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Thema: Zukunft der Vereine in der Philatelie: Der Pate
Richard Am: 12.02.2014 09:04:21 Gelesen: 8915# 1 @  
Dem Württembergischen Philatelistenverein Stuttgart, VPHV, ist es im vergangenen Jahr durch neue Ideen erstmalig gelungen, die Zahl seiner Mitglieder auszuweiten.

Für 2014 hat sich der Vorstand des Vereins etwas neues ausgedacht: Das Paten-Modell: Sammler an die Hand nehmen, welches in Kurzform so geschildert wird:

Wer sich als neue(r) Sammlerfreund(in) noch 2014 zu einem Beitritt in den WPhV entschließt, kommt in den Genuss eines ganz besonderen Services: Ihm (oder ihr) wird auf Wunsch für zwölf Monate ein Pate in Gestalt eines langjährig erfahrenen Mitglieds zur Seite gestellt. Der Pate kümmert sich intensiv um den Neuling und bringt ihm, wenn es sein muss, das Einmaleins des Briefmarkensammelns bei. Vor allem hilft er ihm, kostspielige Anfängerfehler zu vermeiden. Falls angebracht, werden auch Hausbesuche gemacht, um den „Schützling“ innerhalb eines Jahres per Einzelschulung zu Hause am „Arbeitsplatz“ zum Profisammler aufzubauen.

Welche Meinung haben Sie zum Paten-Modell ?

Schöne Grüsse, Richard

[Toter Link auf die Seiten des WPHV redaktionell entfernt asm 19.07.2015]
 
Arbeits-Gemeinschaft Philatelie Online Am: 21.11.2015 21:45:36 Gelesen: 8502# 2 @  
@ Richard [#1]

Ich weiß zwar nicht, warum noch keiner hierauf geantwortet hatte, aber ich finde diese Idee absolut zukunftsweisend. In der Literatur, den großen Vereinen und Auktionshäuser sind die Spezialisten hervorragend aufgehoben.

Teilweise gibt es sogar eine Bespaßung von Kindern auf Messen. Es fehlt die wichtige Zielgruppe dazwischen.

Entsprechend der bekannten Bedürfnis-Pyramide von Maslow gibt es nach meiner Auffassung auf eine entsprechende Pyramide für Briefmarkensammlern. Diese beginnt beim reinen Anhäufen und An-Sammeln von schönen Bildern. Später kommt dann die Konzentration auf Gebiete oder Zeiträume und die Strukturierung hinzu. Wie bei Wein, Musik, Schauspiel oder Malerei etc. wird der Genuss umso größer, je mehr Ahnung man davon hat.

Wenn wir die mittlere Generation (35-55) nicht erreichen, haben die Kinder keine Vorbilder und die älteren Spezialisten keine Abnehmer, wenn sie ihr Sterbchen machen.

Diese Gruppe ist somit die Zukunft für alle, die auch in 20 Jahren noch eine organisierte Philatelie vorfinden wollen. Aus diesem Grunde plane ich z.B. gemeinsam mit Auktions-Häusern eine "Phila-Akademie" zu gründen, die von YouTube-Filmchen bis Wochenend-Seminaren diese mittlere Generation fachlich dort abholt, wo sie gerade ist, und schrittweise zu begeisterten Philatelisten weiterentwickelt.

Ich bin kein Händler oder Auktionator, sondern nur nur ein kleiner Sammler, der sich auf die Rente vorbereitet. Mich würde eine solche Aktion begeistern.

D.h. das Paten-Konzept ist Klasse, man sollte hierbei aber nicht an die 10- bis 15-jährigen denken. Wenn deren Eltern sammeln, kommen diese Kinder ganz von alleine hinzu.

Beste Grüße

Manfred
 
Heinz 7 Am: 22.11.2015 00:08:41 Gelesen: 8469# 3 @  
@ Richard [#1]
@ Arbeits-Gemeinschaft Philatelie Online [#2]

Ich meine, dass in einem guten Briefmarken-Verein eine solche Betreuung nicht die Ausnahme, sondern weit verbreitet ist. Natürlich hilft es, wenn "ganz offiziell" ein "Pate" in die Pflicht genommen wird. Aber auch in Vereinen ohne Paten sind die Experten heute wohl sehr hilfsbereit! Früher, als die Neumitglieder sich noch "haufenweise" in die Vereine drängten, war dies verständlicherweise weniger üblich, aber heute empfangen die altgedienten Vereins-Philatelisten allfällige Neuankömmlinge doch in aller Regel sehr aufmerksam.

Versteht mich bitte nicht falsch: die Idee ist natürlich gut. "Tue Gutes, und berichte darüber!" das kann nie schaden!

Heinz
 
Forschungs-Gemeinschaft Australien Am: 22.11.2015 10:37:57 Gelesen: 8423# 4 @  
@ Heinz 7 [#3]

Hallo Heinz,

meine Erfahrung ist leider eine ganz andere. Auf Tauschtagen im Rahmen der JHV (selbst innerhalb meines eigenen früheren (!!!) Vereins) habe ich mich immer wie ein Fremdkörper gefühlt. Es treffen sich die Grüppchen, die sich schon immer getroffen haben und andere stören ganz offensichtlich nur. Ich wollte auch in lokalen Vereinen mitmachen und bin zu den 14-tägigen Treffen gegangen. Niemand hat sich über ein angefangenes Gespräch gefreut, davon, dass man selber angesprochen wurde mal ganz abgesehen.

Ggf. liegt das an meinem exotischen (?!) Sammelgebiet "Australische Staaten".

Dann habe ich meinen Einzugsradius um zusätzliche 20 km erweitert und andere Vereine angeschrieben, ob es dort ggf. andere Sammler gibt, die sich zumindest tendenziell für dieses Thema interessieren.

Es gab noch nicht einmal eine Rückmeldung. Selbst wenn es dort keine entsprechenden Sammler gibt, hätte ich mich an deren Stelle für das Interesse bedankt und vielleicht auf eine mögliche zusätzliche Motiv-Schiene oder angrenzende Gebiete wie z.B. Commonwealth hingewiesen.

Nachdem ich den zuständigen Ressortleiter beim BDPh für das Ausstellungs-Wesen angeschrieben hatte, da ich hier Interesse an einer "Basis-Unterstützung" hätte, wurde ich ebenfalls an die lokalen Vereine verwiesen, da die Hilfestellung und Unterstützung deren Aufgabe sei.

Eine herzliche Aufnahme von neuen Sammlern und/oder sogar deren Unterstützung als bereits gegeben vorauszusetzen, kann ich aus meiner Erfahrung somit leider nicht bestätigen.

Auf der anderen Seite werde ich als Vorsitzender der Forschungs-Gemeinschaft Australien ab und zu z.B. von Motiv-Gruppen angeschrieben, die Informationen zu einem speziellen Stempel etc. suchen. Wenn ich mich dann sehr ernsthaft bemühe zu helfen ist man immer sehr dankbar und offensichtlich auch überrascht. D.h. dass auch dies nicht der Standard ist.

Ich glaube schon, dass hier noch Bedarf besteht, würde mich aber wirklich sehr freuen, wenn andere Sammler von gegenteiligen Erfahrungen berichten könnten.

Beste Grüße

Manfred
 
AfriKiwi Am: 23.11.2015 02:52:07 Gelesen: 8345# 5 @  
@ Forschungs-Gemeinschaft Australien [#4]

Ggf. liegt das an meinem exotischen (?!) Sammelgebiet "Australische Staaten".

Genau. Weil wahrscheinlich niemand kein anderer das Gebiet sammelt.

Dazu mußt man noch ein Ausländer sein und wehe, wenn Du kaum Deutschsprechen kannst, bist Du eine Null im Verein, wenn auch schon die Jahrgelder bezahlt wurden.

Notwendig ist eine besondere Charaktereigenschaft und das bildet man schon schnell mit den Fragen - und was sammelst Du - wenn es auch ein Pate ist?

Mein Pate (nur einen im Verein) spricht nuscheln neuseeländerich mit mir und ich deutliches Englich, aber beide haben ein Herz für die Philatelie.
 
Magdeburger Am: 23.11.2015 12:53:42 Gelesen: 8270# 6 @  
@ Forschungs-Gemeinschaft Australien [#4]

Hallo Manfred,

deine Suche nach einem passenden Verein kann ich nachvollziehen.

Persönlich habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht - habe jedoch einen Verein gefunden - dort sammelt jeder was anderes, ca. 8 Vorträge finden im Jahr statt, welche meist von Vereinsmitglieder gemacht werden.

Wir sind alle tolerant genug, um uns alles anzuhören und entsprechend mitzudiskutieren.

Um einem passenden Verein zu finden würde ich heute folgende Ansprüche stellen:
- Der Verein ist in der Öffentlichkeit aktiv, Termine werden in der Tagespresse veröffentlicht
- Es werden Werbe- und Wettbewerbsausstellungen organisiert,
- Der Verein fördert Erstaussteller bspw. durch Übernahme der Rahmengebühr
- Auch die Unterstützung zur Erstellung von neuer Literatur sollte gegeben sein
- Ein Vereinsheft existiert - Zur Mitarbeit sollen alle entsprechend motiviert werden.

Mit Sicherheit fällt noch mehr ein. Mir ist jedoch auch bewußt, dass meine Gedanken nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Lars Boettger Am: 23.11.2015 14:59:41 Gelesen: 8224# 7 @  
Grundsätzlich ist die Idee gut, aber bei "Pate" muss ich immer an diesen Film denken: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Pate_(Film) - "Hausbesuche" empfinde ich schon fast als Drohung... =D

Das Angebot sollte immer freiwillig sein. Mir gefällt der Begriff "Mentor" in diesem Zusammenhang deutlich besser.

Beste Grüsse!

Lars
 
22028 Am: 23.11.2015 15:47:54 Gelesen: 8201# 8 @  
@ Magdeburger [#6]

Es wird kaum einen Verein, zumindest nicht außerhalb der Großstädte, geben, der all das bietet was Du suchst. Man sollte nicht nur schauen, was ein Verein einem geben kann, sondern auch was man selbst einem Verein geben und bereichern kann. Ein Verein ist doch kein All-Inclusive Resort - Beitrag zahlen und sich dann unterhalten lassen!

Mit meinen Sammelgebieten würde ich wohl bei fast allen Ortsvereinen alleine sein, fühle mich aber trotzdem bei meinem Würzburger Verein gut aufgehoben und freue mich, wenn ich meine Erfahrungen weitergeben kann.
 
Magdeburger Am: 23.11.2015 16:54:36 Gelesen: 8176# 9 @  
@ 22028 [#8]

Hallo 22028,

da magst du Recht haben. Wie sieht aber die Zukunft dieser Vereine aus, die davon nichts bieten können? Generell sehe ich es schon so, je mehr ein Verein von den angeführten Punkten zu bieten hat, desto leichter ist es neue Mitglieder zu finden.

Wird da auch von Anfang an versucht die "Neuen" mit zu integrieren und kleine Aufgaben zu übertragen, desto wohler werden die sich füllen.

Interessant ist es doch, wenn man auch dessen Sammelgebiet kennt indem er/sie einen Vortrag darüber hält.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
10Parale Am: 23.11.2015 18:06:30 Gelesen: 8139# 10 @  
@ Richard [#1]

Der Pate kümmert sich intensiv um den Neuling und bringt ihm, wenn es sein muss, das Einmaleins des Briefmarkensammelns bei.

1 x 1 des Briefmarkensammelns? Wenn ich das einem jungen Menschen erkläre, denkt der doch zuerst: ujeeee, schon wieder lernen, das hört sich doch altbacken an.

Ich habe wie Forschungs-Gemeinschaft Australien ebenfalls eher ein exotisches Sammelgebiet namens Rumänien. Als relativ neues Mitglied in meinem Sammlerverein werde ich nächstes Jahr einen Vortrag halten und versuchen, die Anwesenden für das Thema zu sensibilisieren, wenn nicht sogar zu begeistern.

Mit der Offenheit, mit der ich anderen Mitgliedern im Verein begegne, begegnen sie mir. Bei uns sind auch Schweizer und Franzosen an den Vereinsabenden. Ich wünschte mir manchmal auch, in unserer Stadt, wo zig Nationalitäten vertreten sind, gäbe es eine ähnliche Begeisterung von ausländischen Mitbürgern für die Philatelie. Vielleicht sind junge Italiener und Türken doch eher für den Fußball zu gewinnen. Auch bei den Neubürgern aus Syrien, die im Moment ja noch Flüchtlingsstatus genießen, bin ich mal gespannt, was der eine oder andere philatelistisch so drauf hat.

Alles in allem eine gute Idee, der Pate ist ja auch ein Sinnbild für Hilfe.

Liebe Grüße

10Parale
 
Cantus Am: 24.11.2015 02:48:10 Gelesen: 8065# 11 @  
@ 10Parale [#10]

In Richtung der Flüchtlinge hatte ich vor einigen Wochen schon einen Vorstoß gewagt und der Leitung der nächstgelegenen Unterkunft angeboten, für Kinder und Jugendliche und, soweit interessiert, auch für Ältere Briefmarken zu spenden und entsprechende Zusammenkünfte zu organisieren. Die Reaktion darauf war gleich Null. Also habe ich vor etwa drei Wochen das Angebot auf alle Unterkünfte in der Umgebung ausgeweitet. Bis heute wiederum keine Reaktion. Noch mehr kann ich aus meiner Lage heraus nicht tun.

Viele Grüße
Ingo
 
22028 Am: 24.11.2015 05:07:37 Gelesen: 8059# 12 @  
@ Cantus [#11]

Im arabischen Raum haben Vereine doch noch größere Probleme Nachwuchs zu finden und Flüchtlinge haben sicher andere Sorgen und Prioritäten, als sich um Briefmarken zu kümmern, wenngleich ich die Initiative und den Einsatz hervorragend finde.
 
Philli100 Am: 24.11.2015 07:39:13 Gelesen: 8040# 13 @  
Ich finde die Idee eines Paten gut, aber viele Neusammler dürften nicht die Einsicht haben, daß dies hilfreich ist, sondern vermutlich aus falscher Arroganz denken "Ich weiß ja alles und den Rest kann ich mir ergoogeln" - daran könnte es scheitern.
 
Briefmarkentor Am: 25.04.2016 14:08:45 Gelesen: 7185# 14 @  
Der BDPH teilt auf seinen Internetseiten mit, dass der Kieler Philatelisten-Verein im Jahr 2015 insgesamt 19 neue Mitglieder gewinnen konnte. Damit schafft es dieser Verein nach 2009 und 2012 zum dritten mal, die meisten Neuzugänge an Mitgliedern im Vergleich zu allen anderen Ortsvereinen im BDPH zu erzielen.

http://www.bdph.de/forum/showthread.php?16327-Erfolgreichster-Verein-bei-der-Mitgliederwerbung-2015!&p=140208#post140208

Dazu meinen Glückwunsch und die Frage, was diesen Verein bei der Mitgliederwerbung so erfolgreich macht.
 
ginonadgolm Am: 25.04.2016 17:31:01 Gelesen: 7122# 15 @  
@ Briefmarkentor [#14]

Ganz einfach:

Der Verein bietet seine zahlreich produzierten Belege mit erheblichem Nachlaß für Vereinsmitglieder an.

Für Sammler maritimer Belege (und da gibt es viele) rechnet sich die Vereinsmitgliedschaft.

Leider sind unter den Neulingen kaum ortsansässige Sammler.

Beste Grüße von
Ingo aus dem Norden


 
HWS-NRW Am: 25.04.2016 18:12:54 Gelesen: 7093# 16 @  
@ ginonadgolm [#15]

Hallo,

ich denke mal, daß der "verbilligte" Bezug von Belegen nicht unbedingt der Hauptgrund für die zahlreichen Neumitglieder im Verein sind, der Kollege Hartmann und seine Mannen liefern schon mehr Vereinsaktivitäten als nur den Belegverkauf.

Dem Kieler Verein meine Gratulation für seine tatsächlich überregionale gute Vereinsarbeit.

mit Sammlergruß
Werner
 
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