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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
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Jürgen Witkowski Am: 04.11.2008 20:32:23 Gelesen: 1406148# 210 @  
@ joey [#208]

Herzlich willkommen auf Philaseiten.de. Ich freue mich, dass Du gleich einen Beleg aus Deiner Schatzkiste vorgestellt hast und möchte mich der Bitte von Schmuggler anschließen: Weitermachen!

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
AhdenAirport Am: 04.11.2008 22:52:27 Gelesen: 1406130# 211 @  
@ schmuggler (Rainer ?)

Die Rückseite des Beleges ist leider vollkommen blank, da gibt's nichts zu zeigen, sorry.

@ Concordia CA

Es ist ein bischen schwierig, Euch durch all diese Foren zu folgen. Wo bleibe ich jetzt z.B. mit meinen Berliner Maschinenstempeln und ganz zu schweigen von den Berliner Kleinschriftstempeln, von denen ich noch gar nichts gezeigt habe?

Grüße aus Berlin,
joey
 
Jürgen Witkowski Am: 04.11.2008 23:13:29 Gelesen: 1406129# 212 @  
@ joey [#895]

>>wo bleibe ich jetzt z.B. mit meinen Berliner Maschinenstempeln<<

Na zum Beispiel hier:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=852&CP=0&F=1

>>und ganz zu schweigen von den Berliner Kleinschriftstempeln, von denen ich noch gar nichts gezeigt habe?<<

Das wäre hier gut aufgehoben:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=737&CP=0&F=1

Ein guter Tipp für den Anfang ist auch immer:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?OV=1

Interessierende Stichworte auf der linken Seite anklicken, dann erscheinen alle passenden Themen dazu.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 05.11.2008 09:28:40 Gelesen: 1406117# 213 @  
@ joey [#208]

Macht nix, steht ja für die Ahnungslosen auf der Vorderseite.

:-))

Mich hätte halt die zur Depesche passende Bahngesellschaft interessiert.

Das den Wertstempel entwertende Amt kann ich nicht entziffern. Kannst Du diese Angabe bitte in Textform formlos nachholen?

Ankunft ist eindeutig das R 1 (= HTA) mit der 25. Fahrt des Tages.

Danke!
 
Schmuggler Am: 05.11.2008 09:40:11 Gelesen: 1406116# 214 @  
@ Baldersbrynd [#206]

Ich gehe einfach mal davon aus, dass der Brief Daheim oder im Büro bereits vorfrankiert wurde, denn der Text wurde mit Schreibmaschine geschrieben - und diese Klapperkisten standen nicht "einfach so" am Schalter rum. Andererseits: Dann hätte zumindest ich zu dieser Zeit auch das Zauberwort "Rohrpost" noch als 3. Variante hinzu gefügt - und dann wieder am Schalter gestrichen.

Letztendlich können wir heute kniffeln, kombinieren und vermuten, nur bestätigen lässt sich solch eine Vorgehensweise heute kaum noch.
 
AhdenAirport Am: 06.11.2008 15:00:54 Gelesen: 1406073# 215 @  
@ Schmuggler [#213]

Der Aufgabestempel ist der K1 BERLIN, W. V des Telegrafenamtes 5 am Leipziger Platz.

Kann man daraus schließen, das die Depesche am Potsdamer Bahnhof angekommen ist oder war das TA 5 für mehr als einen Bahnhof zuständig ?

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 10.11.2008 18:35:50 Gelesen: 1405983# 216 @  
@ joey [#215]

Wieder zurück vom Tageslicht und schnell die noch aktuelle Untergrundfrage beantworten: Keine Ahnung ! :-((

Aber ich unterstelle mal, dass das Telegrafenamt 5 auch für den Potsdamer Bahnhof zu dieser Zeit zuständig war - alle anderen Wege zu den anderen Bahnhöfen wäre m. E. einfach und letztendlich zu lang gewesen - und Zeitgewinn war bereits (fast) ALLES.
 
Schmuggler Am: 10.11.2008 19:37:44 Gelesen: 1405977# 217 @  
Ein hübsches Foto konnte ich von der ArGe-Hauptversammlung mitbringen, entnommen dem Pracht-Bildband zur Gewerbe Ausstellung in Berlin, 1896.



Fotographischer Blick in die Haupthalle, hier auf dem Stand der Firma "Mannesmannröhren-Werke".

Was das mit der Rohrpost zu tun hat ?

Eine ganze Menge, deshalb erst die Vorgeschichte: Die ab 1875 verlegten Transportrohre hatten eine Länge von 3,75 Metern und ein Gesamtgewicht von max 36,5 kg Gewicht. Das Mindestgewicht betrug 35 kg: Damalige Präzisions-Walztechnik.

Die bei der Herstellung entstandene Fuge wurde verschweisst. Ab 1890 wurden die Rohre zusätzlich von aussen mit einem zusätzlichen Schutzanstrich versehen, der sog. Diamant-Farbe.

1885 erfand die Firma Mannesmann das nahtlose Rohr und lies es sich patentieren. Diese Rohre waren von höchstem Interesse, denn nach dem gleichen Verfahren liessen sich auch Kanonenrohre bauen. So war der Einkaufspreis, unter Berücksichtigung der Monopolstellung, erst einmal exorbitant.

Erst 1895 sank der Einkaufspreis und die Reichspostverwaltung verbaute in diesem Jahr erstmals nahtlose Transportröhren zwischen dem Rohrpostamt P 16(R 22) in der Köpenicker Str. und der Rohrpost-Betriebsstätte vom PA 33 in der Skalitzer Str. Der Test war so erfolgreich, dass in der Folge alle Leitungen nur mit nahtlosen Röhren erfolgte - und die spätere Entwicklungen ab 1920 währen ohne diese Erfindung undenkbar gewesen.

Letztendlich: Wenn Sie als Leser genau gucken, finden Sie diese nahtlosen Röhren in verschiedenen Formen alle im Bild wieder. Aber der "Rest" ist ja auch ganz nett anzusehen, oder ?!
 
Schmuggler Am: 11.11.2008 17:45:56 Gelesen: 1405925# 218 @  
Bevor es hier hektisch wird:

Eine Rohrpost Ganzsachenkarte RP 8 die für einen Stempelsammler eigentlich ALLES hat:



Saubere Optik, knitterfrei, lesbar. Zusätzlich einen Rohrpost-Brückenstempel mit 1x römischer und 1x arabischer Minuten-Zeitgruppe so wie der blaue HTA-Stempelautomat und der schwarze Rahmenstempel der Börse, ebenfalls mit Minutenangabe, hier mit grossen Feld.



Weniger schöne Optik, aber der Rohrpoststempel vom P35(R35) in blau-grauer Farbe. Kein Grund zum Schnaufen: Diese "Farbe" war fast 6 Monate im Gebrauch.



In feiner Optik: die großformatige RP1 mit satinierter Papieroberfläche am 25.8.1877. So sollten idealerweise alle Karten aussehen ...



... tun sie aber manchmal nicht.

Für den Stempel-Interessierten: Der ursprüngliche "Brückenstempel" hat seine Brücke bereits abgebrochen. Kurz nach diesem Datum erhält auch das Rohrpostamt 9 einen Brücken-Gitterstempel (BG).



Natürlich um diese Uhrzeit kein "Bedarf" - nur ein familiäres Erinnerungsstück von "Papa, Mama und Großmama" an das "Fräulein Lottchen" mit den besten Wünschen für das neue Jahrhundert.

Zum guten Schluss, weils so schön zu einem aktuellen Angebot im Internet passt:


 
alexiosp Am: 16.11.2008 13:19:29 Gelesen: 1405796# 219 @  
Hallo Freunde!

Eilboten-Rohrpost(?)-Brief aus Berlin nach Zürich ?

(BERLIN SCHÖNEBERG 23.12.26 4.50N)> TELEGRAPH ZÜRICH 24.XII.26-18)

Grüße aus Griechenland
Alexios


 
Schmuggler Am: 19.11.2008 11:15:14 Gelesen: 1405720# 220 @  
@ alexiosp [#219]

Guten Morgen Alexiosp,

es ist mein persönliches Problem, dass allgemein in den Raum geworfene Fragen ich individuell beantworten soll/darf/möchte. Ein bisschen eigene Zuarbeit würde mich schon etwas motivieren.

In einem anderen philatelistischen Forum wird derzeit das Thema "Portostufe" besprochen: Jeder der glaubt schreiben zu können, darf auch was sagen - auch wenns der größte spontane Blödsinn ist; sogar meine Katzen kreischen. Das möchte ich hier gerne vermeiden, weil das der Tod einer jeden guten Information ist.

Du hast die Sendung richtig mit "Brief aus Berlin nach Zürich, dort Eilbestellung" definiert. WAS aber ist jetzt Deine Frage?
 
Schmuggler Am: 19.11.2008 11:41:23 Gelesen: 1405715# 221 @  
Soeben kam ein Link zum Thema "Bild-Telegramm", gesendet von dem freundlichen Händler "Schnellbacher, Berlin", welcher das begonnene Thema sinnvoll für den Interessierten fortsetzt:

http://www.infla-berlin.de/Verlag/band-58.pdf

Ein Auszug aus der Gesamtübersicht seht Ihr, wenn Ihr den Link auf Euren Rechner kopiert. Ganz am Ende steht die eventuelle Bestellanschrift.
 
Jürgen Witkowski Am: 19.11.2008 11:57:31 Gelesen: 1405714# 222 @  
@ Schmuggler [#218]

Da Du gerade so schön in Schwung bist, habe ich auch noch ein verknittertes Stückchen rosa Papier, dass mit der Rohrpost befördert wurde. Es kann mit Deinen oben vorgestellten Belegen von der Optik kaum mithalten. Der Ausgefertigt-Stempel hat mich allerdings bewogen, das gute Stück aus einer Belegekiste zu retten.

Der einzeilige Stempel hat neben Datum und Uhrzeit auch noch eine zusätzliche, anscheinend automatische Zählnummer, wie man an der hinteren 1 erkennen kann, die etwas nach oben versetzt ist.

Im Übrigen kann ich die guten Erfahrungen mit Herrn Schnellbacher nur bestätigen. Er ist auf Philaseiten.de auch im Händlerverzeichnis zu finden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
AhdenAirport Am: 21.11.2008 19:30:15 Gelesen: 1405650# 223 @  
@ Concordia CA [#222]

Das ist der Ausgefertigt-Stempel des Telegrafen-Amtes 2 Börse, verwendet bis etwa 1899/1900. der Beleg erinnert mich an eine Frage, die ich schmuggler stellen wollte:

@ schmuggler [#218] Beleg 1

Der Rahmenstempel auf der Karte gehört nach meinen Beobachtungen nicht zum TA 2 Börse, sondern zum HTA. Das lässt sich an der Karte auch schön zeigen:

- Das HTA lag in der Französischen Strasse.
- Die Karte ist adressiert in die Mohrenstrasse, die dritte Parallelstrasse südlich der Französischen Strasse.
- Die Börse lag in der Burgstrasse.
- das TA 2 Börse lag in der Neuen Friedrichstrasse, wegen der vermutlichen Nähe zur Börse wohl in dem Teil, der heute Anna-Louisa-Karsch-Straße heisst.

Was sollte die Karte also drei Minuten, nachdem sie beim HTA aufgeschlagen ist, beim TA 2 Börse? Ausserdem zeigt die Karte den Leitvermerk "C" für das HTA und nicht "B" für Börse.

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 22.11.2008 15:48:40 Gelesen: 1405617# 224 @  
@ joey [#223]

Ich widerspreche Dir grundsätzlich nicht zu [#218], auch wenn mich bis vor kurzem jemand aus Kiel öffentlich "Rohrpostpabst" (ohne meine Einwilligung) tituliert hat. Nur der Pabst im Vatikan sollte unfehlbar sein.

Zum Thema zurück: Dann hätte das HTA zwei verschiedene Stempel gehabt UND fast gleichzeitig abgeschlagen? - denn rechts auf dem 1. Bild ist der blaue HTA-Stempel der Postautomation. Oder sollte ich da was verquer verstanden haben? :-((

Das Thema "Uhrzeiten" nehme ich nicht mehr so ernst, nachdem ich einerseits in einer Rohrpost Betriebs-Ordnung ausdrücklich den Hinweis gefunden habe, dass die Uhrzeit im Stempel grundsätzlich "bis 10 Minuten" verändert/vorgestellt werden möge - andererseits die mir um 1900 kürzeste amtliche echt-Laufzeit einer Büchse mit 6 Minuten (zwischen Börse und TA) liegt.

Bin auf Deine Einschätzung und/oder Widerrede gespannt. :-))
 
AhdenAirport Am: 22.11.2008 19:49:43 Gelesen: 1405597# 225 @  
@ Schmuggler [#224]

Keine Widerrede sondern Untermauerung. ;-)

Hier zunächst eine Karte mit dem frühesten mir bekannten Datum des fraglichen Rahmenstempels. Die Karte trägt in blau den Leitvermerk R1 (= HTA) sowie den Ankunftsstempel R1 Südkreis 23.Fahrt, ebenfalls vom HTA. Bemerkenswert ist noch die handschriftlich notierte Uhrzeit am Oberrand 12/39, sechs Minuten vor Abschlag des Rahmenstempels.



Als zweites der (leider) einzigen Beleg, den ich in meinem Bestand finden konnte, der ebenfalls beide Stempel zeigt, diesmal beide rückseitig. Der Umschlag trägt vorderseitig den Leitvermerk "C" (=HTA) und ist adressiert Unter den Linden 32, weit entfernt vom TA 2. Auch hier ist der Rahmenstempel drei Minuten nach dem blauen Stempel abgeschlagen.



Meine derzeitige These ist, daß der blaue Stempel in der Ankunft verwendet wurde, der Rahmenstempel jedoch in der Ausgabe bzw. Weiterleitung.

Dein Hinweis auf die Rohrpost-Betriebsanleitung bezüglich der 10 Minuten trifft hier m.E. nicht, denn er kann sich eigentlich nur auf die "normalen" Rohrpoststempel beziehen, die eben nicht genauer als auf 10 Minuten einzustellen waren (Ausnahme die beiden Stempel des HTA, die auf auf 5 Minuten einzustellen waren)

Grüße aus Berlin,
joey
 
Schmuggler Am: 23.11.2008 11:43:35 Gelesen: 1405557# 226 @  
Ich habe mich nie besonders (= intensiv) mit diesen Stempelformen beschäftigt, auch fast nichts archiviert.

So kann ich derzeit "nur" den Rahmenstempel um 1 Jahr vorverlegen, bin aber der kühnen Meinung, dass ich auch irgendwo ein Stück von 1880 noch vergraben hätte ... :-((



Auf einen sehr unauffälligen Stempel möchte ich Dich in diesem Zusammenhang aufmerksam machen, welcher nach meiner zurückhaltenden Kenntnis kaum, wenig oder unbekannt ist, auch beim HTA eingesetzt und bisher nur aus dem November 1888 archiviert.

Gesamtsicht:



Detailsicht:



Die handschriftlichen Uhrzeiten habe ich auch z. K. genommen, aber bisher nie vertieft, da ich in keiner Quelle Hinweise darauf gefunden habe. Man kann sie mehr oder minder häufig bis 1900 beobachten - warum auch immer. Hier "hübsch" in Kombination mit dem Ausgefertigt-Stempel.



Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es sich vermutlich um handschriftliche Laufzeiten- oder Bearbeitungs Überprüfungen handelt (vom wem?, wofür?), denn sie sind immer in exakter Zeitdarstellung.

Kurz: Nix Wissen - aber haben :-)) und es gibt noch viel zu tun, gerade in diesen scheinbar unscheinbaren Details!
 
Schmuggler Am: 23.11.2008 17:25:16 Gelesen: 1405533# 227 @  
@ joey [#225]

Betr.: Laufzeiten

Guck Dir mal den Detail-Laufplan (hier als Ausschnitt a.d. Jahr 1899) in Folge an. Auf den RP-Transportleitungen sind oben in roter Farbe die metergenauen (!) Distanzen von RP-Station zu RP-Station genannt, unten in blauer Farbe die für die Strecken benötigten Laufzeiten (= ohne Um- oder Verladezeit).

Eine Laufzeit von 5 Minuten findest Du nicht, die Geringste ist 6 Minuten. Kurz: Es bestand somit kein postalisches "Bedürfniss" nach 5 Minuten - die in der Vergangenheit veröffentlichen Meinungen zu dem Thema treffen heute so nicht mehr zu. Noch kürzer: Die RP.-Stempel zeigten NICHT die exakte Uhrzeit, die dort genannten Uhrzeit blieb eine Minuten-Zeitgruppe, welche bis zu 10 Minuten Differenz aufweisen durfte.



Im Wesentlichen ist die detaillierte Diskussion darüber auch nicht soooo wichtig und letztendlich dem allgemeinen Rohrpostverständnis nicht förderlich ("Korinthenkackerei").
 
Jürgen Witkowski Am: 23.11.2008 21:24:17 Gelesen: 1405511# 228 @  
@ joey [#225]

Bei meinen Belegen mit blauem Stempel und Rahmenstempel habe ich 3 bzw. 4 Minuten Differenz zwischen beiden Abschlägen.

Ein Beleg, der vielleicht zur weiteren Verwirrung in der Uhrzeitdiskussion im Bezug auf die handschriftlichen Eintragungen beiträgt:

Aufgabestempel (römische Ziffern in Minutengruppe)
BERLIN,N P 55 (R 14) 21 V 92*10.II V.

Ankunftstempel (arabische Ziffern in Minutengruppe
BERLIN,W H.T.A. (R 1)* 21 V 92*10.55 V.

Ausgefertigt-Stempel als Einzeiler
Ausgef:21. 5.92 10.57V

Handschriftlicher Vermerk auf der Vorderseite:
10.59

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Schmuggler Am: 25.11.2008 11:19:50 Gelesen: 1405464# 229 @  
@Concordia:
Dann sind "wir" ja mal wieder ein Herz und eine Seele, oder?!

Sollte jemand aus dem Vorder- oder Hintergrund sich die Zeichnung laut #225 genauer ansehen, könnte der Leser über die gleichlautenden Laufzeiten bei unterschiedlichen Distanzen fragend "stolpern".

Hat auch bei mir gedauert, bis ich die Gegebenheiten gerafft hatte:
Von Anbeginn an verlief der Luftstrom gleichmäßig durch die Transportleitung in Kreisform - die Sendung "rutschte" per Büchse in den Kreislauf: Das "Systhem Siemens", welches in der Fachliteratur "Durchschleusung" genannt wurde. Musste die Luftgeschwindigkeit aus irgendeinem Grunde , z. B. bei technischer Störung, verändert werden, litt das komplette Systhem mit allen Sendungen darunter
Das ab dem 1.12.1876 eingesetzte patentierte "Systhem Felbinger" veränderte nicht nur die Aufgabe- und Annahmetechnik, sondern unterbrach nach jeder Station den ursprünglichen Kreislauf: An jeder Station wurden die Züge mit allen Büchsen neu zusammengestellt, d. h. bestimmte Transportbüchsen wurden laut dem Laufplan geöffnet und der vorgefundene Inhalt/die Sendungen neu auf neue Büchsen aufgeteilt, andere Transportbüchsen blieben verschlossen: Die neuen Züge wurden bis zur nächsten Station gebildet, welche dort dann nach den gleichen festgelegten Regeln -wie vor- behandelt wurden. Erstmals wurde 1883 diese Systhematik in der Rohrpost-Betriebsordnung minutiös festgelegt.

Als eine weitere Folge dieser neuen Technik konnte das Luftvolumen und die Luftgeschwindigkeit individuell von Station zu Station mittels Manometer geregelt werden: Sparte Energie (= Kohle im Kraftwerk) und ermöglichte so immer die "richtige" Geschwindigkeit laut Fahrplan.
Möglicherweise wurden zwecks Laufzeitkontrolle diese handschriftlichen Uhrzeiten auf den Sendungen "angebracht" - in Vorbereitung auf eine verkürzte Zugfolge.

In unserem obigen Fall laut #225 wurde 1899 (oder früher?) somit der Transportzug auf kurzen Strecken langsamer und auf längeren Strecken schneller fortbewegt: Trotz unterschiedlichen Entfernungen blieb die Laufzeit identisch und ein gleichmäßiges-routiniertes arbeiten gewährleistete eine gute und sorgfältige Arbeit.


Ist doch so nachvollziehbar?!
 
Stefan Am: 25.11.2008 20:31:33 Gelesen: 1405442# 230 @  
@ Schmuggler [#229]

hier einmal etwas aktuelles zum Thema Rohrpost in Berlin:

Berlins Stadtrohrpost schließt wegen Bauarbeiten

Posttip.de (25.11.08) - Berlins alte Stadtrohrpost kann nach dem kommenden Wochenende wegen Bauarbeiten für längere Zeit nicht besichtigt werden. Deshalb bietet der Verein Berliner Unterwelten am Wochenende vorerst zum letzten Mal Führungen an. Das berichtet die "Berliner Zeitung" in ihrer Onlineausgabe.

Die Freiberger Immobilien GmbH hatte vor kurzem den Mietvertrag mit dem Verein gekündigt, da sie den Gebäudekomplex zwischen Monbijou-, Oranienburger und Tucholskystraße umbauen möchte.

Im früheren Haupttelegrafenamt in Berlin Mitte wurden die denkmalgeschützten Rohrleitungen, Schalttafeln und Maschinenpodeste des zweitgrößten Rohrpostsystems der Welt seit fast 30 Jahren aufbewahrt.

Am Ende jeder Rohrleitung befanden sich lederne Auffangbeutel für die Kapseln mit Briefen und Karten. Die Armaturen aus Messing und Marmortafeln sehen antiquiert aus, jedoch wäre nach Angaben der Zeitung die alte Rohrpost innerhalb Berlins schneller als die heutige Post.

Denn wer ihr eine wichtige Nachricht anvertraute, konnte davon ausgehen, dass der Empfänger sie nach spätestens drei Stunden in den Händen hielt. Die Kapseln mit der Post wurden per Druckluft mit 16 Metern pro Sekunde durch die Rohre geschossen, die ein Leitungsnetz von 250 km umfassten.

Die alte Rohrpost überstand auch Scherzsendungen wie Stullen und eine lebende Maus. Am Beginn der 1980er Jahre wurde sie dann stillgelegt. Nur die ursprünglichen Anlagen in Mitte blieben erhalten.

Insgesamt sahen 10.000 Besucher die alten Räume und Bestandteile der Berliner Rohrpost. Geplant sei, die Anlage nach den Bauarbeiten wieder öffentlich zugänglich zu machen. Die letzten Exkursionen beginnen am Sonnabend und Sonntag jeweils um 11 und 13 Uhr im Haus Monbijoustraße 1.

(Quelle: http://www.posttip.de/News/22903/Berlins-Stadtrohrpost-schliesst-wegen-Bauarbeiten.html)

Gruß
Pete
 
Schmuggler Am: 27.11.2008 11:11:07 Gelesen: 1405378# 231 @  
@ Pete [#230]

Danke Pete für die Informationen.

Die von den "Berliner Unterwelten" via der Brüder Arnold ex Link-Verlag bisher veröffentlichten Ausarbeitungen habe ich immer fleißig studiert :-)) und stehen (logo!) komplett in meinem Archivregal: "Must have" - besonders das Buch "Luft-Züge", welches erstmals eine ernsthafte internationale und nationale Übersicht zur Entwicklung der Rohrpost aus technischer Sicht brachte.

Viele Bausteine dieser Arbeit flossen auch in meine Ausarbeitung mit ein, siehe dortiges "Quellenverzeichnis".

Das heutige Elend ist halt, dass auch die "Unterwelten" e. V. für die Rohrpostgeschichte ca. 80 Jahre zu spät aktiv wurden: Sehr viele Details fielen dem II. Weltkrieg zum Opfer, den Rest erledigte der Wiederaufbau.

"C'est la vie", wenn man einen Krieg beginnt.
 
Schmuggler Am: 01.12.2008 11:18:07 Gelesen: 1405272# 232 @  
Apropos der Ausarbeitung "Luft-Züge" von Herrn Arnold:

Erstmals wurden dort, gewissermassen als optischer Einstieg in das Thema, Bilder aus englischen Archiven aus der sehr frühen Entwicklungszeit zur Pneumatik gezeigt, denn bereits am 28.2.1861 wurden die bisherigen Erkenntnisse und Versuche in der Illustradet London News vom 28.2.1861 in ergänzender Textform veröffentlicht.

Vor kurzem konnte ich ein Einzelblatt aus der Illustrierten Zeitung (Nr. 949)vom 7.9.1861 erwerben, welche ohne Quellenangabe diesen Artikel sinngemäß wiederholt, nur die gezeigten Bilder wichen in der Gegenüberstellung mit dem englischen Original erstaunlich ab.

Wer die "Luft-Züge" im Regal stehen hat, möge mal die Bilder vergleichen:







Die deutsche, verkürzte Text-Darstellung zu dem Artikel liest sich wie folgt:

„Packetbeförderung durch Luftdruck.

Bei dem gesteigerten Verkehr der sich immer weiter ausbreitenden Weltstadt London sinnt man natürlich stets auf Mittel, jenen zu beschleunigen. So hat sich kürzlich daselbst eine Gesellschaft gebildet, die im Bereich der Stadt eine schnellere Brief- und Packetbeförderung herzustellen beabsichtigt. Als fortbewegende Kraft bedient sie sich – der Luft.

Der Leser wird sich erinnern, dass anfangs der vierziger Jahre viel von einer athmosphärischen Eisenbahn die Rede war, mit welcher zwischen Kingstown und Dalkey bei Dublin Versuche angestellt wurden. Ein Herr Clegg hatte den alten Erfahrungssatz, auf dem unsere gewöhnlichen Pumpen beruhen, auf die Eisenbahn anzuwenden versucht und nach dieser Idee mit den Brüdern Samuda jene Bahn hergestellt. (...)

Um sich von der Zweckmäßigkeit ihres Projects zu überzeugen, hat jene Gesellschaft an der Victoria-Eisenbahnbrücke zu Battersea vorläufig über der Erde eiserne Röhren in der Länge einer Viertelmeile in gerader und gekrümmter Linie gelegt, an deren Ende sich die Maschine befindet. Die Röhren zeigen einen Querschnitt etwa wie den eines Eisenbahntunnels, sind durch eine gewöhnliche, mit Blei vergossene Hohlfuge miteinander verbunden. (...)“.

Ich bin immer wieder fasziniert, wenn man mal auf solche "auf Gegenseitigkeit ausgetauschten Beiträge" (? = oder letztendlich nur abgeschrieben ?) stößt - und wie sie sich national letztendlich unterschiedlich nuanciert wiedergeben.

Zum heutigen Schluß mein derzeit lustigster adressierte Rohrpostbrief,



welcher den Empfänger ("Service first!") auch erreichte.
 
Schmuggler Am: 01.12.2008 15:26:15 Gelesen: 1405257# 233 @  
So allmählich trudeln bei den Empfänger die auf den letzten Auktionen erworbenen Käufe ein.

Warum diese erworbenen Lose für mich von Interesse sind, wird in Folge nicht nur gezeigt, sondern auch auch genannt, zumal die Lose ohne Abbildung waren und der Auktionssachbearbeiter bei der Beschreibung etwas zu ungenau war.

Bild 1:



6.10.1911: "Kartenbrief" gestrichen und als ein um 5 Pfennig unterfrankiert Rohrpostbrief nach Charlottenburg befördert und bestellt: KEINE Zutaxierung für fehlendes PORTO, wie z. B. nach Steglitz o.ä. in die Nachbar-Ortsgebiete, sondern "fehlende RohrpostGEBÜHR" - wie ich das so noch nie gesehen habe ... Lt. Rohrpost-Betriebsordnung hätte die Sendung eigentlich garnicht mit RP befördert werden sollen/können/dürfen ...

Bild 2:



Kartenformular im Druck C 153 aus dem Jahre 9/1925, blanko korrekt frankiert für die gültige Rohrpostgebühr (36 Pfennig) und mit rotem Zusatzdruck "Rohrpost" statt Postkarte.

Gültige Rohrpost-Ganzsachenkarten gab es zur damaligen Zeit nicht. Im Auftrag von Privat noch nicht. War das möglicherweise noch ein von der Post vorgefertigte Rohrpostkarte für den "beschleunigten Schalterverkauf"? - oder eine "von Privat" vorgefertigte Karte?

So oder so: Erst einmal festhalten, bis die aktuelle Forschung mich möglicherweise überholt. :-))

Und was haben SIE (mit oder ohne Fragen) kürzlich erwerben können?
 
Jürgen Witkowski Am: 01.12.2008 16:07:07 Gelesen: 1405247# 234 @  
@ Schmuggler [#233]

Bin schon da mit der neuesten Errungenschaft aus der letzten Harlos-Auktion:

Zunächst einmal haben wir eine "normale" Postkarte vor uns, die von Dresden an eine Opernsängerin Leona Ney gelaufen ist, die in Berlin im Hotel Viktoria residierte. Der Aufgabestempel von Dresden vom 06.02.1902 und der Bestellt-Stempel vom Berliner Postamt 64 vom 08.02.1902 stellen keine Besonderheit dar. Die Frankatur besteht aus einer MiNr. 55 zu 5 Pf., dem regulären Porto für eine Postkarte.

Kommen wir zum spannenderen Rohrpostteil der Angelegenheit:

Da die Adressangabe Berlin kein Postamt enthielt, landete sie anscheinend zunächst im Postamt NW 7. Das war wohl nicht das richtige Zustellpostamt. Nun kommt die Rohrpost ins Spiel, wie der violette Zusatzstempel "Zur Rohrpost!" vermuten lässt. Die handschriftliche Ergänzung NW 7 wurde mit Rotstift durchgestrichen und das große "C" als Leitvermerk dazu geschrieben. Neues Zielpostamt war das H.T.A.. Am H.T.A. erhielt die Karte einen blauen Ausgefertigt-Stempel vom 8. Feb. 7.43 Uhr und vermutlich auch mit Blaustift die handschriftliche Ergänzung "W" für das nun aktuelle Zielpostamt. Der rohrposttypische Botenstempel "63" zeugt von der erfolgreichen Zustellung.

Ich hoffe, den Beleg richtig interpretiert zu haben. Ansonsten bitte ich um entsprechende Korrekturvorschläge.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 

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