richtig in Form! Kompliment zu Deinen Belegen.

Ist der 3 Beleg "philatelistisch beeinflusst", oder welcher Wahnsinnige verklebt solche kleinen Werte? Bis zur Hochinflation war es ja noch eine Weile hin, als Übung scheidet es wohl aus.

Welche Bedeutung hat der kleine kopfstehende Zusatzstempel mit der 14?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
AfriKiwi Am: 16.05.2008 22:28:42 Gelesen: 1410374# 37 @  
@ Concordia CA [#945]

Meine Vermutung ist Frau Pietsch wohnte bei Nummer 14 in der Straße und das wohl der Briefträger noch schnell um 13:50 die Karte bestellt nach Erhalt beim Berlin S-W Amt (#29) - oder ?

Erich
 
AfriKiwi Am: 17.05.2008 12:29:49 Gelesen: 1410365# 38 @  
@ Schmuggler [#33]

Hier das gleiche nur in ungebracht sicher noch massenweise erhältlich in Deutschland. Habe auch eine 60 Pfennige gesehen !

Erich


 
AfriKiwi Am: 17.05.2008 12:39:49 Gelesen: 1410364# 39 @  
@ Concordia CA [#30]

Diese Postkarte hat den gleichen Rohrpost Werbestempel aber Berlin NW7.

Die Linden sind aber eine neue Anpflanzung !

Erich


 
Schmuggler Am: 17.05.2008 18:46:27 Gelesen: 1410353# 40 @  
@ AfriKiwi

Ob Karte oder Brief: ALLE Rohrpost-Ganzsachen sind u n g e b r a u c h t recht häufig und mit etwas Geduld immer beschaffbar. Sie sind komplett in den sogenannten Ganzsachen-Katalogen aufgelistet und in "guter" Erhaltung (!) pauschal mit 10% vom Katalogwert zu bewerten. Die sogenannten Frage-/Antwort Doppelkarten sollten im Einzelfall mit bis 50% bewertet werden.

Das gilt besonders für die RPZP-Doppelkarten:



Unklar ist mir bis heute, warum einige Ganzsachen und Briefmarken auch während des 1. Weltkrieges mit einer Verzögerung von bis zu 6 Monaten erst auf dem "Markt" erschienen - passend zur entsprechenden Portostufe. Daraus können sich heute jedoch SEHR interessante Frankaturen (EF) ergeben.



@ Concordia

Der kleine, kopfstehende Stempel mit der Nr. 14 ist der Bestellstempel.

Jeder Bestellbote hat von seinem Bestellpostamt einen täglich wechselnden Stempel gegen Quittung solch einen Bestellstempel erhalten.

Ursprünglich wurden alle Rohrpostsendungen von "besonderen (Rohrpost-) Boten" dem Empfänger zugestellt. Ab ca. 1885, mit steigendem Rohrpostaufkommen, kamen auch ausgesuchte Jugendliche ab 19 Jahre zum Einsatz. Sie warteten vor dem Bestellpostamt und bekamen 5 Pfennig je Sendung von der Reichspost-Verwaltung.
Ab ca. 1900 konnten sie auch per Fahrrad bestellen, mussten dann aber erst den damals üblichen Post-Fahrradführerschein vorlegen und der Bestellbetrag wurde pauschaliert.

Ab ca. 1902 wurden die Sendungen vorrangig wieder von "allgemeinen Boten" ausgetragen, erkennbar an diesem Stempel, hier die Nr. 4:



Der Stempel kann auch in der Farbe schwarz sein.

Ab ca. 1905 wurde auch der "gewöhnliche Bote" (auch nur verkürzend einfach "Bote" genannt) für die Brief- und Rohrpost eingesetzt (Kosten!). Er erhielt den neuen Nummernstempel, welcher bisher immer schwarz ist und es ihn in vielfältigen Formen gibt, je nach Bestellpostamt:



Weiter fragen - und noch einen schönen Sonntag!
 
Schmuggler Am: 17.05.2008 19:17:04 Gelesen: 1410349# 41 @  
Nachtrag:

@ Concordia

Der Beleg Nr. 3 ist ohne jegliche Beeinflußung :-))

Zu dieser Zeit (der Krieg verloren, deutsche Gebiete weg, Versailler Verträge, Arbeitslosigkeit, der Kaiser bei Nacht in Ausland geflüchtet, Aufstände und Grabenkämpfe, Dolchstoß-Legende, usw.) war das verkleben von bestimmten Briefmarken eine politische Demonstration. Die einen blieben bei "ihrer" Germania aus der Kaiserzeit, die anderen wollten den neuen Liberalismus der Republik zeigen. Dem 3. war alles wurscht - so wie heute auch.

U. a. in der Rohrpost gibt es keine oder kaum "philatelistisch beeinflusste Belege", so wie z. B. auch nicht in der Paketpost. Sammler können manchmal sehr unkreativ sein, siehe mal in so manche heutige Veröffentlichung in der Fachpresse.

Gleichwohl hatten viele Händler sehr gute Kontakte bereits 1900 zur Reichsdruckerei, wie z. B. Kosack. Oder auch ein Stuttgarter Ganzsachenhändler. Oder ein Berliner Ganzsachen-Verein, siehe RPZP und RPZU in den Ganzsachenkatalogen. Kurz: Dann können natürlich "Machwerke" auch in der Rohrpost vorkommen. :-((

Solange die Kenntnisse von der Briefmarke nicht auf die Ganzsache übertragen werden, wird eine entsprechende "Prüfung" nie stattfinden können.

Salute!
 
AfriKiwi Am: 17.05.2008 23:44:26 Gelesen: 1410338# 42 @  
@ Schmuggler [#40]

Danke für Deine Erläuterung. Ich habe mich selbst gewundert über die so manche gute Erhaltung von ungebrauchten Belegen.

Nehme auch an dass viel noch zu haben ist in Deutschland und deswegen nur 10% vom Michel Katalog erzielt was eine Schande ist für solches Material von über 100 Jahren aber das drum und dran habe ich auch begriffen.

Einen schön sauber gestempelten muß ich hier noch finden !

Erich
 
Jürgen Witkowski Am: 18.05.2008 23:27:10 Gelesen: 1410286# 43 @  
@ Schmuggler [#41]

Vielen Dank für Deine einleuchtenden Erklärungen.

Gerade eben ist eine eBay-Auktion mit diesem Beleg zu Ende gegangen. Warum, um Himmels Willen wurden hierfür 68,57 € geboten?

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=370050194438&ssPageName=STRK:MEWA:IT&ih=024

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 19.05.2008 10:49:19 Gelesen: 1410281# 44 @  
Guten Morgen,

die Karte hat natürlich nie ein Rohrpostrohr von innen gesehen, denn weder in Mönchengladbach noch in Venlo (NL) gab es eine entsprechende Transportanlage.
Der Käufer ist mir bei dem Thema "Rohrpost" noch nie aufgefallen, so daß ich letztendlich einen "spektakulären" (aber ahnungslosen) Heimatsammler oder Geldvernichter vermute.

Für eine Auslands-Postkarte ist das Los jedenfalls mit 2,40 M. insgesamt richtig frankiert und sie ist in Venlo mit dem niederl. Briefträger-Bestellstempel B.31 ebenso bestellt worden.

Nächste Woche werde ich einen aktuellen eBay Rohrpost-"Knaller" zeigen, grottenfalsch beschrieben - sauselten in der Darstellung. Mehr dazu "demnächst", auch wenn ich das Los nicht bekommen sollte. :-))

Noch einen schönen Tag, muß in den Garten.
 
reichswolf Am: 19.05.2008 12:23:45 Gelesen: 1410276# 45 @  
@ Schmuggler [#35]

Hallo Schmuggler,

irgendwie habe ich es geschafft, deine Antwort zu übersehen, was mir leid tut. Jetzt aber: Ja, im Cafe bin ich ebenfalls aktiv.

Hast du denn inzwischen den Schlegel-Katalog bekommen? Sonst schau mal bei http://www.auktionshaus-schlegel.de, da ist die Online-Version zu finden.

http://philasearch.com/de/dosearch.php3?suchtext=rohrpost&Image1.x=0&Image1.y=0 führt direkt zur ersten Seite der Rohrpost-Angebote, viel Spaß beim Stöbern!

Beste Grüße,
Christoph
 
Jürgen Witkowski Am: 19.05.2008 23:29:47 Gelesen: 1410262# 46 @  
@ Schmuggler [#44]

Vom Preis her ist der heute bei eBay versteigerte Beleg auch nicht schlecht: 106,99 €

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=130221384243&ssPageName=STRK:MEWA:IT&ih=003#ebayphotohosting

Da war doch ein Schmuggler am Werk! Was war für den hohen Peis ausschlaggebend?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 20.05.2008 10:16:30 Gelesen: 1410255# 47 @  
Guten Morgen

und erst einmal dem Reichswolf alle Bedenken nehmen: Ist hartes Training - aber ist auch mir bereits gelungen. :-))

Die Losübersicht via Philasearch habe ich gefilzt, danke für die Info! Das elektronisch angemeckerte nicht-versenden von Katalogen an gekaufte und gespeicherte Interessenten - nicht nur ich - wurde bisher flott und schweigsam ignoriert.

@ Concordia

Ich würde das Los so interpretieren:

Portofreie Sendung (Frei durch Ablösung), plus Rohrpostgebühr (10 Pfennig) plus Orts-Eilbestellgebühr (40 Pfennig). Eine vermutlich sauseltene EF-Darstellung, welche von der üblichen "Eilbestellung" (ohne Rohrpostgebühr) wesentlich abweicht. Was machmal 10 Pfennig mehr so alles auslösen können.

Ein portofreier Brief mit "beschleunigter Rohrpostbeförderung zur Eilbestellgebühr" mit anschliessender Land-Eilbestellung (80 Pfennig) aus dieser Zeit brachte vor kurzem fast 1.000 EUR Auktionszuschlag (ohne Gebühren) - allerdings nicht bei eBay. So gesehen ist das obige Los ein echtes super-Schnäppchen.

Damit das Auge nicht nur Text sieht:


 
Schmuggler Am: 20.05.2008 10:26:45 Gelesen: 1410252# 48 @  
WAS wäre ich OHNE nachgeklappere ?

Habe mir das Los noch einmal aber etwas genauer angesehen. Im Prinzip hatte ich recht, aber: Die Karte wurde in Friedenau, am ursprünglichen Bestimmungsort, nachfrankiert für die Rohrpostbeförderung und Eilbestellung in Binz - ohne Portoansatz blieb sie weiterhin.

Kurz: Noch'ne Plus-Variante mehr! :-))

Bei der Ganzsachenkarte geht es um den Stempelort, unter Berücksichtigung der Minuten-Zeitgruppe im Stempel.
 
AfriKiwi Am: 20.05.2008 10:38:11 Gelesen: 1410250# 49 @  
@ Schmuggler [#48]

Briefbeförderung unter 1 Stunde, wo ging es schneller ?

Gab es Rohrpost auch wo anders, so wie in Berlin - London, New York, Paris oder Tokyo ?

Erich
 
Schmuggler Am: 20.05.2008 11:38:02 Gelesen: 1410246# 50 @  
Grundsätzlich: JA.

Entscheidend ist die gefragte Zeit, so war z.B. die Wiener Rohrpost die 1. Rohrpost, welche für jedermann "öffentlich" nutzbar wurde. Zur internen Postbeförderung ist London und Paris bis 1875 im Vordergrund.

Prag und New York folgten um 1900, Karlsbad blieb - bis 1 (philatelistische) Woche - intern.

Ohne jedes Land liebevoll aufzählen zu wollen: Auch in Südamerika, Nordamerika, Italien und Tunesien wurde die öffentliche Rohrpost mit mehr oder weniger Erfolg publik.

Zur internen, "beschleunigten Beförderung" von Telegrammen und Eilbriefen ist in Deutschland Hamburg, Dresden, Frankfurt und München zu nennen - ohne Anspruch auf Vollzähligkeit: Nach einem Artikel soll es sogar in Hagen eine "pneumatische Anlage" gegeben haben.

Als eventueller unverkrampfter Einstieg in das Thema sollte das Buch "Luft-Züge" von Ingmar Arnold mit interessanten Bildern stehen. Das Werk wird immer wieder mal bei eBay angeboten, kann aber auch über jede Buchhandlung bezogen werden.

Hier ein Bild von dem Bau der Bostoner Rohrpost um 1905. Sehr schön kann man die dortige Skelettbauweise sehen.


 


AfriKiwi Am: 20.05.2008 11:53:39 Gelesen: 1410240# 51 @  
@ Schmuggler [#50]

Also war es praktisch 'Mode' zu dieser Zeit.

Bei Nachfrage gab es ein Rohrpostsystem hier in Neuseeland zwischen Postamt und Finanzamt also müßte doch auch Post befördert wurden sein.

Konnte das aber noch nicht bestätigen.

Erich
 
Schmuggler Am: 20.05.2008 17:54:41 Gelesen: 1410229# 52 @  
@ afri

Stopp! :-))

Du mußt unterscheiden: Postanlagen "öffentlich" (a la Berlin) oder Postanlagen "intern" - sie werden alle durch die "Post" betrieben.

Dagegen gibt private Rohrpostanlagen für die interne Firmenpost, sie werden in Einzelteilen immer wieder auf eBay angeboten. Ferner sogenannte private Groß-Rohrpostanlagen, z. B. zur Postbeförderung in einem Hochhaus mit mehreren Firmen.

Die nationale Gegebenheit in Deinem Land kann ich nicht beurteilen, aber per Rohrpost wurde/wird nicht nur "Post" befördert, sondern auch z. B. Waren und Güter. So werden aktuell an verschiedenen Universitäten Versuche mit Transportsystemen zwischen Logistiklager und Frachtflugplatz oder Frachtflugplatz in die Innenstadt gemacht. Gib mal bei google "Rohrpost" oder "Cargo" ein.

Das Bild zeigt einen englischen Transportwagen für Paketsendungen
um 1870 (!):



Sieht wie ein frühes Rennauto aus, lief aber unterirdisch auf Schienen in einem gemauerten Tunnel und wurde mittels "Wind", erzeugt von einem riesigen Radiator mit verstellbaren Flügeln, fortbewegt.
 
AfriKiwi Am: 20.05.2008 23:17:20 Gelesen: 1410215# 53 @  
@ Schmuggler [#52]

Das habe ich auch so verstanden. Denn Deine Bilder [#50] zeigen schon das Großformat und in Auckland war es halt so zwischen Firmen, Post- und Finanzamt war aber auch zu dieser Zeit nicht privat hier.

Danke aber für die Erklärung, wovon ich auch nicht wußte vor einem Monat !

Erich
 
Jürgen Witkowski Am: 28.05.2008 22:18:28 Gelesen: 1410119# 54 @  
@ Schmuggler [#52]

Interessante Einblicke in die Unterwelt der Rohrpost! Der englische Transportwagen erinnert mich irgendwie an einen "Rohling" des Mercedes Silberpfeil.

Eine Frage habe ich auch noch:

Der Ankunftstempel der Rohrpost-Karte vom 14.5.00 hat bei der Uhrzeit keine Minutenangabe. Hat es mit diesem Stempel etwas besonderes auf sich, oder ist einfach ein alter Stempel weiter verwendet worden?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 29.05.2008 09:48:54 Gelesen: 1410107# 55 @  
Guten Morgen, Concordia,

der oben rechts abgeschlagene "Brücken-Gitterstempel mit arab. Minuten-Zeitgruppe" ist als Stempeltyp in der Rohrpost seit 1888 im Gebrauch, ergo parallel zu der Versuchsphase in der Briefpost. Zu dieser Zeit wurde die Uhrzeit noch als römische Minuten-Zeitgruppe von je 15 Minuten im Rohrpoststempel eingesetzt, beginnend mit der vollen Stunde: x Uhr 11 = ein waagerechter Strich oder Leerfeld, X Uhr 25 = I, x Uhr 32 = II, x Uhr 55 = III. In dem Stempeltyp ist nur noch das vorgesetzte Briefpostamt genannt.

Ab 1889 wurden schrittweise fast alle Rohrpoststempel auf die arabische Minuten-Zeitgruppe umgestellt - aber eine Zeitgruppe von ca. 10-15 Minuten blieb es auch weiterhin. Der Vorteil lag in der schnelleren und einfacheren Zeitumstellung mittels einem Verstellrad. Die haar- und minutengenauen Laufzeiten stehen im "Rohrpost-Laufplan", abgebildet im der Rohrpost Betriebs-Ordnung (RBO).

Der links unten gezeigte Rohrpost-Brückenstempel ist als Stempeltyp seit dem 6.3.1886 - nach einer 2jährigen Versuchsphase mit verschiedensten Stempeltypen - im Gebrauch. Die Uhrzeit wurde noch gesteckt. In dem Stempel werden das Briefpostamt mit z.B. P 34 und das Rohrpostamt R 34 genannt, welche zufälligerweise in diesem Stempel optisch identisch sind.

Als Stempeltyp ist er im Einzelfall noch bis 1936 im Gebrauch, um 1920 in verschiedenen Dienststellen für den Innendienst wieder im Gebrauch.

Die Frage nach "besonders" ist beantwortet, denn in wenigen Wochen wird das Rohrpostamt R 34 nur noch eine dem Briefpostamt PA O 34 untergeordnete Rohrpost-Betriebstätte sein - das ehemalige R 34 gibt es dann nicht mehr. Kurz: Statt dem Rohrpost-Brückenstempel wird ein Brücken-Gitterstempel gezeigt.

So sah der Steckkasten mit den verschiedenen Stecktypen für die Rohrpost aus - die für die Entnahme benötigte Greifzange sollte für dickere Finger als Hilfsmittel nicht übersehen werden! :-))
 
Schmuggler Am: 29.05.2008 10:12:58 Gelesen: 1410105# 56 @  
Das Bild klappte nicht, da eine Tif-Datei.

Als mögliche Alternative zu dem soeben geschriebenen biete ich an: Einen Briefumschlag, ganz ungewöhnlich und sehr begehrt für die Rohrpostbeförderung frankiert, ex Herzog-Korrespondenz. Die Marken wurden mit einem der 4 Rohrpost-Versuchsstempel entwertet.


 
Schmuggler Am: 29.05.2008 10:46:02 Gelesen: 1410102# 57 @  
Dieser Versuchsstempel der Rohrpost muß wie folgt gelesen werden:

Das Briefpostamt SW 61 ist oben am Kreis genannt, das Datum mittig. Ganz links aussen steht das "R" für Rohrpostamt, ganz rechts die Rohrpost-Amtsnummer, in diesem Fall "31".

Interessant ist die untere Uhrzeit mit Minuten-Zeitgruppe. Die "12" steht für 12 Uhr mittags, das "b" für die Minuten-Zeitgruppe x Uhr 15 bis x Uhr 30 und das "V" für Vormittags, analog zur englischen Zeitbennenung a.m (after meridian) und p.m. (post meridian).
 
Jürgen Witkowski Am: 29.05.2008 11:07:39 Gelesen: 1410095# 58 @  
@ Schmuggler [#58]

Zunächst einmal vielen Dank für Deine umfangreichen Erläuterungen. Einen Teil habe ich jedoch noch nicht richtig verstanden:

>...der oben rechts abgeschlagene "Brücken-Gitterstempel mit arab. Minuten-Zeitgruppe" ist als Stempeltyp in der Rohrpost seit 1888 im Gebrauch, ergo parallel zu der Versuchsphase in der Briefpost.< Verstanden!

>Zu dieser Zeit wurde die Uhrzeit noch als römische Minuten-Zeitgruppe von je 15 Minuten im Rohrpoststempel eingesetzt,< Im Stempel links unten?

>beginnend mit der vollen Stunde: x Uhr 11 = ein waagerechter Strich oder Leerfeld, X Uhr 25 = I, x Uhr 32 = II, x Uhr 55 = III.< Habe ich das so richtig verstanden:

11 - V = 11.00 - 11.14 Uhr
11 - N = 21.00 - 21.14 Uhr
11 I V = 11.15 - 11.29 Uhr
11 II V = 11.30 - 11.44 Uhr
11 III V = 11.45 - 11.59 Uhr

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 29.05.2008 11:11:17 Gelesen: 1410094# 59 @  
@ Concordia CA [#11]

Da mein Archiv im Moment offen ist und die Zeit nicht ganz so schnell davonrennt:

Diese vorgedruckten Karten für ein Wahlergebnis wurden erstmals 1878 und 1879 eingesetzt - je nach Wahl. Karten "bis 1880" sind schlichtweg als "selten" zu bezeichnen.

Ganz selten sind Rohrpostkarten mit privatem Text-Zudruck zu einem einmaligen Anlaß:





Das vordergründig Interessante ist der "silbrig"-wirkende, noch heute glänzende Zudruck, im Scan bläulich wirkend: Die Drucker setzten die Buchstaben in den Druckrahmen und spannten dann eine Aluminium-Folie über den Text - und druckten damit, im Gegensatz zu echtem Silber, ein mal "Anlaufsicher". Wenn man ferner weiß, dass dieses Material zu dieser Zeit teurer wie Platin und Gold war, kann man über den Aufwand und das knowhow heute nur noch staunen.
 
Jürgen Witkowski Am: 29.05.2008 11:17:34 Gelesen: 1410091# 60 @  
@ Schmuggler [#59]

Da ist ein wirklich schönes Stück. Sogar die Stempel sind dem Anlass angemessen sehr sauber abgeschlagen!

Der Rundstempel R1 N19 ist vermutlich der Boten- /Briefträgerstempel? Welche Bedeutung hat der Kastenstempel unten links?

Deinen Stempelsetzkasten habe ich durch Formatumwandlung sichtbar machen können.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 29.05.2008 11:46:26 Gelesen: 1410088# 61 @  
@ Concordia CA [#58]

Jetzt fangen die Themen an zu springen ... :-))

Also brav der Reihe nach und fast haargenau:

Bis 12/1889 wurden alle Rohrpost-Stempeltypen "gesteckt": Die Minuten-Zeitgruppe wurde mit "Leerzeile" oder "waager. Strich" und den römischen Ziffern I, II, oder III dargestellt, gleich welcher Rohrpost-Stempeltyp verwendet wurde.

Ab 1889 wurde die römische Minuten-Zeitgruppe erstmals in einem Rohrpost-Brückenstempel durch eine arabische Minuten-Zeitgruppe dargestellt und schrittweise wurde diese neue Zeitdarstellung in allen Rohrpost-Stempeltypen übernommen.

Das "V" für Vormittags steht immer hinter der Uhrzeit, ebenso das "N" für Nachmittags, denn um 12 Uhr Mittags (= noch "V") drehte sich die Zeit von Vormittags auf Nachmittags - einen Zeitbegriff von "14 Uhr" gab es zu dieser Zeit noch nicht. 1 Uhr V ist nach heutigem Verständnis eine Stunde nach Mitternacht, 1 Uhr N entspricht der heutigen 13 Uhr. Kurz: Genau wie Du es oben dargestellt hast.

Konnte ich Deine re- so verständlich beantworten?
 
Schmuggler Am: 29.05.2008 12:02:23 Gelesen: 1410086# 62 @  
@ Concordia CA [#60]

Ich stelle heute die Beantwortung Deiner Frage zurück, da es zu dieser Zeit (1883) in Berlin noch keine Brücken- und Gitterstempel gab. :-))

Wird sonst alles zu unruhig, komme aber bald darauf zurück.

Danke für die Bildumwandlung des Setzkastens - ich habs zwar auch versucht, aber ohne Erfolg :-((

Das es ein Setzkasten für die Rohrpost war, sieht man auch an den überwiegenden Leerfächern - die in der Briefpost natürlich alle aufgefüllt waren.

Nu aber an die häuslichen Pflichten!
 
Henry Am: 29.05.2008 20:45:52 Gelesen: 1410065# 63 @  
@ Concordia CA [#58]

Mische mich jetzt wieder in ein höheres Fachgespräch ein. Habe aber ein Verständnisproblem.

Nach den folgenden Erläuterungen müßte die Bezeichnung 11-N doch 2 3.00 - 2 3.15 bedeuten. Oder kann ich nicht rechnen?

Gruß
Henry
 
Schmuggler Am: 29.05.2008 21:12:55 Gelesen: 1410062# 64 @  
@ Henry [#947]

Bin zwar nicht Concordia, aber an dem Mit-denken und -rechnen auch nicht ganz unbeteiligt: Ja Henry, 11 N ist 23 Uhr. :-((

War doch nur ein Test an den Hintergrund, oder?! :-))
 
Jürgen Witkowski Am: 29.05.2008 21:14:08 Gelesen: 1410062# 65 @  
@ Henry [#947]

Du mischt Dich in keiner Weise ein. Aber mit Rechnen hat der von Dir aufgezeigte Fehler nichts zu tun. Es war ein Tippfehler von mir. Da habe ich vor lauter Einsen den Wald nicht mehr gesehen. Danke für die Richtigstellung.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 03.06.2008 18:35:23 Gelesen: 1409982# 66 @  
@ Concordia CA [#60]

Ab dem 1.12.1875 gab es 5 Stempel, welche nur in der Rohrpost verwendet wurden. Sie haben als Kreisstempel oben mittig eine römische I, II, VI oder V sichtbar und stehen für die 4 Telegraphenämter mit Rohrpostanschluß. Der 5. Stempel ist vom C 1 mit rechts einem kleinen x statt Stern in der Briefpost. Alle anderen Rohrpostämter verwendeten ihren gewöhnlichen Briefpost-Tagesstempel auch für alle Rohrpostsendungen.

1879 kamen die sogenannte Distributionskreisstempel, wie Du ihn im Beleg mittig siehst: "Rohrpostsendung aus dem Nordkreis (= N), welche mit der 19 . Fahrt des Tages (= 19) im Rohrpostamt R1 ankam". Die frühesten Stempel waren zwar gering anders, aber ab 1880 so wie beschrieben. Beide Stempeltypen konnten bis 3/1886 im Gebrauch sein - der neue Rohrpost-Kreisbrückenstempel für fast alle Rohrpostämter ist da. Denn:

Der Rahmenstempel links unten ist ein sogenannter "Ausgefertigt-Stempel" und soll aus der Telegraphie stammen. Letztendlich dokumentiert er für das Rohrpostamt in der Börse und im C 1, analog zu den Distributionskreisstempeln die Eingangs- oder Bestellzeit an den beiden Rohrpostämtern. Wie Du siehst, sind sie aber bereits mit einer Uhrzeit versehen. Ob die Uhrzeit noch gesteckt oder bereits gedreht wurde, ist bisher nicht bekannt geworden. Gleichwohl ist der Stempeltyp in vielen Varianten und diversen Stempelfarben bis ca. 1920 bekannt.

Interessanter wird es ab 1889, als auch die Rohrpost mit der Stempelautomation zu experimentierten begann:



Der Eingangsstempel vom PA 19 am 7.9.1889 um 10,46 Uhr V.

Die Minutenzeit (oder auch der "Rest"?) wurden permanent unter Strom gehalten und die Daten drehten sich entsprechend elektrisch weiter - durchaus vergleichbar mit einer heutigen Uhr mit Datums- und Minutenanzeige. Dieser Stempelautomat am PA 19 ist bisher nur von diesem Tag bekannt, andere Modell- und Stempeltypen waren teilweise bis 1920 im Gebrauch.
So KÖNNTE der Automat 1889 ausgesehen haben:



Die Abbildung ist hier jedoch "um 1900": Links der Postgut-Einschub, rechts die diversen Scheiben mit den gewünschten Daten - und schon sind "wir" mitten in der sog. Post-Stempelautomation. :-))

Demnächst mehr in diesem Theater!
 
Bodo35 Am: 05.06.2008 10:15:14 Gelesen: 1409928# 67 @  
Hallo,

das ist ein sehr interessanter Beitrag und ich habe hier eine Menge über Rohrpost mitbekommen. Habe meine Briefekisten mal durchsucht und einen Rohrpostbeleg gefunden. Hierzu meine Frage, es wurde hier gesagt das die Umstellung der Zeitangabe in den Stempeln ab 1889 erfolgte. Mein Beleg ist vom 26.3.90 und hat noch die alte Zeitangabe mit I. Wie lange dauerte die Umstellung? Zusätzlich weist mein Stempel vom P21 vor der 4 ein kleines "K" auf. Wofür steht das? Meine letzte Frage. Gibt es eine Übersicht über die Rohrpostämter in Berlin?

Ich hoffe ihr könnt mir diese Fragen beantworten.

Viele Grüße

Bodo35


 
reichswolf Am: 05.06.2008 12:03:58 Gelesen: 1409923# 68 @  
@ Bodo35 [#67]

Hallo Bodo35,

bei Wikipedia gibt es einen Artikel zur Rohrpost in Berlin, in dem auch Karten mit allen Rohrpostämtern gezeigt werden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost_in_Berlin

Ganz unten findest du noch weitere Links, die durchaus lohnenswert sind.

Besten Gruß,
Christoph
 
Schmuggler Am: 06.06.2008 08:04:57 Gelesen: 1409905# 69 @  
@ Bodo35 [#67]

Guten Morgen,
mal ganz auf die Schnelle:

Die Umstellung im Stempel konnte im Einzelfall bis 1900 dauern, siehe Beitrag [#11]. Im Allgemeinen jedoch war die Umstellung bis 1898 beendet.

Das "k" kann ich nicht beantworten, möglicherweise ist es auch ein nur halbherzig abgeschlagener Zier- oder Ersatzstern.

Die allgemeine Frage nach der Anzahl der Rohrpostämtern ist gigantisch! :-)) Denn auch die Rohrpostämter und deren Leitungen unterlagen einer permanenten Veränderung und Anpassung: Was 1900 noch richtig war, kann 1920 bereits falsch und 1930 völlig unbekannt sein. Kurz: Grenze Deine Frage zeitlich ein und Dir kann möglicherweise geholfen werden. Wenn Du ALLE Rohrpostämter genannt haben möchtest, dann solltest Du Dich insgesamt auf ca. 200 Ämter innerlich vorbereiten.

Ab in den Tag!
 
Schmuggler Am: 08.06.2008 17:12:19 Gelesen: 1409857# 70 @  
Um die Zeit bis zum Fußballspiel zu überbrücken, hier noch einige Ergänzungen in optischer Form als leichte Kost:



Ab 1863 wurde die Paketpost in London mit Rollwagen und Luftdruck befördert, hier die 1. offizielle Fahrt, wie man an den würdigen Herren mit Zylinder und Bart unschwer erkennen kann. Die inoffizielle Eröffnung muß wenig früher erfolgt sein, denn in den Archiven ist verankert, dass der damalige 1. Präsident der privaten Beförderungsgesellschaft unter den skeptischen Blicken seiner Begleitung sich selbst per Rollwagen plus Druckluft befördern ließ.

Im Hintergrund das Schwungrad ("Fying Weel"), welches die verstellbaren Propeller für die Druck- bzw. Zug-Luft antrieb. In der Realität war dieses Schwungrad aber nicht an dieser Stelle aufgebaut.

Gab ein Postkunde seine Rohrpostsendung nicht am Rohrpost- sondern Briefpostschalter ab, konnte der Wertstempel mit völlig anderen Stempeln aus der Briefpost entwertet sein. Hier ein Beispiel aus der Post-Stempelautomation in Form eines der seltensten Bickerdike-Stempeltypen von Berlin:



Ebenso ist eine Aufgabe während einer Veranstaltung oder einem bestimmten Anlaß möglich. Eine Rohrpostsendung konnte in Berlin an jedem Postamt (außer Paketpost) aufgegeben werden und wurde der nächsten Rohrpoststation sofort zugeführt, um dann von dort per Rohrpost befördert zu werden:



Natürlich konnten auch Rohrpostsendungen "nach außerhalb", d.h. ausserhalb des damaligen Rohrpostnetzes befördert werden. Der Postkunde musste dann die entsprechende Rohrpostgebühr zahlen, plus das gewöhnliche Briefpost-Beförderungsporto der Sendungsart an den Bestimmungsort. Dort wurde die Sendung NICHT per Eilboten ausgetragen, wenn die Eilbestellgebühr nicht frankiert wurde. Wurde sie mit weiteren 25 Pfennig frankiert, wurde sie auch per Eilboten bestellt.



Das ging auch in andere Länder:



Apropos Österreich: Gleich gehts los - und noch einen schönen Sonntag.
 
Jürgen Witkowski Am: 18.06.2008 22:38:30 Gelesen: 1409775# 71 @  
@ Schmuggler [#70]

Auf deinen schönen Bickerdike-Stempel kann man richtig neidisch werden. Ein wirklich prächtiger Beleg.

Mit einem ganz alltäglichen Rohrpostbrief - Ganzsache MiNr.RU 6 - geht es wieder in den Alltag. Die Presse, in diesem Fall das Berliner Redaktionsbureau des Breslauer General-Anzeigers, war wohl eifriger Nutzer dieses schnellen Systems.

Aufgegeben am Postamt Berlin C 2, ging es zum Postamt Berlin W 35. Am 26.11.04 um 3.40 Uhr Nachmittags aufgegeben, kam der Brief schon 20 Minuten später am Zielpostamt an.

Der zweite Stempel auf der Vorderseite wurde wohl abgeschlagen, weil beim Stempel auf dem Wertzeicheneindruck die Uhrzeit nicht zu lesen war. Überhaupt schien die Stempelfarbe Mangelware zu sein. Der violette Zustellerstempel oberhalb von Straße und Hausnummer ist mehr zu erahnen, als zu sehen und der Ankunftstempel hätte aus Sammlersicht auch etwas mehr Farbe vertragen können.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 20.06.2008 18:34:36 Gelesen: 1409731# 72 @  
@ Concordia CA [#71]

Der 2. Bickerdike-Stempel der Post-Stempelautomation von C 2 ist grundsätzlich nicht selten, auf Rohrpost dennoch auffällig und wahrlich keine Massenware. :-)) Damit aber kein Irrtum entsteht: Nicht alle gezeigten Belege sind aus meiner Sammlung, sondern aus meinem Archivbestand über die Berliner Rohrpost: Das "Zusammenspiel von Berliner Postgeschichte und die Rohrpost" kann eine ungeheuer spannendes Sammelgebiet sein - wenngleich es eine informative Ausstellung dazu nie geben kann, es ist einfach zu umfangreich und kein Juror kann ohne Spezialwissen die Ausstellungssammlung würdigen oder gar bewerten.

Die z. Zt. optisch und preislich "auffälligste" Rohrpostsendung ist ein Bahnhofsbrief mit gewünschter Rohrpostbeförderung aus dem Jahr 1905, welches dem Erwerber *tutticompletti* über 2.000 EURO Wert war:


 
Schmuggler Am: 20.06.2008 18:48:39 Gelesen: 1409727# 73 @  
@ Concordia CA [#71]

Bevor die Bickerdike-Stempelmaschinen eingesetzt wurden, sind weitere 10 Jahre zurück, bereits die Hoster-Stempel für 2 Jahre im Einsatz, welche in der Briefpost ebenfalls nicht "selten" sind - wohl aber in der Rohrpost, denn die Sendung mußte in einem bestimmten Augenblick an bestimmter Stelle sein - wie bereits oben ausgeführt :



Die 10 Pfennig Ergänzungsporto auf dem Rohrpostbrief ist das Porto für die Sendung von Berlin nach Kempten, in Berlin wurde der Brief per Rohrpost für 30 Pfennig befördert.

Zurück zum Bickerdike-Stempel, da in einer anderen Diskussion ebenfalls die Stempel-Postautomation im Gespräch ist: Das ist der 1. offizielle Bickerdike-Stempel nach der 1. Versuchsphase mit kurzem "Schweif":



und so sah die Stempelmaschine dazu aus, welche bereits elektrisch betrieben wurde:



Wer sich für die Stempelautomation interessiert, sollte sich die verschiedenen Bände von Kohlhaas/Ries aus der INFLA-Bücherei zulegen: Sehr preisgünstig UND informativ.

Am 23.12.1899 kam die sogenannte "Jahrhundert-Ganzsachenkarte", katalogisiert als P43, an der Verkaufsschalter. Auch sie konnte selbstverständlich per Rohrpost, gegen die entsprechende Ergänzungsgebühr, befördert werden:



Am 1.4.1900 begann der sogenannte "Nachbar-Ortsverkehr", d. h. eine Postkarte kostete nicht mehr 5 Pfennig und ein Brief 10 Pfennig Porto in diesem Gebiet, sondern nur noch 2 Pfennig für die Postkarte und 5 Pfennig für den Brief. Doch davon aber erst später! .-))
 
Bundpostfrischsammler Am: 26.06.2008 18:28:36 Gelesen: 1409658# 74 @  
Zum Stichwort "Nachbarortverkehr" ließe sich folgender Beleg zeigen:


 
Bundpostfrischsammler Am: 26.06.2008 18:30:46 Gelesen: 1409656# 75 @  
Oder dieser Brief:


 
Schmuggler Am: 28.06.2008 09:58:02 Gelesen: 1409621# 76 @  
Guten Morgen Bundespostfrischsammler,

erst einmal eine herzliches Willkommen auf diesen Seiten.

Das sind 2 SEHR schöne Belegstücke von Dir, welches das Thema "Nachbar-Ortsverkehr" für Porto und Gebühr aufzeigen - und absolut keine Massenware.

Magst Du das Thema hier noch was philatelistisch vertiefen und eventuellen Hintergrundlesern mit Lernwillen erklären/erläutern? Fände ich gut, denn dann komme ich mir nicht wie ein Alleinunterhalter in einem vollen Saal vor. :-))

Noch ein schönes Wochenende !
 
Jürgen Witkowski Am: 01.07.2008 17:09:58 Gelesen: 1409562# 77 @  
@ Schmuggler [#76]

Nach solchen ausgefallenen Belegen traut man sich mit den eigenen Rohrpostkarten kaum noch an die Öffentlichkeit.

Nichtsdestotrotz habe ich mal wieder etwas gefunden, zu dem ich auch gleich eine Frage habe.

Die Rohrpostkarte ist am 15. Juni 1891 gelaufen und hat die MiNr. RP 8 und ist nicht weiter ungewöhnlich. Weiter habe ich gelernt, dass bei den Stempeln ab 1889 die Minutengruppen von römischen Ziffern, wie im unteren Stempel, auf arabische Ziffern, wie in den beiden oberen Stempeln umgestellt wurden.

Nicht erklären kann ich mir die Buchstaben H.T.A. in den leider etwas verkantet abgeschlagenen Stempeln Berlin,W.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 01.07.2008 18:05:01 Gelesen: 1409557# 78 @  
Sofern mir die Zeit bleibt, kann ich gerne auch ein paar Dinge Erklären. Der völlige Experte ist jedoch unser "Schmuggler"

HTA steht für Haupttelegraphenamt. Das HTA war seit 1876 in Betrieb und lag in der Oranienburger Straße 73-76.

Es war ein Sternenförmiger Knotenpunkt für die Rohrpoststrecken in alle vier Himmelsrichtungen.
 
reichswolf Am: 01.07.2008 18:07:57 Gelesen: 1409555# 79 @  
@ Concordia CA [#77]

Hallo Jürgen,

HTA bedeutet Haupt-Telegrafen-Amt, siehe hier:

http://www.luise-berlin.de/berlinaz/index.html#nvl?Haupttelegraphenamt

Beste Grüße,
Christoph

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Edit: Bundpostfrischsammler war schneller. :-)
 
Schmuggler Am: 05.07.2008 20:32:25 Gelesen: 1409500# 80 @  
@ reichswolf [#79]

Meine beiden Vorredner haben prinzipiell recht, ABER: Das "Rohrpostamt 1 im HTA" hatte den Eingang (und Anschrift) "Französische Strasse 33b+c", weil das HTA ein Eckgebäude war.

Es hatte zu dieser Zeit auch noch keinen Brückenstempel laut der Fragestellung von Concordia, sondern einen gewöhnlichen Kreisstempel "Berlin W" mit einer oben mittig gesetzten römischen I. (Brückenstempel finden erst ab 1886 in der Rohrpost Verwendung)



Hier als Ankunftsstempel links während der sog. kurzen blauen Phase.

Noch blauer und noch länger verwendete ist der Rohrpoststempel vom P64 (R 7) bekannt, wobei der Stempel in Schwarz unscheinbar aber erheblich seltener ist.



Zurück zum Thema Nachbar-Ortsverkehr:

Ergänzend zu obigem Beitrag, kann eine solche Sendung auch frankiert auf einem Kartenformular vorkommen:



Sollten aus irgendeinem Grunde die zusätzlichen 2 Pfennig Porto neben der Rohrpostgebühr für eine Postkarte fehlen, wurde die Sendung gegen die Rohrpostgebühr per Rohrpost befördert, aber dann der Briefpost übergeben: Diese taxierte in diesem Fall das fehlende Porto mit "4" hinzu. denn die Briefpost taxierte nach ihren Regeln mit "das doppelte des Fehlbetrages" - in diesem Fall eben 2+2=4 unübersehbar in der Farbe blau.



1906 endete das vergünstige Porto für "Karten" im Nachbar-Ortsverkehr, sie kosteten jetzt wieder 5 statt 2 Pfennig. Der Brief blieb unverändert und weiterhin bei 5 statt 10 Pfennig.

1909 gab es für die Rohrpost eine grundsätzliche Veränderung. Wurden seit 1877 alle Rohrpostsendungen aus Berlin, adressiert in die OPD Berlin, dort unentgeldlich immer sofort per Eilboten bestellt (so wie in der Stadt auch) so mußte ab 1909 zusätzlich zur Rohrpostgebühr und dem Porto noch die Eilbestellgebühr frankiert werden - wenn diese gewünscht wurde. Wurde diese Gebühr nicht frankiert oder taxiert, wurde die Sendung auch nicht per Eilboten in der OPD bestellt, sondern auf dem nächsten gewöhnlichen Briefpost-Bestellgang mit ausgetragen.

Alle Versuche, diese Mehrgebühr mittels Eilboten-Aufkleber "heimlich" zu umgehen, sind wohl gescheitert - entsprechend selten sind Belege mit allen frankierten oder taxierten Leistungen.

Doch davon das nächste Mal etwas mehr. :-))


 
Schmuggler Am: 06.07.2008 12:11:22 Gelesen: 1409487# 81 @  
Guten Tag.

Briefpostsendungen mit bezahlter Rohrpostbeförderung plus Beförderungsporto kann man gelegentlich beobachten, siehe vorherige Darstellungen nach Breslau bzw. Wien vor 1900. Mit einer zusätzlichen Eilbestellung am Bestimmungsort wird es ab 1900 extrem eng:



Die frankierten 65 Pfennig sind schnell bestimmt:

- 10 Pfennig Porto für eine Fernsendung eines Briefes an den Rand des Kurischen Haffs
- 30 Pfennig Rohrpostgebühr für die Rohrpostbeförderung in Berlin und
- 25 Pfennig Eilbestellgebühr in Cranz/Ostpreussen.

Scheinbar schwieriger wird es im nächsten Fall, denn es sind nur 60 Pfennig gezeigt:

- 5 Pfennig Porto für die Sendung eines Briefes in den Nachbar-Ortsverkehr
- 30 Pfennig Rohrpostgebühr in Berlin und
- 25 Pfennig Eilbestellgeld am 7.4.1910 in Nonnendamm im OPD-Bezirk.



In diesem Zeitfenster geschieht noch etwas Wesentliches: Unterfrankierte Rohrpostsendungen wurden bisher an die Briefpost abgegeben und dort mit dem "doppelten des Fehlbetrages" taxiert - wie oben mit der blauen "4" im Nachbar-Ortsverkehr gezeigt.

Aber bereits ab 1898 sollte die Rohrpost selbst taxieren: "Fehlender Porto- oder Gebührenanteil plus einmalig 10 Pfennig". Zu 99% hielt sich aber niemand an diese Regel, sodass richtig in der Rohrpost taxierte Sendungen extrem selten sind:



Ganzsachenkarte für die Auslandsverwendung (10 Pfennig), taxiert mit + 25 Pfennig für die fehlende Rohrpostgebühr: 15 Pf. fehlende Rohrpostgebühr plus 10 Pfennig Rohrposttaxierung = 25 Pfennig am 4.1.1908.

Ab 1909 wurde diese Rohrposttaxierung, parallel zu der nicht mehr "automatisch" ausgeführten Eilbestellung in dem OPD-Bezirk Berlin, rigeros in der Rohrpost umgesetzt: Es kommt ab dieser Zeit zu 99% nur noch die Rohrposttaxierung und nicht mehr die bisherige Briefposttaxierung ("doppelte des Fehlbetrages") in Anwendung.



Fehlendes Porto nach Grunewald (5 Pfennig) in den Nachbar-Ortsverkehr plus 10 Pf. Rohrposttaxierung = 15 Pfennig blaue Taxierung.

Diese Mehrgebühr für den Empfänger führte wohl zu Kundenreklamationen, denn kurz darauf (1909) kam der Taxierungs-Informationsaufkleber am Bestimmungsort in Anwendung. Erst handschriftlich



dann ab ca. 1910 in gedruckter Form, mit oder ohne handschriftliche Ortsergänzung.



Demnächst ein etwas mehr zum Thema "Die Reichsabgabe", sofern nicht andere Wünsche bestehen.
 
Bundpostfrischsammler Am: 08.07.2008 09:18:16 Gelesen: 1409446# 82 @  
Und einmal ein Beleg im Ganzen.
 


Schmuggler Am: 08.07.2008 09:43:42 Gelesen: 1409442# 83 @  
Am 26.6.1916 wird das zeitlich befristete ("bis auf Widerruf") Gesetz zur "außerordentlichen Reichsabgabe" veröffentlicht und ab dem 1.8.1916 umgesetzt.

Hintergrund zu diesem Gesetz war die Gegebenheit, dass der Haushalt der Reichspost als Folge des Krieges dringend konsolidiert werden musste: Nach einem noch riesigen Gewinn im Haushaltsjahr 1913 stürzte die Bilanz 1914 in einen leichten Verlust um bereits 1915 nur noch rote Zahlen zu schreiben. Die für 1916 vorauskalkulierten Kosten hätten auch der Staatshaushalt nicht mehr ausgleichen können. Der Bilanz-Rettungsversuch endet als Kompromiß in obigem Gesetz.

Dieses Gesetz führte zu den in den heutigen Porto- und Gebührentabellen genannten Werten. In der Rohrpost erhöhte sich die Beförderungsgebühr für Karte und Brief um je 5 Pfennig.

Die neuen Ganzsachen für die Rohrpost mit dem neuen Wertstempel zu 30 bzw. 35 Pfennig wurden vorläufig nicht hergestellt, da die alten Friedensdrucke noch in großen Mengen vorhanden sind; die alten Friedens-Ganzsachen wurden mit plus 5 Pfennig auffrankiert und den neuen Gebühren angepasst.



Ganzsachenumschlag der Rohrpost (30 Pfennig) mit 5 Pfennig Ergänzungsgebühr für die Reichsabgabe am 18.9.1916 im Rohrpostbezirk.



Ganzsachenkarte der Rohrpost (25 Pfennig) mit 5 Pfennig Ergänzungsgebühr für die Reichsabgabe am 25.9.1916 im Rohrpostbezirk. Die Frankatur wurde handschriftlich entwertet.

Die im "Haus der Philatelie" in Bonn archivierten Proben für die neuen Ganzsachen der Rohrpost sind aus September 1916, die z. Zt. frühesten bekannten Verwendungen aus dem Frühjahr 1917.

Die neue Briefmarke zu 35 Pfennig (MiNr. 103) ist erstmals ab Februar 1909 in Gebrauch.



Ein Ganzsachenumschlag des Admiralstab, ein sog. DRUB, mit der laufenden Nr. 193 aus Oktober 1918 und der eingedruckten Gebühr (Wertstempel) für die Rohrpostbeförderung zu 35 Pfennig.

Am 11.9.1919 wurde das "Gesetz zur ausserordentlichen Reichsabgabe" von 1916 pflichtgemäß widerrufen - um durch die Reichspost eine neue Porto- und Gebührenstruktur ohne Reichsabgabe zum 1.10.1919 anzukündigen.
 
Pilatus Am: 08.07.2008 21:40:51 Gelesen: 1409419# 84 @  
Und so hat sich mein Urenkel das vorgestellt. Hat er mir gestern grade verraten.

Gruß Pilatus


 
Jürgen Witkowski Am: 09.07.2008 21:19:16 Gelesen: 1409387# 85 @  
@ Schmuggler [#83]

Prima, dass du zwischen deinen Knecht- und Frondiensten in Haus und Garten immer mal wieder hier nach dem rechten siehst und für die Weiterbildung der geneigten Leserschaft Sorge trägst.

Meine neueste Beute aus der Rubrik Rohrpost wirft bei mir Fragen auf.

Die Fakten:

Rohrpostkarte MiNr. RP 13
Der Ziffernstempel mit der 11 ist ein Botenstempel.
Aufgegeben wurde die Karte am 24.6.02 1.30 N auf dem Postamt Berlin W62.
Der Ankunftstempel ist identisch mit dem Aufgabestempel.

Das Postamt W 62 lag (liegt immer noch?) in der Schillstraße im Bezirk Tiergarten. Es handelt sich um ein Bestell-Postamt.

Meine Fragen:

Wo liegt die Sinngebung einer Rohrpostsendung, die lediglich innerhalb des Postamtes bewegt wurde, bevor sie vom Boten zugestellt wurde? Hat sie jemals eine Rohrpostbüchse von innen gesehen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
AfriKiwi Am: 09.07.2008 22:57:58 Gelesen: 1409380# 86 @  
@ Concordia CA [#85]

Hallo Jürgen,

ich möchte es nicht bezweifeln da Du die Karte vorher genauer betrachten kannst aber ich sehe die Zeitangabe auf der Brief Marke als 1:00, nicht als 1:30 wie links unten.

Wenn das stimmt ging alles sehr schnell aber wie !

Wie sehen es Andere ?

Erich
 
Jürgen Witkowski Am: 09.07.2008 23:18:02 Gelesen: 1409378# 87 @  
@ AfriKiwi [#86]

Hallo Erich,

ich bin der Meinung, ich habe ausnahmsweise mal richtig hin geschaut und die Uhrzeit 1.30 N entziffert.

Das ist der Beweis:

Mit besten Durchblickergrüßen
Jürgen
 
AfriKiwi Am: 09.07.2008 23:58:42 Gelesen: 1409376# 88 @  
@ Concordia CA [#87]

Na gut, ich sehe immer noch keine 3, aber wenn Du damit zufrieden bist sind Deine Fragen noch zu beantworten.

Erich
 
Schmuggler Am: 10.07.2008 08:29:53 Gelesen: 1409358# 89 @  
@ Pilatus

Symbolisch hat Dein Urenkel gar nicht sooooo Unrecht, wenn er mit der Darstellung eine Haus-Rohrpostanlage meint, welche "auf Antrag" ab 1923 durchaus möglich war - allerdings aus Kostengründen wohl nicht für Privat. :-))

Mal neugierig gefragt: Aus welcher Quelle stammt das mir unbekannte aber nette Bild und kann ich es in mein Archiv übernehmen - ohne das Copyright zu verletzten?

@ Concordia

Schaut sich der Sammler seine Stücke an und kann/möchte sie auch "lesen" und verstehen, trifft man diese Erscheinung zu einer Aufgabe und Bestellung durch das Aufgabepostamt im Ortsverkehr relativ häufig an.

Die Ursache dafür kann viele Gründe zu jeder Zeit haben: Von Leitungsstörung bis philatelistischen Bedarf. Der rückseitige Text lässt meist die Interpretation zu, zu welchem Zweck die Karte geschrieben wurde. Letztendlich hat in der Brief- und Rohrpost das Aufgabepostamt bzw. der Annahme-Beamte entschieden, wie eine Sendung [B]schnellstens[/B] dem Empfänger zugestellt werden konnte. So konnte es durchaus sein, daß eine Rohrpostsendung trotz korrekter Rohrpostgebühr nie das Rohr von innen gesehen hat, weil z. B. die Empfangsanschrift noch im eigenen Bestellbezirk lag und der Bote "gleich" seinen Bestellgang begann.

Zeig doch bitte mal die Rückseite zu der Karte, dann lässt sich möglicherweise mehr dazu sagen.
 
Pilatus Am: 10.07.2008 11:41:31 Gelesen: 1409349# 90 @  
@ Schmuggler [#89]

Hallo Sammlerfreund Schmugler,

unter dem Thema "Spaß mit Briefmarken" kannst Du die Quelle und weitere dazugehörige Informationen nachlesen.

Mit freundlichen Grüßen Pilatus
 
Jürgen Witkowski Am: 10.07.2008 12:09:41 Gelesen: 1409347# 91 @  
@ Schmuggler [#89]

Deinem Wunsche will ich gerne Folge leisten. Wenn ich das Gekrakel richtig deute, handelt es sich um die Absage eines Termins wegen Störung der Befindlichkeit. Eine Ausrede folgt der nächsten. Da ist bestimmt eine Veröffentlichung nicht zum vorgesehenen Termin fertig geworden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 10.07.2008 12:48:53 Gelesen: 1409342# 92 @  
JAU!

Den eventuellen Verdacht auf "philatelistischen Bedarf" oder entsprechende Spielereien bei der Kartenvorderseite konntest Du entkräften - meine geäusserte Vermutung wird gefestigt! :-))

Damals wie heute: Wer kennt denn den Bestellbezirk von seinem Aufgabepostamt? Kurz und Alltagstauglich: Man schreibt seine Botschaft, wirft sie in den Postkasten oder gibt sie am Schalter ab - und die Post bestellt "bitte fix" für xyz Porto oder Gebühr. Das "WIE" interessiert doch im nachhinein niemanden.

SALUTE!
 
Schmuggler Am: 12.07.2008 13:33:21 Gelesen: 1409278# 93 @  
Ab 1916 ist ein Stempel mit Minuten-Zeitgruppe bekannt, welcher mit dem Zusatz "Königliches Schloß" versehen ist.

Dieser Zusatz allein reichte auf einigen Auktionen in der Vergangenheit aus, um einen heutigen Preis von ca. 500 EUR für den Stempel auf Rohrpost zu rechtfertigen. Gleichwohl ist der Stempelzusatz grundsätzlich bereits vor 1910 in meinem Archivbestand. Bis zum Ende seiner Laufzeit wird er vielen Veränderungen unterworfen, mit der Minuten-Zeitgruppe ist er jedoch erst ab 1916 bekannt.



Im Herbst 1918 wird der Stempel grundsätzlich nicht mehr verwendet. Fasst man alle mir bekannten Informationen zusammen, so war das "Königliche Schloß" ein Haus-Postamt für den Kaiser, denn es war nur dann geöffnet bzw. in Betrieb, wenn sich der Kaiser im Schloß befand. War er auf Reisen, Manöver oder sonstwo, erfüllte das "Kabinetts-Postamt" diese Funktion.





1920, der Kaiser befand sich ohne eigenes Postamt und Stempel in den Niederlanden, wurde vor kurzem ein neuer Stempel mit Minuten-Zeitgruppe aus Berlin bekannt:



Ab dem 1.10.1920 wurde in der Rohrpost und in der Ortsgeschichte von Berlin alles anders: Die vielen Vororte bzw. Vorstädte von Berlin vereinigten per einem Gesetz sich zur neuen "Stadtgemeinde Gross-Berlin", griffiger als "Gross-Berlin" bekannt. Zu den eingemeindeten Ortschaften gehörten nicht nur die bekannten Ortschaften, sondern auch die kleine, autonome Enklave "Königliches Schloss" - und fast alles bisher gesagte und geschriebene zum Thema "Rohrpost" ist nicht mehr gültig: Ein ganz neues Kapitel zum Thema "Rohrpost" beginnt, "garniert" mit dem beliebten Sammelgebiet "Inflation".
 
doktorstamp Am: 16.07.2008 14:24:45 Gelesen: 1240010# 94 @  
Deutsches Reich: Rohrpostkarte Mi RP 23

Michel gibt nur 1928 und bis zu 30.6.1933 gültig. Aus einem Englischen Forum wurde die Frage gestellt. Zu welchem Datum war die Karte in diesem Jahr ausgegeben?

mfG

Nigel
 
Jürgen Witkowski Am: 16.07.2008 16:38:36 Gelesen: 1240001# 95 @  
@ doktorstamp [#94]

Auch im guten alten Ascher-Ganzsachenkatalog ist leider auch nur das Jahr 1928 als Ausgabezeitpunkt vermerkt. Das für die Karte passende Porto ist bereits ab dem 01.08.1927 erforderlich gewesen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 19.07.2008 23:37:38 Gelesen: 1409183# 96 @  
Dieser Beleg hat auf seinem Weg von New York nach Berlin einige interessante Stationen durchlaufen. Er wurde von Alfred Klimpel, einem Deutsch-Amerikaner, der in New York lebte, abgeschickt. Alfred Klimpel war Mitglied der Internationalen Sammler- und Tauschvereinigung Concordia. Das ist zu erkennen an seiner Mitgliedsnummer CA-6474/72 über seinem Namensstempel.

Der Empfänger war Kurt Kayssner, der in Berlin-Charlottenburg und später in Bad Buckow einen Verlag für philatelistische Erzeugnisse, Zeitschriften und Literatur betrieb. Er war zugleich auch der Präsident der Concordia.

Kayssner war ein anerkannter Experte für Schleuderflugpost. Sein Großer Deutscher Schleuderflug-Katalog von 1933 geniesst noch heute Kultstatus in Kennerkreisen.

Nun zu den Einzelheiten des Briefes:

Haberer-Nr. 56, Kayssner-Nr. 50, Graue und Leder-Nr. K74

Frankatur - 5 Cent = MiNr. 267, 15 Cent = MiNr. 301

Aufgabestempel Brooklyn N.Y. Bush Termsta. Jul 6 9.30 AM 1931

Leitvermerk - S.S. Europa Katapult Flight

Mit Dampfer "Europa" Richtung Europa

Am 11. Juli 1931 per Schleuderflug vom Dampfer Europa nach Southampton (England), Strecke 1.088 km - Grüner Bestätigungsstempel

Per Luftpost weiter nach Berlin Eingangsstempel Berlin C L 2 * 12.7.31 7-8 - Roter Bestätigungsstempel und rückseitiger Ankunftsstempel

Per Rohrpost weiter nach Berlin-Charlottenburg 2 12.7.31 10.30 V - Vorderseitiger Ankunftsstempel (Transitstempel?)

Per Rohrpost weiter nach Berlin-Charlottenburg 4 12.7.31 10.30 V - Rückseitiger Ankunftsstempel

Meine Frage an die Rohrpostexperten:

Liege ich richtig in der Annahme, dass der Transport vom Flughafen Berlin zum Postamt Charlottenburg 2 und von dort weiter zu Postamt Charlottenburg 4 per Rohrpost erfolgt ist?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
alexiosp Am: 25.07.2008 14:33:56 Gelesen: 1409052# 97 @  
@ Schmuggler [#47]

Hello Nigel and to all !

Sorry, I do not speak English, but if anyone can understand and reply I will be most grateful !

I attach a picture of RP23. Is this a correct rohrpost use?

Thanks,
Alexios


 
Jürgen Witkowski Am: 25.07.2008 20:24:27 Gelesen: 1409015# 98 @  
@ alexiosp [#97]

This is a genuine postcard transported with pneumatic post. It is quite easy to identify pneumatic post.

In the postmark, you can see minutes after the hour - 9.-V or 9.50 V instead of 9-10V.

The numeral cancel with the cypher 4 is from the postman who delivered the card. The handwritten number 113 is the same as in the postmark from the receiving post office.

I hope, you are able to understand my awful English.

Best regards.
Jürgen


 
alexiosp Am: 25.07.2008 20:59:14 Gelesen: 1409009# 99 @  
Jurgen,

your English is fine! Many thanks for your detailed reply!

This is a card at a price range of around 50-60 euros. The card below was sold at a recent Gaertner auction at around 800 euros is memory serves. I don't know much about pneumatic post or German postal history (my main interest is British Levant), so how is this great price difference explained? Is it because of the cancellation?


 
Jürgen Witkowski Am: 26.07.2008 00:20:00 Gelesen: 1408990# 100 @  
@ alexiosp [#1156]

It must be the special kind of cacellation you can see at the right and the left side of the card. For further details we have to wait for our specialist Schmuggler. I'm sure, he will explain us the reasons of the difference in the price range.

For our German readers I will translate the articles [#97] - [#100].

Eine kurze Zusammenfassung der Beiträge [#97] - [#100]:

alexiosp möchte wissen, ob der in [#97] gezeigte Beleg eine echt gelaufene Rohrpostkarte ist. Anhand der Minutenangabe im Poststempel, des Botenstempels und des handschriftlichen Eintrages des Zielpostamtes ist das eindeutig zutreffend.

In [#1156] stellt alexiosp eine weitere Rohrpostkarte vom gleichen Typ vor, die im Gegensatz zur ersten Karte, die mit 50-60 € bewertet wird, bei einer Auktion ca. 800 € erzielt hat. Der Preisunterschied ist vermutlich durch die besonderen Zeitstempel zu erkären. Hier wird uns aber nicht anderes übrig bleiben, als auf eine Erklärung unseres Rohrpost-Spezialisten Schmuggler zu warten.

Best regards - Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 26.07.2008 13:07:42 Gelesen: 1408975# 101 @  
@ Concordia CA [#100]

Guten Morgen .-))

Ich möchte mich nicht auf Englisch outen, sonst rotiert wieder mein Englischlehrer im Grab ... :-((

Die gezeigte Ganzsachenkarte aus Berlin ist NICHT in Berlin, sondern in München innerhalb des Rohrpostbezirks gelaufen! Der katalogisierte Preis bezieht sich auf Berlin und ist in ähnlicher Qualität durchaus für ca. 30 EUR bei eBay oder Delcampe erhältlich. Aber nicht für München.

Anmerkung: Die seitlichen Stempel sind die echten Rohrpoststempel von München - die gelegentlich fehlinterpretierten Nummernstempel vom Fernsprechamt auf Eilsendungen sind KEINE Rohrpoststempel in München.

Ab zum futtern!
 
AfriKiwi Am: 26.07.2008 13:47:14 Gelesen: 1408969# 102 @  
@ Schmuggler [#101]

Hoffe die Tauben sind zufrieden ! ;)

Was aber bedeutet TA im Stempel ?

TA: (It.) Transito Austriaco (Austrian transit) pre-adhesive postmark. ?

Erich
 
Jürgen Witkowski Am: 28.07.2008 14:22:21 Gelesen: 1408963# 103 @  
@ AfriKiwi [#102]

TA bedeutet Telegrafenamt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 28.07.2008 14:29:34 Gelesen: 1408962# 104 @  
@ alexiosp [#1156]

Schmuggler [#101] says, this card was transported with the Munich pneumatic post. These cards are quite rare and expensive. The cancellation you can see at the right and the left side of the card is typical for the Munich pneumatic post. You can get the same card transported in Berlin for 30 € on eBay or Delcampe.

Best regards
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 28.07.2008 14:35:19 Gelesen: 1408959# 105 @  
Lieber Schmuggler, kannst Du vielleicht zu Beitrag [#96] noch eine Aussage treffen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 28.07.2008 15:18:20 Gelesen: 1408957# 106 @  
@ Concordia CA [#96]

Nach dem nun alle wieder einen neuen Hafen haben, komme ich auf den Beitrag Nr. 94 zurück - spät, aber dennoch: Ist nicht meine Stärke.

Der Brief ist mit Sicherheit zumindest über C 2 geliefert und bearbeitet worden, dennoch ist eine sonst übliche "beschleunigte Beförderung" per Rohrpost von Tempelhof zum PA C 2 nicht erkenn- oder ableitbar.

Auch fehlt ein Bearbeitungsvermerk, wie der Brief von C 2 zwischen 7-8 Uhr (laut Rückseite) nach Charlottenburg kam. ABER: Innerhalb von Charlottenburg wurde der Brief per Rohrpost vom PA CH 2 an das PA CH 4 transportiert und von dort bestellt. :-))

Warum, wieso und weshalb diesen umständlichen Weg ohne Rohrpost? Ich kann das nicht beantworten! :-((

Sollte ich vermuten, könnte eventuell eine Leitungsstörung vorgelegen haben - nur wissen tu ich es eben nicht.
 
Schmuggler Am: 28.07.2008 15:29:24 Gelesen: 1408956# 107 @  
@ AfriKiwi [#102]

? Es ist heute sehr warm und ich habe daher keine Lust zum nachdenken: Was denn für Tauben? Oder meinst Du die Hühner? - wenn "ja": Danke der Nachfrage, sie liegen im Schatten, baden im Sand und glucksen fröhlich vor sich hin und haben alle 3 bereits je 1 Ei gelegt (trotz des hohen Alters!).

Die laut Beitrag Nr. 28 gezeigten Katzen sind zwischenzeitlich grösser geworden und liegen friedlich dösend daneben: So ist es eben auf dem Land! :-))
 
alexiosp Am: 28.07.2008 18:15:51 Gelesen: 1408941# 108 @  
Many thanks to Schmuggler and indeed to you Jurgen for the information and all the trouble you have taken to translate! I am able more or less to understand the messages as I use the google translate tool, but unfortunately when I automatically translate what I want to say from English to German, the result is a mess.

Sorry for intruding with my English in this German speaking forum, but you would have a lot more problem understanding me if I used my native Greek!

Vielen Dank!
Grüße aus Griechenland
Alexios
 
Jürgen Witkowski Am: 28.07.2008 18:39:02 Gelesen: 1408935# 109 @  
@ alexiosp [#108]

You are always welcome on Philaseiten.de. I think, in most cases somebody will be able to answer or to translate your questions for the no English speaking users.

@ Schmuggler [#106]

Vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich konnte mir nicht erklären, warum für die weite Strecke vom Flughafen nach Charlottenburg die Rohrpost nicht benutzt wurde und der Brief dann für die paar Meter von Postamt Charlottenburg 2 zum Postamt Charlottenburg 4 in das Rohrpostsystem eingespeist wurde. Reparatur- oder Wartungsarbeiten wären natürlich ein plausibler Grund.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Stempelwolf Am: 31.07.2008 21:16:17 Gelesen: 1408861# 110 @  
Ordne ich diesen Beleg jetzt unter Nachbarortsverkehr oder Stadtteilortsverkehr ein?


 
Schmuggler Am: 01.08.2008 12:13:16 Gelesen: 1408848# 111 @  
@ Stempelwolf [#110]

Ist eine gute Frage! :-))

Letztendlich sollte der Besitzer dies nach seiner Seh- und Sammelweise entscheiden, da in der Briefpost eine Postkarte 2 Pfennig Porto im Orts- und Nachbarortsverkehr gekostet hätte.

In der Rohrpost dagegen kostete die Karte 25 Pfennig Rohrpostgebühr, denn Charlottenburg und Berlin lagen beide im Rohrpostbezirk.

Der Unterschied in Preis und Dringlichkeit liegt in der Eilbestellung der Rohrpostkarte.

Daher noch einen theoretischen Schritt weiter: Hätte der Absender eine Postkarte zu 2 Pfennig Porto mit plus 25 Pfennig Eilbestellung versehen, wäre die Karte zu 99%iger Wahrscheinlichkeit sowieso per Rohrpost "beschleunigt befördert" worden - und die Bestellung wäre auch per Eilboten ausgeführt worden.

Zusammenfassend:

Hat der Sammler eine Briefpostsammlung - gehört der Beleg in das Thema "Nachbar-Ortsverkehr", welcher sich dann aber besser mit 2 Pfennig Porto (statt 5 Pfennig) darstellen lässt. Aus der Sehweise der Rohrpostsammler stellt sich die Frage nicht, da beide Postorte "im Rohrpostbezirk" lagen. Dort wäre der Begriff "Nachbar-Ortsverkehr" erst bei einem Ergänzungsporto von 2 Pfennig neben der Rohrpostgebühr verwendet worden, ergo " außerhalb des Rohrpostbezirks".

War eine gute Frage! :-))
 
Schmuggler Am: 07.08.2008 16:50:53 Gelesen: 1408676# 112 @  
Der "offizielle" Teil über die Geschichte der Rohrpost geht etwas weiter.

Zur Erinnerung.

Am 1.10.1920 vereinigten sich die Stadt Berlin und sehr viele (nicht alle!) bisherigen Vororte zu einer neuen Stadt: Groß-Berlin. Eine der angenehmen Seiten: Ganz Groß-Berlin wurde 1 Bestellbezirk für die Brief- und Rohrpost. So gab es den bisherigen Nachbar-Ortsverkehr nicht mehr und die Kenntnisse warum ein Porto zu einer Rohrpostgebühr hinzu frankiert werden musste, entfallen.

Andererseits steigen die Gebühren parallel zur beginnenden Inflation, so daß "schöne-Frankaturen-Sammler" ein Sammlungsproblem bekommen.



Ganzsache der Briefpost zu 7 1/2 Pfennig mit Ergänzungsfrankatur für die Rohrpostbeförderung in Groß-Berlin am 22.1.1921.



Eine der ganz wenigen frankierten Sendungen mit einer HAN, welche theoretisch(!) bereits ab 1902 möglich sein könnte.



4x 35 Pfennig Rohrpostgebühr am 19.1.1921 für einen Brief.



4x 50 Pfennig Rohrpostgebühr am 24.4.1921 für eine Karte ...



... und die ersten Dienstbriefe per Rohrpostbeförderung, frankiert mit einer Zähldienstmarke, kommen in Gebrauch - fast 1 Jahr nach deren Zulassung.

Eine zu dieser Zeit ganz ungewöhnliche, ruhige und schöne Frankatur kann ich dem Leser dennoch zeigen:



und



Dem "Verkehrpublikum" wird im Oktober 1921 mitgeteilt, dass eine neue Rohrpost-Ganzsachenkarte und Ganzsachenumschlag in Vorbereitung ist und "demnächst" käuflich zu erwerben ist. Sie sind aber zunächst nur am Schalter für Sammlermarken erhältlich.

Die z. Zt. früheste Verwendung solch einer Ganzsachenkarte mit "Diamant-Wertstempel" ist vom 4.11, der Ganzsachenumschlag vom 29.11.1921.





Die seltenste Einzelfrankatur (EF) bleibt aber während dieser Zeit diese Darstellung - sie hat "nur nicht" den gleichen Liebhaberwert, obwohl sie viiiiel seltener ist:



Zum 1.1.1921 war alles Gesagte aber wieder vorbei - die neue Porto- und Gebührenberechnung wurde gültig.
 
Schmuggler Am: 07.08.2008 18:11:35 Gelesen: 1408669# 113 @  
Im Jahr 1922 bleibt im Wesentlichen alles ähnlich wie 1921: Die Frankaturen werden immer "bunter" und der Aufbrauch vergangener Gebührenperioden ist im Vordergrund.



Die Gebührenperioden werden immer kürzer





Hier ist die Briefpostkarte mit Ergänzungfrankatur bereits mit "Papierzuschlag".

Hier im Aufbrauch noch ohne:



Trotz optischer Veränderungen blieb die Rohrpostgebühr nach Beendigung der Reichsabgabe im Prinzip identisch.

Erstmals im November 1922 erfolgte die Berechnung der Rohrpostgebühr nach völlig anderen Gegebenheiten/Strukturen wie seit 1876 - aber sie blieb dennoch weiterhin eine "unteilbare Gebühr". Die neue Berechnung lautete:

1. das vergleichbare Porto für die Sendung im Orts- oder Fernverkehr
plus
2. die Eilbestell gebühr nach den Tarifen (= Stadt oder Land)
plus3. das vergleichbare Porto für die Sendung im Ortsverkehr.

Diese 3 Faktoren bildeten ab 11/1922 das Grundgerüst für die neue Rohrpostgebühr, welche sich nach der Währungsreform optisch in der "seltsamen" Rohrpostgebühr von 36 Pfennig für die Rohrpostkarte (3+30+3) widerspiegelte - optisch "verzerrt" während der Inflation.



















Rohrpostbrief vom 30.11.1923, die Marken sind 4fach aufgewertet.

Soweit die SEHR kurze, allgemeine Informationen zum Thema Rohrpost zwischen dem 1.10.1920 bis zur Währungsreform. Die Nuancierungen während dieser Zeit sind auf Grund der schnellen Gebührenperioden und Markenausgaben so enorm, dass eine detaillierte Darstellung hier nicht gezeigt werden kann. Der Spezialist lächelt fein.

U. a. wurden kein Wort und kein Beleg zum Thema "Beförderung per Straßenbahn", "Beförderung per Luftpost" oder mit einer "Land-Eilbestellung", "mit Rohrpost ins Ausland" beschrieben oder gezeigt - DAS ist aber erst das Salz in der (Rohrpost-) Suppe - nicht das katalogisierte Wissen und Ablesen.

Wie sehen uns ab dem 1.12.1923 wieder?

:-))
 
Jürgen Witkowski Am: 09.08.2008 21:59:50 Gelesen: 1408599# 114 @  
@ Schmuggler [#113]

Kompliment für Deine exzellente Darstellung des Themas Rohrpost zu der vom Porto her gesehen sehr komplizierten und spannenden Inflationszeit.

Ich hoffe, Du siehst es mir nach, wenn ich die Zeit mit meinem Beleg noch einmal in das Jahr 1891 zurück drehe.

Dieser eigenartig gefaltene Rohrpost-Brief, MiNr. RU 2, ist tatsächlich so transportiert worden, wie die auf den Faltungen übergehenden Stempel auf der Rückseite beweisen.

Adressiert wurde der Brief

An
die Annahmestelle des Haupt Tele-
graphen Amtes für Zeitung Magdeburg
Französ. Strasse


Aufgabestempel: BERLIN,C. *T.A.2* 21 IV 91 - 3- V


Die Rückseite zeigt gleich 3 verschiedene Stempel:

Kreisstegstempel
BERLIN,W. H.T.A. (R1)* 21 IV 91 * 3 15 N als "normaler" Eingangsstempel

Blauer, zweizeiliger Maschinenstempel als weiterer Eingangsstempel
1891 H.T.A.
21 APR. 3 17

Einzeiliger Rechteckstempel als "Ausgefertigt-Stempel"
21/4.91 * 3. 21 N.

Du hast in Beitrag [#66] etwas zu den Stempeln geschrieben und in den Beiträgen [#77] bis 80 etwas zu den Telegrafenämtern. Trotzdem erschliesst sich mir nicht der Sinn von gleich 3 Stempeln innerhalb von 6 Minuten auf der Rückseite. Für einen Briefträgerstempel bestand keine Veranlassung, da der Brief ja augenscheinlich innerhalb des HTA verblieb. Das wäre dann unter Einbeziehung der Vorderseite Stempel Nr. 5 gewesen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 15.08.2008 18:35:55 Gelesen: 1408488# 115 @  
@ Concordia CA [#114]

Zurück aus HH und gleich zur Sache:

Der RU 2 wurde, entgegen der katalogisierten und gerne wiederholten Ausrede-Notiz, sehr wohl auch bei diesem Format falten- und knitterfrei befördert. :-))

Was immer der Inhalt gewesen sein mag, den das TA 2 hat die Marke entwertet, eine "Depesche" war es nicht.

Die Anschrift ist interessant; demnach gab es nicht nur eine "allgemeine" Telegrammannahme, sondern auch einen speziellen Bearbeiter für Telegramme aus Berlin an Zeitungen - hier Magdeburg.

Die Uhrzeiten in den Stempeln dürfen nicht ganz soooo ernst genommen werden, auch wenn diese in den wenigen Ausstellungssammlungen meist sehr liebevoll beschrieben werden: Es gibt eine interne Notiz von 1890, in welcher die Rohrpostbeamten "nochmals" darauf hingewiesen wurden, dass die in den Stempeln gezeigten Uhrzeiten (modern formuliert) " bis zu 10 Minuten" Toleranz aufweisen können. 1903 wurde diese Handhabung in der Rohrpost Betriebs-Ordnung (RBO) offiziell manifestiert.

Apropos: ALLE von Dir gezeigten Stempel sind in diesem Fall 1891 bereits mit Minutenangabe! Der Rahmenstempel mit der Inschrift "Ausgefertigt" wurde bereits 1880 eingesetzt - und hatte von Beginn an eine Minutenzeit, also grob 8 Jahre Jahre VOR der allgemeinen Rohrpost Minuten-Zeitangabe. Der gezeigte Doppelstempel vom HTA (blau) wird berechtigterweise z. Zt. als "Stempel der Postautomation" intern diskutiert, da man an einigen Belegstücken die automatische Zeitverstellung deutlich sehen kann: Die eine Minute entschwindet schon nach oben, die andere dreht sich noch von unten hoch. Siehe dazu auch das Posting #40 (Bild 4) und Posting #66 (Bild 2).

Im Telegramm- und Börsenwesen spielte die Zeit bereits damals eine sehr wichtige Rolle: Minuten konnten über Gewinn oder Verlust entscheiden. DAS war ja auch einer der wesentlichen Gründe in aller Welt für die Schaffung der Rohrpost! Die "Post", die wir heute sammeln, spielte eine ganz untergeordnete Rolle.
Dazu einige Zahlen, welche ich soeben im "Geschäftsbericht der Reichspost" von 1924 gefunden habe:

Berlin beförderte 1923 insgesamt 9,6 Millionen Rohrpostsendungen. Davon waren 2,5 Mill. "Briefe und Karten", der bescheidene "Rest" Telegramme .... (In der Briefpost wäre das Gesamtvolumen nicht einmal 1 Woche! ....)

München: 10.000 "Briefe und Karten" und 1.6 Millionen Telegramme.

Zusammenfassend: In Berlin betrug 1923 das gewöhnliche Rohrpostaufkommen ca. 30% aller Rohrpostsendungen, in München zu gleichen Zeit sogar nur ca. 7%. Wenn man dann noch die "automatischen" Rohrpostbeförderungen je nach Zeit abzieht, also die Flug-, Zeppelin-, Behörden- und Eilpost, verbleibt nicht mehr soooo viel "echte" frankierte Rohrpost aus Sicht eines Markensammlers :-(( und bestimmte Dinge sind und bleiben dann eben schlicht sauselten. Nur WAS das ist, das entscheidet das Wissen, Sammelverhalten und die Sehweise des Sammlers. :-))
 
Jürgen Witkowski Am: 15.08.2008 19:40:50 Gelesen: 1408483# 116 @  
@ Schmuggler [#115]

Toll, dass Du Dich sofort nach der Rückkehr mit der Rohrpost auf Philaseiten beschäftigst.

Ich habe noch einen weiteren Rohrpost-Brief an die selbe Adresse, des genau so seltsam gefalten befördert wurde.

Adressiert wurde der Brief

An die Annahmestelle
des Haupttelegraphenamtes für
Zeitung Magdeburg
Französischestr


Aufgabestempel: BERLIN,C. *T.A.2* 10 VII 91 * 3 N


Die Rückseite zeigt 2 verschiedene Stempel:

Kreisstegstempel
BERLIN,W. H.T.A. (R1) 10 VII 91 * 3 15 N als "normaler" Eingangsstempel

Blauer, zweizeiliger Maschinenstempel als weiterer Eingangsstempel
1891 H.T.
10 JUL. 3

Beide Stempel unterscheiden sich in einigen Merkmalen deutlich von den in [#114] gezeigten Exemplaren. Bei dem Maschinenstempel scheint der rechte Teil zu hoch justiert gewesen zu sein, da dieser Bereich nur schemenhaft zu erkennen ist. Das "A." von H.T.A. und die Minutenangabe fehlen. Der Rechteckrahmenstempel ist auf diesem Beleg nicht abgeschlagen worden.

Es deutet darauf hin, dass an mehreren Arbeitsplätzen Bearbeiter für Telegramme aus Berlin an Zeitungen gab.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 20.08.2008 19:49:41 Gelesen: 1408396# 117 @  
@ Concordia CA [#116]

Die beiden gezeigten Maschinenstempeltypen weichen untereinander eindeutig ab (und waren auch mir bisher nicht bekannt). Möglicherweise wurden die Verstellräder und Stempel laut #114 überholt oder neu gefertigt und der aus #113 gezeigte Stempeltyp als Übergangslösung bis zur Fertigstellung provisorisch eingesetzt - der Stempel laut Posting #114 ist der typische.

Verwirrenderweise kommt bei der letzten Abb. erschwerend hinzu, dass die rechten äusseren Angaben fehlen, sei es wegen dem Untergrund/Inhalt (Faltung!?) oder das rechts aussen, drehende Verstellrad hat versagt.

Wie bereits gesagt: Wissen tun wir zu diesem Stempeltyp herzlich wenig - dies sind erst die 1. Schritte zur Verständigung: Die Rohrpost ist ja sooooo langweilig, oder?! :-))

Bei der Gelegenheit möchte ich auch einen weiteren Stempel mit einigen ? von 1921 vorstellen:



Deutlich sieht man, dass oben neben "Berlin" eine Leerstelle ist und unten im Doppelkreis *ZTR* steht: Es ist ein Entwertungsstempel vom HTA , welcher nur ganz kurze Zeit mit diesen Einsätzen verwendet wurde. Das Auktionsergebnis zu diesem Stück schockierte und elektrisierte viele Stempelsammler. (24. Harlos-Auktion, 2007).

Das bekannte WARUM zu diesem Stempeltyp bleibt noch offen und ist bisher noch nicht nachvollziehbar beantwortet worden.

Kurz: Es gibt in der Rohrpost noch viel zu tun! - nicht nur bei Stempeln :-))

Zurück zur chronologischen Reihenfolge.

Die im #111 genannte Gebührenstruktur blieb unverändert, hier ohne Marken der Inflation vom Ersttag der Rentenpfennig gezeigt.



Sehr schön sieht man die "krumme" Rohrpostgebühr von 36 Pfennig für die Postkarte. Für den Rohrpostbrief betrug die Beförderungsgebühr 40 Pfennig.



Sollte eine Rohrpostsendung während dieser Zeit nicht die vollständige Rohrpostgebühr tragen, wurde sie mit dem 1,5-fachen des Fehlbetrages belastet - mindestens aber 10 Pfennig. Das führte zu absurden Taxierungen für den Empfänger.



11 x 3 Pfennig statt 12x macht demnach 10 Pfennig blaue Nachgebühr. Noch besser:



7 x 5 Pfennig ergibt 35 statt 36 Pfennig: 10 Pfennig Nachgebühr für 1 fehlenden Pfennig!

Ab dem 1.10.1925 betrug weiterhin die Taxierung "das 1,5fache", jedoch wurde die Mindestgebühr von 10 auf "nur" 5 Pfennig reduziert.

Die "Privaten" waren auch bereits wieder aktiv:



oder mit Zudruck "für Berlin".



Die gleiche Karte gibt es auch mit Zudruck "für München", die im #97 gezeigte Ganzsachenkarte war mit dem "Berliner Zudruck" versehen, echt verwendet in München. Daher auch das Auktionsergebnis! :-))

Natürlich konnte jede amtliche Ganzsache, wie schon immer, mit frankierter Ergänzungsgebühr zur Rohrpostbeförderung verwendet werden - nach 1923 ein besonders umfangreiches Sammelgebiet mit vielen Möglichkeiten. Eine von vielen:



Ganzsachenkarte für die Luftpostbeförderung (Inland) mit 21 Pf. Ergänzungsfrankatur für die Rohrpostbeförderung.

Zu guter Letzt eine völlig unscheinbare, sehr seltene Darstellung, Gebührenfrei per Rohrpost befördert:



Nur in Berlin konnten Rohrpostbeamte bei "plötzlicher Erkrankung" ihr Krankenattest, es musste ab dem 1. Tag vorliegen, per Rohrpost gebührenfrei an die vorgesetzte Dienststelle senden. In allen anderen privaten Belangen musste auch ein Rohrpostbeamter die Rohrpostgebühr bezahlen.

Schon ist der 1.8.1927 erreicht: Die Struktur zu den Rohrpostgebühren errechnete sich als "unteilbarer Betrag" wieder anders. Damit nichts in Vergessenheit gerät: Davon das nächste mal! :-))
 
Schmuggler Am: 22.08.2008 16:35:19 Gelesen: 1408349# 118 @  
@ Schmuggler [#117]

:-((

Die soeben vorgestellten Taxierungen lauten richtig

Bis 30.09.1925:

"Das 1,5fache des Fehl, aufgerundet auf ganze 10 Pfennig."

Ab dem 1.10.1925:

"Das 1,5fache des Fehl, aufgerundet auf ganze 5 Pfennig -
mindestens jedoch 10 Pfennig".

Im Vorgriff auf das nächste Kapitel -

Ab dem 1.10.1927:
"Das 1,5fache des Fehl, aufgerundet auf 5 ganze Pfennig" - OHNE "MINDESTENS" ...

:-((
 
Schmuggler Am: 27.08.2008 18:18:46 Gelesen: 1408253# 119 @  
Nur noch mal zur Erinnerung.

Die unteilbare Rohrpostgebühr setzte sich ab 11/1922 aus 3 Komponenten zusammen:

- Das Porto der Sendung (Brief oder Karte, Orts- oder Fernverkehr),
- die Eilbestellgebühr (Stadt oder Land) und nochmals
- das Orts-Bestellporto der Sendung (Brief oder Karte).

1. Folge: Die unteilbare Rohrpostgebühr betrug (mit RPf. dargestellt) somit für eine Postkarte 36 und für einen Brief 40 RPf, fehlende "Teile" dieser unteilbaren Rohrpostgebühr wurden als "unterfrankiert" taxiert, auch wenns nur 1 RPf. war, siehe #116.

2. Folge: Sollte z. B. eine Sendung innerhalb von Berlin zum Bahnhof "beschleunigt befördert" werden um sodann per Bahn in den gewünschten Fernverkehr an den Bestimmungsort zu gelangen, war diese Darstellung nicht gerade billig - es kam ja dennoch das gewöhnliche Briefpostporto laut Postordnung hinzu. Sollte die Sendung gar noch mit Eilbestellung am Bestimmungsort bestellt werden, wurde es an Porto und Gebühr ganz extrem. Kurz: Der Postkunde zahlte einige postalische Leistungen doppelt. Entsprechend rückläufig war nicht nur das private Rohrpostaufkommen "außerhalb des Rohrpostbezirks". Siehe auch #113.

Diesem Fakt trug die Reichpostverwaltung wohl oder übel Rechnung und verändert zum 1.8.1927 wieder die unteilbare Rohrpostgebühr/U]:

- Das Porto für die Sendung (Karte oder Brief, Orts- oder Fernverkehr),
- die Eilbestellgebühr (Stadt oder Land) und
- die einheitliche [U]Rohrpost-Beförderungsgebühr
von 10 RPf.

Folge: Die unteilbare Rohrpostgebühr veränderte sich nach obigem Muster für eine Karte von ehemals 36 auf 55, der Brief kostete 58 statt 40 RPf.

ABER:

Der Postkunde konnte per einem Hinweis in einem Nebensatz zur neuen Rohrpostgebühr lesen, dass er die neue Rohrpost-Beförderungsgebühr von 10 RPf. statt der unteilbaren Rohrpostgebühr zur "beschleunigten Beförderung" der Sendung anwenden konnte.

Folge: Die Rohrpostbeförderung zum Bahnhof oder zum Flughafen kostete nur noch 10 RPf. plus Porto der Sendung und wurde auch ohne die bisherige, zusätzliche Eilbestellgebühr ausgeführt. (Innerhalb des Rohrpostbezirks blieb die Rohrpostgebühr Pflicht.) Dies war für den Postkunden eine wesentliche finanzielle Erleichterung - entsprechend häufig wurde sie zur Freude aller auch genutzt: Das "allgemeine Rohrpostaufkommen" von Privat (= Einnahmen) stieg wieder an.

1. Hinweis: Zum 15.1.1932 reduzierte sich das Briefpostporto im Fernverkehr von 15 auf 12 RPf., im Ortsverkehr verblieb es bei den Sätzen vom 1.8.1927. Somit blieb die Rohrpostgebühr und die Rohrpost-Beförderungsgebühr auch noch nach 1933 identisch.

2. Hinweis: Das richtige verwenden der obigen Begriffe ist zwar erst einmal scheinbar kompliziert, erleichter aber letztendlich das lesen und verstehen einer Rohrpostsendung wesentlich. Plus natürlich den verwendeten Stempeln! :-))

3. Hinweis: Sollten Sie eine Ausstellungssammlung zu dieser Zeit haben/planen, unterstreicht Ihnen die richtige Beschreibung wesentlich Ihre Kompetenz, nicht nur unter Gleichgesinnten - das pauschale verwenden des Begriffs "Rohrpostgebühr" o. ä. nicht.

PUHHHH+SCHNAUFFFF: Geschafft. Die Bilder dazu kommen aber erst "demnächst" - dafür werden weniger Erklärungen darunter stehen. :-))
 
Stephan Sanetra Am: 29.08.2008 21:04:46 Gelesen: 1408211# 120 @  
@ Schmuggler [#119]

Hi Schmuggler, dann müsste der beiliegende Beleg ja richtig frankiert sein.

Beste Sammlergrüße
Roedsand


 
Schmuggler Am: 30.08.2008 15:36:16 Gelesen: 1408199# 121 @  
@ Roedsand [#120]

Ohne Zweifel, wie oben ausgeführt, auch 1943: 12 Pf. der Fernbrief bis 20 g ab 15.1.1932 plus 10 Pf. für die Rohrpost-Beförderungsgebühr.

Vielleicht zu Deiner Ergänzung, denn 1933 wird meine Darstellung enden: Laut der Literatur und den amtlichen Verordnungen, sind "Sendungen per Rohrpost mit Einschreiben" bis 1938 "unzulässig".

Die mir früheste bekannte Einschreibsendung mit Luftpost und Eilbestellung in Berlin - dort per Rohrpost beschleunigt befördert - ist entgegen allen Vorschriften bereits 7/1935 praktiziert worden.

Die Rückseite von dem Brief



und die Vorderseite



Natürlich ist ein Fensterbrief für den Sammler immer nur eine halbe Sache - aber manchmal muß es halt sein.
 
Schmuggler Am: 01.09.2008 16:52:40 Gelesen: 1408149# 122 @  


Zu meinem zeitlich letzten Part, denn wie oben bereits geschrieben, endet mit der sog. Machtergreifung 1933 meine Darstellung zur Rohrpost in Berlin. Die fortführende Ausarbeitung von Herrn Hueske zur Rohrpost Berlin "bis 1945" können Sie per Internet oder Auktion erwerben.

Selbstverständlich schaue ich auch weiterhin auf "meine" Seiten, Ihr könnt also ruhig weitere Fragen stellen: Beantwortet werden sie immer - nur nicht ganz so schnell.

Wer sich für die Rohrpost in Berlin erwärmen sollte und tiefere Informationen haben möchte, kann in ca. 1-2 Jahren via eBay oder Delcampe meine Gesamtausarbeitung mit ca. 3000 Seiten und Abbildungen für wenig Geld per CDs erwerben. Dort sind dann auch zu jeder Abbildung die aktuellen "Preise" genannt.

Zurück zum Thema und den dazugehörigen Abbildungen:



Die unverkauften Ganzsachen der Inflation wurden postintern aufgebraucht.



Die Ganzsachenkarten der Rohrpost trugen entweder die Wertstempel der Markenausgabe "Berühmte Deutsche" (1926), hier mit der sehr seltenen Entwertung LANDTAG mit Minuten-Zeitgruppe. Oder ...



mit der Ausgabe "Reichspräsidenten" von 1928.



Nach wie vor sind auch alle Briefpost-Ganzsachenkarten mit Ergänzungsfrankatur, hier die P 173 für die Auslandsverwendung, zur Beförderung mit Rohrpost möglich.



Die Vielfalt an Möglichkeiten, nicht nur von Ganzsachen, ist zu dieser Zeit aussergewöhnlich, es kommen ergänzend z. B. auch MH-Frankaturen, Wohltätigkeits-Frankaturen, Freistempler noch hinzu



Nur die Behörden durften weiter kleben ...



8 Pf. Wertstempel plus 47 Pf. Freistempler, ohne philatelistische Gebrauchsspuren: Da muß man lange für ein 2. Stück suchen ...
Ebenso verhält es sich bei den 2 nachfolgenden Karten.



Kartenformular, frankiert in die Schweiz, mit Rohrpostbeförderung(10 Pf) zum Anhalter Bahnhof und in Zürich per Eilbestellung - ergibt zusammen 75 Pfennig Porto und Gebühr!



Ganzsachenkarte zu 8 Pf. mit 90 Pf. Ergänzungsfrankatur für die Rohrpostbeförderung plus Land-Eilbestellung an die Freie Schulgemeinde bei Saalfeld.

Der Rohrpostbrief zeigt zu dieser Zeit ebenfalls spannende Möglichkeiten auf, zu erst aber nur das Gewöhnliche.



Rohrpostbrief mit Freimarken für die Rohrpostgebühr von 58 Pf.



Wie vor, jetzt wird die Rohrpostgebühr jedoch mit einem Freistempel gezeigt.



Auch "Drucksachen" konnten, wenn sie "wie Brief" per Rohrpost frankiert waren, per Rohrpost versendet werden. Inhalt: Vorgedrucktes Schreiben wg. Veränderung im Programmablauf.



Ortsbrief der 2. Gewichtsstufe(= über 20 g.), frankiert für die Rohrpostbeförderung innerhalb von Groß-Berlin.



Rohrpost-Ganzsachenumschlag (RU 12) mit 25 Pfennig Ergänzungsfrankatur für das Porto nach Breslau (= 15 Pf.), die Rohrpost-Beförderungsgebühr "bis Bahnhof" ( = 10 Pf.)und Eilbestellung in Breslau (= 40 Pf.)



Wie vor, aber alles frankiert.



Auslandsbrief der 1. Gew. Stufe bis 20 g. nach Schweden, innerhalb von Berlin für die Rohrpostbeförderung (= 10 Pf.) ergänzend frankiert: Brief musste wohl rechtzeitig am Bahnhof/Zug sein, um noch die Fähre in der Ostsee pünktlich zu erreichen.



Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 g. nach Holland (= 25 Pf), in Berlin für die Rohrpostbeförderung (= 10 Pf.) frankiert so wie einer Eilbestellung in Rotterdam (= 50 Pf.)





Auslandsbrief der 1. Gew. Stufe (= 25 Pf) plus Eilbestellung in Paris (50 Pf.) - per Rohrpost in Paris "beschleunigt befördert".
Zum guten Schluß wieder etwas bodenständiger:





Danke für Eure Aufmerksamkeit - mir hats Spaß gemacht!
 
Schmuggler Am: 03.09.2008 12:39:28 Gelesen: 1408095# 123 @  
Soeben "flattert" mir diese Abbildung mit diesem Text aus einem renommiertem Auktionshauses auf den Tisch, die HAN betreffend - die Rohrpost am 22.8.1917 tangierend und für den Lernenden bestimmt informativ:



Der Brief geht an dem oben genannten Datum von Berlin nach Charlottenburg. Charlottenburg lag zu dieser Zeit im Nachbar-Ortsverkehr zu Berlin und im Rohrpostbezirk.

Die Sendung wurde in Berlin "streckenweise" per Rohrpost befördert, siehe Stempel mit Minuten-Zeitgruppe.

ABER:

Ein Rohrpostbrief mit Eilbestellung kostete 35 Pfennig Rohrpostgebühr, inkl. Reichsabgabe.

Ein Brief in den Nachbarverkehr (bis 20 g) 10 Pfennig Porto (inkl. Reichsabgabe) plus 25 Pf. Eilbestellgebühr.

Für beide Gegebenheiten ist der Brief mit 5 Pf. fehlfrankiert und für den Ausruf zu teuer, wenn man an der sicherlich seltenen HAN vorbei guckt.
 
Jürgen Witkowski Am: 03.09.2008 14:06:59 Gelesen: 1408086# 124 @  
@ Schmuggler [#122]

Ich habe mit Schrecken gelesen, dass Du mit Deiner "Kleinen Einführung in die Besonderheiten der Berliner Rohrpost bis zum Jahr 1933" schon zum Abschluß gekommen bist und habe mit Freude gelesen, dass Du weiterhin bei Deinem Thema nach dem rechten sehen willst.

Du hast in einem Deiner Beiträge geschrieben, dass Literatur für den von Dir beschriebenen Zeitraum kaum existiert. Da Deine Veröffentlichung, für die Du schon einmal auf die Interessentenliste setzen kannst, noch geraume Zeit auf sich warten lässt, wäre es mir daran gelegen, Tipps zu bekommen, nach welchen Kriterien man eine eigene Sammlung aufbauen kann.

Da mich Frankaturen oder besondere Portostufenkonglomerate eigendlich kaum, Stempel, insbesondere Maschinenstempel, dagegen sehr interessieren, hätte für mich eine Sammlung die die zeitliche Entwicklung der Stempel zeigt einen gewissen Reiz.

Eine andere Herangehensweise für den Anfang könnte auch eine Sammlung à la "Von jedem Rohrpostamt ein Stempel" sein. Das lässt sich problemlos vertiefen.

Die Maschinenstempel aus den Beiträgen [#114] und [#116] haben meinen Forscherdrang geweckt. Dazu weitere Informationen herauszubekommen wäre schön. Welche Anlaufstellen, Kontaktpersonen und ARGEn wären mögliche Informationsquellen?

Für Hinweise bin ich sehr dankbar.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 03.09.2008 18:00:02 Gelesen: 1408075# 125 @  
@ Concordia CA [#124]

Danke für die freundliche Aussage :-)) aber es bleibt genug zu tun: Wie Herr Koegel aus Berlin in seinem Vorwort zu meiner Ausarbeitung "1876-1903" bereits schrieb, wurden ihm vor ca. 30 Jahren solch ein Nachschlagewerk über die RP "kurzfristig" versprochen.

Der Schrecken sollte sich somit in Grenzen halten - ich bleib den PhilaSeiten ja erhalten: Im sehr wie auch weniger Guten, siehe [#123].

Ich möchte Dich aber auch anregen den Artikel mit der etwas sperrigen Überschrift "FIP-Kommission ...." ab S. 64 in der aktuellen Philatelie Nr. 375 zu lesen; darin wird u. a. eine Reglementsänderung der Ausstellungordnung mitgeteilt: "Es können in bestimmtem Umfang auch allgemeine, informative Bilder in einer Ausstellungssammlung" gezeigt werden. Beim Thema "Stempel" wären das z. B. auch die dazugehörigen Stempelmaschinen, beim Thema "Postämter" könnten das auch historische Abbildungen sein.

Wesentliche Aussagen zu den frühen Maschinenstempel gibt es bei dem Autorenteam Kohlhaas/Ries aus HH. zu lesen (und zu gucken und kopieren, da auch Bilder!), alle Bücher dazu sind für wenig Geld in der INFLA-Bücherei erhältlich. Siehe: http://www.infla-berlin.de/ Weitere Detailarbeiten gibt es natürlich in den entsprecheneden Arbeitsgemeinschaften, wie z. B. Krone/Adler e.V. und Germania. Musst halt etwas suchen und klicken! So z. B. nicht nur unter "Maschinenstempel", sondern auch unter "Stempel + Ort", da sich manche Informationen auch auf den www-Seiten von sog. Heimatsammlern befinden.

Den Versuch, die Postämter "um 1900" auch per Bild zu zeigen, hat bereits in einigen Fällen zum Totalausfall des Sammlers geführt. Wie es zu anderer Zeiten/Zeiten aussieht, kann ich nicht beurteilen: Mein (philat.) Herz hängt an der Zeit "bis 1903". Aber versuchs doch einfach mal! :-)) Sollten Tipps oder Hinweise von Nöten sein: " Hier wird Dir (meist) geholfen"!

Das politisch/postalische Geschehen per Brief oder Karte ist nicht jedermanns Sache. Muß auch nicht - aber wie der Beitrag [#123] aufzeigen sollte, sollte man ihn auch nicht ganz aus dem Auge verlieren. :-((

Nun aber ran an den Speck! :-))
 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 18:36:38 Gelesen: 1408057# 126 @  
Da von Schmuggler erwähnt wurde, dass das Rohrpostporto ab 1.08.1927 10 pf. betrug und es ja auch nach 1933 noch weiter ging zwei Belege, die aufgrund von sonstiger Portofreiheit nur die Rohrpostgebühr ausweisen:


 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 18:51:30 Gelesen: 1408054# 127 @  
Nach der Verfügung Nr. 361 von 1939 konnten nun auch Einschreiben und Drucksachen mit Rohrpost versandt werden:

Einschreiben Ortverkehr:



Einschreiben Fernverkehr:



Drucksache (leider nicht meins):


 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 18:59:25 Gelesen: 1408052# 128 @  
Rohrpostkarten:

Die RP 24 war nach 1933 noch gültig:



RP 25 im Fernverkehr:


 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 19:19:34 Gelesen: 1408048# 129 @  
Nun ein paar Sendungen ins Ausland:

Mit Rohrpost zum Flughafen und dann mit Luftpost nach Teheran (Iran):



Rohrpost Berlin (10 Pf) Brief (25 Pf) mit Luftpost (150 Pf) nach Brasilien:



Ganzsache Ausland (15Pf) mit Rohrpost Berlin (10 Pf) und dann Luftpost (15Pf) weiter nach Spanien mit Zensur in Spanien!:


 
Schmuggler Am: 04.09.2008 12:26:11 Gelesen: 1408000# 130 @  
@ Bundpostfrischsammler [#126]

*Schluchz*: Tolle Belege, noch nie so gesehen - aber in falscher Sammlung! :-))

Eine persönliche Bitte: Zwecks klarer und unverwechselbarer Definition bitte nicht "Rohrpost PORTO" sagen und schreiben - auch wenn ich/wir wissen, was Du meinst. Es ist immer eine "Rohrpost GEBÜHR". Aber irgendwann kommen die ganz Findigen + Besserwisser + Juroren - und dann hast Du keinen guten Stand, trotz toller Belege. :-((

Kurz: Weiter machen! :-))
 
Bundpostfrischsammler Am: 04.09.2008 20:11:16 Gelesen: 1407975# 131 @  
@ Schmuggler

Danke für den Hinweis; wobei ich ihn leider nicht verstehe. :-((

Kurze Begründung wäre nett. :-))
 
Schmuggler Am: 05.09.2008 10:16:11 Gelesen: 1407957# 132 @  
@ Bundpostfrischsammler [#131]

Gerne!

Ich formuliere den Taxt mal "modern", da auch die Reichspostverwaltung in ihren Verfügungen gelegentlich unterschiedlich die allgemeinen Begriffe gebrauchte:

Das Porto ist der Kostenersatz für die Beförderung einer Briefpostsendung (!) von einem Postort zum nächsten. Die Höhe des Portos wurde in der Postordnung bekanntgegeben.

Gebühren sind der Kostenersatz für zusätzliche Dienstleistungen neben dem Porto. Deswegen wird die "Einschreibung" auch nicht Einschreibporto sondern Einschreibgebühr genannt.

Dieses feine Gekniffele ist eine historische Überlieferung: Alle Briefpostsendungen im Ortsverkehr kosteten kein Porto. Sollte die Sendung aber an den Empfänger zugestellt (= bestellt, statt beim Postamt abzuholen) werden, kostete die Briefpostsendung eine Bestellgebühr. Es gab somit erst einmal kein Ortsporto, sondern nur eine Ortsbestellgebühr.

Ab ca. 1868 wurden Briefpost-Sendungen, auch im Ortsverkehr, kostenlos bestellt, also dem Empfänger ins Haus gebracht. Da es keine Ortsporto gab, wurde die bisherige Bestellgebühr im Ortsverkehr als Kostenersatz heran gezogen.

Die Eilbestellung einer Orts-Briefpostsendung (= Porto und Gebühr) blieb bis 1.4.1900 streng verboten - die Rohrpost war aber ab 1876 nichts anderes. Ergo wurde die Rohrpostbeförderung nach vielen juristischen Diskussionen kurz und schmerzlos "Gebühr" genannt - und widersprach somit nicht den bisherigen und nachfolgenden Postgesetzen.

Im Wesentlichen zieht sich diese Darstellung bis 1945 durch die Postgeschichte. Danach wird alles wieder anders.
 
Jürgen Witkowski Am: 07.09.2008 22:49:59 Gelesen: 1407888# 133 @  
@ Schmuggler [#24]

Ziemlich zu Anfang hast Du geschrieben, dass ca. 80% des Rohrpost-Verkehrs durch Telegramme verursacht wurde. Gesehen haben wir bisher jedoch noch keines. Nach langer Suche habe ich endlich ein Telegramm ergattern können, dass am 23.10.1908 mit der Berliner Rohrpost gelaufen ist.

Ich würde mich freuen, wenn Du anhand dieses Beispiels erklären würdest, was nach der Aufgabe des Telegramms aus "mariendorfbln 21" am 12.10.09 um 7 Uhr - Min N. ablief, bis es um 7.40 N im Postamt Berlin, S. *42* ankam und an das Hochzeitspaar Köpernitz , Deutscher Hof, Luckauerstr., Berlin ausgeliefert wurde.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 08.09.2008 10:13:02 Gelesen: 1407863# 134 @  
@ Concordia !

Ergattert hast Du das von mir bei ebay letzte Woche. Die Rohrposttelegramme sind meist weggeworfen worden.
Konnte aber vor einiger Zeit einen Stapel günstig erwerben. Genaueres erläuert sicherlich der Schmuggler gerne.

Beste Grüsse
 
Schmuggler Am: 08.09.2008 18:10:21 Gelesen: 1407844# 135 @  
So klein kann die www-Welt sein! .-))

@Concordia: Es gibt Spezialisten zu dem Thema "Telegramme", zu denen ich mich aber nicht zähle!
Ich kann nur soviel dazu beitragen, dass Mariendorf b. B. in der OPD Berlin laut dem "Postbuch für Berlin" nicht am Rohrpostnetz angeschlossen war, wohl aber 1909 bereits einen Telegraphenbetrieb hatte. Das gezeigte Telegramm könnte somit möglicherweise per Telegraph von Mariendorf nach Berlin gesendet worden sein und die Abschrift für den Post- und Telegrammkunden wurde dort per Rohrpost an das Bestellpostamt beförderte - das vorliegende Formular IST die Abschrift!

Natürlich schaue ich mir auf allen Auktionen auch Telegramme an, so ist mir z. B. bewusst, dass auffallend viele solcher Sendungen mit "Glückwunsch-zur-Hochzeit-Text" versehen sind.
Wurden die Telegramme einfach nur aufgehoben und in einem Album versenkt - oder war es bereits Mode, so fortschrittlich zu Gratulieren?!?! Ich weiß es letztendlich nicht.

@Bundespostfrischsammler: Frag doch mal Deinen eBay-Rohrpostkunden "Telegraphosh ...." in B.! :-))
 
Jürgen Witkowski Am: 08.09.2008 18:44:39 Gelesen: 1407841# 136 @  
@ Bundpostfrischsammler [#134]

Ich finde das höchst amüsant und bin sowohl als Kunde, als auch als Sammler sehr zufrieden.

@ Schmuggler [#135]

Diesen Rundbrief habe ich mir gestern bestellt, nachdem Du mir die ARGE Krone/Adler als Literaturquelle benannt hast. Wenn jetzt noch der Autor dieser Artikel zufällig unter uns weilt, glaube ich an das Gute in der (Philatelie-)Welt:

Rundbrief der ArGe Krone/Adler e.V. - Heft 37 - Januar 2006 - 76 Seiten
aus dem Inhalt:
...
Die Rohrpost in Berlin 1863-1876
Rohrpost in Berlin 1.12.1876-31.12.1902
Die Rohrpost im Pressespiegel
...

Als Mitglied der Poststempelgilde und Sammler von Maschinenstempeln habe ich die Werke von Kohlhaas/Riese in täglichem Gebrauch. Das Werk von Hueske über die Rohrpost Berlin von 1933-1945 werde ich am Samstag bekommen. Mal sehen ob auf unserer Jubiläumsveranstaltung am Wochenende in Soest sich jemand zu Thema Rohrpost outet.

Dr. Kohlhaas schien in einem Gespräch, dass ich in der letzten Woche mit ihm führte, am Zusammenhang Maschinenstempel und Rohrpost interessiert. Es mangelt aber an Belegmaterial dazu.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cycling-fool Am: 08.09.2008 19:00:11 Gelesen: 1407835# 137 @  
@ Muckgel [#384]

Moin, moin,

auch wenn ich Deutschland nicht sammle, übertragen von Österreich gehe ich davon aus, dass es sich bei der 30 pf um einen Ganzsachenausschnitt handelt, die gibt es oft in verschiedenen, abweichenden Farben und Wertstufen.

Die Umschläge haben teils ein Papier, dass entfernt an das der Marken erinnert, aber kein Wasserzeichen, außer teils Bogenwasserzeichen.

Gruß aus Bremen

Johann
 
Schmuggler Am: 09.09.2008 10:46:10 Gelesen: 1407798# 138 @  
@ Concordia CA [#136]

1. ArGe Krone/Adler: Why not?!

2. Herr Hueske sollte sich am Wochenende auch in Soest befinden, ist letztendlich sein Wohnort. :-))

3. Wenn mir eine Frage oder Bitte konkret gestellt wird, bin nicht nur ich gerne bereit behilflich zu sein. Nur bei "pauschal" wirds für den Absender immer schwierig.

Ein Mitglied der Stempelgilde hatte bei mir vor ca. 3 Jahren den Text zu dem Stempelautomat ex Diskussion mit Herrn Breil (ArGe Germania) angefordert und wohl auch bekommen - irgendeine +/- oder sonstwie Reaktion kenne ich bis heute nicht. :-((

Kurz: Sagt mir konkret, was Ihr braucht - und Ihr bekommt es.
 
Schmuggler Am: 09.09.2008 11:24:37 Gelesen: 1407794# 139 @  
@ Bundpostfrischsammler [#127]

Ich habe da mal eine Frage, welche mir bei der Aufarbeitung Deiner Belege in den Kopf kam: Mir fällt auf, dass bisher nur R.-Sendungen mit gewünschter Rohrpostbeförderung (10 Pfennig) gezeigt werden - nicht aber R.-Sendungen mit Rohrpostgebühr, gleich ob Karte oder Brief.

Gibt es dazu einen Hintergrund?

Oder ist meine spontane Vermutung richtig, dass nur der Einschreib- und Bestellbote diese Sendungen austrug (sie waren ja ohne Eilbestellung) bzw. der Eilbestellbote eben NICHT Einschreibesendungen bestellen konnte/durfte ?

Oder gab es bereits zu dieser Zeit "Universal-Bestellboten" welche ALLES konnten - so wie es heute auch praktiziert wird ?

Danke für Deine Info!
 
Schmuggler Am: 09.09.2008 11:38:13 Gelesen: 1407792# 140 @  
@ Bundpostfrischsammler [#127]

Habe ich Deinen Text und Deine Abbildungen richtig verstanden ?:

Ab 1939 war es laut Verfügung 361 möglich, auch DRUCKSACHEN gegen das Drucksachenporto und weiteren 10 Pfennig Gebühr per Rohrpost zu befördern ?

Dein dazu gezeigter Beleg ist eindeutig als Drucksache mit 3 Pfennig Porto und 10 Pfennig Rohrpostgebühr frankiert, aber er trägt bereits das Datum vom 14.11.1937.

Bitte verklickere mir diesen scheinbaren(?!) Widerspruch.

Auch hier: Danke für Deine Info!
 
Bundpostfrischsammler Am: 09.09.2008 12:41:42 Gelesen: 1407787# 141 @  
@ Schmuggler [#140]

Die Verfügung liegt mir im Orginal vor, da ich das Amtsblatt des Reichspostministerium 1939 besitze.

Herr Hueske zitiert diese Verfügung auch in seinem Arge-Heftchen Die Berliner Rohrpost. Und weist darauf hin, dass auch zeitlich zuvor "durchgeschlüpfte" Drucksachen existieren. Er bildet auch ein anderes Beispiel ab.

Du hast ja oben auch ein Einschreiben vorgestellt, dass vor dieser Verfügung versandt wurde.

@ Schmuggler [#139]

Ab ca. 16.05.1941 bis Kriegsende wurde Eilzustellung nicht mehr (sicher) angeboten. Deshalb war auch RP 26 überflüssig geworden. Es existieren aber Belege vor 1941 die auch die Eilbotengebühr neben der Einschreibgebühr frankiert haben.



Fernbrief, der am 11.10.1941 in SO 26 bei der Rohrpost zur Beförderung zum Abgangsbahnhof (Schlesischer Bahnhof) aufgegeben wurde. Da die Eilbotengebühr gemäß Vfg 255/1941 vom 16.05.1941 erst beim Empfänger zu erheben war 8 (wenn doch noch an diesem Ort Eilzustellung erfolgte), wurde nur der einfache Fehlbetrag für Eilboten (40 Rpf) als Nachgebühr erhoben (Beleg hat vor und Rückseitig Rohrpoststempel mit Minutenabgabe).

Viele Grüsse
 
Carolina Pegleg Am: 11.09.2008 01:02:16 Gelesen: 1407739# 142 @  
Ich lese hier auch immer mit Interesse mit. Gerne würde ich hier zur Auflockerung wenigstens ein Beispiel eines amerikanischen Rohrpostbeleges zeigen. Rohrpost gab es hier nämlich auch in verschiedenen Städten und zwar jahrzehntelang. Belege die Rückschlüsse auf diese besondere Verwendungsform zulassen, besitze ich allerdings nicht bzw. habe ich sogar noch nie gesehen.

Bei einem Besuch im National Postal Museum in Washington im Juni habe ich mir die dürftigen Exponate zur Rohrpost angeschaut. Ich habe davon Fotos gemacht. Die Rohrpost war hier keine besondere Dienstleistung, mit besonderem Tarif und besonderen Ganzsachen. Sie wurde vielmehr dazu benutzt Post massenhaft zwischen Postämtern hin- und her zu befördern. Das System war gigantisch. Ich kann mich jetzt an die Details nicht erinnern, aber es wurden da zenterweise Post pro Minute, Bomben mit mehreren Kilos im Sekundentakt, verschickt. Wahrscheinlich habe ich aus der New Yorker innerstädtischen Post eine Menge Briefe die per Rohrpost befördert wurden. Den Umschlägen sieht man es leider bloss nicht an.
 
Schmuggler Am: 11.09.2008 10:47:35 Gelesen: 1407724# 143 @  
@ Bundpostfrischsammler [#141]

Da mir dieser Zeitabschnitt relativ fern steht, bedanke ich mich ganz artig für die umfassenden Informationen! Als vordergründiger "Reichspost Portostufen-Interessent" sind mir solche postalischen "Ausrutscher" fast nicht bekannt - besonders nicht in der peniblen, preußischen Rohrpost.

Kurz: WEITER MACHEN ! - man lernt nie aus. :-))
 
Schmuggler Am: 11.09.2008 11:51:59 Gelesen: 1407719# 144 @  
@ Carolina Pegleg [#142]

Guten Morgen Pegleg,

herzlich willkommen!

Gerne werde ich auch über die amerikanische Rohrpost einige Dinge in Wort und Bild aus meinem Archiv beitragen können, aber es wird fundiert noch etwas dauern: Meine eigene Arbeit steht für mich noch im Vordergrund.

Soviel kann ich spontan zu dem Thema "aus dem Ärmel schütteln": Die amerikanische Rohrpost ist in allen Belangen nicht mit der Berliner Rohrpost vergleichbar. Erst ab ca. 1935, als in Hamburg die sog. Groß-Rohrpostanlage geplant und umgesetzt wurde, begannen Parallelen zwischen den beiden Betriebssystemen: Große Mengen an Post in großvolumigen Behältern zu befördern (Berlin "gurkte" zu dieser Zeit noch immer mit den alten Transportmaßen, auch wenn "Schnellstrecken" diesem Manko "entgegen wirken" sollten).

Die erste öffentliche amerikanische "tube" mittels Druckluft wurde 1899(?) in Boston eröffnet. Ein Bild vom Bau der Röhrenanlage findest Du im [#50], ex "Buisepost".

Nimmt man alle Propaganda aus den damaligen Texten weg und vergleicht neutral die Entwicklungen auf verschiedenen Kontinenten, so ergibt sich folgende Ausgangsposition:

Bereits um 1880 wurden Experimente mit elektrischer und pneumatischer Post- und Warenbeförderung von privaten Firmen für die schnellere, sichere und bequemere Versorgung in den Hochhäusern vorgenommen. Die Versuchs Röhren- und Transportanlagen wurden teils über-, teils unterirdisch verlegt. Unter anderem ist die Entstehung der New Yorker "Subway" letztendlich auf diese Versuche zurück zu führen.



Die 1. deutsche elektrische Grubenbahn von 1879(!), gebaut und hier vorgestellt von der Firma Siemens & Halske in Berlin.



Private Güter-Transportbahn 1902 in New York auf einem heute so genannten "3D-Bild".

1899 begann der Bau einer "tube" in Chicago, ausgeführt von der privaten Firma "Chicago Tunnel Railroad Company". 1906 wurde sie fertig, 1956 meldete die Firma Konkurs an.

So weit sollte es erst einmal als allgemeine Information genügen, alles weitere muß erst wieder demnächst ans Tageslicht gefördert, eingescannt und gespeichert werden.
 
Schmuggler Am: 11.09.2008 18:42:49 Gelesen: 1407699# 145 @  
Soeben zum Thema "Hamburger Groß-Rohrpost" bei Spiegel-online im Unterbereich "einesTages" gefunden:

http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/2302/mit_hochdruck_durch_den_untergrund.html

Mit Hochdruck durch den Untergrund

Von Ulrich Alexis Christiansen

Ob Liebesbrief oder Börsenmeldungen: Eilige Nachrichten wurden bis weit ins 20. Jahrhundert per Rohrpost verschickt, unter Europas Metropolen verliefen riesige Rohrpostnetze. Heute ist die Druckluftpost vergessen, dabei schätzten selbst Geheimdienste die Rohrbomben: Sie waren abhörsicher.

Es war wie Science-Fiction, keine Frage. Zwar nur im Warenhaus Kaufhof und nicht im Weltall, aber trotzdem irgendwie Science-Fiction. Durchsichtige Plexiglasrohre, manchmal ganze Batterien davon hinter der Kasse, die in der Decke und im Fußboden verschwanden. Durch diese Rohre sausten Projektile, so schnell, dass man sie kaum mit bloßem Auge verfolgen konnte. Ab und zu plumpste eines der Geschosse aus einem der Rohre hinter der Kasse: Eine Kartusche wie die Mini-Version eines Laserschwertes aus "Star Wars".

Was aussah, als würde es aus der Zukunft kommen und unter geheimen Bauplänen für Sternenzerstörer nichts transportieren, war in Wahrheit ein in den Achtzigern bereits über 100 Jahre altes Kommunikationssystem: Die Rohrpost. Heute, wo wir Briefe und Bilder, selbst ganze Musikalben und Filme auf Knopfdruck verschicken können und sie Sekunden später schon beim Empfänger sind, scheint es unvorstellbar: noch vor nicht allzu langer Zeit war die Rohrpost der schnellste Weg, ein Dokument zu verschicken.

Im Vergleich zu den hochkomplexen Kommunikationstechniken von heute war das Prinzip der Rohrpost einfach: Am einen Ende der Röhre wurde Luft mit Hochdruck hineingepresst und dadurch die darin liegende Kartusche beschleunigt - ein Prinzip, das südamerikanische Indios bereits seit tausend Jahren bei der Jagd mit dem Blasrohr einsetzen. Den zivilen Nutzen dieser Waffe erschloss um 1810 der britisch Ingenieur George Medhurst. Seine Idee: Durch Druckunterschiede eine Triebkraft zu erzeugen und für "industrielle und verkehrstechnische Zwecke" einzusetzen. Es war die Geburtsstunde der Stadtrohrpost.

Rohrpost zur Rettung der Börse

Die Erfindung kam gerade zur rechten Zeit. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Straßen der Metropolen bereits so verstopft, dass die Postboten immer wieder auf sich warten ließen. Vor allem Börsenmakler verloren durch verspätete Nachrichten tagtäglich Geld - und das rasante Wachstum der Städte ließ nicht auf Besserung hoffen. Die Lösung lag im Untergrund: Ungehindert vom Verkehr an der Oberfläche hatten hier die Briefe ihre eigene Straße. Hier konnte die wichtige Post in Büchsen ("Rohrbomben") verpackt ungebremst mit einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern an ihr Ziel katapultiert werden.

Verschiedene Tüftler trieben die Technik voran, bis sie so weit ausgereift war, dass 1853 in London die erste Stadtrohrpost der Welt in Betrieb genommen werden konnte. Die erste Strecke der "P-Mail" (Pneumatic Mail) war nur etwa 200 Meter lang und verband unterirdisch die Londoner Börse mit dem "Central Telegraph Office".

Ähnliche Verbindungen bildeten in Berlin (1865) und Paris (1866) die Grundlage für die dortigen Rohrpostnetze, die bis in die dreißiger Jahre enorme Ausmaße erreichten. Um 1935 war beispielsweise das Stadtrohrpostnetz in Paris auf stattliche 467 Kilometer Länge angewachsen. In Deutschland erreichte nur das Netz unter den Straßen von Berlin mit einer Länge von über 400 Kilometer ähnliche Dimensionen, die anderen deutschen Städte waren weit abgeschlagen. Hamburg, zu diesem Zeitpunkt immerhin zweitgrößte deutsche Stadt, brachte es bei Beginn des Zweiten Weltkrieges nur auf ein Netz von rund 43 Kilometern Länge.

Geheime Rohrpost mit Alarmanlage

Trotzdem: Die Rohrpost war damals ein Massenphänomen. Längst waren in den großen Städten Dutzende von Postämtern miteinander verbunden; Firmen konnten einen Anschluss an das Rohrpostnetz beantragen. Selbst Privatpersonen durften die schnelle Verbindung nutzen. Eilbriefe konnten per Rohrpost von einem Postamt zum anderen befördert werden. Die "letzte Meile" vom Postamt zum Empfänger wurde dann vom Eilpostboten überbrückt. In Hamburg beförderte auch die Straßenbahn in einem Eilbriefkasten dringende Sendungen vom Kunden zur zentralen Sammelstellen mit Rohrpostanschluss.

Unter höchster Geheimhaltung entstanden in einigen Städten Parallelnetze neben der öffentlichen Rohrpost. Die "Secret Tube" von London erreichte Mitte der dreißiger Jahre eine Länge von rund 100 Kilometern. In ihren Röhren wurden hochsensible Regierungsdokumente befördert, denn im Gegensatz zur Telegrafie und Telefonie war das System der Rohrpost abhörsicher. Damit nicht ungebetene Gäste die Rohrpostleitungen anzapften, wurde eine Laufzeitkontrolle eingebaut: Erreichte eine Büchse nicht innerhalb einer festgelegten Spanne ihren Bestimmungsort, wurde Alarm ausgelöst.

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs war der Aufstieg der Stadtrohrpost ungebremst, aber mit Ausbruch des Krieges begann ihr Abstieg. Da die Röhren meist nur etwa ein bis zwei Meter unter der Erde verlegt wurden, nahmen sie bei Bombardierungen regelmäßig Schaden. Zunächst konnten die Büchsen über Ausweichstrecken geleitet werden, aber irgendwann waren dann auch diese Leitungen, wenn nicht gar die Postämter zerstört. Zwar wurden die wichtigsten Linien immer wieder geflickt, jedoch erreichten die Netze bis zum Ende des Krieges nie wieder ihre ursprüngliche Ausdehnung.

Letzter Versuch im XXL-Format

Nach Ende des zweiten Weltkrieges bekam die Rohrpost dann Konkurrenz durch das Automobil. Eilpostboten waren längst nicht mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, sondern mit ihren Postautos. Damit konnten sie nicht nur viel mehr Briefe gleichzeitig transportieren, sondern waren auch viel flexibler als die starren Röhren unter der Erde. Neuentwickelte Kommunikationstechniken wie beispielsweise der Fernschreiber schoben die Rohrpost immer weiter auf das Abstellgleis.

Ein letztes Comeback erlebte die Rohrpost noch - im XXL-Format. Die Stadtväter Hamburgs nämlich beschlossen Mitte der fünfziger Jahre die Errichtung einer bis dahin noch nicht dagewesenen Variante: der Großrohrpost. Der Grund war derselbe, der 100 Jahre zuvor den Erfolg der Druckluftpost möglich gemacht hatte: In der Hansestadt produzierte das gestiegene Verkehrsaufkommen der Wirtschaftwunderjahre immer längere Laufzeiten bei dringenden Postsendungen - die Eilpostboten steckten schlicht im Stau.

Entgegen des allgemeinen Trends erinnerte man sich deswegen an der Elbe der Vorzüge der Rohrpost und entwickelte zwischen 1954 und 1959 das Konzept der Großrohrpost. Hier sausten nicht mehr kleine Kartuschen durch die Rohre, sondern 1,60 Meter lange Wagen auf Rollen, die mit Luft gedrückt oder durch das Rohr gesaugt wurden. Bis zu 2000 Kurzbriefe sollten so pro Wagen transportiert werden können - ein enormer Fortschritt im Vergleich zur geringen Kapazität der herkömmlichen Rohrpost mit ihrem Durchmesser von nur wenigen Zentimetern.

Test erfolgreich, Röhren geflutet

Baubeginn war der 1. Oktober 1960. Zunächst entstanden zwischen den beiden wichtigsten Postämtern in der Hamburger Innenstadt zwei unabhängige Großrohrpostlinien. Aber bereits der Bau der ersten Linie war alles andere als einfach: Anders als noch im 19. Jahrhundert durchzogen mittlerweile U- und S-Bahnlinien, eine ausgebaute Wasser- und Gasversorgung, Fernsprechleitungen, Auto- und Fußgängertunnel den Untergrund. Für die großen Röhren der geplanten Großrohrpost war kaum noch Platz.

Trotz dieser Probleme konnten bereits 1961 erfolgreich erste Tests durchgeführt werden und am 8. Februar 1962 gab Bundespostminister Richard Stücklen (CSU) die Anlage für den Betrieb frei. Nur zwei Wochen später jedoch gab es den ersten, herben Rückschlag. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar ließ eine Sturmflut in ganz Norddeutschland die Deiche brechen. Ungeheure Wassermassen drückten in die Hamburger Innenstadt. Zwar blieben die Röhren nahezu unbeschädigt, jedoch liefen die Keller mit den technischen Anlagen voll. Es brauchte ein halbes Jahr, bis die Anlage wieder funktionierte.

Dieser Rückschlag tat den Ausbauplänen für die Großrohrpost jedoch zunächst keinen Abbruch. Bis März 1967 erfolgten die Inbetriebnahme der Gegenlinie und der Anschluss vom Postscheckamt am Hamburger Rödingsmarkt. Sogar ein Anschluss des Hamburger Flughafens an das Netz der Großrohrpost war geplant.

Kafka, die Liebe und der Rohrpostbrief

Doch der Transportweg durch den Untergrund erwies sich mit den Jahren zunehmend als problematisch. Die Rohre waren im Gegensatz zur kleinen Stadtrohrpost nicht durchgängig verbunden, sondern nur als einzelne Segmente verlegt. Dies machte die Anlage sehr anfällig für Störungen; durch die rege Bautätigkeit und den Schwerlastverkehr sackten immer einzelne Rohrsegmente ab oder verschoben sich gegeneinander. Mehr und mehr Betriebsunterbrechungen und hohe Wartungskosten waren die Folge. 1976 kam das Aus für das einst so ambitioniert gestartete Pilotprojekt Großrohrpost.

Heutzutage sind die Anlagen in den Hamburger Postämtern längst abgebaut. Kein Postbrief wird mehr über die Rohrnetze geleitet. Überlebt haben nur noch hausinterne Anlagen, wie zum Beispiel in Krankenhäusern, wo etwa Blutproben vom Operationssaal zum Labor mit der Rohrpost verschickt werden. Und in manchen Kaufhäusern dienen sie dem Geldtransport zwischen Kasse und Tresor.

Und so lesen sich die Liebesbriefe von Franz Kafka, die er 1920 seiner Freundin Milena schrieb, wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen: "Komme ich nach Wien, schreibe ich Dir einen Rohrpostbrief", ließ der Dichter seine Liebste wissen. Und: "Hast Du Donnerstag noch keinen Rohrpostbrief, dann bin ich nach Prag gefahren."
 
Jürgen Witkowski Am: 11.09.2008 22:08:01 Gelesen: 1407686# 146 @  
Vom Flughafen in die Röhre?

Diesen Beleg habe eigentlich unter dem Aspekt Flugpost erworben, habe jedoch nach näherer Betrachtung die Vermutung, es auch mit einem Rohrpostbeleg zu tun zu haben. Ich will zunächst einmal aufzählen, was ich auf dem Brief zu erkennen glaube und dies in eine zeitliche Reihenfolge bringen.

Absender ist die Dresdner Bank, Filiale Mannheim.

Empfänger ist Herr Direktor Schumacher in der Direktion der Dresdner Bank, Berlin W56.

Aufgabe als Brief bis 20 Gramm mit Luftpost und Eilbote Exprès.

Frankatur MiNr. 380 zu 0,20 M, MiNR. 417 zu 0,30 M und MiNr. 469 zu 0,12 M. Gesamtporto 0,62 M.

Portozusammensetzung (Hier bin ich mir unsicher und bitte um Korrektur eventueller Fehler):

Brief bis 20 Gramm - 0,12 M
Luftpostzuschlag - 0,10 M
Eilzustellung im Ortszustellbereich - 0,30 M
Rohrpostgebühr - 0,10 M
Gesamtporto 0,62 M.

Aufgabestempel Mannheim Flugplatz 7, 23.3.23 11-12 V

Ankunftstempel (Rückseite) Berlin-Zentralflughafen a, 23.3.33. 18-19

Roter Luftpostbestätigungsstempel Mit Luftpost befördert Berlin-Zentralflughafen Zweigluftpostamt

Rohrpoststempel ? Berlin Zentralflughafen *, 23.3.33. 18.40

Handschriftlicher Vermerk des Zielpostamtes 56 mit Rotstift

Unklar ist mir die Bedeutung des Nummernstempels 47 unterhalb des Luftpostaufklebers. Eventuell handelt es sich um einen Zählstempel für die Luftpost oder ist mit der Eilzustellung in Zusammenhang zu bringen.

Auf der Rückseite befindet sich noch ein violetter Stempel. Es handelt sich dabei vermutlich um den Eingangsstempel der Dresdner Bank Berlin, 23. MRZ. 1933 16.20 Uhr. Das ist nun wieder ganz seltsam, da sich der Brief um diese Uhrzeit noch auf dem Flug nach Berlin befunden haben muss.

Wer kann zur Aufklärung beitragen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 12.09.2008 18:40:15 Gelesen: 1407651# 147 @  
@ Concordia CA

Es handelt sich um einen schönen Luftpost Eilboten Beleg, der zur schnellen Beförderung mit der Rohrpost in Berlin zum Flughafen befördert wurde, ohne dass es verlangt wurde und ohne dass eine Rohrpostgebühr bezahlt wurde.

Das Porto stimmt aber dennoch, da die Eilbotengebühr 40 Rpf betrug.

Weiteres Anschauungsmaterial




Zwei Schleuderflugbelege mit ebenfalls stiller Rohrpostbeförderung



Zwei Eilbotenbelege mit stiller Rohrpostbeförderung
 
Jürgen Witkowski Am: 12.09.2008 21:41:22 Gelesen: 1407627# 148 @  
@ Bundpostfrischsammler [#147]

Sehr ausgefallenen Belege. Kompliment. Der untere Schleuderflugbeleg passt übrigens vom Empfänger her genau zu dem in Beitrag [#96] von mir gezeigten Brief. Schöner Zufall.

Vielen Dank auch für die Korrektur der Portostufenberechnung. Auf diesem Auge bin ich immer ein wenig blind. Da war ich genau um eine Portoperiode daneben.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Holger Am: 12.09.2008 22:40:57 Gelesen: 1407620# 149 @  
@ Concordia CA [#148]

Hallo Jürgen,

was bedeutet "Schleuderflug" ?

fragt
Holger
 
Jürgen Witkowski Am: 12.09.2008 23:18:35 Gelesen: 1407618# 150 @  
@ Holger [#1068]

Die deutschen Schnelldampfer "Bremen" und "Europa" waren mit Katapultanlagen ausgerüstet. Dabei handelte es sich um einen ca. 25 Meter langen Gitterträger, der mittschiffs zwischen den Schornsteinen drehbar angebracht war. Durch Ausschwenken bis zu 90 Grad konnte das Flugzeug gegen jede Windrichtung gestartet werden.

Auf dem Gitterträger befand sich der Startschlitten, welcher mit Pressluft in Bewegung gesetzt wurde. Auf diesen Startschlitten wurde das Katapultflugzeug aufgesetzt. Am Ende der Startbahn besaß der Startschlitten und das auf ihm befindliche Flugzeug eine Startgeschwindigkeit von 100 km/h. Während der Schlitten abgebremst wurde, hob das Flugzeug ab und flog mit eigener Motorenkraft dem Ziel entgegen.

Quelle: Erich Haberer, Katalog über die Katapultpost, Teil 1: Nordatlantik

Diese Flüge wurden Katapult- oder Schleuderflüge genannt und dienten dem Zweck, die Postbeförderung über den Atlantik um bis zu einem Tag zu verkürzen.

In diesem Thema findest Du in Beitrag #11 ein Bild eines startenden Flugzeuges:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=490&CP=0&F=1

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 26.09.2008 16:12:35 Gelesen: 1407419# 151 @  
Zurück zur Rohrpost und zu einer Rohrpostkarte (MiNr. RP 8) vom 11.11.1894.

Aufgabestempel Berlin, O. P 27 (R 15) 11 XI 94 * 5 II N.
Ankunftstempel Berlin, W. H.T.A. (R 1) * 11 XI 94* 5 55 N.

Während im R15 noch der alte Stempel mit der römischen Minutenzeitgruppe in Verwendung war, hatte man im R1 mit seinem sehr viel höheren Rohrpostaufkommen natürlich schon seit geraumer Zeit den moderneren Stempel mit der Minutenzeitgruppe in arabischen Ziffern im Einsatz.

Kommen wir nun zu den unscheinbaren blauen Stempeln am linken unteren Kartenrand. Es handelt sich dabei um Ausgefertigt-Stempel, wie sie in den Beiträgen [#66],[#114] und [#116] schon einmal gezeigt wurden. Die Uhrzeit scheint bei diesen Stempeln automatisch eingestellt worden zu sein. Ob es sich dabei um eine Stempelmaschine oder um eine Art Stechuhr gehandelt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.

Warum der Ausgefertigt-Stempel im Abstand von einer Minute gleich zweimal aufgebracht wurde entzieht sich meiner Kenntnis.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 27.09.2008 11:17:58 Gelesen: 1407394# 152 @  
@ Concordia CA [#1122]

HTA: So etwas "duales" habe ich auch noch nicht gesehen - sieht zumindest aber "schick" und ungewöhnlich aus. :-))

Dieser 2x über die Ecke, längs der Kante abgeschlagene Stempel spricht andererseits auch dafür, dass es sich im weitesten Sinn um einen Automaten gehandelt haben muß.

Ob der neue Unterbeamten-Anwärter da wohl noch geübt hat? Letztendlich gab es keine Vorschrift, wie der Stempel abgeschlagen werden muß - nur "unverwechselbar und lesbar" wurde verlangt, weshalb relativ häufig immer wieder die Entwertung der Marke plus 1x daneben gesetzt zu beobachten ist.

Apropos HTA: Es gibt eine Stempelform aus dem Jahr 1888, welche bisher nur in sehr wenigen Stücken (= "unter 5") bisher bekannt wurde. Auch dieser Stempeltyp muß ein Automat gewesen sein:



Er ist nicht sofort erkennbar, da er auf Grund seiner enormen Abstände sehr groß ist und bisher immer schwach oder auch nur teilweise abgeschlagen wurde.



Hier das gute (und am besten lesbare!) Stück im Detail.

Zu beachten ist, dass die Überschrift nicht HTA lautet, sondern lediglich "H.A." - ein "T." passt nicht in den Zwischenraum. Links das Datum in englischer Darstellung (= Monat plus Tag), mittig die Minuten-Zeitgruppe und rechts das Jahr.

Irgendwelche Kenntnisse über diesen Automaten und seinen Stempel liegen bisher nicht vor - anscheinend habe ich dem "Weltbestand" mit insgesamt 3 Stück gehortet. :-))
 
AfriKiwi Am: 27.09.2008 11:36:25 Gelesen: 1407388# 153 @  
@ Concordia CA [#1122]

Hallo Jürgen,

>>Warum der Ausgefertigt-Stempel im Abstand von einer Minute gleich zweimal aufgebracht wurde entzieht sich meiner Kenntnis.<<

Ich vermute das es nicht Minuten war sondern nur eine Notierung.

@ Schmuggler [#556]

H.A. vielleicht ein Vorläufer für HAUS-AUFTRAG, da diese Bezeichnung ab 1902 auf Bogen gebraucht wurde.

Erich
 
Schmuggler Am: 28.09.2008 17:03:09 Gelesen: 1407358# 154 @  
@ AfriKiwi [#153]

Trotz des wunderschönen Wetters:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Zusammenhang zwischen einem Rohrpoststempel von 1888 und einer Druck-Kennzeichnung auf Briefmarken ab der Ausgabe "Germania-Reichspost" durch die Reichsdruckerei gibt.
 
AfriKiwi Am: 29.09.2008 00:33:37 Gelesen: 1407334# 155 @  
@ Schmuggler [#154]

Ich glaube auch daß das kaum vorstellbar ist, wir haben auch heute noch nicht das Wetter genau definieren können.

Wer liebt nun nicht schönes Wetter und wer kann sagen daß eine Haus-Auftrags-Nummer nicht hier eine Ursprung hatte ?

Erich
 
Jürgen Witkowski Am: 02.10.2008 16:01:20 Gelesen: 1407265# 156 @  
Rohrpost-Umschlag, MiNr. RU 1, aus dem Jahr 1887.


Aufgabestempel BERLIN, O. P17 (R21) 8 V 87 + 5 III N.


Ankunftsstempel BERLIN, W. P30 (R8) 8 V 87 * 6 I N.

Interessant ist der Absenderstempel auf der Rückseite:

Königlich Niederschlesisch Märkische Eisenbahn Telegrafen Station Berlin.

Ob von Seiten der Eisenbahn auch Depeschen in das Rohrpostsystem eingespeist wurden?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 04.10.2008 16:35:11 Gelesen: 1407232# 157 @  
@ Concordia CA [#557]

Sogenannte "Eisenbahntelegramme", d. h. Telegramme, welche nicht an einer Post- sondern an einer Eisenbahnstation im ländlichen Bereich (so wie im Prinzip auch in den Western-Filmen gezeigt) irgendwo im DR aufgegeben wurden und nach Berlin adressiert waren, wurden in Berlin per Rohrpost von der Empfangsstation mittels Rohrpost dem Empfänger bestellt: Die Eisenbahnstationen hatten keinen eigenen Bestelldienst.

Diese "Bestellgebühr" in Form des Wertstempels auf Rohrpostumschlägen musste die nicht-staatliche Eisenbahn-Telegraphie der staatliche Postverwaltung mittels der gezeigten Rohrpostgebühr bezahlen.

Die Vereinigung aller Bahnen unter einer einheitlichen Verwaltung wurde erst später als "Die Reichsbahn" ( = D.R.) eingeführt. Google oder wikipedia mal unter "Reichsbahn"! Die Reichspost-Telegraphie bezahlte diese Beförderungs- und Bestellgebühr natürlich nicht.

In dem oben gezeigten Fall wurde das Telegramm irgendwo an einer Telegraphenstation der Märkischen Eisenbahn aufgegeben und von der gleichen Bahnverwaltung in Berlin empfangen. Die Absenderstempel sind teilsweise sehr interessant und reizvoll anzusehen, als eigenes Sammelgebiet (fast) noch unentdeckt.

Um 1901 wurden diese Eisenbahn-Telegramme via Reichspost abgeschafft, da die Reichspost ihr eigenes Telegraphennetz entsprechend ausbaute - und alles in einer "Familie" verblieb.

Tipp: In vielen Fällen ist auch vorderseitig auf den Umschlägen das Wort "Depesche" oder "Telegramm" über der Empfängeranschrift notiert.
 
Schmuggler Am: 04.10.2008 16:46:05 Gelesen: 1407230# 158 @  
@ Concordia CA [#557]

Unter "Deutsche Reichsbahn" kommst du am Schnellsten und Einfachsten an die eventuell interessanten Informationen mit historischem Hintergrund. Sorry.
 
doktorstamp Am: 04.10.2008 18:53:11 Gelesen: 1407221# 159 @  
Kann mir jemand bitte das Porto erklären.




Bedanke mich im voraus.

mfG

Nigel
 
Schmuggler Am: 04.10.2008 19:46:14 Gelesen: 1407215# 160 @  
@ doktorstamp [#159]

"Rohrpostbrief im Rohrpostnetz" - damit hast Du ja wohl kaum Probleme. :-))

ABER:

Der Empfänger der Sendung war nach Liebenwärder (= außerhalb der OPD Berlin, im Reichspostgebiet) verzogen und die Briefpostsendung wurde dem Empfänger ohne weiteres Porto nachgesendet.

Hintergrund:

Jeder Postbenutzer konnte sich bei seinem Post- und/oder Rohrpostamt kostenlos mit neuer Anschrift mit neuer Empfangsadresse (auch zeitweise) ab- oder ummelden. Die Nachsendung kostete dann KEIN weiteres Porto! (Ausgenommen: Fahrpostsendungen, aber die stehen hier ja nicht zur Debatte. und wenn sich der Empfänger nur bei seiner örtlichen Ordnungsbehörde > = Polizei< abgemeldet hatte).

War der Postkunde jedoch ohne Abmeldung am Post- oder Rohrpostamt nicht erreichbar, wurde die Sendung z. B. durch Befragen der Hausbewohner o. ä. mit neuer Anschrift versehen und nachgesendet - jetzt aber [U]mit/U] Porto.

Zusammenfassend:

Dein Rohrpostbrief ist in diesem Fall ohne Taxierung als gewöhnlicher Brief weiterbefördert und bestellt worden, da sich der Empfänger "ideal" verhalten hat.
 
Schmuggler Am: 04.10.2008 19:54:28 Gelesen: 1407213# 161 @  
@ doktorstamp [#159]

Entschuldigung: Der neue Empfangsort heißt LIEBENWERDA in Sachsen, hatte 1890 fast 50.000 Einwohner und liegt im Reg. Bez. Merseburg.
 
Jürgen Witkowski Am: 09.10.2008 21:21:03 Gelesen: 1407097# 162 @  
@ Schmuggler [#157]

Vielen Dank für Deine Ausführungen zu den Bahnposttelegrammen. Es ist schon erstaunlich, wie viele Facetten das Sammelgebiet Rohrpost zu bieten hat.

Der nächste Beleg, MiNr. RP 4 B, hat im Jahr 1883 noch einen Stempel, dem die später übliche feinere Zeitunterteilung fehlt.

BERLIN. W. 9. * c 4/1 83 12-1N.

Ist dieser Aufgabestempel schon einem Rohrpostamt zuzuordnen oder ist es ein normaler Aufgabestempel?

Der Einkreisstempel R 11 19 bedeutet, wenn ich es richtig sehe, Rohrpostamt 11, 19 Fahrt (des Tages).

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Sammelfreak Am: 10.10.2008 07:17:39 Gelesen: 1407079# 163 @  
Hallo Jürgen

dies ist ein Ausgabestempel wenn ich mich nicht irre. Ich schaue wenn ich zu Hause bin in meine Literatur und sage Dir genaueres darüber.

Hast Du noch mehr solcher Belege ? Vieleicht könnte man mal tauschen, sowas suche ich noch.

mfg
Martin
 
Schmuggler Am: 10.10.2008 12:50:29 Gelesen: 1407061# 164 @  
@ Concordia CA [#162]

Dies ist auf dem Wertstempel noch der gewöhnliche Briefpost-Entwertungsstempel vom PA W9, da es zu dieser Zeit noch keine typischen Rohrpoststempel gab: Die Versuchsperiode begann für diesen Stempeltyp erst 10/1884, um 3/1886 erstmals als "typischer Rohrpoststempel" (Kreis-Brückenstempel mit etc.) Anwendung zu finden.

Der kleine Kreisstempel ist von Dir richtig beschrieben: Ankunft im Rohrpostamt 11 mit der 19. Fahrt des Tages. (Welche Uhrzeit bzw. Minuten-zeitgruppe das war, wurde bereits oben erläutert) Es ist gewissermassen die Urform dieser Stempel: Der Hinweis "S" oder "N" für "aus Nord- bzw. Sodkreis kommend" fehlt; er wurde mit diesem Zusatz Form nach meinen Informationen und Daten erst ab 12/1879 eingesetzt. In der Literatur wird dieser Stempel ohne Zusatz bereits mit 6/1879 genannt, jedoch ist mir bisher nur die früheste Verwendung ab 8/1879 bekannt. Beide Stempeltypen verschwinden ab 3/1886 mit Einführung der neuen Rohrpoststempel.

Wie der Stempel korrekt nach seiner Aufgabe zu bennen ist, darüber streiten die RP-Gelehrten: In der Literatur wird er "Distributionsstempel" (= aus dem Lateinischen), in normalem Sprachgebrauch ein "Bestell- oder Ausgabestempel" genannt. ABER: Ich bin der ungefragten Meinung: Was sollen die in dem Kreisstempel genannten Daten für einen Sinn bei der Bestellung haben? So nenne ich sie schlicht und einfach "nur" Eingangs- oder Ankunftsstempel, denn es ist u. a. nicht bekannt WANN und WO sie abgeschlagen wurden.
 
Sammelfreak Am: 10.10.2008 15:06:22 Gelesen: 1407051# 165 @  
@ Concordia CA

So da war Schmuggler schneller als ich.

@ Schmuggler

Danke für das FD in meiner Lose Blattliteratur hab ich für den Stempel mitte Juli als FD kann ich ja dann man getrost in Jubi ändern.

mfg
Martin
 
Schmuggler Am: 10.10.2008 19:19:47 Gelesen: 1407040# 166 @  
@ Sammelfreak [#165]

Bleib uns dennoch gewogen! :-)) Es war reiner Zufall, keine Absicht.
 
Hermes65 Am: 11.10.2008 20:32:57 Gelesen: 1406970# 167 @  
Dieses fantastische Stück ist mir gerade bei Ebay durch die Lappen geflutscht: Für 55 EUR wegegangen! Ein wunderschöner Beleg mit Stempel vom 22.2.22. 2.50, schade, aber bei 50 EUR bin ich ausgestiegen!


 
Baldersbrynd Am: 12.10.2008 10:53:47 Gelesen: 1406940# 168 @  
Einschreiben-, Luftpost-, Eilboten-, Rohrpost- Brief.

Fünf verschiedede Porti und Gebühren auf Brief von Berlin Steglitz nach Kopenhagen, 4.12.1939. Ankunft in Kopenhagen Flughafen 6.12.1939.

Brief 25 Pf. für Ausland, gültig von 1.1.1925 bis 28.2.1946.
Einschreiben 30 Pf. gültig von 1.12.1923 bis 28.2.1946.
Eilboten 50 Pf. für Ausland, gültig von 1.8.1927 bis 28.2.1946.
Rohrpost 10 Pf. gültig von 1.1.1932 bis 8.5.1945(?)
Luftpost nach DK 10 Pf. gültig von 1.8.1938 bis 8.5.1946.
Zusammen 125 Pf. für diesen Brief.

Die 21 Pf. in der Mitte des Briefes sind später eingesetzt, gestempelt mit Berlin / Bahnpostamt 3 / Auslandsstelle / 5-12-1939.

Zensiert in Berlin, nur Verschlußstreifen, kein Geprüftstempel.

Viele Grüße aus Dänemark
Jørgen


 
Schmuggler Am: 13.10.2008 10:37:39 Gelesen: 1406906# 169 @  
@ Hermes65 [#167]

Das Stück wäre bestimmt höher gegangen, wenn der Verkäufer auf die Bitte nach einem rückseitigen Scan geantwortet hätte: Das Datum könnte auf eine unbeschriebene Rückseite schließen lassen - und das ist nun mal herzerfrischend unbeliebt bei vielen Sammlern.

Das ändert aber nichts an der "typischen-INFLA-Schönheit" verschiedener Markenausgaben auf einem Beleg! Zumal diese Gebührendarstellung nicht per beliebterer EF oder MeF darzustellen ist.

Einen 2. Beleg in dieser Erhaltung zu beschaffen, wird Dich die nächsten Jahre (!) beschäftigen. :-))
 
Schmuggler Am: 13.10.2008 10:43:50 Gelesen: 1406903# 170 @  
@ Baldersbrynd [#168]

Hurra! - Ein Däne plus Porto- und Gebührenkenner: Herzlich Willkommen !

Auch wenn dieses Zeitfenster, wie bereits genannt, nicht mein Hobby ist: Solch eine Darstellung hatte ich bisher noch nicht im Archiv!

Herzlichen Glückwunsch!
 
Baldersbrynd Am: 14.10.2008 13:25:52 Gelesen: 1406855# 171 @  
@ Schmuggler

Danke für die Willkommensgrüße in [#170].

@ alle

Diesmal schaue ich eine Postkarte von Berlin gesendet am 20.7.1923.

Porto 520 Mark für Rohrpostkarte innerhalb des Netzes, gültig von 1.7.1923 bis 31.7.1923.

Viele Grüße
Jørgen


 
Schmuggler Am: 14.10.2008 16:01:38 Gelesen: 1406843# 172 @  
@ Baldersbrynd [#171]

Nanu, die Karte habe ich ja bereits im Archiv - ex einem bekannten Grenztarif- und Krone/Adler-Sammler aus DK :-))

Zufall, oder ?
 
Baldersbrynd Am: 14.10.2008 23:15:24 Gelesen: 1406822# 173 @  
@ Schmuggler [#172]

Ja ich bin der Grenztarif- K/A-Sammler aus DK. :-))

Grüße Jørgen
 
Schmuggler Am: 15.10.2008 17:15:05 Gelesen: 1406801# 174 @  
@ Baldersbrynd [#173]

Na, da kannst Du mir ja wie gerufen und kannst mir eine aktuelle Frage beantworten: In einer Auktion wird ein Rohrpostbrief vom 25.9.1937 nach Dänemark mir "Söndagbröd" (?) angeboten - was "Sonntagszustellung" heißen soll - und mit einer orangenen/gelben dänischen Briefmarke im Voraus bezahlt wurde.
Seit wann gibt es in Dänemark diese Dienstleitung ? Und musste sie immer mit dänischer Briefmarke gezeigt werden ?



Auf die Antwort bin ich gespannt! :-))
 
Baldersbrynd Am: 15.10.2008 22:50:44 Gelesen: 1406783# 175 @  
@ Schmuggler [#174]

Ein sehr schöner Brief. Es gibt nicht viele mit dänischer Sonntagsgebühr aus dem Ausland, aber ab und zu.

Es heist SØNDAGSBREV = Sonntagsbrief, oder SØNDAGSKORT = Sonntagskarte.

Es war ein dänischer Dienst von 1.5.1929 bis 30.6.1972. 10 Øre Sonntagsgebühr war gültig von 1.5.1929 bis 30.6.1940. Es sollte immer bezahlt mit einer dänische Briefmarke auch wenn Brief oder Postkarte kommt von den Ausland.

Der Empfänger war Briefmarkensammler und erste Vorsitzende in einem Briefmarkenverein.

Von 1.5.1929 nur Lieferung in Städten, ab 1932-33 auch in den Landzonen. In beide Fällen höchstens bis 2 Km von den Postamt.

Es freut mich das ich Dir helfen konnte, Du hast mir so viel geholfen.

Wenn Du die übrigen Gebühren von den Sonntagsbriefe wünscht bitte schreibt das zu mir.

Viele Grüße aus DK.

Jørgen
 
Schmuggler Am: 16.10.2008 15:07:54 Gelesen: 1406761# 176 @  
@ Baldersbrynd [#1130]

Donnerwetter! :-))

Das war und ist ja SPITZE! Dagegen ist die Katapult- und Flugpost mit Rohrpost und Eilbestellung nach z. B. Grönland geradezu Massenware! :-))

Das der Brief "irgendwie" philatelistisch beeinflußt ist und wurde, trage ich in diesem Fall mit Fassung: Der Ankunftsstempel ist drauf, das Stück "echt" gelaufen: Muß nur noch das Flaschen-Leergut einsammeln und einlösen! :-))

Kompliment aber auch an das Auktionshaus und seinen Sachbearbeiter mit dieser (dänischen und fachlichen) Kompetenz!

DANKE NACH HEDEHUSENE!!
 
Schmuggler Am: 16.10.2008 15:39:16 Gelesen: 1406758# 177 @  
Immer wieder wird gerne über die "Portostufen-Fetischisten" und ihre Erbsenklickerei geschmunzelt. Wie wichtig das dennoch sein (und einem manches Geld ersparen kann - oder auch nicht) wurde soeben im vorhergehenden Bericht aufgezeigt: ICH hätte ohne dieses Hintergrundwissen eines anderen Sammlers nie auf diesen Rohrpostbrief geboten und auch nie eine Abbildung mit Gebrauchsanweisung im Archiv eingelagert.

Das es auch anders geht, soll dieser Beleg aufzeigen:



Brief mit links oben gewünschter Rohrpostbeförderung, Porto(U] nach Nürnberg und dortiger [U]Eilbestellung, aufgegegen in Berlin am 29.9.1920, frankiert mit 2,40 M. Ankunft in N. am nächsten Tag.

Ein Rohrpostbrief mit dieser gewünschten Behandlung ist aus dieser Porto- und Gebührenperiode bisher nicht bekannt, der Ausruf unter 100 EUR. Kurz: Dafür ist das doch ein Schnäppchen !

Wirklich ?

1. Es ist keine Rohrpostbeförderung erkennbar.

2. Blickt man in die Porto- und Gebührentabellen und addiert die Beträge, stellt man fest: Da fehlen doch glattweg 40 Pfennig Porto!

Zusammenfassend: Im 1. Augenblick ein Glücksgriff, im Nachhinein ein Fehlgriff - denn OHNE ROHRPOSTBEFÖRDERUNG ist es eine überfrankierte Massenware. :-((
 
Schmuggler Am: 16.10.2008 18:49:52 Gelesen: 1406744# 178 @  
Erst lesen, dann denken - ich machs auch gaaaaanz kurz:

Im Jahr 1843 erfand Herr Bain einen sogenannten "Flachschreiber", 1847 Bakewell das walzenförmige Gerät zu einer "Bildübermittlung": Es ging um die technische Möglichkeit, ein Bild oder einen Text "wie im Original" zu erstellen, es über eine Stromleitung zu transportieren und wie eingegeben so auch wieder zu lesen.



1863 richtete Caselli die erste öffentliche Bildtelregraphenlinie zwischen Paris über Lyon nach Marseille ein.



1921 gelang es erstmal, eine Zeichnung (= Bild) von Europe via Unterseekabel in die USA zu senden. Ab 1924 war es bereits möglich, kurze Texte in Bildform zu übertragen. Auch von Berlin. Das Ergebnis ist nicht toll anzusehen, dennoch technisch eine Meisterleistung:



Das verwackelte ist "echt"! :-))

So sah das für den Empfang der Übertragung konzipierte Gerät aus:



Bereits Ende 1927 sah das Endergebnis bedeutend besser aus, zumal Text UND Bild auf einer Seite standen:



Was hat das aber alles mit der Rohrpost zu tun ?

Der private Absender konnte ebenfalls ab dieser Zeit sein privates Bildtelegramm an einen Empfänger senden, meist wars die Familie oder SEHR gute Freunde - per Briefpost. Die Umschläge zu diesen Sendungen sind heute die wohl rarsten porto- und gebührenfreien Dokumente,



hier zusätzlich per Rohrpost 1928 vom HTA über SW 61 nach Tempelhof befördert und bestellt.

Anläßlich eines Philatelistentreffen in Berlin (war es 1938 ?) wurde diese Möglichkeit erst richtig populär - der Umschlag zu diesen Sendungen, ob per Rohrpost oder Zeppelin befördert, ist in allen Fällen heute sehr beliebt und begehrt.

Ja, ja - die Rohrpost ... :-))
 
Schmuggler Am: 16.10.2008 19:05:38 Gelesen: 1406740# 179 @  
Zum guten Schluss:

WER ergänzt den Beitrag Nr. 176 eventuell mit den Gebühren oder sonstigen Informationen ?

Ferner bitte beachten:

Die Bilder und die wesentlichen Daten wurden mit freundlicher Unterstützung des Archivs der Neuen Züricher Zeitung (= NZZ) aus dem Jahr 1943 einer Ausarbeitung von Paul Bellac, Bern, übernommen. Bin nicht so schlau, wie ich tue! :-))
 
AfriKiwi Am: 16.10.2008 23:53:35 Gelesen: 1406720# 180 @  
@ Schmuggler [#179]

>>Bin nicht so schlau, wie ich tue! :-))<<

Ich glaube alle danken Dir fürs zeigen, so werden noch mehr schlauer. :)

Erich
 
Schmuggler Am: 17.10.2008 09:23:58 Gelesen: 1406700# 181 @  
@ AfriKiwi [#180]

:-))

Du solltest doch möglicherweise das Posting 176 ergänzen, nicht 177.

:-))
 
AfriKiwi Am: 17.10.2008 13:35:34 Gelesen: 1406688# 182 @  
@ Schmuggler [#181]

Da das mir kaum möglich ist, stelle ich Deine Frage wieder an dem Mitglieder:

Beitrag #177

>> Zum guten Schluss: WER ergänzt den Beitrag Nr. 176 eventuell mit den Gebühren oder sonstigen Informationen ?<<

Erich
 
duphil Am: 17.10.2008 15:39:22 Gelesen: 1406683# 183 @  
@ Schmuggler [#178]

Hallo Schmuggler!

Jetzt schau ich mir den von Dir gezeigten Beleg schon fast zwei Tage an.

Aufgefallen ist mir folgendes: Dieser Beleg trägt keinerlei Gebührenvermerke oder Briefmarken. Es fehlt offensichtlich auch der Hinweis auf eine Gebührenbefreiung. Oder soll der Reichsadler oben links ein solcher sein?

Wenn das nicht der Fall ist, wie ich glaube, ist dieser Umschlag ein Postinternes "Formular" oder ein Vordruck. Es gab dann ja wohl spezielle Umschläge für Bildtelegramme ebenso wie für normale Telegramme. Somit ergibt sich dann für mich nur die Berechnungmöglichkeit für evtl. anfallende Telegrammgebühren.
Leider finde ich keinerlei Hinweise auf diese Kosten, weder für normale Telegramme noch für Bildtelegramme, in meinen Unterlagen. Damit kann ich dann nicht einmal ungefähren Kosten für ein Bildtelegramm ermitteln.

Sollte ich völlig falsch liegen lasse ich mich da gerne eines Besseren belehren.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Jürgen Witkowski Am: 17.10.2008 16:04:17 Gelesen: 1406680# 184 @  
@ duphil [#920]

Ich denke mal, der Umschlag mit dem Bildtelegramm war als "Postsache" gebührenfrei zu befördern. Daher wird man in keiner Portotabelle der Welt dazu Angaben finden. Der Rohrposttransport ist in diesem Fall nichts anderes als ein Teil der Zustellkette bis zum Empfänger.

Ähnlich wie bei einem Telegramm, das in Berlin ebenfalls per Rohrpost zwischentransportiert wurde, fallen keine zusätzlichen Gebühren an. Die Post ist nur verpflichtet, schnellstmöglich zuzustellen. Ob per Rohrpost, Luftpost oder per Eilboten ist dabei von Fall zu Fall zu entscheiden gewesen.

Es handelt sich um einen postinternen Dienstumschlag. Das Bildtelegramm traf beim Haupt-Telegrafen-Amt (HTA) ein, wurde in den Umschlag gesteckt und dem Empfänger auf schnellstem Wege zugestellt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 17.10.2008 18:00:02 Gelesen: 1406675# 185 @  
@ duphil [#920]

Und noch meinen Senf dazu: Es ist, wie Concordia richtig in Nr. 182 schreibt, ein "dienstlicher Umschlag zur Beförderung eines Bildtelegramms" - eben durchaus mit einer "Post- oder Telegrammsache" vergleichbar.

Ganz behutsam ausgedrückt: Nach meiner Meinung (= nicht-Wissen) musste der Kunde zu dieser Zeit (1828) die Telegramm- und Bildgebühren bezahlen, welche ZUSAMMEN einen nicht unerheblichen Gesamtbetrag ergaben. Für den Kunden war in der Gesamtgebühr die Beförderungsgebühr, wie bei normalen (= Text-) Telegrammen auch, enthalten. Üblicherweise war zu dieser Zeit das Empfangs-Telegraphenamt auch das Bestellamt. In Berlin (und München) konnte der Transport des Telegramms auch per Rohrpost vorgenommen werden, wenn beide Anlagen eine Rohrpoststation hatten. Hatte nur das HTA in Berlin zu dieser Zeit einen Bild-Sendeapparat, aber nicht der Bestimmungsort, dann konnte das Bildtelegramm auch per Flugpost befördert werden - oder per Rohrpost.

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Bildtelegramm mit Text lag doch darin, dass auch die Grüße oder Mitteilungen individuell mit der originalen Handschrift(!) mit übertragen wurden - und nicht nur der Text per Telegraphenmaschine oder Morseapparat, wie wir sie heute den Kisten und Kästen bündelweise vorfinden. Samt Umschlag.

In der bekannten Telegraphie wurde jedes Wort und Zeichen nach festgelegten Regeln gezählt und mit dem Wortbetrag (je nach Zielort und -Land) zum Gesamtbetrag multipliziert.

Die endgültige Gebührenfrage kann möglicherweise nur jemand beantworten, der die Telegraphiegebühren (aus der ADA?) zu dieser Zeit hat.

Auf keinen Fall sind die Gebühren von 1928 identisch mit den Gebühren von 1938(?) zu dem Berliner Philatelistentreffen: Dort wurde ein vergünstigter Anlass-Pauschalbetrag genannt (Welcher ?) - deswegen sind diese Bildtelegramme die "häufigsten".

Soweit mein theoretischer Hinterkopf-Beitrag zum Geschehen, gerne lese ich dazu weitere Kommentare, Ergänzungen und Wissenswertes.

Kurz: Nur zu! :-))
 
Schmuggler Am: 17.10.2008 18:10:01 Gelesen: 1406670# 186 @  
@ Schmuggler [#185]

Bekomme soeben einen Tipp im Hintergrund: Der Autor "Meyer zu Eisen" hat u. a. auch ein Buch über "Schmucktelegramme" geschrieben - das Buch habe ich aber nicht. :-((

Darin soll sich auch in informativer Teil mit dem Thema "Bildtelegramme" befinden.

Wie immer: WER kann ergänzen oder korrigieren ?
 
Stempelwolf Am: 17.10.2008 23:19:49 Gelesen: 1406639# 187 @  
@ Schmuggler [#186]

anbei ein Scan aus dem Werk von Hans Meier zu Eissen: "Die Deutsche Telegraphie - Stationen zur Geschichte 1918 - 1945 und Katalog" aus dem Kapitel über die Bildtelegramme:



Beste Grüße
Wolfgang
 
Schmuggler Am: 18.10.2008 10:21:02 Gelesen: 1406626# 188 @  
@ Stempelwolf [#187]

Der Nebel lichtet sich, nicht nur draußen vor der Tür: DANKE an Stempelwolf und ENTSCHULDIGUNG an Herr Meier zu Eisen.

Die von duphil gestellte Frage nach der Frankatur hat sich ebenfalls aufgehellt und bestätigt: Die Gebühren wurden im Voraus bezahlt, der Beförderungsumschlag ist immer ohne Frankatur.

Jetzt fehlen "nur noch" die Gebühren.
 
duphil Am: 18.10.2008 11:28:25 Gelesen: 1406619# 189 @  
@ Schmuggler [#188]

Hallo Schmuggler und Rohrpostfreunde!

Hier ein Hinweis zu den Gebühren für (Bild)Telegramme:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/2/20/Tel2345.jpg

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Schmuggler Am: 18.10.2008 18:59:33 Gelesen: 1406590# 190 @  
@ duphil [#189]

Vielen Dank für das Auffinden (was mir nicht gelungen ist) der "allgemeinen Telegrammgebühren" im Netz, ABER die Gebühren für ein Bildtelegramm von 1927 oder 1933 finde ich nicht - auch wenn der Schreiber dieses Wort in seinem Artikel benutzt.

Falls von allgemeiner Interesse: Es fehlen ferner in der Veröffentlichung die Gebühren ins Ausland so wie die Zusatzleistungen.

Vielleicht sollten "wir" das Thema hier erst einmal beenden und zur gewöhnlichen unterirdischenen Rohrpost zurückkommen - wird zum Bildtelegramm noch was und wo entstaubt, kann es ja immer und jederzeit gerne nachgetragen werden: Hier geht nichts verloren! :-))
 
duphil Am: 18.10.2008 19:53:12 Gelesen: 1406583# 191 @  
@ Schmuggler [#190]

Hallo Schmuggler!

Also ich habe in den Anmerkungen unten gelesen, das der Mindestsatz für ein Bildtelegramm ab dem 1. März 1929 4,00 RM betrug.

Zum Thema Auslandsgebühren habe ich folgendes gefunden:

16.11.1930

Zwischen den Vereinigten Staaten und dem Deutschen Reich wird der Bildtelegraphendienst aufgenommen. Der Preis für einen cm² beträgt 1,65 RM, der Mindestpreis für ein Bildtelegramm beträgt 247,50 RM (150 cm²).

Allerdings weiß ich nicht mehr wo !

Ferner soll im INFLA-Bericht 187 ab Seite 64 einiges zu diesem Thema stehen. Vielleicht hat ja ein Mitglied dieses Heft und kann uns weiterhelfen.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Hermes65 Am: 23.10.2008 18:46:04 Gelesen: 1406438# 192 @  
Ein Thema ohne Ende. Hier ein Brief aus der DDR (Nachträglich entwertet am 8. 6. 1975 oder 1985. Gab es zu der Zeit noch Rohrpost in der "Ehemaligen" oder ist der Zettel aus Aufbrauchsgründen verwandt worden? Das Porto von 1,05 M ist allerdings reichlich hoch, selbst für Eilbotenbeförderung.

Rückseitig prangt ein kleiner achteckiger Stempel mit der Zahl <220>.

Hab das Stück für 0,10 EUR erworben und gedacht, damit kann man nichts falsch machen.

Gruß
Manfred


 
Jürgen Witkowski Am: 23.10.2008 18:55:49 Gelesen: 1406435# 193 @  
@ Hermes65 [#192]

In der Porto-Fibel vom Stollberger Verlag steht, dass die Rohrpost in (Ost-)Berlin 1977 eingestellt wurde. Die Rohrpostgebühr für Briefe bis 100 Gramm betrug zu dieser Zeit 20 Pf. Die Eilzustellung Briefpost kostete 50 Pf. Die restlichen 35 Pf. kann ich nicht plausibel erklären. Da müssen die Portostufenspezialisten helfen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
reichswolf Am: 23.10.2008 19:08:00 Gelesen: 1406432# 194 @  
@ Concordia CA [#193]

Berlin 62 (= Schöneberg 1) war ja nicht Teil der DDR, sondern West-Berlins. Dementsprechend mußten 35 Pfennig für einen Auslandsbrief bis 20g verklebt werden.

Beste Grüße,
Christoph
 
Hermes65 Am: 23.10.2008 20:10:01 Gelesen: 1406426# 195 @  
Auf 85 Pf bin ich auch gekommen, so gesehen wäre es schon hoch überfrankiert. Aber es scheint doch ein ganz normaler Bedarfsbrief zu sein.
 
reichswolf Am: 23.10.2008 20:27:49 Gelesen: 1406424# 196 @  
@ Hermes65 [#195]

Was meinst du? Das Porto haben wir doch wunderbar geklärt. Auslandsbrief (35 Pf) + Eilbote (50 Pf) + Rohrpost (20 Pf) macht 105 Pfennig.
 
Hermes65 Am: 23.10.2008 21:15:42 Gelesen: 1406418# 197 @  
Na klar, so stimmts, habe vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen!
 
Baldersbrynd Am: 26.10.2008 14:06:18 Gelesen: 1406372# 198 @  
Hallo an Alle.

Habe diese heute bekommen. Der Schnellpost war ein Ablöser der Rohrpost zwischen 1.3.1949 und 5.3.1955. Nach Mai 1945 war das Rohrpostnetz zerstört zwischen den Postämtern N65 und N4 auch dem Postamt W9. Wie lange diese Zerstörung war weiss ich nicht.

Portobetrag 80 Pf. gültig von 1.6.1949 bis 5.3.1955.

Viele Grüße aus Dänemark.

Jørgen

 
Hermes65 Am: 28.10.2008 11:53:35 Gelesen: 1406332# 199 @  
Weil es so schön war, noch einen:


 
Jürgen Witkowski Am: 31.10.2008 16:54:30 Gelesen: 1406276# 200 @  
Nach den beiden schönen Berlin-Belegen von Baldersbrynd und Hermes65 möchte ich für heute einmal einen Rohrpost-Beleg aus Frankreich vorstellen. Sowohl in Paris als auch in Marseille bestanden Rohrpostnetze. Für jede der beiden Städte wurden eigene Rohrpost-Umschläge, -Kartenbriefe und -Postkarten herausgegeben.

Einige der Ganzsachen-Umschläge hatten vorne sogar die Portostufen aufgedruckt und auch auf der Rückseite umfangreiche Erklärungen.

Rohrpost-Umschlag für Paris, MiNr. RU 12, 1,50 Fr.


Aufgabestempel PARIS 00 HOTEL DE POSTE 23 XI 30 14.15


Ankunftstempel PARIS 6 RUE DE VAUGIRARD 15.55 23 XI 1930

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 01.11.2008 13:10:28 Gelesen: 1406253# 201 @  
@ duphil [#191]

Ich habe mich redlich bemüht, Information zu dem Thema "Bildtelegramme" zu bekommen. Gleich ob Sindelfingen oder der (philat.) Rest der Welt: Die einschlägigen Zampanos gucken mich ratlos und hilflos an. :-((

Lichtblick!: Heute sendete mit der bekannte freundliche und kompetente Händler "Schnellbacher" aus Berlin mehrere Seiten, welche aber aus dem Jahr 1936 sind. Sie treffen unser Thema "vor 1930" nicht haargenau, dennoch sind bestimmte Strukturen erkennbar:



Blatt 1 mit der Information anlässlich der Olympiade in Berlin.



Wie vor, Blatt 2



Sie lesen in Blatt 3 die ab Berlin möglichen Länder, Ortschaften und die Gebühren dorthin. Die Preise sind enorm, besonders wenn man den cm2!!) Preis pro Bild mit den Mindestgebühren vergleicht.

Auch interessant, dass sich private Firmen um die Herstellung der Bilder bemühten, um sie anschliessend der Reichspost korrekt zuzuliefern - welche sodann die weitere Bearbeitung veranlasste.

Vordergründig war dieser Service wohl für die internationalen Pressevertreter aus aller Welt gedacht - nicht für Privat: Siehe Kosten und Gebühren.

Nochmals: DANKE HERR SCHNELLBACHER!
 
Stempelwolf Am: 01.11.2008 16:45:22 Gelesen: 1406239# 202 @  
@ Schmuggler [#201]

Alles zum Thema Bildtelegrafie von Hans Meier zu Eissen:







Beste Grüße
Wolfgang
 
Schmuggler Am: 01.11.2008 18:06:20 Gelesen: 1406235# 203 @  
@ Stempelwolf [#202]

Ich danke auch Dir, Stempelwolf, hast uns ja lang mit Deinem Wissen hier "eiern" lassen.

Die Ausarbeitung scheint ja wirklich nicht häufig gelesen worden zu sein. :-(( Nun ja, der Titel verspricht auch wirklich keinen Knaller - trotz der phantastisch detaillierten Recherche zu dem Werk.

Kurz: "2x Komplimente verteilen!"
 
Baldersbrynd Am: 04.11.2008 09:02:32 Gelesen: 1406169# 204 @  
Hallo Alle

Hier ist ein Einschreiben- Eilboten- Rohrpost-Brief aus Hamburg nach Berlin, gesendet am 12.4.1923. Rückseite Ankunftsstempel in Berlin und 8,00 Uhr?

Portoberechnung: Alle Porti gültig von 1.3.1923 bis 30.6.1923.
Fernbrief bis 20g 100 Mark
Einschreiben 80 Mark
Eilboten 120 Mark
Rohrpost 260 Mark von und nach außerhalb des Netzes.
Zusammen 560 Mark

Viele Grüße
Jørgen


 
Schmuggler Am: 04.11.2008 10:48:04 Gelesen: 1406152# 205 @  
@ Baldersbrynd [#204]

Hallo Einer,

Du provozierst mich! :-))

Ohne Zweifel wollte der Absender, so wie frankiert und von Dir korrekt beschrieben, die Sendung zugestellt bekommen: Da "brannte der Kittel". Nur die frankierte Rohrpostbeförderung ist nirgendwo notiert. Selbst wenn: Zu dieser Zeit konnten R.-Sendungen noch nicht per Rohrpost befördert werden, auf dass zum "Einschreiben" notwendige Prozedere der Empfangsbestätigung war die Rohrpost abwicklungstechnisch und personell noch nicht vorbereitet.

Dennoch ist auf der Rückseite hauchzart der Rohrpoststempel von dem PA W 8 mit Minuten-Zeitgruppe abgeschlagen (und zusätzlich in rot nochmals handschriftlich mit 8,00 bestätigt) - aber auch nur dieser.

Hintergrund:

Die Sendung war an die Deutsche Bank adressiert und das Postamt W 8 war das Versorgungspostamt für die Deutsche Bank. Verbunden waren diese beiden Institutionen seit ca. 1920 (oder früher) mit einem internen Transport- oder Beförderungsrohr und zumindest alle Eilsendungen erhielten fast immer diesen Rohrpoststempel vom W 8.

Vorderseitig mittig ist der private Eingangsstempel der Deutschen Bank zu sehen, oben ist in roter Farbe "SCH" notiert, die bankinterne Weiterleitung an die SCHeckabteilung - die vom Absender notierte "Rembours-Abteilung" steht für "Vergütung", "Tilgung" oder auch "Rückzahlung" - je nach Aufgabenstellung.

[B]SCH/B]eck passte in diesen Themenbereich somit pauschal hinein.

Gruß aus dem Wald nach DK!
 
Baldersbrynd Am: 04.11.2008 13:23:36 Gelesen: 1406136# 206 @  
@ Schmuggler [#205]

Hallo Schmuggler

Ich glaube das ich früher dieser Brief geschaut habe.

Ich verstehe das ein Einschreibebrief mit Rohrpost nicht möglich war. Aber der Absender oder das Absenderpostamt musste das wissen, auch in Hamburg.

Der Stempel auf dem Rückseite haben keine Minutenangabe "nur" 5-6V nach dem Datum.

Wann bleibt es möglich ein E-Brief mit der Rohrpost zu senden?

Ich wollte Dir nicht provozieren, mit dieser Fragen kann ich nur an die deutschen Fragen. So ich habe Deine Antwort geschrieben und beiliegen das mit dem Brief.

Liebe Grüße von He(i)de nach D

Jørgen
 
Schmuggler Am: 04.11.2008 15:20:34 Gelesen: 1406128# 207 @  
@ Baldersbrynd [#206]

Mach Dir keinen Kopp! :-))

Das Thema "Rohrpost plus Einschreiben" hatten wir unter [#121] und [#127] besprochen, mit allen möglichen und eigentlich unmöglichen Daten.

Die grundsätzliche Verfahrensweise bei W 8 bleibt offen, da es sich im eigentlichen Sinn um eine (nicht öffentliche) [B]Haus-Rohrpost(/B] handelte.
Diese Haus-Rohrpostanlagen richtig zu identifizieren, ist heute an Hand der Stempel fast unmöglich - nur die gelegentlich erhalten geblieben und reproduzierten privaten Rohrpost-Lagepläne, wie z. B. von der Firma Mix und Genest, können heute zur Bestimmung heran gezogen werden.

Wenn wir zu dem Thema "Haus-Rohrpost" kommen (die Thematik tauchte bereits ansatzweise beim Stempel "Königliches Schloss" auf) wirds bei mir SEHR vage werden: Nicht jeder Stempel mit Minuten-Zeitgruppe muß ein Rohrpoststempel gewesen sein - besonders nicht nach 1924 ... :-((
 
AhdenAirport Am: 04.11.2008 19:27:35 Gelesen: 1406093# 208 @  
@ schmuggler [#164]

Für's Archiv das mir bekannte FD des Ankunftstempels des HTA 'R1' ohne Zusatz:

2.7.1879



Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 04.11.2008 20:15:37 Gelesen: 1406087# 209 @  
@ joey [#208]

Prima ! Und ganz herzlichen Dank !

Wird gleich (optisch) archiviert - und meine Info-Unterlagen korrigiert. :-))

Zusätzlich: Kannst Du mir bitte auch einen Scan der Rückseite machen? Ist nämlich die für mich bisher frühestes Zustellung einer (Eisenbahn-)Depesche gegen Rohrpostgebühr.

Weitermachen !
 
Jürgen Witkowski Am: 04.11.2008 20:32:23 Gelesen: 1406083# 210 @  
@ joey [#208]

Herzlich willkommen auf Philaseiten.de. Ich freue mich, dass Du gleich einen Beleg aus Deiner Schatzkiste vorgestellt hast und möchte mich der Bitte von Schmuggler anschließen: Weitermachen!

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
AhdenAirport Am: 04.11.2008 22:52:27 Gelesen: 1406065# 211 @  
@ schmuggler (Rainer ?)

Die Rückseite des Beleges ist leider vollkommen blank, da gibt's nichts zu zeigen, sorry.

@ Concordia CA

Es ist ein bischen schwierig, Euch durch all diese Foren zu folgen. Wo bleibe ich jetzt z.B. mit meinen Berliner Maschinenstempeln und ganz zu schweigen von den Berliner Kleinschriftstempeln, von denen ich noch gar nichts gezeigt habe?

Grüße aus Berlin,
joey
 
Jürgen Witkowski Am: 04.11.2008 23:13:29 Gelesen: 1406064# 212 @  
@ joey [#895]

>>wo bleibe ich jetzt z.B. mit meinen Berliner Maschinenstempeln<<

Na zum Beispiel hier:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=852&CP=0&F=1

>>und ganz zu schweigen von den Berliner Kleinschriftstempeln, von denen ich noch gar nichts gezeigt habe?<<

Das wäre hier gut aufgehoben:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=737&CP=0&F=1

Ein guter Tipp für den Anfang ist auch immer:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?OV=1

Interessierende Stichworte auf der linken Seite anklicken, dann erscheinen alle passenden Themen dazu.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 05.11.2008 09:28:40 Gelesen: 1406052# 213 @  
@ joey [#208]

Macht nix, steht ja für die Ahnungslosen auf der Vorderseite.

:-))

Mich hätte halt die zur Depesche passende Bahngesellschaft interessiert.

Das den Wertstempel entwertende Amt kann ich nicht entziffern. Kannst Du diese Angabe bitte in Textform formlos nachholen?

Ankunft ist eindeutig das R 1 (= HTA) mit der 25. Fahrt des Tages.

Danke!
 
Schmuggler Am: 05.11.2008 09:40:11 Gelesen: 1406051# 214 @  
@ Baldersbrynd [#206]

Ich gehe einfach mal davon aus, dass der Brief Daheim oder im Büro bereits vorfrankiert wurde, denn der Text wurde mit Schreibmaschine geschrieben - und diese Klapperkisten standen nicht "einfach so" am Schalter rum. Andererseits: Dann hätte zumindest ich zu dieser Zeit auch das Zauberwort "Rohrpost" noch als 3. Variante hinzu gefügt - und dann wieder am Schalter gestrichen.

Letztendlich können wir heute kniffeln, kombinieren und vermuten, nur bestätigen lässt sich solch eine Vorgehensweise heute kaum noch.
 
AhdenAirport Am: 06.11.2008 15:00:54 Gelesen: 1406008# 215 @  
@ Schmuggler [#213]

Der Aufgabestempel ist der K1 BERLIN, W. V des Telegrafenamtes 5 am Leipziger Platz.

Kann man daraus schließen, das die Depesche am Potsdamer Bahnhof angekommen ist oder war das TA 5 für mehr als einen Bahnhof zuständig ?

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 10.11.2008 18:35:50 Gelesen: 1405918# 216 @  
@ joey [#215]

Wieder zurück vom Tageslicht und schnell die noch aktuelle Untergrundfrage beantworten: Keine Ahnung ! :-((

Aber ich unterstelle mal, dass das Telegrafenamt 5 auch für den Potsdamer Bahnhof zu dieser Zeit zuständig war - alle anderen Wege zu den anderen Bahnhöfen wäre m. E. einfach und letztendlich zu lang gewesen - und Zeitgewinn war bereits (fast) ALLES.
 
Schmuggler Am: 10.11.2008 19:37:44 Gelesen: 1405912# 217 @  
Ein hübsches Foto konnte ich von der ArGe-Hauptversammlung mitbringen, entnommen dem Pracht-Bildband zur Gewerbe Ausstellung in Berlin, 1896.



Fotographischer Blick in die Haupthalle, hier auf dem Stand der Firma "Mannesmannröhren-Werke".

Was das mit der Rohrpost zu tun hat ?

Eine ganze Menge, deshalb erst die Vorgeschichte: Die ab 1875 verlegten Transportrohre hatten eine Länge von 3,75 Metern und ein Gesamtgewicht von max 36,5 kg Gewicht. Das Mindestgewicht betrug 35 kg: Damalige Präzisions-Walztechnik.

Die bei der Herstellung entstandene Fuge wurde verschweisst. Ab 1890 wurden die Rohre zusätzlich von aussen mit einem zusätzlichen Schutzanstrich versehen, der sog. Diamant-Farbe.

1885 erfand die Firma Mannesmann das nahtlose Rohr und lies es sich patentieren. Diese Rohre waren von höchstem Interesse, denn nach dem gleichen Verfahren liessen sich auch Kanonenrohre bauen. So war der Einkaufspreis, unter Berücksichtigung der Monopolstellung, erst einmal exorbitant.

Erst 1895 sank der Einkaufspreis und die Reichspostverwaltung verbaute in diesem Jahr erstmals nahtlose Transportröhren zwischen dem Rohrpostamt P 16(R 22) in der Köpenicker Str. und der Rohrpost-Betriebsstätte vom PA 33 in der Skalitzer Str. Der Test war so erfolgreich, dass in der Folge alle Leitungen nur mit nahtlosen Röhren erfolgte - und die spätere Entwicklungen ab 1920 währen ohne diese Erfindung undenkbar gewesen.

Letztendlich: Wenn Sie als Leser genau gucken, finden Sie diese nahtlosen Röhren in verschiedenen Formen alle im Bild wieder. Aber der "Rest" ist ja auch ganz nett anzusehen, oder ?!
 
Schmuggler Am: 11.11.2008 17:45:56 Gelesen: 1405860# 218 @  
Bevor es hier hektisch wird:

Eine Rohrpost Ganzsachenkarte RP 8 die für einen Stempelsammler eigentlich ALLES hat:



Saubere Optik, knitterfrei, lesbar. Zusätzlich einen Rohrpost-Brückenstempel mit 1x römischer und 1x arabischer Minuten-Zeitgruppe so wie der blaue HTA-Stempelautomat und der schwarze Rahmenstempel der Börse, ebenfalls mit Minutenangabe, hier mit grossen Feld.



Weniger schöne Optik, aber der Rohrpoststempel vom P35(R35) in blau-grauer Farbe. Kein Grund zum Schnaufen: Diese "Farbe" war fast 6 Monate im Gebrauch.



In feiner Optik: die großformatige RP1 mit satinierter Papieroberfläche am 25.8.1877. So sollten idealerweise alle Karten aussehen ...



... tun sie aber manchmal nicht.

Für den Stempel-Interessierten: Der ursprüngliche "Brückenstempel" hat seine Brücke bereits abgebrochen. Kurz nach diesem Datum erhält auch das Rohrpostamt 9 einen Brücken-Gitterstempel (BG).



Natürlich um diese Uhrzeit kein "Bedarf" - nur ein familiäres Erinnerungsstück von "Papa, Mama und Großmama" an das "Fräulein Lottchen" mit den besten Wünschen für das neue Jahrhundert.

Zum guten Schluss, weils so schön zu einem aktuellen Angebot im Internet passt:


 
alexiosp Am: 16.11.2008 13:19:29 Gelesen: 1405731# 219 @  
Hallo Freunde!

Eilboten-Rohrpost(?)-Brief aus Berlin nach Zürich ?

(BERLIN SCHÖNEBERG 23.12.26 4.50N)> TELEGRAPH ZÜRICH 24.XII.26-18)

Grüße aus Griechenland
Alexios


 
Schmuggler Am: 19.11.2008 11:15:14 Gelesen: 1405655# 220 @  
@ alexiosp [#219]

Guten Morgen Alexiosp,

es ist mein persönliches Problem, dass allgemein in den Raum geworfene Fragen ich individuell beantworten soll/darf/möchte. Ein bisschen eigene Zuarbeit würde mich schon etwas motivieren.

In einem anderen philatelistischen Forum wird derzeit das Thema "Portostufe" besprochen: Jeder der glaubt schreiben zu können, darf auch was sagen - auch wenns der größte spontane Blödsinn ist; sogar meine Katzen kreischen. Das möchte ich hier gerne vermeiden, weil das der Tod einer jeden guten Information ist.

Du hast die Sendung richtig mit "Brief aus Berlin nach Zürich, dort Eilbestellung" definiert. WAS aber ist jetzt Deine Frage?
 
Schmuggler Am: 19.11.2008 11:41:23 Gelesen: 1405650# 221 @  
Soeben kam ein Link zum Thema "Bild-Telegramm", gesendet von dem freundlichen Händler "Schnellbacher, Berlin", welcher das begonnene Thema sinnvoll für den Interessierten fortsetzt:

http://www.infla-berlin.de/Verlag/band-58.pdf

Ein Auszug aus der Gesamtübersicht seht Ihr, wenn Ihr den Link auf Euren Rechner kopiert. Ganz am Ende steht die eventuelle Bestellanschrift.
 
Jürgen Witkowski Am: 19.11.2008 11:57:31 Gelesen: 1405649# 222 @  
@ Schmuggler [#218]

Da Du gerade so schön in Schwung bist, habe ich auch noch ein verknittertes Stückchen rosa Papier, dass mit der Rohrpost befördert wurde. Es kann mit Deinen oben vorgestellten Belegen von der Optik kaum mithalten. Der Ausgefertigt-Stempel hat mich allerdings bewogen, das gute Stück aus einer Belegekiste zu retten.

Der einzeilige Stempel hat neben Datum und Uhrzeit auch noch eine zusätzliche, anscheinend automatische Zählnummer, wie man an der hinteren 1 erkennen kann, die etwas nach oben versetzt ist.

Im Übrigen kann ich die guten Erfahrungen mit Herrn Schnellbacher nur bestätigen. Er ist auf Philaseiten.de auch im Händlerverzeichnis zu finden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
AhdenAirport Am: 21.11.2008 19:30:15 Gelesen: 1405585# 223 @  
@ Concordia CA [#222]

Das ist der Ausgefertigt-Stempel des Telegrafen-Amtes 2 Börse, verwendet bis etwa 1899/1900. der Beleg erinnert mich an eine Frage, die ich schmuggler stellen wollte:

@ schmuggler [#218] Beleg 1

Der Rahmenstempel auf der Karte gehört nach meinen Beobachtungen nicht zum TA 2 Börse, sondern zum HTA. Das lässt sich an der Karte auch schön zeigen:

- Das HTA lag in der Französischen Strasse.
- Die Karte ist adressiert in die Mohrenstrasse, die dritte Parallelstrasse südlich der Französischen Strasse.
- Die Börse lag in der Burgstrasse.
- das TA 2 Börse lag in der Neuen Friedrichstrasse, wegen der vermutlichen Nähe zur Börse wohl in dem Teil, der heute Anna-Louisa-Karsch-Straße heisst.

Was sollte die Karte also drei Minuten, nachdem sie beim HTA aufgeschlagen ist, beim TA 2 Börse? Ausserdem zeigt die Karte den Leitvermerk "C" für das HTA und nicht "B" für Börse.

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 22.11.2008 15:48:40 Gelesen: 1405552# 224 @  
@ joey [#223]

Ich widerspreche Dir grundsätzlich nicht zu [#218], auch wenn mich bis vor kurzem jemand aus Kiel öffentlich "Rohrpostpabst" (ohne meine Einwilligung) tituliert hat. Nur der Pabst im Vatikan sollte unfehlbar sein.

Zum Thema zurück: Dann hätte das HTA zwei verschiedene Stempel gehabt UND fast gleichzeitig abgeschlagen? - denn rechts auf dem 1. Bild ist der blaue HTA-Stempel der Postautomation. Oder sollte ich da was verquer verstanden haben? :-((

Das Thema "Uhrzeiten" nehme ich nicht mehr so ernst, nachdem ich einerseits in einer Rohrpost Betriebs-Ordnung ausdrücklich den Hinweis gefunden habe, dass die Uhrzeit im Stempel grundsätzlich "bis 10 Minuten" verändert/vorgestellt werden möge - andererseits die mir um 1900 kürzeste amtliche echt-Laufzeit einer Büchse mit 6 Minuten (zwischen Börse und TA) liegt.

Bin auf Deine Einschätzung und/oder Widerrede gespannt. :-))
 
AhdenAirport Am: 22.11.2008 19:49:43 Gelesen: 1405532# 225 @  
@ Schmuggler [#224]

Keine Widerrede sondern Untermauerung. ;-)

Hier zunächst eine Karte mit dem frühesten mir bekannten Datum des fraglichen Rahmenstempels. Die Karte trägt in blau den Leitvermerk R1 (= HTA) sowie den Ankunftsstempel R1 Südkreis 23.Fahrt, ebenfalls vom HTA. Bemerkenswert ist noch die handschriftlich notierte Uhrzeit am Oberrand 12/39, sechs Minuten vor Abschlag des Rahmenstempels.



Als zweites der (leider) einzigen Beleg, den ich in meinem Bestand finden konnte, der ebenfalls beide Stempel zeigt, diesmal beide rückseitig. Der Umschlag trägt vorderseitig den Leitvermerk "C" (=HTA) und ist adressiert Unter den Linden 32, weit entfernt vom TA 2. Auch hier ist der Rahmenstempel drei Minuten nach dem blauen Stempel abgeschlagen.



Meine derzeitige These ist, daß der blaue Stempel in der Ankunft verwendet wurde, der Rahmenstempel jedoch in der Ausgabe bzw. Weiterleitung.

Dein Hinweis auf die Rohrpost-Betriebsanleitung bezüglich der 10 Minuten trifft hier m.E. nicht, denn er kann sich eigentlich nur auf die "normalen" Rohrpoststempel beziehen, die eben nicht genauer als auf 10 Minuten einzustellen waren (Ausnahme die beiden Stempel des HTA, die auf auf 5 Minuten einzustellen waren)

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 23.11.2008 11:43:35 Gelesen: 1405492# 226 @  
Ich habe mich nie besonders (= intensiv) mit diesen Stempelformen beschäftigt, auch fast nichts archiviert.

So kann ich derzeit "nur" den Rahmenstempel um 1 Jahr vorverlegen, bin aber der kühnen Meinung, dass ich auch irgendwo ein Stück von 1880 noch vergraben hätte ... :-((



Auf einen sehr unauffälligen Stempel möchte ich Dich in diesem Zusammenhang aufmerksam machen, welcher nach meiner zurückhaltenden Kenntnis kaum, wenig oder unbekannt ist, auch beim HTA eingesetzt und bisher nur aus dem November 1888 archiviert.

Gesamtsicht:



Detailsicht:



Die handschriftlichen Uhrzeiten habe ich auch z. K. genommen, aber bisher nie vertieft, da ich in keiner Quelle Hinweise darauf gefunden habe. Man kann sie mehr oder minder häufig bis 1900 beobachten - warum auch immer. Hier "hübsch" in Kombination mit dem Ausgefertigt-Stempel.



Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es sich vermutlich um handschriftliche Laufzeiten- oder Bearbeitungs Überprüfungen handelt (vom wem?, wofür?), denn sie sind immer in exakter Zeitdarstellung.

Kurz: Nix Wissen - aber haben :-)) und es gibt noch viel zu tun, gerade in diesen scheinbar unscheinbaren Details!
 
Schmuggler Am: 23.11.2008 17:25:16 Gelesen: 1405468# 227 @  
@ joey [#225]

Betr.: Laufzeiten

Guck Dir mal den Detail-Laufplan (hier als Ausschnitt a.d. Jahr 1899) in Folge an. Auf den RP-Transportleitungen sind oben in roter Farbe die metergenauen (!) Distanzen von RP-Station zu RP-Station genannt, unten in blauer Farbe die für die Strecken benötigten Laufzeiten (= ohne Um- oder Verladezeit).

Eine Laufzeit von 5 Minuten findest Du nicht, die Geringste ist 6 Minuten. Kurz: Es bestand somit kein postalisches "Bedürfniss" nach 5 Minuten - die in der Vergangenheit veröffentlichen Meinungen zu dem Thema treffen heute so nicht mehr zu. Noch kürzer: Die RP.-Stempel zeigten NICHT die exakte Uhrzeit, die dort genannten Uhrzeit blieb eine Minuten-Zeitgruppe, welche bis zu 10 Minuten Differenz aufweisen durfte.



Im Wesentlichen ist die detaillierte Diskussion darüber auch nicht soooo wichtig und letztendlich dem allgemeinen Rohrpostverständnis nicht förderlich ("Korinthenkackerei").
 
Jürgen Witkowski Am: 23.11.2008 21:24:17 Gelesen: 1405446# 228 @  
@ joey [#225]

Bei meinen Belegen mit blauem Stempel und Rahmenstempel habe ich 3 bzw. 4 Minuten Differenz zwischen beiden Abschlägen.

Ein Beleg, der vielleicht zur weiteren Verwirrung in der Uhrzeitdiskussion im Bezug auf die handschriftlichen Eintragungen beiträgt:

Aufgabestempel (römische Ziffern in Minutengruppe)
BERLIN,N P 55 (R 14) 21 V 92*10.II V.

Ankunftstempel (arabische Ziffern in Minutengruppe
BERLIN,W H.T.A. (R 1)* 21 V 92*10.55 V.

Ausgefertigt-Stempel als Einzeiler
Ausgef:21. 5.92 10.57V

Handschriftlicher Vermerk auf der Vorderseite:
10.59

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 25.11.2008 11:19:50 Gelesen: 1405399# 229 @  
@Concordia:
Dann sind "wir" ja mal wieder ein Herz und eine Seele, oder?!

Sollte jemand aus dem Vorder- oder Hintergrund sich die Zeichnung laut #225 genauer ansehen, könnte der Leser über die gleichlautenden Laufzeiten bei unterschiedlichen Distanzen fragend "stolpern".

Hat auch bei mir gedauert, bis ich die Gegebenheiten gerafft hatte:
Von Anbeginn an verlief der Luftstrom gleichmäßig durch die Transportleitung in Kreisform - die Sendung "rutschte" per Büchse in den Kreislauf: Das "Systhem Siemens", welches in der Fachliteratur "Durchschleusung" genannt wurde. Musste die Luftgeschwindigkeit aus irgendeinem Grunde , z. B. bei technischer Störung, verändert werden, litt das komplette Systhem mit allen Sendungen darunter
Das ab dem 1.12.1876 eingesetzte patentierte "Systhem Felbinger" veränderte nicht nur die Aufgabe- und Annahmetechnik, sondern unterbrach nach jeder Station den ursprünglichen Kreislauf: An jeder Station wurden die Züge mit allen Büchsen neu zusammengestellt, d. h. bestimmte Transportbüchsen wurden laut dem Laufplan geöffnet und der vorgefundene Inhalt/die Sendungen neu auf neue Büchsen aufgeteilt, andere Transportbüchsen blieben verschlossen: Die neuen Züge wurden bis zur nächsten Station gebildet, welche dort dann nach den gleichen festgelegten Regeln -wie vor- behandelt wurden. Erstmals wurde 1883 diese Systhematik in der Rohrpost-Betriebsordnung minutiös festgelegt.

Als eine weitere Folge dieser neuen Technik konnte das Luftvolumen und die Luftgeschwindigkeit individuell von Station zu Station mittels Manometer geregelt werden: Sparte Energie (= Kohle im Kraftwerk) und ermöglichte so immer die "richtige" Geschwindigkeit laut Fahrplan.
Möglicherweise wurden zwecks Laufzeitkontrolle diese handschriftlichen Uhrzeiten auf den Sendungen "angebracht" - in Vorbereitung auf eine verkürzte Zugfolge.

In unserem obigen Fall laut #225 wurde 1899 (oder früher?) somit der Transportzug auf kurzen Strecken langsamer und auf längeren Strecken schneller fortbewegt: Trotz unterschiedlichen Entfernungen blieb die Laufzeit identisch und ein gleichmäßiges-routiniertes arbeiten gewährleistete eine gute und sorgfältige Arbeit.


Ist doch so nachvollziehbar?!
 
Stefan Am: 25.11.2008 20:31:33 Gelesen: 1405377# 230 @  
@ Schmuggler [#229]

hier einmal etwas aktuelles zum Thema Rohrpost in Berlin:

Berlins Stadtrohrpost schließt wegen Bauarbeiten

Posttip.de (25.11.08) - Berlins alte Stadtrohrpost kann nach dem kommenden Wochenende wegen Bauarbeiten für längere Zeit nicht besichtigt werden. Deshalb bietet der Verein Berliner Unterwelten am Wochenende vorerst zum letzten Mal Führungen an. Das berichtet die "Berliner Zeitung" in ihrer Onlineausgabe.

Die Freiberger Immobilien GmbH hatte vor kurzem den Mietvertrag mit dem Verein gekündigt, da sie den Gebäudekomplex zwischen Monbijou-, Oranienburger und Tucholskystraße umbauen möchte.

Im früheren Haupttelegrafenamt in Berlin Mitte wurden die denkmalgeschützten Rohrleitungen, Schalttafeln und Maschinenpodeste des zweitgrößten Rohrpostsystems der Welt seit fast 30 Jahren aufbewahrt.

Am Ende jeder Rohrleitung befanden sich lederne Auffangbeutel für die Kapseln mit Briefen und Karten. Die Armaturen aus Messing und Marmortafeln sehen antiquiert aus, jedoch wäre nach Angaben der Zeitung die alte Rohrpost innerhalb Berlins schneller als die heutige Post.

Denn wer ihr eine wichtige Nachricht anvertraute, konnte davon ausgehen, dass der Empfänger sie nach spätestens drei Stunden in den Händen hielt. Die Kapseln mit der Post wurden per Druckluft mit 16 Metern pro Sekunde durch die Rohre geschossen, die ein Leitungsnetz von 250 km umfassten.

Die alte Rohrpost überstand auch Scherzsendungen wie Stullen und eine lebende Maus. Am Beginn der 1980er Jahre wurde sie dann stillgelegt. Nur die ursprünglichen Anlagen in Mitte blieben erhalten.

Insgesamt sahen 10.000 Besucher die alten Räume und Bestandteile der Berliner Rohrpost. Geplant sei, die Anlage nach den Bauarbeiten wieder öffentlich zugänglich zu machen. Die letzten Exkursionen beginnen am Sonnabend und Sonntag jeweils um 11 und 13 Uhr im Haus Monbijoustraße 1.

(Quelle: http://www.posttip.de/News/22903/Berlins-Stadtrohrpost-schliesst-wegen-Bauarbeiten.html)

Gruß
Pete
 
Schmuggler Am: 27.11.2008 11:11:07 Gelesen: 1405313# 231 @  
@ Pete [#230]

Danke Pete für die Informationen.

Die von den "Berliner Unterwelten" via der Brüder Arnold ex Link-Verlag bisher veröffentlichten Ausarbeitungen habe ich immer fleißig studiert :-)) und stehen (logo!) komplett in meinem Archivregal: "Must have" - besonders das Buch "Luft-Züge", welches erstmals eine ernsthafte internationale und nationale Übersicht zur Entwicklung der Rohrpost aus technischer Sicht brachte.

Viele Bausteine dieser Arbeit flossen auch in meine Ausarbeitung mit ein, siehe dortiges "Quellenverzeichnis".

Das heutige Elend ist halt, dass auch die "Unterwelten" e. V. für die Rohrpostgeschichte ca. 80 Jahre zu spät aktiv wurden: Sehr viele Details fielen dem II. Weltkrieg zum Opfer, den Rest erledigte der Wiederaufbau.

"C'est la vie", wenn man einen Krieg beginnt.
 
Schmuggler Am: 01.12.2008 11:18:07 Gelesen: 1405207# 232 @  
Apropos der Ausarbeitung "Luft-Züge" von Herrn Arnold:

Erstmals wurden dort, gewissermassen als optischer Einstieg in das Thema, Bilder aus englischen Archiven aus der sehr frühen Entwicklungszeit zur Pneumatik gezeigt, denn bereits am 28.2.1861 wurden die bisherigen Erkenntnisse und Versuche in der Illustradet London News vom 28.2.1861 in ergänzender Textform veröffentlicht.

Vor kurzem konnte ich ein Einzelblatt aus der Illustrierten Zeitung (Nr. 949)vom 7.9.1861 erwerben, welche ohne Quellenangabe diesen Artikel sinngemäß wiederholt, nur die gezeigten Bilder wichen in der Gegenüberstellung mit dem englischen Original erstaunlich ab.

Wer die "Luft-Züge" im Regal stehen hat, möge mal die Bilder vergleichen:







Die deutsche, verkürzte Text-Darstellung zu dem Artikel liest sich wie folgt:

„Packetbeförderung durch Luftdruck.

Bei dem gesteigerten Verkehr der sich immer weiter ausbreitenden Weltstadt London sinnt man natürlich stets auf Mittel, jenen zu beschleunigen. So hat sich kürzlich daselbst eine Gesellschaft gebildet, die im Bereich der Stadt eine schnellere Brief- und Packetbeförderung herzustellen beabsichtigt. Als fortbewegende Kraft bedient sie sich – der Luft.

Der Leser wird sich erinnern, dass anfangs der vierziger Jahre viel von einer athmosphärischen Eisenbahn die Rede war, mit welcher zwischen Kingstown und Dalkey bei Dublin Versuche angestellt wurden. Ein Herr Clegg hatte den alten Erfahrungssatz, auf dem unsere gewöhnlichen Pumpen beruhen, auf die Eisenbahn anzuwenden versucht und nach dieser Idee mit den Brüdern Samuda jene Bahn hergestellt. (...)

Um sich von der Zweckmäßigkeit ihres Projects zu überzeugen, hat jene Gesellschaft an der Victoria-Eisenbahnbrücke zu Battersea vorläufig über der Erde eiserne Röhren in der Länge einer Viertelmeile in gerader und gekrümmter Linie gelegt, an deren Ende sich die Maschine befindet. Die Röhren zeigen einen Querschnitt etwa wie den eines Eisenbahntunnels, sind durch eine gewöhnliche, mit Blei vergossene Hohlfuge miteinander verbunden. (...)“.

Ich bin immer wieder fasziniert, wenn man mal auf solche "auf Gegenseitigkeit ausgetauschten Beiträge" (? = oder letztendlich nur abgeschrieben ?) stößt - und wie sie sich national letztendlich unterschiedlich nuanciert wiedergeben.

Zum heutigen Schluß mein derzeit lustigster adressierte Rohrpostbrief,



welcher den Empfänger ("Service first!") auch erreichte.
 
Schmuggler Am: 01.12.2008 15:26:15 Gelesen: 1405192# 233 @  
So allmählich trudeln bei den Empfänger die auf den letzten Auktionen erworbenen Käufe ein.

Warum diese erworbenen Lose für mich von Interesse sind, wird in Folge nicht nur gezeigt, sondern auch auch genannt, zumal die Lose ohne Abbildung waren und der Auktionssachbearbeiter bei der Beschreibung etwas zu ungenau war.

Bild 1:



6.10.1911: "Kartenbrief" gestrichen und als ein um 5 Pfennig unterfrankiert Rohrpostbrief nach Charlottenburg befördert und bestellt: KEINE Zutaxierung für fehlendes PORTO, wie z. B. nach Steglitz o.ä. in die Nachbar-Ortsgebiete, sondern "fehlende RohrpostGEBÜHR" - wie ich das so noch nie gesehen habe ... Lt. Rohrpost-Betriebsordnung hätte die Sendung eigentlich garnicht mit RP befördert werden sollen/können/dürfen ...

Bild 2:



Kartenformular im Druck C 153 aus dem Jahre 9/1925, blanko korrekt frankiert für die gültige Rohrpostgebühr (36 Pfennig) und mit rotem Zusatzdruck "Rohrpost" statt Postkarte.

Gültige Rohrpost-Ganzsachenkarten gab es zur damaligen Zeit nicht. Im Auftrag von Privat noch nicht. War das möglicherweise noch ein von der Post vorgefertigte Rohrpostkarte für den "beschleunigten Schalterverkauf"? - oder eine "von Privat" vorgefertigte Karte?

So oder so: Erst einmal festhalten, bis die aktuelle Forschung mich möglicherweise überholt. :-))

Und was haben SIE (mit oder ohne Fragen) kürzlich erwerben können?
 
Jürgen Witkowski Am: 01.12.2008 16:07:07 Gelesen: 1405182# 234 @  
@ Schmuggler [#233]

Bin schon da mit der neuesten Errungenschaft aus der letzten Harlos-Auktion:

Zunächst einmal haben wir eine "normale" Postkarte vor uns, die von Dresden an eine Opernsängerin Leona Ney gelaufen ist, die in Berlin im Hotel Viktoria residierte. Der Aufgabestempel von Dresden vom 06.02.1902 und der Bestellt-Stempel vom Berliner Postamt 64 vom 08.02.1902 stellen keine Besonderheit dar. Die Frankatur besteht aus einer MiNr. 55 zu 5 Pf., dem regulären Porto für eine Postkarte.

Kommen wir zum spannenderen Rohrpostteil der Angelegenheit:

Da die Adressangabe Berlin kein Postamt enthielt, landete sie anscheinend zunächst im Postamt NW 7. Das war wohl nicht das richtige Zustellpostamt. Nun kommt die Rohrpost ins Spiel, wie der violette Zusatzstempel "Zur Rohrpost!" vermuten lässt. Die handschriftliche Ergänzung NW 7 wurde mit Rotstift durchgestrichen und das große "C" als Leitvermerk dazu geschrieben. Neues Zielpostamt war das H.T.A.. Am H.T.A. erhielt die Karte einen blauen Ausgefertigt-Stempel vom 8. Feb. 7.43 Uhr und vermutlich auch mit Blaustift die handschriftliche Ergänzung "W" für das nun aktuelle Zielpostamt. Der rohrposttypische Botenstempel "63" zeugt von der erfolgreichen Zustellung.

Ich hoffe, den Beleg richtig interpretiert zu haben. Ansonsten bitte ich um entsprechende Korrekturvorschläge.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 01.12.2008 16:42:22 Gelesen: 1405178# 235 @  
In der Zeit zwischen 1900 und 1902 gab es relativ viele Weiterleitungen per Rohrpost. Häufig waren es Eilbotensendungen oder verirrte Nachsendungen. Ein kleiner Auszug aus meiner Sammlung, wobei ich mich auf die aus dem Ausland kommenden etwas selteneren Sendungen aus ausgefallenen Ländern beschränke:



Vorstehend aus Portugal



Vorstehend aus Russland



Vorstehend aus Togo



Vorstehend aus "Deutsche Post in der Türkei"



Vorstehend aus Österreich



Vorstehend aus Japan

Interessant ist, dass die Stempel "Zur Rohrpost" oder "durch Rohrpost weiter" variierten.

Zudem sollten nach Möglichkeit sonstige Rohrpoststempel abgeschlagen sein, um eine nachweisliche Rohrpostbeförderung zu erkennen.

Gruss Helmut
 
Bundpostfrischsammler Am: 01.12.2008 17:33:09 Gelesen: 1405172# 236 @  
Noch zwei Beispiele mit klaren Rohrpoststempeln und Stempel "zur Rohrpost"



Vorstehend Postkarte von Dresden Nach Berlin mit schönem Einkreisstempel mit Datumsbrücke mit Rohrpostminutenstempel



Vorstehend mein Lieblingsstück: Ganzsache (P5)aus Samoa mit Bedarfstext, Rohrpoststempel von RP-Betriebsstätte 68 und Stempel "Zur Rohrpst" und links oben noch Gummistempel "15" für den Briefträger der Rückbriefstelle.
 
Bundpostfrischsammler Am: 01.12.2008 18:18:49 Gelesen: 1405167# 237 @  
Einen Nachschlag habe ich noch. Ein mit Vorder- und Rückseite abgebildeter Brief



1902, Brief mit 2+3Pf Germania mit Fa-Lochung Kodak SW 48 4.4.02
L1: "Zur Rohrpost" und nach W 15



Rückseitig: Vermerk: "Mit Rohrpost beschädigt eingegangen..." zudem zweiseitig Verschlussmarken Berlin W 15.
 
Bundpostfrischsammler Am: 01.12.2008 18:41:00 Gelesen: 1405164# 238 @  
Eigentlich wollte ich ja zum Stichwort Neuerwerbungen etwas einstellen. Der schöne Beleg von Concordia hat mich aber abgelenkt.

Daher folgende Neuerwerbungen:


Weltpostkarte, die zur Rohrpostkarte umfunktioniert wurde.

Frage an Schmuggler, wie viele solcher Karten sind bei Dir archiviert.

Zudem ein Stück aus dem Bestand:



Zudem ein vermeintliches Unikat in Form einer portogerechten Han:




So, nun allen Rohrpost und Briefmarkenverrückten einen schönen Abend.
 
philamuseum Am: 02.12.2008 08:36:59 Gelesen: 1405146# 239 @  
Liebe Rohrpostgemeinde!

Das ist ein sehr spannender Beitrag!

Vielleicht kann ich mit nachfolgendem Stück auch noch etwas zur Aufhellung beitragen, obwohl ich mit der Abbildung eher eine Frage an die Spezialisten verbinden möchte:

Ist diese Karte aus Charlottenburg um 2 Pfennig überfrankiert?

Gibt es portogerechte 27 Pfennig Frankaturen bei Rohrpostbelegen?

@ Bundpostfrischsammler

Sehr schöner HAN-Beleg mit dem Paar der MiNr. 100 und in dieser Form tatsächlich mit Unikatcharakter!

Gruss Peter


 
Bundpostfrischsammler Am: 02.12.2008 09:52:54 Gelesen: 1405137# 240 @  
@ philamuseum

Es gibt portogerechte Rohrpostkarten in den Nachbarortsbezirk ab 01.04.1900, da noch 2 Pf für den Nachbarortsverkehr dazu kamen. Zum 1.7.1906 endete der vergünstigte Nachbarortstarif wieder. Dann waren es wieder 5 Pf.

Beispiel:



Halensee gehörte zum Nachbarortsbezirk.

@ philamuseum

Deine Karte ist schön, aber meines wissens nicht portogerecht. Charlottenburg lag zwar im Nachbarortbezirk zu Berlin, hatte aber einen eigenen Rohrpostanschluss, so dass nur 25 Pf zu entrichten waren.
 
Schmuggler Am: 02.12.2008 13:11:28 Gelesen: 1405122# 241 @  
@ Bundpostfrischsammler [#238]

*Räusper*

Beginnend ab 1887:

- 2x Markenausgabe Pfennig,
- 1x MiF Pfennig mit Krone/Adler,
- 4x Markenausgabe Krone/Adler,
- 1x MiF Krone/Adler mit Germania I (Reichspost).

Mein Archivierungs-Zeitraum beträgt z. Zt. pauschal 20 Jahre, sodass es nicht ausgeschlossen ist, dass irgendwann und -wo in den nächsten 40 Jahren das eine oder andere unbekannte Stück aus irgendeiner Sammlung noch auftauchen könnte, siehe z. B. die Harlos-Auktion.

Das heisst aber auch für die Philaseiten, dass das Thema "Rohrpost" soooo schnell nicht abgeschlossen sein wird.
 
philamuseum Am: 02.12.2008 15:59:14 Gelesen: 1405103# 242 @  
@ Bundpostfrischsammler [#240]

Herzlichen Dank für die prompte Antwort und das entsprechende portogerechte "Pendant".

Bei nachfolgenden Stück stehe ich ebenfalls auf dem Schlauch (in der Abbildung ist der Stempel "Ausgefertigt ..." vielleicht nur schlecht zu sehen, ist aber zunächst innerhalb Berlins per Rohrpost befördert worden)!

Aber das Porto nach Köln: 5 Pfennig zu wenig. "Durchgerutscht"?

Gruss Peter


 
Schmuggler Am: 02.12.2008 17:04:14 Gelesen: 1405095# 243 @  
@ philamuseum [#242]

Alle mit Eilgebühr behafteten Briefpostsendungen konnten ab ca. 1886 innerhalb von Berlin per Rohrpost befördert werden, wenn die Sendung dazu "geeignet" war - und die entsprechende Beförderungskapazität vorhanden war.
Von Berlin nach .... ebenso wie von .... nach Berlin. Klingt erst einmal "einfach", wenn man Belege dazu braucht und sucht, wirds enger ... So ist mir die früheste bekannte Sendung aus Berlin mit Eilbestellung in .... und Rohrpostbeförderung in Berlin erst von 1900. Von .... nach Berlin mit Eilbestellung und Rohrpostbeförderung wirds ab 1890 fast Massenware. Extrem selten wirds, wenn man eine Sendung von .... nach Berlin mit Rohrpostbeförderung (statt frankierter Eilbestellung) suchen sollte.

Deiner Karte fehlen, wie Du schon richtig erkannt hast, das PORTO - aber niemand hats bemerkt. Kein Grund, um sogleich einen Porsche o. ä. zu bestellen, aber schön aufheben und in die Sammlung einbinden: Wenn Du solch einen Beleg suchst, findest Du nix! :-))
 
Schmuggler Am: 02.12.2008 17:19:13 Gelesen: 1405092# 244 @  
@ Concordia CA [#234]

Zuerst: In meinem letzten Posting hat wohl der Rechner zuviel Alkohol auf die Festplatte abbekommen - bitte 90% der Strichlänge korrekt kürzen oder überlesen.

Zu meinem eigentlichen Anliegen:

Das schöne an der Rohrpost ist, dass 99,9% aller "Künstler" dieses Sammelgebiet, im Gegensatz z. B. von Briefmarken, noch nicht entdeckt haben. So können auch junge Kenner (nicht Anfänger!) entspannt sich ein interessantes Sammelgebiet aufbauen. :-))

Bis auf eine Ausnahme: Der nicht genormte Stempel "Zur Rohrpost" in den verschiedensten Variationen und Stempelfarben. Ich komme z. Zt. nicht an meine Vergleichssammlung und kann daher keine Stücke zeigen.

Achtet mal darauf! :-((

Zur Entspannung: Die oben gezeigten Stempel sind alle korrekt!
 
philamuseum Am: 02.12.2008 18:12:20 Gelesen: 1405074# 245 @  
@ Schmuggler [#243]

Mit der nächsten Abbildung beschliesse ich vorerst meine Reihe nicht portogerechter Rohrpost-Bedarfsbelege, wobei hier - laut Kaiserreich Briefmarken-Sprache - offensichtlich vier Küsse ans liebe Fräulein verschickt wurden ...

Gruss Peter


 
Bundpostfrischsammler Am: 04.12.2008 12:24:56 Gelesen: 1404999# 246 @  
@ Schmuggler

Vielen Dank für die Statistik zur Weltpostkarte die zur Rohrpostkarte auffrankiert ist.

Beste Grüsse
Helmut Knapp
 
Schmuggler Am: 06.12.2008 10:30:52 Gelesen: 1404934# 247 @  
@ philamuseum [#245]

Schade, dass Deine "nicht-portorichtige" Sammlung hier schon zu Ende ist - dabei gibts z. B. ab 1916 mit der sog. "Reichsabgabe" unendlich viel fehlfrankiertes Material - immer brav als "porto- und gebührenrichtig" angepriesen.

Ich mache Dich mal schriftlich (= ohne Bilder) auf einen Dir vielleicht unbekannten Fakt aufmerksam, welcher aus der Briefpost kommt und auch dort (in der PO) verankert ist - aber auch in der Rohrpost Anwendung findet:

Eine Postkarte wird innerhalb des Reichspostgebietes z. B. mit 10 statt 5 Pfennig frankiert. Klingt erst einmal und spontan "fehlfrankiert!"

ABER: Postkarten mit rückseitigen Aufklebungen oder Beifügungen zum Postkartenporto(!) waren "unzulässig". Wurde jedoch die gleiche Karte "wie ein Brief" mit 10 Pfennig frankiert - wurde die Karte ohne Beanstandung befördert und gegebenfalls auch per Eilboten bestellt.

Dieses Prozedere kann sich auch in der Rohrpost wiederholen!

Kurz: Solche Sendungen, wie von Dir in [#245] gezeigt, können dann plötzlich zu einem echten Schnäppchen werden. :-))

Da Wissen und Kenntnis nie an einem Punkt verharren (ausser in der Rechtschreibung, in der Küche und beim Sex): Wird Deine nächste RP-Variante möglicherweise "RP-Taxierungen" heissen ? :-))

Ziemlich am Anfang dieser Darstellungen hatte ich eine "silberfarben bedruckte Rohrpostkarte" gezeigt. Die komplette Recherche zu diesem bisher einzigartigen Stück steht auf der Homepage der ArGe Krone/Adler e.V. unter der laufenden Nummer 70 zur freien Lese-Verfügung.

Wer's kürzer haben mag: http://arge-krone-adler.de/archiv/aktuell070.html

Die dort nicht gezeigte Abbildung zu dem von Herrn Hoppeworth organisiertem "Event" von 1896 zeige ich ergänzend hier:


 
Schmuggler Am: 06.12.2008 16:41:06 Gelesen: 1404914# 248 @  
In eigener Sache:

Wie einigen Mitlesern dieser Philaseiten bekannt, habe ich eine umfassende Ausarbeitung zu dem Thema "Rohrpost in Berlin" geschrieben und veröffentlicht. Sie ist z. Zt. nur auf den Zeitraum 1876 bis 1903 begrenzt, da andere Arbeitsgemeinschaften die Ausarbeitung mit ihren Spezialisten fortsetzen wollten.

Das Projekt ist aber in der gedachten Form gescheitert - so führe ich im Hintergrund z. Zt. die begonnene Arbeit "bis 1933", zum Leidwesen meiner Familie, weiter.

Eine wesentliche Frage ist für mich noch unbeantwortet, möglicherweise kann mir jemand aus anderen Quellen weiter helfen?!

Vorgeschichte:

Ab 1881 fuhr in Groß-Lichterfelde eine Strassenbahn vom Hauptbahnhof zur Kadetten-Anstalt.



Sie verkehrte auch nach 1900 laut diesem Fahrplan recht häufig und dürfte als Hauptaufgabe wohl den Transport von Kadetten-Anwärtern gehabt haben.



Aber vor 1910 wird bereits in einer Rohrpost-Betriebsordnung (RBO) darauf hingewiesen, dass "Briefpost- und Rohrpostsendungen auch per Straßenbahn" bzw. Ringbahn befördert werden können.

Ein entsprechender Beförderungshinweis ist für den Transport per "Bahn" nicht bekannt - wohl aber ein entsprechender Stempel bei "Verzögerung durch Straßenbahnbeförderung" - auch auf Rohrpostsendungen.

Frage:

WER kann mir, eventuell aus regionalen Archiven oder aus bekannten Sammlungen etc., mit ergänzenden Informationen zum Thema "Postbeförderung per Strassenbahn" für den Zeitraum "bis 1933" behilflich sein ?
 
philamuseum Am: 06.12.2008 16:43:26 Gelesen: 1404914# 249 @  
@ Schmuggler [#247]

Ich habe zwar noch diverse Rohrpostbelege, aber alle weiteren sind leider portogerecht.

Mit den allerbesten Grüßen

Peter
 
Schmuggler Am: 06.12.2008 17:08:35 Gelesen: 1404910# 250 @  
@ philamuseum [#249]

Einfach zeigen, man kann nur am Beispiel ("learning for doing") lernen!!

Aber mal im Ernst:

Das Rohrposthema ist hier gerade mal 10 Monate im Netz, hat in der kurzen Zeit bereits fast 6.000 Zugriffe mit fast 250 Beiträgen erlebt: DAS ist wohl eine verdammt erfolgreiche Geschichte - für dieses kleine Sammelgebiet !

** Allen beteiligten mal auf die Schultern klopfen und artig DANKE! sagen ** :-))

Ich kenne Arbeitsgemeinschaften (und deren Homepage), die wären froh und glücklich, wenn sie auch nur annähernd diese Interessensfrequenz (samt Mitarbeit) hätten.

Darauf einen (virtuellen) Nikolaus!
 
reichswolf Am: 06.12.2008 17:30:01 Gelesen: 1404906# 251 @  
@ Schmuggler [#248]

Ich weiß nicht, ob es dir evtl. etwas nützt, aber ich wollte darauf hinweisen, daß in den Ausgaben 2/90 und 1/91 des "Archiv für deutsche Posatgeschichte" ein Artikel zur Postbeförderung per Straßenbahn erschienen ist. Berlin spielt darin leider keine Rolle, es geht um das westliche und nördliche Deutschland, aber evtl. findest du dennoch allgemeine, dir nützliche Informationen.

Beste Grüße,
Christoph
 
Schmuggler Am: 06.12.2008 17:35:17 Gelesen: 1404905# 252 @  
@ philamuseum [#249]

Mal ein bisschen Mut auch für das "Andere" machen:



Doppelkarte RP14 (die Anwortkarte blieb unbenutzt, trotz schwesterlicher Frage), welche den Absender letztendlich ergo insgesamt 55 Pfennig (!) Porto und Gebühr kostete.

Der Purist könnte ja jetzt sagen: "Die wurde doch gar nicht per Rohrpost befördert?!".

Stimmt! - aber doch allemal "schön" zu gucken!?
 
Schmuggler Am: 06.12.2008 17:50:44 Gelesen: 1404901# 253 @  
@ reichswolf [#251]

Danke Reichswolf, aber ich muß und will mich auf Berlin und seine OPD beschränken.

Als äusseres Zeichen:



Freistempler plus Marke mit Andreaskreuz plus Ganzsache, gebührenrichtig: Jedes für sich nicht "erregend" - als Ganzes wirklich nicht häufig.

Trotzdem die Frage:

- Kann man hier den Freistempel-Automaten erkennen und
- was war das eventuell für ein Gerät (Name)?

fragt neugierig der Besitzer.
 
Schmuggler Am: 06.12.2008 18:11:51 Gelesen: 1404894# 254 @  
Auch zu anderen Zeiten, kann ein gewöhnlicher Rohrpostbrief Freude bereiten, auch wenn der damalige Anlaß es wohl weniger war:



Die frankierte Gebühr ist gewöhnlich, aber ein weiterer Trauerbrief ist bisher mit Rohrpostbeförderung nicht bekannt. In diese Kategorie "Ungewöhnliches" fallen für mich z. B. auch klein- oder andersformatige Sendungen, Zierbriefe, farbige Umschläge und Schmuckkarten.

Tipp: Lockert jede Sammlung optisch auf!
 
Sammelfreak Am: 06.12.2008 19:06:28 Gelesen: 1404887# 255 @  
Hallo Schmuggler,

ich bin gerade nicht daheim kann dadurch leider nicht scanns liefern aber einen Link von meiner Seite kann ich Euch hier gerne bereitstellen.

http://www.berliner-postgeschichte.de.tl/Rohrpost-.htm

mfg
Martin und noch schönen Rest Nikolaus
 
philamuseum Am: 08.12.2008 19:35:47 Gelesen: 1404814# 256 @  
@ Schmuggler [#252]

Wunderschöner Beleg, was immer auch der Purist dagegenhält!

Kann es sein, daß gelaufene Rohrpost-Doppelkarten, auch wenn das Antwort-Teil ungebraucht blieb, seltener sind, als der Michel-Preis vermuten lässt?



Verspätete Nikolausgrüsse von Peter
 
Schmuggler Am: 10.12.2008 15:28:51 Gelesen: 1404692# 257 @  
@ philamuseum [#256]

DAS liegt in der Natur der Sache: Laut Verkaufsstatistik der Reichspost waren "bis 1918" knapp 4% aller verkauften Ganzsachen der Rohrpost sogenannte F/A-Doppelkarten.

Sie waren deswegen auch kurze Zeit später in Berlin im Doppelpack nicht mehr zugelassen - im Einzelaufbrauch jedoch nicht eingeschränkt.

Eine gewöhnliche Ganzsachenkarte der Rohrpost mit wertstufengleicher und gebührenrichtiger Ergänzungsfrankatur? Da musste immer suchen. Noch "haariger" wirds, wenn man sich hartnäckig eine EF statt MiF im Album wünscht.

Die meisten werden letztendlich bereits an dem tendenziellen Sammlerwunsch resignieren.

Kurz: Freu Dich über die Doppelkarte! :-))
 
Schmuggler Am: 10.12.2008 15:52:25 Gelesen: 1404689# 258 @  
@ philamuseum [#256]

Der von Dir zitierte Ganzsachenkatalog ist aus den Erkenntnissen von Herrn Ascher und Kalkhoff entstanden.

Porto und Gebühr ist auch heute noch vielen Ganzsachensammlern etwas unvorstellbar Grausames, die Ganzsache verschandelndes Etwas. Ein vom Herausgeber als auch Besitzer nicht aktualisiertes Nachschlagewerk birgt immer die Gefahr einer Veralterung.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass alle derzeitigen Produkte die Aufgabe eines Kataloges erfüllen - auch wenn sie im Detail oder bei den Euros mal nicht mehr ganz so aktuell sein sollten: Ist eben keine Bibel - und auch die ist letztendlich nicht statisch.
 
philamuseum Am: 10.12.2008 16:47:27 Gelesen: 1404674# 259 @  
@ Schmuggler [#258]

"Porto und Gebühr ist auch heute noch vielen Ganzsachensammlern etwas unvorstellbar Grausames, die Ganzsache verschandelndes Etwas."

Da bekommst du dann von "gestandenen" Berlin Sammlern zu dieser Karte



zu hören: "Ach lass mal, ohne Zusatzfrankatur wäre sie mir lieber!"

Grüsse Peter
 
Sammelfreak Am: 11.12.2008 12:18:41 Gelesen: 1404608# 260 @  
An die Spezialisten;

handelt es sich hier auch um Rohrpost ?


 
Schmuggler Am: 11.12.2008 15:34:02 Gelesen: 1404595# 261 @  
@ Sammelfreak [#260]

Leider kann ich weder zu diesem Beitrag - noch zu [#259] etwas sagen: Für mich ist grunsätzlich 1933 Schluß - bis auf gaaaanz wenige, allgemeine Ausnahmen.
 
Schmuggler Am: 13.12.2008 11:17:42 Gelesen: 1404510# 262 @  
Vorgeschichte:

Wie bereits auch schon oben dokumentiert, ist die bisher früheste Verwendung eines Rohrpost-Brückenstempels mit dem 5.3.1886 archiviert. Eine Verfügung o. ä. gibt es dazu nicht.

Die Verwendungszeiten und Testphasen der bisherigen Rohrpost-Versuchsstempel endet "mitte Februar". Die ausschliessliche Verwendung des bisher üblichen Briefpost-Tagesstempel steht wieder im Vordergrund. Bis zum 1.3.1886!

Frage aus dem Nähkästchen:

Für das Zeitfenster 2.3. bis 5.3.1886 habe ich noch nie (!) eine Rohrpostsendung gesehen. Ist das "Zufall", "Blindheit" oder steckte eine "Planmäßigkeit" dahinter?

Kurz: WER KANN MIR ROHRPOSTSENDUNGEN AUS DEM GESUCHTEN ZEITFENSTER VORLEGEN ?
 
AhdenAirport Am: 13.12.2008 14:26:16 Gelesen: 1404479# 263 @  
@ Schmuggler [#253]

Das ist der Münzfreistempel BERLIN W 9 der Fa. Hänel & Schwarz, weitere Infos findest Du hier:

http://www.postautomation.de/42.html

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 13.12.2008 17:43:29 Gelesen: 1404464# 264 @  
@ joey [#263]

Sieh es mir nach: ICH BIN ENTZÜCKT!! :-)) da ich aus diesem Zeitfenster nun wirklich wenig Kenntnis - aber wohl recht ungetrübte Ahnungen habe muß.

Hab mir den Text gleich mal ausgedruckt und werde ihn zu dem Beleg beifügen - damits die Herren Auktionatoren "später" nicht so schwer mit der Losbeschreibung haben. :-))

Die variationsreich vorgestellten Belege lassen mich grundsätzlich vermuten, dass dieser Automat ergo recht häufig benutzt wurde?! Dann schliesse ich mal aus dem nicht-gezeigten Belegmaterial, dass eine Rohrpostsendung mit diesem Abschlag wohl nicht ganz soooo häufig ist?! Bzw. letztendlich eine Ergänzungsfrankatur auf Grund der Beförderungsgebühr ja zwangsweise als Folge des höchsten und ungeraden Beträge im 5er Schritt "korrekt" nicht anders möglich sein kann.

Andererseits: Diese Automaten zogen die Philatelisten damals wie heute "automatisch" an.

Macht mir aber nichts! :-))
 
Schmuggler Am: 18.12.2008 10:34:54 Gelesen: 1404349# 265 @  
@ joey [#263]

Wo immer ich das Thema "Deutsche Postautomation" auf Grund Deines Links anschnitt, in dieser Ausführlichkeit und Tiefe war es niemandem für die Zeit nach 1923 bekannt - gleichwohl sich in diesem Zeitfenster ja ne ganze Menge Sammler recht aktiv sind. Ein "Münz-Freistempler" im Kunden SB-Verfahren löste bisher nur unglaubiges Staunen aus.

Ich hatte 10 Exemplare mit den nachfolgenden Themen ausgedruckt und als Vorlage verwendet:

- Automation im Briefannahmebereich und
- Münzfreistempler.

Den "Beamtentod" von 1955 kannten fast alle - zumindest dem Namen nach.

Eigentlich schade, dass ein so gut aufgearbeitetes und interessantes Gebiet solch ein Schattendasein führt.
 
AhdenAirport Am: 19.12.2008 15:53:25 Gelesen: 1404310# 266 @  
@ Schmuggler [#265]

Etwas off-topic aber ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel:

Auch ich war überrascht und bin entzückt von dieser Webseite, da ich dort zum ersten Mal einen Hinweis auf den auffällig merkwürdigen Stempel "BERLIN SW 11 xyz" gefunden habe. Es handelt sich um Versuche mit einer Stempelmaschine, die die Belege vor dem Stempeln selbsttätig ausrichtet. Mir ist der Stempel bisher nur aus den Monaten November und Dezember 1960 bekannt.

Grüße aus Berlin,
joey


 
Schmuggler Am: 23.12.2008 11:36:32 Gelesen: 1404194# 267 @  
@ Joey

Die Philatelie hat viele Facetten - nicht nur einen Katalog.

Vielleicht findest Du ja demnächst eine frankierte Rohrpostsendung, aufgegeben am Briefpostschalter und entwertet mit diesem Stempel ? Zeitlich würde das noch passen. :-))

Durchaus ähnlich verhält es sich aktuell mit diesem "gut" bebotenem, unauffälligem Beleg:



Ein gewöhnlicher RU9 zu 60 Pf. plus 9,40 M. Ergänzungsgebühr am 2.11.1922 innerhalb der Stadt ohne Beanstandung befördert.

Ohne Beanstandung - hervorgehoben ? Im Katalog steht doch, dass die Markenausgabe Germania grundsätzlich mit Ablauf 31.10. nicht mehr gültig war. "Halt durchgeschlüpft" - oder so ...?

Nicht ganz: Taxierte Briefpostsendungen, auch mit Germania Marken frankiert, sind immer wieder erhältlich: Da passte die Post auf!



SO geht das NICHT: "Porto Essen!"

Aber alle Ganzsachen (= Kartenbrief, Briefumschläge(!) und Postkarten) mit einem Wertstempel der Germania-Markenausgabe blieben weiterhin gültig, wenn die Ergänzungsfrankatur in einer anderen Markenausgabe ausgeführt wurde.
Dieser Fakt wurde nochmals in der Verfügung 1183 verankert: Die genannten Ganzsachen verloren erst zum 31.12.1922 ihre Frankaturgültigkeit, wenn die obige Regel eingehalten wurde.

Mir sind mit dieser Teil-Gültigkeit (= eigene Worterfindung!) für die 9. Porto- und Gebührenperiode lediglich 2 weitere Belege bekannt; für die 10. Periode (ab dem 15.11.) bisher keiner.

Alternativ: SIE ergänzen meine Bestandübersicht.
 
Schmuggler Am: 31.12.2008 11:49:41 Gelesen: 1404015# 268 @  
Zum Jahresende ist es üblich, dass man alle offenen Fragen mit sich und seiner Umwelt geklärt hat; erleichtert den beidseitigen Umgang im kommenden Jahr.
Geht mir als Mentor zu diesem Gebiet nicht anders, ein Jeder zupfe sich seine Antwort heraus:

- Die Gründe, warum die Ganzsachen der Markenausgabe Germania entgegen der ursprünglichen Mitteilung über die Ungültigkeit der Markenausgabe dennoch unter bestimmten Umständen weiterhin gültig blieben, können nur Vermutungen angestellt werden: Die Postverwaltung glaubte wohl an einen wesentlichen Bestand in privater und geschäftlicher Hand. Eine vergleichbare "Teil-Gültigkeit" einer Markenausgabe ist mir aus der vergangenen Zeit nicht bekannt.
Die Ursache, dass diese Markenausgabe dennoch in allen Belangen knapp wurde, könnte in der Gegebenheit zu suchen sein, das bereits mit der Verfügung 704 am 25.7. mitgeteilt wurde, "dass die Marken mit Ablauf des 31.10." ungültig werden. Eine für damalige Verhältnisse sehr lange Aufbrauch-Zeitspanne.

- Nein, die gezeigten Belege sind nicht immer aus meiner Sammlung - sondern aus meinem Archiv. Die Freigabe der archivierten Belege zwecks Öffentlichkeit wurde von den Besitzern legitimiert. Kaufangebote sowie Besitzanfragen werden grundsätzlich nicht beantwortet - weder von juristischen noch von natürlichen Personen.

- Ja, ich bin der Autor zu der bisherigen Veröffentlichung für den Zeitraum 1.12.1876 - 31.3.1902. Der nachfolgende Zeitraum "bis 1933" ist in Arbeit und wird ebenfalls nur per CD veröffentlicht. Wenn "es" soweit ist, wird auch hier der Hintergrundleser entsprechend informiert.

- Nein, ich werde keinen VHS-Kursus für die neue Rechtschreibung belegen; ich konzentriere mich auf das Verständliche - auch wenns manchmal gegen Regeln ist.

- Ja, ich bedanke mich bei allen aktiven Unterstützern in diesem Raum für die konstruktive Teilnahme, gleich ob im Vorder- oder Hintergrund.

Damit wünsche ich Ihnen einen guten Rutsch in das neue Jahr - und natürlich viel Spaß, Freude und Erfolg mit Ihrer Sammel- und Forschungsleidenschaft.
 
Jürgen Witkowski Am: 31.12.2008 16:09:49 Gelesen: 1403995# 269 @  
@ Schmuggler [#268]

Vielen Dank für Dein Engagement im Laufe des Jahres und Deine erhellenden Worte zum Jahreswechsel. Vor nicht allzu langer Zeit ist Dein Buch in einer eBay-Auktion mit den Worten "vom deutschen Rohrpostpapst" angepriesen worden. Da ist es des schön zu erfahren, dass der Papst nicht nur abgehoben in himmlischen Sphären schwebt, sondern auf Philaseiten.de immer wieder zu seinem Thema nach dem rechten schaut.

Von mir zum Jahresabschluß einen "Alltagsbeleg" aus einem der Hauptgeschäfte der Rohrpost, den Börsenbriefen.

Rohrpost-Umschlag, MiNr. RU 4a,
Aufgabestempel BERLIN,W. *62*, -8.5.01 12.20N,
blauer Leitvermerk,
Ankunftstempel BERLIN,C. *T.A.2*, 8 V 01 12.40N
Ausgefertigt-Stempel 8.-5.01 12.39 No. 558
handschriftlicher Uhrzeit-Vermerk 12.50 mit Namenskürzel.

Wenn man die zeitliche Abfolge der Stempel zu Grunde legt, könnte man meinen, dass zu Kaisers Zeiten nicht alle Uhren synchron liefen. Es liegt jedoch an den Stempeltypen. Während der Ankunftstempel eine Uhrzeitgruppe hatte, die in diesem Fall alle 10 Minuten weitergestellt wurde, hatte der Ausgefertigt-Stempel schon eine automatische Uhrzeitgruppe, die sich jede Minute weiter bewegte.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
andiL Am: 04.01.2009 10:43:19 Gelesen: 1403917# 270 @  
Schmuggler [#252]

Habe gestern mal wieder den Begriff Münzfreistempel gegoogelt und bin auf Ihren Beleg und dadurch auch auf diese Seite aufmerksam geworden.

Habe mich noch nie mit Rohrpost beschäftigt. Aber diese Beiträge - super! Was es alles gibt/gab!

Sollten Sie je mit dem Gedanken spielen, die Münzfreistempelkarte zu verkaufen, bitte an mich denken. Nicht zur Auktion geben!

Ich bin einer der wenigen (?), die diese Belege sammeln und trage mich mit dem Gedanken eine Ausstellungssammlung aufzubauen. Da wäre Ihre Karte eine tolle Bereicherung!
 
Hermes Am: 04.01.2009 12:26:20 Gelesen: 1403907# 271 @  
@ Schmuggler [#268]

Hallo Schmuggler!

Die Ganzsachen mit Germaniamuster durften ausnahmsweise nach 31.10.22 kurze Zeit weiterverwendet werden. Weil die Post tätsächlich noch über grosse Mengen verfügte und in diesen Zeiten alles Material knapp war.

Bis wann ist mir leider unbekannt. Aber mehr als einige Monate kann es nicht gewesen sein.

Herr Willi Dehnert, leider verstorben, damals seht aktives Mitglied der Arge Germania und stark interessiert an späten Germania Frankaturen aus 1922, hat das mal berichtet.

Wer seine Germania Ganzsachen nach September 1922 darauf nachschaut, wird dieses bestätigt sehen.

Interessant für die Rohrpost Sammler ist auch unterstehende Statistik, von Herrn Dehnert zusammengestellt (aus: Germania Handbuch, März 97, 22/010.105.02):



Besten Gruss,

Hermes
 
Schmuggler Am: 04.01.2009 13:07:23 Gelesen: 1403900# 272 @  
@ Concordia CA [#269]

Willkommen im neuen Jahr! :-))

Da alle so fleißig über die Feiertage waren, muß ich ja wohl oder übel "ran an den Speck" - dabei gehe ich chronologisch vor.

Mit Deiner Darstellung zu den Uhrzeiten im Bereich "Börse" bestätigst Du meine bisherigen Aussagen: Die Zeitdifferenzen zwischen der gestempelten und der realen Zeit konnte "bis 10 Minuten" betragen - hier durch die handschriftliche Notiz bestätigt.

Die Differenz zwischen echter Beförderungszeit und echter Tageszeit konnte somit durchaus 15 Minuten in der Addition sein - der Nimbus der Rohrpost wird soeben angekratzt! :-))
 
Schmuggler Am: 04.01.2009 16:19:55 Gelesen: 1403885# 273 @  
@ andiL [#270]

Da hast Du Dir aber ein ehrgeiziges Ziel gesteckt ... und der Weg via Google und Philaseiten bis zum Münzfreistempler auf Rohrpost war ganz schön lang. :-))

Allgemein:

Letztendlich bin ich der Überzeugung, dass es von diesen Abschlägen ein mehr gibt, sonst hätte die Postverwaltung diese Automaten sehr viel schneller wieder abgebaut - siehe u. a. Bickerdike o. ä.

Das heutige Elend ist, dass es kaum jemanden gibt, welcher seinen Beleg in allen Belangen "korrekt" beschreiben kann - erst recht nicht zu dem weitestgehend unbekannten Gebiet der Stempelautomation mit all ihren Facetten. Ist er dennoch mal korrekt beschrieben - steht er nicht im Internet und alle Suchbegriffe laufen ins Leere.

Speziell:

Ich verspreche Dir nichts - habe aber Deine entsprechende Anfrage zu dem Beleg geheftet. Sollte ich oder meine Erben "später" darüber stolpern, ist Deine Anfrage zumindest verankert.

Empfehle Dir ähnliches für Dein Archiv.
 
Schmuggler Am: 04.01.2009 16:46:23 Gelesen: 1403880# 274 @  
@ Hermes [#271]

Hallo Götterbote,

genau das (meine ich) habe ich auch gemeint: Die Abbildung der Anna war nach 22 Jahren grundsätzlich ab dem 1.11. nicht mehr gültig - ausgenommen die Ganzsache, WENN sie das Ergänzungsporto oder -gebühr in einer anderen Markenausgabe zeigte.

Amtliche Ganzsachenumschläge mit einem Wertstempel der Germania sind mir jedoch nicht bekannt, wenn sie nicht von Privat bestellt wurden. Bei Postkarten sieht es schon wieder etwas anders aus.

Der Hinweis auf die Papierkosten war gut! Wurde wenig später ja auch mit einem "Papierzuschlag" realisiert.

Ja, ja, der Herr Dehnert ... :-))

Anders formuliert: Wenn Forschungsarbeiten sich in Luft auflösen und niemand im nachhinein von nix weiß ... :-((

Alle Versuche, zumindest seine ergänzenden Rohrpostnotizen einsehen zu können, scheiterten bisher an der Desinteresse, Dummheit oder Gier aller Beteiligten.Gut, dass wenigstens die Spitze vom Eisberg via der ArGe Germania veröffentlicht wurde.
 
Stefan Am: 19.01.2009 21:52:00 Gelesen: 1403604# 275 @  
@ Schmuggler [#274]

Eben beim Stöbern auf der Suche nach Informationen zur modernen Privatpost gefunden. *g*

http://www.bmsv-loehne.de/vn_archiv/vn_082006/rohrpost.pdf

(Internetseite des Briefmarkensammlervereins aus 32584 Löhne)

Gruß
Pete
 
doktorstamp Am: 20.01.2009 13:13:14 Gelesen: 1403575# 276 @  
Ich hatte mal eine Frage bzgl. Sonntags.

War die Rohrpost auch Sonntags im Betrieb, oder liessen sie möglicherweise Wartungsdienste laufen?

Bekanntlich hatten einige Hauptpostämter Sonntagsdienst, obwohl zeitlich begrenzt.

Fragend aus Neugier,

Nigel
 
Schmuggler Am: 20.01.2009 17:07:45 Gelesen: 1403563# 277 @  
@ Pete [#275]

Danke für Deinen Hinweis.

Mir war die Seite bekannt. Hat man hier auf den Philaseiten aufmerksam mitgelesen, stellt man schnell Abweichungen fest.

Macht aber nichts - Hauptsache das Wesentliche ist korrekt.

Für die Zukunft wäre es natürlich gut, wenn der Autor die dortigen Abweichungen korrigieren könnte und/oder eventuell fehlende Bilder zwecks besserem Verständnis hier klauen oder bei mir anfordern würde.
 
Schmuggler Am: 20.01.2009 17:31:13 Gelesen: 1403561# 278 @  
@ doktorstamp [#276]

Hübsche Frage! :-))

Selbstverständlich wurde auch an Sonntagen und an jedem christlichen Feiertag gearbeitet, egal ob der Weihnachten, Ostern oder sonstwie hieß. Nur an Kaisers Geburtstag ruhte der Verkehr im Deutschen Reich zu 98%, denn zu dieser Zeit waren bereits einige soziale Veränderungen bei den Mitarbeitern "angekommen", sodass z. B. nicht alle Postämter an diesen Tagen geöffnet hatten und/oder nur ganz eilige Sendungen sofort bestellt wurden. Ferner wurden die Beförderungs- und Bestellgänge an diesen Tagen reduziert. So wie bei der Eisenbahn auch.

Für die Rohrpost waren die Mitarbeiter laut der Rohrpost-Betriebsordnung "vor dem Rohrpostbeginn" für Pflege- und Wartungsarbeiten zuständig und verantwortlich. Für die wesentlichen Instandsetzungsarbeiten verblieb im Zweifelsfall wohl nur die Nacht ab 22 Uhr oder die zeitweise Schließung des Abschnittes plus Transportprovisorium. Eine grundsätzliche Verhaltensweise bei gravierenden Zwischenfällen ist mir nicht bekannt geworden.
 
Schmuggler Am: 20.01.2009 17:54:20 Gelesen: 1403554# 279 @  
Wer meine CD-Komplettausarbeitung zur Rohrpost gelesen hat oder haben sollte, wird sich (hoffentlich) noch an die "Internationale Vorgeschichte zur Rohrpost" im 1. Band erinnern.

Jetzt habe ich ganz neu einen Link gefunden, welcher zwar die Rohrpost zwecks Briefpostbeförderung nicht 100%ig genau trifft, aber die internationale pneumatische Arbeitsweise zwischen 1870 bis 1875 mit all seinen Visionen und Zusammenbrüchen genial aufzeigt: Die unterirdische Personenbeförderung in New York.

Selbst wenn Sie kein tolles Englisch sprechen oder lesen sollten: Schauen Sie sich auf jeden Fall in Ruhe die Bilder an, auch wenn die Gesamtshow längere Zeit in Anspruch nehmen sollte:



Das visionäre Bild ist von 1874(!), und beachten Sie dabei u. a. den stufen- und barrierefreien Zugang in die Bahnwagen. Hat der heutige öffentliche Nahverkehr in vielen Städten noch nicht geschafft ...



So wurde die ca. 100 m. lange Teststrecke um 1870 im Untergrund von New York gebaut. Denken Sie auch dabei spontan nicht auch an die englische Version zur Paketpostbeförderung mittels einem "Flying Wheel"?!



So hätte der Salonwagen aussehen sollen, samt dekorativer Petroleumbeleuchtung. Aber den Pianospieler auf dem Warte- und Einstiegsplateau gabs wirklich ...

... und den kompletten Artikel mit allen Bildern finden Sie hier:

http://www.columbia.edu/~brennan/beach/

Viel Spaß! :-))
 
Postgeschichte Am: 21.01.2009 15:13:53 Gelesen: 1403499# 280 @  


Hallo,

als "Neuer" auf den Philaseiten bin ich gerade auf das interessante Thema Rohrpost gestoßen und habe dabei festgestellt, daß ich einige Teilnehmer schon kenne, bzw. vor langer Zeit schon einmal Kontakt hatten. Ich hatte vor Jahren mit einer Rohrpostsammlung begonnen, dann aber wegen anderer Interessen leider damit aufgehört.

Als Einstieg auf den Philaseiten möchte ich hier eine Postsache zeigen, die wegen Portofreiheit bei einigen Sammlern oft unbeachtet bleibt. Einerseits schade, andererseits hat man so die Möglichkeit, einen solchen Beleg zu erhalten.

Gruß
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 21.01.2009 15:37:44 Gelesen: 1403492# 281 @  
@ Postgeschichte [#280]

Hallo Manfred,

herzlich willkommen auf Philaseiten.de. Wo solche eher seltenen Rohrpostbelege in den Beständen ruhen, ist bestimmt noch mehr zu finden. Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der sich über die Vorstellung des einen oder anderen Beleges freuen würde.

Eine Frage zu dem vorgestellten Brief habe ich: Was hat der mit Blaustift geschriebene, anscheinend postalische Vermerk "Stelle 2" für eine Bedeutung? Das habe ich bisher noch nicht gesehen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Bundpostfrischsammler Am: 21.01.2009 17:18:03 Gelesen: 1403473# 282 @  
Wer mal ganz viele Rohrpostbelege im Original sehen möchte, den lade ich gerne zur Rang 3 Ausstellung nach Schwieberdingen (bei Ludwigsburg Stuttgart) am 16. bis 17 Mai 2009 (Festhalle Herrenwiesen) ein.

Dort gibt es eine Rohrpostsammlung zu sehen, mit folgendem Titel:



Es handelt sich um mein erheblich erweitertes Ein-Rahmenexponat. Welches ich schon zweimal mit der Bewertung Diamant (einmal mit EP) ausgestellt habe.

Zudem gibt es natürlich viele weitere Exponate dort zu sehen.

Beste Grüsse
 
Postgeschichte Am: 22.01.2009 15:41:36 Gelesen: 1403403# 283 @  
Sondertarif für Rohrpostbriefe?

Etwas überrascht war ich, als ich mir den folgenden Rohrpostbrief anschaute. Frankiert mit 3 x 5 Pf = 15 Pf., entwertet mit Rohrpoststempel Berlin N P 37 (R37) vom 13.1.1919 nach Berlin Charlottenburg.



Wieso nur mit 15 Pf (Porto für einen Ortsbrief mit Gewicht 20 - 100 g) frankiert? Wurde der Brief mit der normalen Post befördert? Die Uhrzeiten sind in den Aufgabestempeln bzw. dem Eingangsstempel leider nicht eindeutig zu erkennen.



Gruß Manfred
 
DerLu Am: 23.01.2009 08:45:01 Gelesen: 1403361# 284 @  
Hier ein weiterer Rohrpostbeleg zum Thema Portofreiheit. Auch das preußische Königshaus besaß das Privileg der Portofreiheit. Solche Sendungen waren mit "Königliche Angelegenheit" (abgekürzt 'K.A.') zu kennzeichnen, ebenfalls war ein Siegel auf der Sendung anzubringen.



Dieser Rohrpostbrief wurde am 19.03.1905 von der " Registratur der Königlichen Schauspiele" an eine Berliner Tageszeitung geschickt. Er lief vom PA 7 zum PA 12. Auf der Vorderseite ist der Brief links unten als Königliche Angelegenheit bezeichnet, auf der Rückseite befindet sich das entsprechende Siegel.

Beste Grüße
 
DerLu Am: 23.01.2009 09:19:09 Gelesen: 1403357# 285 @  
Zum Beleg in Beitrag [#283]: Mir scheint eher eine Marke zu fehlen, schaue dir mal die rechte untere Ecke des Briefes genauer an.

Auf dem Scan sieht das für mich wie eine abgefallene/abgelöste Marke aus: Reste der Gummierung, Papier ist stellenweise rau.

Beste Grüße
 
Schmuggler Am: 25.01.2009 10:51:15 Gelesen: 1403267# 286 @  
Oha! :-))

Da begrüße auch ich mal zwei "Neue" (zumindest im Vordergrund), wobei ich bei der Postgeschichte m. E. wohl richtig liege, wenn die Grüße in Richtung Dortelweil gehen?

Unbekannterweise an den Aktiven DerLu gleiches wie vor, nur die Richtung müßte anders sein :-)) Apropos: Ich schliesse mich der Aussage bezügl. der 15 Pfennig Rohrpostgebühr ex [#283] an. Ist "gut" gemacht, aber jedes Fummeln am Beleg hinterlässt Spuren, auch wenn sie manchmal fast unsichtbar sind. Ein entsprechendes UV-Licht würde den scheinbaren Fakt bestätigen.

Immer wieder taucht die Frage auf, warum die Post oder die kaiserlichen Behörden und Andere eine Porto- und Gebührenfreiheit hatten. Die Frage würde nicht auftauchen, wenn in der Vergangenheit diverse Autoren nicht nur einfach wo abgeschrieben und rumgefaselt, sondern sich vorher informiert und auch komplett veröffentlicht hätten.

Für die ganz Perfekten: Im Rundbrief Nr. 145 der ArGe Brustschilde sind von dem Autor (Herr Ruh) zu dem Thema "Portofreiheiten" das dazugehörige Gesetz, die General-Verfügungen, Bestimmungen sowie alle Regulative vom 15.12.1869 für das In- und das Ausland zu dem Thema veröffentlicht worden. Benötigt wurden dazu berechtigterweise 20 Seiten im DIN A4-Format.

Für die Anderen sei aus der Anlage 2 zum "Regulativ über die Portofreiheiten im Norddeutschen Postgebiet" knapp und konzentriert zitiert: "Die Correspondenz in Postdienst-Angelegenheiten wird allgemein portofrei behandelt".
 
Schmuggler Am: 25.01.2009 11:14:04 Gelesen: 1403260# 287 @  
Am 22.1.2009 wurde via eBay dieser Rohrpostbrief mit einem rückseitigem Gebührenaufkleber für "Weissensee" verkauft.



Möglicherweise liest der Erwerber des Loses im Vor- und Hintergrund mit und könnte mir das genaue Datum (besonders das Jahr) für mein Archiv offen oder verdeckt laut der Stempel nennen ?

Merci vilemools! :-))
 
Richard Am: 25.01.2009 12:51:12 Gelesen: 1403255# 288 @  
Von Jamboberlin gestern im Briefmarkencafe vorgestellt:

Na da will ich mal meine letzte Ebay-Errungenschaft zeigen, auch wenn mir der Begriff Halbamtliche Lochung so gar nicht gefallen will- entweder ist die Lochung amtlich oder sie ist es nicht. Also hier die "Halbamtliche" Lochung "MB" für Magistrat Berlin; die erste Rohrpostkarte mit dieser Lochung, die ich meiner Sammlung einverleiben konnte.


 
Postgeschichte Am: 25.01.2009 13:38:49 Gelesen: 1403240# 289 @  
@ Schmuggler [#286]

Die Richtung ist zutreffend und ich bin richtig erkannt worden. Auch die Einschätzung des Rohrpostbeleges ist richtig. Unter der UV-Lampe lassen sich zumindest Teile der Gummierung erkennen. Dachte zunächst, daß eine nicht gestempelte Marke abgelöst wurde, es sind aber noch Stempelfragmente zu erkennen.

Das Thema Boten- oder Briefträgerstempel ist ja nur ein Randgebiet der Rohrpost, macht bei der Vielzahl der Stempel auf untenstehenden Beleg diesen aber interessanter. Falls auch "Normalbelege" für das Archiv interessant sind, kann ich meine Germania-Belege scannen und auf CD zusenden. Ich gehe davon aus, daß die Anschrift seit unserm letzten Kontakt in 2005 noch stimmt.



Gruß
postgeschichte
 
DerLu Am: 27.01.2009 08:14:49 Gelesen: 1403153# 290 @  
Ich habe bei der folgenden Karte ein Problem mit der Höhe des Nachportos.

Die Karte lief am 1.12.1920, also in der Portoperiode 5, von Berlin-Steglitz nach Berlin-Siemensstadt. Die Ganzsache ist mit 130 Pfennige richtig als Rohrpostkarte frankiert. Da die Karte aber den Rohrpostbezirk verließ fehlen 30 Pfennige Weiterleitungsporto. Als Nachporto sind 30 Pfennige in blau niedergeschlagen.



Kann sich jemand diese 30 Pfennig erklären? Ich hätte den doppelten Fehlbetrag oder den, gemäß RPO, einfachen Fehlbetrag plus 10 Pfennig erwartet. Oder rechne ich falsch ?

Beste Grüße
 
Schmuggler Am: 27.01.2009 11:05:19 Gelesen: 1403138# 291 @  
@ DerLu [#290]

Du sagst ganz richtig, das die Rohrpostgebühr für die 5. Periode korrekt mit 130 Pfennig für eine Rohrpostkarte frankiert wurde.

Du übersiehst aber in diesem Fall, dass es einen "Rohrpostbezirk" oder "Nachbar-Ortstarif" ab dem 1.10.1920 nicht mehr gibt: Ganz Berlin mit fast allen Vororten wurde eine einheitliche Stadtgemeinde mit einem einheitlichen Ortsporto bzw. -gebühr: Die sog. Stadt Groß-Berlin.

Bereits 1920 wurden die ersten postalischen Übersichten zu Berlin veröffentlicht. In dieser 1. Übersicht ist Spandau so wie auch Siemensstadt als "Postort im Ortsgebührenbereich von Groß-Berlin" genannt; alle Rohrpostsendungen im Ortsgebührenbereich wurde für die Rohrpostgebühr befördert und bestellt, ein bis 1.10.1920 praktiziertes Ergänzungsporto gabs in diesen Fällen nicht mehr.

Auch die zu dieser Zeit noch bestehende Möglichkeit zu einer Land-Eilbestellung innerhalb der Stadtgemeinde wurde ohne Erfolg überprüft.

Möglicherweise gab es einen kurzfristigen Informationsmangel und/oder Unklarheiten zu den Postorten - letztendlich ist die Karte mit einer ungerechtfertigten Taxierung versehen, wenn die blaue "30" als Taxierung und nicht als Leitvermerk verstanden werden sollte.

Schon mal so überprüft?
 
Jürgen Witkowski Am: 27.01.2009 12:45:07 Gelesen: 1403132# 292 @  
@ Schmuggler [#291]

Die Version Leitvermerk könnte passen, da Steglitz ein Endpunkt im Rohpostnetz war und das Postamt W30 die erste Verteilstelle.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
DerLu Am: 27.01.2009 13:07:11 Gelesen: 1403128# 293 @  
@ Concordia CA [#292]
@ Schmuggler [#291]

Danke für die Hinweise auf den Leitvermerk, daran habe ich auch schon gedacht. In rot ist oben links m.M. nach als Zielpostamt das Postamt NW 40 am Leehrter Bahnhof angegeben.

Wissend das sich Leitwege auch mal ändern, habe ich meine Sammlung durch stöbert, und zwei weitere Sendungen nach Siemensstadt gefunden, alle sind ebenfalls über das PA 40 gelaufen. Der Leehrter Bahnhof macht für mich Sinn: bis zum Bahnhof, und dann schnell weg mit der Bahn.
 
Postgeschichte Am: 27.01.2009 13:35:08 Gelesen: 1403124# 294 @  
@ Schmuggler [#291]

Diese Erklärung dürfte aber für meinen Beleg nicht zutreffen, oder? Es handelt sich um einen Rohrpostbrief von Berlin W 8 nach Berlin-Tempelhof. Der interessante Stempel "Porto / Tmp." zeigt an, daß das Rohrpostporto nicht stimmte. Dieses betrug für Briefe 1,40 M, was auch der Frankatur entspricht.

Wieso also Nachgebühr?


 
Schmuggler Am: 27.01.2009 18:57:44 Gelesen: 1403088# 295 @  
@ DerLu [#293]

Der Hinweis auf den Lehrter Bahnhof könnte wesentlich sein, da zu dieser Zeit bereits die Beförderung von Sendungen in die Aussenbezirke der Stadt per Ringbahn erfolgen konnte.

Ich formuliere sehr zurückhaltend, da mir aus dieser Zeit die Streckenführung und Verbindungswege der Ringbahn o. ä. spontan nicht greifbar sind. Halte diese Möglichkeit aber noch immer für sehr wahrscheinlich.
 
Schmuggler Am: 27.01.2009 19:17:03 Gelesen: 1403083# 296 @  
@ Postgeschichte [#294]

Ich lese auf dem Stempel das Datum 14.7.1920 - und das ist vor dem 1.10.1920 ...
:-))

Tempelhof lag zu dieser Zeit noch "ausserhalb des Rohpostnetzes", aber "im Nachbar-Gebietsverkehr zu Berlin". Die Beförderungsgebühr für den Brief betrug innerhalb des Rohrpostbezirks noch richtig 1,40 Mark. Kurz: Das Weiterleitungsporto in den Nachbarortsverkehr mit +40 Pfennig fehlte - taxiert wurden in der Briefpost "das doppelte des Fehl". Wäre er in der Rohrpost nach bekanntem Muster taxiert worden, hätte die Nachgebühr "nur" 50 Pfennig (= 40+10) betragen.

Hinweis: Der gezeigte Porto-Stempel von Tempelhof ist wahrlich nicht häufig und auf einer Rohrpostsendung erstmalig in der letzten Harlos-Auktion angeboten und auch verkauft worden. Der Einlieferer soll sich über das Ergebnis im nachhinein SEHR gefreut haben. :-))
 
DerLu Am: 27.01.2009 19:28:26 Gelesen: 1403079# 297 @  
@ Postgeschichte [#294]

Nach meinen Unterlagen wurde die Sonderrolle des Rohrpostbezirkes erst mit der Änderungen der RPO zum 1. Juli 1922 geändert. Bis dahin galt immer noch die Definition des Rohrpostbezirkes und der Geltungsbereich der Rohrpostgebühr aus der RPO von 1909. Mir sind keine Änderungen dieser Bestimmungen zwischen 1909 und 1922 bekannt.

Erst ab der Änderung der Rohrpostordnung zum 1. Juli 1922 (Amtsblatt 1922, 24) gilt die Rohrpostgebühr für den Ortsgebühr-Bereich Groß-Berlin :

" Paragraph 7 :
I. Die Gebühr für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortsbestellbezirk des Bestimmungs-Postortes beträgt :
a) wenn Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereiches der Ortsgebühr von Groß-Berlin liegen, ... "

Für die Rohrpostgebühr galt bis dahin : "Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirkes beträgt: ..." gefolgt von den verschiedenen Gebührensätzen.

Tempelhof wurde erst 1931 ans Rohrpostnetz angeschlossen. Ich folgere: Aus dem Rohrpostbezirk heraus, daher das Nachporto.

Beste Grüße
 
Postgeschichte Am: 28.01.2009 20:44:33 Gelesen: 1403025# 298 @  
@ Schmuggler [#296]
@ DerLu [#297]

Danke für die Informationen. Der unterlegene Bieter kann den Brief gerne von mir erwerben. :-))))
 
Schmuggler Am: 29.01.2009 14:15:32 Gelesen: 1403001# 299 @  
@ DerLu [#297]

Du hast ja grundsätzlich recht - ABER:

Viele regionale Fakten (nicht nur für die Berliner Rohrpost) sind nicht in überregionalen (= allgemeinen) Verfügungen und ähnlichem zu finden, sondern wurden als Information nur vor Ort bekannt gegeben.

Erst als auch im München die Rohrpost öffentlich wurde, änderte sich die preussische Verwaltungs- und Informationspolitik, da nun auch die bayerische Post bekannterweise sich der Reichspostverwaltung untergeordnete hatte.

Für Berlin ergab sich folgende zitierte Situation:

"(...) Die verfassungsgebende preußische Landesversammlung verabschiedete am 27.4.1920 „Das Gesetz zur Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ mit 20 Verwaltungsbezirken. Zum 1.10.1920 trat das Gesetz in Kraft.

Mit dem zeitlich korrekten Vollzug des Gesetzes vereinte die Stadt Berlin insgesamt 8 Städte, 59 Landgemeinden und 26 autarke Gutsbezirke, dabei auch das Verwaltungsgebiet Königliches Schloss, zu einer einheitliche verwalteten Stadt, welche insgesamt eine Ausdehnung von fast 900 km2 hatte. Berlin wurde nach New York und London mit fast 4 Millionen Einwohnern die damals drittgrößte Stadt der Welt (...)".

Die Reichspostverwaltung reagierte auf die neue Anforderung und genehmigte für alle Postorte innerhalb der Stadtgemeinde das vergünstigte Ortsporto für alle Sendungsarten; den seit 1.4.1900 bekannten Nachbar-Ortsverkehr und den begrenzten Rohrpostbezirk zu Berlin gab es nicht mehr (...)".

Am 1.10.1920 lagen folgende Postorte "innerhalb der neuen Gemeindegrenze":

Ehemalige "Stadt Berlin" jetzt neu als "Groß-Berlin" mit

Adlerhof Friedenau Niederschöneweide Spandau
Alt Glienicke Friedrichsberg Niederschönhausen Staaken
Friedrichshagen Steglitz
Baumschulenweg Friedrichsfelde Oberschöneweide Stralau
Biesdorf Südende
Blankenburg Grünau Pankow
Blankenfelde Grunewald Pichelsdorf Tegel
Bohnsdorf Gatow Plötzensee Tempelhof
Borsigwalde Treptow
Britz Halensee Rahndorf
Buch Haselhorst Reinickendorf Waidmannslust
Buchholz Heiligensee Rosenthal Wannsee
Buckow Heinersdorf Rudow Weißensee
Hermsdorf Rummelsburg Wilhelmsberg
Charlottenburg Hohenschönhausen Wilhelmshagen
Schlachtensee Wilmersdorf
Dahlem Johannisthal Schmargendorf Wittenau
Dalldorf Schmöckwitz
Mariendorf Schöneberg Zehlendorf
Marienfelde Siemensstadt

Diese Informationen wurden wieder "nur" regional bekannt gegeben - woanders oder gar überregional wäre das auch ohne praktischen Nutzen gewesen.

Auch Tempelhof lag in der neuen Stadtgemeinde und selbstverständlich war auch der Flughafen bei seiner Eröffnung in Verbindung mit der Rohrpost, nur der technische Anschluss erfolgte 1931.

Zur Untermauerung meiner Aussage habe ich 2 typische Belege heraus geholt, welche beide vor dem 1.10. mit Ergänzungsporto bzw. Taxierung befördert worden wären - nach dem 1.10. jedoch dieses Ergänzungsporto nicht mehr benötigten: Beide Postorte lagen innerhalb der neuen Gemeindegrenze und dem neuen, identischen Rohrpostbezirk.

Von B. am 15.10.1920 nach Lichterfelde:




Von B. am 4.5.1921 nach Tegel:



Damit keinerlei Informationslücken entstehen, hier die letztmalig genannten Post- und Bestellorte im Rohrpostbezirk vor dem 1.10.1920:

"(...) Er umfasst die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg mit Westend, Friedenau, Grunewald, Pankow, Plötzensee, Schöneberg, Steglitz, Wilmersdorf, sowie
a) vom Bestellbezirk Berlin-Rummelsburg, jedoch nur der Teil innerhalb der Ringbahn,
b) vom Bestellbezirk Berlin-Treptow die Grundstücke Treptower Chaussee 1-18, 45 bis Ende, am Treptower Park (SO 33) 1-18, 45 bis Ende und Treptower Str. 1-23, 21-77, 78 bis Ende."

Da die Diskussion schon mal im Raume stand: Alles klar?
 
DerLu Am: 29.01.2009 17:23:30 Gelesen: 1402984# 300 @  
@ Schmuggler [#299]

Naja, ich wäre aber bei dem Beleg ziemlich sauer geworden: Erst wurde die recht hohe Rohrpostgebühr verklebt, um dann noch ein nicht gerechtfertigtes Nachporto zu bezahlen.

Was mich dann doch wundert ist dass die Rohrpostordnung erst fast zwei Jahre später offiziell an die neuen Gegebenheiten angepasst wurde.

Beste Grüße
 
Schmuggler Am: 29.01.2009 17:47:47 Gelesen: 1402978# 301 @  
@ DerLu [#300]

Vielleicht hats ja im Hintergrund eine "Entlastung" der Gebühr gegeben oder dem Empfänger war es pekuniär Schnurz; so was gabs schon immer.

Die Rohrpost war zu dieser Zeit politisch nicht mehr so im Vordergrund: Die Unterhaltskosten stiegen, das Aufkommen war rückläufig und das Telefon wurde immer schneller - und billiger.

Die neue preussische RPO, so denke ich es mir, wurde wegen der Münchner Rohrpost zeitlich verbogen, um die dortigen Gegebenheiten in die neuen Vorschriften mit zu integrieren. Genauer: Erst die dortigen vorgefundenen Gegebenheiten dem gemeinsamen Verwaltungsapparat anzupassen.

Habe ich DAS nicht schön formuliert?! :-))
 
Schmuggler Am: 31.01.2009 09:22:52 Gelesen: 1402905# 302 @  
@ DerLu [#290]

Habe mich mal schlau gemacht - natürlich dauert sowas länger, manchmal auch sehr lang ... :-))

Die im Dez. 1920 vermutlich taxierten "30 für nix" entsprachen inflationsbereinigt ca. 5 Pfennig Kaufkraft ex Kaiserreich zur Friedenszeit - die von Postgeschichte gezeigte berechtigte Taxierung "80" ca. 10 Pfennig. Hält sich alles somit real noch im allgemein verkraftbaren Bereich.
 
Jürgen Witkowski Am: 09.02.2009 12:51:02 Gelesen: 1402657# 303 @  
Allen Liebhabern der Rohrpost sei diese englischsprachige Webseite empfohlen, die einen Einblick in die Arbeitsweise und Technik der verschiedenen Rohrpostsysteme in aller Welt gibt:

http://www.dself.dsl.pipex.com/MUSEUM/COMMS/pneumess/pneumess.htm#ger

Eine deutschsprachige Übersicht zur Rohrpost ist hier zu finden:

http://www.all2know.net/index.php?art=art/r/o/h/Rohrpost_(Deutschland)_86cc.html

Speziell mit der Berliner Rohrpost befasst sich diese Seite:

http://wiki.verkata.com/de/wiki/Rohrpost_in_Berlin

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
BD Am: 10.02.2009 08:26:03 Gelesen: 1402619# 304 @  
Waren Heeressachen in der Rohrpost frei?

Warum lief ein Brief von Schöneberg nach Schöneberg über Friedenau?

Rohrpost ist nicht mein Gebiet, aber zu diesem Beleg konnte mir noch nie jemand etwas sagen.

Vielleicht weiß jemand etwas?

MfG BD


 
AhdenAirport Am: 12.02.2009 17:34:20 Gelesen: 1402557# 305 @  
@ BD [#304]

> Warum lief ein Brief von Schöneberg nach Schöneberg über Friedenau?

Der Brief hat zwar keinen Leitvermerk, aber das PA Friedenau 1 in der Handjerystrasse lag wohl dem Zielort in der Peter-Vischer-Strasse am nächsten.

Beide Strassen gibt es noch; die Gegend sieht wegen der Stadtautobahn heute etwas anders aus, aber schau mal unter http://www.berlin.de/stadtplan

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 12.02.2009 17:44:05 Gelesen: 1402553# 306 @  
@ BD [#304]

Gleich vorweg: Die Lösung kann ich (noch) nicht sagen - bin aber im Hintergrund bemüht.

Nach meinem Kenntnisstand und den mir bekannten Verfügungen waren Heeressachen im Ortsverkehr weder porto- noch gebührenfrei. Wie weit der Nachbar-Gebietsverkehr dort noch eine Rolle spielt (Groß-Berlin kommt ja erst später, wie bereits ausgeführt) kann ich in diesem Fall noch nicht eindeutig beantworten.

Wo liegt und wie verläuft denn die Peter-Fischer-Str. zu dieser Zeit? In Schöneberg oder in Friedenau? Oder gar in beiden Ortschaften?

Zu beachten ist ferner, dass der Krieg "soeben" beendet wurde, die entsprechenden Friedensverträge waren noch in Arbeit.

Möglicherweise war die handschriftliche Notiz zur Rohrpostgebühr zu dieser Zeit von regionaler Bedeutung - nur was soll ein Landsturm vor oder während dem Friedensschluß für eine Gebührenfreiheit genießen (?) Nur mit irgendwelchen amtlichen Vorschriften oder Erlässen konnte mir bisher niemand dienen.

Wie lauten denn Ihre Recherchen (außer der Fragestellung) zu dem kompletten Thema ?
 
Schmuggler Am: 12.02.2009 17:54:23 Gelesen: 1402547# 307 @  
@ joey [#305]

Danke für die korrekte Beantwortung der Fragestellung.

Das sich Deine und meine Versionen dann auch noch zeitlich überschneiden, kann doch nur an einer über- oder ausserirdischen Rohrpost-Berlinvision liegen. Oder ? :-))))))

Ich schiele mal ein kleines bisschen kritisch in Richtung BD und denke so vor mich hin: "Ein bisschen hätte er sich auch mal selbst im www darum bemühen können".
 
Postgeschichte Am: 12.02.2009 18:42:43 Gelesen: 1402532# 308 @  
@ BD [#304]
@ Schmuggler [#306]

Nach meiner Recherche erstreckte sich sich die Portofreiheit nicht auf Stadtpostsendungen (Portofreiheitsgesetz vom 5. Juni 1869 § 3, A.D.A. III, 1 Anl. 7). Eine Ausnahme bestand jedoch im Ortsverkehr der Gemeinden von Groß-Berlin bei Feldpostsendungen, die von den in Lazaretten befindlichen Kriegern aufgegeben wurden oder an diese eingingen. Hierfür wurde von der Erhebung von Gebühren abgesehen. Das gleiche galt für Postkarten mit Anfragen an das Zentral-Nachweisebureau des Königlichen Kriegsministeriums oder des Reichs-Marineamts, die irrtümlich im Ortsverkehr unfrankiert aufgeliefert wurden.

Die von den Militär- und Marinebehörden ausgehenden und an Empfänger im Orts- oder Landbestellbezirke des Aufgabe-Postorts gerichteteten Postsendungen waren stets ohne Portoanzsatz zu befördern. Die Sendungen waren mit dem Vermerk "Heeressache" und dem Dienststempel zu versehen (Amtsblatt 50/1915).

Die Bezeichnung " Groß-Berlin" wurde bereits im Auskunftsbuch über Kriegs- Post- und Telegraphenangelegenheiten vom November 1915 (S. 13) und vom Januar 1917 (S. 17) genannt. Welche Orte zu diesem Zeitpunkt zu Groß-Berlin gehörten, versuche ich noch zu recherchieren.
 
BD Am: 12.02.2009 21:53:16 Gelesen: 1402498# 309 @  
@ Postgeschichte [#509]

Vielen Dank für die Hinweise, nach Betrachtung des Stadtplanes ist die Verschickung nach Friedenau nachvollziehbar. Und die Erläuterungen in Bezug auf das mir völlig unbekannte Amtsblatt 50/1925 sind Super.

Leider ist die Rohrpost eine Sonderbeförderung, auf die das wohl nicht zutrifft? Leider ist mir erst heute (Hatte mich ein Jahr nicht mehr mit dem Brief beschäftigt) eingefallen, das die Arge-Germania mal eine Heeressache vom 18.2.17 von Berlin 6 nach Berlin SW 11 ( Rhein. Westfäl. Zeitung) abgebildet hatte, die mit 35 Pf. frankiert war.

@ Schmuggler [#508]

Ich habe nirgendwo, weder in meiner Literatur über die Feldpost oder im Internet zu dem Thema, einen Bezug auf die Rohrpost gefunden. Es war meine Hoffnung, das sich das Rätsel lösen läßt, warum der Postbeamte diesen Satz geschrieben hat, was im Oktober 1918 zu der " besonderen Vereinbarung" führte und warum nicht einfach, wenn nötig,frankiert wurde.

Vielleicht war es eine örtlich begrenzte Maßnahme in Schöneberg, über die nirgendwo mehr etwas steht.

Danke für Ihre Bemühungen.

Mit besten Grüßen BD
 
Postgeschichte Am: 12.02.2009 22:23:15 Gelesen: 1402492# 310 @  
@ BD [#510]

Das Amtsblatt Nr. 50 ist natürlich von 1915.

Vfg. Nr. 96 vom 30. März 1915 Stadtpostsendungen der Militär- und Marinebehörden.

Ich habe zwar die Verfügung jetzt auch nicht greifbar, aber wieso soll die Portofreiheit für Stadtpostsendungen der Militär- und Marinebehörden für die Rohrpost nicht gelten? Auch bei Feldpostsendungen besteht oft die Annahme, daß diese grundsätzlich portofrei wären. Es gibt verschiedene Fälle, in denen Feldpostsendungen zu ermäßigten Sätzen oder mit den ganz normalen Sätzen zu frankieren waren.

MfG
Postgeschichte
 
Schmuggler Am: 13.02.2009 13:27:23 Gelesen: 1402460# 311 @  
@ Postgeschichte [#509]

Ich versuche mich erst einmal an dem Thema "Porto- und Gebührenfreiheiten":

Grundsätzlich hast Du mit dem Verweis auf das Regulativ ohne wenn-und-aber Recht: Im Ortsverkehr gab es bis zum 1. Weltkrieg (1915) nur ganz wenige "Freiheiten" - alle anderen Militaria und sonstige Behörden und Ämter waren Porto- und Gebührenpflichtig.

Im Fernverkehr sah das alles wieder gaaaaanz anders aus.

Die von Dir zitierte Verfügung 96 aus dem Amtsblatt Nr. 50 hat die postalisch richtige Formulierung " Die von den Militär- und Marinebehörden ausgehenden und an Empfänger im Orts- oder Landbestellbezirke des Aufgabe-Postorts gerichteteten Postsendungen" für eine portofreie Beförderung von entsprechend gekennzeichneten Sendungen im Ortsverkehr.

ABER:

1. Nach der obigen Definition waren die portofreien Militärsendungen auch auf den " Bestellbereich des Aufgabepostamtes" ausgedehnt worden. Ergo aber nicht auch auf den Nachbarort-Gebietsverkehr - oder gibts dazu möglicherweise spätere Ergänzungen?

Aus der Sicht eines Schöneberger Postbenutzer war eine Briefpostsendung seit 1912 nach Friedenau zu dieser Zeit bereits wieder "Fernverkehr" - nach Berlin aber der vergünstigte "Nachbarorts-Gebietsverkehr" in der Briefpost. Für die Rohrpost lagen beide Ortschaften im Rohrpostbezirk.

2. Es wird immer von portofreien Sendungen gesprochen - die Rohrpostbeförderung war jedoch eine Gebühr. Auch im Ortsverkehr. So waren z. B. die Ganzsachenumschläge für den Admiralsstab (DRUB) alle mit eben dieser Gebühr "frei" gemacht - da die Rohrpostbeförderung eben kein "Porto" war - und musste frankiert werden. Im Fall der Vorlage: "Hätte frankiert werden müssen."


Zum Thema "Groß-Berlin" kann ich ergänzend beitragen:

Ab ca. 1900 stieß ich bei meinen Recherchen auch immer wieder auf diesen kommunalen Begriff: Die Vision von "Groß-Berlin" geisterte jedoch bereits lange vorher durch die Amtsstuben.

Erstmals wurde am 1.4.1912 ein "Zweckverband Groß-Berlin" per Gesetz(!) als 1. erkennbares, kommunales Zeichen zu einer Vereinigung gegründet. "Beteiligt waren an dem Zweckverband die Stadt Berlin, Charlottenburg, Lichtenberg, Rixdorf bzw. Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf, ebenfalls gehörten die Kreise Niederbarnim und Teltow in der Mark dazu. Ferner sind die Dörfer bzw. Gutsbezirke Biesdorf, Falkenberg, Hellendorf, Höhenschönhausen, Kaulsdorf, Mahlsdorf, Maldow, Marzahn und Wortenberg genannt. Nicht zu vergessen: Preussens größtes Dorf – der unselbständige Postort Steglitz."

Der Zweckverband umfasste ein Gebiet von ca. 3.500 km2 mit ca. 3 Millionen Einwohnern.

Jetzt lege ich erst einmal ein Stopp ! ein, damit eventuelle weitere Ergänzungen und Kenntnisse einfließen können. Sollte der besseren Übersicht- und Verständlichkeitkeit dienen.
 
BD Am: 14.02.2009 08:40:31 Gelesen: 1402404# 312 @  
@ Schmuggler [#512]

Hochinteressant !

An die DRUB habe ich nie gedacht, obwohl man schon Stücke in Auktionskatalogen gesehen und bewundert hat.

Vielen Dank für die Recherche.

Mit besten Grüssen BD
 
Schmuggler Am: 14.02.2009 19:10:20 Gelesen: 1402385# 313 @  
@ BD [#312]

Sag ich doch. Seit über 300 Beiträgen:

Die Verquickung von Stempel, Ortsgeschichte, Portostufen, Früh- und Spätdaten, Ganzsachen, Postgeschichte, Stempelautomation, Technik, katalogisiertes Wissen und vieles vieles mehr macht dieses Sammelgebiet m. E. so interessant - und individuell. Selbst das verfolgen einer Sendung im Rohrpostnetz an Hand der Stempel und Notizen kann eine sehr spannende Geschichte sein: Viele Wege führten nach Rom.

Apropos: Die Flugpost hatten wir z. B. noch gar nicht besprochen.

Machtwort: Aber erst werden die Fragen und Antworten zur Abbildung im Beitrag Nr. 302 aufgearbeitet! :-))
 
Postgeschichte Am: 14.02.2009 23:29:30 Gelesen: 1402367# 314 @  
@ Schmuggler [#313]

Ein Machtwort? Da bekomme ich aber Angst und will mal schnell antworten :-))

Zum Beleg in Beitrag [#304]:

Die Aussage "Im Ortsverkehr gab es bis zum 1. Weltkrieg (1915) nur ganz wenige "Freiheiten" - alle anderen Militaria und sonstige Behörden und Ämter waren Porto- und Gebührenpflichtig." kann ich bestätigen. Und hier setzt ja auch meine Erklärung mit der Verfügung aus Amtsblatt Nr. 50 / 1915 ein. Diese besagt nämlich, daß vom 1.6.1915 an bis zur Beendigung des Krieges die Militär- und Marinebehörden und Truppenteile auch alle Stadtsendungen der Post zur Bestellung übergeben konnten.

Das Porto für diese Sendungen, die keine Portofreiheit nach dem Gesetz von 1869 genossen, war durch Zahlung einer Pauschsumme abgelöst. Die Sendungen der Militärbehörden usw. waren wie die der Staatsverwaltungen zu behandeln. Diese hatten mit dem Norddeutschen Bund oder mit dem Reichspostgebiet Verträge abgeschlossen und durch Zahlungen von Pauschbeträgen das Recht erworben, ihre Postsendungen unfrankiert absenden zu können (Angabe - Frei durch Ablösung Reich). Ein Unterschied bestand in der Bezeichnung. Die Staatsverwaltungen mußten auf den zu befördernden Postsendungen die Bezeichnung "Frei durch Ablösung Reich" mit der entsprechenden Verwaltungsnummer aufführen, während die Militär- und Marinebehörden und Truppenteile den Vermerk "Heeressache" und den Dienststempel anzubringen hatten.

Unter das Ablösungsverfahren fielen auch die Gebühren für alle von der Behörde aufgelieferten Inlands-Postsendungen einschließlich der Sondergebühren für Zustellungsurkunden, Nachnahmen, Postaufträge, Einsammlung durch Landbriefträger, Rückscheine, Nach- und Rücksendung, Unbestellbarkeitsmeldungen und Laufschreiben fielen (Handwörterbuch des Postwesens). Die Rohrpost- und Eilbotengebühren wurden hier nicht genannt.

Ohne eine neue Diskussion über Porto und Gebühren zu entfachen, möchte ich hier nur kurz auf dieses Thema eingehen. Der Begriff "Porto", aus dem italienischen "porto die lettere" abgeleitet, war lange Zeit die allgemein gebräuchliche Bezeichnung für Postbeförderungsgebühr. Später wurde der Begriff in "Porto" und "Franko" aufgespalten, wobei für Porto die vom Empfänger und Franko für die Absender zu zahlende Gebühr darstellte. Die vom Empfänger zu zahlende Gebühr wurde mit Einführung der Postwertzeichen ebenfalls vom Absender im Voraus bezahlt (Beförderungsgebühr oder auch Porto).

Daß in dem angesprochenen Beleg kein Porto (oder Gebühr) angebracht oder vermerkt ist, weist auf eine Portofreiheit hin. Es liegt offenbar aber keine Portofreiheit gemäß dem Portofreiheitsgesetz vor.

Der angebrachte Vermerk

Rohrpost / franko Eilbestellung / laut Vereinbarung.

deutet vielmehr auf eine Portoablösung hin (franko = Freigebühr). Da die Rohrpost- und Eilbotengebühr in dem Ablösungsverfahren (s.o.) nicht explizit genannt wurden, war eine besondere Vereinbarung erforderlich (die ich allerdings nicht suche). :-)))))

Dies meine Erklärung für die Porto- bzw. Gebührenfreiheit des Beleges unter [#304].
 
ilogy Am: 15.02.2009 18:05:06 Gelesen: 1402319# 315 @  
Hallo Postgeschichte,

zum Thema Ablösung des Eilbestellgeldes gibt es zumindest eine Vereinbarung, die am 15. November 1918 im Amtsblatt Nr. 77, S. 294 veröffentlicht wurde: Ablösung des Eilbestellgelds für Briefsendungen des Demobilmachungsamts.

Warum sollte es nicht weitere Verträge geben, gerade auch auf lokaler Ebene?

Ich bin auf weitere Beiträge gespannt.

ilogy
 
Postgeschichte Am: 16.02.2009 00:46:30 Gelesen: 1402299# 316 @  
@ ilogy [#315]

Es gab mehrere Vereinbarungen, die mit einzelnen Behörden abgeschlossen wurden und gegebenenfalls auch zeitlich befristet waren. Die mir vorliegenden Verfügungen über Portoablösungen weisen sowohl gebietsmäßige Beschränkungen, Zweckbindungen und Bestimmungen für bestimmte Postsendungen aus.

Vielleicht gelingt es ja einem Forscher, die mit den Militärbehörden 1915 geschlossene Vereinbarung aufzutreiben und kann damit meine Aussagen in Beitrag [#314] bestätigen.

postgeschichte
 
Schmuggler Am: 22.02.2009 12:15:09 Gelesen: 1402176# 317 @  
Da spontan keine weiteren Beiträge zu erwarten sind, möchte ich zwecks Übersicht zusammenfassen:

Eine Porto- und Gebührenfreiheit im Ortsverkehr begrenzte sich in Berlin ab 1868 auf "Königliche Angelegenheiten" plus einige wenige Ausnahmen. Ein regionaler Avisionierungsvertrag könnte es bis 1880 für das Porto gegeben haben.
Der Aversvertrag von 1894 ("Frei laut Avers 21") enthielt keine Vereibarung zur Avisionierung der Rohrpostgebühr.

Eine neue Situation ergibt sich für den Ortsverkehr 1915 in Berlin mit der Verf. 96 vom 30.3. mit der Überschrift "Stadtpostsendungen der Militär - und Marinebehörden".
Alle Dienstsendungen des Militärs und der Marine waren im Ortsverkehr grundsätzlich Porto- und Gebührenpflichtig – deshalb wurden in Friedenszeiten die Beförderung und Bestellung solcher Sendungen durch eigene Mitarbeiter (Soldaten und Matrosen im Rang eines Unteroffiziers) ausgeführt. In der Kriegszeit griff man daher lieber auf die Reichspost statt dem eigenen Personal zurück, siehe Amtsblatt Nr. 50 vom 2.April 1915, hier S. 203 mit der Verfügung Nr. 96 in welcher auch das Porto von dienstlichen Stadtpostsendungen per einem unnummerierten Portoablösungsvertrag an die Reichspost pauschal vergütet wurde; gültig ab dem 1.4.1915. Offen bleibt dabei die Frage, ob neben dem Porto auch eine Gebühr, also auch die Rohrpostgebühr, in diesem Vertrag genannt sind. Dem steht dagegen daß die sog. DRUBs (= Ganzsachenumschläge des Admiralstabes zur Rohrpostbeförderung),sehr wohl die jeweils aktuelle Rohrpostgebühr zeigen.

Ab ca. mitte 1918 wirds turbulent: Ein korrekt bezeichneter Brief wird zweifelsfrei von Schöneberg nach Friedenau ohne Taxierung per Rohrpost befördert; zu der Gegebenheit ist keine amtliche Vereinbarung o. ä. bekannt. Der rote handschriftliche Text bezieht sich dennoch auf eine solchige Vereinbarung.

Eine Eil-Bestellgebühr wird laut obigem Beitrag 313 ab dem 15.11 dem Demobilisierungsamt zugestanden - von einer Rohrpostgebühr steht vordergründig auch nichts darin, gleichwohl werden diese Sendungen bei freier Kapazität auch per Rohrpost befördert worden sein.
 
Schmuggler Am: 22.02.2009 12:44:40 Gelesen: 1402171# 318 @  
Damit nicht immer nur der Kopf - sondern auch mal wieder die Augen strapaziert werden:

Rohrpost Ganzsachenumschlag mit handschriftl. Entwertung und der Notiz
" wenden".



Auf der Rückseite fällt erst einmal der Stempel vom Postort STEGLITZ auf,
welcher Vorderseitig gar nicht genannt ist ...



... plus handschriftlicher Text:



"War in einer Drucksache nach Steglitz-Abfertigung (Name) 26.2., 5 N."

Um 7,10 Uhr Nachmittags war der Brief wieder in Berlin im PA 9, um "wie der Blitz" um 7,30 im R 8 zu sein und von dort bestellt zu werden.

Eine nicht häufige Nettigkeit aus dem Rohrpost-Alltag.
 
Postgeschichte Am: 24.02.2009 21:59:16 Gelesen: 1402096# 319 @  
@ Schmuggler [#318]

Hierher passt auch diese Rohrpost-Karte, die offensichtlich in einen Straßenbriefkasten eingeworfen und von dem Postamt 48 (* 48 e) mit dem Stempel "A. d. Briefkasten" versehen, der Rohrpost übergeben wurde (* 48 *).



Ankunft beim Postamt 49 um 5.20 N.
 
Lars Boettger Am: 01.03.2009 14:34:53 Gelesen: 1402020# 320 @  
Expressbrief Wien - Leipzig

Der anhängende Expressbrief ist zweimal mit der Rohrpost befördert worden, einmal in Wien und dann wieder in Leipzig. Auf der Vorderseite ist ein Minutenstempel von Wien zu sehen, rückseitig der Einzeiler der Leipziger Rohrpost, dazu ein Nummernstempel, den ich nicht einordnen kann (Briefträgerstempel?). Als Laien würde mich interessieren, ob so eine Kombination selten ist oder eher häufig.

Beste Sammlergrüsse!

Lars

<p>
 
Postgeschichte Am: 01.03.2009 15:01:59 Gelesen: 1402012# 321 @  
@ Lars Boettger [#320]

Hallo Lars,

Rohrpost gab es meines Wissens nach im Deutschen Reich nur in Berlin und München. Der Einzeiler ist ein Stempel der üblicher Weise bei der Eilzustellung verwendet wurde, auch in Städten, in denen es keine Rohrpost gab. Der Nummernstempel ist ein Zustellstempel (Botenstempel) von Leipzig.

Aber auch ohne die zweite Beförderung durch eine Rohrpost ein schöner Beleg.

Gruß
Manfred
 
Lars Boettger Am: 01.03.2009 16:58:20 Gelesen: 1402005# 322 @  
@ Postgeschichte [#321]

Hallo Manfred,

vielen Dank für Deinen Beitrag! Wenn ich in Wikipedia hineinsehe, dann wird dort ein Rohrpostnetz in Leipzig beschrieben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpostnetze_in_Deutschland

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Postgeschichte Am: 01.03.2009 18:42:47 Gelesen: 1401986# 323 @  
@ Lars Boettger [#322]

Hallo Lars,

herzlichen Dank für den Hinweis auf Wikipedia. Wenn ich dem Handwörterbuch des Postwesens Glauben schenken darf, wurden auch Stadtrohrpostanlagen in Mannheim, Dortmund, Köln und Nürnberg errichtet, die bei Wikipedia nicht namentlich genannt sind. Vermutlich fehlen aber noch immer einige Städte.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 01.03.2009 21:03:18 Gelesen: 1401972# 324 @  
@ Lars Boettger [#320]

Das ist ein wirklich hochinteressanter Beleg. Der einzeilige Stempel auf der Rückseite könnte in der Tat der Rohrpost zuzuschreiben sein, wenn man die Ausführungen auf Wikipedia zu Grunde legt.

Selbst habe ich noch keine Rohrpostbelege gesehen, die in Leipzig gelaufen sind, aber vielleicht hat ein Heimatsammler dergleichen in seinem Bestand und kann uns etwas dazu sagen.

Innerhalb der Poststempelgilde wird übrigens darüber nachgedacht, eine Studiengruppe Rohrpost zu gründen, um die bisher in den verschiedenen ARGEn und bei "freischaffenden Sammlern" bestehende Kompetenz zu bündeln. Die Mitglieder der Studiengruppe müssen nicht zwingend auch Mitglied der Poststempelgilde sein.

Die bestehende neuere Literatur sowohl von Rainer Linden als auch von Paul-Jürgen Hueske hat für einige Zeitabschnitte bereits Grundlagen geschaffen. An einem Werk über die Germania-Zeitepoche wird gearbeitet. Es besteht aber noch für eine Menge von Spezialgebieten weiterer Forschungsbedarf. Ich denke nur an das weite Feld der Nebenstempel, insbesondere der mechanischen und, wenn es sie denn gab, der maschinellen Ausgefertigt-Stempel mit automatischer Uhrzeitangabe.

Auf der IBRA in Essen stehe ich als Ansprechpartner für Interessenten gerne zur Verfügung. Den Besuchern der Alpen-Adria-Ausstellung 2009 München wird auch der Vorsitzende der Poststempelgilde, Jürgen Zalaszewski, zu diesem Thema etwas sagen können.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


2 Typen von Ausgefertigt-Stempeln auf einem Beleg
 
Schmuggler Am: 02.03.2009 12:51:55 Gelesen: 1401933# 325 @  
Fein, dass es auch ohne mich mit so interessanten und informativen Beiträgen weiter geht. Muß es auch, denn ich ziehe mich aktuell aus dem aktiven Tagesgeschäft aus gesundheitlichen Gründen zurück - bleibe aber im Hintergrund erhalten! :-))

Die von Concordia skizzierte Möglichkeit einer Interessensgruppierung unter dem Dach der Stempelgilde ist eine sehr gute Idee - müssen die Stempelsammler doch auch die politischen Zeitabschnitte missachten, um der Gesamtdarstellung Rechnung tragen zu können. Die Stempelforschung ist sowieso hier "gut" aufgehoben. Kurz: Danke Concordia! :-))

Der im Beitrag [#320] von Lars Boettger gezeigte Lang-Stempel(?) mit Minuten-zeit muß nicht von der Rohrpost sein - auch Telegraphenämter und Privatfirmen führten solch einen (Eingangs-) Stempeltyp. Auch hier könnte eine verknüpfte Forschung mit z. B. einem Heimatsammler noch viele Überraschungen bringen!?

Ähnlich ergeht es einem Lang-Informationsstempel(?), welche vor kurzem via eBay.com angeboten und verkauft wurde:



Bekannt war der Stempeltyp ab 1910 auf Eilsendungen nach HH. Er ist aber bereits 1905 so abgenutzt, dass er durchaus bereits sehr viel früher und häufiger in Verwendung gewesen sein könnte. Nicht vergessen: Die (interne) Rohrpost in Hamburg wurde 1888 geöffnet.
 
Schmuggler Am: 04.03.2009 09:36:49 Gelesen: 1401854# 326 @  
@ Schmuggler [#325]

In Ergänzung zu dem HH Rohrpost-Beitrag stelle ich einen Eilbrief aus Nürnberg von 1914 ein, welcher fast den gleichen Stempeltyp wie 1905 zeigt.



Quelle: Festpreisliste der Firma Gärtner, Bietigheim
 
Postgeschichte Am: 11.03.2009 08:41:24 Gelesen: 1401662# 327 @  
@ Schmuggler [#325]

Im Hintergrund halten und dann unsichtbar andere User mit dem Rohrpostfieber infizieren? Das entspricht aber nicht der Rohrpostordnung. :-)))

Ich wünsche Gute Besserung. Vielleicht bewirkt der Vorschlag von Jürgen mit einer Studiengruppe "Rohrpost" eine schnelle Genesung.

Hier ein Beleg der zeigt, wie man im August 1914 Mitarbeiter motiviert hat. Es handelt sich um eine Karte, in der das Haupttelegraphenamt einen Mitarbeiter am Sonntag zum Dienst "bittet":




Am Sonntag, dem 16.8. ist Werktagsdienst zu leisten. Der Dienstausfall ist aufgehoben.

Gruß Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 11.03.2009 09:52:14 Gelesen: 1401656# 328 @  
@ Postgeschichte [#327]

Da hat Manfred mal wieder ganz tief in seine Schatzkiste gegriffen, um unseren guten Schmuggler und auch die Gemeinde der Rohrpost-Interessierten zu erfreuen.

Derartige portofreie Belege sind wahrlich nicht häufig zu finden. Den Postbediensteten wird es immer noch besser gefallen haben, an einem Sonntag zum Dienst gerufen worden zu sein, als der von der Generalmobilmachung des gerade begonnenen 1. Weltkrieges erfasst zu werden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Postgeschichte Am: 11.03.2009 12:04:32 Gelesen: 1401648# 329 @  
@ Concordia CA [#328]

Ich vermute, daß die Mobilmachung auch der Auslöser für die Einbestellung zur Arbeitsleistung am Sonntag war. An diesem Wochenende müssen die Drähte und Rohrpostleitungen gequalmt haben und Arbeitskräfte waren rar.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 12.03.2009 08:18:55 Gelesen: 1401618# 330 @  
Hallo,

hier ein Rohrpostbeleg der in den Rohrpostbezirk verschickt wurde:

Die Karte wurde am 28.12.1911 von Schmargendorf nach Charlottenburg geschickt. Das Gesamtporto (5 Pf plus 25 Pf für die Rohrpostbeförderung) ist als schöne MeF der Mi.85I verklebt.


 
Jürgen Witkowski Am: 08.04.2009 20:30:48 Gelesen: 1401124# 331 @  
Es wird mal wieder Zeit für ein wenig Rohrpost!

Der Absender dieses Briefes hat im Jahr 1936 die schnellsten Versendungsformen der damaligen Zeit kombiniert.

Innerhalb von Berlin wurde per Rohrpost befördert, innerhalb Deutschlands per Luftpost und im Transatlantikverkehr in die Vereinigten Staaten per Zeppelin.

Das Porto in Höhe von 85 Pf. teilt sich auf in 25 Pf. für den Auslandsbrief bis 20 g, 10 Pf. Rohrpostgebühr und 50 Pf. Luftpostgebühr für Briefe bis 5 g in die USA.

Frankiert wurde mit MiNr. 530 zu 10 Pf. und MiNr. 607 zu 75 Pf.

Der Brief wurde am 19.06.1936 10.20 Uhr in Berlin-Steglitz zur Rohrpost aufgegeben. Der handschriftliche Vermerk des Absenders "Mit Rohrpost zum Flughafen!" wurde auf dem Postamt mit blauer Tinte korrigiert in "C2" und erhielt mit Rotstift den Leitvermerk 2. Berlin C2 war das für die Flugpostabwicklung zuständige Postamt. Zudem wurde ebenfalls mit blauer Tinte das Briefgewicht von 3 g vermerkt.

Rückseitig befindet sich der Ankunftstempel des Rohrpostamtes Berlin C2 von 10.50 Uhr.

Von dort ging der Brief per Luftpost weiter nach Frankfurt am Main und erhielt den Flugbestätigungsstempel mit dem dort verwendeten Kennbuchstaben C. Das Luftschiff "Hindenburg" (LZ 129) hob am 19.06.1936 um 20.52 Uhr in Frankfurt zur 3. Nordamerikafahrt des Jahres 1936 ab und landete am 22.06 um 10.22 Uhr in Lakehurst, in der Nähe von New York.

In New York erfolgte der letzte postalische Eintrag auf diesem Brief. Die dort gebräuchlich Schreibweise der Straße wurde mit Bleistift ergänzt: 12 W 76

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 07.05.2009 23:25:02 Gelesen: 1400691# 332 @  
Mein heutiges Beutestück von der IBRA 2009 ist ein Rohrpostbeleg aus dem Jahr 1890, der gleich zwei der von mir gesuchten Stempeltypen mit Minutenanzeige aufweist. Doch der Reihe nach:

Oben rechts Aufgabestempel BERLIN,N. P55 (R14) 5 XII 90* 2 N
Unten links Ankunftstempel BERLIN,W. H.T.A. (R1) 5 XII 90 * 2.20N
Oben rechts blauer Stempel 1890 H.T.A. 5 DEC 2 27
Mittig schwarzer Rechteckstempel 5/12.90 * 2.31 N.

Bei dem blauen Stempel und dem Rechteckstempel handelt es sich vermutlich um "Stechuhrstempel", die der innerbehördlichen Dokumentation dienten. Beide Stempeltypen habe ich auf anderen Belegen auch mit dem Wort Ausgef. oder Ausgefertigt vorliegen. (siehe auch [#269]

Wer kann nähere Angaben zum Einsatzzweck dieser Stempel machen?

Wer kennt die Stempelvorrichtungen oder Maschinen, die dabei zum Einsatz kamen?

Wer hat ähnliche Belege und kann mir davon Scanns mit 300 DPI zur Verfügung stellen, da ich zusammen mit unserem Mitglied DerLu versuchen möchte eine Typisierung der unterschiedlichen "Minutenstempel" der Rohrpost zu erstellen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 20.05.2009 20:19:55 Gelesen: 1400419# 333 @  
Am 01.10.1919 wurden die Postgebühren erhöht und ein Rohrpostbrief kostete 60 Pf., statt wie bis dahin 35 Pf. Der vorhandene Bestand der alten Umschläge, MiNr. RU8, musste daher mit 25 Pf. Zusatzfrankatur versehen werden. In diesem Fall waren es MiNr. 85 II und 87 II.

Der Aufgabestempel ist BERLIN,N.O. *43* 11.1.20 10.30 V., zusätzlich kam handschriftlich mit Rotstift noch der Leitvermerk 29 hinzu. Auf der Rückseite wurde der Aufgabestempel noch einmal abgeschlagen und mit Rotstift durchgestrichen. Kann der Stempel eine Bedeutung haben, oder war es nur ein Versehen, dass korrigiert wurde?

Der Ankunftstempel BERLIN,S.W. *29* 11.1.20. 12-V. zeigt an, dass der Brief knapp 1,5 Stunden unterwegs war, um einmal diagonal durch Berlin zu gelangen. Vorderseitig befindet sich noch der Botenstempel mit der Zahl 11 unterhalb der 5 Pf.-Marke.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 22.05.2009 15:39:47 Gelesen: 1400370# 334 @  
@ Concordia CA [#332]

Es ist der "Ausgefertigt" Stempel vom HTA (13) der in ca 20 Varianten vorkommt. Es handelt sich um einen internen Stempel.

In Rainer Lindens Fleißarbeit über die Rohrpost in Berlin von 1876 bis 1902 steht einiges darüber ab Seite 134 drin.

Leider fehlt mir die Zeit Einzelheiten hier abzuschreiben. Aber der Stempel ist nicht selten, sollte aber zu jeder Rohrpostsammlung gehören.

Beste Grüsse
Helmut Knapp
 
Jürgen Witkowski Am: 24.05.2009 19:11:45 Gelesen: 1400283# 335 @  
@ Bundpostfrischsammler [#334]

Das Werk von Rainer Linden ist uns eine wertvolle Hilfe, da dort eine gut strukturierte Typisierung dieser Stempel enthalten ist. Sie beruht auf einer Auswertung der Sammlung des amerikanischen Rohrpostsammlers Kurth, die vor mehr als 20 Jahren erstellt wurde.

Mittlerweile haben wir einige abweichende Typen und Verwendungdaten gefunden. Weiterhin ist der genaue Verwendungszweck nach meiner Meinung nicht ausreichend geklärt. Von Hans Schwaighofer gibt es bezüglich der Münchener Rohrpost einen Artikel aus dem Jahr 1916, der ähnliche Stempel der innerbetrieblichen Feststellung der Betriebsdauer von Rohrpostbeförderungen zuordnet. Das wäre ein möglicher Ansatz, der auch auf Berlin zutreffen könnte. Eine entsprechende Verordnung habe ich bisher allerdings nicht finden können.

Es gibt auch Belege mit Kombinationen aus handschriftlicher Eintragung und Ausgefertigt-Stempeln. Dieser Rohrpost-Brief vom 27.II.99 vom T.A.2 zum H.T.A. gelaufen wurde um 12.30 Uhr aufgegeben, hat rückseitig im Ankunftstempel 12.40 Uhr, vorderseitig den handschriftlichen Vermerk 12.41 und wieder rückseitig den Ausgefertigt-Stempel mit 12.43 Uhr. Da spricht viel für eine innerbetriebliche Laufzeit-Kontrolle.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
DerLu Am: 28.05.2009 07:28:11 Gelesen: 1400160# 336 @  
Hier ein recht interessanter Beleg, der zeigt welche Mühe man sich damals mit der Zustellung machte. Die Karte wurde am 28.06.1904 abends beim PA O27 aufgegeben und wurde dann wohl mehrmals zwischen Charlottenburg und Berlin hin und hergeschickt. Immer mit den entsprechenden Vermerken der Postbeamten. Als der Platz auf der Karte nicht mehr ausreichte wurde sogar noch ein extra Blatt Papier aufgeklebt und die Karte wohl ultimativ nach Charlottenburg2 geschickt ("nochmal nach Charlottenburg 2").


 
Jürgen Witkowski Am: 01.06.2009 10:43:13 Gelesen: 1400059# 337 @  
@ DerLu [#336]

Ein wunderschöner Beleg, der in jedem "Kuriositätenkabinett" einer Rohrpostsammlung eine Platz finden wird.

Von einem uns allen bekannten, jetzt aber leider nur noch stillen Hintergrundleser bekam ich Informationen und ein Bild zu einem ebenfalls recht selten zu findenden Stück, das ich gerne hier vorstelle.

Nachtlagernd

Am 21.10.1904 erfolgte die Aufgabe beim Telegraphenamt TA 2 um 12.05 N (= 0.05 Uhr !), adressiert an einen Herren Apotheker in S.O.

Die Karte wurde am Rohrpostamt SO26 nach letzter Fahrt um 12.50 Uhr (= 0.50 Uhr) angehalten und über Nacht im dortigen Amt gelagert. Die Sendung wurde mit "Nachtlagernd" gekennzeichnet.

Am nächsten Morgen, dem 22.10. um 6.20 Uhr(!), bestellt - aber "Adr. nicht angetroffen. Nachricht hinterlassen".

Um diese Uhrzeit hat auch wohl nur eine Apotheke mit Nachtdienst geöffnet. Aber der Rohrpostzusteller dachte sich bestimmt, Dienst ist Dienst und Vorschrift ist Vorschrift (schnelle Zustellung!) und wer nicht angetroffen wird hat Pech.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
DerLu Am: 02.06.2009 07:26:48 Gelesen: 1400000# 338 @  
Betriebsschluß der Rohrpost war m.W. um 22:00, dann wurde auch die Befeuerung der Dampfkessel eingestellt. Daher ist es wahrscheinlicher, dass die Karte die Rohrpost nie von innen gesehen hat, sondern mit "normalem" Boten zum PA SO 26 gelangte. (Dies ist natürlich nicht abwertend gemeint!)

Der Brief trägt zwei Botenstempel, daher ist es eher so, dass der erste Bestellversuch bereits um 00:50 stattfand und der zweite (erfolgreiche) morgens um 6:50. Der Vermerk des Botens ist dann diesem ersten Bestellversuch zuzuordnen. Interessant ist, dass 00:50 postalisch noch zum 21.04 gehörte und der Datumwechsel erst später vorgenommen wurde.
 
Postgeschichte Am: 02.06.2009 10:06:33 Gelesen: 1399986# 339 @  
@ DerLu [#338]

Die zweite Zeile lese ich genau wie Jürgen: "Nachricht hinterlassen". Meines Erachtens hat der Zusteller die Karte um 0.50 Uhr versucht zuzustellen und den Empfänger nicht angetroffen. Der Zusteller hat daraufhin eine Nachricht hinterlassen, daß er bei Zustellung um 0.50 Uhr niemanden angetroffen hat. Ob die Karte bei einer zweiten Zustellung den Empfänger erreicht hat oder die Karte abgeholt wurde, ist aus den Vermerken nicht ersichtlich.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 02.06.2009 11:39:18 Gelesen: 1399978# 340 @  
Habe ich nach nochmaligem genaueren Lesen dann auch gesehen, und den Hinweis aus meinem Artikel entfernt. Aber leider zu spät (sorry).
 
Schmuggler Am: 06.06.2009 19:47:59 Gelesen: 1399851# 341 @  
Bei diesem trüben Wetter ist es doch gut, wenn man nicht nur aus dem Fenster schaut, sondern auch mal auf den Bildschirm - und dann einen neuen Rohrpostbeitrag sieht. Oder? :-))

An dieser Stelle auch meinen Dank an Concordia, welcher diese Seite während meiner Abwesenheit freiwillig und gut geführt hat und weiter führen wird.

Zuerst meine neueste Erwerbung aus der Pfennige-Zeit, wirklich nicht schön anzusehen und dann auch noch zu hoch (mit 10 statt 5 Pfennige) frankiert:



Trotzdem mächtig stolz, denn eine Karte in das Reichs-Postgebiet plus Eilbestellung und dennoch per Rohrpost befördert (das "Rohr-" wurde gestrichen) ist zu dieser Zeit fast eine große Rohrpostrarität.

Aber auch Gewöhnliches gibt es zu berichten.

Eine wirklich hübsch frankierte Ganzsache der Briefpost mit Ergänzungsgebühr für die Eilbestellung in Berlin, per Rohrpost ausgeführt.



Tipp:

Jede Sendung, frankiert mit einem Wert zu 2 Pfennig, ist in der Rohrpost nicht häufig.

Damit der Verdacht nach einem "philatelistischen Bedürfnis" gleich abgewürgt wird, hier die Rückseite:


 
Schmuggler Am: 07.06.2009 11:07:36 Gelesen: 1399809# 342 @  
Da das Wetter auch weiterhin nicht so richtig mitspielt, einige weitere kleine Ergänzungen zu einem großen Sammelgebiet.

Einen ganz neuen Zudruck auf einem Ganzsachenumschlag kann ich Ihnen jetzt zeigen:



Ein Zudruck, hier mit handschriftlicher Ergänzung zum Wahlbezirk, möglicherweise von einer Zeitung als Absender um die Wahlergebnisse einer Wahl (welcher?) schnellstens zu erhalten.

Können andere Interpretationen angeboten werden?

Da der Umschlag letztendlich nicht mit der Rohrpost gelaufen ist, wurde die Sendung in diesem Fall direkt von SW 12 bestellt.

Rohrpostbrief, aufgegeben im Postamt W 38 im Jahre 1889 und nach Bremen adressiert. Das für die Briefpost in diesem Fall benötigte Porto war nicht frankiert.



Die Sendung wurde jedoch nicht erkennbar per Rohrpost befördert, wohl aber für den Wertstempel "30" per Briefpost bis Bremen befördert und dort bestellt.



Etwas kniffeliger wird es mit dem nachfolgenden Beleg.



Der Briefumschlag RU1 mit dem Wertstempel 30 Pfennig wurde am 26.11.1891 im Rohrpostamt 17 aufgegeben, adressiert an das Hotel "de Rome" Unter den Linden. Der Wertstempel der Markenausgabe "Pfennig" war jedoch nicht mehr gültig und als solcher blau "gerandet" - und dennoch wurde die Sendung unfrankiert bzw. ohne Strafgebühr, taxiert mit "30", per Rohrpost an das R 1 befördert und bestellt.

Im Hotel erhielt der Bote die Information, dass der Hotelgast bereits nach Elberfeld abgereist sei - und gab den Brief an den Boten zurück.

Per Briefpost ging die Sendung so dann - OHNE WEITERE TAXIERUNG! - nach Elberfeld, das rückseitige Ankunftsdatum ist nicht lesbar.

Ein zu dieser Zeit sehr seltener "Hotelbrief", welcher dem Empfänger bis ins Ausland porto- und gebührenfrei nachgesendet werden konnte: "Service first!" Auf welche amtlich postalischen Vorschriften sich zu dieser Zeit diese Handhabung stützt, kann bis heute nicht gesagt werden - aber es funktionierte.

Ich glaube, es hat aufgehört zu regnen.
 
DerLu Am: 09.06.2009 07:20:16 Gelesen: 1399700# 343 @  
@ Schmuggler [#342]

Ein Zudruck, hier mit handschriftlicher Ergänzung zum Wahlbezirk, möglicherweise von einer Zeitung als Absender um die Wahlergebnisse einer Wahl (welcher?) schnellstens zu erhalten.

Am 16. Juni 1903 fanden die Reichstagswahlen zum 11. Reichstag statt. -> http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_1903

Da der Brief Vormittags gelaufen ist, ist mir allenfalls eine Abfrage der Wahlbeteiligung o.ä. denkbar. Briefwahl gab es wahrscheinlich damals noch nicht ?

Die Zimmerstr. lag im Zustellbezirk des Postamtes SW12, daher brauchte der Brief auch nicht mit der Rohrpost befördert zu werden.

Gruß
 
Schmuggler Am: 09.06.2009 13:01:38 Gelesen: 1399679# 344 @  
@ DerLu [#343]

Du hast ja soo Recht! :-)) Und ich war mal wieder, trotz Regenwetter plus etc., zu schnell.

Nein, die Briefwahl gab es noch nicht.

Dein Link bestätigt den Zudruck, welcher bisher immerhin so unbekannt ist/war, dass er in eine aktuelle Ausarbeitung zum Thema "Zudrucke auf Ganzsachen" beschleunigt und mit Dank übernommen wurde.
 
Schmuggler Am: 12.06.2009 11:37:51 Gelesen: 1399595# 345 @  
Heute mal 2 frankierte, ungewöhnliche Porto- und Gebührendarstellungen, welche ebenfalls nur als Kopie in meinem Archiv lagern:



Briefsendung am 27.3.1906 per Rohrpost zum Anhalter Bahnhof (30 Pfennig), Weiterbeförderung per Briefpost (10 Pfennig) und Eilbestellung in Leipzig (25 Pfennig). In Leipzig:



Befördert in Leipzig per innerbetrieblicher Rohrpost, Bestellung durch den Brief- bzw. Telegraphenboten.

Eine Variante, welche jetzt erstmals vor 1920 bekannt wurde:

Brief mit Eilbestellung, aufgegeben am 17.10.1907 am Expressschalter von W52 in Berlin, adressiert nach Frankreich.



Briefpostporto (20 Pfennig für die 1. Gew. Stufe) plus 25 Pfennig Eilbestellgebühr in Paris.

In Berlin wurde der Brief per Rohrpost zum Bahnhof befördert, nach Paris per Bahn befördert und dort ebenfalls per Rohrpost beschleunigt befördert, siehe blaue "32" vorderseitig und den franz. Rohrpoststempel auf der Rückseite:



Damit auch die Ganzsachensammler erfreut mal was gucken können:

Ganzsachenkarte P159/F im Aufbrauch mit Ergänzungsfrankatur (21 Pfennig!) für die Rohrpostbeförderung am 24.7.1926 in Berlin.



Hintergrund zu dieser seltsamen Rohrpost-Ergänzungsgebühr ist der Fakt, dass dieser 20 Pfennig-Wertstempel ab dem 1.1.1925 als Folge einer Portoreduzierung nur noch mit 15 Pfennig anerkannt wurde, bzw. zu diesem Einzelpreis verkauft wurde. 15 Pfennig plus frankierte Ergänzungsgebühr - jetzt passt wieder alles zusammen, was zusammen gehört.
 
Jürgen Witkowski Am: 16.06.2009 17:51:05 Gelesen: 1399468# 346 @  
@ Schmuggler [#345]

Das sind wirklich ausgefallene Belege, bei denen Portostufen-Spezialisten voll auf ihre Kosten kommen. Da hat man bei der Beleg-Erfassung richtig was zum Tüfteln. Kompliment!

Meine Rohrpostkarte aus der Germania-Zeit mit einer Einladung an Fräulein Else zu einem Theaterbesuch kann da leider nicht mithalten, wenngleich es dort auch etwas zum Tüfteln gibt.

Die Frankatur zu 25 Pf. mit einer MiNr. 88 I ist portogerecht. Der Aufgabestempel vom Postamt Berlin S42 22.07.07 1-N und der Ankunftstempel vom Postamt Rixdorf 1 22.07.07 1.10N zeugen von einer Rohrpostlaufzeit von etwa 10 Minuten und der etwas schwach abgeschlagene Botenstempel unter dem Leitvermerk von einer ordnungsgemäßen Zustellung.

Die von Hand zugefügten Ergänzungen geben mir einige Rätsel auf. Warum wurde die Marke nicht, wie üblich abgestempelt, sondern mit einem Kopierstift entwertet? Dieselbe Person hat vielleicht auch die Ergänzung "Rohrpost!" auf die Karte geschrieben, nicht jedoch den Leitvermerk "Ri", da es sich um eine andere Handschrift handelt.

Ich bin mit den Abläufen in einem damaligen Postamt nicht sehr vertraut und frage mich, warum in der Briefannahme nicht gleich alles erledigt wurde, sondern der Leitvermerk erst im Laufe der späteren Bearbeitung hinzugefügt wurde.

Wer hat Lösungsansätze für meine Fragen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Postgeschichte Am: 17.06.2009 14:10:53 Gelesen: 1399426# 347 @  
@ Concordia CA [#346]

Hallo Juergen,

ich vermute, dass diese Karte in einen normalen Briefkasten (kein Rohrpostbriefkasten) eingeworfen und beim Postamt Berlin S 42 mit gewöhnlichem Tagesstempel versehen wurde. Ob die Bezeichnung Rohrpost! erst beim Postamt S 42 oder schon vom Absender angebracht wurde, lässt sich nicht sagen. Zumindest wurde hier der Leitvermerk "Ri" für Rixdorf angebracht.

Dies würde auch die von Dir angesprochene spätere Bearbeitung erklaeren. Ob die nachträgliche Entwertung der Marke schon in Postamt 42 oder erst in Rixdorf vorgenommen wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Gruss
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 17.06.2009 15:07:27 Gelesen: 1399421# 348 @  
@ Postgeschichte [#347]

Vielen Dank für Deine Einschätzung. Bei dem Aufgabestempel vom Postamt S 42 handelt es sich um einen Rohrpoststempel. Das ist erkennbar an der Stundenangabe 1- N. Bei einem "normalen" Stempel stünde 1-2 N dort. Zur vollen Stunde steht dort jeweils nur der Strich, danach gab es alle 10 Minuten eine Umstellung, wie es auf dem Stempel von Rixdorf zu sehen ist.

Was Zeitpunkt und Ort der Nachentwertung der Marke angeht, gebe ich Dir Recht, dass die sich nach Stand der Dinge nicht genau zuordnen lassen werden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 20.06.2009 19:20:40 Gelesen: 1399342# 349 @  
Die in der Rohrpost seltenste Rohrpost-Ganzsachenkarte sind für den Ganzsachensammler die im MICHEL Ganzsachen-Katalog mit RP 17 und 18 klassifizierten Karten, korrekt mit Frühdatum 1915 und "ohne Wasserzeichen" benannt.

Das im 1. Absatz verwendete Wort "selten" ist natürlich relativ, denn die Seh- und Sammelleidenschaften sind unterschiedlich; für den Portostufensammler ist eine gebrauchte Ganzsache ohne Ergänzungsfrankatur fast das Maß aller langweiligen Dinge - für den Ganzsachensammler das höchste Glück. So sind mir von starken Ganzsachensammlern aus aller Welt bisher nur 1x die RP 17 und 1x die RP 18 (einteilig verwendet) vorgelegt worden. Hätten Sie z. B. in Essen auf der IBRA Händler, Auktionatoren oder Sammler nach den genannten, gebrauchten Karten befragt - niemand hat sie mit der Sehweise eines Ganzsachensammlers je gesehen, besessen oder im Angebot gehabt.

Wer solch eine Karte finden oder dennoch in seinem Bestand haben sollte, muß deshalb nicht bis an die Decke hüpfen und vom großen Geld träumen: Die Nachfrage oder Begierde nach dieser Karte ist vermutlich gering, da sie z. B. in einer Ausstellungssammlung nicht erkannt wird: Es gibt keine spontane wesentliche optische Trennung gegenüber den Karten mit Wasserzeichen (RP15 und 16). Ferner kann jahrzehntelanges nicht-erreichen eines bekannten oder katalogisierten Objektes auch symbolisch töten.



Die Ganzsachenkarte RP17 mit dem z. Zt. frühesten archivierten Verwendungsdatum, welches die Zeitbestimmung im MICHEL Ganzsachen-Katalog mit "1915" bestätigt.



Die gesuchte Ganzsachenkarte, hier (mit Augenzwinkern) ohne Ergänzungsfrankatur - womit wir wieder beim Thema "Portostufe" sein könnten. :-))

Sie haben Ergänzungen? - dann nix wie hierher mit den kleinen Engelchen!
 
AhdenAirport Am: 22.06.2009 13:22:09 Gelesen: 1399287# 350 @  
@ Schmuggler [#349]

RP17 gesucht? Bitte schön. Kein Schmuckstück, aber das einzige Exemplar in meinem Bestand.



Mein spätestes Datum einer RP15 (mit Wasserzeichen) ist übrigens der 9.11.1915.

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 22.06.2009 17:31:50 Gelesen: 1399275# 351 @  
@ joey [#350]

*Ei, gucke mal da* :-))

Wenn Du Dich für die Sehweise eines Ganzsachensammlers entschlossen hast, dann ist Dir bewusst, was Du da gezeigt hast.

:-))

Knick hin oder Faltung her.

Für mich stellt sich die Situation so dar, dass einfach noch zuviel RP15/16 im Verkaufsbestand waren und somit die "neue" RP17/18 schlicht von allen Beteiligten übersehen wurde: Eine Rohrpostkarte nach dem Kauf/Verwendung gegen das Licht zu halten um das Wasserzeichen zu überprüfen - diese Schnapsidee bleibt exclusiv nur dem Sammler vorbehalten.

Für den gewöhnlichen Postkunden waren diese Attribute doch Wurrrscht/ohne Nutzen und als die "alten" Karten aufgebraucht waren wurden halt die "neuen" mit der neuen Reichsabgabe ergänzt.

Groß scheint die Auflage der Karte ohne Wasserzeichen (RP17/18) nicht gewesen zu sein, denn bereits im Herbst 1917, also nur ein gutes Jahr nach der Porto- und Gebührenerhöhung von 1916, sind die Karten (mit Zusatzfrankatur) fast nicht mehr im Gebrauch - von Einzelstücken hier und dort mal abgesehen. DAS (= die noch zu hohen Bestände) würde übrigens auch die zeitversetzte Einführung der RP19 mit dem Wertstempel "30" erklären.

Zum guten Schluß:

Vergleich Deine Karte mal mit einer RP15/16 - das Papier ist dort transparent und dünn, sodass man das Wasserzeichen ohne Probleme sehen kann; bei der RP17/18 ist die Karte im Papier bereits dick und weich/schlappert, sodass man ein theoretisches Wz. hier sowieso nie gesehen hätte.
 
Jürgen Witkowski Am: 22.06.2009 18:07:40 Gelesen: 1399263# 352 @  
@ Schmuggler [#351]

Da habe ich bei den noch nicht einsortierten Rohrpostbelegen tatsächlich einen Treffer gelandet. Bei der Karte vom 01.10.1916 handelt es sich um eine RP17 mit Zusatzfrankatur. Sie wurde genau einen Monat nach der Portoerhöhung von 25 Pf. auf 30 Pf. verwendet. Wenn man darauf achtet, ist der Unterschied in der Papierqualität recht augenscheinlich.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
AhdenAirport Am: 22.06.2009 18:14:40 Gelesen: 1399262# 353 @  
@ Schmuggler [#351]

Wenn Du Dich für die Sehweise eines Ganzsachensammlers entschlossen hast, dann ist Dir bewusst, was Du da gezeigt hast.

Ehrlich gesagt nein, da ich nicht Ganzsachen, sondern Stempel sammle. Aber Deinen Anmerkungen in [#349] entnehme ich schon, daß so eine Karte entgegen der Bewertung im Michel nicht so häufig sein kann. Ich biete allerdings gerne auf Karten (egal ob Ganzsache oder frankiert), da sie selten so zerfleddert sind wie mancher Umschlag ;-) Diese Karte habe ich Anfang 2004 bei Ebay geschossen wegen des Charlottenburg-Stempels und wohl kaum mehr als 1-2 € geboten.

Die von Dir genannten Unterschiede sind klar zu erkennen, wenn man die Karten in Händen hält, im scan wohl eher nicht.

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 23.06.2009 11:30:31 Gelesen: 1399219# 354 @  
@ Concordia CA [#352]

Das ist die typische Aufbrauch-Situation der Karte; alles was einen Wertstempel von 25 bzw. 30 Pfennig beim Umschlag trug, wurde erst einmal aufgebraucht - bevor die neue Auflage erworben wurde. So ist auch die katalogisierte (und berechtigte) Bewertung im MICHEL Ganzsachen-Katalog gemeint.

@ joey [#353]

Will und möchte Dich auch nicht von Deiner Leidenschaft abbringen, nur auch Dich etwas sensibilisieren.

Die katalogisierte Bewertung der Karte war laut Auskunft der Redaktion/Sachbearbeiter behutsam fiktiv vermutet worden, da die Existenz dieser Karte sich nur auf damalige Ausarbeitungen von Herrn Ascher stütze. Nur "haben" hat sie dort auch heute noch keiner und auf einer öffentlichen Auktion als erkanntes Einzellos war sie auch noch nicht in den letzten 20 Jahren im Angebot.

Das bis dato mir einzige bekannte Stück (RP17) wurde auf einer vereinsinternen Sammlerauktion für einen kleineren dreistelligen Betrag ersteigert. Mit Rohrpost-Knick. :-)) Die RP18 wurde vom heutigen Besitzer vor ca. 20 Jahren (!) von einem anderen Sammler erworben, der Kaufpreis in DM betrug auch damals bereits mehrere 100 Mark.

Die Wahrscheinlichkeit bei einer Internetauktion "blind" die Karte auf Grund des Datums und/oder der Papierfarbe 100%ig zu treffen, ist wirklich nicht sehr hoch - ich weiß, wovon ich spreche. :-((

Nochmals und ganz deutlich: Es geht bei der Bewertung nur um eine Karte aus der 1. Porto- und Gebührenperiode, welche keine Ergänzungsgebühr für die Rohrpostbeförderung trägt und der Sehweise eines Ganzsachensammlers Rechnung trägt.
 
blaujacke Am: 24.06.2009 22:43:16 Gelesen: 1399131# 355 @  
Hallo,

hier meldet sich ein Neuling in Sachen Rohrpost zur Frühverwendung der Ganzsache RP 18!

1.) Frageteil (des Herrn Kosack): Aufgabe Berlin C 25, 16.0415, 4-5 N, - Ankunft Berlin NW 7, 16.4.15, 4.40 N, - Bestellung Berlin NW 7, 17.4.15, 6.40 V, - Botenstpl. Nr. 25

2.) Antwortteil (des Herrn Barthe): Aufgabe Berlin W 8, 17.4.15, 6-7 V, über Berlin W 8, 17.4.15, 6.10 V - kein Ankunftstempel aber rückseitig Botenstpl Nr. 20, handschriftl. Bestimmungsamt "B" ?

Was soll ich von diesen Belegen halten? Die Antwort erfolgte offensichtlich vor Eingang der Frage und von einer anderen Rohrpostbetriebsstelle.


 
AhdenAirport Am: 27.06.2009 14:06:19 Gelesen: 1399011# 356 @  
@ blaujacke [#355]

Hallo blaujacke und willkommen bei den Rohrpostfreaks!

Die Antwort erfolgte offensichtlich vor Eingang der Frage.

Das kann ja nun nicht sein, also muss es eine andere Erklärung geben. ;-)

Daß der Frageteil erst 26 Stunden nach Ankunft zugestellt wurde, halte ich für unwahrscheinlich. Wie der Stempel auf die Karte gekommen ist, dafür habe ich allerdings auch kein Erklärung.

Bist Du sicher, daß Frage und Antwortteil zusammen gehören? Zeig doch bitte die Rückseiten.

Der Leitvermerk "B" auf der Antwort steht für das TA 2 Börse.

Grüße aus Berlin,
joey
 
blaujacke Am: 27.06.2009 21:52:35 Gelesen: 1398984# 357 @  
Hallo joey,

der Frageteil ist um 16.40 h (4.40 N)und wurde dem Herrn Barthe im Hotel erst am nächsten Morgen um 6.40 h(V) zugestellt. Das erscheint mir als möglich!



Briefmarkenhändler (?) Philipp Kosack fragt, "wann Sie zu kommen gedenken".



Herr Behme kündigt "10.00 Uhr" an.

Beide Teile scheinen somit zusammen zu gehören. An das Bestimmungsamt Börse habe ich auch gedacht, weiß aber nicht ob die Burgstraße im Zustellbereich liegt. Außerdem wurde das Ganze ja von Kosack in BERLIN W 8 aufgegeben.

Wünsche schönes Wochenende vom Rheinland aus.
 
AhdenAirport Am: 27.06.2009 23:35:38 Gelesen: 1398970# 358 @  
@ blaujacke [#357]

Da hatte ich wohl Tomaten auf den Augen und habe statt des V ein N gelesen. Es bleiben somit noch 14 Stunden zwischen Ankunft und Zustellung. Möglich, daß es eine nachtlagernde Karte war, aber die Rohrpost arbeitete m.W. bis 10 Uhr abends, da blieb eigentlich genug Zeit für eine Bestellung. Ob das im Krieg allerdings immer noch so war, entzieht sich meiner Kenntnis.

Auf dem scan ist nicht zu erkennen, was die entfernte Notiz am Oberrand des Frageteils bedeuten könnte. Läßt sich am Original noch etwas erkennen? Es bleibt rätselhaft.

Herr Kosack war in der Tat Briefmarkenhändler. Ich habe hier eine Ansichtskarte vom Schloßplatz, auf der im Hintergrund das Ladengeschäft aufgrund der riesigen Werbetafel auf dem Dach des Hauses klar zu erkennen ist. Es lag gegenüber der südöstlichen Ecke des Schlosses.




Das TA 2 lag zwei Blocks weiter nördlich in der Neuen Friedrichstraße, der Leitvermerk auf dem Antwortteil ist somit m.E. in Ordnung.

Grüße aus Berlin,
joey
 
AhdenAirport Am: 28.06.2009 01:47:08 Gelesen: 1398959# 359 @  
@ Schmuggler [#40]

Weil ich eigentlich eine längere Antwort auf [#354] posten wollte, habe ich zur Vermeidung von inhaltsgleichen Beiträgen nochmal den gesamten thread durchgeklickt.

Dabei ist mir in Deinem Beitrag [#40] der von Dir als Botenstempel bezeichnete violette Stempel *4* aufgefallen. Kann es sein, daß es sich hier um einen der bei der Rückbriefstelle Berlin C 2 verwendenten Sternstempel handelt? Diese Sternstempel waren das Kennzeichen der adressermittelnden Beamten bei zunächst unzustellbaren Sendungen. Die Nummern sollen laut Büttner bis 450 reichen.

Das wäre der erste mir bekannte Einsatz eines solchen Stempels in der Rohrpost, zeig doch bitte wenn möglich den ganzen Beleg!



Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 29.06.2009 16:00:44 Gelesen: 1398872# 360 @  
@ joey [#359]

Den kompletten Beleg hat DerLu in seiner Sammlung. Für mich war es von Interesse, dass der Stempel in roter statt blauer Farbe ist. Zusammenfassend kann ich heute sagen, dass dieser Stempel zwischen ca. 1900 bis 1905 als möglicher Bestellstempel (?) im Einsatz war. Manchmal auch zusammen mit einem gewöhnlichen Tages-Bestellstempel der Briefpost, mit und ohne Rahmen. Aber Du hast völlig Recht: Er sieht aus wie eine Sachbearbeiterstempel von der Rückbriefstelle im C2. Ob und wenn ja welcher Zusammenhang aber besteht - keine Ahnung. Die mir bisher bekannten Sendungen dieser Art waren jedenfalls nicht erkennbar im C2 behandelt worden.

Bedanken möchte ich mich auch für die feine informative Abbildung der Firma Kossack. So sind manchmal auch Details viel besser nachvollziehbar, als ellenlange Texte.

Apropos ellenlanger Text: Jetzt gleich kommt noch einer.
 
Schmuggler Am: 29.06.2009 16:31:24 Gelesen: 1398870# 361 @  
@ blaujacke [#357]

Auch meinerseits: Ein ganz herzliches Willkommen beim Rohrpost-Kränzchen.

Es geht zwar manchmal etwas kunterbunt bis chaotisch zu (eben wie beim "Kränzchen"), aber letztendlich sind die Seiten bisher doch so informativ, dass sich die Zahl der Klicks aus dem Hintergrund immer noch permanent vergrößert. Was will man mehr im stillen Netz ! :-))

Ich sag's ganz offen: Ich habe grundsätzlich mit dieser Doppelkarte (noch) meine Probleme. Nein, nicht wegen dem Text und/oder Reihenfolge der Beförderung - sondern ganz grundsätzlich, wie oben bereits im Beitrag [#354] angesprochen: Ohne das Stück in der Hand gehabt zu haben (= gespürt, gefühlt) wage ich keine definitive Aussage.

In den Ganzsachenkatalogen steht zwar drin, dass die RP13/14 in der Papierfarbe "dunkelrosa und ohne WZ" sei, aber nach 100 Jahren Alben-, Ausstellungs- und Kistenlagerung gehen heute die meisten "Farben" in eine gelbliche Richtung. Das markante "ohne Wasserzeichen" ist da auch noch in den nächsten 100 Jahren nachvollziehbar.

So kann und wird es auch immer wieder sein, dass eine zeitlich spätere Verwendung den Informationsstand durcheinander wirbelt - ich selbst habe z. B. auch eine RP13 mit 1920er Verwendung. Deswegen habe ich mir die Papierbeschaffenheit in diesem Fall als Position angewöhnt; nach meiner Meinung ist das Papier der gezeigten RP18 in der Vergrösserung für eine Papier-Kriegsqualität einfach optisch noch "zu gut".

@ blaujacke

Bitte deswegen noch nicht den Kopf hängen lassen. Wir sind hier um zu lernen und zu verstehen - Besserwisser gibts in anderen Foren.
 
Schmuggler Am: 29.06.2009 16:44:58 Gelesen: 1398869# 362 @  
Jetzt gibts was für die Augen.

Aktuell von einem aktiven Sammler dank falscher Beschreibung in einer Internetauktion gefischt:



Zur Erinnerung:

Vom Ersttag (1.12.1876) sind bisher 2 Belege bekannt.

Vom 2. Tag bisher noch keiner. Bis zum 15.12. sind insgesamt 13 Belege für 6 Tage bekannt - ergo nicht für jeden Tag. Für die Zeit vom 15. bis 30.1. sind es zwischenzeitlich fast 50 Belege.

Sollte sich ein Stempelsammler an der Monatsdarstellung stören: Warum auch immer - so stellte sich anfangs der Rohrpost-Tagesstempel vom C1 immer dar. Statt einer "12" wurde ein "/2" gesteckt.
 
HEFO58 Am: 29.06.2009 18:37:50 Gelesen: 1398858# 363 @  
Hallo
Rohrpostgemeinde

In meinem Kartenbestand habe ich ein einziges Exemplar einer Rohrpostkarte, die den Weg zu mir gefunden hat. Vielleicht könnt Ihr mir, als einem Rohrpostlaien, was dazu erzählen.

Gruß
Helmut


 
Schmuggler Am: 30.06.2009 17:33:10 Gelesen: 1398784# 364 @  
@ HEFO58 [#363]

Gerne! :-))

Diese Rohrpost-Ganzsachenkarte war vermutlich die im MICHEL Ganzsachen-Katalog genannte RP6, ähnlich der RP4 von 1880/81.

Sie wurde bei Briefpostamt W64 am Briefpostschalter entwertet.

1880 wurde W64 als R 7 an das Rohrpostnetz angeschlossen. Warum auch immer: Die Karte ging vermutlich nicht in das Rohrpostnetz, da nirgendwo ein entsprechender Bearbeitungsvermerk bzw. Stempel zu sehen ist. Auch die Bestellung durch die Briefpost ist nicht erkennbar.

Den kleinen blauen "40" Vermerk mittig kann ich nicht beantworten.

Alles beantwortet ?
 
HEFO58 Am: 30.06.2009 18:33:06 Gelesen: 1398777# 365 @  
@ Schmuggler [#364]

Danke für die Erklärungen. Auf den normalen Karten aus der Zeit, die ich habe, ist sonst immer ein Ankunftstempel abgeschlagen. Da bleiben dann Fragen offen, die wahrscheinlich gar nicht geklärt werden können und die Karte wird weiterhin ein Rätsel für mich darstellen.

Gruß
Helmut
 
AhdenAirport Am: 30.06.2009 19:33:43 Gelesen: 1398769# 366 @  
@ Schmuggler [#354]

Für Deine Hinweise zur RP17 möchte ich mich mit einer "kurzen" Vorstellung der frühen in Berlin verwendeten Rohrpoststempel bedanken. Zur Erinnerung an alle, die Berliner Rohrpost wurde am 1.12.1876 mit insgesamt 15 Rohrpostbetriebsstätten für den Publikumsverkehr eröffnet.

Zunächst kamen die der damaligen Norm entsprechenden Einkreisstempel zur Verwendung ... aber ... der Einkreisstempel des PA Berlin C 1 mit dem UB x (KBHW 196) wurde ausschließlich für Rohrpostsendungen verwendet. Laut KBHW ist der Stempel belegt vom 2.12.1876 bis 27.12.1885.

Die ebenfalls am Rohrpostnetz angeschlossenen Telegrafenämter TA 1 (= HTA), TA 2 Börse, TA 4 und TA 5 verwendeten jeweils einen Einkreisstempel mit einer römischen Amtsnummer. Es zu vermuten, daß diese Stempel ebenfalls ab dem 1.12.1876 im Einsatz waren.

- Berlin W I (KBHW 788) ab 26.3.1877
- Berlin C II (KBHW 790) ab 3.2.1877
- Berlin NW IV (KBHW 793) ab 1.1.1877
- Berlin W V (KBHW 794) ab 28.12.1876

Diese fünf Stempel möchte ich daher als die ersten Berliner Rohrpoststempel bezeichnen. Alle anderen Ämter verwendeten ihre normalen Aufgabestempel.





Am 1.7.1879 wurden für die Rohrpost zur Dokumentation der Laufzeit besondere Einkreisstempel als Ankunftstempel eingeführt. Diese Stempel zeigen in der ersten Zeile die Nummer der Rohrpostbetriebsstätte (abweichend von der Nummer des jeweilgen PA) und in der zweiten Zeile die Nummer des Rohrpostzuges. Der 1. Zug fuhr morgens um 7 Uhr, der 60. und letzte abends um 9:45 Uhr. Diese Stempel waren bis Ende Februar 1886 in Gebrauch.

Es sind 31 dieser Stempel bekannt, die höchste Nummer ist die 29 von Berlin NW 21, zugleich einer der seltenern Stempel dieser Art. Das früheste mir bekannte Datum ist der 2.7.1879 von R 1 (= HTA), das Späteste der 28.2.1886 von R 14 (= Berlin N 55). Eine Ausnahme ist evtl. einer der drei Stempel des HTA, der laut Büttner bis 1888 verwendet worden sein soll.



Die Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Laufzeit aus der Angabe der Zugnummer führten ab 1884 zu Versuchen mit den ersten "echten" Rohrpoststempeln mit Zeitangaben. Es wurden bei drei Betriebsstätten Stempel in zwei Typen erprobt.

R 30 (= Berlin W 49) und R 31 (= Berlin SW 61) verwendeten einen Stempel, deren Aussehen sich an die damaligen Normstempel anlehnt. Die Stempel gaben die viertelstündliche Zugfolge durch Kleinbuchstaben a, b, c und d an.

R 9 (= TA 2 Börse) verwendete einen Stempel, dessen Aussehen als Grundlage für die ab dem 1.3.1886 eingeführten Rohrpoststempel diente. Dieser Stempel gab die Zugfolge durch Brüche an (1/4, 1/2 und 3/4).

Da ich keinen der drei Stempel im Original zeigen kann, ein scan aus der Literatur.



Quelle: G.Sprenger, Vorkommende Stempel der Berliner Rohrpost. Berlin 1966

Am 1.3.1886 wurden für alle damals bestehenden 33 Rohrpostbetriebsstätten einheitliche Stempel für Aufgabe und Ankunft eingeführt. Die 1879 eingeführten Ankunftstempel mit Zugnummer wurden abgeschafft. In diesen Stempel schließlich wurde die Zugfolge durch die römischen Ziffern I, II und III dargestellt, ein Strich kennzeichnete die volle Stunde. Die Stempelfarbe war bei allen Stempeln durchweg schwarz, lediglich W 64 / R 7 verwendete von 1886 - 1888 blaue Farbe.



Das letzte Postamt, das einen Stempel dieser Art erhielt, war W 62 / R 38, denn bereits Ende 1888 fiel die gesonderte Nummerierung der Rohrpostbetriebsstätten weg. Die Leitvermerke nennen nun nicht mehr die Nummer der Rohrpostbetriebsstätte, sondern die Nummer des Postamtes. Die Stempel wurden jedoch nicht ersetzt, sondern blieben mit wenigen Ausnahmen unverändert im Einsatz, in Einzelfällen bis in die 1930er Jahre.

Die am 12.12.1888 an die Rohrpost angeschlossenen Ämter NW 6 und NW 66 erhielten erstmals einen "Kreisstegstempel mit Gitterbögen oben und unten" (nach Anderson), der sich damals noch in der Versuchsphase befand. Die Zugfolge wurde nach dem bisherigen Schema durch römische Ziffern dargestellt.




Anfang 1890 wurden die beiden Stempel des HTA auf arabische Minutenangaben umgestellt, wohl wegen der im Zentrum des Rohrpostnetzes ansteigenden Zugfolge. Diese beiden Stempel waren die Einzigen, die auf fünf Minuten genau einzustellen waren.



Anfang 1896 schließlich wurden alle anderen Stempel der Rohrpost auf die arabische Minutenangaben umgestellt, die Zeitangaben waren auf 10 Minuten genau einzustellen.



Alle drei Stempel auf dieser Karte sind keine Neuanfertigungen, sondern wurden auf die arabische Minutenangaben umgestellt.

Die Schwierigkeiten bei der Zustellung der Karte beruhen wohl darauf, daß es mehr als eine Schwartzkopff'sche Fabrik gab.

Grüße aus Berlin,
joey
 
blaujacke Am: 30.06.2009 20:31:18 Gelesen: 1398755# 367 @  
@ Schmuggler [#362]



Gehört dieser Beleg vom 06.12.1876 zu den 13 bekannten Belegen der ersten 15 Rohrpost-Tage?
 
Schmuggler Am: 01.07.2009 19:10:44 Gelesen: 1398712# 368 @  
@ joey [#366]

Na, da sage ich doch erst einmal ganz artig DANKE!

*Räusper*: Fehlt bei den Versuchsstempeln von 1886-1888 nicht eine Abbildung?! Dem jungen Sammlerfreund sei noch gesagt, dass diese Versuchstempel zwar bis 2 Jahre Laufzeit haben konnten - aber nicht permanent im Einsatz waren. So kann es durchaus sein, dass ein Versuchsstempel mit fast 2 Jahre nachgewiesener Verwendungszeit schwer zu beschaffen ist - ein nur 6 Monate getesteter Stempeltyp dagegen schlicht "häufig".

Gestutzt habe ich bei der Terminnennung zum Rohrpost-Brückenstempel mit dem Datum 1.3. 1886. Hast Du dazu eine Veröffentlichung oder gar eine Abbildung ?
Die Kreis-Brückenstempel mit "Gitterbögen oben und unten" wurden erstmals 1908 von Kalkhoff erforscht, archiviert und veröffentlicht. Bis 1990 war sodann auf diesem Gebiet Ruhe angesagt. Im Gegensatz zu den Brückenstempeln von 1886 wurden in den Brücken-Gitterstempel von 1888 keine Rohrpostämter mehr genannt; sie wurden dem dort genannten Briefpostamt unterstellt. Kurz und lustig: "Schluß mit Lustig". Die Minuten-Uhrzeitgruppe wurde parallel zum Brückenstempel auch beim Brücken-Gitterstempel ab 1889 eingeführt.

Betrifft die Stempelnomenklatur nach Prof. Dr. Anderson: Liest man Ausstellungsbeschreibungen, staune ich immer wieder, wie viel unterschiedliche Begriffe (alle angeblich " ex Anderson") es für ein und denselben Stempeltyp gibt - auch auf die Gefahr, dass man vor lauter exakter Beschreibung die sonstige Übersicht verliert. ... Seine Arbeit mag national und international ganz wesentlich und wichtig gewesen sein - das Rohrpostverständnis wird dadurch nicht gesteigert. Kurz: Machs so, wie Du es denkst und jedermann(!) Dich versteht.

Kannst Du das Thema "Rohrpoststempel" aus Deiner Sicht weiter fortführen? Auch wenn Concordia + etc. sehr traurig werden, weil "Ihre" Nebenstempel samt Forschung dazu (noch?) untergehen.
 
Schmuggler Am: 01.07.2009 19:13:14 Gelesen: 1398711# 369 @  
@ blaujacke [#367]

Deine Frage ist im Augenblick noch notiert, kommt in den nächsten Tagen aber auch zur exakten Beantwortung.

Glaube bereits jetzt: Du bist ein Rohrpost-Glückskind. :-))
 
Jürgen Witkowski Am: 02.07.2009 13:23:22 Gelesen: 1398659# 370 @  
@ Schmuggler [#368]

Ich bin keinesfalls traurig, wenn hier die interessante Diskussion über die vielen Aspekte der Rohrpost stattfindet. Mein Lieblingsthema "Nebenstempel" ist ja nur ein Teilaspekt, der mit Sicherheit auch immer wieder Diskussionsthema werden wird.

Die Bezeichnung der Poststempelformen nach Dr. Anderson halte ich schon für wichtig, damit wir eine einheitliche Sprache sprechen, die alle Zeitepochen der Rohrpost umfasst. Manche Stempelbezeichnungen mögen Sammlern, die ihre Schwerpunkte in der Krone/Adler- oder der Germania-Zeit haben, vielleicht vertrauter sein, als die Terminologie, die Dr. Anderson entwickelt hat. Die Verwendung nur in bestimmten Zeitabschnitten gebräuchlicher Bezeichnungen birgt aber nach meiner Meinung die Gefahr, aneinander vorbei zu reden.

Eine Übersicht der Stempelbeteichungen nach Dr. Anderson gibt es übrigen hier:

http://www.poststempelgilde.de/korrekte_beschreibung_eines_poststempels.html

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 03.07.2009 18:04:54 Gelesen: 1398628# 371 @  
@ blaujacke [#367]

Aus heutiger Sicht ist die Eröffnung der Rohrpost in Berlin am 1.12.1876 schon verblüffend: Nimmt man die meisten Darstellungen ernst, hat man den Eindruck, dass „Film, Funk und Fernsehen“ so wie der Kaiser und v. Stephan die Eröffnung entsprechend gefeiert haben.

Schaut man in den Archiven in die Fiches von Zeitungen, stellt man schnell fest: Da war nichts dergleichen. Nicht einmal die Presse meldete den Fakt – weder vor- noch nachher. Die erste Meldung ist die (bezahlte) Veröffentlichung der Verfügung Nr. 90 über den Gebrauch der Rohrpost am 6.12.; die übliche Meckerei der liberalen Presse über die Zuverlässigkeit der Rohrpost sollte dabei vom Leser nicht berücksichtigt werden ...

Na schön, da sendete v. Stephan am Eröffnungstag einen Rohrpostumschlag an den Geheimrat Sachse und einen an den zukünftigen Bürgermeister von Berlin - aber so richtig prickelnd war das alles nicht.

Möglicherweise war der Kaiser auch „stinkesauer“ auf seine preussische Reichs- und Rohrpost, denn er weilte kurz vorher in München, wo er mit der dortigen, bereits fertiggestellten und funktionierenden Rohrpostanlage konfrontiert wurde; ein entsprechender Briefwechsel mit der Bitte um sofortige Stellungsnahme und Darstellung seines Ministers in Berlin ist archiviert.

Vom Ersttag sind bisher 2 Belege in den letzten ca. 20 Jahren bekannt und archiviert geworden.
Vom 2.12. ist erstmals jetzt die oben vorgestellte Karte bekannt geworden.
Vom Sonntag, 3.12. sind 2 Belege bekannt.
Vom 4. und 5.12. noch keiner.
Vom 6.12 dagegen jetzt insgesamt 4 Stück.

Somit sind für die ersten 14 Tage nur insgesamt 14 Belege aktuell bekannt: 13 Karten und 1 Brief. Ab dem 15.12 verändert sich das gesamte Verwendungsbild schrittweise wesentlich nach oben – „häufig“ wird aber nichts.
 
Schmuggler Am: 03.07.2009 18:33:19 Gelesen: 1398626# 372 @  
@ Concordia CA [#370]

Ich ziehe die Ausarbeitung von Prof. Dr. Anderson nicht in Frage und sehe einerseits auch das Bedürfnis und die Not zu einer korrekten Beschreibung - da wo sie hingehört und wesentlich ist. Anderserseits ist es mein Bestreben, dem hier freiwillig lauschenden und lesenden jungen und alten Publikum im Vorder- und Hintergrund die Freude und das Verständnis an der Rohrpost zu vermitteln - ohne Anspruch auf eine wissenschaftliche Ausarbeitung.

Ich nehme für mich in Anspruch, dass nach dem Studium der Stempel-Gesamtübersicht mein Rohrpostverständnis nicht wesentlich erweitert wurde.
Ferner möchte ich anmerken, dass z. B. die aktuellen Verbandsprüfer meines wirklichen Sammelgebiets den von joey verwendeten Begriff " Kreisstegstempel mit Gitterbögen oben und unten" nicht verwenden, sondern sie differenzieren in Attesten und/oder Befunden zwischen einem Brückenstempel, Brücken-Gitterstempel (BG-Stempel). Die unterschiedlichen Zeitdarstellungen (= volle Stunden in der Briefpost oder die Zeitgruppe in der Rohrpost) wird bei Bedarf entsprechend ergänzt.

Ich wollte mit meiner Ausführung lediglich darstellen, dass der Versuch einer exakten Stempelbeschreibung (= nicht dagegen bei Porto und Gebühr!) manchmal groteske Züge annehmen kann. Dem stehe ich entgegen, zu mal sich wohl die Zampanos selbst nicht all zu Einig sind.

So können wir Beide doch ohne Probleme verbleiben?
 
Schmuggler Am: 05.07.2009 12:33:19 Gelesen: 1398566# 373 @  
Wie die Zufälle manchmal so spielen:

In einer Internetauktion ist aktuell eine Reichspost-Doppelkarte (ungebraucht) eingestellt, beschrieben mit dem Kartentyp "RP18" lt. MICHEL Ganzsachen-Katalog. Das ist das geklaute Bild dazu:



Bei aller Problematik zu einer Beurteilung am Bildschirm: Das diese Karte mit diesem feinen, kurzfaserigem (= langfaserfreiem) Papier plus der intensiven rosa Farbe keine RP18 in Kriegsqualität -auch nicht in einer Luxusqualität- sein kann, sollte jedem Sammler eigentlich sofort einleuchten. Das wird mit 100%iger Sicherheit eine RP14 -ohne Wasserzeichen- von 1902 sein. Wetten, dass ? :-))
 
AhdenAirport Am: 05.07.2009 16:31:11 Gelesen: 1398555# 374 @  
@ Schmuggler [#368]

Ich bin mir nicht bewusst, einen der Versuchsstempel ausgelassen zu haben, lasse mich jedoch gerne von Dir eines Besseren belehren. ;-)

Das Datum 1.3.1886 als Einführung der Rohrpost-Brückenstempel ist meine Schlußfolgerung aus den mir bekannten Verwendungszeiten. Die Einkreisstempel verschwinden zum 28.2.1886 (mit der oben erwähnten Ausnahme), die frühesten Daten der Rohrpost-Brückenstempel sind nach Büttner

- 5.3.1886 (R 1 und R 11)
- 7.3.1886 (R 21)
- 8.3.1886 (R 25)
- 9.3.1886 (R 7)

G.Sprenger schreibt im oben erwähnten Aufsatz immerhin "März 1886", korrekterweise hätte ich wohl "Anfang März" schreiben müssen.

Ich wollte das Thema Rohrpoststempel so nicht weiterführen, da es nach 1896 bei den in der Rohrpost verwendeten Aufgabestempeln bis auf die Minutenangabe keinen Unterschied mehr zu den normalen Tagesstempeln gibt. Ein paar Besonderheiten gibt es allerdings noch zu zeigen:

Auch in der Rohrpost wurden Kleinschriftstempel verwendet. Wenn ich nicht (schon wieder) etwas übersehen habe, sind dies die Stempel von Charlottenburg 9 und Berlin-Wilmersdorf 2. Von Berlin-Wilmersdorf 2 gibt es noch einen weiteren Stempel mit dem Unterscheidungsbuchstaben "a".





Nicht so häufig in der Rohrpost anzutreffen sind die frühen Sonderstempel von Berlin, vielleicht mit Ausnahme der Stempel zur Gewerbeausstellung 1896. Hier der Stempel "Hygiene-Ausstell.-Platz" von Berlin NW 40, nach Bochmann #5.



Ob der folgende Beleg die Rohrpost von innen gesehen hat, kann ich nicht erkennen. Es ist ein mit 60 Pfg. (also ohne Rohrpost) frankierter Eil-Brief von Lichtenberg nach Pankow und er zeigt auf der Rückseite einen bemerkenswerten Stempel. Es ist der einzige mir bekannte Minutenstempel mit Postleitzahl. Hier wurde der ab 1936 eingesetzte Stempel von Berlin-Pankow auf die 1965 in der DDR eingeführten Postleitzahlen umgearbeitet.



Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 06.07.2009 11:49:33 Gelesen: 1398518# 375 @  
@ joey [#374]

"Belehren"??? Das ist nicht mein Ding.
Gerne aber ergänze ich Deine Unterlagen.


Die neuen Brückenstempel:
Alle am Rohrpostnetz angeschlossenen Rohrpostämter erhielten zum 5.3.1886 den neuen Stempeltyp. Dies ist seit fast 20 Jahren unangefochten das früheste bekannte Datum. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dennoch der Termin verschieben könnte, ist sehr gering. Eine Anweisung und/oder Verfügung dazu ist bisher nicht bekannt geworden - auch nicht aus den örtlichen Zeitungen o. ä.
Bevor der neue Stempeltyp als "typischer Rohrpoststempel" genehmigt wurde, wurden 2 Jahre lang vorher andere Stempelformen mit mehr oder minder großem Erfolg am Schalter "gestestet". Drei Varianten hast Du oben vorgestellt, gerne ergänze ich mit der 4.



Der Brückengitter-Stempel(BG) vom R 9 mit feinen Gitterstäben. Es ist bisher der Zweitseltenste mit 4 archivierten Vorlagen: 3x auf Brief rückseitig, 1x auf Karte vorderseitig. Der seltenste Stempeltyp ist vom W 49, Du hast ihn oben als Nr. 17 gezeigt. Dieser Stempel wurde erstmals 1998 via einer Schmidt-Auktion in Berlin mit dem Endergebnis von ca. 6.000 DM real bekannt, nachdem er bisher "nur aus der Literatur" bekannt war.


Der blaue Stempel vm R 7.
Für 2 Jahre war der Stempel vom R 7 markant farbig in Verwendung.



Hier als ausdrucksstarke Farb-Gegenüberstellung aus dem Jahr 1887. Da dieser Stempel recht lang im Gebrauch war, ist für den Sammler die Auswahl groß. Für besonders schöne Stücke können aber bis ca. 50 EUR bewilligt werden, dazu zählt jedoch nicht der gezeigte Abschlag.
Anmerkung: In schwarzer Farbe lag kein Abschlag während der "blauen Periode" vor.


Sonderstempel.
Fast alle Sonderstempel sind auf Rohrpostsendungen schlicht "nicht häufig".
1. Ausnahme: Gewerbeausstellung, 1896. Aber auch hier kann man nuancieren: Ein Stempel mit einem Kennbuchstaben unten (a oder b) lag bisher auf keiner Rohrpostsendung vor.
2. Ausnahme: Der zweithäufgste Sonderstempel ist die Hygiene-Ausstellung von 1889, zumal aktuell im philat. Hintergrund diverse Stücke "geistern", mit Mengenrabatt bei entsprender Mengenabnahme ...

Einfach weil der 1. Sonderstempel so schön und selten ist:



Alle bisher von mir gelesenen Karten (5 Stück) kamen von Firmen bzw. deren Mitarbeitern auf der Messe, welche rückseitig bei berliner Firmen nach dem verbleib von Waren bzw. Ersatzteilen fragten, so auch hier.


Brückengitter-Stempel
Der versuchsweise auch in der Rohrpost getestete Brückengitter-Stempeltyp (BG) kam aus der Briefpost (sog. "Schweizer Modell").



Hier einer der Briefpost Brückengitter-Stempel(BG) von C 2 während der Versuchsphase 1888 auf einer Ganzsache, auffrankiert für die Rohrpostbeförderung.

Er ist ganz richtig ab Dezember 1888 beim W 66 im Gebrauch; ein Rohrpostamt wird nicht mehr im Stempelkreis genannt. Schrittweise wurden 3 weitere Rohrpostämter bis mitte 1890 an dem Versuch beteiligt (NW 6 ab 5/89, SW 19 ab 10/89 und N 58 ab 12/89) und mitte 1890 wurde dieser Stempeltyp bekannterweise durch die Reichspostverwaltung für alle Postanstalten als neuer Normstempel festgelegt. Den 1. offiziellen BG-Stempel in der Rohrpost führte O 67, welches mitte 1890 an das Netz angeschlossen wurde.
Im Gegensatz zur Briefpost wurde die von den Brückenstempeln bekannten römischen Minuten-Zeitgruppen (I, II, III) übernommen. Nicht bekannt geworden ist mir, ob dieser Stemepltyp auch in der Rophrpost die Zeitgruppe ebenfalls per Verstellrad umstellen konnte (wie bei der Briefpost) - oder ob weiterhin die Zeitgruppe von Hand "geblockt" wurde.
Die arabische Minuten-Zeitgruppe wurde ab 12/1889 in den Brückenstempeln beim R 2 erstmals eingeführt; die Brückengitter-Stempel(BG) wurden erstmals ab 1892 ebenfalls umgerüstet, so dass bis 1896 alle Rohrpostämter und Rohrpost-Betriebsstätten die neue arabische Minuten-Uhrzeitgruppe einheitlich in ihrem Rohrpoststempel führten.


Kleinschriftstempel.
Der 1. Rohrpoststempel mit Kleinschrift ist m. E. der BG-Stempel vom "Abgeordnetenhaus" seit 1900.



Noch so fein nach über 10 Jahren Gebrauch abgeschlagen?!: Das brachte bei Harlos über 40 EUR plus Aufgeld.

Zumindest hat dieser Stempel dieses Wort komplett im Stempelkreis stehen. Die Sehweise zu diesem Sammelgebiet ist aber sehr unterschiedlich; so benötigen einige Sammler nur 3 Kleinbuchstaben, um ihn als solchen zu registrieren - andere brauchen alle Worte in Kleinschrift. Ich meine, ein Wort genügt - wie im richtigen Leben auch. :-))
 
HEFO58 Am: 07.07.2009 14:06:01 Gelesen: 1398453# 376 @  
@ Richard [#14]

Hallo

Wenn ich beim durchschauen keinen Fehler gemacht habe, so wurde hier noch keine Rohrpostkarte von Wien gezeigt.

Gruß
Helmut


 
Schmuggler Am: 07.07.2009 17:37:26 Gelesen: 1398432# 377 @  
@ HEFO58 [#376]

Du hast keinen Fehler gemacht :-))
Es hat sich zum Sammelgebiet "Rohrpost in anderen Städten bzw. Ländern" bisher niemand als Sammler und/oder Kenner geoutet.
Vielleicht hast Du ja zu Wien oder Prag eine vertiefende Kenntnis und möchtest sie uns kund tun?
 
HEFO58 Am: 07.07.2009 17:51:07 Gelesen: 1398428# 378 @  
@ Schmuggler [#377]

Tut mir leid Dich und andere da enttäuschen zu müssen, vertiefende Kenntnisse habe ich keine.

Ich sammele rein nur aus Spaß an der Freude alte Belege und zeige dann ab und zu Stücke, die mir interessant erscheinen und zum jeweiligen Thema passen. Möchte auch nicht so tun als wüsste ich Bescheid, indem ich dann einfach Katalogtexte abschreibe.

Für Erklärungen überlasse ich dann doch lieber denjenigen das Feld, die sich wirklich auskennen mit der Materie.

Gruß
Helmut
 
Schmuggler Am: 07.07.2009 17:51:20 Gelesen: 1398428# 379 @  
@ HEFO58 [#376]


Was nicht ist, kann ja noch werden?!
 
DerLu Am: 09.07.2009 19:42:35 Gelesen: 1398308# 380 @  
@ Schmuggler [#375]

"Im Gegensatz zur Briefpost wurde die von den Brückenstempeln bekannten römischen Minuten-Zeitgruppen (I, II, III) übernommen. Nicht bekannt geworden ist mir, ob dieser Stemepltyp auch in der Rophrpost die Zeitgruppe ebenfalls per Verstellrad umstellen konnte (wie bei der Briefpost) - oder ob weiterhin die Zeitgruppe von Hand "geblockt" wurde."

Das "weiterhin" stimmt m.W. nicht: bei den Brückenstempeln (Kreisstegstempel n. Anderson) wurde das Datum gesteckt, die Zeitgruppe aber war bereits auf einem Verstellrad angebracht. Eine detaillierte Beschreibung eines Rohrpost-Brückenstempels findet sich in einem Artikel aus dem Jahre 1888:

"Zur Bezeichnung des Tages, des Monats und des Jahres dienen Stahltypen, welche in eine Vertiefung des Stempels eingesetzt und durch eine seitswärts angebrachte Schraube s ... festgelegt werden.
...
Die Angaben der vollen Stunden, der Viertelstunde und der Tageszeit sind auf drei auf einer gemeinschaftlichen Achse a gelagerten Typenrädchen ... angebracht, derart, daß das eine Rad mit den Zahlen 1 bis 12 für die vollen Stunden, das zweite mit den römischen Zahlen I, II und III welche nur zwei Drittel der Größe der übrigen Zahlen haben, zur Bezeichnung der Viertelstunden, das dritte mit den Buchstaben V und N versehen ist."


( Quelle : E. Landrath "Die Rohrpost-Anlage in Berlin und Charlottenburg", 1888, Berlin )

Es ist anzunehmen, dass dieser "Komfort" der einfachen und vor allem schnellen Zeitverstellung bei den neuen Stempeln nicht aufgegeben wurde.

Bei Interesse und wenn mein Scanner wieder läuft, kann ich evtl. noch ein paar Abbildungen aus dem Artikel nachliefern.

Gruß
 
Schmuggler Am: 10.07.2009 09:18:31 Gelesen: 1398277# 381 @  
@ DerLu [#380]

Manchmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht ...
DANKE an den derLu!! :-))

Da mein Scanner (noch) läuft, kann ich die beschriebenen Bilder gerne für Dich einfügen.
So stellte sich der Brückenstempel in seiner äusseren Form dar:



So zeigten sich 1888 bereits der Stempel im Detail:



Besonders die Abb. 50 (links unten) zeigt die "auf einer gemeinsamen Achse angebrachten Typenräder".
Informativ auch der "Setzkasten" laut Abb 52 (rechts oben) sowie der "Pinzette" für die Bausteine in der Abb. 52 darunter.

Der zum Vergleich benötigte Brückengitter-Stempel(BG) aus dem gleichen Zeitraum ist mir weder als Zeichnung/Veröffentlichung noch als Vorlagestück aus dem Postmuseum in Berlin bekannt.

Oder habe da schon wieder etwas übersehen bzw. nicht beachtet??!!
 
Carolina Pegleg Am: 10.07.2009 20:13:57 Gelesen: 1398203# 382 @  


Ich habe vor einiger Zeit das Postmuseum in Washington, DC besucht und nun die verloren geglaubten Bilder gefunden. Fotografieren war ausdrücklich erlaubt, ausgenommen natürlich die Briefmarkensammlungen. Zur Rohrpost gab es nur zwei Glaskästen, die auch nicht super informativ waren. Ich zeige die Fotos gleichwohl einmal.



Der Text lautet: "Netzwerke pneumatischer Röhren beschleunigten die Post unterhalb de Städte beginned ab 1890. Pneumatische Container mit einem Fassungsvermögen von 600 Briefen reisten mit 35 Meilen (ca 55 km) pro Stunde. Die Röhren wurden 1893 in Philadelphia eingeführt. Boston, Brooklyn, New York City, Chicago und St. Lois übernahmen das System ebenfalls. Bald hatten diese Städte über 56 Meilen Röhren.
Nach Suspendierung aus ökonomischen Gründen während des 1. Weltkrieg, wurde der Dienst in New York und Boston nach dem Krieg wieder aufgenommen. In den 50er Jahren machte das anwachsende Postaufkommen und sich ändernde Städte pneumatische Röhren unpraktisch. Postämter und Betriebe konnten leicht umziehen, aber das unterirdische pneumatischen System nicht."



Die Rohrpost in den USA war kein Sonderservice, sondern wurde zum schnellen Massentransport der Post zwischen zentralen Punkten verwendet. Das Bild ganz oben zeigt die Rohrpoststation beim New Yorker Hauptpostamt. Ich bin mir nicht bewusst, dass amerikanische Rohrpost als Sammelgebiet exisitiert, da praktisch jeder Brief in den genannten Städten ohne weitere Kennzeichnung mit der Rohrpost befördert worden sein kann.

Es ist ein interessantes Thema. Ich bin hier nur ein stiller Leser. Meine Anerkennung allen Experten.
 
blaujacke Am: 10.07.2009 23:52:29 Gelesen: 1398186# 383 @  
Vor längerer Zeit wurde die Frage nach den Kriterien für den Aufbau einer Rohrpostsammlung in das Forum eingebracht. Eine Resonanz habe ich nicht beobachtet! Als "Anfänger" habe ich leider noch keine Sammlungen in Augenschein genommen und suche nun auch nach der vorausgehenden Gliederung.
Heute möchte ich mich mit der Vorstellung von Belegen zur Gebührenfreiheit einbringen:





Bei dem Brief an Frl. Klose frage ich mich allerdings, warum weder Porto noch Gebühren entrichtet wurden?
 
blaujacke Am: 11.07.2009 09:38:54 Gelesen: 1398143# 384 @  
Beim H.T.A. wurden mindestens 2 Rohrpoststempel nebeneinander geführt:


Steghöhe 8 mm / * neben "R 1)" / bei mir vorhandene Belege vom 12.10.1887 - 08.03.1899


Steghöhe 7 mm / ohne * / bei mir vorhandene Belege 20.05.1889 - 16.04.1893

Nachfolgend eine Behelfs-Rohrpostkarte:


 
doc Am: 11.07.2009 22:28:21 Gelesen: 1398034# 385 @  
Nach längerem Suchen habe ich einen Beleg wieder gefunden, den ich am 28.2.1963 per Rohrpost an einen Bekannten geschickt hatte. Da dieser den Brief nicht abgeholt hat, wurde er an mich zurückgeschickt.
Dieser Brief ist mit Sicherheit einer der letzten, der in Berlin per Rohrpost befördert wurde. Der 28.2.1963 war nämlich der Letzttag der Rohrpost in Berlin.

Ein schönes Wochenende wünscht Euch
Wolfgang


 
doc Am: 11.07.2009 22:31:19 Gelesen: 1398030# 386 @  
Jetzt fehlt nur noch die Vorderseite!


 
DerLu Am: 12.07.2009 09:27:35 Gelesen: 1398006# 387 @  
@ blaujacke [#384]

Anzumerken bleibt noch, dass beide Stempel sowohl mit römischen als auch mit arabischen Minutenziffern existieren. Büttener gibt für beide Stempel folgende
Verwendungszeiträume (I = römische, II = arabische Minutenziffern) an:

HTA (R1) : I : 5.3.1886 - 15.3.1890 II : 1.12.1890 - 11.5.1904
HTA (R1) * : I : 5.5.1887 - 22.3.1889 II : 4.2.1890 - 9.7.1903
 



Auch das Telegraphenamt 2 in der Börse verwendete zwei verschiedene Kreissegmentstempel : '* T2 (R9) *' und ' * T.A.2 *'
 

AhdenAirport Am: 14.07.2009 13:54:44 Gelesen: 1397922# 388 @  
@ Schmuggler [#375]

Versuchsstempel

Ich danke für die Vorstellung des Versuchsstempels vom TA2 (R9), den hatte ich wegen der abweichenden Stempelform glatt übersehen.

Der blaue Stempel von R 7

Hier hatte ich ein Bild vorbereitet, aber vergessen einzufügen (dafür ein anderes Bild doppelt). Als ich den Fehler bemerkt habe, war es für einen edit bereits zu spät. Das Bild möchte ich hiermit nachholen.



Noch nicht wirklich schwarz aber kaum noch blau ist dieser Abschlag vom 16.12.1887. Gibt es eigentlich eine zeitliche Abgrenzung zwischen den blauen und schwarzen Stempeln?



Kleinschriftstempel

Der von Dir gezeigte Stempel vom Abgeordnetenhaus gehört natürlich dazu ... und ich habe noch einen vierten gefunden: Berlin C Kgl. Schloß

Die Abbildung stammt aus dem Handbuch von Hr. Buettner, dort ist der Stempel nur mit dem Datum 15.2.1916 verzeichnet.



Ein weiteres Datum aus meiner Vorstellung der Rohrpoststempel in [#366] ist überholt:

Beim Stöbern in meinen Bildern bin ich auf folgenden Beleg gestoßen, der bei ebay angeboten wurde. Er ist vom 1.3.1886 und zeigt keinen Rohrpost-Brückenstempel, dafür aber einen Ankunftstempel mit Zugnummer, deren Spätdatum ich mit 28.2.1886 angegeben hatte.



Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 15.07.2009 10:55:39 Gelesen: 1397884# 389 @  
@ Schmuggler [#381]

Es gibt sehr viele Einzelveröffentlichungen zum Thema "Pneumatik tube" in der USA, aber es gibt kein entsprechendes Archiv dazu. Die Sammler griffen daher auf Informationen aus ihrem Heimatland zurück; in Deutschland griff der Sammler auf ehemaliges, veröffentlichtes Wissen zurück. "Fehler" schlichen so über 100 Jahren ein durch Ausstellungsbeschreibungen, Katalogprodukte, Auktionsbeschreibungen und/oder Sammlungen.

Die von dem Museum vorgestellten Fakten kann ich bestätigen. Die Feinheiten sind da wie dort erst das Salz in der Suppe. :-))



Ein Größenvergleich zu einem "Empfänger in einer Zwischenstation, 1895 in Philadelphia".

Die Rohrpost in Berlin war zu dieser Zeit gegen diese Proportionen eine Ameise - fleißig und tapfer - aber sehr viel kleiner.

Der Bau einer Großrohr-Postanlage geisterte aber seit ca. 1920 viele Jahre durch die Berliner Amtsstuben. 1936 wurde eine Studienreise in die USA durch den Reichspostminister (!) genehmigt, 1939 informativ veröffentlicht:



So wurde u. a. auch eine "Rohrbestückung" besichtigt:



Noch ist alles Unvorstellbar; der kommende Krieg unterbrach natürlich die Entwicklung, wurde aber in Hamburg mit Energie nach dem Krieg fortgesetzt.

So weit einen sehr kurzen Infotripp für "Carlolina Pegleg".

:-))
 
Schmuggler Am: 15.07.2009 11:12:18 Gelesen: 1397883# 390 @  
@ blaujacke [#383]

Da sehen meine Rohrpostgeschädigten Augen ja zwei wunderschöne Dinge: Ein Bickerdike auf Rohrpost plus eine "per Rohrpost beförderte Postanweisung". :-))

Deine Frage war aber anders. Wie eine Sammlung aus Deiner Sicht aussehen könnte, kann Dir letztendlich niemand sagen; die Blickwinkel zu diesem Sammelgebiet sind einfach zu weit gefächert.

So versuche ich es erst einmal so: Die Vorstellung von Porto- bzw. Gebührenfreien Rohrpostsendungen ist letztendlich ein gigantisches Gebiet - wenn Du es z. B. bis 1945 ausdehnen möchtest. Alleine die diversen Vordrucke von den unterschiedlichen Ämtern werden Dich in Folge richtig beschäftigen.

Eine kompetente Ausstellungssammlung zum Thema "Ganzsachen in der Rohrpost" (oder so ähnlich) ist z. Zt. in "etwas heftiger" Vorbereitung. Eine Vorstellung zu dem Thema "Flug- und Zeppelinpost mit Rohrpostbeförderung" könnte demnächst folgen, wenn der Aktive nichts vergessen haben sollte und/oder es ihm gesundheitlich ermöglicht ist. Kurz: Es tut sich demnächst eine ganze Menge.

Nur bei dem Thema "Stempel" (Brief- und Rohrpost) sind alle sehr zurückhaltend, da das die Spitze an Arbeit und permanente Undankbarkeit bringt.
 
Schmuggler Am: 15.07.2009 11:29:48 Gelesen: 1397882# 391 @  
@ DerLu [#387]

Darf ich etwas ergänzen?

Laut meinen aktuell gefundenen Arbeitsnotizen wurden BEIDE am HTA parallel verwendeten Brückenstempel (mit und ohne Stern rechts) im November 1889 von der römischen auf die arabische Minuten-Zeitgruppe umgestellt.

Zumindest zur Information stelle ich hier den Stempel "mit Stern rechts" vom 21.11.1889 vor:



Ich formuliere sehr zurückhaltend, da m. E. dieses Frühdatum möglicherweise noch getoppt werden kann.
 
Schmuggler Am: 15.07.2009 11:47:38 Gelesen: 1397881# 392 @  
@ joey [#388]

Danke für Deine umfassenden Ergänzungen!

Aber jetzt kommt der Schock: Die Ergänzung der Ergänzung! :-))

Scherz beiseite, ich habe den Übergang auch nur zur Kenntnis genommen - nicht aber richtig verfolgt. Für mich war es jedenfalls auffallend, dass der Stempel immer fetter und breiter im Abschlag wurde, um dann plötzlich wieder fein und klar (= schlank) sich darzustellen. Mein gezeigtes Exemplar gehört zur fetten, Dein gezeigtes Exemplar zur schlanken Generation.

Rohrpoststempel waren nicht gerade DAS Steckenpferd von Herrn Büttner; sein Archiv enthielt (leider) noch viele unveröffentlichte Feinheiten und Ergänzungen.

Der Stempel vom "Kgl. Schloß" ist wirklich sau-selten - WENN er eine arabische Minuten-Zeitgruppe trägt. Guck doch aktuell einmal in das Auktionhaus Jennes + Klüttermann per Internet in die laufende Auktion hinein, dort kannst Du schöne und seltene Stempelabschläge Dir für Dein Archiv kopieren.

Eigentlich wollte ich nichts mehr zu den Daten sagen, aber ich finde es schlicht frappierend, dass dieser gezeigte Beleg mit diesem Datum das 1. Stück seit gut 15 Jahren aus dem Zeitfenster 28.2-5.3. ist.

WARUM und WIESO: Absolut keine Ahnung!
 
Schmuggler Am: 15.07.2009 12:35:37 Gelesen: 1397878# 393 @  
Ich habe meinen Beitrag zur Nr. 307 von blaujacke etwas zu kurz gefasst. Dem möchte ich jetzt "entgegenwirken". :-))

Die Ämter verwendeten zur Kenntlichmachung einer Dienstsache viele Merkmale: Stempel, Zudrucke, handschriftliche Notizen, Vignetten und sogar Verschlußmarken. Ferner ist die Vielzahl der Ämter sehr groß: Vordergründig die Brief- und Paketpost sowie die Telegraphie. Dann hat jedes Amt wieder Unterabteilungen. Aber versuchs doch einmal und wenns Spaß macht - warum nicht?

Auf alle Fälle möchte ich Dir die optische Qualität ans Sammlerherz legen, besonders wenn Du auf "häufige" Varianten stösst.

Dass die von Dir gezeigte "Postanweisung" wirklich für die Karten-Beförderungsgebühr transportiert wurde, empfinde ich als Rohrpost-Wunder: Das Format des Formulars sprengt alle bekannten Rohrpostordnung zur einer Rohrpostkarte. Die Studenten hatten auch zu dieser Zeit eine enorme Kreativität entwickelt; sie versendeten per Post an Kommilitonen z. B. Teile ihrer Kleidung, Holzstücke, Bierdeckel, Weinetiketten, Riesenkarten und Minibriefe usw. Entsprach die Sendung nicht der Postordnung, frankierten Sie den Jux-Gegenstand "wie einen Brief" - dann wurde er auch (zähneknischend) transportiert.

ABER PER ROHRPOST ... ???

DAS Pschorrbräu war dann wahrlich verdient! :-))
 
DerLu Am: 15.07.2009 13:13:21 Gelesen: 1397874# 394 @  
@ Schmuggler [#391]

Das war mir schon klar, ich habe erst einmal nur sauber zitiert. Die Verwendungszeiträume "im Büttner" sind nicht sehr genau (einige habe selbst ich mit meiner kleinen Sammlung schon "verbessern" können). Ich gehe auch davon aus, dass die Stempel zur Umstellung römisch - arabisch nur wenige Tage "ausser Haus" waren, schliesslich muste ja nur ein Typenrad getauscht werden.

Vielleicht werde ich mir mal die Mühe machen und alle Verwendungszeiträume in eine Tabelle zu übertragen und dann auf die Korrekturen der werten Leserschaft dieses Threads warten.
 
AhdenAirport Am: 15.07.2009 15:14:07 Gelesen: 1397849# 395 @  
@ Schmuggler [#392]

Gesagt, getan - und tatsächlich: unter #2029 wird der Rohrpost-Stempel vom Königlichen Schloß angeboten mit dem Hinweis, daß nur 2 Stück bekannt sind. Hier der Link zum Bild:

http://www.jennes-und-kluettermann.de/auktion082009/foto.php?losnummer=2029&FotoID=030882-9706

Grüße aus Berlin,
joey

[Bild redaktionell nachgetragen:]
 


AhdenAirport Am: 15.07.2009 17:47:21 Gelesen: 1397840# 396 @  
@ Schmuggler [#390]

Darf ich eine kleine Korrektur anbringen?

Der von blaujacke gezeigte Maschinenstempel stammt trotz des Flaggeneinsatzes nicht von einer Bickerdike, sondern m.W. von einer Maschine der Berliner Firma Beling & Lübke, die nur ein knappes halbes Jahr versuchsweise eingesetzt wurde.

Grüße aus Berlin,
joey
 
Postgeschichte Am: 15.07.2009 19:32:36 Gelesen: 1397831# 397 @  
@ blaujacke [#383]

Der von Joey gemachte Einwand, daß es sich um den Stempel einer zu Versuchszwecken aufgestellten Maschine von Beling & Lübke handelt, ist korrekt. Näheres siehe "Die Columbia-Briefstempelmaschinen" von Walter Kohlhaas und Inge Riese. Die Verwendungszeit des Stempels wird darin vom 12.12.1901 bis 3.4.1902 angegeben. Das Buch ist als Band 156 in der Schriftenreihe von der Poststempelgilde, Papenweg 12, 59494 Soest zu beziehen.

Gruß
Manfred
 
Schmuggler Am: 17.07.2009 11:30:41 Gelesen: 1397778# 398 @  
@ joey [#396] und @ Postgeschichte [#397]

Danke für die Information samt Bezugsquelle.

Das ist hier genau die Art von Zusammenarbeit, im Guten wie im weniger Guten, wie ich sie mir immer gewünscht habe, aber in keinem themenbezogenem Philachat bisher gefunden habe - bis ich " HIER" gelandet bin.

Danke!
 
Schmuggler Am: 19.07.2009 12:57:24 Gelesen: 1397660# 399 @  
@ Carolina Pegleg [#382] plus (#387)

Habe ich soeben bei eBay.com für das Jahr 1909 entdeckt.

Entwertung durch eine "Tubestation" in der "Lassallestreet" in Chicago:


 
Jürgen Witkowski Am: 19.07.2009 13:26:55 Gelesen: 1397656# 400 @  
Obwohl immer wieder in Veröffentlichungen zu lesen ist, dass Telegramme einen wesentlichen Anteil am Rohrpostaufkommen in Berlin hatten, haben wir bisher recht wenige davon in diesem Thema zu sehen bekommen. Die Informationslage in der einschlägigen Rohrpost-Literatur ist recht dürftig, aber vielleicht kann der eine oder andere der hier präsenten Experten ein wenig an Fakten nachschieben.

Ich habe das Telegramm wieder so gefalten, wie es in der Rohrpostbüchse transportiert sein mag.



Vorderseitig befinden sich die Adresse des Empfängers und Angaben zum absendenden Telegrafenamt, in diesem Fall das Haupt-Telegrafenamt Berlin (H.T.A.). Ob das "rp =" vor der Adresse im Zusammenhang mit der Rohrpost steht, kann ich nur vermuten.



Auf der Rückseite befinden sich unten rechts die Angaben zum Aufnahmezeitpunkt des Telegrammes (5/1 1918 5 Uhr 9 Min. nachm.), des absendenden Telegrafenamtes (Schw = Schwerin) und des Telegrafenbeamten. Oben rechts die Blatt-Nr. 036 des Telegrammes und der mit Rotstift geschriebene Leitvermerk 39 für das Zielpostamt Berlin N 39. Links oben der Rohrpoststempel des Zielpostamtes BERLIN N *39* / -5.1.18. 6.50N. Das auf rohrpostgerechtes Format zusammengefaltene Blatt wurde mit einer Verschlußmarke "Kaiserl. Deutsche Telegraphie" zusammen geklebt.



Das letzte Bild zeigt das Telegramm mit seinem Inhalt, wie es vor dem Versand beim H.T.A. erstellt wurde.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Postgeschichte Am: 19.07.2009 15:35:35 Gelesen: 1397646# 401 @  
@ Concordia CA [#400]

Hallo Jürgen,

das "rp" vor der Anschrift steht nicht im Zusammenhang mit der Rohrpost. Die Bezeichnung ist ein Dienstvermerk des Telegraphenamtes:

-rp- = Antwort bis 10 Wörter bezahlt

Der Absender des Telegrammes hat die Antwort im Voraus bezahlt. Der Empfänger erhielt mit der Telegrammausfertigung einen Antwortschein, den er innerhalb 3 Monate beliebig verwenden konnte.

Mit Sammlergrüßen
Manfred
 
Carolina Pegleg Am: 19.07.2009 21:39:50 Gelesen: 1397630# 402 @  
@ Schmuggler [#399]

Vielen Dank für das Ausgraben dieses interessanten Stempels. Ich habe ein bisschen herumgesucht, aber kann nicht sagen, ob das ein spezieller Rohrpoststempel ist. In den USA wurde wie gesagt sämtliche "First Class mail", also alle regulären Briefe und Postkarten, aber keine Drucksachen Zeitschriften, Pakete usw., mit der Rohrpost transportiert ohne das dafür eine besondere Gebühr erhoben wurde.

Im Jahre 1917 wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt, um die Wirtschaftlichkeit der Rohrpostsystemes zu überprüfen. Konkret ging es um die Angemessenheit der geplanten Ausgaben von $1,001,000 zur weiteren Fortsetzung des Rohrpostsystemes für das Haushaltsjahr 1917/18. Zur Information der Untersuchungskommission wurde ein Bericht "Entwicklung des Rohrpost- und Automobil- Postdienstes" erstellt. Dieser Report enthält in Auszügen Berichte des Postministeriums die Rohrpost betreffend seit 1889. Das Dokument gibt es jetzt online. Hier ist ein Link zu diesem rund 600 Seiten starken Bericht aus dem Jahre 1917:

http://books.google.com/books?id=efgsAAAAYAAJ&printsec=titlepage

Es gibt dort detaillierte Information zum amerikanische Rohrpostsystem, aber auch interessante Informationen zu den Rohrpostsystemen anderer Länder. So findet man ab S. 10 einen Auszug aus dem Bericht des amerikanischen Postministeriums vom Jahre 1891 über den Stand der Rohrpost in Berlin inklusive Statistiken der dort damit beförderten Telegramme und Briefsendungen usw (S. 18).

Als Pdf Dokument lässt sich die Volltextsuche gut benutzen. Einfach einmal Berlin eingeben. Ob da was neues darin steht, kann ich nicht sagen. Es kann gut sein, dass alle diese Informationen in Deutschland schon bekannt sind.

Für meine Forschung betreffend Stempelmaschinen habe ich allerdings in diesen Berichte und Protokolle von Anhörungen vor dem US Congress schon unerwartete und mir unbekannte Detailinformationen gefunden. Die Originalunterlagen sind alle verschwunden. Wenn die Angelegenheiten allerdings aber aus welchen Gründen auch immer vor dem Kongress verhandelt wurde -- in der Regel zumeist vor dem Haushaltsausschuss oder wie hier einem speziellen Untersuchungsausschuss, um bestimmte Ausgaben zu rechtfertigen -- dann wurde alles genau für die historische Ewigkeit festgehalten inklusive der auf Verlangen des Congress von der Exekutive beigebrachten Dokumente. So findet man dann in diesen Protokollen in Abschrift Dokumente, die sonst schon lange vernichtet sind.
 
Postgeschichte Am: 19.07.2009 22:56:01 Gelesen: 1397618# 403 @  
@ Concordia CA [#400]

Hallo Jürgen,

möchte noch nachreichen:

=RP= = Réponse payée - Antwort bezahlt

Gruß
Manfred
 
Carolina Pegleg Am: 22.07.2009 18:01:05 Gelesen: 1397526# 404 @  
Mir wurde mitgeteilt, dass es mit dem von mir in [#402] mitgeteilten Link zu einem Buch über die Rohrpost Probleme gibt. Das Buch ist eine amtliche Veröffentlichung (und zudem aus dem Jahre 1917) so dass ein Copyright nie bestand, und wenn dann erloschen wäre. Es wird daher von google im Rahmen ihres Buchprogrammes kostenlos zur Verfügung gestellt. Hier noch einmal ein neuer Link zu dem Buch, diesmal über google.de, und nicht dem (englisch-sprachigen) amerikanischen google.com wie oben:

http://books.google.de/books?id=efgsAAAAYAAJ&printsec=titlepage

Ich kann das Buch ohne Probleme betrachten. Mit den Pfeilen oberhalb des Textes kann man von Seite zu Seite blättern. Ich konnte es auch herunterladen, durch Klicken auf "PDF" rechts oberhalb des Textes. Geduld, es ist eine lange Datei, da es über 600 Seiten sind.

Wenn mir hier noch andere von Schwierigkeiten berichten, mache ich mir Gedanken, wie ich das Buch sonst zur Verfügung stellen kann.

Arno
 
Jürgen Witkowski Am: 22.07.2009 18:14:21 Gelesen: 1397521# 405 @  
@ Carolina Pegleg [#404]

Es scheint so zu sein, dass man auf das Buch von Deutschland aus nicht zugreifen kann. Ausser einigen wenigen Stichworten der Inhaltsangabe ist nichts an Informationen sichtbar. Ausserdem steht noch: Keine Vorschau verfügbar. Vielleicht kannst Du es mal mit dem direkten Link auf die PDF-Datei versuchen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
HEFO58 Am: 22.07.2009 18:38:52 Gelesen: 1397514# 406 @  
Hallo

Vielleicht ist bei Zeno.Org was interessantes zum Thema Rohrpost dabei u.a. sind da auch Zeichnungen zu sehen - http://www.zeno.org/Zeno/0/Suche?q=Rohrpost&k=Bibliothek

Gruß
Helmut
 
Carolina Pegleg Am: 22.07.2009 23:09:00 Gelesen: 1397494# 407 @  
@ Concordia CA [#405]

Alles klar. Danke für die Info.

@ alle

Es tut mir leid für die Konfusion, aber ich bin da auch machtlos, wenn dieselbe Seite in Deutschland anders angezeigt wird, als hier. Offenbar erkennt die Seite von wo der Zugriff erfolgt und aus irgendwelchen (rechtlichen?) Gründen ist der Zugriff dann für bestimmte Länder gesperrt. Wundern tut es mich trotzdem, da hier ein Copyright Problem definitiv nicht besteht. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass ich die PDF Datei irgendwo zum allgemeinen Zugriff raufladen kann. Zur Not schicke ich auch Interessenten gerne eine CD. Vorher suche ich aber erst nochmal nach einer anderen Lösung. Emailen klappt übrigens nicht. Mehrfach versucht. Trotz Komprimierung immer noch vielfach zu gross.
 
Carolina Pegleg Am: 23.07.2009 18:55:55 Gelesen: 1397451# 408 @  
Ich habe das Buch nun woanders "abgelegt." Hier ein neuer Link, der jetzt funktionieren sollte. Ich habe dies mit der freundlichen Hilfe von HEFO58 getestet. Vielen Dank, Helmut!

Hier ist der Link:

http://www.filefactory.com/file/ahfb4f1/n/Development_of_the_pneumatic_tube_and_au_pdf

[Hinweis der Redaktion: Link leider nicht mehr aktiv - 09.05.2015]

Dort dann auf den Kasten "Free download" klicken. Dann gibt es einen 30 Sekunden Countdown und es erscheint der eigentliche Link "Click here to begin your download". Diese Zeile anklicken, und im erscheinenden Fenster dann "Speichern" wählen. Download wird ca. 5 Minuten dauern (geschätzt) da eben ein 600 Seiten Buch.

Es geht um das Buch "Development of the pneumatic-tube and automobile mail service," herausgegeben vom United States Congress, Joint Commission to Investigate the Pneumatic-Tube Mail Service, in 1917. Es enthält eine Vielzahl von Originaldokumente und Berichten die Einrichtung der amerikanischen Rohrpost betreffend. Ausländische Rohrposten (Berlin, London, Paris etc.) werden an verschiedenen Stellen im Zusammenhang diskutiert, vergleichsweise Kosten, vergleichsweise Technik und Leistungsfähigkeit etc. Eine Vielzahl der Dokumente betreffen natürlich auch die Ausschreibungen und Auftragsvergaben an die verschiedenen Unternehmen, die die Rohrposten in den verschiedenen Städten hier als Subunternehmer fur die Post betrieben haben. Sowas ist wahrscheinlich nur für den wirklichen Enthusiasten interessant. Es ist eine PDF Datei und lässt sich mit der Text-Suchfunktion leicht navigieren.

Wenn das jetzt nicht klappt, weiss ich es auch nicht mehr. Erfolgreich getestet wurde der Download in Deutschland jedenfalls wenigstens einmal.
 
Jürgen Witkowski Am: 23.07.2009 20:18:06 Gelesen: 1397435# 409 @  
@ Carolina Pegleg [#408]

Toll, so hat es geklappt! Vielen Dank für Deine Mühe.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Postgeschichte Am: 23.07.2009 21:03:29 Gelesen: 1397428# 410 @  
@ Carolina Pegleg [#408]

Hallo Arno,

hat wunderbar geklappt. Vielen Dank.

Gruß
Manfred
 
Schmuggler Am: 24.07.2009 14:24:45 Gelesen: 1397379# 411 @  
@ Carolina Pegleg [#408]

Ich bin schlicht und einfach BEGEISTERT - auch wenn für mich mit einem Schlag gut 5 Jahre Archivarbeit in einem öffentlichen Link stecken.

Andererseits: Diese amerikanische Darstellung bestätigt viele von mir unveröffentlichte Details. Die Korrekturen und Ergänzungen zur 4. Auflage der CD über die Rohrpost beginnen.

Ferner ist es einfach faszinierend solche Rück- und Einblicke aus einem anderen Blickwinkel nach zulesen (bin aber erst auf Seite 40): Die Fülle von statistischem Material aus der frühen Zeit der europäischen und amerikanischen Postbeförderung mittels Pneumatik ist wohl einmalig!

Wenn es jemals einen Verdienstorden für die Rohrpost-Erforschung geben sollte - ich wüsste da einen sehr würdigen Kandidaten in den USA.

Kurz: DANKE C. P.!!
 
Carolina Pegleg Am: 24.07.2009 22:26:01 Gelesen: 1397351# 412 @  
@ Schmuggler [#411]

Ich freue mich natürlich, wenn die Informationen in dem 1917er Bericht hilfreich sind, aber dass ist doch ein bisschen zu überschwänglich. ;)

Nach dieser Episode, also wieder zurück zu den philatelistischen / stempelkundlichen Aspekten der Rohrpost, die hier bislang schon so hervorragend diskutiert worden sind.
 
kauli Am: 25.07.2009 11:40:59 Gelesen: 1397329# 413 @  
Ich lese ja den Rohrpostthread immer mit, da will ich auch mal was dazu beitragen.

Ein Telegramm, das etwas vom üblichen abweicht. Meistens sind ja nur die, wie von Concordia gezeigten, bekannt:



Innenseite:


 
reichswolf Am: 25.07.2009 12:08:35 Gelesen: 1397320# 414 @  
@ kauli [#413]

Hallo kauli, es ist schön, hier mal wieder was von dir zu lesen!

Ich glaube allerdings, das trotz der polnischen Inschrift "Volks-Telegramm" kein solches vorliegt, sondern ein "normaler" Rohrpostbrief. Die verklebten 30 Pfennig bilden ja genau die Gebühr für einen Ortsbrief bis 20 g ab. Außerdem würde die Reichspost wohl keine polnischen Vordrucke verwendet haben.

Leider habe ich keine richtigen Polnischkenntnisse, aber wenn ich es richtig verstehe, handelt es sich bei der Bildüberschrift übrigens um einen Propaganda-Slogan für ein freies Polen.

Auf jeden Fall ist es ein schönes Stück!

Beste Grüße nach Berlin,
Christoph
 
kauli Am: 25.07.2009 19:26:04 Gelesen: 1397290# 415 @  
@ reichswolf

Ich hatte schon mit so einer Antwort gerechnet. Sicher ist es kein Telegramm im herkömmlichen Sinne. Ist ja auch als Brief gelaufen.

Bloß, wenn man es genau nimmt auch kein Brief, Briefumschlag mit einer Nachricht.

Jedenfalls ein schöner Beleg, was alles so durch die Rohre befördert wurde.

Grüße
kauli
 
blaujacke Am: 26.07.2009 15:10:27 Gelesen: 1397213# 416 @  
Habe wieder mal eine Frage an die Rohrpost-Fachleute: Warum wurde die nachstehende Rohrpost-Karte beim RPA 16 mit dem Ankunftsstempel entwertet? War der eigentliche Aufgabestempel vorübergehend nicht einsatzbereit?



Der Beleg dürfte doch wohl durch die beiden Abschläge des Ankunftsstempels vom RPA 12 als echt anzusehen sein. Der Absender hat den "22.6.80" als Datum angegeben.

Ich besitze eine weitere Karte mit Aufgabestempel "R 16/1" an einen anderen Adressaten, ebenfalls mit Ankunftsstempel des RPA 12 (R12/2).
 
Schmuggler Am: 26.07.2009 18:39:29 Gelesen: 1397202# 417 @  
@ blaujacke [#416]

Die Vorlage ist absolut "echt": Die Entwertung des Wertstempels erfolgte vom R 16 zur 33 Fahrt des Tages, ergo gegen 15 Uhr. Ankunft im Rohrpostamt 12 mit der 35 Fahrt.

Diese (Ankunfts-) Stempelform wurde weiter oben mit 6/1879 erstmals und frühestens vorgestellt.

Für mich verblüffend ist das Datum: So früh (1880) habe ich noch Stempelausfall registrieren können! Die "Masse" ist zwischen 1886 - 1889 zu beobachten, kommt aber gelegentlich immer wieder mal vor.

@ kauli [#413]

Ich wäre nicht unglücklich, solch einen "Brief mit Zierzudruck" in meinem Bestand zu haben - habe ich aber nicht.

Kann ich den Textteil mal wg. der Sprache und eventuellen Übersetzung "klauen"? Ist soeben geschehen! :-))

In Berlin gab es vor dem 1. Weltkrieg eine sehr starke Kolonie von Russen und Polen. Kulturell haben beide Gruppen noch heute spür- und sichtbar Spuren hinterlassen. Die politische Begeisterung für ein "freies Polen" war auch in den liberalen Kreisen sehr aktuell. Kurz: Sooooo weit ist Dein Brief gar nicht von der Realität 1909 entfernt.

@ Carolina Pegleg [#412]

Nur keine falsche Bescheidenheit. Bin "schon" bei S. 152.

Nur das die Amerikaner schon damals so viel Englisch sprachen, lässt heute die digitalen Übersetzungsprogramme glühen. :-)) Alternativ: Hätte ich doch nur in der Schule besser mitgearbeitet, statt blau zu machen und mit den Mädchen am gegenüberliegenden Lyzeum zu poussieren ... :-((
 
Schmuggler Am: 26.07.2009 18:55:32 Gelesen: 1397198# 418 @  
@ HEFO58 [#406]

In dem allgemeinen Pneumatik-Tube-Trubel sollst Du mit Deinem Beitrag aber nicht untergehen! Dafür erst einmal ein freundliches DANKE!

Wenn Du die Informationen aus den dort genannten Quellen (Meyers Konservationslexikon) mit den Artikeln und Beiträgen "hier" vergleichst, spürst Du den wesentlichen Unterschied: Die dort genannten Beiträge sind aus dem Zusammenhang gerissen und sind nur zur allgemeinen Information informativ. Hier sind wir wesentlich "weiter". :-))

Dieses "informative Lexikon-Wissen" zeichnete die letzten rund 100 Jahre die Rohrpost-Geschichte und -Sammlungen aus. Wie formulierte das ein Paketpostsammler so nett: "Postgeschichte ist das Wissen hinter dem katalogisierten Berg."

Naja, er war ja auch 'ne Zeit in Peking und Umgebung ...
 
Jürgen Witkowski Am: 27.07.2009 23:10:48 Gelesen: 1397138# 419 @  
Nach dem II. Weltkrieg dauerte es bis zum 01.12.1951, bis das zerstörte Rohrpostnetz wieder der Öffentlichkeit übergeben werden konnte. Die Tarifstruktur war recht einfach - Postkarten und Briefe bis 20 Gramm kosteten 80 Pf., für Briefe über 20 bis 100 Gramm war 1,- DM zu entrichten. Da der alte Knotenpunkt HTA im Ostsektor lag, musste im im Postamt SW11 eine neue zentrale Verteilstelle für die 4 Linien des nun als Rorpost-Schnelldienst bezeichneten Dienstes geschaffen werden.

Stempelwolf hat mir die Erlaubnis erteilt, einen Beleg, den er in der Philaseiten Auktion anbietet, vorzustellen.

Es fällt zunächst auf, dass die Rohrpost nun mit grünen Aufklebern und Leitvermerken und einem liegenden Kreuz wie bei Eilbriefen arbeitet. Der Brief vom 15.12.1952 lief von Steglitz aus Linie B über die Verteilstelle im Postamt SW11 nach Neukölln in Linie A (Leitvermerk A/Nkö). Der Aufgabestempel zeigt die Uhrzeit 11.00, der Ankunftstempel auf der Rückseite 13.30 Uhr. Den typischen Botenstempel, hier "8", hat man aus früheren Zeiten beibehalten. Der Brief bis 20 g ist mit der MiNr. 55 zu 80 Pf. aus der Bautenserie frankiert.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Polen-Anton Am: 28.07.2009 20:18:37 Gelesen: 1397098# 420 @  
Noch zu [#413]:

Der Text bedeutet:

Im Ausland, treu dem Vaterland!

Und nicht Volkstelegramm, sondern vielmehr: nationales Telegramm

Aber sicherlich ein schöner Beleg!

Schönen Gruss aus Holland,

Polen-Anton
 
Stempelwolf Am: 28.07.2009 23:16:27 Gelesen: 1397071# 421 @  
@ Concordia CA [#419]

Hallo Jürgen,

whow! So hätte ich diesen Beleg niemals beschreiben können. Da hast Du ja bestens recherchiert und dabei diese tollen Hintergrundinformationen herausgearbeitet. Herzlichen Dank für diese schöne Beschreibung.

Beste Grüße
Wolfgang
 
Jürgen Witkowski Am: 28.07.2009 23:32:02 Gelesen: 1397067# 422 @  
@ Stempelwolf [#421]

Danke für die Blumen. Ein Fehler in der Beschreibung ist mir gerade erst aufgefallen: Der Absender wohnte zwar in Steglitz, aufgegeben wurde der Brief jedoch im Postamt Berlin-Schöneberg 1, dass 2 Stationen näher am Postamt SW11 lag.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 01.08.2009 10:19:57 Gelesen: 1396850# 423 @  
@ kauli [#413] und @ Polen-Anton [#420]

Mit etwas Verzögerung die deutsche Übersetzung zu dem Text, vollzogen von Stanlay aus dem "Briefmarkencafe":

An einem so wichtigen Tag übersende ich "anerkennend" die allerherzlichsten Grüße.
Damit die Entwicklung zur vollsten Zufriedenheit der "stolzen" Eltern verläuft.

Dies wünscht .....


Zwei markierte Worte sind nicht eindeutig lesbar; sie "könnten" wahrscheinlich so lauten.

Nur weiter so! :-))
 
Schmuggler Am: 01.08.2009 12:21:48 Gelesen: 1396838# 424 @  
@ Carolina Pegleg [#412]

Geschafft!! :-))

Ein kurzes, allgemeines Resumee:

Dieser Link ist für einen amerikanischen Rohrpost-Interessierten ein unbezahlbarer Tipp, da der zusammenfassende Inhalt wesentliche und frühe Strukturen der dortigen US-Rohrpost aufzeigt; siehe Inhaltsverzeichnis. Besonders die verständlichen Bestrebungen der Postverwaltung zu einer "besonderen Rohrpostgebühr" nach europäischem Vorbild ist wirklich hochinteressant - aber für einen nicht-englisch-sprechenden Leser erst einmal recht mühsam; da sich aber viele Begriffe permanent wiederholen, wirds sprachlich immer "glatter". Die bei den Botschaftern des jeweiligen Landes eingeholten Beurteilungen zur Rohrpost spiegeln die politischen und kommerziellen Interessen sehr interessant wider. Besonders zu New York.

Die Rohrpost in Berlin wird an den europäischen Beispielen "etwas" zu hoch bewertet, z. B. mit dem Vergleich, dass die Österreicher erst die Berliner Anlage beguckten, um sodann ihre Anlage zu bauen.

Ein gegenseitiges "begucken" und technische Neugierde ist grundsätzlich nachvollziehbar, aber in der damaligen Realität haben die österreichischen und französischen Ingenieure die wesentlichen Bausteine zur Berliner Rohrpost gelegt - u. a. wurden die 1876 dort eingeführten Maschinen von "Crispin & Felbinger" konstruiert, gebaut und patentiert (in dieser Reihenfolge!) - und nicht von "Siemens & Halske".

Auch die interne Münchner Rohrpost wurde z. B. nicht erwähnt, obwohl sie seit 1876 im Einsatz war. Frankfurt (ab 1908) dagegen wurde zitiert.

Insgesamt gibt es in dem Dokument keine wesentlichen neuen Erkenntnisse zur Berliner Rohrpost - aber viele, viele unbekannte technische Details und statistisches Material ergänzen die bestehenden Übersichten (vorsichtig ausgedrückt) "ungemein". :-))

Sollte ein amerikanischer Interessent die Google-Seiten "begucken", dann hat er via "http://www.google-books.com"; nicht die eingangs festgestellten Probleme mit dem angeblichen "Urheber"-Problem (o.ä.).

Von Interesse meinerseits wäre die laienhafte Frage und Versuch, weitere bei google-books verzeichnete Werke auf diese Weise für einen Zugriff (und Ausdruck) zu erreichen. WER kann und möchte mit entsprechenden Tipps mir (und möglicherweise anderen Interessenten) "seniorenfreundlich" dabei helfen ?
 
Schmuggler Am: 01.08.2009 12:46:41 Gelesen: 1396837# 425 @  
Bei ebay.de sind vor wenigen Tagen 2 Losen der scheinbar kompletten Archiv-Bestände zur Hamburger Groß-Rohrpost (ab 1909) verkauft worden.

Da der Käufer, wie wohl allgemein bekannt, dort 90 Tage "anonymisiert" ist, bleibt nur der Versuch mittels der dort getätigten Käufe/Verkäufe zu lokalisieren. Geht aber leider und häufig schief ... :-((

Meine Vermutung, Frage und Bitte:

Es besteht die Möglichkeit, dass der Erwerber der Unterlagen sich auch hier im Hintergrund mitinformiert. Ist ja auch so i.O. und völlig korrekt.

Ein Rohrpost-Autor, welcher z. Zt. eine Ausarbeitung über diese "Groß-Rohrpost" schreibt, befand sich während der Auktion schnur- und computerlos auf Urlaub und ist ergo aktuell sehr verzweifelt.

Kann und möchte der oben genannte eBay-Kunde diese Unterlagen nach gegenseitiger Absprache und Informationsaustausch dem Autor zur Verfügung stellen und/oder austauschen ?

Ich stehe gerne als Vermittler - ohne Eigeninteresse - zur Verfügung. Kontakt bitte über die Mailadresse in den Philaseiten.de
 
blaujacke Am: 11.08.2009 22:22:42 Gelesen: 1396413# 426 @  
@ joey [#208]
@ Schmuggler [#209]



Hier noch ein früherer Beleg einer Eisenbahn-Depesche vom 24.05.1879 (Aufgabe beim T.A. V)

Frage zum nächsten Beleg:



Welche Bedeutung hatte der Rahmenstempel "Börse"?

Ich habe zwei weitere Belege, jeweils mit Aufgabestempel T 2 (R 9). Der gezeigte Beleg ist in der Börse eingegangen. Wurde der Stempel in der Börse benutzt, müsste er also in letzterem Falle beim Eingang, in den anderen beim Abgang aufgesetzt worden sein.

Zu guter letzt ein Rohrpostbrief vom 02.10.1918:



Wie erklärt sich die Gebühr von 41 1/2 Pf.? Waren 35 Pf. nicht ausreichend?
 
Postgeschichte Am: 11.08.2009 23:10:10 Gelesen: 1396398# 427 @  
@ blaujacke [#426]

Hallo blaujacke,

ergibt sich aus dem Inhalt des ersten Briefes, daß es sich um eine Eisenbahn-Depesche handelte? Aus dem handschriftlichen Vermerk lese ich "Einliegend Drucksache".

Gruß
Manfred
 
blaujacke Am: 11.08.2009 23:47:10 Gelesen: 1396396# 428 @  
@ Postgeschichte [#427]

Hallo Manfred,

ich denke schon, dass es (in Sütterlin-Schrift!) "Einliegend Depesche" heißt! Den Inhalt besitze ich (leider) nicht.

Gruß und Gute Nacht
Uwe
 
Jürgen Witkowski Am: 12.08.2009 00:06:22 Gelesen: 1396383# 429 @  
@ blaujacke [#428]

In den Beiträgen [#557] und [#157] wurde zum Thema Eisenbahn-Depesche schon einmal etwas geschrieben. Es sollte auch für diesen Beleg zutreffen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 12.08.2009 10:01:47 Gelesen: 1396359# 430 @  
@ blaujacke [#426]

Ich fange einfach mal mit dem zuletzt gezeigten Beleg vom 2.10.1918 an - da gibts am meisten zu erklären und schreiben:

Es geht bei diesem Rohrpostbrief um das Thema "Reichsabgabe". Wir haben allgemein bereits über das Thema gesprochen, finde aber spontan in der bisherigen Themenvielfalt nicht die passenden Nummern dazu.

In den Porto- und Gebührenübersichten ab 1.8.1916 bis 31.9.1919 wird für fast alle Sendungsarten eine zeitlich befristete "Reichsabgabe" von unterschiedlicher Höhe in die bisherigen Friedens-Porti und -Gebühren eingerechnet.

In der Rohrpost betrug die Höhe der Reichsabgabe pauschal 5 Pfennig pro Sendung, d.h. die Karte kostete ab 1.8.1916 jetzt 30 (statt 25) und der Brief 35 (statt 30) Pfennig Rohrpostgebühr.

Kurz: Die gezeigte Rohrpostgebühr innerhalb des Rohrpostbezirks betrug letztendlich genau den Wertstempel mit 35 Pfennig.

Diese auch heute für manchen Sammler schwer nachvollziehbare Situation führte natürlich bei dem damaligen Postkunden ebenfalls für Verwirrung; in dem gezeigten Fall hat der Absender mit höchster Wahrscheinlichkeit die Rohrpostgebühr mit "+ Reichsabgabe 7 1/2 Pfennig für eine Briefsendung" daheim verklebt. Eventuelle Kosteneinwände für die zuviel verklebte Gebühr durch die Ehefrau wurden vermutlich mit Hinweis auf die aktuelle Frontlage plus nationaler Unterstützungspflicht vom Küchen- oder Couchtisch gefegt.

Der Reichspost, der flossen in Wirklichkeit die Abgabe statt einer notwendigen Porto- und Gebührenerhöhung zu, war es mehr als Recht - hat nur nichts genützt.

Nochmals der Tipp für Portostufen-Fetischisten und -Interessierte:

Wurde eine eventuelles Weiterleitungsporto "aus dem Rohrpostnetz heraus" benötigt, entfiel in diesem Augenblick die 2. Abgabe der Reichsabgabe; die einmalige Reichsabgabe war ja bereits in der Rohrpostgebühr verankert - ergo ist das Weiterleitungsporto ohne Reichsabgabe. Ist zu 99% bei allen mir bekannten Belegen dieser Art so falsch frankiert.

Noch ein kleiner Hinweis zu der gezeigten Depeschenbeförderung von 1879: "Die Sütterlinschriften, meist auch einfach Sütterlin genannt, sind zwei 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschriften. Neben der bekannteren deutschen Sütterlinschrift, die eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift ist, entwickelte Ludwig Sütterlin auch eine weniger bekannte, stilistisch vergleichbare lateinische Sütterlinschrift."

Quelle: Wikipedia.de

Der R1-Stempel "Börse" in blauer oder schwarzer Farbe wurde auch bereits oben besprochen. Was mich in richtigen Erklärungsnotstand bringt, ist die Stempelzeit und -farbe "1877" statt "1888/89" ... - eines von beiden muß unrichtig /falsch sein - nur welches ? Könnte jetzt ein Ganzsachensammler aufgrund des Wertstempels vermutlich mehr sagen ?

Wo isser ?
 
blaujacke Am: 12.08.2009 22:00:27 Gelesen: 1396299# 431 @  
@ Schmuggler [#430]

Mir brennen mittlerweile die Augen, nachdem ich alle Rohrpost-Beiträge zum wiederholten Male durchgesucht habe; aber Aussagen zu dem Rahmenstempel "Börse" konnte ich nicht finden! Werde ich geholfen?

Danke, sagt blaujacke
 
Schmuggler Am: 13.08.2009 10:29:26 Gelesen: 1396272# 432 @  
@ blaujacke [#431]

Ich habe z. Zt. auch nicht den Nerv wg. dem Beitrag alles abzuklappern.
Deswegen kurz und schmerzlos zusammenfassend und neu:

In den Jahren 1888 und 1889 verwendete das Rohrpostamt am Telegraphenamt II (= TA 2/RP 9) einen anfangs blauen R1 Nebenstempel mit der Inschrift "Börse"; will sagen, dass der bekannte bisherige Rohrpost Brückenstempel als Entwertungs- und Eingangsstempel weiterhin im Gebrauch ist - aber während dieser Zeit nicht der von diesem Rohrpostamt bereits früher verwendete und bekannte Stempel der Stempelautomation mit Minutenzeit! Mehr kann möglicherweise Concordia dazu beitragen.

Der bisher nachgewiesene Verwendungszeitraum ist von ca. 6/88 bis ca. 10/89. In dieser Zeitspanne schwankt die Stempelfarbe von anfangs hellblau über dunkelblau bis letztendlich schwarz. Eine Verwendung zu einer abweichenden Zeit ist bisher nicht bekannt geworden - weder früher noch später.

Festhalten möchte ich:

- Die von Dir gezeigte Karte ist für mich, nach optischer Einschätzung der Stempel, von 1877 und eine im Papier "helle RP 2" - wenngleich erstaunlich und ausserordentlich früh, denn die Masse dieser Farbe und dieser hellen Karte erscheinen erst ab 1878/79 ...

- Zum Wertstempel kann ich nichts sagen.

- Die beiden Stempel von NO 43 sind erst laut KBHW ca. 3 Monate im Gebrauch, aber zumindest optisch für das Alter schon verblüffend abgegriffen. Entwertungs und Ankunftsstempel (lt. Position) sind vom gleichen Postamt.

- Dieses Briefpostamt wurde bereits 12/1876 an das Rohrpostnetz angeschlossen, verwendete aber noch keinen eigenständigen Rohrpoststempel. Die Entwertung ist ergo grundsätzlich zeitgerecht.

- Ein weiterer Ankunftsstempel (ausser "Börse") sehe ich nicht. Der Leitvermerk in blauer Farbe ist korrekt mit R 9 angebracht.

Jetzt pack ich erstmal meine Koffer weiter - sonst bekomme ich plötzlich ein ganz anderes "Problem" ...
 
blaujacke Am: 13.08.2009 17:38:18 Gelesen: 1396245# 433 @  
@ Schmuggler [#432]

Herzlichen Dank und dann einen schönen Urlaub, so dieser denn ansteht!

Zu der gezeigten Karte kann ich sagen, dass es sich vom Format her um eine RP 1 handelt!
 
Jürgen Witkowski Am: 13.08.2009 23:46:14 Gelesen: 1396197# 434 @  
@ joey [#359]

Gerade habe ich beim Sortieren auch einen dieser "Botenstempel" entdeckt, die mit Sternen versehen sind. Der Beleg vom 30.IV.02 mit dem Stempel *5* weist aber, bis auf eine undefinierbare handschriftliche Notiz auf der Rückseite, keinerlei Merkmale auf, die auf eine Bearbeitung durch die Rückbriefstelle hindeuten würden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
DerLu Am: 14.08.2009 07:52:16 Gelesen: 1396178# 435 @  
@ Concordia CA [#434]

Auch in meiner Sammlung befindet sich ein Brief mit einem solchen Stempel, bei mir '*4*'. Der von dir gezeigte Brief hatte eine Laufzeit von knapp 20 Minuten, meiner von 30 Minuten. Für mich eigentlich zu kurz für eine Bearbeitung durch die Rückbriefstelle.

Der von mir gezeigte Brief ging an die Redaktion einer großen Berliner Zeitung, daher dachte zuerst an einen Bearbeitungsstempel der Zeitungsredaktion o.ä.. Da deren Adresse sicherlich bei den Boten sehr gut bekannt war gab es m.M. keinen Grund den Brief über die Rückbriefstelle laufen zu lassen falls z.B. die Hausnummer falsch gewesen wäre.

Anzumerken wäre noch, dass beide Brief aus dem Jahr 1902 stammen und vom PA 12 zugestellt wurden.



mit besten Grüßen

DerLu
 
blaujacke Am: 14.08.2009 09:00:16 Gelesen: 1396175# 436 @  
@ Concordia CA [#434]
@ DerLu [#435]



Nun spricht ja wohl alles für einen Botenbestellstempel beim PA 12 oder ?
 
DerLu Am: 14.08.2009 16:32:36 Gelesen: 1396145# 437 @  
@ blaujacke [#436]

Auf den ersten Blick ja, und ich persönlich glaube auch nicht, dass es sich in diesen Fällen um Stempel der Sachbearbeiter der Rückbriefstelle handelt. Was mir aber doch zu Denken gibt ist die abweichende Stempelfarbe: die überwiegende Mehrheit der Botenstempel sind schwarz, ganz wenige blau bzw. blau/schwarz. Diese sind aber violett!

Vielleicht von Interesse: Ich habe einen Beleg aus dem Jahre 1905 der vom PA 12 zugestellt wurde: dort ist die '5' wieder ein "normaler" Botenstempel.
 
blaujacke Am: 15.08.2009 22:40:57 Gelesen: 1396071# 438 @  
@ DerLu [#437]

Die drei hier bislang gezeigten vermeintlichen Botenstempel haben anders gestaltete Sterne als der von joey in [#359] gezeigte!

Den Botenstempel (?) mit Stern haben wir hier vom 30.04.02 (Nr. 5), vom 06.06.02 (Nr. 4) und vom 11.06.04 (Nr. 6)gesehen. Gibt es mehrere?

Ich habe meine Belege mit Ankunftstempel des PA 12 durchgesehen und komme zu folgendem Ergebnis:

- 9 Belege aus dem Zeitraum 24.11.86 - 05.02.02 ohne Botenstempel
- 2 Belege 21.11.03 und 13.05.05 mit normalem Botenstempel

Daraus ließe sich schließen, der Botenstempel mit Stern kam zuerst zum Einsatz und wurde ab 1903 (?) noch übergangsweise genutzt.

Ob nun alle Leser einmal Ihre entsprechenden Rohrpostbelege anschauen und die Ergebnisse melden?
 
DerLu Am: 16.08.2009 11:29:23 Gelesen: 1396035# 439 @  
@ blaujacke [#438]

Meine Statistik der "PA12-Belege":

2 Belege 14.11.1901 und 19.12.1901 ohne Botenstempel

1 Beleg 6.6.1902 mit '*4*' - Stempel -> [#435]

2 Belege 19.3.1905 und 25.03.1905 mit normalem Botenstempel
1 Beleg 6.6.1921 ohne Botenstempel

M.W. wurden de Botenstempel erst 1901 eingeführt, daher habe ich die Belege vor 1900 nicht aufgeführt (sind alle ohne Botenstempel).
 
Jürgen Witkowski Am: 16.08.2009 21:38:13 Gelesen: 1396014# 440 @  
@ blaujacke [#438]

Meine Sichtung der Rohrpostbelege mit Ankunftstempel vom PA12 wird die Klärung nicht weiter beschleunigen:

4 Belege von 1881 - 1896 sind wie erwartet ohne Botenstempel.
1 Beleg vom 30.04.1902 hat den bereits gezeigten Botenstempel *5*.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Postgeschichte Am: 16.08.2009 22:43:55 Gelesen: 1395994# 441 @  
@ blaujacke [#438]

Meine beiden Belege an das Postamt 12 vom 5.12.00 und 15.11.11 tragen keine Botenstempel. Da sie beide an das Wolffbureau gerichtet sind, besteht auch die Möglichkeit, daß dieses Abholer beim Postamt 12 war und daher der Botenstempel schon aus diesem Grund entfiel.

Mit besten Sammlergrüßen
Manfred
 
kauli Am: 18.08.2009 23:59:25 Gelesen: 1395932# 442 @  
Erstmal Danke an alle die zur Übersetzung des Telegrammes beigetragen haben.

Der Rohrpost Thread ist wirklich Super.

Hier ein Brief der wohl Portofreiheit genossen hat:


 
DerLu Am: 21.08.2009 18:08:17 Gelesen: 1395850# 443 @  
Zu folgendem Beleg habe ich eine Frage:

Die Karte lief am 7.7.1923 vom PA 9 nach Grunewald. Nach meinen Unterlagen betrug zu diesem Zeitpunkt (PP 14) das Porto für eine Rohrpostkarte innerhalb Berlins 520 Mark, verklebt sind aber 525 Mark, also 5 Mark zu viel. Da die "5 Mark zu viel" quasi als extra Marke verklebt sind scheint sich der Absender wohl etwas dabei gedacht zu haben. Weiß jemand warum, oder übersehe ich etwas ?


 
Schmuggler Am: 02.09.2009 08:53:57 Gelesen: 1395619# 444 @  
@ DerLu [#443]

Nein - Du hast defintitiv und postalisch-logisch nichts übersehen: Grunewald kam 1901 in den Nachbar-Ortsverkehr zu Berlin, kam 1912 in den Rohrpostbezirk und mit den vielen anderen Postorten 1920 zu Gross-Berlin.

Ergo betrug am 7.7.1923 die Rohrpostgebühr für eine Postkarte 520 Mark. Die eventuelle Vermutung, dass in der Gebührenübersicht von Oechsner auch diese Gebührenperiode falsch oder fehlerhaft sein könnte (analog zur 22. Periode), kann ich nicht bestätigen.

Ferner gab es eine möglicherweise angedachte Bestellgebühr für gewöhnliche Sendungen in den Land-Bestellbereich ab 1920 nicht mehr. Ich sage dass so konzentriert, da die eventuell gewünschte Land-Eilbestellgebühr innerhalb von Gross-Berlin (gabs!) hätte frankiert oder taxiert sein müssen; die "Bettinastr." lag jedoch fast mittig in der adressierten Kolonie.

Kurzum: Es sind definitiv 5 Mark, d.h. ca. 5 Pfennig Kaufkraft zu dieser Zeit, zuviel+zusätzlich verklebt worden. Das WIESO und WARUM bleibt bis auf Widerruf ungeklärt.
 
Schmuggler Am: 02.09.2009 09:16:49 Gelesen: 1395614# 445 @  
@ kauli [#442]

Darf ich dezent und freundlich etwas korrigieren ?

"Die Post" hatte nie eine Porto- und Gebührenfreiheit! Auch wenns erst einmal verrückt klingt: So isses.

Es wurde ihr aber formal "in eigenen dienstlichen Angelegegenheiten" zugestanden, im Sinne der kameralistischen Kassenführung kein Porto bzw, Gebühr zu zeigen/verrechnen.

Damit die Darstellung nicht ganz so gestelzt und abgehoben klingt, kurz die allgemeinen, historischen Erläuterungen dazu: Vor 1868 war die damalige Post fast pleite. Die einerseits ausufernde Verteilung von postalischen "Freiheiten" an jedermann und jeden war die Ursache. Entsprechend "scharf, kantig" und korrekt wurden die neuen Freiheiten von 1868 formuliert - und im Laufe der Zeit kaum aufgeweicht!

Andererseits war es nachvollziehbar recht Aufwändig, wenn für jeden internen Vorgang eine Briefmarke o.ä. hätte verklebt werden müssen. So wurde im entsprechenden Gesetz ein entsprechender Paragraph mit der elastischen Formulierung (siehe oben) verankert.

So ganz nebenbei und Rohrpost bezogen: Es gibt einige K.A.-Briefumschläge (= eine "Königliche Angelegenheit" mit Porto- und Gebührenfreiheit), welche dennoch frankiert sind - meist auf dem vorgedruckten K.A. links unten: In diesem Fall wurden dienstliche Briefumschläge sehr korrekt für nicht-dienstliche Angelegenheiten frankiert.
 
DerLu Am: 04.09.2009 08:29:36 Gelesen: 1395519# 446 @  
@ Schmuggler [#444]

Kurzum: Es sind definitiv 5 Mark, d.h. ca. 5 Pfennig Kaufkraft zu dieser Zeit, zuviel+zusätzlich verklebt worden. das WIESO und WARUM bleibt bis auf Widerruf ungeklärt.

Danke für die Ausführungen, Kaufkraft hin oder her, damit ist die Karte aber überfrankiert. :-(
 
kauli Am: 06.09.2009 22:21:58 Gelesen: 1395428# 447 @  
@ Schmuggler

Danke für die Information, so tief stecke ich in der Rohrpostmaterie nicht drin. Hab zwar etwas Literatur, da steht darüber nichts drin.

Rohrpost läuft im Rahmen meiner Berliner PA Sammlung mit. Hätte ich nicht gedacht, aber man hatte dann doch einen Weg gefunden die Frankatur einzusparen.

Gruß kauli
 
Postgeschichte Am: 07.09.2009 01:11:38 Gelesen: 1395419# 448 @  
@ Schmuggler [#445]

Hallo Schmuggler,

schön, daß es Dir wieder besser geht und wir Dein Wissen zum Thema Rohrpost wieder "anzapfen" können.

Die von Kauli [# 440] gezeigte Postsache finde ich sehr schön. Deine Aussage

"Die Post" hatte nie eine Porto- und Gebührenfreiheit! Auch wenns erst einmal verrückt klingt: So isses.

möchte ich nach den mir vorliegenden Unterlagen etwas ergänzen.

Es ist richtig, daß die Portofreiheiten 1869 neu geregelt wurden. Welche Sendungen danach innerhalb des Deutschen Reichs noch Portofreiheit genossen, ergibt sich aus dem Portofreiheitsgesetz vom 5. Juni 1869 und dem vom vormaligen "General-Postamt erlassenen Regulativ über die Portofreiheiten" vom 15.12.1869. Nach diesem Gesetz waren alle bisherigen Portofreiheiten bis auf wenige Ausnahmen abgeschafft.

Die Portofreiheit für Postdienst-Angelegenheiten blieben aber weiter bestehen!! Dies ergibt sich aus der Anlage 2 zu dem vom General-Postmeister erlassenen Regulativ. Hier heißt es kurz und bündig:

§ 1 Portofreithum in Postdienst-Angelegenheiten
Die Correspondenz in Postdienst-Angelegenheiten wird allgemein portofrei behandelt.


Es wird zwar nicht davon gesprochen daß die Post Portofreiheit genießt, aber die Sendungen wurden als portofrei behandelt. Also quasi doch Portofreiheit in Postdienst-Angelegenheiten. Auch im Weltpostverkehr waren diese Sendungen gebührenfrei (Art. 11 des Weltpostvertrages von Rom am 26.5.1906). Ein weiteres Beispiel für die gebührenfreie Versendung sind die Postscheckbriefe. Die Gebührenfreiheit ist im Postscheckgesetz verankert.

Mit philatelistischen Gruß
Manfred
 
blaujacke Am: 11.09.2009 20:12:14 Gelesen: 1395265# 449 @  
Und immer wieder geben mir die Rohrpostbelege Rätsel auf.

Die RP-Karte wurde am 18.02.00, 11.20 V., beim PA25/R36 aufgegeben. Ankunft Schöneberg, 18.02.00 12- V, Stempelung 5-Pf.-Marke Schöneberg, 18.02.00,12.10 N (!)

Nach meinem bislang Erlernten (Philaseiten sei Dank): Schöneberg lag im Rohrpostbezirk Berlin. Die RP-Karten-Gebühr dürfte demzufolge doch 25 Pf betragen haben ? Wo wurde (Entwertung in Schöneberg!) warum die Marke aufgeklebt?
 
blaujacke Am: 11.09.2009 20:29:34 Gelesen: 1395258# 450 @  
Mir hat die Technik einen Streich gespielt! Ich versuche es nochmals mit dem Scan des Beleges:


 
Schmuggler Am: 12.09.2009 09:30:46 Gelesen: 1395236# 451 @  
@ blaujacke [#449]

Schöneberg wurde bereits im Januar 1894 an das Rohrpostnetz - ganz richtig erkannt! - angeschlossen.

Die Karte ging ursprünglich um 11,20 Uhr in Berlin ab nach Schöneberg (rotes "SCH"). Ankunft dort gegen 12 Uhr. Einen adressierten Empfänger kann ich nicht sehen/erkennen/lesen.

Nur ca. 10 Minuten später erhielt die Sendung in Schöneberg ein vermutliches Porto von 5 Pfennig für die Briefpostbeförderung nach Berlin - die Anschrift lautete "W., Ludwigstr. 4".

Einen Bestellstempel in Berlin kann ich nicht erkennen.

Egal was man jetzt vermutet: Es passt letztendlich nicht 100%ig zu der Gesamtdarstellung und ist so nicht komplett nachvollziehbar. Alleine die Zeitdifferenz in Schöneberg zwischen eintreffen und wiederaufgabe der Sendung in nur 10 Minuten ist absoluter Weltrekord; man meint ja fast, dass der ursprüngliche Adressat nur auf die Karte gewartet habe um sie sofort neu zu addressieren und wieder abzusenden.

Woher wusste der Empfänger vom eintreffen der Sendung zu der Uhrzeit am Postamt? Per Telefon? - dann hätte er auch ebenso schnell damit rückantworten können!
 
blaujacke Am: 12.09.2009 09:46:50 Gelesen: 1395233# 452 @  
@ Schmuggler [#451]

Ich erlaube mir zu widersprechen!

In der Vergrößerung des Beleges ist die Anschrift erkennbar: Aug. Junge, städt. Lehrer (?), Belziger Str. 4, I. Aufg.

Die Belziger Str. liegt in Schöneberg. Das "W" auf der Adresse kann ich mir nicht erklären.

Ich wünsche ein schönes Wochenende!
 
Schmuggler Am: 12.09.2009 16:03:21 Gelesen: 1395208# 453 @  
@ blaujacke [#452]

Begründeter Widerruf ist immer gut - und er war es!

Ich habe mich von dem "W." leiten lassen, ohne den Kopf zu benutzen. Trotzdem kann ich mir die Nachfrankierung nicht erklären; es gibt für mich keinen erkennbaren Grund für die verschenkten 5 Pfennig. Im Prinzip das gleiche Ergebnis wie im Beitrag [#446] von DerLu.
 
Schmuggler Am: 12.09.2009 16:52:14 Gelesen: 1395204# 454 @  
@ Postgeschichte [#448]

Nachdem ich jetzt intensiv mich mit dem Thema beschäftigt, diverse befreundete ArGe - Mitglieder kontaktiert und das mir vorliegende Material gesichtet habe, muß ich Dir wohl letztendlich Recht geben.

Das Seltsame an dem Vorgang ist z. Zt. für mich noch, dass dieser korrekt zitierte § 1 in dieser Form niemandem bekannt ist bzw. vorliegt; mir wird diese Passage erstmals in einem Posthandbuch von 1875 bestätigt, gedruckt von R. v. Decker im Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofdruckerei, mit der Hauptüberschrift: "Sammlung der auf das Postwesen des Deutschen Reichs bezüglichen Gesetze, der Postordnung etc.".

In dem Unterkapitel A. wird vor § 1. zitiert: "Portofreiheiten, welche auf besonderen, mit einzelnen Regierungen oder Postverwaltungen abgeschlossenen Verträge oder Übereinkommen beruhen".

Der soeben zitierte § 1. hat die Überschrift: " Portofreiheiten in Postdienst-Angelegenheiten." und wird in Folge genannt: "Der Schriftwechsel in Postdienst-Angelegenheiten wird allgemein portofrei behandelt."

Gleichwohl bleiben zu meiner Darstellungen Fragen offen, welche für das allgemeine Rohrpostverständnis aber letztendlich nicht relevant sind. Ebenso möchte ich eine theoretische Diskussion vermeiden. Kurz: Es ist ohne Begründung real richtig, dass die Post in eigenen dienstlichen Angelegenheiten weder Porto noch Gebühr zeigte; das betrifft auch den dienstlichen Schriftverkehr mit Privat bzw. dem Postkunden. In wieweit dieser Vorgang als "Porto- und Gebührenfreiheit" verstanden werden muß, bleibt meinerseits offen.

Die von mir zitierte Seite 1

und Seite 2
 
Schmuggler Am: 12.09.2009 17:30:24 Gelesen: 1395195# 455 @  
Im aktuellen Auktionsgeschehen ist mir ein Los "etwas" aufgefallen und sollte den Leser sensibilisieren:



Ein um 70% (!!) optisch reduzierte "Rohrpostkarte", korrekt (!!) am 31.5.1921 mit 2 (!!) Markenheftchenseiten plus Ergänzungen zum Wertstempel frankiert.
Eine Frankierung für die Rohrpostbeförderung ist mir mit einer kompletten Markenheftchenseite grundsätzlich nicht bekannt gewesen - mit gar 2 Markenheftchenseiten noch viel weniger ... Das dadurch entstehende und gezeigte Format ist wohl auch bisher einmalig ...

Schaut man sich jedoch die Stempel an, könnte man sich fragen, welchen Sinn es haben soll im Ortsverkehr von Schöneberg solch eine Karte zu versenden: Es gab zu dieser Zeit dort nur 1 Rohrpostamt ...

Wem das Stück letztendlich vermutlich ca. 100 EUR wert sein sollte, kann sich gerne vertrauensvoll zwecks Auktionsnachweis an mich wenden.
 
Postgeschichte Am: 12.09.2009 19:00:20 Gelesen: 1395175# 456 @  
@ Schmuggler [#454]

Das Seltsame an dem Vorgang ist z. Zt. für mich noch, dass dieser korrekt zitierte § 1 in dieser Form niemandem bekannt ist bzw. vorliegt;

Mir ist der § 1 bekannt und liegt mir auch im Original vor, lässt sich auf Grund der Bindung nur schlecht kopieren. Daher hatte ich zitiert.

Gruß
Manfred
 
Schmuggler Am: 12.09.2009 19:21:56 Gelesen: 1395167# 457 @  
@ Postgeschichte [#456]

O.k. - dann korrigiere ich den Satz um "die von mir befragten Sammler" statt "niemand". So sollte es auch im Zusammenhang verstanden werden und nicht als eine mögliche Spitze o. ä. gegen Dich und Deine Unterstützung: Ich wollte nur aufzeigen und belegen, warum und wie ein Mißverständnis und Fehlformulierung durch unterschiedliche oder gar nicht-vorhandene Buchbestände entstehen kann.
 
Postgeschichte Am: 12.09.2009 20:03:11 Gelesen: 1395159# 458 @  
@ Schmuggler [#457]

Ich hatte es auch nicht als Spitze verstanden. Ältere Amtsblätter und Verfügungen sind nicht so häufig vorhanden und man muß mit Kopien vorlieb nehmen. Ich bin froh, daß ich zahlreiche Vorschriften im Original vorliegen habe.

Gruß
Manfred
 
Postgeschichte Am: 14.09.2009 13:13:31 Gelesen: 1395078# 459 @  
@ Schmuggler [#457]

Im Beitrag [#448] hatte ich den Nachweis der Portofreiheit in Postdienst-Angelegenheiten erbracht. Du schreibst darauf hin u.a. in Deinem Beitrag [#454]:

Gleichwohl bleiben zu meiner Darstellungen Fragen offen, welche für das allgemeine Rohrpostverständnis aber letztendlich nicht relevant sind. Ebenso möchte ich eine theoretische Diskussion vermeiden. Kurz: Es ist ohne Begründung real richtig, dass die Post in eigenen dienstlichen Angelegenheiten weder Porto noch Gebühr zeigte; das betrifft auch den dienstlichen Schriftverkehr mit Privat bzw. dem Postkunden. In wieweit dieser Vorgang als "Porto- und Gebührenfreiheit" verstanden werden muß, bleibt meinerseits offen.

Da Du noch immer Zweifel an der Gebührenfreiheit in Rohrpostangelegenheiten, bzw. keine Fundstelle hierzu hast, kann ich die möglichen Zweifel eventuell zerstreuen. Die Gebührenfreiheit für Rohrpostsendungen ist in der Rohrpost-Betriebs-Ordnung geregelt.

§ 5.

Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten genießen nur dann Gebührenfreiheit, wenn sie in Angelegenheiten der regierenden Fürsten des Deutschen Reichs, deren Gemahlinnen und Witwen oder unter der Bezeichnung Post- bz. Telegraphensache abgesandt werden.


Damit dürften Deine Zweifel hinsichtlich der Gebührenfreiheit in Rohrpost-Angelegenheiten zerstreut und eine mögliche Diskussion über die Begriffe "Porto" und "Gebühr" überflüssig sein.

Gruß
Manfred
 
Schmuggler Am: 15.09.2009 12:23:21 Gelesen: 1395033# 460 @  
@ Postgeschichte [#459]

Manchmal liegt alles so nah und dicht vor der Nase, auf dem Schreibtisch oder in dem Regal - und man findet dennoch nicht die Lösung. :-((

Haste wirklich "gut" gemacht - meine Anerkennung! :-))

Das Thema "Porto und Gebühr" greife ich (zumindest im Ortsverkehr) nicht wieder auf. Das die Rohrpostbeförderung eine "Gebühr" und keine Porto kostete, zitierst Du ja ganz richtig in dem § 5.

Oder habe ich mal wieder etwas verquer verstanden ?
 
Postgeschichte Am: 15.09.2009 13:04:16 Gelesen: 1395027# 461 @  
@ Schmuggler [#460]

Oder habe ich mal wieder etwas verquer verstanden ?

Wie energisch Du die Begriffe "Gebühr" und "Porto" definierst, ist mir aus den o.a. Beiträgen nicht verborgen geblieben. :-) Die von mir genannte Fundstelle belegt doch, daß auch bei der "Rohrpostgebühr" Gebührenfreiheiten existieren und daher sind diese Diskussionen doch überflüssig. Dies wollte ich damit sagen. :-))

Gruß
Manfred
 
Schmuggler Am: 28.09.2009 13:20:19 Gelesen: 1394631# 462 @  
@ Postgeschichte [#461]

Das ich das Thema konsequent verfolge, haben mir schon diverse Sammler verziehen. :-)) Hat mir im Zweifelsfall aber nicht nur Freunde gemacht.
Im Ortsverkehr bin ich in der Vergangenheit sehr heftig und sehr persönlich wegen falscher Begriffsverwendung attackiert worden. Das hinterlässt Narben.

Schaut man sich die historische Entwicklung im Ortsverkehr von damals bis heute an, ergibt sich folgende allgemeine Darstellung:

Grundsätzlich kostete bis ca. 1865 (wenns genauer gewünscht wird, muß ich erst in meinem Archiv wühlen) der Ortsbrief weder Porto noch Gebühr, denn jede Sendung wurde grundsätzlich vom Empfänger im Amt gegen (Benachrichtigungs-) Schein vom Empfänger abgeholt. Ausnahme: Der Empänger oder Absender bestimmte, dass die Sendung an die Wohnungstüre (!) gebracht wurde - dieser Service wiederum kostete die sogenannte "Bestellungs Gebühr" (Benachrichtigungsscheine wurden nur bis zur Haustüre gebracht).

Die Beförderung eines Ortsbriefes von Postamt zu Postamt im eigenen Aufgabe- und Bestellbezirk war somit einerseits kostenfrei, wurde andererseits nicht häufig praktiziert und selbst Herr (von) Stephan sah seinerzeit in diesem Sektor keine wesentliche Steigerungsrate. Aber: Als die allgemeine Pflichtzustellung von Briefpostsendungen im Orts-Bestellbezirk eingeführt wurde, wurde die bestehende Bestellgebühr schlicht und einfach auf den Ortsbrief übertragen: Ein Ortsbrief kostete auch weiterhin kein Porto sondern nur die ursprüngliche Bestellgebühr und wurde für diese Gebühr jetzt natürlich auch bis an die Wohnungstüre bestellt. (In diese postalisch/juristische Beförderungslücke im Ortsverkehr stießen in Folge des steigenden Postverkehrs bis zum 1.4.1900 die sogenannnten "Privaten" Postanstalten. Ferner: In Berlin wurde Hausbriefkästen erstmals versuchsweise 1880 eingeführt)

Bis ca. 1915 trennte die Reichspost diese beiden Begriffe ebenfalls sehr konsequent - siehe u. a. die Amtlichen Verfügungen und Erlässe. Bereits mit Ende des Kaiserreiches werden im Ortsverkehr Porto und/oder Gebühr sehr lax und nur noch oberflächlich gehandhabt. Nur die Rohrpostgebühr blieb auch weiterhin eine Gebühr und das eventuell benötigte Entgelt für die Weiterbeförderung "aus dem Rohrpostnetz bzw. Rohrpost- bzw. Stadtpostbezirk heraus" verblieb beim Begriff Porto. :-))
 
blaujacke Am: 02.10.2009 19:50:06 Gelesen: 1394458# 463 @  
@ Postgeschichte [#441] und vorausgegangene Beiträge zum Thema "Botenstempel mit Sternen":

Die Meldungen waren nicht sehr aufschlußreich! Wen es denn aber interessiert, ich habe 5 neue Belege aus dem Zeitraum 19.04.1904 - 14.06.1904 von der RP-Betriebsstelle SW 12 (Stempel * 12 a), allesamt adressiert an "Berliner Tageblatt":

19.04.04 = Botenstpl. *2.*, 03.06.04 = Botenstpl. *10.* (rechter Stern größer!), 08.06.04 = Botenstpl. *5* , 10.06.04 = Botenstpl. *1.* ,14.06.04 = Botenstpl. *4*
 
Schmuggler Am: 05.10.2009 16:24:25 Gelesen: 1394342# 464 @  
Immer wieder werde ich im Hintergrund gefragt, was denn dies oder das für einen "Wert" habe.

Viele Fragen beantworte ich nicht, da die Wahrscheinlichkeit "falsch" zu liegen sehr hoch ist. Einige Beispiele aus den letzten Auktionen.



Ein Brief am 9.9.1914 aus den Niederlanden, frankiert für die Eilbestellung in Hamburg - dort per Rohrpost beschleunigt befördert. Nach meinem Empfinden korrekt mit 60 EUR ausgerufen - für 260 EUR plus Aufgeld verkauft. Oder:



Eine Ganzsachenkarte der Rohrpost mit 5 Pfennig Ergänzungsporto für die Weiterleitung nach Eberswalde. Beim Ausruf von 80 EUR war ich bei der optischen Erhaltung schon SEHR zurückhalten. 130 EUR plus Aufgeld hats gebracht.

Ganz das Gegenteil ergab sich bei einem mit der MiNr. 49 frankiertem Formular - die Marke hatte die kompetent und aktuell attestierte die wirklich nicht häufige Unterfarbe "aa". Der Ausruf sollte 500 EUR sein - "wir" Fachleute aus der ArGe Krone/Adler waren SEHR zurückhaltend im Vorfeld: Rohrpostsammler geben kein Geld für "Farben" aus, Farbensammler interessiert nicht die Versendungsart. Dachten wir.

Das Ergebnis war knapp 1.200 EUR plus Aufgeld - und wir haben gestaunt.



Andererseits wurden bei der gleichen Auktion Rohrpostbelege mit wesentlichen Unterangeboten verkauft, welche in keiner Form der Marktsituation entspricht.



Ein Ganzsachenumschlag mit 10 Pfennig Ergänzungsporto für die Weiterleitung der Sendung nach Schöneberg und dabei die sehr schöne MiF verschiedener Markenausgaben.

Schöneberg wurde 1894 an das bestehende Rohrpostnetz angeschlossen. Der Verkauf erfolgte für 110 EUR plus Aufgeld.

Schade - und Sie akzeptieren bitte meine Entscheidung.
 
Schmuggler Am: 05.10.2009 16:43:04 Gelesen: 1394333# 465 @  
Ein ganz anderes Thema, welches wir bereits mal besprochen hatten: Der sog. Ersttag des einheitlichen Rohrpoststempel von 1886 für Berlin.

Wie ganz richtig von einem aufmerksamen Leser gezeigt wurde, wurde am 1.3.1886 noch der bisherige Briefpost Tages- oder Rohrpost Versuchsstempel in der Rohrpost abgeschlagen. Seit über 10 Jahren geisterte das Datum 5.3. für den neuen Stempeltyp durch die Literatur; seit ca. 5 Jahren ist der der 3.3. belegbar. Beide Daten wurden auch von mir so veröffentlicht. Ganz neu(!) ist mir nun endgültig der 2.3. belegt geworden.



Ein Datenfehleinstellung liegt nicht vor.

Optisch noch kein Knaller - kommt aber noch, wurde mir versprochen.

Kurzum: Somit ist der 2.3.1886, einem Dienstag, der Ersttag für den neuen Rohrpost-Stempeltyp.
 
Jürgen Witkowski Am: 06.10.2009 19:52:25 Gelesen: 1394267# 466 @  
Auf einer beschnittenen Briefvorderseite, vermutlich von einem Drucksachenumschlag ist mir ein Stempel aufgefallen, der dort eigentlich nichts zu suchen hat: Ein Rohrpoststempel BERLIN, W *P9 (R6)* 27.II.03*9.10N vom Postamt Potsdamer Bahnhof.

Wegen der typischen Papierstärke und der Frankatur von 5 Pf. denke ich, dass es sich tatsächlich um eine Drucksache handelt.

Der Stempel ist laut einer Aufstellung der Berliner Rohrpoststempel mit der Minutengruppe mit arabischen Ziffern vom 16.04.1896 - 06.01.1903 bekannt. Zudem gibt es noch für den 09.10.1918 und für den 08.01.1931 nachgewiesene Verwendungsdaten.

Was hat der Stempel aber auf einer Drucksache zu suchen? Verwendung als Reservestempel oder Grobsendungsstempel nach seiner Ausmusterung bei der Rohrpost? Fragen über Fragen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Martinus Am: 07.10.2009 00:04:07 Gelesen: 1394249# 467 @  
Nun dann möchte ich mich auch mal an den verschiedenen Themen beteiligen. Dank an Concordia für den Hinweis auf diese Seite.

Am letzten Wochenende habe ich die beigefügten Belege gefunden und ich habe mich sehr darüber gefreut. Mich würde interessieren, wann diese Rohrpost in Berlin eingestellt worden ist. Einige sagen 1977, andere berichten schon in den 50ern ?

Danke für die Hilfe!


 
Schmuggler Am: 07.10.2009 10:28:04 Gelesen: 1394219# 468 @  
@ Concordia CA [#466]

Die gezeigten 5 Pfennig müssen zu keiner Drucksache passen (das wären im Ortsverkehr zu dieser Zeit die 3. Gewichtsstufe * ...!!), sondern ich vermute mal einen gewöhnlichen ehemaligen Ortsbrief - trotz der auffälligen Absenderangabe.

Der Name "Wedekind" ist häufiger Natur und ohne Vornamen kommen wir dort nicht weiter; eine "Correspondenz Wedekind" ist nicht archiviert und findbar. Alles andere ist z. Zt. Spekulation.

Zur Verwendungszeit dieses Stempels kann ich wenig bis nichts beitragen. In den Ausarbeitungen wird fast nur der sog. Ersttag gesucht, die gesamte Verwendungszeit bleibt oft im vagen Dunkel.

Was sagen denn unsere Grammatik- und Sprachexperten zu der "Des"-Anrede?! Klingt für mich alles etwas zu holprig und zu sehr gestelzt - und als "Telegrammadresse" ein mittelständisches Hotel - "Abteilung Wichtigmacher" ohne Realitätsbezug ?

Wo immer Du das Stück gefunden hast: Gut geguckt! :-))

* 1. Gew. St. bis 50 Gramm,
2. Gew. St. 50 - 100 Gramm,
3. Gew. St. 100 - 250 Gramm

Das Höchstgewicht in der Rohrpost betrug zu dieser Zeit offiziell bereits 15 Gramm - plus einer geringen Toleranz.
 
Schmuggler Am: 07.10.2009 10:41:45 Gelesen: 1394216# 469 @  
@ Martinus [#467]

Herzlich Willkommen! :-))

Wann der pauschale Letzttag für "die Rohrpost" ist kann ich spontan auch nicht sagen, also gucke ich im Internet bei Wikipedia unter dem Stichwort "Rohrpost, Berlin": Dort ist 1963 der Letzttag für die Rohrpost in West-Berlin und 1976 der Letzttag für Ost-Berlin genannt. Guck für die genaueren Daten und zusätzlichen Informationen mal bitte selber nach.

Ferner findest Du bei West-Berlin in den Internet-Auktionen immer wieder philatelistische Angebote zum Letzttag. Guck mal rein!

Sagst Du uns bitte noch wie Du die Rohrpost sammelst/sammeln möchtest, damit wir ein Bild/Motivation zu Deinen erworbenen Belegen bekommen. Alternativ: Du sagst es selbst.
 
Jürgen Witkowski Am: 07.10.2009 10:54:53 Gelesen: 1394212# 470 @  
@ Schmuggler [#468]

Zu Wedekind hätte ich das Angebot Frank Wedekind, einem Enfant terrible seiner Zeit.

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WedekindFrank/index.html

Verschiedenen Quellen zufolge soll er zu jener Zeit in Berlin am Theater von Max Reinhardt tätig gewesen sein.

Vielleicht ein Werbegag? Der Umschlag(rest) hat das dicke Papier von Drucksachenumschlägen, in denen seinerzeit Zeitschriften verschickt wurden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 07.10.2009 11:58:10 Gelesen: 1394181# 471 @  
@ Concordia CA [#470]

Mit dieser Hintergrundinformation liest sich "des Königs Majestät" + etc. besser und bekommt wohl die richtige Betonung. :-))

Dennoch bleibe ich beim Ortsbrief - auch wenn ich den dort gezeigten Stempel zweifelsfrei der Rohrpost zuordnen kann. Dass das Stück aber nicht per Rohrpost gelaufen ist/befördert wurde, darüber sind wir uns doch einig ?
 
reichswolf Am: 07.10.2009 12:06:56 Gelesen: 1394180# 472 @  
@ Schmuggler [#468]

Die Formulierung der Anrede hat für heutige Ohren sicher einen seltsamen Klang, doch ist sie grammatisch völlig richtig. Und für besonders ungewöhnlich halte ich sie auch nicht. Die Majestät bedeutet soviel wie Hoheit, und man schrieb z.B. auch an seine (nicht etwa die) kaiserliche Hoheit. Majestät und Hoheit sind nämlich dem Kaiser bzw. König zugeordnete Eigenschaften, im lateinischen Ursprung wohl seine Größe.

Beste Grüße,
Christoph
 
Jürgen Witkowski Am: 07.10.2009 13:11:13 Gelesen: 1394173# 473 @  
@ Schmuggler [#471]

Selbstredend besteht Einigkeit in der Vermutung, dass der Beleg kaum eine Rohrpostbüchse von innen gesehen haben wird.

Alldieweil die Ursache und die Sinngebung des Rohrpoststempels darauf weiterhin ein ungelöstes Rätsel darstellt. Den Stempelabschlag selbst halte ich für echt. Der markante Schaden an der oberen Sehne ca. 8 mm vom linken Rand stimmt eindeutig mit mit vorliegenden Abschlägen aus dem Jahr 1902 überein.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Martinus Am: 07.10.2009 22:02:06 Gelesen: 1394149# 474 @  
Hi,

ich habe bisher nur die zwei gezeigten Belege! Da mein Hauptaugenmerk bisher nur der Reformation und Luther galt. Nun denn, ich beteilige mich an einer Studiengruppe und hoffe, dass ich bei nächster Gelegenheit immer mal wieder den ein oder anderen Beleg zur Rohrpost beisteuern kann!

Dazu finde ich gerade die Phase der DDR Gründung bzw. den Übergang in Berlin als sehr interessant! Dazu habe ich auch schon einen Tip bekommen! Was mir noch fehlt, wäre ein wenig Literatur, denn ich möchte mich schon etwas darüber informieren!

Und dann sehe ich, wo ich meine Rohrpost Sammlung einteilen möchte.
 
Bundpostfrischsammler Am: 09.10.2009 14:47:34 Gelesen: 1393998# 475 @  
Alle diejenigen die in Sindelfingen vom 23-25.10.2009 auf der Messe sind, finden dort in der internationalen Postgeschichtsausstellung "Postgeschichte live" folgendes Expoant zur Rohrpost:

"Die Berliner Stadtrohrpost vom 1.12.1876 bis 1945"

Exponat- Nummer 213.
 
Schmuggler Am: 23.10.2009 09:19:35 Gelesen: 1393283# 476 @  
Nun stand die Texteingabe von Bundespostfrischsammler als Info für Sindelfingen 2009 fast 10 Tage jungfräulich im Netz - und über 700 Klicks in diesem Zeitraum zeugen von einer interessierten und aufgeschlossenen Hintergrund-Leserschaft. :-))

Kurz: Mögen alle Besucher gleichzeitig die Ausstellungsrahmen suchen und finden - und der Aussteller sich vor Schreck nicht blicken lassen?! - und die angedachte Vorstellung der Ausstellungssammlung ausführen!

Noch kürzer: Allen eine Gute Fahrt so wie viel Spaß und Erfolg in SiFi!

PS: Nach der Rückkehr möchte ich aber bitte "hier" etwas an aktuellen Rohrpostbeiträgen "ex SiFi" lesen und sehen! ;-))
 
Jürgen Witkowski Am: 23.10.2009 23:37:38 Gelesen: 1393245# 477 @  
@ Bundpostfrischsammler [#475]

In einer ruhigen Stunde gegen Ende der Messe hatte ich Gelegenheit mir dieses tolle Exponat anzusehen. Endlich einmal wird (fast) die gesamte Periode der Berliner Rohrpost dargestellt und nicht nur auf eine der üblichen, von Briefmarkensammlern geprägten Sammelperioden reduziert. Ich halte es für ein sehr gelungenes Beispiel, wie man eine "Generalsammlung" präsentieren kann.

Falls Du am Samstag oder Sonntag noch in Sindelfingen bist, würde ich mich über ein persönliches Gespäch sehr freuen. Zu finden bin ich am Stand der Poststempelgilde direkt neben dem Zentrum Philatelie.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Bundpostfrischsammler Am: 26.10.2009 09:18:40 Gelesen: 1393184# 478 @  
@ Schmuggler [#476]

Leider ist bei mir die Zeit doch sehr begrenzt, so dass ich nur ab und an was einstellen kann.

Hier aber mal die Grob-Gliederung des Exponats

Gliederung:

1. Teil 1876 bis 1916

A. Der Beginn der Rohrpost in Berlin

B. Die Beförderung innerhalb des Rohrpostnetzes

I. Rohrpostgebühren

II. Zur Rohrpost geeignet

1. Ganzsachen
2. Formulare und Postkarten
3. Briefumschläge
4. Telegramme
5. Admiralstab der Marine
6. Für die Rohrpost ungeeignet

III. Aufgabe des Beleges

IV. Die Leitvermerke

V. Entwertungen

VI. Ankunft der Sendung

VII. Zustellung der Sendung

C. Aus dem Rohrpostnetz heraus

D. In das Rohrpostnetz hinein

E. Weiter durch Rohrpost

F. Durch Berlin per Rohrpost hindurch

2. Teil: 1.08.1916 bis 30.11.1923

A. Die Rohrpostgebühren
B. Rohrpostganzsachen
C. Besonderheiten der Inflationszeit


3. Teil: 01.12.1923 bis 1945

A. Die Beförderung innerhalb des Rohrpostnetzes

I. Rohrpostgebühren

II. Zur Rohrpost geeignet

1. Ganzsachen
3. Formulare/Postkarten
4. Briefumschläge
5. Besonderheiten
6. Weiterleitung von Eilboten
und Luftpostsendungen
7. Ungeeignete Sendungen

III. Aufgabe der Rohrpostsendung

IV. Die Rohrpostbeförderung

V. Ankunft der Rohrpostsendung

B. Aus dem Rohrpostnetz heraus

C. In das Rohrpostnetz hinein

D. Späte Rohrpost
 


 

Bundpostfrischsammler Am: 26.10.2009 21:49:06 Gelesen: 1393156# 479 @  
Im Folgenden will ich kurz zwei Belege vorstellen, die ich in Sindelfingen erwerben konnte.



Eine portogerechte Mehrfachfrankatur der 10 Pfennig.



Das gleiche mit der Ausgabe Germania "Deutsches Reich".
 
Bundpostfrischsammler Am: 26.10.2009 22:09:04 Gelesen: 1393145# 480 @  
Die Mehrfachfrankaturen lassen sich natürlich fortsetzen:



Germania Ausgabe "Reichspost"



Ausgabe Krone Adler



Seltener sind aber Sendungen, die in Berlin mit der Reichspost befördert wurden und dann ins Ausland gingen: In diesem Fall nach Holland.
 
Jürgen Witkowski Am: 26.10.2009 22:42:18 Gelesen: 1393140# 481 @  
@ Bundpostfrischsammler [#479]

Eine Menge blitzsauberer Belege, die sich bestimmt gut in die Ausstellungssammlung einfügen lassen.

Zu dem oberen Beleg sei mir die Frage gestattet, was die mit der unüblichen violetten Farbe geschriebene und anschließend durchgestrichene 24 für eine Bedeutung hat. Der richtige Leitvermerk 22 mit der damals noch üblichen blauen Farbe steht ja in doppelter Form darunter. Handelt es sich bei der 24 um einen falschen Leitvermerk oder gibt es eine anderen Deutung?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Bundpostfrischsammler Am: 27.10.2009 09:39:11 Gelesen: 1393122# 482 @  
@ Concordia CA [#481]

Es handelt sich um einen "Irrläufer", der zunächst nach R 24 und dann nach R 22 gesandt wurde. Auf der Rückseite befinden sich auch die beiden Ankunftstempel.

Beste Grüsse
Helmut
 
Schmuggler Am: 27.10.2009 16:00:02 Gelesen: 1393108# 483 @  
@ Bundpostfrischsammler [#478]

Wieder "herzlich Willkommen" im philatelistischen Alltag!

Diese Gliederung finde ICH ausgezeichnet und würde jedem Rohrpost-Moderator gut ins Notizbuch passen - wenn die Moderation wie geplant ablaufen könnte. :-))

Aber mal ganz im Ernst: Diese Gliederung ist kurz und schmerzlos phänomenal und von jedem Sammler mit Breitband-Rohrpostinteresse zu verwenden!

Als Autor würde mir z. B. die "Technik" als Kapitel fehlen, aber das ist für eine Ausstellungssammlung in dieser Größenordnung völlig unerheblich.

Eine ganz andere Frage: Der von Dir genannte Ausstellungsbereich wird "Philatelie live" genannt. Darf in der Formulierung die neue Regelung für die ursprüngliche "Sozial Philatelie" verstehen ? Bitte, macht mich schlau!
 
Schmuggler Am: 27.10.2009 20:01:00 Gelesen: 1393083# 484 @  
@ Bundpostfrischsammler [#479]

Mit stiller Freude halte ich für mein Archiv den nun 3. bekannten Beleg aus der Herzog-Korrespondenz fest. Was meine Vermutung zu einer vorfrankierten Rückmeldung an das Kaufhaus immer mehr bestätigt - und nicht ein philatelistisches Machwerk war.

Die in den Abschnitten 477 und 478 gezeigten Belege sehen ja soo harmlos aus - aber einen Dreierstreifen der 10 Pfennig Briefmarke (in der Briefpost kein Knaller, hier in der Rohrpost schon) ein 2. mal zu finden, kann durchaus über 10 Jahre dauern. Klingt erst einmal verrückt, aber wie ich bereits andeutete war das Jahresvolumen an Rohrpost statistisch bei der Reichspost in einem Tag abgearbeitet. Noch anders formuliert: Ich kann mir diese Sammlung mit all ihren Überraschungen gut vorstellen. Ein anderer Sammler ist jetzt ebenfalls mit dem Rohrpost-Bazillus infiziert worden, so er wird bald feststellen, dass solch eine Sammlung heute nicht mehr "einfach so" zu wiederholen ist. Auch nicht mit viel Geld.

Andererseits soll solch eine Präsentation (denke ich) auch eine Art Werbeschau für dieses spannende Sammelgebiet sein. Nur "Kracher" können da schnell den Betrachter depremieren.

So kann man z. B. die in Nr. 478 gezeigte Rohrpostkarte mit +10 Pfennig in das Ausland fast als "Massenware" bezeichnen - es sind aus der Zeit von Germania II volle 5 Stück (2 nach Holland, 3 in die Schweiz) im Archiv - vor 1900 gar nix.

Von diesen Erfahrungen und Wissenschätzen kann sich jetzt der neue Sammler "hier" sein Sammelgebiet aussuchen, das zur Verfügung stehende Material samt Marktpreis überprüfen und seine neue Sammlung aufbauen.
 
Bundpostfrischsammler Am: 27.10.2009 20:26:12 Gelesen: 1393077# 485 @  
@ Schmuggler [#483]

Wenn ich Dich richig verstehe, soll ich erläutern, was unter der Ausstellung "Postgeschichte Live" auf der Messe in Sindelfingen, zu verstehen ist.

Genau gesagt, wusste ich dies bis vor 8 Wochen selbst nicht, obwohl die Veranstaltung schon jahrelang in Sindelgingen durchgeführt wird. Habe bisher meist mehr Zeit bei den Händlern verbracht oder die Rangausstellung angesehen.

Dieses Jahr hatte ich mich dann für die Rang 3 Ausstellung auf der Messe in Sindelfingen mit meinem Rohrpost-Exponat angemeldet. Aber diese viel ja aus. Hierüber wurde ja in diesem, sowie in anderen Foren berichtet.

Als ich dann den Veranstalter anrief, um mir die Gründe für die Absage persönlich erläutern zu lassen, wurde ich dann gefragt, ob ich nicht an der Ausstellung "Postgeschichte Live" teilnehmen wollte. Die Veranstaltung wird auch als "Internationale Meisterschaften der Postgeschichte" bezeichnet. Zwar kann sich theoretisch jeder dort anmelden. Intern gilt jedoch wohl die Regelung, dass wohl nur mit Gold bei einer Rangausstellung ausgezeichnete Exponate angenommen werden sollten. Hatte ich dieses Jahr auf der Rang 3 in Schwieberdingen erreicht.

Leider haben nur sehr wenige Exponate an der Ausstellung teilgenommen. Trotzdem haben die anderen Teilnehmer meist schon in Rang 1 oder sogar International erfolgreich ausgestellt. Als Unbekannter, der erst einmal zuvor ausgestellt hatte, war ich mir auch der Chancenlosigkeit bewusste, hatte mir aber durch das Jurygespräch einiges erhofft. Mir wurde zuvor auch gesagt, dass man dort wertvolle Hinweise bekommt. Die wertvollen Hinweise gabs leider nicht, dafür konnte ich am Donnerstag nach dem Aufbau meiner Sammlung einige gute Belege erwerben und die Kontakte für weitere herstellen, so dass sich die Sache gelohnt hat.
 
blaujacke Am: 27.10.2009 21:05:04 Gelesen: 1393070# 486 @  
@ Bundpostfrischsammler [#478]

Vielen Dank! Hätte mir damit das "Abpinseln" der Gliederung sparen können!

Die Sammlung hat mich sehr beeindruckt, muß alles sacken lassen und meine Sammlung einmal kritisch durchblättern.

Hatte leider nur einen Tag in Sindelfingen und mich dabei mehr auf den Kolonialbereich konzentriert. Wäre schön, bei nächster Gelegenheit einmal die Gesichter der Hauptakteure dieses Forums zu sehen. Hatte leider nur (vergeblich) bei der Arge Krone/Adler nach "Schmuggler" gefragt.
 
Schmuggler Am: 28.10.2009 10:42:18 Gelesen: 1393043# 487 @  
@ blaujacke [#486]

Jau, so wars dieses mal :-((

Musste u. a. das Viehzeuch hüten und auch für dieses Forum Dinge im Hintergrund vorbereiten. Dafür bin ich mit Frau, Hund und anderen Fans beim ArGe-Treffen im November in einem Seitental bei Fulda. Dauert zeitlich genau so lang und ist (mindestens) ebenso so schön; zumindest Landschaftlich.
 
die_ganzsache Am: 08.11.2009 12:42:06 Gelesen: 1392783# 488 @  
Am 06.05.1920 wurde eine Erhöhung des Portos für Rohrpostumschläge auf 1,40 Mark durchgeführt; private Auftraggeber liessen RU 9 von der Reichsdruckerei mit zwei 40-Pfg-Wertstempeln bedrucken; der Michel führt diesen Umschlag unter RUZP 7



Gruss
Joachim

[Anmerkung der Redaktion: Aus dem Thema "Ganzssachen mit Wertstempelzudruck" zusätzlich hierher kopiert]
 
Jürgen Witkowski Am: 19.12.2009 13:07:52 Gelesen: 1391527# 489 @  
Passend zur Jahreszeit eine Postkarte im Ortsverkehr aus Berlin:

Fröhliche Ostern wünscht Familie Reineke(?). Wir sitzen vor unserer Laube.

Die Karte ist, wenn ich es richtig interpretiere, ohne Verlangen des Absenders per Rohrpost befördert worden.

Freigemacht mit der 2 Pf. Germania, MiNr. 53, erhielt sie am 31.03.1902 den Aufgabestempel des Postamtes Berlin SO 36, Görlitzer Bahnhof. Der Bestellstempel vom gleichen Tag stammt vom Postamt O 27, Blumenstraße.

Ich denke mal, dass die Postkarte fehlgeleitet war, da die Empfängeradresse in der Hollmannstraße, die in Kreuzberg liegt, nicht zum Postbezirk O 27 gehörte. Nun kommt die Rohrpost ins Spiel. Die Karte erhielt der Stempel Zur Rohrpost! und mit Rotstift den Leitvermerk 13. Das Rohrpostamt 13 entspricht, wenn ich es richtig sehe, dem Hofpostamt Berlin C 1, an der Spandauer Straße gelegen. Von dort wurde die Karte dann auf den richtigen Weg zum Absender gebracht.

Da es mir an alten Stadtplänen von Berlin mangelt, bitte ich um Meinungen, ob der von mir beschriebene Weg der Karte plausibel ist.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
DerLu Am: 20.12.2009 11:02:11 Gelesen: 1391437# 490 @  
Der Rohrpostleitvermerk bezeichnete seit der Reorganisation der Rohrpost 1890 nicht mehr die Nummer der Rohrpostamts, sondern die Nummer des Postamtes, hier also das Postamt SW13. Die Hollmannstrasse lag (zumindestens für 1904 belegt) im Bestellbezirk des Postamtes SW 13, Alte Jakobstr. 169/170 (Quelle: Postbuch für Berlin und Umgebung, 1904).

Gruß
 
blaujacke Am: 20.12.2009 12:35:02 Gelesen: 1391418# 491 @  
@ Concordia CA [#489]

Hallo Jürgen,

vielleicht hilft Dir http://www.alt-berlin.info/index.htm weiter!

Noch'n schönen Adventssonntag!

Gruß
Uwe
 
Bundpostfrischsammler Am: 07.02.2010 22:21:34 Gelesen: 1388698# 492 @  
Dann will ich mit ein paar Neuerwerbungen unser schönes Rohrpostthema wieder in Gang bringen:

Infla-Rohrpost aus der letzten Portoperiode mit insgesamt 60 Mrd. frankiert, da vierfach gewertet wurde mit 240 Mrd. portogerecht.



Das gleiche nur farbenfroher frankiert:




Sehr frühe Rohrpost nach außerhalb (deshalb zusätzlich 5 Pf frankiert) auf einer RP 1.



Zuletzt ein wohl auf Rohrpost noch nicht bekannter SoSt der Landwirtschaftlichen Ausstellung. Der Stempel wurde vom 04.06-13.06.1894 verwendet.



Viele Grüsse
 
muemmel Am: 07.02.2010 22:44:17 Gelesen: 1388690# 493 @  
@ Bundpostfrischsammler [#492]

Bei Rohrpost lese ich immer "nur so nebenbei" mit, da ich das Gebiet sehr interessant finde. Doch neben meinen Rosetten möchte ich kein neues Fass aufmachen.

Aber die gezeigten Rohrpost-Belege aus der Hochinflation lassen mir das Wasser in die Augen schießen. Und ich bin auch überhaupt kein bißchen neidisch (grummel grummel), zumal ich bisher noch keinen RoPo-Beleg mit Rosettenmarken in meiner Sammlung habe.

Aber auch die anderen Belege können das Herz erfreuen. Vielen Dank fürs zeigen.

Schönen Gruß
Harald
 
BD Am: 08.02.2010 07:27:27 Gelesen: 1388669# 494 @  
@ muemmel [#493]
@ Bundpostfrischsammler [#492]

Tja Harald, und so etwas hat jemand der Bund postfrisch sammelt, ist das nicht ungerecht!

Wunderschöne Belege.

Viele Grüsse Bernd
 
Bundpostfrischsammler Am: 08.02.2010 12:51:52 Gelesen: 1388656# 495 @  
@ muemmel [#493]
@ BD [#494]

Freut mich, dass die Belege gefallen. Um an solche Belege zu kommen, musste ich doch ne Weile warten; sparen, Informationen Sammeln und einen freundlichen Menschen finden, der mir sie im Direktverkauf überlässt, ohne dass ein Auktionhaus daran verdient (und ohne lästigen Mitbieter).

Die Sammlung werde ich auch in Bruchsal auf der Rang 2 am 19-21.03 ausstellen. Da ein Exponat ausgefalllen ist, hat man mich letzte Woche angesprochen, ob ich nicht ausstelle. Also wer nicht allzu weit entfernt wohnt, sollte sich das nicht entgehen lassen. Für die anderen werde ich ab und zu hier Scans einstellen.

Beste Grüsse
Helmut Knapp
 
cartaphilos Am: 11.02.2010 22:19:05 Gelesen: 1388534# 496 @  
@ bundpostfrischsammler

Bin wirklich auf ihre Rohrpostsammlung gespannt, zumal sie doch schon so gute Belege derzeit als Doubletten verkaufen und verkauft haben. ;-)

Anbei nur zur Info einen Rohrpost-Beleg, der hier vor gut einem Jahr bei mir (ex Sammlung Koegel) eingeflogen ist. Ist eine nette Kombination: 30 Pf Rohrpost, 10 Pf für Einlieferung eines regelmäßigen Bahnhofsbriefes sowie 10 Pf für Brief außerhalb des Rohrpostbezirks, macht hübsche 50 Pf Germania EF. und das alles noch mit Beförderungsanweisung: per Orient-Express!

Einen schönen Abend noch allen
pneumaticos


 
Bundpostfrischsammler Am: 11.02.2010 23:15:34 Gelesen: 1388525# 497 @  
@ telosgraphein007 [#496]

Der Bahnpostsbrief ist natürlich das optisch auffälligste Stück der Germaniazeit und war auch das teuerste Einzelstück der Koegelsammlung. Da haben Sie ein sehr schönes Stück erworben !

Wenn man eine Ausstellungssamlung aufbaut, sieht man sehr schnell, welche Stücke zwar auch gut sind, aber nicht mehr unbedingt in die Sammlung müssen. Und ich kann mich davon auch trennen.

Zur Zeit haben es mir die Infla-Belege angetan, die ich lang vernachlässigt habe.



Und das Stück, wonach jeder Juror sofort sucht, habe ich auch noch (mit Attest) gefunden:



Ab Sommer 1941 wurde die Eilbotenzustellung nicht mehr durchgeführt, so dass die Karte, welche schon in Auftrag gegeben war, um 40 Rpf überfrankiert war, weshalb nur wenige nachweislich gelaufene Stücke existieren.
 
cartaphilos Am: 12.02.2010 07:29:47 Gelesen: 1388507# 498 @  
Guten Morgen,

recht so, Rohrpost zur Infla-Zeit, besonders zur Hochinflazeit ist die absolute Kür. Der Beleg mit 3 x 20 Milliarden zur Vierfachzeit vom 29. November 1923 ist da natürlich so ein Highlight.

Die RP26 ist natürlich ein schönes und seltenes Stück. Als es anfing mit Ganzsachen, da berichtete mir Max Schaller, der Altmeister der deutschen Ganzsachenphilatelie, daß es maximal genau die drei Stück gebe, die er selbst aufgegeben habe. Das ist dreißig Jahre her. Inzwischen gibt es einige mehr und seit einigen Jahren sind auch Münchener Verwendungen bekannt und im Michel notiert. Jetzt bringe ich aus Wien die Nachricht mit, daß es die Karte auch dort verwendet gibt. Die Zeit bringt alles an den Tag. Mal schauen, wann die ersten Stücke davon auch abbildungsmäßig greifbar sind.

Nicht weniger seltenes - wenngleich ungleich weniger teueres - als Bahnhofssendung per Rohrpost oder RP26 gibt es von andernorts zu vermelden. Beispiel Rohrpost Marseille: Was dem Deutschlandsammler die Münchener Rohrpost ist dem Frankreichsammler die Rohrpost von Marseille ... nur: Dort gab es maximal sieben Rohrpostämter, während die Münchener Rohrpost schon von der Streckenlänge her kaum hinter der Berliner Rohrpost stand und praktisch ganz München an der Röhre hing.

Eingerichtet wurde die Rohrpost in Marseille im Jahre 1913, geschlossen wurde sie 1963. Im Gegensatz zu Deutschland / München gab es bis in die 1930er Jahre hinein eigene Ganzsachen mit eigener Zeichnung.

Hier einige Belege aus Marseille:

Die ersten Rohrpostganzsache von Marseille zeigen den Stadtplan des historischen Zentrums der Stadt:



Es kommen Zusatzfrankaturen vor, wenn bestimmte Gewichtsgrenzen überschritten wurden. In Marseille sind also Zusatzfrankaturen auf Rohrpostganzsachen durch die Portovorschriften in bestimmten Fällen zwingend erforderlich und daher eher wertsteigernd als wertmindernd. Reichte das Porto nicht aus, kommen auch entsprechende Nachtaxierungen durch Portomarken vor:



Zuletzt verzichtete man auf die Wiedergabe des Stadtplans. Es handelt sich bei der abgebildeten Karte um die vorletzte Rohrpostganzsache für Marseille: Wertstempel Cahpelain 1,50 Fr.



Die letzte wurde mit einem Wertstempel Cahpelain zu 2,00 Fr herausgegeben und kam kaum noch zur Verwendung:



Danach wurden die Rohrpostganzsachen aus Paris, gegebenenfalls mit Zusatzfrankatur, verwendet:



Wie in Paris konnten auch in Marseille gewöhnliche Briefe und Postkarten mit entsprechender Freimachung per Rohrpost versendet werden:



Ebenfalls kommen Absenderfreistempelungen vor und - hiervon existieren wohl keine fünf Belege - auch noch Freimachungen durch Abdruck der ersten französischen Schalterfreistempelungen:



Der Beleg mit Schalterfreistempel stammt aus der letzten Phase des Betriebs der Rohrpost von Marseille.

Nach Schließung der Rohrpost wurde diese jedoch intern - wie in Berlin, München und Wien - weiterverwendet. Eilbriefe können somit noch lange nach Schließung der Rohrpost von Marseille deren Transportmerkmale aufweisen:

Hier ein Eilbrief aus Sankt-Gallen in der Schweiz vom 28. Februar 1968 nach Marseille.



Rückseitig finden wir alles, was uns so richtig Spaß macht:

1. Stempel von Nizza, 28. Februar 1968, 20:30 Uhr
2. Stempel Marseille - Gare (= Bahnhof), 29. Februar 1968, 4:30 Uhr
3. Stempel Marseille - avenue du Prado, 29. Februar 1968, I * (Eingangsstempel der Rohrpost = Bearbeitungsstempel der Eilbriefstelle)



Einen schönen Tag noch an alle

pneumaticos
 
blaujacke Am: 26.02.2010 15:01:09 Gelesen: 1387609# 499 @  
Hallo,

Frage an die Rohrpostspezialisten, was von dem nachstehenden Rohrpostbeleg - eindeutig philatelistisch beeinflußt (es gibt viele Becker'sche Rohrpostbelege) - zu halten ist.

Auf der Rückseite steht als Absender "Gefr. Wolfg. Becker Fpnr. 19142". Die Marken sind gestempelt BERLIN C 2 NACHTRÄGLICH ENTWERTET 12.6.44 6-7, im oberen Segment steht "D S". Rohrpoststempel BERLIN C 2 von 8.30 h. Ein Ankunftstempel von Berlin- Steglitz fehlt. Wofür die Luftfeldpost-Zulassungsmarke? Sollte der Brief wirklich ungestempelt "aus dem Felde" gekommen sein? Kann es eine Rohrpost-Beförderunmg gegeben haben?

Ich bin gespannt auf Eure Meinung!


 
Bundpostfrischsammler Am: 27.02.2010 00:05:42 Gelesen: 1387583# 500 @  
@ blaujacke [#499]

Eine Rohrpostbeförderung wäre aus meiner Sicht nur nachweisbar, wenn auch ein Rohrpostankunftsstempel abgeschlagen ist.

Sieht doch ziemlich nach philatelistischer Mache aus. Sieht aber ganz nett aus.

Ein einwandfreier vergleichbarer Beleg ist mir bisher nicht bekannt.
 
Bundpostfrischsammler Am: 27.02.2010 00:19:18 Gelesen: 1387581# 501 @  
@ blaujacke [#499]

In der Kögelsammlung, die vor zwei Jahren bei Schlegel versteigert wurde befand sich folgendes Stück, was aber auch nicht mit Rohrpost befördert wurde.



Ein nachweislich mit Rohrpost (aber ohne Feldluftpost) befördertes Stück sieht so aus:



Bei Ebay waren schon einige fragwürdige Stücke in den letzten Monaten zu bestaunen.

Woher hast du denn das Stück, Preis ?

Beste Grüsse
 
blaujacke Am: 27.02.2010 09:55:25 Gelesen: 1387567# 502 @  
@ Bundpostfrischsammler [#501]

Habe den Beleg mit der Sammlung meines vor einigen Jahren verstorbenen Vaters übernommen. Der Preis ist mir nicht bekannt. Darunter sind auch allein 5 Heinrich-Becker-Belege (neben anderen) als Feldpost an Oblt. Becker, Brückenbau-Ausb.-Batl. 3, Metz. Mit der jeweiligen Rohrpostgebühr (10 bzw. 50 RPf.) versehen sind die Briefe entsprechend den Vermerken und Aufklebern ("Rohrpost" bzw. "Rohrpost und Eilbote") innerhalb Berlins per Rohrpost über SW 11 befördert worden.

Ein angenehmes Wochenende wünscht blaujacke
 
Jürgen Witkowski Am: 27.02.2010 15:26:17 Gelesen: 1387544# 503 @  
@ blaujacke [#499]

Mich macht stutzig, dass der Feldpostbrief Front - Heimat keinen Feldpoststempel trägt und keinerlei sichtbare Beförderungsspuren aufweist. Die Wahrscheinlichkeit, dass er Berlin nie verlassen hat und aus Gefälligkeit abgestempelt wurde, ist sehr hoch. Zumal auch der Rohrpoststempel Steglitz fehlt.

Andere Merkmale wie Luftpostaufkleber und Rohrpostaufkleber sind auf Feldpostbriefen Richtung Front - Heimat ebenfalls nicht üblich. Das liegende rote Kreuz war nur für den Postverkehr Heimat - Front vorgeschrieben, nicht aber in Richtung Front - Heimat.

Es gibt viele Fragezeichen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 28.02.2010 15:43:12 Gelesen: 1387492# 504 @  
@ Muckgel [#523]

Vor 1 Jahr und fast 11 Monaten eröffnetes Du mit der Frage Nr. 1 mehr oder minder zufällig diesen erfolgreichen Beitrag/Threat über die Rohrpost.

Über 23.000 (!) "Klicks" später wurde bereits der 500te (!) Beitrag durch blaujacke aufgespielt - ich denke, dass ist zumindest einen virtuellen "Gruß aus Coblenz" von 1902 wert!



Ich danke allen Beteiligten im Vorder- und Hintergrund für diese tolle Aktivität und Interesse zu diesem (scheinbar) kleinem Sammelgebiet. Bleibt am Ball - besser noch: "Am Rohr"! :-))

SALUTE!
 
blaujacke Am: 01.03.2010 11:59:08 Gelesen: 1387428# 505 @  
@ Concordia CA [#503]

Der Beleg ist zweifelsfrei eine philatelistische Mache, wie auch die nachstehend gezeigten. Warum aber einmal (zum früheren Zeitpunkt) die nachträgliche Entwertung (wer kennt diesen Stempel?) und später der Rohrpoststempel?

Die neu gezeigten Becker-Belege dürften mit Sicherheit per Rohrpost gelaufen sein. Sie haben auf der Rückseite den Steglitz 1-Stempel. Auffällig ist auf dem rechts abgebildete Brief der Siegelstempel des PA Berlin C 43. Herr Becker hatte womöglich gute Postkontakte oder war er gar selbst Postbeamter?



Prost Schmuggler!
 
blaujacke Am: 05.03.2010 22:24:40 Gelesen: 1387079# 506 @  
Wer weiß es besser?

Die abgebildete Karte wurde als "Eil-Post-Karte" ("Rohrpost-Karte" durchstrichen) am 31.07.02, 4-5 N., beim PA BERLIN N.W.40 mit Bestimmungsort Ilmenau/Thüringen aufgegeben. Unterhalb des Wertstempels ist entweder eine "30" oder eine "50" in blau vermerkt. Ich deute dies als Taxierung; aber:

- als Eilkarte errechne ich 5 Pf. PK-Porto + 25 Pf. Eilzustellung. Also fehlen 5 Pf.
- als Rohrpost nach außerhalb mit Eilzustellung errechne ich 25 Pf. RP-Geb. + 5 Pf. Porto + 25 Pf. Eilzustellung. Dann fehlen gar 30 Pf.

Ich habe auf diesen Seiten (nach Schmuggler) gelernt: Ab 1898 Taxierung durch Rohrpost = fehlender Betrag zzgl. 10 Pf. (bei der Briefpost doppelter Fehlbetrag).

Wie ist des Rätsels Lösung? Die Post wird sich gewiß nicht verrechnet haben!


 
Rohrpostler Am: 15.03.2010 10:32:17 Gelesen: 1386020# 507 @  
Hallo Blaujacke,

hier fehlen tatsächlich 5 Pf. Porto für die Fernkarte. Ob die blaue Zahl eine 30 oder 50 ist kann ich auch nicht erkennen. Warum die damals sehr aufmerksamen Postler den Fehlbetrag übersehen haben ist nicht mehr zu klären. Der Beleg ist interessant, denn Rohrpostbelege in Form von amtlichen Rohrpostkarten bzw. Rohrpostumschlägen, sind als Fernkarten/-briefe nicht alltäglich.

Übrigens ist die Rohrpostkarte aus Mönchengladbach nach Venlo [#43] wieder bei EBAY verkauft worden. Diesmal betrug der Preis 23,05 Euro plus Porto. Dies dürfte ein angemessener Wert für ein Rohrpostformular als Auslandskarte in der Inflationszeit sein.

Schöne Grüße aus Berlin

Rohrpostler
 
Hawoklei (RIP) Am: 17.03.2010 20:22:38 Gelesen: 1385788# 508 @  
Hallo an die Spezialisten,

ich gehe mal wieder ca. 2 Jahre zurück und zeige eine schöne EILBOTEN Sache aus PP 6!

Gelaufen von Wilmersdorf nach Charlottenburg am 12.10.21 8:50 N. Dabei ist die 50 in der Uhrzeit höher gestellt. Habe ich so auch noch nicht gesehen!

Ankunftsstempel Charlottenburg 12.10.21 9.-N.! Frankatur mit 14 Marken gesamt 190 Pf.! Tarif 40 Pf. für Ortsbrief u. 150 Pf. Eil-Bestellgebühr also portorichtig!

Handschriftlich: "früh 7 Uhr zu bestellen".

Ich finde, das ist eine schöne Geschichte!

Schöne Grüsse
Hans


 
Jürgen Witkowski Am: 17.03.2010 20:37:53 Gelesen: 1385782# 509 @  
@ Hawoklei [#508]

Die Stempel mit Minutenangabe waren der Berliner Rohrpost zugeordnet und bei Deinem Beleg handelt es sich um einen Rohrpostbeleg aus der INFLA-Zeit. Glückwunsch zu dem schönen Stück.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
muemmel Am: 17.03.2010 21:26:15 Gelesen: 1385774# 510 @  
@ Hawoklei [#508]

Guten Abend Hans,

Jürgen hat ja soweit bereits alles geklärt, aber auch ich kann zu dem Beleg nur gratulieren. Rohrpostbriefe der Inflationszeit sind schon echte Sahneteilchen. Leider habe ich noch keinen in meiner Sammlung, schnief.

Zackige Grüße
Harald
 
Hawoklei (RIP) Am: 18.03.2010 10:09:18 Gelesen: 1385722# 511 @  
@ Concordia CA [#509]
@ muemmel [#510]

Danke an euch beiden für die Beurteilung meines Beleges! Ich habe nicht bemerkt, dass es ein Rohrpostbrief ist. Um so besser!

Meine Frage noch: Habe ich das Porto richtig aufgezeigt und galten Tarife für Normalpost genau so auch für Rohrpost?

Schöne Grüsse
Hans
 
Jürgen Witkowski Am: 18.03.2010 10:27:41 Gelesen: 1385719# 512 @  
@ Hawoklei [#511]

Es handelt sich bei Deinem Brief um eine Rohrpostsendung ohne Verlangen des Absenders. Der Eilbrief wurde mit der Rohrpost befördert, weil das nach Entscheidung eines Postbeamten in diesem Fall die schnellste Beförderungsart war. Daher galten das Porto und die Gebühren für den Eilbrief. Die Rohrpostgebühr wurde daher nicht eingefordert.

Es gibt sogar einfache Postkarten, die auf diese Weise befördert wurden, wenn es vorher, etwa durch vergebliche Zustellversuche, zu Verzögerungen gekommen war. Einige Beispiele dazu findest Du ab Beitrag [#234]

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[Die Beiträge 506 bis 510 wurden redaktionell kopiert aus dem Thema 'Deutsches Reich Inflationsbelege]
 
Jürgen Witkowski Am: 05.04.2010 23:07:47 Gelesen: 1384338# 513 @  
Dank eines Hinweises unseres allseits geschätzten Mitgliedes Schmuggler konnte ich unten gezeigten Rohrpost-Beleg erwerben. Er zeigt einen dieser Ausgefertigt-Stempel, über deren Sinngebung und Herkunft in der einschlägigen Literatur keine schlüssigen Theorien zu finden sind.

Der Ausgefertigt-Stempel stammt wohl vom T.A.2 (Börse) und ist vielleicht mit einer dieser elektrischen Zeitstempelapparate aufgebracht worden, wie sie in den Telegrafenämtern auch zur Telegramm-Bearbeitung eingesetzt wurden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen




(Quelle: http://www.zeno.org/Meyers-1905/I/Wm18930d )
 
kauli Am: 06.04.2010 17:54:37 Gelesen: 1384254# 514 @  
Von den "Ausgefertigt" Stempeln kann ich noch weitere verschiedene Ausführungen zeigen.

Hätte auch gerne näheres darüber gewußt, aber wie Concordia schon bemerkt, ist nicht viel drüber zu erfahren.


 
blaujacke Am: 10.04.2010 21:08:47 Gelesen: 1383999# 515 @  
Ich melde mich wieder einmal mit einer Frage an das Forum zu den von Joey in [#366] bereits beschriebenen Ankunftsstempeln ab 01.07.1879: Für welche Uhrzeit stehen die Zahlen 1 - 60 ?

Lt. Joey entspräche die "1" (und so habe ich es auch schon gelesen) dem Zugabgang 07.00 Uhr (vom 01.Okt. bis 31.März = 08.00 Uhr!). In einem Artikel "Vorkommende Stempel der Berliner Rohrpost" von Georg Sprenger, Leiter der Bundesarge "BERLIN", Datum nicht bekannt, heißt es aber: beginnend mit der Nr. 1 (Zeit 7 Uhr 15 Min. früh) bis Nr. 60 (zeit 9 Uhr 45 Min. abends)

Was ist nun richtig? Wer hat eine verlässliche Quelle?

Allen Rohrpostlern ein schönes Wochenende
 
Postgeschichte Am: 10.04.2010 21:28:51 Gelesen: 1383996# 516 @  
@ blaujacke [#515]

Hallo Uwe,

geht man von den Zugabgängen im 15 Minuten-Takt aus, würde es mit den Nummern 1 - 60 passen, wenn der Beginn um 7.00 Uhr und das Ende um 9 Uhr 45 abends gelegen hätte (60 15-Min. Zeiträume). Bei dem von Herrn Sprenger genannten Zeitrahmen von 7 Uhr 15 Min bis 9 Uhr 45 Min. abends, wären es nur die Nummern 1 - 59.

Gruß
Manfred
 
Martinus Am: 10.04.2010 21:47:01 Gelesen: 1383995# 517 @  
Rohrpost - Brief

vom 23.01.1905 aus Berlin gelaufen von Berlin NW 7, 1.20 Uhr zu Berlin SO 16, 1.40 Uhr würde also sagen, der Beleg war 20 Minuten unterwegs? Waren die damals so schnell?





Was hat die 7 auf der Rückseite zu bedeuten?

mfg Martinus
 
Jürgen Witkowski Am: 10.04.2010 22:00:41 Gelesen: 1383991# 518 @  
@ Martinus [#517]

Genau die Schnelligkeit war ja einer der Hauptgründe zur Errichtung des Berliner Rohrpostnetzes! Der Nummernstempel mit der 7 ist ein Botenstempel, wie er auf den meisten Rohrpostbelegen jener Zeit zu finden ist.

Mit besten Sammlergüßen
Jürgen
 
blaujacke Am: 11.04.2010 11:49:30 Gelesen: 1383945# 519 @  
@ Postgeschichte [#516]

Hallo Manfred,

den Fehler bei Sprenger hatte ich übersehen! Aber dennoch: Der Rohrpostbetrieb begann um 07.00 Uhr bzw. 08.00 Uhr im Winter. Ging dann auch sogleich der erste Zug ab oder mußten nicht erst die Büchsen gefüllt werden? Theoretisch wäre somit die erste Fahrt (Zug 1) um 7.15 Uhr denkbar. Zug 60 entspräche dann 22.00 Uhr!

Da im Winterbetrieb Zug 1 eine Stunde später abging, dürfte es übrigens während dieser Zeit keine Stempelabdrucke mit den Zügen 57 bis 60 geben!

Gruß
Uwe
 
Postgeschichte Am: 11.04.2010 12:40:18 Gelesen: 1383939# 520 @  
@ blaujacke [#519]

Hallo Uwe,

die Dienstzeiten der Rohrpostämter und der Beginn des Dienstbetriebes waren festgelegt und sind bekannt. Ausgehend vom Rohrpostamt Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt) wurden täglich in beide Kreise alle 15 Minuten Rohrpostzüge abgesandt. Dabei wurde in Südkreise und Nordkreise unterschieden, mit jeweils unterschiedlichen Abgangszeiten (Stand 1882):

Nach dem Südkreis: Erster Zug 7 bzw. 8 Uhr Morgens; letzter Zug 9 Uhr 5 Minuten Abends

Nach dem Nordkreis: Erster Zug 7 Uhr 10 Minuten, bzw. 8 Uhr 10 Min Morgens; letzter Zug 9 Uhr 10 Min Abends

Die Zeiten sind Abgangszeiten, d.h. die Büchsen waren schon befüllt! Wenn Du die möglichen Zugnummern zuordnen möchtest, mußt Du u.a. die einzelnen Kreise beachten. Des weiteren mußt Du Sonderzüge berücksichtigen, die zum Beispiel während der Börsenzeit innerhalb des normalen viertelstündlichen Absendemodus zusätzlich zwischen den Rohrpostämtern 1 und 9 eingesetzt wurden. Auch zwischen den Rohrpostämtern 4 und 3, 3 und 22, 15 und 12 verkehrten nach Bedarf Extrazüge. Ob diese Extrazüge in die Nummernfolge 1 - 60 einbezogen wurde, ist fraglich. Vielleicht ergeben sich weitere Anhaltspunkte, wenn eine Aufstellung der Belege mit Zugnummern, Stempeln, sowie Absende- und Empfangspostamt vorliegt.

Gruß
Manfred
 
blaujacke Am: 11.04.2010 21:55:37 Gelesen: 1383905# 521 @  
@ Postgeschichte [#520]

Hallo Manfred,

für Deine Aufklärung herzlichen Dank! Damit werde ich in der Beschreibung meiner Belege es wohl künftig unterlassen müssen, die Ankunftsstempel in eine konkrete Zeitangabe um zu deuten; denn - was ich bislang unbeachtet ließ - die Zugnummern der anderen Rohrpostämter beziehen sich ja wohl immer auf die Abgangszeit beim HTA!

Deine Angaben werfen mir zudem neue Fragen auf: 1.) Die Zeiten für den Südkreis ergeben nicht durchgängig einen 15-Minuten-Rhythmus und 2.) für den normalen "Zugbetrieb" in beiden Kreisen kann es gar keine 60 Züge gegeben haben.

Gruß
Uwe
 
Postgeschichte Am: 11.04.2010 22:43:15 Gelesen: 1383900# 522 @  
@ blaujacke [#521]

Hallo Uwe,

ich glaube, daß Dein Ansatz hinsichtlich des 15-Minuten-Rhytmus Dich auf falsche Fährten bringt. Die Abgangs- und Zugangszeiten anhand der Stempel exakt nachweisen zu wollen, stelle ich mir als unmöglich vor. Dann müsste der Abgang unmittelbar nach der Abstempelung erfolgt sein und der Empfang unmittelbar nach dem Eintreffen? Das dürfte in den seltensten Fällen so gelaufen sein.

Die Laufzeiten zu den einzelnen Rohrpostämtern waren ja unterschiedlich. So betrug die Ankunftszeit der Rohrpost vom Rohrpostamt 1 (Haupt-Telegraphenamt) zum Rohrpostamt 7 (Postamt 64 Unter den Linden) 17 Minuten. Wenn Du einen Beleg dieser Strecke hast, kannst Du ja mal anhand des Absendestempels und des Ankunftstempels die Zeit feststellen, die aber mit der reinen Transportzeit nicht übereinstimmen dürfte, oder doch? Die von Joey in #364 aufgezeigten Ankunftzeiten mit römischen Ziffern könnten auf einen 20Minuten-Rhytmus hindeuten. Ich möchte Dich nicht verwirren, nur neue Denkanstöße geben.

1.) Die Zeiten für den Südkreis ergeben nicht durchgängig einen 15-Minuten-Rhythmus

Woraus schließt Du das? Hast Du die Abgangszeiten?

2.) für den normalen "Zugbetrieb" in beiden Kreisen kann es gar keine 60 Züge gegeben haben

Doch, wie ich in meinen Unterlagen gerade feststelle. Ich werde mich nach Studium melden.

Gruß
Manfred
 
philipaachen Am: 17.04.2010 02:23:00 Gelesen: 1383492# 523 @  
Liebe Freunde der Philatelie,

hat jemand an so etwas Interesse?

Gruß
philipaachen

Link von der Redaktion entfernt, Texte und Bilder der Anzeige von der Redaktion ergänzt.

Rohrpostkartusche ca. 20er Jahre, Messing- und Ledereinfassung
Preis: 4.500 EUR VB

Rohrpost aus den 20er Jahren. Es handelt sich hierbei um eine wahre Rarität; vom Museum für Kommunikation Berlin bestätigt, dass es sich um eine Rohrpost-Kartusche aus den 20ern oder früher handelt. Sie ist mit Leder und Messingringen umfasst und funktioniert mechanisch einwandfrei. Sie ist bei Abbrucharbeiten eines Flugplatztowers in den 90ern gefunden worden.
Die Kenner unter Ihnen kennen sicherlich den Wert einer solchen Rarität. Der hohe Preis ist ein Schutz vor meinem Unwissen. Ich freue mich über Ihre Vorschläge.




 
Postgeschichte Am: 17.04.2010 10:12:52 Gelesen: 1383470# 524 @  
Schönes Teil "einer" Rohrpost, zumal das Museum für Kommunikation Berlin nur bestätigt hat, daß es sich um eine Rohrpostkartusche handelt. Ein gut erhaltenes Teil, das muß ich neidlos anerkennen.

Die Kartusche weicht von den mir bekannten Kartuschen der Berliner Rohrpost ab, so daß ich davon ausgehe, daß es sich um ein Teil einer privaten Rohrpost handelt. Diese Vermutung wird auch durch den Fundort der Kartusche bestärkt. Mir ist nicht bekannt, daß der Flugplatz an das Rohrpostnetz angeschlossen war (muß auch ein alter Flugplatz mit Speicher gewesen sein). Außerdem waren m.W. die Büchsen nummeriert.

Damit die Bilder zumindest erhalten bleiben, wäre es nett, wenn sie jemand hier einstellen könnte.

Gruß
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 17.04.2010 12:15:16 Gelesen: 1383453# 525 @  
@ philipaachen

Es wäre interessant, zu wissen, in welcher Stadt der im Angebot erwähnte Flughafen-Tower sich befunden hat.

Um es etwas anschaulicher zu machen, worum es sich handelt, habe ich in ein Bild aus deinem Angebot ein Foto einer Rohrpostbüchse aus dem Berliner Haupttelegrafenamt (HTA) hineinkopiert. Es zeigt eine Rohrpostbüchse, wie sie dort bis zum Schluß verwendet wurde.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
cartaphilos Am: 17.05.2010 19:56:12 Gelesen: 1381057# 526 @  
Guten Abend,

schön, daß einmal die Behältnisse selbst zum Thema werden, mit denen unsere so schönen Belege - hoffentlich - transportiert wurden. Die Büchse aus dem Flughafenturm XYZ gehört zum Thema "Hausrohrpost", das auch in der technischen Literatur entsprechend separat behandelt wird, und in der Regel mit den postalischen Verfahren und Notwendigkeiten nichts zu tun hat. Interessanter sind die Originalbüchsen, die bei der Post selbst zum Einsatz kamen. Diese wurden von den verschiedenen Firmen, die an der Entwicklung der Rohrpost beteiligt waren, konstruiert und gebaut. Allen voran Siemens in Berlin, dann Carl August Schmidt & Söhne in Hamburg, Zwietusch in Berlin und schließlich Mixt & Genest in Berlin-Schöneberg.

Diese Firma wurde in den 1950er Jahren nach Umzug nach Stuttgart aufgekauft und im Jahre 1958 in die SEL umgewandelt. Als solche baute und modernisierte sie weiter Rohrpostanlagen und eben auch die dazughörigen Büchsen. Dies geschah auch noch zu einer Zeit, als in München und West-Berlin die Stadtrohrpost längst nicht mehr für den Publikumsverkehr zur Verfügung stand. Jedoch blieb ein Teil des Berliner Rohrpostnetzes weiterhin in öffentlichem Betrieb, nämlich die Rohrpost in Ost-Berlin. Für diese baute die SEL weiterhin Rohrpostbüchsen. Mindestens ein Exemplar ist erhalten geblieben und hat die Wende überlebt.



An der Büchse links erkennt man die Ringeinstellungen, mit denen die von der Büchse selbst bewirkte automatische Weichenstellung innerhalb des Netzes der Stadtrohrpost bis zum Zielort ausgelöst wurde. Die Ringeinstellungen stehen für bestimmte Stromkreiskombinationen im Kopf der Büchse selbst, die dem System beim Einschleusen der Röhre in das Netz übermittelt werden und dann zu entsprechenden Weichenstellungen führen. Diese Büchse war nach Auskunft der Vorbesitzers noch bis mindestens 1989 im Einsatz und zwar im Postamt 1020 Berlin (Alexanderplatz). Von dort aus gab es postinterne Verbindungen zum PA 1017 Berlin sowie diverse Hauspostanschlüsse in Richtung der DDR-Ministerien sowie der Berliner Zeitung am Alexanderplatz und dem Neuen Deutschland in der Straße der Pariser Commune (1017 Berlin). In der Seitenansicht der Büchse kann man sehr schön das von dem Graphiker Anton Stankowski zu Beginn der 1960er Jahre gestaltete Logo der Firma SEL erkennen.



Was so ein Stück wert ist? Keine Ahnung? Bei ebay habe ich 6 Euronen dafür bezahlt - froi froi froi ;-) -, was wohl nicht zu teuer ist und genau 4494 Euronen unter dem Schutzpreis für die nichtpostalische Flughafenbüchse liegt.

Viele Grüße an die Rohrpostarchäologen und an alle pneumaticos
 
DerLu Am: 30.05.2010 17:18:45 Gelesen: 1378963# 527 @  
Ich möchte das Thema mal wieder hervorholen und einen Beleg, verbunden mit einer Frage, vorstellen: eine Postkarte gelaufen als Postsache am 14.10. 1919 vom Paketpostamt N3 zum Postamt SO 26. Es handelt sich um eine vorgedruckte Postkarte auf deren Rückseite sich ein Formulartext befindet. Mit ihm wurden anscheinend Angestellte kurzfristig zum Dienst bestellt ("Sie wollen sich am … zur Dienstleistung in der Ankunftspackkammer hier einfinden. Sämtliche Führungszeugnisse sind mitzubringen. Tagegeld 3 M 30 Pf."). In diesem Fall sind aber große Teile des Textes durchgestrichen (bemerkenswert: auch das Attribut "Kaiserliches" des Paketpostamtes, schließlich gab es den Kaiser schon seit fast einem Jahr nicht mehr) und es wird darin ein Postbote am nächsten Tag zur Verhandlung geladen.



Meine Frage: kennt jemand noch weitere dieser Rohrpostkarten mit Formulartexten von Seiten der Post (ich meine nicht die Karten verschiedener Berliner Zeitungen mit Wahlergebnissen), und kann sie hier vorstellen ?

Mit besten Sammlergrüßen

Ludger
 
blaujacke Am: 31.05.2010 22:02:13 Gelesen: 1378631# 528 @  
@ DerLu [#527]

Hallo Ludger,

schön mal wieder einen Rohrpostler zu erleben! Ich kann Dir nachstehend einen gleichen Beleg vom 20.12.1918, ebenfalls adressiert an Herrn Türk, zeigen. Das Paketpostamt hatte für diese Mitteilungen sicherlich großen Bedarf. So gab es denn nach Kriegsende eben noch Restbestände. Auf meinem Beleg ist das Kaiserreich sowohl im Text als auch im Dienststempel noch existent!



Für vergleichbare Zwecke wurden aber auch einfache Postkarten-Formulare verwendet, wie nachstehend von der Postverzollungsstelle 4 gezeigt.



Aber auch die Postamts-Zeitungsstelle hatte Formulare, die per Rohrpost zur Verwendung kamen.



Es grüßt
Uwe
 
DerLu Am: 01.06.2010 07:07:16 Gelesen: 1378604# 529 @  
@ blaujacke [#528]

Danke für deine Belege, dein erster Beleg scheint ja der/ein Vorgänger meines Beleges zu sein (gleiche Formularnummer, geringfügig anderer Text / Satz).

Etwas off-topic: Wg. dem "Kaiserlichen" : Bei deinem Beleg war der Kaiser ja gerade erst seit einem Monat im Exil und die Republik noch nicht richtig etabliert.

Nur: Warum sind 10 Pfennig verklebt ? Die Karte ist doch eindeutig als Postsache deklariert, und muste daher nicht frankiert werden ?

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 17.06.2010 07:25:31 Gelesen: 1376047# 530 @  
Es gibt etwas zum Thema Ortstarif für Berliner Rohrpostsendungen von und nach außerhalb Berlins zu vermelden.

Bei ebay wurde eine RP 25 mit bemerkenswerter Adressierung verkauft: Empfänger ist ein SS-Scharführer, der nicht in Berlin, sondern im noblen Villenvorort von Berlin-Zehlendorf, in Klein-Machnow lebte. Die Karte ist ohne Zusatzfrankatur, aber auch ohne Taxierung in einen Ort außerhalb Berlins transportiert und dort auch zugestellt worden.



Die Karte wurde am 13. April 1937 zum Spätschalter des Postamtes Berlin SW 11 gebracht und dort mit Minutenstempel 21.10 Uhr versehen. Von dort ging die Karte weiter Richtung Norden nach Berlin W 9 zum Anschluß an das Fahrrohr Richtung Zehlendorf erhielt dort den Ankunfststempel um 21.30 Uhr. W 35, W 57, Schöneberg 1, Friedenau, Steglitz, Lichterfeld, Zehlendorf 1. Ob dir Karte noch den letzten Rohrpostanschluß ereichte und vor 22 Uhr in Berlin-Zehlendorf ankam oder nicht, kann aufgrund der postalischen Merkmale auf der Karte nicht erkannt werden. Im Zuständigkeitsbereich des Postamtes Zehlendorf - genauer des Amtes Zehlendorf 4 - lag nun auch Klein-Machnow. Dieser Ort gehörte zu den wenigen außerhalb Berlins gelegenen Orten, die jedoch postalisch von Berlin aus versorgt wurden. Daher gehört er auch zum Zustellgebiet Berlin und es war der Tarif für Ortssendungen anzuwenden. Dies galt nun auch für die Beförderung per Rohrpost, wobei nicht klar ist, ob diese Karte noch per Rohrpost oder schon mit einem anderen Mittel nach Berlin-Zehlendorf 1 befördert wurde. Dort erhält sie einen Ankunftsstempel (Stunde 24), was bedeutet, daß sie von der dort nachts arbeitenden Telegrammzustellung in Empfang genommen wurde. Ob sie noch nachts in die Zustellung gelangte, kann man nicht ermesen werden. In jedem Fall war hier alles getan worden, um die Karte zum Ortsportotarif so schnell wie möglich an den Empfänger außerhalb Berlins zu bringen. Klein-Machnow wurde nach dem zweiten Weltkrieg noch einige Jahre von Zehlendorf 4 versorgt, obwohl es in der Sowjetischen Besatzungszone lag, bis es dann im Laufe des Jahres 1949 definitiv aus dem Zuständigkeitsbereich berliner Postämter ausgegliedert wurde. Bis dahin düfte aber sioher auch die Möglochkeit bestanden haben, Sendungen nach Berlin - also auch Rohrpost-Sendungen - in Klein-Machnow zum Ortstarif aufzugeben.

Während Klein-Machnow über viele Jahre postalísch Berlin zugeordnet war, gibt es auch einen Ort, der postalisch nur für ganz kurze Zeit dem berliner Zuständigkeitsbereich zugeschlagen wurde: Döberitz im Westen von Berlin, wo das Olympische Dorf für die männlichen Teilnehmer der Spiele eingerichtet war. Döberitz wurde für die Zeit der Olympischen Sommerspiele 1936 dem Ortsbezirk Berlin zugeschlagen, so daß es möglich war, Sendungen nach Berlin zum Ortstarif aufzugeben. Der Stempel gibt jedoch nicht den Ortsnamen Döberitz wieder, sondern liest "Berlin Olympisches Dorf". In Wirklichkeit bezeichnet dieser Stempel also einen Postort außerhalb Berlins. Folgerichtig konnten auch Sendungen per Rohrpost zum Ortstarif zum Versand kommen. Davon sind nur wenige bekannt. Nachfolgender Beleg zeigt eine Frankatur zu 58 Pf mit Olympiamarken auf dem Umschlag des Olympischen Dorfes. Er ist am 13. August 1936 12.20 Uhr in Berlin-Charlottenburg 2 der Rohrpost übergeben worden



und über die Stationen HTA, C 2, C 25 und C 27 um 13.20 Uhr am Postamt Berlin O 17 angekommen.



Von dort ist der Weitertransport nach Berlin SO 16 mit der Eilzustellung erfolgt. Zwar verfügte das PA SO 16 auch über einen Rohrpostanschluß, aber über keine eigenen Eilzustellung, sonst wäre der Brief über C 27 Richtung SO 36 über SO 16 abgeleitet worden.
Die Angaben der Uhrzeit lassen eine letzte Frage stellen; weshalb war der Brief von Charlottenburg 2 nach O 17 etwa 50 Minuten unterwegs? Die Beschriftung legt nahe, daß das richtige Bestimmungspostamt S0 16 erst nachträglich auf dem Brief vermerkt worden ist, denn es handelt sich um eine andere Tinte. Da der Brief in Charlottenburg 2 nicht ohne Bestimmungspostamt in die richtige Richtung geschickt vwerden konnte, war hier also Nachbearbeitung erforderlich. Es sieht jedenfalls so aus, oder?

fragt freundlich alle Rohrpostspezialisten grüßend

telosgraphein007
 
AhdenAirport Am: 17.06.2010 17:58:35 Gelesen: 1375869# 531 @  
@ telosgraphein007 [#530]

Meine Interpretation der Karte ist, dass sie nur bis W 9 (= Potsdamer Bahnhof) per Rohrpost gelaufen ist, deutlich durch Leitvermerk und Ankunftstempel. Ab W 9 dürfte sie per Zug nach Zehlendorf befördert worden sein, Zehlendorf 1 erhielt nach meinen Informationen erst 1939 einen Rohrpostanschluss.

Grüße aus Berlin,
joey
 
muemmel Am: 17.06.2010 22:04:15 Gelesen: 1375863# 532 @  
"Rohrpost" ist zwar nicht meine Kampfstätte, aber es ist schon toll, was hier zu dem Thema so vorgestellt wird. Wollte ich nur mal so gesagt haben.

Ich suche immer noch einen Rohrpostbeleg mit Rosettenmarke(n).

Schönen Gruß
Harald
 
cartaphilos Am: 18.06.2010 07:06:59 Gelesen: 1375773# 533 @  
@ joey [#531]

Danke joey für die Informationen.

Dem muß einmal nachgegangen werden: Wann wurden die beteiligten Postämter an die Rohrpost angeschlossen? W 35, W 57, Schöneberg 1, Friedenau und Steglitz schon viel früher, weil es frühere Belege aus Steglitz gibt. Nach Hueske sind die Rohrpostlinien nach Lichtenrade und Zehlendorf erst 1939 in Planung genommen, aber niemals vor 1945 fertiggestellt worden. Aber wie hat der Transport von W 9 oder von Steglitz aus nach Zehlendorf dann stattgefunden? Von W 9 per Rohrpost nach Steglitz wäre wegen des Erreichens von Steglitz vor Rohrpostschluß um 22.00 Uhr noch möglich gewesen. Von dort wäre es dann weitergegangen nach Zehlendorf 1 und die Sendung wäre dort in Stunde 24, also irgendwann zwischen 23.00 und 24.00 Uhr dort angekommen und zur Zustellung nach Klein-Machnow gebracht worden. Natürlich ist ein analoges Vorgehen, nur jetzt ohne Ableitung per Rohrpost nach Steglitz, denkbar, wenn die Sendung von W 9 aus nach Zehlendorf transportiert worden wäre, doch die Ableitung per Rohrpost nach Steglitz erscheint mir am wahrscheinlichsten. Aber: warum trägt die Sendung dann keinen Stempel aus Steglitz, fragt

alle pneumaticos freundlich grüßend

telosgraphein007
 
DerLu Am: 18.06.2010 09:35:48 Gelesen: 1375747# 534 @  
Hallo,

wahrscheinlich war bereits bei der Aufgabe am PA SW 11 klar ( oder unsicher ) dass die Karte bis zum Rohrpostschluß sein Ziel nicht erreichen würde. Zu diesem Zeitpunkt war wahrscheinlich die Weiterleitung zum Potsdamer Bahnhof und von dort Weiterbeförderung mit dem Zug die schnellste Beförderungsvariante.

Die Postämter W35, W57, Schöneberg1, Friedenau und Steglitz sind bereits vor dem 1. Weltkrieg an das Rohrpostnetz angeschlossen worden:
W35 1887
W 57 1901
Schöneberg 1 1894 ( 1895 ? )
Friedenau 1 1907
Steglitz 1 1913

Zu deinem zweiten Beleg aus dem Olympischen Dorf:

Die Adresse ist eindeutig mit zwei unterschiedlichen Stiften geschrieben worden, mir scheint aber mit ein und der selben Schrift. Auch ist die Adresse die mit dem ersten Stift geschrieben wurde unvollständig : "im Verlag der", und dann erst mit neuem Stift "D.A.F. Abtl Druck." Die Absender hat die Adresse m.M. nach in zwei "Durchgängen" geschrieben. Ein Postbeamter hätte einfach nur das Zustellpostamt ergänzt, mehr nicht ( er hätte ja auch nicht gewusst in welcher Abteilung der Adressat arbeitet ). Die Adresse lag, zu mindesten früher einmal, im Zustellbereich des Postamtes SO 16. Eventuell ist der Brief wg. technischer Probleme ( Leitungsstörung. o.ä. ) nach O 17 geleitet worden.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 21.06.2010 08:49:23 Gelesen: 1374381# 535 @  
Hallo Ludger [#532],

danke für Diskussion und Anregung, die mich noch einmal zu vertieftem Studium der Unterlagen und Nachdenken über die Verhältnisse veranlaßt haben.

Zum ersten Beleg ist es klar, daß nur die Ableitung über W 9 sinnvoll war, denn nur über dieses RPA konnte der Anschluß nach Steglitz erreicht werden. Mir scheint, daß die Zeit noch ausreichend gewesen sein dürfte, die Sendung vor Rohrpostschluß (22.02 Uhr für Steglitz) bis Steglitz durchzubekommen. Von W 9 bis Steglitz ist nach Rohrpostfahrplan folgende Fahrtzeit anzusetzen:

W 9 - 2 min. - W 35 - 2 min. - W 57 - 3 min. - Schöneberg 1 - 3 min. - Friedenau - 3 min - Steglitz

Es ergibt sich eine Gesamtfahrtdauer auf dieser automatisierten Schnellrohrpostlinie von 13 Minuten.

Da auf der Schnellrohrpostlinie HTA - Steglitz im 5-Minutentakt gefahren wurde, käme auf diese Weise selbst eine Rohrpostsendung, die mit dem Zug um 21.45 Uhr abgesendet würde, noch vier Minuten vor Rohrpostschluß in Steglitz an. Da die vorliegende Sendung um 21.30 in W 9 bearbeitet wurde, ist es sehr wahrscheinlich, daß sie noch einen der vier Rohrpostzüge (21.30, 21.35, 21.40, 21.45) oder gar den letzten Richtung Steglitz um 21.50 Uhr erreichte, der laut Rohrpostfahrplan um 22.02 Uhr dort ankam. Nach den technischen Daten und den Fahrplänen stand also einem rechtzeitigen Erreichen von Steglitz per Rohrpost nichts im Wege.

Wie es dann von dort aus weiterging, kann man nur erahnen: mit dem Krad, mit dem Auto, gar mit dem Postbeutel auf der Wannseebahn, einer Teillinie der Berliner S-Bahn (gab es diese Beförderungsart überhaupt vor dem Postschnelldienst von 1949?)

Beim zweiten Beleg stellt sich die Frage, wo sich die zuständige Eilzustellung befand, denn nicht jedes Postamt verfügte auch über eine Eilzustellung. Außerdem ist es fraglich, ob ein so großer Postkunde wie der Verlag der sogenannten DAF nicht Selbstabholer war, der mehrfach am Tag die eingehende Post abholte, und die Selbstabholung auch Eilsendungen betraf. Wir wissen nicht, wie im Jahre 1936 das Reglement zwischen der Reichspost und dem Verlag war. Aus eigener Beobachtung kann ich jedoch sagen, daß noch bis in den Beginn der 1990er Jahre hinein Selbstabholer aus den in dieser Region Berlins zahlreich angesiedelten Verlagen auch aus anderen, entfernteren Zustellbereichen ihre Post an den Paketschalter des Postamts O 17 (in der DDR dann 1017 Berlin) brachten, denn dies war der Schalter für Massenauflieferungen und ZKD-Sendungen, und von dort auch abholten. Warum dies so war, kann man einfach erklären: Die im Verlagswesen für das Hin- und Hersenden von Druckplatten und Korrekturfahnen so wichtigen Bahnhofssendungen wurden über O 17 eingeliefert und dort, so wie es laut Ordnung für die Bahnhofssendungen vorgesehen war, vom Empfänger auch abgeholt. Weshalb O 17 und kein anderes Amt? O 17 war das Bahnpostamt mit eigenem Postbahnhof direkt am Ostbahnhof gelegen, hier kam die kiloschwere Post für die Verlage per Bahn an.

Kann man aus den Verhältnissen von 1990 auf die von 1936 schließen? Ja und nein: Politisch war alles anders geworden, doch in den Verfahren der Post gibt es eine unglaubliche Beständigkeit: was sich einmal als funktional erwiesen hat, wird so schnell nicht geändert.

Es waren also - so ist mit einiger Berechtigung anzunehmen - regelmäßig Boten der Verlage in Richtung O 17 unterwegs, um dort Postgeschäfte zu erledigen. Ist das eine Erklärung für die Ableitung der Rohrpost-Eilboten-Sendung aus dem Olympischen Dorf nach 0 17 anstelle von SO 16? Denn wenn wir nicht den dargelegten Umstand oder eine Rohrpoststörung annehmen, dann hätte die Sendung über O 27 nach SO 16 abgeleitet werden müssen, wenn dies ein Zustellamt mit Eilzustellung gewesen wäre.

einen schönen Tag noch
wünscht
telosgraphein007
 
DerLu Am: 21.06.2010 14:58:46 Gelesen: 1374359# 536 @  
@ telosgraphein007 [#535]

Hallo telosgraphein007,

ich meinte, dass die Karte nicht mit der Rohrpost-Schnelllinie nach Steglitz und dann mit Boten weiter nach Zehlendorf geleitet wurde, sondern vom Potsdamer Bahnhof mit dem Zug (Stichwort Wannseebahn) direkt nach Zehlendorf geleitet wurde. Dies war zu dem fraglichen Zeitpunkt wahrscheinlich schneller als mit der Rohrpost nach Steglitz und von dort mit Boten nach Zehlendorf.

Zur Frage O17 oder SO16:

Vorweg ich bin mit dem Zeitraum nach 1923 nicht ganz so vertraut, aber ich wundere mich über die Aussage dass das Postamt SO16 keine Eilbestellung besaß. M.M. nach macht ein Rohrpostamt ohne Eilbestellung keinen Sinn. Zumindestens bis 1923 hatte jedes Postamt mit Rohrpostbetriebsstelle eigene Boten, die für die sofortige Bestellung der eingehenden Telegramme und Rohrpostsendungen bereitstanden. Denn nur so war die unverzügliche Zustellung gesichert.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 21.06.2010 23:47:32 Gelesen: 1374341# 537 @  
@ DerLu [#536]

Hallo Ludger

zu Beleg 1.

möglicherweise wäre die Verladung in die Wannseebahn ab S-Banhhof Potsdamer Platz nach Zehlendorf schneller gewesen, zumal das Umladen in Steglitz in die S-Bahn oder die Übergabe an einen Boten entfallen wäre. Aber auch in diesem Fall der direkten Übergabe an die Wannseebahn hätte die Karte oder der Postsack, in dem sie transportiert wurde, erst einmal zur S-Bahn gebracht werden müssen, was auch seine Zeit kostet.

Zudem habe ich ja nicht gesagt, daß die Karte per Rohrpost-Schnellinie transportiert worden ist, sondern daß die Zeit allemal ausgereicht hätte, sie innerhalb des Postbetriebes selbst noch zeitgerecht bis nach Steglitz zu befördern. Leider ist kein Stempel von Steglitz drauf, was uns weiter rätseln läßt. Nun eien Frage: was hat es mit dem Postsack auf sich, der per S-Bahn nach Zehlendorf transportiert worden ist. Wo gibt es Informationen darüber?
Bekannt ist (gemäß der damaligen Berlin-Reiseführer), daß bereits gegen 1914 eine Schnellpostverbindung unter Nutzung der S-Bahn nach Grunewald in Betrieb war. Belege fehlen jedoch. Gab es so etwas auch Richtung Zehlendorf - immerhinn auch eine reiche Ecke von Berlin mit ihren speziellen Privilegien?

zu Beleg 2.

Nach reiflicher Überlegung scheint es mir die - von mir als Vermutung formulierte - These plausibel zu machen, daß SO 16 wahrscheinlich keine eigene Eilzustellung hatte: Rohrpostanschluß bedeutete damals vor allem, daß die Sendungen laufend eine der vier bis sechs täglichen Zustellungen erreichen konnten. Das war ja auch der Sinn der Entkoppelung von Rohrpost- und Eilbotenporto ab ca. 1933/34. Man konnte Sendungen per Rohrpost zur nächsten Zustellung befördern lassen.

Nach meinen Erfahrungen - gelernter Spandauer, wobei Spandau vergleichbar ist mit einer Stadt mit ca. 220.000 Einwohnern - gab es in Spandau für den ganzen Bezirk eine einzige Eilzustellung - also von Hakenfelde im Norden bis nach Kladow im Süden, von Staaken im Westen bis nach Siemensstadt im Osten -, obgleich es natürlich zahlreiche Postämter gab (so um die 14 einschließlich Kladow, Gatow, Hakenfelde, Haselhorst, Siemensstadt, Staaken, die meistens jeweils mehr als ein Postamt hatten). Die Rechnung lautete also nicht pro Postamt eine Eilzustellung, sondern die 'Eilbullen' (wie wir sie Anfang der 70er Jahre als Aushilfszusteller der Bundespost in Spandau nannten) deckten den gesamten Bezirk ab. Sinn der Maßnahme war es, daß es ökonomisch effizienter war, die ca. 15 bis 20 Eilzusteller alle Stunde oder nach Zugang einer ausreichenden Menge an Telegrammen und Eilsendungen auch öfters mit dem Motorrad in alle Richtungen des Bezirks loszuschicken, als pro Postamt eine eigene Eilzustellung zu unterhalten.

Wenn man nun bedenkt, daß auch für das Stadtzentrum entsprechende ökonomische Überlegungen galten, dann scheint es plausibel, daß eine Eilsendung, wenn sie denn als solche zugestellt worden sein sollte - immerhin fehlt dieser Sendung das rückseitige 'Brikett', der in Berlin übliche brikettförmige Botenstempel also -, dann wohl von 0 17 ausgehend, einem Postamt, das sich weniger als 2 km vom Postamt SO 16 entfernt befand.

Hier wird wohl die Regelung, die bis 1923 galt, schon aufgeweicht gewesen sein: keine eigenen Boten für jedes Rohrpostamt, denn dies war einfach zu kostenintensiv hinsichtlich des variablen Kapitals, also der Personalkosten. Die ganze Geschichte der Rationalisierung der Post weist in diese Richtung des Herunterfahrens des Personalbestandes, und die Rohrpost selbst ist genau schon ein Ergebnis dieser Entwicklung, Sendungen mit geringem oder keinem Personaleinsatz von A nach B befördern zu können.

Aber beenden wir die Spekulationen: was wir brauchen sind zeitgenössische (also 1935-1937) Rohrpost-Eilbotenbelege nach SO 16, die tatsächlich auch den entsprechenden RP-Stempel und dann auch noch den Brikettstempel des Eilboten aufweisen. Dann sehen wir - vielleicht - klarer.

pneumatische Grüße
von
telosgraphein007
 
DerLu Am: 22.06.2010 11:12:12 Gelesen: 1374313# 538 @  
Hallo telosgraphein007,

ich hoffe ich kann es für 1904 belegen (aus "Postbuch für Berlin und Umgebgend" Oktober 1904):

"Unter Postverbindungen von Berlin nach den Orten der Umgebung" sind für die Postorte die Abgangszeiten und das Abgangspostamt gelistet.
Unter "Vorbemerkung" heisst es : "" ..; bei den an den Bahnhöfen belegenen Postämtern 4, 9, 11, 17, 36 und 40 ist jedoch als Abgangszeit der mit der Eisenbahn beförderten Posten die Abfahrtszeit des Eisenbahnzuges angegeben."

Unter "Zehlendorf (Wannseebahn)" sind die Postämter "Berlin C1 u. C2" und "Berlin W 9" als Abgangspostämter gelistet. Zusammen mit den Vorbemerkungen ziehe ich den Schluß, dass die Post ab W 9 mit dem Zug nach Zehlendorf gelangte (dort ist übrigens an Werktagen der letzte Zug um 23:30 gelistet).

Ob man natürlich diese Verhältnisse auch ins Jahr 1937 extrapolieren kann, weiß ich nicht.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 22.06.2010 15:24:27 Gelesen: 1374287# 539 @  
@ DerLu [#530][#531][#533][#534][#535][#536][#537][#538]

Danke.

Diese Belege historischer Vorschriften haben einiges für sich, doch die Frage ist, ob Zehlendorf noch im Jahre 1937 postalischerseits zu den Vororten zählte, die mit einem eigenen Bahnpostwagen entsprechend beliefert wurden. Der Ankunftsstempel von 24 Uhr legt nahe, daß die Karte nicht schon spätestens um 22.02 Uhr in Steglitz war, denn von dort nach Zehlendorf 1 ist es erheblich kürzer, sodaß eine Abstempelung zur Stunde 23 hätte drin gewesen sein müssen.

Doch ein weiteres: Wie der Zufall so spielt, entdecke ich soeben in einem Konvolut von Berliner Telegrammen, die allesamt per Rohrpost gelaufen sind, folgendes:



Das Telegramm ist adressiert an die Köpenicker Str. 88, also genau 34 Hausnummern oder - gemäß der Hausnummernverteilung in Berlin: rechts die ungeraden, links die geraden oder umgelehrt, je nachdem aus welcher Richtung man kommt - 17 Häuser neben dem PA SO 16, das in der Köpenicker Str. 122 untergebracht war. Das zuständige Zustellamt ist jedoch O 17, wie die rote Wegevorschrift durch das sicherloich gut informierte HTA Berlin und der Ankunftstempel der Rohrpost in O 17 belegt. Mein Schluß: Wenigstens im Jahre 1937 war das für den Einzugsbereich des PA SO 16 für Eilsendungen und Telegramme zuständige Amt das PA O 17. Dies würde erklären, weshalb der Beleg aus dem Olympischen Dorf ebenfalls über O 17 der Zustellung zugeleitet wurde.
 
cartaphilos Am: 24.06.2010 20:00:19 Gelesen: 1374140# 540 @  
@ DerLu [#538][#539]

Ergänzung zum vorherigen:

Fahre heute zufälligerweise am Köllnischen Park im Bezirk Mitte vorbei und plötzlich beginnt die Köpenicker Straße:

Alles Nummern unter 100, und zwar westlich noch der Brückenstraße und des Standortes des ehemaligen PA SO 16 in der Köpenicker Str. 122. Das bedeutet, daß sogar das PA SO 116 selbst im Zustellgebiet der Telegramm- und Eilzustellung des PA O 17 gelegen war und der Eilbote regelmäßig - wenn er z.B. in die Köpenicker Str. 88 oder gar in die weiter westlich gelegenen Verlagshäuser wollte, am PA SO 16 vorbeifuhr. Es sieht also so aus, als sei dies nicht nur 1937 - wie das Telegramm es zeigt - sondern auch im Jahre 1936 bei der Beförderung des Rp-Eil-Orts-Bfes aus dem Olympischen Dorf per Eilzustellung des PA O 17 der Fall gewesen. Eine Eilzustellung des PA O 16 ist wohl vorerst nicht zu vermuten.

einen schönen Tag noch
und pneumatische Grüße
telosgraphein007
 
DerLu Am: 25.06.2010 07:32:48 Gelesen: 1374105# 541 @  
@ telosgraphein007 [#540]

Das ist natürlich praktisch, wenn man quasi vor Ort mal eben vorbei schauen kann. ;-)

Nur zur Ergänzung aus einem "Strassenverzeichnis von Berlin mit Angabe der Zustellpostanstaltenanstalten" aus dem Jahre 1925, dort ist für die Cöpenicker Str. mit den Hausnummern 30 - 142 das PA SO16 genannt ( für die Hausnummern 1-20 und 143 bis Ende war das PA SO33 zuständig ). Für den Köllnischen Park wird ebenfalls das SO16 genannt.

Jetzt wäre es interessant heraus zu finden ob es ein Einzelfall war, dass das größere PA O17 die Eilzustellung für das SO16 übernahm (ab wann ?) oder dahinter eine strategische Umorganisierung der Eilbestellung stand bei der die Eilbestellung auf wenige Postämter konzentriert wurde. Steht dies eventuell auch in Zusammenhang mit dem Aufheben der zwangsweisen Verbindung zwischen Eilbestellung und Rohrpostversand im Jahre 1935?

Dann könnte man aber auch spekulieren, dass der Rohrpostbrief aus dem Olympischen Dorf wäre er ohne verlangte Eilbestellung dann doch nach SO16 geleitet worden wäre?

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 25.06.2010 12:35:46 Gelesen: 1374083# 542 @  
@ DerLu [#540]

Genau meine Meinung: Gewöhnliche Zustellung - auch mehrmals täglich - über SO 16, Eilzustellung, die einen wesentlich größeren Zustellbezirk hatte, über O 17. Das hat seinen Sinn darin, daß die Zahl der Eilsendungen und Telegramme erheblich geringer ist als die der gewöhnlichen Post, es also sinnvoll ist, Zusteller für größere Bezirke vorzusehen. Der Hintergrund der Aufsplittung des einheitlichen Rohrpostportos in den Rohrpost- und den Eilbotenanteil scheint mir einleuchtend, wenn nicht mehr alle Zustellämter auch über eine Eilzustellung verfügten. Die Nagelprobe wäre dann tatsächlich der einfache Rohrpostbeleg, der nur "zur nächsten Zustellung" tatsächlich nach SO 16 gefahren worden wäre. So ein Beleg liegt mir noch nicht vor, ich bin aber sicher, daß so etwas auch auftauchen wird. Immerhin hat Hueske zwei Brücke-Gitter-Stempel (einer mit Sternchen) von SO 16 aus den späten 30er Jahren abbilden können, wobei es sich in beiden Fällen um Ankunftstempel handeln dürfte.

beste Grüße

telosgraphein007
 
DerLu Am: 28.06.2010 11:05:37 Gelesen: 1373871# 543 @  
@ telosgraphein007 [#542]

Ich habe noch einmal meine Unterlagen befragt. Laut einer Quelle war bereits ab dem 1. August 1927 für Sendungen nach außerhalb Berlins, die innerhalb von Berlin per Rohrpost nach Bahnpostämtern bzw. zum Flughafen gesendet wurden die Eilbestellgebühr nicht mehr zwingend erforderlich. Diese Trennung der Rohrpostbeförderung und Eilbestellung wurde dann später auf weitere Sendungen ausgeweitet.

Ich glaube, dass es für die Zeit zwischen 1923 und 1945 bei der Rohrpost noch viel zu erforschen und zu entdecken gibt.

Zu dem SO16 Rohrpoststempel: Wieso meinst du, dass es "nur" ein Ankunftsstempel war? M.W. waren Rohrpoststempel immer zugleich Aufgabe- und Ankunftsstempel.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 01.07.2010 23:15:29 Gelesen: 1373765# 544 @  
@ DerLu [#543]

Ich denke, daß Hueske Ankunftstempel abgebildet hat, weil die Reproduktion so klar ist. Inwiefern Rohrpoststempel tatsächlich am Schalter eingesetzt wurden, läßt sich schwer sagen, insbesondere für SO 16, solange keine entsprechende Sendung, und hier bitte möglichst ein am Schlter eingeleifertes Einschreiuben per Rohrpost vorliegt. Nach der Rohrpostordnung für Berlin, die mir in verschiedenen Fassungen der Zwischenkriegszeit vorliegt, sollten die für die Rohrpost bestimmten Sendungen am Schalter angenommen und die Marken entwertet werden, dann zur Rohrpostabfertigung weitergeleitet und dort mit dem Minutenstempel bedruckt werden. Der Minutenstempel - vulgo: Rohrpoststempel - dokumentiert also die vom Schalter aus durchgehenden und weiterzuleitenden oder die mit den Rohrpostzügen eingehenden Sendungen. Es gibt Sendungen, bei denen die Frankatur mit dem Minutenstempel entwertet ist. Ob dies am Schalter oder erst in der Rohrpostbearbeitung des entsprechenden Postamtes stattgefunden hat, ist schwer zu sagen. Per Rohrpostbriefkasten eingelieferte Sendungen sollten in jedem Fall zur Dokumentation dieses Sachverhalts am für die Rohrpostkastenleerung zuständigen Schalter gestempelt werden, und das ist dann wieder der gewöhnliche Stempel. In jedem Fall macht die Rohrpostordnung für Berlin einige erstaunliche Unterschiede hinsichtlich der Behandlung der Sendungen, die alle jeweils genau auf die Behandlungsart der entsprechenden Sendung hinweisen. Das auszuführen müßte man jedoch ausführlioch die Vorschriften der Rohrpostordnung für Berlin zitieren. Vielleicht ein andermal. Nach den Informationen aus den Dienstordnungen waren die Minutenstempel vor allem hausinterne Durchgangs- und natürlich auch Ankunftstempel. An welchen Sachalten Minutenstempel im Einsatz waren, ist ungewiß. Nach meinen Beobachtungen aus den 1960er Jahren dürften es in der Regel immer nur der Schalter 1 oder ggf. auch der Achalter 2 gewesen sein. Schalter 1 oder die beiden ersten Schalter waren für die Annahme vorrangiger Sendungen zuständig: Über der Schalteröffnung befand sich ein Transparent mit Schriften wie "Telegramme und Eilsendungen" oder auch ein rotes Transparent mit der Inschrift "Rohrpost". Wer solche Sendungen einzuliefern hatte, durfte auch mit Vorrang vor alle anderen Wartenden in der Schlange nach vorne treten - nicht ohne vorher gefragt zu haben, ob noch jemand anderes eine schnelle Sendung aufzugeben hatte - und seine Sendung aufgeben.

Diese SAchalter komen jedenfalls für den Einsatz der Minutenstempel in Frage. Fütr das dauernde Umstellen der Stempel - jedenfalls der gewöhnlichen Stempel, wie ich es beobachten konnte - gab es spezielle Kräfte, die beständig im Einsatz waren, die Stempel im Postamt umzustellen und die Umstellung durch einen entsprechenden Abdruck auf einem Kontrollblat zu dokumentieren. Man stelle sich vor, was der zuständige Postbeamte am Rohrpostschalter in Berlin-Neukölln zu tun hatte, zumal dort mindestens ein 5-Minutenstempel zum Einsatz kam! 12 mal pro Stunde schritt er zur Tat!

Einen schönen Abend noch

wünscht telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 03.07.2010 13:42:40 Gelesen: 1373587# 545 @  
Guten Morgen,

irgendwie bringt mich die Frage der Behandlung unzustellbarer oder mit Schwierigkeiten zustellbarer Sendungen immer tiefer in meine Belegekisten, und schon kommt ein Telegramm nach Berlin vom 25. September 1899 mit massiven Rohrpostmerkmalen zum Vorschein:



Es geht an eine Hochzeitsgesellschaft oder wenigstens an eine der an der Eheschließung beteiligten Personen. Die Freunde, Verwandten oder Bekannten aus Schochwitz, die auch telegraphisch gratulieren wollten, wußten wohl nur in etwa, wo die Feier stattfinden sollte (in Berlin üblicherweise in einer Gaststätte, einem Wirtshaus, einer Schenke oder eben ganz proletarisch in einer Kneipe) und adressierten voller Postvertrauen wohl an eine der Hauptpersonen der Hochzeitsgesellschaft in der Cottbuserstraße 41. Dabei ist es ganz bemerkenswert, daß der Ortsname in diesem Straßennamen korrekt mit "C" geschrieben ist, während entsprechende Berliner Straßennamen, wie der des Kottbuser Tores, der Kottbusser Straße und des Kottbusser Dammes bis heute falsch mit "K" geschrieben werden.

Das Telegramm kam im HTA (Haupttelegraphenamt) Berlin an und damit begannen die Probleme. Wohl gibt es eine Kottbusser Str. im Bezirk Kreuzberg (Bereich des PA SO 26) und schon ging das Telegramm - eingegangen beim HTA um 15.16 Uhr - per Rohrpost von HTA nach SO 26, wo es um 15.50 respektive 3.50 N ankam. Nur eien Frau Arnold in der Kosbusser Str. 41 konnte der Telegramm- und Eilzusteller nicht ermitteln. Ein anderer Straßenname mußte her: Kottbusser Damm - gleich die Verlängerung der Kottbusser Straße - oder gar Putbusser Straße im zwei Bezirke weiter nördlich im Bezirk Wedding gelegenen Gesundbrunnen.

Die Odyssee dieses Telegramms im Berliner Rohrpostnetz ist mustergültig durch die verschiedensten Minutenstempel dokumentiert. Die verschiedenen Zuleitungen des Telegramms per Rohrpost sind gemäß Rohrpostordnung Berlin oben links mit Rotstift als Wegevorschriften aufgeschrieben und ggf. auch wieder ungültig gemacht worden:

25.9.99, 3.50 N, Berlin SO 26
25.9.99, 5.10 N, Berlin S 59
25.9.99, 6.50 N, Berlin SO 26
25.9.99, 8.50 N, Berlin SO 26
25.9.99, 9.15 N, Berlin HTA
26.9.99, 7.15 - 8.45 V, Zustellversuch durch PA SO 26, dann wieder Rohrpost
26.9.99, 9.#5 V, Berlin W ?
26.9.99, 9.50 V, Berlin N 31

Danach verlaufen sich die Spuren des Weges im Nichts. Ob dieses Telegramm jemals seine Adressaten erreicht hat, ist zweifelhaft. Der letzte verzweifelte Zustellversuch führte dieses Telegramm nach intensiven Bemühungen um seine Zustellung im Grenzbereich zwischen Kreuzberg und Neukölln gar noch am nachfolgenden Tag nach Wedding, dies schon zu einer Zeit, als die Teilnehmer dieser Hochzeitsgesellschaft wohl irgendwo in Berlin noch ihren Rausch ausschliefen, das Brautpaar aber schon längst vollzogen hatte, was es in einer Hochzeitsnacht womöglich eben so zu tun gab.

Aber:

Der 25. September 1899 war ein Montag und wer heiratete schon an einem Montag? Also war dies nur ein nachträgliches Glückwunschtelegramm und die Brautleute waren schon woanders hin verzogen? ;-) Oder hatten wenigstens noch schöne Erinnerungen an ihre Hochzeit, die sie am 23. September 1899 auf dem Standesamt, und am 24. September 1899 wohl in der Kirche und zwischendurch und anschließen in der Gaststätte oder wo auch immer vebracht hatten.

einen schönen Tag noch, pneumatische Grüße und ein spannendes Fußballspiel heute nachmittag.

telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 03.07.2010 20:30:18 Gelesen: 1373566# 546 @  
@ Schmuggler # 115

Ich hole heute einmal eine alte Kamelle hervor. Vor zwei Jahren rauschte folgender Beleg mit dem rätselhaften Rohrpost-Stempel BERLIN *Ztr* hier durch den philatelistischen Cyberspace:



Schmuggler schrieb dazu:

"Deutlich sieht man, dass oben neben "Berlin" eine Leerstelle ist und unten im Doppelkreis *ZTR* steht: Es ist ein Entwertungsstempel vom HTA , welcher nur ganz kurze Zeit mit diesen Einsätzen verwendet wurde. Das Auktionsergebnis zu diesem Stück schockierte und elektrisierte viele Stempelsammler. (24. Harlos-Auktion, 2007)."

Nun finde ich bei dem Sortieren meiner jahrelang immer nur in die Kisten geworfenen Telegramme folgendes vom 31. Juli 1920, das ich wegen seines Zustandes als 'Leiche' bezeichnen würde, das ich aber nur wegen seines Inhalts (es geht um den Wiederaufbau der deutschen Handelsmarine nach dem 1. Weltkrieg und wegen des seltsamen Stempels oben rechts in der Ecke aufgeboben habe):



Links oben ist mit Rötel der Leitvermerk "ztr" angebracht. was bedeutet, daß "ztr" innerhalb des Rohrpostalltags fester Bestandteil der gängigen Nomenklatur und Abkürzungen für die Richtungsangabe der Sendungen war:



Rechts oben finden wir zwei lesbare, aber mäßige, weil leicht verwischte Abschläge des Rp-Stempels Berlin /31.7.20 9 - N / *Ztr.*:



Was lehrt uns dieses Stück?

Es handelt sich um ein Telegrammformular der HTA Berlin. Auf diesem ist ein Telegramm aus Stettin ausgefertigt. In äußerster Zartheit ist oben links noch der Abdruck - die Buchstaben JUL für Juli) des automatischen Ausfertigungsstempels des HTA zu erkennen:




Laut Wegevorschrift ging das dann weiter an die Reichsanstalt für den Wiederaufbau der Handelsflotte (RA.f.d.Wdb.d.Handelsflotte) in der Charlottenstraße 46 III, die etwas nördlich des Gendarmenmarkts gelegen war. Dort kam das Telegramm dann auch an und es sieht so aus, als handelte es sich weniger um einen kurzfristig im Einsatz befindlichen Entwertungsstempel des HTA als vielmehr um den Rohrpoststempel des Hauspostamtes eines Hauses, in dem Dienststellen der jungen Weimarer Republik untergebracht waren. Das Telegramm weist zusätzlich einen Eingangsstempel der adressierten Dienststelle vom 2. August 1920 auf: also doch kein Hauspostamt?, sondern Zustellung vom PA Berlin Ztr aus? Nun war der 31. Juni 1920 ein Samstag und um 9 N Uhr, also Stunde 21 wurde dort bestimmt nicht mehr gearbeitet, man saß vielleicht in der Friedrichstraße gegenüber im Café Moka Efti und gab dort über das Hauspostamt eine Postkarte mit dem Stempel "Berlin W 75 / Datum / Moka Efti" auf, gearbeitet wurde dann aber wieder am Montag, den 2. August 1920, wie der Eingangsstempel der Dienststelle zeigt. A propos Moka Efti: Das Hauspostamt des Cafés Moka Efti hatte die Nummer W 75 erhalten. Auf der anderen Seite, südlich der Straße unter den Linden, also für das mutmaßliche Hauspostamt in der Charlottenstraße 46, die praktisch ein Eckhaus der Straße Unter den Linden war, dürfte einstmals eine ähnliche Numerierung erfolgt sein, etwa W oder SW kombiniert mit einer Ziffer zwischen 70 und 79, denn diese Ziffern wurden für die Postämter zwischen Friedrichstraße im Westen und Alexanderplatz im Osten, sowie im Umkreis nördlich und südlich davon verwendet.

Wer kann etwas über die oben gezeigte Karte mit dem Entwertungsstempel Ztr. sagen? Wer kennt den Absender und kann damit weiterhelfen, etwas über den Charakter dieses Postamtes herauszufinden? Und vor allem: Bitte bei anderer Ansicht andere Erklärungen dieser Verhältnisse liefern.

es bedankt sich

telosgraphein007
 
DerLu Am: 06.07.2010 09:26:12 Gelesen: 1373337# 547 @  
@ telosgraphein007 [#546]

Bei Büttner ist für diesen Stempel als ( bekannter ) Verwendungszeitraum 9.6.1920 bis 19.1.1923 angegeben und als Kommentar "vermutlich Stempel der Rohrpostzentrale".

In Ihrem Artikel "Die Entwicklung der Berliner Rohrpost" zeigt Frau Butschkau einen Beleg mit diesem Stempel als Ankunftststempel (!) : " ... Rückseite ( Fotokopie) Ak.: Stegstpl. BERLIN, Z.t.r. -9.6.20 12.50 N. Dieser Stempel wurde kurze Zeit beim Postamt Berlin C2 Zentralpostamt geführt." ( neben diesem Stempel ist ebenfalls einer der typischer Botenstempel zu sehen ). Laut Butschkau ist es also kein Stempel des HTAs sondern des Postamts C2.

Da ich leider nur wenig erhellendes zu diesem Stempel zu sagen haben gibt es wenigstens einen weiteren Beleg aus dem Jahre 1922: beide Marken entwertet mit diesem '* Z.t.r. *' - Stempel.



Gruß

DerLu
 
cartaphilos Am: 06.07.2010 10:57:01 Gelesen: 1373324# 548 @  
@ DerLu [#547]

Guten Morgen

danke, das ist eine Erklärung, die mir einleuchtet, zumal nach dem Vorliegen des Telegramms vom HTA ja klar war, daß dies kein Stempel des HTA gewesen sein kann. Die Reichsanstalt für den Wiederaufbau der Handelsflotte war eine von 1919 bis 1923 existierende, dem Reichsministerium für Wiederaufbau nachgeordnete Dienststelle, und es erscheint sinnvoll, daß die Postversorgung über C2 als dem alten Regierungspostamt, respektive einer dort für die Ministerien tätigen Zentrale (abgekürzt: Ztr.) erfolgte. Sollte in der Lücke neben BERLIN also einstmals C2 gestanden haben?

einen schönen Tag noch

telosgraphein007
 
DerLu Am: 06.07.2010 11:29:31 Gelesen: 1373319# 549 @  
@ telosgraphein007 [#548]

Zuerst ich muß leider einen Tippfehler in meinem letzten Beitrag [#547] korrigieren: Der gezeigte Beleg mit dem '* Ztr. *' Stempel stammt aus dem Jahre 1921, genauer vom 10.06.1921.

Ich glaube nicht, dass eine möglicherweise vorhandene Schrift 'C2' (wahrscheinlicher ist wenn schon nur 'C') entfernt wurde, da ein entsprechender Stempel nicht bekannt ist. Aber vielleicht gibt es auch hier noch Überraschungen.

Gruß

DerLu
 
Rainer HH Am: 10.07.2010 15:23:59 Gelesen: 1373031# 550 @  
Mein erster Rohrpostbeleg?

Wenn ich diese Karte richtig deute, ist diese in Berlin mit Rohrpost befördert (Minutenstempel Berlin-Charlottenburg). Kann mir das ein Spezialist dieses Gebietes bestätigen?


 
Postgeschichte Am: 11.07.2010 03:19:30 Gelesen: 1372963# 551 @  
@ Rainer HH [#550]

Hallo Rainer,

Minutenstempel ist nicht gleich Rohrpoststempel. Auch bei Eilsendungen, die auf Grund des vorhandenen Personals z.T. auch durch die Telegraphenämter zugestellt wurden, wurden Minutenstempel eingesetzt. Ob die Karte mit Rohrpost befördert wurde, lässt sich m.E. anhand des Stempels alleine wohl nicht nachweisen.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 12.07.2010 07:24:39 Gelesen: 1372906# 552 @  
@ Rainer HH [#550]

Postgeschichte / Manfred hat Recht: Es gab z.B. in Hamburg in den 1920er und 1930er Jahren Minutenstempel, die für die per Straßenbahnbriefkasten zugeführten Sendungen eingesetzt wurden. In anderen Städten, wie Leipzig z.B. in den 1930er Jahren wurden sie bei der postinternen Rohrpost eingesetzt.

Der gezeigte Beleg aus Berlin ist jedoch per Rohrpost gelaufen:

Er wurde am 7.12.1953 im Postamt Berlin SW 11, Stunde 9 (Stempelfragment rechts unten) bearbeitet und per Rohrpost der Eilzustellung des Postamtes Berlin-Charlottenburg 2, 9.10 Uhr zugeleitet. Da diese Zeit noch als Postschnelldienst-Zeit gilt, gehört der Beleg auch in die Postschnelldienst-Abteilung. Leider kleben auf der Karte 10 Pf zu viel. Das richtige Porto ist: 10 Pf Fernkarte plus 60 Pf Eilzustellung. Auch wenn man noch 5 Pf Luftpostgebühren hinzudenkt, bleiben 5 Pf Überfrankierung übrig.

Es könnte aber auch sein, daß in dem Fall, daß jemand ein sogenanntes 'Postholz' versendet hatte, die Karte so schwer war, daß die Briefgebühr zu entrichten war, die 80 Pf Porto dann also korrekt sind. Dann aber schnappt die Falle der technischen Bedingungen zu: Sie ist in Berlin - Röhrendurchmesser bei der Rohrpost 65 mm - nicht zu einer Rohrpostsendung zu rollen, also kommt sie für die Rohrpostbeförderung nicht in Frage.

dies mit einem Augenzwinkern
und einen guten Tag wünschend von
telosgraphein007
 
DerLu Am: 18.07.2010 09:06:23 Gelesen: 1372544# 553 @  
Ich möchte noch einmal einen älteren Beitrag von Schmuggler hervorkramen [#66].

Dort wurde ein, vermutlich automatischer, Stempel des Postamtes 19 aus September 1889 gezeigt.

Ich habe mittlerweile einen weiteren Beleg, ebenfalls aus September 1889, mit diesem Stempel gefunden, den ich hier verbunden mit einer Frage zeigen möchte.



Meine Frage an die Leser dieses Forums: Kann jemand weitere Belege mit diesem Stempel zeigen oder zu mindestens Verwendungsdaten angeben ?

Viele Grüße

DerLu
 
Rainer HH Am: 18.07.2010 15:35:00 Gelesen: 1372485# 554 @  
@ telosgraphein007 [#552]

Besten Dank für die umfangreiche Information! Die Überfrankatur war mir natürlich bewußt, ist die 80er doch Massenware auf Eilbriefen. ;-)
 
die_ganzsache Am: 23.07.2010 10:34:45 Gelesen: 1372239# 555 @  
Ein schönes Stück: Ein Dienstpost-Rohrpost-Umschlag des Admiralsstabs der Marine von 1919. Es sollen von diesem Umschlag (teilweise auch komplett ohne Vordruck) 1.000 Stücke aufgelegt worden sein - alle tragen einen Numeratorstempelabdruck. Nach Auflösung des Stabs kamen Restbestände dieses Umschlags in private Hände. Hier eines der ganz seltenen Stücke, die von einer Privatperson bedarfsgebraucht wurde (portogerechte Verwendung im Fernverkehr).

Gruß
Joachim


 
heide1 Am: 04.10.2010 20:03:01 Gelesen: 1365363# 556 @  
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag wurde aus dem Thema "Bund: Dauerserie Heuss" hierher kopiert.

Moin,

etwas zur Klärung der Zustellerstempel (Briefträgerstempel) 1960-1985:

Jeder Zusteller hattte einen persönlichen Stempel, der mit einer Nummer versehen war.Damit nachgewiesen werden konnte, welcher Zusteller Eilboten oder nachzuweisende Sendungen (Einschreiben-Wert-Nachnahme etc.) zustellt bzw. zugestellt hatte, stempelte der Zusteller mit dem Nummernstempel die Auslieferungsscheine und Sendungen. Zumindest sollte er das tun.

Mir sind Belege bis 1985 bekannt, die diesen Zustellerstempel tragen, oft auf der Rückseite.

Noch etwas zur Telegramm- und Eilzustellung in Hannover:
Die Dienststelle befand sich in Hannover in der Herschelstraße. Die Briefe wurden vom Briefabgang und auch vom Briefeingang in die Dienststelle geholt.
Telegramme kamen mit der Rohrpost vom Fernmeldeamt in der Rosenstraße zur Dienstelle in der Herschelstraße. Die Zustellung wurde im inneren Stadtbereich Hannover mit dem Fahrrad durchgeführt, wobei der innere Stadtbereich großzügig ausgelegt wurde.

Ich kenne einen Zusteller persönlich, der mit dem Rad auch in die Gartenkolonie in der Steintormasch gefahren ist. Hannoverkenner wissen, wo das ist - und großzügig als innerer Stadtbereich ausgelegt. Sendungen für die weitere Entfernung in Hannover wurden mit dem Auto ausgeliefert. Zu der Zeit gab es auch Motorroller für die Zustellung.

In Orten außerhalb von Hannover wurde die Eilzustellung durch den Beamten durchgeführt, der die Briefkastenleerung machte. Telegramme an die Orte Isernhagen, Barsinghausen, Laatzen u.s.w., wurden telefonisch vom Fernmeldeamt übermittelt.

Die anderen Sendungen für die Eilzustellung wurden mit den Versanden zugeführt, mit denen auch die gewöhnlichen Sendungen kamen. Das war morgens und nachmittags, bzw. abends der Fall. Das ist mein Wissen dazu.

Gruß von Jürgen (Heide1)
 
cartaphilos Am: 05.10.2010 23:04:46 Gelesen: 1365267# 557 @  
@ heide1 [#152]

Plötzlich kommen hier Worte vor meine Augen, die ich noch nicht gehört habe:

"Rohrpost in Hannover"

und die mich ganz hellwach werden lassen. Ich ahnte schon länger, daß es in der Leinestadt so etwas gegeben haben muß und halte auch entsprechend Eilbriefe mit Stechuhrstempeln zurück.

Konkrete Fragen:

Welche Linien gab es? Ich vermute, das Bahnhofspostamt hing auch im Rohrpostnetz, wenn es darum ging, zugeführte Eilsendungen rasch in die Zustellung zu bringen. Jedenfalls spricht die rückseitige Stempelei auf meinen Belegen dafür. Bitte weitere Auskünfte und ggf. Abgabe von Publikationen. In den amtlichen und halbamtlichen Schriftwerken der Bundespost wird Hannover nämlich nicht genannt.

Mit bestem Dank
 
muemmel Am: 09.10.2010 19:31:20 Gelesen: 1364802# 558 @  
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag wurde aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege" zusätzlich in dieses Thema kopiert.

Einen schönen guten Abend an die Freunde der Inflationsbelege,

nun ist ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Seit dem 6.10. befindet sich ein Rohrpostbrief in meiner Sammlung.





Abgeschickt von BERLIN SW 61 um 5:30 Uhr und in BERLIN-SCHÖNEBERG angekommen um 6:20 Uhr (jeweils nachmittags). Tarifrichtig mit 28 Millionen frankiert, vorderseitig mit Marken der 309 APa und rückseitig mit der 317 AP. Auch wenn auf der Rückseite zwei Marken ramponiert sind, allemal ein seltener Beleg, wie mir von Expertenseite mehrfach versichert wurde.

Rohrpostalische Grüße und einen sonnigen Sonntag wünscht
der Harald
 
Postgeschichte Am: 10.10.2010 22:02:27 Gelesen: 1364684# 559 @  
Rohrpostbelege mit Absenderfreistempel (AFS) hat es gegeben und wurden hier auch schon vorgestellt. Interessant an dem von mir gezeigten Beleg für Sammler des Motivs Olympiade ist die Absenderangabe BERLIN / STADT DER / OLYMPIADE / 1936 / DER OBERBÜRGERMEISTER, für Rohrpostsammler eher die Abstempelungen. Der Stempelkopf des AFS weist das Postamt Berlin C2 als Aufgabepostamt mit dem Datum 23.4.35 aus. Der Brief wurde, wie der Stempelabdruck des Postamtes Berlin C2 auf der Vorderseite zeigt, am gleichen Tag um 16- Uhr entgegengenommen und der Rohrpost übergeben. Rückseitig ist zu erkennen, daß er über das Postamt Berlin W 9 nach Berlin-Lichterfelde gelangte.



Die Fragen, die sich mir stellen, betreffen die Behandlung beim Postamt Berlin W 9. Hiervon sind zwei Stempelabdrucke auf der Rückseite angebracht worden. Zum einen mit dem Unterscheidungsbuchstaben (UB) * 9 a (23.4.35. 16 30) und dem UB * 9 b (23.4.35. 4 40 N). Aus welchem Grund wurden beim Postamt W9 zwei Stempel abgeschlagen (Posteingang, Postausgang?)? Aus welchem Grund erfolgte beim Stempel mit dem UB "b" die Uhrzeitangabe "4 40 N" und nicht "16 40"? War der Stempel nur mit dieser Einstellung vorgesehen? Vielleicht kann mir ein Rohrpost- oder Berlin-Spezialist hier weiterhelfen. 1935 ist nicht meine Zeit.

Gruß
Manfred
 
kauli Am: 11.10.2010 16:19:29 Gelesen: 1364603# 560 @  
@ Postgeschichte [#559]

Hallo Manfred,

ich will mal versuchen mit meinem bescheidenen Wissen, was Rohrpost betrifft, die Stempel zu deuten. Wie es aussieht, sollte der Brief nach Lichterfelde gehen. Lichterfelde hatte erst ab 1939 Rohrpostanschluß. Der Brief ging also nach W 9 und von dort per Eilbotenbedörderung nach Lichterfelde. Die Theorie, Posteingang, Postausgang könnte hinkommen. Da hatte jeder seinen eigenen Stempel. Einmal Einkreisbrücken-Stempel mit 24 Std. Zeit, und Gitterbrücken-Stempel mit 12 Std. Zeit. Zumindest waren sie zu der Zeit gleichzeitg im Gebrauch. Soweit meine Theorie, vielleicht meldet sich noch ein richtiger Rohrpostapezie.

Gruß
kauli
 
DerLu Am: 12.10.2010 07:22:02 Gelesen: 1364494# 561 @  
@ Postgeschichte [#559]

Grundsätzlich keine Spezialität der Rohrpost, sondern eher der allgemeinen Tagesstempel der Reichspost:

Der Stempel des Postamtes W9 (Potsdamer Bahnhof) mit dem Unterscheidungsbuchstaben b ist noch ein alter Brücke-Gitterstempel mit 12 Stundenangabe, die beiden anderen Stempel auf der Rückseite sind neuere Einkreisbrückenstempel mit 24 Stundenangabe. Die 24 Stundenangabe wurden allgemein ab 1927 eingeführt, und somit alle neueren Stempel auch damit ausgerüstet.

Der "* 9 b" BG-Stempels wurde lt. Büttner bis 1937 verwendet, der "* 9 a" EKB-Stempel wurde ab 1930 benutzt.

@ kauli [#560]

Möglich (und m.M. wahrscheinlicher) ist auch die Beförderung per Bahn (Ringbahn) vom Potsdamer-Bahnhof nach Lichterfelde, dort Zustellung per Eilboten.

Gruß

DerLu
 
Rainer HH Am: 02.11.2010 14:23:57 Gelesen: 1361995# 562 @  
Im Heuss-Thread habe ich diesen Beleg schon gezeigt, Sammlerfreund telosgraphein007 konnte ihn auch umfangreich beschreiben, vielen Dank dafür!

Zitat telosgraphein007: Derartig fehlgeleitete Belege zeigen, welche Stechuhrstempel in welchen Rohrpostämtern verwendet wurden, als die Minutenstempel allmählich aus dem Gebrauch gerieten. Dabei ist es bemerkesnwert, daß der Stempel, der Charlottenburg zuzuordnen ist, eine amerikanische Datumsgruppe (ergo: us-amerikanisches Stempelgerät) aufweist, während der von Berlin NW 40 eine deutsche Datumsgruppe zeigt. Solche Unterschiede gibt es schon seit den frühen L1-Rohrpoststempeln aus München, Dresden und Leipzig, d.h. seit etwa 1910. Um welche Ämter es sich gehandelt hat, die an der Beförderung dieses Briefes beteiligt waren, kann vergleichsweise einfach aus dem Rohrpost-Streckenplan rekonstruiert werden.

Zuständig für die Zustellung beim Landgericht am Tegeler Weg war die Eilzustellung des PA Berlin-Charlottenburg 2 (Goethestraße). Das die benannte Kammer des Landgerichts jedoch nicht im Zustellbereich des RPA Berlin-Charlottenburg 2 lag, wurde die Sendung über das RPA Berlin NW 21 nach NW 40 gefahren. Die Verbindung Charlottenburg 2 - NW 21 wurde am 1.12.1951 als Neubaustrecke eröffnet. Die Anbindung von NW 40 über NW 21 erfolgte am 29.9.1953, ebenfalls als Naubaustrecke, da NW 40 eigentlich von dem in Ostberlin gelegenen HTA über N6 bedient wurde, was jetzt aber durch die politische und administrative Teilung der Stadt nicht mehr möglich war.




 
cartaphilos Am: 11.12.2010 08:15:02 Gelesen: 1358126# 563 @  
Kleine Gabe zum 3. Advent

Seit einiger Zeit befindet sich in meiner Sammlung ein Rohrpostumschlag DR RU 3. Gelaufen ist er ab Berlin SO 33 Gewerbe-Ausstellung, dies alles am 12/8 1896, Stunden 9-10 vormittags. Wie üblich zeigt der Stempel neben der Uhrzeitgruppe zwei Sternchen.



Nichts Besonderes also, da dieser Stempel zu den häufigsten Berliner Sonderstempeln der Klassik oder Semiklassik gehört und der auch auf Rohrpostsendungen recht häufig anzutreffen ist. Gibt es bei ebay schon mal für 30 Euronen auf ansehnlichen Belegen. Daneben sitzt auf der Vorderseite ein roter Numeratorstempel mit der Einstellung 2909, dessen Bedeutung unbekannt ist und womit hier um Aufklärung gebeten wird.

Auf der Rückseite trägt der Beleg als Ankunftsstempel den Sonderstempel des Gewerbeausstellungspostamtes mit dem Unterscheidungsbuchstaben „b“. Wenn Schmugglers Fazit vom 6.7.2009 [# 373] Bestand hat, wonach bisher kein Stempel der Gewerbeausstellung 1896 mit dem Unterscheidungsbuchstaben „b“ vorgelegen hat, dann dürfte dies der erste sein.



Weshalb aber kommt ein weiterer Stempel des Gewerbeausstellung offensichtlich als Ak-Stempel überhaupt auf die Rückseite des Umschlags?

Die Adresse hilft uns hier weiter. Der Umschlag ist adressiert: „An den Kaiserl. Unterleutnant z. See […] / Herrn Heinrich Hagenmeyer / Kaiserschiff / Ausstellung, Berlin.“

Ganz offensichtlich ist dieser Umschlag auf dem Gelände der Gewerbeausstellung selbst befördert worden. Das „Kaiserschiff“ war ein vom Lloyd nach dem Muster eines Schiffes vom Festland aus in die Spree hinausgebautes Bauwerk, das ganz offensichtlich einen Restaurationsbetrieb beinhaltete. Es gibt Berichte von Zeitungsreportern, die davon schreiben, daß sie beim Kaffee im Kaiserschiff sitzen und das Ausstellungstreiben beobachten. Auf zeitgenössischen Übersichtsplänen der Gewerbeausstellung sehen wir ein Objekt, das in der Form eines Schiffsrumpfes von Land aus in die Spree hineinragt. Auf einigen Plänen steht daneben lediglich die Bezeichnung „Lloyd-Dampfer“, auf anderen hingegen ist das gleiche Bauwerk als „Kaiserschiff“ bezeichnet. Hier zunächst der Übersichtplan.



Im Norden, dort wo das Ausstellungsgelände von der Spree begrenzt wird, finden wir dann auch das "Kaiserschiff":



Ebenfalls finden wir auf den Plänen selbstverständlich den schemenhaften Grundriß des Ausstellungspostamtes, das ca. 500 m Luftline vom "Kaiserschiff" entfernt lag.



Auf welchem Wege der Rohrpostbrief nun von Postamt an den Adressaten auf dem Kaiserschiff gelangt ist, ist bisher unklar. Angesichts der Bemühungen der Ausstellungsleitung, die wichtigsten Verkehrs- und Transportmittel vorzuführen, ist auch an einen partiellen Transport mit der Ausstellungseisenbahn zu denken oder gab es etwa eine Ausstellungsrohrpost? Aber dies steht alles nur im Bereich des Konjunktivs, denn schon die Betrachtung der Streckenführung der Ausstellungseisenbahn legt nahe, daß ein Zustellgang zu Fuß vom Postamt zum "Kaiserschiff" effizienter gewesen wäre.

Bemerkenswert ist jedoch, daß der Stempel mit dem Unterscheidungsbuchstaben „b“ hier als Ankunftsstempel benutzt wurde und – wie es aussieht – also nicht am Schalter im Einsatz war, sondern an einem Stempeltisch, an dem aufgelieferte oder weiterzuleitende Post gestempelt wurde. Die andere Möglichkeit wäre, daß dieser Stempel an einem anderen Schalter in Einsatz war, der nicht für die Annahme von Rohrpostsendungen vorgesehen war. Üblicherweise war dies bei den früheren Postämtern immer der Schalter 1, bei größeren Ämtern abwechselnd Schalter 1 und 2.

Rohrpostsendungen mußten zur Dokumentation der Laufzeit immer sofort gestempelt werden, was bedeutet, daß in der Regel ein Abschlag des am Schalter eingesetzten Stempels auf den Sendungen angebracht sein worden dürfte. Dies würde auch erklären, weshalb die Sonderstempel mit den Unterscheidungs-Buchstaben auf Rohrpostbelegen wahrscheinlich nicht als Aufgabestempel vorkommen, es sei denn, ein Beleg sei einmal durchgerutscht und wäre nachträglich bei der weiteren Postbearbeitung entwertet worden.
 
cartaphilos Am: 11.12.2010 18:05:01 Gelesen: 1358022# 564 @  
Neues Früh-Datum für Stechuhrstempel vom HTA 1888

[#226]

Am 23.11. 2008 stellte Schmuggler einen höchst raren Stechuhrstempel vor, der beim HTA Verwendung fand: „Auf einen sehr unauffälligen Stempel möchte ich Dich in diesem Zusammenhang aufmerksam machen, welcher nach meiner zurückhaltenden Kenntnis kaum, wenig oder unbekannt ist, auch beim HTA eingesetzt und bisher nur aus dem November 1888 archiviert.“

Der damals abgebildete Beleg stammt vom 24. November 1888.



Jetzt ist ein weiterer aufgetaucht - recht preiswert bei ebay (#330500261598) – und diesmal vom 20. September 1888:



Dieser Stempelabdruck zeigt bereits ein Merkmal des Stempels, das sich im Novemberabdruck 1888 noch deutlicher ausprägt: Er dünnt hinsichtlich der Kraft und damit des Farbauftrages des Abschlages von oben her aus. Da der Stempel auf beiden Belegen einmal horizontal und einmal vertikal abgeschlagen ist, kann dies nicht am Inhalt der Sendung selbst liegen, sondern nur am Stempel, der hier - wie es scheint - ein mechanisches Problem offenbart. Könnte dies der Grund dafür sein, daß er so selten anzutreffen ist?

Meine Meinung: Es handelt sich bei den Stechuhr- oder Automatenstempeln der Berliner Rohrpost um vollwertige und natürlich auch sammelnswerte Stempel, die unsere gesamte Aufmerksamkeit verdienen, weil sie uns den Weg und die Behandlung einer Rohrpostsendung zu rekonstruieren helfen und die daher in keiner wissenschaftlich-historisch angelegten Rohrpostsammlung fehlen dürfen. Zudem: Erst mit diesen Stempeln wird eine Stempelsammlung Berlin komplett, was übrigens für die Rohrpoststempel anderer deutscher Städte ebenso gilt.
 
DerLu Am: 12.12.2010 11:19:50 Gelesen: 1357914# 565 @  
@ telosgraphein007 [#564]

Danke, dass du den Rohrpost-Thread wieder zum Leben erweckt hast.

Der "H.A."-Stempel des HTAs ist schon recht interessant und m.W. auch noch nie in der Literatur erwähnt worden, selbst Kalckhoff führt in seinem Artikel diesen Stempel nicht auf.

Ich kenne mittlerweile knapp fünf Belege mit diesen Stempeln: Alle entweder aus Ende September oder November 1888. Ich grübele schon etwas länger darüber nach, ob es nur ein Zufall ist und an der geringen Menge der bekannten Belege liegt, das es keine Belege aus Oktober gibt.

Interessant ist auch der Umstand, das auf Belegen mit einem zusätzlichen Rahmenstempel der H.A.-Stempel immer zuerst abgeschlagen wurde. Da ich mittlerweile davon ausgehe, dass die Rahmenstempel mit Uhrzeit eine Art Bestellstempel waren, müssten die "H.A."-Stempel also vorher im inneren Betrieb des HTAs angebracht worden sein (Ankunft ?). Der von dir gezeigte Brief ist ans HTA selber gerichtet wurde also durch internen Boten zugestellt und hat (nach meiner Theorie) demnach auch keinen Rahmenstempel erhalten.

Hier ein Beleg von mir:



Karte gelaufen am 29.09.1888 vom Telegraphenamt 2 ( Börse ) ans HTA. Dort wurden gleich drei Stempel abgeschlagen:
1) Rohrpoststempel mit Zeit "12 I N" ( 2x ),
2) "H.A."-Stempel um "12:25" und
3) Rahmenstempel um "12:35 N"

Bemerkenswert an diesem Abschlag des "H.A"-Stempels ist das Fehlen der Jahreszahl, obwohl der Stempel ja sauber und klar abgeschlagen ist, finden sich an der Stelle an dem bei den übrigen Abschlägen die Jahreszahl steht (ca. beim 'ST' von Rohrpost-Karte) noch nicht einmal Spuren der Jahreszahl.

Vielleicht haben ja auch andere noch Belege mit solchen Stempeln und können sie hier vorstellen, mich würde vor allem interessieren, ob es wirklich Belege aus Oktober 1888 gibt.

Gruß
DerLu
 
cartaphilos Am: 12.12.2010 12:58:17 Gelesen: 1357897# 566 @  
Vielleicht werden wir beide diesen Thread erst einmal mit unserem Gedankenaustausch wiederbeleben und wer weiß, kommen dann wieder andere hinzu, wenigstens die 'üblichen Verdächtigen'.

Du hast vollkommen recht mit deiner Beobachtung, daß der H.A.-Stempel zeitlich immer nach dem Rohrpost-Ak-Stempel abgeschlagen worden ist. Im Falle meines Briefes finden wir auf der Rückseite eine Abstempelung der H.T.A. mit der Uhrzeit 6 III N, also spätestens 18.45, wohingegen der H.A.-Stempel um N 6 47, also 18.47 abgeschlagen ist.



Damit haben wir also folgende zeitliche Reihung und die zuordenbare Funktion der Stempel:

1. Der schwarze Rundstempel H.T.A. wird bei Eintreffen der Sendungen nach Öffnen der Büchsen angebracht.
2. Der blaue Stechuhrstempel H.A. wird nach der Ankunft bei der Umarbeitung der Sendungen zur amtsinternen Weiterleitung (Zustellung im Hause oder Rohrpostbeförderung ins Zustellzimmer) angebracht.
3. Der schwarze Rahmenstempel ohne PA-Bezeichnung wird auf den Sendungen angebracht, die per Röhre amtsintern ins Zustellzimmer weitergeleitet wurden. Meines Erachtens wird der Stempel also angebracht, nachdem die im Zustellzimmer eingetroffene Büchse geöffnet und die Sendungen entnommen waren. Dann findet die Zuschreibung der Sendungen auf die Boten statt, die dann ggf. ihren Bestellstempel darauf anbringen.

Die Gegenprobe könnten Telegramme des HTA Berlin aus dieser Zeit liefern, und zwar solche, die per Röhre weitergeleitet wurden und solche, die im Zustellbezirk des HTA ihren Adressaten hatten. An beiden Varianten mangelt es mir allerdings.

Einen schönen 3. Advent noch


 
DerLu Am: 12.12.2010 19:13:48 Gelesen: 1357822# 567 @  
@ telosgraphein007 [#566]

Ich muß dich leider in einem Punkt korrigieren: "Im Falle meines Briefes finden wir auf der Rückseite eine Abstempelung der H.T.A. mit der Uhrzeit 6 III N, also spätestens 18.45, wohingegen der H.A.-Stempel um N 6 47, also 18.47 abgeschlagen ist."

'6 III N' bedeutete die Viertelstunde von 18:45 bis 18:59, der Rohrpoststempel ist also frühestens 18:45 abgeschlagen worden.

"Die Einteilung nach Viertelstunden ergibt sich aus dem Verkehrsplan der Rohrpost, nach welchem die Züge in Zwischenräumen von 15 Minuten fahren. Die erste Viertelstunde nach der vollen Stunde wird überhaupt nicht, die zweite durch den Abdruck der Zahl I usw. bezeichnet."
(Quelle: E. Landrath "Die Rohrpost-Anlage in Berlin und Charlottenburg", 1888, Berlin) siehe auch [#380].

Letztendlich ist die von dir angenommene Zeitabfolge dadurch natürlich nicht unmöglich geworden.

Meiner Meinung nach wurden die Kastenstempel mit Zeitangabe unmittelbar vor dem Botengang angebracht. Ich kenne einige Belege, die zwei oder drei solcher Stempel tragen - zusammen mit entsprechenden Notizen, warum ein vorangegangener Bestellgang nicht erfolgreich war.

Gruß
DerLu
 
cartaphilos Am: 12.12.2010 21:11:28 Gelesen: 1357801# 568 @  
@ derLu [# 565]

Recht so.

Natürlich verweist die römische Drei (III) auf die vierte Viertelstunde. Mein Fehler.

Ich denke, daß die Sendungen, die an die Zusteller rausgingen, aber natürlich auch die Sendungen, die als unzustellbar zurückkamen, teils auch noch im Amt adressenmäßig recherchiert werden mußten, auf dem Weg zur Zustellung erneut gestempelt wurden. Möglicherweise wurden sie sogar nach Rückkehr vom erfolglosen Zustellversuch gstempelt, um die Behandlung der Sendung lückenlos belegen zu können. Die Rohrppostbetriebsordnungen legen pingelig genau fest, was da vor allem buchhalterisch alles zu geschehen hat.

Vielleicht bringt ja der folgende Beleg aus dem Jahre 1887, der den Kastenstempel 3 x aufweist, mehr Aufklärung in die Geschichte (etwas kontrastreicher gescant, daher farblich nicht ganz korrekt):



Ich habe mir noch nicht die Zeit nehmen können, die Handschrift auf der Karte zu entziffern. Aber ich versuche es einmal:

Beide Adressen Manteufelstr. Nr. 24 nicht ermittelt
Im 49ten Polizeirevier nicht gemeldet Schulz 36 (d.h. wohl Zusteller N° 36)
Firmen werden hier nicht gemeldet
B. 23.7.1887
E.M.A. Gehrmann 7.20 (Uhr)

Es werden also Melderegister befragt, man geht zur Polizei etc. und bestätigt ganz zum Schluß unter genauer Minutenangabe, wann man was festgestellt hat.

Die nachfolgende, im gewisser Hinsicht noch viel verrücktere Karte, die - zwar keine Rohrpostkarte - doch nicht weniger als sechs mal nachgesandt wurde, habe ich schon in einem anderen Forumsbeitrag analysiert:



Was wir hier erkennen ist, wie die Karte unter Zuhilfenahme von Adressbüchern, Nachfragen bei der Polizei etc. an ihren Empfänger gebracht werden sollte. Im einzelnen folgendes:

Die Karte (P 33 II) ist ja relativ selten und mit über 100 Michel-Euro recht teuer (Druckdatum 894c, kein Wasserzeichen und keine erkennbaren Punktlücken), was schon einmal Freude macht. Aber der Postweg, den die Stempel ebenso wie die handschriftlichen Vermerke dokumentieren, und den ich hier einmal versuchsweise zu rekonstruieren wage, hat es in sich:

1. Station: Aufgegeben wurde die Karte am 10.07.1894 in Berlin N 37, 5-6 Uhr nachmittags
2. Station: Zustellversuch durch PA Berlin O 17 am 10.07.1894 zwischen 6.15 und 7.15 Uhr abends, dort unzustellbar. Vermerk: Nach Weberstraße 15 verz. Handzeichen 10/7.
3. Station: "O 17 Poliz Attest", d.h. offenbar Konsultation der polizeilichen Melderegister zur Bestätigung der Nachsendeanschrift
4. Station: Zustellversuch durch PA Berlin W 10 am 11.07.1894 zwischen 7.45 und 9.15 Uhr vormittags, dort unzustellbar. Vermerk: Nach Weberstraße 50 verzogen, Handzeichen 10/7.
5. Station: Zustellversuch durch PA Berlin O 17 am 11.07.1894 zwischen 11.00 und 12.15 vormittags, dort erneut unzustellbar
6. Station: Zustellversuch durch PA Berlin ### am 11.07.1894 zwischen 4.15 und ### nachmittags, dort unzustellbar
7. Station: Ermittlungsversuch durch PA Berlin N 37 am 12.07.1894 zwischen 7.00 und 8.30 vormittags (wohl zur Kontaktierung des Absenders: A. Heinz, Straßburger str. 22 I), nicht angetroffen
8. Station: Ermittlungsversuch durch Postbeamten Hübner am PA Berlin NO 18. Ergebnis: Polizeilich nicht gemeldet
9. Station: (Boten?)-Stempel P 2 vom 12.07.1894 2.00 bis 3.00 nachmittags (wohl Zurückbeförderung der Karte nach Berlin N 37)
10. Station: Ermittlungsversuch duch PA Berlin N 37 am 13.07.1894 zwischen 7.00 und 8.00 nachmittags/abends zur Kontaktierung des Absenders (Erfolg ?)
11: Vermerk: Adresse Weberstr. 50 mit Hilfe der ???? nicht zu ermitteln, Namenszeichen 24/8 (?)
12: Vermerk: Adresse ist in Weberstr. 15 ohne nähere Angaben ????? nicht zu ermitteln ???? 25/8 Namenszeichen

Mit einem Wort: Es wurde damals von der Post noch viel geboten für schlappe 5 Reichspfennig.

Einen schönen Abend noch
 
Jürgen Witkowski Am: 13.12.2010 11:11:06 Gelesen: 1357723# 569 @  
@ telosgraphein007 [#566]

Du rennst bei mir mit dem Thema Bestellstempel und Zeitdokumentation auf Rohrpostbelegen offenen Türen ein. Mit dieser Problematik befasse ich mich zusammen mit DerLu schon seit geraumer Zeit.

Beim HTA habe ich sechs unterschiedliche Haupttypen und nicht zu vergessen, handschriftliche Zeitvermerke mit Paraphe, für den Zeitraum zwischen 1883 und 1918 auf mittlerweile ca. 150 Belegen in meiner Registratur erfasst.


Beispiel aus 1885 mit handschriftlicher Zeiterfassung und Rechteckstempel

Beim TA2 Börse sind es 3 Haupttypen aus der Zeit zwischen 1881 und 1912 auf ca. 30 Belegen.

Für eine fundierte Aussage erscheint mir die Menge noch zu gering, auch wenn Kalckhoff, Duggan und Smart, um nur einige zu nennen, dem Anschein nach aus sehr viel weniger Stücken ihre Schlüsse gezogen haben. Zumindest Kalckhoff hatte noch den Vorteil, während dieser Epoche selbst dabei gewesen zu sein.

Schmuggler gebührt der Verdienst, das Thema mit seinem Buch wieder ins Bewusstsein gerückt zu haben.

Im Laufe der Woche will ich gerne ausführlicher dazu schreiben. Momentan fehlt es mir an freier Zeit dazu.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 14.12.2010 07:49:47 Gelesen: 1357640# 570 @  
@ Concordia CA [# 567]

Guten Morgen,

danke für die Zustimmung. Bin sehr gespannt auf die weiteren Ausführungen. Unterdes ist bei mir folgendes nette Teilchen in die Sammlung eingezogen:



Mir bereitet so ziemlich alles an dem Beleg Freude:

- vollfrankierter Rohrpostumschlag
- wer weiß, welche Spezialfarbe der Marken
- 3 x Stempel Berlin Abgeordnetenhaus
- 1 x RP Versuchsstempel Brücke-Gitter von Berlin SW 19
- 1 x Minuten-Eingangsstempel TA 2 Börse, Stempeltyp 2a nach Linden

Daß er einmal schlecht geöffnet war, sollte man verknusen können.

Einen schönen Tag noch
 
DerLu Am: 14.12.2010 08:57:14 Gelesen: 1357631# 571 @  
@ telosgraphein007 [#568]

Erst einmal meinen Respekt, dass du bei diesem Gewirr an Notizen und Stempeln den Überblick behalten hast. Es ist wirklich immer wieder erstaunlich, wie viel Mühe sich die Reichspost gemacht hat, die Sendungen zuzustellen.

Mich würde die Analyse der ersten von dir gezeigten Karte sehr interessieren, insbesondere ob sich die drei abgeschlagenen Rahmenstempel mit den Notizen der Zusteller korrelieren lassen. Dann wäre dies ein weiterer Hinweis darauf, dass diese Zeitstempel mit dem Zustellvorgang in Verbindung stehen. Der letzte Eintrag "E.M.A Gehrmann 7,20" ist dann wohl mit dem Zeitstempel '6:54N' verknüpft.

Gruß
DerLu
 
cartaphilos Am: 14.12.2010 10:26:08 Gelesen: 1357609# 572 @  
Guten Morgen DerLu,

danke für die Meldung. Ja, es war ein ordentliches Stück Arbeit, den gezeigten Beleg zu interpretieren.

Etwas zu schnell war ich hingegen bei der Karte mit den 3 Kastenstempeln vom H.T.A. Eigentlich wollte ich die nur zeigen, habe mich dann aber doch zu einer Lektüre der Texte hinreißen lassen und dabei übersehen, daß ganz links noch eine Inschrift mit Blaustift angebracht ist:



Also versuchen wir die Interpretation des Ganzen noch einmal, und zwar ausführlich.

Zunächst die Anschrift:

Schnieder & Götting
Wohlgeboren
Kronenstrasse
N° 47, Parterre
Geschäfts-Locale

1) Aufgegeben am 23/10. 1887 in Berlin W 30

2) Ankunft am 23/10. 1887 im H.T.A. 1 N.

3) Da die Kronenstraße im Zustellbereich des H.T.A. lag, Weiterleitung innerhalb des Amtes zur Zustellung.

4) Dort Kastenstempel 23/10 87 * 1 12 N.

5) Von hier der erste, erfolglose Zustellversuch in der Kronenstraße. Dann Anschriftenermittlung (vielleicht auch Mitteilung durch Hausbewohner), dann Dokumentation der Information und schließlich Abänderung der Adresse in Manteuffelstraße 24.

6) Adresse ist [nzuhet] Manteuffelstr 24 / BV [Betriebs- und Verkehrsdienst?] [kürzel]

7) Weiterleitung per Rohrpost an das zuständige PA SO 36 (die Manteuffelstraße liegt gleich ums Eck)

8) Dort RP-Ak-Stpl SO 36 23 X 87 2ii N. (also zwischen 14:30 und 14:44 Uhr)

9) Dort unzustellbar: "Beide Adressen Manteuf[f]elstr. N°. 24 nicht ermittelt"

10) Im 49ten Polizeirevier nicht gemeldet Schulz 36 [d.h. wohl Zusteller N° 36]

11) Zurück ans H.T.A. dort Ermittlungsstelle für unzustellbare Sendungen? (frz.: rébuts, engl.: dead letter box)

12) Kastenstempel 23/10 87 * 5 55 N. als Ankunftsstempel des H.T.A.

13) hausinterne Weiterleitung zur nächsten Bearbeitung/Ermittlung

14) Kastenstempel 23/10 87 * 6 34 N.

15) Firmen werden hier nicht gemeldet / B. 23.7.1887 / E.M.A. Gehrmann 7.20 (Uhr)

16) oben: 1/11 [1887?], wohl der Tag, an dem die Bemühungen um die Zustellung der Sendung definitiv aufgegeben wurden.

Es werden also Melderegister befragt, man geht zur Polizei etc. und bestätigt ganz zum Schluß unter genauer Minutenangabe, wann man was festgestellt hat. Die Reihenfolge der Handlungen 12 bis 15 ist ungewiß. Es scheint, als dokumentierten die beiden Abschläge des Kastenstempels um 5.55 N und 6.34 N jeweils verschiedene Schritte der Ermittlung/Bearbeitung und demgemäß die Einspeisung der Karte in die Hausrohrpost zu den verschiedenen Bearbeitungs-/Ermittlungsstellen.

Macht das Sinn?

fragt freundlich grüßend

telosgraphein007
 
DerLu Am: 17.12.2010 10:50:40 Gelesen: 1357218# 573 @  
@ telosgraphein007 [#572]

Vielen dank für deine Ausarbeitung. Ja grundsätzlich macht es Sinn so. Ich habe anhand des Scans auch mal versucht die Notizen zu entziffern, aber mit wenig Erfolg. :-(

Eine Anmerkung zu 6): Der Anfangsbuchstabe des Namenskürzel fängt m.M. nach mit einem R an. In Blau lese ich dann noch "Final", also keine weiteren Zustellversuche mehr. Frage ist ob die Karte letztendlich doch noch seinen Empfänger erreicht hat.

Eine eigene Ermittlungsstelle für unbestellbare Sendungen gab es m.W. so nicht. Nach meinen Kenntnissen wurde diese Arbeit von den Beamten des Zustellgeschäftes unter Mithilfe der Bestellboten ( die sich ja wahrscheinlich am Besten in ihrem Revier auskannten ) bzw. Nachschlagen von Adressverzeichnissen etc. übernommen. Erst wenn diese nicht weiter wussten und eine Rücksendung veranlassten wurde ggf. die zentrale (?) Rückbriefstelle beim Postamt C2 eingeschaltet.

Ich habe hier einmal die entsprechende Anordnung aus der "Nachtrags-Dienstanweisung, Sonderbestimmungen für den Ober-Postdirektionsbezirk Berlin" abgetippt. Es ist die Fassung von 1905 ( §74 ) bzw. 1909 (§73), aber ich gehe einmal davon aus, dass sich die Verfahren nicht allzu sehr geändert haben.

§74 Behandlung unbestellbarer Telegramme und Rohrpostsendungen ( zu §45 der PO )

1 Die Empfänger unanbringlicher Telegramme und Rohrpostsendungen sind mit Hilfe des Bestellgeschäftes und der Briefträger zu ermitteln. Das Verfahren ist folgendes:

Die Anschriften der unbestellbaren Sendungen sind sogleich nach der Rückgabe seitens der Boten, unbeschadet aller weiteren Ermittlungen, die der Rohrpoststelle geeignet erscheinen, von dem Beamten dieser Stelle in einem Merkbogen oder ein Merkbuch einzutragen. Der Merkbogen usw. ist dem Beamten des Bestellgeschäfts zu überweisen. Auf Grund der Eintragungen hat vor Antritt des nächsten Bestellganges in Anwesenheit der Briefträger ein Aufruf der ungenügenden Adressen stattzufinden. Ist in der Aufschrift Straße und Hausnummer angegeben, so ist auch auf die Eintragungen im Reviermerkbuche des betreffenden Briefträgers zurückzugehen. Der Beamte hat die etwa ermittelten näheren Angaben im Merkbogen zu vermerken und diesen an die Rohrpoststelle zurückzugeben. Ist der erste Aufruf erfolglos, so ist er mindestens einmal, und zwar am folgenden Tage vor Beginn des ersten Bestellganges, zu wiederholen. Ob dies noch öfter zu geschehen hat, unterliegt der Anordnung des Amtsvorstehers.

2. Die rechtzeitige Absendung von Unbestellbarkeitsmeldungen bei Telegrammen wird durch das vorstehend angeordnete Verfahren nicht berührt.


§73 Unbestellbarer Telegramme und Rohrpostsendungen. ( zu §45 der PO )
Zur Ermittlung der Empfänger unanbringlicher Telegramme und Rohrpostsendungen mit Hilfe des Bestellgeschäfts und der Briefträger (R.P.B.O. §6) durch Ausrufen usw. sind die Telegramme und Rohrpostsendungen selbst von der der Rohrpoststelle nicht zu entfernen; vielmehr ist im allgemeinen - auch im Verkehre derjenigen Rohrpostbestellämter - von der Eintragung in Merkbücher oder Merkbogen Gebrauch zu machen. Wo in kleineren Betrieben ein einfaches Verfahren Platz greifen kann, wird die Bestimmung hierüber dem Amtsvorsteher überlassen.


Gruß
DerLu
 
cartaphilos Am: 18.12.2010 10:21:21 Gelesen: 1357103# 574 @  
Danke DerLu,

für diese Ausführungen. Ich selbst habe es als Aushilfsbriefträger vor über 30 Jahren - oh nee: es sind schon fast 40 Jahre her - am PA Berlin-Spandau (also Berlin 20) erlebt, wie die 'Eilbullen', so nannte man die Telegramm- und Eilbriefzusteller neidisch wegen ihrer Motorräder, besseren Bezahlung und flexibleren Arbeitszeiten, an die Sortiertische kamen und nach Adressaten fragten, die ihnen nicht bekannt waren. Ebenso gab es, falls das Vorsprechen beim Stammzusteller eines Revieres nichts brachte, Ausrufe von nicht identifizierbaren Adressaten im Zustellsaal.

Könnte es sein, daß die Kastenstempel den pneumatischen Weg einer Sendung von der Eil- und Telegrammzustellung in den Zustellsaal dokumentierten?

Ich werde noch einige Belege mit Kastenstempel nachlegen und weiterphilosophieren.
 
Jürgen Zalaszewski Am: 18.12.2010 18:43:06 Gelesen: 1357046# 575 @  
@ All

Hallo, kenne mich leider mit der Rohrpost überhaupt nicht aus. Es scheint aber eine ziemlich spannende Sache zu sein, wenn man hier die Einträge mit liest. Ich glaube, ich werde ab jetzt auch mal ein Auge auf solche Belege werfen.

Ein Frage an die Schreiber, denn das ist mir bislang noch nicht klar geworden: Wenn von diesen rechteckigen Stempeln mit Zeitangabe gesprochen bzw. geschrieben wird, dann heißt er bei dem einen Rahmenstempel (DerLU [#565]), beim nächsten Rechteckstempel (Concordia [#569]) und beim anderen Kastenstempel (telosgraphein007 [#568] und andere Beiträge). Wie benennt man denn diese Art von Stempel korrekt?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Postgeschichte Am: 18.12.2010 19:28:27 Gelesen: 1357037# 576 @  
@ Stempelfuchs [#575]

Hallo Jürgen,

mit dieser Frage rennst Du bei mir offene Türen ein. Ich wünsche mir schon seit langem die Umsetzung von Standards in der Bezeichnung der Stempelformen. Da es diese schon gibt, müssen die Bezeichnungen nicht neu erfunden werden. Ein umfassendes Werk mit der Einführung in die stempelkundliche Terminologie hat Hans-Joachim Anderson herausgegeben, das als Heft Nr. 145 bei der Poststempelgilde erschienen ist. Die hierin erarbeiteten Definitionen und eindeutige Bezeichnungen der Poststempel mit ihren vielfältigen Formen sollten endlich in der gesamten Philatelie Einzug halten.

Der von Dir angesprochene Stempel wird von Dr. Anderson als Viereckstempel der Hauptform "Rechteckstempel" zugeordnet und sollte auch so bezeichnet werden. Vielleicht gelingt es in absehbarer Zukunft, daß wir in der Philatelie von einheitlichen Definitionen ausgehen und hier im Forum uns auf diese Bezeichnungen nach Dr. Anderson verständigen. Dann dürften einige Mißverständnisse aus dem Weg geräumt werden, bzw. nicht erst entstehen.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 19.12.2010 22:31:16 Gelesen: 1356898# 577 @  
Gut, folgen wir Andersons Nomenklatur, sagen wir Rechteckstempel.

Wichtig ist nun, daß diese Stempel als vollwertige Rohrpoststempel betrachtet werden, was durch die Arbeit von Rainer Linden ja vorbereitet, nur noch nicht ins Bewußtsein der Masse der Rohrpostsammler gerückt ist.

Zum Rechteckstenpel der HTA 1 ist zu sagen, daß durch den langen Gebrauch und den kontinuierlichen mechanischen Antrieb offensichtlich einzelne Ziffernräder in ihrer Funktionsweise eingeschränkt wurden und ersetzt werden mußten. Dadurch bildet der Ausgefertigt-Stempel HTA 1 (Linden 1a) im Laufe seiner Verwendungszeit ein buntes Bild an Veränderungen, die hier einmal unter Zuhilfenahme der Stücke aus eigener Sammlung sowie verfügbarer Abbildungen dargestellt werden.
Dabei gelten folgende Abkürzungen, um die Beschreibung übersichtlich zu halten:

a = antiqua (jede Form von Schrift mit Serifen unabhängig von der Gestaltung des Schriftkörpers)
g = grotesk

D = Tag
M = Monat
J = Jahr

H = hora (lat = stunde)
M = minuten

V/N = vormittags oder nachmittags

Sternchen / Asteriske werden noch nicht unterschieden, obgleich es Unterschiede gibt, die in den meisten Fällen jedoch nur sehr schwer zu erkennen sind.

In einzelnen Fällen sind die Ziffern so gestaktet, daß eien Zuordnung zu A oder g nicht so eindfach möglich ist, ohne den gesamten Ziffernsatz zu kennen. IN diese Fällen habe ich ein ? gesetzt. Waren Ziffern unleserlich habe ich anstelle der Ziuffer ebenfalls ein ? gesetzt.

also T:a bedeutet, daß die Tagesziffer in antiqua gesetzt ist und M:g bedeutet, daß die Minutenziffern in grotesk gesetzt sind.

Und nun soll's beginnen:



8/6. 84 * 3.38 N. [D:g / M:g / J:ga * H:g / M:gg / V/N:a]



13/6. 84 * 12.45 N. [D:gg / M:g / J:ga * H:aa / M:aa / V/N:a]



18/8. 86 * 7.26 V. [D:gg / M:g / J:gg * H:a / M:aa / V/N:a]



3/9. 86 * 10.47 V. [D:g / M:g / J:gg * H:aa / M:aa / V/N:a]



22/11. 86 * 3. 9 N. [D:gg / M:gg / J:gg * H:a / M:a / V/N:a]



6/12. 86 * 10.30 V. [D:g / M:gg / J:gg * H:aa / M:aa / V/N:a]



9/2. 87 * 3.59 N. [D:g / M:g / J:aa * H:g / M:gg / V/N:a]



21/3. 87 * 1.33 N. [D:gg / M:a / J:aa * H:g / M:aa / V/N:a]



14/4. 87 * 4.24 N. [D:gg / M:g / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



23/10. 87 * 1.12 N. [D:gg / M:gg / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]
23/10. 87 * 5.55 N. [D:gg / M:gg / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]
23/10. 87 * 6.34 N. [D:gg / M:gg / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



4/4. 88 * 2.15 N. [D:g / M:g / J:aa? * H:a / M:aa / V/N:a]



24/11. 88 * 6.52 N. [D:gg / M:gg / J:aa * H:g / M:ga / V/N:a kopfstehend]



25/9. 89 * 7.50 N. [D:ga / M:g / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



6/10. 89 * 2.42 N. [D:g / M:gg / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



29/1. 90 * 2.47 N. [D:gg / M:g / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



15/10. 90 * 2.47 N. [D:gg / M:g / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



10/11. 90 * 10.15 V. [D:gg / M:gg / J:gg * H:aa / M:aa / V/N:a]



5/12. 90 * 2.31 N. [D:gg / M:gg / J:aa * H:a / M:aa / V/N:a]



27/2. 91 * 4.38 N. [D:gg / M:g / J: ?a * H:a / M:aa / V/N:a]



28/3. 91 * 10.36 V. [D:gg / M:g / J:gg * H:aa / M:aa / V/N:a]



21/4. 91 * 3.21 N. [D:gg / M:g / J:g * H:a / M:aa / V/N:a]

An solchen Stempelserien kann man sehr schön erkennen, in welchen Phasen es zu Umstellungen aufgrund von Verschleiß, Reparatur und Austausch einzelner Stempelteile gekommen ist. Wie es aussieht, handelt es sich nicht um verschiedene Stempeltypen, sondern um den gleichen Stempel in verschiedenen Abnutzungs- und Reparaturzuständen, wobei einzelne Phasen sehr selten belegt sein können.

Weitere Abbildungen dieses Stempels ausdrücklich erwünscht.
 
DerLu Am: 21.12.2010 11:01:50 Gelesen: 1356719# 578 @  
@ telosgraphein007 [#577]

Zuerst Asche über mein Haupt, ich werde versuchen mich in Zukunft enger an die Anderson Bezeichnungen zu halten.

telosgraphein007: Vielen Dank für die ausführlichen Belege mit Rechteckstempel. Hier ist noch viel Ordnungsarbeit zu erledigen. Hauptfrage für mich: Gab es nur einen Stempel, dessen Typen öfters gewechselt wurden oder wurden mehrere Stempel parallel/nacheinander benutzt. Letzter Möglichkeit wird von mir favorisiert. Hier müsste man aber noch eine große Menge Stempel nach Gebrauchszeiten ordnen. Hierbei sollte m.M. nach auch die Größe des Stempels berücksichtigt werden.

Ich kann zumindestens einen Beleg aus 1885 mit Rechteckstempel liefern :



23/6.85 * 9. 9 V. [D:gg / M:g . /J:aa * H:g / M:a / V/N: a]

Wenn ich die verschiedenen Zeitangaben auf den Belegen vergleiche so scheint der Rohrpoststempel immer als erstes und der Rechteckstempel immer als letztes abgeschlagen worden zu sein. Der Abschlag des 1890/91 verwendeten Zweizeilers ('1890 H.T.A.') bzw. die handschriftlichen Notierungen erfolgten immer zwischen diesen beiden Zeitangaben.

Das gleiche wiederholt sich beim HTA dann in späteren Jahren mit dem Zweizeiler 'Ausgefertigt / Datum Uhrzeit'

@ telosgraphein007: Ich habe gerade an die philaseiten-Adresse eine Mail gesendet, kannst du mal nachschauen, ob sie angekommen ist.

Gruß
DerLu
 
Totalo-Flauti Am: 21.12.2010 11:21:36 Gelesen: 1356714# 579 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich habe bei ebay einen Rohrpost-Beleg(?) gefunden und leider nicht bekommen, da ich den Wert anscheinend vollkommen unterbewertet hatte. Es handelt sich um einen Express-Brief aus Holland nach Leipzig. Der anscheinend in Leipzig per Rohrpost befördert werden sollte. Durch eine "Rohrpoststörung" (siehe Vorderseite) hat der Brief wohl eine andere Bearbeitung erfahren. Wo kann man denn etwas über ein Leipziger Rohrpostsystem in der Literatur finden? Kennt jemand einige Eckdaten und Stempel zur Leipziger Rohrpost? Ist der zweite Leipziger Stempel LEIPZIG T.A.ABF. der für die Rohrpost verwendete Stempel? Ich habe den leider auch ramponierten Beleg als Anlage angehängt. Der Brief wurde übrigens für stolze 77,00 Euro zugeschlagen.

Liebe Grüße Totalo-Flauti



 
Hermes65 Am: 21.12.2010 12:31:58 Gelesen: 1356698# 580 @  
Bei diesen Belegen scheint es nur um einen ideellen Wert zu gehen (Motto: "Was bist du bereit dafür anzulegen?"). Selbst einfachere Belege mit einem Katalog-Wert von ca. 4 Euro gingen zu 17 Euro weg.
 
DerLu Am: 23.12.2010 10:57:41 Gelesen: 1356444# 581 @  
@ Totalo-Flauti [#579]

Hier einige wenige Eckdaten der Leipziger Stadt-Rohrpost:

Inbetriebnahme Mai 1912, bestehend aus zwei Linien mit je knapp 1,2 km Länge. Beide Linien führten von der Hauptpost (Augustaplatz) bis zum Hauptbahnhofs-Vorplatz dort verzweigte eine Linie zum Hauptbahnhof ( PA 17 ) und die zweite zur Börse ( PA 9 ). Betrieben wurde das System im Radial-Pendelbetrieb.

An Stempeln sind mir nur ein Einzeiler mit Datum/ Uhrzeit bekannt, und eben dieser Nebenstempel "Rohrpoststörung". Letzterer diente wohl als "Entschuldigung" wenn Eilbriefe verzögert zugestellt wurden, da sie nicht per Rohrpost umgehend vom Hauptbahnhof zum Hauptpostamt befördert werden konnten.

Viele Grüße
DerLu
 
Totalo-Flauti Am: 23.12.2010 11:54:55 Gelesen: 1356432# 582 @  
Hallo DerLu,

vielen Dank für Deine Hilfe. Hast Du von dem Einzeiler einen Stempelabschlag zum zeigen? Es würde mich schon interessieren wie der aussieht. Ich hab mal in meiner Kiste gekramt und diesen Eilbrief aus Antwerpen mit dem Stempel LEIPZIG T.A.ABF. von 1938. Auf der Adressseite ist nur ein Datumsstempel. könnte es sich hierbei um einen Leipziger Rohrpostbeleg handeln?

Liebe Grüße

Totalo-Flauti
 
cartaphilos Am: 23.12.2010 12:04:17 Gelesen: 1356431# 583 @  
[#577]

@ Totalo Flauto

Guten Morgen,

einer von uns 'üblichen Verdächtigen' muß es ja gewesen sein, der den Leipziger Stempel "Rohrspoststörung" bei ebay gewonnen hat: Ich gestehe, ich war's, und da ich nicht wie andere, die hier auch nicht auftreten, mein Wissen als eine Geheimbotschaft handele, packe ich auch gleich einen Superscan des Stempels hier ins Forum:



[#578]

@ Hermes65

Vollkommen recht: Was für ein grauenhafter Lappen lag da heute früh in meinem Briefkasten, vom Versteigerer - als sei es des Bösen nicht zuviel - auch noch einmal entlang des Mittelbruchs gefaltet, damit das Stück in einen Normalumschlag paßt. (:-o)

Was soll man zu dem Preis sagen? Ich habe schon einige Stücke der Leiziger Rohrpost, aber den Störungsstempel noch niemals gesehen, und das nach 35 Jahren Rohrpost. Darf man dann auch für einen Mistlappen mit diesem Stempel drauf 77 Euronen abdrücken? ich glaube, man darf. Ich mache da eine Mischkalkulation:

"Rohrpoststörung" München 1953, also gleich nach Eröffnung der Rohrpost für das Publikum, im Sofortkauf bei ebay vor 2 Jahren 5 Euro:



"wegen Rohrpoststörung verzögert" innerbetrieblicher Stempel der Nürnberger Rohrpost auf einem Telegramm von München nach Nürnberg anno 1958 bei ebay vor 2 Jahren in einem Telegrammkonvolut für insgesamt 8 Euro:



und hier der Stempel in Großaufnahme:



Die Gegenprobe kommt durch Telegramme zustande, die zur gleichen Zeit ebenfalls in Nürnberg befördert wurden und die an der Stelle, wo nach allen bekannten Rohrpostbetriebsordnungen der rote Leitvermerk hingehört. Hier finden wir einen roten Stechuhrstempel im Format L1:



Rechnen wir also die anderen Telegramme des Nürnberger Konvoluts - die alle per Rohrpost Nürnberg gelaufen sind - als Beigabe und nur für das Telegramm mit dem Störungsstempel 8 Euronen, so kommen wir auf genau 90 € plus geschätzte 6 € Porto, macht 32 € pro Beleg. Ist das zuviel?

Leider funktionierte die Rohrpost in Deutschland insgesamt viel zu zuverlässig, als daß wir die Störungsstempel in so ausreichenden Mengen zur Verfügung hätten und wir sie für weniger Geld kaufen könnten.

Wer weiß noch mehr über die Leipziger Rohrpost? und erst recht über die Nürnberger? oder die Stuttgarter? oder die Bonner? oder die Düsseldorfer, Mainzer, Dortmunder, Dresdener, Hamburger, Frankfurter, Bielefelder, Hagener? Das Problem ist, daß wir ja kaum etwas über die Münchener Rohrpost wissen, und das ist neben der Berliner noch die berühmteste und teuerste.
 
Totalo-Flauti Am: 23.12.2010 14:22:38 Gelesen: 1356416# 584 @  
Hallo Sammlerfreunde,

irgendwie ist mein Beleg, um den es mir ging, nicht bei meinem letzten Beitrag gewesen. Also nochmal. Könnt Ihr mir sagen, ob der Eil-Brief aus Antwerpen die Leipziger Rohrpostanlage von Innen gesehen hat? Auf der Rückseite ist wiederum der Stemepl LEIPZIG T.A.ABF. abgeschlagen. Vielen Dank für Eure Hilfe.




@ telosgraphein007

Dann kann man davon ausgehen, dass es selten eine "Rohrpoststörung" in Leipzig gab und der Abschlag des Einzeilers nicht allzu häufig notwendig war. Dann beglückwünsche ich Dich natürlich zu diesem Stempelabschlag.

Mit lieben Grüßen

Totalo-Flauti
 
DerLu Am: 23.12.2010 14:55:44 Gelesen: 1356410# 585 @  
@ Totalo-Flauti [#582]

Ich habe selber keinen Beleg aus Leipzig, habe diese Stempel aber schon einige Male bei anderen Sammlern gesehen. Du kannst dir bei Wikipedia einen Brief mit einem solchen Stechuhrstempel aus Leipzig ansehen.

Gruß und allen ein Frohes Weihnachtsfest!

DerLu
 
Hermes65 Am: 23.12.2010 15:57:41 Gelesen: 1356401# 586 @  
Tolle Belege habt ihr da, aber ich bin nur ein Rohrpostwaisenknabe, mein Lernen im Bezug aus Rohrpostbelege geht aber immer weiter: Minutenstempel beachten, weil nicht immer Rohrpost draufsteht! Es gab auch welche in L, N, DD usw.
 
cartaphilos Am: 25.12.2010 19:37:05 Gelesen: 1356151# 587 @  
[#582]



Hallo Totalo_Flauti,

schöne Weihnachten noch.

Ich denke, daß es nicht zu entscheiden ist, ob Dein Beleg durch die Rohrpost befördert wurde. Dafür spricht, daß er per Bahnpost ankam, und zwar dort, wo es einen Rohrpostanschluß zum Haupttelegraphenamt Leipzig, seit 1923 in Leipzig Mitte, gab.

Egentlich sollte der Beleg vorderseitig einen L1 der Leipziger Rohrpost aufweisen, wie etwa bei folgendem Beispiel:



Auf der Rückseite finden wir dann den Stempel des TA Leipzig:



Zur gleichen Zeit wurde am Postamt Leipzig C2 auch ein Minutenstempel verwendet, der abgeschlagen wurde auf Luftpostsendungen nach Leipzig:




Es gibt den Stempel Leipzig C2 auch als Handrollstempel mit Minuteneinstellung, was nicht wirklich häufig ist:



Sowie auf Luftpostsendungen ab Leipzig:




Bemerkenswerterweise wurde der auch eingesetzt, wenn Sendungen der Devisenkontrolle, also auch der Zensur vorgelegt wurden. Nach der Zensur mußte es ja besonders schnell gehen:




Man braucht erst einmal einen Überblick, wann wo welche Ämter lagen und mit welchen Aufgaben bei der Zustellung sie betraut waren. Besonders wichtig sind im Zusammenhang mit der Rohrpost offensichtlich Leipzig HTA, Leipzig C1, Leipzig C2 und Leipzig 13. Ich werde, weil das Thema gerade interessiert, noch mehr zur Leipziger Rohrpost auspacken, weiß aber noch nicht, wohin das führen wird. Vielleicht hilft DerLu mit seinen Kenntnissen über die zeitlichen Stationen der Entwicklung und des Ausbaus der Leipziger Rohrpost weiter?
 
Jürgen Witkowski Am: 26.12.2010 18:05:24 Gelesen: 1355962# 588 @  
@ telosgraphein007 [#577]

Tolle Aufstellung, bei der Du schon sehr stark ins Detail gehst. Ich will etwas vorher ansetzen und einmal die unterschiedlichen Stempeltypen des HTA vorstellen, die als Ausgefertigt-Stempel angesprochen werden können.

Wenn ich mir die hier im Thema im Laufe der Zeit vorgestellten Ausgefertigt-Stempel vom HTA so recht betrachte, muss ich meine Aussage von den 5 Haupttypen auf 6 Haupttypen erweitern. Ich will sie in der Reihenfolge ihrer Erstverwendung vorstellen. FD bedeutet frühestes mir bekanntes Verwendungsdatum, LD bedeutet letztes mir bekanntes Verwendungsdatum. Die etwas unterschiedlichen Größen sind dadurch bedingt, dass ich nicht alle Belege im Original vorliegen habe.


Typ 1 - Rechteckstempel, einzeilig, FD 03.03.1883, LD 21.05.1891


Typ 2 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD 20.09.1888, LD 24.11.1888


Typ 3 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD 13.08.1890, LD 30.07.1891 (Späterer Nachweis nur am 27.12.1912)


Typ 4 - Zeilenstempel, einzeilig, FD 27.07.1891, LD 18.01.1902


Typ 5 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD 20.09.1892, LD 10.06.1918


Typ 6 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD+LD 02.04.1913


Handschriftlicher Zeitvermerk mit Paraphe, FD 04.04.1883, LD 22.05.1901

Zwischen 1883 und Ende 1900 gibt es in der Regel eine doppelte Zeitdokumentation, entweder mit zwei Ausgefertigt-Stempeln oder einem Ausgefertigt-Stempel und einem handschriftlichen Zeitvermerk. Danach habe ich nur noch Belege mit einem Ausgefertigt-Stempel vorliegen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 26.12.2010 20:48:49 Gelesen: 1355927# 589 @  
Danke Jürgen.

Ein wichtiger und richtiger Schritt bei der Systematisierung der Ausgefertigt-Stempel. Zudem gleich noch eine Ergänzung zu Typ 6 mit neuem Spätdatum vom 26. oder 28. April 1916 und, wenn ich es recht sehe, der zweite Beleg überhaupt mit diesem Stempel (und was für ein Beleg! Ein mit Bleistift kaum leserlich geschriebener, vergilbter Lappen, der 'fachmännisch' aus einer Personalakte mit reichlich Materialverlust auf der Rückseite herausgerissen wurde):




Beste Grüße
telosgraphein007
 
Jürgen Witkowski Am: 28.12.2010 16:33:49 Gelesen: 1355768# 590 @  
@ telosgraphein007 [#589]

Manchmal ist es doch wundersam, wie sich Dinge entwickeln. Erst kriegt man den Typ 6 so gut wie nie zu sehen, nun habe ich nach Deinem Spätdatum noch drei weitere Meldungen bekommen, die zwischen den beiden bisher bekannten Daten liegen. Sie stammen vom 06.09.1913, 25.02.1914 und 02.06.1914.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 03.01.2011 00:03:12 Gelesen: 1354995# 591 @  
@ Schmuggler [#246]

Und sowieso alle anderen auch:

Zuerst einmal allen ein schönes neues Jahr !



Mit genau den Funden von Rohrpostbelegen, von denen wir immer schon geträumt haben.

Wie wär's mit einer eingeschriebenen Rohrpost-Drucksache in München zum 4 + 15 + 40 = 59-Pfenning-Tarif bis zum 1.7.1954?

Oder das gleiche etwas später mit Rohrpost zum Flughafen aus Berlin zu 82 Pfenning?

Na ja, träumen wir weiter.

Nun aber Ernst komm her.

Schmuggler hat vor etlicher Zeit auf den Umstand hingewiesen, daß Rohrpostsendungen in Berlin seit ca. 1910 auch per Straßenbahn oder S-Bahn befördert werden konnten. Anbei nun ein Beleg, der am 6. November 1920 vom Haupttelegraphenamt per Straßenbahn nach Berlin-Neukölln befördert werden sollte. Zunächst die Vorderseite:



Das Telegramm wurde frühmorgens am 6. November 1920 in Bonn aufgegeben und über die Siemensleitung (von der Reichsppost gemietet) von Köln aus ans das HTA weitergeleitet. Um 8.50 Uhr fand die Ausfertigung im HTA durch Aufkleben der Tickerstreifen statt, doch keinen Rohrpoststempel des HTA finden wir hier, allerdings die mit Rötel handschriftlich angebrachte Rohrpost-Leitungsvorschrift "Nk", also Neukölln. Oben rechts ist dann der Rohrpoststempel von Neukölln, Stunde 11 Uhr abgeschlagen. Doch es ist vollkommen unklar, wie das Telegramm nach Neukölln gelangt ist, denn auf der Rückseite finden wir den Stempel:



" Wegen Einstellung des Straße[n-]
bahnverkehrs verzögert.
"

Einen derartigen Stempel meint offensichtlich auch Schmuggler, wenn er von Stempeln wegen "Verzögerung durch Straßenbahnbeförderung" schreibt. Können wir die Anbringung des Stempels auf der Rückseite so erklären, daß Rohrpostsendungen vom HTA üblicherweise auch mit der Straßenbahn befördert wurden und im Fall, daß die Straßenbahn versagte, ein entsprechender Verzögerungsvermerk auf der Rückseite angebracht wurde? Oder hat man im HTA, nachdem klar wurde, daß eine Beförderung mit der Rohrpost nicht möglich sein würde, auf den Abschlag des Rohrpoststempels verzichtet? und wie ist das Telegramm dann nach Neukölln geklangt? und vor allem: wo ist der Stempel angebracht worden, denn alle Logik spricht dafür, daß man diesen Stempel in Neukölln vorrätig hielt. Wir wissen darüber nicht viel, doch offensichtlich bedeutet die Ausfertigung des Telegramms im HTA um 8.50 Uhr und die Ankunft in Neukölln um 11 Uhr eine so große Zeitdifferenz, daß wir nicht mit einer normalen Beförderung rechnen können und folglich auch der Hinweis auf die Verzögerung angebracht werden mußte.

Nun bringt uns jedoch die Geschichte etwas von dem Hintergrund dieses Belegs und damit auch dem Verständnis näher: Am 6. November 1920 fand in Berlin ein Generalstreik der Arbeiter der Elektrizitätswerke statt, was zu einem weitgehenden Ausfall der mit Elektrizität betriebenen Transportmittel führte. In jedem Fall dürfte dazu auch die Straßenbahn gehört haben. Was es mit der Rohrpost an diesem Tag auf sich hatte, ist nicht bekannt, und ebensowenig ist bekannt, ob hier eventuell Ersatzgeneratoren zur Stromerzeugung eingesetzt wurden. In jedem Fall ging es an dem Tag drunter und drüber und die Post hat durch diesen interessanten Stempel eine Spur von den Folgen des allgemeinen gesellschaftlichen Geschehens auf diesem Beleg hinterlassen.

Es drängt sich hier eine Frage auf, die sich gleichfalls bei der Betrachtung der Verhältnisse in Hamburg und in München stellt: Wo hört die Rohrpostbeförderung auf und wo beginnt die Straßenbahnbeförderung? Wir wissen beispielsweise, daß in Hamburg Straßenbahnlinien zur Eilpost- und Telegrammbeförderung vom Postpavillon aus nach Wandsbeck ebenso unterwegs waren wie parallel dazu eine Rohrpostlinie betrieben wurde. Was kam also in den Postsack und was kam in die Röhre? Und welcher Stempel wurde beim Eingangspostamt auf der Sendung abgeschlagen? Und wenn der gleiche Stempel abgeschlagen wurde, was in Hamburg bei einzelnen Ämtern der Fall gewesen zu sein scheint, wie kann man dann Rohrpost- und Straßenbahnpostsendungen noch voneinander unterscheiden? Das gleiche gilt für den Anschluß Neuköllns an das HTA Berlin.

Fragen, Fragen, Fragen, die mit jedem ungewöhnlichen Beleg mehr werden.

Mit den besten Grüßen

telosgraphein007
 
AhdenAirport Am: 08.01.2011 16:54:03 Gelesen: 1354256# 592 @  
@ telosgraphein007 [#577]

Absolut beindruckende Darstellung des Rechteckstempels des HTA! Mir ist allerdings aufgefallen, dass zwei Belege falsch datiert und einsortiert sind:

Der sechste Beleg, von Dir datiert auf den 6.12.86, stammt aus 1885, ist aber trotzdem nach meinen Unterlagen ein neues Spätdatum des Zugstempels "R1 S".

Der elfte Beleg, von Dir datiert auf den 4.4.88, stammt aus 1883.

Das Original der an zweiter Stelle abgebildeten Karte steckt übrigens in meiner Sammlung, oder gibt es einen Klon? :-)

Grüße aus Berlin,
joey
 
cartaphilos Am: 08.01.2011 22:40:20 Gelesen: 1354180# 593 @  
Hallo Joey,

danke für die Korrekturen. Irgendwann sieht man einfach den Baum vor lauter Wäldern nicht mehr.

Ich werde das Ganze demnächst noch einmal neu fassen, denn es liegen mir inzwischen noch weitere Belege mit dem Rechteckstempel des HTA vor, auch solche, die sich noch in irgendwelchen Kisten bei mir herumgetrieben haben. Nicht aber die besagte N° 2 meiner Aufstellung, die bei mir nur ein virtuelles Dasein auf der Festplatte fristet, während sie in Deinen Kisten sich wohl munter mit anderen Rohrpostbelegen verstecken kann.

Du bist übrigens frei, jederzeit alle Abbildungen von Stücken aus meiner Sammlung zu jedem philatelistischen Zweck zu benutzen: Was ich ins Netz stelle, ist für jedermann, denn ich mache - im Gegensatz zu anderen, die sich als Spezialisten andienen und Informationsfluß immer nur als Einbahnstraße in die eigene Richtung verstehen, diese Leute spielen in diesem Forum aber glücklicherweise keine Rolle - keine Geheimnisse aus meinem Wissen.

Ansonsten heute einmal etwas nettes aus München: Eine Ortskarte per Eilboten, war 3 Rpf billiger als die Rohrpostkarte, aber ging genauso flott durch die bajuwarische Röhre:



Angenommen am 24. Juni 1924 in München 1 B.P. (Bahnpost? Briefpost?) vielleicht am Hauptbahnhof oder aber weiter östlich in der Residenzstraße, weitergeleitet in Richtung Westen nach München 2 B.Z. (Brief-Zentrum) in der Hopfenstraße. Dort gstempelt mit dem ovalen Brücke-Gitter-Stempel "München 2 b B.Z." (zur Unterscheidung von München 2 B.S. = Bayerstraße). Der Numerator im Stempel zeigt Stellung 629, was eher der Zahl der eingegangen Eilsendungen und Telegramme bis zur Stunde 10-11 V entspricht als einer Rohrpost-Fahrt Nr. 629. Eine Fahrt Richtung Osten mit der von 1910 bis 1988 in Betrieb befindlichen unterirdischen Post-U-Bahn für den Brieftransport, die es in München zwischen Hauptbahnhuf und München 2 B.Z. gab, zurück bis Hauptbahnhof kommt nicht in Frage, denn Rohrpostsendungen von München 2 B.Z. wurden über das Münchener HTA Richtung Osten gesendet. Zur Illustration dieses Sachverhalts nachfolgende Fern-Rp-Lp-Eilbarte aus Berlin nach München, die von München 2 B.Z. wahrscheinlich per Rohrpost ans HTA München zur Zustellung in der Landwehrstraße 18 (im Hause des Deutschen Theaters, wohl schon damals ein Hotel) zugeleitet wurde:



Hier ist nun interessant, daß der Numerator im ovalen Stempel die Sendungen in München 2 B.Z. erfaßt (bis Stunde 14 insgesamt 6755), währen der einzeilige Numerator der des TA München sein dürfte und nun schon die Ziffer 11002 zeigt, was in einjer Großstadt wie München alleine schon aufgrund des Telegrammaufkommens als plausibel erscheint.

Zurück zur 33-Pf-Orts-Eilkarte: Nach Abfertigung in München 2 B.Z. ging es weiter per Rohrpost in Richtung Osten über HTA München, München 6, München 1, München 26, München 11, München 30 nach München 8 in der Orléansstraße 7, wo der blaue L1 "8 24 Jun 24 V 11 08" abgeschlagen wurde und dann der Transport in die benachbarte Grillparzerstr. 53 erfolgte.

Da gibt es nur noch eine Bemerkung: Während die 36-Pf-Rohrpostkarten aus Berlin und München zur Weimarer Zeit mit gutem Willen und etwas Glück zu finden sind, habe ich bislang in etlichen Jährchen eine tatsächlich per Rohrpost beförderte Orts-Eilkarte im 33-Rpf-Tarif weder aus Berlin noch aus München zu Gesicht bekommen.

Und noch eine: Es scheint so zu sein, als sei der ovale Stempel von München 2 B.Z. ein mit einem Numerator kombinierter Tagesstempel. Erst wenn sich einer der Münchener Rohrpoststempel auf der Sendung befindet, können wir von einer Rohrpostsendung sprechen, der ovale Stempel von München 2 B.Z, reicht als Beleg nicht aus. Was aber mit der gezeigten Eilkarte aus Berlin? Hat nach Zuführung der Karte über den Münchener Flughafen nach München 2 B.Z. die Beförderung zwischen München 2 B.Z. und dem für die Zustellung zuständigen Telegraphenamt München per Rohrpost stattgefunden? Hier spricht alles dafür. Wer weiß mehr?
 
cartaphilos Am: 09.01.2011 22:28:30 Gelesen: 1353971# 594 @  
Und noch ein wenig weitergedacht zur Rohrpost München:

Zeitgleich mit dem ovalen Stempel von München 2 BZ ist auch der der blaue L1 von München 2 BZ im Einsatz, der seit ca. 1914 charakteristisch für Münchener Rohrpostsendungen ist - auch zur der Zeit, als die Rohrpost nur im internen Betrieb genutzt wurde. Hier ein Luftpost-Eilbotenbrief von München 13 nach Berlin-Charlottenburg:



Auf der Rückseite ist der Rohrpoststempel von München 13 abgeschlagen und der entsprechende Stempel von München 2 BZ:



Letzterer dokumentiert die Ankunft in München 2BZ, nicht aber die Weiterbeförderung zum Flughafen, denn der geplante Rohrpostanschluß zum Flughafen kam nie zustande.

Unterdes fungierte der ovale Stempel von München 2 BZ auch als Rohrpoststempel, wie auf diesem Eilbrief aus Neureut über Karlsruhe (Baden) zu sehen. Zunächst die Vorderseite:



Und nun die Rückseite:



Neben dem ovalen Stempel von München 2BZ erkennen wir den Handrollstempel des TA München, Stunde 9 sowie den Rohrpoststempel von München 23, was zunächst heißt, daß dieser Brief vom TA München über München 16 und München 36 per Rohrpost nach München 23 befördert wurde. Der Rohrpoststempel von München 23 weist als Rechteckstempel eine ungewöhnliche Form auf und kam in München 23 während des Krieges kurzzeitig zum Einsatz, als die alten L1-Stempel, die ja nun schon 25 Jahre in Betrieb waren, allmählich ihren Geist aufgaben. Doch hier noch den alten Rohrpost-L1 von München 23 in all seiner - natürlich wie üblich kopfstehenden - Pracht:



Was lehrt uns das Ganze? Der ovale Stempel München 2BZ kann ein Rohrpoststempel sein ... wenn er mit einem anderen Rohrpoststempel kombiniert auftritt. Oder?
 
Jürgen Witkowski Am: 10.01.2011 13:10:17 Gelesen: 1353936# 595 @  
@ telosgraphein007 [#593]

Du zeigst uns hier ganz großes Kino! Man staunt immer wieder, was Du aus dem "Untergrund" hervor holst und auf die Monitore bringst.

Die Münchener Rohrpost hat nach meinen Recherchen bisher kaum Niederschlag in der philatelistischen Literatur gefunden. Woran mag das liegen? Liegt es daran, dass kein Interesse daran besteht? Liegt es daran, dass nur recht selten entsprechende Belege zu finden sind?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 10.01.2011 16:02:06 Gelesen: 1353906# 596 @  
Es gibt ja auch einen Concordia-Filmverleih - also machen wir weiter mit dem Kino.

Danke für das Lob.

Ich glaube, daß vor jeder ernsthaften Beschäftigung mit der Münchener Rohrpost immer die Preisfrage, d.h. die Frage des Preises der Belege steht. Man weiß ja aus Michels Ganzsachenkatalog, daß Münchener Abstempelungen fünffach, zehnfach werten und auf Auktionen ggf. noch viel mehr erzielt wird. Auch frankierte Eil- und Rohrpostbelege von München erzielen, wenn sie nicht sogenannte 'stille Rohrpost' sind, d.h. wenn sie eine nachvollziehbare Stempeldokumentation auf der Rück- und/oder Vorderseite haben, immer an die 100 Euronen, was 'ne ordentliche Menge Holz ist. Das steigert sich bequem, wenn zwei oder drei, gar vier Münchener Rohrpoststempel drauf sind. Die gezeigte Münchener Orts-Eil-Karte im 23-Rpf-Tarif kostete z.B. so um die 280 Tacken incl. Rollgeld.

Tatsächlich sind die Münchener Belege selten, nicht etwa, weil die Rohrpost so wenig genutzt wurde, sondern weil die Sendungsstruktur in München ganz anders war als in Berlin: In München überwiegt der Anteil der Telegramme, auch der privaten Telegramme, so massiv, weil man dort schon immer genügend Geld hatte, sich einen zu telegraphieren anstatt sich einen zu rohrposten. Entsprechende Statistiken belegen dies.

Ich habe jahrelang darauf gewartet, einmal von einem Münchener Sammler den Ovalstempel von München 2BZ erklärt zu bekommen. Jetzt ist Schluß damit und ich mache mir meinen eigenen Reim drauf.

Um die Belege richtig zu interpretieren, braucht man vor allem klare Vorstellungen davon, wo die Ämter lagen und welche Ämter miteinander wie verbunden waren.

Da machen wir dann mal weiter.

Einen schönen Tag noch an alle
telosgraphein007
 
muemmel Am: 10.01.2011 18:37:17 Gelesen: 1353886# 597 @  
Salut an die Rohrpostler,

auch wenn das nicht meine Spielwiese ist, die Beiträge zu Thema Rohrpost finde ich ungeheuer spannend. Nicht nur wegen der schönen Belege, sondern auch wegen der ausführlichen Informationen zu diesem Thema.

Musste ich einfach mal los werden. Saubere Arbeit und weiter so.

Schönen Gruß
Mümmel
 
philast Am: 10.01.2011 19:51:53 Gelesen: 1353877# 598 @  
Hallo,

anbei ebenfalls ein Eilbrief nach München von Stuttgart 18.10.39 24 Uhr.
Ankunft München TA 19.10.39 13 Uhr, Rohrpoststempel Postamt 23 19.10.23 13:01 Uhr.





Des weiteren noch ein Beleg, bei dem ich mir hinsichtlich der Gebühren nicht sicher bin.





Von 1 Wien 3 (?) 23.10.40 11 Uhr --> Telegraphenamt Wien 23.10.40 11:20 --> 10 Wien 77 23.10.40 12:45 --> Tauschim 24.10.40 1 (Nordöstlich von Prag gelegen)
Gebühren: Fernbrief 2 24Pf + Eilboten Land 80 Pf + 10 Pf Rohrpost Wien = 114 Pf, also 2 Pf überfrankiert.

Ist das plausibel?

Grüsse philast
 
cartaphilos Am: 11.01.2011 00:26:52 Gelesen: 1353843# 599 @  
@ philast [#598]

Danke für das Zeigen der Belege.

Doch eine Korrektur: Der Stempel von München 23 auf der Rückseite zeigt das Datum 19 X 39 10 01. Ist ja klar, daß ein Brief mit Hindenburgfrankatur nicht im Jahre 1923 gelaufen sein kann.

Ich halte diesen Stempeltyp für sehr interessant, denn Rechteckstempel wie diesen gibt es nicht viel von der Münchener Rohrpost. Lediglich von München 19 ist mir noch ein entsprechender Stempel bekannt.





Ebenfalls befindet sich auf diesem Telegramm der Rohrpost-L1-Stempel von München IA

Zu diesem Stempeltyp noch eine kleine Rolle rückwärts, denn es ist wohl nicht so, wie ich vorgestern geschrieben habe, daß "die alten L1-Stempel, die ja nun schon 25 Jahre in Betrieb waren, allmählich ihren Geist aufgaben", denn sie waren wenigstens in München 23 weiterhin munter im Einsatz. Es sieht nämlich so aus, als seien der L1 von München 23 und der Rechteckstempel dieses Amtes gleichzeitig im Einsatz gewesen, denn soeben fällt mir ein Telegramm vom 13. März 1944 in die Hand, das rückseitig den alten L1 von München 23 zeigt:





Bei dem L1 von München 23 handelt es sich jedoch nicht etwa um eine Neuanschaffung oder - wenigstens was die Typen betrifft - um einen reparierten Stempel, denn genau das gleiche Stempelbild zeigt er bereits zehn Jahre zuvor:





Eine weitere Neuigkeit: Zudem gibt es neben dem ovalen Stempel und dem L1 von München 2BZ noch einen weiteren L1 von München 2BZ zu vermelden, der nur noch die Inschrift BZ und dann die Datums- und Uhrzeitgruppe zeigt:





Dieses Telegramm ist am 24.12.1937 Stunde 18 vom TA München ausgefertigt und dann nach München 2BZ per Rohrpost weitergeleitet worden. Als Telegramm ist es dann vielleicht mit der letzten Zustellung am 24. Dezember 1937 rausgegangen, als alle schon um den Weihnachtsbaum gehüpft sind? Wohl kaum! Es handelte sich um ein Brieftelegramm, das am 24. Dezember 1937 in Laufen/Baden als solches aufgegeben wurde und an einen Empfänger in München 13 gerichtet war. Geleitet wurde es über Frankfurt/Main und erreichte das TA München um 17.36 Uhr, wie der Ausgefertigt-Stempel links oben zeigt:



Und so wir finden folgerichtig auch keine Spur des Rohrpoststempels von München 13 - weder auf dem Telegramm noch auf dem Umschlag -, denn das Telegramm war nach seiner pneumatischen Beförderung vom TA München nach München 2BZ für die weitere Verteilung zur nächsten gewöhnlichen Zustellung in München 13 vorgesehen. (Das kann durchaus eine Zustellung am 1. Weihnachtstag gewesen sein, denn die Post machte damals noch alles mögliche, was heutigen neoliberalen Gewinnberechnungen widerstrebt.) In München 2BZ endete also die beschleunigte Beförderung dieses telegraphischen Weihnachtsgrußes, rasch noch den Rohrpost-L1 von München 2BZ - jedoch den ohne die "2" - hinten draufgehämmert und ab nach Hause zu Frau und Kindern untern Weihnachtsbaum.
 
cartaphilos Am: 11.01.2011 00:32:34 Gelesen: 1353841# 600 @  
@ philast [#598]

Zu dem Brief ab Wien kann ich nur sagen, daß es fraglich ist, ob Teschin selbst der Landzustellbezirk war, auch die zu bezahlende Rohrpost 'auf Verlangen' geht aus dem Brief und seiner Behandlung nicht hervor, sondern lediglich die unentgeltliche Rohrpost für Eilsendungen 'von Amts wegen', und da komme ich auf 40 Pf Eilboten plus maximal 24 Pf Doppelbrief. Ansonsten sind es schöne Bogenränder eines Pärchens 50 Pf Hindenburg, die auf Brief sicherlich nicht häufig sind.

Zudem stammt der Brief ja nicht mehr aus den ersten Monaten der Okkupationszeit Österreichs, als noch Schillinge in Reichsmark umgerechnet werden mußten, und dies nun auch noch teilweise auf der Grundlage der alten österreichischen Gebühren: also 30 Groschen Eilbotengebühren oder eben 20 Rpf anstelle von 40 Rpf respektive 60 Groschen wie im sonstigen Reichsgebiet, oder 40 Groschen respektive 34 Rpf Einschreibgebühr. Und wenn dann die bis 31. Oktober 1938 gültigen Groschen und Schilinge so gleich nach der Portoanpassung am 31. Juli 1938 mit den Pfennigen verwechselt werden, dann kommen abenteuerliche Überfrankaturen heraus. Dies ist aber nur in den ersten Monaten der sogenannten Ostmark sogar amtlicherseits der Fall, nicht aber im Jahre 1940. So einen Portostufenrohrkrepierer aus dem deutsch-österreichischen Bedarf von 1938 nachfolgend:



Wunderschön: Rohrpost in Wien durch zwei Stempel am 4. August 1938 verewigt und dann am nächsten Tag noch drei mal Stempel der Rohrpost Frankfurt/Main, zudem vorderseitig abgeschlagen. Sammlerherz, was willst du mehr? Klar will das Sammlerherz mehr, nämlich portorichtige Belege, denn da stimmt nix: 60 Rpf plus 3 Groschen, also 2 Rpf, ergo 62 Rpf kleben auf der Karte. Doch rechnen wir: 6 Rpf Postkartenporto, 40 Rpf Eilbotenzuschlag und nun denken wir uns noch virtuelle 10 Rpf Rohrpost für Rohrpost Wien dazu und noch luftig-volatile 5 Rpf Luftpost, dann kommen wir auf maximal erforderliche 61 Rpf. Aber halt: Postgeschichte ist kein Wunschkonzert und nicht portorichtig ist eben nicht portorichtig.

Ein Basis-Rohrpostbeleg zur Okkupationszeit aus Wien sieht etwa so aus:





12 Rpf Fernbrief plus 10 Rpf Rohrpost, freundlicherweise auch noch in Prag vom Telegraphenamt bearbeitet.
62 Rpf kostete ein Rohrpost-Eilbotenbrief in die Ferne, hier von Wien nach München am 6. Jänner 1943





Zur Wiener Rohrpost-Kür - jetzt als 'Rohrpost von Amts wegen' auf Luftpostbriefen - werden dann die krummen Portostufen der östereichischen Luftpost zur ersten Reichsmarkzeit, als da wären:

91,3 Rpf oder 1,37 Schilling in Mischfrankatur auf Luftpostbrief vom 28.4.1938 ab Wien 50 per Rohrppost über Wien Telegraphenzentralstation (T.Z.St.) und Wien 1 Luftpost nach Sumatra:





Übrigens kostete ein gleicher Luftpostbrief ab Berlin zur selben Zeit nur 80 Rpf. Könnten wir also die Überfrankatur von 11,3 Rpf als eine Art stillschweigender Rohrpostgebühr interpretieren? Wohl eher nicht.

Und Freude bereitet auch folgende 2,50 RM-Frankatur (3,75 Schilling) auf Luftpostbrief ab T.A. 17 Wien XIX (also Telegraphenamt 17 in Wien 19. Bezirk Döbling) vom 29.6.1938, wiederum per Rohrpost 'von Amts wegen' durch Wien und dann ab nach Buenos Aires:





Der gleiche Brief kostete zur gleichen Zeit ab Berlin nur 1,50 RM.

So, isch haben fertisch für heute Abend.

Allen eine gute Nacht
wünscht
telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 11.01.2011 10:37:41 Gelesen: 1353805# 601 @  
à propos: Ganzsachen in der Münchener Rohrpost verwendet.

Unterschieden werden muß zwischen solchen, die von außen als Eilsendungen nach München durch das Münchener Rohrpostnetz geschleust wurden (A), und solchen, die zu den Münchener Rohrposttarifen in München aufgegeben wurden (B).

A 1. Eilkarte aus Tirschereuth vom 29. Juli 1936 nach München, daselbst noch am gleichen Tag durchs Rohr gepustet mit L1 von München 23:



B 1. Orts-Rohrpost-Eilkarte im 58-Pf-Tarif vom 28. September 1927 von München 6 nach München-Neuhausen. Unterwegs Rohrppost L1-Stempel von München 6, München IA und München 19:



B 2. Orts-Rohrpostkarte im 15-Pf-Tarif vom 27. Oktober 1940, mit L1-Stempel von München 1A:



B 3. DR RU 12 als Formblatt für einen Orts-Rohrpostbrief vom 27-7-1933 im 18 Pf-Tarif verwendet, da der Wertstempel ab 30. Juni 1933 ungültig war, unterwegs L1 von München 15, München IA und München 19:





Bemerkung: 18-Pf-Rohrpost-Ortsbriefe von München sind so selten wie die Ganzsachen, da zumeist Rohrpost mit Eilboten kombiniert frankiert wurde.

B 4. DR RP 23 am 1.8.1931 als Orts-Rohrpost-Eilkarte vom München 6 im erfreulichen Nachbarortsverkehr nach Pasing, das erst 1938 nach München eingemeindet wurde. Pneumatisch unterwegs wenigstens von München 6 nach München 2BZ:



Allen einen schönen Tag noch
telosgraphein007
 
kauli Am: 17.01.2011 15:49:21 Gelesen: 1352549# 602 @  
Ich zeige den abgebildeten Stempel mal hier im Rohrpost-Thread, weil T.A. 2 darauf schliessen lässt. In meiner einschlägigen Literatur über die Berliner Stempel finde ich ihn nicht. Kann jemand von den RP Spezies was dazu sagen, oder gar einen kompletten Beleg zeigen? Oder ist es was ganz anderes? Freue mich auf Antworten.

Bis dann
kauli


 
cartaphilos Am: 17.01.2011 21:28:58 Gelesen: 1352500# 603 @  
@ kauli [#602]

Ja, das hat etwas mit Rohrpost zu tun, denn Telegramme wurden in Berlin vielfach per Rohrpost transportiert. Es ist aber kein Rohrpoststempel, denn der dürfte sich nach Versand des Telegramms irgendwie als Beweis für den Bearbeitungszeitpunkt auf der Telegrammurschrift befinden, auf der auch einmal diese Marke klebte. Der Stempel auf der Marke ist eine der üblichen Telegrammentwertungen auf Marken des Deutschen Reiches, die sich auf praktisch allen Wertstufen wiederfindet. Die Marken wurden auf die Telegrammurschriften geklebt, dem Telegrammschalter übergeben, dort wurde die Frankatur überprüft oder, wenn noch keine Frankatur drauf war, diese aufgeklebt. Die Entwertung, früher bei den Telegraphenmarken des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches - siehe Michel-Katalog - mit schwarzer Tinte, fand jetzt mit einem - wie es scheint - Gummihandstempel statt. Solche Entwertungen gibt es aus Berlin auch vom HTA 1 sowie mit einiger Häufigkeit auch vom Telegraphenbüro der Reichspost in Stuttgart. Der gezeigte Stempel stammt aus der Berliner Börse, in dem das TA 2 untergebracht war. Man muß sich das so vorstellen, daß die Kauf- oder Verkauforder der Aktienhändler allesamt per Telegramm herausgingen oder auch entsprechende Aufträge hereinkamen. Sobald die Order auf die Telegrammurschrift geschrieben war, berechnete der Absender die Gebühren, klebte sie auf die Urschrift und übergab das Telegramm dem Telegraphenbüro.

Komplette Belege aus Berlin sind nicht bekannt, wohl aber entsprechendes aus Hamburg mit Krone-Adler-Frankatur oder mit Germania. Da hat früher einmal jemand sehr tief in die Abfalleimer der Hamburger Post gegriffen, und so schwirren diese Belege bis heute durch Auktionsgeschehen und werten je nach Frankatur so um die 200 bis 600 euronen. Hier ein Beispiel aus Hamburg Börse, das zeigt, wie das Berliner Telegramm in etwa einmal ausgesehen haben wird, bevor die Marken abgelöst wurden:



Eine Großrarität dürfte ein komplett erhaltenes Telegramm aus Friedrichshafen vom 17. August 1904 sein, das nach Südwest-Afrika zu den Truppen geschickt wurde, die gegen die aufständischen Hereros zu Felde geschickt wurden. Insgesamt 189,75 Reichsmark kosteten die wichtigen Nachrichten:



Eine wunderbare Riesenfrankatur - die es, ohne daß wir über entsprechende Belege verfügten, sicherlich bei den rohrpostnahen Telegraphenämtern Berlin HTA 1, Berlin Börse TA 2, München Telegraphenamt und Hamburg Telegraphenamt, Hamburg Börse gegeben hat - aber eben keine Rohrpost.

einen schönen Abend an alle
telosgraphein007
 
kauli Am: 17.01.2011 22:21:49 Gelesen: 1352474# 604 @  
@ telosgraphein007 [#603]

Vielen Dank für Deine, wie immer, fachkundige Erläuterung. Hat doch was mit Rohrpost zu tun, konnte auch nichts anderes sein. Schade, dass es keinen Beleg damit gibt, aber man soll nie nie sagen. Zumindest ist schonmal eine Marke aufgetaucht. Die Frankatur die Du zeigst ist ein Traum!

Grüße
kauli
 
cartaphilos Am: 22.01.2011 23:35:22 Gelesen: 1351157# 605 @  
Guten Abend

Heute gibt es einmal bewegte Bilder. In François Truffauts Film Baisers volés (1968) gibt es eine Szene, die zeigt, wie ein Rohrpostbrief durch das Netz der Pariser Rohrpost geschickt wird. Diese Szene habe ich bei youtube eingestellt und sie ist unter folgendem Link einzusehen:

http://www.youtube.com/watch?v=c-0RHeYRb7g

Den Link bitte kopieren, in die URL-Leiste des Browsers geben und los geht's.

Wie mir scheint, ist dies die einzige verfügbare Filmaufnahme vom Betrieb der Pariser Rohrpost, eventuell sogar der Rohrpost insgesamt.

Für alle, die das nicht hinbekommen sollten, setze ich wenigstens einige Bilder hier ein:

1. Einwurf des Rohrpostbriefes mit einer Briefmarke
2. Rohrpostbrief in der Falle mit zwei Briefmarken
3. Rohrpostbrief wird zum Stempeln hingelegt
4. Brief wird gestempelt (mit zwei Stempelabschlägen)
5. Brief wird 3x gefaltet
6. Brief wird in die Rohrposthülse gesteckt
7. Die Rohrposthülse wird in das Rohrpostsystem gesteckt
8. Rohrpostleitungen unter den Straßen von Paris
9. unterirdische Straßenkreuzung des Rohrpostsystems Rue Rivoli / Avenue de l'Opéra
10. Empfangsgerät der Rohrpost im Postamt des 17. Arrondissements von Paris
11. Herausnehmen der ausgeworfenen Rohrpostbüchse
12. Entnahme des Rohrpostbriefes aus der Büchse
13. Die Empfängerin hält den Rohrpostbrief ungeknickt und mit drei Stempeln auf der Vorderseite in den Händen
14. Auf der Rückseite weist der Brief einen Ankunftsstempel auf.

Hier ist interessant, wie der Filmemacher Truffaut seinen Bildwitz unterbringt. Der Brief, der in den Rohrpostbriefkasten geworfen wird, trägt eine Briefmarke, der Brief, der dann in den Kasten fällt und gestempelt wird, weist eine weitere Briefmarke neben der ersten auf: Versteckter Hinweis auf die Portoerhöhung von 1965 (von 1,50 Francs auf 1,60 F)? Der Brief wird dreifach geknickt, und zwar im Rhytmus des Wortes "pneu-ma-tique", der Brief, den die Empfängerin zum Schluß öffnet, ist wieder ungeknickt, weist jedoch eine ganz andere Position der Stempel auf als der Brief, der anfangs in das Netz geschleust wird.

Viel Freude damit
wünscht
telosgraphein007
 
Postgeschichte Am: 22.01.2011 23:59:38 Gelesen: 1351150# 606 @  
@ telosgraphein007 [#605]

Super Demonstration. Eine solche wünschte ich mir auch von der Rohrpost einer deutschen Stadt. Danke.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 23.01.2011 10:10:32 Gelesen: 1351118# 607 @  
Für den Fall, daß der Link zu dem Truffaut-Film mit der Rohrpostszene einmal nicht funktioniert, habe ich hier noch einen weiteren Link gefunden, der zusätzlich den ganzen Handlungskontext bringt:

http://www.youtube.com/watch?v=YlGiysRDDJA&feature=related

Es handelt sich um die folgenden französischen Briefmarken des Jahres 1966, die Truffaut auf dem Rohrpost-Brief verwendet:

Die erste Marke, die auf dem Brief klebt, hat den Wert von 1 Ffr und ist Yvert/Tellier N° 1505:



Die zweite Marke, die erscheint, nachdem der Brief durch den Einwurf gesteckt wurde, ist Yvert/Tellier N° 1500 und hat einen Frankaturwert von 0,60 Fr:



Das entspricht der Portoerhöhung vom 15. Januar 1965 von FFr 1,50 auf FFr 1,60. Diese Portoerhöhung fand kurz vor dem 100. Jahrestag der Eröffnung des Pariser Rohrpostnetzes statt und wurde auch mit einer entsprechenden Briefmarke gefeiert.



Portogerechte Einzelfrankaturen mit dieser Marke auf Rohrpostbriefen der 1. Gewichtsstufe sind vergleichsweise selten zu finden:



Entsprechende Rohrpostganzsachen mit dem Wertstempel Chapelain zu Ffr 1,60 sind etwas häufiger. Hier eine solche mit dem seltenen roten Rohrpoststempel Paris 6, avenue de St.-Quen:



Außerdem hier einen us-amerikanischen Film über die Rohrpost in Paris:

http://www.youtube.com/watch?v=MvSeL_LfdbA

Allen einen schönen Sonntag
telosgraphein007
 
kauli Am: 23.01.2011 12:26:19 Gelesen: 1351104# 608 @  
@ telosgraphein007 [#607]

Prima, dass Du die Filmchen ausgegraben hast, höchst interessant. Ich hatte mal das Vergnügen den noch erhaltenen Teil im HTA, Oranienburger Str.zu besichtigen. War auch sehr beeindruckend, die sehr gut erhaltenen Anlagen anzugucken. Ein Verdienst der "Berliner Unterwelten". Inzwischen ist das Gebäude wegen Umbau geschlossen. Hoffen wir, dass der Rohrpostteil erhalten bleibt, heutzutage weiß man ja nie.

Schönen Sonntag
kauli



Leider vergriffen und wird auch nicht mehr aufgelegt
 
wuerttemberger Am: 23.01.2011 19:02:37 Gelesen: 1351010# 609 @  
@ kauli [#608]

Im ZVAB noch zu bekommen http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=155442515&b=1

Gruß

wuerttemberger
 
cartaphilos Am: 29.01.2011 21:52:53 Gelesen: 1349580# 610 @  
@ wuerttemberger [#609]

Danke für den Hinweis, aber das Exemplar von Arnolds Buch im ZVAB ist auch schon verkauft.

Es bleibt nur noch eines bei Eurobuch.com: http://www.eurobuch.com/search_results.php

ein schönes Wochenende
telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 30.01.2011 11:27:36 Gelesen: 1349536# 611 @  
Rohrpost Wien

Guten Morgen,

wenn ich es recht sehe, dann ist die Rohrpost Wien bislang nur selten Gegenstand unserer Diskussionen geworden. Anders ist dies in England, wo die Austrian Philatelic Society immerhin schon ein dreibändiges Handbuch der Wiener Rohrpost herausgebracht hat, das seinesgleichen in der Welt der Darstellung pneumatischer Postbeförderung sucht:







Da die Darstellungen der englischen Gesellschaft eigentlich alles erfassen, was sich in Wien bis 1945 im unterirdischen Postwesen abgespielt hat, ist hier nur noch die Zeit seit 1945 bis zur Einstellung der Rohrpost in Wien für den allgemeinen Publikumsverkehr von Interesse. Am 2. April 1956 stellte die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung den Rohrpostverkehr in Wien ein.

Bereits im Jahre 1950 war die Gesamtzahl der Sendungen auf 2 Millionen pro Jahr gesunken. Dies lag offensichtlich so weit unter der Grenze zur Wirtschaftlichkeit, daß man an die Preisgabe des Rohrpostverkehrs dachte. Mit dem 2. April 1956 war dann Schluß für den öffentlichen Rohrpostverkehr. Dennoch wurde die Rohrpost für den internen Verkehr weiter genutzt. Dies war eine paradoxe Situation: auf der einen Seite galt das System nicht mehr als wirtschaftlich, auf der anderen Seite wurde es intern weiterhin genutzt, und dies konnte angesichts der 'Unwirtschaftlichkeit' der Rohrpost nur unter Bezuschussung aus öffentlichem Haushalt geschehen. Die Begründung für die Einstellung der Rohrpost in Wien erscheint vor diesem Hintergrund also eher als fadenscheinig.

Wie dem auch sei: Das 'unwirtschaftliche' System der Rohrpost in Wien wurde nicht mehr aufrecht erhalten, um vor allem interne Sendungen rasch zu befördern. Dies entspricht etwa der Praxis in Berlin und in München seit dem 28. Februar 1963, wo weit über die Betriebszeit der öffentlich zugängigen Rohrpost hinaus deren Betrieb für interne Zwecke fortgesetzt wurde. In Wien jedoch wurde mit dem letzten Rohrpostzug am frühen Nachmittag des 2. April 1956 (es war ein Ostermontag) die Geschichte der Wiener Rohrpost beendet. Dieser letzte Zug startete um 13.25 Uhr ab PA 129 und endete in der Telegraphenzentralstation.

Wenn danach noch Rohrpoststempel auf Sendungen auftauchen, dann mit großer Wahrscheinlichkeit, weil sie weiterverwendet wurden, um die Transportleistungen des jetzt sofort eingerichteten postalischen Kurierdiestes zu dokumentieren.

Einen entsprechenden Fall erkennen wir in einem Orts-Eilbotenbrief vom 22. IX 1960. Die Sendung wurde am Donnerstag, den 22. IX 1960, Stunde 8 in der Telegraphenzentralstation von Wien aufgegeben



und dann von dort an das Bestimmungspostamt im 10. Bezirk weitergeleitet:



Der Rohrpoststempel von Wien 75 (10. Bezirk, Favoriten) ist dabei insofern bemerkenswert, als er aufgrund einer Fehleinstellung der Uhrzeit zwei mal abgeschlagen wurde. Der erste fehlerhafte Abschlag wurde dann mit einem schwarzen Stempel überstempelt (man kann noch knapp eine 8 darunter erkennen) und der richtige Abschlag danebengesetzt.

Bemerkenwert ist die dadurch dokumentierte, vergleichsweise lange Laufzeit des Briefes von der Telegrafenzentralstation Wien, die sich im Norden des 1. Bezirks befand, in den 10. Bezirk nur wenige Meter südlich des Margaretengürtels und nur durch den kleinen 4. Bezirk vom Zentrum getrennt.



So kommt es, daß dieser Eilbrief wohl wenigstens eine Stunde unterwegs war, eine Entfernung, die die Wiener Rohrpost bereits im Jahre 1892 in erheblich kürzerer Zeit durchmaß. So benötigte eine Rohrpostfahrt von der Telegrafenzentralstation zum Postamt Wieden - in der Nähe des Bestimmungsortes unserer Sendung - laut Fahrplan gerade einmal 19 Minuten. Von der Telegraphenzentralstationen bis nach Wien 75 Favoriten maß die Rohrpoststrecke ca. 5 km. Dafür muß man dann eben schon einmal mehr als eine Stunde Transportzeit mit dem Stadtkurier der Post in Kauf nehmen, falls er nicht gerade irgendwo zwischen Kärntner Ring, Margaretengürtel und Wiedener Hauptstraße im dichten Verkehr steckengeblieben ist. Doch auch 1960 noch hätte eine funktionierende Rohrpost dafür nur 15 Minuten gebraucht.
 
Jürgen Witkowski Am: 13.02.2011 22:22:30 Gelesen: 1346765# 612 @  
@ telosgraphein007 [#611]

Nachdem Du uns mit Deinen letzten überaus interessanten Beiträgen in die Rohrpost außerhalb von Deutschland entführt hast, habe ich nun wieder einen Beleg aus Berlin.

Es handelt sich um ein Telegramm, auf dessen Rückseite der vom Berliner Haupt-Telegraphenamt bereits bekannte Rechteckstempel zu sehen ist. Das Telegramm datiert vom 6.7.1889.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
doktorstamp Am: 24.02.2011 10:50:17 Gelesen: 1239505# 613 @  
Rohrpostkarte: In Deutschland unverkäuflich

Das Angebot wäre sicher unter .de gelöscht, wohlwissend hiervon werden solche Sachen dem Ausland angeboten.



Damit man sehen kann, worum es hier geht.

mfG

Nigel

http://cgi.ebay.com/D-Reich-Ganzsache-Rohrpost-Berlin-/110651220742?pt=Briefmarke&hash=item19c353a306
 
Blättchensammler Am: 24.02.2011 13:08:59 Gelesen: 1239480# 614 @  
@ doktorstamp [#613]

Hallo Nigel !

Ich verstehe das nun nicht richtig, warum wäre das Angebot unter de. gelöscht worden ? Ist das eine Fälschung ?

Fragt der verwirrte Blättensammler
 
ganzsachenphilatelie Am: 24.02.2011 14:14:01 Gelesen: 1239467# 615 @  
Hallo Stefan,

das Porto betrug meines Wissens am 14.11.1923 keine 2, sondern ganze 24 Milliarden Mark. Ganz davon abgesehen, daß der Wertstempel dieser Karte nur bis 23.9.1923 gültig war.

Schöne Grüße

Hans-Dieter Friedrich
 
cartaphilos Am: 26.02.2011 00:01:16 Gelesen: 1344935# 616 @  
@ Concordia CA [#612]

Danke Concordia. Den allerbesten Dank und Glückwunsch für das Aufspüren dieses Stempels auf Telegramm. Nun sieht es so aus, als sei es der Minutenstempel der Zusteller beim HTA gewesen.

Heute habe ich wieder einmal etwas Neues: Eine Rohrpostkarte, die so ganz gegen jeden ihrer Zwecke verwendet wurde. Der kluge Mathematikstudent, der diese Karte - ausweislich des datierten Textes auf der Rückseite - von SO 33 nach Charlottenburg 4 befördert wissen wollte, hat sie nämlich zunächst in den Briefkasten geworfen, mit dem Ergebnis, daß wir heute einen schönen Abdruck eines Stempels des Rohrpostamtes Berlin SO 33 mit der Legende "Aus dem Briefkasten" auf diesem Stück haben.



Hatte diese Karte nun einmal das Dunkel des für sie nicht vorgesehenen Briefkastens verlassen, so wurde sie einem luftigeren Medium zugeführt und binnen maximal 50 Minuten von SO 33 Stunde 9.20 V nach Charlottenburg 4 Stunde 10.10 V geblasen. Doch dort mußte man feststellen, daß die Adresse nicht stimmte. Anstatt die Karte nun mit zahlreichen Vermerken vollzuklieren, wurde fein säuberlich ein Zettel an ihren Rand geklebt, auf dem dann die Ergebnisse der Bemühungen um die Ermittlung des Wohnortes ihres Adressaten verewigt wurden:



Der Empfänger war ein cand. math., also ein Studierender der Mathematik, der in der Charlottenburger Goethestraße, und zwar N° 30 wohnte. Damit hatte er maximal 12 Minuten Fußweg bis zur damaligen Technischen Hochschule in Charlottenburg, der heutigen Technischen Universität. Doch muß er wohl nich eine bessere oder - was für einen Studenten mit schmalem Geldbeutel gleichbedeutend ist - eine billigere Wohnung respektive ein Studentenzimmer gefunden haben, und so verlieren sich seine Spuren, denn weder die Befragung des Hauswirths, nich die des Portiers noch die verschiedener Bewohner, dann aber auch die Consultation des Melderegisters bei der Polizey erbrachten keine weiteren Erkenntnisse.

Noch rasch einen schönen blauen Rahmenstempel der postalischen Ermittlungsstelle (???) mit der Legende "9. P.-R. Ch 27. Mai 1905" draufgesetzt und ab in die rebuts, dead letter box oder was auch immer. Der Stempel kann aber auch heißen "9. Polizei-Revier Charlottenburg 27. Mai 1905."

Wer weiß es?

Gute Nacht
 
Postgeschichte Am: 26.02.2011 00:09:29 Gelesen: 1344932# 617 @  
@ telosgraphein007 [#616]

Heißt es im Text nicht "Laut Polizei Revier 9 ...."? Die Zahl wurde überschrieben, könnte m.E. eine "9" sein. Dann würde die Bezeichnung "9. Polizei-Revier Charlottenburg 27. Mai 1905." zutreffen.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 26.02.2011 04:12:41 Gelesen: 1344907# 618 @  
@ Postgeschichte [#617]

"Laut Polizei Revier ..." ist schon recht und es sieht auch nach einer überschriebenen "9" aus, darüber steht aber Nr 4 oder so ähnlich.

In jedem Fall dürfte es kaum ein postalischer Stempel sein. Da wir es ja schon des öfteren damit zu tun hatten, daß bei nicht zustellbaren Sendungen das Melderegister der Polizei befragt wurde, scheint es ein übliches Verfahren gewesen zu sein, sogar noch am Tage der vergeblichen Zustellversuche auf dem zuständigen Polizeirevier vorstellig zu werden mit der Frage nach dem etwaigen Verbleib der postalisch nicht mehr erreichbaren Person. Aber, und jetzt einmal zurückgedacht: kann es sein, daß, nachdem der Zusteller seine Pflicht auf dem Polizeirevier erfüllt hatte, er selbst oder der für unzustellbare Sendungen zuständige Postbeamte diesen Stempel draufsetzte, um die Bemühungen um die richtige Anschrift zu dokumentieren? Denn wie wir ja die kaiserlich-deutsche Polizei kennen, ist so ein lakonischer Stempel, ohne heraldisches Brimborium, ohne weitere Unterschrift, ohne Nenung von Dienstgrad und Schulterklappengröße ja eine recht wenig Eindruck und Offizialität schindende Angelegenheit. Vielleicht hat also doch ein Mensch bei der Post, womöglich dieser Herr Wagenbach, dessen blei- oder kopierstiftelnde Unterschrift man in der Nähe des Stempels entdecken kann, mit ebendieser Unterschrift und dem von ihm angebrachten Stempel einen Schlußstrich unter diesen durch und durch mißlungenen Versuch gezogen, die Berliner Rohrpost zum Zwecke beschleunigter Beförderung von Informationen zu benutzen.

Nächtliche Grüße
 
Postgeschichte Am: 26.02.2011 11:09:16 Gelesen: 1344864# 619 @  
@ telosgraphein007 [#618]

"Laut Polizei Revier ..." ist schon recht und es sieht auch nach einer überschriebenen "9" aus, darüber steht aber Nr 4 oder so ähnlich.

Die "4" ist mir auch aufgefallen. Ich sehe diese aber in Zusammenhang mit dem davorstehenden handschriftlichen "Ch" und deute dies als "Ch 4 = Charlottenburg 4", welches auch aus dem Ankunftstempel ersichtlich ist. Die eventelle Verquickung mit dem Polizeirevier sehe ich etwas anders. Hinsichtlich der Unzustellbarkeit von gewöhnlichen (auch Nachnahme-) und eingeschriebenen Briefen (nicht Postkarten, Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapier), Postanweisungen und Paketadressen hatte eine Nachfrage bei der Polizei stattzufinden. Dabei war die Inanspruchnahme der Polizeibehörde in einem Vermerk "bestätigt", "nicht ermittelt" oder ähnlich zu dokumentieren. Der Vermerk mußte von einem Beamten unterzeichnet und mit einer Bezeichnung versehen sein, die einen Bezug zur beteiligten Polizeidienststelle herstellte. Die Beteiligung des Polizeireviers war also korrekt.

Morgendlicher Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 05.03.2011 18:50:42 Gelesen: 1343440# 620 @  
@ Postgeschichte [#619]

Besten Dank für die genaue Lektüre des Nachforschungszettels, die ja doch noch einige Aufklärung brachte.

Einen schönen Abend noch

telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 05.03.2011 19:15:39 Gelesen: 1343429# 621 @  
Zu den Seltenheiten - nicht nur der Berliner, sondern auch der Pariser und der Wiener - Rohrpost gehören alle Belege, die mit Zusatzfrankaturen nach außerhalb des Rohrpostbezirks adressiert waren oder, was noch seltener ist, von außerhalb des Rohrpostbezirks in den Rohrpostbezirk gerichtet waren. In Frankreich wurde diese Möglichkeit gegen 1900 unterbunden, in Wien und Berlin konnte davon weiterhin Gebrauch gemacht werden.
So kommen nicht häufig, aber regelmäßig immer wieder, Rohrpostganzsachen oder mit Rohrpostporti frankierte Sendungen vor, die entweder mit 5 Pf für Postkarten oder 10 Pf für Briefe nach außerhalb des Rohrpostbezirks zusätzlich freigemacht sind. Die Rohrposttarife waren ja einheitliche Gebühren, welche die Beförderung der Sendung innerhalb des Rohrpostbezirks per Rohrpost udn die anschließende Zustellung beinhalteten. Eine Sendung nach außerhalb des Rohrpostbezirks mußte also überhaupt erst einmal zu den üblichen Gebührensätzen freigemacht werden, um die Grenzen des Rohrpostbezirks ohne Strafporto verlassen zu können.

Heute geht es um 2 Rohrpostkarten, die während der Zeit des auf 2 Pf. ermäßigten Ortsportos für Postkarten aufgegeben wurden. Das Ergebnis sind durchweg seltene Rohrpostportostufen von 27 Pf, die von der Auflösung der Privatpostanstalten bis zur Abschaffung des ermäßigten Ortsportos für Postkarten vorkommen können.

Im ersten Fall geht es um eine Rohrpostkarte, die nach Berlin-Grunewald aufgegeben wurde. Da Grunewald zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Rohrpostbezirks, aber innerhalb des Ortszustellbezirks von Berlin lag, mußte das übliche ermäßigte Ortsporto von 2 Pf. zufrankiert werden, damit die Karte straffrei den Rohrpostbezirk verlassen konnte.



Umgekehrt ging es der nachfolgenden Karte von Steglitz nach Charlottenburg 3. Sie war vermutlich als mit 2 Pf zufrankierte Fragekarte von Charlottenburg nach Steglitz außerhalb des Rohrpost- aber innerhalb des Ortsbezirks aufgegeben worden. Diue Retournierung dieser Karte machte nun gleichfalls 2 Pf Zusatzfrankatur erforderlich, damit die Karte den Rohrpostbezirk überhaupt erreichen konnte. Sobald die jedoch diesen erreicht hatte, wurde sie offziell nicht als Rohrpostkarte, sondern als Ortspostkarte mit der Zusatzgebühr von 25 Pf für die Eilzustellung behandelt. Dementsprechend wurde auch die übliche Markierung mit dem liegenden roten Andreaskreuz angebracht. Faktisch wurde sie aber dennoch wie eine Rohrpostkarte behandelt, denn natürlich wurden alle technischen Mittel genutzt, um diese Karte schnellstmöglich dem Empfänger zuzustellen.



Die Karten zu 27 Pf sind eine nette und wegen der Seltenheit auch schwer zu dokumentierende Episode aus der Geschichte der sukzessiven Erweiterung des Berliner Rohrpostbezirks, bis dieser schließlich weitgehend deckungsgleich mit dem Ortszustellbezirk wurde.
 
muemmel Am: 05.03.2011 22:13:57 Gelesen: 1343345# 622 @  
@ telosgraphein007 [#621]

Zur Vorstellung dieser seltenen Belege kann ich nur den Hut ziehen. Einfach zu schön. Und auch Dank für die weitergehenden Informationen, das ist Rohrpostgeschichte pur.

Gruß
Mümmel
 
cartaphilos Am: 13.03.2011 06:35:04 Gelesen: 1341673# 623 @  
@ muemmel [#622]

Danke muemmel.

Nachfolgend noch ein Paar krumme und seltene Hunde aus der Rohrpostportostufenklaviatur:

Das 15-Pf-Rohrpostporto von 1951-54

Bekanntermaßen wurde nach der Zerschlagung des Berliner Rohrpostsystems durch die politischen Spannungen zwischen Ost und West am 1. März 1949 der Westberliner Postschnelldienst eingerichtet. Hier wurden auch die wiederhergestellten oder trotz der Rohrpostblockade noch funktionierenden Teillinien der Rohrpost genutzt, doch der Postkunde hatte keine Möglichkeit, Sendungen gezielt per Rohrpost aufzugeben. Dies änderte sich am 1. Dezember 1951 (in Kraft bis 30.6.1954), als ein besonderer Rohrposttarif eingeführt wurde. Geeignete Sendungen konnten für einen Zuschlag von 15 Pf für eine Beförderung per Rohrpost aufgegeben werden. Eine Ortsrohrpostkarte kostete demnach 23 Pf und ein Ortsrohrpostbrief 25 Pf etc. Die Einführung der Zusatzleistung Rohrpost, die es in Ostberlin zu der Zeit ja schon gab, war sinnvoll, um neuen Kunden zu gewinnen, denn ein Postschnelldienstbrief kostete mit 80 Pf mehr als ein üblicher Stundenlohn im Baugewerbe. Ein Zimmermann verdiente zu der Zeit 52 Pf Stundenlohn. Eine Ortsrohrpostkarte kostete also immerhin noch fast den Lohn einer halben Stunde.

Um eine Vorstellung davon zu gewinnen, welche Mengen solcher Belege im 15-Pf-Tarif der Rohrpost vorhanden sind, mag darauf hingewiesen sein, daß Steinbock/Gunn in ihrem aktuellen Werk über den Postschnelldienst von etwa 100 Belegen mit dem 15-Pf-Rohrpostzuschlag zu berichten wußten, von denen sie Kenntnis erlangt hatten.

Nachfolgend nun einige Belege mit diesen seltenen Portostufen

23-Pf Ortsrohrpostkarte vom 12.12.1951 (8 + 15 Pf). Die Karte stammt aus dem ersten Monat der Zulässigkeit des Rohrpostzuschlags. Die Karte wurde genauso schnell transportiert wie eine Postschnelldienstsendung, die 80 Pf gekostet hätte:




83-Pf Ortsrohrposteilbotenkarte vom 13.12.1951 (8 + 15 + 60 Pf). Gleichfalls erster Monat der Zulässigkeit. Die Karte ging von West- nach Ostberlin. Da es keine schnellere Verbindug zwischen beiden Teilen der Stadt gab, war dies eine sinnvolle Frakatur:




90 Pf Luftpost-Rohrpost-Eilboten-Fernkarte vom 24.5.1953 (10 + 15 + 5 + 60 Pf):




40 Pf Luftpost-Rohrpost-Fernbrief vom 7.8.1952 in netter MeF der 10 Pf Bauten I (20 + 15 + 5 Pf):




100 Pf Luftpost-Rohrpost-Eilboten-Fernbrief vom 7-6-1952 in lupenreiner separater Darstellung der einzelnen Potobestandteile (20 + 5 + 15 + 60 Pf):




100 Pf Luftpost-Rohrpost-Eilboten-Fernbrief vom 20.12.1952 in höchst erfreulicher Mehrfachfrankatur der 10 Pf Bauten I (20 + 5 + 15 + 60 Pf)




und nun noch ein paar fremde Federn, die sich im Postschnelldienstbuch von Steinbock und Gunn finden:


15 Pf Rohrpostzuschlag auf portofreiem Postscheckbrief 1954:




19 Pf Rohrpostdrucksache (4 + 15) 1954, Stempeldatum undeutlich:




25 Pf Orts-Rohrpostbrief 12.6.1954 (10 + 15)




30 Pf Luftpost-Rohrpost-Fernkarte 1.3.1954 (10 + 5 + 15):




65 Pf Orts-R-Rohrpostbrief 8.6.1953 (10 + 40 + 15):




85 Pf Orts-Rohrpost-Eilbrief 24.4.1954 (10 + 15 + 60):




125 Pf Orts-Rohrpost-Eil-R-Brief 12.9.1953 (10 +15 + 40 + 60):



und nun noch die extrem schwierige Auslandsstrecke für diesen Zeitraum:

45 Pf Auslands-Rohrpostbrief 9-4-1952 (30 + 15):




130 Pf Auslands-Luftpost-Rohrpost-Eil-Brief 27.11.1952 (30 + 25 + 15 + 60):



Viel Spaß bei der Besichtigung und einen schönen Sonntag.
 
cartaphilos Am: 18.03.2011 08:32:46 Gelesen: 1340177# 624 @  
Berlin-Charlottenburg 5 - Reichssportfeld

Bei Hueske lesen wir aus Anlaß der Sonderminutenstempel, die vor allem im Bereich des Reichsportfeldes / Olympiastadions, der Ausstellungshallen am Funkturm und der Deutschlandhalle im Einsatz waren, daß der Tagesstempel vom PA auf dem Reichssportfeld noch unbekannt sei. Nun ist mir - leider nur als Fragment - wenigstens ein Abschlag auf einer ehemaligen, d.h. ausgeschnittenen Rohrpostkarte zugeflogen.



Bemerkenswerterweise trägt er den UB m, was vermuten läßt, daß eine ganze Reihe von Stempeln dieses Typs vorrätig waren. Im Gegensatz zu den üblichen Rohrposttagesstempeln anderer Rp-Ämter weist er einen Durchmesser von 3,5 cm auf.

Einen schönen Tag noch
 
Jürgen Witkowski Am: 18.03.2011 09:57:46 Gelesen: 1340133# 625 @  
@ telosgraphein007 [#624]

Wenn ich auf Seite 91 im Buch von Hueske nachlese, finde ich mit genau Deinem Datum den Stempel aufgeführt. Auf Seite 93 ist er auch unter 3. abgebildet.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 18.03.2011 12:17:49 Gelesen: 1340083# 626 @  
@ Concordia CA [#625]

Recht so, danke. Ich hatte nur Hueske bis S. 86 in Erinnerung, und da steht, daß ihm keine Tagesstempel vom Reichssportfeld vorliegen. Ich hatte nicht gedacht, daß er diesen Stempelriesen noch hinten unter den Sonderstempeln rubriziert hat, hab ich auch nicht richtig nachgeschaut, weil mich das nur halbherzig interessiert.

Nun denn: errare humanum est

und wir werden Bücher, auf die wir uns beziehen, ab jetzt von der ersten bis zur letzten Seite durchschauen, eh wir uns aus dem Fenster lehnen.

beste Sammlergrüße
 
Rainer HH Am: 28.04.2011 11:36:11 Gelesen: 1331284# 627 @  
Die meisten Rohrpostbelege der Nachkriegszeit stammen ja aus Berlin. Da hier ja bekanntlich eigene Briefmarken erschienen, hatte ich bisher vergeblich nach einem entsprechenden Beleg gesucht, der in eine meiner Sammlungen passt.

Es ist mir gelungen, zwar wurde die Bund-Ausgabe in Berlin verwendet, aber dafür hatte bei diesem Beleg wohl kein Sammler seine Finger im Spiel. ;-)



Die Rückseite des Briefes wurde von mir etwas bearbeitet, da die Stempel nur schwach lesbar sind.

Gruß Rainer
 
DerLu Am: 29.04.2011 07:14:05 Gelesen: 1331154# 628 @  
@ telosgraphein007 [#616]

Ich beziehe mich auf den von dir vor einiger Zeit gezeigten Beleg nach Charlottenburg mit unbekannter Adresse. Die Nachfrage bei der Polizei war bei bestimmten Sendungen und Adressaten ein Standardverfahren, nur die Erwähnung der Polizei finde ich ungewöhnlich. In der Nachtragsdienstanweisung " Sonderbestimmungen für den Ober-Postdirektionsbezirk Berlin" von 1905 habe ich folgendes über die Inanspruchnahme der Polizei bei der "Ermittlung der Empfänger von Briefsendungen mit mangelhafter Aufschrift am Bestimmungsort" ( § 68 ) folgendes gefunden :

" ...
VIII Die Bestell-Postanstalten haben die Nachfragen im Polizeibureau im allgemeinen stets unmittelbar, nicht durch Vermittlung anderer Postanstalten, zu halten, selbst, wenn das betreffende Polizeibureau im Bezirk einer anderen Postanstalten liegt. Die Boten der Postanstalt haben dabei die ihnen von dem Polizeibeamten mündlich erteilte Auskunft deutlich auf die Rückseite des Briefes niederzuschreiben, z.B. einem bereits vorhandenen Berichte den Vermerk "bestätigt" oder "nicht ermittelt" unter Angabe ihres Namens und des Postamtes hinzuzusetzen. Die Worte "Polizei", "polizeilich" oder ähnliche Ausdrucke, aus denen die Inanspruchnahme der Polizeibehörde ersichtlich ist, sind dabei in keinem Falle anzuwenden. Briefe, über deren Empfänger die erforderliche Auskunft nicht sogleich erteilt werden kann, dürfen nicht bei der Polizeibehörde zurückgelassen werden.
... "

Wenn also auf dem zugeklebten Zettel von Nachforschungen bei der Polizei die Rede ist, war dies ein klarer Verstoß gegen die Dienstanweisung.

Gruß DerLu
 
Postgeschichte Am: 29.04.2011 08:58:25 Gelesen: 1331145# 629 @  
@ DerLu [#628]

Hallo DerLu,

der zugeklebte Zettel war für die weitere Behandlung der unanbringlichen Sendung bei der Rückbriefstelle gedacht. Diese mußte ja über das veranlaßte informiert werden. Da vermutlich (die Rückseite der Karte ist mir nicht bekannt) ein Absender nicht ersichtlich war, wurde die Karte bei der Rückbriefstelle verwahrt und der Zettel daran belassen. Die Sendung selbst, wie die ADA sagt, wurde ja nicht mit einem Vermerk über die bei der Rückbriefstelle usw. zu haltende Nachfrage versehen. Bei einer eventuellen Rückgabe der Sendung wurde der Zettel entfernt und den Vorschriften der ADA genüge getan. Einen Verstoß gegen die Dienstanweisung vermag ich nicht zu erkennen.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 29.04.2011 13:02:49 Gelesen: 1331116# 630 @  
@ Postgeschichte [#629]

Hallo,

m.M. nach wurden die Zettel einfach dann angebracht, wenn der Platz für die Notizen der Adressfindung auf der Karte ( bei Briefen war meistens genügend Platz ) nicht mehr ausreichte. Auf dem Zettel der Karte sind ja 2 Ermittlungen dokumentiert. Ich hatte unter [#336] eine Karte gezeigt auf der die Notizen zuerst auf der Karte, als diese dann aber voll waren auf einem aufgeklebten Zettel weitergeführt wurden. Ich habe aber auch einige Belege auf denen diese Notizen direkt auf der Karte geschrieben wurde.

Diese Notizen dienten ja auch die Verzögerung der Zustellung zu dokumentieren - wenn denn die richtige Adresse gefunden wurde.

Gruß DerLu
 
Georgius Am: 29.04.2011 16:12:06 Gelesen: 1331077# 631 @  
@ telosgraphein007 [#623]

Hallo telosgraphein007,

zwar bin ich kein Rohrpost-Sammler, habe jedoch mit Interesse Deinen Beitrag gelesen. Ich finde, es sind ganz tolle Belege. Etwas fiel mir jedoch auf: Welche Rolle spielt der kopfstehende, vom Eil-Aufkleber halb verdeckte Stempel mit dem ziemlich unpassenden Datum 13.11.51. 23-24 a 4 k ? Wo wurde er abgeschlagen?

Das fragt mit freundlichen Grüßen
Georgius
 
Postgeschichte Am: 29.04.2011 19:31:29 Gelesen: 1331022# 632 @  
@ DerLu [#630]

Ja, die Zettel dienten verschiedenen Zwecken. Es ging mir auch nicht um die Erklärung des Zettels, sondern um einen etwaigen Verstoß gegen die ADA. Einen solchen vermag ich auch nach Deinen zusätzlichen Erklärungen noch immer nicht zu erkennen.

Gruß
Manfred
 
Georgius Am: 30.04.2011 18:58:30 Gelesen: 1330850# 633 @  
@ telosgraphein007 [#623]

Hallo,

bitte um Nachsicht, da ich die Zielangabe vergaß. Meine Frage in [#626] bezog sich auf den zweiten Beleg von oben.

Gruß
Georgius
 
AhdenAirport Am: 11.05.2011 18:32:13 Gelesen: 1328754# 634 @  
@ Georgius [#631] und [#633]

Hallo Georgius,

das ist ein Durchgangsstempel vom Ost-Berliner Postamt "Berlin N 4" und er sitzt mit Sicherheit über dem Aufkleber, scans täuschen in dieser Hinsicht gerne. Datum und Uhrzeit passen schon, wenn der Brief wie angegeben am 13.12. aufgegeben wurde, leider ist der Aufgabestempel im scan für mich unleserlich. Am 14.12. Zustellversuch in Köpenick, dort unzustellbar da Empfänger unbekannt verzogen und noch am selben Tag retour. Am 16.12. zurück in Wilmersdorf, dort erfolgte der zweite, leserliche Abschlag des Wilmersdorfer Stempels.

Grüße aus Berlin,
Jörg
 
Georgius Am: 11.05.2011 19:28:40 Gelesen: 1328729# 635 @  
@ joey [#634]

Hallo Jörg,

"Datum und Uhrzeit passen schon..."

Es tut mir ja leid, aber zwischen beiden Daten 14.12.51 und 13.11.51. liegt ein ganzer Monat. Das ist der störende Punkt, der nicht passt. Ansonsten glaube ich Dir durchaus.

Viele Grüße
Georgius
 
cartaphilos Am: 13.05.2011 22:17:36 Gelesen: 1328330# 636 @  
Guten Abend,

da bin ich mal wieder. Betrachten wir uns die 83 Pf-Orts-Rohrpost-Eilboten-Karte vom 13.12.1951, dann läßt die Zeitfolge auf den Stempeln meines Erachtens nur einen Schluß zu: Als die Karte abends am 13.12.1951 im Postamt Berlin N4 in Ost-Berlin ankam, war der Eingangsstempel statt auf den 13.12.1951 auf den 13.11.1951 fehleingestellt:



Die Uhrzeit (23-24) paßt sehr gut zu dem Aufgabedarum in Berlin-Wilmersdorf. Die Karte kam nachts in N4 an. Am nächsten Morgen gab es den Zustellversuch in Berlin-Köpenick, dann ging es wieder zurück nach West-Berlin und nach Berlin-Wilmersdorf am 16.12.1951.
 
cartaphilos Am: 13.05.2011 22:48:51 Gelesen: 1328323# 637 @  
Ein Beleg zur Rohrpoststörung in Hamburg

Zum ersten Mal ist nach meiner Kenntnis jetzt ein Stempel mit Verzögerungshinweis "wegen Rohrpoststörung" aus Hamburg aufgetaucht. Aus Berlin, Leipzig, München und Nürnberg sind solche Stempel bereits bekannt und extrem selten.

Es handelt sich bei dem Beleg aus Hamburg um einen Eilbrief ab Hamburg 4 nach Stade:



Vorderseitig ist ein violetter Rahmenstempel (Ra2) mit der Legende "Verzögert durch / Rohrpoststörung" abgeschlagen. Rückseitig lassen die diversen Stempel rekonstruieren, wo die Rohrpoststörung vorgelegen haben dürfte:



Es ergibt sich nach den Stempeln auf der Rückseite das folgende zeitliche Schema für die Bearbeitung und den Transport dieser Sendung per Rohrpost (Interpretation 1):

– Schalterannahme Hamburg 4, 5.3.1968 – 13 Uhr
– Rohrposteingangsstempel „Ro-Ein“ 5.III.1968 14 -- 04 (Stempel von PA 4 oder TA ?)
– Hamburg TA 5-3-1968 16
– Hamburg 1 "Postpavillon" Eingangsstempel Rohrpost: „0000 5 [3. 1968] 15 50 / Pav.“ (Pav = Postpavillon, siehe *Einschub weiter unten)
– Ra2 „Verzögert durch / Rohrpoststörung“
– Hamburg 3 5-3-1968 18
– Stade 1 6-3-1968 4

############## *Einschub zum Thema Postpavillon / NIVEA-Pavillon ##############

(„Pav“ heißt weniger "Postannahme-Verteilung" als "Pavillon" - nach dem wegen der Werbung an ihm vom Volksmund "NIVEA-Pavillon" genannten Post-Pavillon, in dem die Sendungen der Rohrpost und früher auch die der Straßenbahnpost umgearbeitet wurden. Zudem war hier die Telegramm- und Eilzustellung von Hamburg 1 "PA Hühnerposten" untergebracht. Hier ein Bild aus dem Jahre 1936.


(Quelle: Kahlborn, Thomas u. Krieg, Harald: Postbeförderung mit der Hamburger Straßenbahn, Hamburg 2005)

und eine Gesamtansicht mit Hauptbahnhof:


(Quelle: http://www.schaumburgerpostgeschichte.de/tram-post-of-hamburg.html)

sowie einen Kartenausschnitt:


(Quelle: http://www.schaumburgerpostgeschichte.de/tram-post-of-hamburg.html)


Der Postpavillon wurde bis 1997 postalisch genutzt)

############## Ende *Einschub zum Postpavillon ##############

Es bleibt der Interpretation der Uhrzeiten überlassen, ob der Verzögerungsstempel die lange Laufzeit zwischen dem Postpavillon (zu Hamburg 1) und Hamburg 3 erklärt, oder ob erst beim Abgang von Hamburg 3 nach Stade 1 die Verzögerung auftrat.

So ist zunächst auch die folgende Analyse der zeitlichen Abfolge denkbar (Interpretation 2):

– Schalterannahme Hamburg 4, 5.3.1968 – 13 Uhr
– Rohrposteingangsstempel „Ro-Ein“ 5.III.1968 14 -- 04 (Stempel von PA 4 oder TA ?)
– Hamburg TA 5-3-1968 16
– Hamburg 1 "Postpavillon" Eingangsstempel Rohrpost: „0000 5 [3. 1968] 15 50 / Pav.“
– Hamburg 3 5-3-1968 18
– Ra2 „Verzögert durch / Rohrpoststörung“
– Stade 1 6-3-1968 4

Je nachdem wie man die Sache also sieht, handelt es sich bei dem Verzögerungsstempel um einen Stempel vom Postpavillon Hamburg oder von Hamburg 3.

ABER:

Zu der Zeit, als dieser Brief befördert wurde, war die alte Hamburger Stadtrohrpost (siehe den nachfolgenden Streckenplan, der die Rohrpostlinien in Hamburg um 1921 zeigt)



bereits seit einigen Jahren durch die moderne Großrohrpost (1. Betriebstag 23. Mai 1967) ersetzt worden.

Schaut man sich nun den Streckenplan der Großrohrpost Hamburg an, denn erkennt man, daß das PA Hamburg 3 das dem PA Hamburg 1 unmittelbar benachbarte Abgangspostamt für alle Sendungen aus Hamburg war. Hier dürfte also eine Rohrpostbeförderung für die Weiterleitung von Sendungen aus Hamburg nicht mehr die Rolle gespielt haben:



Somit ist davon auszugehen, daß die Zeitverzögerung zwischen Stunde 16 und Stunde 18 zwischen den kaum 1 km voneinander e/ntfernten Postämtern Hamburg 1 (Postpavillon) und Hamburg 3 aufgrund einer Rohrpoststörung zu erklären ist. Doch ist dies plausibel, zumal es sich um gerade einmal 300 m Strecke handelt? So drängt es sich auf, eine andere Erklärung (Interpretation 3) zu erwägen.
Die Grundidee lautet: Der Rohrpoststempel des Postpavillons weist nicht eine Bearbeitung um 15.50 Uhr nach, sondern um 5.50 nachmittags, also tatsächlich um 17.50 Uhr, zumal ja auch keine 1 vor der 5 zu erkennen ist. Damit ergibt sich folgende Rekonstruktion des Bearbeitungsweges:

– Schalterannahme Hamburg 4, 5.3.1968 – 13 Uhr
– Rohrposteingangsstempel „Ro-Ein“ 5.III.1968 14 -- 04 (Stempel von PA 4 oder TA ?)
– Hamburg TA 5-3-1968 16
– Ra2 „Verzögert durch / Rohrpoststörung“
– Hamburg 1 "Postpavillon" Eingangsstempel Rohrpost: „0000 5 [3. 1968] 5 50 [= 17 50 ?] / Pav.“
– Hamburg 3 5-3-1968 18
– Stade 1 6-3-1968 4

Um diesen Beleg definitiv zu interpretieren, müssen die erhaltenen, seltenen Belege mit dem einzigartigen Handroll-Rahmenstempel vom Hamburger Postpavillon gesichtet werden. Insbesondere spielt hierbei eine Rolle, ob, wann, wie und durch wen der Stempel eingestellt und genutzt wurde.

Da er auf Sendungen mit Rohrpostmerkmalen auftaucht, dürfte er in jedem Fall den Hamburger Rohrpoststempeln zugerechnet werden.

In einem weiteren Eintrag werde ich auf der Basis der mir vorliegenden Belege mit dem Rahmen-Stempel "Pav." versuchen, die Funktion dieses Stempels genauer zu bestimmen. Eine erste schnelle Durchsicht meiner Belege zeigt jedoch, daß der Stempel immer im 24-Stunden-Rhythmus gestellt wurde. Das deutet eher darauf hin, daß der Stempel also auf [1]5.50 stand, also unmittelbar nach der Ankunft des Briefes vom TA Hamburg noch in Stunde 16 abgeschlagen wurde. Wenn Hamburg 3 dann erst Stunde 18 erreicht wurde, dann dürfte die Rohrpoststörung hier eingetreten.

Aber: Es gibt auch Belege, die zeigen, daß die Post von Hamburg 3 nach Hamburg 11 (PA Mönkedamm) per Großrohrpost abgeleitet und von dort nach außerhalb und innerhalb Hamburgs befördert wurde.



Zwischen Hamburg 3 und Hamburg 11 existierte eine Linie der Großrohrpost. Somit kann der Verzögerungsstempel auch erst ab Stunde 18 in Hamburg 3 angebracht worden sein.
 
cartaphilos Am: 15.05.2011 10:55:52 Gelesen: 1328127# 638 @  
Wenn's bei der Rohrpost mal in die Hose geht

Zwei beschädigte Belege und ihre Bearbeitung durch die Reichspost

I.




Hier wurde die Telegraphensiegelmarke verwendet, mit der zu dieser Zeit üblicherweise Telegramme verschlossen wurden, oder die eingesetzt wurde, um portofreie Rohrpostsendungen der Telegraphenämter zu kennzeichnen. Hier zwei Beispiele:



und




II.




Der zweite Beleg scheint rekordverdächtig hinsichtlich der Anzahl der zum Verschluß eingesetzten Dienstsiegelmarken des Telegraphenamtes. In beiden Fällen ist der Einsatz von Drucksachen der Telegraphie der Beleg dafür, daß die Rohrpost aus dem Telegraphenwesen entstanden ist, und zwar zur Beschleunigung des Transports von Telegrammen.

Daraus folgt:

Telegraphie und Rohrpost können nicht voneinander getrennt gedacht werden. Telegramme geben uns Auskunft über Technik und Handhabung der Rohrpost dort, wo die Rohrpostsendungen uns keine Informationen geben, und Rohrpostsendungen geben uns auch Einblick in die Handhabung des Transports von Urschriften und Ausfertigungen von Telegrammen.

 
cartaphilos Am: 16.05.2011 00:20:51 Gelesen: 1328019# 639 @  
@ Rainer HH [#625]

Moijn Rainer,

Du hast neulich bei ebay die bedarfsmäßige Verwendung von 10 + 80 Pf Bedeutende Deutsche Bund auf Berliner Orts-Rohrpost-Eilbrief ersteigert. Gratuliere.

Magst Du die nicht, so kann ich dir genau das Gegenstück mit den Berliner Marken dafür anbieten:



Zudem noch zur allgemeinen Information die eine oder andere Rohrpost-Spezialität mit Berliner Bedeutenden Deutschen:

30 Pf als Einzelfrankatur auf Fensterumschlag der Berliner Wasserwerke:



3 x 30 Pf als MeF auf Orts-Rohrpost-Eilbrief:



1 DM als tendenziell fragwürdige EF auf Orts-Rohrpost-R-Bf vom Ersttag:



und schließlich: 1 x 20 + 2 x 60 Pf als MiF auf Orts-Eilboten-Rohrpost-R-Bf der 1. Gewichtsstufe:



Schaut doch schnuckelig aus dieser letzte Beleg?

Eine Rohrpost-Komposition in Rot
Roter R-Zettel
Roter Einschreibstempel
Rot-rosa Rohrppostzettel
Roter Eilbotenzettel
Rote 20 Pf Bach
Rote 60 Pf Schiller

Allen einen schönen Start in die Woche
 
cartaphilos Am: 19.05.2011 07:37:06 Gelesen: 1327196# 640 @  
Unbekannter L1 Automatenstempel der Berliner Börse

Bei Aufräumen habe ich eine Karte mit einem bisher nicht verzeichneten, offensichtlich mit einer Stempelmaschine abgeschlagenen L1 der Berliner Börse gefunden:



Der Stempel stellt offenichtlich eine weitere Type der Ausgefertigt-Stempel des Telegraphenamtes an der Berliner Börse dar. Bisher kennen wir nach Rainer Lindens Ausarbeitung die folgenden:



Nach meiner Auffassung ist es richtig, den ersten Stempel wegen der Ausführung in gotischen Lettern weiterhin als Type 1 zu bezeichnen.

Die beiden nachfolgenden, bei denen die Abkürzung für "Ausgefertigt" voransteht, sollten weiterhin als Type 2a oder 2b bezeichnet werden.
Der Dritte jedoch sollte jetzt gemeinsam mit dem neu aufgefundenen Stempel als Type 3 klassizifiert werden, denn beide unterscheiden sich in der Legende deutlich vom Typ 2. Sie beginnen mit einem Numerator, es folgt eine Datumsgruppe und dann eine sehr auffällige Uhrzeitgruppe.

Mein Vorschlag: Den von mir aufgefundenen Stempel bezeichnen wir wegen des früheren Datums jetzt als Type Börse 3a, den bisher bei Rainer Linden als Type Börse 2c aufgeführten bezeichnen wir jetzt als Type Börse 3b.

Zu dem neuen Stempel noch eine interessante Beobachtung: Exakt der gleiche Stempeltyp wurde praktisch zur gleichen Zeit im Telegrapenhamt der Hamburger Börse eingesetzt:



Hier im Detail der Automatenstempel des TA 2 Berlin Börse:



Und hier zum Vergleich im Detail der Automatenstempel des TA Hamburg Börse:



Was soll das bedeuten? Dieser Stempel ist offensichtlich ein automatischer Hochleistungsstempel, der sich besonders gut für den Einsatz im Telegraphenwesen der Börse eignete. Hier wurden täglich etliche tausende von Telegrammen mit Kauf- und Verkaufsordern aufgenommen und mit Stempeln versehen, welche die entsprechenden Bearbeitungsstationen des jeweiligen Telegramms belegen sollten. Aus dem Hamburger Beleg geht hervor, daß der Stempel als Bearbeitungsvermerk nach Annahme des Telegramms verwendet wurde. Könnte entsprechendes für das TA 2 Berlin Börse auch gelten?

Nach meinen Beobachtungen tauchen die von Rainer Linden erfaßten "Ausgefertigt"-Stempel des Berliner TA 2 Börse nur auf Sendungen auf, die in den Zuständigkeitsbereich des TA Börse gesendet wurden, nicht aber auf Sendungen, die vom TA2 Börse abgingen. Da es sich bei dem neuen Stempel jedoch um einen Abschlag auf einer vom TA Börse abgehenden Rohrpost-Sendung handelt, könnte das Vorkommen dieses Stempels auf der Sendung damit erklärt werden, daß diese Karte zunächst über den Telegrammschalter aufgegeben wurde oder erst einmal gemeinsam mit den aufgegebenen Telegrammen hausintern weitergeleitet und dann entsprechend bearbeitet wurde.

Die offensichtliche Seltenheit dieses Stempels ebenso wie die des Stempels Type Börse 3b (nach neuer Nomenklatur) ist vielleicht damit zu erklären, daß er üblicherweise eben nicht auf Rohrpostsendungen abgeschlagen wurde. Dennoch zeigt er den Weg einer hausinternen Bearbeitung von Rohrpostsendungen, sobald sie einmal auf dem Weg, den sonst nur Telegramme gingen, der Post überanwortet wurden.

Wer weiß mehr?
 
Jürgen Witkowski Am: 19.05.2011 09:20:21 Gelesen: 1327175# 641 @  
@ telosgraphein007 [#640]

Das ist ja ein wirklich toller Fund! Er zeigt aber auch, dass wir selbst nach so langer Zeit noch an der Oberfläche dessen kratzen, was es hinsichtlich der Ausgefertigt-Stempel zu entdecken gibt.

Hinsichtlich der Typisierung komme ich immer mehr zu der Ansicht, sich von der Form der Stempel oder der Klassifizierung in früheren Veröffentlichungen zu lösen und sie chronologisch in der Reihenfolge ihres erstmaligen Erscheinens zu benennen.

Derweil sammle ich noch fleißig die Daten aller Stempel, derer ich habhaft werden kann und trage die veröffentlichten Meinungen längst verblichener und die Meinungen der gegenwärtigen Rohrpostspezialisten zum Thema zusammen. Die kritische Masse, um zu fundierten Aussagen kommen zu können, ist nach meiner Meinung noch lange nicht erreicht. Dein neu gefundener Stempel, dazu noch mit einem Pendant in Hamburg, ist in meinen Augen der beste Beweis dafür.

Das Auftauchen des Stempels in Berlin und Hamburg erinnert mich an die Einführung der Briefstempelmaschinen bei der Reichspost. Die Versuche und die ersten dauerhaften Verwendungen erfolgten ebenfalls in genau diesen beiden Städten. Handelt es sich auch um einen Versuchsstempel? Die (bisherige) Seltenheit wäre ein Indiz dafür.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 19.05.2011 14:25:08 Gelesen: 1327136# 642 @  
@ Concordia*

Danke für den Kommentar

In der Tat: Wir kratzen nur an der Oberfläche. Vielfach bringen erst die Vergleiche ein Fünkchen historischer Wahrheit an den Tag.

Den Hamburger Stempel habe ich schon vor fünf Monaten hier im Forum [#603] unbeabsichtigt und von mir unbemerkt veröffentlicht, als es darum ging, zu rekonstruieren, wie ein Telegramm im TA 2 Berlin Börse abgefertigt worden wäre, wenn wir Belege dafür hätten.

Erst die Identität mit dem Stempel von der Berliner Börse brachte die zündende Idee. Ich bin mit Deinem Vergleich zwischen Hamburg und Berlin absolut einverstanden, zumal es sich um die deutschen Städte mit dem größten Postaufkommen handelte. Das bedeutete auch, daß die Postautomation hier am meisten Früchte, sprich: Sparmaßnahmen bringen konnte, was wiederum zur frühzeitigen Einführung von entsprechenden Stempelmaschinen etc. geführt hat.

Dies macht es auch sofort einsichtig, weshalb der hier beschriebene Stempel praktisch zugleich in Berlin und in Hamburg eingeführt worden ist. Ob es sich um einen Versuchsstempel handelt, vermag ich nicht zu sagen und meine eher daß nicht. Vielmehr handelt es sich meiner Vermutung nach um einen Stempel, der in erster Linie als Bearbeitungsvermerk für innerhalb der Börse per hausinterner Rohrpost weitergeleitete Telegramme im Einsatz war. Eigentlich müßte er auf Telegrammen in großen Mengen nachweisbar sein - wenn es Telegrammurschriften aus dieser Zeit gäbe.

Die Lage ist für Hamburg etwas erfreulicher, denn von dort liegen mit wenigstens drei Telegrammurschriften mit dem entsprechenden Stempel vor:

Nr. 1: vom 10. Mai 1900



Nr. 2: vom 12. Mai 1900





Nr. 3: vom 15. Mai 1900





Die Hamburger Belege konzentrieren sich also auf die Zeit zwischen dem 10. und 15. Mai 1900. Die Idee einer versuchsweisen Nutzung dieses Stempels in Hamburg liegt daher durchaus nahe. Es kann aber auch sein, daß der Griff in den Abfalleimer aber nur diesen Zeitraum betraf, während sich dieser Stempel sonst regelmäßig auf Telegrammurschriften befunden hat. Wer weiß?

So waren vielleicht zwei Maschinen versuchsweise in Berlin und Hamburg um Einsatz. Ebenso war es aber auch üblich, daß sich die RPDs, wenn sie bestimmtes Gerät nicht mehr benötigten, dieses gegenseitig verkauften. Eine 'Einwanderung' des Stempelgeräts vom TA2 Berlin Börse nach Hamburg TA Börse war also auf diesem Weg durchaus denkbar.

In jedem Fall legen die Hamburger Belege eine Idee nahe: Der Stempel diente im ursprünglichen Sinne der automatischen Beschriftung oder Ausfüllung der Datums- und Uhrzeitzeile auf der Telegrammurschrift. In allen drei vorliegenden Fällen befindet er sich nämlich mehr oder weniger in dem Bereich der Urschrift, wo sich die Datums- und Uhrzeitzeile befindet.

Er ist also in jedem Falle auch eine Ausfüllhilfe und ein maschineller Bearbeitungsvermerk für Telegramme gewesen. Wenn dies am TA Berlin Börse ebenso der Fall gewesen wäre, dann handelte es sich bei der vorgestellten Rohrpostkarte um einen seltenen Einsatz dieses Stempels im Zuge der Bearbeitung eines Rohrpostsendung.

Beste Grüße
 
portocard Am: 19.05.2011 15:17:06 Gelesen: 1327111# 643 @  
@ telosgraphein007 [#642]

Hallo,

ich habe also Hamburger Telegramme vor und nach diesem von dir benannten Termin.

Beste Grüsse
 
portocard Am: 19.05.2011 15:42:29 Gelesen: 1327107# 644 @  
@ telosgraphein007 [#642]

Allerdings alle aus dem Monat Mai 1900:










Ob es aus März oder April 1900 schon etwas gibt müsste ich nachsehen, komme aber an die betreffende Sammlung zur Zeit nicht ran. Was aber wohl sicher ist, der Registrierstempel fand nur Anwendung im Telegrafenamt Börse, nicht in HH 8 und in Altona.
 
cartaphilos Am: 19.05.2011 16:26:30 Gelesen: 1327095# 645 @  
Danke portocard.

Es entspricht genau meiner Beobachtung, daß dieser Stempel ausschließlich an der Hamburger Börse Verwendung fand - was wiederum dafür spricht, daß es sich - wie bei dem entsprechenden Gerät im Berliner Börsen-TA - um einen Stempel zur einfacheren Bewältigung des dortigen hohen Telegrammaufkommens handelte.

Der gewählte Begriff "Registrierstempel" erfaßt eine Funktion des Stempels, aber es geht auch um die Dokumentation des Datums und der Uhrzeit, zu denen die Bearbeitung stattfand, und damit sind wir wieder bei einer zentralen posttypischen Funktion.

Dieser Stempel kam zum Einsatz im Zuge einer rohrpostmäßigen Behandlung von Telegrammen, sonst käme er nicht auch auf Rohrpostsendungen vor. Zudem kennen wir weitere rohrpostmäßige Merkmale auf Telegrammurschriften, beispielsweise Entwertungen der Frankaturen von Telegrammen mit Rohrpostankunftsstempeln:



einen schönen Tag noch
 
Jürgen Witkowski Am: 19.05.2011 16:55:28 Gelesen: 1327090# 646 @  
@ telosgraphein007 [#645]

Im Prinzip entspricht der Stempel dem in Beitrag [#640] in der Tabelle aufgeführten (auf Rohrpostbelegen seltenen) Typ Börse 2c. Lediglich die Datums- und Uhrzeitangabe ist anders gestaltet. Dein Vorschlag, die beiden Stempel in einer gesonderten Gruppe zusammen zu fassen macht Sinn.

Im Nachlaß von Rolf Ritter fand ich die folgende Kopie:



Mir ist noch aufgefallen, dass sowohl beide Stempeltypen als auch das Telegrammformular vor dem Datum den Buchstaben W zeigen. Eine Abkürzung für Weiterleitung?

Zur Verdeutlichung noch einmal ein Bild aus dem Beitrag [#644] von portocard.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 19.05.2011 20:48:45 Gelesen: 1327054# 647 @  
Eine Interpretation des W

Wenn der neue Stempel 3a tatsächlich vorwiegend für die Ausfüllung von Kopfzeilen der Telegrammformulare gedacht war, dann steht das "W." ersatzweise für das "W.", das auch auf den Telegrammformularen in der Kopfzeile zu finden ist, wo es als Abkürzung für das Wort "Worte" steht. Zur Überprüfung der Richtigkeit der Übermittlung von Telegrammen wurde auch die Wortzahl mittelegraphiert, die vor das "W." zu schreiben war.
Betrachten wir nun die Hamburger Telegramme, dann erkennen wir bei dem Telegramm vom 12. Mai 1900 die handschriftliche Eintragung "4" vor dem "W."



Und in der Tat weist das Telegramm nur 4 Worte auf: "[1.] Perret, [2.] Chaux de Fonds, [3.] 8165, [4.] ruhig."

Das Telegramm vom 22. Mai 1900 weist vor dem "W." die handschriftliche Eintragung "14" auf:



und tatsächlich zählen wir 14 Worte Telegrammtext.

Der Stempelteil, der der Eintragung der Wortzahl eines Telegramms vorbehalten war, weist zweifelsfrei auf die Verwendung des Stempels im Rahmen der Telegraphie hin. Daher meine ich, daß damit auch bewiesen sein dürfte, daß der Stempel der Vereinfachung der Telegrammabfertigung bei gleichzeitiger Beschleunigung der sonstigen Bearbeitung gedient hat. Seine Verwendung auf Rohrpostsendungen entsprach nicht seiner eigentlichen Bestimmung, auch wenn dadurch der Weg der internen Bearbeitung einer über den Telegrammschalter aufgelieferten Rohrpostsendung dokumentiert wurde.

Der alte Stempel 2c oder neu 3b, wie er auf der Kopie aus dem Nachlaß Rolf Ritter zu erkennen ist, zeigt aber auch, daß diese Stempelsorte auch als Eingangsstempel für Sendungen an die Börse genutzt wurde. In dem Falle handelt es sich ja um eine Rohrpostkarte an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Börse. Können wir also von Verwendung sowohl für die Telegrammabfertigung als auch für die Dokumentation des Eingangs von Rohrpostsendungen ausgehen?

fragt telosgraphein007
 
Jürgen Witkowski Am: 19.05.2011 21:06:01 Gelesen: 1327051# 648 @  
@ telosgraphein007 [#647]

Das ist eine absolut schlüssige Erklärung. Die W-Stempel entstammen der Telegrammbearbeitung.

Wenn man Deinen Beleg aus Beitrag [#640] ansieht, kann die These mit dem Eingangsstempel allerdings nicht passen. Der W-Stempel zeigt die früheste aller Uhrzeiten von den drei Stempeln.

Mir ist bei wiederholtem Betrachten des Beleges noch aufgefallen, dass vor dem W eine handschriftlich eingefügte 7 steht, die nach meiner Meinung nicht zur Adresse gehört. Ist die Karte eventuell als Ersatz für ein Telegrammformular verwendet worden?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
portocard Am: 19.05.2011 21:21:09 Gelesen: 1327046# 649 @  
@ Concordia CA [#648]

Genau das mit dem "Notformular" war auch meine Vermutung, daher hatte ich "telosgraphein007" gebeten mir die Rückseite zu mailen. Es gibt nur eines, was dem wiedersprechen würde, die Mindesttaxe für das Stadttelegramm hat 30Pfg betragen.

Wollte euch noch eines meiner Lieblingstelegramme zeigen (hat nichts mit dem Stempel zu tun).

Die Kenner unter euch werden die absolute Seltenheit sofort erkennen. Es ist das einzige dieser Tarifart, was ich je gesehen habe, und ich habe wirklich sehr viele aus Hamburg Börse, Hamburg 8 und Altona 3 in den Händen gehabt.


 
cartaphilos Am: 19.05.2011 21:34:11 Gelesen: 1327042# 650 @  
Völlig recht:

Der Stempel 3a ist in dieser Verwendung natürlich kein Eingangsstempel, sondern der Stempel, der bei der Übergabe der Rohrpostkarte durch den Telegrammschalter auf der Karte abgeschlagen wurde. Ich hatte auch schon die Vermutung, daß dies der erste Stempel auf der Karte gewesen ist. Doch dies läßt sich erst dann mit einiger Sicherheit sagen, wenn wir wissen, ob der Rohrpoststempel von TA 2 Börse eine 10- oder eine 5-Minuteneinstellung hatte. Denn die beiden frühesten Stempel auf der Karte sind beide zwischen 12.30 und 12.40 abgeschlagen worden. Der analoge Stempel vom HTA hatte bereits eine 5-Minuteneinstellung. Mir liegen jedoch keine Belege vom TA 2 Berlin Börse mit einem 5-Minutenstempel vor.

Die Idee mit dem Ersatztelegramm ist faszinierend, doch die Karte ist als Rohrpostkarte weitergeleitet worden nach Berlin 61. Die von Dir identifizierte "7" dürfte eher ein Sütterlin-"F" sein (für Firma) und der Text ist viel umfangreicher als nur sieben Worte, obgleich es sich um Börsennotierungen im Telegrammstil handelt. Zudem: die Mindestgebühr für ein Ortstelegramm betrug 30 Pf. Da hätte man eine Rohrpostkarte als Ersatztelegramm benutzen können und mit 5 Pf zufrankieren müssen. Gibt es so etwas? Nun gut: für den Fall, daß einstmals eine rätselhafte Karte mit 5 Pf Zusatzfrankatur und telegraphischen Merkmalen auftaucht, könnte man sich jetzt einen Reim drauf machen.

Gratuliere mit unverhohlenem Neid zu dem dringenden Telegramm. Das sind die wahren Goldnuggets.
 
portocard Am: 19.05.2011 21:41:36 Gelesen: 1327036# 651 @  
@ telosgraphein007 [#650]

Die Zusatzfrankatur sollte dann nur 5Pfg betragen, denn die Worttaxe für ein Stadttelegramm beträgt 3Pfg bei jedoch einer Mindesttaxe von 30Pfg. Das Vorkommen eines Stadttelegrammes durfte wohl eine riesen Rarität darstellen, die Verwendung des "Notformulars" wäre wohl "mit Gold aufzuwiegen".

@ telosgraphein007: Als ich hier meinen Psalm verfasst habe, hast du dein Posting korrigiert und ergänzt - zwei Leut - ein Gedanke.
 
portocard Am: 19.05.2011 22:08:10 Gelesen: 1327026# 652 @  
Leider nur eine ungebrauchte Ganzsache.

Aber hat eventuell jemand katalogmässige Unterlagen über solche "Provisorien" und kann mit Details weiterhelfen?

Schon mal DANKE im voraus.


 
cartaphilos Am: 19.05.2011 23:22:43 Gelesen: 1327007# 653 @  
Ganz recht: Telegramme mit Minimalstgebühren sind unglaublich selten. Das gibt es aus der DDR noch bis in die 1980er Jahre. Beispielsweise frankierte Urschriften von Ortstelegrammen, die auch noch als Brieftelegramme aufgegeben wurden. Plötzlich kommt dabei heraus eine Gesamtgebühr von 25 Pf für 10 Worte im Ortsverkehr als Brieftelegramm. Hab ich noch niemals gesehen, und auch 50-Pf-Frankaturen auf Telegrammen der DDR sind schon selten. Das gilt für's Deutsche Reich natürlich ebenso.

Zu den Rohrpost-Umschlägen mit Postfreistempelzudruck: Ich habe so etwas noch niemals gelaufen gesehen. Zudem fragt man sich, weshalb ausgerechnet in Elmshorn die Zudrucke angefertigt wurden. Berlin wäre da schon sinnvoller. Ich lasse von diesen Dingen die Finger, weil sie mir als manipulierte 'Belege' erscheinen. Sinn macht eventuell ein nicht-rohrpostmäßiger Aufbrauch oder Verbrauch nach Zufrankatur, so wie es ja auch Rohrpost-Ganzsachen in fremder Verwendung gibt.

Aber 60 Pfenning plus 180 Pfenning macht am 24. Juli 1923 überhaupt keinen Sinn mehr, denn ein gewöhnlicher Brief kostete zu diesem Zeitpunkt bereits 300 Mark. Selbst wenn man den Freistempel zu "180" als Mark liest und den 60 Pf Germania-Wertstempel natürlich nicht beachtet, denn Postwertzeichen in der Zeichnung "Germania" waren seit dem 31.10.1922 nicht mehr gültig, sind wir weit von der zu dieser Zeit für einen Brief erforderlichen Postgebühr entfernt. Ein Rohrpostbrief kostete in dieser Portoperiode bereits 640 Mark.

Meines Erachtens geht zu dieser Zeit mit dem abgebildeten Beleg gar nichts und ich vermute, es handelt sich um eine post-inflationäre Produktion, die schon nicht mehr mit dem Wissen um die Daten und Portoperioden ausgestattet war, sonst wäre das klüger 'fabriziert' worden. Es dürfte die Zeit gewesen sein, in der ein heilloses Chaos in der Inflationsphilatelie existierte und kaum jemand den Überblick hatte, bis dann Infla-Berlin, Verein der Deutschlandsammler ab ca. 1930 versuchte, hier Ordnung zu schaffen.
 
cartaphilos Am: 21.05.2011 14:20:39 Gelesen: 1326675# 654 @  
Wer kann helfen?

Einige von Euch werden den Beleg bei ebay gesehen haben:

Eine aus dem Bedarf stammende, mit 24 Pf um 2 Pf leicht überfankierte Briefvorderseite eines Rohrpostbriefes von Berlin-Charlottenburg 7 nach Bad Mergentheim aus den letzten Kriegstagen März/April 1945. Die Sendung konnte aufgrund der Kriegsverhältnisse nicht mehr weitergeleitet werden und kam dann 4,5 Jahre später beim Empfänger an:



Da ich keine nennenswerte Ahnung vom Frontverlauf zu Ende des 2. Weltkrieges habe, auf der anderen Seite aber herausbekommen habe, daß Bad Mergentheim Ende März/Anfang April 1945 bereits von den US-Streikräften besetzt war, stellt sich nun die Frage, an welchem Tag diese Sendung nun tatsächlich aufgegeben wurde, denn der Stempel ist denkbar miserabel abgeschlagen.

Ich habe hier zwei hochauflösende Scans der gestempelten Postwertzeichen in unterschiedlicher Belichtung eingestellt.




Meines Erachtens kommen der 7. März 1945 (ein Mittwoch), der 17. März 1945 (ein Samstag) und der 27. März 1945 (ein Dienstag) als Stempeldaten in Frage. Wir erkennen - ausnahmsweise einmal von rechts nach links gelesen - eindeutig die Uhrzeit 14.40. Ebenso das Jahr 45. Dann aber nur eine fragmentarisch abgeschlagene Ziffer 3 für den Monat März (eine 5 kann es ja nicht mehr sein) und noch weiter links eine nicht vollständig auf einer Linie mit den anderen Ziffern befindliche 7. Diese ist in der Position, in der man üblicherweise die Einer, nicht aber die Zehner zu erwarten hätte. Davor ist nichts weiter zu erkennen.

Der hier abgeschlagene Stempel mit dem Hinweis auf die Verzögerung der Sendung durch die Kriegsverhältnisse ist nur in Süddeutschland eingesetzt worden, was bedeutete, daß die Sendung zwar noch Berlin verlassen hat, aber irgendwo auf dem Weg nach Bad Mergentheim dann von den Kriegsereignissen 'überrollt' worden ist. Ab wann war Bad Mergentheim nicht mehr erreichbar? Wer weiß mehr?
 
cartaphilos Am: 27.05.2011 20:03:24 Gelesen: 1325796# 655 @  
Bahnpost im Ortsverkehr als Ersatz für fehlende Rohrpost von und nach Berlin-Spandau

Bekanntermaßen wurden die Rohrpostverbindungen mit Berlin-Spandau erst nach dem 2. Weltkrieg errichtet. Wer früher schnelle Post nach Berlin oder nach Spandau zu senden hatte, mußte die Möglichkeit der Eilzustellung nutzen. Dies garantierte auch damals schon eine vergleichsweise beschleunigte Beförderung der Sendungen zwischen Berlin und Spandau oder nach Berlin-Spandau (ab 1920), aber war eben kostspielig und nicht so schnell wie die Rohrpost. Was tun, wenn man in rohrpostloser Zeit preiswert schnelle Post von Berlin-Spandau nach, sagen wir Berlin-Charlottenburg zu befördern hatte?

Ein Beispiel: Am 11. April 1939 hatte Familie Westphal aus Berlin-Spandau, wohnhaft An der Kappe 74c, traurige Nachrichten oder, was noch wahrscheinlicher ist, ein Kondolenzschreiben an Frau Adam und ihre Kinder in der Charlottenburger Sophie-Charlottestraße 78 zu übermitteln. Es galt wohl das Dahinscheiden von Herrn Adam zu beklagen. Da man nicht in allzugroßer Entfernung vom Spandauer Hauptbahnhof wohnte und der Weg zur Spandauer Hauptpost in der Breiten Straße etwa gleichweit wie der zum Bahnhof war, wurde die Trauerpost einfach in den Spandauer Bahnhofsbriefkasten geworfen:



Da zudem die Bahnhöfe Berlin-Spandau Hauptbahnhof und Spandau-West die wichtigsten Infrastrukturverbindungen für die Spandauer waren, dürfte der Bahnhofsbriefkasten eine willkommene Einrichtung für schnellen Posttransport gewesen sein. Immer wenn ein Zug der Strecke Hamburg-Berlin mit Postkurs durchkam, wurde die per Bahnhofsbriefkasten aufgelieferte Post dem Postwagen übergeben, dort umgearbeitet und am nächsten Bahnhof, d.h. gegebenenfalls auch in Berlin-Charlottenburg wieder dem dortigen Postarbeiter übergeben. So gelang es der Familie Westphal, ihre schlechten Nachrichten für nur 8 Rpf und per Bahnhofsbriefkasten innerhalb weniger Stunden von Spandau nach Charlottenburg befördern zu lassen. Recht hatten sie: es gab ja keine Rohrpost zwischen Spandau und, wie die Spandauer sagten, Berlin bei Spandau. Alles sieht also nach ermäßigtem Ortsverkehr aus, der per Bahnpost abgewickelt wurde.
 
cartaphilos Am: 04.06.2011 08:29:20 Gelesen: 1324262# 656 @  
Rohrpost-Zusatzfrankaturen in den USA

Obgleich in den USA geradezu massenhaft Rohrposteinrichtungen existierten, sind die Belege mehr als rar. Jeder neue Belege wirft mehr Fragen auf als er Erkenntnis bringt, wie der folgende:

Gerade ging bei ebay eine Auktion mit einer seltenen privaten Rohrpost-Marke als Zusatzfrankatur für die American Pneumatic Service zuende:



Gemäß Angaben auf der Marke konnte diese auf eine Päckchenadresse geklebt werden, was dann zur Folge hatte, daß sich die wahrscheinlich nur in New York operierende Firma American Pneumatic Service mit der pneumatischen Beförderung des Päckchen befaßte.



Dazu ist zu sagen: in den USA wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Aufgaben, die in Europa als hoheitliche Aufgaben des Staates verstanden wurden, von Privatfirmen abgewickelt, denen besonders günstige Konditionen zugestanden wurden. (Das ist dort heute nicht anders und hat wohl den ökonomischen Neoliberalismus ins Leben gerufen). Die Firma benannte sich später in New York Mail & Newspaper Transportation Company um, was darauf hindeutet, daß sie ihre Aktivitäten auf New York beschränkte, wo 56 Meilen Rohrpostleitungen bedient wurden. Diese wurden auch von den Telegraphengesellschaften genutzt.

Daß in den USA auch Päckchen per Rohrpost transportiert wurden, hat damit zu tun, daß die Rohrposten dort in der Regel gleich als große unterirdische Anlagen gebaut wurden, mit denen zunächst sogar Menschen transportiert werden konnten. Die Grenze zwischen Rohrpost und U-Bahn war hier in den Anfängen niemals ganz klar. Später reduzierte sich das auf Päckchen- und Brieftransport. Nachfolgend eine Station der Rohrpost von Boston.



Auf der nachfolgenden hundsmiserabel schlechten Karte kann man erahnen, wie beispielsweise die Rohrpost in New York auf der westlichen und der östlichen Seite der Halbinsel verlief.



Stündlich wurden auf beiden Seiten New Yorks 200.000 Briefe per Rohrpost befördert. Gewöhnliche Sendungen erreichten das Zustellpostamt nach drei Stunden, Eilsendungen nach einer Stunde.

Üblicherweise kann man angesichts der Tatsache, daß praktisch alle Post, wo vorhanden, per Rohrpost transportiert wurde, keine Beförderungsmerkmale erkennen. US-amerikanische Rohrpost ist meistens sogenannte 'stille Rohrpost.' Nur in den seltensten Fällen kommen Abschläge postalischer Stempel vor, die auf den Transport per Rohrpost hinweisen, wie hier die Weiterleitung einer Postsendung von Chicago aus. Es handelt sich um eine Postkarte aus Baton Rouge nach Chicaco, dort am 8. Oktober 1910 durch die Western Tube in Chicago wegen Nachsendung nach Charlotte in North Carolina zum Abgangspostamt befördert. Der entsprechende Stempel aus Chicago dokumentiert diese Behandlung der Sendung:



Wie wir sehen ist es der Ausnahmefall, wie hier die Weiterleitung, die zum Abdruck von Rohrpoststempeln auf einer Sendung führen kann. Noch seltener dürfte es geschehen sein, daß eine Sendung erst in der Rohrpoststation gestempelt wurde, wie die nachfolgende Postkarte aus Chicago nach Arizona:



Und jetzt warten wir auf eine amerikanische Päckchenadresse mit der privaten Rohrpostmarke und es stellt sich die Frage: Welche Firma hat Marken für die Zusatzfrankatur der Rohrpostbeförderung herausgegeben, welche Sorten gibt es etc. etc. Es wird wohl noch lange dauern, bis wir auch hier Licht am Ende der Röhre erblicken.
 
cartaphilos Am: 22.06.2011 06:11:19 Gelesen: 1321259# 657 @  
Schnelle Drucksache durch Rohrpost

Das kam gerade herein:



Bücherzettel - also Drucksachen - per Eilboten sind ja immer schön und nicht gerade die Massenware. Hier kommt noch die ungewöhnlich kurze Laufzeit hinzu:

1. (14) Stuttgart 9 29.8.1956 Stunde 9
2. (16) Frankfurt (Main) Telegraphenamt 29.8.1956 Stunde 14
3. Rohrpoststempel (zentral gesteuerter Uhrzeitstempel im TA) [Frankfurt Telegrammabfertigung] 29 VIII 56 13 58



4. Eilbotenstempel 110

Die 60 Pf Heuss I hat oben links 'Zahnschmerzen'. Doch wen schmerzt das wirklich? Angesichts dieses schönen Belegs und des schönen Sommeranfangs, den ich allen wünsche.
 
Jahnnusch Am: 22.06.2011 08:33:53 Gelesen: 1321224# 658 @  
Da hilft Declophenag auch nicht mehr!
 
cartaphilos Am: 22.06.2011 09:59:52 Gelesen: 1321210# 659 @  
Wäre ja auch wirklich zu blöde, wenn man das hier



anstelle der kaputten Zähne setzte.

;-)
 
heide1 Am: 28.07.2011 12:56:38 Gelesen: 1315408# 660 @  
Moin,

die schnelle Rohrpost-Drucksache von telosgraphein007 [#657] hat mich veranlasst, mal meine Heussler zu begucken - und siehe da, man wird fündig:
Die vorhandene (jetzt wohl unfertige) Seite mit der Schlußbemerkung:

...( 1) Berlin 22.12.61 – 14 Uhr mit Eilboten-Zustellerstempel 365 im Kreis und diversen Durchgangsstempel...

könnte ich wohl ändern, da die sogenannten diversen Durchgangsstempel wohl Rohrpoststempel sein müssten.

Unklar sind mir die rot unterstrichenen Stempel.
FA1 Berlin heißt wohl Fernamt 1 Berlin Abfertigung Nord ?

Wie unschwer zu erkennen, handelt es sich um 12 rote Rosen zu 24,-- und: Es kommen noch viele - da hat aber jemand gebaggert!

Der ratlose Jürgen hätte gern einige Erklärungen zu den Stempeln - somit die Seite im Album geändert wird.

Gruß Jürgen


 
blaujacke Am: 02.08.2011 15:27:21 Gelesen: 1314339# 661 @  
Ich finde es schade, daß sich auf den Phila-Seiten nur so wenige Rohrpostsammler einfinden. aber wie groß mag der deutschsprachige Sammlerkreis sein?

Ich möchte mich nun auch einmal wieder mit der Einstellung von 2 Belegen beteiligen: Beide Karten sind nach meinem Wissenstand um 2,5 Pf. unterfrankiert. Offensichtlich hat derselbe Absender (an denselben Empfänger) im Abstand von 2 Jahren unbeanstandet lediglich das Ortsporto von 7,5 Pf. aufgeklebt! Oder hat jemand eine andere Erklärung?



Obere Karte: Aufgabe bei der RPBetrSt. C 76, 8.12.16, 10-V - Leitvermerk "9" - über W 9, 10.30V, (Potsdamer Bahnhof, entsprechend Vermerk des Absenders) zur Bahnpost - Ankunft Braunschweig 8.12.16, 4-5N
Untere Karte: Aufgabe beim PA SW 19, 6.5.18,7-8N - RPBetrSt. SW 19,6.5.18N - Leitvermerk "9" und Ankunft RpBetrSt. W 9, 6.5.18, 8.40N - Gem. Vermerk des Absenders sicherlich ab Potsadamer Bahnhof mit Bahnpost nach Braunschweig. Der entsprechende Ankunftsstempel (kurz vor Kriegsende!) fehlt allerdings.
 
heide1 Am: 02.08.2011 18:05:30 Gelesen: 1314313# 662 @  
@ blaujacke [#661]

Moin,

wieso Ortsporto?

Orts- wie auch Fernporto Postkarte 7,5 Pfg zu dieser Zeit.
Normalpostkarte kostete 7,5 Pfg, so schon richtig.
Und Rohrpost kostete 30 Pfg - auch richtig.
Beide Karten portorichtig.
Zur Rohrpost kann ich weiter nichts sagen - keine Ahnung.

Gruß Jürgen
 
DerLu Am: 02.08.2011 19:22:14 Gelesen: 1314293# 663 @  
@ heide1 [#662]

ich kann mich deiner Aussage nur anschließen. Beide Karten sind korrekt frankiert.

Die Karten wurden aus dem Rohrpostbezirk heraus versandt. Dazu musste die Rohrpostgebühr und die Weiterleitungsgebühr bezahlt werden. Die Weiterleitungsgebühr entsprach dem "normalen" Portosatz der Sendung. Da beide Karten in der Portoperiode 2 versandt wurden ergibt sich die folgende Rechnung :
- Rohrpostgebühr für die Karte : 30 Pfennig
- Postkarte im Fernverkehr : 7 1/2 Pfennig (Weiterleitungsgebühr)

Der Absender verlangte die Beförderung per Rohrpost zum Potsdamer Bahnhof ( Postamt 9 -> roter Leitvermerk ) um wahrscheinlich noch einen abgehenden Postzug zu erwischen. Am Zielort wurde die Karte aber wie eine "normale" Karte zugestellt, es erfolgte keine Eilzustellung, das hätte zu dieser Zeit nochmals extra gekostet.

Gruß DerLu
 
blaujacke Am: 02.08.2011 20:59:01 Gelesen: 1314272# 664 @  
@ heide1 [#657] und DerLu [#658]

Vielen Dank, aber nun bin ich irritiert: Lt. Postgebühren-Handbuch von MICHEL war die ermäßigte Ortsgebühr ab 01.08.16 0,075 und die Gebühr für den Inlandsverkehr 0,10! Irrt der Michel oder lese ich falsch oder, oder?

Ich wünsche einen schönen Abend
 
DerLu Am: 02.08.2011 21:24:30 Gelesen: 1314259# 665 @  
@ blaujacke [#664]

Die Postkarte im Fernverkehr kostete ab 1.8.1916 7,5 Pfennig (Einführung der Reichsabgabe) und ab 1.10.1918 10 Pfennig (Erhöhung der Reichsabgabe). Die Rohrpostgebühren wurden am 1.10.1918 nicht erhöht. Das Porto für Postkarten im Ortsverkehr spielt bei den von dir gezeigten Karten keine Rolle.

Du nennst die Porti ab 1.10.1918, dazu passt auch das von dir genannte Porto der Postkarte im Ortsverkehr - vielleicht ist im Michel eine Spalte durcheinander gekommen.

Einen schönen Abend wünscht
DerLu
 
blaujacke Am: 02.08.2011 21:45:36 Gelesen: 1314249# 666 @  
@ DerLu [#665]

Nochmals herzlichen Dank! Ich hatte mich bislang mit den Portostufen außerhalb der Rohrpost wenig beschäftigt und immer auf das MICHEL-Handbuch (Ausgabe 2001) verlassen. Nun bin ich eines Besseren belehrt und glaube es auch, nachdem ich in dem Heft der Infla-Bücherei von H.P. Oechsner nachgeschaut habe. Auch in dem von mir noch genutzten MICHEL "Deutschland-Spezial 2001" ist die entsprechende Angabe übrigens falsch. Schön, daß es Euch und die Phila-Seiten gibt.

Gruß Blaujacke
 
heide1 Am: 06.08.2011 14:17:57 Gelesen: 1313528# 667 @  
Moin,

ich bitte nochmals unsere Rohrpostspezis, meinen Beitrag [#660] anzusehen. Mir geht es darum, sind es Rohrpoststempel oder nicht und was besagen sie.

Gruß Jürgen
 
Schmuggler Am: 08.08.2011 09:30:59 Gelesen: 1313079# 668 @  
@ blaujacke [#661]

Guten Morgen aus dem Hintergrund:

@ blaujacke: Das 1. Posting zu dieser Versendungsart wurde im Jahr 2008 eingestellt. Jetzt, 3 1/2 Jahre später nach fast 700 Postings und fast 100.000 Zugriffe, ist das ein Erfolg. Besser: DAS IST FÜR DIESES KLEINE SAMMELGEBIET EIN KNALLER! Ich kenne sehr renommierte Homepages, welche für diese messbaren Zugriffe ihren Machern ein "Ehrenkreuz mit Band + Schleife" samt Kusshand verleihen würden.

Ferner bitte ich zu beachten, dass viele Sammler sich "nur" auf zeitliche Abschnitte aus dem Gesamtzeitraum konzentriert und spezialisiert haben. Will sagen, dass nicht Jeder immer zu Allem einen Beitrag in der Tasche hat. Für ALLE ist jedoch, wie die Zugriffe zeigen, immer was drin und dabei. :-))

Viel Freude weiterhin!
 
volkimal Am: 10.08.2011 11:54:04 Gelesen: 1312590# 669 @  
Hallo zusammen,

zur Abwechslung einmal wieder ein Münchener Beleg.



Mit der Münchener Rohrpost kenne ich mich kaum aus. Was ich bisher weiß ist:
Dienst-Ortsbrief vom 30.11.1927. Aufgegeben beim Postamt München 16(?) 3-4 N.
Porto: Ortsbrief 8 Pfg. + Eilzustellung 40 Pfg. + Rohrpost 10 Pfg. = 58 Pfg. (portogerecht)
Frankiert mit Dienstmarken Michel Nr. 103 und 116.
Rückseite: Ellipsenstegstempel mit Gitter unten "München 2 / * B.Z. a“
mit Numerator 488 (Anzahl der Eilsendungen und Telegramme an diesem Tag).

Was ich nicht weiß:
Kommt Dienstpost als Rohrpost häufig vor?
Was besagen die beiden Zeilenstempel „IA 27 NOV 30 N 4 01(?)“ bzw. „5 27 NOV 30 N 4 22“ auf der Rückseite?
Wer kann sonst noch etwas zu dem Brief sagen?

Mit Sammlergruß
Volkmar
 
DerLu Am: 10.08.2011 12:27:28 Gelesen: 1312585# 670 @  
@ volkimal [#669]

Die beiden Stempel auf der Rückseite sind Zeitstempel von Postämtern die den Brief auf seiner Reise durch das Rohrpost-System bearbeitet haben: "IA" müste die Hauptpost in der Residenzstr. oder das Haupttelegraphenamt (?) sein und "5" das Postamt 5 in der Fraunhoferstr., das auch Zustellpostamt war.

Auf der Vorderseite ist noch eine Uhrzeit in Bleistift vorhanden "4 25", ob dies der Zeitpunkt der Übergabe an den Zustellboten oder der Aushändigung an den Adressaten war, darüber läst sich nur spekulieren.

Wer kann sonst noch etwas zu dem Brief sagen? Schön und selten. ;-)

Eine Übersicht über die in der Münchener Rohrpost verwendeten Zeitstempel findet man in: Joachim Czinwitzky: " Die Rohrpost in München", Die Ganzsache, 4, 115 (1995)

Viele Grüße

DerLu
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 01:29:52 Gelesen: 1311764# 671 @  
Hallo Jürgen [#660],

soeben aus dem Urlaub zurück schau ich doch einmal nach, ob sich etwas getan hat - und richtig.

Ich versuche mich einmal an der Interpretation Deiner Fleuropblumenbestellungseilferndrucksache.

Ab Detmold 21.12.1961 17 Uhr nach Berlin: Ist klar.

Stempel 7E/21.-20 (am 21. Stunde 20) ist wohl ein Übergabestempel zwischen BPA Hannover und dem Bahnpostwagen? (Eine Stunde Bahnfahrtzeit zwischen Detmold und Hannover - hab ich zwei Jahre lang gemacht.)

(1) Berlin FA1 (steht unten unleserlich) 22.12.1961 14 Uhr: Ankunft beim FA1 Berlin (Winterfeldstraße, amerikanischer Sektor)

Stempel 21A 22.-16 (am 22. Stunde 16) Abfertigungsstempel für Weiterleitung - per Rohrpost - vom FA 1 ins FA1 Abf.[ertigung] Nord. Denk ich mir.

Dort Ankunftsstempel FA1 Berlin / Abf. Nord / 1961 Dez 22 18:30.

Dazu muß man wissen: Die Abfertigung Nord war das ehemalige Telegraphenamt Berlin N65 in der Müllerstraße (Berlin-Wedding), das die französische Besatzungsmacht im Mai 1946 zur Sicherung der Kontrolle des Telegraphenverkehrs in und aus ihrem Sektor einrichtete, denn die gesamte Kontrolle des Berliner Telegraphenverkehrs lag in den Händen der sowjetischen Besatzungsmacht, da das HTA Berlin, über das bislang der gesamte Berliner Telegrammverkehr lief, sich im sowjetischen Sektor befand. Ähnliches taten die Amerikaner im Dezember 1946 nun mit dem Fernamt in der Winterfeldtstraße, ließen dies jedoch wegen der geringen Effizienz schon bald wieder sein. Von der britischen Besatzungsmacht ist eine entsprechende Aktivität dann nicht mehr zu verzeichnen. Geblieben ist von diesen ersten Spaltungsversuchen des Berliner Post- und Telegraphenwesens - ja: der Westen war's - das Telegraphenamt Berlin N65. Erst mit der Blockade und dem Zusammenbruch des Berliner Rohrpostnetzes wurde nun erneut das Fernamt Winterfeldtstraße als das westsektorielle Leit-Telegraphenamt eingerichtet. Dabei kam dann dem nach wie vor bestehenden Telegraphenamt Berlin N65 nur noch untergeordnete Bedeutung zu. Es wurde dann als FA1 Abfertigung Nord weiterbetrieben.

Die Fleuropdrucksache ist zwar leider ein Fensterumschlag, doch aus der Zustellnotiz auf der Rückseite geht hervor, daß die 12 roten Rosen für ganze 24 Märker an Frollein Wöllert in der Pankstraße gehen sollten. Die Pankstraße liegt aber nun genau in Berlin N65, mithin im Zustellgebiet des ehemaligen Telegraphenamtes Berlin N65 - oder eben neu: des FA1 Abfertigung Nord.

Der Bote mit dem Brikettstempel Nummero 365 hat den Brief dann beim Blumenfritzen irgendwo im Wedding zugestellt. Der schrieb dann vielleicht auch auf eine bestellte Karte an Frollein Wöllert auftragsgemäß "es kommen noch viele", worauf diese sich dann noch am selben Abend - vorausgesetzt der Blumenfritze hatte noch genügend ansehnlich Ware - warme Gedanken hinsichtlich des edlen Blumenspenders aus dem fernen Detmold machen konnte und hinsichtlich der Tatsache, daß der dafür sorgen wollte, daß da noch oft sehr vieles kommen sollte ;-).

DETMOLD: Was für einen Klang hatte das damals für uns Berliner Piepels: Hermannsdenkmal, Externsteine, das war damals gefühlt so weit wie Chichén Itzá oder Machu Pichú einmal nach Westen um die Erdkugel oder Angkor einmal nach Osten um den Globus herum. Und auch Frollein Wöllert ausn Wedding, irjendwo janz dichte bei die Plumpe (Geographendeutsch: Gesundbrunnen) dran wird von ihrem Verehra geträumt haben, als wär der irjentwie 'n Prinz von Angkor oder wenigstens eben ihr Rosenkavalier jewesen.

Will sagen: Ein bischen Heimatgeschichte und Schmonzetten aus dem Leben damals tun ganz gut, wenn man diese Stempelei deuten will, und Abfertigung Nord macht sich nach dem rückseitigen Hinweis auf die Pankstraße einfach ganz vorzüglich als Telegramm- und Eilzustellung im französischen Sektor, denn das Postamt N65 in der Müllerstraße, wo das ja alles posttechnisch betrachtet stattfand, lag keine 2 km von der Pankstraße und damit wohl noch weniger von dem zuständigen Blumenfritzen mit Fleuropanschluß entfernt.

Macht das Sinn?

fragt freundlich in den Sonntag grüßend

telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 03:08:38 Gelesen: 1311759# 672 @  
@ volkimal: Rohrpost München [#669]

Danke für diesen Beleg. Echter Bedarf, wie es Dienstpost nun einmal ist, denn es sind gerade zur Zeit im Auktionssektor einige philatelistisch inspirierte, hochkarätige Stücke unterwegs, die jedoch zweifellos ebenso selten sind, wie wenn es Bedarfsstücke wären.

Der Stempel "IA 27 NOV 30 N 4 01" stammt, wie DerLu richtig feststellt, vom Telegraphenamt, über das Rohrpostsendungen aus dem Netz angeliefert wurden.

Danach wurde der Brief nur wenige hundert Meter weiter per Rohrpost nach München 2, Briefzentrale (BZ) geleitet, wo der Ellipsen-Gitter-Numerator-Tagesstempel "München 2 /30.11.27 - 16-17 * B.Z. a" abgeschlagen wurde.

Zur Zustellung wurde er per Rohrpost an das Postamt München 5 respektive später München 50 weitergeleitet und erhiert dort den Automatenstempel "5 27 NOV 30 N 4 22" als Ankunftsstempel.

Dazu ist vielleicht zu sagen: Die Rohrpoststempel von München IA, 2 BZ, , 5 oder 50, 8 oder 80, 9 oder 90, 11, 19 und 23 sind vergleichsweise gut belegbar, auch wenn sich die Zahl der erhaltenen Belege bei maximal 10% dessen bewegen dürfte, was entsprechend von Berliner Rohrpostämtern belegt ist. Es kommt hinzu, daß es von Ämtern wie München 19 und München 23 einige extrem seltene Uhrzeitautomatenstempel gibt. Und noch etwas: Dienstpost als Rohrpost ist zwar immer schön, aber auch nicht wirklich selten, weil es eine duchaus übliche Versendungsform eiliger amtlicher Mitteilungen war.

Dies gilt für Berlin und München gleichermaßen.

Wir bleiben an der Münchener Rohrpost dran.
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 04:21:01 Gelesen: 1311755# 673 @  
Rohrpostkassenschecks in München

Bekanntermaßen wurde mit der Wiedereinführung der Rohrpost in München am 1. März 1953 auch der bereits in Berlin seit dem 24. Mai 1950 angebotene Dienst des Rohrpostkassenschecks angeboten. Entsprechende Werbemaßnahmen wurden von der Bundespost ergriffen:





Freilich gab es den Rohrpostkassenscheckdienst bereits nahezu 100 Jahre früher bereits in Paris, wo unter Verwendung einer bestimmten Rohrpost-Ganzsache auszahlungsfähige Beträge pneumatisch abgefragt werden konnten:



Aus den Unterlagen eines Münchener Geschäftmannes und Inhabers eines Kontos beim Münchener Postscheckamt ist nun einiges über den Anteil der Rohrpost an der Verarbeitung der Rohrpostkassenscheck zu erfahren.

Als bemerkenswertestes Fundstück können nun Gebührenzettel des Postscheckamts gewertet werden, welche die zu behebende Rohrpostgebühr für den Transport eines Rohrpostkassenschecks ausweisen:



Interessant ist hier, daß bereits ein Stempel für die Belastung mit 40 Pf Rohrpostgebühren angefertigt worden war. Die hier ausgewiesenen 40 Pf Rohrpostgebühren setzen sich aus 20 Pf für die Rohrpostsendung zur Deckunmgsabfrage an das Postscheckamt und weitere 20 Pf für die Rücksendung des akzeptierten Schecks zusammen. Konsequentweise müßten für die zeit vor der Snhebung des Rohrpostzuschlages auf 20 Pf auch Gebührenzettel mit einer Belastung von 30 Pf Rohrpostgebühr aus der Zeit des 15-Pf-Tarifes existieren, liegen bisher aber nicht vor.

Eine entspechende Regelung gab es auch für Berlin. Hier kostete ab dem 24. Mai 1950 ein Rohrpostkassenscheck entsprechend den Rohrpostgebühren 2 x 15 Pf Porto für die Hin- udn Rückfahrt. Ab dem 1. Juli 1954 wurde diese Gebühr in Berlin und also auch in München auf 2 x 20 Pf für die Hin- und Rückfahrt pro Scheck angehoben.

Gebührenzettel mit der Belastung durch die Rohrpostgebühr von 40 Pf können bis unmittelbar vor der Preisgabe des Rohrpostdienstes am 28. Februar 1963 nachgewiesen werden:



Danach gibt es konsequenterweise keine Gebührenzettel mit der Belastung der Rohrpostgebühren mehr, obgleich der Dienst des Rohrpostkassenschecks nicht eingestellt wurde, wie der nachfolgende Lastschriftzettel vom 19. August 1966 zeigt:



Wie die Rohrpostgebühren dann verrechnet wurden, Gebühren, die doch seit dem 1. März 1963 mit der Einstellung der Rohrpost weggefallen waren, ist nicht bekannt.

Da die Rohrpostgebühren sowohl im Voraus als auch erst bei Berechnung der Berabeitungsgebühr des Rohrpostkassenschecks enrichtet werden konnten, muß erst einmal gesichtet werden, welche verschiedenen Sätze bei der Bearbeitung welcher Schecksummen berechnet wurden. Grundsätzlich war es so, daß die Gebühren eines Rohrpostkassenschecks sich zusammensetzten aus:

2 x Rohrpostgebühr (d.h. 2 x 15 Pf oder ab 1.7.1954 2 x 20 Pf)
1 x Scheckgebühr (d.h. 1 x 15 Pf oder ab 1.7.1954 1 x 20 Pf)
jür jede volle 20 DM 1 Pf bis 1.7.1954, danach unklar.

Im Anschluß nun noch ein Kaleidoskop der Varianten von Stempeln auf Münchener Rohrpostkassenschecks:



Rohrpostkassenscheck vom 31. Dezember 1960 mit Ra2 "Postamt München 8 / Rohrpostkassenscheck"



schwarzer L1 Uhrzeit-Automatenstempel des Rohrpostamtes München 8 vom 31. Dezember 1960 auf der Rückseite des Lastschriftzettels



Rohrpostkassenscheck vom vom 12. August 1957 mit Ra2 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" in postviolett



roter L1 Uhrzeit-Automatenstempel des Rohrpostamtes München 9 vom 12. August 1957 auf der Rückseite des Lastschriftzettels



Rohrpostkassenscheck vom 3. Oktober 1958 mit Ra2 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" in blau (doppelt abgeschlagen)



Rohrpostkassenscheck vom 6. Januar 1963 mit Ra2 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" in schwarz und stark abgenutzt



Rohrpostkassenscheck vom 18. Juni 1963 mit Ra1 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" neue Zeichnung in schwarzgrau



Rohrpostkassenscheck vom 22. Juli 1965 mit Ra1 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" neue Zeichnung in postviolett



Rohrpostkassenscheck vom 19. Juni 1966 mit Ra1 "Postamt München 90 / Rohrpostkassenscheck" neue Zeichnung in postviolett



Rohrpostkassenscheck vom 9. November 1966 mit aptiertem Ra1 "......postamt München 11 / Rohrpostkassenscheck" in blau

Stempel zur Kennzeichnung von Rohrpostkassenschecks aus anderen Münchener Postämtern und die entsprechenden Rohrpoststempel sind mir bisher nicht beanntgeworden.
 
heide1 Am: 14.08.2011 15:33:59 Gelesen: 1311659# 674 @  
@ telosgraphein007 [#671]

Moin telosgraphein007,

recht herzlichen Dank für Deine sehr ausführliche Ausarbeitung der Wege und Bedeutung dieses Briefes.

Ich hatte mir den Thread hier mehrmals durchgelesen und durch den Beitrag von Rainer, wo er einen ähnlichen Stempel der Abfertigung Nord vorstellt, bin ich auf Rohrpost gekommen.

Nun hat es sich doch gelohnt - und ich werde Deine Ausführungen gebührend in den neuen Seiten einarbeiten. Wenns fertig ist, stelle ich ihn hier dann vor, aus jetzt einer Seite werden es wohl drei Seiten mit dem Brief. Also, ich freue mich ungemein - DANKE!

Übrigens, ich weiss nicht mehr, wer mich mal fragte: In Hannover gab es Rohrpost um 1960, aber nur intern für Telegramm und Eilpost etc., wie mir ein Postler persönlich sagte. Mehr weiss ich nicht.

Gruß vom aufgeklärten Jürgen - heute ich ein schöner Tag!!
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 22:49:05 Gelesen: 1311542# 675 @  
@ heide 1 [#674]

Guten Abend Jürgen,

ich sehe keine andere Deutungsmöglichkeit als die Kontinuität zwischen dem Telegraphenamt Berlin N65 und dem FA1 Berlin, Abfertigung Nord anzunehmen.



Ähnliches - nur mit anderem historischen Hintergrund - gab es ja auch in Hamburg. Da gibt es Rohrpoststempel mit Abf. Nord auf Telegrammen ins nördliche Hamburg.

Ich war der Frager mit der Rohrpost Hannover: Deine Informationen über die Rohrpost in Hannover stimmen grundsätzlich, auch daß sie zwischen Telegraphenamt und Bahnpostamt in Betrieb war, sie hat es aber schon viel länger gegeben - wenigstens seit den 1920er Jahren.

Ähnliches gilt übrigens auch für Breslau und Mainz. Wer hätte das gedacht, nachdem wir uns alle schon mit Berlin, München, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Dresden, Leipzig und Nürnberg abgefunden hatten. Und noch etwas: noch in den 1960er Jahren wurde eine nagelneue Rohrpostlinie in Bielefeld und eine weitere in Hagen eingerichtet.
 
cartaphilos Am: 17.08.2011 23:25:24 Gelesen: 1310826# 676 @  
Ein rätselhafter automatischer Uhrzeitstempel

Eingetroffen ist soeben die folgende unanbringliche Rohrpost-Karte:



Aufgegeben in Berlin W 64 am 6.2.1904, 6.20 N
Ankunft Berlin N.W. 25 am 6.2.1904, 6.40 N

dort unzustellbar laut Vermerk des Zustellers:

"Adressat Brückenallee 22 mit Hilfe des Portiers nicht zu ermitteln Gann PA 23."

sowie nach offensichtlicher Konsultation des zuständigen Polizeireviers "Nicht gemeldet Gann."

Zurück von der Zustellung kam es dann zu der üblichen Prozedur: "Aufruf erfolglos Rohrp 23"

Dann ging die Karte zurück an den Absender - doch halt: es war keine Absenderanschrift angegeben.

Also ersatzweise erst einmal den Dienstweg bis zum Aufgabepostamt zurückverfolgt:

Berlin N.W. 24, 6.2.1904, 8.40 N sowie

Berlin W 64, 6.2.1904, 8.50 N.

Fleißig wurde bis in den späten Abend hinein diese Sendung im Gegenwert von 25 Reichspfenningen bearbeitet, Luft wurde durch die Röhren gedrückt oder gesogen, Karten wurden in Büchsen gelegt und diesen entnommen bis das gute Stück wieder auf Aufgabepostamt angelangt war, und da war es immer noch weit von dem - wenigsten in wohnungstechnischer Hinsicht - unbekannten Absender entfernt.

Ein forschender Blick auf den Karteninhalt half da weiter: Ein Herr G. Bank hatte auf Bitten seiner Mutter einen Herrn Ludolf Poensgen eingeladen, mit dieser Dame - seiner Mutter - und seinerselbst um 1 Uhr - also 13 Uhr - im Hotel Bristol zu mittag zu speisen. Es war also ein Ort bekannt, an dem man die Chance hätte, diese Karte wieder an den Absender zurückzugeben, denn Herr Ludolf Poensgen würde sicherlich nicht anwesend sein, zumal die Karte ihn ja nicht erreicht hatte.

Und nun wird es spannend: Vom Postamt Berlin W 64, Unter den Linden 12, wurde diese Karte auf unbekanntem Wege (der Autor dieser Zeilen träumt immer davon, daß es sich um einen Hausrohrpostanschluß zwischen W 64 und dem Hotel Bristol gehandelt haben würde) in eben jenes Hotel Bristol zwecht Rückgabe an den um 13 Uhr am 7. Februar 1904 vermutlich im Speisesaal des Hotels Bristol anwesenden Absender ebendieser Karte verbracht.

Es gab irgendeinen uns noch nicht bekannten guten Grund, diese Karte bei der Ankunft im Hotel Bristol mit einem Eingangsstempel zu versehen. Es handelt sich dabei um einen automatischen Uhrzeitstempel, wie er auch beim Haupttelegraphenamt verwendet wurde, ja es ist sogar die gleiche blaue Stempelfarbe, die von den diversen Ausgefertigt-Stempeln des HTA bekannt ist. Mit anderen Worten: Das Hotel Bristol verfügte wie das Hotel Adlon übrigens auch über einen automatischen Stechuhrstempel, mit dem der Eingang von Sendungen bestätigt wurde.

Die Frage: Weshalb wurde dort ein Stempelautomat eingesetzt, der mit genauer Minutenangabe das Eintreffen einer Sendung dokumentierte. Der Stempel ist leider nur fragmentarisch abgeschlagen, doch eine farbveränderte Vergrößerung gibt uns einige Auskunft:



Wenn nicht alles täuscht, handelt es sich um den blauen Abschlag eines dreizeiligen Minutenstempels.

Folgendes ist zu lesen - oder zu erahnen:

1. Zeile: HOTE ISTO [rekonstruiert: HOTEL BRISTOL]
2. Zeile: FEB 9 01 PM [rekonstruiert: FEB 6 0 01 OM]
3. Zeile: BERLIN

Eine Jahreszahl ist nicht erkennbar, kann den Umständen entsprechend jedoch nur 1904 sein. Ein Tagesdatum ist nicht erkennbar, kann jedoch nur FEB 6 sein, denn die Uhrzeit ist eindeutig 9 01 PM.

Mit anderen Worten: Der Rohrpostbeamte im Postamt Berlin W 64 hat die Karte nach ihrer Rückkehr gelesen, hat den vereinbarten Treffpunkt Hotel Bristol identifiziert und die Karte ins Bristol weitergeleitet, denn er durfe recht in der Annahme gehen, daß es sich bei den Absendern um Gäste des Hotels Bristol gehandelt haben wird.

Und schon klärt sich womöglich die letzte Frage: Was bedeutet diese überdimensionierte, mit dicken Bleistift angebrachte Zahl 334 auf der Karte, die dummerweise über den Wertstempel geht und leider auch Details des blauen Automatenstempels überdeckt: Es handelt sich dabei - so meine These - um die Nummer des Zimmers, in dem Herr G. Banck mit seiner Frau Mama untergebracht waren.

'Eingelangt' - wie man in Wien sagen würde - am 6. Februar 1904, um 21.01 Uhr - identifizierte der mit eingehenden Rohrpostsendungen betraute Angestellte des Hotels Bristol - wieder unter großzügiger Auslegung des Postgeheimnisses und in maximaler Rufweite desselben handelnd - die in Zimmer 334 residierende Rumpf-Familie Banck (Mama, Sohnemann) als den Absender der Karte und lieferte dieses gute Stück, das seit heute meine Sammlung ziert, im Zimmer 334 ab oder stopfte es in das entsprechende Schlüsselfach hinter der Rezeption. Spätestens am Morgen des 7. Februar 1904, irgendwann vor oder nach dem Frühstück, wußten die Frau Mama Banck und ihr Sohn, daß sie lediglich zu zweit zu Mittag speisen würden, denn Herr Poensgen konnte nichts davon wissen, daß man auf ihn vergeblich gewartet hätte, wenn das PA Berlin W 64 diese Einladung nicht innerhalb von weniger als drei Stunden - massivst pneumatisch befördert - wieder an seinen Absender im Hotel Bristol zurückgegeben hätte.

Nur: Machte sich um 20.50 noch ein spezieller Bote vom PA 64 ins Hotel Bristol auf den Weg, um die Karte loszuwerden, oder hat es - was ich ja zur Seltenheits- und Wertsteigerung meiner Karte sehr hoffe - einen Hausrohrpostanschluß zwischen PA W 64 und dem Hotel Bristol gegeben, mithilfe deroselbigem die Karte der Rezeption des Hotels Bristol - oder einer nachgelagerten Einrichtung - auf den Rohrpoströhrenauswurf gepustet wurde?

Kurz genug entfernt vom PA W 64, das das nur zwei Straßenecken weiter lag, war es ja, um eine kurze Rohrpostverbindung zu installieren. Die Anschrift war Unter den Linden 5-6, also sechs Häuser weiter, und nach Änderung der Numerierung der Straße unter den Linden im Jahre 1936 wurde daraus Nr. 64. Im Krieg wurde es am 22. November 1943 durch einen Luftangriff zerstört. An die Stelle der großflächigen Bauruine errichtete dort die Sowjetunion ihre großdimensionierte Botschaft.

Theodor Fontane hat dem Bristol ein erstes literarisches Denkmal gesetzt und auf die Exzellenz hingewiesen, die man dort in allem erstrebte: "Alles ersten Ranges, kein Zweifel, wozu noch kommt, dass mich der bloße Name schon erheitert, der jeden Mitbewerb neuerdings so gut wie ausschließt […] wie damals mit den Witzen, so heute mit den Hotels. Alle müssen 'Bristol' heißen. Ich zerbreche mir den Kopf darüber, wie gerade Bristol dazu kommt. Bristol ist doch am Ende nur ein Ort zweiten Ranges, aber Hotel Bristol ist immer prima."

Exzellenz, Exklusivität und Luxus: Das sind die Begriffe, die mit den großen Prachthotels verbunden werden sollten. Wer heute kein Hotel ohne Internetanschluß oder WiFi bucht, der war damals im Bristol gut aufgehoben. Nicht Besinnlichkeit in abgeschiedener Idylle, sondern Inszenierung des eigenes Lebens als Bestandteil einer Gemeinschaft von depressiven, kranken und alternen 'Weltbürgern', der dann Wicki Baum mit ihrem - gleichfals im Bristol spielenden - Roman Menschen im Hotel im Jahre 1929 das Denkmal gesetzt hatte. Hier wird auch die postalische Funktion der Rezeption genannt. In Wikipedia liest sich die Zusammenfassung folgendermaßen: "Im Foyer sitzt der vereinsamte und aufgrund einer Kriegsverletzung im Gesicht entstellte Dr. Otternschlag, der immer wieder an der Rezeption fragt, ob nicht eine Nachricht oder ein Brief für ihn abgegeben wurde, was jedoch nie der Fall ist. Dr. Otternschlag lebt als verbitterter Dauermieter im Hotel und ist morphiumsüchtig. Jeden Abend überlegt er sich, ob er nicht mit einer Überdosis aus dem Leben scheiden soll, doch findet er den Mut dazu nicht."

Es war die gleiche Zeit, in der Kurt Elschner als Besitzer des Hotels Excelsior am Anhalter Bahnhof - der auch schon einmal Adolf Hitler in den 1920er Jahren als miserablen und unerwünschten Gast rausgeworfen hatte, wofür dieser sich später auch übel rächte - in die Rezeptionshalle seines Hotels ein Hauspostamt (Berlin SW 110) mit eigenen Poststempeln einbauen ließ:



gezeichnete Ansichtskarte mit dem Haupostamt Berlin SW 110 im Excelsior (um 1930)

Rohrpostbelege in dieses und aus diesem Hotel sind bekannt:



Rohrpostkarte aus dem Excelsior



Rohrpostbrief aus dem Excelsior




österreichischer Eilbrief ins Excelsior mit blauem Automatenankunftstempel (Hausrohrpost?)



Rohrpostbrief ins Excelsior mit ovalem (privatem, nicht-amtlichem?) Ankunfstempel der Hotelpost.

Was nun noch lange nicht heißt, daß das Bristol im Jahre 1904 schon auf dieser Höhe der nachrichtentechnischen Perfektion gestanden hätte. Es ist eben nur dieser Automatenstempel, der so bau-, zeit- und farbgleich wie der des HTA ist, der uns hier einmal spekulativ nachhaken läßt.

Über entsprechende Verhältnisse hat der Verfasser dieser Zeilen aus Anlaß eines Rohrpostbriefes an einen Gast im Hotel Adlon bereits in Wikipedia geschrieben (http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost_in_Berlin#Hotel_Adlon).

Hier nachfolgend der Einfachheit halber meine Darstellung:

"Im Oktober 1907 wird das Hotel Adlon am Pariser Platz eröffnet. Das Haus ist ähnlich wie das zu der Zeit noch bedeutendere Hotel Stadt Rom (Unter den Linden 10) mit einer Rohrpostanlage ausgerüstet. Inwiefern diese Anlage mit der postalischen Rohrpostanlage verbunden war, ist nicht bekannt. Es sind jedoch Rohrpostsendungen an Gäste des Adlon bekannt, welche auf der Rückseite einen Minuten-Ankunftsstempel des Adlon aufweisen, wie er bereits seit 1888 auch in den Telegraphenämtern nachweislich zum Einsatz kam. Die Inschrift des Stempels lautet „Hotel Adlon / Datum - Uhrzeit / Berlin“. Die „Brikettstempel“ auf der Briefrückseite sprechen für eine Eilzustellung durch entsprechende Boten. Das zuständige Zustellamt Berlin W 64 (damals: Unter den Linden 12) befand sich nur vier Querstraßen vom Hotel Adlon entfernt und wäre für einen Boten leicht erreichbar gewesen. Im Falle einer Eilbotenzustellung wäre der rückseitige Minutenstechuhrstempel des Adlon ein Beleg für die hausinterne, minutengenaue Dokumentation des Eingangs der Sendungen. Andererseits verlief seit dem 2. März 1868 unter dem Pflaster der Straße Unter den Linden in westlicher Richtung eine Rohrpostlinie bis zum Rohrpostamt VII am Brandenburger Tor, mit welcher diese Sendung schnell vom Postamt W 64 zum Pariser Platz direkt vor der Eingangstür des Adlon hätte befördert werden können. Insgesamt sind diese frühen Stechuhrstempel - insbesondere aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg - noch viel zu selten belegt, als dass man genauere Aussagen über ihre Funktion bei der Dokumentation der Behandlung von Rohrpostsendungen in Berlin machen kann."



Vorderseite eines Rohrpostbriefes ab Berlin SW 29 adressiert an einen Gast des Adlon, 13. Januar 1910



Rückseite des gleichen Rohrpostbriefes mit Minutenstechuhrstempel des Hotels Adlon



vergrößerte Abbildung des Minutenstechuhrstempels
 
DerLu Am: 18.08.2011 07:15:56 Gelesen: 1310726# 677 @  
@ telosgraphein007 [#676]

Ich kann deine Ausführungen noch mit einem weiteren Hotel-Zeitstempel ergänzen: das Hotel-Eden.

Hier auf einem Rohrpostbrief der am 18.2.1913 an einen Herrn "Willy Stündt aus Nürnberg" geschickt wurde, der zu dieser Zeit im "Eden" Hotel residierte. Die dreistellige Zahl in blau auf der Vorderseite interpretiere ich ebenfalls als Zimmernummer. Man findet solche dreistelligen Zahlen häufiger auf Sendungen an Hoteladressen. Interessant ist auch der Leitvermerk mit dem kleinen Fragezeichen. Der Leitweg sollte bekannt gewesen sein, da das Hotel zu diesem Zeitpunkt schon knapp ein Jahr existierte.



Rückseitig findet man neben dem Ankunftstempel der Postamtes W62 einen Zeitstempel des Hotel Edens in blau. Bemerkenswert: der Stempel steht noch auf "JAN" obwohl schon längst Februar war.



Ob diese Zeitstempel der Hotels der Rohrpost geschuldet waren um ggf. nachzuweisen, das man nicht an einer verzögerten Zustellung schuld war, darüber läst sich wahrscheinlich nur noch spekulieren.

Viele Grüße

DerLu
 
cartaphilos Am: 18.08.2011 10:02:12 Gelesen: 1310710# 678 @  
@ DerLu [#677]

Was für ein schöner Beleg!

Es fällt auf, daß alle Berliner Hotels immer das gleiche Fabrikat an Stechuhrstempel zu bevorzugen scheinen - und zwar im wesentlichen das beim HTA gebräuchliche -, obgleich es doch etliche andere Konkurrenzprodukte gab. So kennen wir von der Hamburger Rohrpost den zur gleichen Zeit eingesetzten Cadran-Stempel, der in dieser Form auch als Uhrenstempel im privaten Bankgewerbe auftaucht:



Cadran Stempel TA Hamburg 24 Sept 1915 8 26

Ist diese Einheitlichkeit der Berliner Hotelstempel den Vorgaben der Reichspost geschuldet, wenn es darum ging, Hausrohrpostanschlüsse zu installieren? Leider fehlen bis heute die Unterlagen über die Bautätigkeit der Reichspost in Sachen Rohrpost zur damaligen Zeit. Sie sind am Ende des 2. Weltkrieges verschwunden - es wird berichtet zwischengelagert in einem Schloß in der Nähe von Berlin und dort dann als Brennmaterial verwendet.
 
DerLu Am: 18.08.2011 15:48:06 Gelesen: 1310680# 679 @  
@ telosgraphein007 [#678]

Wenn ich mir die beiden Belege vom Hotel Adlon und Eden so anschaue scheinen die Uhren aber nicht besonders genau gelaufen zu sein: Mein Eden-Beleg zeigt ein 'JAN' im Februar. Und bei deinem Adlon-Beleg aus [#676] trägt der Ankunftstempel des Postamts W64 die Uhrzeit "11 - V", während der Zeitstempel des Hotels "10:32 AM" zeigt, also eine knappe halbe Stunde bevor der Beleg sein Zielpostamt erreicht hat.
 
cartaphilos Am: 18.08.2011 22:21:51 Gelesen: 1310642# 680 @  
@ DerLu [#679]

Kann ich nicht ganz folgen, denn 11 - V heißt doch Stunde 11 vormittags. d.h. von 10 - 11 Uhr. Da paßt doch das Stempeldatum des Stechuhrstempels ganz gut dazu, oder?
 
DerLu Am: 19.08.2011 07:37:52 Gelesen: 1310595# 681 @  
@ telosgraphein007 [#680]

Es handelt sich um einen bei der Rohrpost üblichen Minutenstempel mit einer 10 Minutenteilung und nicht einer Stundenteilung wie bei den "normalen" Briefstempeln.

Bei einem Briefstempel stünde dort als Zeitangabe "10-11V" für 10:00 bis 10:59, respektive "11-12 V" für 11:00 bis 11:59.

Bei einem Minutenstempel steht die Zeitangabe "11- V" für 11:00 bis 11:09, "11 10 V" für 11:10 bis 11:19, usw.. Einige wenige Postämter wie z.B. das HTA hatten sogar Minutenstempel mit einer 5 Minutenteilung.

Bei dem von mir in [#677] gezeigten Beleg trägt der Minutenstempel des Ankunftstempel die Uhrzeit "7 - N", also 19:00 bis 19:09. Der Minutenstempel des Hotels zeigt "7 18 PM", liegt also 9 bis 18 Minuten später als der Ankunftstempel.

Viele Grüße

DerLu
 
cartaphilos Am: 21.08.2011 07:32:12 Gelesen: 1310095# 682 @  
Dank für die Richtigstellung. Ich werd' mir wohl endlich einmal die diversen Büttners beschaffen müssen.

Einen schönen Sonntag noch
 
cartaphilos Am: 02.09.2011 22:57:22 Gelesen: 1307616# 683 @  
Rohrpoststempel "Berlin-Pankow 110"

Weitgehend unbekannt wie die Ost-Berliner Rohrpost in den späten 1960er und 1970er Jahren sind auch ihre Stempel. Wie es so aussieht, gab es in Ost-Berlin einen einzigen Stempel mit dreistelliger PLZ im oberen Stempelsegment und Minutenangabe. Er stammt aus Berlin-Pankow, trägt den Unterscheidungsbuchstaben L und war etwa zwischen 1968 und 1984 im Einsatz.

Der Stempel lag bisher abgeschlagen auf einem Rückschein einer Eilbotensendung per Einschreiben vor, die am 28.9.1984 in 1084 Berlin aufgegeben wurde:




Der Rückschein ist auf der Vorderseite am 3.10.1984, um 13 oder 18 Uhr gestempelt, auf der Rückseite finden wir den Rohrpoststempel von 110 Berlin-Pankow, abgeschlagen am 4. Oktober 1984 um 13.10 Uhr:



Es handelt sich zwar bei dem zugehörigen Brief, der nicht erhalen ist, um eine Eilbotensendung. Jedoch der Rückschein, da er nicht als Eilbotensendung vorausfrankiert ist, ist jedoch keine Eilbotensendung - was ja den Einsatz der Rohrpost erklären würde - und erst recht keine Rohrpostsendung. So kann hier nicht entschieden werden, ob der Stempel im Jahre 1984 überhaupt noch rohrpostmäßig zum Einsatz kam.

Einen Hinweis auf seine Verwendung bei der Rohrpost gibt uns jedoch ein aus Ludwigsburg nach Berlin-Pankow gerichteter und auch entsprechend vorausfrankieter Fernbrief mit Vorausverfügung "per Rohrpost" [in Ostberlin] vom 28.12.1969:



Es war der Jahreswechsel 1969/70, was erklärt, daß der Brief erst am 4.1.1970 in Berlin zugestellt wurde. Er zeigt auf der Rückseite erfreulicherweise unseren Rohrpost-Minutenstempel von Berlin-Pankow 110, was ja - der Post und den interessierten Sammlern - in der Regel recht selten bei für Rohrpost vorausfrankierten Briefen gelungen ist:



Im Jahre 1970 also war dieser Stempel also ganz zweifelsfrei bei der Rohrpost im Einsatz.

Es kommt jetzt etwas früher ein Telegramm aus Frankfurt/Main nach Berlin-Pankow vom 27.11.1969 hinzu, das gleichfalls diesen Stempel aufweist:



Nach Ausfertigung des Telegramms beim Haupttelegraphenamt "Groß-Berlin" wurde es mit der Beförderungsanweisung "Pk" vorderseitig beschriftet und der Rohrpost überanwortet, nicht ohne daß zuvor nicht der bekannte Rohrpost-Automatenstempel des HTA in Ost-Berlin rückseitig abgeschlagen wurde:



Dieser Stempel wird als Rohrpoststempel interpretiert, weil er, wie es alte Tradition bei der Gestaltung von Automatenstempeln ist, ein "R" im Stempelbild aufweist, das als "Rohrpost" gelesen werden müßte. In Pankow angelangt wurde dort von den Eilzustellern unser Minuten-Stempel vorderseitig rechts auf dem Telegramm abgeschlagen, so wie es seit den Anfängen der Berliner Rohrpost in der Rohrpostbetriebsordnung vorgesehen ist:



Kehren wir zurück zu dem Rückschein aus dem Jahre 1984. Was ist das Rohrpostmäßige an diesem Beleg? Der Einschreibebrief wurde ordnungsgemäß abgeliefert und der Rückschein kehrte von der Zustellung unterschrieben ins Amt zurück. Dort wurde er am 3.10.1984, 13 oder 18 Uhr vorderseitig mit einem gewöhnlichen - ungewöhnlich schwach abgeschlagenen [siehe die schon mächtig manipulierte Abbildung] - Stempel des PA Berlin-Pankow 110 versehen:



oder aber so:



und der Rohrpost zugeleitet, wo er am 4.10.1969 um 13.10 Uhr einen weiteren Stempelabdruck erhielt und dann dem zuständigen Postamt des Absenders zugeführt wurde. Es ist gerade dieser späte Abschlag vom 4. Oktober 1984 der nahelegt, daß dieser Rückschein tatsächlich noch im Jahre 1984 per Rohrpost befördert wurde, dieser Stempel also bei der Rohrpost im Einsatz war.
 
Jürgen Witkowski Am: 04.09.2011 17:34:59 Gelesen: 1307397# 684 @  
@ telosgraphein007 [#683]

Die Ostberliner Rohrpost ist in der Tat noch ein ziemlich unerforschtes Gebiet. Zumindest gibt es nach meinen Recherchen kaum Veröffentlichungen zu diesem Thema. Umso interessanter finde ich Deine Darstellungen.

Drei Eilbotenbriefe, die allesamt zwischen 1959 und 1960 am Postamt Berlin O94 Stalinallee aufgegeben wurden, weisen rückseitig Stempel auf, die ich nach Deinen Ausführungen der Rohrpost zuordnen würde. Liege ich richtig damit?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen







 
heide1 Am: 04.09.2011 20:25:04 Gelesen: 1307370# 685 @  
@ telosgraphein007 [#675]

Moin,

mein Wissen wegen Rohrpost in Hannover habe ich von einem Postler, der damals dort tätig war. Mehr weiss ich auch nicht. Ich habe aus bestimmten Gründen die Angewohnheit, alles was ich von Älteren höre und sehe, zu notieren. So gebe ich dann einfach mal mein Wissen in Threads weiter - obs bekannt ist, weiss ich natürlich nicht. Aber eins weis ich, wenn (ich sags mal überspitzt) die ALTEN weg sind, ist auch denen ihr Wissen unwiederbringlich weg, ich habs genug erlebt. Wenn es nicht eben jemand aufschreibt - so einer von diesen komischen Typen bin ich. So, genug der Lobduselei hier.

Zeige jetzt die Seiten mit den von Dir geklärten Rohrpoststempel, hoffentlich habe ich alles in die richtige Reihenfolge gebracht. Seht es Euch bitte mal an, und übrigens - Papa Heuss grüßt mit.

Gruß Jürgen


 
cartaphilos Am: 04.09.2011 22:04:26 Gelesen: 1307345# 686 @  
@ heide1 [# 680]

Guten Abend Jürgen,

ja, das ist eine Darstellung, die mir angemessen erscheint. Es muß meines Erachtens nur noch genau identifiziert werden, ob Berlin N65 zu dieser Zeit wirklich in der Müllerstraße lag, wie ich mal schnell aus meiner Erinnerung geschrieben habe. Aber das ist mit Schröters Berlinstempel-Handbuch oder einem der Büttners schnell zu klären, hoffe ich. Tatsächlich machte das PA Berlin N 65 im Laufe seiner Geschichte doch die eine oder andere Standortveränderung durch.

Einen schönen Abend
telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 04.09.2011 22:24:55 Gelesen: 1307339# 687 @  
@ Concordia CA [#684]

Ja, danke für die Belege und ich bin sicher, daß dies alles mit der Ostberliner Rohrpost gelaufen ist. Das Auswechselamt für Rohrpost mit den Ämtern im Westsektor war Berlin N4 und wir finden diesen Stempel regelmäßig auf Orts-Eilsendungen von Ost nach West. So nehme ich an, daß der Stempel mit dem dicken R unten links dort bei der Rohrpostabwicklung in Berlin N4 im Einsatz war. Vielfach ist er stark verschmutzt, dann wieder schwach abgeschlagen und irgendwann auch einmal sehr klar und deutlich.

Nach meinen Kenntnissen taucht dieser Stempel zu Beginn der 1950er Jahre auf und bleibt bis in die 1970er im Einsatz. Auch wenn man sich über Belege mit diesem Stempel noch sehr freuen mag, so ist er doch aufgrund seiner langen Laufzeit recht häufig anzutreffen und es kommt meiner Meinung nach vor allem darauf an, einen sauberen Abschlag zu erwischen. Besonders schön ist es, wenn er vorderseitig abgeschlagen ist, was meist bei eiligen oder pneumatischen Postkarten der Fall ist:



Ich habe aber auch einen vollkommen abartigen Beleg in meiner Sammlung, bei dem es sich um einen gewöhnlichen Fernbrief von Ost-Berlin nach München handelt. Er stammt auch vom Postamt Berlin-Stalinallee O 94 vom 23. April 1959, 17 Uhr. Aus unerfindlichen Gründen wurde er in Ost-Berlin als Rohrpostsendung behandelt und erhielt den Automatenstempel mit dem dicken R um 17.57 Uhr. So weit so schön, doch das nicht genug: In München angekommen wurde er noch einmal per Rohrpost befördert udn erhielt rückseitig den Automatenstempel von München 19 am 24. April 1959 um 11.55 Uhr:



Also: echte Doppelrohrpost Ost-Berlin / München, und dies ohne auch nur einen Pfennig dafür bezahlt zu haben. Wie lange haben Philatelisten daran gebastelt, 'echte' Doppelrohrpost Berlin/München durch entsprechende Vorausfrankatur und Wegehinweise hinzubekommen? Und hier wird ein simpler Brief, vielleicht wegen der roten Briefmarke, die man für einen Eilbotenaufkleber hielt, gleich zwei Mal schnell durch's Rohr gepustet. Vielleicht fand man aber auch das Motiv des Brandenburger Tors so schön, daß dieser Brief in beiden deutschen Staaten und bei beiden deutschen Postverwaltungen einfach eine Sonderbeförderung bekam. ;-)
 
blaujacke Am: 07.09.2011 18:39:00 Gelesen: 1306817# 688 @  
Ich suche fachmännischen Rat zur Rohrpostbeförderung der DRUB-Marinesachen des Admiralstabes. Ich besitze drei Belege und stelle hier DRUB 1 (Aufgabe bei W 9 13.7.16 10.20 V) vor




Der Leitvermerk "56" ist mir unerklärlich, weil W 56 keinen Rohrpostbetrieb hatte. Auf der Rückseite ist nur der (Teil des Ausgefertigt-Stempels vom HTA? Stempelabdruck "10 58/58" als Eingangsbestätigung.

Nach einem Austausch mit DerLu komme ich zu folgendem Wissensstand: Die überwiegende Zahl der bekannten DRUB-Belege wurde an das Auswärtige Amt adressiert und davon tragen die meisten den Leitvermerk "56". Damit könnte das Postamt W 56, Französische Str. 33 d, gemeint sein. Einige Belege sind mit dem Leitvermerk "8" oder "9" versehen und haben z.T. auf der Rückseite den Ankunftstempel der Rohrpost-Betriebsstelle W 8 (Französische Str.9-12). Manchmal ist auch der Ausgefertigt-Stempel des HTA zu finden.

Auf welchem Wege mögen nun die Marinesachen in das Auswärtige Amt gelangt sein? W 8 war die nächstgelegene Rohrpoststelle, W 56 oder HTA hätten eine Strecken- und Laufzeitverlängerung bedeutet! Zur Veranschaulichung ein Kartenausschnitt:


 
cartaphilos Am: 08.09.2011 04:47:09 Gelesen: 1306575# 689 @  
Postbeförderung der DRUB-Marinesachen des Admiralstabes

Guten Morgen,

auch auf meinem erbärmlichen, schlecht gestempelten und zerlumpten Lappen, der sich DRUB 3 nennt, gestempelt im Berlin W 9 am 5.4.1917, steht 56 in rot draufgeschrieben.





Hinten ist nichts drauf, mit Ausnahme des schwarzen Brikettstempels [10] des Eilzustellers. Ich erspare Euch die noch erbärmlichere Ansicht der Rückseite.

Das sagt aber schon eines: Der Brief ist von einem Postboten final transportiert worden. Nehmen wir an, es handelte sich dabei um einen Zusteller von W 56. Wie kam der an diesen Brief? und: Weshalb gerade ein Zusteller von W 56 und nicht, was viel naheliegender wäre, einer von W 8?

Da W 56 keinen Rohrpostanschluß hatte, oder wenigstens keinen, von dem wir wissen, dürften wir erst einmal eine Beförderung von W 9 nach W 8 annehmen, und dann weiter nach W 56, d.h. erst einmal weiter in östliche Richtung, um dann wieder ca. 1500 Meter nach Westen zurückzurudern, um den Brief zuzustellen.

Annahme 1:
In W 56 gab es spezielle für Regierungsgeschäfte bereitgehaltene Boten mit besonderer Verschwiegenheit und Geheimhaltungspflicht, denn bei den DRUB's handelt es sich ja zumeist um Sendungen an die Chiffrierstelle des Auswärtigen Amtes, d.h. um Nachrichten, die offensichtlich besonderer Geheimhaltung unterlagen. Hier hat entweder der Admiralstab Verschlüsseltes oder zu Verschlüsselndes respektive Entschlüsseltes ans AA geschickt.

Annahme 2:
Wir wissen viel zu wenig von den außerhalb des offiziellen Programms imstallierten Rohrpostanschlüssen in Berlin. Ist es wirklich anzunehmen, daß der Geheimnisträger des Admiralstabes seine geheimnisvollen Botschaften einfach beim Postamt in die rote Rohrpostbriefkiste wirft, bis sie dann geleert und die Sendung weiterbefördert wird? Eine Sonderabfertigung wird es da schon mindestens gegeben haben.

Annahme 3:
Ein Teil der Strecke wurde nicht per Rohrpost, sondern mit anderen Transportmitteln zurückgelegt. Es ist durchaus bekannt, daß nicht alles, was wie gelaufene Rohrpost aussieht und sogar Rohrpost-Ankunftstempel hat, auch wirklich mit der Rohrpost befördert wurde. Weiter oben [#591] habe ich ein Telegramm vorgestellt, das den Rohrpostankunftstempel von Neukölln aufweist, aber rückseitig den gestempelten Hinweis darauf, daß es wegen Unterbrechung des Betriebs der Straßenbahn sich verzögert hat. Mit anderen Worten: eine Sendungsart wie dieses Telegramm, die aussieht, als sei sie per Rohrpost befördert worden und alle entsprechenden Merkmale aufweist, wäre in Wirklichkeit und im Normalfall üblicherweise mit der Straßenbahn befördert worden. Also: die Straßenbahn oder was auch immer an Transportmitteln spielte beim Transport von Sendungen sogar dort, wo es Rohrpostanschlüsse gab, eine Rolle. Und hier noch einmal die Frage: Wie kam die Sendung von Admiralstab vom W9 über W8 an das nichtrohrpostführende Postamt W 56?

Vorschlag für die Rekonstruktion des Betriebsablaufs bei der Beförderung von DRUB's:

1. Aufgabe der Sendungen in W9 bei einem Sonderschalter.
2. Beförderung per Rohr (eventuell Sonderfahrten?) nach W8
3. Beförderung mit einem anderen Transportmittel nach W 56
4. Übernahme der Sendung durch spezielle Zusteller
5. Ablieferung der Sendungen im AA in der Wilhelmstraße

Ich bitte um Verbesserungsvorschläge

Nun folgt noch eine unkommentierte Galerie aller DRUB's, von denen ich Bilder besitze:



DR UB 2 17.1.1915



DR UB 2 14.11.1916



DR UB 3 28.4.1917



DR UB 5 22.3.1919 nr 195



DR UB 5 27.3.1919

und abschließend noch eine Kuriosität (Revolutionsbeute nach Auflösung des Admiralsstabes von Philatelisten in Essen verwendet)



DR UB 5 3.4.1921 mit Zusatzfrankatur als Fernbrief ab Essen
 
blaujacke Am: 08.09.2011 09:26:23 Gelesen: 1306525# 690 @  
@ telosgraphein007 [#689]

Auch einen guten Morgen!

Deine Ausführungen veranlassen mich hinsichtlich des Sicherheitsgedankens zu folgenden Überlegungen:

1. Die bei der Reichsdruckerei beschafften "Rohrpostbriefe" werden gewiss auch für die Rohrpostverwendung gedacht sein!

2. Die Aufgabe bei W 9 - ob mit eigener Rohrpostverbindung oder auch nicht - darf mit einiger Sicherheit angenommen werden.

3. Der Leitvermerk (in der Regel "56")wurde vermutlich von einem (wegen der Sicherheit um Geheimhaltung "vergatterten" Beamten angebracht worden sein. Dieser war dann davon unterrichtet, dass (ich spekuliere)die Marinesachen ab W 8 von einem besonderen Kurier des PA W 56 (oder auch HTA ?)zum Auswärtigen Amt transportierte. Somit ließe sich der Leitvermerk, der ja auch einige Male auf W 8 hinwies oder von "56" in "8" korrigiert wurde, jedenfalls erklären!

Noch'n schöne Tag wünscht
Uwe
 
cartaphilos Am: 08.09.2011 13:23:28 Gelesen: 1306459# 691 @  
Mahlzeit Uwe

zu 1) stimme ich Dir voll und ganz zu

zu 2) keine Frage, denn es gibt ja welche mit Minutenstempeln

zu 3) ganz meine Linie. Ich nehme an, daß wir Kuriere von W 8, W 9, W 56 und HTA einmal hypothetisch ins Auge fassen müßten. So könnte doch der DR UB 5 22.3.1919 nr 195, den ich oben abgebildet habe und der hinten einen Rohrpoststempel aufweist, von einem Boten des PA W 9 befördert worden sein. Ist ja nicht wirklich weit vom Potsdamer Platz zur Wilhelmstraße. Und zudem: er weist vorderseitig nicht die rote 56 auf. Das bedeutet, daß dort, wo auch von rot 56 in rot 8 geändert wurde hinsichtlich des Eilboten/Kuriers umdisponiert wurde? Man bekam die Meldung, daß kein Kurier zur Verfügung steht, und schon änderte man 56 in 8?

Wir kriegen das schon plausibel.

Heute abend folgt noch ein erster Bericht vom 'Rohrpostfestival' bei Schlegel in Berlin: dort wurde die Sammlung Ballschmidt versteigert.

gutes Grübeln
wünsche ich
 
blaujacke Am: 08.09.2011 14:07:27 Gelesen: 1306444# 692 @  
@ telosgraphein007 [#691]

Na, dann sind wir ja schon ein Stückchen weiter; aber ich hoffe noch auf andere Wortmeldungen! Zu Deinen beiden abgebildeten DRUB möchte ich bemerken, daß der Krieg ja bereits vorbei und wohl nichts mehr so geheim war. Konnte der Admiralstab überhaupt noch ohne Kontrolle der Siegermächte agieren? Die Rohrpost wirft immer neue Fragen auf und fördert den Spaß an diesem Hobby!

Allen Anderen ebenfalls viel Spaß wünscht

Uwe
 
cartaphilos Am: 10.09.2011 01:03:52 Gelesen: 1306048# 693 @  
Blaujacke [#692]

Guten Morgen Uwe,

mein Bericht vom Rohrpostfestival bei Schlegel läßt noch etwas auf sich warten, weil ich gerade die Rohrpostumschläge des Admiralstabes durchdenke.

Ich meine, daß wir nur mit einer systematischen Sichtung aller verfügbaren DRUB's vor dem Hintergrund der postalischen Veränderungen zwischen 1914 und 1918 der Sache auf den Grund kommen.

Folgendes habe ich in Erfahrung bringen können:

Das Postamt Berlin W 56 befand sich in der Französischen Straße 33. Dies ist kein Grund zu Beunruhigung, wohl aber die Tatsache, daß in diesem Haus auch zugleich das Haupttelegraphenamt untergebracht gewesen ist. Um 1914 begann es mit 250.000 täglich zu bearbeitenden Telegrammen aus allen Nähten zu platzen. Ein neues mußte gebaut werden und es wurde gebaut: in der Oranienburger Straße viel weiter nördlich.

Der Umzug der einzelnen Betriebsteile des HTA fand ab 1916 statt und war um 1918 abgeschlossen. Bereits im Jahre 1916 wurde die Stadtrohrpost des HTA von der Französischen Straße in die Oranienburger Straße verlagert. Das bedeutete, daß in dem Gebäude, in dem einstmals das HTA seine Rohrpost betrieb, ab 1916 ein Postamt existierte, das zwar keinen Rohrpoststenpel führte, wohl aber in einem Haus arbeitete, in dem eine Rohrpostanlage installiert war.

Einige erste Schlußfolgerungen:

1.) Wenn HTA und W 56 bis 1916 voll umfänglich im gleichen Haus untergebracht waren, gab es bis dahin nur einen Grund, bei den Rohrpostleitvermerken zwischen W 56 und HTA zu differenzieren. Sendungen mit dem Leitvermerk "56" gingen an die Zustellung des PA W 56, andere Sendungen - durchzuleitende Sendungen mit anderen Leitvermerken oder mit dem Vermerk HTA - wurden vom HTA gemäß der Betriebordnung weiterverarbeitet.

2.) Wenn W 56 und HTA oder seit Ende 1916 noch Teile des HTA im Gebäudekomplex Französische Straße 33 verblieben, dann macht es Sinn, daß der Minutenankunftstempel des HTA auf der Rückseite abgeschlagen ist. Dein Beleg weist den Leitvermerk 56 auf und rückseitig den Minutenankunftstempel des HTA: ergo, der Brief ist in der - so vermute ich - gemeinsamen Rohrpostanlage von HTA und Berlin W 56 angekommen. Erst im Hause Französische Straße 33 - heute ist dies ein Deutsche-Telekom AG-Flietsteak in bester Berlin-City-Lage - wurde dann zwischen Destination HTA und W 56 unterschieden.

3.) Das scheinbar so 'rohrpostlose' Postamt Berlin W 56 ist also überhaupt kein rohrpostloses Amt gewesen, sondern arbeitete in dem Gebäude mit einer der gigantischsten Rohrpostanlagen der damaligen Zeit, nämlich der des HTA. Man brauchte einfach keinen zusätzlichen Rohrpostanschluß, denn der des HTA war zugleich auch der eigene. Und auch wenn das HTA seit 1916 allmählich in die Oranienburger Straße umzog, so brach man doch nicht einfach die Straßen auf, um die alten Leitungen und Röhren herauszuholen und sie in der Oranienburger Straße wieder einzubuddeln.

4.) Fazit: PA Berlin W 56 war gleichsam 'stiller Teilhaber' an den Rohrpostanlagen des HTA in der Französischen Straße.

Ich überblicke bisher folgende DRUB's an das Auswärtige Amt Wilhelmstraße mit oder ohne Leitvermerk:

17.1.1915 mit Rohrpostleitvermerk "56"



14.11.1916 mit Rohrpostleitvermerk "56"



15.11.1916 mit Rohrpostleitvermerk "56"



21.12.1916 ohne Rohrpostleitvermerk



5.4.1917 mit Rohrposteitvermerk "56"



20.4.1917 ohne Rohrpostleitvermerk



28.4.1917 mit Rohrpostleitvermerk "56"



21.12.1917 ohne Rohrpostleitvermerk



21.1.1919 mit Rohrpostleitvermerk "56", gestrichen und mit "8" überschrieben



Erste Schlußfolgerung: Schon zu Zeiten einer gemeinsamen Unterbringung von HTA und W 56 im gleichen Gebäude wurden die Rohrpostsendungen des Admiralstabes mit dem Leitvermek W 56 versehen.

Zweite Schlußfolgerung: Gelegentlich fehlende Leitvermerke sagen nichts über die grundsätzliche Lage aus

Dritte Schlußfolgerung: Der einzige mir bekannte Umschlag mit Überschreibung von [W]56 durch [W]8 stammt erst aus der Nachkriegszeit.

Vierte Schlußfolgerung: Der Umzug des HTA in die Oranienburger Straße hat an den Verfahren des Rohrpostbetriebes zwischen W 9 und W 56 nichts grundsätzliches verändert.

Hypothese: Der Rohrpostleitvermerk [W]56 meint das Zustellpostamt W56, die Sendungen werden über die Fahrrohre zum HTA zugeleitet, das im gleichen Hause wie das PA W56 lag.

Sollte es längerfristige Störungen in den Fahrrohren gegeben haben, wird geschehen sein, was immer in solchen Fällen geschehen ist: man ist auf Kuriere, Nahverkehrsmittel etc. ausgewichen. War dies beispielsweise bei dem mit [W]8 überschriebenen Beleg vom 21.1.1919 der Fall? oder steht dahinter eine Veränderung in den Leitwegsvorschriften für Rohrpost an die staatlich-administrativen Stellen? Doch nicht vergessen: am 21. Januar 1919 war die Berliner Innenstadt immer noch geprägt von den Spuren der revolutionären Spartakuskämpfe, den Barrikaden



und den Folgen des Panzereinsatzes der Reichswehr und der Freikorps gegen die protestierenden Arbeiter,



die ja u.a. das Zeitungsviertel in der Kochstraße, gerade zwei Straßenzüge weiter als das PA Berlin W 56 besetzt hatten.



Finden wir in diesen geschichtlichen Umständen die Erklärung für die Überschreibung des Leitvermerks [W]56 durch [W]8 auf einer Rohrpostsendung vom 21. Januar 1919, die mitten durch das von den Spartakuskämpfen gekennzeichnete Berlin gepustet werden sollte?

Jetzt müßten alle verfügbaren Rohrpostumschläge oder auch andere per Rohrpost beförderte Sendungsarten an das Auswärtige Amt in der fraglichen Zeit systematisch hinsichtlich ihrer Leitvermerke und ihrer rückseitigen Stempel untersucht werden. Vielleicht bringen wir dann noch mehr Licht in das Dunkel.

Wäre nett, wenn jeder seine Belege oder Kopien von Sendungen an die Chiffrierstelle des Auswärtigen Amtes hier per Scan mit 300 dpi einstellte, damit wir das Thema weiterentwickeln können.

Ich bin gespannt.
 
blaujacke Am: 10.09.2011 21:03:51 Gelesen: 1305658# 694 @  
@ telosgraphein007 [#693]

Hallo und danke, tolle Arbeit schon so früh am Morgen!

Das klingt ja wirklich sehr einleuchtend! Hier nun die beiden anderen Belege aus meiner Sammlung:



DRUB 2: Aufgabe W 9, 3.10.16 - Leitvermerk 8 - Ankunft W 8, 3.20 N



DRUB 5: Aufgabe W 9 14.1.19, Leitvermerk 8 (korrigierte 56?) - Ankunft W 8, 10.30 V

Auch ich bin gespannt auf weitere Meldungen.

Eine andere Frage bei dieser Gelegenheit: Kennt jemand eine Aufstellung über die exakten Standorte der Rohrpostämter bzw. Rohrpostbetriebsstellen, die ja nicht immer mit den übergeordneten Postämtern identisch waren?

Bei der mir verfügbaren Literatur stoße ich immer wieder auf widersprüchliche Angaben. Mir ist auch nicht klar, ob mit den Wechseln der zuständigen Postämter Verlegungen der Rohre einher gingen. Ich habe damit begonnen, mir eine eigene Tabelle zu erstellen (die ich vielleicht mit entsprechenden Stadtplanausschnitten ergänzen möchte), komme dabei aber immer wieder in's Schwitzen. Die zu Rate gezogenen Adressbücher von Berlin machen auch nur (zuverlässige?) Angaben mit großer Zeitverzögerung, die dann auch nicht immer zu den Angaben anderer Autoren passen! Ebenso sind wohl ab R 16 auch nicht alle konkreten Eröffnungsdaten bekannt!
 
cartaphilos Am: 11.09.2011 02:17:58 Gelesen: 1305621# 695 @  
@ blaujacke [#694]

Moijn Uwe,

super und danke.

Der Beleg 1 (DRUB 2: Aufgabe W 9, 3.10.16 - Leitvermerk 8 - Ankunft W 8, 3.20 N) ist ganz absichtlich direkt an W 8 geleitet worden. Hier lag wohl eine Störung / Unterbrechung der Leitung bis zum HTA respektive W 56 vor.

Merke: Es ist genau die Zeit, in der der Umzug gerade der Rohrpost aus dem HTA Französische Straße in das HTA Oranienburger Straße vollzogen wurde. Warum zuerst die Rohrpost? Die Rohrpost wurde zur Entlastung der Telegraphie erfunden: Es konnten innerorts im Rahmen des Rohrpostnetzes die Urschriften der Telegramme direkt an das Bestimmungspostamt weitergeleitet werden, ohne von Telegraphenbeamten abgeschrieben werden zu müssen. Minutenstempel des Abgangsamtes oben links drauf, abgeschickt, Minutenstempel des Ankunftsamtes oben rechts drauf, in den Umschlag und ab zur Zustellung. Wenn also die Rohrpost die wichtigste, weil zeitsparendste Einrichtung der innerörtlichen Telegraphie war, dann mußte diese als erstes umziehen, d.h. Empfangs- und Sendeanlagen wurden demontiert, sofern noch brauchbar, und am neuen Ort neu installiert. Und wenn dann im letzten Quartal 1916 der Umzug der Rohrpost stattfand, dann gab es schon einmal Unterbrechungen der Rohrpostleitungen. Bin gespannt, ob es aus dieser Zeit des Umzugs noch weitere Belege gibt, die von Hause aus mit W 8 gekennzeichnet sind.

Bei dem Beleg 2 (DRUB 5: Aufgabe W 9 14.1.19, Leitvermerk 8 (korrigierte 56?) - Ankunft W 8, 10.30 V) mit nachträglich korrigiertem Leitvermerk dürfte es sich um einen - ich nenne diese Kategorie von in der Weiterleitung gestörten Rohrpostsendungen dieser geschichtlichen Periode einmal so - 'Spartakusbrief' handeln: Der Grund für die Veränderung des Leitvermerks war möglicherweise die Unterbechung der Durchleitung nach W 56 im Zuge des Spartakusaufstandes und der bürgerkriegsähnlichen Zustände im Berliner Zentrum. Nicht vergessen: am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet. Darauf kam es nochmals zu massenhaften Protesten in Berlin, obgleich die Novemberrevolution aus der Sicht der Arbeiter schon verloren war.

Übrigens vermute ich, daß bei Ankunft von Sendungen im HTA mit dem Leitvermerk "56" diese mit hausinterner Rohrpostanlage, also der sogenannten Hausrohrpost in die Zustellung von W 56 weitergeleitet wurden. Im Empfangssaal des HTA erst schieden sich die Rohrpostströme.
 
blaujacke Am: 12.09.2011 13:14:35 Gelesen: 1305450# 696 @  
@ telosgraphein007 [#695]

Zu unserem Thema habe ich in der Rohrpostbetriebsordnung von 1885 und in der Rohrpostordnung von 1903 jeweils einen vielleicht interessanten Hinweis gefunden, der aber sonst wohl nirgendwo mehr auftaucht.

RPBO 1885,§ 9,Abs. VII: "Telegramme, Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten für das "Auswärtige Amt" sind stets auf das Rohrpostamt Nr. 1 zu leiten."

RPO 1903, Ausführungsbestimmung zu § 7 "Die Benutzung der Rohrpost in Militärangelegenheiten im Falle einer Mobilmachung ist durch besondere Verfügung geregelt."

Wie ist an diese "besondere Verfügung" heranzukommen?
 
DerLu Am: 14.09.2011 10:11:19 Gelesen: 1304369# 697 @  
@ blaujacke [#696]

Diese Verfügungen wirst du nur mit viel Sucherei und Glück in Archiven finden. Da sie höchst wahrscheinlich geheim waren sind sie m.W. nie in den Amtsblättern veröffentlich worden.
 
DerLu Am: 14.09.2011 10:29:52 Gelesen: 1304336# 698 @  
@ blaujacke [#688]

Ich habe noch zwei Details zum Admiralstab hinzuzufügen:

Das Dienstgebäude der Marinebehörden in der Königin-Augustastr. / Bendlerstr., in der auch der Admiralstab untergebracht war, hatte anscheinend einen eigenen Rohrpostanschluß. In einer Bauzeitung aus dem Jahre 1914 wird "Der Neubau eines Dienstgebäudes für die obersten Marinebehörden in Berlin." detailliert beschrieben, darin heist es : "Auch sind unmittelbar Anschlüsse an Rohrpost und Telegraphie vorhanden.". Da alle mir bekannten DRUBs vom PA W9 abgestempelt worden sind, war das Dienstgebäude höchstwahrscheinlich mit diesem verbunden.

Aufgelöst wurde der Admiralstab am 15.09.1919 als Forderung aus dem Versailler Vertrag alle Generalstäbe aufzulösen.

Gruß

DerLu
 
ganzsache.de Am: 17.09.2011 21:49:24 Gelesen: 1303395# 699 @  
@ telosgraphein007 [#693]

Bei dem Umschlag mit Numerator "370" handelt es sich um einen DRUB 1, das Datum muss m.E. als -1.-7.16 gelesen werden.

In einer 3teiligen Serie in der Briefmarkenrevue beschäftigte sich Hr. Paikert 2004 ausführlich mit den DRUB, einschließlich einer Aufstellung bekannter und literaturerwähnter Stücke, wobei einige der hier vorgestellten dort noch nicht enthalten waren.

Demnach können folgende Feststellungen getroffen werden:

- der frühest bekannte DRUB 1 mit Numerator "6" wurde am 13.4.16 gestempelt;
- die Umschläge wurden streng in der numerierten Reihenfolge verwendet;
- im Gesamtzeitraum April 1916 bis August 1919 wurden ca. 3.300 Umschläge verwendet;
- dies entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von 3 Umschlägen pro Tag;
- bis auf Restbestände der letzten Ausgabe sind keine ungebrauchten Umschläge bekannt bzw. gelten als verschollen.

Infolgedessen wurde auch die Katalogisierung im MICHEL Ganzsachen-Katalog neu erstellt. Nachfolgend eine der hierfür verwendeten Abbildungen:

DRUB 2 (#588) am 18.-9.16 von W9 nach 56:



Interessant ist auch der mit niedrigstem Numerator bekannte DRUB 4 (#4) am ?8?.10.17 von W9 nach 40(!):


 
DerLu Am: 18.09.2011 21:31:29 Gelesen: 1303003# 700 @  
@ telosgraphein007 [#695]

Nach einem Artikel aus dem Jahre 1920 "Die Berliner Rohrpost im Weltkrieg" von Gieseke verblieb die Rohrpostinstallation des ehemaligen HTAs in der Französischen Strasse und wurde weiter genutzt:

".., waren für den Verkehr zwischen der im Gebäude des alten Amtes verbliebenen Rohrpoststelle und dem neuen Amte noch vier Verbindungen, für jede Richtung zwei, für Kreisbetrieb eingerichtet".

Laut dem Artikel "erbte" das neue HTA in der Oranienburger Str. die Rohrpostanschlüsse des Postamtes 24, das zeitgleich seinen Rohrpost- und Telegraphenbetrieb einstellte. Das neue HTA erhielt aber neue Apparate (Bauart 1912).

Die Rohrpostbetriebsstelle des alten HTAs lief zeitweise wohl auch unter der Bezeichnung "Zentrale" bzw. "Ztr." (siehe [# 544] ff.).

Einen schönen Abend

DerLu
 
cartaphilos Am: 19.09.2011 21:41:25 Gelesen: 1302651# 701 @  
HTA - W 56 - Berlin Ztr

@ DerLu [#700]

Danke, das ist es:

Kaum daß ich über den Zusammenhang zwischen HTA - W 56 und Ztr nachdenken muß (siehe unten), bringst Du diese Klasse-Information und ich habe letzte Woche im Berliner Ganzsachensammlerverein die passende Rohrpostkarte dazu gefunden: adressiert nach W 56 und mit Rohrpost-Ankunfstempel von Berlin Ztr.



Ich gebe zu: Es ist ein an der falschen Seite bedarfsgelochter Lappen. Den Wertstempel hätte es fast auch noch erwischt. Aber Bedarf ist Bedarf und Berlin Ztr ist Berlin Ztr. Und daher das Ganze, was nur eine Beigabe für einen größeren Kauf war, hier noch einmal geschönt:



Die Karte ist gerichtet an die Bank für Handel und Industrie in Berlin W 56, Schinkelplatz 104. Der Schinkelplatz liegt in Sichtweite von der Straße Unter den Linden gegenüber dem Deutschen Historischen Museum und neben der Friedrichswerderschen Kirche und ist heute eine gepflegte Kriegsbrache ohne Bebauung.

Aufgegeben wurde die Karte am 6. Januar 1921 im Postamt Berlin W9 und da sie per Rohrpost nach Berlin W 56 gefahren werden sollte, erhielt sie einen bemerkenswerten Leitvermerk: Ztr. Nicht nur dies: innerhalb von 10 Minuten (Berlin W 9 6.1.21 10.50 V - Berlin Ztr 6.1.21 11- V.) traf sie am Bestimmungsrohrpostamt ein.

Das Postamt W 56 befand sich in der Französischen Straße 33d, d.h. im Gebäude des ehemaligen, jetzt in die Oranienburger Str. verlegten Haupttelegraphenamtes. Wenn ich diesen nach W 56 adressierten Beleg, den darauf befindlichen Ankunftstempel "Berlin *Ztr*" und Deine Informationen zusammentrage, dann ist eines klar: Der Stempel "Berlin *Ztr*" wurde am Postamt W 56 geführt, das seinerseits die alten Rohrpostanschlüsse des einstmals im gleichen Gebäude untergebrachten HTA nutzte. Und noch eines: Wir haben uns ja über diese eigenartige Lücke im oberen Stempelkreisbogen gewundert: Hat da nicht vielleicht einmal W56 gestanden und ist dann weggefeilt worden?
 
DerLu Am: 20.09.2011 07:52:54 Gelesen: 1302485# 702 @  
@ telosgraphein007 [#701]

Das Postamt W56 war bis 1924 in der Französischen Strasse 33d/Ecke Oberwallstr.. Das alte HTA war in der Französischen Str. 33 b/c. Ob beide im gleichen Gebäude oder im gleichen Block waren kannst du bestimmt besser beurteilen, da du ja "vor Ort" nachschauen kannst. Zudem, wenn das Postamt W56 mit dem Umzug des HTAs dessen Rohrpostbetriebsstelle geerbt hätte, müssten ab diesem Zeitpunkt Rohrpoststempel des Postamtes bekannt sein. Rohrpoststempel des W56 sind aber erst nach 1924 bekannt, also nachdem es zum Werderscher Markt umzog. Erst ab 11.10.1930 residierte das Postamt W56 in den Gebäuden des alten HTAs in der Französischen Str. 33b/c.

Der Stempel "* Ztr. *" wurde laut Büttner nur zwischen 1920 bis 1923 verwendet, alle mir bekannten und hier gezeigten Belege (zugegeben sehr viele sind es nicht) stammen aus diesem Zeitraum. Den Stempel von "Berlin W / * 56 *" in "Berlin / * Ztr. * " zu ändern bedeutete aber mehr als nur etwas auszufeilen. Dazu musste mindestens das untere Segment komplett neu gefertigt werden! Einen Minutenstempel des W56 vor 1920, den man hätte umarbeiten können, ist m. W. nach unbekannt.

Damit hier nun aber nicht nur trockener Text steht, noch ein Beleg mit dem Leitvermerk "Ztr", aufgegeben am 8.4.1921 beim Postamt W35. Die Abstemplung erfolgte mit dem Briefstempel, da die Karte nach Rohrpostschluß aufgegeben wurde (10-11N !). Die Zustellung erfolgte dadurch auch erst am nächsten Morgen.


 
blaujacke Am: 27.09.2011 12:59:39 Gelesen: 1300527# 703 @  
Guten Tag, Freunde der Rohrpost,

ist die nachstehend gezeigte Rohrpostkarte ausreichend frankiert oder nicht?



Offensichtlich hat der Beamte der RPBetrSt N 54 zusätzlich den Leitvermerk "4" das liegende Kreuz für die Eilbestellung (vom Absender verlangt?) angebracht. Warum hat er aber nicht auf die ausreichende Frankierung geachtet? Nach meiner Auslegung der RPO von 1903, § 16, Abs II, wäre neben der Gebühr für die streckenweise Beförderung mit der RP (also die ausgewiesenen 25 Pf.9 zusätzlich das Porto für die Karte nach Tegel im OPD-Bezirk Berlin (5 Pf.) und die Gebühr für die Eilbestellung (25 Pf.) zu entrichten gewesen! Oder sehe ich hier etwas falsch?
 
DerLu Am: 27.09.2011 21:58:52 Gelesen: 1300485# 704 @  
@ blaujacke [#703]

Guten Abend,

die Karte ist unterfrankiert, was fehlt ist die Weiterleitungsgebühr. 1904 lag Tegel nicht im Rohrpostbezirk von Berlin, daher musste zur Rohrpostgebühr noch die sogenannte Weiterleitungsgebühr in Höhe des normalen Kartenportos verklebt werden. Da Tegel zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Nachbarortsverkehr von Berlin gehörte (das änderte sich erst 1912) waren dies 5 Pfennig.

Die Weiterleitungsgebühr beinhaltete aber in Zustellbezirken die zur Oberpostdirektion Berlin gehörten, dies galt für Tegel, das die Sendungen "mit besonderen Boten" zugestellt wurden - also mit Eilboten. Daher rührt wahrscheinlich die Kennzeichnung als Eilsendung.

Jedenfalls wurde die Karte auf dem "normalen" Briefschalter des Postamtes N54 aufgeben, vielleicht hatte der dortige Beamte nicht den genauen Überblick, welcher Vorort zum Rohrpostbezirk gehörte und welcher nicht (obwohl Tegel zu dieser Zeit noch weit außerhalb Berlins lag). Die Karte ist dort dann zur Rohrpostbetriebsstelle im gleichen Postamt gewandert, bekam dort seinen Rohrpoststempel und den Leitvermerk 4. Auch der dortige Beamte hat die fehlenden 5 Pfennig nicht bemerkt. Weiter zum Postamt N4 am Stettiner Bahnhof. Dort traf er um 16:00 ein und wurde mit dem Zug um 17:52 nach Tegel transportiert. Und auch in Tegel wurde das fehlende Porto nicht gemerkt

Warum diese Karte, die doch durch einige Postlerhände ging, nicht mit Nachporto belegt wurde, darüber kann man heute wahrscheinlich nur spekulieren - solche Sendungen sind aber nicht allzu häufig.

Natürlich wäre die Karte als Karte mit Eilzustellung ebenfalls unterfrankiert gewesen. Das effektive Porto wäre gleich gewesen: 5 Pfennig für die Karte und 25 Pfennig für die Eilzustellung im Ortsbezirk also ebenfalls 30 Pfennig.

Gruß

DerLu
 
blaujacke Am: 28.09.2011 20:07:49 Gelesen: 1300166# 705 @  
Ich zeige heute einmal eine russische Antwortkarte, die zwar nichts mit der Rohrpost zu tun hat, aber an das Telegraphenamt Berlin gerichtet ist. Kann jemand die kyrillische Schrift entziffern und den Beleg erklären:



Der Frageteil an das TA trägt unten lks. den Bestellstpl des PA W 56 (Französ. Str. 33!) vom 11/2.94, 8-8 3/4 V.



Die untere Karte (Rückseite des Frageteiles) hat unten lks. den Eingangsstpl. des HTA v. 11.2.94. Die obere Antwortkarte (Rückseite unbeschriftet) ist eigenartigerweise ebenfalls in Russland - jedoch mit einem anderen Stempel - entwertet worden. Die Datumszahl deute ich als "29". Der russische Stpl. auf dem Frageteil dürfte als Datum eine "28" haben.

Fragt hier (Frau?) Sirottas an, ob (Herr?) Sirotta Telegramm & Brief mit Adresse "Berlin Post-restante" erhalten hat?

Ich wünsche einen schönen Abend!
 
DerLu Am: 29.09.2011 21:25:19 Gelesen: 1299795# 706 @  
@ blaujacke [#705]

Mit Russisch kann ich dir leider nicht helfen. Aber mit "post(e) restante" vielleicht: Dies ist der internationale Postausdruck für "postlagernd". Der Absender fragt also beim Telegraphenamt in Berlin nach ob die genannte Person die Post, die anscheinend als postlagernd deklariert wurde, auf dem Postamt abgeholt hat.

Noch eine Anmerkung zu den Stempeldaten: In Russland galt damals auch im zivilen Leben der Julianische Kalender, der dem in Westeuropa üblichen Gregorianischem Kalender um einige Tage hinter hinkte.

Einen schönen Abend wünscht

DerLu
 
Postgeschichte Am: 29.09.2011 22:42:09 Gelesen: 1299782# 707 @  
@ blaujacke [#705]

Ich lese im Stempel "KIEW".

Gruß
Manfred
 
blaujacke Am: 30.09.2011 14:13:57 Gelesen: 1299416# 708 @  
@ DerLu [#706]
@ Postgeschichte [#707]

Ich war natürlich auch von der Frage nach der Abholung ausgegangen. Hinsichtlich der Zeitrechnung "ergoogele" ich für das Jahr 1894 keinen Unterschied zwischen gregorianischem und julianischem Kalender! Der Stempel der Absendung scheint tatsächlich aus Kiew und das Datum müßte vom 28.01.1894 sein. Die Antwortkarte ist ja wohl auch nach Kiew adressiert. Wie kommt aber der Stempel vom 29.01.1894 des anderen - mir nicht bekannten - Postamtes zur Anwendung, wenn der Eingang beim HTA am 11.02.1894 war? Sollte die Karte über dieses Postamt - warum auch immer dort abgestempelt - nach Berlin gelaufen sein?

Ein schönes, langes Wochenende wünscht
Uwe
 
cartaphilos Am: 02.10.2011 21:37:00 Gelesen: 1298638# 709 @  
@ DerLu [#706]
@ Postgeschichte [#707]
@ Blaujacke [#708]

Moijn,

ich krame einmal rudimentäre Russisch- und Kyrillischkenntnisse hervor:

Die Karte ist am 28. Januar 1894 nach julianischem Kalender in Kiew aufgegeben worden. Das entspricht nach gregorianischem Kalender dem 9. Februar 1894.

Beim Transport nach Berlin hat der Postbeamte eines Bahnpostwagens auf dem Postkurs Kiew - Berlin die Antwortkarte am 29. Januar 1894 julianisch (= 10. Februar 1894 gregorianisch) abgestempelt. In der Legende des Stempels heißt es: "Рочовыи Вагонъ = Postobi Wagon = Bahnpostwagon".

Am 11. Februar 1894 gregorianisch (= 30. Januar 1894 julianisch) traf die Karte beim für das HTA Berlin zuständige PA W 56 ein, wie der Ankunft- bzw. Bestelltstempel belegt. Dieses befand sich im gleichen Gebäudekomplex wie das HTA: Französische Straße 33.

Am 11. Februar 1894 erhielt es den blauen Eingangsstempel des HTA.

Dann ging's wieder zurück nach Kiew, und zwar ohne weitere Abstempelung, denn der Wertstempel der Antwortkarte war bereits vom Bahnpostschaffner der zaristischen russischen Post einen Tag zuvor auf dem Weg nach Berlin entwertet worden.

Insgesamt ein wunderbarer Beleg dafür, daß das HTA Berlin zu dieser Zeit im Zustellbereich des PA W56 lag.

Ich habe alte Luftaufnahmen vom Berline Zentrum aus den 1920er Jahren gefunden, aus denen hervorgeht, daß dies damals ein einheitlicher Gebäudekomplex war:



Heute sieht das nach Umbau durch die Telekom so aus:



An der alten Fassade links (zur Oberwallstraße hin) war der Eingang zum PA W 56, auch wenn die Adresse Französische Straße 33 lautete. Das Eingangstor ist noch heute zu sehen.
 
cartaphilos Am: 02.10.2011 23:48:27 Gelesen: 1298588# 710 @  
RP 26

Was dem Briefmarkensammler die "Blaue Mauritius" ist den Rohrpostsammler die bedarfsmäßig gebrauchte RP 26 des Deutschen Reiches. Das Problem dieser Karte ist, daß sie bedarfsgebraucht durchaus vorkommen kann, jedoch in der Regel nicht portogerecht, denn im Jahre 1941 wurde der Anspruch auf Eilzustellung abgeschafft, d.h. eine Eilzustellung wurde vor allem in Großstädten nicht mehr garantiert. Das bedeutete jedoch nicht, daß es nicht weiterhin immer wieder vorkommen konnte, daß Sendungen per Eilboten zugestellt wurden. So beispielsweise bei besonders wichtigen Telegramme in Berlin noch bis Ende 1944 nachweislich.

In der Regel kommt die RP 26 als Rohrpost-Ortskarte im 15-Pf-Tarif innerhalb Berlins sowie als 16-Pf-Karte bei Teilrohrpost in Berlin und dann an einen Bestimmungsort außerhalb des Rohrpostbezirks vor. Diese Karte ist in gleicher Verwendung auch in München möglich. Ein Wiener Berufsphilatelist (Herr Puschmann von Öphila) hat mir berichtet, daß er von der Existenz eines solchen in Wien gebrauchten Stückes gehört habe.

Eine portorichtige, bedarfsmäßge Verwendungsweise ist denkbar: nämlich die Europa-Auslands-Karte per Einschreiben und Rohrpost in Berlin, München oder Wien:

15 Pf Auslandskarte
10 Pf Rohrpost
30 Pf Einschreiben

Träum, träum, träum!

In diesem Monat sind nun sage und schreibe drei gebrauchte Exemplare von dieser Karte über den deutschen Auktionshandel gegangen:

1. bei Pumpenmeier am 17. September 2011
2. bei Hadersbeck am 28. September 2011
3. bei Mohrmann am 30. September 2011

Da allgemein bekannt ist, daß von dieser Karte nur wenige gebrauchte Stücke bekannt sind (auch in der inzwischen aufgelösten Sammlung Kögel war zwar eine RP 25 vom April 1945 vorhanden, jedoch keine RP 26), ist das mir Anlaß, die liebe Rohrpostgemeinde zu fragen, welche Stücke ihr insgesamt bekannt sind, um einen Überblick zu erlangen.

Ich gehe einmal mit gutem Beispiel voran, und stelle hier die mir verfügbaren Abbildungen ein:



RP 26 vom 7.11.1941 von Berlin-Steglitz 15.40 per Rohrpost nach Berlin W8 16.10

verkauft diese Woche bei Mohrmann für 3400 €



RP 26 vom 9.12.1941 ab Berlin SW11 11.10 per Rohrpost nach Berlin SO36 11.40

Dies ist eine der drei RP 26, die der Nestor der deutschen Ganzsachenphilatelie, Max Schaller selbst aufgegeben hat. (Persönliche Mitteilung von Max Schaller an mich vor 25 Jahren)



RP 26 vom 29.3.1942 mit Sonderstempel Berlin-Lichterfelde 1, Heeresfeuerwerksschule / Tag der Wehrmacht 1942 per Rohrpost über Berlin-Steglitz am 11.4.1942 11.10 zum Bahnpostamt Berlin Zoo nach Berlin-Charlottenburg 2 und weiter als Fernkarte nach Gummersbach.

Diese Karte wurde vor wenigen Wochen bei Pumpenmeier angeboten: 600,00 €. Es handelt sich hierbei um eine Karte, die zunächst blanko gestempelt, jedoch nicht befördert wurde. Gemäß früherer Regelung durften Ganzsachen, die zwar schon entwertet, aber noch nicht befördert waren, bis zu einem Zeitraum von - ich glaube - zwei Monaten nach Entwertung ordnungsgemäß aufgegeben werden und wurden ohne Beanstandung zugestellt. Diese Karte zeigt alle Merkmale dieses Verfahrens.



RP 26 vom 26.9.1942 ab Berlin 02 9.50 per Rohrpost über Berlin N4 12.30 nach Berlin-Weissensee

Wenn ich mich recht erinnere im Dezember 2009 beim Potsdamer Philatelistischen Büro versteigert. Preis: ?



RP 26 vom 27.10.1942 ab Berlin-Charlottenburg 9 17.30 per Rohrpost nach Berlin-Charlottenburg 4 5.50 N (= 17.50)

Ich weiß nicht mehr, wann und wo diese Karte aufgetaucht ist. Bei mir gespeichert ist sie seit dem 5. August 2010.



RP 26 vom 9.1.1943 ab Berlin SW61 11.20 per Rohrpost zum Bahnpostamt Ostbahnhof nach Berlin O17 13.50 weiter als Fernkarte nach Bunzlau

Letzte Woche bei Hadersbeck verkauft: 1000,00 €

Was sagt ihr? Was kennt ihr?
 
DerLu Am: 03.10.2011 09:09:46 Gelesen: 1298482# 711 @  
@ telosgraphein007 [#710]

Hallo,

da mich die "braune Zeit" nicht so übermäßig interessiert, sind meine Kenntnisse zur RP26 recht dürftig. In "Die Ganzsache" 1/1987 gibt es einen Artikel von Kretschmann und Frech über die RP26: "Die Gebrauchte Hitler-Rohrpostkarte" sowie einige kürzere Artikel vorher und nachher in denen teilweise (höflich ausgedrückt) sehr intensiv über eine bedarfsmäßige Verwendung der Karte diskutiert wird.

einen schönen Feiertag wünscht

DerLu
 
cartaphilos Am: 03.10.2011 12:00:22 Gelesen: 1298440# 712 @  
@ DerLu [#711]

Danke für diesen Literaturhinweis.

Meine Meinung ist ganz eindeutig: Wenn es bedarfsmäßige Verwendungen dieser Karte gibt, dann, weil es Sammler gab, deren Bedarf darin bestand, diese Karte auch gebraucht in ihrer Sammlung zu besitzen. Bedarfsmäßig ist in diesem Fall in aller Regel und ohne jede Illusion 'sammlerbedarfsmäßig gebraucht'.

Alle mir bekannten Karten weisen nur kurze (Sammler)-Grüße auf, und auch die, die so aussehen, als seien sie zu 'höherem Zweck' mit einer 'echten' Nachricht beschriftet worden, sehen eben nur so aus.

Die soeben bei Mohrmann verkaufte Karte ist nur scheinbar eine Geschäftskorrespondenz: Da haben sich zwei philatelistisch interessierte Versicherungsmenschen eine solche Karte mit einem rohrposttypischen, maschinenschriftlich angebrachten Text zugeschickt, wonach eine Verabredung heute nicht eingehalten werden könne und abgesagt werden müsse und dies zu einer Zeit, als ein Ortsgespräch 5 oder 10 Pfenning kostete und die beiden Geschäftsleute sicherlich auch telefonisch erreichbar waren.

Die Karte vom 26. Oktober 1942 von Charlottenburg 9 nach Charlottenburg 4 ist handschriftlich ausgefüllt und schlägt eine Verabredung am 4. November 1942 vor. Auch das wäre billiger per Ortskarte zu 5 Pf zu erreichen gewesen.

Weshalb nicht mehr Sammler solche Karten haben laufen lassen, hängt wohl mit der allgemeinen Preisentwicklung, dem faktischen Absinken der Reallöhne und einem vielleicht auch nachlassenden Sammlerinteresse angesichts des heftiger werdenden Krieges zusammen. Zudem: diese Karte kostete damals etwa einen durchschnittlichen Stundenlohn. Ein Brot kostete 1942 39 Pfenning, ein Bier ebenso und auch ein Liter Benzin.

55 Pfenning waren also zuviel für Hitler in Rot auf Rohrpostkarte. Und außerdem, was kaum jemand heute noch weiß: Hitler kassierte jedes Jahr einen millionenschweren Scheck von der Deutschen Reichspost für die Genehmigung der Verwendung seines Portraits auf den Briefmarken.
 
blaujacke Am: 03.10.2011 13:14:04 Gelesen: 1298425# 713 @  
@ telosgraphein007 [#709]

Herzlichen Dank - ich bin hellauf begeistert!

@ telosgraphein007 [#710]

Ich kann hierzu lediglich beitragen, daß die Karte vom 26.09.1942, ab Berlin C 2, am 15.11.2008 bei Harlos für 560,- € versteigert wurde.
 
DerLu Am: 04.10.2011 06:48:52 Gelesen: 1298195# 714 @  
@ blaujacke [#713]

Laut der Ankündigungs-Verfügung der RP26 war die Karte zunächst auch nur am Sammlerschalter des PA 2 erhältlich und sollte erst nach Aufbrauch der Karte mit Hindenburg-Wertstempel an den übrigen PA verfügbar sein.
 
blaujacke Am: 05.10.2011 22:43:40 Gelesen: 1297484# 715 @  
@ DerLu [#290]

Zu Deinem gezeigten Beleg habe ich einen vergleichbaren der 5. Portoperiode, der aber in diesem Falle wohl mit einer Nachgebühr von 60 Pf. (doppeltes Postkartenporto) belegt wurde:



Die Karte wurde am 11.03.1921,11.50 V, bei der RPBetrSt Charlottenburg 2 aufgegeben und ging gem. Leitvermerk "9" zur RPBetrSt W 9 (Ankunft 12,20 N). Die Zustellung in Nikolassee (1920 eingemeindet!) war nicht möglich, da der Empfänger gem. Zustellervermerk (oberer Rand) in die Knesebeckestr. 88 in Charlottenburg 2 verzogen war. Mit dem Nachporto für die Briefpost versehen, ging die Karte offensichtlich am 12.3. (s. Angabe mit Anschrift u.l.)zurück in die Knesebeckstr.(der Absender wohnte Knesebeckstr. 4!).
 
DerLu Am: 13.10.2011 19:45:23 Gelesen: 1295279# 716 @  
@ DerLu [#677]

Guten Abend,

ich habe einen weiteren Rohrpostbrief mit einem Stechuhrstempel eines Berliner Hotels gefunden: der Brief wurde am 20.02.1908 beim PA N24 aufgegeben und war an eine Frau im Hotel "Fürstenhof" adressiert. Auf der Rückseite findet man den Ankunftstempel des Postamtes W9 und einen Stechuhrstempel des Hotels. Bei der dreistelligen Zahl auf der Vorderseite drängt sich mir eine Interpretation als Zimmernummer auf.



Das Hotel "Der Fürstenhof" war ein großen Berliner Luxushotel, das von 1907 bis 1943 am Potsdamer Platz existierte.

Die drei bisher bekannten Hotel-Stechuhrstempel (Adlon, Eden und Fürstenhof) stammen alle von großen Luxushotels und habe m.M. alle eine auffällige gleiche Form: drei Zeilen mit relativ großen Zeilenabstände, eine englische Datums-/Uhrzeitangabe in der mittleren Zeile. Ich vermute das die Stempel zumindesten vom gleichen Hersteller stammen.

Einen schönen Abend wünscht

DerLu
 
cartaphilos Am: 25.10.2011 20:00:22 Gelesen: 1291732# 717 @  
@ DerLu [#716]

Gratuliere. Was für ein wunderschöner Beleg. Kannst du mir einen Scan mit höherer Auflösung zusenden oder hier einstellen? Ich möchte ihn mit Deinem Einverständnis in die Neufassung von Schmugglers Rohrpostbuch einbauen.

Zudem: Heute kam aus bekannter ebay-Quelle ein Konvolut ungebrauchter Rohrpost-Umschläge, also keine Ganzsachen, sondern zumeist amtliche Formulare hier an. Nun wollen wir ja alle viele und seltene und wunderschön abgeschlagene Stempel auf Badarfsbelegen. Doch diese ungebrauchten Formulare bestechen durch unvorstellbare Sauberkeit und perfekte Erhaltung und da dachte ich einmal, daß das durchaus in die Sammlung paßt. Zudem zeigen einige der Vordrucke die gleiche Zeichnung wie die Ganzsachenumschläge.

ca. 1880 (nach rechts aufsteigende Riffelung):



ca. 1880 (nach rechts aufsteigende Riffelung, geänderte Farbe und Papier):



ca. 1880 (nach links aufsteigende Riffelung):



ca. 1880 (nach links aufsteigende Riffelung, geänderte Farbe und Papier):



ca. 1895 (geänderte Typographie):



ca. 1895 (geänderte Typographie, wie gleichzeitige Ganzsachen:



1931 (Druckvermerk Adler 12 31 Delta C 362):



1931 (geänderter Druckvermerk Adler 12 31 C 362 doppelt unterstrichen):



1934 (Druckvermerk Adler 9 34 Delta C 362 Din A 6):



ca. 1954 (Formular der Deutschen Post der DDR, Duckvermerk 188 C 362 Din C 6):



Es gibt bestimmt noch etliche andere, und ich habe noch einiges an gebrauchten Formularen in der Sammlung, u.a. auch Postkartenformulare. Darüber demnächst einmal mehr.

Einen schönen Abend noch
 
DerLu Am: 03.11.2011 16:01:17 Gelesen: 1289619# 718 @  
@ telosgraphein007 [#717]

Hallo telosgraphen007,

woher hast du bei den ersten gezeigten Umschlägen (die ohne Adresszeilen) die Jahreszahlen ?

Ich kenne Umschläge bei denen der Text "Rohrpost-Brief." mit identischer Schriftart gedruckt ist nur mit Adresszeilen und dem Zusatz "Postsache" bzw. "Königliche Angelegenheit". Es wäre m.M. doch auch praktischer gewesen, wenn man die Umschläge schon bedruckt auch gleich die Adresszeilen hinzufügt. Hier einer der Umschläge:



Zum 6. Beleg: m.M. ist die verwendete Schriftart nicht identisch mit den amtlichen Ganzsachen. Sie ist sehr ähnlich, aber nicht gleich (z.B. das 'R' und das 's')

Wg. der Scans siehe PM.

Einen schönen Tag wünscht

DerLu
 
cartaphilos Am: 04.11.2011 10:47:15 Gelesen: 1289456# 719 @  
Guten Morgen DerLu [#718],

die ungefähren Daten für die zeitliche Zuordnung der Umschläge habe ich der Entwicklung der Typographie entnommen. Die ersten Umschläge zeigen noch eine an der Antiqua orientierte Typographie mit stark ornamental verspielten Anfangsbuchstaben. Hier ist noch klassische Buchdruckertradition zu erkennen, die durch die zur 'Deutschen Schrift' hochstilisierten Fraktur seit den 1890er Jahren abgelöst wird. Es ist die Zeit, in der das Kaiserreich nach der angemessenen kulturellen Selbstrepräsentation sucht, die sich beispielsweise in den Briefmarken seit 1900 dann im Bild der die Kaiserkrone tragenden Germania zeigt.

Erst durch Hitlers sogenannten 'Schrifterlaß' wird die Fraktur als 'deutsche Schrift' wieder in Mißkredit gebracht und Briefmarken wie Ganzsachen und alle anderen Dokumente der Reichspost werden wieder in Antiqua gedruckt.
Für jene Nazifreaks, die hier zufälligerweise landen und glauben, die Fraktur sei die 'einzig wahre doitsche Schrift', im Folgenden der Erlaß vom 3.1.1941, der für die Gestaltung der Briefmarken so einschneidend wurde:

"Stabsleiter, z. Zt. Obersalzberg, den 3.1.41

R u n d s c h r e i b e n (Nicht zur Veröffentlichung)

Zur allgemeinen Beachtung teile ich im Auftrag des Führers mit:

Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte gotische Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern.

Am heutigen Tage hat der Führer in einer Besprechung mit Herrn Reichsleiter Amann und Herrn Buchdruckereibesitzer Adolf Müller entschieden, dass die Antiquaschrift künftig als Normal-Schrift zu bezeichnen sei. Nach und nach sollen sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normal-Schrift umgestellt werden. Sobald dies schulbuchmässig möglich ist, wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normal-Schrift gelehrt werden.

Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben. Ernennungsurkunden für Beamte, Strassenschilder u. dergl. werden künftig nur mehr in Normal-Schrift gefertigt werden.

Im Auftrage des Führers wird Herr Reichsleiter Amann zunächst jene Zeitungen und Zeitschriften, die bereits eine Auslandsverbreitung haben, oder deren Auslandsverbreitung erwünscht ist, auf Normal-Schrift umstellen.

gez. M. Bormann"

So erklärt sich auch, weshalb RP25 in Fraktur, RP26 jedoch in Antiqua gesetzt wurde.

einen schönen Tag noch
 
cartaphilos Am: 04.11.2011 17:39:46 Gelesen: 1289302# 720 @  
Portostufen der Rohrpost Wien zur Zeit der Annektion durch das Deutsche Reich im Jahre 1938

Gerade kam eine per Rohrpost beförderte Ortseilbotenkarte aus Wien vom 24. VI 1938 herein:



Es ist eine Ganzsachenkarte mit 12 Gr. Wertstempel. Zufrankiert sind 8 Gr. Trachten und 12 Rpf Hindenburg. Um das Porto auszurechnen, muß man wissen, wie nach der Annektion Österreichs die Währung umgestellt wurde: Hitler versprach den Österreichern eine Umrechung von Schillingen in Reichsmark zum völlig unrealistischen Kurs von 3 Schillingen zu 2 Reichsmark, was vor allem ein Propagandacoup sein sollte, um eine noch größere Zustimmung zur Annektion zu sichern. Nach dem anzuwendenden Umrechnungsschlüssel von 2 RM = 3 Schilling entsprachen die auf unserer Karte verklebten 12 Rpf 18 Gr. Die Karte ist damit für 38 Gr. freigemacht. Seit dem 4.4.1938 betrug das Porto für eine Ortskarte im annektierten Österreich 8 Gr. oder 5 Rpf. Eilzuschlag waren eigentlich 40 Rpf oder 60 Gr. Dies stellte im Vergleich zu dem davor gültigen Portosatz von 30 Gr. für die Eilzustellung eine Erhöhung um 100% dar. Anders war es seit dem 4.4.1938 bei der Rohrpost: Es blieb bei den bisherigen 30 Gr., was einer Rohrpostgebühr von 20 Rpf entsprach. Damit kostete eine Ortsrohrpostkarte in Wien bis zur Angleichung an die Tarife im Deutschen Reich 25 Rpf, während die gleiche Sendung in Berlin oder München nur 15 Rpf kostete. Wir sehen jedoch, daß diese Karte vom 24. Juni 1938 faktisch als eine Ortsrohrpostkarte für 38 Groschen odr 25 Rpf freigemacht wurde. Unsicherheiten aber auch die einfache Übetragung der alten österreichischen Portosätze (Rohrpost = Eilboten = jeweils 30 Gr. oder neu 20 Rpf) auf die neuen Verhältnisse sind Geburtshelfer solcher Frankaturkombinationen.

Folgende Kombinationen von Rohrpost und/oder Eilboten sind also für die Zeit bis zur Anpassung an die Tarife im Deutschen Reich für Postkarten aus den annektierten Österreich im Inland anzusetzen:

ab 4.4.19380

25 (= 5 + 20) Rpf / 38 (= 8 + 30) Gr. = Orts-Rohrpostkarte
45 (= 5 + 40) Rpf / 68 (= 8 + 60) Gr. = Orts-Eilbotenkarte
65 (= 5 + 20 + 40) Rpf / 98 (= 8 + 30 + 60) Gr. = Orts-Rohrpostkarte per Eilboten
26 (= 6 + 20) Rpf / 39 (= 9 + 30) Gr. = Fern-Rohrpostkarte aus oder nach Wien
46 (= 6 + 40) Rpf / 69 (= 9 + 60) Gr. = Fern-Eilbotenkarte
66 (= 6 + 20 + 40) Rpf / 99 (= 9 + 30 + 60) Gr. = Fern-Rohrpostkarte per Eilboten aus oder nach Wien
86 (= 6 + 80) Rpf / 129 (= 9 + 120) Gr. = Fern-Eilbotenkarte in den Landzustellbezirk
106 (= 6 + 20 + 80) Rpf / 159 (= 9 + 30 + 120) Gr. = Fern-Rohrpostkarte per Eilboten aus Wien in den Landzustellbezirk

in Kombination mit Einschreiben jeweils 30 Rpf / 45 Gr. mehr

ab 8.7.1938

25 (= 5 + 20) Rpf / 38 (= 8 + 30) Gr. = Orts-Rohrpostkarte
25 (= 5 + 20) Rpf / 38 (= 8 + 30) Gr. = Orts-Eilbotenkarte
45 (= 5 + 20 + 20) Rpf / 68 (= 8 + 30 + 30) Gr. = Orts-Rohrpostkarte per Eilboten
26 (= 6 + 20) Rpf / 39 (= 9 + 30) Gr. = Fern-Rohrpostkarte aus oder nach Wien
26 (= 6 + 20) Rpf / 39 (= 9 + 30) Gr. = Fern-Eilbotenkarte
46 (= 6 + 20 + 20) Rpf / 69 (= 9 + 30 + 30) Gr. = Fern-Rohrpostkarte per Eilboten aus oder nach Wien
26 (= 6 + 20) Rpf / 39 (= 9 + 30) Gr. = Fern-Eilbotenkarte in den Landzustellbezirk
46 (= 6 + 20 + 20) Rpf / 69 (= 9 + 30 + 30) Gr. = Fern-Rohrpostkarte per Eilboten aus Wien in den Landzustellbezirk

in Kombination mit Einschreiben jeweils 27 Rpf / 40 Gr. mehr

ab 1.8.1938 / (Aufbrauch der Postwertzeichen Österreichs bis zum 31.10.1938)

15 (= 5 + 10) Rpf / 23 (= 8 + 15) Gr. = Orts-Rohrpostkarte
45 (= 5 + 40) Rpf / 68 (= 8 + 60) Gr. = Orts-Eilbotenkarte
55 (= 5 + 10 + 40) Rpf / 83 (= 8 + 15 + 60) Gr. = Orts-Rohrpostkarte per Eilboten
16 (= 6 + 10) Rpf / 23 (= 9 + 15) Gr. = Fern-Rohrpostkarte aus oder nach Wien
46 (= 6 + 40) Rpf / 69 (= 9 + 60) Gr. = Fern-Eilbotenkarte
56 (= 6 + 10 + 40) Rpf / 84 (= 9 + 15 + 60) Gr. = Fern-Rohrpostkarte per Eilboten aus oder nach Wien
86 (= 6 + 80) Rpf / 129 (= 9 + 120) Gr. = Fern-Eilbotenkarte in den Landzustellbezirk
96 (= 6 + 10 + 80) Rpf / 144 (= 9 + 15 + 120) Gr. = Fern-Rohrpostkarte per Eilboten aus Wien in den Landzustellbezirk

in Kombination mit Einschreiben jeweils 30 Rpf / 45 Gr. mehr

Wir können hieraus erkennen, daß die Portostufen zwischen dem 8.7. und dem 1.8. 1938 Kurzläufer von nur drei Wochen sind, die dementsprechend selten anzutreffen sind. Das ist zwar noch nichts im Vergleich zu den teilsweise nur 4 Tagen, die für einige deutsche Inflaportoperioden anzusetzen sind, doch muß man erst einmal eine mit 72 Rpf portorichtig freigemachte Reco-Orts-Rohrpost-Eilbotenkarte aus der fraglichen Zeit finden.

Dies nur als eine erste Orientierung durch den Portostufenwirrwarr der ersten Monate nach der Annektion Österreichs.

Einen schönen Abend noch
 
DerLu Am: 05.11.2011 10:21:06 Gelesen: 1289060# 721 @  
@ telosgraphein007 [#719]

Hier nochmal zwei Belege die im Wort "Rohrpost-Brief." nahezu die gleiche Typographie aufweisen aber aus viel späteren Jahren stammen:



Ein Rohrpostbrief der "Registratur der Königlichen Schauspiele" als "Königliche Angelegenheit" portofrei am 19.03.1905 aufgegeben.



Eine Postsache vom Haupttelegraphenamt am 7.8.1915 verschickt.

Beide Briefe haben das Format 12x7,5 cm. Von der Postsache habe ich einen Brief mit identischem Druck aber im Format 14,4x8,9 cm aus dem Jahre 1915.

Ggf. könnte auch die Schreibweise "Rohrpost-Brief." mit einem abschließenden Punkt Hinweise auf die Entstehungszeit geben.

Vielleicht können die Mitlesenden ihre Sammlungen nach ähnlichen Belegen durchsuchen und hier zeigen.

Ein schönes Wochenende wünscht
DerLu
 
blaujacke Am: 05.11.2011 21:56:00 Gelesen: 1288792# 722 @  
@ DerLu [#721]

Zunächst verweise ich auf die Belege unter [#278] und [#381]!

Nachstehend noch 3 Belege (alle mit Punkt) aus meiner Sammlung:



Post-Sache (12,5 x 8) vom 15.03.1886



K.A. (beschnittene ca. 12,5 x 8)vom 18.04.1894



K.A. (11,7 x 7,5) vom 01.02.1908
 
DerLu Am: 06.11.2011 13:22:54 Gelesen: 1288587# 723 @  
@ blaujacke [#722]

Fast alle Umschläge entsprechen vom Design her ja den ersten Rohrpostumschlägen mit Ausnahme der markanten, etwas verspielten, Initialen. Erstaunlich ist für mich aber die Verwendungszeit: Ist einmalig der Bedarf für über 30 Jahre gedruckt worden ?

Und noch eine Frage stellt sich mir: Wahrscheinlich wurden diese Umschläge in der Reichsdruckerei gedruckt, wieso hat man nicht einfach das Design der Ganzsachen genommen und einfach den Wertstempel weggelassen ? Sind die von telosgraphein007 gezeigten Umschläge ohne Adresszeile Essays zu diesen Umschlägen, immerhin unterscheiden sie sich in der verwendeten R-Type.

einen sonnigen Sonntag wünscht
DerLu
 
blaujacke Am: 07.11.2011 13:29:04 Gelesen: 1288157# 724 @  
Ein Rohrpost-Brief (RU 6) beim Postamt Berlin-Weißensee (Nachbarortsverkehr) als Eilbrief aufgegeben und streckenweise im RP-Bezirk befördert?



Aufgabe in B-Weißensee am 07.04.1908, 8-9 V - Beförderung mit Briefpost zur RPBetrSt C 2 (10.10 V) / Leitvermerk "Ri" - mit Rohrpost zur RP-BetrSt Rixdorf (10.50 V)

Berlin-Weißensee und Rixdorf lagen im Gebiet des Nachbarortsverkehrs. Ein normaler Brief hätte somit 5 Pf. und die Eilbestellung 25 Pf. gekostet. Auf dieser Basis wurde offensichtlich die RP-Ganzsache vom Postamt Weißensee angenommen.

Oder liege ich falsch?
 
DerLu Am: 07.11.2011 20:23:42 Gelesen: 1288046# 725 @  
@ blaujacke [#724]

Ich würde es auch so interpretieren. Ich habe leider nur Listen welche Orte zum Nachbarsortsverkehr von Berlin gehörten, sowohl Rixdorf als auch Weißenburg gehörten 1908 dazu. Ich habe immer angenommen, das dann zwischen Rixdorf und Weißenburg auch der Nachbarortsverkehr gilt. Aber da lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Definitiv lag Weißenburg, im Gegensatz zu Rixdorf, aber nicht im Rohrpostbezirk!

Würde man es ganz genau nehmen handelt es sich hier um einen Brief mit verlangter Rohrpostbeförderung in den Rohrpostbezirk hinein. Er hätte also sowohl die Weiterleitungsgebühr von 5 Pfg. ( Briefporto im Nachbarortsverkehr ) als auch die Rohrpostgebühr von 30 Pfg. tragen müssen. Da ein Eilbrief auf dieser Strecke aber praktisch gleich behandelt wurde, Transport bis nach Berlin dort Beförderung zum Zielpostamt per Rohrpost und sofortige Zustellung, war man bei der Post wohl pragmatisch und hat den Brief ohne Nachporto als "einfachen" Brief im Nachbarortsverkehr mit Eilzustellung befördert.

Einen schönen Abend wünscht

DerLu
 
Postgeschichte Am: 09.11.2011 02:33:36 Gelesen: 1287687# 726 @  
@ blaujacke [#724]
@ DerLu [#725]

Der Brief ist m.E. mit 30 Pf als Rohrpostbrief richtig frankiert. Der Nachbarortsverkehr kam m.E. nicht zum Tragen. Rixdorf lag innerhalb des Rohrpostbezirkes. Weißenburg gehörte zwar nicht zum Rohrpostbezirk, aber zum Ober-Postdirectionsbezirk Berlin. Dies ist für die Beförderung der Rohrpostsendung von Belang. Die Rohrpostordnung sagt in § 10 hierzu:

Die außerhalb des Weichbildes von Berlin gelegenen, aber zum Ober-Postdirectionsbezirk Berlin gehörigen Postanstalten haben die Rohrpostsendungen mit den gewöhnlichen Posten oder Posttransporten entweder dem Hof-Postamte oder bei vorhandener Gelegenheit auch einer näher gelegenen Postanstalt zuzuführen, insofern durch eine solche Leitung eine Zeitersparniß bewirkt wird. Die letztgedachte Postanstalt hat für die Weiterbeförderung der Rohrpostsendungen Sorge zu tragen.

Auch Rixdorf wird, obwohl zum Rohrpostbezirk gehörend, ebenfalls in der Lister der zum Ober-Postdirektionsbezirk Berlin gehörigen Postorten der Umgebung Berlins aufgeführt. Eine Frankierung mit Weiterleitungsgebühr oder einen Bezug zum Nachbarortsverkehr kann ich aus den Vorschriften nicht ableiten. Die Frankierung ist daher meines Erachtens korrekt.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 09.11.2011 07:01:15 Gelesen: 1287613# 727 @  
@ Postgeschichte [#726]

Für mein Verständnis wird darin keinerlei Aussagen über das Porto gemacht, sondern nur über die postalische Beförderung von Rohrpostsendungen. Die Gebühren wurden in § 7 geregelt (RPO v. 1903). Dort ist m.M. eindeutig von "innerhalb des Rohrpostbezirks" die Rede:

§ 7 Gebühren für die Rohrpostsendungen
Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirkes beträgt im Frankierungsfalle :
1. für Rohrpostbriefe 30 Pf.
...


Da Weißensee nicht im Rohrpostbezirk lag fiel die Sendung unter § 16 "Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen".

In der RPO von 1903, die 1908 als der Brief aufgegeben wurde gültig war, bezieht sich § 10 auf "Zeit der Einlieferung". Aus welcher RPO hast du zitiert ?

Gruß DerLu
 
cartaphilos Am: 05.12.2011 23:04:03 Gelesen: 1280580# 728 @  
Nun denn,

während Ihr alle die Stiefel putzt - meine sind schon sauber - stelle ich Euch hier einen ein:



Und dazu einen netten Rohrpostbeleg, wie ich ihn noch niemals gesehen habe:





Ein Teil des Portos ist mit den Propagandafälschungen der sogenannten Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit 'entrichtet' worden.

Der Brief weist einige bemerkenswerte Details auf, die der Erwähnung und des Nachdenkens wert sind. Er ist an eine Hausnummer adressiert, bei der der Zusteller nur noch feststellen konnte, daß es dieses Haus nicht - mehr - gibt. Rückseitig weist er alle typischen Merkmale einer Rohrpost- und Eilbotenbeförderung in den beiden Teilen Berlins auf. Hier finden wir den Stechuhrstempel von Berlin N4 im Ostteil der Stadt und die Stechuhrstempel des für die Eilzustellung oder die Weiterleitung im Westteil der Stadt zuständigen Fernamtes 1. Wie der Brief von diesem vergeblichen Zustellgang weiter tranportiert wurde, ist vollkommen unbekannt. Es gibt keinen "Zurück"-Vermerk, was ja bedeutet hätte, daß diese Sendung mit den Propaganda-Marken ein weiteres Mal durch das Ostberliner Postsystem hätte geschleust werden müssen.

Wohl aber ist bekannt, daß es in Westberlin zahlreiche Deckadressen gab, die von Korrespondenten in der DDR und in Ostberlin genutzt wurden, um Kontakt zu im Westen angesiedelten politischen Organisationen aufzunehmen, die üblicherweise allesamt politische, ökonomische und ideologische Subversionstätigkeit gegen das politische System der DDR ausführten. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie der RIAS-Berlin für Kontaktversuche aus Ostberlin und der DDR am Ende der Sendungen immer wechselnde Deckadressen angab, unter denen man Mitteilungen über die Verhältnisse in der 'Ostzone' abliefern konnte - durchaus auch verbunden mit Radio-Grüßen an die lieben Verwandten.

Postsendungen an diese Adressen wurden vom Zusteller des zuständigen Bezirks direkt 'in das Amtszimmer' des Vorstehers weitergegeben: Es war sogenannte Vorsteherpost, die von diesem dann an Geheimdienste, Kontaktleute des RIAS etc. etc. weitergereicht wurde. Wie konnte der Zusteller davon Kenntnis haben? Ganz einfach: in den Fächern seines Zustelltischs befand sich in den Fach der entsprechenden Hausnummer eine entsprechende, meist rosarote Karte, auf der genaue Anweisungen gegeben waren, was mit Post an bestimmte Adresse zu geschehen hatte.

Handelt es sich nun bei diesem Otto Schuricke um eine derartige Deckadresse? Denn eines ist unklar: Wie gelangte dieser Brief letztlich in Sammlerhand, obgleich er doch offensichtlich sowohl unzustellbar war als auch keinen "Zurück"-Vermerk aufweist?
 
DerLu Am: 07.12.2011 08:42:03 Gelesen: 1280199# 729 @  
@ telosgraphein007 [#728]

Unter Sammlern ist und war es verbreitet, Briefe an nicht existente Adresse zu schicken, um die dann "echt gelaufenen" Briefe wieder zurück zu bekommen.

ABER: Bist du dir sicher, dass es zur damaligen Zeit eine gute Idee war, das ausgerechnet mit Propaganda-Fälschungen der KgU zu machen? Die Gefahr der Entdeckung war damit ja mindestens doppelt so hoch und die Bezahlung des Fehlportos war dann wahrscheinlich noch die angenehmste Sache. Auch diese Marken auf Sendungen an geheimdienstlich genutzte Deckadresse zu benutzen, erscheint mir nicht sehr klever, da versucht man doch möglichst unauffällige Sendungen "mitschwimmen" zu lassen. Leider kann ich dir den fehlenden "Zurück"-Vermerk damit nicht erklären.
 
cartaphilos Am: 09.01.2012 00:55:23 Gelesen: 1270607# 730 @  
Ein - wenn auch verspätetes - schönes neues Jahr noch allen Freunden der pneumatischen Postbeförderung.

Womit beginnen wir das neue Jahr? Mit einem Knaller natürlich!

Ihr habt es gesehen: Es war eine RP26 bei ebay im Angebot. Etwas mehr als 700 Euro hat sie gekostet, leicht unklarer Rohrpoststempel von Steglitz 1 drauf. Das ist nun schon der dritte mir bekannte Beleg der RP26 aus Steglitz. Eine bemerkenswerte Häufung.

Das schöne an der Karte: Sie ist pickepackevoll mit alltagsweltlichem Bedarfstext beschrieben. Ein Akademiker aus Berlin-Dahlem - nicht wirklich weit von Berlin-Steglitz, um nicht zu sagen: Im Einzugsbereich, sobald man über Steglitz nach Dahlem kommen will (hab da mal gewohnt: vom Nachtkino im Steglitz zu Fuß nach Dahlem etwa 15 Minuten, mit weiblicher Begleitung, vor allem im Sommer, natürlich erheblich länger wegen der zahlreichen Parkanlagen und Bänke ;-) - tut dort sein Erleben von der letzten Nacht und den Bombenangriffen seiner Verwandtschaft weiter westlich in Peine bei Hannover kund.

Hier nun einmal die Vorderseite:



und der Wertstempel in Vergrößerung:



und jetzt auch noch die sensationell vollgeschriebene Rückseite:



Der Wehrmachtsbericht wird dies vielleicht bestätigen oder die Aufzeichnungen der hier angesprochenen us-amerikanischen, brandbombeninwohngebietewerfenden Allierten: Es handelt sich um keinen fiktiven Text, zumal er sehr konkret ist.

Zum Postgeschichtlichen: Wir 'wissen' alle, daß die Eilzustellung seit 1941 'aufgehoben' und daher eine portorichtige und bestimmungegemäße Verwendung der RP26 nicht mehr möglich war. Wohl aber ist eine portorichtige Verwendung als Rohrpost-Luftpost-Einschreibkarte in die nicht gebührenreduzierten Länder Europas (p.ex. Schweden) möglich gewesen. Daß die Eilzustellung im Gänze aufgehoben war, ist jedoch eine Legende, die sich per MICHEL-Ganzsachenkatalog als 'Wahrheit' ausgebreitet hat und mit jeder Neuauflage dieses Werks nicht wahrer wird. Tatsächlich wurde im Jahre 1941 nur "der Anspruch auf Eilzustellung" aufgehoben, während die Eilzustellung als solche immer noch möglich war. Erst im Amtsblatt 77 vom 14. August 1944 wird die Eilzustellung tatsächlich vollkommen aufgehoben.

So besitze ich ein Telegramm von 1943 nach Berlin, auf dem extra per Stempel angewiesen ist: "mit Boten zuzustellen." (Scan kommt später) Dazu kommen noch einige nicht mit Eilporti beklebte Eilsendungen - zur Zahlung der Eilzustellungsgebühren durch den Empfänger - vor allem aus dem annektierten Österreich ('Ostmark') bis 1943.

Und noch konkreter, was unsere gemeinsame Leidenschaft für die RP 26 betrifft, hier ein interessanter Beleg aus der phantasiereichen philatelistischen Belege-Manufaktur Walter Prell in Chemnitz. Dieser teilweise geniale Belegefummler (wenn er doch nur nicht immer diese schrecklichen Stempeladressen verwendet hätte!) kam auf die Idee, eine RP26 mit 1 Pf zuzufrankieren und am 12.1.1943 aus Den Haag "Durch Deutsche Dienstpost Den Haag" portorichtig (6 Pf Postkarte, 50 Pf Auslands-Eilboten) als auf Inlandsporto reduzierte Auslands-Rück-Antwortkarte nach Chemnitz mit ausführlichem Bericht von einer philatelistischen Veranstaltung dort zurückschicken zu lassen:



und die reichlich beschriebene Rückseite:



Was hier in erster Linie interessiert, ist die Tatsache, daß die Karte bei ihrer Ankunft in Chemnitz am 13. Januar 1943 vor der Zustellung durch einen Eilzusteller am Fernamt Chemnitz ganz offensichtlich den Stempel der FA-Chemnitz aufgedrückt bekam. Und vor allem: Auch der Eilzusteller mit dem Kreisstempel (17) brachte die Spuren und Zeichen seiner Tätigkeit auf dieser Karte an. Ergo (mag diese Karte auch nur philatelistisch gefummelt sein oder nicht): Eilzustellung gab's also doch, und zwar dort, wo sie, wie im Jahre 1941 festgelegt, aus personellen Gründen noch durchgeführt werden konnte, was hier zu Beginn des Jahres 1943 dann wenigstens noch in Chemnitz der Fall war.

Nicht also das Glaubensbekenntnis des MICHEL-Ganzsachen-Kataloges (an dessen Zustandekommen ich als Mitglied des BGSV ja auch wenigstens virtuell beteiligt bin) hinsichtlich der 'Abschaffung der Eilzustellung im Jahre 1941' ist maßgeblich, sondern die Vorschriften und die postgeschichtliche und postpraktische Realität.

So weit meine Neujahrsmeldung
Allen nur Gutes
und seltene und die schönsten Belege
 
Siegbert Am: 09.01.2012 19:01:57 Gelesen: 1270357# 731 @  
Prell hat massenweise Briefe und Karten verschickt. Er hat philatelistisch angerichtete Sachen auch noch nach dem Kriege angefertigt. Aus meiner Sicht sind diese Sachen nur Mache und haben für mich philatelistischen Wert.
 
duphil Am: 09.01.2012 19:23:41 Gelesen: 1270350# 732 @  
@ Siegbert [#731]

"... und haben für mich philatelistischen Wert."

Dann ist doch alles in Ordnung, oder?

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
cartaphilos Am: 09.01.2012 20:38:19 Gelesen: 1270317# 733 @  
@ Siegbert [#731]

Ganz recht, aber Prell hin, Senf her, Krug leer, Henning satt: Hätten diese Philatelisten nicht an bestimmte postalische Möglichkeiten gedacht, sich für diese begeistert und dafür gesorgt, daß diese auch realisiert werden, könnten wir heute bestimmte postgeschichtliche Sachverhalte überhaupt nicht rekonstruieren. Wo wäre die Kolonialphilatelie heute ohne die Belege der Gebrüder Senf, die Berliner Postgeschichte ohne die Postschnelldienstbriefe von Fritz Krug und eben auch einige andere Bereiche ohne den Erfindungs- und Kombinationsgeist von Leuten wie Prell oder Hennig?

Immer werden wir den zweifelsfreien Bedarfsbeleg bevorzugen, doch bis dahin halten wir alles andere entweder für Käse oder nehmen es erst einmal als Beleg für einen postgeschichtlichen Sachverhalt, bis eben der zweifelsfreie Bedarfsbeleg kommt. Ob man die Prells, Hennings, Krugs oder Senfe e tutti quanti in seiner Sammlung haben will, ist letztlich Geschmackssache, und diese ist eben kein Glaubensbekenntnis, denn:

de gustibus non est disputandum.

In diesem Sinne

[Erklärung: http://de.wikipedia.org/wiki/De_gustibus_non_est_disputandum / redaktionell ergänzt]
 
DerLu Am: 10.01.2012 06:50:23 Gelesen: 1270011# 734 @  
@ telosgraphein007 [#730]

Hast du mal das tatsächliche Porto der Karte nach Peine berechnet ? Ich komme auf 16 Pfennige: 6 Pf. für die Postkarte im Fernverkehr plus 10 Pf. für die Rohrpostbenutzung in Berlin. Oder rechne ich falsch ?

Gruß
DerLu
 
Siegbert Am: 10.01.2012 11:56:02 Gelesen: 1269893# 735 @  
@ telosgraphein007 [#730]

Hallo!

Es gibt z.B. Briefe der Inflationszeit aus meiner Umgebung, die heute mit sehr viel Geld bezahlt werden müssen, sind aber alle rein philatelistisch. Ein Forstbeamter hat jeden Tag Briefe mit in den Nachbarort genommen, waren meist an sich selbst adressiert, sind aber als echt gelaufen heute sehr teuer, da man nicht unterscheiden kann, ob Bedarf oder nicht. Das wissen aber nur wenige.

mit Gruss Siegbert.
 
Postgeschichte Am: 10.01.2012 12:25:27 Gelesen: 1269866# 736 @  
@ DerLu [#734]

Die Gebühr für Rohrpostsendungen setzt sich zusammen aus:

1. der Gebühr für eine gewöhnliche Sendung gleicher Art,
2. dem Zuschlag von 10 Rpf für die Beförderung mit der Rohrpost
3. der Eilzustellgebühr

Danach ist die Gebühr auch für den Inlandseinsatz (6 + 10 + 40) als Rohrpostkarte korrekt, ist aber nicht als Rohrpost gelaufen.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 10.01.2012 12:50:01 Gelesen: 1269850# 737 @  
@ Postgeschichte [#736]

Hallo Postgeschichte,

die Postkarte lief von Steglitz nach Peine, das ist für mich kein Ortsverkehr mehr. Ich habe also so gerechnet :

zu 1.) 6 Pfennige (Postkarte im Fernverkehr)
zu 2.) 10 Pfennige

optional 3.) 40 Pfennige, aber ab 1.4.1936(?) war diese Eilbestellgebühr bei der Rohrpostbeförderung nicht mehr obligatorisch! Man hatte also die Wahl zwischen entweder nur Rohrpost und Rohrpost und Eilbestellung (und natürlich auch nur Eilbestellung), aus diesem Grunde gab es ja auch die beiden Zettel "Rohrpost" und "Rohrpost und Eilbote", siehe z.B. den letzten Beleg in [#710].

Nach Adam Riese sind das entweder 56 Pfennige wenn die Eilbestellung mit bezahlt war, also 1 Pfennig zu wenig, oder aber 16 Pfennige wenn die Eilbestellung nicht bezahlt war, dann ist die Karte mit 39 Pfennige überfrankiert.

Die 55 Pfennige waren m.W. der Tarif für eine Postkarte im Ortsverkehr (5 Pf.) plus Rohrpostgebühr (10 Pf.) plus Eilzustellung (40 Pf.).

Gruß DerLu
 
Postgeschichte Am: 10.01.2012 13:21:41 Gelesen: 1269836# 738 @  
@ DerLu [#737]

Hallo DerLu,

schön, daß wir beide rechnen können. Wenn man Berechnungen anstellt, sollte man den Beleg benennen, auf den sich die Berechnung bezieht. Nach Adam Riese habe ich die gleiche Berechnung angestellt wie Du (6 + 10 + 40). Sie bezog sich auf den zweiten Beleg. Also nichts mit Nachhilfeunterricht in Mathematik. :-)

optional 3.) 40 Pfennige, aber ab 1.4.1936(?) war diese Eilbestellgebühr bei der Rohrpostbeförderung nicht mehr obligatorisch!

Wo steht das? Nach meinen Unterlagen galten die Bestimmungen über die Rohrpostbeförderung nach der Rohrpostordnung vom 30.5.1923. Hat sich daran zwischenzeitlich etwas geändert?

Gruß
Postgeschichte
 
DerLu Am: 10.01.2012 13:49:33 Gelesen: 1269824# 739 @  
Hallo Postgeschichte,

ich bitte um Entschuldigung, ich wollte mit der Rechnerei nicht oberlehrerhaft wirken. Ich hatte immer nur den ersten Beleg im Blick, siehe meinen Beitrag [#734] : "der Karte nach Peine", und suchte verzweifelt nach meinem Denkfehler.

Ich habe es aus dem Hueske-Band, wenn ich heute Abend zu Hause bin, kann ich dir die Stelle genau angeben.

Gruß

DerLu
 
Eiermann Am: 10.01.2012 16:36:58 Gelesen: 1269759# 740 @  
Hallo zusammen,

ich habe einen blauen Rahmenstempel R.P.A. III. 15.3.91.

Es könnte ein Rohrpostamtsstempel, drum wollte ich nachfragen, ob jemand diesen Stempel zuordnen kann ?

Vielen Dank im voraus.

Grüße Jürgen


 
DerLu Am: 10.01.2012 18:06:08 Gelesen: 1269718# 741 @  
@ Postgeschichte [#738]

So, ich habe "den Hueske" jetzt vor mir liegen:

"Bis zum 27.02.1935 konnten Rohrpostsendungen nur in Verbindung mit "Eilzustellung" versandt werden. Durch VfNr. 81 vom 01.03.1935 wurde diese Möglichkeit wieder aufgehoben. Ab sofort konnten gewöhnliche Briefsendungen mit dem Vermerk "In Berlin mit Rohrpost" verschickt werden."

Quelle: Hueske, Peter-Jürgen: Die Berliner Stadtrohrpost in der Zeit von 1933 bis 1945, Soest, 2006

Daher resultiert m.M. nach auch die beiden Formen der roten Aufklebezettel: "Rohrpost" und "Rohrpost und Eilbote" (C28b und 28C) die 1936 eingeführt wurden.

Das Datum, dass ich in meinem Beitrag [#738] angegeben habe, ist falsch und bezog sich auf die Klebezettel, sorry.

Einen schönen Abend noch
DerLu
 
Postgeschichte Am: 10.01.2012 20:20:24 Gelesen: 1269601# 742 @  
@ DerLu [#741]

Die Verfügung spricht aber nur von Luftpostbriefsendungen und gewöhnlichen Briefen nach den Rohrpostbezirken Berlin und München. Hier ist schon etwas genauer zu differenzieren. Sieht man sich die Primärliteratur an, kann man folgendes lesen:

Nr. 81/1935. Rohrpostbeförderung von Luftpostbriefsendungen und gewöhnlichen Briefsendungen in Berlin und München

1. Luftpostbriefsendungen nach den Rohrpostbezirken Berlin und München, deren Eilzustellung (§8, II der Bestimmungen über den Luftpostverkehr) nicht verlangt wird, können mit dem zusätzlichen Vermerk "In Berlin (München) durch Rohrpost" versehen werden, wenn sie zur Rohrpostbeförderung geeignet sind. Sie werden dan mit Rohrpost von der Flughafen-PAnst oder der Eingangs-PAnst zur Zustell-PAnst befördert und von dieser auf dem nächsten planmäßig Zustellgang ausgetragen. Für solche Sendungen ist außer der gewöhnlichen Gebühr und dem Luftpostzuschlag nur der Rohrpostzuschlag von 10 Rpf zu entrichten.

2. Ebenso können fortan auch nach den Rohrpostbezirken Berlin und München gerichtete, außerhalb aufgelieferte gewöhnliche Briefsendungen, die sich zur Rohrpostbeförderung eignen, mit dem Vermerk "In Berlin (München) durch Rohrpost" versehen werden. Sie werden dann in Berlin und München mit Rohrpost von der Eingangs-PAnst zur Zustell-PAnst befördert und von dieser auf dem nächsten planmäßigen Zustellgang ausgetragen. Für solche Sendungen ist außer der gewöhnlichen Gebühr der Rohrpostzuschlag von 10 Rpf zu entrichten.


Anhand des Textes ergibt sich nicht, daß bis zum 27.2.1935 Rohrpostsendungen in Verbindung mit "Eilzustellung" versandt werden konnten und durch diese Verfügung aufgehoben wurde. Von einer Aufhebung kann ich nichts erkennen. Es wird darin lediglich eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen, eingehende Luftpostbriefsendungen und eingehende gewöhnliche Briefsendungen mit Rohrpost versenden zu können.

Gruß
Postgeschichte
 
DerLu Am: 11.01.2012 17:29:05 Gelesen: 1269147# 743 @  
@ Postgeschichte [#742]

Hallo Postgeschichte,

ich habe noch die RPO von 1923, darin ist die Rohrpost- und Eilbotengebühr (im Ortsbereich) noch untrennbar miteinander verbunden. In der Rohrpostdienstanweisung von 1933 steht leider nichts über Gebühren. Welche Verfügungen ab 1923 hast du? Vielleicht lässt sich die Frage ja damit klären.

Gruß
DerLu
 
Postgeschichte Am: 11.01.2012 17:44:03 Gelesen: 1269144# 744 @  
@ DerLu [#743]

Hallo DerLu,

damit lässt sich Dein Problem vermutlich nicht klären. In der von Dir angeführten Fundstelle, die Verfügung Nr. 81 in dem Handbuch von Peter-Jürgen Hüske betreffend, ist eindeutig nicht von einer Aufhebung der Eilzustellung die Rede, wie ich in dem Beitrag [#742] bewiesen habe. Die von mir in Bezug auf die Gebührenerklärung zitierte Rohrpostordnung von 1923 galt auch noch 1942.

Die von Dir angeführte Rohrpostdienstanweisung von 1933 kann zur Klärung nicht herangezogen werden, da es sich um eine Dienstanweisung handelte. Sie bezieht sich außerdem noch immer auf die Rohrpostordnung von 1923. Für mich ist keine Änderung der Rohrpostordnung, zumindest nicht in der von Dir angezweifelten Berechnung der Eilbotengebühr, eingetreten. Hierzu fehlt der Nachweis.

Gruß
Postgeschichte
 
cartaphilos Am: 14.01.2012 08:12:35 Gelesen: 1268040# 745 @  
@ DerLu [#734]

Moijn,

eigentlich war die RP 26 für den Ortsrohrpost-Eilbotenverkehr in Berlin, München und Wien konzipiert. Daher setzt sich das Porto zusammen aus

5 Pf Ortspostkarte
10 Pf Rohrpostgebühr
40 Pf Eilzustellung

Die ganze Problematik dieser Karte besteht nun darin, daß sie

1. erst an die Schalter kommen sollte, nachdem die Bestände von RP 25 aufgebraucht waren.

2. erst tatsächlich an die Schalter kam, als der Anspruch auf Eilbotenzustellung kriegs- und personalknappheitsmäßig bedingt bereits aufgehoben war, auch wenn die Eilzustellung als solche noch nicht abgeschafft war. Erst im Amtsblatt 77 vom 14. August 1944 wird die Eilzustellung tatsächlich vollkommen aufgehoben.

Somit kann davon ausgegangen werden, daß portorichtige und bestimmungsgemäße Verwendungen dieser Karte bis August 1944 noch möglich waren, auch wenn sie in den meisten Fällen wegen des weggefallenen Anspruchs auf Eilzustellung nicht mehr postalischerseits realisiert wurden.

Für die vorgestellte RP 26 nach Peine kann also die folgende Rechnung aufgestellt werden:

6 Pf Fernpostkarte
10 Pf Rohrpostzuschlag

ergo: 39 Pf zuviel auf dem Wertstempel.

Der zweite Beleg (die Prell-Karte) berechnet sich ganz anders:

6 Pf Auslandskarte im ermäßigten Europa-Tarif (nach dem Europäischen Postkongreß Wien)

50 Pf Auslands-Eilbotengebühr, denn die Niederlande waren Ausland, auch wenn dort die Deutsche Dienstpost arbeitete.

Ich werde mich einmal auf die Suche nach den Bestimmungen über die Aufhebung des Anspruchs auf Eilzustellung im Jahre 1941 begeben. Da muß Licht ins Dunkel gebracht werden.
 
cartaphilos Am: 14.01.2012 08:53:46 Gelesen: 1268032# 746 @  
@ DerLu [#734]
@ Postgeschichte [#742]

Was die Aufsplittung der alten Einheit von Rohrpost- und Eilzustellgebühr betrifft, so scheinen wir noch nicht über alle postalischen Bestimmungen zu verfügen. Es mag auch sein, daß einiges hier mit Anordnungen geregelt wurde, die erst später in die entsprechenden Postordnungen eingearbeitet wurden.

Aus Berlin konnten Luftpostsendungen schon zu Beginn der 1930er Jahre mit Rohrpost auf den Weg gebracht werden, ohne daß die Eilbotengebühr zu entrichten war:





Dieser Rohrpost-Auslands-Luftpostbrief von Berlin-Charlottenburg 7 nach Zürich vom 14. Mai 1932 weist als Frankatur 25 Pf Auslandsbrief, 20 Pf Luftpost Europa und 10 Pf Rohrpost zum Flughafen auf. Hier liegt also schon die klare Vorstellung zugrunde, daß es eine Rohrpostgebühr von 10 Pf gibt. Mithin ist die Idee von einem unteilbaren Rohrpost-Eilboten-Tarif hier schon nicht mehr zutreffend.

Die Kombination mit Luftpost muß aber auch schon frühzeitig nicht mehr zwingend gewesen sein, wie dieser Auslandsbrief vom 1. Oktober 1934 ab Berlin W 15 mit der Wegevorschrift "Rohrpost Stettiner Bahnhof" zeigt:



Nachfolgender Auslandsbrief vom 16. März 1937 nach Schweden weist neben der 25 Pf Auslandsgebühr 10 Pf für die Beförderung zum zuständigen Bahnhof auf. Die Kombination mit Luftpost und/oder Eilboten spielt hier keine Rolle:



Diese Auslandskarte vom 23. August 1938 von Berlin NW 64 in die Schweiz entspricht völlig der bisherigen Praxis, die Rohrpostgebühr als separate postalische Leistung zu verstehen, die hier für die Beförderung zum Anhalter Bahnhof mit 10 Pf zu Buche schlug:



Entsprechendes galt nun auch für Sendungen des Inlands. Diese Fernkarte vom 19. August 1938 von Berlin-Wilmersdorf 2 nach Kassel weist 10 Pf Rohrpostgebühr für den Vermerk "Mit Rohrpost zum Zug" auf.



Für die Zeit nach der Aufhebung des Anspruchs auf Eilzustellung gibt einige bemerkenswerte Belege für die Kombination von Rohrpost und Eilboten:



Auf diesem Brief vom 9. März 1943 ab Berlin-Schmargendorf sind 12 Pf für den Fernbrief, 40 Pf für die Eilzustellung und offensichtlich 2 x 10 Pf für die Rohrpostbeförderung in Berlin und in München entrichtet worden. Während rückseitig der Rohrpoststempel von SW 11 abgeschlagen wurde, gibt es jedoch keinerlei Stempel von München, die darauf hindeuteten, daß dieser Brief dort nicht nur als ein gewöhnlicher Brief behandelt wurde.

So weit für heute.

Einen schönen Tag und viel Erfolg auf den diversen Trödelmärkten oder Tauschbörsen.
 
Postgeschichte Am: 14.01.2012 10:27:37 Gelesen: 1268000# 747 @  
@ telosgraphein007 [#745]

Mir lag es daran aufmerksam zu machen, daß sich die Verfügung Nr. 81/1935 sich auf Luftpostbriefe und gewöhnliche Briefsendungen nach Berlin und München bezog.

Die Suche nach der Aufhebung der Eilzustellung kannst Du Dir sparen:



Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
Baber Am: 14.01.2012 10:31:49 Gelesen: 1268000# 748 @  
@ telosgraphein007 [#611]

Hallo telosgraphein007,

ich habe erst heute Deinen interessanten Beitrag über die Rohrpost in Wien gelesen. In Wien gab es ja noch eine Besonderheit, dass man auch Briefe und Postkarten mit der Rohrpost nur bis zum nächsten Auslieferungspostamt schicken konnte. Von dort wurden sie dann vom Briefträger mit der gewöhnlichen Post ausgetragen. Im Gegensatz zu Expresssendungen, die dann sofort ausgetragen wurden.

Die Zuschlag für nur Rohrpost war günstiger als für Express und betrug:

21.12.45 - 31.08.47 10g
01.09.47 - 31.08.51 30g
01.09.51 - 02.04.56 60g

Da ich die Expressgebühren Inland für Postkarten, Briefe und Geschäftsbriefe von 1945 bis zur Einstellung des Expressdienstes im Inland am 30.9.1999 dokumentieren möchte, bin ich an solchen "Nur Rohrpostbelegen" sehr interessiert. Hast Du so etwas abzugeben?

Gruß
Baber
 
cartaphilos Am: 15.01.2012 06:27:52 Gelesen: 1267642# 749 @  
@ postgeschichte [#746]

Meinen allerbesten Dank für diesen Scan. Gibt es auch noch das Datum dazu?

@ baber [#747]

Danke für die Rückmeldung. Hatte schon gedacht, es würde niemanden interessieren, was in Österreich so pneumatisch passiert ist. Für die Zeit nach 1945 bin ich nicht allzu stark bestückt, doch von den wenigen Belegen, die ich habe, ist nur ein Beleg mit "nur Rohrpost" dabei. Nachfolgend dennoch eine kleine Galerie Wiener Rohrpost ab 1945:

1. Dieses Durcheinander von verschiedenen Zonenmarken und Portomarken macht mir Freude:



2. Besonders interessant finde ich die Aufbrauchsverwendung von alten Reichsmark-Ganzsachen der Sowjetischen Zone zu einer Zeit, als der Schilling schon wieder eingeführt war:



3. siehe oben



4. und zum Dritten:



5. Die Landschaftsausgabe ist dann der Nachkriegsklassiker, hier in allen Variationen. Viel Freude macht mir diese Karte in ihrer rotorangenen Schlichtheit:



6. Der 38-g-Klassiker in Einzelfrankatur:



7. Einschreiben per Eilboten und Rohrpost war schon möglich ... als man in Berlin noch weit davon entfernt war:



8. Orts-Eilbrief, man bemerke die alten Reichspostzettel, die noch jahrelang in Gebrauch waren:



9. und hier einmal ohne Rohrpost-Eilbotenzettel:



10. und hier einen Rohrpost-Eilbotenbrief per Einschreiben vom britischen Militärtattoo 1946:



11. und noch einen Einschreibbrief per Rohrpost und Eilboten:



12. und noch einen:



13. und jetzt zur Trachtenausgabe: Orts-Brief per Rohrpost und Eilboten:



14. diese Einzelfrankatur 1,40 S auf Fern-Eilbrief nach Wien, dort per Rohrpost gelaufen macht mir Spaß, und ich habe noch nie wieder etwas ähnliches gesehen:



15. Auslandseinschreiben per Rohrpost und Eilboten und dann auch noch ordentlich zensiert:



16. Ganzsachen mit Rohrpost- oder Eilbotenzusatzfrankatur sind immer schön. Von dieser Kombination habe ich nur eine:



17. von den nachfolgenden 70g-Karten mit Beifrankatur so viele, daß es wie Massenware aussieht ;-):



18. und noch eine:



19. und noch eine (hier als Fernkarte per Eilboten nach Salzburg mit der Wiener Rohrpost befördert):



20. und noch eine:



21. und noch eine (mit bemerkenswerten Zustellvermerken), zwar noch mit Rohrpost-Minutenstempel, aber schon keine 'echte' Rohrpost mehr, denn diese wurde ab 3. April 1956 abgeschafft und, anders als in Deutschland nach Abschaffung der Rohrpost, auch postintern nicht mehr benutzt:



22. und noch eine (die Bautenserie wirft ihre Schatten voraus) doch schon keien Rohrpost mehr, denn diese wurde ab 3. April 1956, siehe oben:



23. Trachtenserie auf Eilkarte, jedoch nur noch scheinbar per Rohrpost gelaufen. Diese wurde sechs Wochen zuvor abgeschafft:



24. hier kommen eigene österreichische Eilbotenzettel in den Umlauf:



25. mit Rohrpost zum Bahnhof und dann ins Ausland:



26. Schöne Mehrfachfrankatur mit deutsch-österreischischer 'Mischbezettelung' für Rohrpost (D) und Eilboten (A):



27. wenn dem Postamt Wien 69 die Postwertzeichen ausgehen, wird per Postsache und Einschreiben-Rohrpost-Eilboten nachbestellt:


 
Postgeschichte Am: 15.01.2012 10:26:08 Gelesen: 1267567# 750 @  
@ telosgraphein007 [#749]

Meinen allerbesten Dank für diesen Scan. Gibt es auch noch das Datum dazu?

Kein Problem. Für die Einzelverfügungen gibt es allerdings kein Datum. Als Fundstelle und Datumsnachweis kann man nur das Amtsblatt zitieren. Die Verfügung Nr. 129/1941 ist im Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 28 vom 21.3.1941 auf Seite 190 erschienen. Wie aus dem Aktenzeichen hervorgeht, handelt es sich um einen Ministeriellen Erlass.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
Baber Am: 15.01.2012 11:30:38 Gelesen: 1267532# 751 @  
@ telosgraphein007 [#749]

Vielen Dank für die Abbildungen. Das sind aber alles Expressbelege, eine reine Rohrpostfrankatur von Postamt- zum Abgangs oder Auslieferungspostamt ist aus meiner Sicht nicht dabei. Dann wäre zum jeweiligen Porto der Postkarte oder des Briefes bis 31.8 1947 nur 10g, bis zum 31.8.1951 nur 30g und bis zum 2.4.1865 nur 60g als Rohrpostgebühr notwendig gewesen.

Die Reichsmarkganzsachen zu 5 Pfg (Ortpostkarte) und 6 Pfg (Fernpostkarte) konnten ich glaube bis zur Währungsreform 1947) weiterverwendet werden, während die entsprechenden Briefmarken dieser Wappenserie am 31.12.1945 ungültig wurden.

Gruß
Baber
 
Baber Am: 15.01.2012 11:44:38 Gelesen: 1267517# 752 @  
@ telosgraphein007 [#749]

Da habe ich nicht genau geschaut, der Beleg 25 ist so ein "nur Rohrpostbeleg". 2,40 S der Auslandsbrief und 60 g die Rohrpost. Gratuliere zu diesem Beleg.

Gruß
Baber
 
peridot0_6 Am: 17.02.2012 11:03:10 Gelesen: 1238679# 753 @  
Vielleicht kann mir jemand helfen und erklären, wie die 24 Pfennig unterbezahlt ausgerechnet werden?

Im zweiten Beleg weiss ich auch nicht, wie das Rohrpost Porto berechnet wird. In Sachen Rohrpost bin ich sehr neu und habe keine Ahnung.

Mit freundlichen Gruessen aus Australien, Klaus


 
Lars Boettger Am: 17.02.2012 11:21:08 Gelesen: 1238670# 754 @  
@ peridot0_6 [#755]

Hallo Klaus,

persönlich halte ich das für einen Ortsbrief, der mehrere Zustellungsbezirke durchwanderte, bevor er zugestellt werden konnte.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
peridot0_6 Am: 17.02.2012 11:23:53 Gelesen: 1238670# 755 @  
Die Rückseite von 24 Pfennig unterbezahlt:


 
peridot0_6 Am: 17.02.2012 11:27:09 Gelesen: 1238667# 756 @  
Wie wird das Porto für die Rohrpost ausgearbeitet ?


 
Lars Boettger Am: 17.02.2012 14:51:56 Gelesen: 1238628# 757 @  
@ peridot0_6 [#755]

Vielen Dank für das Zeigen der Rückseite! Der Brief durchlief in der Tat die Rohrpost, war aber nicht als Rohrpostsendung aufgegeben worden. Wenn meine Kenntnisse mich nicht trügen, dann wurde in Ausnahmefällen auch normale Sendungen per Rohrpost versandt, gerade wenn der Empfänger nicht ohne weiteres zu ermitteln war.

Es gibt hier im Forum einen sehr ausführlichen Thread zur Rohrpost. Den würde ich an Deiner Stelle ansehen bzw. durchsuchen. Ansonsten gibt es z.B. das Handbuch von Herrn Rainer Linden, ArGe Krone-Adler zum Thema Rohrpost bis 1902, das viele interessante Informationen enthält.

Beste Samlergrüsse!

Lars

[5 Beiträge 753 bis 757 am 05.05.12 redaktionell ins Rohrpost Thema verschoben]
 
cartaphilos Am: 08.03.2012 23:14:36 Gelesen: 1252469# 758 @  
Guten Abend alle miteinander,

ist ja schon lange nichts mehr passiert hier.

Hier ist gerade ein spannender Beleg herein geflogen:

Nachnahme-Postanweisung für das Ausland vom 15.10.1927 aus Illingen im Saargebiet nach Berlin Schöneberg:



Auf der Vorderseite noch recht unspektakulär, doch auf der Rückseite strahlt uns nicht nur eine schöne Mehrfachfrankatur des Saarlandes entgegen, sondern auch noch der Rohrpost-Minutenstempel des Post-Scheckamtes Berlin vom 17.10.1927, 9.40 V.



Wie kommt der da rauf?

Ganz einfach: Sendungen des Zahlungsverkehrs für Großkunden, wie in diesem Falle dem Langenscheidt-Verlag, wurden nicht zugestellt, sondern per Anweisung deren Post-Scheckkonto gutgeschrieben. Auf der Vorderseite erkennt man den Abschlag eines Gummistempels "Konto ... / P.Sch.A. Berlin" und mit roter Tinte handschriftlich eingetragen die Kontonummer 128. Der zuständige 'Geldbulle' - so nannte man die Geldzusteller bei der Post früher - des Postamtes Berlin-Schöneberg hatte bei den eingehenden Sendungen darauf zu achten, daß entsprechende Wünsche der Kunden, wonach die Geldsendungen eben nicht zuzustellen, sondern dem Postscheckkonto gutzuschreiben waren, beachtet werden und die Sendungen entsprechend umzuarbeiten waren.

Alternativ dazu hätte sich ein Großverlag wie Langenscheidt mit lauter Kleckerbeträgen aus der postalischen Geldzustellung herumschlagen müssen, um diese dann eigenhändig aufs Konto einzuzahlen. Also war es der Wunsch des Hauses Langenscheidt, daß die Geldsendungen auf das Post-Scheckkonto eingezahlt wurden, und eine entsprechende Anweisung wird sich im Zustellbuch oder Zustellfach des betreffenden Geldzustellers gefunden haben. Damit dies dann schnell ging, wurde der Stammabschnitt der Postanweisung per Rohrpost ans Scheckamt Berlin versandt und dort abgestempelt und bearbeitet.
 
DerLu Am: 08.04.2012 09:53:22 Gelesen: 1244382# 759 @  
Zuerst möchte ich allen ein Frohes Osterfest wünschen!

Ich habe kürzlich einen Rohrpostbrief mit Inhalt erworben der wohl mehr einige interessante Einzelheiten zum Telegrammwesen enthält, den ich hier aber trotzdem kurz vorstellen möchte:



Der Rohrpostrief wurde am 16.12.1927 vom HTA nach Steglitz geschickt, auf der Rückseite befindet sich als Ankunftsstempel der Minutenstempel von Berlin-Steglitz und ein Botenstempel. Der Umschlag ist als Postsache deklariert und daher portofrei versandt worden.

Der Briefinhalt ist ein ausgefertigtes Telegramm mit einigen sehr interessanten zusätzlichen Stempel. Das Telegramm wurde offensichtlich von Passagierschiff Berlin (es müsste sich um die "Berlin III" handelt) aufgegeben und via Radio Norddeich nach Berlin gesandt. Dort wurde es im HTA um 15:02 aufgenommen.

Auf dem Telegrammformular sind zwei Stempel "Bereits zugesprochen" abgeschlagen, also wurde der Telegramminhalt um 15:37 fernmündlich übermittelt. Rechts oben findet man in Bleistift den Vermerk "St 3510", anscheinend die Telefonnummer des Empfängers. Und tatsächlich ergibt die Suche in einem Telefonbuch von Berlin aus dem Jahre 1926 den folgenden Eintrag : Feuerhahn, Martin, Telegrapheninspektor, Mommsenstr. 52, Steglitz 3510".

Unten links ist ein Rahmenstempel mit dem Text "Auf Wunsch durch Boten" abgeschlagen und direkt links daneben mit Bleistift vermerkt: "Empf. bereit, Gebühr zu zahlen". Rechts ist ein weiterer Rahmenstempel mit dem Text "Ergänzungsgebühr durch Lastschriftzettel beim Haupttelegraphenamt verrechnet".

Zusammengefasst ergibt sich folgende Geschichte: Herr Feuerhahn schickt seiner Familie von der Berlin auf seiner Rückreise aus Amerika(?) ein Telegramm um seine Rückkehr mitzuteilen und ein Treffen in Bremerhaven zu organisieren. Das Telegramm wird von der Küstenfunkstation Norddeich aufgenommen und nach Berlin weitergeleitet. Im HTA wird das Telegramm zunächst per Fernsprecher übermittelt. Der Empfänger wünscht aber das Telegramm zusätzlich auch in Papierform zu erhalten und ist bereit die zusätzlichen Kosten zu übernehmen, also wird das ausgefertigte Telegramm in einen Rohrpostumschlag verpackt und per Rohrpost an den Empfänger verschickt. Die zusätzlichen Kosten werden nicht direkt eingefordert sondern verrechnet.

Warum wurde das Telegramm eigentlich in einem Umschlag verschickt und nicht wie andere Telegramme zusammengefaltet und mit einer Telegrammmarke verschlossen ?

Gruß DerLu
 
blaujacke Am: 08.04.2012 10:55:42 Gelesen: 1244368# 760 @  
@ DerLu [#759]

Hallo DerLu,

ich vermute, das Telegramm wurde im Umschlag - wie gewünscht zusätzlich - verschickt, weil sich die Weiterleitung der eiligen Information als "Telegramm" erledigt hatte!

Ich wünsche auch noch schöne Ostertage!

Gruß blaujacke
 
blaujacke Am: 19.04.2012 14:05:52 Gelesen: 1242176# 761 @  
Für Interessierte hier einmal ein Beleg, der sowohl (vermute ich - für eine Bestätigung wäre ich dankbar!) mit der Rohrpost in WIEN als auch in BERLIN befördert wurde:



Aufgegeben beim Postamt WIEN 8 am 29.10.37, 12 Uhr - RPA (?) WIEN T.Z.ST. um 12.10 - RPA (?) TELEGRAPHENAMT WIEN 1 um 12.30 - Flughafen (?) FLUGPOST WIEN 1 - ZZENTRALFLUGHAFEN BERLIN 18.20 - Leitvermerk "15" - BERLIN W 15 19.00 - Bestellbotenstpl Nr. 10
 
DerLu Am: 20.04.2012 07:22:42 Gelesen: 1241939# 762 @  
@ blaujacke [#761]

Die Beförderung mit der Rohrpost in Berlin ist offensichtlich: Wie du schon selber festgestellt hast wurde der Brief vom Zentralflughafen (in Berlin-Tempelhof) zum PA W15 per Rohrpost befördert. Die Rohrpostbeförderung in Wien ist m.M. nach ebenso sicher: Rückseitig hast du zwei Minutenstempel der Wiener Rohrpost gefunden - leider gibt es zu beiden Stempel bei Tobitt & Tayler keine näheren Angaben. "T.Z.St" steht wohl für "Telegraphenzentralstation". Den Stempel "Wien 8 / *3e *" habe ich im T&T nicht als Rohrpoststempel gefunden. Den Rohrpoststempel "Telegraphenamt Wien 1 / R/b" tragen wohl fast alle Luftpostsendungen die von der Wiener Innenstadt abgesendet wurden, bzw. dorthin geschickt wurden. Die Luftpost wurde von dort dann an den Flughafen Aspern weiter geleitet bzw. von dort empfangen. Der "Wien / Flugpost" Stempel wird wohl von dort stammen.

Gruß DerLu
 
cartaphilos Am: 11.05.2012 00:56:27 Gelesen: 1237336# 763 @  
Guten abend liebe Pneumaticos,

ja, der von blaujacke gezeigte Beleg ist definitiv der 'Doppelrohrpost' zuzurechnen. Was daran besonders schön ist, ist der Umstand, daß der Brief noch am Aufgabetag, also dem 29.10.1937, in Berlin zugestellt wurde. Das gibt es gelegentlich bei früher Aufgabe von Luftpostsendungen aus Berlin nach Wien und umgekehrt, die sind in der Regel noch am gleichen Abend in der anderen Stadt angekommen ("eingelangt" würden unsere Freunde in Austriaca sagen), und beschämen unsere heutige Post, die sich, wenn's schnell gehen soll, DHL nennt und für eine erheblich schlechtere Leistung -zig Euronen kassiert.
 
cartaphilos Am: 11.05.2012 01:21:52 Gelesen: 1237333# 764 @  
Und noch einmal guten Abend.

Wo wir gerade bei der Wiener Rohrpost sind, gibt es doch den bemerkenswerten Sachverhalt zu vermelden, daß ein Exemplar der RP 25 bedarfsgebraucht in Wien aufgetaucht ist:



Der Michel denkt nicht an eine derartige Möglichkeit. Es wird nur die Verwendung in München:



mit 1750 € angegeben (habe nur den alten Ganzsachenkatalog), für Berlin gelten die üblichen 150 €, die auf dem realen Markt mit 60 bis 90 € zu Buche schlagen, je nachdem, wie die Qualität der Karte ist.

Das Auftauchen einer Wiener Verwendung der RP 25 ist insofern besonders interessant, als sonst immer nur 5 Pf-Karten mit 40 Pf + 10 Pf Zusatzfrankatur für Rohrpost-Eilboten in Wien verwendet auftauchen (hier aus dem Briefkasten mit 3 Pf Unterfrankatur),



der Einsatz der RP 25 jedoch bisher nicht bekannt war. Dies hat aber auch Konsequenzen für die Einschätzung der RP 26. Nach Aussagen der Spezialisten der Öphila soll es auch einzelne RP 26 in Wien verwendet geben oder sie sollen wenigstens gesichtet worden sein. Da in Wien - und München - die Eilzustellung im Gegensatz zu Berlin nicht aufgehoben wurde, sind also portorichtige Verwendungen der RP 26 in München und Wien möglich.

einen schönen Abend
 
Postgeschichte Am: 11.05.2012 13:04:20 Gelesen: 1237167# 765 @  
@ telosgraphein007 [#764]

Der Michel denkt nicht an eine derartige Möglichkeit.

Der Michel kann nicht denken und es auch nicht wissen. Er ist genau so schlau, wie seine Berater. In dem vorliegenden Fall einfach dem Schwaneberger Verlag mit Erläuterungen und der Abbildung melden und hoffen, daß es aufgenommen wird. Falls ich es bei der nächsten Katalogbearbeitung machen soll, bitte kurze Mitteilung per Mail an mich.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 11.05.2012 13:35:33 Gelesen: 1237161# 766 @  
Hallo Manfred,

kannst Du gerne tun. Ich werde die Nachricht auch über den BGSV in Richtung Katalogredaktion absetzen.

Wenn ich schreibe "denkt nicht an eine derartige Möglichkeit", dann ist dies eine umgangssprachliche Formulierung, die natürlich nicht voraussetzt, daß der Michel-Ganzsachenkatalog "denken" kann. Angesichts der Tatsache, daß seit fast 30 Jahren - und zwar im Nachgang zu einer Debatte in Die Ganzsache festgestellt wird, daß es portorichtige Verwendungen der RP 26 nicht geben kann, scheint mir die allmähliche Aufklärung der rohrpostalischen Verhältnisse in München und Wien auch und gerade ab 1941 sehr wichtig.

Auch hier werde ich einen Vorstoß in Richtung angemessener Darstellung der Verhältnisse wagen, denn wenn in München und Wien die RP 26 portorichtig gebraucht möglich ist, dann muß das im Katalog erwähnt werden, selbst wenn man kein derartiges Stück abbilden kann. So wie die Dinge derzeit dargestellt werden, können sie jedoch nicht bleiben, denn die Erkenntnis ist heute weiter als vor fast 30 Jahren.

beste grüße
telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 11.05.2012 14:07:39 Gelesen: 1237152# 767 @  
Noch etwas für die nächste Edition des MICHEL Ganzsachen-Katalogs:

Obgleich mich ungebrauchte Ganzsachen ebenso wenig wie lose gestempelte oder postfrische Marken interessieren, gibt es doch einige wenige Ausreißer, wie diese hier:

1. Eine postfrische RP 2 oder RP 4 oder RP 6 - je nach Farbe des Wertstempels - weist rückseitig eine wunderbare Prägung des Wertstempels auf:



Die Sache wäre nicht der weiteren Erwähnung wert, wenn die Vorderseite nicht wie folgt aussähe:



Und noch einmal den Wertstempel in Vergrößerung:



2. Ähnliches läßt sich nun von folgendem Rohrpostumschlag RU 1 vermelden:



Auch hier eine Vergrößerung des Wertstempels:



In beiden Fällen sind hier Formulare mit dem Prägedruck des Wertstempels versehen worden, die zuvor nicht mit der Farbe und Zeichnung des Wertstempels bedruckt worden sind: Blindprägungen oder Albinos der Ganzsachen, die ja als ganzes Postwertzeichen sind, könnte man dazu sagen. Diese Stücke sind bei der Kontrolle 'durchgerutscht' und wenn eine entsprechende Briefmarke ohne Farb-, jedoch mit Prägedruck vorläge, feierte die Philatelistenwelt eine Sensation, aber hier haben wir es ja 'nur' mit dem defizitär angebrachten Wertstempel einer Ganzsache zu tun. Offensichtlich wurden solche Stücke jedoch als gültige Postwertzeichen anerkannt, denn es gibt auch echt rohrpostbeförderte 'Blindprägungs-Albinos'.

Beste Grüße
telosgraphein007
 
DerLu Am: 13.05.2012 10:25:49 Gelesen: 1236530# 768 @  
Hallo telosgraphein007,

interessante Stücke, die du da zeigst.

Wenn ich mir die Prägung ansehe, meine ich, dass sie negativ zu den der "richtigen" Karten ist. Wenn man sich z.B. die Ziffern ansieht: Bei den gedruckten Karten sind sie erhaben (wenn man sie von der Vorderseite betrachtet), bei den von dir gezeigten sind sie geprägt - oder ist das nur eine optische Täuschung durch den Scanner ?

einen schönen Sonntag wünscht
DerLu
 
cartaphilos Am: 20.05.2012 14:22:42 Gelesen: 1234231# 769 @  
Recht so, das ist eine optische Täuschung: Die Prägung ist in beiden Fällen erhaben nach oben, d.h. hin zur Wertstempelseite. Inzwischen ist hier ein bedarfsgebrauchtes Stück eines solchen Rohrpost-Blinddrucks eingeflogen:



Der Wertstempel in Vergrößerung:



Kein Zweifel: Solche Stücke wurden als gültige Wertzeichen anerkannt, es sind eben nur Fehldrucke ohne Farbe des Wertstempels.

Einen schönen Sonntag noch.
 
cartaphilos Am: 31.05.2012 12:26:40 Gelesen: 1231394# 770 @  
Rohrpost Stuttgart:

Zu den wenigen bekannten Belegen der - nur postintern genutzten - Rohrpost in Stuttgart hat sich seit wenigen Tagen der Folgende gesellt, der bei ebay für 68,89 Euro verkauft wurde. Der Preis ist stolz, aber meines Erachtens durchaus angemessen:



Nun die Rückseite mit dem entscheidenden Stempel:



Das Stempeldatum ist das früheste, das ich bisher für die Stuttgarter Rohrpost erfassen konnte. Über Streckenverlauf etc. weiß ich nichts, wohl aber, daß beim Umbau des Hauptpostamtes vor einigen Jahren die verlassene Rohrpostanlage in einer Notbergung vom Museum für Kommunikation vor der Zerstörung gerettet wurde.

Einen schönen Tag noch
telosgraphein007
 
DerLu Am: 03.06.2012 13:31:07 Gelesen: 1230595# 771 @  
Hallo,

eine Rohrpost in Stuttgart ist mir neu. Hast du eine Liste der Stadtrohrposten in Deutschland ?

Ich weiß von Stadtrohrposten in Berlin, München, Frankfurt a.M., Köln, Düsseldorf, Bremen, Hamburg und Leipzig. Wobei die kleineren nur zwei, drei Stationen hatten.

Noch einen schönen Sonntag wünscht

DerLu
 
Manne Am: 03.06.2012 16:15:24 Gelesen: 1230574# 772 @  
Hallo zusammen,

dieser Beleg könnte hier auch passen, ist zwar ein "Gemachter Beleg", aber ich denke trotzdem sammelwürdig.

Eine Karte von 1973, auf der fünf verschiedene Stempel, den Weg von der Insel Neuwerk zur Briefmarkenausstellung, "100 Jahre Oberpostdirektion Hamburg" dokumentieren, auch per Rohrpost.

Gruß
Manne



 
cartaphilos Am: 17.06.2012 10:25:17 Gelesen: 1227651# 773 @  
Einen schönen Sonntag allen,

hier eine schöne Eilkarte, die am 13.12.1895 per Bahnpost Wismar-Ludwigslust nach Berlin aufgegeben wurde.



Der Adressat lebte in der damals ja durchaus schon bekannten Hubertus-Allee, die eine Verlängerung des Kurfürstendamms über Berlin-Halensee hinaus nach Grunewald war. Hier lebten die Reichen und die Superreichen Berliner und die Elite des Kaiserreichs. Ob sie auch schön waren, das mußten sie damals schon selbst herausbekommen.

Nun denn: Irgendwie war den Postbeamten damals nicht so richtig klar, was sie mit der Anschrift "Villenkolonie Grunewald bei Berlin" anfangen sollten. Da es ja den Postort gab und man auch wußte, daß das irgendwie jenseits des Ku'damms im Westen lag, kam es zuerst zu einer Ableitung von C2 (Uhrzeit 6 N) nach W 30, wo die Karte um 6.III N, also um 18.45 Uhr am frühen Abend ankam. Zu diesem Zweck wurde zunächst mit Rötel der Leitweg "30" oben links angebracht. Die Richtung war schon recht, nur sah man in W 30 (damals in der Zietenstraße im Norden des reichen Schöneberg gelegen) keine Möglichkeit, das Stück weiterzubefördern. Ein Beamter strich den roten Leitwegsvermerk "30" wohl zunächst mit Blaustift durch und setzte unten links mit gleichem Blaustift erneut "W / 30" hin. Doch strich er das soeben Hingeschriebene "W / 30" sogleich demonstrativ durch, so als wollte er sagen "nicht noch einmal nach W 30 senden". Dadurch erklärte sich das Postamt W30 definitiv für nicht zuständig.

Auf dem Weg der Umadressierung innerhalb des Amtes setzte ein weiterer Beamter noch einen Rotstiftstrich über die alte Leitwegsbezeichnung, bis schließlich ein weiterer mit wiederum anderer Rötelfarbe den neuen Leitwegsvermerk "9" mehr oder weniger direkt über den alten Vermerk schrieb. Jetzt sah das allmählich schon recht unübersichtlich aus und folglich wurde in die Mitte eine neue große rote "9" gesetzt. Der mit dem Rotstift angebrachten Anweisung folgend wurde die Karte dann nach W 9 am Potsdamer Platz abgeleitet, wo sie um 7 N, also 19 Uhr ankam.

Hier nun wurde sie mit Sicherheit per Postsack in die S-Bahn umgeladen und entweder per Wannsee-Bahn oder aber über Bahnhof Friedrichstraße und die zentrale S-Bahn-Linie, die über Charlottenburg nach Grunewald führte, schließlich in die Villenkolonie Grunewald bei Berlin befördert. Beim dortigen Postamt kam Stunde 9-10 N noch ein Stempel drauf und vielleicht ging es auch noch zur Zustellung. Ein Botenstempel ist jedoch nicht abgeschlagen.

Da die Post für die Eilzustellung an vielen Orten keine regulären Postbeamten einsetzte, sondern junge Burschen, die wie Tagelöhner eine Art Stücklohn für die Beförderung der ihnen übergebenen Sendungen erhielten, solche Berufsklientel im reichen Grunewald (abgesehen von den Domestiken in den Villen) jedoch eher selten anzutreffen war, ist es fraglich, ob die Karte mangels entsprechendem Personal überhaupt noch am gleichen Abend zugestellt wurde.
 
juni-1848 Am: 11.08.2012 07:07:17 Gelesen: 1215592# 774 @  
Eil-005: Drei Eil-Briefe an den Papst Paul VI. in den Vatican

Diese drei Briefe wurden mit der Rohrpost von Rom in den Vatican befördert.

Zum ersten Brief:

1. Gibt es einen Grund für die ROTE Farbe des Numerator-Zeilenstempels "12311" ?

2. Was könnte der schwarze Zeilenstempel "271" bedeuten ?



Schönes Wochenende,
Werner
 
cartaphilos Am: 13.08.2012 19:51:46 Gelesen: 1215051# 775 @  
@ juni-1848 [#774]

Danke für die Vaticano-Belege. Könntest Du die Briefe noch einmal in größerem Format einstellen?

Man kann leider nichts lesen, und das, obgleich ich italienisch lesen könnte, wenn die Schrift nur erkennbar wäre.

So werden wir dann auch mit der Bedeutung der Numeratorstempel klar kommen.

Beste Grüße
 
juni-1848 Am: 16.08.2012 12:05:53 Gelesen: 1214278# 776 @  
@ juni-1848 [#774]
@ telosgraphein007 [#775]

Leider, mein lieber telosgraphein007, holpert der Scanner nach Hardware-Umstellung; allerdings wäre die Stempelqualität auch gescannt schlichtweg mangelhaft.

Deshalb hier in Hieroglyphen mit den Hinweisen:

Alle beschriebenen Stempel rückseitig, {Stern} = 5-strahliger Stern.

Brief 1 (Malles - Bolzano) zeigt rückseitig einen verwischten Teilabschlag
„{Stern} ROMA A.D. {Stern} \ 17.12.63--5 \ R ACC.TE ESPRESSI“,
der identisch zu sein scheint mit diesem
„{Stern} ROMA A.D. {Stern} \ 15.-9.67-11 \ R ACC.TE ESPRESSI“
auf Brief 2 (Litvinov), welcher noch einen weiteren verwischten erahnen läßt
„{Stern} UFF. TEL. CENTRALE ROMA {Stern} \ 15.-9.1_ _ 7 \ _ _ _A_ _ _ N. 12“,
der wiederum identisch ist mit dem auf Brief 3 (Krems a.d. Donau)
"{Stern} UFF. TEL. CENTRALE ROMA {Stern} \ 29.-9.196 7 \ RE _A_TO N. 12“ (mit Lücke in der Jahreszahl und OHNE Uhrzeit).

Und mit Lupe und Schräglicht der andere Abschlag auf Brief 3:
„{Stern} POSTE _ _ _A AEROPORTO CITTA ESPRESSI {Stern} \ 29.-9.67 –5 \ _RD“
(erahnt: AERA ? und das letzte Kürzel könnte ORD oder URD sein). Mehr geht nicht. ;-)

Literatur(fetzen) über die Römische bzw. Vatican-Rohrpost liegen mir nicht vor und mein italienisch leitet sich aus vagen Latein-Erinnerungen ab.

Dank vorab für´s Rätseln,

Werner
 
juni-1848 Am: 16.08.2012 20:35:03 Gelesen: 1214178# 777 @  
@ telosgraphein007 [#775]

Noch herausgefunden durch Vergleich mit anderen Eil(Espressi)-Belegen:

a) RACC.TE = Raccomandata / Raccomandate ? (Einschreiben) passt auf die ersten beiden Briefe.

b) Bis in die 50er klebten auf den Rückseiten einiger Espressi-Briefe "halbe" Zettel mit "Agencia Recapito", "Ufficio Recapito" usw. mit einer bis zu 7-stelligen "Numero d´arrivo" (Ankunftsnummer ?)



Recapito = Zustellung / Lieferung ?

Später dann entsprechende Stempel - wie auf dem zweiten und dritten Brief: „{Stern} UFF. TEL. CENTRALE ROMA {Stern} \ 29.-9.196 7 \ RECAPITO N. 12“

Was fällt mir dazu ein ? "Kurs"- oder "Boten"-Stempel ? Jedoch weit und breit keine Silbe a la "PNEUMATICO".

Schönes Wochenende, Werner
 
stephan.juergens Am: 17.08.2012 07:06:26 Gelesen: 1214019# 778 @  
@ juni-1848 [#777]

"Agencia Recapito", "Ufficio Recapito"

ist normalerweise der Hinweis auf einen Privaten, von der Post lizensierten, lokalen Botendienst.

Diese mußten für die Briefe, die sie beförderten, Zulassungsmarken auf die Briefe kleben.

Scheint wohl so, als hätte die italienische Post die Zustellung von Eilbriefen "privatisiert".

In der Italien Rundschau (= Arge Italien im BdPH) gab es mal einen Artikel über die Rohrposten in Italien. Werde am Wochenende die email-Adresse des Autoren raus suchen und dir zukommen lassen.

Gruß
Stephan
 
juni-1848 Am: 20.08.2012 19:13:10 Gelesen: 1212919# 779 @  
@ stephan.juergens [#778]

Vielen Dank vorab, Stephan,

es scheint Literatur zum Thema zu geben (Botendienste für Einschreiben und/oder Eilbriefe in größeren Städten) - auf italienisch ! Nicht meine Sprache. Da bleiben uns nur die Spezialisten.

Dank nochmals und Grüße, Werner
 
stephan.juergens Am: 21.08.2012 06:54:09 Gelesen: 1212787# 780 @  
@ juni-1848 [#779]

Ich habe Andreas angeschrieben, der hat wie folgt geantwortet (wird aber ncoh mit Dir Kontakt aufnehmen)

================

Noch ein kurzer Hinweis (gerade erst bemerkt):

Agenzia Recapito (Espressi) = privater Botendienst = Frankatur mit
Gebührenmarken "Recapito Autorizzato"

Ufficio Recapito: = Zustellpostamt / Auslieferungspostamt = Staatspost

================

und:

================

Die abgebildeten Belege könnten (müssen aber nicht zwingend!) mit der Rohrpost befördert worden sein. Stempel mit "Pneumatica" tauchen nicht auf, aber das Haupttelegraphenamt sowie Roma A.D. waren z. B. auch an die Rohrpost angeschlossen, ebenso das Postamt in der Via Marcantonio Colonna, wo der Nummernzettel auf der Rückseite angebracht wurde. Chance also 50/50.

Meines Wissens hat dieser Nummernzettel mit den Zetteln der "Recapiti Autorizzati" nichts zu tun (bzw. Privatisierungsaktivitäten in späteren Jahren), sondern dürfte vielmehr postinternen statistischen Zwecken (Kontrollnummer - wie viele Eilbriefe gingen über das Postamt in einer bestimmten Zeit?) gedient haben.

================

in diesem Sinne
Gruß Stephan
 
Rainer HH Am: 21.08.2012 18:27:34 Gelesen: 1212620# 781 @  
In Beitrag [#627] schon einmal gezeigt, benötige ich noch ein wenig weitere Information zu diesem Brief.

Zwischen welchen Postämtern bestand diese Rohrpostverbindung? Ist der Aufbrauch des Aufklebers "Rohrpost und Eilbote" normal? wiki sagt dazu (auszugsweise wiedergegeben):

Am 9. April 1936 wurde ein besonderer, in der Farbe Scharlach bis Rosa gehaltener Aufkleber aus transparentem Pergaminpapier mit der Inschrift Rohrpost / und Eilbote sowie ein weiterer aus gleichem Material mit der Inschrift Rohrpost zur Kennzeichnung der Sendungen ausgegeben.

Seit dem Jahre 1940 wurde wohl aus kommunikationsstrategischen Gründen während des Krieges die Vermutung lanciert, dass die hier verwendete Schwabacher Schrift (bisher immer als „die deutsche Schrift“ mit erheblichem ideologischen Wert aufgefasst) im 18. Jahrhundert von einem Schriftschneider jüdischer Herkunft (daher „Judenschwabacher“ oder „Schwabacher Judenschrift“) erfunden worden sei. (Tatsächlich stammte die Schwabacher aus dem 15. Jahrhundert.) Daher verbot Hitler im sogenannten „Normalschrifterlass“ am 3. Januar 1941 die Verwendung dieser Schrift vor allem auf Dokumenten staatlichen Charakters. Der Grund: In den okkupierten Territorien konnten die Menschen die in Schwabacher gesetzten und gedruckten Befehle nicht lesen. Da Hitler schon früh auf Parteitagsreden gegen die Fraktur/Schwabacher polemisiert hatte und immer die Antiqua wegen ihrer besseren Lesbarkeit und daher propagandistischen Wirksamkeit bevorzugte, wurden jetzt trotz der prekären Kriegslage neue Kleber in einer Antiquaschrift gedruckt, die aber kaum noch zum Einsatz kamen. Noch im März 1945 waren in großen Postämtern Berlins entsprechende Klebezettel mit Schwabacher Schrift vorrätig.




Bei der Neuordnung meiner Sammlung sind mir mehrere Beläge von diversen Postämtern aufgefallen, die auf eine interne Rohrpostbeförderung hinweisen, ich möchte diese hier auch einmal zeigen und hoffe auf Bestätigung bzw. Nichtbestätigung einer Rohrpostbeförderung.

Gruß Rainer
 
Rainer HH Am: 21.08.2012 19:00:07 Gelesen: 1212609# 782 @  
Weitere Belege unter (persönlichem) Rohrpostverdacht:







Oder sind es nur ganz normale Eilbriefe?

Gruß Rainer
 
Richard Am: 29.08.2012 08:13:15 Gelesen: 1210339# 783 @  
Rohrpostbeamtinnen: Sauberer Beruf für unabhängige Frauen

Der Spiegel (29.07.12) - Einer musste den Job ja machen! In den bizarren Tätigkeiten vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte spiegelt sich der Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Autorin Michaela Vieser und die Illustratorin Irmela Schautz porträtieren ausgestorbene Berufe - wie etwa die Rohrpostbeamtin.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/ausgestorbene-berufe-die-rohrpostbeamtin-ueberwachte-den-postverkehr-a-839936.html )
 
cartaphilos Am: 30.08.2012 00:39:00 Gelesen: 1209980# 784 @  
@ juni-1848 [#776]

Guten Abend,

nach einer heftigen pneumatischen Woche komme ich zu meinem Nebensammelgebiet: Posta pneumatica in Italia.

Wir wissen alle, daß es

Milano
Napoli
Roma

sind, wo es Rohrpost seit 1913 gegeben hat. Dazu kommt noch eine kurzfristig in Betrieb befindliche Versuchsstrecke bei der Weltausstellung in Turin 1909.

Das war so ähnlich wie mit der Rohrpost in Karlsbad 1911: 400 Meter Strecke zum Vergnügen der staunenden Sammler.

Ernster wird es mit der großen Unbekannten der Rohrposten auf der italienischen Halbinsel, der Posta pneumatica del Vaticano.

Natürlich gibt es hier auch philatelistische Belege, wie immer vom Vaticano. Doch selbst diese erscheinen mir wahnsinnig selten zu sein. In dreißig Jahren Rohrpostsammeltätigkeit ist mir nur einer untergekommen, auf dem vorderseitig tatsächlich das Zauberwort "pneumatica" stand.

Ich halte übrigens nur Belege Italiens, auf denen auch "pneumatica" steht, für echte Rohrpost. Nur wo pneumatica draufsteht, ist auch pneumatica drin. Alle anderen Zetteleien, vorderseitigen Numeratorstempel, etc. sind zwar alle nett anzuschauen und hochinteressant, sind jedoch nur unter bestimmten Bedingungen auch Rohrpost.

Also als erstes einmal einen Rohrpoststempel vom Vaticano:



Er trägt die Unterscheidungsziffer "1" und einen zweiten mit der Unterscheidungsziffer "2":



Schließlich habe ich auch noch einen absoluten 'Bedarfsbeleg' vom Rohrpostschalter des Postames im Vatikan irgendwann bei ebay im Sofortkauf erwerben können:



Das wars aber auch schon. Ich kann es mir kaum anders vorstellen, aber ich denke, daß die vatikanische Post ebenso gehandelt haben wird wie die römische Post: Was per Röhre hereinkam, bekam auch rückseitig oder bei Postkarten vorderseitig den Rohrpoststempel. Alles andere ist wohl kaum als Rohrpostsendung zu identifizieren. Ich warte nun schon seit Jahren darauf, daß endlich einmal ein Express- oder Rohrpostbrief in den Vatikan oder noch besser vom Vatikan woanders hin meinen Weg kreuzt. Bisher leider vergeblich.

Doch der hier gezeigte Ersttagsbrief enthüllt uns eine wichtige historische Dimension: Der erste Tag der Inbetriebnahme des Rohrpostanschlusses des Vatikan war der 18.2.1977. Die vatikanische Rohrpost dürfte damit die weltweit letzte neu installierte Rohrpost der Welt sein. Als alle anderen schon ihre Röhren demontiert hatten, darunter Wien, Berlin und München, man bereits über die Schließung des fast 400 km umfassenden Pariser Rohrpostnetzes nachdachte, da legte man im Vatikan, schnell wie man auf dem "Stuhl des Hl. Petrus" nun einmal ist, überhaupt erst so richtig los. Die Installation einer vatikanischen Rohrpost vollzog sich übrigens für vatikanische Verhältnisse und in einer heilsgeschichtlichen Perspektive geradezu mit Hochgeschwindigkeit:

Denn es dauerte ja auch noch bis 1992, bis der Vatikan nach 449 Jahren endlich anerkannte, daß Kopernikus und Galileo Galilei recht hatten mit ihrer Vorstellung, daß sich die Erde um die Sonne dreht.

Was sind dagegen die lächerlichen 114 Jahre, die es gedauert hat, von der Installation der ersten Rohrpost in London im Jahre 1863, bis sich der Gedanke von der Nützlichkeit einer solchen Einrichtung nun doch bis zu den heiligen Mauern der Città del Vaticano herumgesprochen hatte. Man setzte schon im Jahre 1977 auf pneumatischen high-speed, während weltweit bereits das Datapost-System für den globalen Kommunikationsaustausch entwickelt wurde.

Zudem: Der 18. Februar 1977 ist dann leider auch der terminus post quem, wenn es darum geht, nach pneumatischen Sendungen in den Vatikan zu suchen. Daß den schlecht lesbaren Stempeln auf der Rückseite der in den Vatikan gerichteten Sendungen die Buchstabenfolge "pneumatica" nicht zu entnehmen ist, liegt einfach daran, daß es vor dem 18.2.1977 noch keinen Rohrpostanschluß zum Vatikan gab.
 
Baber Am: 31.08.2012 09:26:10 Gelesen: 1209555# 785 @  
@ telosgraphein007 [#784]

Vor einiger Zeit hatte ich einmal eine Anfrage zu einem Rohrpostbeleg aus Österreich gestellt, leider auch auf mehrmalige Mails nie eine Antwort bekommen. Ich finde es schade, wenn Philaseitenmitglieder untereinander nicht antworten.

Gruß
Baber
 
juni-1848 Am: 04.09.2012 14:03:53 Gelesen: 1208607# 786 @  
@ telosgraphein007 [#784]
und zu [#774]

Vielen Dank für die ausführliche Richtigstellung.

Meine Vermutungen stammten aus den Notizen eines Sammlernachlasses, aus denen ich die Rohrpost in Rom für den ersten in Beitrag [#774] abgebildeten Beleg ableitete sowie die Existenz einer Rohrpostverbindung in den Vatican mindestans ab 1967 (statt des in [#784] belegten 1. Verwendungstages 10 Jahre später). Leider (!) habe ich aus diesem Nachlaß einen Beleg mit einem der abgebildeten Pneumatica-Stempel an Motivsammler "entsorgt" da ich philatelistisch beeinflusste Belege bisher nicht gewürdigt habe.
 
juni-1848 Am: 04.09.2012 14:47:26 Gelesen: 1208600# 787 @  
@ Rainer HH [#781] und [#782]

Alle 4 gezeigten - auch der Hannover-Ortsbrief - gingen durch die "interne" Rohrpost und wurden dabei (zum Nachweis der schnellen Eilbestellung) jeweils mit einen Stechuhr-Stempel mit Minutenangabe versehen.

Nicht bei allen Rohrpoststationen bzw. nicht zu allen Zeiten beinhalteten die Stechuhr-stempel auch eine Amts- bzw. Ortsangabe. Dann darf für die Zuordnung etwa bei Sendungen zwischen zwei Orten mit Rohrpost oder zur beschleunigten Weiterleitung schon mal die "Lupe" verwendet werden. Beispiele kann ich erst hochladen nach Installation eines neuen Scanners nach der Gartensaison.
 
Rainer HH Am: 04.09.2012 14:55:47 Gelesen: 1208599# 788 @  
@ juni-1848 [#787]

Vielen Dank, dann achte ich bei diesen Belegen auf entsprechende Stempel und kann entsprechend meine Albumseiten gestalten. Zur Absicherung werde ich aber noch den einen oder anderen Beleg hier zeigen.

Gruß Rainer
 
kauli Am: 04.09.2012 17:50:59 Gelesen: 1208554# 789 @  
@ Rainer HH [#782]

Hallo Rainer,

habe Deine Rohrpostverdächtigen Belege eben erst gesehen. Zu denen nach Berlin kann ich soviel dazu sagen, dass Eilbriefe auf dem schnellsten Weg zum Empfänger befördert wurden. Gegebenenfalls auch per Rohrpost, der Vermerk Rohrpost mußte nicht draufstehen.

Viele Grüße
Dieter
 
Rainer HH Am: 04.09.2012 17:56:42 Gelesen: 1208553# 790 @  
@ kauli [#789]

Hallo Dieter,

danke für Deine Antwort. Aber gerade dieser Vermerk "Eilboten + Rohrpost" macht doch den Beleg richtig sehenswert, nicht wahr?

Gruß Rainer
 
cartaphilos Am: 07.09.2012 23:00:46 Gelesen: 1207643# 791 @  
@ juni-1848 [#786]

Vielleicht erst einmal Entschuldigung für die zahlreichen Tippfehler in meinem Beitrag. Es war wohl schon ganz schön spät. Dazu gehört auch, daß die Versuchsrohrpost in Turin im Jahre 1911 (und nicht 1909) während der Ausstellung installiert wurde.



Auf der Ansichtskarte sieht man neben dem Pavillon der Radiotelegraphie jenen der "Posta pneumatica." Hier wurde auch der einzige mir jemals außerhalb von Neapel, Rom und Mailang bekannte italienische Rohrpoststempel eingesetzt:



Und nun noch eine Überlegung zur Rohrpost des Vatikan: Auf dem Ersttagsbrief steht

Annulo
Città del Vaticano
"Posta Pneumatica"
Primo giorno d'uso
18.2.1977

Das bedeutet, daß der Ersttagsbrief nur den ersten Tag des Einsatzes des Rohrpoststempels dokumentiert, nicht aber zwingenderweise auch schon den ersten Tag der Inbetriebnahme des Rohrpostanschlusses. Dieser kann tatsächlich älterer sein, ohne daß auch auf den eingehenden Briefen schon zwingend ein Rohrpoststempel des Abgangspostamtes in Rom und des Eingangspostamtes im Vatikan abgeschlagen sein mußten.
 
cartaphilos Am: 08.09.2012 06:21:27 Gelesen: 1207574# 792 @  
@ Rainer HH [#781] [#782]

Moin Rainer und alle pneumaticos.

Ich gehe davon aus, daß in den deutschen Städten, in denen es Rohrpost gab, diese auch durch entsprechende Abstempelungen nachweisbar ist. Die Beförderung durch Rohrpost kostete in der Gründungszeit der Rohrpost viel Geld für den Postkunden. Daher fühlte sich die Post in der Nachweispflicht, die bezahlte Leistung auch entsprechend erbracht zu haben.

Auch in der Zeit, als die Post Sendungen "von Amts wegen" per Rohrpost beförderte, damit diese noch Zustellungen, Züge oder Flugzeuge erreichten, war der Nachweis der zeitlich angemessenen Beförderung durch die Röhren erforderlich, damit nachgewiesen werden konnte, daß alles getan wurde, das entsprechende Beförderungsmittel auch zu erreichen. Schon intern sicherten sich die verschiedenen Betriebsteile damit ab, daß sie durch das Anbringen eines entsprechenden Stempelabdrucks die zeitgerechte Bearbeitung nachweisen konnten.

Wenn die Post der Öffentlichkeit ein Versprechen hinsichtlich der zu erbringenden Leistung abgab, dann mußten auch Mittel gefunden werden, den Nachweis der Leistung zu erbringen. Früher war dies besonders eindrucksvoll, wenn es gelang, eine Luftpostsendung von Berlin nach Wien beispielsweise, per Rohrpost zum Zentralflughafen zu befördern und noch am selben Tag in Wien zuzustellen. Das machte damals Eindruck und wird von uns noch heute gerne mit einem kräftigen Schluck aus der Rohrpostgeldausgebeflasche honoriert, wenn wir so ein schönes Stück kaufen können.

Wir müssen selbst dann davon ausgehen, daß eine Sendung per Rohrpost befördert wurde, wenn sie nicht per Rohrpost befördert wurde, aber die entsprechenden Stempelabdrucke aufweist. Denn es war früher durchaus vorgesehen, daß, wenn Sendungen auf bestimmten Strecken befördert werden sollten, die jedoch besonders frequentiert waren, auch andere Verkehrsmittel wie die S-Bahn oder die Straßenbahn zum Einsatz kamen. Es handelt sich dabei um reguläre Rohrpostsendungen auf den entsprechenden Verbindungen, die jedoch wenigstens zeitweise ganz oder zum Teil mit einem anderen Verkehrsmitteln realisiert wurden. Ein Blick auf das Berliner Straßenbahnpost-Netz von 1920 zeigt, welche Verbindungen bestanden, die wenigstens bei Rohrpoststörung, sicherlich aber auch bei Überlastung genutzt wurden:



Abb. aus Günter H. Köhler: Post und Tram. Postbeförderung mit Straßenbahnen in Deutschland und im Ausland, Bühl 1998, 192.

Auch eine regelmäßige, planmäßige oder gelegentliche Beförderung von Rohrpostsendungen mit anderen Mitteln, ändert meines Erachtens nichts an ihrem Charakter als Rohrpostsendung.

Die von Rainer gezeigten Belege weisen alle die Merkmale einer Beförderung durch die Rohrpost auf, wobei die Fülle der Belege, die den Stechuhrstempel des BPA Hannover aufweisen, schon recht erstaunlich ist. Rainers Kollektion steht da mustergültig für die Häufung des Hannoveraner Rohrpoststempels.

Es gibt weitere Möglichkeiten, Rohrpostsendungen zu identifizieren: Es kommen schon in der Zeit der Brücke-Gitter-Stempel wenigstens in Charlottenburg und in W8 Stempel zum Einsatz, die den Unterscheidungsbuchstaben "p" für "pneumatisch" aufweisen. Auch der Unterscheidungsbuchstabe "r" für "Rohrpost" kann nachgewiesen werden. Dieses Verfahren ist im deutschsprachigen Raum vor allem auch aus Wien bekannt, wo bei der Rohrpost massenhaft Stempel mit den Unterscheidungsbuchstaben "p" und "r" eingesetzt wurden. In Deutschland tauchen dann diese "entscheidenden Buchstaben" vor allem in den zumeist rückseitig angebrachten Stechuhrstempeln auch in Kombination mit anderen 'aussagekräftigen Buchstaben' wieder auf. Nachweise entsprechender Stechuhrstempel habe ich aus Berlin (in Ostberlin beim HTA mit dem Zusatz "R"), Bonn ("Ro"), Düsseldorf ("Strohrp"), Frankfurt/Main ("Rohrp"), Hamburg ("Ro"), Stuttgart ("Rohrp"), und das ist sicherlich noch nicht alles.

einen schönen guten Morgen allen
 
Baber Am: 21.09.2012 17:32:45 Gelesen: 1203202# 793 @  
Wenn ich das richtig gesehen habe, ist dies ein Rohrpostbeleg (PNEUMATIQUE), gelaufen 1970 in Paris. Nachdem er auf der Rückseite viele Durchgangsstempel aufweist, muss er wohl mehrmals umgepackt worden und dabei wohl auch auf den Boden gefallen sein, was deutlich zu sehen ist.

Gruß
Baber


 
cartaphilos Am: 23.09.2012 15:43:09 Gelesen: 1202564# 794 @  
@ Baber [#793]

Gratuliere: Es ist ein sehr schönes Stück, das Sie da vorzeigen können. Es paßte gut in meine Rohrpostsammlung Paris, wenn es verfügbar wäre. Der Schmutz stammt meines Erachtens jedoch nicht daher, daß der Beleg auf den Fußboden gefallen ist, sondern er kommt woanders her:

Die Rohrpost hatte immer mit einem einfachen physikalischen Problem zu tun. Wenn man Luft komprimiert, dann erhöht sich logischerweise der Druck in dem entsprechenden Luftvolumen. Die Moleküle prasseln dichter aneinander und dies führt zu einer Erhöhung der Temperatur. Luft, die wärmer ist, kann eine größere Menge an Wassermolekülen aufnehmen, wodurch sich in dem entsprechenden Volumen die Luftfeuchtigkeit erhöht. Wenn nun wieder Entspannung eintritt, z.B. weil der komprimierte Luftstrom unterbrochen wird, da eine Rohrpostkapsel ihr Ziel erreicht hat, sinkt die Temperatur, wodurch die Luft nicht mehr so viele Wassermoleküle aufnehmen kann. Folglich entsteht ein Nebel oder genauer: Das in der warmen und komprimierten Luft gelöste Wasser kondensiert und schlägt sich an der Innenwand der Rohrpoströhren nieder. Analoges geschieht, wenn man mit Unterdruck arbeitet und die Luft folglich dekomprimiert. Es gibt in den Postarchiven Berichte, daß in einigen Röhren auf diese Weise pro Tag bis zu 2 Liter Wasser abgeschieden wurden. Daher versuchte man auch, mit vorgekühlter Luft zu arbeiten, die nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. In jedem Fall trug dieses Problem des Kondenswassers zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Innenlebens der Rohrpostanlagen bei. Entsprechend gibt es in der Rohrpostbetriebsordnung von Berlin auch die Vorschrift, daß in den Röhren feucht gewordene Telegramme umgeschrieben werden müssen.

Die physikalischen Realitäten, d.h. konkret das Kondenswasser förderte natürlich auch die Verrottung der Anlagen. Im Ergebnis prägte rostiges Kondenswasser das Innenleben der Röhren, welches auch in die Kapseln eindrang, insbesondere dann, wenn man der Instandhaltung der Röhren nicht mehr so viel Aufmerksamkeit beimaß, d.h. Kapital invenstierte, weil es sich einfach nicht mehr lohnte. Dies wäre meine Erklärung für den 'schönen' rostigbraunen Dreck auf dem Beleg: Authentischer Rohrpostdreck.

Einen schönen Sonntag noch
 
Baber Am: 23.09.2012 18:33:38 Gelesen: 1202494# 795 @  
@ telosgraphein007 [#794]

Hallo telosgraphein007,

vor einiger Zeit hatte ich einmal angefragt, ob Sie den Österreich-Beleg im Beitrag 749 Beleg 25 "mit Rohrpost zum Bahnhof" abgeben, den ich für meine Expressbelege von Österreich gerne hätte. Könnten wir die Belege tauschen?

Gruß
Baber
 
cartaphilos Am: 24.09.2012 14:24:47 Gelesen: 1202238# 796 @  
@ Baber [#795]

Danke der Nachfrage. Ich hatte damals über die Philaseiten-email und dann später über den Kontaktlotsen versucht, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, freilich ohne Erfolg. Ich hatte damals geschrieben, daß ich nur diesen einzigen Beleg in dieser Portostufe habe und ihn nicht abgeben kann. Der Pariser Beleg ist zwar sehr interessant, aber ich habe bestimmt 15 Belege mit der FF 1,60 Portostufe, sowohl frankierte als auch Ganzsachen. Das macht vielleicht auch einen Eindruck von der relativen Seltenheit der Belege zueinander: Was in Wien Raritäten sind, das ist in Paris fast 'Massenware'. Das ist so wie reine Rohrpost in Berlin zwischen 1951 und 1955 und Postschnelldienst.

Wenn der Pariser Beleg aber entbehrlich ist, dann vielleicht gegen einen anderen, meines Erachtens gleichrangigen aus Wien: Wie wär's mit "Eilzustellung zahlt Empfänger" per Rohrpost transportiert in Wien?





Zugegeben: Der Brief sieht aus wie ein rohrpost-gerupftes Hendl, aber er hat's in sich:

Die Möglichkeit, Expressbriefe und -Karten ohne verklebte Gebühr aufzugeben, wurde, so weit ich weiß im Deutschen Reich erst nach der Annexion Österreichs eingeführt, denn die Eilgebühr mußte bisher immer im Voraus entrichtet werden. Eine entsprechende österreichische Regelung, wonach die Eilzustellung dem Empfänger angelastet werden konnte, wurde erst im Zuge der Übernahme einiger österreichischer Regularien (wie der Postsparkasse) eingeführt. Zwar fiel in einigen Teilen des Deutschen Reiches der Anspruch auf Eilzustellung ab 1941 weg oder diese Zustellung wurde wie in Berlin ganz abgeschafft. Doch in Wien bleib sie erhalten, weshalb es auch die portorichtige Verwendung der RP 26 gegeben hat (wie ich es von den Herren der Öphila mitgeteilt bekam).

Von der Eilzustellung, deren Gebühren vom Empfänger zu entrichten waren, wußte man im Reichsgebiet jedoch nicht allzuviel, und daher sind entsprechende Sendungen nicht recht häufig, als Rohrpostsendungen in Wien befördert schon kleine Leckerli, vor allem wenn sie nicht aus der sogenannten Ostmark, sondern aus dem ebenfalls sogenannten Altreich stammen.

Einen schönen Tag noch
 
Baber Am: 27.09.2012 09:36:17 Gelesen: 1201354# 797 @  
@ telosgraphein007 [#796]

Ich suche nur Expressbelege von Österreich nach 1945. Eine Liste, welche Belege ich noch suche, habe ich Ihnen per Mail geschickt und auch unter Kaufgesuche in den Philaseiten abgelegt. Vielleicht hätten Sie davon einen Beleg im Tausch für mich.

Gruß
Baber
 
juni-1848 Am: 27.09.2012 15:55:10 Gelesen: 1201289# 798 @  
@ telosgraphein007 [#791]

moin, moin...

Bitte sende Deine Email-Adresse an meine hier hinterlegte.

Von einem Italien-Sammler erhielt ich umfassende Informationen (zig Megabite) zum Thema Rohrpost.

@ alle

Das gilt natürlich auch für alle anderen Interessenten an "römischer" Rohrpost.

Gutgehn, Werner

Ach ja, so sahen in den 50ern die Rohrpostbriefkästen in Rom aus:


 
juni-1848 Am: 27.09.2012 16:19:21 Gelesen: 1201282# 799 @  
Mal was neues: Die Rohrpost in Budapest.

Zur Sprache:
Rohrpost = Pneumatikus (cső)
Rohrpostbrief = Pneumatikus cső levelet
Rohrpostkarte = Pneumatikus cső térkép

Briefe aus Budapest habe ich NICHT im Bestand. Aber etliche Eilbriefe meist aus Europa, Vor- und Nachkrieg, nach Budapest.

Keiner dieser Briefe zeigt Budapester Stempel mit "Pneumatikus" oder ähnlichen verdächtigen Hinweisen, wie wir sie aus der deutschen Mannigfaltigkeit kennen.

Lediglich eine kürzlich entdeckte Briefrückseite läßt mich stutzen. Auf einem Eilbrief aus Deutschland nach Budapest von 1958 finden sich rückseitig neben einem deutschen Bahnpoststempel diese beiden:



Ein Sammlerfreund meinte, der undeutliche violette Zweizeilige sei ein Indiz.
Ich meine: Nein (da Handstempel und ohne genügende Zeitangabe).

Wer schließt sich mir an ?
Wer kann ein paar Rohrpoststempel aus Budapest zeigen ?

Im Winter werde ich hoffentlich das Vergnügen haben, einen großen Briefe-Nachlaß einsehen zu dürfen.

Die unschlüssigen Laien-Erben murmelten etwas von "auch ein Ordner Rohrpost mit Budapest, Prag und so..."

Bis bald, Werner
 
juni-1848 Am: 27.09.2012 16:29:39 Gelesen: 1201277# 800 @  
@ stephan.juergens [#780]

Vielen Dank, Stephan !

Er hat sich gemeldet mit Dir im CC.

Übrigens ist die kürzeste Rohrpostverbindung in den Vatican die vom Postamt (Rohrpost-Station) in der Via Marcantonio Colonna. Entfernung rund 1,5 km (siehe diese google-map):


 
Germaniafan Am: 06.10.2012 17:37:40 Gelesen: 1198026# 801 @  
Hallo liebe Rohrpostfreunde,

ich habe hier einen Beleg den ich auch unter Rohrpost Leipzig einordnen würde. Liege ich mit meiner Einschätzung richtig ? Über die Meinung der Rohrpostexperten würde ich mich freuen.



Fernbrief vom 27.04.1916 von Posen nach Leipzig, portorichtig frankiert mit 35 Pfg. (10 Pfg. Gebühr für einen Fernbrief bis 20 g und 25 Pfg für die Eilzustellung). Am linken Rand ein senkrechter Stechuhrstempel. Interessant ist auch die verwendete Marke zu 25 Pfg. bei der es sich meiner Meinung nach um eine Mi.Nr. 88 II a handelt.



Hier noch die Rückseite des Belegs mit Ankunftstempel LEIPZIG * 13 s sowie einem weiteren waagerechten Stechuhrstempel.

Schöne Grüße
Guido
 
cartaphilos Am: 17.10.2012 18:11:06 Gelesen: 1193817# 802 @  
@ DerLu [#553]
@ Schmuggler [#66]

Guten Tag,

Ihr beide habt vor einiger Zeit Stempelabbildungen von zwei Belegen mit dem Automatenstempel des PA SW 19 eingestellt. Für eine Publikation würde ich gerne auch die Vorderseiten abbilden. Könntet Ihr mir bitte auf diesem Wege Scans der nachfolgenden Abbildungen zur Verfügung stellen.





Mit bestem Dank

telosgraphein007
 
juni-1848 Am: 02.12.2012 00:02:34 Gelesen: 1183849# 803 @  
@ Germaniafan [#801]

Ganz recht, es handelt sich um Stechuhr-Stempel der (internen) Leipziger-Rohrpost.

Beim Befüllen einer Büchse wurde der oberste Brief eines Gebindes mit dem Stechuhrstempel versehen. Da sich dieser Vorgang bei der Ankunft wiederholen konnte, weisen die Leipziger Rohrpost-Briefe manchmal zwei Rohrpost-Stechuhrstempel auf, je einen auf der Vorder- und einen auf der Rückseite.

Mitte der 30er-Jahre wurden in Leipzig Minuten-Stempel ähnlich der Berliner-Rohrpost-Minuten-Stempel verwendet.

Welche Sendungen wurden durch die Leipziger Rohrpost in ihrer Zustellung beschleunigt ?

- eingehende, durchgehende und abgehende Eilbriefe,
- nachzusendende Sendungen,
- eingehende (Auslands- und Inlands-)Sendungen aus der Luftpost,
- Telegramme und Postscheck-Sachen

Grüße und gute Nacht,
juni-1848
 
Hawoklei (RIP) Am: 02.12.2012 09:43:21 Gelesen: 1183821# 804 @  
@ juni-1848 [#799]

Hallo Werner,

einen R-Brief aus Budapest nach Ansbach/Bayern kann ich zeigen, ob es ein Rohrpostbrief ist weiß ich leider nicht.

Beste Grüsse Hans


 
juni-1848 Am: 02.12.2012 18:04:16 Gelesen: 1183680# 805 @  
@ Hawoklei [#804]
@ juni-1848 [#799]

Danke, Hans, für Gezeigten !

Unser Rohrpost-Spezialist telosgraphein007 ließ mich vor kurzem wissen, daß ihm bisher keine Rohrpost-Belege aus Budapest vorlägen und außer Hörensagen (ohne Quellennachweis) weder Druckstücke noch Sendungsabfertigungen auf eine postalische Rohrpostanlage in Budapest hinweisen.

Heute früh durfte ich zwei prall gefüllte Ordner Bedarfspost aus Ungarn nach Österreich und ab Prag und Moskau nach Ungarn durchsehen: Dabei rund 40 Eilbriefe aus Budapest meist nach Wien und 25 Eil- und Luftpost-Belege nach Budapest. Es fanden sich bei zahlreichen Belegen die typischen Kennzeichen einer Wiener-Rohrpostnutzung, einige wenige Belege der Prager Rohrpost - und das war´s !

Die vermeintliche beiliegende schriftliche Quelle zu Budapest erwies sich als "handschriftliche Notiz" - also wiederum eine Spekulation ohne Quellenangabe.

Somit schließe ich die Frage "Gab es eine postalische Rohrpost in Budapest ?" mit einem NEIN.

Euch noch einen leuchtenden 1. Advent,
Werner
 
peridot0_6 Am: 30.12.2012 05:34:21 Gelesen: 1178740# 806 @  
@ telosgraphein007 [#770]

Danke für die positive Bewertung für den Rohrpostbrief, den ich gekauft habe.


 
iceland10 Am: 03.01.2013 18:30:47 Gelesen: 1177997# 807 @  
Rohrpostkarte RP1 welche von Rixdorf nach Berlin gesandt wurde, um dort mit der Rohrpost befördert zu werden. Rixdorf war 1882 noch nicht an das Rohrpostnetz angeschlossen, so daß die Beförderungsstrecke dorthin gesondert zu bezahlen war, was mit der Freimarke zu 5 Pfennig geschah.

Die Karte war einmal das späteste Verwendungsdatum der Rohrpostkarte RP1 30.1.1882 ob dies heute noch so ist müsste schmuggler sagen können, auf jeden Fall eine nette Verwendung.


 
iceland10 Am: 04.01.2013 17:31:25 Gelesen: 1177827# 808 @  
Sicherlich auch nicht an jeder Ecke zu finden:

10 Pfennig Krone und Adler Kartenbrief mit 2x 10 Pfennig Zusatzfrankatur als Rohrpostbrief gelaufen.


 
DerLu Am: 05.01.2013 13:32:51 Gelesen: 1177680# 809 @  
@ iceland10 [#808]

Stimmt, Kartenbriefe mit der Rohrpost verschickt sind wirklich nicht sehr häufig. Hier ein Kartenbrief aus der Germania-Zeit, der als Rohrpostbrief verwendet wurde:



Viele Grüße
DerLu
 
iceland10 Am: 05.01.2013 14:27:36 Gelesen: 1177668# 810 @  
Krone Adler Rohrpostumschlag in Berlin etwas umhergeirrt und dann nach Bonn ins Reichspostgebiet nachgesandt. Postleitvermerke in Berlin durchgestrichen und mit 10 Pfennig für die Nachsendung nach Bonn aus dem Rohrpost Netz nachtaxiert.

§12/I der Rohrpost Betriebsordnung von 1885 besagt:

Wird bei einer Rohrpostsendung in Folge unrichtiger Wohnungsangabe bezüglich eines Wohnungswechsels des Empfängers oder aus einem anderen Grunde die Nachsendung erforderlich, so findet dieselbe mittels der gewöhnlichen Postbeförderungsgelegenheiten statt. Demnächst erfolgt die Bestellung der Sendung wie diejenige einer gewöhnlichen Briefsendung.




 
iceland10 Am: 07.01.2013 21:48:25 Gelesen: 1177441# 811 @  
Einfach mal eine hübsche Postsache per Rohrpost, etwas wirr in Berlin umher gelaufen, aber schön. :-)


 
iceland10 Am: 12.01.2013 21:42:01 Gelesen: 1176895# 812 @  
Weiter geht es mit einem 30 Pfennig Rohrpostumschlag RU1 mit Zusatzfrankatur Nr.41.

Ich zitiere mal aus purer Faulheit aus dem Befund des BPP Prüfers:

Es handelt sich um einen Brief, der über das Rohrpostnetz hinaus nach Leipzig-Gohlis befördert wurde. Auf Verlangen wurden Rohrpostbriefe und -karten von und nach ausserhalb gegen Vorauszahlung der Gebühr durch die Rohrpost befördert. Solche Belege sind selten.


 
iceland10 Am: 13.01.2013 17:38:29 Gelesen: 1176689# 813 @  
Bin gerade dabei gewesen ein paar Bilder für ebay Lose zu machen, dabei auch diese Ortspostkarte 2 Pfg. Germania vom Postamt 87.

Was ich fast nicht gesehen hätte ist einer der Ankunftsstempel, ein Rohrpoststempel, was hat der auf dieser Karte zu suchen?


 
DerLu Am: 13.01.2013 19:48:06 Gelesen: 1176660# 814 @  
@ iceland10 [#813]

Wahrscheinlich ist die Karte zunächst an ein falsches Postamt geleitet worden: Ich meine zwei verschiedene Bestellstempel zu erkennen und die Adresse scheint nachträglich mit der Postamtsnummer "12" versehen worden zu sein.

Um den Zeitverlust bei einer falschen Zustellung wieder wett zu machen, wurden Sendungen per Rohrpost zum richtigen Postamt befördert, ohne das dazu eine besondere Gebühr erhoben wurde. Auf einigen dieser Sendungen wurde ein zusätzlichen Stempel "Zur Rohrpost" oder "Mit Rohrpost weiter" abgeschlagen (siehe z.B. Beitrag [#237]).

Gruß DerLu
 
Schmuggler Am: 16.01.2013 09:43:08 Gelesen: 1176232# 815 @  
@ iceland10 [#813]

Moinmoin,

ich meine, dass in einem Werk per CD über die Rohrpost notiert wurde, dass diese "Zur Rohrpost weiter" - stempelei ab ca. 10/1902 eingestellt wurde. Verständlich - wenn man diese zerfledderten Stempelabschläge zu dieser Zeit heute sieht.

Und mit Frau und Hund ab in den Schnee.
 
iceland10 Am: 16.01.2013 17:06:59 Gelesen: 1176164# 816 @  
@ iceland10 [#813]

Dankeschön für die Antworten, wieder was gelernt und auf der Rohrpost CD hab ich auch etwas für die Beschreibung des Loses gefunden. Mein Passwort hab ich allerdings länger gesucht. :-(
 
DerLu Am: 18.01.2013 16:59:19 Gelesen: 1175823# 817 @  
@ Schmuggler [#815]

Hallo,

dann ist dieser Beleg wohl einer der letzten mit einem solchen Stempel - von Anfang 11/1902 ! Obwohl mir nicht ganz klar ist, warum ihm die "höheren Weihen" einer Rohrpost-Beförderung zuerkannt wurden.



Gruß DerLu
 
blaujacke Am: 18.01.2013 17:23:03 Gelesen: 1175813# 818 @  
@ Schmuggler [#815]
@ DerLu [#817]

Und dann noch ein paar Tage später:



Es grüßt blaujacke
 
Schmuggler Am: 18.01.2013 18:15:26 Gelesen: 1175799# 819 @  
@ DerLu [#817]

Das WARUM bleibt mir auch verschlossen.

Vermutung: Mangel an Beförderungsstücken?!

@ blaujacke [#818]

Ein schönes Stück!

Wobei die optische "Exotic" und Sauberkeit vom Stempel Budapest plus der mir unbekannte deutsche "Zur Rohrpost" -Stempel noch nicht in meinem Archiv war. Das macht Freude!

Ein mir nicht bekannter Sammler (?) sendete mir ein Bild zu einem mir nicht bekannten "Rohrpostbrief mit Gebrauchsanweisung" zu:



Den Einen schüttelt's - der Andere jubelt:

Ganzsachen-Doppelkarte der Briefpost (Wertstempel MiNr. 52), verschlossen und mit 28 Pfennig Ergänzungsporto (auch MiNr. 52) als Rohrpostbrief von Berlin nach Rixdorf. Alle Rohrpost- und Beförderungsmerkmale sind ohne Tadel.

Wer auf diese Idee gekommen ist: Im nachhinein nach 113 Jahren dem Glücklichen ein Prosit! (Dem heutigen Besitzer natürlich auch)
 
Schmuggler Am: 22.01.2013 12:35:12 Gelesen: 1175328# 820 @  
Immer wieder werde ich gefragt, warum ich so intensiv die Unterscheidung zwischen einer "Rohrpostsendung" und einem "per Rohrpost" befördert, z. B. die Eilbestellung, betone.

In einer aktuellen Auktion habe ich das "Missing Link" gefunden:



Eine Bücherbestellung zum Drucksachenporto (es durften auf dieser Drucksache handschriftliche Ergänzungen enthalten sein) per Karte von Lübeck 1890 nach Berlin - dort per Eilboten zu bestellen.

Die Beförderung vom Ankunfts-Postamt NW40 (= Lehrter Bahnhof) nach W9 erfolgte an das dortige Rohrpostamt (= R6) und wurde von dort "sofort" bestellt.
Diese Darstellung per Eilbestellung von ausserhalb ist wohl allen bekannt.

Neu ist die andere Darstellung:



Ganzsachenumschlag für die Rohrpost, als Drucksache gekennzeichnet und mit 3 Pfennig Weiterleitungsporto frankiert, Vom R14 an den Lehrter Bahnhof per Rohrpostbeförderung geleitet um von dort per Briefpost den gewöhnlichen Postweg nach Bremen zu gehen.

Scheinbar alles korrekt - ABER: Die Rohrpostsendung wurde zwar bis zum Lehrter Bahnhof per Rohrpost befördert - dann aber gestopt und nicht weiter befördert!

Und genau DAS ist der Unterschied:

Eine Eilbestellung der Briefpost konnte per Rohrpost streckenweise befördert werden, wenn sie zur Rohrpostbeförderung etc. geeignet war.

Eine Rohrpostsendung jedoch konnte lt. §2 der Rohrpost-Betriebsordnung nur "die Karte" oder "der Brief" sein - und deswegen ist die "Drucksache per Rohrpost" gestoppt und nicht weiter geleitet worden; Vorschrift ist Vorschrift.
 
DerLu Am: 22.01.2013 20:15:32 Gelesen: 1175240# 821 @  
@ Schmuggler [#820]

Hallo,

habe ich dich richtig verstanden, dass die von dir gezeigte "Rohrpost-Drucksache" nicht in Bremen zugestellt wurde, sondern wieder zurück an den Absender ging ?
 
Schmuggler Am: 23.01.2013 10:07:31 Gelesen: 1175198# 822 @  
@ DerLu [#821]

Moinmoin,

der letzte Beförderungs-Nachweis (= Stempel) ist vom Rohrpostamt im Lehrter Bahnhof der Ankunftsstempel. Von einem "Zurück an den Absender" ist aber auch nichts notiert - vielleicht hing mal ein Begleitzettel (?!) da dran, der Erhaltungszustand könnte es bestätigen.

Ab in den Tag!

:-(
 
blaujacke Am: 23.01.2013 12:22:35 Gelesen: 1175180# 823 @  
@ Schmuggler [#822]

Hallo Schmuggler,

da würde ich aber doch an eine Weiterbeförderung denken; denn bei einer Drucksache war doch wohl nicht mit einem Ankunftsstempel in Bremen zu rechnen!
 
juni-1848 Am: 24.01.2013 01:21:22 Gelesen: 1175098# 824 @  
Moin zusammen,

von einem Sammlerfreund erhielt ich diese Bilder und Fragen dazu.

Zu Frankreich:

1. Gab es in Nizza eine postinterne Rohrpost ?

Der Minutenstempel (Ankunftsstempel auf Eilbrief) von 1926 läßt es vermuten.
Wer kann Angaben machen über den Betriebszeitraum ?



"NICE-PL.CHIMALDI \ 10 50 \ 7 -1 \ 26 \ ALPES MMES"

2. Handelt es sich bei diesem Rahmenstempel (außen auf befördertem Telegramm) um einen Rohrpoststempel ?



"PARIS-CENTRAL \ 26-5 * 09 II 09"

3. Gab es in Straßburg eine postinterne Rohrpost ?

Die Minutenstempel (1930 bis 1937 verschiedener Postämter), allesamt Ankunftsstempel auf Eilbriefen, lassen es vermuten. Wer kann Angaben machen über den Betriebszeitraum ?



Zu Dänemark:

4. Gab es in Kopenhagen eine postinterne Rohrpost ? (Leider habe ich den Stempelscan, der zu dieser Frage führte, nicht im Archiv.) Wer weiß etwas über die Betriebszeiträume ?

Zur Schweiz:

5. In welchen SCHWEIZER Städten gab es interne Rohrpostanlagen ? Wer weiß etwas über die Betriebszeiträume ?

Wurden in der Schweizer Bahnpost bei der Umarbeitung eiliger Sendungen Handstempelapparte mit Stempeln verwendet, die denen der Rohrpost-Stechuhren ähneln ?

Danke vorab für Eure Recherchen
und gute Nacht,
Werner
 
juni-1848 Am: 24.01.2013 20:54:03 Gelesen: 1175028# 825 @  
N´abend, liebe Rohrpost-Fans,

ich habe bei weitem noch nicht alle Beiträge dieses Themas durchstöbert, also nicht böse sein falls dieser doppelt:



Zwei Rohrpostpläne von Paris 1866 und 1966.

Sammlergruß, Werner
 
blaujacke Am: 25.01.2013 13:08:45 Gelesen: 1174904# 826 @  
Rohrpostbetriebsstelle im Reichstag: Wann wurde diese eröffnet? Bei Linden ("Schmuggler") und Büttner wird Dezember 1894 (Fertigstellung des Gebäudes!) und bei Hueske das Jahr 1896 angegeben.



Im Postamt des Reichstages (Leipziger Str. 4 ??) aufgegebene Rohrpostkarte vom 28.04.1893 - über RPBetrSt NW 41 (R5) zur RPBetrSt N 55 (R 14)



Rohrpostbrief vom 09.05.1910 - Von RPBetrSt Reichstag zur RPBetrSt W 8

Voraus vielen Dank für eine evtl. genaue Info.
 
juni-1848 Am: 25.01.2013 15:55:34 Gelesen: 1174884# 827 @  
@ blaujacke [#826]

Hallo Blaujacke,

für den Kreissobersegmentstempel "Berlin, W. Reichstag" ist im Büttner die Verwendungszeit 5.12.1884 bis 06. 02.1894 angegeben.

Siehe unsere Stempeldatenbank: [http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/11926] Übrigens wurde das unbestätigte Spätdatum hier "fehlerhaft" übertragen: 06. 12.1894

Es handelt sich NICHT um einen Rohrpost-Stempel. Ich vermute, die Karte wurde nicht im Reichstag, sondern auf dem späteren Beförderungsweg der Rohrpost übergeben - also kein Widerspruch zum Büttner.

Die zweite Karte zeigt einen Rohrpoststempel mit Zeitangabe "6 -" (mit "Strich" anstelle zweier hochgestellter Nullen). Könnte dieser aus der Stempeldatenbank sein: [http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/3726].

Sammlergruß,
juni-1848
 
blaujacke Am: 25.01.2013 18:54:55 Gelesen: 1174861# 828 @  
@ juni-1848 [#827]

Danke, da sind jetzt aber die Spezialisten gefragt!

Die Rohrpostkarte ist - wie von mir ja angeführt - noch beim Postamt des Reichstages in dem (vermute ich) Provisorium Leipziger Str. 4 aufgegeben worden. Da gab es mit Sicherheit noch keine RPBetrSt.

Der Brief hat aber so - glaubte ich jedenfalls - den Rohrpoststempel. Die volle Stunde wird doch auch bei den Rohrpoststempeln der Schweizer Type mit einem waagerechten Strich angezeigt! Worin unterscheiden sich aber die Stempel des Postamtes und der RPBetrSt?

Meine Frage war dann auch noch nach dem Eröffnungszeitpunkt der RPBetrSt.

Einen schönen Abend und ein eisfreies Wochenende wünsche ich!
 
blaujacke Am: 25.01.2013 20:51:17 Gelesen: 1174835# 829 @  
@ blaujacke [#826]

Ähnliches beim Abgeordnetenhaus: Nach meinen Unterlagen wurde der Rohrpostanschluß 1899 hergestellt.



Die Karte wurde am 23.05.1892 nach Aufgabe bei dem Zweigpostamt im Abgeordnetenhaus aufgegeben. Die weiterbefördernden RPBetrSt hat hier keinen Stempel angebracht. Welche mag das gewesen sein?
 
DerLu Am: 26.01.2013 15:11:17 Gelesen: 1174678# 830 @  
@ blaujacke [#829]

Hallo,

leider kann ich dir keine genauen Anschlußdaten des Reichstages und des Abgeordnetenhauses liefern. Aber vielleicht helfen dir diese Informationen zu den Postämtern weiter:

Lt. Steinwasser "Berliner Post" war das Postamt im Reichstag dem PA NW 7 und das Postamt im Abgeordnetenhaus dem PA S12 (verwaltungstechnisch) zugeordnet und nur während der Sitzungsperioden geöffnet. Vor dem Anschluß der beiden Häuser an das Rohrpostnetz wurde die Rohrpostsendungen per Boten an das nächstgelegene Rohrpostamt gebracht, wobei "nächstgelegene" wahrscheinlich eher zeitlich gemeint war und es daher nicht zwangsläufig ein einziges PA gab. Das Abgeordnetenhaus wurde dann an das Rohrpostnetz per Seitenlinie (820 m) mit dem PA S12 verbunden.

Gruß DerLu
 
Schmuggler Am: 27.01.2013 10:19:19 Gelesen: 1174559# 831 @  
juni-1848 [#824]

Moinmoin,

wegen Deiner 5. Frage (= Schweiz) kann Dir bestimmt im Briefmarkencaffe via phil geholfen werden. Der Informationsweg geht sodann an Herrn Steinbüchel (?) weiter, Mitglied der schweizer Rohrpost-Forschungsgruppe.

blaujacke [#826]

In der von Dir genannten Ausarbeitung wird im 1. Band ab S. 120 ausführlich auf die Einführung eines Brücken-Gitterstempels(BG) für die Rohr - und die Briefpost im Reichstag eingegangen. Die direkte postalische Öffnung für den Anschluss an die Brief- und Rohrpost muß ergo zwischen dem 10.-14.12.1894 gelegen sein. Ansonsten: Siehe Beitrag [#830] vom Lu in DA.



Vom Abgeordnetenhaus ist mir nur die Jahreszahl "1899" als Rohrpost-Anschluß bekannt.
 
Schmuggler Am: 27.01.2013 11:46:41 Gelesen: 1174527# 832 @  
@ blaujacke [#828]

Sorry, lese Deine Frage erst jetzt.

Ein eigenständiges bzw. selbstständiges Rohrpostamt hat ab dem 2.3.1886 im neuen, einheitlichen Rohrpoststempel das Post- UND das Rohrpostamt genannt. Die Personalhierarchie war wie bei einem gewöhnlichen, selbstständigen Brief-Postamt auch.

War wohl für die kleine Rohrpost auf Dauer zu viel Personal = zu teuer: Die Rohrpostämter wurden den Briefpostämtern unterstellt - das bisherige Rohrpostamt wird nicht mehr im Stempel genannt; nur das vorgesetzte Briefpostamt ist noch genannt - siehe die Brücken-Gitterstempel (BG) der Rohrpost ab 1888.

War das ehemalige Rohrpostamt "degradiert", wurde es freundlich mit "Rohrpost Betriebsstelle" oder bockiger und offiziell "Rohrpost Betriebsstätte" in den Unterlagen und Betriebsordnungen genannt.
 
Schmuggler Am: 31.01.2013 17:45:09 Gelesen: 1173437# 833 @  
Guten Abend,

der Rohrpost-Pulverdampf hat sich erst einmal verzogen, die Wunden werden geleckt - die Beute begutachtet und einsortiert.

Glückwunsch an alle Gewinner - und Trost an die vielen anderen!

Mal was ganz anderes:

Wer sich das Datum vielleicht schon notieren möchte:

Vom 8.-10. November 2013 findet bei Kassel ein Phila-Treffen der Arbeitsgemeinschaften statt:

- Württemberg
- Nordddeutscher Postbezirk
- Brustschilde
- Krone/Adler
- Germania und
- INFLA

Tausch, Plausch, Auktion, Vorträge, leibliches und nächtliches Wohl: Für alles wird und ist bestens gesorgt!

Philatelistische Interesse wurde geweckt? Notizbuch 'raus und schon mal notiert - Details folgen später.
 
juni-1848 Am: 03.02.2013 11:06:58 Gelesen: 1172354# 834 @  
Richard gab mir den Tipp, nur jeweils einen Frage pro Beitrag zu stellen, um schneller bzw. überhaupt Antworten zu erhalten.

So sei es:

Ist dieser Einzeiler ein Nachweis für die Beförderung des Briefes (aus dem Ausland über Bahnpost Basel-Frankfurt) mit der (internen) Rohrpost in FRANKFURT am MAIN ?



Mit Sammlergrüßen, Werner
 
juni-1848 Am: 03.02.2013 11:14:11 Gelesen: 1172350# 835 @  
Und ein Stempel aus Frankreich, dessen scan ich von einem Sammlerfreund erhielt

Gab es in Nizza eine postinterne Rohrpost ?



"NICE-PL.CHIMALDI \ 10 50 \ 7 -1 \ 26 \ ALPES MMES"

Der Minutenstempel (Ankunftsstempel auf Eilbrief) von 1926 läßt es vermuten.
Wer kann Angaben machen über den Betriebszeitraum ?

Danke Euch und Grüße,
Werner
 
Postgeschichte Am: 03.02.2013 11:54:59 Gelesen: 1172337# 836 @  
@ juni-1848 [#834]

Hallo Werner,

eine Beförderung dieses Briefes mit der Rohrpost schließe ich aus. Die Begründung kann ich Dir aus Zeitgründen aber im Moment nicht geben. Minutenstempel sind nicht immer mit Rohrpost in Verbindung zu bringen. Diese gibt es auch bei Postsendungen, die mit Eilboten zu befördern waren.

@ juni-1848 [#835]

Ob es eine Rohrpost gegeben hat oder gegeben haben könnte, gibt das Netz oft eine Hilfe: http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost#Rohrpostnetze_in_Europa
Es muß zwar nicht richtig und vollständig sein, aber Anhaltspunkte gibt es schon. Auch hier gilt, nicht alles was einen Minutenstempel trägt, ist ein Rohrpostbeleg.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
blaujacke Am: 04.02.2013 14:31:10 Gelesen: 1172015# 837 @  
Nachstehend wieder einmal ein Beleg, der mir Rätsel aufgibt:



Der richtig mit "Reichsabgabe" versehene Rohrpostbrief wurde am 29.12.16 , 9-10 N, beim Postamt B-Schöneberg 5 aufgegeben und an RPBetrSt B-Schöneberg 1 weitergeleitet (10.30 V). Der Leitvermerk "56" ist rätselhaft, da W 56 erst 1927 einen Anschluß hatte! Als Adreßangabe lese ich "Berlin C 2".

Nun zur nicht minder rätselhaften Rückseite: Sollte das ein Ausgefertigt-Stempel des HTA sein? Der Abdruck "29DEC 11 12" ist derart kräftig und deutlich, dass die 3 Buchstaben - so vorhanden - mit abgebildet sein müßten. Den schwachen Bestellbotenstempel lese ich als "No.8".

Wer hat eine Erklärung?
 
DerLu Am: 04.02.2013 18:37:15 Gelesen: 1171924# 838 @  
@ blaujacke [#837]

Ich bin zur Zeit unterwegs und habe daher meine Unterlagen nicht zur Hand, aber wenn ich den Beitrag [#702] nochmal lese, dort ging es um den "Ztr"-Stempel, ist das Postamt W56 als Zustellpostamt gemeint. Der Brief ging aber an die alte Rohrpostbetriebsstelle des alten HTAs. Beide scheinen ja im gleichen Gebäude existiert zu haben. Siehe übrigens auch die Admiralstabes-Belege: Dort ist auch häufig als Leitvermerk die "56" angegeben. So meine Vermutung.

Ich gebe dir recht, der rückseitige Stempel sieht verdächtig nach einem Ausgefertigt-Stempel des HTAs aus.

Gruß DerLu
 
blaujacke Am: 07.02.2013 21:56:01 Gelesen: 1170629# 839 @  
@ DerLu [#838]

Hallo,

das ist natürlich höchst interessant! Der Absender hatte in der Adresse für die Briefzustellung "An der Schleuse" durchaus richtig das Postamt "C 2" angegeben. Die Straße lag aber ganz nahe dem PA W 56, das sich damit inoffiziell des alten Rohrpostanschlusses (R 1) vom HTA bediente und einen aptierten Ausgefertigt-Stempel benutzte?

Gruß
blaujacke
 
blaujacke Am: 07.02.2013 22:03:48 Gelesen: 1170624# 840 @  
So oder so unterfrankiert - oder irre ich mich?



Was für einen philatelistischen Beleg (die Karte ist zu schön, um Bedarfspost zu sein - die Rückseite ist unbeschriftet!) wollte sich der Absender "basteln"? Entsprechend dem Aufkleber sollte es doch wohl eine Eil-Postkarte sein. Sowohl als solche als auch als Rohrpostkarte wären m.E. 7,5 Pf. für die Postkarte (einschl. Reichsabgabe) und 25 Pf. für Eilzustellung oder Rohrpost fällig gewesen.
 
DerLu Am: 08.02.2013 15:26:49 Gelesen: 1170408# 841 @  
@ blaujacke [#840]

Sehe ich auch so: Eine Postkarte mit Eilzustellung im Ortzustellbezirk hätte 32,5 Pfennig (7,5 + 25) gekostet, die Rohrpostkarte 30 Pfennig. Bei einer Rohrpostbeförderung fehlte aber die Weiterleitungsgebühr von 7,5 Pfennig, da Lichterfelde zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Rohrpostbezirkes lag. Das Reichsmarineamt hatte die Adresse Leipzigerplatz 13, Zustellpostamt war das Postamt W9 am Postdamer Bahnhof. Wahrscheinlich ist die Karte mit dem Zug nach Berlin gekommen, und dort vom PA W9 direkt zugestellt worden.
 
DerLu Am: 08.02.2013 15:39:02 Gelesen: 1170398# 842 @  
Letzte Woche wurde bei einem großen Internetauktionshaus ein Rohrpostbrief versteigert (ich werde mit ziemlicher Sicherheit Urheberrechte verletzten, wenn ich die Abbildungen hier einbinde), der mir ein Rätsel aufgibt: Es war ein unfrankierter, als "Heeressache" markierter, Brief der innerhalb Berlins als Rohrpostbrief lief. Nun hatte ich eigentlich bei der Diskussion um die Belege des Admiralstabs gelernt, das die Militärbehörden Portofreiheit genossen, diese aber Ortssendungen und die Rohrpost nicht mit einschloss. Sonst währen ja die Briefumschläge des Admiralstabs eigentlich nicht notwendig gewesen.

Meine Frage: Habe ich etwas falsch verstanden oder übersehen ?

Gruß DerLu
 
Postgeschichte Am: 08.02.2013 16:00:39 Gelesen: 1170387# 843 @  
@ DerLu [#842]

Hallo DerLu,

ja, da hast Du was übersehen. Das Thema ist mit 43 Seiten auch etwas unübersichtlich geworden und alte Beiträge nicht mehr so im Gedächtnis. Schaue Dir bitte mal meinen Beitrag [#308] an, da findest Du auch die entsprechende Verfügung. Mein Beitrag bezog sich auf verschiedene vorhergehende Beiträge [#280], [#284], [#286] und auch nachfolgende Beiträge.

Mit postgeschichtlichen Grüßen
Manfred
 
blaujacke Am: 08.02.2013 17:48:30 Gelesen: 1170338# 844 @  
@ DerLu [#841]

Danke - aber eine kleine Korrektur: Lt. Berliner Adreßbuch von 1918 war das Kais. Marineamt mittlerweile in der Königin-Augusta-Str. 38-42. Der Marine-Schiffbaumeister Harbeck war dort in der "Abteilung für Schiffbauangelegenheiten". Die RPBetrSt W 10 wäre eigentlich näher gewesen!

Gruß
blaujacke
 
DerLu Am: 09.02.2013 07:26:15 Gelesen: 1170184# 845 @  
@ blaujacke [#844]

Richtig, Asche über mein Haupt, ich hatte den Umzug übersehen. Zu den neuen Dienstgebäuden siehe Beitrag [#698].

Gruß DerLu
 
Postgeschichte Am: 09.02.2013 12:36:18 Gelesen: 1170095# 846 @  
@ DerLu [#842]

Hier die in meinem Beitrag [#308] angeführte Verfügung.



Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
Schmuggler Am: 09.02.2013 12:47:27 Gelesen: 1170086# 847 @  
@ blaujacke [#840]

@ DerLu [#841]

Das Thema Briefpost + Reichsabgabe wurde korrekt beantwortet.
Das Thema Rohrpost + Reichsabgabe scheint noch nicht vom Tisch zu sein ...

Kurz die Rekapitulation:

a. Die Reichsabgabe wurde je Sendung nur 1x (!!) erhoben.
Steht so in der Verfügung und Postordnung.
Sie betrug in der Rohrpost pauschal für jede Sendung 5 Pfennig.

b. Lag ergo ein Postort nicht innerhalb des Rohrpost-Bezirk, kam das gewöhnliche Friedens-Porto für die Sendung hinzu; ohne Reichsabgabe.

c. Wurde eine Postkarte mit gewünschter Rohrpost-Beförderung im Rohrpost-Bezirk aufgegeben, entstanden somit 30 Pfennig Rohrpost-Gebühr: 25 Pfennig Rohrpostgebühr plus Reichsabgabe = 30 Pfennig.

Wurde eine Postkarte mit gewünschter Rohrpost-Beförderung ausserhalb des Rohrpost-Bezirks aufgegeben, entstanden folgende Gebühren und Porti:

- Rohrpostgebühr 25 Pfennig - OHNE Reichsabgabe
- Reichsabgabe 5 Pfennig (1x)
- Porto in den Rohrpost-Bezirk 5 Pfennig - OHNE Reichsabgabe

d. Lichterfelde lag zu dieser Zeit nicht im Rohrpost-Bezirk.

Folge:
Die Postkarte aus Lichterfelde nach Berlin hätte mit gewünschter Rohrpost-Beförderung in Berlin

- 25 Pfennig plus
- 5 Pfennig plus
- 5 Pfennig

korrekt kosten müssen.
 
blaujacke Am: 09.02.2013 15:56:11 Gelesen: 1169985# 848 @  
@ Schmuggler [#847]

Alles schön und gut aber: Der Absender hatte zwar eine Rohrpostkarte benutzt, m.E. jedoch durch den Klebezettel daraus eine Eil-Postkarte machen wollen. Wären dann nicht zur RP-Gebühr 2,5 Pf. und die 5 Pf. Reichsabgabe zu zahlen gewesen? Damit bliebe meine Frage, was der Absender eigentlich mit dieser Sammlerkarte dokumentieren wollte!

Schönes Wochenende noch!
 
Schmuggler Am: 09.02.2013 16:40:44 Gelesen: 1169979# 849 @  
@ Postgeschichte [#846]

Danke für den Beitrag. ABER:

- Es ist korrekt von PORTO die Rede im Text - die Rohrpost-Beförderung war aber eine Gebühr.

- Wir kennen einerseits nicht den Wortlaut zu diesem Vertrag - wissen aber aus anderen friedfertigeren Bausch-Vereinbarungen (z. B. Avers 15 oder auch 21), dass es von Vertrag zu Vertrag unterschiedliche Vereinbarungen gibt - welche gegebenbenfalls hätten mal frankiert und mal nicht frankiert werden müssen.
Andererseits wissen wir aber aus der Belegelage, dass z. B. die Eilbestellung (abweichend vom Vertrag Avers 21) in diesem obigen Vertrag beinhaltet war - dennoch muß eine große Unsicherheit bestanden haben.

Der dazu passende Beleg mit Stempel sieht dann so aus:



Das uns interessierende Detail dazu vergrössert:



Unten links ist korrekt "Heeressache" notiert. Im Stempel sieht man die Alternativen zwischen "Rohrpost" und "Eilbestellung" mit dem Zusatz "... Franko Eilgeldverrechnung lt. Vereinbarung vorbehalten".

Von einem Franko der Rohrpost steht da nichts - also mussten die Herressachen per Rohrpost auch mit dieser Gebühr frankiert werden - siehe Admiralsstab ...

Wen es interessiert: Diese und weitere "Erleichterungen" fürs Militär waren eine grundsätzliche Ursache zur finanziellen Misere der Reichspost - die Reichsabgabe für alle eine der Folgen.
 
Schmuggler Am: 09.02.2013 17:01:16 Gelesen: 1169975# 850 @  
Einmal im Schwung möchte ich mal Eure Meinung hören/lesen:

In den verschiedensten Ausarbeitungen wird von der "Berliner Stadt-Rohrpost" oder "Stadtrohrpost in Berlin" etc. gesprochen bzw. geschrieben. Klingt erst einmal kompetent, ABER:

- Zumindest bis 1879 gab es einen Briefpost- und einen Rohrpost-Bestellbezirk in Berlin. Der Briefpost-Bestellbezirk umfasste ganz Berlin, der Rohrpost-Bestellbezirk mit genannten Einschränkungen.

Kurz: Die ganze Stadt Berlin war (nach aktuellem Stand) nicht zur Rohrpostgebühr inkl. Eilbestellung erreichbar.

- Spätestens mit der Verlängerung nach dem eigenständigen Charlottenburg wurde 1881 die Ortsgrenze der Stadt Berlin überschritten. Auch hier "passt" der Begriff "Stadtrohrpost" nicht.

- Erstmals ab 1.10.1920, mit der offiziellen Aussen- und Innendarstellung von "Gross Berlin", lagen alle Rohrpostämter und Rohrpoststellen sowie deren Bestellbezirke im Stadtgebiet.

Wie bitte ist Eure Meinung mit Begründung:

Kann und soll man vor dem 1.10.1920 von einer "Stadtrohrpost" sprechen?! Oder sollte schlicht und einfach nur von "Der Rohrpost" (mit und ohne Telegramme) gesprochen/geschrieben werden??!!

Danke für Eure Meinungen!
 
Schmuggler Am: 09.02.2013 17:13:47 Gelesen: 1169970# 851 @  
@ blaujacke [#848]

Der Lu stellte bereits richtig:

Friedensporto 5 plus Reichsabgabe 2,5 plus Eilbestellung 25 = 32,5 Pfennig. Was der Absender dem Empfänger damit sagen wollte, wissen wir natürlich nicht. Wir können aktuell nur festhalten: Die Karte ist zu dieser Zeit für die geforderten, postalischen Leistungen mit 2,5 Pfennig unterfrankiert - und nicht taxiert worden.

Wurde vielleicht von einer Taxierung abgesehen, weil der nächste Bote sowieso soeben auf Bestellgang ging? Wir werden es nie erfahren.

Gerne - bis zum nächsten mal!
 
Postgeschichte Am: 09.02.2013 20:40:38 Gelesen: 1169913# 852 @  
@ Schmuggler [#849]

Hallo Schmuggler,

daß dieser Einwand kam, war zu erwarten, muß aber nicht zutreffen.

1. Im Beitrag [#317] hast Du zu dieser von mir genannten Verfügung folgendes gepostet (Auszug):

"Eine neue Situation ergibt sich für den Ortsverkehr 1915 in Berlin mit der Verf. 96 vom 30.3. mit der Überschrift "Stadtpostsendungen der Militär - und Marinebehörden".

Alle Dienstsendungen des Militärs und der Marine waren im Ortsverkehr grundsätzlich Porto- und Gebührenpflichtig – deshalb wurden in Friedenszeiten die Beförderung und Bestellung solcher Sendungen durch eigene Mitarbeiter (Soldaten und Matrosen im Rang eines Unteroffiziers) ausgeführt. In der Kriegszeit griff man daher lieber auf die Reichspost statt dem eigenen Personal zurück, siehe Amtsblatt Nr. 50 vom 2.April 1915, hier S. 203 mit der Verfügung Nr. 96 in welcher auch das Porto von dienstlichen Stadtpostsendungen per einem unnummerierten Portoablösungsvertrag an die Reichspost pauschal vergütet wurde; gültig ab dem 1.4.1915. Offen bleibt dabei die Frage, ob neben dem Porto auch eine Gebühr, also auch die Rohrpostgebühr, in diesem Vertrag genannt sind. Dem steht dagegen daß die sog. DRUBs (= Ganzsachenumschläge des Admiralstabes zur Rohrpostbeförderung),sehr wohl die jeweils aktuelle Rohrpostgebühr zeigen.


2. Du führst an, daß wir die Vereinbarungen zu den Pausch-Vereinbarungen nicht kennen. Weiter führst Du in Deinem Beitrag auch die Ganzsachenumschläge des Admiralstabes zur Rohrpostbeförderung an. Kennst Du denn hier die hierzu getroffenen Vereinbarungen? Vergleiche und Erklärungen zwischen Vorschriften und vorliegenden Belegsammlungen zu treffen, halte ich für fatal, da dadurch kein Nachweis erbracht wird. Ich erinnere mich noch an einen ähnlichen Fall hier im Forum, wo ein Mitglied eine Behauptung anhand seines Belegmaterials aufgestellt hat und ich ihm beweisen sollte, daß seine Behauptung falsch sei. Den Nachweis konnte ich erbringen.

3. Eine Unterscheidung zwischen Porto (unbezahlt) oder Franko (bezahlt), in der vorphilatelistischen Zeit noch wesentlicher Bestandteil der Gebührenberechnung, hat mit der Zeit seinen Schrecken verloren.

Die Begriffe Porto und Gebühren, die von einigen Forumteilnehmern bei der Rohrpost als so wichtige Unterscheidung vehement verteidigt werden, gab es zwar immer noch, jedoch waren sie für die Gebührenberechnung unerheblich. Es gab ohnehin nur wenige Fälle, in denen der Absender die Sendung unfrankiert aufgeben konnte. Ich schlage vor, daß sich diese Forenteilnehmer unter einem anderen Thema gerne mal outen können, was sie unter dem Begriff "Porto" und "Gebühren" verstehen. Ich bin gespannt, wie dort argumentiert wird. Es gibt den Begriff Postgebühren, wie er auch im Handwörterbuch des Postwesens beschrieben wird:

Postgebühren sind das Entgelt, das die Post sich für ihre Leistungen von den Postbenutzern bezahlten lässt.

Diese Beschreibung finde ich toll, zumal er m.E. die Debatte ob Porto oder Gebühr eindeutig für sich entscheidet. Der Oberbegriff schließt die Rohrpostgebühren ebenso ein, wie die Briefgebühren, egal ob einer Porto dazu sagt. Die Inflasammler sammeln ja auch gerne Portostufen und sagen nicht Gebührenstufen. Da die Postordnung hierzu keine eindeutige Unterscheidung vorsieht, sollte man die Kirche im Dorf lassen und keine Unterscheidung zwischen den Begriffen künstlich herbeiführen. Es sei denn, man möchte die Postgeschichte neu schreiben.

4. Sofern die wenigen Gebührenfreiheiten angeführt werden, sollte keine Vermischung vorgenommen werden. Gebührenfreiheiten für Dienstsachen, Postsachen, Heeressachen oder Feldpost sind an bestimmte Bedingungen geknüpft, die jeweils für sich zu behandeln sind. Eine Vermischung untereinander verbietet sich ebenso, wie ein Vergleich mit den auf Grund des durch § 11 des Gesetzes über die Portofreiheiten im Gebiet des Norddeutschen Bundes mit einzelnen Behörden hinsichtlich der Zahlung von Aversionalsummen geschlossenen Verträgen. Jeder ist für sich zu behandeln.

5. Bei dem gezeigten Eilbrief führst Du an:

Andererseits wissen wir aber aus der Belegelage, dass z. B. die Eilbestellung (abweichend vom Vertrag Avers 21) in diesem obigen Vertrag beinhaltet war - dennoch muß eine große Unsicherheit bestanden haben.

Der Vertrag Avers 21 liegt also vor, oder wird dieser auch mit der Beleglage erklärt?

Ich meine aus dem Stempel zu erkennen, daß "Rohrpost" durchgestrichen ist (weil Rohrpostgebühren ausgenommen waren?). Der Brief wurde als Heeressache gemäß Avisionsvertrag "Gebührenfrei" befördert. Die im Stempel angesprochene Vereinbarung hinsichtlich der Eilbotengebühr kann auch zwischen Absender und Empfänger erfolgt sein, muß sich also nicht auf den Aversionsvertrag beziehen.

6. Du kommst zum Schluß

Unten links ist korrekt "Heeressache" notiert. Im Stempel sieht man die Alternativen zwischen "Rohrpost" und "Eilbestellung" mit dem Zusatz "... Franko Eilgeldverrechnung lt. Vereinbarung vorbehalten".

Von einem Franko der Rohrpost steht da nichts - also mussten die Herressachen per Rohrpost auch mit dieser Gebühr frankiert werden - siehe Admiralsstab ...


Die Zahlung der eventuell anfallenden Eilbotengebühr konnte auch zwischen Absender und Empfänger vereinbart worden sein. Wo muß ich denn schauen, um die Bestimmungen für den Admiralsstab ... zu finden, die offensichtlich vorliegen?

So, jetzt habe ich doch mehr geschrieben als ich schreiben wollte. Hatte gerade mal eine schöpferische Pause.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 10.02.2013 19:45:22 Gelesen: 1169640# 853 @  
@ Schmuggler [#850]

Der Begriff "Stadtrohrpost" wird m.W. als Abgrenzung zur "Hausrohrpost" verwendet um eine Rohrpostanlage zu beschreiben, die eine Ausdehnung über einen Gebäudekomplex (oder ggf. Betriebsgelände) hinaus besitzt. Ob dabei die gesamte Stadt oder nur Stadtteile angeschlossen werden ist dabei unerheblich.
 
Totalo-Flauti Am: 11.02.2013 20:43:01 Gelesen: 1169339# 854 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich habe einen Beleg mit einem L1 vom 17.11.1916 am oberen Rand. Ich hoffe, dass dieser vom Leipziger Rohrpostnetz stammt. Könnt Ihr das bestätigen? Ein Ankunftsstempel aus Leipzig ist allerdings nicht vorhanden. Vielmehr ist ein Stempel vom Grenzort Emmrich abgeschlagen worden.

Mit liebe Sammlergrüßen

Totalo-Flauti


 
Schmuggler Am: 12.02.2013 15:29:03 Gelesen: 1169101# 855 @  
@ Totalo-Flauti [#854]

In Dresden, Leipzig und anderen großen Städten des Deutschen Reichs kann ab ca. 1910 dieser Stempeltyp wiederholt auf Eilsendungen beobachtet werden - meist rückseitig, aber auch frontseitig.

Das Thema wurde hier in der Vergangenheit bereits behandelt.

War anfangs noch vermutet worden, dass es sich um private Eingangsstempel mit Uhrzeit handeln könne, so ist die Vielzahl der verschiedensten Absender und Empfänger ein Indiz: Es muß sich um postinterne Bearbeitung handeln.

@ DerLu [#853]

Danke Lu - so wird's wohl sein, denn spätere Darstellungen über die Rohrpost sprechen sogar von einer "Hausrohrpost-Kleinanlage", einer "Hausrohrpost-Normalanlage", einer "Fern- und Stadtrohrpostanlage" und einer "Zettelrohrpostanlage".
 
Schmuggler Am: 12.02.2013 17:34:49 Gelesen: 1169017# 856 @  
Vorbemerkung: Dieser Beitrag wurde wg. "Zeitüberschreitung" geblockt. Hier nach dem 3. Anlauf die Kopie:

@ Postgeschichte [#852]

Zu 1:

Ich sehe keinen Widerspruch zwischen meinem damaligen Posting und meinem aktuellen Beitrag. Im Gegenteil - auch wenn das damalige Posting wesentlich eleganter formuliert war.

Zu 2:

Wieso ist ein oder mehrere Belege ein Widerspruch zu einem im Augenblick nicht bekannten Verordnung? Kann möglich sein - dazu haben wir in der Vergangenheit und aktuell ja diverse Beispiele.

Einen extra Hinweis darauf bedarf es bei einem ernsthaften Sammler oder Aussteller aber nicht. Oder?!

Zu 3:

Von "Schrecken" oder gar bedrohlichen Situationen war nirgends die Rede - wäre auch nicht angemessen. Zur besseren sprachlichen Klarheit aber dienlich, wobei sich diese im Laufe der Generationen auch durchaus verändern kann. Es muß die Regel nur beiden Gegenüber bekannt sein: So formuliert mein "Hand-Wörterbuch des Postwesens" von 1954 den Begriff "Porto":

"Porto (vom italienischen <porto die lettere>) war lange Zeit (die) allgemein gebräuchliche Bezeichnung für (die) Postbeförderungsgebühr. Im inneren Dienst wurde später ein Unterschied gemacht zwischen Porto und Franko. Porto (im engeren Sinn) bedeutete die vom Empfänger einzuziehende Gebühr, heute <Nachporto> genannt, Franko (Freigebühr)die vom Absender vorausbezahlte Gebühr".
Sautter schrieb 1935 in seiner Ausarbeitung "Die Geschichte der Reichspost" und andere noch von "Gewichtsporto", "Ergänzumgsporto" und "Gebühr".

"Franko" wird in den Amtsblättern der Reichspost bis 1879 verwendet - bis 1930 ist mir in Folge der Begriff nicht mehr untergekommen.

Kurz: Schreibe doch einfach von Rohrpostporto und Briefpostgebühr - wenn Unverständlichkeit im Raum stehen sollte, kann man ja zurück fragen.

Zu 4:

Die Häufung von frankierten Rohrpostsendungen, als "Heeressache" deklariert, ist für mich auffällig. Eine unfrankierte Heeressache ist mit in der Rohrpost bisher nicht bekannt geworden. Sollte sie mir bekannt werden, würde ich sie auch ohne Verordnung etc. aufheben. Dennoch sollte man darüber sprechen/schreiben können - vielleicht hat der Gegenüber ja mit gleicher kompetenter Wucht wurde in der Vergangenheit eine frankierte Avers-Sendung in den (philatelistischen) Boden gestampft - heute ist sie zu "meiner" Sammlerzeit ein begehrtes Sammlergut.

Das "ein jeder Vertrag für sich gesehen werden muß" ist verständlich und unwidersprochen - das restliche postalische Geschehen aber auch. Du trägst den großen, verbindenden Bogen in Deinem Namen.

Zu 5:

Siehe 4.

Zu 6:

Ich kann mir nicht denken, dass ein Gestellungsbefehl 1917 die von Dir angedachte "porto- und gebührenfreie Übereinkunft" auf Gegenseitigkeit beruht.

Der lange Rede kurzer Sinn: Letztendlich sollte die Philatelie und die Postgeschichte kein "Tribunal der Kompetenz" sein, sondern ein Austausch von Gedanken und Erkenntnissen - auch auf dem eigenen Acker.

Allen noch'n schönen Abend!
 
Postgeschichte Am: 13.02.2013 16:00:21 Gelesen: 1168711# 857 @  
@ Schmuggler [#856]

Bei der Suche nach Vorschriften hinsichtlich der portofreien Beförderung fündig geworden, hatte ich noch Fragen hinsichtlich möglicher weiterer Vorschriften um die fehlenden Puzzelteile zu vervollständigen. Um Antworten hierzu zuordnen zu können, hatte ich meinen Beitrag mit Einschätzungen und Erfordernissen für meine weitere Forschung mit Nummern versehen. Durch meinen Versuch Ihnen in dieser Angelegenheit zu helfen, haben Sie sich offensichtlich angegriffen gefühlt, was für mich vollkommen unverständlich ist. Die von Ihnen erhaltene und in meinen Augen vollkommen überzogene Reaktion habe ich so nicht erwartet.

Zu 1. Den Text Ihres ursprünglichen Beitrages hatte ich noch einmal gezeigt, ohne eine Wertung vorzunehmen, um die Verbindung zu der von mir gezeigten Fundstelle im Amtsblatt herzustellen. Ich habe keinen Vergleich zwischen irgendwelchen Postings oder andere Veröffentlichungen angestellt, hätte auch einen Link zu Ihrem damaligen Beitrag einfügen können.

Zu 2. Ich hatte hierunter nach einer Vereinbarung hinsichtlich der Ganzsachenumschläge des Admiralstabes zur Rohrpostbeförderung gefragt. Dies ist offensichtlich nicht der Fall. Daß ich Vergleiche und Erklärungen zwischen Vorschriften und vorliegenden Belegsammlungen für fatal halte, da dadurch kein Nachweis erbracht wird, ist meine Meinung, die ich mir erlaube zu vertreten. Daß Belegsammlungen wichtig sind, ist jedem ernsthaften Sammler klar, nur finde ich, daß das Vorliegen von solchen Belegen nur eine Vermutung, aber noch lange kein Ersatz und Beweis für eine entsprechende Vorschrift ist. Wenn sich meine Meinung mit der Ihren deckt, ist es schön. Nur sollte man die Meinungen anderer nicht auf sich persönlich beziehen. Es gibt auch Sammler, die von den geposteten Meinung profitieren und ich kann nicht abschätzen, in welchen Punkten sich Ihre Meinung mit der meinen deckt.

Zu 3. Wenn Vorschriften gesucht werden, muß man sich m.E. über die verwendeten Begriffe, sofern sie für die weitere Forschung relevant sind, verständigen. Hierzu habe ich meine Meinung geäußert. Einen persönlichen Angriff kann ich durch meine Meinungsäußerung nicht erkennen. Daß Sie selbst die Begriffe Rohrpostporto und Rohrpostgebühr verwenden (was denn nun?) zeigt, daß m.E. hier Handlungsbedarf besteht.

Zu 4. und zu 5.

Dennoch sollte man darüber sprechen/schreiben können - vielleicht hat der Gegenüber ja ...

Ja, wer bestreitet das denn? Ich habe unter diesen Punkten meine Meinung geäußert. Das heißt, daß Sie darüber sprechen/schreiben können, andere aber nicht? Sie sollten den Diskussionsteilnehmern noch die eigene Meinung zugestehen, auch wenn sie sich nicht mit der Ihren deckt oder weil Sie es vielleicht an anderer Stelle geschrieben haben. Offensichtlich beziehen Sie meine Meinung wieder als Angriff auf Ihre Person.

Auf meine Feststellung gehen Sie nicht ein, sondern führen nur Ihren unter 4. genannten Satz an "Dennoch sollte man darüber sprechen/schreiben können...". Ich habe meine Meinung dazu geäußert.

Zu 6.

Auch auf meine Einschätzung hinsichtlich der Eilbotengebühr und der Frage nach eventuell vorliegenden Bestimmungen für die Ganzsachen des Admiralstabes kommmt ein Vergleich mit einem Gestellungsbefehl 1917. Auch dies trägt nicht zur Klärung der offenen Fragen bei.

Wenn Sie meine Antwort nicht zufriedenstellt, kann ich damit leben. Ich habe eine Möglichkeit der Vereinbarung hinsichtlich der Eilbotengebühr aufgezeigt. Dies sehe ich als Austausch von Gedanken und Erkenntnisse, wie ich es hier im Forum nach zeitlichen Möglichkeiten auch unter anderen Themen gerne tue und kann das Wissen in der Regel auch anhand von Primärliteratur nachweisen. Der von Ihnen als Schlußsatz angebrachte Text:

Letztendlich sollte die Philatelie und die Postgeschichte kein "Tribunal der Kompetenz" sein, sondern ein Austausch von Gedanken und Erkenntnissen - auch auf dem eigenen Acker.

trifft den Nagel auf den Kopf, beziehe ihn aber aus den genannten Gründen nicht auf mich. Offensichtlich sehen Sie aber Ihr Tribunal der Kompetenz gefährdet. Anders kann ich die Äußerung zu 3. nicht deuten und würde auch Ihre heftige Reaktion erklären:

Kurz: Schreibe doch einfach von Rohrpostporto und Briefpostgebühr - wenn Unverständlichkeit im Raum stehen sollte, kann man ja zurück fragen.


Gedanken und Erkenntnisse austauschen bedeutet auch, daß man die Meinung des anderen respektiert, was ich in Ihrem letzten Beitrag vermisst habe. Wenn Sie als Rohrpostsammler eine Diskussion anstoßen, Vorschriften hierüber suchen und mögliche Lösungswege von Sammlern in einer sachlichen Diskussion als persönlichen Angriff auf Ihre Person werten, ist keine philatelistische Arbeit unter diesem Thema mehr möglich. Ich bedauere, daß ich bei der angebotenen Hilfe und der Suche nach den Vorschriften meine zur Zeit sehr knappe Freizeit geopfert habe. Diese kann ich auch anders nutzen. Damit andere Philatelisten von den bisher erworbenen Erkenntnissen profitieren können, die nicht hier im Forum tätig sind, werde ich diese und auch die Postings hierzu, verschiedenen Sammlern zur Verfügung stellen. Sie sehen, ein Austausch von Gedanken und Erkenntnissen ist von meiner Seite gewährleistet.

Mit postgeschichtlichem Gruß

Postgeschichte
 
blaujacke Am: 15.02.2013 23:28:57 Gelesen: 1168200# 858 @  
@ blaujacke [#837]
@ DerLu [#838]

Hier heute ein weiterer Beleg - ein Rohpostbrief vom 21.06.1917 aus Berlin-Schöneberg - der den Nachweis erbringt, daß das Postamt W 56 sich des alten Rohrpostanschlusses des HTA bediente. Auch hier ist als Adresse "C 2" angegeben und in Schöneberg der Leitvermerk "56" angebracht worden. Der Ausgefertigt-Stpl. zeigt gar noch "HTA".


 
Schmuggler Am: 16.02.2013 10:22:05 Gelesen: 1168091# 859 @  
@ Postgeschichte [#857]

Guten Morgen,

ich beantworte den Beitrag nicht, da Absender und Empfänger sich nicht auf eine Linie werden einigen können; schlimmer noch: Der Hintergrundleser könnte gelangweilt sein.

Alle 3 Positionen dienen nicht dem Rohrpost-Verständnis und grenzen die Freizeit sowie die private Kreativität ein.

@ blaujacke [#858]

Da hat nicht nur DerLu was zum knabbern. Gut geguckt und gut gemacht!
 
blaujacke Am: 17.02.2013 11:35:12 Gelesen: 1167793# 860 @  
Ist bei dem Wertstempel der Rohrpostkarte Reichspost 8 eine Farbabweichung bekannt? Bei der gezeigten Karte erscheint dieser gegenüber allen anderen orangefarben!

Einen schönen Sonntag wünscht blaujacke!


 
Postgeschichte Am: 17.02.2013 12:50:10 Gelesen: 1167770# 861 @  
@ Schmuggler [#859]

Ich bin immer für eine klare Verwendung der richtigen Begriffe und wollte von Anfang an eine Diskussion über die unstrittigen Begriffe wie Porto und Gebühr vermeiden, wie in den Beiträgen [#454] bis [#462] ersichtlich. In diesen Beiträgen habe ich Ihnen gerade hinsichtlich der Portofreiheit Hinweise gegeben, die m.E. eine Diskussion über die korrekte Bezeichnung überflüssig macht [#460]. Da Sie sich offensichtlich nicht mehr an die Beiträge erinnert und diese Diskussion wieder aufgegriffen haben, hatte ich ein separates Thema außerhalb dieses Rohrpostthemas vorgeschlagen, damit diese unnötige und für die meisten Sammler ermüdende Debatte hier ein Ende hat. Ich hatte und habe keine Probleme mit dem korrekten Begriff "Rohrpostgebühr", die Sie offensichtlich mit anderen Sammlern hatten [#462].

Ich finde schon, daß nicht nur 3 Punkte meines Beitrages, sondern alle dem Rohrpostthema dienlich sind, wie die o.a. Beiträge zeigen. Nur durch Bekanntgabe der eigenen Meinung können andere ihnen unbekannte Dinge zum Sammelthema erfahren. Wenn man dann noch für andere Argumente offen ist, was Sie offensichtlich ausschließen, steht der Forschung nichts mehr im Wege. Bei unterschiedlicher Meinung, obwohl ich keine zwischen meiner und Ihrer Äußerung ausmachen konnte, bitte ich diese nicht mit persönlichen Angriffen zu versehen. Dies fördert mit Sicherheit nicht die Forschung und die Mitarbeit hier im Forum. Auch wenn Sie der Ansicht sind, daß einige meiner Beiträge nicht Ihrem Rohrpost-Verständnis dienen, vielleicht können andere Sammler damit etwas anfangen.

@ Totalo-Flauti [#854]

Hallo Totalo-Flauti,

hier ein weiterer Eilbeleg von Warschau 2.9.16 nach Leipzig, mit Ankunftstempel des Postamtes "LEIPZIG / -5.9.16 9-10V. / * 13 8", der auf der Vorder- und Rückseite einen Zeitstempel trägt. Eine Beförderung mit der Rohrpost hätte ich auf Grund der Umschlaggröße ausgeschlossen, wird aber anhand des Briefes aus [#1160] widerlegt. Der Nachweis müsste trotzdem noch erbracht werden. Bleibt noch die Frage ob es Rohrpoststempel sind oder Stempel der für die Eilsendungen zuständigen Stelle.



Mit postgeschichtlichen Grüßen
Manfred
 
peridot0_6 Am: 18.02.2013 11:25:40 Gelesen: 1166842# 862 @  
Ich zeige hier zwei RU 12 Rohrpostbriefe, den oberen kann ich nicht im Ganzsachenkatalog von 2007 finden. Ich glaube, das ist ein Privatumschlag, sollte aber im Katalog sein, oder?

Viele Grüsse aus Australien und Danke im voraus,

Klaus Barrasch


 
blaujacke Am: 18.02.2013 11:28:24 Gelesen: 1167448# 863 @  
@ telosgraphein007 [#546]
@ DerLu [#547]
@ blaujacke [#858]

Sollte der Stempel BERLIN Ztr. vielleicht dem alten Rohrpostanschluß im HTA (beim PA W 56) zugeordnet werden? Die gezeigte RP-Karte vom 14.3.21 ist nach "Berlin C 2" adressiert. Die RPBetrSt O 112 hat aber den Leitvermerk "56" angebracht. Lt. Postbuch von 1909 ist die Breite Str. zwar im Zustellbereich von C 2, liegt aber etwa zwischen C 2 und W 56. Bei der von DerLu angeführten Abbildung in der Ausarbeitung von Frau Buschkau ist die Adresse "Schinkelplatz 40" im Zustellbereich von W 56 (Ankunftsstempel "Ztr." !). Sowohl die RPBetrSt Schöneberg (im zuvor gezeigten Beleg) als auch die RPBetrSt O 112 haben den Leitvermerk "56" angebracht, obwohl es diesen Rohrpostanschluß offiziell noch nicht gab! Es muß darüber also interne schriftliche Unterlagen (ge)geben (haben)!



Und nun, liebe Rohrpostsammler, eifrig nach Belegen mit Leitvermerk "56" suchen!
 
ginonadgolm Am: 18.02.2013 13:39:42 Gelesen: 1166808# 864 @  
[#862]

Der obere Umschlag ist keine Ganzsache. Allerdings wurde er nach amtlichem Muster hergestellt, also ein Formular ohne eingedrucktes Wertzeichen mit entsprechenden Druckvermerken unten links und rechts.

Beste Grüße von

Ingo aus dem Norden
 
blaujacke Am: 18.02.2013 13:47:09 Gelesen: 1167425# 865 @  
@ blaujacke [#863]

Wer suchet, der findet:

Im Adreßbuch von 1921 ist erstmals ein separater Rohrpostanschluß "bei der Telegr. Zweigstelle Oberwallstr. 4a W 56" aufgeführt!

Zum besseren Verständmnis hier Ausschnitte der Adreßbücher von 1919-1921 (es ist dabei davon auszugehen, daß die jeweiligen Veränderungen stets mit erheblicher Verspätung - evtl. 1-2 Jahre - in den Büchern Aufnahme fanden):



Adreßbuch 1919



Adreßbuch 1920



Adreßbuch 1921

Mir fällt dabei auf, daß auch ein "Rohrpostamt" "bei der Telegr. Zweigstelle Potsdamer Tor W 9" neben dem "beim Postamt W 9 Linkstr. 4" genannt wird! Sind beide mit Stempeln belegt?
 
blaujacke Am: 18.02.2013 14:00:24 Gelesen: 1166792# 866 @  
@ peridot0_6 [#862]
@ ginonadgolm [#864]

Bei Interesse gibt es zum Thema Rohrpost mehr unter http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=552&CP=0&F=1!

MfG blaujacke

[Beiträge wurden am 21.02.13 redaktionell ins genannte Rohrpost Thema verschoben]
 
DerLu Am: 18.02.2013 18:39:34 Gelesen: 1167364# 867 @  
@ blaujacke [#863]

Schaue dir mal die ganzen Admiralstabs-Belege hier im Thread an: Viele die ans Auswärtige Amt adressiert wurde, tragen den Leitvermerk "56". Ansonsten [#589], [#701] und [#702] (ggf. auch ein paar Beiträge davor und dahinter).

In der letzten Thomas-Fischer Auktion wurde eine Karte aus 1920 mit Ankunftsstempel "*Ztr*" (dort als angeblich Literatur-unbekannt angepriesen !) und dem Leitvermerk "56" verkauft.

Einen schönen Abend wünscht DerLu
 
blaujacke Am: 18.02.2013 18:57:23 Gelesen: 1167334# 868 @  
@ DerLu [#867]

An diese diversen Beiträge hatte ich mich natürlich erinnert; aber allem Anschein nach war der Rohrpostanschluß - wie jetzt im Adreßbuch gefunden - nicht als ein offizieller bekannt! Es geht nun ja auch noch um die Frage, ob bei W 56 der Stempel "Ztr." benutzt wurde.
 
cartaphilos Am: 30.03.2013 05:05:50 Gelesen: 1157089# 869 @  
@ blaujacke [#868]

Das Rohrpostamt W56 ist in gleichen Gebäude untergebracht gewesen wie das HTA: Französische Straße 33 a-d.

Da es sich um ein Eckgebäude handelt, gab es auch einen Eingang in der Oberwallstraße 4a.



Erklärung: rote Ovale von links: Admiralstab, Potsdamer Bahnhof / W9, Auswärtiges Amt, HTA / W56

Das Rohrpostamt W56 ist eine besondere Funktionsabteilung des HTA gewesen, die sich aus der Bestimmung herleitet, daß Rohrpostsendungen an das Auswärtige Amt in der Wihelmstraße über das HTA zu laufen haben.

Entsprechend finden wir sowohl auf den Rohrpostumschlägen des Admiralstabs der Marine ans Chiffrierbüro des Auswärtigen Amtes mit dem Leitvermerk "56" als auch auf sonstigen Sendungen nach C2 - die vielfach aich den Leitvermerk "56" aufweisen - rückseitig den Automatenstempel des HTA. Dies ist wenigstens zwischen 1916 und 1917 nachweisbar.

Wahrscheinlich gab es vom HTA aus einen Hausrohrpostanschluß ins Auswärtige Amt, denn ich kann es mir nur schlecht vorstellen, daß ein Bote mit pneumatischer Staatskorrespondenz die geschätzten 1000 Meter von der Französischen Straße 33 a-d bis zur Wilhelmstraße zu Fuß unterwegs war. Analog gab es ja auch einen Hausrohrpostanschluß aus dem Gebäude des Admiralstabs der Marine zum Postamt Berlin W9.

Doch nun weiter zum Schicksal des Rohrpostamtes W56: Es war entstanden als die Funktion des Regierungsrohrpostamtes im HTA. Und als das HTA in die Oranienburger Str. umzog, gab es keinen grund anders zu verfahren als bisher: Rohrpostsendungen nach W56 wurden aufs HTA geleitet und dort intern gleich in die Regierungsabteilung W56 weitergeschickt.

Diese Funktion des Rohrpostamtes für Regierungsstellen behielt es bei, auch nach dem Fortzug des HTA und nutze die installierten Anlagen natürlich weiter. Hier nun wurde nach dem Krieg die Einrichtung eines "zentralen" Rohrpostamts für Regierungsstellen aufrechterhalten und nun auch ein Rohrpoststempel geführt:



Wenn es sich nicht um Regierungsstellen gehandelt hat, dann war der Postort Berlin C oder C2, das zuständige Rohrpostamt aber Berlin W56, das einen Rohrpostankunft-Stempel Berlin *Ztr.* verwendete, der auch als Aufgabestempel vorkommt.

Rohrpostsendungen, die nach Berlin C oder C2 adressiert waren, erhielten dementsprechend auch den Leitvermerk "56". In Fällen, in denen bereits der rote Leitvermerk "C" angebracht war, wurde dieser wieder gestrichen und durch "56" ersetzt.



einen schönen guten Morgen allen
telosgraphein007
 
blaujacke Am: 01.04.2013 22:56:40 Gelesen: 1156739# 870 @  
@ telosgraphein007 [#869]

Danke für diese ausführliche Erklärung - aber: Wie verhält es sich mit den Bestellbotenstempeln auf den DRUB des Admiralstabes?
 
cartaphilos Am: 02.04.2013 14:57:03 Gelesen: 1156596# 871 @  
@ blaujacke [#870]

Da schaun wir doch einmal unter http://www.gutefrage.de nach. ;-)

Oder besser. Ich versuche mir da selbst einen Reim drauf zu machen. Habe bisher aber nur wenig zielführende Ideen. Ich schau einmal größerere Mengen von DRUBS durch, was denn da an Zustellerstempeln drauf ist, wenn es ans Chiffrierbüro geht. Aber es will mir bei all der preußischen Gründlichkeit nicht in den Kopf rein, daß die Umschläge erst mal einen Kilometer weiter befördert werden, um dann zu Fuß oder Fahrrad gleich wieder zurückgebracht zu werden. Das hätte an doch vom Potsdamer Platz genausogut haben können oder eben noch schicker über W8 in der Französischen Straße 9.

grübel grübel
 
blaujacke Am: 06.04.2013 11:02:59 Gelesen: 1154294# 872 @  
Ich habe gerade bei Pumpenmeier die "Nachtrags-Dienstanweisung für die Rohrpostboten im Bezirk Berlin" vom Januar 1898 erworben. In § 1 heißt es:

"Für die Bestellung von Rohrpostbriefen und Rohrpostkarten gelten im Allgemeinen die Vorschriften über die Bestellung von Telegrammen (vergl. § 32 u. f. der Dienstanweisung für Briefträger im Orts-Brief und Telegramm-Bestelldienst)."

Kennt oder hat jemand diese Dienstanweisung? Ich hätte davon gern eine Kopie!



Allen ein schönes Wochenende mit ein bißchen Sonnenschein!
 
Richard Am: 08.04.2013 06:43:34 Gelesen: 1153926# 873 @  
Eine Frage, die ich per Mail erhalten habe:

Was bedeutet die im Rohrpost Thema verwendet Abkürzung Drub ?

blauejacke hat mir per Mail geantwortet:

Die Abkürzung DRUB steht im Michel für "Dienst-Rohrpost-Umschläge auf Bestellung des Admiralstabs"!

Vielen Dank für die Antwort und weiterhin die Bitte an alle, gerade die Fachbegriffe in keinem Thema abzukürzen, damit sie von Anfängern verstanden sowie von der Forumsuche und der Google-Suche gefunden werden. Die Abkürzung DRUB habe ich bei Google massenhaft gefunden, nur nicht im Zusammenhang mit Dienst Rohrpost Umschlägen.

Schöne Grüsse, Richard
 
blaujacke Am: 13.05.2013 08:55:49 Gelesen: 1144660# 874 @  
Wann wurde die Rohrpostbetriebsstelle Wilmersdorf 2 eröffnet?

Angaben Büttner: 07.07.1913
Angaben Fiege (in SD 5/1969): 07.04.1913
Angaben Hueske: 1913
Berliner Adressbücher ab 1907 unter den Vororten (s. Scan) und ab 1914 (!) unter der Gesamtauflistung der Berliner Rohrpostämter



Wer verfügt über genauere Daten?
 
Schmuggler Am: 16.05.2013 09:56:54 Gelesen: 1144118# 875 @  
Moinmoin,

im "Postbuch von Berlin" wird die "Postzweigstelle Wilmersdorf 2 b. Berlin", am Kaiserplatz 6, erstmals 1907 genannt. Der Erscheinungsmonat dieser Nachschlagewerke war im Allgemeinen der Oktober; vereinzelte Ausnahmen (z.B. 1900) bestätigen diesen Zeitraum.

Kurz: Die Eröffnung muß vor 10/1907 liegen.

Salute!
 
blaujacke Am: 16.05.2013 14:38:25 Gelesen: 1144075# 876 @  
@ Schmuggler [#875]

Ob auch das Postbuch irrt? In der mir vorliegenden Ausgabe (Reprint) vom Oktober 1909 wird Wilmersdorf noch ohne Rohrpost (nur Telegraphenbetrieb) geführt!
 
Schmuggler Am: 16.05.2013 17:22:13 Gelesen: 1144038# 877 @  
@ blaujacke [#876]

'Tschuldigung.

Ich habe einen Fehler eingebaut. Deswegen nochmals das Ganze bis zum Anschlag:

- 10/1907 wird Wilmersdorf 2 erstmals als Zweigstelle zu 1 genannt. Richtig: Von Rohrpost steht da in den Symbolen nix; W 2 hatte einen Telefonautomat und einen Telegrafenbetrieb.

- 10/1911 wird Wilmersdorf 2 letztmalig mit dem Standort "Kaiserplatz" genannt. Das Rohrpostsymbol fehlt immer noch, der Rest wie gehabt.

- 10/1912 wird Wilmersdorf 2 erstmals mit dem Standort "Mainzer Str. 16" genannt. Alles andere blieb wie genannt, nur der Telefonautomat wurde um eine öffentlichen Fernsprechzelle ergänzt.

- 10/1913 erscheint neben dem Telefonautomat, dem Telegraphenbetrieb und der öffentlichen Telefonzelle erstmals das Symbol der Rohrpost: Liegendes Kreuz im Quadrat ...

... und dann kam der Krieg.

Das "Postbuch" ist die einzige halbamtliche Informationsquelle, gedruckt in dem R. Decker Verlag - der ehemaligen Hof-Druckerei. Eine "amtliche" gab es zu dem Thema zu dieser Zeit nicht. Alle "Konkurrenten" schrieben von dort ab bzw. verwendeten diese Informationen. Fehler können ergo sich immer einschleichen - spätestens beim Autor, siehe oben.

:-)
 
bekaerr Am: 20.05.2013 15:11:56 Gelesen: 1143220# 878 @  
Hallo zusammen,

ich wurde von Schmuggler auf dieses Thema hier aufmerksam gemacht. Bin fast erschlagen ob der Informationsflut. :-) Beim Lesen und versuchsweise Mitdenken, ist mir eingefallen, dass ich in einem alten "Archiv für Post ..." mal einen Artikel gesehen hatte, der zum Thema passt. Hat zwar nichts mit den Tarifen zu tun, aber ich vielleicht ist er dennoch für den Einen oder Anderen von Interesse.




 
bekaerr Am: 20.05.2013 16:31:00 Gelesen: 1143202# 879 @  
Hallo noch einmal,

"mein" Thema ist eigentlich der Orts- und Nachbarortsverkehr. Da ca. 40 % aller Nachbarortsverbindungen auf die OPD Berlin entfielen, habe ich meine Belege mal unter dem rohpostalischen Aspekt durchgesehen. Bei folgendem Beleg bin ich nicht ganz schlüssig:



Meine Interpretation:

Aufgegeben beim Postamt im Abgeordnetenhaus am 25.7.1915 zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags. Von dort per Rohrpost zum Postamt Berlin 9 (rote 9 als Leitvermerk und Stempel "Berlin / 25.7.15 1110 V / * 9 a")

Der Brief sollte nach Lichterfelde, einem Postort in der Gemeinde Groß-Lichterfelde (Nachbarortsverkehr zugelassen erst ab 30.4.1912!) und dort per Eilboten zugestellt werden. Porto und Gebühren errechnen sich aus 5 Pf für den Brief im NOV zzgl. 25 Pf für die Eilbestellung. Soweit passt alles. Meine Fragen nun: Wurden alle abgehenden Briefsendungen vom Postamt "Abgeordnetenhaus" mit der Rohrpost verschickt? Weiter oben schreibt Schmuggler [#375], dass es sich um einen Rohrpost-Stempel handelt.

Auch macht mich stutzig, dass sich auf dem Umschlag keine weiteren Stempel befinden. Zumindest vermisse ich einen Ankunftsstempel von Lichterfelde. Die Rückseite ist leer. Was haltet Ihr davon?

Grüße,
Bernd
 
blaujacke Am: 20.05.2013 18:33:55 Gelesen: 1143178# 880 @  
@ bekaerr [#879]

Seit 1887 ging für die Rohrpost geeignete Eilpost (im Ortsverkehr!) über diese Beförderungsmöglichkeit! Die Rohrpostbetriebsstelle Abgeordnetenhaus hatte allerdings einen eigenen Rohrpoststempel, der hier nicht abgeschlagen wurde.

Mit Pfingstgruß
blaujacke
 
DerLu Am: 21.05.2013 07:01:22 Gelesen: 1143074# 881 @  
@ bekaerr [#879]

Hallo Bernd,

vielleicht noch ein paar zusätzliche Worte zu deinem Brief und den Ausführungen von Blaujacke: Wie schon Blaujacke anmerkte, ist der abgeschlagene "Abgeordnetenhaus"-Stempel nicht der Rohrpoststempel, sondern der Briefstempel: Erkennbar an der Uhrzeit ('10-11V') und dem Unterscheidungsbuchstaben 'a'.

Der zweite Stempel ist, wie du richtig geschrieben hast, der Rohrpoststempel vom Postamt W9 am Potsdamer Bahnhof. Von dort ging der Brief dann, wahrscheinlich mit der Bahn, nach Lichterfelde.

Auf die Gefahr hin, daß der Rohrpoststempel des Abgeordnetenhaus schon mal gezeigt wurde:



Gruß DerLu
 
DerLu Am: 23.05.2013 21:48:23 Gelesen: 1142683# 882 @  
@ Concordia CA [#434]

Ich habe noch einen weiteren der ungewöhnlichen Botenstempel des Postamtes SW 12 gefunden: *2.*

Er befindet sich auf einer auffrankierten Postkarte P63 die am 3.10.1903 vom Postamt W30 nach SW12 lief. Auch vom Verwendungszeitpunkt passt er zu den bisher bekannten Stempeln.



Gruß DerLu
 
bekaerr Am: 26.05.2013 18:45:08 Gelesen: 1142083# 883 @  
@ blaujacke [#880]
@ DerLu [#881]

Vielen Dank Euch beiden für die Antworten.

Ich möchte noch einen Beleg zeigen, der vor ein paar Jahren bei Gärtner angeboten wurde:



Postkarte von Berlin nach Grunewald, 4.4.1906. Grunewald gehörte zu dieser Zeit noch nicht zum Rohrpostbezirk. Das Grunewald am nächsten gelegene Rohrpostamt war Wilmersdorf, wohin die Karte geleitet wurde. Statt der üblichen Angabe der Nummer Rohrpostzielpostamtes wurde Wilmersdorf hier mit "Wi" abgekürzt. Für den Postweg von Wilmersdorf nach Grunewald war dann noch das Porto für den Nachbarortsverkehr zu bezahlen, daher das "krumme" 27 Pf-Porto. Der Nachbarortsverkehr zwischen allen drei beteiligten Postorten war ab 1.4.1900 zugelassen.

Beste Grüße,
Bernd
 
juni-1848 Am: 09.07.2013 23:31:55 Gelesen: 1132445# 884 @  
Hey Rohrpostler - Siebenschläfer ist um !

@ juni-1848 [#834]:



@ Postgeschichte [#836]:

eine Beförderung dieses Briefes mit der Rohrpost schließe ich aus. Die Begründung kann ich Dir aus Zeitgründen aber im Moment nicht geben. Minutenstempel sind nicht immer mit Rohrpost in Verbindung zu bringen. Diese gibt es auch bei Postsendungen, die mit Eilboten zu befördern waren.

Nichts desto trotz jagen Schnäppchenjäger Belege mit der leckeren Beschreibung "stille" oder "interne" Rohrpost, ganz gleich ob in eBay 330951048256 oder bei namhaften Auktionshäusern.

[http://www.philasearch.com/de/i_9081_15518/Bundesrepublik_Deutschland/michel_190%2C+P+26.html?breadcrumbId=1373111452.459#.UdgEpqy4WUk]

Leider war mir ein Beleg mit rückseitig 3 dieser Stechuhren jeweils mit zugeordnetem Eilboten-Nummernstempel sowie zwei handschriftlichen Vermerken vergeblicher Zustellung (wegen der vorderseitigen Frankatur) zu kostspielig und das rückseitige Bild kurz nach Auktionsende schon nicht mehr verfüg- geschweige denn beschaffbar.

Nun - Frankfurter Rohrpost-Stechuhren hinterlassen Spuren wie diese:



Allerdings stelle ich hier die Frage: Warum wurde nach einem vergeblichen Zustellversuch am Vorabend ausgerechnet die Rohrpost-Stechuhr am nächsten Morgen erneut bemüht?

Der zweite Abschlag dokumentiert meines Erachtens KEINE Rohrpostbeförderung sondern diente dem Boten nur als Nachweis - alles menschenschnellstmöglich getan zu haben.

Wer kann´s bestätigen oder widerlegen ?

Und wie gesagt: Siebenschläfer ist um. ;-)
 
kauli Am: 10.07.2013 18:26:59 Gelesen: 1132319# 885 @  
@ DerLu [#882]

Hallo DerLu,

Ich habe noch einen weiteren der ungewöhnlichen Botenstempel des Postamtes SW 12 gefunden: *2.*

Es handelt sich bei dem Stempel um einen sogenannten Sternstempel. Findet man Anfang des vorigen Jahrhunderts auf Briefen die nicht sofort zustellbar waren. Die Adresse sieht eigentlich OK aus, aber irgendetwas muß der sofortigen Zustellung im Wege gestanden haben. Außer den "Brikettstempeln", oder Ziffer im Kreis, sind mir auch keine anderen Formen bekannt.

Viele Grüße
Dieter
 
DerLu Am: 10.07.2013 18:28:24 Gelesen: 1132317# 886 @  
@ juni-1848 [#884]

Ich möchte es mal so ausdrücken: Nicht jeder Stechuhr-Stempel auf einer Sendung hat auch etwas mit einer, wie in Frankfurt, existierenden Rohrpost zu tun. Die Rohrpost war aber fast immer mit dem Telegraphendienst verbunden, und dort verwendete man sehr häufig Stechuhr-Stempel. Ob dann aber ein abgeschlagener Stechuhr-Stempel tatsächlich mit einem Rohrposttransport in Verbindung zu bringen ist, will auch ich in vielen Fällen bezweifeln. Zudem fehlen dazu schlicht und einfach aber auch die Informationen wo im Postdienst diese Stempel benutzt wurden. Und in Städten mit kleiner Rohrpost, die häufig nur eine Linie hatten, macht ein Rohrpoststempel für mich auch keinen Sinn. Manchmal glaube aber auch ich "Rohrpost sells".

Gruß DerLu
 
juni-1848 Am: 10.07.2013 18:39:59 Gelesen: 1132312# 887 @  
@ juni-1848 [#884]
@ DerLu [#886]

Jungs, hier noch schnell die Bilder zu den Links, bevor der Grill hochfährt.



ebay = 67 EUR + Versand



25. Christoph-Gärtner-Auktion = 65 EUR + Zuschläge/Versand/MWSt

Aufgrund meiner Beobachtungen und Dokumentationen in beiden Fällen
KEINE Frankfurter Rohrpost !

Warten wir halt auf Telosgrapheins Lebenswerk zur Erleuchtung.

Sammlergruß und ab an´n Grill.
 
DerLu Am: 11.07.2013 06:57:01 Gelesen: 1132221# 888 @  
@ kauli [#885]

Hallo Dieter,

schaue dir mal die Beiträge ab [#434] einmal an. Es sieht danach aus, daß diese "Sternstempel" beim Postamt 12 für eine gewisse Zeit (ca. 1902-04) als Botenstempel verwendet wurden. Zudem fehlt auf allen dort gezeigten Briefen ein Hinweis auf die Rückbriefstempel, wo diese Stempelform ebenfalls als Bearbeiterstempel benutzt wurde.

Gruß DerLu
 
kauli Am: 11.07.2013 15:25:12 Gelesen: 1132162# 889 @  
@ DerLu [#888]

Hallo DerLu,

bei den Belegen, die gezeigt wurden, sieht es in der Tat so aus, dass es eine Besonderheit des Postamts 12 gewesen ist. Zumal bei allen die Anschrift korrekt war, und nichts noch extra ermittelt werden mußte.

Viele Grüße
Dieter
 
juni-1848 Am: 17.07.2013 22:42:03 Gelesen: 1130968# 890 @  
Da NICHT-Berliner Rohrpost in diesem Thema wenig konstruktive Aufmerksamkeit erfährt, beschränke auch ich mich auf das, was alle anderen eh wissen, mir jedoch gelegentlich Rätsel aufgibt:



Einbrief von Glienick nach Berlin 37 adressiert - nur die Rückseite spricht Bände:

Ankunft in Berlin 11 am 28.8.80 - 2 (über diesen Stempel samt Aptierungen wurde schon ausgiebig geplaudert)

Ankunft in Berlin 33 am 28.8.80 - 5

Stechuhr Berlin 33 um 7:04 Uhr,
dann handschriftl. Eilboten-Notiz (senkr.) "... nicht angetroffen ... 28.8.80 7:45 Uhr"

Stechuhr Berlin 33 um 11:12 Uhr,
dann handschriftl. Eilboten-Notiz "... nicht geöffnet 28/8 12 10 Uhr" und "Benachrichtigt"

Zuletzt Berlin 37 am 29.8.80 - 7, wo der Brief (wie benachrichtigt) abgeholt werden konnte.

Hier diente die Stechuhr einzig zur Dokumentation der Zustellversuche der beiden Eilboten (In West-Berlin wurde die Publikumsnutzung der Rohrpost 1963 eingestellt, die interne Nutzung 1972, während in Ost-Berlin die interne auf diversen Strecken (überwiegend Hausrohrpost mit Verlagen) noch bis 1980 bestanden haben soll).

Meine Frage: Ist allgemein bekannt, ab wann welche zweizeiligen Minuten-Stechuhren nicht mehr der Rohrpost, sondern dem Eilbotenabtrag zuzuordnen sind ? Gibt es dazu Genaueres zum Nachlesen ?

Dank vorab und gute Nacht
 
blaujacke Am: 20.07.2013 17:40:38 Gelesen: 1130398# 891 @  
@ Schmuggler [#119]

Wer kann die Quelle für die Angaben zu der dreigeteilten Rohrpostgebühr ab 11/1922 nennen? Ich habe bis jetzt nur als Nachweis die Rohrpostordnung von 1923!
 
BD Am: 20.07.2013 18:47:37 Gelesen: 1130372# 892 @  
Hallo,

in den Erläuterungen zur Postordnung 1921, die erst Ende 1922 erschien und somit alle Verfügungen bis Ende September 1922 mit eingearbeitet wurden habe ich folgendes gefunden.

Gruß Bernd


 
DerLu Am: 21.07.2013 11:13:17 Gelesen: 1130217# 893 @  
@ BD [#892]

Die Berechnung der Rohrpostgebühr aus den drei Teilgebühren wurde erst ab 1. Oktober 1922 eingeführt: hier die entsprechende Mitteilung aus dem Amtsblatt:



Die entsprechende Verordnung wurde im Reichsgesetzblatt S. 733 mit Datum vom 13. September 1922 veröffentlicht.

einen schönen Sonntag wünscht
DerLu
 
blaujacke Am: 21.07.2013 11:54:45 Gelesen: 1130208# 894 @  
@ BD [#892]
@ DerLu [#893]

Vielen Dank Euch beiden!

Ich hatte gerade die Verordnung im Reichsgesetzblatt gefunden und wollte sie ergänzend einstellen. Nun ist das auch dank Philaseiten klargestellt.

Gute Kühlung wünscht
Uwe
 
kauli Am: 16.08.2013 20:43:54 Gelesen: 1125284# 895 @  
Hallo zusammen,

habe noch einen Absenderfreistempel Brief vom Bezirksamt Kreuzberg, was wohl nicht so aufregend ist. Dass er aber mit der Rohrpost befördert wurde, ist bestimmt nicht so häufig zu sehen. Denke ich mir.



Viele Grüße Dieter

[Redaktionell ins Thema Rohrpost kopiert]
 
blaujacke Am: 09.09.2013 20:22:31 Gelesen: 1121038# 896 @  
@ Schmuggler [#299]

Ich muß eine alte Diskussion mit dem hier gezeigten Beleg noch einmal aufgreifen:



Die Rohrpostkarte ging am 27.2.21 von Berlin W 21 über W 9 nach "Brl. Lichterfelde-West" und ist mit 1,60 M frankiert. Folge ich "Schmuggler", wären nur 1,30 M erforderlich gewesen. "DerLu" sagt m.E. aber richtig, daß noch bis 1922 der Rohrpostbezirk gem. RP-Ordnung von 1909 gültig war und - weil Lichterfelde nicht im RP-Bezirk lag - somit noch 30 Pf. für die Postkarte im Ortsbezirk zu zahlen waren. Ich denke, die Rohrpostbeamten waren sich da allesamt auch nicht ganz sicher!

Schön, wenn sich wieder einmal Rohrpostler melden! In diesem Sinne grüßt
Uwe
 
Schmuggler Am: 07.10.2013 18:47:10 Gelesen: 1113584# 897 @  
@ blaujacke [#896]

Guten Abend blaujacke,

mit Bedauern sehe ich Deine Frage noch nicht beantwortet. Ich greife daher mal aus dem Hintergrund in den Topf.

Berlin war ab dem 1.10.1920 nicht mehr in viele kleinere Einheiten zerstückelt, sondern eine recht kompakte Einheit per Gesetz geworden. Das liest sich so:

Die verfassungsgebende preußische Landesversammlung verabschiedete am 27.4.1920 „Das Gesetz zur Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ mit 20 Verwaltungsbezirken. Zum 1.10.1920 trat das Gesetz in Kraft.

Mit dem zeitlich korrekten Vollzug des Gesetzes vereinte die Stadt Berlin insgesamt 8 Städte, 59 Landgemeinden und 26 autarke Gutsbezirke, dabei auch das Verwaltungsgebiet „Königliches Schloss“, zu einer einheitliche verwalteten Stadt, welche insgesamt eine Ausdehnung von fast 900 km2 hatte. Berlin wurde nach New York und London mit fast 4 Millionen Einwohnern die damals drittgrößte Stadt der Welt.

Die Reichspostverwaltung reagierte auf die neue Anforderung und genehmigte erst einmal für alle Postorte innerhalb der Stadtgemeinde das vergünstigte Ortsporto für die Briefpost; den seit 1.4.1900 bekannten Nachbar-Ortsverkehr bzw. die 1911 genannten postalischen Nachbarortsgebiete zu Berlin gab es nicht mehr.


In diesen Vorgang war auch die Rohrpost involviert, d. h. ab diesem Datum gab es den seit 1901 bekannten Rohrpostbezirk mehr. Das liest sich wie folgt:

Alle Rohrpostsendungen konnten aus der ehemaligen „Stadt Berlin“ jetzt zur Rohrpostgebühr ohne Portoergänzung an jeden Postort innerhalb der Stadtgemeinde Groß-Berlin befördert und per kostenloser Eilbestellung zugestellt werden. Die Summe aller Postorte (inklusive der ehemaligen Stadt Berlin) wurde „Ortsgebührenbereich“ genannt. Welche Ortschaften das waren wird mit der Überschrift "1. Postorte im Ortsgebührenbereich von Groß-Berlin“ genannt.

Ausnahme:

Innerhalb der Stadtgemeinde gab es noch Land-Bestellorte, d. h. der Bestimmungsort lag zwar innerhalb der Stadtgemeinde, hatte aber kein Postamt und war nach alter Definition somit kein Postort.

Rohrpostsendungen an diese Land-Bestellorte wurden nicht per Eilbestellung, sondern „bei nächster Gelegenheit“ per Briefpost dem Empfänger zugestellt. Wurde die Eilbestellung vom Absender dennoch gewünscht, musste die Eilbestellgebühr laut Postordnung (PO) zur Rohrpostgebühr hinzu frankiert oder taxiert sein; ein zusätzliches Porto kam jedoch nicht in Ansatz.

Welche Ortschaften das waren wird mit der Überschrift „2. Land-Bestellorte im Ortsgebührenbereich von Groß-Berlin“ genannt.


Ferner:

Sendungen an Postorte außerhalb der Stadtgemeinde Groß-Berlin mussten nach den Tarifen der Postordnung (PO) als eine Fernsendung frankiert bzw. taxiert sein.

Für die Rohrpost entfiel an diese Postorte die kostenlose Eilbestellung und es kam nur das gewöhnliche Ergänzungsporto für die entsprechende Sendung zur Rohrpostgebühr laut PO hinzu. Wurde die Eilbestellung dennoch gewünscht, kam zur Rohrpostgebühr außer dem Porto auch noch die Eilbestellgebühr zusätzlich in Anrechnung.

Ausnahme:

Lag der Bestimmungsort ohne Postort außerhalb der Stadtgemeinde, aber das für den Bestimmungsort zuständige Zustellpostamt noch innerhalb der Stadtgemeinde, kam kein Ergänzungsporto zur Rohrpostgebühr hinzu und die Sendung wurde ebenfalls „bei nächster Gelegenheit“ durch die Briefpost bestellt. Wurde die Eilbestellung gewünscht, kam zur Rohrpostgebühr die Eilbestellgebühr zusätzlich in Anrechnung - wie vor.

Welche Ortschaften das waren wird mit der Überschrift „3. Land-Bestellorte außerhalb des Ortsgebührenbereichs von Groß-Berlin“ gemeinsam mit dem zuständigen Zustellpostamt genannt.


Zu Deiner Karte:

Lichterfelde lag zu dieser Zeit (noch) NICHT in der Stadt Gross-Berlin, sondern in der OPD Berlin/Land. Somit kommt das Weiterleitungsporto für eine Karte (sie betrug zu dieser Zeit 30 Pfennig) zu den 1,30 Mark hinzu.

Alles geklärt?
 
Schmuggler Am: 07.10.2013 21:31:12 Gelesen: 1113532# 898 @  
@ juni-1848 [#890]

Guten Abend,

in der Reichspost-Statistik wurde im Kapitel "Rohrpost" erstmmals 1897 die Rohrpostbeförderung für Frankfurt/M. angekündigt und 1898 erstmals genannt.

In beiden Fällen wird von einer "postinternen Beförderung" gesprochen, von einer privaten Aufgabe ist mir zumindest bis 1930 nichts bekannt.
 
blaujacke Am: 08.10.2013 11:51:03 Gelesen: 1113239# 899 @  
@ Schmuggler [#897]

Hallo Schmuggler,

vielen Dank! Schön, von Dir wieder einen Beitrag lesen zu können! Aber "alles geklärt" ist für mich, wenn Du mir die Quelle nennst, wonach Lichterfelde "noch nicht" Bestandteil von Groß-Berlin war.

Lt. wikipedia lag die Villenkolonie Lichterfelde-West im Ortsteil Lichterfelde, der im Bezirk Steglitz seit 1920 zu Groß-Berlin gehörte!

Ich bin gespannt!
 
Schmuggler Am: 08.10.2013 13:15:15 Gelesen: 1113214# 900 @  
@ blaujacke [#899]

Bitteschön:

In der 2. Auflage zum "Neuen Postbuch" wird Lichterfelde 1920 als "Nachbarortsgebiet zu Berlin" noch genannt.

"Die Ortszone im Postverkehr innerhalb der Stadtgemeinde Berlin, 1921 gedruckt und vertrieben vom Verlag für heimatliche Kultur, Berlin." nennt Lichterfelde nicht mehr.

Aber ab 1922 wird rückwirkend für 1921 in der Anlage zum "Das neue Postbuch" aus dem Industrieverlag Späth, Lichterfelde genannt - auch in Folge. Erst ab 1925 werden im "Verzeichnis der Orte, Landorte, Siedlungen und Gutsbezirke in der Stadtgemeinde Berlin" keinerlei Ausnahmen mehr genannt.

Laut meinen damaligen Arbeitsnotizen muß man an manche Informationen recht zurückhaltend angehen; die neu zugeordneten ehemaligen Vororte etc. kommen schrittweise fast monatlich in die Stadt. Was im Mai noch stimmte, muß für den Juni so nicht mehr zutreffen - warum nicht auch Lichterfelde?
 
blaujacke Am: 08.10.2013 16:17:58 Gelesen: 1113152# 901 @  
@ Schmuggler [#299]
@ Schmuggler [#900]

Danke - aber kann ich jetzt nicht mehr folgen oder hast Du dir selbst widersprochen mit den Angaben und dem Beleg v. 15.10.1920 in [#299]?

Lichterfelde gehörte laut Berlin-Gesetz zu den 59 Landgemeinden des Groß-Berlin. Für diese galt nunmehr das Ortsporto und - nach Deiner Auffassung - auch die Rohrpostgebühr, was Du mit dem gezeigten Rohrpostbrief (nach Lichterfelde!) belegen wolltest?
 
Schmuggler Am: 08.10.2013 20:12:35 Gelesen: 1113046# 902 @  
@ blaujacke [#901]

Beitrag [#299] liegt in der Vergangenheit, wir sind jetzt bei 900; man sollte auch mal für Neues und/oder Korrektur aufgeschlossen sein.

Apropos: Ich kenne das „Das Gesetz zur Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ namentlich, inhaltlich ist es mir nicht bekannt.

Sollte daher Dir der Verweis vorliegen, könntest Du einerseits meine Unterlagenn ergänzen. Andererseits frage ich mich, warum eine Frage gestellt wird, wenn man die Antwort kennt. Test?!

Nach Deiner Darstellung wäre Deine Vorlage ergo nicht korrekt frankiert?!
 
blaujacke Am: 08.10.2013 21:37:45 Gelesen: 1113018# 903 @  
@ Schmuggler [#902]

Puhhh! Habe ich Dich falsch verstanden oder haben wir aneinander vorbei geredet? Ich ging davon aus, Lichterfelde gehörte trotz Eingemeindung in Groß-Berlin (mit an sich einheitlichem Ortsporto) nicht zum Rohrpostbezirk Berlin.

Deine Erklärung "Lichterfelde lag zu dieser Zeit (noch) NICHT in der Stadt Gross-Berlin, sondern in der OPD Berlin/Land. Somit kommt das Weiterleitungsporto für eine Karte (sie betrug zu dieser Zeit 30 Pfennig) zu den 1,30 Mark hinzu." verstand ich so, als wäre Lichterfelde noch nicht der Stadt zugeordnet.

Wenn Du meine Deutung der Gebühren auf der von mir gezeigten Karte bestätigen wolltest, ist ja alles klar!

Das Gesetz über die Bildung von Groß-Berlin ist hier nachlesbar:

http://www.verfassungen.de/de/be/berlin20.ht

Einen schönen Abend wünsche ich allen - wie viele mögen es sein? - hier versammelten Rohrpostlern
 
Schmuggler Am: 10.10.2013 11:48:41 Gelesen: 1112465# 904 @  
@ blaujacke [#903]

Ich guck mal wieder um die Ecke:

Das war ein sehr interessanter Link - ich vermute aus den "Protokollen des Reichstages", den ich aber dort bisher nicht gefunden hatte. Kompliment!

Dennoch bleiben mir augenfällige Differenzen im §1 zu den anderen, mir bekannten Veröffentlichungen. So fehlen mir bei den "Landgemeinden" z. B. die Postorte Borsigwalde/Siemensstadt, Dalldorf, Halensee, Haselhorst, Karlshorst, Rummelsburg, Südende, Wilhelmshagen und weitere.

Dagegen sind z. B. Dahlem, Blankenburg, Blankenfelde, Falkenberg, Niederschönhausen, Rosenthal und weitere Postorte als "Gutsbezirk" genannt.

Ich vermute(!) daher, dass die Gesetzestexte letztendlich im Oktober 1920 nicht mehr so ganz der postalischen Realität entsprechen. Oder möglicherweise aus politischer/kommunaler Sicht so eingeteilt worden: Steglitz mit seinen fast 15.000 Einwohnern war bekannterweise "Das grösste Dorf im Deutschen Reich" - eben eine kommunale Landgemeinde.

5 Jahre später gibt es diese ganzen Nuancen von 1920/21 nicht mehr: Entweder Groß-Berlin oder nicht. Man hat ergo daran gearbeitet?!

Zurück zur Rohrpost.

Es steht nirgends geschrieben, dass die Rohrpost ab dem 1.10.1920 über Gross-Berlin zum gleichen Preis wie bisher befördert wird. Es gibt aber andererseits auch bisher keine Taxierung zu diesem neuen Beförderungsgebiet.

Die nächste Rohrpostordnung erscheint zum 1.4.1921 in welcher auch kein Wort zu einer Begrenzung und/oder Erweiterung genannt wird.

Kurz: Ich bleibe (noch) bei der Aussage, dass die Beförderung und Bestellung von Rohrpostsendungen im kompletten Ortsgebührenbereich von Groß-Berlin möglich war, auch wenn es zu einzelnen Postorten und/oder Ortschaften noch Unklarheiten gibt.

Auf gehts!?
 
kauli Am: 10.10.2013 14:47:05 Gelesen: 1112352# 905 @  
@ blaujacke [#903]

Da gibt es wohl doch unterschiedliche Quellen. Im Handbuch "Die Postgeschichte Lichterfeldes" von Jürgen Meiffert steht, das ab dem 24.3.1905 die Berliner Ortsbrieftaxe, ermäßigtes Ortsporto, auf Groß-Lichterfelde und Lankwitz ausgedehnt wurde. Ab 8.1.1912 durfte u.a. auf Königlichen Erlass auch Groß-Lichterfelde den Zusatz Berlin tragen, also Berlin-Lichterfelde. Inwieweit das jetzt mit der Portofrage zusammenhängt, da halte ich mich lieber raus.

Viele Grüße
Dieter
 
Schmuggler Am: 10.10.2013 17:57:24 Gelesen: 1112288# 906 @  
@ kauli [#905]

Danke für den Hinweis, aber Dein Hinweis berührt den Nachbar-Orts-Verkehr (schlichter: NOV), welche auch in Berlin bereits am 30.6.1920 endete.

"Unsere" aktuelle Problemstellung ist die Zeit ab dem 1.10.1920 und betrifft hier nur die Rohrpost.

Wenn Du also einen taxierten (nicht unterfrankiert + taxiert!) fehlfrankierten Rohrpostbeleg aus dieser Zeit zeigen kannst: Zumindest ich wäre SEHR daran interessiert.

Weiter so!

:-)
 
blaujacke Am: 11.10.2013 13:10:38 Gelesen: 1112018# 907 @  
@ blaujacke [#903]

Hier noch zwei interessante Links:

http://www.landesarchiv-berlin.de/lab-neu/anzeige_statisch.php?edit=107&anzeige=A%20Rep.%20042-05-01

http://www.ahnenforschung-klatt.de/berlin.htm

Vielleicht hilft uns die Ausführungsbestimmung im Amtsblatt des RPM Nr. 24/1922 vom 07.06.1922 (das Original oder eine Kopie davon besitze ich leider nicht!) weiter:

"Die Gebühr einer Rohrpostsendung richtet sich nicht mehr danach, ob die Sendung im Rohrpostbezirk verbleibt, sondern danach, ob sie den Geltungsbereich der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin überschreitet oder nicht. Die Rohrpostsendungen, bei deren Beförderung die Grenzen Groß-Berlins überschritten werden, unterliegen künftig höheren Gebühren als die, die innerhalb Groß-Berlins aufgelistet werden und zuzustellen sind."
 
Werner Steven (RIP) Am: 11.10.2013 16:13:26 Gelesen: 1111961# 908 @  
Postgebühren



1876: Am 1. Dezember 1876 wurde in Berlin das Rohrpostnetz für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Zugelassen waren, außer Telegrammen, Briefe (bis 10 g.) und Karten im Stadtpostverkehr. Diese Sendungen mussten für die cylinderischen Briefbehälter geeignet sein. Geeignete Umschläge und Postkarten mit eingedrucktem Wertzeichen auf hellrotem Papier wurden bereitgehalten. Erhältlich waren die Ganzsachen bei allen hiesigen Post- und Telegraphenämtern, sowie bei den amtlichen Verkaufsstellen. Eine Verpflichtung für die Verwendung bestand nicht, wurde aber dringend angeraten. Eigene Briefumschläge oder Karten waren oben links, deutlich und unterstrichen mir der Bezeichnung “Rohrpost” zu versehen. Im Porto war die Eilzustellgebühr bereits enthalten.

Seit 1. Januar 1877 wurden die Sendungen auch über das Rohrpostnetz hinaus nach außerhalb Berlins weiterbefördert. Solche Sendungen wurden per Boten unmittelbar den betreffenden Bahnposten zugeführt und als gewöhnliche Briefe behandelt. Zum gewöhnlichen Porto für die Sendung kam die Rohrpostgebühr. Bei Eilbriefen fügte das Bahnpostpersonal den Eilbriefzettel bei.

Porto nach Außerhalb:

Briefe bis 10g 10 Pfg. Briefporto + 30 Pfg. Rohrpostgebühr.
Postkarten 5 Pfg. + 25 Pfg. = 30 Pfg.

Seit dem 3. März 1877 konnten Sendungen von außerhalb Berlins zur Beförderung in das Rohrpostnetz aufgegeben werden. Sie waren mit dem Vermerk "Rohrpost" zu versehen. Auch in diesen Fällen war neben der Rohrpostgebühr das übliche Porto zu zahlen. Es war die schnellste Besorgung der Sendungen innerhalb Berlins. Ausserhalb der Dienstzeiten des Rohrpostdienstes wurden dies Sendungen mit Eilboten zugestellt.

Versuchsweise wurden am 12. April 1877 Rohrpostkarten zu 50 Pf eingeführt.

Die Rohrpost-Betriebs-Ordnung von 1885 lag leider nicht vor. Am Porto hat sich aber offensichtlich nichts geändert.

1903 Rohrpostordnung

Eine Rohrpostordnung für Berlin erschien 6. August 1903. Das Briefgewicht war auf 20 g angehoben worden. Der Rohrpostbezirk Berlin umfasste die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg, Friedenau, Halensee, Plötzensee, Nixdorf, Schöneberg, Westend innerhalb des Charlottenburger Gemeindebezirks und Wilmersdorf.

Rohrpostsendungen wurden von der Rohrpostbetriebsstelle, auch die von außerhalb, durch besondere Boten zugestellt. Für Sendungen nach außerhalb konnte eine Eilzustellung, gegen Gebühr, verlangt werden. Als Rohrpostsendungen waren unfrankierte oder unzureichend frankierte Sendungen, Wert-, Einschreib- und Nachnahmesendungen sowie Briefe mit Zustellungsurkunde nicht zugelassen. Bei Sendungen aus dem Briefkasten und bei gewöhnlichen Postanstalten aufgegebenen Rohrpost-Sendungen bestand kein Anspruch auf Beförderung zum Rohrpost-Netz durch Boten. Den zustellenden Boten konnten Rohrpostsendungen kostenfrei mitgegeben werden.

Für Sendungen, die nur streckenweise mit der Rohrpost befördert wurden, wurde neben dem tarifmäßigen Porto eine Gebühr für die Rohrpostbeförderung verlangt.

Für unfrankierte Sendungen wurde ein Zuschlag von 10 Pf. erhoben.

1909 Rohrpostordnung und Änderungen

Nach der Rohrpostordnung für Berlin zum 30. Januar 1909 umfasste der Rohrpostbezirk Berlin die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg, Friedenau, Halensee, Plötzensee, Nixdorf, Schöneberg, Westend, Wilmersdorf sowie a) vom Bestellbezirk des Postamts in Boxhagen-Rummelsburg 1 den Teil innerhalb der Ringbahn, b) vom Bestellbezirk der Postagentur in Treptow bei Berlin die Grundstücke Treptower Chausee 15 bis 18.

Ab 1922 gehörten zum Rohrpostbezirk Berlin alle innerhalb Groß-Berlins aufgelieferten oder nach Großberlin gerichteten Briefe und Postkarten.

Zwischen dem 1. April 1916 und dem 1. Okt. 1919 wurden Rohrpostsendungen mit der Reichsabgabe von 5 Pf. belegt.

Ab 6. Mai 1920 wurde, bei un- oder unzureichend frankierten Rohrpostendungen (außer bei gebührenpflichtigen Dienstbriefe), das doppelte des Fehlbetrages und ein Zuschlag von 10 Pf. erhoben, der zum 1. April 1921 auf 30 Pf. und zum 1. Januar 1922 auf 50 Pfg., für gebührenpflichtigen Dienstbriefe auf 30 Pfg. erhöht wurde.

Inflationszeit

Zur Änderung der Rohrpostgebühren wurde zu 1. April 1921 vermerkt: "Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten, die teilweise außerhalb des Rohrpostnetzes zu befördern sind, unterliegen auch im Fernverkehr keiner weiteren Gebühr. Sie sind wie Eilsendungen zu behandeln. In den Gebühren ist die Orts Eilbestellgebühr enthalten. Bei Eilbestellung nach Landorten ohne Postanstalt ist der Mehrbetrag von 1,50 Mark vom Absender zu erheben. Ist die Vorausbezahlung durch den Absender unterblieben, so ist der Unterschied zwischen den Orts-Eilbestellgebühr von 1,50 Mark und den wirklich erwachsenden Botenkosten vom Empfänger einzuziehen."



Seit dem 1. Juli 1922 "richtet sich die Gebühr einer Rohrpostsendung nicht mehr danach, ob die Sendung im Rohrpostbezirk verbleibt, sondern danach, ob sie den Geltungsbereich der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin überschreitet oder nicht. Die Rohrpostsendungen, bei deren Beförderung die Grenzen Groß-Berlins überschritten werden, unterliegen künftig höheren Gebühren als die, die innerhalb Groß Berlins aufgeliefert werden und zuzustellen sind. Die Gebühr für die Eilbestellung im Ortszustellbezirk ist in den Sätzen mit enthalten, für die Zustellung im Landbestellbezirk wird der Unterschied zwischen den Gebührensätzen für die Orts- und für die Land-Zustellung nach der Postordnung erhoben".




Am 1. Juli 1922 wurde in München eine Rohrpost eröffnet, es war Sendungen bis 100g zugelassen.

Vom 1. Oktober 1922 an galt: "Für die Beförderung von Rohrpostsendungen gleicher Art im Ortsbestellbezirk des Bestimmungs-Postortes werden erhoben: die Gebühr für die gewöhnliche Orts- oder Fernbriefsendung nebst der Eilbestellgebühr für eine Briefsendung im Ortszustellbezirk und ein Zuschlag für die Rohrpostbeförderung in Höhe der Gebühr für einen Ortsbrief oder für eine Ortspostkarte/' Oder "a) wenn Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß Berlin liegen, für die Rohrpostkarte 1,50+6+1,50= 9 Mark; für den Rohrpostbrief2+6+2 =10 Mark, wenn der Aufgabeort oder der Bestimmungsort außerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin liegt, für die Rohrpostkarte 3+6+1,50= 11 Mark, für den Rohrpostbrief 6+6+2 = 14 Mark." Für Postkarten mit Antwort, nur in München möglich, wurde jeweils die doppelte Postkartengebühr erhoben.

Die Rohrpostordnung (RGBI. I. S.303) zum 1. Juli 1923 bestimmte die Gebühren wie folgt: "Für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortszustellbezirk des Bestimmungs-Postorts werden erhoben:
1. die Gebühr für die gewöhnliche Orts- oder Fernbriefsendung gleicher Art nebst der Eilzustellgebühr für eine Briefsendung im Ortszustellbezirk und
2. ein Zuschlag für die Rohrpostbeförderung in Höhe der Gebühr für einen Ortsbrief gleichen Gewichts oder für eine Ortspostkarte. Für die Zustellung im Landzustellbezirk wird daneben der Unterschied zwischen den Gebührensätzen für die Eilzustellung im Orts- und im Landzustellbezirk nach der Postordnung erhoben. — Rohrpostsendungen werden bei der Beförderung außerhalb der Rohrpostbezirke wie Eilsendungen behandelt."

Seit dem 1. August 1927 war für Rohrpostsendungen, neben dem tarifmäßigen Porto, ein Zuschlag von 10 Pf. und eine Eilzustellgebühr, angegeben als Gesamtgebühr, zu erheben.

April-Juni 1932 — Rohrpostbriefumschläge ohne Freimarkenstempel als Formblätter zu 1 Rpf, ausgegeben

22.08.33 Betriebsdienst (Amtsbl. 77/31.6/1933)

Beförderung gewöhnlicher Briefe mit der Rohrpost zum Abgangsbahnhof. In den Rohrpostbezirken Berlin und München können gewöhnliche Briefsendungen von der Auflieferungs-Postanstalt nach der Bahnhofs-Postanstalt gegen einen Gebührenzuschlag von 10 RPF. mit der Rohrpost befördert werden, damit sie noch Anschluss an die abgehenden Züge erreichen. Die Sendungen tragen den Vermerk "In Berlin (München) durch Rohrpost". Sie werden mit einem Rohrpostleitvermerk versehene, d.h. mit der mit Rotstift niedergeschriebenen Nummer des für die Weiterbeförderung zuständigen Bahnhofs-PA, z.B. 40 für das Berliner Bahnhofs PA NW 40. Diese rot ausgeworfene Zahl ist, auch wenn sie nicht durchgestrichen ist, nicht als Nachgebühransatz anzusehen.

Seit dem 22. August 1933 konnten gewöhnliche Briefsendungen mit der Rohrpost in Berlin oder München befördert werden um den Anschluss an eine Bahnpost zu erreichen, Zuschlag 10 Pf..

15.07.1938
Verordnung zur Änderung und Ergänzung der Postordnung (RGB 1, S. 881 — Amtsbl 77/273/38) [“Betrifft nicht das Land Österreich”, so das Gesetzblatt, im Amtsblatt findet sich dieser Hinweis nicht.]

Auf Grund des § 4 des Gesetzes zur Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung vom 27. Februar 1934 (RGB I, S. 130) verordne ich:

Artikel I Der Abschnitt II und III (§§ 52 bis 65 [Beförderungsdienst]) der Postordnung vom 30. Januar 1929 (RGB I, S. 33) werden aufgehoben. An Ihre Stelle treten folgende Bestimmungen “§ 52 Rohrpostsendungen, § 53 Luftpostsendungen und Abschnitt II Postreisedienst”. Damit werden Rohrpost- und Luftpostsendungen in die Postordnung aufgenommen. Der Reisedienst wird neu geordnet.

Artikel III
Die Verordnung tritt am 15. Juli 1938 in Kraft. Gleichzeitig wird die Rohrpostordnung vom 30. Mai 1923 (Reichsgesetzblatt I S. 303) aufgehoben
Der Absatz V befasst sich mit der Gebühr: " V. Für Rohrpostsendungen wird neben den sonstigen Gebühren ein Rohrpostzuschlag.erhoben. Soll die Sendung dem Empfänger durch Eilboten zugestellt werden, so ist auch die Eilzustellgebühr (§ 24) zu entrichten."

Bei dem “Gesetz über Postgebühren”, den “Gebührenänderungen im Postverkehr mit dem Ausland” und in der “Verordnung zur Änderungen der Rohrpostordnung” ist der Text fast immer gleich, es macht also wenig Sinn diese Texte zu wiederholen. Die Gebühren sind in der “Gebührenübersicht” dargestellt. Wie bei der Postordnung werden daher die Änderungen in den entsprechenden Text eingearbeitet.

Seit dem 1. August 1938 gilt dies auch im besetzten und annektierten Österreich für die Rohrpost in Wien.

Nachkriegstdeutschland

Der Rohrpostdienst wurde nach der Kapitulation Deutschlands am 1. Juni 1945 nicht wieder aufgenommen. Am 1. März 1949 wurde in Ersatz in Berlin der Postschnelldienst eingeführt. Zugelassen waren gewöhnliche Briefe und Päckchen bis 2 kg an Empfänger in Westberlin.

Als am 1. Dezember 1951 der "Postschnelldienst" durch den "Rohrpostschnelldienst" abgelöst wurde betrug das Höchstgewicht 100g. Der Versand von Päckchen war ausgeschlossen.

Für eilige Päckchen standen seit dem 16. April 1951 Orts-Eilboten bereit" [G. Steinbock]

Die Amtsblätter berichten von der Wiederaufnahme in München am 1. April 1953 und der, zunächst versuchsweisen, Aufnahme am 19. Mai 1953 in Berlin. Der Rohrpostzuschlag war mit 15 Pf. angegeben.

In einer Verordnung vom 22. Juni 1954 lesen wir, dass Massendrucksachen nicht durch Rohrpost befördert werden dürfen.

In der Postordnung vom 1.März 1963 war die Sendungsarten "Rohrpostsendungen" nicht mehr enthalten.

Möchtet ihr die Abschriften der einzelnen Ver- und Ordnungen etc?
 
Werner Steven (RIP) Am: 12.10.2013 12:03:17 Gelesen: 1111574# 909 @  
Rohrpost in Quellen

Abkürzungen:

Amtsbl = Amts - Blatt des Reichspostamts (Nr./ Verfügung)
ZBL = Central . Blatt für das Deutsche Reich
RGB = Reichs - Gesetzblatt für das Deutsche Reich


1876 01.12 Eröffnung der Rohrpost in Berlin Amtsbl.90/252 S. 517


Nachstehende Bekanntmachung ist durch die Zeitung veröffentlicht worden und wird den Verkehrsanstalten zur Kenntnisnahme mitgeteilt.

Nachdem die (Bauarbeiten der) zur Beförderung von Briefen und Telegrammen mittelst Luftdruck bestimmten unterirdischen Rohranlagen in Berlin nunmehr beendet sind, soll diese Rohrverbindung vom 1.Dezember (1876) ab dem Betrieb übergeben werden. Zur Beförderung mit der Rohrpost werden außer den Telegrammen auch Briefe und Karten im Stadtpostverkehr zugelassen. Die zur Versendung mit der Rohrpost bestimmten Briefe müssen so geformt und beschaffen sein, dass sie in die zur Beförderung dienenden cylinderischen Briefbehälter eingelegt werden können. Sie dürfen daher in der Länge 12 1/2 Zentimeter, in der Breite 8 Zentimeter und im Gewicht 10 Gramm nicht übersteigen und nicht mit Siegellack verschlossen sein; der Verschluss ist nur mittelst Gummi, Oblaten u.s.w. herzustellen. Seife oder zerbrechliche Gegenstände dürfen in Rohrpostbriefen nicht enthalten sein, da letztere behufs Einlegens in die Briefbehälter gerollt werden müssen.

Zur Benutzung der Rohrpost sind besondere, den Erfordernissen des Betriebs entsprechende gestempelte Briefumschläge und Postkarten auf hellrotem Papier hergestellt und bei allen hießigen Post- bz. Telegraphenämter, sowie bei den amtlichen Verkaufsstellen für Postwertzeichen zum Betrage des Wertstempels käuflich zu haben. Eine Verpflichtung zur Verwendung dieser Briefumschläge und Postkarten besteht zwar nicht; jedoch ist im Interesse des pünktlichen Betriebs diese Verwendung dringend zu raten. Soweit die gestempelten Umschläge oder Karten für die Rohrpost vom Absender nicht benutzt werden, muß derselbe die zur Versendung mit der Rohrpost bestimmten Briefe und Postkarten auf der Vorderseite oben links mit der deutlichen und zu unterstreichenden Bezeichnung "Rohrpost" versehen. Die Bestellung der Rohrpostsendungen erfolgt durch Eilboten. Die im Voraus zu entrichtende Gebühr für die Beförderung und Bestellung der Rohrpostsendungen beträgt:

a) für Briefe 30 Pfennig,
b) für Postkarten 25 Pfennig.

Soweit die besonderen gestempelten Umschläge oder Karten nicht verwendet werden, müssen die mit der Rohrpost zu befördernden Sendung vom Absender mit dem zur Darstellung oder Ergänzung des Wertbetrags von 30 bz. 25 Pfennig erforderlichen Postfreimarken beklebt sein. Unfrankierte bz. ungenügend frankierte oder sonst zur Beförderung mit der Rohrpost nicht geeignete Sendungen werden wie gewöhnliche Stadtpostsendungen behandelt. Die Beförderung der Rohrpostsendungen erfolgt täglich in der Zeit zwischen 8 Uhr Vormittags und 9 Uhr Abends in viertelstündigen Zeiträumen vermittels der zwischen den Rohrpostämtern laufenden Rohrpostzügen, und von den Bestellungsämtern ab durch besondere Boten. Rohrpostsendungen können in Berlin bei allen Post- bz. Telegraphenämtern eingeliefert, auch in jeden Postbriefkasten gelegt werden; es empfiehlt sich jedoch, falls an einer beschleunigteren Beförderung gelegen ist, die Sendung bei einem Rohrpostamte einzuliefern.

Die nachbezeichneten Verkehrsanstalten in Berlin haben Rohrpostverbindungen: a) das Haupt-Telegraphenamt, Französische Straße 33 b/c (Rohrpostamt); b) das Postamt 53 in der Seydelstraße 11 (Rohrpostamt 2); c) das Postamt 42 in der Ritterstraße 26 (mit dem Rohrpostamt 3 in der Ritterstraße 7 verbunden); d) das Postamt 13 in der Neuenburger Straße (Rohrpostamt 4); e) das Postamt 41 in der Mauerstraße 69 (Rohrpostamt 5); f) das Telegraphenamt am Potsdammer Thor (Rohrpostamt 6); g) das Telegraphenamt am Brandenburger Thor (Rohrpostamt 7); h) das Postamt 30 in der verlängerten Genthiner Straße 27 (Rohrpostamt 8); i) das Telegraphenamt im Börsengebäude (Rohrpostamt 9); k) das Postamt 24 in der Oranienburger Straße 35/36 (Rohrpostamt 10); l) das Postamt 54 in der Lothringer Straße 61 (Rohrpostamt 11); m) das Postamt 43 in der Neuen Königstraße 70 (Rohrpostamt 12); n) das Hof-Postamt in der Königstraße (Rohrpostamt 13); o) das Postamt 55 in der Invalidenstraße 70a (Rohrpostamt 14); p) das Postamt 27 in der Wallnerstraße 10 (Rohrpostamt 15).


1876 26.12 Rohrpost in Berlin Amtsbl.96/266 S. 547


Die Rohrpost in Berlin wird von jetzt ab auch für Briefe und Postkarten, welche nach Orten außerhalb Berlins gerichtet sind, auf Verlangen der Absender in der Weise nutzbar gemacht werden, dass die Sendungen bis zu demjenigen Rohrpostamt, welches dem betreffenden Bahnhofe zunächst belegen ist, mittelst der Rohrpost befördert und dann durch besondere Boten unmittelbar den betreffenden Bahnposten zugeführt werden.

Die in solcher Weise zu befördernden Briefe und Postkarten müssen, insofern nicht die für die Rohrpost hergestellten besonderen Briefumschläge bzw. Postkarten verwendet werden, mit einem das Verlangen der Beförderung mit der Rohrpost ausdrückenden Vermerke versehen sein. Im Übrigen müssen sie den für Rohrpostsendungen bestehenden Bestimmungen entsprechen, insbesondere auch vom Absender außer mit dem gewöhnlichen Porto noch mit der Gebühr von 30 bz. 25 Pf. für die Rohrpostbeförderung frankiert werden.

Bei der Bestimmungs-Postanstalt werden streckenweise mit der Rohrpost beförderten Briefe etc. in Bezug auf die Bestellung und sonstige Behandlung den gewöhnlichen Briefen gleichgeachtet. Die etwa darunter befindlichen Eilbriefe sind am Bestimmungsort durch Eilboten zu bestellen. Den Eilbriefzettel hat nicht das Aufgabebeamte, sonder die Bahnpost beizufügen.




1877 03.03 Benutzung der Rohrpost in Berlin – für Briefe etc. von außerhalb Amtsbl.15/51 S. 65


Nachstehende Bekanntmachung ist durch die Zeitungen veröffentlicht worden und wird den Verkehrsanstalten zur Kenntnisnahme und Beachtung mit der Veranlassung mitgeteilt: Abschrift der Bekanntmachung durch Aushang an den Schalterstellen zur allgemeinen Kenntnis zu bringen.

Die Rohrpost in Berlin soll fortan auch für Briefe und Postkarten von außerhalb in der Weise nutzbar gemacht werden, daß auf Verlangen der Absender die betreffenden Briefe und Postkarten sofort nach ihrem Eingang in Berlin mittelst der Rohrpost demjenigen Rohrpostamt zugeführt werden, in dessen Bezirk die Wohnung des Empfängers belegen ist, wonächst die Bestellung der Sendung ohne Verzug durch besonderen Boten erfolgt. Vermittelst der Rohrpost wird gegenwärtig die schnellste Besorgung der Sendung innerhalb Berlins erzielt, so daß deren Benutzung auch der Bestellung durch Eilboten in der Regel vorzuziehen ist. Die für die Rohrpost bestimmten Sendungen von außerhalb, welche in Berlin in der Zeit eingehen, während welcher der Rohrpostdienst ruht, werden den Empfängern durch Eilboten überbracht.

Die mit der Rohrpost zu befördernden Briefe dürfen in der Länge 12 1/2 Zentimeter, in der Breite 8 Zentimeter und im Gewicht 10 Gramm nicht übersteigen. Der Verschluss ist mittelst Gummi, Oblaten etc. - nicht mit Siegellack - herzustellen. Seife oder zerbrechliche Gegenstände dürfen in Rohrpostbriefen nicht eingelegt werden. Die Sendungen sind, falls nicht etwa die für die Rohrpost in Berlin hergestellten und nur hier verkäuflichen besonderen Briefumschläge bzw. Postkarten benutzt werden, auf der Vorderseite oben links mit der deutlichen und zu unterstreichenden Bezeichnung "Rohrpost" zu versehen. Außer mit dem gewöhnlichen Porto müssen die Briefe und Postkarten mit der Gebühr von 30 bz. 25 Pf. für die Rohrpostbeförderung frankiert werden. Der General-Postmeister


1877 12.04 Einführung von Rohrpostkarten mit bezahlter Antwort Amtsbl.22/71 S. 105


Nachstehende Bekanntmachung ist durch die Zeitung veröffentlicht worden und wird den Verkehrsanstalten zur Beachtung mit der Veranlassung mitgeteilt: Abschrift der Bekanntmachung durch Aushang an den Schalterstellen zur allgemeinen Kenntniss zu bringen:

Bekanntmachung betreffend die Einführung von Rohrpostkarten mit bezahlter Antwort.

Mit der Rohrpost in Berlin können vom 20.April ab auch Postkarten mit bezahlter Antwort befördert werden. Die zu diesem Behufe hergestellten Doppelkarten sind vom bezeichneten Tage ab bei allen Post- bz. Telegraphenämtern, sowie bei den amtlichen Verkaufsstellen, zum Betrage des Wertstempels von 50 Pfennig käuflich zu haben.

Die Einführung der Rohrpostkarten mit bezahlter Antwort gilt einstweilen als Versuch. Falls daraus im Hinblick auf die Eigenthümlichkeit des Rohrpostdienstes Unzuträglichkeiten entstehen sollten, bleibt die Zurückziehung vorbehalten.

Der General-Postmeister
 
Werner Steven (RIP) Am: 12.10.2013 12:30:31 Gelesen: 1111547# 910 @  
1885 Rohrpost-Betriebs-Ordnung

Wer bitte kann die Betriebs-Ordnung einstellen



1903 06.08 Rohrpostordnung für Berlin ZBL S. 598

Auf Grund des §.50 des Gesetztes über das Postwesen vom 28.Oktober 1871 wird für den Verkehr innerhalb des Rohrpostbezirks nachstehende Rohrpostordnung erlassen:

§ 1 Umfang des Rohrpostbezirks Berlin
Der Rohrpostbezirk Berlin umfaßt die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg, Friedenau, Halensee, Plötzensee, Nixdorf, Schöneberg, Westend innerhalb des Charlottenburger Gemeindebezirks und Wilmersdorf.

§ 2 Benutzung der Rohrpost
Zur Beförderung als Rohrpostsendung sind unter den nachfolgenden Bestimmungen zulässig: 1. Briefe, 2. Postkarten, und 3. Postkarten mit Antwort.
Die Verwaltung hat das Recht, die Rohrpost zeitweise ganz oder zum Teil für alle oder gewisse Gattungen von Sendungen zu schließen.

§ 3 Allgemeine Bestimmungen
Die Bestimmungen der jeweilig gültigen Postordnung hinsichtlich
1. der gewöhnlichen Briefe und Postkarten;
2. der Außerkurssetzung, der Bareinlösung, des Umtausches von Postwertzeichen sowie hinsichtlich des Verbots der Verwendung ausgeschnittener Frankostempel finden auch auf Rohrpostsendungen Anwendung, soweit nachstehend nicht besondere Bestimmungen getroffen sind.

§ 4 Gewicht und Beschaffenheit der Rohrpostsendungen
Das Meistgewicht für Rohrpostbriefe beträgt 20 Gramm. Rohrpostbriefe dürfen 12,5 cm in der Länge und 8 cm in der Breite nicht überschreiten. Aufklebungen auf der Rückseite der Postkarten sind nur mit den durch §.8 I festgesetzten Ausnahmen zulässig.

§ 5 Kennzeichnung der Rohrpostsendungen
Rohrpostsendungen müssen, sofern nicht die gestempelten Formulare zu Rohrpostumschlägen und Rohrpostkarten (§.15) verwendet werden, auf der Vorderseite am oberen Rande mit der deutlichen, zu unterstreichenden Bezeichnung "Rohrpost" versehen sein.

§ 6 Aufschrift der Rohrpostsendung
In der Aufschrift der Rohrpostsendung ist die Wohnung des Empfängers genau zu bezeichnen.

§ 7 Gebühren für die Rohrpostsendungen
Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirks beträgt:
1. für Rohrpostbriefe 30 Pf.
2. für Rohrpostkarten 25 "
3. für Rohrpostkarten mit bezahlter Antwort 50 "
Für unzureichend frankierte Rohrpostsendungen wird der einfache Betrag des fehlenden Gebührenteils (Ergänzungsgebühr) und daneben eine Zuschlaggebühr von 10 Pf. erhoben.

§ 8 Von der Rohrpostbeförderung ausgeschlossenen Gegenstände
I von der Rohrpostbeförderung werden ausgeschlossen:
1. Sendungen, welche Geldstücke oder sonstige steife oder zerbrechliche Gegenstände enthalten, mit Siegellack verschlossen sind oder in die zur Beförderung dienenden Büchsen nicht eingelegt werden können, ohne Schaden zu nehmen, oder welche bei der Verpackung und Beförderung Schwierigkeiten bereiten;
2. unfrankierte Sendungen;
3. unzureichend frankierte Sendungen, die nur streckenweise mit der Rohrpost befördert werden sollen (§.16 II);
4. Wert-, Einschreib- und Nachnahmesendungen;
5. Briefe mit Zustellurkunde.
II Durch die Briefkasten aufgelieferten Sendungen, die als Rohrpostsendungen bezeichnet, jedoch nach vorstehenden Bestimmungen von der Rohrpostbeförderung ausgeschlossen sind, werden, soweit es nach den Vorschriften der Postordnung angängig ist und soweit die Bestimmungen in §.16 II und III dem nicht entgegenstehen, wie durch Eilboten zu bestellende Sendungen behandelt.

§ 9 Ort der Einlieferung
I Rohrpostsendungen sind bei den mit Rohrpostbetrieb ausgestatteten Post- und Telegraphenanstalten mittelst der in den Schaltervorräumen befindlichen besonderen Briefkästen oder Einwürfe für Rohrpostsendungen und, wenn solche Einwürfe nicht vorhanden sind, an der Annahmestelle aufzuliefern.
II Rohrpostsendungen können auch den Telegraphen- und Rohrpostboten bei der Bestellung von Rohrpostsendungen und Telegrammen zur Besorgung der Auflieferung übergeben werden. Für die Mitnahme von Rohrpostsendungen durch die Boten kommt eine besondere Gebühr nicht zur Erhebung.
III Rohrpostsendungen können ferner bei den innerhalb des Rohrpostbezirks gelegenen Post- und Telegraphenanstalten ohne Rohrpostbetrieb eingeliefert werden. Ein Recht, die Beförderung derartiger Sendungen durch besondere Boten nach der nächsten Rohrpostbetriebsstelle zu beanspruchen, besteht jedoch nicht. Das gleiche gilt von den in den gewöhnlichen Postbriefkasten vorgefundenen Rohrpostsendungen.

§ 10 Zeit der Einlieferung
I Die Einlieferung bei den Rohrpostbetriebsstellen muß während der Schalterdienststunden geschehen.
II Die Schalterdienststunden für den Rohrpostverkehr beginnen in der Zeit vom 1. April bis 30.September um 7 Uhr morgens, in der Zeit vom 1.Oktober bis 31.März um 8 Uhr morgens und dauern während des ganzen Jahres bis 10 Uhr abends. Eine Beschränkung der Dienststunden an den Sonn- und Feiertagen tritt nicht ein.
III Als Schlußzeit für die Einlieferung gilt in der Regel eine Frist von drei Minuten vor dem planmäßigen Abgange des Rohrpostzuges.
IV Falls die ordnungsmäßige Bearbeitung der Rohrpostsendungen innerhalb der vorbezeichneten Frist wegen besonderer örtlicher Verhältnisse nicht ausführbar sein sollte, so können die Schlußzeiten angemessen verlängert werden. Das gleiche gilt im Einzelfalle bei gleichzeitiger Einlieferung größerer Mengen von Rohrpostsendungen durch denselben Absender.
V Die in den Schaltervorräumen der Post- und Telegraphenanstalten mit Rohrpostbetrieb befindlichen Briefkasten für Rohrpostsendungen werden vor Eintritt der Schlußzeit eines jeden Rohrpostzugs geleert.
VI Rohrpostsendungen, welche nach Schluß der Schalterdienststunden zur Abgabe gelangen, werden, sofern sie den Bestimmungen der Postordnung entsprechen, nach Maßgabe dieser wie durch Eilboten zu bestellende Sendung behandelt.

§ 11 Leitung der Rohrpostsendungen
Auf welchem Wege und an welches Bestellungsamt die Rohrpostsendungen zu leiten sind, wird von der Postbehörde bestimmt.

§ 12 Bestellung der Rohrpostsendungen
I Rohrpostsendungen werden dem Empfänger nach der Ankunft bei der Bestimmungs-Rohrpostbetriebsstelle durch besonderen Boten zugestellt.
II Rohrpostsendungen, die mit richtiger Aufschrift versehen sind, und deren Bestellung versucht, aber aus irgend einem Grunde bis zum Schlusse der Rohrpostbestellung nach den Bestimmungen der Postordnung über die Bestellung und Aushändigung der gewöhnlichen Briefsendungen sich nicht mehr ermöglichen lassen, können während des Schlusses der Schalterstunden (während der Nacht) bei derjenigen Anstalt abgeholt werden, welche auf dem an der Tür usw. des Empfängers vom Boten zurückgelassenen Benachrichtigungszettel angegeben ist. Nicht abgeholte Rohrpostsendungen werden am nächsten Morgen durch besonderen Boten bestellt.

§ 13 Aushändigung von postlagernden Rohrpostsendungen
Rohrpostsendungen mit dem Vermerk "Postlagernd", jedoch ohne Angabe der Anstalt, bei welcher die Sendung lagern soll, werden in Berlin bei Hof-Postamt, in Charlottenburg, Nixdorf und Schöneberg bei den Postämtern Nr.1 und in Wilmersdorf bei dem Postamt in Wilmersdorf aufbewahrt.

§ 14 Nachsendung und Behandlung unbestellbarer Rohrpostsendungen
I Die Nachsendung sowie die Rücksendung der Rohrpostsendungen erfolgt innerhalb des Rohrpostbezirks mittelst Rohrpost und ohne Ansatz einer weiteren Gebühr. Bei der Nachsendung, Rücksendung oder weiteren Versendung nach Orten außerhalb des Rohrpostbezirks wird noch das gesetzliche Porto für den Fernverkehr oder die postordnungsmäßige Gebühr für den Orts- oder Nachbarortsverkehr in Ansatz gebracht.
II Nachgesandte, zurückgesandte oder weiter gesandte Rohrpostsendungen werden innerhalb des Rohrpostbezirks auch hinsichtlich der Bestellung als Rohrpostsendung behandelt.

§ 15 Verkauf von Rohrpostbriefumschlägen und Rohrpostkarten
Rohrpostbriefumschläge und Rohrpostkarten werden zum Nennwert des Stempels an das Publikum abgelassen und können innerhalb des Rohrpostbezirks außer bei den Post- und Telegraphenanstalten auch bei den amtlichen Verkaufsstelle bezogen werden.

§ 16 Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen
I Zur Beförderung mit der Rohrpost geeignete, im übrigen postordnungsmäßig beschaffene Briefe und Postkarten, deren Aufgabe- und Bestimmungsort außerhalb des Rohrpostbezirks liegt, könne auf Verlangen der Absender streckenweise mit der Rohrpost befördert werden.
II Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen müssen frankiert werden; dem gesetzlichen Porto oder der postordnungsmäßigen Gebühr tritt die nach §.7 für die Rohrpostbeförderung zu erhebenden Gebühr hinzu. Unfrankierte oder unzureichend frankierte Sendungen dieser Art werden wie gewöhnliche Briefsendungen behandelt.
III Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen, die an Empfänger innerhalb des Rohrpostbezirks gerichtet sind, werden hinsichtlich der Bestellung nach §.12 behandelt. Sind derartige Sendungen an Empfänger außerhalb des Rohrpostbezirks gerichtet, so werden sie am Bestimmungsorte nur dann durch Eilboten bestellt, wenn die Eilbestellung nach Maßgabe der Postordnung ausdrücklich verlangt ist. Die Gebühr hierfür tritt den Sätzen unter §.16 II hinzu, doch ist ihre Vorausbezahlung nicht erforderlich.

Berlin, W 66, den 6.August 1903 Der Reichskanzler In Vertretung: Kraetke
Der Reichspostminister Giesberts
 
Schmuggler Am: 12.10.2013 12:45:47 Gelesen: 1111541# 911 @  
@ Werner Steven [#910]

Die möglichen Rohrpost-Ordnungen von 1874 und 1877 sind bisher nicht bekannt geworden

Die Rohrpost-Ordnungen von 1885 und 1893 wurden in der Vergangenheit inhaltlich bereits hier besprochen. Komplett sind sie sehr umfangreich und nicht "einfach so" hier einzustellen.

Kurz: Die Strukturen stehen zumindest bis 1933 - unklar sind, wie in einigen Beiträgen angeklungen, einige Details, wie z. B. um den 1.10.1920 herum.

Könnten Sie bitte ergänzen?!
 
Werner Steven (RIP) Am: 12.10.2013 13:27:54 Gelesen: 1111527# 912 @  
1909 30.01 Rohrpostordnung für Berlin ZBL S. 22
mit eingearbeiteten Änderungen

Auf Grund des §.50 des Gesetztes über das Postwesen vom 28.Oktober 1871 wird für den Verkehr innerhalb des Rohrpostbezirks nachstehende Rohrpostordnung erlassen:

§ 1 Umfang des Rohrpostbezirks Berlin
Der Rohrpostbezirk Berlin umfaßt die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg, Friedenau, Halensee, Plötzensee, Nixdorf, Schöneberg, Westend, Wilmersdorf sowie a) vom Bestellbezirk des Postamts in Boxhagen-Rummelsburg 1 den Teil innerhalb der Ringbahn, b) vom Bestellbezirk der Postagentur in Treptow bei Berlin die Grundstücke Treptower Chausee 15 bis 18.
1.07.22 Der § 2 wird § 1; aus § 1 wird § 2.
1.07.22 "§ 1 Benutzung der Rohrpost — Die dem allgemeinen Verkehr geöffneten Rohrpostbetriebsstellen von Groß-Berlin sind durch ein Rohrpostnetz miteinander verbunden und bilden mit ihren Ortszustellbezirken den Rohrpostbezirk Berlin. Die Erweiterung des Rohrpostnetzes und die Einrichtung neuer Rohrpostbetriebsstellen erfolgt nach Maßgabe der Bedürfnisse durch die Reichs-Postverwaltung.

§ 2 Benutzung der Rohrpost

Zur Beförderung als Rohrpostsendung sind unter den nachfolgenden Bestimmungen zulässig:
1. Briefe,
2. Postkarten, und
1.04.21 “3. Postkarten mit Antwort”. — Die Verwaltung hat das Recht, die Rohrpost zeitweise ganz oder zum Teil für alle oder gewisse Gattungen von Sendungen zu schließen.
1.07.22 "§ 2 Umfang des Rohrpostbezirks Berlin — Zur Beförderung als Rohrpostsendung sind unter den nachfolgenden Bestimmungen zulässig: 1) Briefe, 2) Postkarten, die innerhalb Groß-Berlins aufgeliefert werden oder nach Groß-Berlin gerichtet sind und wenigstens streckenweise mit der Rohrpost befördert werden. — Die Verwaltung hat das Recht, die Rohrpost zeitweise ganz oder zum Teil für alle oder gewisse Gattungen von Sendungen zu schließen.

§ 3 Allgemeine Bestimmungen
Die Bestimmungen der jeweilig gültigen Postordnung hinsichtlich
1. der gewöhnlichen Briefe und Postkarten;
2. der Außerkurssetzung, der Bareinlösung, des Umtausches von Postwertzeichen sowie hinsichtlich des Verbots der Verwendung ausgeschnittener Frankostempel
1.07.22 2. des Verkaufs von Postwertzeichen — finden auch auf Rohrpostsendungen Anwendung, soweit nachstehend nicht besondere Bestimmungen getroffen sind.

§ 4 Gewicht und Beschaffenheit der Rohrpostsendungen

Das Meistgewicht für Rohrpostbriefe beträgt 20 Gramm. Rohrpostbriefe dürfen 12,5 cm in der Länge und 8 cm in der Breite nicht überschreiten. Aufklebungen auf der Rückseite der Postkarten sind nur mit den durch §. 8 I festgesetzten Ausnahmen zulässig.

§ 5 Kennzeichnung der Rohrpostsendungen

Rohrpostsendungen müssen, sofern nicht die gestempelten Formulare zu Rohrpostumschlägen und Rohrpostkarten (§.15) verwendet werden, auf der Vorderseite am oberen Rande mit der deutlichen, zu unterstreichenden Bezeichnung "Rohrpost" versehen sein.

§ 6 Aufschrift der Rohrpostsendungen

In der Aufschrift der Rohrpostsendung ist die Wohnung des Empfängers genau zu bezeichnen.

§ 7 Gebühren für die Rohrpostsendungen

Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirks beträgt im Frankierungsfalle:

Bei unfrankierten Rohrpostsendungen tritt eine Zuschlaggebühr von 10 Pf. hinzu.
Bei unzureichend frankierte Rohrpostsendungen wird der einfache Betrag des fehlenden Gebührenteils (Ergänzungsgebühr) und daneben eine Zuschlaggebühr von 10 Pf. erhoben. Portopflichtige Dienstbriefe werden mit Zuschlaggebühr nicht belegt.
6.05.1920 neue Fassung:
" I Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirks beträgt: [siehe Tabelle]
II Für nicht oder unzureichend freigemachte Rohrpostsendungen wird das Doppelte des Fehlbetrags, für gebührenpflichtige Dienstbriefe und Postkarten, wenn sie als solche durch die vorgeschriebene Bezeichnung erkennbar gemacht sind, der einfache Fehlbetrag nebst einem Zuschlag von 10 Pfennig nacherhoben. Die nachzuerhebenden Beträge werden auf eine durch 5 teilbare Pfennigsumme nach oben abgerundet."
1.04.1921 neue Fassung:
" I Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirks beträgt: [siehe Tabelle]
II Die Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten sind vollständig freizumachen. Ist dies nicht geschehen, so wird für nicht- oder unzureichend freigemachte Rohrpostsendungen das Doppelte des Fehlbetrags, für gebührenpflichtige Dienstpostkarten und -briefe, wenn sie als solche durch eine vom Reichspostminister festzustellende Bezeichnung erkennbar gemacht sind, der einfache Fehlbetrag nebst einem Zuschlag von 30 Pfennig nacherhoben."
1.01.1922] neue Fassung:
" I Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirks beträgt: [siehe Tabelle]
II Die Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten sind vollständig freizumachen. Ist dies nicht geschehen, so wird für nicht- oder unzureichend freigemachte Rohrpostsendungen das Doppelte des Fehlbetrags, mindestens ein Betrag von 50 Pfennig, für nicht freigemachte gebührenpflichtige Dienstpostkarten und -briefe, wenn sie als solche durch eine vom Reichspostminister festzustellende Bezeichnung erkennbar gemacht sind, die einfache Gebühr nebst einem Zuschlag von 30 Pfennig nacherhoben."
1.07.1922 neue Fassung:
" I Die Gebühr für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortsbestellbezirk des Bestimmungs-Postorts beträgt:
a) wenn Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß Berlin liegen,
b) wenn der Aufgabeort oder der Bestimmungsort außerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß Berlin liegen, [siehe in beiden Fällen die Tabelle]
1.10.22 neue Fassung:
" I Für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortsbestellbezirk des Bestimmungs-Postorts werden erhoben die Gebühr für die gewöhnliche Orts- oder Fernbriefsendungen gleicher Art nebst der Eilbestellgebühr für eine Briefsendung im Ortszustzellbezirk und ein Zuschlag für die Rohrpostbeförderung in Höhe der Gebühr für einen Ortsbrief oder für eine Ortspostkarte. Der sich bei der Berechnung ergebende Gesamtbetrag wird auf volle Mark nach ober abgerundet."
II Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen werden bei der Beförderung außerhalb des Rohrpostnetzes Berlin und bei der Bestellung an einen Bestimmungsort ohne Rohrpostbetriebststelle wie Eilsendungen behandelt. Die Gebühr für die Eilbestellung im Ortsbezirk ist in den Sätzen unter I mitenthalten, für die Zustellung im Landbestellbezirk wird daneben der Unterschied zwischen den Gebührensätzen für die Orts- und für die Landbestellung nach der Postordnung (§ 22,V) erhoben.
III Die Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten sind vollständig freizumachen. Ist dies nicht geschehen, so wird für nicht- oder unzureichend freigemachte private Rohrpostsendungen das Doppelte des Fehlbetrags, mindestens ein Betrag von 50 Pfennig, gebührenpflichtige Dienstsendungen, sofern sie als solche durch eine vom Reichspostminister festzustellende Bezeichnung erkennbar gemacht sind, die einfache Gebühr nebst einem Zuschlag von 30 Pfennig nacherhoben. Die nachzuerhebenden Beträge werden auf eine durch 10 teilbare Pfennigsumme nach oben abgerundet. [aufgerundet]"
15.11.22 neue Fassung:
III Die Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten sind vollständig freizumachen. Ist dies nicht geschehen, so wird für nicht- oder unzureichend freigemachte Rohrpostsendungen das Doppelte des Fehlbetrags, mindestens ein Betrag von 50 Pfennig, für nichtfreigemachte gebührenpflichtige Dienstsendungen, wenn sie als solche durch eine vom Reichspostminister festzustellende Bezeichnung erkennbar gemacht sind, die einfache Gebühr nebst einem Zuschlag von 30 Pfennig nacherhoben. Die nachzuerhebenden Beträge werden auf eine durch 10 teilbare Pfennigsumme nach oben abgerundet. [aufgerundet]"
14.02.23 neue Fassung
III Die Rohrpostsedungen sind vollständig freizumachen. Für die Festsetzung der Nachgebühr bei nicht- oder unzureichend freigemachte Rohrpostsendungen gelten die Bestimmungen des Gesetzes über Postgebühren vom 19.Dezember 1921 nebst den auf Grund diese Gestzes ergangenen Verordnungen.

§ 8 Von der Rohrpostbeförderung ausgeschlossenen Gegenstände
I Von der Rohrpostbeförderung werden ausgeschlossen:
1 Sendungen, welche Geldstücke oder sonstige steife oder zerbrechliche Gegenstände enthalten, mit Siegellack verschlossen sind oder in die zur Beförderung dienenden Büchsen nicht eingelegt werden können, ohne Schaden zu nehmen, oder welche bei der Verpackung und Beförderung Schwierigkeiten bereiten;
2 Wert-, Einschreib- und Nachnahmesendungen;
3 Briefe mit Zustellurkunde.;
1.07.22 anfügen: "4 Sendungen, deren Bestimmungsort außerhalb des Reichs-Postgebiets liegt."
II Durch die Briefkasten aufgelieferten Sendungen, die als Rohrpostsendungen bezeichnet, jedoch nach vorstehenden Bestimmungen von der Rohrpostbeförderung ausgeschlossen sind, werden, soweit es nach den Vorschriften der Postordnung angängig ist, wie durch Eilboten zu bestellende Sendungen behandelt.

§ 9 Ort der Einlieferung

I Rohrpostsendungen sind bei den mit Rohrpostbetrieb ausgestatteten Post- und Telegraphenanstalten mittelst der in den Schaltervorräumen befindlichen besonderen Briefkästen oder Einwürfe für Rohrpostsendungen und, wenn solche Einwürfe nicht vorhanden sind, an der Annahmestelle aufzuliefern.
II Rohrpostsendungen können auch den Telegraphen- und Rohrpostboten bei der Bestellung von Rohrpostsendungen und Telegrammen zur Besorgung der Auflieferung übergeben werden. `Für die Mitnahme von Rohrpostsendungen durch die Boten kommt eine besondere Gebühr nicht zur Erhebung.'
1.07.22 zweiten Satz ersetzen "Für die Mitnahme von Rohrpostsendungen durch diese Boten wird eine Zuschlaggebühr von 75 Pfennig für jede Sendung erhoben. Die anderweitige Mitnahme regelt sich nach den Bestimmungen der Postordnung (§ 29), wobei die Rohrpostsendungen als gewöhnliche Briefsendungen gelten."
15.11.22 zweiten Satz ersetzen "Für die Mitnahme von Rohrpostsendungen durch diese Boten wird eine Zuschlaggebühr für jede Sendung erhoben, wie sie für die Mitnahme von Telegrammen durch den Telegraphenboten und die Landbesteller im $ 4,V der Telegraphenordnung festgesetzt ist."
III Rohrpostsendungen können ferner bei den innerhalb des Rohrpostbezirks gelegenen Post- und Telegraphenanstalten ohne Rohrpostbetrieb eingeliefert werden. Ein Recht, die Beförderung derartiger Sendungen durch besondere Boten nach der nächsten Rohrpostbetriebsstelle zu beanspruchen, besteht jedoch nicht. Das gleiche gilt von den in den gewöhnlichen Postbriefkasten vorgefundenen Rohrpostsendungen.

§ 10 Zeit der Einlieferung
I Die Einlieferung bei den Rohrpostbetriebsstellen muß während der Schalterdienststunden geschehen.
II Die Schalterdienststunden für den Rohrpostverkehr beginnen in der Zeit vom 1. April bis 30.September um 7 Uhr morgens, in der Zeit vom 1.Oktober bis 31.März um 8 Uhr morgens und dauern während des ganzen Jahres bis 10 Uhr abends. Eine Beschränkung der Dienststunden an den Sonn- und Feiertagen tritt nicht ein.
1.04.1921 neue Fassung:
" II Die Schalterdienststunden für den Rohrpostverkehr werden nach den Verhältnissen der Postbezirke festgesetzt und durch Anschläge bekanntgemacht."
III Als Schlußzeit für die Einlieferung gilt in der Regel eine Frist von drei Minuten vor dem planmäßigen Abgange des Rohrpostzuges.
IV Falls die ordnungsmäßige Bearbeitung der Rohrpostsendungen innerhalb der vorbezeichneten Frist wegen besonderer örtlicher Verhältnisse nicht ausführbar sein sollte, können die Schlußzeiten angemessen verlängert werden. Das gleiche gilt im Einzelfalle bei gleichzeitiger Einlieferung größerer Mengen von Rohrpostsendungen durch denselben Absender.
V Die in den Schaltervorräumen der Post- und Telegraphenanstalten mit Rohrpostbetrieb befindlichen Briefkasten für Rohrpostsendungen werden vor Eintritt der Schlußzeit eines jeden Rohrpostzugs geleert.
VI Rohrpostsendungen, welche nach Schluß der Schalterdienststunden zur Abgabe gelangen, werden, sofern sie den Bestimmungen der Postordnung entsprechen, nach Maßgabe dieser wie durch Eilboten zu bestellende Sendung behandelt.

§ 11 Leitung der Rohrpostsendungen
Auf welchem Wege und an welches Bestellungsamt die Rohrpostsendungen zu leiten sind, wird von der Postbehörde bestimmt.
§ 12 Bestellung der Rohrpostsendungen
I Rohrpostsendungen werden dem Empfänger nach der Ankunft bei der Bestimmungs-Rohrpostbetriebsstelle durch besonderen Boten zugestellt.
II Rohrpostsendungen, die mit richtiger Aufschrift versehen sind, und deren Bestellung versucht, aber aus irgend einem Grunde bis zum Schlusse der Rohrpostbestellung nach den Bestimmungen der Postordnung über die Bestellung und Aushändigung der gewöhnlichen Briefsendungen sich nicht mehr ermöglichen lassen, können während des Schlusses der Schalterstunden (während der Nacht) bei derjenigen Anstalt abgeholt werden, welche auf dem an der Tür usw. des Empfängers vom Boten zurückgelassenen Benachrichtigungszettel angegeben ist. Nicht abgeholte Rohrpostsendungen werden am nächsten Morgen durch besonderen Boten bestellt.

§ 13 Aushändigung von postlagernden Rohrpostsendungen

Rohrpostsendungen mit dem Vermerk "Postlagernd", jedoch ohne Angabe der Anstalt, bei welcher die Sendung lagern soll, werden in Berlin bei dem Briefpostamt, in den übrigen Orten mit mehreren Postämtern bei dem Postamte 1 des betreffenden Ortes aufbewahrt.

§ 14 Nachsendung und Behandlung unbestellbarer Rohrpostsendungen

I Nachzusendende und zurückzusendende Rohrpostsendungen werden innerhalb des Rohrpostbezirks hinsichtlich der Beförderung und Bestellung ohne Ansatz einer besonderen Gebühr wie sonstige Rohrpostsendungen behandelt.
II Rohrpostsendungen, die nach Orten außerhalb des Rohrpostbezirks nach-, zurück- oder weiterzusenden sind, werden bis zur Grenze des Rohrpostbezirks als Rohrpostsendungen, weiterhin als gewöhnliche Briefsendungen behandelt. (01.04.1921 ab hier gestrichen bis Satzende. `unter Nacherhebung des gesetzlichen Portos oder der postordnungsmäßigen Gebühr für den Orts- und Nachbarortsverkehr'.
1.07.22 neue Fassung:
"§ 14 Nachsendung und Behandlung unbestellbarer Rohrpostsendungen
Nachzusendende und zurückzusendende Rohrpostsendungen werden hinsichtliche der Beförderung und Bestellung ohne neuen Gebührenansatz wie sonstige Rohrpostsendungen behandelt. Bei einer Überschreitung des Geltungsbereichs der ursprünglichen Freigebühr wird nur der Unterschied zwischen den Gebührensätzen unter § 7 1a und 1b nacherhoben; nicht- oder unzureichend freigemachte Sendungen werden bei einer Nachsendung so behandelt, als ob sie von vornherein nach dem neuen Bestimmungsort gerichtet gewesen wären. 01.07.22 Die §§ 15 und 16 fallen weg.

§ 15 Verkauf von Rohrpostbriefumschlägen und Rohrpostkarten
Rohrpostbriefumschläge und Rohrpostkarten werden zum Nennwert des Stempels an das Publikum abgelassen und können innerhalb des Rohrpostbezirks außer bei den Post- und Telegraphenanstalten auch bei den amtlichen Verkaufsstelle bezogen werden.

§ 16 Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen

I Zur Beförderung mit der Rohrpost geeignete, im übrigen postordnungsmäßig beschaffene Briefe und Postkarten, könne auf Verlangen der Absender streckenweise mit der Rohrpost befördert werden, wenn
a) Aufgabe- oder Bestimmungsort innerhalb des Rohrpostbezirks liegen, oder
b) Aufgabe- und Bestimmungsort zwar außerhalb des Rohrpostbezirks liegen, aber wenigstens einer von beiden zum Ober-Postdirektionsbezirk Berlin gehört.
II Für streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen wird außer der Rohrpostgebühr (§.7) das gesetzlichen Porto und u.U. die postordnungsmäßigen Gebühr erhoben. `Für unfrankierte oder unzureichend frankierte Sendungen dieser Art wird der einfache Betrag der Gebühr oder des fehlenden Gebührenteils und daneben eine Zuschlaggebühr von 10 Pf. erhoben. 1.10.19 zweiter Satz gestrichen.
III Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen, die an Empfänger innerhalb des Rohrpostbezirks gerichtet sind, werden hinsichtlich der Bestellung nach §.12 behandelt. Sind derartige Sendungen an Empfänger außerhalb des Rohrpostbezirks gerichtet, so werden sie am Bestimmungsorte nur dann durch Eilboten bestellt, wenn die Eilbestellung nach Maßgabe der Postordnung ausdrücklich verlangt ist. Die Gebühr hierfür tritt den Sätzen unter §.16 II hinzu, doch ist ihre Vorausbezahlung nicht erforderlich.
1.04.21 Absatz III gestrichen, Absatz II neue Fassung:
"II Für streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen wird die Rohrpostgebühr nach § 7 erhoben. Bei der Beförderung außerhalb des Rohrpostbezirks und bei der Bestellung an einem Bestimmungsort ohne Rohrpostbetriebsstelle werden solche Sendungen wie Eilsendungen behandelt, ohne daß hierfür eine Gebühr (150 Pf) zu entrichten ist. Bei Sendungen nach Orten ohne Postanstalt ist jedoch der Mehrbetrag für die Eilbestellung nach der Postordnung (§ 22,V) vom Absender zu entrichten."

Berlin, W 66, den 30.Januar 1909 Der Reichskanzler In Vertretung: Kraetke

1919 26.09 Änderung der Rohrpostordnung ab 01.10.1919 RGB S.1755
1920 30.04 Änderung der Rohrpostordnung ab 06.05.1920 RGB S. 843
1921 22.03 Änderung der Rohrpostordnung ab 01.04.1921 RGB S. 246
Die Gebühren für Rohrpostkarten und Rohrpostbriefe enthalten zugleich die Vergütung für die amtlich ausgegebenen Vordrucke. Ein Zuschlag für diese Vordrucke wird nicht erhoben.
Rohrpostsendungen, die teilweise außerhalb des Rohrpostnetzes zu befördern sind, unterliegen auch im Fernverkehr keiner weiteren Gebühr. Sie sind wie Eilsendungen zu behandeln. In den Gebührensätzen ist die Orts-Eilbestellgebühr enthalten. Bei Eilbestellung nach Landorten ohne Postanstalt ist der Mehrbetrag (der Unterschied zwischen dem Orts-Eilbestellgeld und der festen Land-Eilbestellgebühr für Briefe) vom Absender zu erheben. Ist die Vorausbezahlung durch den Absender unterblieben, so ist der Unterschied zwischen dem Orts-Eilbestellgeld von 150 Pf und den wirklich erwachsenen Botenkosten vom Empfänger einzuziehen.

1921 22.12 Änderung der Rohrpostordnung ab 01.01.1922 Amtsbl. 47/96 S. 246(RGB S.1603)
Auf Grund des Artikels 88 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11 August 1919 (RGB S.1383) wird die Rohrpostordnung für Berlin vom 30.Januar 1909 mit der Änderung vom 22.März 1921 mit Zustimmung des Reichsrats wie folgt geändert:
der § 7 erhält folgende Fassung:
"Die Gebühr für die Beförderung und die Bestellung innerhalb des Rohrpostbezirks beträgt:
für die Rohrpostkarte 4 Mark 50 Pfennig
für den Rohrpostbrief 5 Mark 50 Pfennig
Die Rohrpostkarten und Rohrpostbriefe sind vollständig freizumachen. Ist dies nicht geschehen, so wird für nicht- oder unzureichend freigemachte Rohrpostsendungen das Doppelte des Fehlbetrags, mindestens aber ein Betrag von 50 Pfennig, für nicht freigemachte gebührenpflichtige Dienstpostkarten und -briefe, wenn sie als solche durch eine vom Reichspostminister festzusetzende Bezeichnung erkennbar gemacht sind, die einfache Gebühr, nebst einem Zuschlag von 30 Pfennig nacherhoben.

Berlin, den 22. Dezember 1921 Der Reichspopstminister Giesberts
 
Werner Steven (RIP) Am: 12.10.2013 14:12:44 Gelesen: 1111504# 913 @  
1922 07.06 Änderung der Rohrpostordnung ab 1.07.1922 Amtsbl. 24/59 S. 112
Auf Grund des Artikels 88 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11 August 1919 (RGB S.1383) wird die Rohrpostordnung für Berlin vom 30.Januar 1909 nebst Änderung mit Zustimmung des Reichsrats wie folgt geändert:
1. Der § 2 wird mit § 1 vertauscht, erhält also die Bezeichnung "§ 1". Dann ist im ersten Absatzhinter "2. Postkarten" der Punkt durch einen Beistrich zu ersetzen und in der neuen Zeile fortzufahren: die innerhalb Groß-Berlins aufgeliefert werden oder nach Groß-Berlin gerichtet sind und wenigstens streckenweise mit er Rohrpost befördert werden können.
2. Der bisherige § 1 erhält die Bezeichnung "§ 2" und folgende neue Fassung: Die dem allgemeinen Verkehr geöffneten Rohrpostbetriebsstellen von Groß-Berlin sind durch ein Rohrpostnetz miteinander verbunden und bilden mit ihren Ortsbestellbezirken den Rohrpostbezirk Berlin. Die Erweiterung des Rohrpostnetzes und die Einrichtung neuer Rohrpostbetriebsstellen erfolgt nach Maßgabe des Bedürfnisses durch die Reichs-Postverwaltung.
3. Im § 3 erhält Ziffer 2 folgende Fassung: 2. des Verkaufs von Postwertzeichen.
4. § 7 hat zu lauten:
I Die Gebühr für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortsbestellbezirk des Bestimmungs-Postorts beträgt:
a wenn Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereichs der Ortsgebühr von Groß-Berlin liegen,
für die Rohrpostkarte 4 Mark
für den Rohrpostbrief 5 Mark
b wenn Aufgabeort oder Bestimmungsort außerhalb des Geltungsbereichs der Ortsgebühr von Groß-Berlin liegen,
für die Rohrpostkarte 5 Mark
für den Rohrpostbrief 7 Mark
II Streckenweise mit der Rohrpost zu befördernde Sendungen werden bei der Beförderung außerhalb des Rohrpostnetzes Berlin und bei der Bestellung an einem Bestimmungsort ohne Rohrpostbetriebsstelle wie Eilsendungen behandelt. Die Gebühr für die Eilbestellung im Ortsbezirk ist in den Sätzen unter 1 mit enthalten, für die Zustellung im Landbestellbezirk wird daneben der Unterschied zwischen den Gebührensätzen für die Orts- und für Landbestellung nach der Postordnung (" 22,V) erhoben.
III Rohrpostsendungen sind vom Absender vollständig freizumachen. Ist dies nicht geschehen, so wird für nicht- oder unzureichend freigemachte
a private Rohrpostsendungen das Doppelte des Fehlbetrags, mindestens aber ein Betrag von 50 Pfennig,
b gebührenpflichtige Dienstsendungen, sofern sie als solche durch eine vom Reichspostminister festzusetzende Bezeichnung erkennbar gemacht sind, der einfache Fehlbetrag, nebst einem Zuschlag von 30 Pfennig nacherhoben.
Die nachzuerhebenden Beträge werden auf eine durch 10 teilbare Pfennigsumme nach oben abgerundet.
5 Im § 8 unter I ist am Schluß statt des Punktes hinter "Zustellungsurkunde" ein Beistrich zu setzen und in neuer Zeile fortzufahren: 4. Sendungen, deren Bestimmungen außerhalb des Reichspostgebiets liegt.
6 Im § 9 unter II ist der zweite Satz durch folgendes zu ersetzen: Für die Mitnahme von Rohrpostsendungen durch diese Boten wird eine Zuschlaggebühr von 75 Pfennig für jede Sendung erhoben. Die anderweitige Mitnahme regelt sich nach den Bestimmungen der Postordnung (§ 29), wobei die Rohrpostsendungen als gewöhnliche Briefsendung gelten.
7 § 14 hat zu lauten: Nachzusendende und zurückzusendende Rohrpostsendungen werden hinsichtlich der Beförderung und Bestellung ohne neuen Gebührenansatz wie sonstige Rohrpostsendungen behandelt. Bei einer Überschreitung des Geltungsbereichs der ursprünglichen Freigebühr wird nur der Unterschied zwischen den Gebührensätzen unter § 7 Ia und Ib nach erhoben, als ob sie von vornherein nach dem neuen Bestimmungsort gerichtet gewesen wären.
8 Die §§ 15 und 16 fallen weg.
Diese Verordnung tritt mit dem 1.Juli 1922 in Kraft.
Berlin, den 1. Juni 1922 Der Reichspostminister Giesberts

Bemerkung: Die Gebühr einer Rohrpostsendung richtet sich nicht mehr danach, ob die Sendung im Rohrpostbezirk verbleibt, sondern danach, ob sie den Geltungsbereich der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin überschreitet oder nicht. Die Rohrpostsendungen, bei deren Beförderung die Grenzen Groß-Berlins überschritten werden, unterliegen künftig höhere Gebühren als die, die innerhalb Groß-Berlins aufgeliefert werden und zuzustellen sind.

1922 01.07 Verordnung über den Rohrpostverkehr in München RGB S. 562
Auf Grund des Artikels 88 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11 August 1919 (RGB S.1383) wird mit Zustimmung des Reichsrats bestimmt:
Die Bestimmungen der Rohrpostordnung für Berlin vom 30.Januar 1909 nebst Änderungen sind auf den Rohrpostbriefverkehr in München sinngemäß anzuwenden mit dem Abmaß, daß auch Postkarten mit Antwort als Rohrpostsendungen zugelassen werden und daß das Meistgewicht für Rohrpostbriefe 100 Gramm beträgt.
Die Gebühr beträgt,
a) wenn Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von München liegen, für die Rohrpostkarte mit Antwort 8 RM.
für den Rohrpostbrief über 20 bis 100 g 6 RM
b) wenn der Aufgabeort oder der Bestimmungsort außerhalb des Geltunsbereichs der Ortsbriefgebühr von München liegt, für die Rohrpostkarte mit Antwort 10 RM.
für den Rohrpostbrief über 20 bis 100 g 8 RM
Diese Verordnung tritt mit der Verkündung in Kraft.
Berlin, den 1.Juli 1922

1922 13.09 Änderung der Rohrpostordnung ab 1.10.22 Amtsbl. 51/130 S. 308
Auf Grund des Artikels 88 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919 wird die Rohrpostordnung für Berlin vom 30. Januar 1909, nebst Änderungen mit Zustimmung des Reichsrats wie folgt geändert.
Im § 1 hat der Abs. 1 zu lauten:
1. Für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortsbestellbezirk des Bestimmungs-Postorts werden erhoben: Die Gebühr für die gewöhnlichen Orts- oder Fernbriefsendungen gleicher Art nebst der Eilbestellgebühr für eine Briefsendung im Ortsbestellbezirk und ein Zuschlag für die Rohrpostbeförderung in Höhe der Gebühr für einen Ortsbrief oder für eine Ortspostkarte.
Der sich bei der Berechnung ergebende Gesamtbetrag wird auf volle Mark nach oben abgerundet.
Die Verordnung tritt mit dem 1. Oktober 1922 in Kraft.
Berlin, den 13. September 1922 Der Reichspostminister Giesberts

Bemerkung:
Für Rohrpostsendungen sind vom 1. Oktober an zu erheben
a) wenn der Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin liegen,
für Rohrpostkarten 1,50 + 6 + 1,50 = 9 M
für Rohrpostbriefe 2 + 6 + 2 = 10 M
b) wenn der Aufgabeort oder der Bestimmungsort außerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin liegt,
für Rohrpostkarten 3 + 6 + 1,50 = 11 M
für Rohrpostbriefe 6 + 6 + 2 = 14 M


1922 03.11 Änderung der Rohrpostordnung ab 15.11.22 Amtsbl. 51/130 S. 308

Für Rohrpostsendungen sind vom 1.Oktober an zu erheben
a) wenn der Aufgabeort und Bestimmungsort innerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin liegen,
für Rohrpostkarten 3 + 15 + 3 = 21 M
für Rohrpostbriefe 4 + 15 + 4 = 23 M
b) wenn der Aufgabeort oder der Bestimmungsort außerhalb des Geltungsbereichs der Ortsbriefgebühr von Groß-Berlin liegt,
für Rohrpostkarten 6 + 15 + 3 = 24 M
für Rohrpostbriefe 12 + 15 + 4 = 31 M

1923 14.02 Änderung der Rohrpostordnung für Berlin ab sofort. — Geänderte Nachgebührberechnung (§ 7).
 
Werner Steven (RIP) Am: 13.10.2013 10:14:39 Gelesen: 1111063# 914 @  
1921 22.12. POSTORDNUNG für das Deutsche Reich

ABSCHNITT II Beförderungsdienst
1. Personenposten §§ 51 bis 61

§ 62 Rohrpostsendungen
Die Bedingungen für die Benutzung der Rohrpost werden durch eine besondere Rohrpostordnung festgesetzt.
§ 63 Luftpostsendungen
Die Bedingungen für die Luftpostbeförderung werden durch besondere Anordnungen festgesetzt.
III Schlußbestimmungen
§ 64 Inkrafttreten
Gegenwärtige Postordnung tritt am 1. Januar 1922 in Kraft.
Berlin, den 22. Dezember 1921 Der Reichspostminister Giesberts


1921 19.12. Gesetz über Postgebühren

Bei dem “Gesetz über Postgebühren”, den “Gebührenänderungen im Postverkehr mit dem Ausland” und in der “Verordnung zur Änderungen der Rohrpostordnung” ist der Text fast immer gleich, es macht also wenig Sinn diese Texte zu wiederholen. Die Gebühren sind in der “Gebührenübersicht” dargestellt. Wie bei der Postordnung werden daher die Änderungen in den entsprechenden Text eingearbeitet.

1923 30.05 Rohrpostordnung
Auf Grund des Artikels 88 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11.August 1919 (Reichsgesetzblatt S.1383) und des § 50 des Gesetzes über das Postwesen des Deutschen Reiches vom 28.Oktober 1871 (Reichgesetzblatt S. 347) wird mit Zustimmung des Reichsrats nachstehende Rohrpostordnung erlassen:

§ 1 Benutzung der Rohrpost
Als Rohrpostsendungen werden zugelassen:
1. Briefe,
2. Postkarten
die innerhalb der Orte mit Rohrpostbezirk eingeliefert werden oder nach diesen Orten gerichtet sind und wenigstens streckenweise mit der Rohrpost befördert werden können.
Die Post hat das Recht, die Rohrpost zeitweise ganz oder zum Teil für alle oder gewisse Gattungen von Sendungen zu schließen oder für einzelne Rohrpostbezirke andere Gattungen von Sendungen zuzulassen.

§ 2 Rohrpostbezirke
Rohrpostbezirke im Sinne des § 1 sind solche Orte oder Ortsteile, deren Rohrpostanstalten für den allgemeinen Verkehr geöffnet sind, sie werden aus den Zustellbezirken dieser Rohrpostanstalten gebildet.
Die Post entscheidet über die Einrichtung von Rohrpostbezirken sowie über die Änderung und Aufhebung bestehender Rohrpostbezirke.

§ 3 Allgemeine Bestimmungen

Die Vorschriften der jeweils geltenden Postordnung über
1. die gewöhnlichen Briefsendungen,
2. den Verkauf von Postwertzeichen
finden auch auf Rohrpostsendungen Anwendung, soweit nachstehend nicht anderes bestimmt ist.

§ 4 Gewicht und Beschaffenheit der Rohrpostsendungen
Die Vorschriften über das Meistgewicht und die Beschaffenheit der Rohrpostsendungen werden für die einzelnen Rohrpostbezirke von der Post erlassen und in ihren amtlichen Blättern veröffentlicht.

§ 5 Kennzeichnung und Aufschrift der Rohrpostsendungen
Rohrpostsendungen müssen, sofern nicht die von der Post herausgegebenen gestempelten Rohrpostbriefumschläge und Rohrpostkarten verwendet werden, einen das Verlangen der Beförderung mit der Rohrpost ausdrückenden Vermerk tragen, z.B. "Rohrpost", "Rohrpostbrief", "Rohrpostkarte". Dieser Vermerk muß auf der Vorderseite der Sendung deutlich angebracht sein.
In der Aufschrift ist die Wohnung des Empfängers genau zu bezeichnen. Die linke obere Ecke der Aufschrift ist für Dienstvermerke frei zu lassen.

§ 6 Von der Rohrpostbeförderung ausgeschlossene Gegenstände

Von der Rohrpostbeförderung sind ausgeschlossen:
1. Sendungen, die Geldstücke oder sonstige steife oder zerbrechliche Gegenstände enthalten oder mit Siegellack verschlossen sind oder nicht in die Rohrpostbüchsen, ohne Schaden zu nehmen, eingelegt werden können, oder die bei der Verpackung und Beförderung Schwierigkeiten bereiten,
2. Wert-, Einschreib-, und Nachnahmesendungen,
3. Briefe mit Zustellungsurkunde,
4. Sendungen, deren Bestimmungsort außerhalb des Reichspostgebiets liegt.
Durch die gewöhnlichen Postbriefkasten aufgelieferte Sendung, die als Rohrpostsendungen bezeichnet, jedoch nach vorstehenden Bestimmungen von der Rohrpostbeförderung ausgeschlossen sind, werden, soweit es nach den Vorschriften der Postordnung angängig ist, wie Eilsendungen behandelt.

§ 7 Gebühren für Rohrpostsendungen
Für die Beförderung von Rohrpostsendungen und für deren Zustellung im Ortszustellbezirk des Bestimmungs-Postorts werden erhoben:
1. die Gebühr für die gewöhnliche Orts- oder Fernbriefsendung gleicher Art nebst der Eilzustellgebühr für eine Briefsendung im Ortszustellbezirk und
2. ein Zuschlag für die Rohrpostbeförderung in Höhe der Gebühr für einen Ortsbrief gleichen Gewichts oder für eine Ortspostkarte.
Für die Zustellung im Landzustellbezirk wird daneben der Unterschied zwischen den Gebührensätzen für die Eilzustellung im Orts- und im Landzustellbezirk nach der Postordnung erhoben.
Der sich bei der Berechnung ergebende Gesamtbetrag wird auf volle Mark nach oben abgerundet.
Für Rohrpostsendungen mit dem Vermerk "Postlagernd" ist neben der Gebühren unter 1 und 2 die Zuschlaggebühr für die Aufbewahrung nach der Postordnung zu entrichten.
Rohrpostsendungen sind vom Absender vollständig freizumachen. Für die Festsetzung der Nachgebühr bei nicht- oder unzureichend freigemachten Rohrpostsendungen gelten die Bestimmungen des Postgebührengesetzes. Dabei gilt die Gesamtgebühr als ein unteilbarer Gebührensatz.

§ 8 Ort der Einlieferung
Rohrpostsendungen sind bei den Rohrpostanstalten durch die in den Schaltervorräumen befindlichen besonderen Briefkasten oder Einwürfe für Rohrpostsendungen oder, wenn solche nicht vorhanden sind, an der Annahmestelle einzuliefern.

§ 9 Zeit der Einlieferung
Die Annahmezeiten für Rohrpostsendungen bei den Rohrpostanstalten werden nach den örtlichen Verhältnissen von der Post festgesetzt und durch Aushang im Schaltervorraum bekanntgegeben. Außerhalb dieser Annahmezeiten eingelieferte Rohrpostsendungen werden wie Eilsendungen behandelt.

§ 10 Beförderung außerhalb der Rohrpostbezirke
Rohrpostsendungen werden bei der Beförderung außerhalb der Rohrpostbezirke wie Eilsendungen behandelt.

§ 11 Zustellung der Rohrpostsendungen
Rohrpostsendungen werden sogleich nach der Ankunft abgetragen, zwischen 10 Uhr abends und 6 Uhr früh aber nur dann, wenn der Absender es durch den Vermerk in der Aufschrift "Auch nachts" verlangt hat.

§ 12 Nachsendung und Behandlung unzustellbarer Rohrpostsendungen
Nachzusendende und zurückzusendende Rohrpostsendungen werden hinsichtlich der Beförderung und Zustellung ohne neuen Gebührenansatz wie sonstige Rohrpostsendungen behandelt. Überschreiten sie dabei den Geltungsbereich der Ortsgebühr des Aufgabe-Postorts so unterliegen sie der Ferngebühr.

§ 13 Nebenrohrpostanlagen
Die Post kann auf Antrag einen Wohn- oder Geschäftsraum durch eine Nebenrohrpostanlage mit einer Rohrpostanstalt verbinden. Sie setzt die Bedingungen für die Herstellung, die Unterhaltung und den Betrieb solcher Anlagen von Fall zu Fall fest.

§ 14 Inkrafttreten
Diese Rohrpostordnung tritt am 1.Juni 1923 in Kraft. Gleichzeitig erlöschen die Rohrpostordnung für Berlin vom 30.Januar 1909 nebst Änderungen und die Verordnung über den Rohrpostverkehr in München vom 1.Juli 1922. Berlin, den 30.Mai 1923 Der Reichspostminister Stingl
 
Werner Steven (RIP) Am: 13.10.2013 16:32:58 Gelesen: 1110945# 915 @  
@ Schmuggler [#911]

Hallo Schmuggler,

einmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob es überhaupt sinnvoll ist, den vollen Text hier einzustellen.

Wenn es denn sinnvoll ist, warum dann nicht fehlendes ergänzen. Ich wäre gerne bereit die Seiten zu transcripieren. Ich beschäftige mich gerne mit solchen Sachen. Vielleicht finden wir eine Weg. Sie überlassen mir für ein paar Tage die Texte, ich versuche über ORC an den Text zu kommen oder schreibe ihn ab. Der Kreis derer, die sich dafür interessieren ist sicher nur sehr klein.

Mit freundlichen Gruß
 
Werner Steven (RIP) Am: 14.10.2013 11:08:29 Gelesen: 1110504# 916 @  
1922 01.04. (Post-Nachrichtenblatt 26) Anlage
Bestimmungen über den Luftpostverkehr
Bei Flugpostsendungen nach dem Inland, die im Rohrpostbezirk als Rohrpostsendungen aufgeliefert werden, ist für die gesamte Beförderung und Eilbestellung neben der Rohrpostgebühr lediglich der Luftpostzuschlag, - nach auch die gewöhnliche Postgebühr - zu entrichten. Es empfiehlt sich sie Sendungen ganz oder wenigstens teilweise (neben den gewöhnlichen Marken) durch Luftpostmarken freizumachen. usw.

24.05.1924 (Amtsbl. 53 Vfg. 315) Änderung der Rohrpostordnung

Auf Grund des § 2 des Postfinanzgesetzes vom 18. März 1924 (RGB, I, S.287) wird die Rohrpostordnung vom 30. Mai 1923 (RGB, I, S.303) wie folgt geändert:
Im § 7 “Gebühren für Rohrpostsendungen” sind der vorletze und drittletzte Absatz zu streichen
Berlin, den 24. Mai 1924 Der Reichspostminister In Vertretung Sautter

Die Rohrpostordnung mit Ausführungsbestimmungen wird demnächst als besonderes Druckheft herausgegeben und den OPD mit Rohrpostbezirk überwiesen. Gleichzeitig treten die bisherigen Ausführungsbestimmungen zur Rohrpostordnung werden — sowie sie von allgemeiner Bedeutung sind –- nachstehend auszugsweise wiedergegeben.

Bemerkung: Bei der Luftpost kam zum gewöhnlichen Porto der jeweilige Luftpostzuschlag. Bei Eilbestellung und Rohrpost war zusätzlich die Eilbestell- und die Rohrpostgebühr zu zahlen.

April bis Juni 1932
Die Deutsche Reichspost im 1. Viertel des Rechnungsjahres 1932. (Anlage zum Amtsbl.)
Inland: Rohrpostbriefumschläge ohne Freimarkenstempel als Formblätter zu 1 Rpf, ausgegeben.

22.08.33 Betriebsdienst (Amtsbl. 77/31.6/1933)

Beförderung gewöhnlicher Briefe mit der Rohrpost zum Abgangsbahnhof. In den Rohrpostbezirken Berlin und München können gewöhnliche Briefsendungen von der Auflieferungs-Postanstalt nach der Bahnhofs-Postanstalt gegen einen Gebührenzuschlag von 10 RPF. mit der Rohrpost befördert werden, damit sie noch Anschluss an die abgehenden Züge erreichen. Die Sendungen tragen den Vermerk "In Berlin (München) durch Rohrpost". Sie werden mit einem Rohrpostleitvermerk versehene, d.h. mit der mit Rotstift niedergeschriebenen Nummer des für die Weiterbeförderung zuständigen Bahnhofs-PA, z.B. 40 für das Berliner Bahnhofs PA NW 40. Diese rot ausgeworfene Zahl ist, auch wenn sie nicht durchgestrichen ist, nicht als Nachgebühransatz anzusehen.
 
DerLu Am: 18.10.2013 08:17:50 Gelesen: 1108904# 917 @  
@ Werner Steven [#916]

Vielen Dank für das Einstellen der Texte! Hast du einmal daran gedacht, alle Rohrpost-spezifischen Verordnungen vereinigt in gedruckter Form zu veröffentlichen ?

Gruß DerLu
 
Werner Steven (RIP) Am: 18.10.2013 15:26:09 Gelesen: 1108807# 918 @  
Hallo DerLu,

seit einigen Jahren veröffentliche ich keine gedruckten Hefte oder Broschüren mehr, diese Zeit ist vorbei. Der Aufwand, solche Dinge an den Mann zu bringen, sind zu enttäuschend.

Neu erarbeitetes stelle ich ins Internet. Mir macht es einfach Freude, mich mit solchen Themen etwas ausführlicher zu befasssen.

Mir liegen auch nicht alle Texte vor. Mein Angebot, weitere Texte auf zu bearbeiten und einzustellen steht. Es wäre schön Kopien zu erhalten, oder kurz das Original auszuleihen. Den Rest würde ich dann machen.

Allen eine GUTE ZEIT
Werner
 
Werner Steven (RIP) Am: 24.10.2013 17:21:22 Gelesen: 1106908# 919 @  
1885 Die Rohrpost Betriebs-Ordnungen

I. Dienstbetrieb

§ 1 Begriff und Umfang der Rohrpost


I. Mit dem Ausdruck “Rohrpost” werden die zur Beförderung von Briefen, Karten und Telegrammen mittels Druckluft bestimmten Anlagen bezeichnet. Zur Letzeren gehören die unterirdischen Rohrstränge sowie die Rohrpostämter und Maschinenstationen mit ihren Apparaten.
II. Die Rohrstränge verlaufen strahlenförmig vom Rohrpostamt Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt) aus und stellen in Haupt. bz. Seitenlinien die Verbindung zwischen den einzelnen Rohrpostämtern her. (Anl. 1)

§ 2 Art und Beschaffenheit der Rohrpostsendungen


I. Mittels der Rohrpost werden befördert:
1. Stadtpostbriefe
2. Stadtpostkarten
3. Stadtpostkarten mit bezahlter Antwort
4. Briefe und Karten nach Orten außerhalb des Weichsbildes von Berlin bis zu demjenigen Rohrpostamt, welches dem betreffenden Abgangsbahnhof zunächst liegt oder bis zu derjenigen Postanstalt, welche den Briefpostverkehr mit dem betreffenden Orte vermittelt (§ 10 III und IV und alphabetisches Verzeichnis der Straßen und Plätze von Berlin mit Angabe der Rohrpost- und Telegramm-Bestellbezirke),
5. Briefe und Karte von den vorstehenden unter 4 bezeichneten Orten, insofern der Absender durch die Rohrpost unter Erlegung der betreffenden Gebühren verlangt hat, von dem der Ankunftpostanstalt zunächst gelegenen Rohrpostamt ab,
6. Stadt-Telegramme und
7. Telegramm von und nach außerhalb, insoweit nicht die Beförderung der Telegramme auf telegraphischem Wege bei Ämtern mit Telegraphenbetrieb schnelle zum Zeile führt. (siehe auch § 10 IX)

II. Die zur Beförderung mit der Rohrpostbestimmten Sendungen müssen so beschaffen sein, dass sie in die zur Beförderung dienenden Büchsen eingelegt werden können. Die Briefe dürfen daher die Länge 12½ cm, in der Breite 8 cm und ein Gewicht von 10g nicht übersteigen, nicht mit Siegellack verschlossen sein und steife oder zerbrechliche Gegenstände nicht enthalten.

III. Für die Rohrpostsendungen sind besondere, den Erfordernissen des Betriebes entsprechende gestempelte Briefumschläge und Postkarten auf hellrothem Papier hergestellt, welche bei allen hiesigen Verkehrsanstalten, sowie bei den amtlichen Verkaufsstellen für Postwerthzeichen zum Betrag des Werthstempels käuflich zu haben seind.

IV. Soweit solche gestempelten Briefumschläge und Karten nicht zu Verwendung kommen, müssen die zur Verwendung mit der Rohrpost bestimmten Briefe etc. nicht allein den oben angegebenen Anforderungen entsprechen, sondern auch auf der Vorderseite links am oberen Rande mit der deutschen und zu untersteichenden Bezeichnung “R o h r p o s t” versehen sein.

V. Für Rohrpostkarten gelten, soweit bezüglich der Zulässigeit derselben nicht im Vorstehenden besondere Vorschriften gegeben sind, die in der A.D.A f. P. u. T Abschn. V Abth. 1 § 12 unter 1 enthaltenen Bestimmungen

VI. Das Verfahren der Einschreibung findet auf Rohrpostsendungen keine Anwendung.

§ 3 Gebühr der Rohrpostsendung


I. Die Gebühr für die Beförderung der im § 2 unter I 1-3 aufgeführten Stadtsendungen beträgt.
1. für Briefe 30 Pfennig,
2. für Karten 25 Pfennig,
3. für Karten mit bezahlter Antwort 50 Pfennig.

II. Für die im § 2 unter 1-4 und 5 bezeichneten Rohrpostbriefe und Karte ist außer der Gebühr von 30 Pf. bz- 25 Pf. noch das gewöhnliche Porto zu entrichten. Ausgenommen hiervon sind jedoch diejenigen Rohrpostbriefe und Karten, welche zwischen Berlin einerseits und Charlottenburg bz. Westend oder Martinikenfelde [Martinikenfelde ist eine Ortslage in Berlin-Moabit, gegen Ende des 19. Jahrhunderts trug es die amtliche Bezeichnung Martiniquenfelde unter anderem für ein entsprechendes Postamt (Wiki)]. andererseits gewechselt werden; diese ist neben der Rohrpostgebühr ein besonderes Porto nicht zu erheben.

III. Rohrpostendungen müssen frankiert werden. Für Rohrpostsendungen nach außerhalb ist auch das gewöhliche Porto vorauszubezahlen.

IV. Ist auf solchen Rohrpostbriefen und Rohrpostkarten, welche nicht nach den Bestimmungen im § 11 I mittels Eilboten kostenfrei zu bestellen sind, vom Absender das Verlangen der Eilbestellung niedergeschrieben worden, so ist dafür auch noch das Eilbestellgeld im Voraus zu entrichten, widrigenfalls die betreffende Rohrpostsendung am Bestimmungsort in den regelmäßigen Bestellgängen - mithin nicht durch Eilboten - bestellt werden.

§ 4 Unzureichend frankierte Sendungen


I. Unfrankierte bz. ungenügend frankierte oder zur Beförderung nicht geeignete Rohrpostsendungen, welche durch den Briefkasten zur Auflieferung gelangten, werden wie gewöhnliche Briefpostsendungen behandelt.

II. Ausgenommen hiervon sind Rohrpostbriefe (nicht auch Rohrpostkarten) nach Orten außerhalb des Weichbildes von Berlin und Charlottenburg bz. Westend oder Martinikenfelde, welche auch in dem Falle, dass sie mit nur 30 Pf. frankiert sind, als Rohrpostsendungen befördert werden, und zwar unter Nacherhebung des Portos sammt Zuschlag.

III. Unfrankierte oder unzureichend frankierte Rohrpostsendungen, welche von außerhalb in Berlin eingehen, sind nicht der Rohrpost zu überweisen, sondern wie gewöhnliche Eilbriefe zu behandeln.

§ 5. Gebührenfreiheit


Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten genießen nur dann Gebührenfreiheit, wenn sie in Angelegenheiten der regierenden Fürsten des Deutschen Reiches, deren Gemahlinnen und Wittwen oder unter der Bezeichnung Post- bz. Telegraphensachen abgesandt werden.

§ 6. Dienststunden der Rohrpostämter

Der Annahmedienst der Rohrpostämter beginnt in der Zeit vom 1. April bis 30. September um 7 Uhr Morgens, in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März um 8 Uhr Morgens und endet während des ganzen Jahres um 9 Uhr Abends. Ein Beschränkung der Dienststunden an den Sonn- und Feiertagen tritt nicht ein. Wegen des Dienstschusses siehe § 9 I.

§ 7. Aufgabe der Rohrpostsendungen


I. Die Rohrpostsendungen können, außer bei den Rohrpostämtern, auch bei allen Post- und Telegraphenanstalten Berlins, sowie mittels der Briefkästen zur Einlieferung gebracht werden.

II. Bei allen zur Einlieferung gelangenden Rohrpostbriefen und Karten ist der Aufgabestempel stets auf die Wertzeichen zu drücken; erscheint jedoch der Abdruck nicht deutlich, dann sind die Sendungen an einer freien Stelle mit einem zweiten Stempelabdruck zu versehen.

III, Die nicht mit telegraphischer oder Rohrpostverbindungen versehenen Postanstalten haben auch die bei ihnen eingelieferten Telegramme mit einem deutlichen Abdruck des Aufgabestempels zu versehen.

IV. Wenn Rohrpostbriefe oder Rohrpostkarten, welche entweder
a) nach Orten außerhalb des Ober-Postdirektionsbezirks Berlin oder
b) nach Orten in den Landbestellbezirken der zwar innerhalb des Ober-Postdirektionsbezirks, oder außerhalb des Weichbildes von Berlin und Charlottenburg bz. Westend oder Martinikenfelde liegende Postanstalten
bestimmt sind, den Vermerk “Durch Eilboten zu bestellen” tragen, so ist dieser Vermerk und die erforderlich nachzuholende Angabe “Bote bezahlt” vom Annahmebeamten liegenden Postanstalt mit Rotstift zu unterstreichen.

V. Der Nachweis über die Einnahme und Ausgabe an gestempelten Rohrpostkarten und Rohrpostumschlägen, welche an den Annahmestellen verkauft werden, ist durch das Register über Einnahme und Ausgabe an Postwertzeichen, sowie durch die der monatlichen Abrechnung A mit der General-Postkasse beizufügenden Nachweisung über Postwerthzeichen zu führen.

VI. Verdorbene gestempelte Rohrpost-Briefumschläge, welche noch nicht mit dem Entwerthungszeichen versehen sind, können bei den Verkehrsanstalten gegen neue Rohrpost-Briefumschläge umgetauscht werden. Ein Umtausch in den Händen des Publikums unbrauchbar gewordener Rohrpostkarten findet nicht statt.

VII. Die nach den außerhalb des Weichsbildes, aber innerhalb des Ober-Postdirektionsbezirk von Berlin gelegenen Orten gerichten Sendungen werden streckenweise wie gewöhnliche Briefsendungen behandelt; dieselben erleiden daher namentlich an den Nachmittagen der Sonn- und Feiertagen wegen der beschränken Postverbindungen unvermeindliche Verzögerungen. Die Annahmebeamten haben deshalb bei Aufgabe von Rohrpostsendungen der bezeichneten Art die Absender hierauf aufmerksam zu machen und ihnen geeigneten Falls die Benutzung des Telegraphen anheim zu stellen.

§ 8 Rohrpostsendungen Allerhöchster Herrschaften, sowie der obersten Reichsbehörden und der Staatsministerien


Im Allgemeinen ist ein Einzelnachweis über die mit der Rohrpost beförderten Sendungen nicht zu führen.
Nur die von den im § 5 bezeichneten Allerhöchsten Herrschaften, von den obersten Reichsbehörden und von den Staatsministerien eingelieferten Rohrpostsendungen werden, bei der Annahme in ein Buch eingetragen, zu welchem das Formular C 1b. (Einnahmebuch für Einschreibbriefsendungen) zu verwenden ist.
Werden solche Sendungen einer Verkehrsanstalt ohne Rohrpostverbindung durch einen Rohrpostbriefträger abgeholt, so bescheinigt derselbe den Empfang im Annahmebuch; falls die Sendungen aber durch einen Boten der Aufgabe-Verkehrsanstalt dem Rohrpostamte überbracht werden, ist dem Boten das Annahmebuch mitzugeben, damit das Rohrpostamt in demselben die Empfangsbescheinigung ertheilte.
Erfolgt die Beförderung des Sendungen zum Rohrpostamte mittels Stadtpostkariols, so sind dieselben in die Briefkarte einzutragen.
Beim Ankunfts-Postamte sind derartige Sendungen ebenfalls in ein Buch einzutragen, zu welchem das Formular C 136 (Lagerbuch für Einschreibbriefsendungen) verwendet werden kann.

§ 9 Abfertigung und Beförderung der Rohrpostsendungen


I. Die Rohrpostzüge verkehren auf allen Haupt- und Seitenlinien in Zwischenräumen von 15 zu 15 Minuten. ( Zwischen den Rohrpostämtern 7, 28 und 29 ist der Lauf der Züge bis auf Weiteres anderweit geordnet) nach Maßgabe der Anlage 2. Die Züge der Hauptlinien finden wechselseitigen Anschluss beim Rohrpost Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt), dem Mittelpunkt des Rohrpostverkehrs; die Beförderung auf den Seitenlinien schließen sich den Zügen der zugehörigen Hauptlinien unmittelbar an.
Auf den einzelnen Betriebsstrecken ist der erste Zug nach Maßgabe des Fahrplans so zeitig abzusenden, dass er innerhalb der ersten Viertelstunde nach Dienstbeginn sein Ziel erreichen.
Der Dienstschluß bei den Rohrpostämtern ein und derselben Betriebsstrecke erfolgt gleichzeitig und zwar wenn der letze Zug dieselbe durchlaufen hat und hierfür das Schlußzeichen (s. § 19) gewechselt worden ist.
Die vom Rohrpostamt Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt) ausgehenden Züge werden für jede Hauptlinie, jeden Tag von 1 beginnend, mit fortlaufender Nummer bezeichnet. Die Züge behalten bis zu ihrer Rückkehr nach dem Rohrpostamt Nr. 1 die ihnen daselbst erteilte Nummer bei; die auf den Seitenlinien verkehrenden Züge tragen jeder die Nummer desjenigen in der Richtung vom Haupt-Telegraphenamt auf der betr. Hauptlinie laufenden Zuges, von welchem sie abgezweigt worden sind.

II. Welche Büchsen seitens der einzelnen Rohrpostämter in den Zügen abzusenden und welche Sendungen in die Büchsen zu verladen sind, ergibt die Anlage 3.

III. Das Haupt-Telegraphenamt entleert sämtliche mit den Zügen ankommenden Büchsen und verteilt die mit der Rohrpost weiterzusendenden, sowie die übrigen zur Absendung bereitliegenden Rohrpostsendungen und Telegramme nach Maßgabe der vorgenannten Anlage in die einzelnen Büchsen der abzulassenden Rohrpostzüge.

IV. Die anderen Rohrpostämter entnehmen bei Ankunft der Züge die für sie bestimmten Sendungen und verfahren im Übrigen der Anlage 3 entsprechend.

V. Damit die Züge bei den Zwischenämtern möglichst wenig Aufenthalt erleiden, sind alle zu befördernden Rohrpostsendungen und Büchsen schon vor dem Eintreffen jedes Zuges derart bereit zu stellen. daß der Zug nach der Entnahme bei der dem Amte verbleibenden Büchsen und nach der etwa erforderlichen Vertheilung der Sendung sofort weitergesandt werden kann. Namentlich ist, damit die vorgeschriebenen Abgangszeiten thunlichst inne gehalten werden können, die Abfertigung dann zu beschleunigen, wenn Züge verspätet eingetroffen sind. Zur Vermeidung von Verwechselungen sind die den Zügen entnommenen Büchsen nicht auf die Tische des Rohrpostapparats, sondern sogleich auf die Neben- (Abfertigungs-) Tische zu legen, so dass auf dem ersteren Tisch nur die zur Beförderung bestimmten Büchsen liegen.

VI Die an den Abgangspunkten von Zweigrohrleitungen belegenen Rohrpostämter haben die dem Hauptzug entnommenen Büchsen sofort zu entleeren und die für die Ämter der betreffenden Zweigrohrverbindungen bestimmten Sendungen in die bezüglichen Büchsen einzulegen.

VII. Telegramme, Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten für das “Auswärtige Amt” sind stets auf das Rohrpostamt 1 zu leiten.
VIII. Telegramme, welche vom Haupt-Telegraphenamt auf elektrischen Wege nach außerhalb weiter zu befördern sind; werden, soweit ihre Übermittlung an das Haupt-Telegraphenamt nicht telefonisch zu erfolgen hat, diesem Amt in der Urschrift mittel Rohrpost zugesandt. Das Haupt-Telegraphenamt hat solchev Telegramme, nachdem sie abtelegraphiert worden sind, nach den Aufgabeämtern geordnet und in Nummernfolge zwei Tage zu lagern; am dritten Tage sind diese Telegramme mittels gewöhnlicher und mit “eigenhändig” bezeichneten Briefes an der Vorsteher des Aufgabepostamts zurückzusenden.

IX. Die Kontrolle über den richtigen Eingang dieser mittels Rohrpost beförderten Urschrift-Telegramme wird von dem Haupt-Telegraphenamt nach den Nummern des Eingangsbuches über Telegramm-Gebühren der einzelnen Verkehrsanstalten geführt.
Wenn aus irgend einem Grunde Telegramme bei einer Verkehrsanstalt verbleibt, z.B. gehufs teöegraphischer Beförderung, so sind die Nummern derselben auf dem nächsten mit der Rohrpost nach dem Haupt-Telegraphenamt zu befördernde Telegramme in der unteren linken Ecke mit Farbstift anzugeben.
Täglich ist dem letzten an das Haupt-Telegraphenamt durch die Rohrpost anzusendenden Telegramm bz. dem letzten Rohrpostzuge ein Schlußzettel beizufügen, welcher enthalten muß:
a) die Nummer der absendenden Verkehrsanstalt und das Datum (ein deutlicher Stemelabdruck)
b) die Nummer der ersten und der löetzten der am abgelaufenen Tage an das Haupt-Telöegraphenamt abgesandten Telegramme und
c) die Nummer aller Telegramme, deren Urschrift die Aufgabeanstalt zurüchbehalten hat.
Für diese Zettel dürfen Aufgabeformulare nicht verwendet werden.
Außer den Rohrpostämtern haben auch diejenigen Postämter mit Telegraphenbetrieb, welche, weil die Übermittlung schneller zum Ziele führt, ihre Telegramme vorwiegend dem nächsten Rohrpostamt zuführen und nicht telegraphisch befördern, Schlußzettel Abends nach Dienstschluß mit der Post an das Haupt-Telegraphenamt abzusenden.

X. Für diejenigen Stadt-Telegramme, welche mittels der Rohrpost zu befördern und nicht noch Seitens der empfangenen Rohrpostanstalt auf elektrischem Wege weiterzugeben sind, hat die absendende Rohrpostanstalt die für den Empfänger bestimmte Ausfertigungen herzustellen, mit der Anschrift zu versehen und sie offen abzusenden. Ebenso werden die von außerhalb eingehenden Telegramme den Verkehrsanstalten, welchen die Bestellung derselben obliegt, offen mit der Rohrpost übersandt.

XI. Das Verschießen der vorerwähnten Telegramme, sowie die Ausfertigung für die Staatstelegramme und Telegramme mit bezahlter Empfangsanzeige erforderliche Empfangsscheine, Formulare für bezahlte Antworten etc.. haben die Beamten der eben bezeichneten Verkehrsanstalten zu besorgen.

XII. Das Aufgabe-Rohrpostamt hat in die obere linke Ecke der Aufschriftseite der Rohrpostsendungen mit Farbstift deutlich die Nummer desjenigen Rohrpostamsta zu vermerken, an welches die Sendungen mit der Rohrpost zu befördern ist.

XIII. Das Ankunfts-Rohrpostamt versieht sämtliche von ihm zu bestellende oder auf anderem Wege als mit der Rohrpost weiter zu befördernde Rohrpostsendungen sogleich nach dem Eingange mit dem Abdruck seines hierzu gleichfalls bestimmten Rohrpost-Tagesstempel, und zwar werden die Briefe auf der Rückseite, die Karten auf der Vorderseite gestempelt. Mit dem Abdruck des nämlichen Stempels werden alle mit der Rohrpost in Ausfertigung eingehenden Telegramme auf der Verschlußklappe versehen. Ferner sind bei dem Postamt Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt) die mit der Rohrpost daselbst zur Ab- bz. Weitertelegraphierung eingehenden Telegramme auf der Vorderseite am oberen Rand der Urschrift bz. Aufnahmeblätter an eine freien Stelle mit dem Rohrpost-Tagesstempel zu bedrucken.
Zur Sicherung des rechtzeitigen und pünktlichen Umsetzens der auf Angabe von Viertelstunden eingerichteten Rohrpost-Tagesstempel ist bei den Rohrpostdienststellen ein besonderes Prüfungsbuch (Formular C. 135) in derselben Weise zu führen, wie bei den Postämtern hinsichtlich der Post-Tagesstempel. Für die ordnungsmäßige Führung des Stempel-Prüfungsbuches und für pünktliches Umsetzen der Rohrpost-Tagesstempel bei den Rohrpostdienststellen ist der jeweilige diensthabende Aufsichtsbeamte verantwortlich.

XIV. Bemerkt der Beamte eines Zwischenamtes, dass eine Rohrpostsendung falsch geleitet ist, so hat derselbe, nachdem die Sendung gestempelt ist, die falsche Zahl durchzustreichen und die richtige Zahl unter Beifügung seines Namenszuges daneben zu setzen. Jede Fehlleistung ist zurückzumelden; über wiederhole Unregelmäßikeiten ist Anzeige an die Kaiserliche Ober- Postdirektion zu erstatten.

XV. Um das Verwischen der Schrift auf den Rohrpostbriefen und Rohrpostkarten thunlichst zu verhindern, sind dieselben stets so zu rollen, dass bei Briefen die Aufschrift innen, bei Karten dagegen nach außen gekehrt ist.

§ 10 Leitung der Rohrpostsendungen


a) bei den Rohrpostämtern

I. Die für die Leitung der Rohrpostsendungen ist zunächst das den Rohrpostämtern gelieferte “alphabetische Verzeichnis der Straßen und Plätze Berlins mit Angabe des Rohrpost- und Telegramm-Bestellbezirk” maßgebend.
Die Aufgabe-Verkehrsanstalt hat jedoch Rohrpostsendungen unmittelbar bestellen zu lassen, wenn dieselben auf diese Weise früher, als bei Beförderung mit der Rohrpost, in die Hände der Empfänger gelangen.
Ob und in welchen Fällen die Bestellung. Seitens der Aufgabe-Verkehrsanstalt einzutreten hat, ist auf Grund der Anlage 4 (Übersicht der Beförderungsdauer der Rohrpostzüge) sowie nach Maßgabe der sonst noch in Betracht kommenden Bestimmungen genau zu ermitteln.

II. Die für die Kontinentale-Telegraphen-Kompagnie-Aktiengesellschaft (deren Büro sich zur Zeit in demselben Hause befinden, in welchem das Rohrpostamt Nr. 16 untergebracht ist) bestimmten, von außerhalb eingegangenen Telegramme, sowie die von der genannten Gesellschaft für außerhalb Berlins belegenen Orte aufgegebenen Telegramme, werden dem genannten Rohrpostamt und dem Haupttelegraphenamt in besonderen Büchsen, welche durch rothe Ziffern kenntlich gemacht sind, befördert.
[1849 schuf der Verleger Benda (Bernhard) Wolff die Grundlagen für die 1865 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Kontinental-Telegraphen-Kompagnie, meist Wolffs Telegraphisches Büro (WTB) genannt.]

III. Rohrpostbriefe und Karten an Orten außerhalb Berlins sind, soweit ihre Weiterbeförderung mittels Bahnpost zu erfolgen hat, behufs Übermittlung an die einzelnen Bahnposten folgenden Rohrpost zuzuführen:
Rohrpostamt Nr. 23 (Görlitzer Bahnhof), Nr. 6 Potsdamer Thor für den Potsdamer Bahnhof, Nr. 18 (Möckernstraße) für den Anhalter Bahnhof., Nr. 14 (Invalidenstraße) für den Settiner Bahnhof, Nr. 21 (Schlesischer Bahnhof) und Nr. 28 (Lehrter Bahnhof)


IV. Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten nach selbständigen Postorten, welche mit Berlin durch gewöhnliche Posten, z.B. Boten- oder Personenposten verbunden sind, werden mittels dieser Posten befördert und sind nach Maßgabe der Vorschriften im alphabetischen Verzeichniß demjenigen Rohrpost zuzuführen, von welchem sie am zweckmäßigsten auf die betreffenden Postkurse übergehen.
V. Rohrpostsendungen, welche mit der Bahnposten Beförderung erhalten sollen, sind von dem Rohrpostamte, bei welchem sie die Rohrposten verlassen, unmittelbar an die Bahnposten zu überweisen; wenn jedoch die Sendung in Kartenschlüsse aufzunehmen sind, deren Übergabe durch Vermittlung des Eisenbahnpersonals stattfinden, so müssen sie Sendungen an die betreffenden Bahnhofs-Postanstalt abgeliefert werden.

b) Bei Verkehrsanstalten ohne Rohrpost bz. ohne Telegraphenstation


VI. Die Leitung derjenigen Rohrpostsendungen, welche bei einer Verkehrsanstalt ohne Rohrpost- bz. ohne Telegrapenbetrieb eingeliefert werden, geschieht nach Maßgabe der Festsetzung in der Anlage 5.
Als Grundsatz gilt, dass von den sich bietenden Beförderungsmöglichkeiten diejenige zu wählen ist, mittels welcher die Sendungen am schnellsten ihr Ziel erreichen.
Die außerhalb des Weichbildes von Berlin gelegenen, aber zum Ober-Postdirektionsbezirk Berlins gehörigen Postanstalten haben die Rohrpostsendungen mit den gewöhnlichen Posten oder Posttransporten entweder dem Hof-Postamt oder bei vorhandener Gelegenheit auch einer näher gelegenen Postanstalten zuzuführen, insofern durch eine solche Leitung eine Zeitersparniß bewirkt wird. Die letztgedachte Postanstalt hat für die Weiterbeförderung der Rohrpostsendungen Sorge zu tagen.

VII. Die Rohrpostbriefträger sind von den Rohrpostämtern anzuweisen, sich auf den Bestellgängen bei denjenigen Postanstalten, welche innerhalb ihres Rohrpostbestellbezirks liegen, so oft zur Empfangnahme und sofortigen Bestellung von Rohrpostsenungen zu melden, als dies ohne große Umwege oder Zeitversäumniß thunlichst ist. Von wahrgenommenen Unregelmäßigkeiten dieser Briefträger betreffs der Meldung in dem ihnen vorgesetzten Rohrpostamt Mittheilung zu machen; letzteres hat die Angelegenheit weiter zu verfolgen.

VIII. In der Zeit von 7 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends haben die Bahnposten die von außen nach Berlin gerichteten Rohrpostsendungen dem Postamt des Ankunftsbahnhof in den Briefkarten für Eilbriefe unter summarischer Eintragung zuzuführen.
Dieses Postamt hat, wenn es nicht sebst Rohrpostamt ist, die Rohrpostsendungen sofort nach Ankunft des Zuges durch einen besonderen Boten, welcher geeignetenfalls das Briefkariol nach dem Hofpostamte zur Mitfahrt benutzen kann, dem nächsten Rohrpostamt zuzusenden; letzteres bescheinigt, in der dem Boten mitzugebenden Briefkarten, den Empfang der Sendung. In der Zeit von 9 Uhr Abends bis 7 Uhr früh sind die mit den Bahnposten aufkommenden Rohrpostsendungen ebenso zu leiten und zu behandeln wie gewöhnliche Eilbriefe. Das letztere Verfahren findet auch Anwendung auf diejenigen Sendungen, welche zwar die Bezeichnung “Rohrpost” tragen, aber wegen ihres Umfangs oder Gewichts oder wegen unvollständiger Frankierung mit der Rohrpost nicht befördert werden. Die mit Boten-, Güter- und Personenposten eingehenden Sendungen sind auf dasjenige Rohrpostamt zu leiten, welches von der betreffenden Post zuerst berührt wird.


IX. Die beim Haupt-Telegraphenamt von auswärts eingehenden Telegramme, werden nach Anleitung des “alphabetischen Verzeichnisses der Straßen und Plätze Berlins usw.” den betreffenden Verkehrsanstalten zur Zwecke der Bestellung entweder mittels der Rohrpost oder auf telegraphischen Wege zugestellt.
Die nach außerhalb gerichteten Telegramme sind stets mit der Rohrpost zu befördern, wenn sie in Folge dessen keine Verzögerung erleiden.
Stadttelegramme sind in allen Fällen telegraphisch zu befördern, wenn sie zwischen Telegraphenanstalten ohne Rohrpostbetrieb zu wechseln sind. .......

§ 11 Bestellung

I. Die Rohrpostsendungen, einschließlich der an sonst abholende Empfänger gerichtet, sind sofort kostenfrei mittel Eilboten zu bestellen:
1. an alle innerhalb des Weichbildes von Berlin und Charlottenburg bz. Westend oder Martinikenfelde wohnenden Empfänger, ohne Unterschied, ob ihre Wohnung zum Orts- der Landbestellbezirk gehören;
2. nach allen Wohnstätten, die zwar außerhalb des Weichbildes von Berlin und Charlottenburg bz. Westend oder Martinikenfelde liegen, aber zum Ortsbestellbezirk einer Statdtpostanstalt gehören

3. an diejenigen Empfänger, welche innerhalb des Ortsbestellbezirke der in den Vororten von Berlin bestehenden, zum Ober-Postdirektionsbezirk Berlin gehörenden selbständigen Postanstalten wohnen.
Eine Eilbestellung von Rohrpostsendungen an solche Empfänger, welche im Landbestellbezirk einer zum Ober-Postdirektionsbezirk Berlin gehörigen aber außerhalb des Weichbildes von Berlin und Charlottenburg bz. Westend oder Martinikenfelde liegenden Postanstalten wohnen , hat nur dann stattzufinden, wenn das Eilbotengeld vom Absender entrichtet (§ 3 IV) anderen Falls sind die Sendungen in den gewöhnlichen Bestellgängen - also nicht durch Eilboten - zu bestellen.

II. Wenn die den Rohrpostämter zugewiesenen Unterbeamtenkräfte zur Sicherstellung einer pünktlichen Bestellung der Rohrpostsendungen nicht ausreichen, so sind die Rohrpostämter zur Annahme von Hülfsboten ermächtigt, welche für die Bestellung eines Telegramms oder einer Rohrpostsendung ein Einheitsvergütungssatz bis zum Betrag von 10 Pf. zu gewähren. Dieser Vergütungssatz ist mit dem Hülsboten in Voraus zu vereinbaren und so zu bemessen, dass Letzterer auf eine durchschnittliche Tageseinnahme von etwa 2 Mark zu rechnen hat.
Steigert sich diese Tageseinnahme um mehr als 25 Pf. oder bleibt so viel hinter derselben zurück, so hat eine anderweite, der Sache entsprechenden Regelung stattzufinden.

III. Die für die Bestellung durch Eilboten erwachsenen Kosten sind nach Maßgabe der im Abschnitt VIII unter § 77 unter 2 der A.D.A.f.P.u.T. enthaltene Bestimmung in Forderung nach zuweisen.
In dem Forderungsnachweis sind sämtliche Telegramme (auch die auf telegraphischem Wege eingegangenen), Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten auf Grund eines Telegramm-Bestellungsbuches, tagweise, für jeden Hülfsbote summarisch, mit Angabe des demselben bewilligten Einheits-Vergütungssatzes, aufzunehmen; z.B. 1. April, Müller, Eilbote, 20 Stück zu 10 Pf. = M 2.00.

IV Die zu bestellenden Telegramme, Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten sind in das Telegramm-Bestellbuch (Abschn. V Abth. 5 § 28 der A.D.A.f.P.u.T. ) einzutragen und zwar die Telegramme in der in der angezogenen Bestimmung vorgeschriebenen Weise einzeln, die Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten für jeden Bestellgang summarisch. In den Spalten 1 bis 4 des Bestellbuches ist die Zugnummer und die Zahl der Briefe in abgekürzter Form zu vermerken, z.B. Z. 12 drei Bfr., zwei K. Die übrigen Spalten des Bestellbuches sind nach Maßgabe des Vordrucks ebenso wie für Telegramme auszufüllen.

V. Sämtliche mit dem letzen Rohrpostzuge ankommenden Rohrpostsendungen sind noch am nämlichen Tage zu bestellen. Ist jedoch auf der Sendung, welche in später Abendstunde bei den Röhrpostämtern eintreffen, vom Absender vermerkt, dass die Bestellung erst am nächsten Morgen stattfinden soll, so ist dem Verlangen zu entsprechen. Die Weitersendung bis zur Verkehrsanstalt, welcher die Bestellung obliegt, muß dagegen, soweit der Betrieb es gestattet, noch am nämlichen Abend erfolgen. Rohrpostsendungen, welche nach dem Schluß der Aufgabe zur Aufgabe gelangen, sind gegebenfalls mit der Briefpost auf dem schnellsten Wege ihrer Bestimmung zuzuführen und am nächsten Morgen auf dem ersten Bestellgang durch den Briefträger abzutragen, wenn die Sendung auf diese Weise früher in die Hände der Empfänger gelangen, als es durch einen (im Winter) um 8 bz. 7 Uhr Morgens von dem zugehörigen Rohrpostamt abgehenden Rohrpost geschehen würde.
Die Bestellung derjenigen Telegramme, welche während der Nacht beim Haupt-Telegraphenamt eingehen und auf Wunsch der Absender bis zum nächsten Morgen zurückgehalten werden soll, erfolgt gleichfalls durch die Boten der Rohrpostämter. Zu dem Zweck hat das Haupt-Telegraphenamt während des Winterhalbjahres diese Telegramme bis zum Morgen zu sammeln; alsdann sind dieselben in gehörig mit Aufschrift versehenen Briefumschläge an die betheiligten Rohrpostämter durch Vermittlung des Stadtpostamtes abzusenden. Letzterem sind durch einen um 6 Uhr 30 Minuten früh abgefertigenden Boten die fraglichen Briefe mit Telegramm zu überbringen. Der für das Rohrpostamt 9 (Börse) bestimmte Briefe sind von dem vorgedachten Boten auf dem Rückwege vom Stadtpostamt nach dem Haupt-Telegraphenamt unmittelbar bei dem Rohrpostamt 9 (Börse) abzugeben. Auf diese Weise kann auch im Winterhalbjahr allgemein um 7 Uhr Morgens mit der Rohrpostbestellung begonnen werden. Währen der Sommermonate werden die erwähnten Telegramme mit dem ersten vom Haupt-Telegraphenamte abgehenden Rohrpostzüge den Rohrpostämtern zugeführt.

VI. Die mit der Bestellung von Rohrpostsendungen betrauten Boten haben die Bestellung der Rohrpostkarten mit bezahlter Antwort auf Wunsch der Empfänger die ausgefertigten Antwortkarten zum Rohrpostamt zurückzubringen; auf die Übergabe jedoch nicht länger als 5 Minuten zu warten. Eine besondrere Gebühr, wie bei den Telegrammen, habe die Boten für diese leistung nicht zu beanspruchen.

VII. Rohrpostsendungen mit dem Vermerk “postlagend” werden derjenigen Postanstalten zugeführt; welche der Absender als Bestimmungs-Postamt bezeichnet hat. Fehlt die Angabe einer bestimmten Postanstalt, so sind die Sendungen für Berlin dem Hof-Postamt (Rohrpost 13); für Charlottenburg dem Postamt Nr. 1 daselbst (Rohrpostamt 25) zugeführt.

VIII. Bei der Aushändigung von Rohrpostbriefen und Rohrpostkarten ist wie bei der Aushändigung von gewöhnlichen Briefe zu verfahren. Trägt die Anschrift den Vermerk “eigenhändig”, so ist der Bote angewiesen, die Sendung tunlichst an den Empfänger selbst abzugeben; dem Absender gegenüber wird hierdurch eine Verpflichtung seitens der Verwaltung jedoch nicht übernommen.

§ 12 Behandlung der nachzusendenden und der unbestellbaren Rohrpostsendungen

I. Wird bei einer Rohrpostsendung in Folge unrichtiger Wohnungsangabe bz. eines Wohnungswechsels oder aus einem Grunde die Nachsendung erforderlich; so findet dieselbe mittels der gewöhnlichen Postbeförderungsgelegenheiten statt. Demnächst erfolgt die Bestellung der Sendung wie diejenige einer gewöhnlichen Briefsendung.
Unbestellbare Rohrpostbriefe und Rohrpostkarten werden wie gewöhnliche Briefe bz. Postkarten behandelt; dieselben sind von den mit Postanstalten vereinigten Rohrpostämtern in gewöhnlicher Weise zusammen mit den übrigen unbestellbaren Briefsendungen dem Stadtpostamt zu überweisen, während diejenigen Rohrpostämter, welch mit Postanstalten nicht verbunden sind, derartige Rohrpostsendungen unter Briefumschlag mit dem Vermerk “Hierin .... Stück unbestellbare Rohrpostsendungen”, der nächstgelegenen Postanstalt zur Weitergabe an die Prüfungsstelle des Stadtpostamtes übermittelt.

II, Die bei dem Haupt-Telegraphenamt von auswärts angekommenen und mit der Rohrpost innerhalb der Stadt weiterzubeförderden Telegramm sind im Falle ihrer Unbestellbarkeit ohne Vorzug an das Haupt-Telegraphenamt unter Angabe des Grundes der Unbestellbarkeit zur weiteren Veranlassung zurückzuschicken.
III. Die Ermittlung nach den Wohnungen der Empfänger ungenügend adressierter Telegramme und Rohrpostsendungen haben außer bei denjinigen Postämtern und Polizeibureaus, in deren Briefbestell-Bezirk die bezüglichen, in den Aufschriften etwa angegebenen Straßen etc. gelegen sind., auch beim Einwohne-Meldeamt (Bezirk des Rohrpostamtes Nr. 13 bz. der Kommentantur (Bezirk des Haupt-Telegraphenamtes) stattfinden. Bezüglich der Aushändigung, Nachsendung und Behandlung unbestellbarer Telegramme gelten unverändrt die Bestimmungen im Abschn V. 4 und 5 der A.D.A.f.P.u.T.

§ 13 Beschwerden wegen Abhandenkommens etc. von Rohrpostsendungen


In den Fällen, in welchen Seitens des Publikums Beschwerden wegen Abhandenkommens von Rohrpostsendungen (Briefe und Karten) bei einem Postamt angebracht werden, ist dasselbe Verfahren zu beobachten, welches die Allgemeinen Dienstanweisungen in gleich Fällen für gewöhnliche Briefe verschreibt.
Zu diesem Zweck ist den Beschwerdeführern ein Fragebogen (C. 118) behufs Ausfüllung zu übergeben, welcher alsdann ohne Anschreiben der Bestimmungs-Postanstalt zur Nachforchung zu übersenden ist. Das weitere Verfahren regelt sich nach den in Betracht kommenden Vorschriften der Allgemeinen Dienstvorschriften.
Sonstige Beschwerden des Publikuns über Unregelmäßigkeiten im Rohrpostdienst sind nach Erörterung mit den betheiligten Anstalten der Ober-Postdirektion vorzulegen.

II. Technische Behandlung der Rohrpostapparte und Betriebs-Materialien
Die Wiedergabe würde den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen, zumal es in vielen Fällen nur um technische Details, geht.
 
inflamicha Am: 08.11.2013 21:24:52 Gelesen: 1096752# 920 @  
Neuer Tag, neuer Kos - heute aus Friedenthal-Giesmannsdorf 16.09.1918.



Die Karte weist neben dem KOS noch 3 Besonderheiten auf: Es handelt sich um eine nicht häufige Privatganzsache, welche mit der Zusatzleistung Eilsendung befördert wurde und das letzte Stück Ihres Weges mit der Berliner Rohrpost zurückgelegt hat (Minutenstempel Berlin C 2 und rote "50" für das Zielpostamt).

Gruß Michael

[Redaktionell aus dem Thema "Kreisobersegmentstempel auf Belegen" kopiert]
 
blaujacke Am: 09.11.2013 20:22:47 Gelesen: 1101186# 921 @  
In der Hoffnung, daß ab und an auch wieder Rohrpostsammler hier hereinschauen, wende ich mich an diese mit einer Frage: Kann mir jemand etwas zu der abgebildeten Rohrpostkarte sagen?



Es handelt sich offensichtlich um ein Formblatt ohne Wertstempel mit der Nr. C 154 b (1.25). Bislang waren mir nur Rohrpost-Umschläge dieser Art bekannt.

Kann mir jemand die Amtsblattverfügung (von 1925?) zeigen?
 
cartaphilos Am: 15.11.2013 20:42:01 Gelesen: 1099218# 922 @  
@ blaujacke [#921]

Guten Abend,

da bin ich mal wieder. Hab das Jahr über vieles andere Philatelistische geschrieben.

Wenn wir uns nun diese Formblätter einmal anschauen, dann müssen die meines Erachtens im Zusammenhang mit allen mehr oder weniger zeitgleich hergestellten Rohrpost-Drucksachen und -Ganzsachen der Deutschen Reichspost betrachtet werden.

Stellen wir einmal die Fakten zusammen:

1. Diese Rohrpostkarten-Vordrucke wurden laut Druckvermerk im Monat 1.1925 in Auftrag gegeben. Ob sie kostenlos abgegeben wurden oder eine Formblattgebühr erhoben wurde, ist bisher unbekannt.
2. Zur gleichen Zeit gab es keine amtlichen Rohrpostkarten-Ganzsachen.
3. Eine Rohrpostbrief-Ganzsache (RU 12) wurde im Jahre 1926 verausgabt.
4. Die Rohrpostkarten-Ganzsache (RP 23) folgte erst im Jahre 1928.
5. Es folgte die Rohrpostganzsachenkarte RP 24 im Jahre 1929.
6. Mit dem RU 12 stellte die Post die Herausgabe von Rohrpostbrief-Ganzsachen ein. Die Wertstempel "Berühmte Deutsche", darunter auch der 40-Pf-Leibniz, wurden Mitte 1933 ungültig.
7. Seit 12.1931 produziert die Post Rohrpost-Umschlagformulare (violettrosa). Diese wurden gemäß Mitteilung gegen eine Gebühr vom 1 Pf abgegeben.
8. Seit 9.1934 produziert die Reichspost lachsrote Rohrpost-Umschlagformulare

Betrachten wir die mir verfügbaren, gebrauchten Rohrpostkarten-Formulare, dann fällt auf, daß deren Verwendung meistens vor der Herausgabe amtlicher Rohrpostkarten-Ganzsachen aus dem Jahre 1928 liegt:



a. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 12.8.1926 ab Berlin W9 nach Berlin-Pankow



b. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 31.10.1926 ab Berlin W35 nach Berlin-Charlottenburg 4



c. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 16.1.1927 ab Berlin W9 nach Berlin NW21



d. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 2.5.1927 Wilm 1 nach Halensee



e. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 10.5.1927 Berlin 68 - HTA



f. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 3.6.1927 ab Berlin SW19 nach Berlin-Charlottenburg 4



g. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 28.6.1927 ab Berlin C25 nach Berlin Halensee



h. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 4.9.1927 ab Berlin O17 nach Berlin O27



i. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 24.9.1927 W9 nach Chab 1



j. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 30.6.1928 ab Berlin W56 nach Berlin-Steglitz



k. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 21.8.1928 ab Berlin NW58 nach Berlin-Steglitz



l. amtl. Rohrpostkartenformular C 154b (1.25) vom 14.9.1929 ab Berlin-Schöneberg 4 nach Berlin W57

Verwendungen dieses Formblatts nach dem Erscheinen der RP 23 (die ab dann das Gros der verwendeten Rohrpostkarten ausmacht) sind bisher nur spärlich zu belegen, denn nunmehr konnte man eine freigemachte Rohrpostkarte zu 55 Pf bei der Post erwerben. [auch die neu hinzugefügten 3 Formulare bestätigen diese These]



RP 23 31.3.1928

Genau umgekehrt verhält es sich nun mit den Rohrpost-Umschlägen. Solange der RU12 noch am Schalter erhältlich war, gab es keine Notwendigkeit, postamtliche Alternativen zu ersinnen.

Dies geschah doch mit dem absehbaren Ende der Verfügbarkeit der Rohrpostumschläge und der Entscheidung, keine Umschläge mit einer wegen der Portoerhöhung jetzt erforderlichen Kombination aus Wertstempeln der Präsidentenserie (8 + 50) aufzulegen.

Stattdessen wurde mit Druckvermerk 12.31 ein amtlicher Rohrpostumschlag aufgelegt, der ab dem Jahre 1934 durch einen neuen in roter Farbe bzw. in lachsfarben mit zinnoberrotem Aufdruck abgelöst wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ja auch die RP25, gleichfalls in lachsfarben mit zinnoberrotem Aufdruck und Wertstempel Hindenburg Medaillon herausgegeben worden.

Während nunmehr keine Rohrpostkartenformulare mehr nachgewiesen werden können (gegeteilige Meldungen bitte hierher) ist die Liste von verfürbaren oder freigemachten Rohrpostumschlagsformularen jetzt ebenso lang, wie zuvor die der Rohrpostkartenformulare:



1. amtl. Rohrpostumschlagformular, ungebraucht, Druckvermerk: "Adler (12.31) Δ C 362"



2. amtl. Rohrpostumschlagformular, ungebraucht mit Druckvermerk "Adler (12.31) C 362 (doppelt unterstrichen)"



3. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) C 362 (doppelt unterstrichen)", vom 4.7.1933 ab Berlin W9 nach Berlin-Lichterfelde



4. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) C 362 (doppelt unterstrichen)", vom 22.3.35 Bln Wilmersdorf 1



5. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) Δ C 362" als Ortsdoppelbrief, 2 Pf überfrankiert, vom 24.6.35 ab Berlin NW7 nach Berlin SW11
Briefe der 2. Gewichtsstufe waren gemäß den "Posthinweisen" im postamtlichen Straßenverzeichnis von Berlin seit Anfang 1935 zulässig



6. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) Δ C 362" vom 17.4.1936 ab Berlin NW52 nach Berlin-Schöneberg



7. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) Δ C 362" vom 5.5.1936 ab Berlin W66 nach Berlin-Friedenau



8. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) Δ C 362" vom 19.3.37 ab Berlin N67 nach Berlin-Steglitz



(9.) amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (12.31) Δ C 362" als Postsache vom 15.7.1938 ab Weidenfels

Es ist zu beachten, daß die folgenden Rohrpostumschläge mit zwei verschiedenen Druckvermerken des gleichen Jahres vorkommen: nämlich mit und ohne Formatbezeichnung "Din A 6".



10. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler(9.34) Δ C 362 Din A 6"



11. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (9.34) Δ C 362" vom 17.2.1937 ab Charlottenburg 6 nach Berlin C2



12. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (9.34) Δ C 362" vom 13.4.1937 ab Berlin C TA Börse nach Berlin-Charlottenburg 5



13. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (9.34) Δ C 362" vom 30.9.1937 ab Berlin NW7 nach Berlin-Neukölln



14. amtl. Rohrpostumschlagformular, DV "Adler (9.34) Δ C 362 Din A 6" vom 20.4.1940 ab Berlin-Charlottenburg 2 nach Berlin SW11

So weit für heute. Ich bin sicher, daß es noch viel mehr gibt.

Ihr werdet gemerkt haben, daß ich noch ein paar Formulare abbildungsmäßig hinzugefügt habe. Diese haben jedoch an den Grundaussagen nichts geändert.

Einen schönen Tag noch
 
philast Am: 01.12.2013 16:29:21 Gelesen: 1093356# 923 @  
Hallo,

anbei ein Ortstelegramm von Berlin N4 29.8.30 9:00 nach Berlin Charlottenburg 4 29.8.30 9:50, welches wohl komplett mit Rohrpost befördert wurde.



Gruß philast
 
cartaphilos Am: 02.12.2013 07:32:54 Gelesen: 1093093# 924 @  
@ philast [#923]

Guten Morgen,

wenn Du mit "komplett mit der Rohrpost befördert" meinst, das Telegramm ist gar nicht abtelegraphiert worden, hat also noch nicht einmal den üblichen elektrischen Weg eines üblichen Telegramms der damaligen Zeit hinter sich gebracht, dann ist das richtig so:

In Berlin N4 am 29.8.1930 um 8.50 Uhr am Schalter aufgegeben, ist es dort vom Schalterbeamten ausgefüllt mit Leitwegsvermerk "Ch 4" und mit Rohrpoststempel um 9.00 Uhr versehen direkt in die Röhre gegeben und von dort direkt weiter nach Charlottenburg 4 befördert worden, wo es um 9.50 Uhr ankam.

Wäre jetzt noch interessant zu sehen, ob es auf der Rückseite noch zusätzliche Stempel aufweist, die etwas über den Leitweg aussagen.

allen noch einen schönen Tag
 
Werner Steven (RIP) Am: 02.12.2013 10:49:28 Gelesen: 1093037# 925 @  
1925 Rohrpostdienstanweisung für Berlin

§ 1. Vorbemerkung
I. Die Berliner Rohrpost dienst zur Beförderung von Rohrpostsendungen und Telegrammen.
II. Eine PAnst., die für die Annahme von Rohrpostsendungen geöffnet und mit Rohrposteinrichtungen für den allgemeinen Verkehr ausgestattet ist, heißt Rohrpostanstalt; die Dienststellen, die den Rohrpostapparatdienst wahrnimmt, heißt Rohrpostbetriebsstelle. Die zur Verbindung der RPAnst dienenden Fahrrohre bilden zusammen mit den Apparaten das Fahrrohrnetz Die Gesamtheit der RPAnst mit ihren Zustellbezirken wird Rohrpostbezirk genannt.
III. Die grundsätzlichen Bestimmungen über Rohrpostsendungen sind in der RD mit AB enthalten. Soweit darin oder nachstehend nichts Abweichendes bestimmt ist, gelten die Vorschriften der ADA über die Behandlung der gewöhnlichen Briefsendungen anzuwenden.
IV. Die besondere Behandlung der mit Rohrpost zu befördernden Telegramme regelt Abschn. VI.
V. Werden Eilbriefsendungen ausnahmsweise mit der Rohrpost befördert, so gelten für die Beförderung der Vorschriften für Rohrpostsendungen.
VI. Auf Hausrohrpostanlagen finden die Bestimmungen dieser DA keine Anwendung.


I. Betriebsmittel
§ 2. Technische Einrichtung der Rohrpostbetriebsstellen
. Zur technischen Einrichtung einer Rohrpostbetriebsstelle gehören die Rohreinführung innerhalb des Gebäudes, die Rohrpostapparate und die Meldevorrichtung.
II. Über Einrichtung und Wirkungsweise der Apparate und ihren Zusammenhang mit den Lufterzeugungsanlagen gibt Anl I >Rohrposttechnik< Auskunft. Die Bedienungsvorschriften sind in Anl 2 enthalten.
III. Die Meldevorrichtungen haben die Aufgabe, die Anzeigen über die Bewegung der Rohrpostzüge und die Selbstabstellung der Kraftluft zu vermitteln. Zu jeder Rohrpostverbindung zwischen zwei Betriebsstellen gehört eine besondere Meldeleitung. Die Zeichengebung geschieht entweder selbsttätig oder mit der Taste. Wegen Einrichtung der Meldevorrichtung s. Anl 1 u. 2
Zur Verständigung bei Störung und sonstige außergewöhnliche Vorkommnissen sind die Betriebsstellen mit ihren Nachbarämtern durch besondere Fernsprechleitungen unmittelbar verbunden.

§ 3. Rohrpostfahrgeräte
I. Das Rohrpostfahrgerät (Büchsen und Treiber) wird für den ganzen Rohrpostbezirk vom HTA beschafft.
II. Das in regelmäßigen Gebrauch befindliche Fahrgerät wird beim HTA in einem besonderen >Einnahme- und Ausgabebuch für Rohrpostfahrgeräte< gebucht. Nachts – während der Bettruhe – wird es bei der Anstalt aufbewahrt, die morgens den ersten Zug absendet; das Nähere darüber ergibt der Rohrpostfahrplan (§ 11)
Über Einrichtung und Behandlung des Fahrgeräts s. Anl 1 u. 2.
III. Jede Rohrpostbetriebsstelle hat einen Regelbestand an gebrauchsfähigen Ersatzstücken (Büchsen, Treiber, Verschlußscheiben) vorrätig zu halten. Die Höhe dieses Bestandes wird von der OPD für jede Betriebsstelle festgesetzt. Es ist im Einnahme- und Ausgangsbuch über Batteriegegenstände in den zu diesem Zweck mit der Feder herzustellenden Spalten zu buchen.
Die Vorratsstücke sind gesichert, jedoch so aufzubewarhren, dass sie den Apparatbeamten jederzeit leicht erreichbar bleibt. Der Bestand ist, nach näherer Bestimmung des Amtsvorstehers, von Zeit zu Zeit auf seine Vollständigkeit zu prüfen. Der Ersatz fehlender Stücke ist sogleich zu veranlassen.
Wegen der Übergabe des Bestandes im Rohrposttagebuch bei Dienstwechsel s. § 9 II.
Schadhafte Stücke sind kurzerhand bei dem zuständigen Reservemaschinenmeister (§ 5) oder - mit Lieferschein und Empfangsbescheinigung - beim HTA gegen brauchbare zu tauschen.

II. Beamte der Rohrpost
§ 4. Apparatbeamte

I. Alle Rohrpostapparatbeamte sind möglichst Beamte des niederen Besoldungsgruppen zu verwenden. Wird der Apparatdienst als Nebenarbeit wichtiger Hauptgeschäfte wahrgenommen, so können auch Beamte höherer Besoldungsgruppen damit beauftragt werden. Dienstanfänger und Helfer sind im Rohrpostdienst nicht zu beschäftigen. Ein häufiger Wechsel ist zu vermeiden.
II. Die im Rohrpostdienst zu beschäftigen Beamten haben, bevor sie zur selbständigen Dienstleistung in diesem Zweige zugelassen werden, ihre Befähigung dazu durch Prüfung nachzuweisen. Einzelheiten ergibt die Anl 3.
III. Die RPAnst haben dafür zu sorgen, dass bei ihnen stets genügend Beamte vorhanden sind, die Rohrpostdienst ausgebildet und die Prüfung abgelegt haben und dass nur geprüfte Beamte zur Bedienung der Rohrpostapparate zugelassen werden.

§ 5. Aufsicht
I. Die Überwachung des Rohrpostbetriebes ist in erster Linie Sache der PÄ. Die damit beauftragten Beamten, insbesondere die Vorsteher der Rohrpostbetriebsstellen, müssen im Rohrpostdienst ausgebildet und nach Anl 3 geprüft sein.
II. Die Sorge für das Ineinandergreifen des Betriebs im gesamten Rohrpostbezirk liegt einem Beamten des Bezirksdienstes ob, der auch die Prüfung der Rohrpostbeamten im theoretischen Teil abzunehmen hat. Dem Beamten des Bezirksdienstes können nach Ermessen der OPD weitere Beamte zur Unterstützung beigegeben werden.
III. Die Beaufsichtigung der Lufterzeugungsanlagen und technischen Einrichtungen ist Aufgabe des Rohrpostingenieurs der OPD. Dieser hat auch die Prüfungen der Rohrpostbeamten im praktischen Teil abzunehmen.
IV. Zur Erreichnung einer pfleglichen Behandlung der Rohrpostanlagen und einer schnellen Beseitigung der Störungen ist der Rohrpostbezirk in mehrere - von der OPD abzugrenzende - Unterbezirke eingeteilt, die je einem einer bestimmten PAnst zugeteilten Reservemachinenmeister unterstellt sind. Diese haben die Instandhaltung der Anlagen und der Beseitigung von Störungen die ordnungsmäßige Bedienung und Behandlung der Apparate und Meldevorrichtungen zu überwachen und die Beamten des Bezirksdienstes sowie die maschinentechnischen Beamten der OPD bei der Durchführung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Außerdem haben die den Verkehr (Zustellung usw.) im Auftrag der Beamten des Bezirksdienstes zu überwachen.

III. Rohrpostapparatedienst
§ 6. Allgemeines

I. Die Art des Rohrpostdienstes bringt es mit sich, dass die Beamten ständig unmittelbar mit anderen Anstalten verkehren. Die Belange des Dienst machen es erforderlich, dass dieser Dienst in genauester Übereinstimmung mit den Dienstvorschriften sowie mit den Anforderungen der Höflichkeit und des bereitwilligesten Entgegekommens steht.
II. Die unentgeltliche Benutzung der Rohrpost in anderen als rein dienstlichen Angelegenheiten ist den Beamten auf das strengste verboten. Über die Benutzung der Rohrpost zu Krankmeldungen s. RD § 7 AB.

§ 7. Obliegenheiten der Beamten bei Dienstbeginn
(Reinigen der Apparate, Uhrenstellen)

I. Täglich sogleich bei Beginn des Dienstes haben die Apparatebeamten sämtliche Teile der Rohrpostapparate sorgfältig nachzusehen und zu reinigen. Die blanken Metallteile sind zu putzen und die Eisenteile rostfrei zu halten. Die Reibefläche des Verschlußhebels usw. sind von Zeit zu Zeit zu ölen; für den leichten Gang der übrigen Teile ist zu sorgen.
II. Der genaue Gang der Uhren ist für einen geregelten Dienstbetrieb unerläßlich. Die RPAnst, die das Uhrenzeichen vom HTA nicht erhalten, haben daher die genauen Zeiträume täglich bei Dienstbeginn beim zuständigen Fernsprechamt zu erfragen. Welchem Beamten diese Pflicht obliegt, bestimmt der Amtsvorsteher.

§ 8. Dienstablösung und Dienstschluß
I. Kein Apparatebeamter darf den Dienst zu Ablösungszeit verlassen, bevor sein Nachfolger eingetroffen ist oder der Aufsichtsbeamte für ordnungsmäßige Vertretung gesorgt hat. Durch die Ablösung darf keine Unterbrechung in der Abwickelung des Rohrpostverkehrs eintreten.
II. Beim Dienstschluß haben sich die Beamten vor dem Verlassen davon zu überzeugen, dass keine Sendungen mehr vorliegen, die Büchsen entleert sind, kein Zug mehr unterwegs ist und die Apparate sich in der vorgeschriebenen Stellung befinden. (s. Anl 2).

§ 9. Rohrposttagebuch
Bei jeder Rohrpostbetriebsstelle ist ein Rohrposttagebuch (ADA V, 5 Anl 11 [VI, 2 Anl 3] zu führen. Es ist mit Blattziffern zu versehen und monatlich zu erneuern. Seine Führung liegt der Apparatbeamten ob. Bei größeren Betriebsstellen bestimmt der Amtsvorsteher, welcher Beamte dafür verantwortlich ist.
II. Durch das Rohrposttagebuch soll die Verantwortlichkeit der Beamten für den Apparat abgegrenzt, in ihm soll ferner alle Vorkommnisse von Belang vermerkt werden. Zu diesem Zweck haben die Apparatbeamten bei jeder Dienstablösung die Dienstübergabe uund die Dienstübernahme unter Beifügung der genauen Zeit im Rohrposttagebuch zu bescheinigen. Bei Betriebsstellen mit mehreren Apparatbeamten ist anzugeben, welcher Apparat jeder Beamte zur Bedienung übernommen oder übergeben hat. Auch vorübergehende Vertretungen sind zu vermerken.
In gleicher Weise sind die bei den Rohrpostbetriebsstellen vorhandenen Vorratsstücke an Vorratspostfahrgeräten (§ 3) bei jeder Dienstablösung zu übergeben.
In das Rohrposttagebuch sind ferner alle von den Betriebsstellen beobachten Unregelmäßigkeiten und Störungen einzutragen, als: Abweichungen von den festgesetzten Fahrzeiten um 1 Minute und darüber, Fehlen von Büchsen, unrichtige oder unterlassene Abgabe der Zugmeldung, schlechte Betriebsluftverhältnisse - nach dem Stande des Zeigers der Luftdruckmesser -, ungewöhnliche lange Laufzeiten der Rohrpostzüge und dergleichen. Auch sind alle Störungen unter Angabe ihrer Dauer, Ursache und Lage sorgfältig zu vermerken.
Die Überwachungsbeamten haben die von ihnen ausgeführten unvermuteten Prüfungen (§ 31) ebenfalls im Rohrposttagebuch zu vermerken.
III. Am Monatsende wird das Rohrposttagebuch abgeschlossen und mit den Telegrammpapieren aufbewahrt und beseitigt.

§ 10. Apparatebedienung
I. Die bei der Bedienung der Apparate zu beobachten Regeln sind in den Bedienungsvorschriften (Anl 2) zusammengestellt. Die gründliche Kenntnis diese Vorschriften ist die erste Vorbedingung für einen ordnungsmäßigen Rohrpostbetrieb; ihre Nichtbeachtung kann ernste Folgen für den Betrieb und die Heranziehung des Beamten zum Schadensersatz in Gefolge haben.
II. Zur Fernhaltung von Störungen ist es erforderlich, dass die Rohrpostapparate ständig unter Aufsicht stehen. Sie dürfen nur verlassen werden, wenn die Fortführung des Dienstes durch einen Vertreter sichergestellt ist.
III. Auf den Verladebrettern der Rohrpostapparate dürfen an deren Gegenstände als das Fahrgerät und die zu befördernden Sendungen nicht niedergelegt werden. Das Aufbewahren von Schreibstiften, Federhaltern, Putzlappen usw. auf dem Verladebrett ist untersagt.

§ 11. Rohrpostfahrplan
I. Die Rohrpostzüge verkehren allgemein in regelmäßigen Zwischenräumen. Der Gang der Züge wird durch den Rohrpostfahrplan geregelt, der jeder Rohrpostbetriebsstelle geliefert wird. Die Benutzung des Fahrplans ergibt sich aus den Vorbemerkungen, die jedem Rohrpostbeamten genau bekannt sein müssen. Eine Fahrt nach Bedarf ist nur auf Strecken zulässig, bei denen dies im Fahrplan ausdrücklich vorgesehen ist.
II. Ein kurzer Auszug aus dem Fahrplan mit den Fahrzeiten der Linie ist an jedem Rohrpostapparat auf einer kleinen Papptafel (Fahrplantafel) anzubringen. Die Angaben sind auf dem laufenden zu halten.
III. Die im Fahrplan vorgeschriebenen Abfahrtzeiten sind unter allen Umständen innezuhalten, auch wenn keine Sendung vorliegt oder die Anschußzüge ausbleiben. Wenn mit fahrplanmäßigen Zügen zu befördernde uneröffnet durchlaufende Büchsen bei einer Störung oder Nachlässigkeit verspätete eintreffen und den Anschluss nicht mehr erreichen, so werden sie von der Durchgangsstelle nicht weitergesandt, sondern entleert und mit dem nächsten Zuge, in dem sie sonst fehlen würden, zur Ursprungsanstalt zurückgeschickt. Ihr Inhalt wird auf die Büchsen des nächsten Zuges nach den Bestimmungsämtern verteilt. Die beteiligten Betriebsstellen sind in solchen Fällen sogleich durch Fernsprecher von dem Ausbleiben der Büchsen zu unterrichten.

§ 12. Rohrpostzüge, Büchsennachweisung
I. Die Rohrpostzüge bestehen aus einer oder mehreren Rohrpostbüchsen und einem Treiber. Wegen ihrer Beschaffenheit und Kennzeichnung s. Anl 1.
Welche Büchsen in den einzelnen Zügen regelmäßig verkehren und welche Sendungen in die Büchsen aufzunehmen sind, geht aus dem Rohrpostfahrplan als Anl 1 beigefügten Büchsennachweisungen hervor.
II. Müssen aus irgendeinem Grunde mit einem Rohrpostzuge mehr Büchsen abgesandt werden, als in der Büchsennachweisung vorgesehen ist, so ist die Empfangsstelle durch Fernsprecher zu verständigen.

§ 13. Störungen
I. Trifft ein Rohrpostzug unvollständig ein oder liegen sonstige Anzeichen vor, die eine Störung vermuten lassen, so haben sich die zunächst beteiligten PÄ sofort durch Fernsprecher in Verbindung zu setzen.
II. Die Vermutung einer Störung besteht auch, wenn das Ankunftszeichen von dem empfangenden Amte nach Ablauf der doppelten planmäßigen Fahrzeit des Zuges noch nicht eingegangen oder wenn ein Rohrpostzug 3 Minuten nach der vorgeschriebenen Absendezeit vom Abgangsamt noch nicht angemeldet ist. In beiden Fällen ist der Sachverhalt am Fernsprechen zu klären. Ein neuer Zug darf erst abgelassen werden, wenn für den vorhergehenden Zug das Ankunftszeichen vom Empfangsamt eingegangen oder das Abgangsamt sich durch eine Anfrage über sein Eintreffen Gewissheit verschafft hat.
III. Welche Maßnahme bei eintretender Störung zu ergreifen und welche Meldung zu ertstatten ist, ergibt sich aus der >Anweisung für das Verhalten bei Störungen im Rohrpostbetrieb< (Anl 4). Die genauste Beachtung dieser Anweisung wird den Beamten zur Pflicht gemacht. Ein Abweichen hat u.U. ihre Heranziehung zur Ersatzleistung zur Folge.
IV. Bei Betriebstörungen, die länger als 10 Minuten dauern, ist der Verkehr auf der gestörten Strecke, falls sich keine Umleitung über benachbarte Linien ermöglichen lässt, durch Eilboten aufrecht zu erhalten. Bei umfangreicheren Unterbrechungen wird die Umleitung durch die OPD geregelt.
V. Über Eintragung der Störung in das Rohrpostbuch s. § 9 II, wegen Behandlung der durch Störung verzögerten oder beschädigten Sendung s. § 30.

IV. Behandlung der Rohrpostsendungen vor der Rohrpostbeförderung
§ 14. Aufgabestempel

I. Die bei den RPAnst eingelieferten Rohrpostsendungen sind in der Rohrpostbetriebsstelle sogleich mit dem Rohrpoststempel in der für Briefsendungen allgemein vorgeschriebenen Weise zu bedrucken. Daneben findet ein Bedrucken mit dem gewöhnlichen Briefaufgabestempel nicht statt.
II. Rohrpoststempel, die bei PAnst ohne Rohrpostbetrieb eingeliefert werden, sind dort mit dem gewöhnlichen Aufgabestempel zu bedrucken. Bei der Rohrpostbetriebsstelle, der sie zur Weiterbeförderung zugeführt werden, ist der Abdruck deas Rohrpoststempels neben den Briefaufgabestempel zu setzen.
III. Der Rohrpoststempel gibt die vollen Stunden und die Minuten 10, 20, 30, 40, 50 an. Die Zahl 9 bezeichnet die Zeit von 8,51 bis 9,0, die Zahl 9,10 die Zeit von 9. 1 bis 9.10 usw. Die Minutenzahlen müssen nach Ablauf jeder vollen 10 Minuten gewechselt werden. Nach dem Wechsel ist ein Probeabdruck in Spalte 1 des Telegrammankunftsbuchs zu setzen. Abweichungen - bei großen Betriebsstellen und RPAnst ohne Zustellbezirk - bestimmt der Amtsvorsteher. Wegen der Einzelheiten der Stempelprüfung s. ADA V, 2 § 9 c.

§ 15. Leitbestimmungen
I. Nach der Stempelung sind die Sendungen mit dem Leitvermerk zu versehen. Der Leitvermerk ist die abgekürzte Bezeichnung des Zustellamtes; er ist aus dem >Straßenverzeichnis für die Rohrpost- und Telegrammzustellung innerhalb des Rohrpostbezirks Berlin< zu ermitteln und genau so, wie er in diesem Straßenverzeichnis angegeben ist, mit Rotstift in die linke obere Ecke der Aufschriftseite der Sendung zu setzen.
II. Wohnt der Empfänger in einem der Aufgabeanstalt benachbarten Zustellbezirk und würde die Zuführung dorthin mangels unmittelbarer Verbindungen unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nehmen, so ist von der Rohrpostbeförderung abzusehen und die Sendung durch die Aufgabeanstalt selbst zuzustellen. Auch können in solchen Fällen die Sendungen einer andern benachbarten RPAnst, mit der die Aufgabeanstalt unmittelbar verbunden ist, zur Zustellung zugeführt werden. Welche Straßen und Ämter hierfür in Frage kommen, ist vom Amtsvorsteher zu bestimmen.
III. Rohrpostsendungen, die abends aufgegeben werden, aber nach dem Vermerk des Absenders erst am nächsten Morgen zugestellt werden sollen, sind noch Abends bis zum Zustellamt zu befördern.
IV. Rohrpostsendungen nach den außerhalb des Rohrpostbezirks gelegenen PAnst des OPD-Bezirks Berlin sind anch der von der OPD herausgegebenen Leitübersicht für Rohrpostsendungen usw. zu leiten.
V. Rohrpostsendungen nach Orten außerhalb des OPD-Bezirks Berlin sind den Bahnhofsämter zuzuführen.
für die vom Stettiner Bahnhof abgehenden Züge dem PA Bln. N 4,
für die vom Potsdamer Bahnhof abgehenden Züge dem PA Bln. W 9,
für die vom Anhalter Bahnhof abgehenden Züge dem PA Bln. SW 11,
für die vom Schlesischen Bahnhof abgehenden Züge dem PA Bln. O 17,
für die vom Görlitzer Bahnhof abgehenden Züge dem PA Bln. SO 36 O 17,
für die vom Lehrter Bahnhof abgehenden Züge dem PA Bln. NW 40.
Den über die Stadtbahn verkehrenden Bahnposten nach Hannover, Sangershausen und Frankfurt (Main) können Rohrpostsendungen auch auf den Bahnhöfen Friedrichstraße (durch das PA Bln NW 7) und Zoologischer Bahnhof (durch des PA Charlottenburg 2) zugeführt werden. Ein Verzeichnis dieser Züge mit den Abfahrtszeiten vom Schlesischen Bahnhof, von der Friedrichstraße und vom Zoologischen Garten ist bei den Rohrpostbetriebsstellen auszuhängen. Besteht über die Leitung Zweifel, so ist beim nächsten Briefabfertigungsamt durch Fernsprecher Rückfrage zu halten.
Die Beförderungsdauer von den Rohrpostbetriebsstellen an die Züge beträgt:
beim PA Bln N 4 ................. 3 Minuten
[ für Fernzüge 6 Minuten, für Vorortzügen 10 Minuten]
beim PA Bln NW 7 .............. 15 Minuten
beim PA Bln W 9 ................. 7 Minuten
beim PA Bln SW 11 ............. 8 Minuten
beim PA Bln O 17 ................ 10 Minuten
[für den Schlesischen Bahnhof 10 Minuten,
für den Görlitzer Bahnhof 20 Minuten]
beim PA Bln SO 36 ............... 5 Minuten
beim PA Bln NW 40 .............. 2 Minuten
beim PA Charlottenburg 2 .... 30 Minuten
VI. Rohrpostsendungen aus Orten außerhalb des Rohrpostbezirks werden, falls die Orte innerhalb des OPD-Bezirks Berlin an Landpostkursen gelegen sind, mit der nächsten geeigneten Postbeförderungsgelegenheit dem Briefpostamt oder einer günstig liegenden RPAnst zugeführt oder, falls die Orte an Bahnstrecken liegen, von den Bahnposten auf die PÄ der Ankunftsbahnhöfe geleitet; dort sind sie wie in Berlin eingelieferte Rohrpostsendungen weiter zu behandeln.

§ 16. Verpacken und Absenden der Rohrpostsendungen
I. Die nach den Vorschriften der §§ 14 und 15 ordnungsmäßig behandelten Rohrpostsendungen sind mit den nächsten Rohrpostzug abzusenden. Überlager bei der absendenden oder einer Durrchgangsstelle sind unter allen Umständen zu vermeiden.
II. Beim Einlegen in die Büchsen ist darauf zu achten, dass die Schrift nicht verwischt wird; zu diesem Zweck sind die Sendungen so zu rollen, dass die am meisten beschriebene Fläche nach innen gekehrt ist.

V. Behandlung der Sendungen nach der Rohrpostbeförderung
§ 17. Ankunftsstempel

I. Bei der Rohrpostbetriebsstelle der Bestimmungsanstalt oder, falls es sich um Sendungen nach Orten außerhalb des Rohrpostbezirks handelt, bei der letzten Rohrpostbetriebsstelle sind die mit der Rohrpost beförderten Rohrpostsendung sogleich nach dem Eingang mit dem Ankunftsstempel zu bedrucken, und zwar Briefe auf der Rückseite, Karten unter links in dem Raum für die Aufschrift. Als Ankunftsstempel dient der Rohrpoststempel (§ 14)
II. In gleicher Weise sind auch solche Rohrpostsendungen mit dem Abdruck des Ankunftsstempel zu versehen, die von der Aufgabeanstalt zugestellt oder postlagernd bei ihr niedergelegt werden.

§ 18. Fehlgeleitete Rohrpostsendungen
I. Fehlgeleitete Rohrpostsendungen sind nach gehöriger Durchstreichung des unrichtigen Leitvermerks mit dem richtigen Leitvermerk zu versehen und unverzüglich weiter zu senden. Falls sie an Empfänger in benachbarten Zustellbezirken gerichte sind, sind sie nach § 15 II zu behandeln, wenn hierdurch eine wesentliche Beschleunigung zu erreichen ist. Die Abstempelung der fehlgeleiteten Rohrpostsendungen findet im Durchgangsamt nicht statt.

§ 19. Prüfen der Freigebühren und Verrechnung der Nachgebühr
I. Die eingehenden Rohrpostsendungen sind vor der Zustellung sorgfältig auf die richtige Gebühr zu prüfen.

§ 20. Buchen
I. Rohrpostsendungen werden im allgemeinen nicht gebucht.
II. Sollten die örtlichen Verhältnisse eine Buchung der eingegangenen Rohrpostsendungen nötig machen, so bestimmt der Vorsteher.

§ 21. Zustellung
Die Zustellung der Rohrpostsendungen geschieht durch die Telegraphenboten. Über die Maßnahme bei wirtlicher Verwendung der Botenkräfte, s. ADA V 4 § 19 AB zu III VI 1 § 21 wegen Überwachung des Zustellgeschäfts s. V 3 § 36 VI 2 § 35. Ohne eine schnelle und sichere Zustellung bleiben alle technischen Vorkehrungen zur Durchführung eines geregelten Rohrpostverkehrs wirkungslos. Die Amtsvorsteher haben diesem Dienstzweig daher besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.

§ 22. Behandlung unzustellbarer Rohrpostsendungen
I. Die Ermittlung der Empfänger unzustellbarer Rohrpostsendungen liegt dem Zustellgeschäft ob. Für die Behandlung solcher Sendungen gelten ADA V, 1 §§ 45, 46 mit AB zu V, 1 §§ 70, 78. Dem Zustellgeschäft sind nicht die Sendungen selbst, sondern nur Merkbücher oder Merkbogen vorzulegen, in die es das Ergebnis seiner Ermittlung einträgt. In gleicher Weise ist der Verkehr zwischen Rohrpostzustellämtern ohne Briefzustellbezirk und den zuständigen Briefzustellämtern zu regeln. Wenn in kleinen Betrieben ein einfacheres Verfahren Platz greifen kann, bestimmt der Amtsvorsteher.
II. Muß zur Fortsetzung der Nachforschung die Hilfe der Rückbriefstelle des Briefpostamts in Anspruch genommen werden, so sind die Sendungen dieser Dienststelle unter Umschlag mit dem Vermerkt: >Hierin .... Stück unbestellbarer Rohrpostsendungen< zuzuführen. Die Überweisung an die Rückbriefstelle sowie die Weiter- und Rücksendung geschieht durch die Rohrpost.

VI. Behandlung der mit der Rohrpost zu befördernder Telegramme
§ 23. Grundsätzliche Bestimmungen

I. Für die Beförderung von Telegrammen mit der Rohrpost gelten, soweit nachstehend nichts Abweichendes bestimmt ist, die Vorschrift dieser DA unter IV und V.
Die Kennzeichnung der Telegramme besonderer Art (Staatstelegrammen Überweisungstelegramme zu telegraphischen Postanweisungen usw.) durch farbige Marken wird von der OPD geregelt.
II. Einen Rohrpostleitvermerk erhalten die Telegrammurschriften, die dem HTA zur Abtelegrahierung zugeführt werden, nicht. Dagegen müssen die mit der Rohrpost zu versendenden Telegrammausfertigungen stets mit einem Rohrpostleitvermerk (s. § 15 I) versehen werden. Der Leitvermerk ist mit Rotstift in die linke obere Ecke der Telegrammausfertigung zu setzen.
Überweisungstelegramme zu telegraphischen Postanweisungen und Zahlungsanweisungen sind abweichend von den übrigen Telegrammen und Rohrpostsendungen nach dem >Verzeichnis der den Zustell-PAnst zugeteilten Straßen, Gassen, Plätzen, Brücken usw.< zu leiten
[4 Einschub] LX Telegramme an Empfänger innerhalb des Rohrpostbezirks im Zustellbereich solcher PÄ, die ihre Ortstelegramme nicht durch den Telegraphen oder Fernsprecher mit dem HTA austauschen, sind den Zustellanstalten in Urschrift zu übersenden.
III. Zur Verhütung von Telegrammverlusten sind nach dem Ermessen des Amtsvorstehers bei denjenigen RPSAnst, wo der Rohrpostbetrieb von der Annahme räumliche getrennt ist, besondere Nummernbogen zu führen. Die Rohrpostbetriebsstelle hat auf Grund dieser Bogen zu prüfen, on sämtliche aufgelieferten Telegramme weiterbefördert worden sind.
Mehrere zu einem Telegramm gehörige Blätter sind haltbar miteinander zu vereinigen. Bei Telegrammurschriften, die aus mehreren Blättern bestehen, ist vom Aufnahmebeamten im Kopf des 2., 3. usw. Blattes der Bestimmungsort handschriftlich niederzuschreiben; Bei Telegrammausfertigung ist vom Aufnahmebeamten die Anschrift auf jedem Blatt anzugeben, damit auseinandergeratene Blätter wieder miteinander vereinigt werden können.
IV. Die Telegramme sind beim Verladen in die Büchse so zu rollen, dass die Schriftseite nach innen gekehrt ist (§ 16 II).

§ 24. Behandlung der Telegramme vor der Rohrpostbeförderung

a) Behandlung der bei den PAnst aufgelieferten Telegramm an Empfänger außerhalb des Rohrpostbezirks.
I. Die bei PAnst mit Rohrpostbetrieb aufgelieferten Telegramm, soweit sie dem HTA mit der Rohrpost zur Abtelegraphierung zugeführt werden müsse, sind wie Rohrpostsendungen (§ 14 II) zu bedrucken. Der Stempelabdruck ist neben den Vordruck für die Gebühreneintragung zu setzen.
II. Die bei PAnst ohne Rohrpostbetrieb aufgelieferte Telegramme, soweit sie dem HTA mit der Rohrpost zugeführt werden müssen, werden bei der Aufgabeanstalt in gleicher Weise mit dem gewöhnlichen Aufgabestempel (§ 14 II) bedruckt. Bei der Rohrpostbetriebsstelle, der sie zur Weiterbeförderung zugeführt werden, ist ein Abdruck des Rohrpoststempels auf die Rückseite des Blattes zu setzen.
III. Für die Weiterbeförderung bei der PAnst ohne Rohrpostbetrieb aufgegebenen, mit der Rohrpost zu befördernden Telegramme zur nächsten RPAnst gelten die Vorschriften der RO § 8 AB.
b) Behandlung der bei den PAnst ohne Rohrpostbetrieb an Empfänger innerhalb des Rohrpostbezirks
IV. Bei Telegrammen an Empfänger innerhalb des Rohrpostbezirks wird nur die Telegrammausfertigung der Rohrpost übergeben. Ihre Herstellung liegt der Aufgabe-RPAnst oder - falls die AufgabePAnst nicht an das Rohrpostnetz abgeschlossen ist - der absendenden Aufgabe PAnst ob. Der die Telegrammausfertigung herstellende Beamte hat im Aufgabevermerk hinter das Wort: >durch< sein Namenszeichen, bei telegraphischen Postanweisungen und Zahlkarten seine vollen Namen niederzuschreiben. Die Ausfertigung ist mit dem Rohrpostleitvermerk zu versehen und offen abzusenden.
Den Ausfertigungen von Überweisungstelegrammen zu telegraphischen Postanweisungen und telegraphischen Zahlkarten, die ein zweiter Beamter nachzuprüfen und mit seinem vollen Namen gegenzuzeichnen hat, sind auch die Urschrifttelegramme beizufügen. Die Beförderungsvermerke auf den Urschrifttelegrammen sind ordnungsgemäß auszufüllen
c) Behandlung der beim HTA von auswärts eingegangenen Telegramme an Empfänger innerhalb des Rohrpostbezirks
V. Die beim HTA von auswärts eingegangenen Telegramme innerhalb des Rohrpostbezirks sind, soweit sie mit der Rohrpost weiterzubefördern sind, beim HTA mit dem Rohrpostleitvermerk zu versehen (§ 23 II) und den Zustellämtern offen mit der Rohrpost zu übersenden, nach dem sie vorher in der Rohrpoststelle des HTA einen Zeitstempel erhalten haben. Die Zuführung der Telegramme an die Zustellämter nach Rohrpostschluß wird von der OPD durch besondere Verfügung geregelt.
VI. In welchem Umfange und zu welchen Zeiten die Telegramme mit der Rohrpost zu übermitteln sind, bestimmt die OPD.

§ 25. Behandlung der Telegramme nach der Rohrpostbeförderung
a) Urschrifttelegramme
I. Beim HTA sind die mit der Rohrpost zur Abtelegraphierung eingehenden Urschrifttelegramme mit einem Zeitstempel zu versehen. Die abtelegrahierten Telegramme sind zur Prüfung des Beförderungsvermerks und - bei Auslandstelegrammen - nach Erledigung der Buchung für die Abrechnung bei der Sammelstelle des HTA nach Aufgabeämtern zu ordnen und an dem auf die Auflieferung folgenden Tage, in verschlossenen Briefumschlägen oder Beutel ohne Lieferschein an die Aufgabe-PAnst zurückzusenden.
II. Die übrigen RPAnst haben die ihnen von PAnst ohne Rohrpostbetrieb zugegangenen und zurückbehaltenen Urschrifttelegramme nach Prüfung des Beförderungsvermerks möglichst umgehend in verschlossenen Umschlägen den Aufgabe-PAnst zurückzugeben.
III. Die Aufgabe-PAnst haben darüber zu wachen, dass sämtliche Telegrammurschriften vollzählig zurückgelangen. Der Verlust eine Telegramms ist nach Abschluss der Nachforschung der OPD zu melden.

b) Telegrammausfertigung
§ 26. Abfertigung und Zustellung der Telegramme
I. Die Abfertigung der Telegramme bei den Zustellämtern hat nach den Vorschriften der ADA V 5 § 30 VI 2 § 30 - 35 zu erfolgen. Auf die Zustellung der Telegramme finden die Vorschriften der ADA V 4 § 19 VI 1 § 21 und VI 2 § 34 - 36, der RO § 11 AB und des § 21 der RDA Anwendung. Die Zustellung der Telegramme während der Nacht wird von der OPD besonders geregelt.
II. Erfolgt die Übergabe eines Telegramms an den Zusteller nicht innerhalb 10 Minuten nach Ankunft, so hat der Abfertigungsbeamte die Zeit der Übergabe im Telegrammankunftsbuch zu vermerken.
III. Auf Grund eines besonderen Überwachungsbuchs für Telegrammzusteller ist zu prüfen, ob die von den Zustellern auf den Gängen verwendete Zeit angemessen ist.
IV. Die Zustelltaschen der Boten sind täglich, je nach Bedarf mehrmals, unter allen Umständen aber bei Beendigung des Dienstes durch besonders dazu bestimmte Beamte auf ihren Inhalt zu prüfen.
V. Die Abfassung der Empfangsanzeigen zu den von den RPAnst zugestellten Telegramme mit Empfangsanzeigen liegt dem Zustellamt ob.
VI. Die Ermittlung der Empfänger unzustellbarer Telegramme hat nach den Vorschriften des § 22 I und der ADA V 4 § 20 VI 1 § 22 zu erfolgen. Die Unzustellbarkeitsmeldung sind vom HTA abzulassen.

§ 27. Zurückziehung und Berichtigung von Telegrammen
I. Will ein Auflieferer ein in Urschrift mit der Rohrpost an das HTA weitergegebenes Telegramm zurückziehen, so ist er zu ersuchen, einen kurzen Antrag unter Angabe der Aufgabezeit und des Wortlauts des Telegramms niederzuschreiben. Die Aufgabe-Anst fertigt auf Grund dieses Antrags und der Angabe im Einnahmebuch aus und übersendet es mit einem Kopfauszuge und dem Antrag des Auflieferers in einem geschlossenen Rohrpostbrief an die Nachforschungsstelle des HTA. Diese bewirkt die weitere Erledigung des Antrags an den für das HTA erlassenen Bestimmungen.
II. Für die Berichtigung eines Urschrifttelegramms , das dem HTA mit der Rohrpost zugeführt worden ist, gelten sinngemäß die Vorschriften des vorstehenden Absatzes.
III. Beim Einfordern von Berichtigungen zu eingegangenen Telegrammen, haben die RPAnst von jedem abzulassenden St-Telegramm der Nachforschungsstelle des HTA unter Umschlag einen Kopfauszug mit der Rohrpost zu übersenden, dem das St-Telegramm selbst und die Telegrammausfertigung beizufügen sind.
IV. Die vom HTA von auswärts eingehenden St- oder Diensttelegramme, die eine Antwort erfordern, sind vom HTA selbst zu beantworten, soweit die Ursprungstelegramme aus dem Rohrpostbezirk stammen. Das HTA versieht die St- oder Diensttelegramme zu diesem Zwecke mit dem Stempelabdruck
E i l t s e h r
T.S. vom HTA nach ...............................................
zur Beseitigung und umgehende Übersendung des
Ursprungstelegramms. Falls nicht sogleich auf-
findbar, bitte Vorgang mit Vermerk zurück.
Solche Anfragen sind von den beteiligten RPAnst unverzüglich zu erledigen.

§ 28. Tagesmeldung
Von jeder RPAnst ist dem letzten an das HTA mit der Rohrpost abzusendenen Telegramm bzw. dem letzten Rohrpostzuge eine Tagesmeldung (Schlusszettel) beizufügen. Zu der Tagesmeldung ist der Vordruck OPD 96 zu verwenden.

VII. Allgemeine Bestimmungen

§ 29. Beschwerden

Beschwerden über Abhandenkommen, Verzögerung, verspätete Zustellung usw. von Rohrpostsendungen sind nach dem durch die ADA für gewöhnliche Briefsendungen vorgeschriebenen Verfahren zu erledigen.

§ 30. Verzögerungen und Beschädigungen von Rohrpostsendungen und Telegramme
I. Die durch Betriebsstörung verzögerte oder beschädigte Rohrpostsendungen sind unverzüglich dem Vorsteher der Rohrpostbetriebsstelle vorzulegen. Dieser hat auf Sendung den Vermerk: >Durch Rohrpoststörung verzögert (beschädigt)< unter Beisetzung seines Namens anzubringen und für schleunigste Zustellung oder Weiterbeförderung zu sorgen. Beim Zustellamt sind solche Sendungen mit Vorrang abzutragen.
II. Die bei der Rohrpostbeförderung infolge einer Störung usw. beschädigten oder beschmutzten und dadurch unleserlich gewordenen Telegrammurschriften sind so wiederherzustellen, dass die Abtelegraphierung möglich ist. Erforderlichenfalls ist der Auflieferer unter Mitteilung des Sachverhalts unverzüglich zu befragen. Haben Telegrammurschriften bei der Rohrpostbeförderung eine erhebliche Verzögerung erlitten, so sind sie unter Angabe der Verzögerungsursache dem HTA zuzuführen. Diese hat u.U. den Absender zu benachrichtigen und dessen Entscheidung darüber einzuholen, ob die Abtelegraphierung noch erwünscht ist.
III. Von beschädigten oder beschmutzten Ankunftstelegrammen sind neue Ausfertigungen herzustellen und dem Empfänger zuzustellen. Wenn es notwendig ist ist die Hilfe des HTA in Anspruch zu nehmen.

§ 31. Unvermutete Prüfung
Die mit der Überwachung des Rohrpostbetriebes beauftragen Beamten haben die eingehenden Rohrpostzüge möglichst häufig unvermutet nachzuprüfen. Alle dabei ermittelten Verstöße sind zu verfolgen. Die Überwachungsbeamten haben die unvermutete Prüfung und das Veranlasste im Rohrposttagebuch zu vermerken.

§ 32. Zählung
Über den Rohrpost- und Telegrammverkehr findet bei den RPAnst regelmäßig alljährlich während eines siebentägigen Zeitraums im Monat März eine Zählung statt. Die danach aufzustellende Nachweisung (Anl 5) ist bis zur 10 April an die OPD einzusenden.
 
philast Am: 02.12.2013 21:31:07 Gelesen: 1092865# 926 @  
@ telosgraphein007 [#924]

Hallo und guten Abend.

Nein, auf der Rückseite sind keinerlei Stempel abgeschlagen.

Mit bestem Gruß
philast
 
eswareinmal Am: 05.12.2013 19:25:04 Gelesen: 1084442# 927 @  
Einer kommt nun noch. Zwar in sehr schlechter Erhaltung.



Vielen Dank für Eure Einschätzungen und Hilfe bisher.

Nette Grüße

eswareinmal

Mike
 
Claudius Kroschel Am: 09.12.2013 18:07:56 Gelesen: 1084264# 928 @  
@ eswareinmal [#927]

Bei der Südamerika-Luftpost zu Zeiten des Deutschen Reiches gibt es einen kleinen Katalog, das ist der Haberer. Dieses kleine Büchlein schlüsselt anhand der Abflugdaten und Laufzeiten, die Du dann vergleichen kannst mit den abgeschlagenen Stempeln auf dem Beleg, ob es sich um eine Beförderung mit Schleuderflug oder Luftschiff handelte, da dort alle Beförderungstermine verzeichnet sind. Das ist insbesondere wichtig bei Bedarfsbelegen, z.B. Firmenpost, wo oft nur Luftpost drauf steht, da es den Firmen gänzlich egal war, ob mit Flugzeug oder Zeppelin. Vor allem in den 1930er Jahren ist oft nur der allgemeine Südamerika-Cachet Stempel abgeschlagen, der nicht auf die Beförderungsart schliessen lässt. Interessant sind auch die genommenen Zwischenstationen, die der Brief zurückgelegt hat, da z.B. in 1936-39 oft die Flugrouten über Spanien wegen des dortigen Bürgerkrieges geändert werden mussten. Das wissen dann aber wieder die Spezialisten, die sich nur mit Luftpost befassen. Die können Dir auch noch die Flugzeugtypen, die zum Transport verwendet wurden nennen, usw. Ich habe meinen Haberer z.Zt. jedoch an einen Sammlerkollegen verliehen, kann also die Daten des Beleges nicht nachschauen.
 
eswareinmal Am: 09.12.2013 19:53:52 Gelesen: 1084239# 929 @  
@ Claudius Kroschel [#928]

Danke für Deinen Tipp.

Werde es mal versuchen zu ergattern. :-)

Nette Grüße

eswareinmal
 
lebenslauf Am: 23.01.2014 19:09:07 Gelesen: 1084030# 930 @  
@ eswareinmal [#927]

Antwort auf Deine Frage vom 5.12.:

Dein Brief wurde am 11.4.36 im Münchener Postamt13 aufgeliefert und weiterbefördert mit Rohrpost (2 Registrierkassenstempel rückseitig) zum Flughafen Riem, über Stuttgart ab 16.4.36 (roter Bestätigungsstempel Kennbuchstabe "e" vorderseitig), über Marseille, Sevilla, Juby, Bathorst mit der Ju 52, dann per Schnellboot zum Dampfer Westfalen, von dort mit Katapult (Dornier Wal) nach Natal, weiter nach Rio de Janeiro (mit Heinkel He 70), ab Rio mit Condor nach Sao Paulo, Ankunftsstempel 19.4.36. Haberer-Nummer 457a.

Gruß lebenslauf

[Beiträge 41 bis 44 redaktionell aus dem Zeppelinpost-Thema ins Thema Rohrpostbelege kopiert]
 
inflamicha Am: 20.03.2014 21:33:15 Gelesen: 1075470# 931 @  
Guten Abend,

wir hatten lange keine Rohrpost, deshalb heute eine Ganzsache RP 19 als Rohrpostkarte vom 29.8.1921 innerhalb Berlins mit Zusatzfrankatur Mi-Nr. 141 und Viererblock 145 II für die nötigen 2 Mark in der PP 6.



Absender war das Städtische Tiefbauamt, die Marken haben alle die "M B"-Lochung des Magistrats Berlin. Auf der Rückseite befindet sich der Eilboten-Zustellerstempel "7", der Form wegen auch als "Brikettstempel" bekannt.

Gruß Michael

[Redaktionell aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege" ins Rohrpostthema kopiert]
 
DerLu Am: 22.03.2014 08:15:35 Gelesen: 1075362# 932 @  
@ inflamicha [#931]

Hallo Michael,

eine sehr schöne Frankatur, besonders mit der "Firmenlochung"! Die "MB"-Lochung der Berliner Stadtverwaltung ist, glaube ich, noch recht häufig, daher eine Frage/Bitte an die restlichen Sammler:

Wer kann Rohrpostbelege mit anderen Firmenlochungen zeigen ?

Ein schönes Wochenende wünscht
DerLu
 
Eilean Am: 12.04.2014 14:31:40 Gelesen: 1072424# 933 @  
Hier ein Beleg nach München aus Regensburg mit der Bitte um Aufklärung der Stempel:



Der Brief ging von München BPA 1 um 19.05 Uhr ab, kam TA um 19.08 Uhr an? Was bedeutet denn die RzB 300? Und die Zust 19 13? Der Briefträger, der es bekam zur Zustellung?

Das handschriftliche deute ich so, dass am 19.1., 21.35 die Zustellung erfolgte durch "Fringele", die Nummer am Schluss kann ich gar nicht lesen.

Ist das "nur" ein Minutenstempel oder ein Rohrpostbeleg?

(rückseitig 80 Pfg Heuss, Eilbrief aus Regensburg)

Den roten Stempel sieht man kaum:


 
juni-1848 Am: 13.04.2014 02:05:07 Gelesen: 1072334# 934 @  
@ Eilean [#933]

Hallo Andreas,

dieser Beleg trägt weder die Unterschrift eines Postbediensteten noch einen Botenstempel.

Statt "Fringele" steht dort Eingelegt. Damit ist die Ablage in den Nachtbriefkasten der Bayerischen Bau-Berufsgenossenschaft in München 2 in der Loristr. 8 gemeint. Empfänger mit "Fristen für Verwaltungsakte" (z.B. für die Gesetzliche Unfallversicherung) verfügten über derlei Briefkästen.

Die Handschrift: "Eingelegt \ 19,.1,/21 15 386"

Der Brief kam von Regensburg nach München. Die drei Stechuhrstempel zeigen den "schnellen Weg über die einzelnen Stationen/Postämter" bis in die Tasche des Zustellers (Zust).

Schönen Sonntag allerseits,
Werner
 
Eilean Am: 13.04.2014 17:28:01 Gelesen: 1072247# 935 @  
@ juni-1848 [#934]

Hallo Werner,

danke für die schnelle Antwort. Wieso ist das eigentlich so eindeutig, dass es die Bau-Berufsgenossenschaft ist? Es stimmt ja, aber anhand der Rückseite? Gibt es da nichts anderes in der Nähe?

Gruß
Andreas
 
juni-1848 Am: 15.04.2014 01:32:52 Gelesen: 1072068# 936 @  
@ Eilean [#935]

Moin Andreas,

mir liegen/lagen mehrere Belege vor mit dieser Stechuhrenkombi (mit TA RZb 300) und dem Vermerk "Eingelegt", alle an die Bau-BG. Offensichtlich gab es dort seinerzeit einen "Nachtportier", der um Mitternacht den Fristenkasten leerte.

Mit Sammlergruß, Werner
 
blaujacke Am: 09.05.2014 22:39:36 Gelesen: 1068717# 937 @  
Wenn wieder einmal Rohrpostsammler hier hereinschauen:

In dem neuesten Band 185 der Poststempelgilde e.V. "Pneumatische Streifzüge I zur Geschichte der Berliner Rohrpost (1863-1976) schreibt Prof. Dr. Krüger u.a. über "zu sendende" oder "zu stundende Telegramme" (S. 84 ff.). Alle von ihm gezeigten Belege gingen über BERLIN N (nicht "NO"!) 24/R 10. Bei den in Abb. 1 und Abb. 5 gezeigten schließt er den Wortlaut "zu sendende" nicht aus. Ich kann hier einen früheren Rohrpostbrief vom 17.06.1890 zeigen, der eindeutig ein "zu stundendendes Telegramm" zum Inhalt hatte. Die Beschriftung gleicht auch sehr den von Prof Dr. Krüger vorgestellten Belegen. Damit wäre einmal mehr der Beweis für eine häufige Inanspruchnahme der "Stundungsregelung" bei einem bislang noch unbekannten Absender erbracht!

Allen ein schönes Wochenende


 
blaujacke Am: 10.05.2014 17:26:10 Gelesen: 1068556# 938 @  
@ blaujacke [#937]

Wen es interessiert, hier noch die gesetzliche Grundlage für derlei Telegrammaufgaben in der Telegraphenordnung vom 15.06.1891:

In § 19, Abs. IV heißt es: „Personen, welche sich des Telegraphen häufiger bedienen, kann auf ihren Antrag gestattet werden, die Gebühren für die ihnen bei Telegraphenanstalten aufgegebenen Telegramme monatlich zu entrichten. Sie haben alsdann an die betreffende Verkehrsanstalt, bei welcher sie ihre Telegramme aufgeben wollen, einen entsprechenden Vorschuß einzuzahlen, und als besondere Vergütung für die durch die Buchung der Gebühren entstehende Mühewaltung eine Gebühr von 50 Pfennig für den Kalendermonat und außerdem für jedes Telegramm, dessen Gebühren gestundet werden, 2 Pfennig zu entrichten. Auf Eisenbahn-Telegraphenstationen findet diese Bestimmung keine Anwendung.“
 
blaujacke Am: 18.05.2014 14:29:32 Gelesen: 1067485# 939 @  
@ blaujacke [#938]

Rohrpostbeförderung ausschließlich per Boten oder Stempelung auf dem Rohrpostamt vergessen?



Sollte die Karte über RPA 22 gelaufen sein?
 
blaujacke Am: 20.05.2014 22:05:21 Gelesen: 1067129# 940 @  
Eil-Postkarte oder Rohrpostkarte?



Die gezeigte Karte (10 + 35 Pf.) ist mit der Rohrpost gelaufen und als Eil-Postkarte mit Nachgebühr belegt worden!

Ab 01.10.1919 galten:

Ortspostkarte 10 Pf. + Eilzustellung 50 Pf. = 60 Pf (Fehl: 15 Pf.)

Rohrpostkarte = 50 Pf. (Fehl: 5 Pf.)

Vom Absender war "Durch Eilboten" gefordert. Der Vermerk wurde gestrichen und durch "Rohrpost" ersetzt. Am Ende lief die Taxierung aber auf die fehlenden 15 Pf. für die Eilsendung und die Rohrpost-Zuschlaggebühr von 10 Pf. hinaus!

Oder gibt es eine andere Erklärung?
 
DerLu Am: 22.05.2014 20:18:26 Gelesen: 1066797# 941 @  
@ blaujacke [#940]

Eine andere Erklärung finde ich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, daß der Absender beim Vergleich des Porto sich dann für die billigere Variante, sprich Rohrpost, umentschieden hatte. Nur die Nachportoberechnung kann ich nicht ganz nachvollziehen, entweder 10 + 5 Pfg. wenn Rohrpost, oder 2 * 15 Pfg, wenn Ortspostkarte mit Eilzustellung. Aber Berechnung des fehlenden Briefportos nach der Rohrpostordnung sollte eigentlich nicht gehen. Ich hatte vor einiger Zeit mal eine Rohrpostkarte vorgestellt, bei dem die Nachportoberechnung auch nicht nachvollziehbar war.
 
juni-1848 Am: 23.05.2014 19:37:47 Gelesen: 1066684# 942 @  
@ juni-1848 [#887]

Moin zusammen,

hier mal wieder ein aktuelles Beispiel zum Thema "Rohrpost sells":



Ein aktuelles eBay-Angebot unter Artikel-Nr. 121344827838 mit Beschreibung:

Bund Heuss Medaillon: EF 70 Pfg. auf Eilkarte vom 19. September 1961 aus Bad Schwartau + dann extrem seltene Rohrpost in Kiel, die zwischen dem Hauptpostamt Kiel 1 und dem Fernamt eingerichtet war !! Der entsprechende einzeilige Stechuhrstempel rückseitig unten links "20 IX 61 - 6 51". Sauber und sehr schwer zu finden !!!!!!!!!!!!

Uhrzeit der Stechuhr " 6:51" liegt zeitlich NACH der Ankunftszeit " - 6" (bis 6 Uhr) beim FA (Fernmeldeamt)
=> Eilboten-Stechuhr vor dem ersten Botengang des Telegramm-/Eilboten ab 7 Uhr.

Sammlergruß und allen ein sonniges Wochende
 
volkimal Am: 25.05.2014 16:17:11 Gelesen: 1066428# 943 @  
Hallo zusammen,

der Rohrpostumschlag Nr.12 mit Zusatzfrankatur als portogerechter Brief an meinen Großvater:



Leider links etwas eingerissen, aber dennoch ein netter Beleg in meiner Familiensammlung. Wenn es der Stempel Nr. 12743 aus der Datenbank ist, so wäre es ein neues Spätdatum.

Viele Grüße
Volkmar
 
kauli Am: 25.05.2014 20:51:01 Gelesen: 1066380# 944 @  
@ volkimal [#943]

Hallo Volkmar,

das Datum in der Datenbank ist natürlich überholt. Schon geändert. Den obigen Stempel mußt Du schon mal gezeigt haben. Den habe ich schon als neues Spätdatum registriert.

Viele Grüße
Dieter
 
philapit Am: 14.06.2014 09:46:55 Gelesen: 1063515# 945 @  
Hallo Sammlerfreunde,

hier eine nicht alltägliche Ganzsache der DDR.

Ganzsache von 1959 mit Zusatzfrankatur-Rohrpost echt gelaufen. DDR Rohrpostbelege sind nicht sehr häufig.

Mit freundlichem Gruß
philapit



[Beitrag wurde redaktionell auszugsweise aus dem Thema "DDR: Ganzsachen" kopiert]
 
juni-1848 Am: 06.08.2014 00:44:59 Gelesen: 1053300# 946 @  
Lange gesucht und endlich gefunden:

Portogerecht frankierter Wiener Rohrpotsbrief nach Frankreich:



Ob es sich um Interniertenpost handelt, konnte ich noch nicht eruieren.

Dennoch freut sich das Sammlerauge!
 
hajo22 Am: 06.08.2014 10:08:45 Gelesen: 1053213# 947 @  
@ juni-1848 [#62]

Ein sehr schöner Beleg. Ich zeige demnächst einen Beleg Front-Heimat mit vorausbezahlter Rohrpostgebühr auf einem Feldpostbrief, dann allerdings nach Berlin.

Viele Grüße
Jochen
 
hajo22 Am: 06.08.2014 18:15:41 Gelesen: 1053171# 948 @  
Hier der in [#947] angekündigte Feldpostbrief Front-Heimat mit 2x5 Pfg. Hitler für die Rohrpostgebühr in Berlin. Die Marken sind entwertet mit dem 2-Zeiler "Bei der Feldpost/eingeliefert".

Der Brief zeigt auf der Rückseite den Rohrpoststempel von Berlin-Tempelhof, 29.10.42, 19.40 h.





Schönen Tag.
Jochen

[Beiträge [#946] bis [#948] redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Dauerserie Hitler"]
 
hajo22 Am: 09.08.2014 17:55:02 Gelesen: 1052535# 949 @  
Von der Heimat mit der Berliner Rohrpost über die Luftfeldpost an die Front.

Luftfeldpostbrief in Berlin per Rohrpost aus Berlin W30 vom 14.9.42 an die FP-Nummer 13075. Rohrpostleitvermerk "42".

Frankiert mit AH 1 und 3 Pfg. sowie 6 Pfg. Wehrkampftage der SA (Mi.Nr. 818) sowie der obligatorischen Luftfeldpostmarke.

Keine häufige Verwendungsart.



Schönen Samstagnachmittag und weiterhin viel Spaß an der zeitgeschichtlichen Philatelie.

Jochen

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Dauerserie Hitler"]
 
blaujacke Am: 02.09.2014 23:03:25 Gelesen: 1048310# 950 @  
Wenn es hier noch interessierte Rohrpostsammler gibt, bitte ich einmal mehr um Hilfe!

Der gezeigte eingeschriebene Eilbrief vom 20.02.1940 aus Danzig (24 Rpf Fernbrief, 2. Gewichtsstufe + 30 Rpf Einschreiben + 40 Rpf Eilbote) erreichte am 21.02.1940 Berlin. Die rückseitigen Stempel sind von der Rohrpostbetriebsstelle W 9 (16.30 Uhr) und dem Postamt W 9 (17 Uhr). Den Uhrzeitangaben nach wäre dies auch die Reihenfolge der Bearbeitung. Der Brief hat die typische mittige senkrechte Faltung für Rohrpostsendungen, mußte aber direkt im Bereich von W 9 zugestellt werden.

Meine Fragen: Stimmt die Reihenfolge der Bearbeitung? Warum von der einen zur anderen Stelle? Ging der Brief etwa über eine Hausrohrpostanlage?


 
kauli Am: 03.09.2014 11:21:12 Gelesen: 1048238# 951 @  
@ blaujacke [#950]

Hallo Uwe,

hier mal meine Version. Der Brief wurde erst normal mit einem Ankunftsstempel versehen. Die Uhrzeit -17 heisst das er von 16-17 Uhr eingetroffen ist. Jetzt kann er möglicherweise durch ein Hauseigenes Rohr zur Rohrpoststelle befördert worden sein. Dort mit dem Ankunftsstempel 16:30 versehen und sofort zugestellt. Eilsendungen wurden oft wie Rohrpostsendungen behandelt. Ein Botenstempel ist wohl nicht angeschlagen?

Viele Grüße
Dieter
 
krasdk Am: 07.11.2014 10:57:42 Gelesen: 1032644# 952 @  
Karte aus Dänemark

Habe eine Einschreiben Luftpostkarte gesendet am 24.3.1938, 12:15 Uhr nach Berlin Zehlendorf. Unten links mit Vermerk: Mit Rohrpost von Flughafen nach W. g. (?) zur nächsten Briefbestellung in Zehlendorf. Karten gestempelt Berlin-Zehlendorf 1, 24. 3. 1938, 23 Uhr! Also nur 12 Stunden unterwegs war die Karte.

Frage: Wurde mit Rohrpost überhaupt gesendet? War der Flughafen damals in Zehlendorf? Es wurde wohl keine Gebühr (10 pf?) für Rohrpost bezahlt?
 


jmh67 Am: 09.11.2014 14:09:34 Gelesen: 1032570# 953 @  
Gingen nicht auch Eilsendungen per Rohrpost, wenn sie hineinpaßten und sich dieser Weg anbot? Der Flughafen war sicher der in Tempelhof, den gab es seit 1923. Sind noch mehr Stempel auf der nicht gezeigten Seite der Karte?

Jan-Martin
 
krasdk Am: 10.11.2014 08:53:13 Gelesen: 1032540# 954 @  
Hallo aus DK,

keine weitere Stempel auf die Karte. Rückseitig viel geschrieben über ein kommenden Besuch. Wie konnte ein Absender im Ausland das Gebühr für Rohrpost bezahlen? Musste die dänische Post für Express die Deutsche Post bezahlen? Post mit Rohrpost aus dem Ausland sind wohl recht selten?
 
Lars Boettger Am: 10.11.2014 10:24:08 Gelesen: 1032527# 955 @  
@ krasdk [#954]

Ausländische Expressbelege nach Berlin sind immer mit der Rohrpost befördert worden, so lange sie vom Format her passten. Das war der schnellste Weg. Der Absender wusste das, sonst hätte er das nicht vermerkt. Die Gebühr für die Rohrpost war mit der bezahlten dänischen Expressgebühr abgegolten. Dafür wurde in Deutschland nichts mehr vom Empfänger eingezogen.

Ob das selten oder wertvoll ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
krasdk Am: 10.11.2014 10:42:26 Gelesen: 1032522# 956 @  
Danke sehr! Lars. Was bedeutet es eigentlich, wenn der Absender dies schrieb: Mit Rohrpost von Flughafen nach W. g (?)
 
Lars Boettger Am: 10.11.2014 12:13:14 Gelesen: 1032508# 957 @  
@ krasdk [#956]

"W. 9" - das war wohl die genaue Ortsangabe für die Berliner Zusteller.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
searagusa Am: 11.11.2014 14:04:59 Gelesen: 1033425# 958 @  
So hier jetzt 12 Rohrpostbelege Berlin, einige Vorder- und Rückseiten.








 
searagusa Am: 11.11.2014 14:09:38 Gelesen: 1033423# 959 @  
In der Hoffnung, dass was neues dabei ist.









Gruß

Carsten
 
juni-1848 Am: 11.12.2014 01:27:19 Gelesen: 1027010# 960 @  
Moin zusammen,

endlich eine Eilnachricht per Rohrpost!



Deutlich schreiben!
Lebenszeichen von " Kalisch Richard"
aus " Berl. Tegel Brunowstr 33."
Datum: 5 12.44 (Inhalt zugelassen höchstens 10 Worte)
Haus in Trümmer
Eltern gesund./




Befördert wurde die Eilnachricht per Rohrpost nach " BERLIN-FRIEDENAU \ 05.12.44.20 30 \ o".

Mit Rötelstift der Rohrpost-Leitvermerk " Fr." für Friedenau.

Offensichtlich waren die Rohre zwischen den benachbarten Stadtteilen Tegel und Friedenau auch nach rund 300 Luftangriffen der Alliierten sechs Monate vor Kriegsende immer noch in Betrieb.

Lese ich die Empfängeranschrift richtig? Ober-Arldamm?

Wo befand sich diese Straße vor dem Wiederaufbau?

Sammlergruß,
Werner
 
DerLu Am: 11.12.2014 08:08:16 Gelesen: 1026961# 961 @  
@ juni-1848 [#960]

Hallo Werner,

ich würde die Straße als "Urldamm" lesen, der erste Buchstabe ist für mich definitiv ein U und kein A. Leider kann ich dir mit dem Auffinden der Straße nicht helfen. Vielleicht hilft dir ja ein Stadtplan von 1938: http://steffen.in-berlin.de.

Gruß DerLu
 
juni-1848 Am: 12.12.2014 05:04:48 Gelesen: 1026795# 962 @  
@ DerLu [#961]

Danke Dir, diese Quelle hatte ich bereits gewürdigt.

Ebenso vergeblich diese: http://www.luise-berlin.de/strassen/indexstr.htm .

Sammlergruß, Werner
 
cartaphilos Am: 13.12.2014 06:32:35 Gelesen: 1026546# 963 @  
@ juni-1848 [#960]

Guten Morgen,

nach langer Pause bin ich mal wieder mit von der Partie.

Die Eilnachrichtenkarte ist sehr schön und vor allem selten. Gratulation. Ich kenne nur noch eine zweite, die in Berlin gelaufen ist und Rohrpostmerkmale aufweist.

Zunächst einmal zum historischen Hintergrund. Im Kriegstagebuch vom 5.12.1944 lesen wir:

"550 Bomber (12 verloren) der 8. USAAF, gesichert von 800 Begleitjägern (9 verloren), greifen die Tegel-Panzerwerke bei Berlin und die Rangierbahnhöfe von Münster an. Dabei sollen 91 deutschen Jäger über Berlin abgeschossen worden sein." [http://weltkrieg2.de/kriegstagebuch-5-dezember-1944/]

Dabei dürfte auch das von Richard Kalisch bewohnte Haus in der Brunowstraße 33 in Berlin-Tegel zu Trümmern zerlegt worden sein. Das Haus lag in einer Straße, die sich nur wenige Meter - eine Querstraße weiter - vom zerbombten Industriegebiet der Borsigwerke entfernt befand. Dort waren auch die Alkett[ Altmärkische Kettenwerke]-Panzerwerke beheimatet, die täglich etwa zehn Panzer fertigstellten und bereits bei einem Bombenangriff am 6. Oktober 1944 erheblich beschädigt wurden.

Eine kleine Korrektur ist jedoch bei Deiner Darstellung erforderlich: Tegel und Friedenau waren keine Nachbarbezirke, sondern beide Stadtteile sind so schlappe 20 Km voneinander entfernt. Das hast Du mit Frohnau verwechselt, das nördlich von Tegel liegt.

Eine entscheidende Frage, wie diese Karte per Röhre transportiert worden ist, dürfte sein, wo der Absender diese Karte aufgegeben hat. Das muß ja nicht zwangsläufig in Berlin-Tegel gewesen sein. Da Berlin-Tegel über keinen Rohrpostanschluß verfügte (der nächste in süd-östlicher Richtung war erst Berlin N20), stellt sich die Frage, wo die Karte überhaupt ins Rohrpostnetz eingeschleust wurde. Denkbar ist natürlich, daß sie in Berlin N20 den Rohrpostanschluß erreichte. Von dort ginge es dann weiter über das HTA nach Berlin W9, von wo es weiter mit der Linie Richtung Steglitz und Zehlendorf nach Friedenau ging. Immerhin war die Linie von Berlin W35 bis nach Friedenau noch bei Kriegsende funktionstüchtig und es sieht so aus, als sei das Stück der Rohrpostlinine zwischen Berlin W9 und Berlin W35 erst ganz gegen Kriegsende zerstört worden.

Somit sprechen wenigstens die technischen und historischen Bedingungen dafür, daß diese Eilnachrichtenkarte am 5.12.1944 die pneumatische Berliner Unterwelt zwischen Berlin N20 und Berlin-Friedenau von innen gesehen hat. Denkbar ist aber auch eine Beförderung per S-Bahn zwischen Berlin W9 (Potsdamer Platz) und Berlin-Friedenau, denn auf dieser Linie gab es auch sonst reichlich eiligen Postverkehr, der per S-Bahn und Postsack abgewickelt wurde.
 
juni-1848 Am: 13.12.2014 09:23:57 Gelesen: 1026519# 964 @  
@ telosgraphein007 [#963]

Aber natürlich, in Tegel im hohen Norden.

Bei der Suche nach der Empfängerstrasse in Friedenau erhielt ich Hilfestellung von einem Sammlerfreund, der leider der deutsche Kurrentschrift (im Volksmund oft als Sütterlin bezeichnet) nicht mächtig ist. Aus seiner persönlichen Apotheker-"Sütterlin"-Handschrift enträtselte ich: "?TEG." und "BrunoW.Str".

Schon überwog die vermeintliche Freude, nicht weiter über den Rohrweg nachdenken zu müssen - Tegel im hohen Norden Berlins war ausgeblendet, denn im BENACHBARTEN "S TEGLITZ" gibt es eine Bruno-Walter-Strasse.

Und im Kriegstagebuch wurde ich seinerzeit für diese beiden tatsächlich beanchbarten Stadtteile Friedenau und S TEGLITZ nicht wirklich fündig. Das Datum 5.12.44 ist mir aus Münsteraner Zeitzeugen-Quellen hinlänglich bekannt.

Zunächst einmal zum historischen Hintergrund.{.....} Somit sprechen wenigstens die technischen und historischen Bedingungen dafür, daß diese Eilnachrichtenkarte am 5.12.1944 die pneumatische Berliner Unterwelt zwischen Berlin N20 und Berlin-Friedenau von innen gesehen hat.

Tausend Dank für diese ausführliche Erläuterung.

Die Eilnachrichtenkarte ist sehr schön und vor allem selten. {.....} Ich kenne nur noch eine zweite, die in Berlin gelaufen ist und Rohrpostmerkmale aufweist.

Ging sie ebenfalls nach Friedenau? Dann kenne ich sie auch...

Wünsche allen einen leuchtenden dritten Advent,
Werner

Noch ein kleines Weihnachts-PS
an alle Leser, die mit ungebrochener Neugier die 900 Beiträge diese Themas gewürdigt haben:

Die Rohrpost in "XYZ": ...
Es wird sicher noch ein Weilchen dauern, die Zufallsfunde aus einem Auswanderer-Nachlass sauber nach zu eruieren.
 
cartaphilos Am: 13.12.2014 11:22:46 Gelesen: 1026488# 965 @  
@ juni-1848 [#964]

Ich sag mal "XYZ" = Frankfurt/Main.

Derartige Stempel gab es Ende der 1930er Jahre bei der postinternen Stadtrohrpost in Frankfurt/Main.

Ähnliche tauchen ab der gleichen Zeit auch auf Telegrammen in Berlin und manchmal auch auf Rohrpost- oder Eilbriefen in Berlin auf ... jedoch ohne Buchstaben vor der Jahreszahl. Dem Thema werde ich mich widmen, wenn der Band zum 3. Reich meines Rohrposthandbuches dran ist.

Doch nun zum eigentlichen Thema:

Meine Eilnachrichtenkarte mit Rohrpostmerkmalen von Berlin stammt vom 28.1.1944 und ist ab Berlin SW 19 über Berlin SW 11 (siehe Leitwegsvermerk) nach Hirschberg an der Saale adressiert. Sie ist also eine Fernkarte, die per Rohrpost aus der Stadt herausbefördert wurde.



Ähnlich verhält es sich mit einer Eilnachrichtenkarte aus Wien vom 11.12.1944, die nach Olmütz adressiert ist und die vorder- und rückseitig das gesamte Wiener Rohrpoststempelprogramm inklusive den Instradierungsvermerk "28" und rückseitig 24 Stunden späterem Stempeldatum vom 12.12.1944 aus Wien 28 aufweist:



Rohrpostbeförderung ja, aber durchaus mit 24 Stunden kriegsbedingter Verweildauer.

Zu unterscheiden von dieser Beförderungsrichtung wären Eilnachrichtenkarten, die aus der Ferne in ein städtisches Rohrpostsystem gepustet wurden. Da wäre die folgende schicke Eilnachrichtenkarte zu nennen, die von einem Tschechen aus Dessau am 30. Mai 1944 an seine Frau in Prag geschickt wurde und die nunmehr am 2.6.1944 in Prag von der potrubna posta befördert wurde, wobei sie natürlich vorderseitig links unten den roten Numeratorstempel der Prager Rohrpost aufgedrückt erhielt.



Danke für die Initiative, so kam ich endlich einmal dazu, meine pneumatischen Eilnachrichtenkarten zu suchen und zu scannen.

PS.: Den Straßennamen in Friedenau habe ich nicht eruieren können. Er schreibt sich auf Sütterlinsch eindeutig "Ober-Arb Damm," ja, das beginnt wirklich mit einem Sütterlin-"A", was da vor "Damm" steht. Hier aber stochere ich auch mit dem Berliner Adressbuch des Jahres 1941 bewaffnet (online in der Landeszentralbibliothek Berlin zu konsultieren) im Nebel.
 
juni-1848 Am: 13.12.2014 12:56:54 Gelesen: 1026465# 966 @  
@ juni-1848 [#964]

Nein!

XYZ ist keine Stechuhr aus Frankfurt/Main.

Die Einzeiler aus Frankfurt liegen mir bisher nur mit Monatsangabe in Buchstaben ohne Jahreszahl vor. Einzeiler mit Monatsangabe in römischen Ziffern mit Jahreszahl kann ich für zahlreiche deutsche Rohrposten, u.a. Wien sowie etliche ausländische nachweisen. Einzeiler mit Buchstaben - unterschiedlichster Bedeutung - vor der Datumsangabe bisher für Dresden, Frankfurt, München und XYZ.

Und Danke fürs Zeigen der anderen Lebenszeichenkarten.

Wien müsste ich eigentlich in meiner unsortierten Österreich-Kiste haben, Prag Fehlanzeige. Vor einem Jahrzehnt tauschte ich eine weitere Berliner Karte (Postamt ?) gegen eine Infla-Spezialität. Seit dem neuerlichen Fund versuche ich den damaligen Tauschpartner zu kontakten, um wenigstens einen scan zu erhalten. Abwarten...

Die Landeszentralbibliothek Berlin zeigt online-Adressbücher bis 1943: Alles schon vergebens konsultiert.

Jetzt helfen nur noch Einheimische, die sich möglicherweise an einen solchen "Fantasienamen" für den tatsächlichen Straßennamen erinnern. In Münster gibt es bis auf den heutigen Tag "Fantasienamen" für (private) Stichstraßen und derart adressierte Post dorthin wird problemlos zugestellt.
 
juni-1848 Am: 19.12.2014 22:30:01 Gelesen: 1025157# 967 @  
Moin zusammen,

dieser Fernbrief der 2. Gewichtsstufe (>20 - 100g zu 20 Pf) wurde in WARNEMÜNDE 2 laut TagesStempel am 7.4 08 zwischen 7 und 8 Uhr nachmittags eingeliefert und per Eilboten (25 Pf) nach Berlin 57 gesendet, frankiert mit Germania 5 Pf und 4x 10 Pf.

...

(Datenbank # 6683)

Offensichtlich war der Einkreiser in Warnemünde um einen Tag vorgestellt.
Angekommen ist der Brief am 7.4.08 zwischen 6 und 7 Uhr früh in <BERLIN.N.\-7.4.08.6-7V.\* 4 i>, wurde dort direkt via Rohrpost <BERLIN.N.\-7.4.08.7 10 V.\* 4 *> weiter geleitet nach <BERLIN.W.\-7.4.08.8 - V.\* 57 *>.
Die Berliner Stempel sind allesamt Kreisgitterstempel.

Meines Wissens war für den gebührenpflichtigen Publikumsverkehr die Berliner Rohrpost seinerzeit nur für Briefe bis 20 g zugelassen. Diese Gewichtsbeschränkung wurde offensichtlich im inneren Postverkehr (beschleunigte Weiterleitung) für geeignet kleine Briefe (14,2 x 10,4 cm) nicht so Ernst genommen. Zum Vergleich: Für den Inlandsverkehr stellte die Reichspost Postkarten her in der Größe von 14 x 9 cm.

Sammlergruß, Werner

(siehe auch "Deutsches Reich Inflationsbelege": [http://www.philaseiten.de/beitrag/98094])
 
juni-1848 Am: 19.12.2014 23:01:27 Gelesen: 1025145# 968 @  
Moin zusammen,

irgendwo in diesem Thema waren DerLu und Concordia-CA dem wahren Zweck der "Ausgefertigt"-Stempel auf der Spur, aber wohl noch zu keinem finalen Ergebnis gekommen.

Vielleicht können diese beiden "Ausgefertigt"-Belege weiterhelfen:





Rohrpostkarte von 1903 ab Berlin W8 (7:55 Uhr) zum Haupt-Telegraphen-Amt (7:55 Uhr) und dort der blauviolette AUSGEFERTIGT \ 9 APR. 8 8
Kein Börsenbezug und auch keine erkennbare Verbindung zu Tageszeitungen, Verlagen etc., sondern eine reine Spaßkarte: "Herzlichsten Gruß von .... Einen freunschaftlichen Kuß von deinem Freund?" Da erhoffte sich noch einer die Zuneigung der Maid.

Und der zweite nicht aus Berlin, sondern quer durch das Reich aus Straßburg auf einem Telegramm von 1907:

...

Da der Sammler nicht mehr unter uns, kann ich die anderen Belege nicht zeigen, die seine Vermutung stützen sollten, es habe in Straßburg eine Telegraphen-Rohrpost gegeben.

Abwarten und weitersuchen.

Wünsche allen einen deftigen 4. Advent
Werner
 
Eiermann Am: 20.12.2014 13:45:06 Gelesen: 1025017# 969 @  
@ joey [#366]

Hallo joey,

ich konnte eine Rohrpostkarte in der Bucht fischen.

Sie trägt unter anderem einen unvollständigen Stempel mit dem Buchstaben R.

Aufgrund der Anordnung der Ortsbezeichnung Berlin über den Resten der Nummer, (siehe I von Berlin weiter rechts stehend) könnte es nur der Stempel 49 sein.

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, oder gibt es noch andere R-Nummern? Die Karte ist leider etwas ramponiert, aber bei 5 € ist nicht allzu viel hinüber.

Vielen Dank im voraus
Grüße Jürgen


 
cartaphilos Am: 21.12.2014 01:00:04 Gelesen: 1024899# 970 @  
@ Eiermann [#969]

Na da gratulieren wir erst einmal zu diesem Superfund.

Meines Wissens sind bisher nur vier Stempelabschläge von diesem Versuchsstempel von Berlin W49 bekannt, wobei Deiner nun der vierte ist.

Ich kenne die folgenden:

Rohrpostbrief vom 10.8.1885. Vorderseitig Versuchsstempel vom Telegraphenamt 2 (Börse) sowie rückseitig Versuchsstempel Berlin W 49:



Rohrpostbrief vom 23.2.1886. Rückseitig Versuchsstempel Berlin W 49



Postsachenrohrpostkarte vom 27.11.1886. Vorderseitig Versuchsstempel Berlin W 49



einen schönen Morgen noch
 
cartaphilos Am: 24.12.2014 04:56:17 Gelesen: 1024495# 971 @  
@ telosgraphein007 [#970]

Guten Morgen,

ich muß mich nach meinen eigenen Unterlagen korrigieren: Es sind nicht vier Stempelabschläge, sondern sieben, die von diesem Rohrpostversuchsstempel inzwischen nachgewiesen sind.

Der früheste bekannte vom 6.4.1885 als Entwertungsstempel:



Der zweitfrüheste vom 17.5.1885, ebenfalls als Entwertungsstempel:



Der drittfrüheste und zugleich erste Abschlag als Ankunftstempel vom 22.5.1885:



Dieser war bei seinem Auftauchen der erste, der nach dem nur aus der Literatur bekannten Abschlag vom 10.8.1885 auch tatsächlich als Beleg auf dem Markt verfügbar wurde. Er brachte auf einer Auktion bei Werner Schmidt im Jahre 1998 es auf umgerechnet 2600 Euronen.
 
DerLu Am: 25.12.2014 08:58:37 Gelesen: 1024298# 972 @  
@ Eiermann [#969]

Hallo Jürgen,

zuerst möchte ich allen ein Frohes Weihnachtsfest wünschen!

Zu deiner Frage ob es noch weitere 'R'-Stempel in der Rohrpost gab: Beim Postamt SW 61 gab es ebenfalls einen solchen Versuchsstempel. Eine Abbildung findest du ganz am Anfang dieses Threads im Beitrag 56: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=6531.

Gruß DerLu
 
merkuria Am: 26.12.2014 00:04:05 Gelesen: 1024176# 973 @  
Hier einmal einen Beitrag zum praktisch nie erwähnten Rohrpostsystem in Italien!



Italien war das einzige Land, welches für ihr Rohrpostsystem eigene Briefmarken herausgegeben hat. Die erste Ausgabe erfolgte im April 1913 (Mi.Nr. 110), die letzte Rohrpostmarke wurde am 15. März 1966 ausgegeben (Mi.Nr. 1204). Im Jahre 1981 wurde der Rohrpostbetrieb eingestellt. Für vertiefende Informationen empfehle ich den folgenden Link:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpostnetze_in_Italien



Rohrpostbrief vom 8.5.1929 von Rom in die Schweiz. Aufgegeben im Hotel Flora (welches vermutlich über einen Rohrpostanschluss verfügte) wurde der Brief an das Hauptpostamt Rom zur weiteren Verarbeitung geschickt.
 
cartaphilos Am: 27.12.2014 10:58:16 Gelesen: 1023915# 974 @  
@ Eiermann [#969]

Zum Thema Rohrpostversuchsstempel beim Postamt Berlin SW61 vielleicht noch ein paar hübsche Bildbelege:

Als Aufgabestempel 3 x auf und neben dem Wertstempel abgeschlagen - ein Versuchsstempel im wahrsten Sinne des Wortes (wohl 2 x danebengezielt):



Als Aufgabestempel 7x auf Brief abgeschlagen, was der absolute Rekord sein dürfte (alle sechs Marken getroffen und 1 x zu dokumentarischen Zwecken daneben):



Als Aufgabestempel auf Rohrpostkarte abgeschlagen:



Und last but not least: als Ankunftstempel vorderseitig auf Rohrpostkarte:



Und nun allen ein schönes Wochenende.
 
blaujacke Am: 29.01.2015 20:54:22 Gelesen: 1017491# 975 @  
@ telosgraphein007 [#971]

Hier dann Beleg Nr. 8


Versuchsstempel BERLIN W 49 (R 30) vom 23.02.1885

und noch zwei von SW 61 (R 31)


Versuchsstempel BERLIN SW 61 (R 31) vom 11.04.1885 und vom 27.06.1885
 
Marcel Am: 11.03.2015 19:24:07 Gelesen: 1010578# 976 @  
Von Kollege zu Kollege!

Lieber Kollege!
Sie vergessen wohl nicht,
mich morgen früh wenn
möglich 7 1/2 abzulösen.
Im voraus besten Dank & besten
Gruß Bräuninger


Rohrpost vom 25.12.1889



schöne Grüße
Marcel
 
blaujacke Am: 20.03.2015 13:04:08 Gelesen: 1009562# 977 @  
Offensichtlich noch nicht erfaßter Stempel BERLIN.O./ 17/ c vom 6/10 85 (im KBHW Erstverwendungsdatum: 22.03.1886)





Ich stelle diesen Beleg mit seinen Stempel vor, weil er meines Wissens das bisher früheste Datum des Rohrpostanschlusses beim Postamt O 17 (R 21) dokumentiert. Absender ist die KÖN. NIEDERSCHL. MÄRK. EISENB. * TELEGR. STATION BERLIN *. Also handelte es sich vermutlich um ein Eisenbahntelegramm. Entsprechend dem Leitvermerk "19" ist daneben - wenn auch schwach - der Ankunftsstempel R 19, Zug 53, erkennbar. Bekanntlich wurde um den hier dargestellten Zeitpunkt herum der Anschluß des Rohrpostamtes Nr. 21 vom Ostbahnhof zum Schlesischen Bahnhof vorgenommen. Ich warte auf Belege früheren Datums!

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Die Poststempel Berlins"]
 
blaujacke Am: 02.04.2015 12:33:28 Gelesen: 1007508# 978 @  
Ein unbekannter Botenstempel des Postamtes Berlin-Lichterfelde 1 ?





Der Rohrpostbrief (2 Pf. überfrankiert!) ging am 01.01.1931 von der RPBetrSt Berlin W 15 um 21.00 Uhr zur RPBetrSt W 9 (Ankunft 22.20) und war am 02.01.1931 zwischen 4.00 und 05.00 Uhr beim Postamt Lichterfelde 1. Die Zustellung sollte lt. Absender "um 7 Uhr morgens" erfolgen. Den Kreisstempel mit der römischen Sechs deute ich als Botenstempel.

Wer weiß mehr?

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Die Poststempel Berlins"]
 
blaujacke Am: 20.04.2015 12:47:16 Gelesen: 1004636# 979 @  
Schade, daß der einst so rege Austausch auf dieser Seite eingeschlafen ist! Dennoch hoffe ich aber auf Rückmeldungen zu meinen Fragen:

Der gezeigte Expressbrief (österr. Ganzsache) wurde am 06. oder 08.08.1917 (8.30) in WIEN 62 (im unteren Ring lese ich "10 a *") aufgegeben und erhielt am 08.08.1917 um 18.20 Uhr den Stempel der Rohrpostbetriebsstelle BERLIN O 17. Die Rückseite weist die Rohrpostbeförderung nach BERLIN SW 12, -9.8.17. 3.10 N und Zustellung mit Botenstempel Nr. 2 aus.

1.) Ist ein Postlauf Wien 08.08.17, 08.30 - Berlin 08.08.17, 18.20, möglich gewesen?

2.) Ist der Minutenstempel von Wien ein Rohrpoststempel oder gab es solche auch für besondere Annahmeschalter für Express-Sendungen? Wenn Ersteres stimmt, kann eine Rohrpostbeförderung in Wien erfolgt sein?



Für Eure Mühe danke schon einmal!
 
stampmix Am: 20.04.2015 22:14:46 Gelesen: 1004559# 980 @  
@ blaujacke [#979]

Hallo blaujacke,

1.) Ist ein Postlauf Wien 08.08.17, 08.30 - Berlin 08.08.17, 18.20, möglich gewesen?

Schau doch nochmals genau nach, ob der Aufgabestempel eventuell vom 6.8.17 ist.

2.) Ist der Minutenstempel von Wien ein Rohrpoststempel oder gab es solche auch für besondere Annahmeschalter für Express-Sendungen? Wenn Ersteres stimmt, kann eine Rohrpostbeförderung in Wien erfolgt sein?

Der Minutenstempel ist von der Wiener Rohrpost, deren Nutzung durch die Eilgebühr abgegolten war.

mit bestem Gruß
stampmix
 
blaujacke Am: 20.04.2015 22:26:33 Gelesen: 1004551# 981 @  
@ stampmix [#980]

Vielen Dank stampmix!

Ich erkenne nur eine "6", schließe aber nicht aus, daß das nur der sichtbare Teil einer "8" ist. Darum ja meine Frage, ob eine Beförderungsdauer von 9 Std 50 Min möglich war. Bei Verneinung dieser Frage könnte es ja nur der 6. August gewesen sein!

Die Aufgabe des Briefes erfolgte also beim Rohrpostamt und die Beförderung dürfte dann vermutlich mit Rohrpost zum Bahnhof gewesen sein, was aber nicht dokumentiert ist.

Viele Grüße
Uwe
 
juni-1848 Am: 21.04.2015 02:11:23 Gelesen: 1004527# 982 @  
@ merkuria [#973]

Aufgegeben im Hotel Flora (welches vermutlich über einen Rohrpostanschluss verfügte) wurde der Brief an das Hauptpostamt Rom zur weiteren Verarbeitung geschickt.

Wie begründest Du den Hausanschluß? Findet sich auf der Rückseite des Briefes ein Rohrposthinweis/-stempel?

Sammlergruß
Werner
 
DerLu Am: 21.04.2015 07:07:32 Gelesen: 1004490# 983 @  
@ juni-1848 [#982]

Hallo,

der Postaufgabestempel in Wien müsste vollständig lauten: "7 WIEN 62 * 10 a". Lt. Tobitt & Taylor war das Postamt im "P.A. Neubau II".

Die blaue, später ( in Berlin ? ) durchgestrichene, "24" war m.M. nach der Wiener Leitvermerk und 'gehörte' zum Nordwestbahnhof.

Viele Grüße
DerLu
 
roteratte48 Am: 28.04.2015 17:47:52 Gelesen: 1003516# 984 @  
Wo, wenn nicht bei den Rohrpost-Experten, kann mir weitergeholfen werden mit diesem Stempel:



Ist das eurer Meinung nach ein Rohrpoststempel? Und weiß jemand von euch zufällig, wann die "pneumatic city-mail" in Birmingham in Betrieb ging?

Für's anschauen und eure Mühen im Voraus Dankeschön!

lg - Rolf
 
dr.vision Am: 30.04.2015 11:15:00 Gelesen: 1003106# 985 @  
@ roteratte48 [#984]

Moin Rolf,

schade, dass Du noch keine Antworten auf Deine Frage hast, aber wie Du ja wahrscheinlich selbst schon erkannt hast, ist das Netz in diesem Fall nicht so ergiebig. Es bleibt spannend.

Meine Frage: war es üblich, dass eine Rohrpost im Ankunfts-PA nicht gestempelt wurde? Oder ist er nur so durchgerutscht? Aufgegeben im PA BERLIN C 2 und im HPA ins Rohr geschickt. Rückseitig kein Ankunftsstempel.



Danke für eine Antwort.

Beste Grüße von der Ostsee
Ralf
 
blaujacke Am: 30.04.2015 14:30:11 Gelesen: 1003026# 986 @  
@ dr.vision [#985]

Hallo Ralf,

hier der Auszug aus der zu der fraglichen Zeit geltenden Rohrpost-Betriebs-Ordnung von 1885, § 9, der Deine Frage beantwortet:

"XIII. Das Ankunfts-Rohrpostamt versieht sämtliche von ihm zu bestellende oder auf anderem Wege als mit der Rohrpost weiter zu befördernde Rohrpostsendungen sogleich nach dem Eingange mit dem Abdruck seines hierzu gleichfalls bestimmten Rohrpost-Tagesstempels, und zwar werden die Briefe auf der Rückseite, die Karten auf der Vorderseite gestempelt. Mit dem Abdruck des nämlichen Stempels werden alle mit der Rohrpost in Ausfertigung eingehenden Telegramme auf der Verschlußklappe versehen. Ferner sind bei dem Rohrpostamt Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt) die mit der Rohrpost daselbst zur Ab- bz. Weitertelegraphirung eingehenden Telegramme auf der Vorderseite am oberen Rande der Urschriften bz. Aufnahmeblätter an einer freien Stelle mit dem Rohrpost-Tagesstempel zu bedrucken.

Zur Sicherung des rechtzeitigen und pünktlichen Umsetzens der auf Angabe von Viertelstunden eingerichteten Rohrpost-Tagesstempel ist bei den Rohrpostdienststellen ein besonderes Prüfungsbuch (Formular C. 135) in derselben Weise zu führen, wie bei den Postämtern hinsichtlich der Post-Tagesstempel. Für die ordnungsmäßige Führung des Stempel-Prüfungsbuches und für pünktliches Umsetzen der Rohrpost-Tagesstempel bei den Rohrpostdienststellen ist der jeweilig diensthabende Aufsichtsbeamte verantwortlich."

Gruß Uwe
 
dr.vision Am: 30.04.2015 16:52:11 Gelesen: 1002981# 987 @  
@ blaujacke [#986]

Moin Uwe,

herzlichen Dank für Deine Mühe. Ich habe mir den Wortlaut direkt mal gespeichert. Dann bleibt ja für meinen Brief nur noch die Möglichkeit, dass er nachträglich gestempelt wurde, oder?

Beste Grüße von der Ostsee
Ralf
 
blaujacke Am: 30.04.2015 22:33:26 Gelesen: 1002892# 988 @  
@ dr.vision [#987]

Hallo Ralf,

ein eindeutiges Nein! Der Rohrpostbrief wurde beim Postamt C 2 - das noch keinen RP-Anschluß hatte - aufgegeben und an das Rohrpostamt Nr. 13 weitergeleitet und dort mit dem Leitvermerk "39" versehen. Der fehlende (vorgeschriebene!) Ankunftsstempel ist denn - wenn Du es so willst - ein Durchrutscher.

Ich wünsche einen schönen Mai!
Gruß Uwe
 
searagusa Am: 05.05.2015 07:24:20 Gelesen: 1000127# 989 @  
@ Rolf,

Moin Moin,

vieleicht hilft Dir das weiter:

The practice of loading mail into canisters and shooting them through tubes with compressed air dates back to the nineteenth century. A pneumatic line linked the London Stock Exchange and a telegraph company in 1853, and there was a pneumatic telegraph and mail system in London soon after. By 1909, there were more than 40 miles of pneumatic tubes running under London, and pneumatic mail in Birmingham, Liverpool, Manchester, Newcastle, Glasgow and Dublin.

Gruß Carsten
 
roteratte48 Am: 05.05.2015 07:51:03 Gelesen: 1000109# 990 @  
@ searagusa [#989]

Guten Morgen, Carsten,

hab Dank, dass Du da nochmal weitergesucht hast! Die von Dir zitierte Aussage kannte ich; leider gibt sie keine Auskunft über den genauen Zeitpunkt der Inbetriebnahme der tube in Birmingham. Es scheint aber so, daß es sich bei dem Stempel um einen schottischen Versuchsstempel handelt, der ab etwa 1885 probeweise in Birmingham zum Einsatz kam - die Minutenangabe sei dabei Standard gewesen und habe nichts mit Rohrpost zu tun. :o( Quelle: Alkock/Holland-The postmarks of Great Britain and Ireland, 1940.

Ich werde evtl. am Mittwoch in London auf der Europhilex sein - und dort wird sicher irgendjemand die Angabe bestätigen oder widerlegen können. Ich lasse euch wissen!

Liebe Grüße - Rolf
 
stampmix Am: 05.05.2015 20:48:45 Gelesen: 999847# 991 @  
@ roteratte48 [#984]

Hallo,

zu Birmingham habe ich leider keine Originalquelle finden können. Die im web vorhandenen Infos sind völlig unsubstantiiert und scheinen voneinander abgeschrieben zu haben.

Anbei eine Übersicht über die Stadtrohrposten Europas aus dem Lexikon der gesamten Technik von Otto Lueger, 1920:



Eine Ganzsachen-Antwortkarte P173-I-A wurde am 16.2.1928 von London nach Karlsruhe gesandt. Auch hier ist der Stempelabschlag mit Minutenangabe. Rohrpost? Vielleicht kann doch jemand Licht ins Dunkel bringen.



mit bestem Gruß
stampmix
 
stampmix Am: 08.05.2015 19:27:48 Gelesen: 999017# 992 @  
@ roteratte48 [#984]

Nachdem zur Englischen Rohrpost nichts zu finden war, habe ich mir mal die dort verwendeten Stempel näher angeschaut und festgestellt, dass Minutenstempel in England - auch ohne Rohrpost und in kleinen Orten - üblich waren.

Hier habe ich jetzt einen Bearbeitungsstempel aus Frankfurt a.Main vom 12.6.1951. Abgebildet sind die Frankfurter Abstempelungen eines Eilbriefes aus Würzburg 11.6.1951. Ist das jetzt ein Rohrpoststempel?



mit bestem Gruß

stampmix
 
roteratte48 Am: 08.05.2015 20:21:32 Gelesen: 998992# 993 @  
@ stampmix [#992]

Hallo stampmix,

Danke für all Deine Mühe - ich hatte in meinem Beitrag [#990] den Stempel schon gemäß Alkock/Holland als wohl nicht Rohrpoststempel bezeichnet und auf die Verwendung der Minutenanzeige als Standard in diesen Stempeln hingewiesen. Schade drum - aber die Suche hat Spaß gemacht - Dir hoffentlich bei Deinem London-Stempel auch!

Liebe Grüße - Rolf
 
Heinz 7 Am: 09.05.2015 22:44:50 Gelesen: 998714# 994 @  
@ Concordia CA [#200]
@ Schmuggler
@ stampmix [#991]

Hallo Stampmix,

danke für die höchst interessante Tabelle mit den Stadtrohrposten Europas. Das ist sehr hilfreich!

Sowieso - das ganze Thema mit schon fast 1000 Beiträgen gibt ja unglaublich viel her. Vor allem "Schmuggler" hat da viel geschrieben, das ich mit Freude einmal studieren werde.

Concordia zeigt uns einen Rohrpostbeleg von Paris, und da hänge ich gerne an. Tatsächlich zeigt der Vordruck, wie teuer die Frankatur der "Cartes pneumatiques" waren: 1 Franc jusqu'à 7 gr., 1 Francs 50 C. au delà et jusqu'à 15 gr., (usw.), also bis 7 Gramm 1 Francs, bis 15 Gramm FFR 1.50, wobei die Zusatzfrankatur mit Briefmarken zu entrichten sei.

Anbei seht Ihr einen solchen Beleg (innerhalb von Paris). Michel nennt diese Belege "Rohrpost-Kartenbriefe" (seit 1879). Das Wertzeichen-Motiv "Sinnbild der Republik: "Sitzende Frauengestalt nach vorn, Wertziffer im verzierten Oval" wurde ausschliesslich für Rohrpost-Ganzsachen verwendet (es gab auch Umschläge "RU" oder Postkarten "RP"). Ich vermute, die gezeigte Karte ist RK 31, die erst 1926 herauskam.



Obwohl gemäss Tabelle von Stampmix (Beitrag [#991]) die Verbreitung und Anwendung von Rohrpost-Versand ja sehr gross war, war das ein sehr teurer Spass; das könnte der Grund sein, dass sich die Rohrpost nicht behaupten konnte. Eigentlich seltsam, denn die Idee ist ja genial, und sie hat ja auch bestens funktioniert. Ich arbeitete 1980 einmal ein paar Monate in einer Bank, die hatte eine Rohrpost, das hat beeindruckend geklappt.

Ich kann den Beleg zeitlich nicht genau zuteilen; aber ich vermute, die Karte wurde 1926 verwendet, vielleicht am 7. Juni, 16 Uhr 15? Und Ankunft auch in Paris 7. Juni (?) 1926, 17 Uhr 15?

Ich weiss nur wenig über die Rohrpostbelege. Die Schweiz kennt m.W. keine solchen Ganzsachen.

Heinz
 
DerLu Am: 10.05.2015 08:10:23 Gelesen: 998623# 995 @  
Hallo Heinz,

ich habe den Michel über Frankreich nicht, aber im "Hayhurst" hat dieser Kartenbrief die Nummer 88 und ist aus dem Jahre 1925 (dort wird der Wertstempel als "Chaplain-design" bezeichnet). Der Tarif von 1,50 Franc für die niedrigste Gewichtsstufe (bis 7g) galt vom 1.5.1926 bis zum 11.7.1937 (vom 16.7.1925 bis zum 31.3.1926 war 1,50 Franc auch der Tarif für die zweite Gewichtsstufe (7-15g)).

Das Büchlein über die Pariser Rohrpost von Hayhurst findest du im Netz unter http://www.cix.co.uk/~mhayhurst/jdhayhurst/pneumatic/book1.html.

Vielleicht noch eine Bemerkung zu den Kosten, man sollte die Kosten der Rohrpostsendungen nicht immer mit den Kosten der einfachen Briefsendungen vergleichen, sondern mit denen der (Orts-)Telegramme, dann relativieren sich die (zugegebenermaßen hohen) Kosten etwas. Zu dieser Zeit war es einfach die schnellste Möglichkeit eine Nachricht zu übermitteln - Telefone waren noch selten und teuer, und an Handys und eMail dachte noch niemand.

Einen schönen Sonntag wünscht
DerLu
 
Schmuggler Am: 13.05.2015 13:40:05 Gelesen: 997649# 996 @  
Guten Tag,

bin mal wieder auf Besuch und begrüße auch den neuen "Heinz". Beim Studium der beiden letzten Beitrags-Seiten fiel mir auf, dass (leider konsequent) die Haus-Rohrpost, die betriebs- und postinternen und die allgemeine, öffentliche Rohrpost doch recht heftig durcheinander gewirbelt wird - was leider nicht der gewünschten Transparenz dienlich ist.

Macht's Euch doch einfacher und trennt die Begriffe zwecks besserer Verständigung. Der Beitrag [#991] ist dafür ein lebendiges Beispiel, die dort gezeigte Tabelle das Ergebnis von "öffentlichen" und "nicht-öffentlichen" Rohrpost-Anlagen.

Macht fleißig weiter und der "Rohrpost" alle Ehre!

Schönen Vatertag - nicht nur am Donnerstag.

:-)
 
DerLu Am: 17.05.2015 10:50:11 Gelesen: 996336# 997 @  
Ich habe eine Frage zu einer nachgesendeten Rohrpostkarte: die Karte wurde 1907 zunächst innerhalb des Rohrpostbezirks verschickt, der Adressat war aber verzogen. Am Zustellpostamt W35 notierte man auf der Karte "Harrwitz verzogen nach Nicolassee Normannenstr. 2" und sendete die Karte weiter nach Nikolassee, wo sie gemäß Ankunftstempel auch am gleichen Abend noch ankam. Die Gebühr für die Nachsendung von 5 Pfennig wurde zunächst auf der Karte nachtaxiert, später aber wieder gestrichen. Meine Frage warum? Nach §14 der Rohrpostordnung war die Nachsendung portopflichtig, da Nikolassee außerhalb des Rohrpostbezirkes lag und nur innerhalb des Rohrpostbezirkes kostenfrei nachgesandt wurde. Hat jemand eine Erklärung für die Streichung des Nachsendeportos ?



Allen einen schönen Sonntag wünscht
DerLu
 
stampmix Am: 26.05.2015 20:36:42 Gelesen: 992435# 998 @  
Hallo zusammen,

auf einer philatelistischen Erinnerungskarte habe ich den Bearbeitungsstempel der Münchner Rohrpost vom 17.11.30-V9.13 entdeckt. Die Postkarte wurde mit Zusatzleistung Luftpost und Einschreiben bei der Niedersächsischen Postwertzeichen-Ausstellung in Altona aufgegeben. Die Rohrpostbeförderung erfolgte, obwohl sie nicht verlangt war; die Frankatur von 113 Rpf. hat dies locker abgedeckt.





mit bestem Gruß
stampmix
 
Heinz 7 Am: 26.05.2015 23:20:49 Gelesen: 992382# 999 @  
@ stampmix [#998]

Eine schöne Karte!

Offenbar hat die Postannahme die Karte (am 16.11. noch in Norddeutschland) sehr rasch weiter befördern wollen, vielleicht aus Dank für die Frankierung von immerhin 113 Rpf.

Hoffentlich hat sich der Empfänger (Paul) ebenso über die Karte gefreut, wie wir es jetzt tun, 85 Jahre später! Immerhin hat er die Karte seines Vaters aufbewahrt, und sie ist auch jetzt noch in guter Erhaltung.

Viele Leute rümpfen die Nase bei "philatelistische Mache". Darüber mag jeder seine eigene Meinung haben, aber mir gefällt diese Karte. Welchen Wert eine solche Karte hat, darüber lässt sich natürlich auch "herrlich streiten". Ich halte mich da zurück mit einer Äusserung. Aber die Karte passt in mehrere Sammel-Kategorien und für solche Sachen finden sich dann meist sogar mehrere Liebhaber. Was meinst Du?

Heinz
 
stampmix Am: 27.05.2015 17:53:32 Gelesen: 992131# 1000 @  
@ Heinz 7 [#999]

Hallo Heinz,

diese Karte ist doch ein schönes Zeitdokument eines 1930 aktiven Philatelisten, der die damals neu herausgegebenen Nothilfe Marken als "filatelistisch frankierte Postkarte" seinem Sohn sandte und dafür auch nicht wenig Geld in die Hand nahm. Nebenbei ein echter Stempelabschlag dieses sich in Privathand befindenden Sonderstempels.

Er wollte die Karte per Luftpost versenden, was wetterbedingt - "Soeben fällt sehr heftig der erste Schnee" - vielleicht nicht möglich war, denn es fehlt der Flugpost-Bestätigungstempel. Dafür freute ich mich 85 Jahre später über den unauffälligen Rohrpost-Bestätigungstempel (neben AKS des Telegrafenamtes und Nummerator).

Die Karte dümpelte unlängst ziemlich unbeachtet im Vorphilabereich der Bucht - was mich ebenso erfreute.

mit bestem Gruß
stampmix
 
Heinz 7 Am: 27.05.2015 23:22:57 Gelesen: 992045# 1001 @  
@ stampmix [#1000]

Gut gemacht! Danke für die Vorstellung!

Heinz
 
Schmuggler Am: 11.06.2015 18:00:11 Gelesen: 986393# 1002 @  
@ DerLu [#997]

Es gibt grundsätzlich 2 Arten der postalischen Nachsendung; mit und ohne erneutem Porto und/oder Gebühr mit und ohne ergänzendem Porto und/oder Gebühr. Hintergrund zum Porto ist eine postalische Vorschrift, in welcher festgelegt ist, dass Nachsendungen ohne erneutes Porto erfolgen, WENN der Absender sich bei seinem Postamt "abgemeldet" hat. Gelegentlich findet man solche Notizen auf den nachgesendeten Sendungen: "Abgemeldet nach ..." handschriftlich oder per Stempel "Nachzusenden nach ..."

Hat sich der Empfänger nicht abgemeldet, wurde das einfache Porto taxiert. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Lässt man die Vorschriften weg und sieht die Darstellung trocken von der Kostenseite, dann hat diese unterschiedliche Handhabung ihren Sinn: hat sich der Empfänger nicht abgemeldet, trägt der Briefträger ohne Erfolg seine Post aus und bringt sie wieder zurück. Hat der Empfänger sich abgemeldet, wird noch im Bestimmungs-Postamt die Sendung gestoppt und um- bezw. weitergeleitet.

Zu Deiner Karte: Auch irren ist menschlich, wenn z.B. der Empfänger nachweisen kann, dass er sich doch abgemeldet hat. Kurz: das verlangte zusätzliche Porto wird gestrichen.

Dieses Thema wird auch ausführlich in den entsprechenden Rohrpost Betriebs- und Dienstordungen unter dem Kapitel "Nachzusendende Rohrpostsendungen" vor 1900 im obigen Sinne behandelt.
 
blaujacke Am: 18.07.2015 09:40:31 Gelesen: 978217# 1003 @  
POSTSCHNELLDIENST BERLIN - Wer weiß mehr?



Schnellpostkarte vom 30.12.1949 mit folgenden Stationen gem. Stempel: Schöneberg 1, 13.20 - Steglitz 1, 13.30 - Zehlendorf 1, 13.40 - Nikolassee, 14.20 - Nikolassee, 16.00 - Zehlendorf, 16.50



Die Stempel belegen, daß die Karte von Schöneberg binnen 10 Minuten per Rohrpost nach Steglitz ging. Diese Strecke war seit dem 31.03.1949 in Betrieb. Die Beförderung mit der Schnellpost (Linie B) wäre (an einem Freitag) lt. Fahrplan ab Schöneberg erst um 13.58 möglich gewesen! Der Transport nach Zehlendorf ist nun meine Frage! Die Rohrpoststrecke war erst ab 01.09.1952 frei. Die Beförderungsdauer von nur 10 Minuten spricht aber für diese Möglichkeit. Sollte diese Nutzung inoffiziell schon funktioniert haben? Der Weg nach Nikolasse und zurück (Empfänger verzogen nach Zehlendorf!) mit dem Zubringer-Boten ist klar.
 
Martinus Am: 30.07.2015 17:56:58 Gelesen: 975623# 1004 @  
Rohrpostbeleg

oder doch etwas anderes ? Wer kann helfen? Vom Zeitfenster her, liege ich hier vor der Zeit! Zumindest hoffe ich, dass sich jemand findet, der erklären kann?





Der Zug Stempel? Kennt den jemand?

mit Sammlergruß Martinus
 
DerLu Am: 04.08.2015 07:28:45 Gelesen: 974770# 1005 @  
@ Martinus [#1004]

Ob dieser Eilbrief innerhalb von Hamburg mit der Rohrpost befördert wurde ist, ist m.E. nicht erkennbar: Der Abschlag des 10-Minutenstempel ist dafür keine "hinreichende" Bedingung. Aber trotzdem ist der Brief schon wegen dem "Aus dem Briefkasten"-Stempel interessant.

Gruß DerLu
 
blaujacke Am: 18.08.2015 15:09:52 Gelesen: 969404# 1006 @  
10 Rpf Rohrpostzuschlag ab 01.08.1927 - wer weiß mehr zu diesem Thema?

Prof. Dr. Krüger schreibt im Rundbrief 189 der FG Berlin ausführlich hierzu. Mir bleiben aber Fragen, die ich in diesem Forum zu klären hoffe.

Mit Vfg. Nr. 295 im Amtsbl. Nr. 66/1927 wurde die bis dahin ausgeschlossene Rohrpostbeförderung von "Sendungen, deren Bestimmungsort außerhalb des Reichspostgebietes liegt," (RPO 1923, § 6) nunmehr zugelassen. Die Ausführungsbestimmung dazu: ""In Berlin und München aufgelieferte Briefsendungen nach dem Ausland, die am Auflieferungsort gegen Zuschlag von 10 Rpf mit der Rohrpost zur Bahnhofs-PAnst befördert werden sollen, sind bei der Annahme mit dem rot zu unterstreichenden Vermerk >in .... durch Rohrpost< zu versehen."

Prof. Dr. Krüger schreibt in seinem Artikel über eine durchgängige, entsprechende Ausnahmeregelung für Sendungen "zum Bahnhof oder zum Flughafen" und kann dies auch mit Postbelegen untermauern. Hat jemand hierfür einen amtlichen Nachweis? Oder war dies nur eine von der Post geduldete Ausweitung der eigentlich für die Auslandspost vorgesehenen Ausnahme?

In der Rohrpostabhandlung auf stampswiki.de heißt es: "Seit dem 22. August 1933 konnten gewöhnliche Briefsendungen mit der Rohrpost in Berlin oder München befördert werden, um den Anschluß an eine Bahnpost zu erreichen, Zuschlag 10 Pf." Als Quellenangabe: Amtsbl. 77/ 31.06.1933. Hat jemand diese Verfügung und kann sie hier abbilden?

In der Rohrpostdienstanweisung von 1934 (wann veröffentlicht und ab wann wirksam?) kann ich erstmals einen Nachweis in § 15, Abs. VII, finden.
 
juni-1848 Am: 26.08.2015 15:17:57 Gelesen: 966721# 1007 @  
@ telosgraphein007 [#676]

Es gab irgendeinen uns noch nicht bekannten guten Grund, diese Karte bei der Ankunft im Hotel Bristol mit einem Eingangsstempel zu versehen. Es handelt sich dabei um einen automatischen Uhrzeitstempel, wie er auch beim Haupttelegraphenamt verwendet wurde, ja es ist sogar die gleiche blaue Stempelfarbe, die von den diversen Ausgefertigt-Stempeln des HTA bekannt ist. Mit anderen Worten: Das Hotel Bristol verfügte wie das Hotel Adlon übrigens auch über einen automatischen Stechuhrstempel, mit dem der Eingang von Sendungen bestätigt wurde.

Die Frage: Weshalb wurde dort ein Stempelautomat eingesetzt, der mit genauer Minutenangabe das Eintreffen einer Sendung dokumentierte. {.....}

Machte sich um 20.50 noch ein spezieller Bote vom PA 64 ins Hotel Bristol auf den Weg, um die Karte loszuwerden, oder hat es - was ich ja zur Seltenheits- und Wertsteigerung meiner Karte sehr hoffe - einen Hausrohrpostanschluß zwischen PA W 64 und dem Hotel Bristol gegeben, mithilfe deroselbigem die Karte der Rezeption des Hotels Bristol - oder einer nachgelagerten Einrichtung - auf den Rohrpoströhrenauswurf gepustet wurde?


Manchmal bringt der Zufall die Antwort ans Licht:



Ein ganz normaler Fernbrief vom 12.2.41 an einen Herrn Baudirektor, der in Berlin im Hotel Bristol abgestiegen war.

Der im Hotel eingelangte Brief erhielt den dreizeiligen Minuten-Eingangsstempel
HOTEL BRISTOL.
9 12 15 FEB'41
POST


Nun war eben jener schon aus seinem Zimmer "485" ausgebucht und weitergereist und hatte gebeten, zu späte Post nachzusenden. Also notierte der beflissene Hotelservice in roter Tinte " nachs(enden) : Essen Ruhrallee 56" und gab 23 Minuten nach seiner Ankunft den Brief wieder auf die Reise, nicht ohne vorher preussische Gründlichkeit und excellenten Hotelservice kraft eines weiteren rückseitigen Minutenstempels zu dokumentieren:

HOTEL BRISTOL.
9 35 15 FEB'41
POST


Die Nachgebühr für das nicht frankierte Weitersenden wurde in Essen offensichtlich wieder gestrichen.

Verstehen wir Schmuggler [#1002] richtig, dann war ein aus einem Hotel abgereister Gast gleichzusetzen mit solchem Empfänger, der sich bei seinem Postamt "abgemeldet" hatte.

Ein wunderbarer Beleg preussischer Genauigkeit - und in meinen Augen, lieber Reinhard, leider keine Rohrpost zur Seltenheits- und Wertsteigerung. Auch nicht mit dem augenzwinkernden Argument, 1941 sei die Berliner Unterwelt noch in Ordnung gewesen - die alliierten Luftangriffe begannen erst im November 1943).

Das Adlon und das Bristol waren sicher nicht die einzigen Hotels der gehobenen Klasse, die sich derlei Genauigkeit (auch ohne Hausrohrpostanschluß) leisteten. Hier als Beispiel ein 1925 im Hotel Savoy in Oslo eingegangenes Telegramm:



Mich würde allerdings brennend interessieren, wie solche Stempelautomaten aussahen, die sowohl bei Telegraphenrohrposten als auch in Hotels ihre Verwendung fanden.

Mit Sammlergruß
Werner (zurück aus längerer Schaffenspause)
 
DerLu Am: 12.09.2015 15:36:04 Gelesen: 963108# 1008 @  
@ juni-1848 [#1007]

Hallo Werner,

wie das Stempelgerät aussah kann ich dir leider auch nicht sagen. Einige Beiträge vorher sind weitere Stempel von Berliner Hotels mit minutengenauer Zeitangabe vorgestellt worden [#676], [#716].

Gruß
DerLu
 
DerLu Am: 12.09.2015 15:58:39 Gelesen: 963098# 1009 @  
@ telosgraphein007 [#717]

Ich habe eine weiteres Formular, jetzt aber mit leicht unterschiedlicher Typographie, gefunden:



Hier sind die beiden R-Lettern ohne die langen Abstriche, sondern genauso wie beim RU1. Die Farbe des Umschlags ist ebenfalls rosa, die Riffelung ist nach rechts abfallend, die Maße sind 124 x 82 mm.

Interessant ist die Rückseite: der Brief ist bis oben hin geschlossen und besitzt nur einen halbkreisförmigen Ausschnitt zur Entnahme des Inhalts.

Gruß DerLu
 
Rainer HH Am: 11.12.2015 17:43:55 Gelesen: 941302# 1010 @  
Heute einmal eine Ganzsache mit Zusatzfrankatur für eine Zustellung im Landpostbereich, frisch erworben bei delcampe für gerade einmal 2,- €.



Deutet der Zeilenstempel eventuell auf eine Beförderung per Rohrpost in München hin?



Schönes Wochenende, Gruß Rainer
 
blaujacke Am: 10.05.2016 21:17:51 Gelesen: 892790# 1011 @  
Falls es denn doch noch Rohrpostinteressierte gibt: Hier ein Beleg 18.02.1905 mit zwei verschiedenen Rohrpoststempeln von BERLIN W 9.



Ist es denkbar, daß die Karte beim Zweigtelegraphenamt W 9 (Leipziger Platz 1) aufgegeben und über die Rohrpostbetriebsstelle W 9 weiterbefördert wurde? In diesem Falle hätte das Zweig-TA den alten Rohrpoststempel P 9 (R 6) benutzt. Ich habe mich immer gefragt, ob es Poststempel vom Zweigtelegraphenamt gibt.

Einen schönen Abend wünscht
Uwe
 
blaujacke Am: 02.06.2016 10:07:15 Gelesen: 885988# 1012 @  
@ blaujacke [#1011]

Meine Frage hat sich erledigt und ich muß mich selbst korrigieren: Das Postamt W 9 in der Linklstraße erhielt erst am 17.03.1915 einen Rohrpostanschluß! Warum aber 2 verschiedene Rohrpostabschläge (die Uhrzeiten scheinen identisch zu sein) der Rohrpostbetriebsstelle Potsdamer Tor? Wie sah es nach dem Rohrpostbetrieb in der Linkstraße aus? Der Rohrpostbetrieb am Potsdamer Tor/ Leipziger Platz wurde ja aufrechterhalten - gab es dort einen eigenen Stempel?

Viele Grüße
Uwe
 
hajo22 Am: 02.06.2016 10:27:17 Gelesen: 885975# 1013 @  
@ blaujacke [#1003]

Wenn Du Dich für den Postschnelldienst Berlin interessierst, empfehle ich Dir die Anschaffung des Handbuchs von Steinbock/Gunn. Ein umfassendes Werk zu diesem Thema. Kannst Du Dir bei der FG Berlin bestellen [1].



VG, hajo22

[1] http://www.fgberlin.de/FG-000.php
 
kauli Am: 02.06.2016 17:45:17 Gelesen: 885858# 1014 @  
@ blaujacke [#1012]

Hallo Uwe,

ich habe in meinen Unterlagen auch ein Datum von 1910 als Eröffnung der Rohrpoststelle. Was insofern Sinn macht, da der Umzug des PA 9 in die Linkstraße nach dem Neubau 1908/1909 erfolgte. Es gibt aber auch ein Amtsblatt das Dein Datum bestätigt.

Die beiden Stempel sind schon ungewöhnlich. Vielleicht wurde der rechte zuerst abgeschlagen und der Gitter-Brücke-Stempel vor der "Abfahrt" angebracht.

Viele Grüße
Dieter
 
inflamicha Am: 15.06.2016 20:17:47 Gelesen: 883978# 1015 @  
Guten Abend,

ich steuere mal ein Rohrpostbriefchen bei:



Der Brief wurde am 24.10.1921 (PP 6) um 10.20 Uhr vormittags im Postamt Berlin NW 7 aufgegeben und war bereits eine halbe Stunde später im Postamt Berlin S 59. Verwendung fand ein Ganzsachenumschlag RU 9 mit Wertstempel 60 Pf. Germania. Da dieser für die nötige Gebühr in Höhe von 2,25 Mark nicht mehr ausreichte, wurde mit je einer Mi 113 und 163 auffrankiert.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
HWS-NRW Am: 22.10.2016 17:13:41 Gelesen: 850926# 1016 @  
Von mir heute etwas zu den "Weltfestspielen der Jugend in der DDR:



Mit Nachporto belegter Eilboten-Landzusteller-Rohrpostbrief von BERLIN 1951

mit Sammlergruß
Werner

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Motiv: Tanz"]
 
hajo22 Am: 24.10.2016 10:36:38 Gelesen: 850674# 1017 @  
Neujahrsbrieflein per Rohrpost aus Berlin-Schöneberg 1, gestempelt 1.1.1928, 12:30 N nach Berlin N, Ankunftsstempel Berlin N 39 um 2:20 N(achmittag).

Portorichtig mit 58 Pfg. frankiert (50 Pfg. Adler + 8 Pfg. Beethoven) für einen Orts-Rohrpostbrief bis 20 gr.



VG, hajo22
 
hajo22 Am: 25.10.2016 10:48:37 Gelesen: 850460# 1018 @  
Unscheinbarer, vorgedruckter kleiner Rohrpost-Briefumschlag, gestempelt Berlin W, H.T.A. (= Haupt-Telegraphen-Amt) R 1 vom 13.II.1895 3:30 N an die Redaktion der Berliner Börsen-Zeitung. Rückseitig Zweizeiler: "Ausgefertigt (= abgegeben/ausgehändigt) 13.Feb. 3:36". Absender eine Behörde.

Portofrei, da vorgedruckt K.A. (= Königliche Angelegenheit). Das "K" kann auch für "kaiserlich" stehen, das weiß ich nicht genau.



VG, hajo22
 
HWS-NRW Am: 25.10.2016 14:11:07 Gelesen: 850390# 1019 @  
Im Rahmen der Forschung nach dem im Brandenburger Tor beheimateten Rohrpostamt hatte ich die vorhandene Literatur, unter anderem das Buch „BERLIN-STEMPEL“ der Autoren Kuphal, Büttner, Hofmann und Wenzel sowie einige wenige Fachartikel durchgearbeitet und kam zu dem Ergebnis, daß nach dem Einsatz eines Einzeil-Rahmenstempels „Brandenburger Thor“, der im Telegraphenamt 4 am Pariser Platz 8 von 1868 bis 1876 (aufgrund den bisher mir bekannt gewordenen vier Telegramm-Aufgabeformularen auch nur auf diesen) abgeschlagen wurde, der erste Einsatz des Kreis-stempels „BERLIN N.W.VI“ erst ab dem Jahr 1876 auf den Rohrpost-Ganzsachen der Deutschen Reichspost zur Verwendung kam.




Telegramm-Aufgabeformular vom 1874

Die fehlerhafte Angabe des Verwendungszeitraumes (1868-1881) des Kreisstempels in meinem „Handbuch Brandenburger Tor“ brachte mir einen „Einwurf“ unseres früheren FG Berlin-Geschäftsführers und Berlin-Spezialisten Freund Peter Koegel ein, der der Meinung war, daß dieser Stempel frühestens im Januar 1877 im Gebrauch war.



Rohrpostkarte RP 1 mit Aufgabestempel vom 20.12.1876 (frühestes bekanntes Datum) Weiterbeförderung zum Rohrpostamt R4

Somit konnte ich in der 2. Auflage meines Handbuches neben den geänderten Daten auch ein Bild dieses „Erstverwendungs-Beleges“ darstellen. Ferner habe ich eine Auflistung aller mir bekannten Rohrpostbelege eingefügt mit Abbildung der Belege aus der Laufzeit. Nach Schließung des Telegraphenamtes im Brandenburger Tor wurde der Einkreisstempel im benachbarten neu eröffneten Postamt 64, dem die Telegraphen-Zweigstelle unterstellt war, noch bis zum 04.11.1881 weiter verwendet.

In loser Folge werde ich mir erlauben, die früher sich in meinem Besitz befindenden sowie die im Net gesichteten Rohrpostbelege zum Kreisstempel "BERLIN N.W.IV", darzustellen.

mit Sammlergruß
Werner
 
hajo22 Am: 25.10.2016 17:03:19 Gelesen: 850321# 1020 @  
Immer wieder schön anzusehen sind Postsachen im Rohrpostdienst.

Rohrpost-Briefumschlag mit eingedrucktem Vermerk "Postsache" Berlin S.W. aus dem Jahre 1903. Auf der Rückseite Postamtsoblate vom Postamt 61.



VG, hajo22
 
DerLu Am: 26.10.2016 09:00:18 Gelesen: 850006# 1021 @  
@ hajo22 [#1018]

Hallo hajo22,

es ist schön, daß sich hier im Rohrpost-Thread wieder etwas tut. Zu deinem Beitrag [#1018]:

„K.A.“ heißt „Königliche Angelegenheit“, als „Beweis“ eine Postkarte aus dem Jahre 1897 ebenfalls von der „Generalidendantur des königlichen Schauspiels“ abgeschickt (nach meinen Erfahrungen, sind diese Sendungen am häufigsten unter den „K.A.“-Belegen). Links unten der violette Rechteckstempel mit der ausgeschriebenen Inschrift.



Gruß DerLu
 
hajo22 Am: 26.10.2016 10:51:11 Gelesen: 849975# 1022 @  
@ DerLu [#1021]

Ja, der Kaiser war ja gleichzeitig auch König von Preußen und der Absender eine Landesbehörde, ergo "Königliche Angelegenheit".

VG, hajo22
 
hajo22 Am: 26.10.2016 12:30:39 Gelesen: 849935# 1023 @  
Die Rohrpostkarte RP21 zu 200 Pf. ist als portorichtige Orts-Solofrankatur (möglich vom 1.4. bis 31.12.1921) eine gesuchte Seltenheit.

Ich zeige hier diese RP21 in der Aufbrauchsverwendung als Ortsrohrpostkarte gestempelt Berlin SO26 27.9.1923 5:50 N nach S59, Ankunft 6:20 N.

Als Orts-Rohrpostkarte war ein Porto von 600.000 Papiermark fällig (Zeitraum: 20. bis 30.9.1923). Frankiert ist die Karte mit 603.002 Mark, also geringfügig überfrankiert. Die 200 Pf. des Werteindrucks gehen bei diesem Porto natürlich völlig unter. Der Werteindruck war aber noch bis 30.9.1923 laut Michel-Katalog gültig. Danach erfolgte nur noch Formularverwendung. Hier ist es eine Quasi-Formularverwendung.



Wer kann eine Solofrankatur zeigen?

VG, hajo22
 
hajo22 Am: 26.10.2016 16:17:17 Gelesen: 849848# 1024 @  
Wenn man gerade keine Rohrpostkarte zur Hand hatte, konnte man auch z.B. eine normale 5 Pf.-Ganzsache durch Auffrankierung von 20 Pf. zur Orts-Rohrpostkarte machen. Handschriftlich "Rohr" vor Postkarte + 2x10 Pf. Zusatz = 25 Pf. (Tarif 1.12.1876 - 31.7.1916). Ganzsache per Rohrpost aus dem Jahre 1886.



VG, hajo22
 
DerLu Am: 26.10.2016 19:34:32 Gelesen: 849765# 1025 @  
@ hajo22 [#1024]

Die Verwendung von auffrankierten "normalen" Ganzsachen in der Rohrpost war sehr häufig. Den Umstand, daß die Kunden (das Publikum hieß es damals) nicht überwiegend auf die amtlichen Rohrpost-Ganzsachen zurückgriffen wird auch in einigen Jahresstatistiken der Reichspost kommentiert:

Neben den mit Wertstempeln versehenen Rohrpost-Briefumschlägen und Rohrpostkarten werden vom Publikum überwiegend noch gewöhnliche Briefumschläge und gewöhnliche Postkarten im Rohrpostverkehr benutzt, die in üblicher Weise mit Postwertzeichen frankiert werden. ... ([Anmerkung in Statistik der Deutschen Reichs-Post und Telegraphenverwaltung für das Kalenderjahr 1911 (findet sich aber auch auch in den folgenden Jahren)].

Die überwiegende Zahl dieser Belege ist aber wahrscheinlich dem Wasserbad zum Opfer gefallen. Gesucht sind Verwendungen von eher selten verwendeten Ganzsachen, wie z.B. Auslandspostkarten oder Kartenbriefe.

Gruß DerLu
 
inflamicha Am: 26.10.2016 21:16:13 Gelesen: 849723# 1026 @  
@ hajo22 [#1023]

"Wer kann eine Solofrankatur zeigen?"

Hier ist eine:



Die Möglichkeit einer tarifgerechten Verwendung ohne Zusatzfrankatur (das meintest du wohl mit Solofrankatur) ist zeitlich viel eingeschränkter, wenn man berücksichtigt, dass die Ganzsache erst ab November 1921 an die Postschalter kam, also ca. 6-7 Wochen.

Gruß Michael
 
hajo22 Am: 26.10.2016 22:01:23 Gelesen: 849705# 1027 @  
@ inflamicha [#1026]

Danke für den Hinweis, ich hatte nur die Tarifperiode benannt ohne auf den kurzen Zeitraum der Verwendung einzugehen und sehe jetzt, daß das so falsch herauskommt (für den Nichtspezialisten).

Tolle Ganzsache, aber hast Du auch ein Exemplar mit München-Stempel? Habe ich noch nie gesehen.

Und nochmals danke für die Richtigstellung.

Hier noch eine RP20 auffrankiert zu 4 Mark vom 3.8.1922 (Tarifperiode 1.7.bis 30.9.1922) an eine bekannte Firma.



So sahen Krankmeldungen 1922 aus.

VG, hajo22
 
hajo22 Am: 26.10.2016 22:07:26 Gelesen: 849700# 1028 @  
@ DerLu [#1025]

Ich habe nicht behauptet, solche auffrankierten "normalen" Ganzsachen seien selten. Da liegt ein Mißverständnis vor.

VG, hajo22
 
HWS-NRW Am: 26.10.2016 23:22:21 Gelesen: 849666# 1029 @  
@ hajo22 [#1027]

Hallo, ein phantastisches Belegstück, so etwas mal zu sehen. Herrlich !

mit Sammlergruß
Werner
 
kauli Am: 27.10.2016 11:39:59 Gelesen: 849539# 1030 @  
Hallo zusammen,

auch eine normale Ganzsache die zur Rohrpostkarte umfunktioniert wurde. Sie hatte es aber nicht so einfach den Empfänger zu erreichen. Aufgegeben beim PA NO 43 16-, Ankunft Friedenau 4.50 N, der Empfänger war dort nicht auffindbar und ging um 5.50 N auf die Reise nach Steglitz. Ankunft 18.10. Von dort ging die Karte nach Dahlem in den Botanischen Garten und konnte zugestellt werden. Ausgabestempel Dahlem 6.7 N



Viele Grüße
Dieter
 
hajo22 Am: 27.10.2016 19:14:11 Gelesen: 849417# 1031 @  
Rohrpostkarte RP24/01 gestempelt Berlin SW61 vom 9.6.1934, 14:20 nach Wilmersdorf, Ankunft 14:50.

Tarif 55 Pf. = Ortspostkarte 5 Pf. + Rohrpostgebühr 10 Pf. + Eilboten 40 Pf.

Dieser Wertstempel vom Reichspräsidenten Hindenburg war bis 31.12.1935 gültig (lt. Michel-Katalog).



VG, hajo22
 
inflamicha Am: 28.10.2016 20:58:31 Gelesen: 849104# 1032 @  
@ hajo22 [#1027]

Mit Münchener Rohrpost kann ich leider nicht dienen. Zum Trost hier eine Antwortkarte mit privatem Zudruck zweier weiterer Wertstempel:



Die Fragekarte wurde am 10.11.1921 ohne Zusatzfrankatur von Charlottenburg nach Steglitz befördert, die zusammen 1,30 Mark der 3 Wertstempel waren ausreichend. Katalogisiert ist die Ganzsache unter RPZP 2, Verwendung fand hier eine RP 18 als "Urkarte".

Der Antwortteil hängt ungebraucht dran.

Gruß Michael
 
inflamicha Am: 07.11.2016 22:02:41 Gelesen: 846879# 1033 @  
Hallo,

eine hab ich noch:



Ganzsache RPZP 4 ohne Zusatzfrankatur von Berlin W 8 nach Berlin NW 23 vom 25.9.1920, Gebühr 1,30 Mark.

Gruß Michael
 
wajdz Am: 08.11.2016 00:21:18 Gelesen: 846811# 1034 @  
@ inflamicha [#1033]

Und ich habe nur eine, die ich hier zeige.



MfG Jürgen -wajdz-
 
Helmstedt333 Am: 09.11.2016 22:43:08 Gelesen: 846228# 1035 @  
München 22.12.192


 
hajo22 Am: 09.11.2016 22:51:53 Gelesen: 846225# 1036 @  
@ Helmstedt333 [#1035]

Sehr selten. Gratuliere zu dem schönen Stück.

VG, hajo22
 
HWS-NRW Am: 09.11.2016 23:08:45 Gelesen: 846216# 1037 @  
Finde gerade noch eine Abbildung aus einem Brandenburger Tor-Exponat, per Rohrpost von Ost nach West versandt.



mit Sammlergruß
Werner
 
blaujacke Am: 24.11.2016 15:01:46 Gelesen: 840958# 1038 @  
Wer kann mir helfen?

Beim eingehenden Betrachten verschiedener Abbildungen des Berliner Rohrpostnetzes sind mir einige Merkwürdigkeiten aufgefallen, die ich mir nicht erklären kann.



Abbildung von 1919: Die Abkürzung "Adm" steht womöglich für Admiralität. Ich habe diesen Anschluß auf keiner anderen Abbildung gefunden. Was bedeuten aber "Gst" und "Ak"? Interessant sind auch die Anschlüsse "9" und "9, Linkstr.". Bekannt sind mir die Anschlüsse im Postamt und in der TelZwSt Potsdamer Tor. Sollten die beiden gemeint sein?



Abbildung von 1933: "Gst" und "Adm" sind hier nicht verzeichnet. "W 9" aber mit 3 Anschlüssen: "NT", "L" und "ST". Wer hat hier eine Erklärung ("L" möglicherweise für Linkstr.)? Interessant sind die Bankanschlüsse: "Dsdn Bk", "Comm Bk" und "Deutsche Bk". Sollte "RB" dann für Reichsbank stehen?

MfG Uwe
 
stampmix Am: 03.12.2016 08:41:04 Gelesen: 838404# 1039 @  
Hallo zusammen,

der Brief der Firma Rischel-Weck in Bonn nach Berlin wurde als Luftpost-Eilboten-Fernbrief (Porto:10+40+12=62 Rpf.) aufgegeben und erhielt frühmorgens den Aufgabestempel BONN / * 1 l / 5.8.35 4-5. Ein Luftpost-Bestätigungsstempel fehlt zwar, jedoch läßt der Rohrpost-Bearbeitungsstempel in Berlin C2 um 10.10 Uhr keine andere Beförderung zu. Mit der Rohrpost nach Steglitz befördert und dort um 10.50 Uhr angekommen erreichte der Brief nach ca. 6 Stunden den Empfänger - das waren noch Zeiten.



mit bestem Gruß
stampmix
 
blaujacke Am: 03.01.2017 20:29:22 Gelesen: 829362# 1040 @  
Wie sollte das Porto des nachstehenden Beleges vom 07.07.1932 erklärt werden?





Briefvorderseite und Stempel der Rückseite

Die 72 Rpf bieten nach meiner Meinung 2 Möglichkeiten:

1) 62 Rpf Rohrpostbrief zum Flughafen + 10 Luftpostzuschlag
2) 12 Rpf Inlandsbrief + 10 Rpf Rohrpostzuschlag + 10 Rpf Luftpostzuschlag + 40 Rpf Eilzustellung Leipzig

Bis 1934 war die Rohrpostgebühr (12 Rpf + 10 Rpf + 40 Rpf) eigentlich noch unteilbar; aber der Klebezettel "Durch Eilboten" läßt mich auf Variante 2 schließen. Womöglich wurde bereits vereinzelt der Rohrpostzuschlag (10 Rpf) zum Flughafen oder zum Bahnhof akzeptiert! Wer weiß mehr?

MfG Uwe
 
inflamicha Am: 19.01.2017 21:12:43 Gelesen: 826349# 1041 @  
Guten Abend,

Rohrpost war lange nicht:



Der Brief wurde am 30.1.1920 (PP 4) um 3 Uhr nachmittags in Berlin N 58 aufgegeben und war um 5 Uhr nachmittags in Berlin-Lichtenberg. Die erforderlichen 60 Pfennig wurden mit 4 Exemplaren der Mi 101 a erbracht.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
klinhopf Am: 22.03.2017 11:36:00 Gelesen: 811698# 1042 @  
@ Heinz 7 [#994]

Hier ein Beleg vom 5. DEC 1891: TUBES PNEUMATIQUES Ganzsache 60c. (Maximum: 7 Grammes)

Stempel: "CHAMBRE DES DÉPUTÉS" (frz. Abgeordnetenkammer)


 
klinhopf Am: 23.03.2017 12:42:47 Gelesen: 811329# 1043 @  
@ Heinz 7 [#994]

Das Wertzeichen-Motiv "Sinnbild der Republik: "Sitzende Frauengestalt nach vorn, Wertziffer im verzierten Oval" wurde ausschliesslich für Rohrpost-Ganzsachen verwendet (es gab auch Umschläge "RU" oder Postkarten "RP").

Ich habe eine (Doppel-) Karte gefunden OHNE Hinweis auf Rohrpost (Pneumatiques):


 
DerLu Am: 24.03.2017 06:59:13 Gelesen: 811061# 1044 @  
@ klinhopf [#1043]

Ich habe etwas über die von dir gezeigte Doppelkarte in dem Aufsatz über die Pariser Rohrpost von J.D. Hayhurst gefunden. Dort wird das Wertzeichen als 'Chaplin-Design' bezeichnet:

"... The first are those for withdrawals from the Caisse Nationale d'Epargne in the rue St Romain and consist of reply-paid forms, part for the applicant to complete and part for the Caisse to return to him with authority for a withdrawal. They appeared in 1884 as joined cards and then as folded forms with varying texts between 1890 and 1904 all with a black Chaplain stamp of 30 centimes. In 1909 the Sower stamp replaced the Chaplain design as had happened with the standard postal stationery …" ( http://www.coppoweb.com/pneuma/book2.html )

Die von dir gezeigte Doppelkarte sollte also aus der Zeit von 1890 bis 1904 stammen.

Gruß DerLu
 
hajo22 Am: 06.04.2017 16:30:11 Gelesen: 806484# 1045 @  
Rohrpostbrief Berlin HTA vom 30.4.1943, 10:50 nach Schöneberg, frankiert mit waagrechtem Dreierstreifen der Zuschlagsmarke 6+4 Pf. (Tag der Verpflichtung der Jugend, Nr. 843) = 18 Pf. (8 Pf. Ortsbrief bis 20gr + Rohrpostgebühr 10 Pf.). Ankunft Schöneberg am gleichen Tag 11:30.



VG, hajo22
 
hajo22 Am: 18.10.2017 18:41:57 Gelesen: 735152# 1046 @  


Luftpostbrief in Berlin mit Rohrpost Pankow 1 vom 18.9.1943, 12:40h via SW11, 13:20h nach Krakau. Der Bahnpoststempel "Berlin-Breslau" zeigt, daß der Brief mit der Bahn befördert worden ist und nicht mit dem Flugzeug.

Verklebtes Briefporto 33 Pf.: Fernbf. bis 20 gr = 12 Pf. + Luftpostgebühr bis 20gr. = 10 Pf. + Rohrpostgebühr in Berlin = 10 Pf. = gesamt 32 Pf., mithin um 1 Pf. überfrankiert.

hajo22
 
philast Am: 17.02.2018 17:20:41 Gelesen: 660535# 1047 @  
Hallo,

anbei zwei Exemplare der RP 1.

Die ungebrauchte Karte hat einen rauen, dunklen Karton, die gebrauchte Karte einen glatten hellrosa Karton.



Im Ganzsachenkatalog steht dazu dass dieser rosa, satinierte Karten laut Ascher ein Probedruck wäre. Ist dies so oder ist das eher einfach 'nur' eine Teilauflage dieser Karte?

Grüsse
philast
 
philast Am: 24.06.2018 17:53:15 Gelesen: 606568# 1048 @  
Hallo,

anbei 3 Belege zur Frankfurter Rohrpost aus einer Korrespondenz vom 4., 5. und 6. Mai 1959 von London nach Frankfurt.

Ich würde den Transportverlauf wie folgt rekonstruieren:

Die Telegramme sind im bis 1956 gebauten Frankfurter Fernmeldezentrum Platz LDN1 eingegangen (jeweils Vorderseite der Telegramme).

Ca. 10 bis 20 Minuten später erfolgte wahrscheinlich ebenfalls im Fernmeldezentrum die Übergabe an die Rohrpostanlage (Stechuhrstempel mit Rohrp in der zweiten Zeile).

nach 2-3 Minuten erfolgte der nächste Stechuhrstempel mit Rohrpz in der zweiten Zeile, was wohl auf eine Ankunft beim Postamt an der Zeil hindeutet.

Weitere ca. 10 Minuten später (einmal ca. 40 Minuten) sieht man den auch öfter auf Eilbriefen abgeschlagenen Stechuhrstempel mit TAZW in der zweiten Zeile.

Ich würde daher vermuten, dass nur Stechuhrstempel mit Rohr* in der zweiten Zeile bei der Frankfurter Anlage auf eine Beförderung mit der Rohrpost schliessen lassen, während der Stempel TAZW eher ein 'Übergabestempel' (an die Eilboten) für die Zustellung ist.

Ist die Rekonstruktion und die Vermutung hinsichtlich des TAZW Stempels korrekt?







Grüsse
philast
 
zeus25971 Am: 09.12.2018 12:14:50 Gelesen: 544531# 1049 @  
Hallo,

ich habe diese Postkarte und verstehe den versteuerten Satz wirklich nicht. Wie wir wissen, lag der Preis für Postkarten in diesem Zeitraum bei 130 pf. die Postkarte hat 50 pf. also 80 pf fehlt, multipliziert mit x2 sollte es 130 sein (als erstes blaues Zeichen) und danach wieder abgebrochen und 200 geschrieben wurde. Kann mir jemand dabei helfen?

Mit freundlichen Grüßen
Luis


 
hajo22 Am: 23.03.2019 18:40:42 Gelesen: 516156# 1050 @  
Ortsrohrpostbrief Berlin zu Beginn der Inflation.

Gestempelt Berlin NW 21 vom 28.10.1919, 4:10N nach Neukölln (handschriftlicher Vermerk "NK" und Rohrnummer "10"), Ankunft Neukölln 5:50N. Frankiert mit Germania-Marken zu 5x10 Pfg. und 2x5 Pfg. = 60 Pfg. portogerecht für einen Brief per Rohrpost bis 20gr.

Wie ich finde, ein richtig schöner Bedarfsbrief, nicht wahr?



hajo22
 
hajo22 Am: 30.05.2019 18:13:46 Gelesen: 505441# 1051 @  
Dienst-Rohrpost-Ganzsachenumschlag (DRUB 3: 20+15 Pfg.) des Admiralstabes der Marine vom 2.4.1917 an das Chiffrierbüro des Auswärtigen Amtes. Numeratorstempel "368". Der Brief war als Marinesache portofrei. Die eingedruckten Wertzeichen deckten lediglich die Rohrpostgebühr (1917: 35 Pfg.).

4 Tage später, am 6.4.1917, erklärten die USA dem Deutschen Kaiserreich den Krieg. Auslöser war letztlich der "uneingeschränkte" U-Boot-Krieg des Deutschen Reiches.

Diese Ganzsachen-Rohrpostumschläge (es gibt 5 Hauptnummern DRUB 1 - DRUB 5) sind selten.



Wer einen dieser Umschläge in seiner Sammlung hat, möge ihn doch zeigen.

hajo22
 
zeus25971 Am: 06.06.2019 16:14:31 Gelesen: 503889# 1052 @  
Ich habe:



Rückseite:


 
zeus25971 Am: 06.06.2019 16:22:56 Gelesen: 503885# 1053 @  
@ zeus25971 [#1049]

Habe die Antwort dafür. Zu dieser Zeit betrug die Nachgebührsteuer 2,5% des fehlenden Wertes (für Sätze über 10 Pf.). Deshalb wurde die 160 storniert und durch 200 ersetzt, was der richtige Steuerwert war.
 
inflamicha Am: 08.06.2019 22:19:51 Gelesen: 503772# 1054 @  
Guten Abend!

Ich zeige einen Eilbrief, welcher mit der Rohrpost befördert wurde:



Der Brief wurde am 12.10.1921 (PP 6) um 8.50 Uhr in Berlin-Wilmersdorf aufgegeben, Ziel war Charlottenburg. Porto 40 Pfg. und Eilbestellgebühr 1,50 M. summieren sich auf 1,90 Mark, wofür vorder- und rückseitig Mi 141 (2), 143 (3), 159 a (8) und 162 verklebt wurden. Die Post beförderte den Brief auf dem schnellsten Wege, das war die Rohrpost. Um 9.00 Uhr war das Zielpostamt bereits erreicht. Ein regulärer Rohrpostbrief hätte 2,25 Mark gekostet, so kam der Absender etwas billiger an die schnelle Zustellung seines Briefes.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 11.06.2019 21:27:08 Gelesen: 503559# 1055 @  
Guten Abend,

ich komme wieder rohrpostalisch:



Am 17.5.1920 (PP 5) machte sich der Brief nach Berlin-Wilmersdorf in Berlin W 64 auf den Weg, eine Mark und 40 Pfennig kostete der Spaß. Verwendet wurde eine Ganzsache RU 9 mit Wertstempel Germania 60 Pf., die mit 2 Exemplaren der Mi 90 II auffrankiert wurde. Der rückseitige sog. Brikettstempel mit der Nummer "63" belegt die zügige Zustellung durch einen Boten.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
zeus25971 Am: 13.06.2019 15:09:36 Gelesen: 503476# 1056 @  


Briefumschlag innerhalb Berlins verschickt, der Absender schickt ihn "Durch Eilboten" statt Rohrpost (2,10 statt 2,25). Es wurde jedoch mit 1,90 (1,50 pf 40 pf) frankiert. Es wurde dann mit einem Nachgebührsatz von 2 x + 30 besteuert.
 
zeus25971 Am: 13.06.2019 18:15:06 Gelesen: 503457# 1057 @  


Ich habe Zweifel mit diesem. Die fehlende Rate betrug 10 pfg. und es scheint mit 28 pf besteuert zu werden. In diesem Zeitraum existieren drei verschiedene Steuern:

1) 2 x Defizit
2) Defizit + 3 Pf.
3) 2,5-faches Defizit

Die einzige Erklärung, die ich habe, ist, dass es mit 2,5 das Defizit + 3 Pf besteuert wurde. Das war ein Fehler, ist aber die einzig mögliche Kombination. Alle anderen Ideen sind willkommen.
 
philast Am: 13.06.2019 19:49:23 Gelesen: 503445# 1058 @  
@ zeus25971 [#1057]

Hallo,

mein Vorschlag:

Die Rohrpostkarte ging aus dem Rohrpostbezirk hinaus, verblieb jedoch im Berliner Nachbarortsverkehr. Dies schlägt mit fehlenden 7,5 Pf zu Buche, die auf 8 Pf aufgerundet wurden.

Dazu kam gemäß der Rohrpostordnung von 1909 noch ein fixer Zuschlagsbetrag von 10 Pf, der irgendwann zwischen dem 1.8.1916 und dem Versanddatum der Postkarte wohl auf 20 Pf erhöht wurde. Da fehlt mir aber die konkrete Verfügung, die im Amtsblatt zwischen 1.8.1916 und 2.9.1919 zu suchen ist, auf die Schnelle habe ich nur den Zuschlagsbetrag von 1909 gefunden.

Dann kommt man auf die ausgewiesenen 28 Pf.

Das generelle Verfahren bei unzureichend freigemachten Rohrpostbelegen ab 1909 - 1920 war einfacher Fehlbetrag+Zuschlag.

MfG
philast
 
zeus25971 Am: 25.06.2019 13:46:33 Gelesen: 501552# 1059 @  
Hallo,

habe gerade diese 2 seltenen Stempel in einer kürzlich gekauften Sammlung von R. Kruger gefunden. Es scheint ein weiterer "experimenteller" Empfang gewesen zu sein, Mark. Jede Information wäre sehr dankbar.



@ Philast [# 1058]

Bist du dir sicher, dass der Nachbarpreis noch 1919 gültig ist? Soweit ich weiß, galt es bis 1907.

Grüße
Luis
 
philast Am: 25.06.2019 16:39:45 Gelesen: 501528# 1060 @  
@ zeus25971 [#1059]

Hallo,

bezüglich des Nachportoanteils zum Nachbarortsverkehr bin ich mir sehr sicher, es ist die einzige Erklärung wie man auf die 8Pf kommen kann (7,5 Pf fehlend einfach und dies aufrunden).

Unsicher bin ich mir bei dem Zuschlag, der war gemäß Rohrpostordnung ab 1909 auf jeden Fall 10 Pf. Ich habe allerdings keine Information gefunden dass dieser Zuschlag bis zum 2.8.1919 (dem Versanddatum der Postkarte) erhöht wurde, auch die zwischenzeitlich durchgesehenen Rohrpostordungen in diesem Forum (siehe Beiträge von Werner Steven ab [#910]) geben da nichts her. Momentan sind bei dem Beleg für mich 10 Pf nicht erklärbar.

Grüße
philast
 
inflamicha Am: 11.07.2019 21:41:45 Gelesen: 502919# 1061 @  
Guten Abend,

ein Rohrpostbrief:



Dieser war innerhalb des Bereiches Berlin O 17 unterwegs. Da vorder- und rückseitig als Uhrzeit 8.30 V. gestempelt ist hat der Brief wahrscheinlich nicht einmal die Röhre von innen gesehen. Immerhin weist der Botenstempel, der Form halber auch Brikettstempel genannt, auf eine schnelle Zustellung hin. Aufgegeben am 4.12.1920 (PP 5) ist der Rohrpostbrief jedenfalls korrekt frankiert- neben dem Wertstempel der Ganzsache RU 9 zu 60 Pf. sind 2 Germaniamarken zu je 40 Pf. (Mi-Nr. 145 II) verklebt, also genau die nötigen 140 Pfennig.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
blaujacke Am: 29.07.2019 12:26:17 Gelesen: 496785# 1062 @  
Ein Rohrpostbeleg, den es eigentlich nicht geben dürfte!



Unzulässige Beförderung eines R-Briefes aus Österreich
Brief aus Wien (65 Groschen) mit Klebezettel „Durch Eilboten, Exprès“ und R-Zettel von WIEN 12 mit Aufgabestempel WIEN 12, 24.VIII.26 18 nach Berlin, Hotel Kaiserhof. Rückseitig Rohrpoststempel BERLIN W 8, 25.8.26. 330N. und Botenstempel Nr. 14
 
inflamicha Am: 08.08.2019 21:08:49 Gelesen: 495221# 1063 @  
Guten Abend,

ich komme wieder rohrpostalisch:



Der große Brief mit seinen formatbedingt deutlicheren Beförderungsspuren wurde in Berlin W 35 am 29.11.1923 (PP 26) um 5.40 Uhr aufgegeben und war bereits um 6.10 Uhr in Charlottenburg. Das wurde noch zum Problem. Der erste Eilbote stand um 7.50 Uhr vor verschlossener Tür, so dass es einen zweiten Zustellversuch gab (kenntlich an den 2 verschiedenen Botenstempeln "1" und "8"), der dann wohl erfolgreich war.

Der Rohrpostbrief war mit 240 Milliarden Mark zu bezahlen. Die verklebten 60 Mrd. wurden in dieser Portoperiode zum 4-fachen Nennwert gerechnet, so dass tarifgerecht frankiert wurde. Verwendet wurden 3 Exemplare der Mi 329 P.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
axelotto Am: 02.10.2019 10:44:16 Gelesen: 483206# 1064 @  
Hallo zusammen,



Am 5.7 1937 9:10 verschickt
Ankunft 9:20
weitergeleitet nach Neuköln 10:50
dann nach Britz um 13:00
und um 14:00 in Rudow angekommen.

Ob er früh schon angefangen hat zu arbeiten?

Gruß Axel
 
Rohrpostler Am: 07.10.2019 09:53:22 Gelesen: 482388# 1065 @  
@ hajo22 [#1051]

Die getroffene Aussage ist nicht korrekt. Die Behörden mussten für die Zusatzleistungen, in diesem Fall "Rohrpostbeförderung", das Entgelt entrichten!

Zu dieser Zeit war das Rohrpostporto und das Brief- bzw. Kartenporto eine unteilbare Gebühr! Somit bezahlte der Admiralsstab der Marina die volle Gebühr!

Schöne Grüße aus Berlin

der Rohrpostler
 
Fillemille29 Am: 09.10.2019 19:37:57 Gelesen: 480427# 1066 @  
Rohrpostbeleg Dezember 1923 Porto 45 Rpf

Anbei ein Rohrpostbeleg aus Dezember 1923 mit 45 Pfg frankiert.

Sollporto beträgt 40 Pfg für Rohrpostbeleg im Geltungsbereich Ortsbriefgebühr ab 1.12.1923.

Wer kann die zusätzliche Frankatur von 5 Pfg. erklären?

Habe schon Prüfer kontaktiert sowie ausgesprochene Experten (Autor von Buch über Rohrpostbelege Berlin).



Bitte Thema in Philaseiten A-Z zu Rohrpost verschieben, weiß nicht wie es geht, danke.

tschüß,
Achim
 
inflamicha Am: 11.10.2019 20:14:53 Gelesen: 480390# 1067 @  
Hallo Achim,

über deinen Brief habe ich lange nachgedacht und versucht eine Lösung zu finden, auch mittels Studium diverser Literatur.

Im Endeffekt ist es einfach so dass der Rohrpostbrief um 5 Pfennig überfrankiert ist. So etwas gibt es öfter, auch der abgebildete Rohrpostbrief von Wolfgang Reifferscheid (den Du wahrscheinlich schon angeschrieben hattest) im Buch "Rohrpost/Stadtrohrpost Berlin" aus dem Dezember 1923 ist um 5 Pf. überfrankiert.

Es gab zwar die Portostufe 45 Pf., diese galt aber nur für Rohrpostbriefe bis 20 g entweder in den oder aus dem Ortsbestellbezirk. Absende- und Zielort liegen innnerhalb Großberlins, das kommt also nicht in Frage.

Warum nun die Überfrankatur zustande kam wird wohl ein Rätsel bleiben. Nach Art der Frankierung kann ich mir vorstellen, dass der Brief zunächst als normaler Ortsbrief gedacht war- die 5 Pf.-Marke klebt alleine oben rechts. Dann sollte es zur Rohrpost gehen und die 10 Pf.-Marken wurden aufgeklebt wo noch Platz war. Vielleicht wurde irrtümlicherweise gedacht es kostet 45 Pf., vielleicht war es auch der "berühmte" Grund der fehlenden passenden 5 Pf.-Marke.

Also sicher ein nicht häufiger Beleg, leider überfrankiert. Mehr würde ich aus der Sache nicht machen.

Ich werde diese Antwort auch so ins Philaseiten-Forum stellen, bisher hat dort ja noch niemand reagiert.

Liebe Grüße aus Berlin

Michael
 
DerLu Am: 27.10.2019 10:05:08 Gelesen: 479090# 1068 @  
Ich möchte wieder einen älteren Beleg zeigen, dafür mit ungewöhnlicher Versendeform, der Rohrpost!

Das Königliche Amtsgericht Berlin Mitte schickte diesen Faltbrief am 15. November 1918 innerhalb Berlins per Rohrpost. Obwohl sich auf dem Brief ein „Frei laut Avers 21. … „ Stempel befindet, wurde der Brief mit der Rohrpostgebühr von 35 Pf. frankiert. Die Nutzung der Rohrpost war nicht in dem Aversvertrag enthalten, also musste der Brief frankiert werden. Warum die preussische Behörde, die ja eher für große Sparsamkeit bekannt sind, sich diese Extrakosten leistete: in dem Brief wird der Adressat für den 19. und 21. November als Hilfsschöffe berufen.



allen einen schönen Sonntag
DerLu

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Belege von und an deutsche Gerichte"]
 
inflamicha Am: 27.10.2019 18:08:21 Gelesen: 479235# 1069 @  
Guten Abend,

von mir heute wieder Rohrpost:



Verwendung fand eine Ganzsache RP 20, die für Ihre Tour von Berlin NO 18 nach Berlin C am 19.5.1920 (PP 5) mit 2mal Mi 90 II auffrankiert wurde. Somit war die Karte mit 1,30 Mark ausreichend frankiert.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 01.11.2019 21:11:57 Gelesen: 479330# 1070 @  
Guten Abend,

es ist wieder Rohrpostzeit:



Die Rohrpostkarte wurde am 15.11.1922 (PP 10) in Berlin NW 7 aufgegeben und war nach N 58 adressiert. Verwendet wurde eine Rohrpostganzsache RP 21, die für die erforderlichen Gebühren von 21 Mark mit je einer Mi 206, 224, 225 und 226 auffrankiert wurde.

Gruß Michael
 
inflamicha Am: 02.11.2019 14:19:25 Gelesen: 478981# 1071 @  
Hallo,

heute gleich weiter mit Rohrpost:



Die Karte wurde am ebenfalls am 15.11.1922 (PP 10) aufgegeben, diesmal in Berlin W 8. Der Zielort Lankwitz hatte keinen Rohrpostanschluss. So reiste die Karte bis W 9 in der Röhre und wurde ab dort per Eilbote ausgeliefert. Für die wiederum 21 Mark Gebühren wurde die verwendete RP 21 mit je einer Mi 205, 206 und 226 auffrankiert.

Ein schönes Wochenende Euch!

Gruß Michael
 
inflamicha Am: 03.11.2019 17:47:58 Gelesen: 478294# 1072 @  
Guten Abend,

auch heute rohrpostig:



Der Admiralstab der Marine besaß spezielle Ganzsachenumschläge für seine Rohrpostsendungen, hier ist ein unter DRUB 4 katalogisiertes Stück. Gewöhnliche als Heeres- oder Marinesachen deklarierte Karten und Briefe wurden pauschal abgelöst und trugen keine Briefmarken, Zusatzleistungen wie Einschreiben oder Eilzustellung mussten aber frankiert werden.

Da die Post die Rohrpostgebühr als "unteilbare" Gebühr betrachtete, mussten Rohrpostsendungen auch der militärischen Absender voll frankiert werden. Beim DRUB 4 bildeten Wertstempel zu 20 Pf. blau und 15 Pf. schwarzviolett in Germaniazeichnung die Rohrpostbriefgebühr von 35 Pfennig ab. Alle Umschläge tragen eine fortlaufende Nummer, hier ist es die Nr. 772, gebraucht am 25.10.1918 (PP 3) in Berlin W 9.

Rückseitig ist leider nur der Verschlussstempel des Admiralstabes, kein Ankunftsstempel und kein Botenstempel. Dafür ist der Erhaltungszustand des Umschlages als sehr gut zu bezeichnen. Viele dieser Stücke sind nämlich aufgrund Ihrer Größe durch die Rohrpostbeförderung arg in Mitleidenschaft gezogen worden, teils wahre "Ruinen". Empfänger war wie meist die Chiffrierabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin W 56.

Gruß Michael

[Beiträge [#1070] bis [#1072] redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 04.11.2019 21:43:59 Gelesen: 477659# 1073 @  
Guten Abend,

der nächste Rohrpostbrief:



Der verwendete RU 10 wurde am 12.10.1922 (PP 9) von Berlin SW 68 nach SO 16 gesandt. Die 10 Mark Rohrpostgebühr machte eine Auffrankatur nötig, hier erfolgt mit Mi 193, 197 und 225.

Gruß Michael

[Beitrag [#1073] redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
hajo22 Am: 02.12.2019 17:19:38 Gelesen: 472668# 1074 @  
Rohrpostbrief über 20 gr. aus Berlin-Charlottenburg 2 vom 20.9.1944 nach Charlottenburg 4, Ankunft am gleichen Tag. Frankiert mit 26 Pf. (Ortsbrief über 20 gr. = 16 Pf. + Rohrpostgebühr 10 Pf. = gesamt 26 Pf.).



hajo22
 
blaujacke Am: 02.12.2019 18:12:07 Gelesen: 472655# 1075 @  
@ hajo22 [#1074]

War der Absender womöglich ein Zwangsarbeiter der HUTA-AG in Charlottenburg?

Uwe
 
hajo22 Am: 02.12.2019 19:15:31 Gelesen: 472644# 1076 @  
@ blaujacke [#1075]

Das weiß ich nicht.

hajo22
 
zeus25971 Am: 24.01.2020 02:03:20 Gelesen: 460492# 1077 @  
Hallo,

ich habe dieses Stück gerade bei ebay gewonnen und konnte den Grund des Gebühr bezahlten Poststempels nicht herausfinden. Jede Hilfe wäre sehr dankbar.



Mit freundlichen Grüßen
Luis Recagno
 
inflamicha Am: 24.01.2020 09:54:01 Gelesen: 460354# 1078 @  
@ zeus25971 [#1077]

Hallo Luis,

da hat man Dir leider Murks angedreht - der Gebühr bezahlt-Stempel stammt aus der Zeit weit nach 1945 und hat auf dem Beleg regulär nichts zu suchen. Eine Spielerei halt.

Gruß Michael
 
blaujacke Am: 24.01.2020 11:01:48 Gelesen: 460315# 1079 @  
@ zeus25971 [#1077]

Hallo Luis,

auch die Postleitzahl 1 in dem Stempel gab es noch nicht!

Gruß Uwe
 
ginonadgolm Am: 05.02.2020 18:40:30 Gelesen: 457264# 1080 @  
Soeben gefunden:

Rohrpostkarte aus Berlin:



Leider im sehr schlechten Zustand meint

Ingo aus dem Norden
 
blaujacke Am: 02.03.2020 21:41:21 Gelesen: 451757# 1081 @  
Hier einmal eine kleine Rohrpost-Besonderheit:



Ortspostkarte mit verlangter Rohrpostbeförderung - Postkarte vom 04.11.1942 (5 Rpf-Ganzsache/ Ortspostkarte + 10 Rpf Rohrpostzuschlag) mit Klebezettel „Rohrpost“ → Aufgabe RPBetrSt BERLIN-CHARLOTTENBURG 1, 9 50 → Leitvermerk (rot) „St“ → Ankunft RPBetrSt BERLIN-STEGLITZ 1 → TRANSORMA-Kennung (rot) „AB“



Vergrößerte Ausschnittkopie mit der Kennung AB

Die Postkarte durchlief beim Postamt BERLIN-STEGLITZ 1 die nach einer Testphase ab September 1942 am 12.10.1942 in Betrieb genommene TRANSORMA-Briefverteilanlage. Von 5 Verteilerplätzen aus konnte die Post in 250 Richtungen sortiert werden. Bei ihrem Durchlauf erhielt die Briefpost einen roten Abdruck der Kombination des Großbuchstaben „A“ mit einem weiteren Groß- oder Kleinbuchstaben.

In den Zeiten 03/1943 – 09/1943 und 01/1944 – 03/1945 war der Betrieb (z.B. infolge Beschädigung nach Luftangriff) unterbrochen.

Gruß Uwe
 
blaujacke Am: 02.03.2020 21:42:50 Gelesen: 451756# 1082 @  
@ blaujacke [#1081]

Kann mir jemand die Abkürzung "K.H.D.V." in der Anschrift erklären?
 
Ameise Am: 31.08.2020 20:45:21 Gelesen: 423684# 1083 @  
Hallo,

ich habe auch eine Rohrpostkarte in meinen Bestand gefunden:



Mich würde interessieren, wie ich die Stempel bei der Stempeleingabe in die Datenbank einordnen soll bzw. ob es so richtig ist:

Tagesstempel: Berlin. N. W. ...
zusammen mit den Rohrpoststempeln: P 64 (R 7) und P30 (R 8) ?

Viele Grüße
Enrico
 
DerLu Am: 31.08.2020 21:23:14 Gelesen: 423671# 1084 @  
@ Ameise [#1083]

Hallo Enrico,

die Karte wurde am normalen Postschalter des Postamtes W64 aufgegeben und dort mit dem normalen Briefpoststempel entwertet (8-9V). Intern wurde die Karte dann zur Rohrpostbetriebsstelle (R7) im gleichen Postamt weitergeleitet. Dort wurde der Rohrpoststempel abgeschlagen (9 II V). Die Karte wurde dann per Rohrpost zum Postamt W30 (Rohrpostamt R8) befördert, und bei Ankunft der dortige Rohrpoststempel abgeschlagen (10 I V).

Gruß DerLu
 
philast Am: 09.12.2020 17:52:03 Gelesen: 400103# 1085 @  
Hallo,

anbei ein Beleg von Berlin SW 11, abgesendet am 12.11.1919 5-6N als eingeschriebener Eilbrief nach München.

Frankiert mit 1,10 Mk die sich aus 30 Pf Fernbrief 21g-100g, 30 Pf Einschreiben und 50 Pf Eilgebühr zusammensetzen.

In München zeigt sich zunächst der Ankunftsstempel München 2BZ 16.XXX.19 V7-8 und weiterhin der Stechuhrstempel "23 19 NOV 16 V 6 17" des Postamtes 23 vom 16.11.19 V 6:17.

Diese Abschläge deuten auf eine Beförderung des Beleges mit der Rohrpost hin. Nur bei der Münchener Rohrpost sind auch Briefsendungen der 2. Gewichtsstufe mit der Rohrpost befördert worden. Die Größenbegrenzung von 20*14cm wird von dem Brief eingehalten.

Die 4 (!) tägige Beförderungszeit von Berlin nach München erklärt sich dadurch, dass von der Reichsregierung zwischen dem 5. und 15.11. eine Verkehrssperre verfügt wurde, um die Versorgung der Bevölkerung insbesondere mit Kohlen und Kartoffeln sicherzustellen. Davon waren auch mehr oder weniger stark die Posttransporte mit der Bahn betroffen.



Den Weg des Beleges in München habe ich mit Hilfe des Rohrpostplans von München nachgezeichnet der auf Wikipedia zu finden ist (CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=230142).

Rot = Weg mit der Rohrpost, Grün = Zustellung zum Empfänger



Grüsse
philast
 
Shinokuma Am: 09.12.2020 19:15:29 Gelesen: 400087# 1086 @  
Liebe Rohrpost-Experten,

ich besitze den nachstehenden Rohrpost-Brief aus Berlin, abgestempelt am 21.9.59 in Berlin-Steglitz.



Dazu habe ich zwei Fragen:

1. Woran erkennt man, ob so ein Brief wirklich per Rohrpost geschickt wurde?

Denn es gibt doch sicher allerhand Machwerke in diesem Bereich.

2. Ist die Bewertung im Michel-Spezial am Ende der ATM Berlin als Tauschbasis realistisch?

Da steht für Rohrpost-Briefe 100 € Aufschlag auf die einfache Briefbewertung.

Herzliche Grüße

Gunther
 
kauli Am: 09.12.2020 20:38:42 Gelesen: 400076# 1087 @  
@ Shinokuma [#1086]

Hallo Gunther,

das einzige was auf Rohrpost Beförderung hinweist ist der Aufkleber.

Der Aufgabestempel ist auch ein normaler Tagesstempel, ebenso fehlt ein Hinweis wo der Beleg denn mit der Rohrpost hin soll. Du kannst ja mal die Rückseite zeigen, da müssten Ankunftsstempel abgeschlagen sein.

Gehe mal davon aus das er mit Rohrpost nichts zu tun hat.

Und mit den Bewertungen im Michel, da halte ich mich raus.

Viele Grüße
Dieter
 
Frankenjogger Am: 09.12.2020 21:15:16 Gelesen: 400068# 1088 @  
Hallo,

ein zweiter Hinweis ist das Porto, das einer Rohrpost-Gebühr entspricht. Ich habe einige Rohrpost-Belege, die einen normalen Aufgabe-Stempel haben und sonst keine weiteren Kennzeichen einer Rohrpostbeförderung, selbst bei solchen Briefen die per Eilboten zuzustellen waren.

Wo der Beleg per Rohrpost hin sollte, das wurde Ende der 1950er denke ich nicht mehr extra genannt. Das war durch die Adresse klar. Was komisch ist, ist ein postlagernder Beleg ohne Namen. Wer sollte den denn abholen (dürfen)?

Der Beleg scheint philatelistisch inspiriert zu sein. Zum Wert: auf ebay könnte er 10 +/- 5 € erzielen, aber bitte ohne Gewähr.

Gruß, Klemens
 
Shinokuma Am: 10.12.2020 17:14:37 Gelesen: 400035# 1089 @  
Hallo Dieter und Klemens,

die Rückseite des Briefes ist leer, also ohne Stempel o.ä. Leider habe ich noch nie einen anderen Berliner Rohrpostbrief aus der Zeit gesehen.

Um beurteilen zu können, wo der Brief hin sollte, müsste man die Regelungen von postlagernden Briefen im Bahnhof Zoo der 1950er Jahre kennen. Schließlich wäre es ja denkbar, dass man dort damals ein nummeriertes Postlagerfach mieten konnte und man sich bei Abholung ausweisen musste.

Das ist aber reine Spekulation und bedarf daher fachlicher Aufklärung. Vielleicht findet sich ja noch jemand hier, der das fundiert beantworten kann. Philatelistisch inspiriert ist der Brief sicher nicht. Denn ein Arzt als Absender deutet nicht darauf hin. Und ein Philatelist hätte die Marken sicher anders aufgeklebt. Trotzdem vielen Dank Euch beiden für die anregenden Gedanken!

Herzliche Grüße

Gunther
 
hubtheissen Am: 19.02.2021 19:50:40 Gelesen: 378966# 1090 @  
Hallo,

und da ich gerade beim durchgucken war:

Eine Ortskarte per Eilboten und Rohrpost.

Das Porto war 8 Pfg. für die Karte innerhalb Berlins, 60 Pfg. Eilgebühr und 20 Pfg. für die Rohrpost.

Hier mit einem waagerechten Paar der 40 Pfg. Mi. 149 und mit der 8 Pfg. Mi. 143.



Gruß

Hubert

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Berlin Dauerserie Berliner Stadtbilder"]
 
inflamicha Am: 12.04.2021 21:42:32 Gelesen: 362231# 1091 @  
Guten Abend,

ich eröffne heute eine kleine Partie mit Rohrpostbelegen. Los gehts hiermit:



Die Rohrpostkarte wurde in Berlin N 113 aufgegeben, der Zielort Berlin-Reinickendorf (Ost) lag außerhalb des Rohrpostnetzes, weshalb eine erhöhte Gebühr- hier 650.000 Mark- zu entrichten war. Frankiert wurde mit Mi 275 a (3) und 296 (2).

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 16.04.2021 21:12:43 Gelesen: 360896# 1092 @  
Guten Abend,

weiter geht es mit diesem Ganzsachenumschlag:



Der Rohrpostbrief aus der PP 5 wurde am 17.5.1920 in Berlin SW 12 aufgegeben, die Empfängerin wohnte in der Nähe des Rohrpostamtes O 27. Verwendet wurde die Ganzsache RU 8 mit einem Wertstempel zu 35 Pf.- auffrankiert mit 3mal Mi 103 b, da die Rohrpostgebühr mittlerweile 1,40 Mark betrug.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 23.04.2021 21:58:21 Gelesen: 358821# 1093 @  
Guten Abend,

ich eröffne heute eine neue Rohrpost-Runde:



Der Rohrpostbrief an die Direktion des Schillertheaters in Charlottenburg 2 wurde am 24.4.1923 (PP 13) in Berlin SW 68 aufgegeben, leider ohne Absender. Die Rohrpostgebühr betrug 200 Mark, frankiert wurde mit einer Mi 248.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 24.04.2021 22:14:25 Gelesen: 359412# 1094 @  
Guten Abend,

na dann muss wohl noch eine Rohrpostkarte:



Eine Rohrpostganzsache RP 20, für die nötige Rohrpostgebühr in Höhe von 1,30 Mark auffrankiert, wurde am 18.11.1920 (PP 5) von Berlin SO 26 nach Berlin SW 29 befördert. Die Zusatzfrankatur besteht aus Mi 85 II und Mi 104 a.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
inflamicha Am: 25.04.2021 21:17:53 Gelesen: 358684# 1095 @  
Guten Abend,

Behörden durften die Rohrpost selbstverständlich auch benutzen, machten aber eher selten davon Gebrauch. Hier ist so ein Beleg:



Die Intendanz der Staatsoper Berlin richtete den Rohrpostbrief am 27.4.1923 (PP 13) an die Feuilleton-Redaktion des bekannten SPD-Blattes "Vorwärts", genutzt wurde das Rohrpostnetz von Berlin W 56 nach SW 68. Für die 200 Mark Rohrpostgebühr wurden natürlich Dienstmarken verklebt, hier waren es die Mi D 72 (5) und D 73 (2).

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
juni-1848 Am: 26.04.2021 06:14:38 Gelesen: 357758# 1096 @  
@ blaujacke [#1082]

Moin Uwe,

ohne die Rückseite der Karte zu kennen, reichen die vorderseitigen Angaben:

Löwe-Radio

Die jüdischen Brüder David und Siegmund Loewe gründeten in der "INFLA-Zeit" die Radiofrequenz GmbH und in kurzen Zeitabständen weitere Unternehmen (Loewe Audion, Loewe Radio u.w., Ende der Zwanziger dann die Fernseh AG), die im Deutschen Reich die gesamte Radio- und Fernsehtechnik vorantrieben.
Die Loewe-Produktionsstätten u.a. für Rundfunkempfänger, für die ersten integrierten Schaltkreise als bahnbrechende Neuerungen in der Rundfunk- und neu entstehenden Fernsehtechnik wurden in Berlin-Steglitz gebündelt.

K.H.D.V.

Mit dem Wissen um den Loewe-Konzern und die rasante Entwicklung des Radios im Deutschen Reich seit der Hoch-INFLA-Zeit (Radio-Stunde Berlin) zunächst im Kurzwellen-Bereich, ab 1940/41 im UKW-Bereich (engl. FM-Band, 88 bis 108 MHz), der fortschreitend militärischen und propagandistischen Nutzung im 1. Weltkrieg, wird jedem klar, dass die Funkbereiche gewisssen Nutzungsegeln genügen mussten.
Die zugewiesenen "regionalen" Frequenz-Bereiche erhielten "Kürzel": KHDV war ein solches für den Loewe-Konzern.

Die Infos habe ich von meinem Bruder, ein wahrhaftiger Nachrichtengeräte-Mechamiker, -Elektroniker und -Kenner.

Der Detailinteressierte sei auf zig Wikipedia-Quellen (meist in englisch) verwiesen, die mit den passenden Suchworten schnell aufzufinden sind.

Sammlergruß, Werner
 
juni-1848 Am: 26.04.2021 06:28:25 Gelesen: 357754# 1097 @  
@ blaujacke [#1075]

So manche Frage erübrigt sich mit der passenden Suche (in Wikipedia):

[https://de.wikipedia.org/wiki/Huta_Hoch-_und_Tiefbau#Vor_dem_Zweiten_Weltkrieg]

In der zweiten Hälfte des Jahres 1942 war die Huta über seine Filiale in Kattowitz unter anderem an Baumaßnahmen in Auschwitz, so zur Errichtung der Krematorien beteiligt.{...} In dieser Zeit befand sie sich unter maßgeblichem Einfluss der Dresdner Bank, die 26 Prozent der Aktien hielt und den Aufsichtsratsvorsitz über den stellvertretenden Leiter der Filiale in Breslau innehatte. Der Wirtschaftshistoriker Johannes Bähr, der die Geschichte der Dresdner Bank und ihrer Beteiligungen untersuchte, kommt daher zum Urteil: Kaum ein Unternehmen sei „dem Zentrum des Holocausts so nah“ gewesen wie die Huta.{...} In Berlin beschäftigte die Huta bei der BEHALA im Osthafen in Berlin-Friedrichshain und in Berlin-Charlottenburg Zwangsarbeiter...
 
zeus25971 Am: 08.05.2021 11:55:34 Gelesen: 353600# 1098 @  
Lieber Michael,

im Anhang zeige ich Ihnen eine Postkarte, die am 1.11.1923 verschickt wurde. Dies ist das einzige Stück, das ich in diesem Zeitraum von 4 Tagen gesehen habe (sogar in Fachbüchern). Wussten (oder hatten) Sie andere?

Es ist immer schön, Infla Rohrpost-Stücke zu sehen, so dass Sie einen FAN haben, wenn Sie diese schönen Stücke weiterhin zeigen.

Freundliche Grüße

Luis


 
HWS-NRW Am: 08.05.2021 12:08:17 Gelesen: 353593# 1099 @  
@ zeus25971 [#1098]

Gratulation zu diesem herrlichen Beleg.

mit Sammlergruß

Werner
 
inflamicha Am: 08.05.2021 17:22:30 Gelesen: 353511# 1100 @  
@ zeus25971 [#1098]

Hallo Luis,

vor längerem habe ich diesen Rohrpostbrief vom 2.11.1923 unter der Thematik "Deutsches Reich Inflationsbelege" gezeigt, wie ich überhaupt hauptsächlich dort Belege zeige (hier erfolgt meist nur eine "redaktionelle Zweitverwertung"):



Der Brief ist mit 180 Milliarden Mark leider um 20 Mrd. Mark überfrankiert, wenn man ein Gewicht von über 20 Gramm voraussetzt. Immerhin mit 3 verschiedenen Zustellversuchen, wie die 3 unterschiedlichen Zustellerstempel auf der Rückseite zeigen (4, 7 und 9.).

Dies ist bisher mein einziger Rohrpostbeleg aus der kürzesten Portoperiode. Dein Brief hat eine tolle Optik, meinen Glückwunsch dazu. Vielleicht kannst Du noch die Rückseite zeigen, falls dort etwas interessantes zu sehen ist.

Gruß Michael
 
inflamicha Am: 08.05.2021 18:44:01 Gelesen: 355028# 1101 @  
Guten Abend,

ein Rohrpostbrief aus der Portoperiode 20:



Der Brief an Fräulein Cläre in der Städtischen Sparkasse am Mühlendamm vom 13.10.1923 ist mit 7 Exemplaren der Mi 312 A frankiert. Dies entspricht der geforderten Rohrpostbriefgebühr in Höhe von 14 Millionen Mark. Genutzt wurde die Rohrpostlinie von Berlin W 9 nach Berlin W 38.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
zeus25971 Am: 09.05.2021 15:52:35 Gelesen: 353018# 1102 @  
Lieber Michael,

vielen Dank, dass du dein großartiges Stück gezeigt hast, herzlichen Glückwunsch. Es ist eine sehr knappe Zeit und es ist immer gut, die vorhandenen Stücke zu kennen. Anbei die Rückseite meiner Karte, aus Sicht der Postgeschichte nichts allzu Interessantes.



Gruß
Luis
 
zeus25971 Am: 09.05.2021 15:56:50 Gelesen: 353013# 1103 @  
I have another nice items in my collection for the hiperinflation period. Like this brief with the correct porto of 56 T ( 24.8.1923 / 1.9.1923) with one of the 8T with the inverted 8 Plattenfehler.



Hoffe dir gefällt.

Gruß
Luis
 
inflamicha Am: 11.05.2021 21:20:55 Gelesen: 351933# 1104 @  
@ zeus25971 [#1102]

Hallo Luis,

danke für das Zeigen der Rückseite. Stimmt, postalisch ist dort nichts weiter zu sehen.

Hier noch ein Rohrpostbrief aus der Hochinflation, genauer aus der PP 23:



Für die Strecke von Berlin W 15 nach Berlin W 8 waren am 8.11.1923 immerhin schon 3 Milliarden Mark zu zahlen.

Gruß Michael
 
philast Am: 18.10.2021 19:53:54 Gelesen: 304029# 1105 @  
@ DerLu [#759]

Hallo,

zu dem in diesem Beitrag gezeigten Telegramm via Rohrpost kann ich eine Fortsetzung der Korrespondenz bieten. Auch wenn der Beitrag nun schon fast 10 Jahre zurückliegt ist es hinreichend interessant, dass seitens der Post auch damals schon recht weite Dienstreisen unternommen wurden um bzgl. der Betriebsabläufe mal über den Tellerrand zu schauen. Diese Dienstreise dürfte min. ein Monat gedauert haben, nachdem der Herr mit dem Schiff gereist ist. Der M.Feuerhahn war dienstlich u.a. in Washington unterwegs, um die bei der US-Post benutzte Technik zu besichtigen, wie der Brief des Executive Assistant to the Postmaster General zeigt. Untergekommen war er in dem sehr noblen Hotel Mayflower in Washington DC. Die Ankunft des Beleges wurde mit dem Hoteleigenen Stempel minutengenau dokumentiert.





Zum Mayflower Hotel hier ein paar Informationen [1].

Grüße
philast

[1] https://www.themayflowerhotel.com/history/
https://en.wikipedia.org/wiki/Mayflower_Hotel
 
zeus25971 Am: 03.11.2021 02:20:27 Gelesen: 300595# 1106 @  
Hallo zusammen,

mal sehen, ob ihr mir bei diesem Stück helfen könnt. Laut dem Buch von Linden Charlottenburg gehörte es bis 1881 der OPD Potsdam, daher hätte dieses Stück bei der Rücksendung begutachtet werden müssen. Weiß jemand, warum es ohne Preis weitergeleitet wurde?



Jeder Beitrag ist willkommen,

vielen Dank im Voraus
 
kauli Am: 03.11.2021 20:24:04 Gelesen: 300333# 1107 @  
@ zeus25971 [#1106]

Hallo zeus,

ich sehe das so: Die Karte ist zwar eine Rohrpost GA, auch der Stempel von C1 ist ein Rohrpoststempel das wars aber schon zum Thema Rohrpost.

Mit Rohrpost nach Moabit ohne Angabe der Straße ist auch schwierig. Rohrpost ist auch durchgestrichen. Auf der linken Seite der Karte steht auch das die Firma sich in Charlottenburg befindet. Da hat man die Karte ohne Umwege gleich nach Charlottenburg geschickt. Man hat sich zu der Zeit noch richtig Mühe gemacht den Adressaten ausfindig zu machen und hat ihn in Charlottenburg gefunden.

Viele Grüße
Dieter
 
philast Am: 04.11.2021 18:32:01 Gelesen: 299907# 1108 @  
Hallo,

anbei eine Eilboten Postkarte von Berlin SW 19 6.4.23 nach Hamburg. Portogerecht freigemacht mit 40 Mk Postkarte und 120 Mk Eilboten = 160 Mk.

In Hamburg 1 am 7.4.23 6:50 im Postpavillon eingegangen und von dort höchstwahrscheinlich via Rohrpost zum Telegraphenamt und dann in Hamburg 11 am 7.4.23 7-8V angekommen.

Die tägliche Beförderung mit der Strassenbahn startete um 7:00.

Rückseitig sind noch die in Bleistift ausgeführten postalischen Vermerke

8:40 Empfänger verzogen, 7/4 23 Adresse unbekannt, Hamburg 36 Revier 9,
Unterschrift

zu sehen. Das Postamt Hamburg 36 lag in der Nähe des Telegraphenamtes.



Grüße
philast
 
zeus25971 Am: 24.11.2021 11:38:33 Gelesen: 294468# 1109 @  
Hallo,

ich habe diese beiden Teile, die ich versuche zu verstehen. In beiden Fällen wurde angegeben, dass es durch Eilboten gesendet werden sollte, und es gab auch ungewöhnliche Bleistiftmarkierungen. Der erste zirkulierte durch Rohrpost, der zweite nicht. Weiß jemand mehr darüber? Jede Hilfe wäre wirklich dankbar.

@ philast

Auch wenn der Hamburger Stempel einen Minutenstempel hat, ist nicht garantiert, dass er durch die Rohrpost gereist ist. Bleistiftanmerkungen ( R9) und der Telegraphenstempel sind jedoch Hinweise darauf, dass das Stück durch Rohr gereist ist.

Interessantes Stück! Herzlichen Glückwunsch.


 
philast Am: 24.11.2021 20:36:02 Gelesen: 294325# 1110 @  
@ zeus25971 [#1109]

Hallo,

zunächst ein Danke für die Blumen zu dem Hamburger Beleg.

Zu dem rechten Beleg aus deinem Beitrag sehe ich die Sache so: Das Postamt N60 Schwedenstrasse 5 hatte keinen Rohrpostanschluss. Das nächstgelegene Postamt mit Rohrpostanschluss war N20 in der Stettiner Strasse. Von dort ist die Karte per Rohrpost nach W9 (handschriftliche rote 9) gelaufen, leider kein Durchgangsstempel abgeschlagen.

In W9 ist die Karte wahrscheinlich per Bahn (Potsdamer Bahnhof) nach Lichterfelde gelaufen und dort per Eilboten zugestellt worden. Lichterfelde lag außerhalb des Rohrpostnetzes Berlin. Von daher war es eleganter und für den Absender auch günstiger das Porto für eine 'normale' Eilbotenkarte zu zahlen statt nur per Rohrpost zu versenden, da man Rohrpost nach außerhalb per Eilboten mit zusätzlichen 25Pf zu frankieren hatte, also hier mit 55Pf (25Pf Rohrpostkarte + 5 Pf für außerhalb + 25Pf Eilbote außerhalb).

Fazit also: Teilweise ist der Beleg auch mit Rohrpost gelaufen, es war in diesem Falle von der Logistik her passend. Weshalb die Frankatur rot und blau eingerahmt wurde erschließt sich mir nicht.

Ähnliches gilt auch für den linken Beleg, nur meine ich hier, dass dieser nicht über die Rohrpost gelaufen ist. Ich vermisse hier einen Minuten-Stempel vom Postamt 30 (hatte Rohrpost, Neue Winterfeldtstrasse 14) und links oben einen handschriftlichen Zielvermerk für das Zielpostamt. Hier war es mutmaßlich günstiger ca. 800 m weiter zum S-Bahn Halt Yorckstrasse zu gehen und die Karte von dort weiterzuleiten nach Steglitz, das auch außerhalb des Rohrpostbezirks lag. D.h. hier gilt vom Prinzip her her das gleiche wie für den rechten Beleg. Es war preisgünstiger nur als Eilbotenkarte zu versenden als per Rohrpost nach außerhalb und Eilbote. Jedenfalls in dieser Zeit.

Ich hoffe dass ich das hinreichend korrekt beschrieben habe, das ist meine Meinung dazu.

Grüsse
philast
 
philast Am: 25.11.2021 18:45:51 Gelesen: 293984# 1111 @  
Hallo,

nochmals zum Thema [#1109], außerhalb des Rohrpostbezirks. Folgenden Beleg habe ich kürzlich erworben:



Ausgabe National Versammlung Mi 107-109 als Satzfrankatur von Berlin C2 3.7.19 9:40V nach Berlin Teltowerstr. 56, Ankunftsstempel Berlin SW 61 3.7.19 10:30V. Nach den üblichen Sätzen sind da 35 Pf Portosoll fällig, Porto Ist 50 Pf. Da liegt der Schluss nahe, dass hier ein überfrankierter Sammlerbrief vorliegt. Ich habe das Teil nicht achtlos beiseite gelegt, sondern mal genauer recherchiert.

Im Buch 'Illustriertes Post- und Telegraphenhandbuch, Ausgabe 1906/1907 von Rechnunsrat Heymer' findet sich auf den Seiten 90-96 das Strassenverzeichnis von Berlin nebst der vorgesehenen Zustellpostämter. Für die Teltowerstrasse ist das Postamt SW 61 vorgesehen (also hier das Postamt mit dem Ankunftsstempel). Das Postamt SW 61 hatte die Adresse Tempelhofer Ufer 1. Anhand eines Berliner Stadtplans von 1913 kann man die die Teltowerstrasse in Zehlendorf finden. Heute heißt die Strasse übrigens Teltower Damm.



Ausschnitt aus dem Stadtplan.

Großberlin ist erst im Oktober 1920 gebildet worden, davor war Zehlendorf aus Sicht von Berlin Mitte Fernverkehr und lag außerhalb der Rohrpostbezirks. Deshalb waren zusätzlich noch 15 Pf Fernverkehrsporto hinzuzufügen und damit ist der Beleg portogerecht (aber weiterhin ein Sammlerbeleg) frankiert mit 35 Pf Rohrpostbrief) +15 Pf (Fernverkehrporto) = 50 Pf.



Wenn ich die Rohrpostordnung korrekt verstanden habe, wären die 15 Pf nicht erhoben worden, wenn die Adresse beispielsweise in der Nachbarschaft des Postamtes 61 gewesen wäre und man dort festgestellt hätte dass der Adressat nun in Zehlendorf wohnt. Dann wäre der Brief ohne weiteres Porto nachgesendet worden jedoch nicht per Boten zugestellt worden.

Grüße
philast
 
zeus25971 Am: 26.11.2021 12:23:11 Gelesen: 293799# 1112 @  
Interessanter Umschlag, ja Zehlendorf lag außerhalb des Rohrnetzes bis zur großberliner Gründung. Hier ist eine aktualisierte Postkarte, die von dort gesendet wurde.



Auch hier ist ein weiteres großes Rätsel, ein kurzes mit 35 pf bewertet. statt 30 pf. (beachten Sie die "2" im blauen Stift). Irgendwelche Ideen?



Übrigens: Es ist toll, jemanden zu haben, der über dieses Thema spricht.
 
philast Am: 26.11.2021 18:20:22 Gelesen: 293663# 1113 @  
@ zeus25971 [#1112]

Hallo,

bei dem Brief denke ich, dass er zu groß für die Rohrpostbeförderung (Rohrpostganzsachen Briefeumschläge 140*90, max. 10g) war und er deshalb als Ortseilboten Brief gelaufen ist. In Berlin war das Ortsporto für Briefe zu jener Zeit 10Pf, sofern es bei Auflieferungen größerer Briefmengen nicht 'moderiert' sprich reduziert wurde. So kommen dann die 10 Pf + 25 Pf = 35 Pf Frankatur zustande. Auch der Vermerk 'Eilbote nicht bei Nacht' deutet darauf hin.

Vom PA W8 Französische Str. ging es wohl zunächst zum Haupttelegrafenamt ebenfalls Französische Strasse, wo der Beleg wie ein eingehender Rohrpostbrief behandelt wurde, jedoch aufgrund der Größe der 'normalen' Eilpost übergeben wurde unter Anbringung des Zielpostamtes SW46 in der Halleschen Strasse.

Die Blaue 2 kann ich nicht deuten.

Grüße
philast
 
DerLu Am: 27.11.2021 08:57:26 Gelesen: 293466# 1114 @  
@ philast [#1111]

Hallo philast,

m.M. nach ist der von dir gezeigte Brief überfrankiert. Die Rohrpost bildete in Berlin einen eigenen Taxbezirk, der ab 1901 aus der "Gesamtheit der Rohrpostzustellbezirke" bestand. Dieser Taxbezirk bestand neben den Taxbezirken (Orts-, Nachbarorts- bzw. Fernverkehr) der normalen Post, und war von seiner Definition her auch dynamisch! Dies wurde erst zum 1.7.1922 geändert.

Laut Postbuch für Berlin aus dem Jahre 1913 (ein neueres habe ich leider nicht) lag die Teltowerstrasse, wie du ja selber geschrieben hast, im Zustellbezirk des Berliner Postamtes SW 61. Da das Postamt SW 61 eine Rohrpostbetriebstelle hatte, lag daher die Teltowerstrasse auch im Rohrpostbezirk. Somit hätte die Rohrpostgebühr von 35 Pf. völlig ausgereicht.

Gruß DerLu
 
philast Am: 27.11.2021 16:55:36 Gelesen: 293375# 1115 @  
@ DerLu [#1114]

Hallo,

folgenden Ausschnitt aus dem Beitrag [#299] bringe ich dazu in Erinnerung:

. Damit keinerlei Informationslücken entstehen, hier die letztmalig genannten Post- und Bestellorte im Rohrpostbezirk vor dem 1.10.1920:

. "(...) Er umfasst die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg mit Westend, Friedenau, Grunewald, Pankow, Plötzensee, Schöneberg, Steglitz, Wilmersdorf, sowie
. a) vom Bestellbezirk Berlin-Rummelsburg, jedoch nur der Teil innerhalb der Ringbahn,
. b) vom Bestellbezirk Berlin-Treptow die Grundstücke Treptower Chaussee 1-18, 45 bis Ende, am Treptower Park (SO 33) 1-18, 45 bis Ende und Treptower Str. 1-23, 21-77, 78 bis Ende."


Da Zehlendorf hier nicht aufgeführt ist, lag dieser Ort außerhalb des Rohrpostbezirks, dennoch war das Postamt 61 zuständig für die Zustellung nach Zehlendorf. Und somit war auch zusätzlich noch das Fernporto zu zahlen. Auch einige hier im Forum gezeigte Belege nach Vororten zeigen vor dem 1.10.20 entsprechende Zusatzfrankturen.

Ich finde das Thema des Rohrpostbezirkes auch durchaus spannend. Wo endete der jeweils im Umkreis um das jeweilige Postamt? Wie veränderte sich das im Laufe der Zeit von 1876-1920 mit der Eröffnung neuer Postämter mit Rohrpostanschluss, bzw. Aufhebung eines Rohrpostamtes?

Grüße
philast
 
DerLu Am: 28.11.2021 10:11:33 Gelesen: 293100# 1116 @  
@ philast [#1115]

Hallo philast,

das für eine Rohrpostsendung die nach Zehlendorf ging, das Zusatzporto bezahlt werden musste, bestreite ich ja nicht. Der entscheidende Punkt ist, dass die Adresse für die Post eben nicht zu Zehlendorf gehörte, sondern zu Berlin. Der Postort muss nicht unbedingt gleich dem politischen Ort sein. Dieses Problem, meistens in der Peripherie der sich bildenden Großstädte, kennt man auch bei der Bestimmung des Nachbarortverkehrs.

Aus dem Postbuch für Berlin 1913 :

Verzeichnis der Nachbarorte im Bezirk Berlin, für die die Ortsbrieftaxe ... gilt: Anmerkung. Für den Begriff "Postort" ist nicht die Zugehörigkeit zu einem Gemeindeverband entscheidend, der Begriff umfaßt vielmehr die durch die postalische Abgrenzung geschaffene und einheitlich benannte Gemeinschaft, also den Orts- und Landbestellbezirk einer Postanstalt.

Hier siehe auch die Diskussionen in Romberg-Riemer: Der Nachbarortsverkehr der Deutschen Reichspost.

Dieser Grundsatz wurde natürlich auch bei der Rohrpost angewendet. Ein Beispiel ist z.B. Lichtenberg: Dort lag nur ein Teil des (politischen) Ortes im Rohrpostbezirk, der übrige nicht. Denn nur eine Postanstalt (Lichtenberg 1) hat eine Rohrpostbestriebsstelle und damit einen Rohrpostbestellbezirk, der aber nicht den gesamten (politischen) Ort Lichtenberg umfasste. Für die damaligen Rohrpostbenutzer natürlich eine ziemlich ärgerliche Stolperfalle.

Gruß DerLu
 
philast Am: 28.11.2021 16:55:26 Gelesen: 293029# 1117 @  
@ DerLu [#1116]

Hallo,

ich versuche mal das in eine Systematik zu bringen.

Ein Postamt, das Zustellaufgaben zu erfüllen hatte,

--> hat für die Briefpost, Paketpost, Eilpost, Telegramme --> einen Ortszustellbereich, i.d.R. gekennzeichnet dadurch, dass er baulich zusammenhängt, bei großen Orten mit mehreren Zustellpostämtern musste das strassenmäßig genauer zugeordnet werden, welches PA bis wohin zuständig ist.

--> hat für die Briefpost, Paketpost, Eilpost, Telegramme --> kann einen Landzustellbereich haben, gekennzeichnet dadurch, dass der Zielort kein eigenes Postamt hat, nicht im Ortsbereich liegt, meist erkennbar durch die Adressangabe <Kleiner Ort>, Post <Ort mit Zustellpostamt>

--> Für Berlin kommt der Rohrpostbezirk hinzu --> in dem der Rohrpostbote die empfangenen Rohrpostbelege sofort abgetragen hat, also wie ein Eilbote. Das müsste hier weitgehend identisch mit Ortszustellbereich sein. Praktisch gedacht der Adressat sollte zu fußläufig in einer überschaubaren Zeit erreichbar sein. ;-)

--> Weiterhin konnte ein Zustellpostamt (wie im Beispiel SW61) auch für weitere Orte die Zustellaufgaben übernehmen (wie hier für Zehlendorf), auch wenn diese Orte über ein eigenes Aufgabepostamt verfügten.

Für die Rohrpost wäre dann je nachdem wie Aufgabepostamt zum Zielort (nicht Zustellpostamt) stand und dieser Zielort außerhalb des 'Ortsbereichs/Rohrpostbereichs' lag, dann kam zusätzlich noch das Nachbarortsporto oder Fernporto hinzu. Die Zustellung dieser außerhalb gelegenen Ortschaften erfolgte dann mit der 'normalen' Post, es sei denn zusätzlich ist die Eilbotenbestellung verlangt/frankiert.

Klingt alles recht theoretisch, praktisch würde ich bei einem Rohrpostbeleg der über dem normalen Satz frankiert oder mit Nachgebühren belegt ist prüfen, ob Absende-/Empfangsort hinreichend plausibel außerhalb des Rohrpostbezirks liegt und der Beleg mit Rohrpost transportierbar war und die höhere Frankatur/Nachgebühr passt mit einer Versendung von/nach außerhalb.
Rohrpostbelege die plausibel von/nach außerhalb gesendet wurden findet man (leider) nicht allzu häufig, wenn überhaupt sind vielleicht 1% der Belege so einzustufen.

Grüße
philast
 
DerLu Am: 29.11.2021 18:04:15 Gelesen: 292665# 1118 @  
@ philast [#1117]

Hallo philast,

ich glaube die Lösung des Problems mit deinem Brief ist viel simpler als wir es hier bisher diskutiert haben. Ich hatte zunächst deine Zuordnung der "Teltower Strasse" kritiklos übernommen, mich dann aber auch in die alten Stadtpläne von Berlin vertieft. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, das die Briefadresse "Teltower Strasse" in der heutigen Oberntrautstrasse zu lokalisieren ist. Diese Strasse hieß bis 1936 "Teltower Strasse". Im Kissling-Plan von 1919 kannst du sie unter diesem Namen finden. Und da sie eine Parallelstrasse des Tempelhofer Ufers ist, liegt sie quasi ums Eck vom Postamt SW 61 (Tempelhofer Ufer 1). Und damit ist der Brief auch 'nur' innerhalb des Rohrpostbezirkes gelaufen.

Dies ändert natürlich nichts an den Aussagen Postort ungleich politischer Ort, spielt dann hier aber auch keine Rolle.

Gruß DerLu
 
philast Am: 29.11.2021 18:49:07 Gelesen: 292618# 1119 @  
@ DerLu [#1118]

Hallo,

du hast recht. Die Obentrautstrasse hieß wirklich mal Teltowerstrasse [1].

Das macht auch die Adressangabe Berlin auf dem Brief plausibler. Also leider überfrankiert und nicht nach außerhalb gelaufen.

Grüße
philast

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Pharus_Gro%C3%9Fe_Ausgabe_Berlin_1928.jpg
 
DerLu Am: 02.12.2021 06:35:38 Gelesen: 291358# 1120 @  
@ zeus25971 [#1112]

Hallo zeuss25971,

zu deinem Brief mit der bleuen 2. Ich glaube nicht, das die blaue 2 ein Taxvermerk der Post ist. In Beitrag [#753] wird auch ein Brief an ein Berliner Gericht gezeigt, der eine blaue Zahl auf der rechten Seite zeigt. Ggf. waren es Markierungen, die innerhalb der Gerichte angebracht wurden. Kannst du feststellen, ob die 2 unter den Stempel oder oberhalb angebracht wurde?

Zum Porto hat philast alles gesagt. Obwohl 'nur' als Eilbrief deklariert und freigemacht, wurde der Brief auch mit der Rohrpost befördert, quasi als Gratisleistung. Auf der Rückseite befindet sich sicherlich ein Rohrpoststempel des Postamtes 46, als Ankunftsstempel ?

Gruß DerLu
 
zeus25971 Am: 02.12.2021 11:59:59 Gelesen: 291208# 1121 @  
Ja du hast recht, es hat einen Rohrpost-Empfangsstempel auf der Rückseite von PA 46. Bei der Nummer 2 hast du wahrscheinlich recht, auch wenn ich mir nicht 100% sicher bin, scheint das Blau über dem Schwarz zu liegen. Es wird also wahrscheinlich ein "Nicht-Mail"-Zeichen sein.
 
Frankenjogger Am: 17.12.2021 18:02:52 Gelesen: 283929# 1122 @  
Hallo,

da dachte ich doch glatt, ich wäre mit den Mehrfachfrankaturen fertig. Aber es haben sich doch noch zwei versteckt. Diese zeige ich heute.

Es sind zwei Belege aus dem Berliner Postschnelldienst bzw. Rohrpost-Schnelldienst.

Zuerst ein Postschnelldienst-Brief vom 25.1.1952 von Berlin SO 26 nach Berlin-Spandau über die Linie D.



Der zweite Beleg ist eine Rohrpost-Schnelldienst-Postkarte, vom 18.6.1953 von Berlin-Charlottenburg 5 nach Berlin-Frohnau.



Die Gebühr für den Postschnelldienst betrug ab 1.6.1949 bei Belegen bis 20 g, unabhängig ob Brief oder Postkarte, 80 Pf, hier mit 2x 40 Pf frankiert.
Typisch für den Postschnelldienst ist das Kreuz mit grüner Farbe.

Vorweihnachtliche Grüße,
Klemens

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Berlin Dauerserie Berliner Bauten von 1949: Echt gelaufene Belege"]
 
christel Am: 20.12.2021 16:21:18 Gelesen: 283049# 1123 @  
Eine Frage an die Rohrpost-Spezialisten.

Sehe ich es richtig, dass hier sowohl die Gebühr für die Rohrpost innerhalb Berlin als auch die Expressgebühr für die Zustellung in Wien entrichtet werden müsste?

Beste Grüße.

Christel


 
philast Am: 20.12.2021 18:48:14 Gelesen: 283034# 1124 @  
@ christel [#1123]

Hallo,

meiner Meinung nach ist das was an Frankatur verklebt worden ist, das, was erforderlich ist für Eilboten (25 Pf) + Rohrpostkarte innerhalb Berlins (25 Pf) + 5 Pf Zuschlag für außerhalb.

Das Postamt Berlin NW 23 das hier den Aufgabestempel stellt hatte einen Rohrpostanschluss. Was durch den Eilbotenzettel hindurchscheint, deutet eigentlich 'nur' auf eine normale Postkarte per Eilboten hin, weswegen sich mir die zuätzlich verklebten 25 Pf nicht erschliessen.

Meine Meinung ist daher das Stück als überfrankiert anzusehen.

Grüsse
philast
 
Baber Am: 20.12.2021 19:27:53 Gelesen: 283026# 1125 @  
@ christel [#1123]

Hallo Christel,

die Karte wäre portogerecht franktiert, wenn sie mit Rohrpost bis zum Abgangspostamt Berlin NW 23 für 30 Pfg gelaufen wäre und von dort als Express mit 25 Pfg Zuschlag nach Wien. Österreich galt bis 1919 als Inland, die Kartengebühr war also schon mit den 30 Pfg bezahlt.

Was etwas irritiert ist, dass das Bild so aussieht als wenn der Expresszettel über dem Ankunftstempel von Wien klebt. Das würde ja bedeuten, er wäre erst nach der Ankunft in Wien nachträglich aufgeklebt worden oder sieht das nur auf den scan so aus?

Gruß
Bernd
 
christel Am: 20.12.2021 19:42:59 Gelesen: 283021# 1126 @  
@ Baber [#1125]

Hallo.

Sowohl der SW 11 als auch Wien 127 sind über dem Eilbotenzettel, das ist vielleicht im Foto nicht gut erkennbar. Man kann den Zettel aber links anheben, da dieser durch den mittigen Knick der Karte (welcher vielleicht auch auf die Rohrpostbehandlung in Berlin schließen lässt) leicht gelöst ist.

Danke auch an philast für die gegebene Antwort.
 
Frankenjogger Am: 14.01.2022 17:04:18 Gelesen: 275660# 1127 @  
Hallo,

heute zeige ich eine 40er Mischfrankatur mit dem 8 Pf-Wert der Bautenserie. Davon habe ich auch nur einen und diesen lasse ich heute auch alleine wirken.

Es ist eine Ortspostkarte mit Rohrpost-Eilzustellung verschickt, von Berlin-Tempelhof nach Berlin-Buckow-West. Das ganze natürlich mit Rohrpost-Minutenstempeln.

Die Rückseite zeigt den Grund der eiligen Mitteilung und die Knitter sind bei einem Rohrpost-Beleg ganz normal, eigentlich schon zwingend. Die Karte musste ja auch in eine Rohrpost-Kapsel.



Das Porto ist 8 Pf für die Ortskarte, plus Rohrpost 20 Pf plus Eilzustellung 60 Pf, frankiert mit 2x 40 Pf und 8 Pf Berliner Bauten.

Bis nächste Woche, viele Grüße,
Klemens

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Berlin Dauerserie Berliner Bauten von 1949: Echt gelaufene Belege"]
 
hajo22 Am: 01.02.2022 20:49:01 Gelesen: 270242# 1128 @  
Rohrpostbrief Berlin W 9 b vom 17.4.26, 1:50 N nach Berlin C 2 Ankunft am selben Tag 2:20 N.

Frankiert mit 41 RPfg. und damit um 1 RPfg. "überfrankiert".



hajo22
 
inflamicha Am: 04.02.2022 18:28:03 Gelesen: 269635# 1129 @  
Guten Abend,

heute was per Rohrpost:



Eine seltene Gelegenheit für eine Mehrfachfrankatur mit 4 Exemplaren der Mi 103 bot dieser Rohrpostbrief von Berlin SO 26 nach Berlin NO 18 vom 3.1.1921 (PP 5), der mit 1,40 Mark Gebühr genau den 4 mal 35 Pf. entsprach. Durch seine Größe hat der Umschlag natürlich deutliche Spuren der Rohrpostbeförderung davongetragen.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
hajo22 Am: 19.02.2022 17:35:39 Gelesen: 264795# 1130 @  
Ich könnte jetzt hier noch meine Paketkarte mit 3 DM-Marke zeigen, aber es sind ja schon genügend solcher Belege präsentiert worden.

Also greife ich in meine Rohrpost-Schachtel und hole eine 28 Pfg. Postkarte heraus, die auch ganz nett ist:

20 + 8 Pfg. Bauten II gestempelt Berlin-Charlottenburg 4, Tagesstempel 6.11.1956:11(h) nach Berlin-Friedenau, Rohrpost-Minutenstempel (Ankunft) 6.11.56:10.50.

Rohrpost-Lauf: Chlb 4 → Chlb 2 → W 35 → W 57 → Schöneberg 1 → Friedenau 1



hajo22

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Berlin Dauerserie Berliner Stadtbilder"]
 
zeus25971 Am: 08.05.2022 15:23:00 Gelesen: 236302# 1131 @  
Weiß jemand, warum dieser Brief mit 70 pf besteuert wurde? Der Preis für einen Ortsbrief betrug damals 8 pf + 10 pf für den Rohrdienst. Es wurde besteuert, da die Vignette keinen postalischen Wert hat. Aber ich verstehe nicht, warum sie mit 70 pf besteuert haben.

Jede Erklärung ist willkommen.

Mit freundlichen Grüßen
Luis


 
HWS-NRW Am: 08.05.2022 17:22:33 Gelesen: 236247# 1132 @  
@ zeus25971 [#1131]

Hallo,

der Brief wurde 1923 ausgegeben, ich denke mal, er war nicht mehr postgültig.

Aber wie die 70 Pf Nachgebühr zustande kamen, keine Ahnung.

Aber - ein toller Beleg für eine Brandenburger-Tor-Sammlung, habe ich so noch nie gesehen.

mit Sammlergruß
Werner
 
Frankenjogger Am: 22.07.2022 15:35:27 Gelesen: 203432# 1133 @  
Hallo,

mein nächster Beleg zeigt eine Eilboten-Ortspostkarte aus dem Tarif 3 ab 1.7.1954, die Gebühr hat sich in diesem Tarif nicht geändert und kostete 8 + 60 = 68 Pf, hier freigemacht mit einer 8 Pf-Ganzsache der Serie Berliner Stadtbilder und der 60 Pf Bauten I. Auf der Karte ist oben „Rohrpost“ geschrieben, ein Rohrpostversand ist aber nur in Ost-Berlin durch einen Minuten-Stempel aus Berlin-Pankow nachweisbar. Die Gebühr dafür wurde nicht verklebt und das Fehlen auch nicht beanstandet.



Und weil es thematisch dazu passt, zum Abschluss für heute noch eine Rohrpostschnelldienst-Karte, auch mit 60 Pf als Buntfrankatur, hier mit Ganzsache P12I vom 5.12.1952 von Berlin-Friedenau 1 über die Linie B nach Berlin-Dahlem.



Viele Grüße,
Klemens
 
hajo22 Am: 22.07.2022 19:44:15 Gelesen: 203414# 1134 @  
@ Frankenjogger [#1133]

Spaßeshalber hier auch eine 8 Pfg. Bauten Ganzsache mit 2x6 Pfg. + 60 Pfg. Bauten I als Rohrpost-Schnelldienstkarte vom 13.10.1953.



Weiterhin viel Freude an der Berlin-Philatelie,

hajo22

[Beiträge [#1133] (nur Teil) und [#1134] redaktionell aus dem Thema "Berlin Dauerserie Berliner Bauten von 1949: Echt gelaufene Belege" in das Thema Rohrpostbelege kopiert]
 
zeus25971 Am: 02.12.2022 18:38:21 Gelesen: 150956# 1135 @  
Hallo Sammler,

ich habe diesen Umschlag vor kurzem bei ebay gekauft. Was ich weiß:

1) Der Umschlag wurde hinterlegt und vom Briefkasten abgeholt (aus dem Kasten in schwarzem Stift)

2) Die Briefmarken 25 und 75 wurden entwertet und dafür nicht gestempelt (blaues Quadrat)

3) Der Umschlag reiste von Charlottenburg zum Flughafen durch Rohrpost. Und hier weiß ich nicht, was passiert ist. Scheint nicht gesendet worden zu sein (kein Empfangszeichen). und es wurde auch nicht zurückgegeben (kein Rückgabezeichen).

Also, was denkt ihr, könnte es passiert sein? Irgendwelche Ideen willkommen.

Mit freundlichen Grüßen
Luis


 
philast Am: 03.12.2022 15:58:55 Gelesen: 150910# 1136 @  
@ zeus25971 [#1135]

Hallo,

meiner Meinung nach

Ausland Brief 1.Stufe 25 Pf
Eilbote 50 Pf
Rohrpost 10 Pf
Luftpost Ausland bis 20 g 20 Pf (? unsicher keine sichere Information)
Summe 105 Pf
 

An Marken verklebt wurden 110 Pf, der Beleg wäre also 5 Pf überfrankiert gewesen, wenn die 75 Pf und 25 Pf Marke am 26.11.1938 nicht schon ungültig gewesen wären (31.12.1936, bzw. 31.12.1937).

Deshalb Nachgebühr, ev. ist der Brief auch an den Absender zurückgegeben worden zur Nachfrankierung, deshalb wurde der Beleg höchstwahrscheinlich nicht an seinen Zielort befördert.

Grüsse
philast
 

zeus25971 Am: 04.12.2022 09:15:55 Gelesen: 150863# 1137 @  
Hallo.

Vielen Dank für ihre Antwort. Ich stimme Ihnen zu, aber warum hat die Mail kein "Züruck" -Zeichen angebracht? Ich habe vergessen zu erwähnen, dass der Absender mit dem Ziel identisch war. Vielleicht ist das der Grund. Hat jemand ein Beispiel dafür?
 
philast Am: 04.12.2022 15:51:52 Gelesen: 150832# 1138 @  
@ zeus25971 [#1137]

Hallo,

da kann man leider nur raten, warum kein zurück Vermerk angebracht wurde. Meine Glaskugel ;-) sagt, dass ausländische Gäste registriert wurden beim Hotel und diese Information den Behörden, also auch Post, zur Verfügung stand.

Möglicherweise wurde der Beleg mit einem Aufkleber der die Aufforderung enthielt einen Betrag X nachzufrankieren und den Brief erneut aufzugeben an die Aufenthaltsadresse des Gastes zurückgegeben.

Grüße
philast
 
juni-1848 Am: 04.12.2022 21:25:42 Gelesen: 150809# 1139 @  
@ zeus25971 [#1131]

N'abend Luis,

die Nachgebühr [1] kam wie folgt zustande :

Da nicht mit gültigen Marken frankiert, fehlten 5 Pf Porto für die Ortspostkarte plus 40 Pf Gebühr für Rohrpost inkl. Eilboten, zusammen also 45 Pf. Als Nachgebühr wurde zu dieser Zeit das Eineinhalbfache des Fehlbetrages erhoben, aufgerundet auf volle 5 Pfennig. Hier also 45 x 1,5 = 67,5 Pfennig aufgerundet auf 70 Pfennig (wie auf der Karte mit Blaustift notiert).

Sammlergruß,
Werner

[1] Infla-Bücherei, Band 42, Seiten 6, 14 und 15
 
Journalist Am: 16.12.2022 21:29:09 Gelesen: 146088# 1140 @  
Hallo an alle,

ich habe eine Frage zu den folgenden komplett abgebildeten Telegramm aus Berlin



Dabei geht es mir speziell um die beiden Stempel rechts oben in der Ecke die ich nun noch mal im Ausschnitt zeige:



Beide Stempel besitzen nicht nur eine Uhrzeitangabe der vollen Stunde sondern auch noch der Minuten - kann mir jemand hier den Grund dafür nennen bzw. gab es diese nur in Berlin ?

Wurde das Telegramm eventuell über die Berliner Rohrpost befördert oder .... ?

Schon jetzt vielen Dank für Teilantworten oder komplette Angaben - viele Grüße Jürgen
 
muemmel Am: 16.12.2022 21:51:54 Gelesen: 146074# 1141 @  
@ Journalist [#1140]

Hallo Jürgen,

es handelt sich in beiden Fällen um Rohrpoststempel. Telegramme waren schnellstens zu befördern und das ging eben mittels Rohrpost.

Grüßle
Mümmel
 
inflamicha Am: 16.12.2022 22:11:08 Gelesen: 146066# 1142 @  
@ Journalist [#1140]

Hallo Jürgen,

auch der linke Stempel ist ein sog. Minutenstempel, wie sie für die Rohrpost verwendet wurden. Der Strich bedeutet "00". Auch das rote "Ch 2" für den Zielort Charlottenburg 2 weist auf die Rohrpostbeförderung hin.

Gruß Michael
 
Journalist Am: 17.12.2022 09:18:34 Gelesen: 146031# 1143 @  
@ muemmel [#1141]
@ inflamicha [#1142]

Hallo Mümmel und Michael,

zuerst einmal vielen Dank für die sehr schnelle Antwort und die Bestätigung meines Verdachts, das das eventuell mit der Rohrpost in Berlin zu tun haben könnte.

Da ich diesbezüglich hier derzeit noch einige weitere Telegramme habe, meine Frage, was könnte hier interessanter sein, diesbezüglich zu zeigen, generell die Stempel oder eventuell nur bestimmte Stempel oder ... ?

Sind diese Telegramme sehr häufig oder welche Varianten sind hier eventuell interessanter und vielleicht auch seltener ?

Anbei zum Abschluß für heute hier ein weiteres Telegramm, diesmal aus Frankfurt nach Berlin aus dem Jahr 1953



Viele Grüße Jürgen
 
juni-1848 Am: 17.12.2022 12:43:14 Gelesen: 146013# 1144 @  
@ Journalist [#1143]

...meine Frage, was könnte hier interessanter sein, diesbezüglich zu zeigen, generell die Stempel oder eventuell nur bestimmte Stempel oder ... ?

Sind diese Telegramme sehr häufig oder welche Varianten sind hier eventuell interessanter und vielleicht auch seltener ?

Moin Jürgen,

generell ist in diesem Thema alles zu zeigen, was nach Rohrpost riecht:

- gerne immer die vollständigen Belege mit Rückseite, falls nicht leer.
- Telegramme aus der INFLA-Zeit 1906 bis 1923 bitte auch auf Inflaseiten.de hochladen (siehe in der Menueleiste links)
- und die Rohrpoststempel fiebern geradezu nach der Stempeldatenbank Philastempel.de (in der Menueleiste links direkt über Inflaseiten.de)

Insgesamt habe ich 9 unberührte "Telegramm-Nachlässe" aus Berlin sichten dürfen: rund 90 % aller Telegramme (bis 1944) zeigten Rohrpostbeförderung wie die beiden von Dir gezeigten.

- Davon seltenere? Die Antwort hierauf würde "Seiten" füllen. Dir bleibt also nichts weiter übrig als dieses Forumsthema von Anfang bis Ende zu überfliegen und die "Telegramm" in die Forumssuche zu gehen.

Natürlich gibt es auch einschlägige Rohrpost-Literatur, die in diesem Thema hie und da immer wieder erwähnt wurde.

Viel Erfolg.
Sammlergruß, Werner
 
Journalist Am: 18.12.2022 21:17:36 Gelesen: 145986# 1145 @  
@ juni-1848 [#1144]

Hallo Werner,

zuerst einmal vielen Dank für deine ergänzenden Anmerkungen zu meinen Fragen. Da es die Zeit erlaubt, hier zumindest heute ein weiteres Telegramm aus diesem Fundus, diesmal aus dem Jahr 1914 von Berlin Schöneberg nach Berlin Steglitz



Auf der Rückseite sind keine weiteren Vermerke sichtbar. Der rote Vermerk links oben scheint dann demnach eine Angabe zu sein, wie das Telegramm abgeleitet werden sollte.

Soweit für heute viele Grüße Jürgen
 
inflamicha Am: 18.12.2022 22:09:55 Gelesen: 145974# 1146 @  
Hallo Jürgen,

der rote Vermerk dürfte "Stz." für Steglitz bedeuten.

Gruß Michael
 
Journalist Am: 19.12.2022 16:13:40 Gelesen: 145932# 1147 @  
@ inflamicha [#1146]

Hallo Michael,

zuerst einmal danke für die ergänzende Anmerkung des für mich nicht so gut lesbaren roten "Schriftzugs".

Nun möchte ich heute hier einmal etwas aus München zeigen, denn wenn ich das eine oder andere grob richtig quer gelesen habe, gab es dort auch Rohrpost.

Das Telegramm kommt aus Frankreich und ging nach München:

Links oben der schwarze Erfassungsstempel dürfte dann auch von der Rohrpost von München gewesen sein, oder war dies der dortige Eingangsstempel ?

( 11 IX 61 ..... Rohrpoststempel oder Eingangsstempel ?)

Auf der Rückseite befinden sich die zwei folgenden Stempel:



Unten kopfstehend scheinbar Abgangsstempel oben Eingangsstempel Zustellung ?)

Von wann bis wann gab es den eigentlich in München nach dem Krieg noch die Rohrpost ?

Schon jetzt danke für die Beantwortung der einen oder anderen Frage.

Viele Grüße Jürgen
 
juni-1848 Am: 19.12.2022 20:20:55 Gelesen: 145910# 1148 @  
@ Journalist [#1147]

Moin Jürgen,

die Zweizeiler-Stechuhr unten Mchn TARz {Kleinbuchstabe} 299 dokumentiert die Beförderung auf einer Münchener Rohrpoststrecke.

Zu den anderen Stempeln kann ich nichts sagen, da die Vorderseite des Telegramms nicht abgebildet ist.

Bitte künftig immer alle nicht leeren Seiten eines Belegs oder Dokuments zeigen.

Ab dem ersten Quartel 2023 werde ich etliche Telegramme mit Kennzeichen von Telegraphenrohrposten zeigen und dann auch gerne auf weitere hier gezeigte Dokumente mit Minutenstempeln (= Rohrpoststempel?) eingehen.

Es lebe die Rohrpost!
Sammlergruß, Werner
 
Journalist Am: 19.12.2022 20:40:29 Gelesen: 145907# 1149 @  
@ Journalist [#1147]
@ juni-1848 [#1148]

Hallo Werner,

ja du hast Recht, ich wollte auch die Vorderseite zeigen, habe das aber irgendwie übersehen, was ich nun mit dieser Meldung nachhole:



Viele Grüße Jürgen
 
Journalist Am: 19.12.2022 22:01:08 Gelesen: 145895# 1150 @  
Hallo an alle,

hier noch ein weiteres Telegramm aus dem Jahr 1933 innerhalb Berlins, verschickt mit Rohrpost:



Rechts oben in der Ecke befindet sich eine Lochung 12.10 könnte es sich hier um die Uhrzeit der Ankunft handeln ?

Viele Grüße Jürgen
 
Journalist Am: 20.12.2022 08:59:18 Gelesen: 145880# 1151 @  
Hallo an alle,

hier ein weiteres Telegramm aus Klagenfurt über Linz nach Berlin aus dem Jahr 1944



Wie wurde denn das Telegramm eigentlich befördert, den der Stempel aus Linz dürfte ja nicht in Berlin gewesen sein ? Auf der Rückseite ist übrigens ein weiterer Stempel aus Linz.



Viele Grüße Jürgen
 
juni-1848 Am: 21.12.2022 00:47:07 Gelesen: 145854# 1152 @  
@ Journalist [#1150]

Guten Abend Jürgen,

dieses Telegramm vom 13.9.1933 bietet reichlich Uhrzeiten:

Die 1. Schreibmaschinenzeile verrät den telegrafischen Abgang (aus Berlin) um 11,46 Uhr.

Im Abschnitt Aufgenommen sehen wir die Uhrzeit 11,55 Uhr der Aufnahme der Nachricht beim Haupttelegraphenamt (HTA) Berlin.

Von dort wurde das ausgefertigte Telegramm (per Rohrpost oder Hausboten) in den Bereich der Zusteller verbracht und dort mit der Ankunftszeit 12.10 Uhr gelocht.

Die rote 65 - diesmal ohne weitere Rohrpost-Minutenstempel - gibt an, wohin die Rohrpost-Weiterleitung final zu erfolgen hatte. Ein weiterer Ankunftsstempel wurde ebenfalls nicht abgeschlagen, da zur Mittagszeit wahrscheinlich sehr zeitnah vom besonderen Boten abgetragen.

Danke fürs Zeigen.
Sammlergruß, Werner
 
juni-1848 Am: 21.12.2022 01:19:21 Gelesen: 145851# 1153 @  
@ Journalist [#1151]

Hallo Jürgen,

auch hier die Uhrzeiten der Abwicklung:

14 00 Uhr (erste Zeile) Nachricht geht von Klagenfurt ab.
16 33 Uhr (rot) Nachricht aus Linz beim HTA aufgenommen.
16 57 Uhr (rot, Rückseite) Ankunft in der Zustellung/Weiterleitung des HTA
17 06 Uhr (Bleistift rechts) dürfte die Uhrzeit der fernmündlich Übermittlung der Nachricht sein. Da der Empfänger auf die ergänzende schriftliche Übermittlung nicht verzichtete, wurde das Telegramm mit dem violetten Gummistempel Bereits zugesprochen versehen und in den "nicht so eiligen Rohrpostkorb" gelegt. Die Weiterleitung erfolgte dann - nach dem "Hauptbetrieb" - gute 4 Stunden später:
21 30 Uhr = Eingang des Telegramms per Rohrpost in BERLIN-FRIEDENAU.

Mit dieser und der vorangehenden Beschreibung dürftest Du nunmehr in der Lage sein, den zeitlichen Bearbeitungsablauf der meisten Deiner Berlin-Telegramme selber zu dokumentieren.

Viel Erfolg dabei, Sammlergruß
Werner
 
Journalist Am: 12.01.2023 21:15:58 Gelesen: 132846# 1154 @  
Hallo an alle,

ich möchte hier noch einen Faltbrief aus Berlin vom Haupttelegraphenamt Berlin zeigen, der per Rohrpost und Eilboten verschickt wurde:



Auf der Rückseite ist der Stempel leider nicht so lesbar abgeschlagen, aber zumindest der Rohrpoststempel ist gut erkennbar. Interessant ist der Inhalt, in dem der Absender eines Telegramms informiert wird, das das aufgelieferte Telegramm nicht zugestellt werden kann, da die Anschrift ungenügend wäre.



Viele Grüße Jürgen
 
Frankenjogger Am: 07.03.2023 14:59:56 Gelesen: 109424# 1155 @  
Ich zeige Postkarte eine mit Zusatzdienst Rohrpost-Eilzustellung. Leider als Orts-Verwendung um 2 Pf überfrankiert.

Die Orts-Postkarte kostete bekanntlich in Berlin bis in die 1970-er Jahre 8 Pf, Rohrpost-Eilzustellung 80 Pf (bis 28.2.1963).

Stempel: Berlin-Spandau 1 / s / 26.10.1962, rückseitig keine weiteren Stempel



Viele Grüße,
Klemens
 
Michael Mallien Am: 15.03.2023 16:45:56 Gelesen: 109385# 1156 @  
@ Frankenjogger [#1155]

Hallo Klemens,

Ganzsachen als Rohrpost sind ein Knaller würde ich sagen. Ich habe keine für meine Sammlung gefunden.

Viele Grüße
Michael

[Beiträge [#1155] und [#1156], nur zwei Sätze daraus, redaktionell kopiert aus dem Thema "Berlin Ganzsachen-Postkarten ab 1949 (nach Michel-Katalog)"]
 
inflamicha Am: 06.06.2023 20:43:35 Gelesen: 81473# 1157 @  
Guten Abend,

ein attraktiver Brief der Berliner Rohrpost mit Buntfrankatur:



Unterwegs war der Brief von Berlin SW 61 nach Berlin W 15 am 16.8.1923 (PP 15), den Absender hat dies 2.800 Mark gekostet. Frankiert wurde mit 4 Marken einer Ausgabe- Mi 270, 272 und 2 mal 273. Natürlich hat die Beförderung mit der Rohrpost ihre Spuren hinterlassen, aber so schaut halt Bedarfsqualität aus.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
Journalist Am: 15.06.2023 16:00:55 Gelesen: 79124# 1158 @  
Hallo an alle,

ich möchte heute hier einen dieser Tage gefundenen Eil-Brief von München nach Berlin aus dem Jahr 1957 zeigen:



Hier kann man zumindest erkennen, das der Brief in München 32 aufgegeben wurde. Das Datum ist hier nicht erkennbar. Interessanter ist aber die Rückseite:



Der Beleg wurde scheinbar über die Münchner Rohrpost befördert (14.12.57 - 9 Uhr 37 - München TA (Telegraphenamt). Was das RZ bedeutet und das folgende kleine d sowie die Zahl 295 kann ich nicht deuten.

Er wurde scheinbar nach 13b München BPA - Luftpostleitstelle weiterbefördert, wo er um 12 Uhr war.

Die nächste Spur ist ein Stempel aus 1 Berlin - Fernamt am nächsten Morgen um 8 Uhr - dann ist er scheinbar in Berlin noch mit der Rohrpost weiter befördert worden, den man sieht einen Zeilenstempel 15.12.57 10 Uhr 20.

Es gibt zwar auch noch einen Stempel mit der schwachen Zahl 186, diese kann ich aber auch nicht deuten.

Vielleicht kann hier jemand ja noch was dazu ergänzen - viele Grüße Jürgen
 
philast Am: 15.07.2023 18:18:53 Gelesen: 67386# 1159 @  
Hallo,

anbei eine Postkarte von der Staatsanwaltschaft in der Rathenower Strasse 79 (heute Amtsgericht Tiergarten) aufgegeben beim etwa 400 m entfernten Rohrpostpostamt Berlin Paulstr. 7 NW52 am 13.12.21 18:20 nach Berlin Tempelhof, dort am 13.12.21 zwischen 19 und 20 Uhr angekommen.

Der Beleg wurde teilweise d.h. vom Postamt NW 52 bis Postamt SW 61 mit der Rohrpost transportiert und dann nach Tempelhof weitergeleitet und dort mit Eilboten zugestellt.

Als reiner Rohrpostbeleg wären die 2 Mk Dienstmake D32 korrekt gewesen, bei der hier vorliegenden Eilbotenkarte ist der Beleg um 20 Pf überfrankiert (Ortsbrief 30 Pf + Eilbote 1,5 Mk). Aber Dienstmarken mit Rohrpostbeförderung sieht man ja nicht allzu häufig.

Tempelhof wurde erst 1931 an das Rohrpostnetz angeschlossen, die Karte ging also aus dem Rohrpostnetz nach außerhalb.



Grüße
philast
 
HWS-NRW Am: 12.11.2023 17:06:56 Gelesen: 20448# 1160 @  
Hallo an diesem sonnigen Sonntag,

ich finde immer wieder diesen Beleg in´m Internet, der mich eigentlich interessiert:



Bei dieser Orts-Rohrpost-Karte mit der Gebühr von 28 Pfennigen vom Dezember 1955 wurde hier eine Nachgebühr vermerkt oder was könnte der Blaustift ansonsten bedeuten? Eigentlich ist mir eine Nachgebühr aber nicht logisch erklärbar.

Wer kann helfen !!!

mit Dank und Sammlergruß
Werner
 
bovi11 Am: 12.11.2023 19:34:15 Gelesen: 20411# 1161 @  
@ HWS-NRW [#1160]

Hallo Werner,

die Rohrpostbeförderung kostete 20 Pfennig sowie die Eilzustellgebühr in Höhe von 60 Pfennig. Hinzu kamen die Gebühren für eine Ortspostkarte von 8 Pfennig.

Hier fehlt die Eilzustellgebühr von 60 Pfennig.

Die wurde nachberechnet (korrekt ohne Strafzuschlag).

Viele Grüße

Dieter

[Beiträge [#1160] und [#1161] redaktionell verschoben aus dem Thema "Absenderfreistempel: Echt gelaufene Belege"]
 
HWS-NRW Am: 12.11.2023 22:06:03 Gelesen: 20376# 1162 @  
Hallo Dieter,

erst einmal Danke für Deinen Hinweis.

Ich habe über das Auktionshaus Schlegel eine ähnliche Postkarte (auch 28 Pfennige Porto) gekauft, da gibt es keinen "Zuschlag" für die auch nicht vermerkte zusätzliche "Eilsendung", ich denke mal, dass die Firma Schlegel schon das notwendige Porto von 28 Pfg. richtig erkannt hat. Habe bisher auch keinen Beleg mit dem von Dir errechneten Porto zu "88" Pfennigen gesehen.



Anders sieht es halt bei diesem Beleg aus, hier ist beides gewünscht und auch ein passendes Porto ausgewiesen worden.

mit Sammlergruß
Werner
 
bovi11 Am: 13.11.2023 06:44:19 Gelesen: 20253# 1163 @  
@ HWS-NRW [#1162]

War das Porto für den Postschnelldienst ein einheitliches Porto, das nicht aus einzelnen Leistungen zusammengesetzt war, so wurde mit der Aufhebung des Postschnelldienstes wieder ein zusammengesetztes Porto erhoben, wenn man wie zu Zeiten des Postschnelldienstes die Kombination von Rohrpostbeförderung und Eilzustellung nutzen wollte. Damit kostete die Rohrpostbeförderung 20 Pfennig und die Eilzustellgebühr 60 Pfennig. [1]

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost_in_Berlin
 
HWS-NRW Am: 14.11.2023 13:04:23 Gelesen: 19785# 1164 @  
@ bovi11 [#1161]

Hallo Dieter,

ich habe mich jetzt bei zwei "Rohrpost-Spezialisten" kundig gemacht.

Es gab seinerzeit auch die Möglichkeit, die Ortspost nur per Rohrpost weiterzuleiten, diese Post wurde dann meist mit der zweiten oder dritten Zustellung an den Mann/die Frau gebracht.




Das ging natürlich überwiegend mit Postwertzeichen, die Freistempel-Belege sind da schon recht selten gestreut und bei dem Beleg [#1160] denke ich, da hat sich der Postbote einfach geirrt und die Eilgebühr nachgefordert.

mit Sammlergruß
Werner
 
bovi11 Am: 14.11.2023 13:43:34 Gelesen: 19775# 1165 @  
@ HWS-NRW [#1164]

Hallo Werner,

parallel hatte ich natürlich auch in dem Buch "Postschnelldienst Berlin - Berliner Rohrpost" von G. Steinbock und G. Decke nachgeschaut.

Da finde ich insbesondere keine eindeutigen Hinweise, aber die Andeutung, dass nach Beendigung des Postschnelldienstes die Rohrpost die Eilzustellung automatisch einschließt. Das gibt meines Erachtens nach auch Sinn und erklärt die Nachgebühr.

Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass sich der Postzusteller vertan hat.

Grüße

Dieter
 
HWS-NRW Am: 14.11.2023 14:04:07 Gelesen: 19767# 1166 @  
@ bovi11 [#1165]

Hallo Dieter,

da auch ich nicht DER Spezialist bin und ich den Beleg mit der Nachgebühr auch nicht habe (brauche), denke ich, mit meiner 28 Pfg-Wertstufe im Freistempel kann ich sehr zufrieden sein.

Dir eine gute Zeit.

mit Sammlergruß
Werner
 
TeeKay Am: 14.11.2023 14:12:32 Gelesen: 19763# 1167 @  
Die Eilzustellung konnte, sie musste aber nicht zusätzlich zur Rohrpostbeförderung verlangt werden. Darum steht in besagtem PSD-Handbuch auch auf Seite 302 der 28 Pf Tarif in der Portotabelle.

Es gibt etliche 28 Pf Belege ohne Eilzustellung und ohne Nachporto - die Nachportoerhebung auf oben gezeigten Beleg ist ein Fehler der Post. Die Rohrpostbeförderung stellte lediglich sicher, dass die Sendung schnellstmöglich von Postamt zu Postamt befördert wurde, wo dann die Chance bestand, dass die Sendung noch taggleich in die gewöhnliche Zustellung gelangt. Es wurde kein Bote rausgeschickt. Steht auch alles ab Seite 236 im Handbuch.

Wer ein Handbuch benötigt: 12 Euro + Versand - es sind noch etliche original verpackte da. :)
 
HWS-NRW Am: 14.11.2023 14:15:40 Gelesen: 19761# 1168 @  
@ TeeKay [#1167]

Hallo,

herzlichen Dank für die "fachliche" Klarstellung, hatte es inzwischen auch von meinem FG-Berlin-Vorsitzenden erfahren, ist schon ein tolles Thema, die Rohrpost.

mit Sammlergruß
Werner
 
bovi11 Am: 14.11.2023 15:12:40 Gelesen: 19750# 1169 @  
@ TeeKay [#1167]

Während der Zeit des Postschnelldienstes ist die Sache klar.

Unklarkeiten sind erst entstanden, nachdem der Postschnelldienst beendet, die Rohrpost aber noch beibehalten wurde.

Siehe [#1163]

"War das Porto für den Postschnelldienst ein einheitliches Porto, das nicht aus einzelnen Leistungen zusammengesetzt war, so wurde mit der Aufhebung des Postschnelldienstes wieder ein zusammengesetztes Porto erhoben, wenn man wie zu Zeiten des Postschnelldienstes die Kombination von Rohrpostbeförderung und Eilzustellung nutzen wollte. Damit kostete die Rohrpostbeförderung 20 Pfennig und die Eilzustellgebühr 60 Pfennig."[1]

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost_in_Berlin
 
TeeKay Am: 14.11.2023 17:39:20 Gelesen: 19716# 1170 @  
Eben, ein zusammengesetztes Porto, wenn man alle Leistungsbestandteile des alten Postschnelldienstes nutzen wollte. Wer das nicht wollte, sondern lediglich die Rohrpostbeförderung zwischen den Postämtern, dann konnte man die Eilzustellung auch weglassen. Laut Handbuch wurde dafür sogar Werbung der Post gemacht.
 
TeeKay Am: 14.11.2023 23:50:14 Gelesen: 19647# 1171 @  
Ein aus meiner Sicht besonders schönes Exemplar einer 28 Pf Frankatur: Heuss in Berlin genutzt und dann auch noch ein portogerechter Zusammendruck.

Obwohl die Verwendung für eine portogerechte Einzelfrankatur so nahe liegt, hat das damals wohl kaum einer bedacht. Das ist das einzige Exemplar, das mir in vier Jahren unter kam. Außerdem wurde die Karte nur fünf Tage nach Erscheinen des Markenheftchens verschickt, aus dem der Zusammendruck stammt.


 
HWS-NRW Am: 15.11.2023 10:37:34 Gelesen: 19345# 1172 @  
Hallo THomas,

das ist wirklich ein toller Beleg, wenn ich richtig lese, vom 1. April 1958.

Soviel ich weiß, war der Absender, Claus Geisler, aktiver Philatelist und "Filou" zugleich.

mit Sammlergruß
Werner
 
Frankenjogger Am: 22.11.2023 16:39:19 Gelesen: 17879# 1173 @  
@ HWS-NRW [#1160]
@ bovi11
@ TeeKay

Hallo,

ihr habt eigentlich alles gut erläutert.

Beim Beleg von Hans-Werner [#1160] ist unter Rohrpost noch leicht "Eilboten" zu erkennen. Vielleicht hat das ja der Postbedienstete dahingehend interpretiert, dass hier auch eine Eilzustellung gewünscht war. Die Gebühr dafür war aber nicht frankiert. Diese wurde dann, ohne Zuschlag (war bei Eilzustellung nicht Vorschrift) beim Empfänger kassiert.

@ TeeKay [#1171]

Einfach super!!

Viele Grüße,
Klemens
 
philast Am: 26.11.2023 11:40:00 Gelesen: 17180# 1174 @  
Hallo,

anbei eine Eilbotenpostkarte vom Amtsgericht Hamburg mit Freistempel über 95 Pf portogerecht freigemacht (Postkarte 15 Pf und 80 Pf Eilbote).



Hinsichtlich des Postweges bin ich nicht sicher, wie das gelaufen ist. Über Korrekturen würde ich ich mich freuen.

Der Postweg ging mutmaßlich von Hamburg 36 17 Uhr via (alter) Rohrpost nach Hamburg 1 dort mit dem Handrollstempel der Grossrohrpost um 17:40 versehen, die zu diesem Zeitpunkt zwischen den Postämtern 1 und 11 im Probebetrieb gelaufen ist. Mit der Grossrohrpost ist der Beleg meiner Meinung nach nicht gelaufen, sondern mit der alten Rohrpost nach Hamburg 1 und von dort weiter nach Billstedt, wo der Beleg nach 20 Uhr angekommen und dann Zugestellt wurde.

Grüße
philast
 
HWS-NRW Am: 20.01.2024 16:13:40 Gelesen: 8572# 1175 @  
Hallo,

heute ist wieder etwas aus der Rohrpost eingetroffen:



Bei diesem Beleg der Firma Schering-Kahlbaum aus Berlin kam ein im Hauspostamt seit 1925 verwendeter AFS (Bafra Typ E-VIII) zum Einsatz, der im November 1936 leider nicht mehr ganz so sauber abgeschlagen wurde.

Trotzdem ein in dieser Gebührenstufe interessanter Stempel, leider hat auch die Zeit ihre Spuren hinterlassen.

mit Sammlergruß
Werner
 
stempel Am: 20.01.2024 21:44:34 Gelesen: 8495# 1176 @  
Hallo Werner,

bei der Bestimmung des Handstempels auf Deinem gezeigten Beleg handelt es sich um den nach Büttner DKB BERLIN N 65 CC Min. Das Datum 05.11.1936 ist das im Stempelhandbuch aufgeführte Frühdatum (FD). Ich selbst habe von diesem Stempel keinen Abschlag in meiner Datenbank. Es gibt aber keinen weiteren Stempel mit dem UB CC und der Zeit in Minuten. Das Bild im Katalog passt mit allen lesbaren Teilen auf Deinem Beleg überein.

Der Freistempel ist nicht aus Berlin N 65, was auch nachvollziehbar ist. Berlin N 65 ist eine Station der Rohrpost. Der Freistempel sieht für mich aus wie aus Berlin So 26. Sind auf der Rückseite weitere Stempelabschläge? Das würde bei der exakten Bestimmung helfen.

Grüße Dieter
 
HWS-NRW Am: 20.01.2024 23:45:42 Gelesen: 8475# 1177 @  
Hallo Dieter,

hier noch die Abbildung der Rückseite, für mich sind die beiden Zweikreis-Steg-Stempel nicht ganz so wichtig.

Wie Du schon erkannt hast, ist der Freistempel von BERLIN N 65.



Gruß
Werner
 
Nordluchs Am: 21.01.2024 09:47:02 Gelesen: 8407# 1178 @  
@ HWS-NRW [#1177]

Hallo Werner,
Hallo Dieter,

der gezeigte Beleg (Stichwort Rohrpost) trägt einen recht seltenen Absenderfreistempel, hier Schering Kahlbaum, in vertikaler Form. Davon gab es in Berlin nur 4 Maschinen (Schering, Ullstein, Mosse 2 x).

Der früheste aus der Versuchsphase (ohne Ortsstempel) ist vom 02.07.1923 bekannt! Die erste Stammkarte überhaupt belegt die Umrüstung einer Freistempelmaschine mit einem integrierten Ortsstempel.



Im Amtsblatt des Reichspostministerium Nr. 32 vom 7. April 1925 und auch später als Freistempler „ältester Art" bezeichnet.

Umbenennung auf Schering Kahlbaum ab 1928. Hiermit ist nicht nur ein neuer Name zu registrieren, sondern auch die Änderung der Postamtsnummer auf Berlin N 65. Mein nächster und letzter Beleg von 1937 trägt die neue Bezeichnung Schering AG.

Viele Grüße
Hajo

Literatur dazu hier auf Philabuch: Postamtlicher Versuchsfreistempler „B“ (System Dübner Nchf./Bafra) - Neue Erkenntnisse Mit 2 Klicks bestellbar: https://www.philaseiten.de/philabuch/show/302
 
stempel Am: 21.01.2024 10:52:32 Gelesen: 8398# 1179 @  
@ Nordluchs [#1178]
@ HWS-NRW [#1177]

Hallo Hajo,
Hallo Werner,

danke für Eure Beiträgen. Da bin ich wieder ein Stückchen schlauer geworden. So macht sammeln Freude.

Der von Werner gezeigte Freistempel ist jetzt doch aus Berlin N 65. Das war für mich nicht zu erkennen.

Werner, mich interessieren die Freistempel und die Handstempel. So hast Du mir einen Gefallen getan die Rückseite zu zeigen. Die ist, wie man sieht, oft für Rohrpostbelege wichtig.

Viele Grüße
Dieter
 
evwezel Am: 24.03.2024 20:10:44 Gelesen: 444# 1180 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich bin ganz neu zu diesem Thema und wusste vor einigen Tagen überhaupt noch nicht, dass es zwischen 1865 und 1976 in Berlin Rohrpost gegeben hat.[1] Glücklicherweise gibt es in diesem Thema sehr viele Informationen. Vielleicht sogar zu viel für einen Neuling wie ich,

Ich zeige Euch erst mal meinen Rohrpostbrief, zusammen mit meiner Versuch die Information auf dem Umschlag zu deuten (bitte nicht lachen):



 Briefmarken
Die im Voraus zu entrichtende Gebühr für die Beförderung und Bestellung der Rohrpostsendungen betrug für Briefe 30 Pfennig.

 Anschriftseite
An das Nichtigkeits- Bureau
des kaiserliches Patentamts

Berlin S.W. 61
Gitschinerstr. 97 / i?? [2]

S.W. 61 ist das alte Postamt in Berlin Kreuzberg (Tempelhofer Ufer 1). Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Postbezirke_zwischen_1862_und_1920 und https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Postamt_SW_61_(Berlin-Kreuzberg).

Handschriftlicher Vermerk
Hier bin ich mir nicht ganz sicher. Mit Rotstift wurde “61” notiert. Ich vermute, es handelt sich hier um einen handschriftlichen Vermerk des Zielpostamtes? (siehe Beitrag [#146]).

Postaufgabestempel
Eine Ruhrpostsendung konnte in Berlin an jedem Postamt aufgegeben werden und wurde der nächsten Rohrpoststation sofort zugeführt, um dann von dort per Rohrpost befördert zu werden. (siehe Beitrag [#70])

Der Rohrpostbrief wurde den 29. September 1909 am 11.50 (V=Vormittag) in Charlottenburg aufgegeben. Dabei ist die “50” in der Uhrzeit höher gestellt. Postamt Charlottenburg 2 befand sich in der Goethestraße 2-3 [3]

CHARLOTTENBURG
29.9.09. 11.50V
* 2 *

Rückseite
Auf der Rückseite weist der Brief einen Ankunftsstempel auf:
BERLIN, S.W.
29 IX 09 * 1220N
P61 (R31)

S.W.=Südwest?
Datumangabe * Zeitangabe V/N
Datumangabe::= TT MM JJ
TT= Tagangabe mit arabischen Ziffern (01-31)
MM= Monatsangabe mit römischen Ziffern
JJ=Jahrangabe mit arabischen Ziffern
Zeitangabe::= HHMM
HH= Stundenangabe (01-12)
MM= Minutenangabe mit einer 10 Minutenteilung (00,10,20,30, u.s.w). Einige Postämter wie z.B. das HTA hatten Minutenangaben mit einer 5 Minutenteilung.

Die Uhrzeit ist eine Minuten-Zeitgruppe, welche bis zu 10 Minuten Differenz aufweisen durfte. Es ist NICHT die exakte Uhrzeit (siehe Beitrag [#227]).

V/N= vormittags oder nachmittags

P Postamtnummer (R Rohrpost-Amtsnummer) - Das “P” steht für “Postamt” und “61” ist die Postamtnummer. Das “R” steht für “Rohrpostamt” und “31” ist die Rohrpost-Amtsnummer.

[1] Genau am 18. November 1865 nahm die seinerzeit modernste Rohrpostanlage der Welt auf der Strecke zwischen dem Haupttelegraphenamt in der Oranienburger Straße und der (damaligen) Börse den Betrieb auf. Am 3. Januar 1971 flutschte zum letzten Mal eine “Rohrpostbombe” aus der Empfangsanlage in Postamt Goethestraße. Im Ostteil dauerte das Kapitel Rohrpost noch fünf Jahre länger (siehe https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article104521266/Rohrpost-sauste-pro-Sekunde-15-Meter.html).

[2] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Berlin,_Kreuzberg,_Gitschiner_Strasse_97-103,_Kaiserliches_Patentamt_01.jpg

[3] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Postbezirke_zwischen_1862_und_1920)



Fragen
1) Könnte mir jemand sagen, was auf der Anschriftseite hinter “Gitschinerstr. 97” geschrieben wurde?
2) Welche Route wurde von Charlottenburg 2 nach P61 gefolgt?
3) Was war die genaue Laufzeit?
4) Steht “S.W.” tatsächlich für “Südwest”?
5) Was ist eigentlich nach der Teilung von Berlin mit den Rohrpostverbindungen passiert? Wurden sie gekappt?

Viele Grüße,

Emiel
 
wuerttemberger Am: 25.03.2024 10:47:47 Gelesen: 376# 1181 @  
@ evwezel [#1180]

1.) Gitschinerstr. 97/103
4.) ja

Gruß
wuerttemberger
 
evwezel Am: 25.03.2024 18:05:14 Gelesen: 343# 1182 @  
@ wuerttemberger [#1181]

Guten Abend Axel,

eigentlich logisch wenn man die geschrieben Ziffer “1” in “103” mit der Ziffer “1” in 61 vergleicht. Vielen Dank! Dann bleiben jetzt nur noch die Fragen 2, 3 und 5 übrig.

Viele Grüße,

Emiel
 
evwezel Am: 25.03.2024 21:47:04 Gelesen: 307# 1183 @  
@ evwezel [#1180]

Ich lese gerade auf Wikipedia [1] dass sich in Charlottenburg das Rohrpostamt 26 befand. Mit Hilfe der Tabelle im Beitrag [#919] kann ich jetzt meine Frage # 3 selbst beantworten. Die Laufzeit vom Rohrpostamt 26 nach dem Rohrpostamt 31 war 24 Minuten. Oder habe ich hier einen Fehler gemacht?



Viele Grüße,

Emiel

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Postamt_Charlottenburg_2
 
evwezel Am: 26.03.2024 15:21:20 Gelesen: 234# 1184 @  
@ evwezel [#1180]

Frage [#5], "Was ist nach der Teilung von Berlin mit den Rohrpostverbindungen passiert?",

lässt sich bei näherer Betrachtung eigentlich auch ziemlich einfach beantworten. Siehe "Rohrpostblockade 1949" in [1]. Dann bleibt jetzt nur noch Frage 2 übrig. Könnte jemand etwas dazu sagen?

Viele Grüße,

Emiel

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost_in_Berlin
 
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