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Thema: Ungarn: Gummierung bei Marken mit Gefälligkeitsabstempelung
Göttinger Am: 26.08.2013 16:49:07 Gelesen: 6607# 1 @  
Hallo,

mir ist aufgefallen, dass die meisten "auf dem Markt" befindlichen gestempelten Ungarnmarken mit Gefälligkeitsstempeln versehen sind. Dabei scheint es 2 Arten bezüglich der rückseitigen Gummierung zu geben:

1. sehr unauffällige weisse Gummierung die eigentlich fast keine ist, nur sehr matt glänzend. Ich habe noch nicht versucht, so eine Marke einmal anzufeuchten und aufzukleben.

2. Etwas gelbliche, "kräftige" Gummierung, glänzend. Marken damit sind nicht ganz glatt, sondern etwas gebogen. Kennt man von gummierten postfrischen Marken aus den 50er und 60er Jahren.

Meine Fragen: Sind die Marken "Typ 2" welche, die eigentlich für den Postverkehr vorgesehen waren und nur versehentlich einen Gefälligkeitsstempel abbekommen haben, und diejenigen von "Typ 1" welche, die für die Abstempelung und den Verkauf ins Ausland extra hergestellt worden sind? Oder ist es nur Zufall? Ich habe von einigen Marken beide Varianten. Macht man bei der Bewertung dieser Varianten Unterschiede?

Ist dies vielleicht auch anderen Leuten schon aufgefallen?

Viele Grüße

Göttinger
 
drmoeller_neuss Am: 26.08.2013 17:42:20 Gelesen: 6590# 2 @  
In der VR Ungarn wurde das Papier für gefälligkeitsgestempelte Marken für den Export gleich ohne Gummi geliefert. Schliesslich hat man im Sozialismus Rohstoffe gespart, wo man konnte. Auch aus Rumänien und der Sowjetunion blieben Bögen für eine Gefälligkeitsstempelung häufig ungummiert.

In der VR Polen, der CSSR und der DDR sind aber auch alle gefälligkeitsgestempelten Marken gummiert. Die einzige Ausnahme in der DDR waren die Ausgaben zum Fünfjahresplan sowie einige Dienstmarken, die auf ungummiertem Papier gedruckt und mit Klischee-(Gefälligkeits)-Stempel versehen wurden.

Du kannst an Deinen Ungarn-Marken ruhig lecken, sie werden von der Unterlage mangels Gummierung abfallen. :-)

Zur Bewertung: Gefälligkeitsentwertungen werten deutlich weniger. Echt gestempelt sind die Marken aus dem Ostblock zum Teil recht selten.
 
Göttinger Am: 26.08.2013 18:16:30 Gelesen: 6578# 3 @  
"Du kannst an Deinen Ungarn-Marken ruhig lecken, sie werden von der Unterlage mangels Gummierung abfallen. :-)"

Das glaube ich auch!

"Zur Bewertung: Gefälligkeitsentwertungen werten deutlich weniger."

Das ist mir schon klar. Meine Frage ist, ob Gefälligkeitsgestempelte Marken mit Originalgummi noch anders bewertet werden als die offensichtlich für den Export bestimmten Marken ganz ohne Gummi.

Gruß Göttinger
 
jmh67 Am: 27.08.2013 09:50:57 Gelesen: 6526# 4 @  
Zur Bewertung kann ich nichts sagen (die CTOs sind meistens ohnehin billig zu haben), aber zu den Gummiarten: Ende der 1960er wurde in mehreren Ländern vom gelblichen, glänzenden, leichtlöslichen Dextringummi (dein Typ 2) auf den weißen, matten und schwerer löslichen Latexgummi (der manchmal auch schwer zum Kleben zu bewegen war, aber wenn er klebte, dann "wie Ast") umgestellt. Ich kann mich noch an Beipackzettel aus Motivzusammenstellungen (viele bunte Marken auf einem gummierten Blatt Papier) erinnern, auf denen auf diese Änderung hingewiesen wurde.

Jan-Martin
 
drmoeller_neuss Am: 27.08.2013 13:51:14 Gelesen: 6500# 5 @  
Bei den Gummierungen kann man zwischen Naturprodukten und künstlichen Produkten unterscheiden. Früher wurden die Marken meistens mit glänzendem Gummi arabicum versehen. Gummi arabicum wird aus einer bestimmten Akazienart gewonnen, die in der afrikanischen Sahelzone wächst und ist chemisch gesehen ein Mehrfachzucker. Der Grossteil der Weltproduktion kommt aus dem Sudan. Dextrin wird aus Stärke gewonnen und ist dem Gummi arabicum ähnlich.

Diese Gummierungen sind sehr gut wasserlöslich und wurden in der DDR bis etwa 1970, in der BRD bis in die neunziger Jahre verwendet. Ein weiteres Naturprodukt sind tierische Leime, die aus Knochen oder Haut gewonnen werden. Hauptbestandteil ist Glutin, ein Eiweiss. Nachteilig ist die hohe Festigkeit des Leimes, der die Festigkeit von Papier übersteigen kann. Sammler können bei Hannover-, alten ungarischen, österreichischen oder rumänischen Marken ein Lied davon singen, sie lassen sich häufig nur durch tagelanges Wässern ablösen.

Zu den Kunstprodukten: Polyvinylalkohol (PVA) sieht matt aus und ist ebenfalls ein wasserlösliches Polymer und wurde in der DDR ab den siebziger Jahren verwendet. Lediglich bei Lieferschwierigkeiten wurde auf das altbewährte Dextrin zurückgegriffen. Lieferant waren die Buna-Werke bei Schkopau. In der BRD ist das Produkt unter dem Kunstnamen "Planatol" bekannt.

Zu der Bewertung der Ungarn-Marken:

Wie mein Vorredner richtig bemerkt hat, besteht kein preislicher Unterschied zwischen gefälligkeitsgestempelten Marken mit oder ohne Gummi. Allerdings besteht bei Marken mit Gummi die Möglichkeit der "Schalterabstempelung": Hier hat ein Sammler die Marken am normalen Postschalter mit dem Tagesstempel stempeln lassen. Solche Abstempelungen kommen "echt gestempelten" Marken schon sehr nahe und werten mehr als die Massenabstempelungen für den Export.

Hintergrundinformationen hier: http://www.phila-kompass.de/fileadmin/PDF_Dateien/gummi.pdf
 
Stefan Am: 27.08.2013 18:48:17 Gelesen: 6469# 6 @  
@ Göttinger [#1]

Meine Fragen: Sind die Marken "Typ 2" welche, die eigentlich für den Postverkehr vorgesehen waren und nur versehentlich einen Gefälligkeitsstempel abbekommen haben, und diejenigen von "Typ 1" welche, die für die Abstempelung und den Verkauf ins Ausland extra hergestellt worden sind? Oder ist es nur Zufall? Ich habe von einigen Marken beide Varianten. Macht man bei der Bewertung dieser Varianten Unterschiede?

Ich schließe in Theorie auch nicht aus, dass die Marken des Typ 2 ursprünglich für den Postverkehr (d.h. zu Frankaturzwecken) gedacht waren, aufgrund von anderen Belangen (Bsp. kurzfristige Devisenbeschaffung, erhöhte Sammlernachfrage, ...) kurzfristig bogenweise gefälligkeitsentwertet wurden. Derartige Marken aus Ungarn waren mir auch vor einigen Jahren aufgefallen, sind allerdings im Verhältnis zu den gummierungslosen Gefälligkeitsentwrtungen prozentual deutlich geringer vertreten.

M.E. besteht bei vielen bedarfsmäßig verwendeten Marken ein Papierunterschied zu den gefälligkeitsentwerteten Stücken ohne Gummierung. Bei den bedarfsverwendeten Marken (und damit auch den gefälligkeitsentwerteten Stücken mit einer Gummierung) erscheint mir das Papier dicker.

Gruß
Pete
 
jmh67 Am: 28.08.2013 08:44:54 Gelesen: 6431# 7 @  
Ich wurde per e-mail gefragt, was "CTO" bedeute. Das ist die Abkürzung für "Cancelled to order", die international für "Gefälligkeitsentwertungen" gebraucht wird. Im engeren Sinne bezieht sie sich auf die oben erwähnten Bogenabstempelungen, auch auf die "Ungültig"-Stempel auf DDR-Dienstmarken, die Ornament-Rollstempel auf belgischen Restbeständen o. ä., während eine am Postschalter angebrachte "Gefälligkeitsentwertung" (die bei gummilosen Marken, wie schon geschrieben, vom echten Gebrauch kaum zu unterscheiden ist) im im wörtlichen Sinne als "favour cancel" bezeichnet wird. Ich gebrauche daher für die Bogenentwertungen und dergleichen lieber den Ausdruck "CTO", da er den Sachverhalt besser beschreibt.

Jan-Martin
 
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