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Thema: Definition des Begriffs 'Qualität' bei Briefmarken
Richard Am: 06.04.2008 14:29:23 Gelesen: 20504# 1 @  
Altsax hat gestern im BDPh Forum geschrieben. Besonders der vorletzte Absatz gefällt mir sehr gut. Hier seine Ausführungen:

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Wer den Versuch unternimmt, den Begriff "Qualität" in Bezug auf Briefmarken eindeutig zu definieren, wird scheitern.

Eine Problematik ist dadurch entstanden, daß ein Interesse daran besteht, Briefmarken als Handelsobjekte in "Klassen" einzuteilen, um auf diese Weise Vergleichbarkeit in Bezug auf die Preisbemessung herzustellen.

Das führt dann zwangsläufig zu Abgrenzungsproblemen beispielsweise zwischen "kurzen Zähnen", "üblicher Zähnung", "einwandfreier Zähnung" etc.

Über die Frage, ob Briefmarken mit Prüfzeichen noch "postfrisch" sein können, ließe sich promovieren.

Grundsätzlich ist ein "angemessener Preis" exakt der, auf den sich Käufer und Verkäufer einigen können. Dazu gehört, daß der Zustand des Kaufobjektes geklärt ist. Es müssen folglich die nicht mit bloßem Auge erkennbaren Eigenschaften ermittelt worden sein. Wenn Käufer und/oder Verkäufer dazu nicht selbst in der Lage sind, müssen sie sich auf einen neutralen Fachmann einigen. Üblicherweise wird das bei höherwertigen Briefmarken ein Verbandsprüfer sein, was aber natürlich nicht zwingend ist.

Die Einordnung in die üblichen Kategorien "Pracht", "Kabinett", "Luxus" ist dazu denkbar ungeeignet, weil erstens zu grob und zweitens individuellen Ansichten unterliegend.

Selbstverständlich gibt es auch oberhalb der Kategorie "einwandfrei" noch Qualitätsabstufungen, die sich auf die Wertschätzung des Objektes und damit auf den Preis auswirken.

Ich bin einmal auf Unverständnis bei Sammlerkollegen gestoßen, weil ich bereit war, für eine in jeder Hinsicht perfekte, gestempelte Sachsen Mi 4 über 200% des Michelwertes zu zahlen (eine "nur einwandfreie" ist auch für 10% des Michelwertes nahezu unverkäuflich). Ich habe mit dem Rat geantwortet, man möge doch in den eigenen Beständen nach einem gleichwertigen Exemplar suchen, ich sei bereit, diesen Preis für jedes Fundstück zu entrichten. Auf entsprechende Meldungen warte ich bis heute.

Man kann je nach Anspruch und Ausgabebereitschaft mit jeder Qualitätsstufe Freude haben. Wichtig ist lediglich, daß man sich über die jeweilige Beschaffenheit und deren Marktwert im Klaren ist.
 
Georgius Am: 06.04.2008 16:52:52 Gelesen: 20491# 2 @  
@ Richard [#11]

Hallo Richard,

mir gefällt die Beurteilung des Qualitätsbegriffes durch den Verfasser wirklich gut. Er trifft den Nerv der Sache.

In Norddeutschland sagt man dazu zwar auf plattdeutsch: "Wat den en sin Ul, is den annern sin Nachtigall !"

Schöne Grüße zum Sonntag
Georgius
 
Günther Am: 28.03.2010 12:20:23 Gelesen: 19736# 3 @  
Ich bin auf die Diskussion „Definition des Begriffs Qualität bei Briefmarken“ gestoßen und frage mich, ob diese EINE Antwort die Einstellung aller Teilnehmer des Forums widerspiegelt.

Richard hat in seinem konzentrierten „Aufmacher“ schon unheimlich viel Wissen um dieses Thema verpackt. Die einzige Antwort war, jeder soll sammeln was er will.

Ich denke, das war gar nicht die Frage, das wurde sogar ausdrücklich bestätigt.

In einer ganzen Reihe von sonstigen Diskussionen wird jedoch immer wieder vom „Wert“ des Gesammelten gesprochen. Das sind, so meine ich, Sammler, die erst mal von ihrem Hobby, wie alle anderen auch, begeistert sind, die jedoch etwas mehr erwarten. Sie sammeln auch, weil sie eine positive Wertentwicklung nicht unbedingt ausschließen wollen. Sie wollen nicht wertloses teuer einkaufen, nicht Opfer billiger Geschäftemacherei werden, suchen einfach Wege.

Ein Mineraloge schippt in seine Sammelvitrinen kaum eimerweise Steine aus seinem Vorgarten, Münzsammler haben klare Qualitätsbeschreibungen und -unterschiede und Sammler von Oldtimern haben sicher keine durchrostete 51er VWs in ihren Remisen stehen.

Qualität ist meiner Meinung nach das Geheimnis allen erfolgreichen Sammelns. Nur, wie definiert man beim Briefmarkensammeln „Qualität“? Gibt es eine grundsätzliche Qualitätsbasis, auf der dann alles Sammeln aufbaut?

Ich behaupte einfach mal, daß Neuheiten-Abonnements zu 99 % Verlustgeschäfte sind. Standardmarken der vergangenen 55 Jahre sind heute bis zu 95 % unter ihrem ehemaligen Postpreis zu bekommen (x-fach höheres Angebot als Nachfrage), für noch gültige erhält man 90 bis 95 %, daß unprüfbar gestempelte Briefmarken wertloser Massenschrott sind und alle Produkte, die speziell für Sammler hergestellt werden (FDC, ETB, Jahrbücher usw.) nie einen Verkaufswert erreichen werden. Katalogpreise sind „HändlerVERkaufspreise“, wären dort „HändlerEINkaufspreise“ vermerkt, würde man überwiegend € 0,00 lesen können.

Gründe für das alles? Es fehlen einfach(ste) Qualitätsmerkmale!

Nachdem ich gerade die aktuelle Diskussion „Dänemark“ gelesen habe, möchte ich lieber noch einmal darauf hinweisen, daß ich nur die anspreche, die sich Gedanken um diese Thema machen (wollen). Ansonsten gilt wirklich: jeder soll so sammeln wie er es für richtig hält. Keine Kritik, nur der egoistische Versuch, selbst einen guten Weg zu gehen.

Ich wünsche einen schönen Restsonntag

Günther
 
Jahnnusch Am: 28.03.2010 14:19:28 Gelesen: 19721# 4 @  
Hallo Günter,

wir schauen uns jetzt einen Diavortrag über China an den der Rhönklub veranstaltet. Und dann werden wieder Briefmarken sortiert. Von 10 Stück wird die Beste mit schönem Rundstempel, ob noch alle Zacken dran sind und ob sie auch von hinten sauber sind, gesammelt. Der Rest wird in 100 Bündel gewickelt und brachte früher mal 1 - 2 Mark (Paketemacher) heute auch unverkäuflich. Nur damit einem die Zeit nicht langweilig wird. zicke zacke - ist das nicht ein schöner Briefmarkensammlergruß ?

Jürgen
 
wiener Am: 28.03.2010 14:48:34 Gelesen: 19710# 5 @  
@ Günther [#13]

Hallo zusammen,

ich bin auf dieses Thema eher zufällig gestoßen, ist doch sehr interessant ! Die Qualitätsmerkmale sind ein riesiges Gebiet und die Meinungen sind vielfältig. Ich verweise auf die Tatsache das der "österr. Prüferpapst" Dr. Ferchenbauer einen ganzen Vortrag zum Thema Klassik und postfrisch gehalten hat !

Wie schon Richard ausführt kommen zu allen objektiven Kriterien wie z.B.Zähnung, Stempelabschlag etc. noch die Tatsache hinzu um was es sich konkret handelt. Eine Marke welche es echt gestempelt so gut wie nie gibt muß ich, nur als Beispiel, anders bewerten wie eine Standartware wo ich unter 100 die Schönste wähle.

So komme ich am Ende auch wieder dort hin: Je mehr man an Fachwissen hat, umso eher die richtige Einschätzung, sonst eben jeder wie er will !

Grüße
wiener
 
Lars Boettger Am: 28.03.2010 18:37:57 Gelesen: 19677# 6 @  
@ Günther [#13]

Hallo Günther,

in den USA wird das Thema Qualität fast wissenschaftlich behandelt (Stichwort "Grading"). Informationen dazu erhälst Du auf den Seite der Professional Stamp Experts und der Philatelic Foundation. Qualitätsbegriffe werden auch im Michel und in anderen Handbüchern festgelegt (hat nur wieder keiner gelesen. =)

Ich sehe eher ein anderes Problem: Wer von uns kann sich einen kompromisslosen Qualitätsbegriff leisten? Wenn ich nicht beliebig viel Geld habe, dann muss ich - insbesondere wenn ich Stempelsammler und/oder Postgeschichtler bin (bitte keinen Streit um die Definition) oft ein Auge zudrücken. Wenn nur eine handvoll Stempelabschläge bekannt sind, ist mir die Markenqualität egal. Wenn es sehr seltene und teure Marken sind, die ich zur Vervollständigung benötige, dann bin ich bereit, Abstriche zu machen.

Das heisst nicht, dass ich die Markenqualität ignoriere. Schlechtere Stücke werden konsequent ausgetauscht. Aber bei Unikaten bzw. Raritäten wird es halt schwierig. Oder ich lasse zu, dass meine Sammlung nicht vollständig ist - und als Aussteller kann ich so was nicht akzeptieren.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
10Parale Am: 25.01.2015 14:12:26 Gelesen: 16207# 7 @  
@ Richard [#11]

ist dieses Thema tatsächlich schon ausdiskutiert?

Unten abgebildete Briefmarken (United States / Issue of 1861-1866, perforated 12, Printed by the National Bank Note Co.) sehen übel aus, keine Frage. Sie zeigen Thomas Jefferson, George Washington und Abraham Lincoln.

Hintergrund dieser Marken ist der tobende amerikanische Bürgerkrieg, der von 1861 - 1865 dauerte und mit der Niederlage des Südens endete.

Mangels Münzen wurden diese Marken auch teilweise als Wechselgeld eingesetzt. Abraham Lincoln war Präsident in jenen Jahren, er wollte die Sklaverei abschaffen und eine Spaltung der Staaten verhindern, die wirtschaftlichen Interessen des Südens standen dem jedoch entgegen. 600.000 Soldaten verloren ihr Leben.

Nun erhalten meiner Ansicht nach diese Marken durch diese Ereignisse historische Qualität, deshalb werde ich sie vor der Schrottpresse bewahren, auch wenn sie sich mit einem "kompromisslosen Qualitätsbegriff (#6)" nicht messen können.

Ich habe großes Verständnis für Qualitätsmerkmale und deren strenge Einhaltung zur Klassifizierung und Preisfindung. Wir haben alle nicht beliebig viel Geld (wir sind alle nicht EZB und können kein Geld drucken - das ist strafbar), wie Lars Boettger sehr gut ausführt. Ich bin froh, wenn ich diese Briefmarken zeigen kann, um die historische Authentizität als ein Mittel zu nutzen, Geschichte lebendig weiterzugeben.

Den Wert kann ich vernachlässigen. Philatelie ist nicht immer "Geldanlage" in Zeiten niedrigster Zinsen.

Liebe Grüße

10Parale


 
Holzinger Am: 25.01.2015 14:54:08 Gelesen: 16187# 8 @  
@ 10Parale [#17]

Genau, so sehe ich das auch.

Noch ein Gedanke dazu:

Wenn einige Sammler der Meinung sind das derartige Erhaltungszustände nicht sammelwürdig sind - ihre Meinung. Ich gebe aber zu bedenken, das jede im Papierkorb gelandete Marke unwiderruflich weg ist. Jeder, der in den Kinderjahren angefangen hat zu sammeln, wollte doch eine möglichst "alte" oder besonders "schöne Marke mit Motiv" haben. Alles andere hat sich doch erst im Laufe der Jahre/des "Sammlerlebens" entwickelt.

Leider fehlt in unserem Hobby diese breite/untere Basis fast völlig. Sollte sich da noch einmal etwas ergeben, dann ist das billige Material weg. :-(

Für Farbvergleiche usw. ist der Zustand eigentlich auch unerheblich. Gerade bei solch alten Marken der USA macht es Spaß nach Abweichungen in Druck und Farbe zu suchen. Nicht alles steht im Michel. :-)

Ich habe auch noch Marken mit schlechterem Zustand im Bestand.

In den unterschiedlichen Ländern - und auch Zeiten! - gibt es unterschiedliche Proritäten:

Sauber zentrierter Druck / sauber gezähnt / sauber voll gestempelt / nur Viertelstempel / ... usw. Und jede dieser Richtungen hat andere Ansprüche an die Qualität. Nur wer auf den "Geldwert" schaut, hätte gerne alles - muß sich dies aber auch leisten können !
 
Heinz 7 Am: 25.01.2015 15:20:11 Gelesen: 16165# 9 @  
@ 10Parale [#17]

Hallo 10 Parale,

die Qualitätsfrage ist für die Preisfindung sehr wichtig! Marken mit Mängel erfahren in der Regel starke Preisabschläge. Bei Marken/Belegen/Stempeln ohne besonderen Wert ist dann eine Marke/Beleg/Stempel mit Mängeln in der Regel wertlos (Verkaufswert aus der Sicht des Besitzers: Null).

Natürlich sieht für den Sammler das ganz anders aus. Viele beschädigte Marken geben uns beim Studium der Ausgabe wertvolle Hinweise, denn beschädigte Marken haben einen grossen Vorteil; sie sind in der Regel echt! Papier, Wasserzeichen, Druckbesonderheiten, Farbnuancen können so gut studiert werden. Der zweite Vorteil ist: Sie sind in der Regel sehr preisgünstig zu bekommen.

Da liegt dann aber auch das Problem. Viele Marken/Belege/Stempel sind zwar selten und haben einen hohen Katalogwert. Werden sie mit Mängel angeboten, sind sie oft sehr "billig" und viele Sammler meinen dann, sie hätten jetzt ein "Schnäppchen" gemacht (sie "rechnen sich reich"). Das ist aber ein grosser Trugschluss. Marken mit Mängeln habe oft einen Verkaufswert von nahe oder gleich Null.

Darum: falls man wirklich eine hochpreisige Marke/Beleg/Stempel will, soll man grundsätzlich die qualitativ beste nehmen, die man bekommen kann. Auch wenn das "teuer" aussieht - meist haben GENAU DIESE "teuren" Marke/Beleg/Stempel dann nachhaltig einen Wert, der sich bei einem späteren Verkauf sogar wieder realisieren lässt, zumindest zum Teil.

Die Preisfindung ist etwas vom Schwierigsten für uns Philatelisten. Aber es ist auch spannend.

Heinz
 
Vernian Am: 25.01.2015 15:45:07 Gelesen: 16149# 10 @  
Wie schon ausgeführt:

Zum einen ist eine gewisse Definitionsbreite über "Qualität" nötig. Zum anderen muß jeder für sich selber definieren WAS er in seine Sammlung aufnimmt oder wie viel er bereit ist für etwas zu zahlen. Letztlich hängen diese beiden Kriterien davon ab, in welchen Mengen etwas verfügbar ist. Jede in breiter Masse erhältliche Marke sollte natürlich höchsten Ansprüchen an die Qualität genügen um gekauft oder / und in eine Sammlung aufgenommen zu werden. Je schwieriger es jedoch wird eine bestimmte Marke / Stempelung / ... überhaupt zu finden, je seltener also nach bestimmten Kriterien etwas ist, desto höher sollte die Bereitschaft sein dann auch Abstriche bei Qualitätskriterien (und Preis) zu sein.

Während ich im Allgemeinen mich bemühe nur "beste Qualität" in meine Sammlungen aufzunehmen, bin ich in gezwungen bei einem meiner Sammelgebiete einfach Abstriche zu machen. So manche Marke ist in diesem Sammelgebiet so selten zu finden, daß jegliche Erhaltungsform akzeptiert ist, bei anderen gibt es einfach "übliche" Erhaltungszustände, die in anderen Sammelgebieten als "Knochen" in die Tonne wandern würden.

Und im Laufe der Jahre habe ich so einige Marken meines Gebietes gefunden, die noch nicht einmal im Katalog erfasst sind, also a priori von deren Existenz noch nicht einmal etwas bekannt war, und welche somit (fast) schon Unikate sind, zumindest so lange bis eine gleiche Marke auftaucht. Was in einigen, aber nicht allen Fällen tatsächlich irgendwann der Fall war. Entspricht nun aber ein solches Unikat in seiner Erhaltung nicht irgendwelchen sonst üblichen Qualitätsansprüchen und würde ich es daher entsorgen, dann würde ich ein Zeitdokument spurlos beseitigen... Sobald ein gleiches, aber besser erhaltenes Stück auftaucht, wäre das möglicherweise eine Überlegung, falls man dem nun nicht mehr Unikat im schlechteren Zustand nicht einen besonderen monetären Wert beimisst oder wüsste, das andere Sammler daran Interesse haben könnten.

Qualitätskriterien zu definieren ist eine Sache. Die Art und Weise der Anwendung dieser Kriterien darf aber nicht über einem dokumentarischen Wert gestellt werden. Wäre dem so, dann würde die rote British Guyana und auch so manch andere Rarität nicht mehr existieren, weil sie schon lange wegen Qualitätsmängeln entsorgt worden wären.

Vernian
 
nagel.d Am: 09.04.2020 15:51:18 Gelesen: 9531# 11 @  
Ich hab da ein Problem....

...mit dem Einsortieren von Marken, da ich nicht weiß, in welches Land sie gehören. Details siehe Foto.


 
22028 Am: 09.04.2020 16:16:06 Gelesen: 9499# 12 @  
Mit besseren Bildern wäre es einfacher.

Links oben, die ersten beiden Marken dürften Saudi Arabien sein, dann zwei von Libyen, die Marken 5 und 6 steht doch auch Kingdom of Libya.

Liks unten steht klar Liban (Libonon), das Paar daneben ist Saudi Arabien.
 
nagel.d Am: 09.04.2020 16:19:21 Gelesen: 9491# 13 @  
Danke mal werde dann dort mein Glück suchen und finden, stand im ersten Moment auf dem Feuerwehrschlauch.
 
franzi2005 Am: 09.04.2020 23:37:14 Gelesen: 9354# 14 @  
Unten links ist Michel - Nr. 1153 aus Jahr 1972.

Gruß
Horst
 
rosteins69 Am: 10.04.2020 01:40:24 Gelesen: 9321# 15 @  
Sorry - aber mindestens zwei der Marken solltest Du in den Papierkorb "einsortieren". Ich sammle noch nicht so lange und bin immer wieder erstaunt, wie niedrig das Qualitätsbewusstsein bei vielen Sammlern war/ist. Von den meisten "Alle Welt-Sammlungen", die ich bei eBay erwerbe, schmeiße ich gut ein Drittel weg, um den Müll künftigen Sammlern nicht mehr zuzumuten. Das berühmte Drittel kommt bei den von Dir gezeigten Marken auch wieder gut hin. Jeder wie er will. Aber wenn ich mir vorstelle, dass der Dreck ja immer wieder im Markt landet, ist das auch nicht schön.
 
Rore Am: 10.04.2020 03:14:50 Gelesen: 9303# 16 @  
Schön gesagt.
 
Henry Am: 10.04.2020 11:50:04 Gelesen: 9204# 17 @  
@ rosteins69 [#15]

Wer von Qualitätsbewusstsein spricht, hat immer auch den Wertgedanken im Hinterkopf. Das ist auch das gute Recht eines jeden Sammlers, aber nicht jeder muss den haben. Sammeln als Hobby kann ja auch noch andere Hintergründe haben. Aber auch ein Qualitätssammler würde sich nichts abbrechen, sogenannte "Müll-Marken" als Platzhalter in seine Sammlung zu integrieren (mit entsprechender Kennzeichnung selbstverständlich), solange ihm das Stück in der gewünschten Qualität fehlt. Findet er das, steht einer Auswechslung ja nichts entgegen. Zumindest hat der Sammler dann aber bildlich vor Augen, welche Marken er noch suchen muss. Und solange dieser Zweck noch erfüllt werden kann, muss man ja nicht von "Dreck" sprechen.

Mit österlichen Phila-Grüßen
Henry
 
nagel.d Am: 10.04.2020 11:58:24 Gelesen: 9194# 18 @  
@ rosteins69 [#15]

Henry hat vollkommen recht und wer sagt, dass ich von den Marken nicht 3 Dutzend da liegen habe? Es geht rein um die Frage, welches Land und wo ich einzusortieren habe, nicht darum wie die Qualität ist. Und das Foto zeigt halt leider nur eine der jeweiligen Marken, die ich nicht einsortieren konnte.
 
sino983 Am: 10.04.2020 13:13:41 Gelesen: 9147# 19 @  
Genau so mache ich es auch. Bei den beschädigten Marken mache ich entsprechenden Vermerk zwecks Austausch.

Zu den Marken:

rechts oben: Libyen - König Idris as-Senussi (1890-1983), Mi.-Nr. 41
2. von rechts oben: Libyen - Staatswappen, könnte die Mi.-Nr. 99 sein

Gruß
Norbert
 
Lars Boettger Am: 10.04.2020 13:40:56 Gelesen: 9129# 20 @  
@ Henry [#17]

Wer von Qualitätsbewusstsein spricht, hat immer auch den Wertgedanken im Hinterkopf.

Hallo Henry,

für mich sind das unterschiedliche Dinge. Wir sind uns alle darüber im klaren, dass man heute mit Briefmarkensammeln keinen Blumentopf gewinnt. Aber es ist m.E. ein Unterschied, ob man gut erhaltene und sauber gestempelte (sauber gestempelt: zentrischer Rundstempel) Marken bevorzugt oder hier keine (um diesen Begriff auch mal philatelistisch zu gebrauchen) Triage vornimmt.

Jeder kann das sammeln, was er will. Aber der Unterschied - und das zieht sich durch alle Bereiche, von der Jugendsammlung bis zum Exponat - ob die Marken gut erhalten, sauber gestempelt und ordentlich einsortiert bzw. aufgezogen sind oder wie Kraut- und Rüben durcheinanderfliegen, ist für mich immer eine Frage der Selbstdisziplin. Die Entscheidung, etwas wegzuwerfen, lässt einem Philatelisten das Herz bluten. Aber ab und zu ist es m.E. notwendig. Die Sammlung wächst vielleicht langsamer, aber das Betrachten macht mehr Spaß.

Irgendwann kommt jeder von uns an den Punkt, wo er versucht ist, für wenig Geld eine teure Marke zu kaufen. Wenn es auch schwer fällt - ich würde das lassen. Entweder man bekommt eine Fälschung oder einen Knochen. Da ist der leere Platz inklusive "horror vacui" ehrenvoller, als ein Knochen oder eine Fälschung oder falsch gestempelte Marke.

Beste Grüße!

Lars
 
hajo22 Am: 10.04.2020 13:47:18 Gelesen: 9125# 21 @  
@ Lars Boettger [#20]

Ich habe mir auch die Devise von John Boker zu eigen gemacht: "The best or nothing!"

Viele Grüße nach Luxemburg,
hajo22
 
22028 Am: 10.04.2020 14:12:18 Gelesen: 9098# 22 @  
Jede Vernichtung / Entsorgung von kaputten Marken, auch genannt Knochen, insbesondere bei Massenware, verringert doch das Vorhandsein des Materials und sorgt damit für eine, wenn auch geringe Verfügbarkeit, ergo die Sachen werden seltener. ;-)

Eine kaputte/repartierte Mauritius Post Office kann man ja ins Album stecken, aber kaputte Massenware? Da kriegen die Alben ja Krebs! ;-)
 
Quincy Am: 10.04.2020 14:22:18 Gelesen: 9087# 23 @  
Qualtität: Bei Stempeln gibt es keine Null und Eins

Ich gebe zu bedenken, dass es gerade beim Gestempelt-Sammeln keine Null-und-Eins-Qualitätsunterscheidungen gibt. Als Lückenfüller kann man schon einmal mit einer schlechteren Abstempelung (wohlgemerkt keiner Fälschung) anfangen. Wenn dann eines Tages etwas besser Gestempeltes vorbei kommt: Austauschen oder gegebenenfalls dazustecken, denn was heißt schon "besser gestempelt"? Sauber gestempelt? Vollständig und lesbar? Seltener Stempel (z.B. einer kleinen Gemeinde)?

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Deshalb befinden sich in meiner Sammlung oft mehrere gestempelte Marken einer Nummer, wobei man streiten könnte, welches nun der bessere Stempel sei.

Viele Grüße
Quincy
 
chuck193 Am: 10.04.2020 17:46:37 Gelesen: 9025# 24 @  
@ Quincy [#23]

Hallo Quincy,

gut gestempelte Post von Deutschland nach Canada, da muss man aber lange drauf warten. So etwas kommt sehr selten. Oft sind die Marken auch beschädigt.

Schöne Ostern,
Chuck
 
Winni451 Am: 13.12.2020 14:32:52 Gelesen: 7405# 25 @  
Hallo zusammen

Wie unten beschrieben denke ich, dass jeder hier seine genaue Vorstellung von Qualität haben darf und äußern soll. Mit meinem Beitrag hier will ich zum einen eine Anregung geben, zum zweiten meine Prinzipien dazu nennen.

Ich denke wir können in die Lebensmittelindustrie schauen wenn wir das Thema Qualität diskutieren und aus dortiger Handhabung lernen. Dort hat sich (wenn das auch sicher nicht jeder zugeben mag) eine meineserachtens wichtige Differenzierung ergeben:

1. Lebensmittelsicherheit: gesetzlich geregelte Grundlage: Lebensmittel müssen sicher sein (das ist bei Briefmarken relativ einfach....).
2. Qualität, das ist genau genommen: Einhalten der Spezifikation = zugesicherte Eigenschaften müssen auch geliefert werden.
3. "food fraud": Betrug muss verhindert werden.

Für Briefmarken ist 2 und 3 meines Erachtens in der Diskussion zu trennen, wenn es auch große Überschneidungen gibt.

Qualität ist: "das was der Kunde will". Aus meiner Erfahrung heraus können das Werte einer Eigenschaft sein, die direkt gegensätzlich sind. Kunde 1 will die hohe Erhitzung explizit (je heißer und länger desto besser), der Kunde 2 diskutiert jeden Grad Temperatur und jede Sekunde der Erhitzung und will diese reduzieren. Wir werden nie sagen, die eine Qualität wäre besser als die andere.

-> Meines Erachtens gilt: auf Qualität muss man sich einigen, inklusive auf die Bewertung der Qualität. (das muss nicht zwingend global sein, es reicht auch für jeden Einkauf aufs neue)
-> Es gilt meines Erachtens zudem: eine Beschreibung der Qualität ist zuerst mal neutral!

Ein definierter Sprachgebrauch ist hilfreich, kann aber wenn er zu differenziert wird das Ganze wieder unüberschaubar machen (wer kennt z.B. den Unterschied von Kabinett und Qualität und Auslese? Das ergibt sich nicht mehr von selber und obwohl ich in einem Weinbaugebiet lebe, vergesse ich das immer wieder weil es mich nur am Rande berührt).

Das Produkt hat bestimmte Eigenschaften die es zu beschreiben gilt, dabei sind täuschende Formulierungen oder Unwahrheiten nicht richtig. Wertende Worte sind ebenfalls nicht hilfreich. Andererseits muss man auch als Gegenseite die Kirche im Dorf lassen, nicht jede Formulierung die ich für missverständlich oder wertend halte, ist es aus Sicht des Anderen wirklich. Insbesondere die Experten hier im Forum deren fachliche Kompetenz von mir nicht in Frage gestellt wird, müssen da aufpassen wie sie mit ahnungslosen Laien sprechen (das gelingt sicherlich meist ganz gut, zumindest ist das meine Erfahrung mit Euch). Dies sehe ich auch in anderen Fachgebieten. Jemandem eine BImSchV zu erklären, der sich noch nie um Immissionsrecht gekümmert hat und auch sonst kaum mit Recht zu tun hatte, ist einfach was anderes, wie diese mit einem Juristen zu diskutieren der an der Verordnung mitgeschrieben hat, oder mit einem Ingenier der sich mit dieser in Zusammenhang mit realen Anlagen seit Jahren auseinandersetzt. Auch hier gilt aber auch, wenn ich keine Ahnung habe, sollte ich vorsichtig mit den Begrifflichkeiten sein.
Erst wenn die Eigenschaften beschrieben sind, kann man die Qualität bewerten. Und genau hier kommt spätestens zum Tragen, das Qualität ist und bleibt, was der Kunde will. Beispiele gibt es zu Hauf in diesem Forum!

Meine Schlussfolgerung:
1. wir werden gut fahren, wenn wir keine wertenden Aussagen treffen, sondern uns mit wertneutraler Beschreibung von Eigenschaften versuchen.
2. wir werden gut fahren, wenn wir wertende Aussagen oder vermeintlich falsches nicht persönlich nehmen und sehr vorsichtig bleiben mit Vorwürfen.
3. wir sollten unsere (egoistische) Definition von Qualität benennen und klarstellen wie wir diese bewerten.
4. wir sollten die Definition der anderen zur Kentnis nehmen und aktzeptieren. Ich habe kein Problem damit Dinge die andere Schrott nennen zu sammeln, ich nehme aber zur Kenntnis, wie das die anderen sehen.
5. wir sollten damit leben, dass wir Fehleinschätzungen unterliegen könnten, wenn sich die blaue Mauritius als Altpapier herausstellt, dann ist das eben so.

Und: nein ich habe den Preis nicht vergessen, der ist das 4. Thema, das bei Briefmarken wie auch bei Lebensmitteln nochmal eine ganz eigene Forschungsrichtung ist. Dazu gibt es aber bereits diverse andere Diskussionen, damit fange ich nicht an.

Grüße
Winfried

PS:
Ich habe mein Sammelgebiet unter Berücksichtigung meiner Möglichkeiten und Vorlieben definiert. Dabei ist Schrott, Kartonphila, Vignetten und Fälschungen explizit einbezogen, sofern es offen und ehrlich deklariert ist. (Ups, habe ich da grade wertende Beschreibungen gewählt?). Genauso gut hätte ich beschließen können Lücken den Vorzug zu geben und nur die Marken zu sammeln die ganz streng meinen höchsten Ansprüchen entsprechen. Ich habe mich entschieden Spass an der Masse zu haben (achtung: da ist eine Formulierung auf die ich sehr viel Wert lege: "ich habe mich entschieden..."). Daraus folgen Konsequenzen die ich entweder mittrage oder aufgrund derer ich meine Definition ändere.
 
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