Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Harald Rauhut: Eine Auktion richtig vorbereiten, als Verkäufer und als Käufer
Wim Ehlers Am: 30.01.2014 17:25:59 Gelesen: 10918# 1 @  
Als im vergangenen Sommer hier eine teilweise erbitterte Diskussion [1] über das Thema Auktionen geführt wurde, störte mich besonders, dass über ein Auktionshaus (Rauhut) geredet wurde und nicht mit ihm. Deswegen ging ich seinerzeit auf Harald Rauhut zu und bat ihn um einen Vortrag darüber, wie wir uns am besten auf eine Saalauktion vorbereiten können - als Käufer und als Verkäufer. Harald Rauhut war sofort einverstanden und wir fanden einen Platz in seinem Terminkalender, der auch zu unserem Philaseiten-Tauschtreff in Essen passt. Dieser Termin ist also an diesem Samstag in Essen-Steele.

So empfiehlt heute Richard Ebert auch in seinem Philaseiten Brief Februar 2014: "Bereits am Samstag dieser Woche (01.02.) findet in Essen der nächste Philaseiten Tauschtreff statt. Zu diesem hat Harald Rauhut, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Briefmarkenversteigerer, ein Referat zum Thema: "Eine Auktion richtig vorbereiten, als Verkäufer und als Käufer" zugesagt. Die Firma Rauhut wurde im Jahre 2012 zum "Philaseiten Auktionshaus des Jahres" gewählt."

Wie zu allen Philaseiten-Tauschtreffs sind natürlich auch Gäste stets willkommen. Deswegen hier noch einmal die wesentlichen Daten:

Neben der gemütlichen Tausch-Atmosphäre im Cafe stehen uns Räumlichkeiten unterschiedlicher Größe für Vorträge dieser Art im Kulturforum zur Verfügung. Für diese Raum-Vorbereitung bitte ich darum, in diesem Thread das Kommen "anzumelden".

Als sehr nützlich hat sich dabei bewährt, wenn wir dabei mitteilen, was wir mitbringen werden und was wir suchen, damit das Tauschen noch mehr Spaß macht. Ein Beispiel:

Eurowelter bringt mit: Briefmarken Sowjetunion und Ungarn
Eurowelter sucht: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen).

Philaseiten-Tauschtreff NRW in Essen
Samstag, 01.02.2014 von 14:00 bis ca. 17:00 Uhr (bei Bedarf auch gerne länger)
Ort: Kulturforum Steele, Dreiringstraße 7, 45276 Essen [2] und [3]

Beste Grüße
Wim

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=5614&CP=0&F=1
[2] http://www.kulturforum-steele.de/
[3] http://www.vhs-essen.de/pdf/LageplanKulturforumEssen.pdf
 
Wim Ehlers Am: 01.02.2014 21:03:53 Gelesen: 10748# 2 @  
Wie gewohnt, hier nun ein Kurzbericht über unser Philaseiten-Tauschtreff in Essen am heutigen (regenreichen) Samstagnachmittag.

Neben dem traditionellen Tausch von Briefmarken und Belegen in entspannter, gemütlicher Atmosphäre, stand der Vortrag von Harald Rauhut, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Briefmarkenversteigerer, zum Thema: "Eine Auktion richtig vorbereiten, als Verkäufer und als Käufer" im Mittelpunkt des Interesses. Weil die örtliches Tageszeitung WAZ sogar auf diesen Termin aufmerksam machte, wurden auch neue, unbekannte Gesichter in der Runde begrüßt, die sicherlich in Kürze bei den Philaseiten als Neumitglieder auftauchen werden.

Mit ausdrücklicher Erlaubnis von Harald Rauhut wurde der Vortrag (20 Minuten) und die anschließende Diskussion (30 Minuten) von unserem Philaseiten-Freund Sven Krüger (taro) aufgezeichnet. Sven überarbeitet ihn und wird ihn in den nächsten Tagen ins Forum stellen.





Insgesamt ein gelungener Nachmittag, bei dem sowohl die Tauschwilligen, als auch die Informationssuchenden erfolgreich waren. Immerhin kamen die Teilnehmer aus dem dem Münsterland, dem Köln-Düssldorfer Raum und natürlich aus dem Ruhrgebiet.

Beste Grüße
Wim
 
drmoeller_neuss Am: 01.02.2014 22:34:36 Gelesen: 10705# 3 @  
Nochmals vielen Dank an die Organisatoren und natürlich an Herrn Rauhut für seinen Vortrag über das Auktionswesen. Mir sind ein paar Eckpunkte des Vortrages im Gedächtnis geblieben, die ich hier wiedergeben möchte:

- Jahresumsatz des Auktionshauses Rauhut und Kruschel: ca. 5 - 6 Millionen, Umsatz seit den letzten Jahren etwa konstant

- Pro Auktion etwa 1200 "Bieternummern" (jeder Bieter, ob schriftlich oder persönlich anwesend, bekommt eine Bieternummer), ca. 300 Saalbieter

- 6 Auktionen pro Jahr, davon 2 grosse

- Einlieferung nicht unter 1000 EUR, pro Los nicht unter 100 EUR. Ausnahmen sind möglich, Herr Rauhut nimmt auch kleinere Einlieferungen aus der näheren Umgebung an, "aus Höflichkeit, um die Leute nicht wegschicken zu müssen"

- 2 von etwa 10 Anbahnungen führen zu einer Einlieferung

- Bundsammlung mit postfrischem Posthornsatz: Sammlung nur komplett anbieten, damit auch der Rest verkauft wird

- wesentlicher Vorteil einer Realauktion gegenüber ebay: Möglichkeit der Besichtigung vor Gebotsabgabe und kein unbekannter Geschäftspartner
 
taro Am: 02.02.2014 12:32:22 Gelesen: 10647# 4 @  
Hier nun der erste Teil des Transkripts des Vortrags von Harald Rauhut:

------------------------

Auktionen - gewusst wie ...

Dies können wir direkt in zwei verschiedene Teile trennen:

• Der Auktionskäufer
• und der Verkäufer, sogenannter Einlieferer.

Beginnen wir mit dem natürlichen Kreislauf, man beginnt als Käufer. Ich weiß ja auch, dass eine ganze Menge von Ihnen bereits bei mir Kunden sind, die ich schon mal gesehen habe. Sie kennen das möglicherweise in Teilen schon, aber wir fangen einfach mal mit dem Basiswissen an.

Die Wahl des richtigen Auktionshauses hängt von verschiedenen Faktoren ab:

Was suche ich?
Möchte ich die Auktion persönlich besuchen?
Hat der Auktionator ein auf mich zugeschnittenes Spezialangebot?

Am einfachsten ist die Wahl eines Auktionshauses in räumlicher Nähe. Sie bestellen einen Auktionskatalog, dieser ist meist kostenlos erhältlich, studieren, ob etwas für Sie dabei ist, und können dann während der im Katalog veröffentlichten Besichtigungszeiten persönlich alle Sie interessierenden Lose besichtigen.

Lose: der Begriff hat nichts mit dem bekannten Glücksspiel zu tun, sondern so bezeichnet man die einzelnen Positionen, die zur Versteigerung gelangen. Es kann sich um eine Einzelmarke handeln, um eine Serie, aber auch um eine ganze Sammlung oder einen kompletten Nachlass. Alle diese Positionen sind im Auktionskatalog durchnummeriert und diese Positionen bezeichnet man als Los und die Nummern eben als „Losnummern".

Wenn Sie diese Lose besichtigt haben, und entscheiden, an der Auktion persönlich teilzunehmen, gilt es, abzuwägen, welche Lose man zu welchem Preis erwerben möchte.

Machen Sie sich eine Präferenz-Liste: bei Losen, die Sie unbedingt haben möchten, kalkulieren Sie etwas großzügiger, bei anderen setzen Sie sich ein strenges Limit um nicht in der Auktionshektik dazu verführt zu werden zu viel Geld auszugeben und das hinterher zu bereuen, und vermerken dieses Limit dann auf Ihrem persönlichen Auktions-Notiz-Zettel oder im Auktionskatalog.

Die Auktion beginnt, der Auktionator ruft die Lose auf, einzeln oder auch manchmal in „Zehnerblocks", damit es schneller geht und Sie nicht Ihren Jahresurlaub für den Besuch einer Auktion einplanen müssen.

Wenn ein Los Ihr Wunschlos ist, gilt es, mitzubieten, bis Ihr persönliches Limit erreicht ist.

Das große "Aber": der Zuschlagspreis ist nicht der tatsächliche Kaufpreis. Bitte berücksichtigen Sie die sogenannten "Aufgelder" und die Mehrwertsteuerregelungen, das ist das, was der Auktionator von Ihnen noch zusätzlich erhält. Meist wird auf den Zuschlagspreis eine Kommission von 15-20% erhoben, ausländische Kollegen haben teilweise auch schon bis 25 % an Aufgeldern. Einige Auktionatoren berechnen auf den gesamten Preis Mehrwertsteuer. Manchmal sind diese Lose auch nur mit einem Kreuzchen oder einem Kreis im Auktionskatalog bezeichnet – Sie müssen berücksichtigen: Ab dem 01.01.2014 hat sich die Mehrwertsteuer vom bisher ermäßigten Satz von 7 % auf sympathische 19 % erhöht. D.h. wenn Sie ein Los für 100 € kaufen + 20 % Zuschlag und dann kommen nochmal 19 % Mehrwertsteuer auf das Ganze drauf sind Sie bei 143 € Zuschlag – das ist schon ein Faktor, den Sie unbedingt berücksichtigen müssen.

Die meisten Auktionatoren verkaufen aber nicht mehr in eigenem Namen und für eigene Rechnung, sondern verkaufen als Vermittler. In diesem Falle fällt, wie bei einem Häusermakler auch, nur auf die Vermittlungsprovision die Mehrwertsteuer an.

D.h. Sie bezahlen 100 € Zuschlag, haben dann nochmal 20 % Aufgeld (als Rechenbeispiel) und nur auf diese 20 % Zahlen Sie dann die Mehrwertsteuer, sodass Sie das Los dann im Endeffekt 124 € bei 100 € Zuschlag kostet, also unvergleichlich preiswerter ist als bei der ersten Variante.

Zwischenfrage: Das heißt aber dann, dass Sie keine Eigenware verkaufen?!

„Die“ verkaufen dann für fremden Namen und fremde Rechnung, genau, also keinerlei Eigenware im versteigerungsrechtlichen Sinne. Ich will natürlich nicht verhehlen, dass sehr viele Auktionatoren auch Eigenware verkaufen, aber diese dann über eine möglicherweise zweite Firma, die die Einlieferung vornimmt. Doch versteigerungsrechtlich darf man entweder im eigenen Namen verkaufen, dann kann das Haus auch selber Ware besitzen, oder im fremden Namen.
Jedenfalls ist die Vermittlung die für den Käufer wirtschaftlich günstigste Variante.


All dies steht in den Versteigerungsbedingungen, die Sie im jeweiligen Auktionskatalog abgedruckt finden. Es empfiehlt sich, dies vorher genau zu lesen. Als "Faustregel" gilt: Ein Viertel mehr als der Zuschlag ist der Endpreis.

Wenn Sie etwas ersteigern, sollten Sie ein paar wichtige Grundregeln berücksichtigen:

1. Kaufen Sie bei einem bekannten, renommierten Auktionshaus. Achten Sie auf die Mitgliedschaft im BDB und APHV.

Wenn Sie zufällig die neue Zeitschrift Philatelie gelesen haben, dort ist sehr interessanter Artikel von Lars Böttger über Entwicklungen im Handel und bei Auktionshäusern[1]. Das was er da geschrieben hat ist kein Einzelfall. Es gibt halt eben sehr viele Scharlatane, die keine Hemmungen haben, verfälschtes, nachgummiertes Material zu verkaufen und wenn sie jemand einem der Berufsverbände angeschlossen hat, muss er einen Ehrenkodex unterzeichnen und sich verpflichten, so etwas nicht zu machen.

2. Kaufen Sie teure Marken, erst recht fälschungsgefährdete, nur geprüft, oder unter Prüfvorbehalt und lassen selber nachprüfen.

3. Fangen Sie nicht mit den teuersten Marken an. Lehrgeld bezahlt jeder und dies sollte man lieber im unteren Preissegment hinnehmen. Außerdem ist es bei einem neuen Sammelgebiet wichtig, ein "Gefühl zu bekommen". Dies kann man am besten, wenn man umfangreichere Partien und Sammlungen zu einem geringen Prozentsatz vom Katalogwert erwirbt.

Ich habe gerade linke Hand hier gesehen, sie haben Germania getauscht, das ist jetzt zum Beispiel ein sehr interessantes Gebiet aufgrund der vielen Farben. Wenn man ein bisschen Gefühl bekommen möchte – was ist selten, was ist nicht selten – es gibt ja auf Auktionen Germania Dublettenpartien die mit Tausenden von Marken und zu Bruchteilen des Katalogwertes angeboten werden. Das ist eine gute Gelegenheit zum Beispiel in solch ein Bereich einzusteigen. Man bekommt ein Gefühl und wenn man eine Farbe gefunden hat, die man unter vielen Tausend Marken nicht ein einziges Mal gesehen hat, dann kann man sich überlegen, ob es sich nicht lohnt, die gelegentlich mal einem Prüfer zuzusenden.

4. Vertrauen Sie nicht blindlings "Prüfungen". Der Begriff "Prüfer" ist nicht gesetzlich geschützt. Jeder darf prüfen! Man muss keine Prüfausbildung haben, nicht – jeder darf ein Attest für eine Marke die grün ist ausstellen in dem er schreibt: „Meiner Meinung nach ist die Marke blau“.

Es gibt zahlreiche honorige und längst verstorbene Prüfer wie Walter Engel, Franz Pfenninger, Horst Krause, Bothe, deren Urteile auch heute meist noch Bestand. Eine kompetent vorgeprüfte Marke hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, auch ein neues Attest zu erhalten.

Andere Prüfer wiederum, z.B. Georg Bühler, dessen Prüfzeichen in den letzten Jahren seines Lebens von jemand anderem verwaltet worden ist, Richter, Müller-Mark, Dub, hatten zwar ein enormes Fachwissen, aber hier änderte sich die Prüfqualität im Laufe ihres Lebens und eine Nachprüfung ist sehr empfehlenswert.

Es gibt Atteste zum Beispiel von Georg Bühler, die noch nach seinem Tode ausgestellt worden sind, also ein wahres Wunder und wenn Sie Atteste von Georg Bühler von 1997, 1998 oder gar von 1999 haben – der Mann war da schon Tot.
Hüten Sie sich vor neueren Attesten irgendwelcher ausländischer Prüfstellen. Es soll bei solchen "Attesten" auch schon vorgekommen sein, dass ein "halbes Brathähnchen gesundgeschrieben worden ist"! Verlässlich sind die Prüfer des Deutschen Prüferverbandes BPP (Prüfkosten ca. 3-4% vom Michel).

5. Saalbieter können übrigens in der Regel nur "versteckte", aber nicht klar erkennbare Mängel reklamieren.

6. Eine weitere Möglichkeit, sich über Lose zu informieren, sind Ansichtssendungen (bei Einzellosen) und Kopien. Zudem sind die Lose meist auch im Internet abgebildet, vielfach sind heutzutage auch schon ganze Sammlungen eingescannt und digital verfügbar.

Diese Prämissen gelten natürlich auch, wenn Sie nicht persönlich an einer Auktion teilnehmen, sondern schriftlich bieten.

Dies ist die zweite Möglichkeit der Auktionsteilnahme:

Sie beauftragen den Auktionator, mittels eines schriftlichen Gebotes, per Fax, brieflich oder per email, Sie zu vertreten und für Sie interessewahrend mitzusteigern. Der Auktionator vertritt Sie dann so, als wären Sie persönlich anwesend. Auch hier werden die gleichen Gebühren im Zuschlagsfalle erhoben. Allerdings sollten Sie zusätzlich einige Aspekte berücksichtigen, wenn Sie die Lose nicht vorher besichtigen können:

• Bevor Sie bei einem Auktionator Lose für 1.000,- Euro oder mehr zum 10fachen des Schätzpreises bieten, testen Sie erst an kleineren Losen, ob Ihre Gebote wirklich interessewahrend ausgeführt werden.

• Einzellose, die wider Erwarten nicht in Ordnung sind, können Sie innerhalb der in den Versteigerungsbedingungen aufgeführten Fristen zurückgeben. Bitte beachten Sie diese Fristen. Melden Sie eventuelle Prüfungen oder Nachprüfungen schriftlich an.

• Sammellose können nicht reklamiert werden. Wenn Sie ein solches Los erwerben, sollten Sie wissen, was Sie kaufen oder umgekehrt: Kaufen Sei ein Sammellos nicht unbesichtigt.

• Auch eine oft monatelang dauernde Nachprüfung entbindet Sie nicht von der Pflicht der Rechnungszahlung. Der Auktionator muss auch seine Einlieferer fristgerecht ausbezahlen.

• Berücksichtigen Sie beim Versand die Portokosten, z.B. bei größeren Posten. Wir hatten mal einen Sammler aus der Schweiz, der bei uns 300 kg alte Auktionskataloge, die wir gegen Gebot versteigerten, ersteigert hatte. Da waren die Portokosten theoretisch, wenn er es nicht abgeholt hätte, 800 € - im Verhältnis zu den hiesigen Zuschlägen war das ein eklatanter Faktor, gerade wenn Sie bei ausländischen Kollegen kaufen.

• Vergewissern Sie sich, dass der Auktionator den Versand versichert.

Schließlich gibt es noch einen dritten Weg, sich an einer Auktion zu beteiligen:

Sie bedienen sich eines Kommissionärs, der gegen eine geringe Gebühr, im einstelligen Prozentbereich, Ihre Interessen vertritt, Ihre Gebote ausführt und gelegentlich auch Sammellose für Sie besichtigt.

Auktionshäuser lassen in der Regel im Saal Untergebote von bis zu 10% zu, wenn ein Los nicht anderweitig beboten ist. Eine persönliche Auktionsteilnahme oder die Nutzung eines Kommissionärs kann Ihnen eine Ersparnis bringen. Anschriften von Kommissionären erfahren Sie über die jeweiligen Auktionshäuser.

Etliche Firmen bieten als vierten Weg der Auktionsteilnahme an, sich "Live" via Internet in die Auktion einzuschalten und per "Mouse-Klick" mitzubieten. Auch hier gelten individuelle Grundbedingungen, z.B. ein "Einkaufs-Maximal-Betrag", über den Sie sich vorher beim Auktionshaus informieren sollten.

Da eine Auktionsbeteiligung via Internet zum Nachteil der persönlich anwesenden Personen die Auktionen deutlich verlangsamt, halten viele Firmen jedoch davon noch Abstand, bieten aber zumindest die Möglichkeit, die Auktion via "Live-Stream" im Internet zu verfolgen.

Sicherlich sind mit diesen Ausführungen zur Käuferseite nicht alle Themen abgehandelt und Fragen geklärt. Generell hilfreich ist es, den Vorspann der jeweiligen Auktionskataloge genau zu studieren, hier finden sich wichtige Hinweise, Versteigerungsbedingungen, Gebotsfristen, unter Umständen Kommissionärs-Adressen und vieles mehr.

Ansonsten gilt: einfach den Auktionator fragen oder einfach nur so "Auktionsluft schnuppern", ohne zu kaufen, um ein Gefühl für die Abläufe zu bekommen.

Soweit die Käuferseite.

------------------------

Die Verkäuferseite kommt dann morgen :)

[1] Augen auf beim Briefmarken-Kauf: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, Philatelie, Ausgabe 440, Februar 2014, Seite 24 - 25
 
duphil Am: 31.03.2014 19:20:54 Gelesen: 10336# 5 @  
@ taro [#4]

Hallo!

Da ich an diesem Tag keine Zeit hatte, würde ich mich freuen, auch den zweiten Teil des Vortrags zu lesen.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Hobbyphilatelist Am: 31.03.2014 19:57:59 Gelesen: 10309# 6 @  
@ taro [#4]

wenn sie jemand einem der Berufsverbände angeschlossen hat, muss er einen Ehrenkodex unterzeichnen und sich verpflichten, so etwas nicht zu machen.

Das "muß" trifft aber auf den APHV nicht zu. Dort ist die Unterzeichnung des Ehrenkodex freiwillig. Von 498 Mitglieder haben 275 den Kodex unterschrieben, 223 nicht.
 
taro Am: 31.03.2014 22:10:07 Gelesen: 10254# 7 @  
@ duphil [#5]

Hoppala - da hat wohl mein "Alzheimer" zugeschlagen.

Der zweite und dritte Teil wird am Wochenende eingestellt.

Es grüßt mit gesenktem Kopf
Sven
 
taro Am: 06.04.2014 11:21:31 Gelesen: 10108# 8 @  
Hier nun der zweite Teil:
------------------------

Wenn Sie nun ein ganzen Leben gesammelt haben, oder aber "mit einem Gebiet fertig sind", lernen Sie die andere Seite der Auktionen kennen, die Verkäufer-Seite. Diese nennt man Einlieferer.

Auch hier gilt es, im Vorfeld abzuklären, wer der richtige Auktionspartner ist:

• Hat das Auktionshaus einen guten Ruf, gute Referenzen und Tradition, kennt es sich mit der Materie aus? Am einfachsten ist es natürlich, wenn man schon als Käufer positive Erfahrungen gemacht hat. Das heißt wenn man ein Gebiet spezialisiert zum Beispiel gesammelt hat und hat viel über ein Auktionshaus X gekauft, weil es dieses Gebiet auch immer spezialisiert anbietet, dann ist es unter Umständen nicht verkehrt, sich diesen Kollegen auch wieder als Verkäufer auszusuchen.

Beispielsweise gibt es einen Kollegen in Düsseldorf, der macht über Jahre hinweg sehr erfolgreich Zeppelin- und Flugpostauktionen, da sind Sie sicherlich zum Beispiel besser aufgehoben als bei mir. Andere Bereiche wie zum Beispiel Altdeutschland wäre vielleicht eine Überlegung, ob diese bei mir nicht besser aufgehoben sind.

• Wann findet eine Auktion statt? Brauche ich schnell Geld? Nehme ich eventuell einen Kollegen, der in unmittelbarer zeitlicher Nähe eine Auktion macht oder habe ich Zeit zu warten? Da sollte man sich auch vorher informieren.

• Dann natürlich – wenn Sie teure Sammlungen haben - wie werden die Sammlungen bzw. die Einzelstücke optisch präsentiert und beworben? Wenn Sie ein Auktionskatalog haben, bei dem die ganzen Abbildungen auf 50 % verkleinert oder gar schwarz-weiß sind, dann kommt natürlich die Schönheit der Stücke nicht so zur Geltung, als wie wenn der Katalog komplett farbig ist und die Stücke eins zu eins abgebildet werden.

• Kann der Auktionator das Thema auch mit dem richtigen Fachwissen bearbeiten? Auch da gilt, wenn man jetzt zum Beispiel eine Nepalsammlung hat, da wird jetzt nicht jeder Auktionator in Deutschland mit einer Nepalsammlung inhaltlich glücklich werden.

• Gibt es ein überzeugendes Verkaufskonzept: lieber einzeln oder lieber als komplette Sammlung anbieten? Ist die Sammlung breit gefächert und spricht man mit der Auflösung einen großen Interessentenkreis (= viele Bieter = hohe Preise) an, wird man diese detaillieren. Ist umgekehrt der Interessenten kreis sehr klein, weil vielleicht nur ein weiterer Sammler existiert wie z.B. bei einer Heimat-Sammlung, oder gibt es nur wenige Spitzenstücke, aber viele kleinere Stücke, ist ein Komplettangebot unter Umständen weitaus sinnvoller.

Um nochmal auf das Gebiet Germania zurückzukommen: Wenn Sie eine schöne Germaniasammlung haben, die kann man bedenkenlos vereinzeln, weil sie ganz viele Interessenten ansprechen: Den Deutsches Reich-Sammler, den Germaniaspezialsammler, den Deutschland-Generalsammler – eine Germaniasammlung wird völlig unkompliziert zu verkaufen sein. Wenn Sie aber beispielsweise eine Montenegro-Sammlung fortgeschritten haben, dann wird es wieder schwieriger, dann gibt es nur wenige Sammler, die bereit sind, auch für Spitzenstücke sehr viel Geld auszugeben, also lässt man unter Umständen eine solche Sammlung zusammen.

• Wie hoch ist die Provision? Gibt es Nebenkosten? Gibt es Rücklos-Kosten? Fällt Mehrwertsteuer auf die Provision an? Oder gibt es eine „All-lnclusive“-Provision?

• Was passiert mit eventuell unverkauften Losen, sogenannten Rücklosen? Bekomme ich die automatisch wieder zurück oder bietet der Auktionator sie noch ein weiteres mal an?

• Ist die Einlieferung - möglicherweise schon auf dem Postwege - voll versichert? Wenn ich eine Einlieferung übergebe, ist eine Einlieferung ab Übergabe Auktionator versichert oder wenn der Auktionator eine Einlieferung abholt ist sie ab Übergabe im Hause schon versichert. Das ist ein wichtiger Faktor.

• Und ganz wichtig: Wie schnell nach der Auktion wird der Erlös ausbezahlt? Üblich sind 5-6 Wochen nach der Auktion, in einigen Fällen auch 8 Wochen. Alles, was darüber hinaus geht, sollte bei Ihnen zur Frage führen: Warum eigentlich?

Sind all diese Fragen beantwortet, kommen wir zur Einlieferung:

Will man eine umfangreiche Spezialsammlung, unter Umständen auch sehr hochpreisig, detaillieren, hat es sich bewährt, über „Testeinlieferunqen" festzustellen, ob der Auktionator eine vernünftige Verkaufsquote hat und alles kaufmännisch korrekt abwickelt. Bevor Sie also jemandem, den Sie überhaupt nicht kennen, für 200.000 Euro Ware anvertrauen, können Sie ihm lieber erstmal für 10.000 Euro Ware geben – das ist nämlich auch schon eine schöne Einlieferung – und sich anschauen: Was macht der damit. Eine gut vorbereitete Einlieferung, mit genauer Aufstellung, Michel-Nummern, Katalogwerten und bei Sammlungen Beschreibungen zumindest der besseren Werte und möglicherweise auch mit Anregungen, erfreut jeden Auktionator, weil Bearbeitung und Kontrolle leichter sind. Auch der Einlieferer hat einen besseren Überblick und Kontrollmöglichkeiten.

Etwas schwieriger sind dagegen feste Preisvorstellungen, sogenannte "Limite", da gehen die Vorstellungen zwischen dem Auktionator und dem Sammler sehr, sehr häufig weit auseinander. Bei dem Sammler ist es meistens so, dass er sich doch häufig überlegt: „Was habe ich dafür bezahlt – und das möchte ich auch gerne wieder haben“. Das funktioniert nicht. Um es in einem Vergleich darzustellen: Wenn Sie für teures Geld ein Reitpferd gekauft haben, ein Leben lang durchgefüttert, werden Sie dennoch niemals auf die Idee kommen, alle eingesetzten Beträge beim Verkauf zurück zu erhalten. Es ist ein Hobby! Ein Hobby ist eben etwas, wo sie meistens Geld verlieren, wie in anderen Hobbybereichen auch. Sicher lässt sich durch finden besserer Farben, durch ein bisschen Sachverstand auch die Kostenquote in Grenzen halten, weil man auch mal an einem Stück Geld verdient. Aber machen Sie sich keine unrealistischen Vorstellungen: Das was jeder gesammelt hat, ist in Mengen, teilweise in riesigen Mengen am Markt verfügbar: Bund, Berlin, DDR und nur zu ganz kleinen Preisen verkäuflich. Katalogwerte beispielsweise von Dubletten der 60er, 70er und 80er-Jahre von 10.000, 20.000 Michel sind nur reine Augenwischerei – die Sachen sind meistens nicht für 1 oder 2 Prozent verkäuflich. ETBs, Zubehör, diese ganzen Postprodukte sind Plunder, die haben Heiz- aber keinen Sammel- oder wirtschaftlichen Wert. Das muss man mal ganz klar sagen.

Eine vernünftige Sammlung wird immer irgendwo ihren Wert halten, aber wenn der Katalogwert sich über die Menge und nicht über die Anzahl der Hochwertigen Stücke bestimmt, rechnen Sie nur mit 1, 2 oder 3 Prozent vom Michel.

Bei der Auflösung von Spezialsammlungen empfiehlt es sich, mit Preisvorschlägen zu arbeiten, aber die Ausrufpreise gemeinsam mit dem Auktionator zu erarbeiten. Sie möchten einen höchstmöglichen Erlös, der Auktionator zwar auch, aber ebenfalls die Chance, dass sich die Lose überhaupt verkaufen lassen. Viel zu niedrige Ausrufpreise bergen die Gefahr, dass bei einem großen Angebot oder einer zu kleinen Nachfrageseite die Lose zu billig bleiben, weil zudem auch der schriftliche Bieter keine reelle Orientierungschance hat. Zu hohe Ausrufpreise bringen Ihnen mangels Verkauf keinen Erlös, und dem Auktionator somit keine Provision. Sie führen nur dazu, dass das Material "verbrannt" ist, d.h. beim nächsten Angebot werden die Spezialisten denken, "das ist ja schon bei Firma X nicht verkauft worden, das will ich jetzt auch nicht". Der gesunde Mittelweg ist also die Ideallösung und es zeichnet einen wirklich guten und erfahrenden Auktionator aus, diesen Mittelweg auszutarieren.

Etwas anderes sind dagegen umfangreiche Nachlässe mit vielen Sammlungen und Teilsammlungen mit sogenannter ,,Allerwelts-Ware" (wie eben Bund, Berlin, DDR, Vatikan, Liechtenstein, Österreich, Schweiz) in der normalen Konstellation. Hier kann ein niedriger Preisansatz, eventuell gegen "Gebot", eine Vielzahl von Besichtigern anlocken und somit auch für einen guten Zuschlagspreis sorgen. Dennoch sollten Sie hier Ihre Erwartungshaltungen nicht zu hoch schrauben. Generell hilft es auch, mit einer vernünftigen Vorbereitung Enttäuschungen vorzubeugen.

Ein weiteres Thema: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass z.B. der Provisionshöhe seitens der Einlieferer eine viel zu hohe Bedeutung zugemessen wird. Durchschnitt sind ca. 15%. Eine Provision von 10%, nach unten, oder 20%, nach oben, sind übliche Abweichungen. ,,0%" Provision motiviert keinen Auktionator und ist kaufmännisch nicht vertretbar.

Entscheidend ist immer die Preis-/Leistungsrelation.

Ein Auktionator mit geringer Katalogauflage, wenigen Abbildungen und wenigen Besichtigern (= geringe Personalkosten für die Besichtigung) wird möglicherweise auch geringe Provisionen verlangen.

Wenn demgegenüber durch eine hohe Katalogauflage, bessere Präsentationen oder größere Besichtiger-Frequenz auch ein deutlich höherer Zuschlag zu erreicht werden kann, ist auch in eine höhere Provision besser investiert. Genauso nützt Ihnen als Verkäufer eine "billige" Provision wenig, wenn der Käufer ein deutlich erhöhtes Aufgeld bezahlen muss und dies in sein niedrigeres Gebot einkalkuliert.

Es muss also in der Gesamtheit passen, und dies ist meist der Fall, wenn man schon langjährige gute persönliche Erfahrungen hat.
 
Wim Ehlers Am: 06.04.2014 11:52:31 Gelesen: 10090# 9 @  
@ taro [#8]

Lieber Sven,

vielen Dank dafür, dass Du uns Deine beiden Berichte über den Rauhut-Vortrag im Rahmen unseres Philaseiten-Tauschtreffs in Essen von Anfang Februar so detailliert übermittelt hast. Wenn man den Vortrag gehört hat und/oder Deine Aufzeichnungen aufmerksam durchliest, die darin enthaltenen Tipps und Hinweise befolgt, dürften Enttäuschungen bei Auktionen deutlich reduziert werden.

Besonders auf das "sich-reich-rechnen" beim Addieren von Michel-Katalogwerten von Dubletten und Lagerbüchern kann zu großen Irrtümern führen bezüglich Verkaufbarkeit.

Deswegen freue ich mich auf die nächste Rauhut-Auktion am kommenden Samstag, von der ich dann berichten werde.

Beste Grüße
Wim
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.