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Thema: Österreich: Fiskalmarken
briefmarkenwirbler24 Am: 27.02.2014 21:14:48 Gelesen: 20234# 1 @  
Hallo liebe Österreich-Experten,

ich habe mir gestern bei unserem städtischen Händler eine riesige Österreich-Sammlung (100 Seiten Steckbuch), ausschließlich Gebiete (Bosnien, Ämter usw.) postfrisch sowie gestempelt, gekauft. Ich habe schon viele Schätze gefunden und werde demnächst auch bei der PPA einiges einstellen!

Einige Dinge stehen weder im Spezial noch im Michel, deswegen möchte ich euch um Rat bitten. Im folgenden stelle ich ausschließlich Stempelmarken aus dem Zeitraum von 1803-1950 ein.



1803 50 Kreuzer



1883 1 Kreuzer



1888 50 Kreuzer



1910 2 Heller



1950 1 Schilling



6 Kreuzer



30 Kreuzer



75 Kreuzer



2000 Kronen

Ich bedanke mich schon mal im Voraus für eure Hilfe! Insbesondere wäre es schön zu wissen, was die einzelnen Marken wert sind oder wie häufig sie sind. Bei den Marken, wo ich kein Jahr genannt habe, wäre auch eine solche Angabe schön.

MfG

Kevin
 
Cantus Am: 27.02.2014 21:55:14 Gelesen: 20227# 2 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#3]

Hallo Kevin,

das, was du zeigst, sind keine Briefmarken, also keine Postwertzeichen, mit denen man eine postalische Leistung bezahlt hat, sondern Steuermarken oder auch Gebührenstempelmarken; die Beschäftigung damit nennt man Fiskal-Philatelie. Es gibt auch spezielle Fachliteratur dazu (aber natürlich nicht bei Michel und nicht im Briefmarkenbereich), auf die Schnelle habe ich aber deren Bezeichnung nicht gefunden.

Es gibt hier im Forum bereits zwei Themen, die sich damit beschäftigen:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=4938&CP=0&F=1
http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=1335&CP=0&F=1

Mit solchen Marken wurden z.B. Gebühren eines Notars, Gebühren für die Ausstellung von Geburts- oder Totenscheinen, Gebühren für die Ausstellung von Rechnungen, Personalpapieren und anderem mehr abgegolten. Es gibt diese und andere Gebührenmarken sowohl zum Aufkleben auf Dokumenten als auch in Form eines Wertzeicheneindrucks, so wie das im postalischen Bereich auf Ganzsachen zutrifft.

Gebührenmarken werden üblicherweise auf den kompletten Belegen gesammelt. Natürlich gab es, wie auch in deinem Fall, Menschen, die diese Marken oder auch Gebühreneindrucke abgelöst oder ausgeschnitten haben und das eigentlich dazugehörige Dokument vernichtet haben (ich habe selber allerlei lose österreichische Gebührenmarken aus verschiedenen Ankäufen), dieser Unfug sollte aber heute möglichst nicht mehr passieren.

Gebührenmarken auf kompletten Belegen werden z.B. über Ebay oder auf Briefmarkenbörsen oder Flohmärkten so etwa zwischen 2 Euro und 10 Euro gehandelt, was dabei aber die einzelne abgelöste Gebührenmarke ohne das zugehörige Dokument wert sein soll, das kannst du dir sicherlich selber ausrechnen. Davon einmal ganz abgesehen, über Werte sollte man nur dann spekulieren, wenn man für eine Ware einen potentiellen Käufer kennt; freue dich lieber daran, auch einmal etwas nicht so Häufiges von Österreich zu besitzen.

Viele Grüße
Ingo
 
Norbert Am: 25.05.2016 09:25:18 Gelesen: 3428# 3 @  
[b]Österreich, Ganzsachenausschnitte[&b]

Es sind offensichtlich Ganzsachenausschnitte.

Aber von was? Wann wurden sie genutzt?

Bitte um Information.


 
Cantus Am: 25.05.2016 12:33:44 Gelesen: 3401# 4 @  
@ Norbert [#3]

Hallo Norbert,

das sind zwar Ausschnitte, aber nicht von Belegen, die die Bezeichnung Ganzsachen tragen, denn mit diesen Wertstempeln wurden keine postalischen Gebühren entgolten. Das sind alles Werteindrucke von fiskalischen Belegen wie z.B. Rechnungen, Eisenbahnfrachtbriefen, Notariatsforderungen, Grundbuchauszügen, Totenscheinen usw. Mit diesen Werteindrucken wurden Papierentgelte bezahlt, zum Teil auch gesetzlich geregelte Gebühren, die im Rechtswesen für die Ausfertigung von Urkunden oder Urteilen vom Betroffenen zu bezahlen waren.

Ich habe selber eine größere Sammlung von solchen Belegen, da ich sie außerordentlich reizvoll finde. Alle diese Belege gehören zu dem Sammelgebiet, das man allgemein als "Fiskalphilatelie" bezeichnet. Bei deinem Beispiel finde ich es nur außertordentlich schade, dass da in der Vergangenheit irgend jemand die vielen Dokumente zerschnitten und damit vernichtet hat, so dass man nun diese Gebühreneindrucke nicht mehr einzelnen Vorgängen zuordnen kann.

Beispielhaft zeige ich dir nachstehend zwei entsprechende Belege.



Rechnung vom 20.12.1902



Inseratenschein vom 3.8.1905.

Da ein altes Formular verwendet worden war, inzwischen aber die Gebühren angehoben worden waren, musste mit Fiskalmarken (Gebührenmarken) ergänzt werden.

Viele Grüße
Ingo
 
Norbert Am: 25.05.2016 14:49:38 Gelesen: 3381# 5 @  
Hallo Ingo,

vielen Dank für Deine Information. Auch ich interessiere mich für Fiskalmarken aus Österreich, habe aber zu den Angefragten bis Dato keinerlei Info gehabt.

Ich werde (auch wenn es sich "nur" um Ausschnitte handelt) diese nicht entsorgen, sondern mit dem entsprechenden HInweis in meine Sammlung aufnehmen.

Gruß
Norbert
 
Cantus Am: 30.10.2016 19:48:10 Gelesen: 18043# 6 @  
In Österreich wurden über viele Jahrzehnte, ebenso wie in Deutschland, Steuerforderungen des Staates mittels Stempelmarken eingefordert. Soweit die Ausfertigung gleichartiger Dokumente häufig vorgenommen wurde, findet man die Stempelmarken als Aufdruck im Vordruck, ansonsten als aufgeklebte Stempelmarken. In einigen Fällen, wie bei diesem Dokument hier, auch in Kombination miteinander, wenn zwischen der Herstellung des ursprünglichen Vordruckes und seiner tatsächlichen Verwendung Gebührenanhebungen stattgefunden hatten oder Sonderleistungen zu vergüten waren. In diesem Fall mussten als Ergänzung zu den ursprünglichen 10 Heller noch weitere 28 Heller vergütet werden.



Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 29.11.2016 22:06:33 Gelesen: 17850# 7 @  
Heute eine Rechnung des Bank- und Wechselhauses Schelhammer & Schattera aus Wien vom 25.7.1919 mit einer Stempelmarke von Deutschösterreich zu 20 Heller, gedruckt im Jahr 1910.



Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 21.05.2017 23:33:45 Gelesen: 17048# 8 @  
Nicht nur Rechnungen erforderten die Zahlung einer Steuer mithilfe von Stempelmarken. Hier ist ein Mitarbeiterausweis vom 4.10.1875.





Viele Grüße
Ingo
 
Gernesammler Am: 22.05.2017 19:45:06 Gelesen: 17023# 9 @  
Hallo Sammlerfreunde, hallo Ingo,

ich habe diesen Brief erworben, der an Professor Friedrich Gottl gerichtet war.

Zu dem Brief dazu gab es diese Beilagen, eine Rechnung zu einer Zeitungsausgabe der Buchhandlung Friedrich Irrgang vom 10.2.1904 als Ganzsache zu 2 Heller und eine Rechnung der Papier und Pappenfabrik Jacob Winter vom 31.12.1906 auch zu 2 Heller.

Kann es sich hier um einen Nachlass handeln, den man nur zusammen gelegt hat oder war es vielleicht gewollt, dass 2 unterschiedliche Papiere den Herrn Professor erreichten ? Der Professor selbst war ja zu diesem Zeitpunkt Ordinarius an der Technischen Universität in Brünn.

Gruß Rainer




 
Cantus Am: 23.05.2017 02:44:56 Gelesen: 16993# 10 @  
@ Gernesammler [#9]

Hallo Rainer,

du zeigst hier zwei sehr schöne fiskalische Belege. Dabei ist das erste Exemplar keine Ganzsache, wie du irrtümlich wegen der aufgedruckten Stempelmarke annimmst, denn mit dem Erwerb oder der Nutzung einer Ganzsache werden ausschließlich und ausdrücklich postalische Dienstleistungen zugesichert, das trifft hier nicht zu. Man nennt solche Dinge "Ganzsachenähnliche Formulare". Unter diese Oberbegriff gibt es eine riesige Anzahl von Belegen unterschiedlichster Art, denn nicht nur Rechnungen, Protokolle, Bescheinigungen oder andere kostenpflichtige Dinge, sondern fast die gesamte Fracht- und Paketpost von Österreich gehört in diesen Bereich.

In Österreich wurden früher an die 450 Amtshandlungen mit Stempelmarken bezahlt. Diese Form der Zahlung galt ab 1854 bis zum Jahr 2002.

Die Stempelmarken waren jeweils auf Formulare wie Anträge oder Ansuchen sowie auf etwaige Beilagen, aber auch auf Rechnungen und Ähnliches zu kleben und galten damit als Beweis der Entrichtung der notwendigen Gebühr. Es gab diese Marken, ähnlich wie Briefmarken, mit dem jeweiligen Aufdruck des Wertes. Um den korrekten Betrag zu erreichen, war es oft notwendig, durch Stückelung mehrere Marken aufzukleben. Sie mussten entweder durch das Amt, bei dem man etwas einreichte, oder durch die Unterschrift desjenigen, der die Stempelgebühr zu entrichten hatte, entwertet werden.

Zu kaufen gab es die Stempelmarken auf Finanzämtern oder in Trafiken. Eine (Tabak-)Trafik ist in Österreich eine Verkaufsstelle für Tabakwaren, Zeitungen, Magazine, Schreibwaren, Post- und Ansichtskarten und andere Kleinwaren, dabei heute beispielsweise auch für Parkscheine und Fahrscheine für städtische Verkehrsmittel.

Vor allem Gewerbetreibende hatten sich bei häufiger Verwendung eines bestimmten Formulars, z.B. bei Rechnungen, schon vorab die Stempelgebühr aufdrucken lassen, um das lästige Besorgen der Marken und das Bekleben vermeiden zu können, so sicherlich auch bei deiner ersten Rechnung. Da jeder Gewerbetreibende grundsätzlich völlig frei in der Gestaltung seiner Rechnungen war, gibt es dabei natürlich auch die unterschiedlichsten Papierarten und -farben, das ist also nichts Besonderes. Wenn du aber anfängst, dich näher damit zu beschäftigen, wirst du feststellen, dass es bei den Stempelmarken, aber auch bei den entsprechenden Aufdrucken im Bild Jahreszahlen gibt, die das Jahr kennzeichnen, für das diese Marken erstmals verwendet worden sind. Bei manchen Marken waren das viele Jahre, bei anderen, z,B. in der Inflationszeit, nur kurze Zeiträume.

Die in diesem Fall festgestellte gemeinsame Versendung der Rechnungen ist vermutlich auf beabsichtigte Portoersparnis zurückzuführen, Genaueres wird aber nicht mehr zu ermitteln sein.

Viele Grüße
Ingo
 
Gernesammler Am: 23.05.2017 19:24:24 Gelesen: 16969# 11 @  
@ Cantus [#10]

Hallo Ingo,

vielen Dank für die ausführliche Darstellung zu meinen Belegen, es ist sehr interessant wie Du es beschreibst.

Der von Dir beschriebene Tabakladen für den Verkauf der Fiskalmarken wäre ja dann in etwa das gleiche wie bei uns die Tabakläden und Lottoläden die es in Fülle gibt nur das bei uns in den Lottoläden der Verkauf von richtigen Briefmarken sehr spät angefangen hat, ob es je Fiskalmarken in solchen Läden gab wäre mal gut zu wissen.

Beste Grüße Rainer
 
Cantus Am: 24.05.2017 02:30:46 Gelesen: 16946# 12 @  
@ Gernesammler [#11]

Hallo Rainer,

in manchen Dingen sind die Deutschen und die Österreicher doch sehr verschieden. Die Deutschen haben ganz überwiegend, einmal abgesehen von solchen Dingen wie Notopfer- oder Zuschlagsmarken, Zwangszahlungen wie Steuern direkt von den Bürgern oder Gewerbetreibenden eingetrieben, die Österreicher dagegen lange Zeit bestimmte Forderungen über die beschriebenen Stempelmarken. Das hatte zwar für den Einzelnen den Nachteil, dass man sich dauernd Stempelmarken für bestimmte (Amts-)Handlungen besorgen musste, für die Steuerbehörde aber den Vorteil, dass ausnahmslos jeder Bürger, der bestimmte Dienstleistungen (und auch Rechnungen zählen dazu) erhielt, auf dem Weg über die Stempelmarke unmittelbar seine Steuern oder Abgaben zahlte, ohne dass die Steuerbehörde dem einzelnen Zahlungspflichtigen nachlaufen musste, so wie es in Deutschland der Fall war.

Ich zeige dir hier einmal eine Quittung vom 27.8.1920 für den Kauf von zwei Stempelmarken.



Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 03.06.2017 17:32:02 Gelesen: 16850# 13 @  
Ich habe festgesellt, dass wir hier im Forum zwei inhaltsgleiche Themen haben, und zwar

Österreich: Fiskalmarken
und
Österreich: Stempelmarken.

Beides ist jedoch das Gleiche, denn Stempelmarken sind Fiskalmarken. In beiden Themen finden sich auch gleichartige Beiträge. Ich empfehle daher, eines der beiden Themen so zu gestalten, dass dort keine Beiträge mehr hochgeladen werden können. Meinen letzten Beitrag habe ich vor ein paar Tagen unter dem Oberbegriff "Stempelmarken" hochgeladen, daher heute zur Abwechslung wieder einmal hier.

Die Vereinigten Alpenländischen Autogengas-Werke in Lambach stellten am 5.9.1938 eine Rechnung für die Lieferung von Sauerstoffflaschen aus. Hierfür war eine Stempelgebühr von 5 Groschen zu entrichten, was mittels einer Stempelmarke des Jahrgangs 1934 erfolgte.





Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 25.08.2020 02:26:38 Gelesen: 7587# 14 @  
Heute eine Quittung vom 20.12.1902. Mit dem aufgedruckten Gebührenstempel über 2 Heller wurde eine Papiersteuer entrichtet, mit einer postalischen Behandlung oder mit dem Begriff "Ganzsache" hat der Beleg nichts zu tun. Dabei weise ich besonders auf die schwache Schrift oberhalb des Gebührenstempels hin.



Viele Grüße
Ingo
 
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