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Thema: Deutsches Reich: Bücher-Bestellzettel
juni-1848 Am: 09.06.2013 19:44:10 Gelesen: 14420# 1 @  
Als Sonderform der Drucksache waren ab dem 25.10.1871 BÜCHERZETTEL zulässig kraft Verordnung des Fürsten Reichskanzlers "No. 105. Bücher-Bestellzettel" in der Deutschen Reichs-Postverwaltung Nr. 42 vom 14.10.1871:

... Der Absatz XI. des § 14 des Regelements vom 11. December 1867 zu dem Gesetze über das Postwesen ... erhält den Zusatz: In den Bücher-Bestellzetteln nach der von der Postverwaltung vorgeschriebenen Form kann die Bezeichnung der bestellten Bücher, Zeitschriften Bilder und Musikalien handschriftlich erfolgen.

Unter der "No. 106. Ausführung der Verordnung über die Bücher-Bestellzettel."
wird per General-Verfügung des General-Postamts (Berlin) am 15.10.1871 bestimmt, die

... Verwendung der Bestellzettel auf Bücher, Zeitschriften .... kann vom 25. October ab erfolgen.:

Zulässig waren die Bücherzettel zunächst nur im Inneren Norddeutschen Verkehr, in Elsaß-Lothringen und zwischen beiden Gebieten. Die Ausweitung auf den Verkehr mit Baden, Bayer, Württemberg und dem Österr.-Ungar. Postgebiete blieb zunächst vorbehalten.

Die Beschaffung der Formulare oblag den Absendern. Um hier thunlichst Übereinstimmung zu gewährleisten, erhielten die Postanstalten, in denen sich Buch- oder Kunsthandlungen befanden, bis zum 25.10.1871 von ihren Ober-Postdirektionen je 1 Exemplar des Postamtsblattes zusammen mit 3 Modellzetteln, die am Schalter für etwaige Nachfragen vorrätig zu halten waren.

Für den Vordruck waren 4 Bedingungen zu befolgen

1. Format nicht kleiner als das Modell (4 3/4 x 3 1/4 Zoll) und nicht größer als eine Postanweisung oder Correspondenzkarte
2. Stärke des Papiers dem Modell entsprechend
3. Vorderseite NUR für die Adresse
4. Auf der Rückseite waren erlaubt: Handschriftliche Eintragung des Werkes etc. sowie Durchstreichen oder Unterstreichen des Vordrucktextes.

Diese Bedingungen führten schnell zu Rückfragen, die als Bescheidung "No 3. Bücher-Bestellzettel." bereits am 26. October im Amtsblatt veröffentlicht wurde:

- Der Vordruck konnte von den Absendern nach ihren Bedürfnissen eingerichtet werden, wenn nur im Allgemeinen die Anordnung entsprechend des Modellzettels beachtet wurde.

- Die handschriftliche Eintragung beschränkte sich auf die Bezeichnung des Werkes etc., zu der auch Notizen wie "Prachtausgabe", Preisangaben etc. gehörten.

- Auf der Rückseite durften (wie bei Drucksachen zu ermäßigtem Porto) zusätzlich Ort, Datum, Namen oder Firma des Absenders ebenfalls handschriftlich (statt gedruckt) angegeben werden.

Die Bestellzettel unterlagen dem Frankierungszwang mit einem Porto von 1/3 Silbergroschen bzw. 1 Kreuzer.

Soviel zur Einstimmung.

Und nun heißt es Augen auf, denn:

Laut ArGe Germania sind aus der NDP-Zeit Nov-Dez 1871 bisher keine 30 NDP-Bücherzettel bekannt geworden.

Außer Bücherzettel sind mir nur noch Musikalienzettel bekannt geworden - allerdings recht selten zu finden. Formulare mit den Bezeichnungen Zeitschriften- oder Bilder-Zettel sind mir bisher nicht bekannt.

Langer Rede kurzer Sinn - hier ein Bestellzettel mit Einzelfrankatur der 1/3 Groschen "Großer Brustschild" der Musikalienhandlung Adolph Brauer aus Dresden vom 27.12.1873.

...

Rückseitig finden wir Streichungen und Unterstreichungen sowie handschriftliche Notizen, weniger zur Beschreibung der bestellten Notenblätter, sondern vielmehr als Versandanweisungen:

Umgehend:, Wiederholt vom 1/12.73, Bitte sofort zu senden!

Wer kann Bücher- und Musikalienzettel mit anderen Frankaturen (NDP, kleiner + großer Brustschild, Krone/Adler, Germania) zeigen ?

Einen schönen Restsonntag noch...
 
juni-1848 Am: 04.12.2014 19:35:10 Gelesen: 13858# 2 @  
Tja liebe Musenfreunde,

ein halbes Jahr hat´s gedauert, bis mir die nächste Musikalien-Bestellkarte in die Hände fiel.



Ein schönes Exemplar vom 27.9.1888 der königlichen Bayerischen Hofmusikalienhandlung Wilhelm Schmid an die Musikalienhandlung Carl Paez in Berlin.

Bestellt wurden Noten des Komponisten Gustav Steffens (1842 - 1912) aus der Operette "Spottvögel". Über diese Operette konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen.

Wie in Beitrag [#1] beschrieben, zählen auch Musikalienzettel zu den Drucksachen, hier in der bayerischen Pfennigzeit der ersten Periode vom 1.1.1876 bis 31.3.1900 portorichtig mit 3 Pfennig frankiert.

Und die nächste "Musikalie" wird nicht wieder ein halbes Jahr auf sich warten lassen, versprochen!

Sammlergrüße, Werner
 
Jürgen Zalaszewski Am: 04.12.2014 21:49:47 Gelesen: 13823# 3 @  
Hallo zusammen,

mit Musikalienzettel kann ich nicht dienen, aber mit einem Bücher-Bestellzettel, mit dem Pastor Wittberg (?) aus Westheim (Westf) Missionsblätter bei der Vereinsbuchhandlung in Calw bestellte. Frankatur 3 Pfennig, Mi-Nr. 39, abgestempelt am 5.3.1885.



Beste Grüße
Jürgen
 
westfale1953 Am: 05.12.2014 15:02:56 Gelesen: 13783# 4 @  
Hallo, Werner,

dieser Bücherzettel (mit anhängender Antwortkarte) lief am 26.2.37 vom MARBURG (LAHN) nach LOUISVILLE / USA.



Leider ist die Antwortkarte nicht ausgefüllt, so dass ein echter Bedarf wahrscheinlich nicht nachgewiesen werden kann.

Bernhard
 
stampmix Am: 05.12.2014 18:20:39 Gelesen: 13757# 5 @  
@ westfale1953 [#4]

dieser Bücherzettel (mit anhängender Antwortkarte)

Hallo Bernhard,

interessantes Teil, bei dem ich mir folgende Frage stelle:

Ist es nicht eine normale (Auslands)-Postkarte mit Antwortteil, der innerhalb Deutschlands als Bücherzettel hätte zurückgesandt werden können?

In diesem Fall wäre 15 Rpf. zu frankieren gewesen. Ob die USA die Versandform Bücherzettel für die Antwortkarte gehabt hätten, müsste ein Amerika-Kenner beantworten können.

besten Gruss
stampmix
 
juni-1848 Am: 06.12.2014 10:47:03 Gelesen: 13715# 6 @  
@ westfale1953 [#4]
@ stampmix [#5]

Moin Ihr beiden,

bei der gezeigten Doppelkarte handelt es sich um eine ganz normale Drucksache (mit der zulässigen handschriftlichen Ergänzung) als Bewerbung einer Neuerscheinung. Für die Bestellung im Inland ist ein sogenannter Bücherzettel angebogen.

Hier wurde das Inlandsformular portorichtig mit 5 Pf als Drucksache ins Ausland frankiert. Die Rücksendung des Bestellzettels aus den USA wäre als Postkarte frankiert worden.

Die Bücherzettel-Bestimmungen - wie unter [#1] aufgeführt - galten nur für den Verkehr zwischen dort genannten Gebieten. Im Auslandsverkehr wurden derlei Formulare seltener als Drucksache, meist als Postkarte verwendet.

Bisher habe ich auch keine dem widersprechende Auslandsverwendung von Bücherzettel-Vordrucken gesehen.

Heute zeige ich einen Bücherzettel, der mit 3 Pf Ebert zwar ins Ausland gelaufen ist, jedoch galten seinerzeit nach Österreich weitestgehend Inlandsgebühren:



Absender dieses Bücherzettels ist das FUGGERHAUS Augsburg, Empfänger das Tiroler Volkskunst-Museum in Innsbruck.

Die vergünstigte (Inlands-)Gebühr von 3 Pf (statt 5 Pf) nach Österreich für Drucksachen in Kartenform galt vom 1.8.1927 bis 31.7.1933.

@ Jürgen Zalaszewski [#3]

Offensichtlich wurden diese Bestellkarten anders als z.B. Ansichtskarten meist aus minderwertigerem Papier hergestellt, sind also oft brüchig oder gebräunt. Nichts desto trotz halte ich auch solche Exemplare für sammelwürdig; sie wurden halt nicht für die Ewigkeit hergestellt.

Euch allen einen leuchtenden 2. Advent
Werner
 
BD Am: 06.12.2014 11:04:27 Gelesen: 13707# 7 @  
Hallo,

je ein Bücherzettel aus dem Reichspostgebiet und aus Bayern an die selbe Adresse in Paris. Jeweils frankiert mit 5 Pfennigen als Auslandsdrucksache, die schriftlichen Bücherbezeichnungen waren auf Bücherzetteln zum Drucksachentarif gestattet.

Beste Grüße Bernd


 
inflamicha Am: 26.01.2015 21:21:31 Gelesen: 13751# 8 @  
Guten Abend,

aus liegengebliebenen Feldpostkarten-Vordrucken fertigte die E. Morgensterns Buch- und Kunsthandlung Breslau die benötigten Bücherzettel. Einer davon wurde am 20.9.1923 (PP 18) nach Berlin-Halensee gesandt:



Bücherzettel wurden zum Drucksachentarif befördert, in der PP 18 waren das 50.000 Mark. Frankiert wurde portorichtig mit einer Mi-Nr. 275 a.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
Fips002 Am: 01.02.2015 17:24:01 Gelesen: 13503# 9 @  
Von mir ein Bücherzettel von der Verlagsbuchhandlung Moritz Schäfer, Leipzig. Der Verlag wurde am 12. April 1844 gegründet.

Die Zeitschrift Die Mühle wurde M. Schäfers Lieblingskind. Moritz Schäfer war Mitbegründer des sächsischen Mühlenverbandes. 1888 starb Moritz Schäfer. Der Verlag besteht heute noch als GmbH & Co. KG.



Gruß Dieter
 
muemmel Am: 01.02.2015 17:39:06 Gelesen: 13495# 10 @  
@ Fips002 [#9]

Hallo Dieter,

danke für die Vorstellung des Bücherzettels. Wenn Du ihn nun noch in die Belege-Datenbank stellst, würde uns das sehr erfreuen, denn Bücherzettel sind dort noch recht rar vertreten.

Grüßle
Harald
 
muemmel Am: 21.02.2015 22:25:08 Gelesen: 13337# 11 @  
Hallöle,

kürzlich war es mir vergönnt, einen Bücherzettel aus dem Dezember 1923 meiner Sammlung einzuverleiben:



Der Beleg wurde am 2.12.23 (einem Sonntag) von Stendal auf die Reise geschickt. Für Bücherzettel galt der Drucksachentarif, hier also mit drei Marken je 10 Milliarden = 3 Rentenpfennig, tarifrichtig frankiert.

Noch eine spannenden Sonntag
Harald
 
juni-1848 Am: 23.02.2015 19:08:14 Gelesen: 13287# 12 @  
@ muemmel [#11]

Ein Dezember-Bücherzettel! Klasse!

Heute zeige ich meinen ersten und einzigen Bücher-Zettel mit Barfreimachung der Infla-Zeit (PP 18: 20.9. bis 30.9.1923), ein Vordruck von Hermann Ferger aus Wiesbaden nach Stuttgart:
" ...M. ...Pf. Freigebühr \ s. Einn.-Nachw. in Wiesbaden.".



(Datenbank # 7474)

Der Zettel trägt das handschriftliche Datum und auch den Poststempel vom 20.9.23. Dennoch wurden statt des Portos von 50 Tsd M für die einfache Drucksache nur 30 Tsd M (Fernpostkarte der vorangegangenen PP 17 bis zum 19.9.23) erhoben.

Mit Sammlergruß
Werner
 
juni-1848 Am: 12.03.2015 00:09:02 Gelesen: 13164# 13 @  
@ BD [#7]

Moin zusammen,

Bücherzettel nach Paris findet man hie und da. Hingegen sind andere Auslandsdestinationen mehr als selten anzutreffen.

Hier ein Bücher-Bestell-Zettel (Bulletin de Commande de Librairie) vom 15.12.1904.

Dieser nach Paris voradressierte Vordruck der Buchhandlung Twietmeyer aus Leipzig ging umadressiert an die Druckerei Saillard nach Bar sur Seine (heute etwas mehr als 3.000 Einwohner, im Departement Aube südöstlich von Paris gelegen), frankiert als Auslandsdrucksache mit 5 Pf Germania, diese entwertet mit Bahnpost-Stumpfoval-Stempel "Magdeb.-Cöthen-Leipzig".

Rückseitig finden wir eine vorgedruckte Versandanweisung an einen Agenten namens Schulz, und wo sollte jener wohl anders wirken als in Paris.



Allen eine sonnige Restwoche
Werner
 
juni-1848 Am: 30.03.2015 02:47:10 Gelesen: 13048# 14 @  
Und da haben wir auch schon den nächsten Infla-Bücher-Zettel, diesmal aus der PP 18 (20.9. bis 30.9.1923):



(Datenbank # 7670)

Dieser Vordruck "Bücher-Zettel" stammt von Eckardts Nachf. A. Müller (Buch-, Kunst- u. Musikalienhandlung, Musikinstrumente u. Schreibmaterialien) aus Hildburghausen und wurde am 22.9.23 mit Mi. 280 (20 Tsd auf 12 M) und 285 (30 Tsd auf 200 M) nach Braunschweig gesendet.

Mit Sammlergruß in die neue Woche
Werner
 
Magdeburger Am: 24.04.2016 14:40:35 Gelesen: 11766# 15 @  
Liebe Sammelfreunde,

einen Bücher-Zettel habe in nun auch bekommen:



Am 07.06.1907 bestellte die Dessauer Hof – Buchhandlung einen Kommentar zum BGB bei den Lobl. Schweizerisches Vereinssortiment J.Schweitzer Verlag in OLTEN Schweiz. Da es sich um eine Drucksache handelt, reichten die frankierten 5 Pfennig aus.

Warum auch immer, vermutlich hatten sie die bestellte Ware nicht, wurde diese Karte nach München weitergesendet. Dazu wurde die Karte mit einer 5 Rappenmarke frankiert.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
10Parale Am: 27.04.2021 21:54:45 Gelesen: 3947# 16 @  
@ juni-1848 [#1]

Mit einem Bücherzettel kann ich nach 5 Jahren Pause auch noch dienen:

Wunderschöne Abstempelung in Buchholz in Sachsen am 24.8.1920. Albert Handreka erbittet umgehend "direkt per Kreuzband" "franko" und "gratis" 1 Angebot betreffs antiquarischer Jugendschriften. Mi 2 x 10 Pfennig freigemacht (Germania) lief der Brief nach Mulhouse in eine Buchhandlung, die große Korrespondenzen hervorbrachte.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 28.04.2021 21:04:35 Gelesen: 3897# 17 @  
Dieser Bücherzettel wurde mit einer 6 Pfennig Hindenburg waagrechter Aufdruck Elsaß (Michel Nr. 4) am 25.2.41 in Mühlhausen abgestempelt und erreichte mit einem privaten rückseitigen Eingangsstempel Berlin Charlottenburg 1 Tag später.

Liebe Grüße

10Parale


 
inflamicha Am: 17.05.2023 21:27:46 Gelesen: 1168# 18 @  
Guten Abend,

ein Bücherzettel nach Zürich:



Die Versand-Buchhandlung Willy Geissler in Berlin SW 29 verschickte diesen am 24.10.1923 (PP 21). Zum Ansatz kam das Drucksachenporto bis 50 g Gewicht, also 6 Millionen Mark. Der Absender frankierte mit Mi 309 APa und 316 AP.

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
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