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Thema: Die Stempel der Doremus Machine Co.
Carolina Pegleg Am: 17.05.2008 00:27:21 Gelesen: 14582# 1 @  


Bevor ich mit der Vorstellung dieser Stempel beginne, ist eine Vorstellung meinerseits angebracht. Einige Mitglieder der philaseiten kennen mich möglicherweise aus einem anderen Internetforum. Ich habe hier auf den philaseiten bislang nur eine Existenz im Hintergrund geführt, die Diskussionen mitverfolgt, und gelegentlich an Nigels Englisch-Deutschem philatelistischem Wörterbuch mitgebastelt (allerdings bisher bei weitem nicht in dem Umfange, wie ich es mir selbst erhofft hätte).

Ich bin 40 Jahre alt und lebe im Südosten der USA. Briefmarken sammele ich seit vielen Jahren und mit der Zeit haben sich recht unterschiedliche Interessenschwerpunkte herauskristallisiert. Neben verschiedenen überwiegend "exotischen" Markensammlungen, die zumeist reine Katalognummernsammlungen ohne besonderes Spezialisierungsinteresse sind, sammele ich verschiedene Stempel, insbesondere Maschinenstempel, und habe in ein bis zwei Gebieten auch ein postgeschichtliches Sammelinteresse. Dieser "Mix" von Sammelinteressen, bei denen wechselweise Marken, Stempel oder die Postgeschichte im Mittelpunkt stehen, hält mich immer abwechslungsreich beschäftigt. Daneben arbeite ich daran den deutschen Schachtelsatz mit englisch inspirierter Wortwahl und Grammatik zu vervollkommen. Dies zumeist unter Auslassung von Umlauten, da diese sich hier nicht auf dem Keyboard finden und das einzelne Einflicken –zumal mit dem Laptop– eine "Quaelerei" ist. Eine Ausnahme mache ich für diesen Erstbeitrag, mit dem aber insoweit keine falschen Erwartungen erzeugt werden sollen.

Ehrlich gesagt, hatte ich bei Beginn der Forschung und Konzeption an ein anderes zuhause für diesem kleinen Beitrag gedacht. Mich beeindruckt der rundherum freundliche und hilfsbereite Ton auf den philaseiten sehr und dies ist meine Form der Anerkennung von Richard und dem philasseiten.de – Team.

Anstelle nun weiter von mir zu sprechen, möchte ich lieber eines meiner Sammelgebiete vorstellen: Die Doremus Maschinenstempel. Das Sammeln von Maschinenstempeln ist im deutschsprachigen Bereich nicht zu sehr verbreitet. Es ist daher vielleicht bereits der ersten Erwähnung wert, dass Sammlungen von Maschinenstempeln sich in aller Regel auf einen bestimmten Hersteller beziehen, ähnlich wie bei einer Länder- oder Motivsammlung das Ausgabeland oder das Briefmarkenmotiv der oberste Gliederungsgesichtspunkt sind. Das Denken in einer Sammelsystematik von Maschinenhersteller, Maschinenmodel, Stempeltype, Verwendungsort- und zeitraum und ggf. Varianten erscheint Sammlerfreunden, die sich mit diesem philatelistischen Spezialgebiet noch nicht so befasst haben, sicherlich merkwürdig. So ging es mir jedenfalls. Das Problem hier ist, dass das Ausgabeland oder Motiv jeder Marke praktisch auf die Stirn geschrieben ist, während der Maschinenhersteller als Ausgangspunkt jeder weiteren Kategorisierung und Diskussion zunächst einmal ermittelt werden muss. Das geht jedenfalls anfangs nicht von selbst; aber es gibt ja Literatur.

Nun, für diesen Beitrag ist die Arbeit gemacht und alle gezeigten Stempel wurden von möglicherweise verwechslungsfähigen Stempeln unterschieden. Die meisten Stempel dieser Firma sind allerdings so markant, dass dies wirklich nicht so eine grossartige Leistung darstellt.

Die Doremus Machine Co. wurde Ende der 1890er Jahre in Washington, D.C., gegründet. Die Firma gewann einen Auftrag zur Lieferung von Stempelmaschinen an die amerikanische Postverwaltung beginnend ab Januar 1900. Die letzten Maschinen lieferte die Firma in 1903 aus. Die Lieferung von Machinen beschränkte sich also nur auf drei Jahre. Alle Maschinen wurden allerdings von der US Post gekauft. Dies ist eine Besonderheit, denn bis zum Jahre 1913 wurden Stempelmaschinen von der US Postverwaltung in aller Regel von den Herstellern nur angemietet, und nicht gekauft.

Die Doremus-Maschinen waren handbetriebene Maschinen einfacher Konstruktion. Dies erklärt mutmasslich die Entscheidung der US Postverwaltung die Maschinen anzukaufen. Anders als bei den schnelleren elektrischen Maschinen waren Instandsetzungs- und Erhaltungsarbeiten an komplizierten Mechanismen nicht zu besorgen, so dass ein wesentliches Arguent für die Miete wegfiel.

Der Markt für diese handbetriebenen Maschinen waren kleinere Postämter, oder Zweigstellen grösserer Postämter, jeweils mit geringem Postvolumen, bzw. Poststellen die (noch) nicht über Elektrizität verfügten. Anfang des 19. Jahrhunderts war Strom bei weitem noch keine Selbstverständlichkeit. Insbesondere nicht in den Städten des "Wilden Westens" und auf dem Lande. Insgesamt schaffte die US Post 400-410 Maschinen dieses Types an. Man muss sagen, es handelte es sich um einen vollkommen Fehlkauf. Im Nachhinein gab die Postverwaltung unumwunden zu, dass die Kaufentscheidung ohne zureichende Praxistests erfolgt war. Die Leistungen der Maschine waren schwach. Es war keineswegs eine schnelle Maschine. Ein gusseisernes Handrad, horizontal montiert, trieb die Maschine an. Mit jeder vollständigen Umdrehung des Rades wurde ein Poststück eingezogen und gestempelt. Wegen der mangelhaften Konstruktion der Maschinen sind unklare und unvollständige Abschläge leider häufig.

Typischer unvolländiger Abschlag einer Doremus Maschine (Pulaski, Virginia, 1911):



In der Tat mag man sich Fragen, inwieweit mit den Doremus Maschinen überhaupt eine Erleichterung des Stempelgeschäftes verbunden war. Dies zumal die aus Schalterauflieferung oder Briefkastenleerung wild gemischten Sendungen ja zunächst von Hand alle so aufgestellt werden mussten, dass die Marke stets einheitlich in derselben Ecke zu stehen kam. Automatische Briefaufstellmaschinen gab es erst ab den 1960er Jahren.

Diese sehr spezifische Geschichte hat in vielfacher Weise Auswirkungen auf eine Sammlung dieser Stempel. Zunächst waren diese Maschinen von vorneherein nur bei kleineren Postämtern im Einsatz. Da ihre Verwendung keine riesige Erleichterung brachte, steht zudem zu vermuten, dass sie im Tagesgeschäft mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht stets eingesetzt wurde. Wuchs das Postvolumen am Ort an, so wurde die Doremus-Maschine häufig durch ein andere Maschine ersetzt. Alles dies hat Einfluss auf die Häufigkeit dieser Stempel. Da die US Post Eigentümer der Maschinen war, wurden die Maschinen bei Ersetzung häufig umgesetzt und kamen an anderen Orten zum Einsatz. Dies hat Einfluss auf die Anzahl der bekannten Verwendungsorte und -Zeiträume. In "späterer" Zeit wurden die Maschinen teils nicht mehr umgesetzt, sondern verblieben als Reserve am Ort. So waren im Jahre 1915 von den rund 400 zwischen 1900 und 1903 erworbenen Doremus Maschinen offiziell noch 315 im Einsatz. Tatsächlich ist eine Nutzung in 1915 und später aber nur für 175 Maschinen belegt. Die Lösung: bei einer grossen Anzahl Postämter, denen eine Doremus-Maschine in den amtlichen Unterlagen als "im Betrieb" notiert war, stand sie nur als Reserve nutzlos herum, da das Postamt über eine bessere Stempelmaschine verfügte. Abgelöst wurden die Doremus Maschinen in aller Regel durch handbetriebene oder (seltener) elektrische Maschinen der American Postal Supply Co., deren Trademark-Stempel im Flaggendesign wohlbekannt sind, oder dem handbetriebenen Model L der International Postal Supply Co.

Insgeamt gibt es sechs verschiedene Stempeltypen bei Doremus-Maschienen, d.h. bestimmte Kombinationen von Stempelkopf und Killern, die gemeinsam werksseitig geliefert wurden. Aufgrund von Vertauschungen kam es jedoch auch vereinzelt zu Mischtypen, auf die hier nicht näher einzugehen ist.

Fangen wir mit einem Beispiel eines Typ C Stempels an. Dieses sehr charakteristische Stempeldesign kommt bei 128 Städten während der Jahre 1901 bis 1907 vor. Leider besitze ich nur dieses eine Anschauungsstück aus Newark, NY aus 1903.



Die Typ D Stempel kamen ab 1902 in Gebrauch und waren bis 1910 in Benutzung. Wiederum handelt es sich um einen sehr charakteristischen Stempel (beispiel aus Bar Harbor, Maine, 1903).



Die Typ D Stempel waren bei 412 Städten im Einsatz. Sie wurden ab 1907 gegen solche in Typ E umgetauscht (Beispiel aus Dublin, California, 1910).



Die Umrüstung der Stempeltypen betraf im allgemeinen nur den Stempelkopf. Bei den Typ D Stemepln befindet sich das Jahr im Halbkreis am unteren Rand des Stempels, bei der Type E befindet sich das Jahr waagerecht unterhalb der Uhrzeit. Bei den Typ D Stempeln war das Jahr fest eingraviert und alljährlich im Januar musste der Stempelkopf ausgetauscht werden. Die Post sah dies als Verschwendung an und forderte, das Stempelköpfe mit Stecktypen für die Jahreszahl auszurüsten seien, was bei der Type E der Fall war. Zuvor, wenn bei Jahreswechsel ein neuer Stempel nicht vorlag, mussten sich die Amtsvorsteher zu allen Zeiten damit behelfen, die letzte Ziffer der Jahreszahl herauszubrechen. Dies erklärt, warum bei dem unten gezeigten Beispiel aus Mannington, W. Va., die letzte Ziffer der Jahreszahl fehlt.



Aufgrund des Ankunftsstempels kann geschlossen werden, dass es sich um 190(8) gehandelt haben muss. Bei diesem Postamt ist ab 1908 ein Typ E Stempel belegt. Offenbar hatte man davon abgesehen noch einen alten Typ D Stempelkopf mit neuerer Jahreszahl 1908 zu liefern, da ohnehin ein neuer Typ E Stempel geliefert werden sollte.

Die Typ E Stempel sind ebenfalls weit verbreitet und waren bei 491 Städten bis 1933 im Einsatz. Die vertikalen Balken der Killer bei den Stempeltypen D und E sind das hervorstechende Merkmal der Doremus Stempel. Es gab dieses ausser bei Doremus nur noch bei einem anderen Hersteller (Barr-Fyke, nicht häufig). Die Typen D und E waren weiter verbreitet und wurden länger verwendet als jede andere Doremus Stempeltype. Meine Sammlung hat so 80% D's und E's.

Die Anzahl der Balken im Killer schwankt zwischen 16 und 19, da an den Maschinen von Auslieferungsserie zu Auslieferungsserie kleinere Änderungen vorgenomen wurde. Leider kommen unvollständige Stempel sehr oft vor, da der Killerteil bei diesem Hersteller unverhältnismässig lang ist. Ich sehe einen Stempel, bei dem 14 Balken zu sehen sind, als in jeder Hinsicht vollständig und vollwertig an. Wenigstens 10 Balken sollten es aber schon sein.

Hier ein Exemplar aus Las Vegas, New Mexico (nicht Nevada) aus 1906. 13 Balken sind sichtbar, kann man also so durchgehen lassen.



Auch die Vorderseite der Postkarte ist durchaus sehenswert. Willkommen im noch Wilden Westen. New Mexico war damals noch ein "Territory" und wurde erst in 1912 Bundesstaat.



Die letzte Stempeltype ist die Type F. Sie ist aus dem Zeitraum 1911 bis 1925 aus 36 Städten bekannt. (Beispiel aus Brazil, Indiana aus 1911)



Wer aufmerksam mitgelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass die Typen A und B fehlen. Bei diesen beiden Typen sieht der Stempelkopf aus wie bei der gezeigten Type C. Der Killer hat sieben waagerechte Striche, wie bei der Type F. Bei der Type F ist der Abstand der Balken gering, 15mm, bei den Typen A und B gross, 22mm. Bei A sind sie durchgehend, bei B unterbrochen. Die beiden Typen waren bei nicht so vielen Postämtern in Gebrauch und auch nicht für sehr lange. Wenn ich davon mal Anschauungsstücke finde, zeige ich sie gerne noch nachträglich.

Dies war die Vorstellung der Firmengeschichte und der Standardstempel. Für die Machinen, die bei Zweigpostämtern, amerikanisch "Stations" genant, eingesetzt waren, gab es besondere Typen. Ich werde auch davon noch welche zeigen. Ergänzungen werde ich ausserdem noch etwas zu den Doremus Ankunftsstempel und zu Doremus Maschinen ausserhalb der USA. Nach der Schreiberei brauche ich aber jetzt erstmal eine Pause . . .

Wer meint einen Doremus Stempel zu besitzen, ist herzlich eingeladen diesen hier zu zeigen.


 
Jürgen Witkowski Am: 17.05.2008 15:52:58 Gelesen: 14555# 2 @  
@ Carolina Pegleg [#1]

Als Freund von Belegen, insbesondere von frühen Maschinenstempeln, freue ich mich sehr über Deinen tollen Beitrag.

Meine Suche nach Doremus-Stempeln hat nur einen einzigen Beleg hervorgebracht. Im Hanmer sind zwar 36 unterschiedliche Variationen aufgeführt, aber genau meine Kombination war nicht darunter. Da Deine Klassifikation auch anders aufgebaut ist, gehe ich davon aus, dass Du ein anderes Referenz-Werk herangezogen hast.

Nun zu meinem Beispiel, dass am 5. Mai 1911 vermutlich in Stamford, Conneticut abgestempelt wurde und an Albin Meiche, Hofphotograph in Annaberg im Erzgebirge adressiert war.

Die senkrechten Balken haben einen Abstand von 3 mm. 14 Stück davon machen den Beleg in Deinen Augen ja dann auch vollwertig.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Carolina Pegleg Am: 17.05.2008 18:29:06 Gelesen: 14545# 3 @  
Hallo Jürgen,

ich freue mich, dass Dir der Beitrag gefällt. Wenn ich auch nur einem helfe, ein Stück aus seiner Sammlung besser zu verstehen, dann hat es sich doch schon gelohnt. Alle diese Information ist sicher sehr speziell, aber dafür kann man sie nicht einfach googeln.

Wie gesagt, die philaseiten gefallen mir sehr gut. Es gibt hier sehr viele interessante Beiträge zu allen möglichen Themen, Kriegsgefangenenbriefe, Posteigenwerbung etc. etc. Manchmal fehlt es allerdings noch ein bisschen an Beiträgen, wo nicht nur gezeigt, sondern auch etwas erklärt wird, aber das ist keine Kritik. Stattdessen: mit gutem Beispiel voran :).

Über den Hanmer gibt es viel Postives zu sagen. Es ist das weitverbreiteste Buch zu US Maschinenstempeln und hat sicher viel dazu beigetragen, dieses Gebiet "populär" (?) zu machen. Seine "Systematik" ist aber grausam. Man weiss oft nicht, was jetzt die Grundtypen sind, und was nur bei einzelnen Postämtern vorkommende Sonderformen. Oft werden dieselben Typen aus unverständlichen Gründen gesondert aufgeführt. Ansonsten ist etliches unnötig doppelt und verwirrend. Hier für Dich eine Gegenüberstellung von Hanmer zu meiner vereinfachten Systematik, die einem Monographen von Langford entlehnt ist:

Typ A = Hanmer #1, #5, #10
Typ B = Hanmer #2, #7, #8 (wo ist der Unterschied?)
Typ C = Hanmer #3, #11, 13
Typ D = Hanmer #4, #15, #17, 24
Typ E = Hanmer #25, #36
Typ F = Hanmer #30, #35

Dein Stempel ist ein Typ E (Hanmer #25, Typ #36 ist derselbe Typ als Marineschiffspost-Stempel). Von den 34 Typen, die Hanmer nennt, entfallen auch viele auf die "received" Stempel und auf die Stations -- und die sollen von mir ja noch ergänzt werden :). Innerhalb meiner sechs Grundtypen, die auch chronologisch nach Datum der Einführung geordnet sind, kann man dann ggf. noch weiter gruppieren. Allerdings habe ich mich bislang nicht besonders damit beschäftigt. Das macht m. E. zumeist nicht viel Sinn, da es dann oft bestimmte Sondertypen sind, die überhaupt nur bei einem Postamt existierten (wegen erwähnten Vertauschungen zum Beispiel).

Ach ja, was ich versucht habe mit dem Abstand der Balken zu beschreiben, bezog sich auf den Abstand zwischen dem obersten und untersten Balken bei den Killern mit horizontalen Strichen (zur Unterscheidung der Typen A/B und F). Das ist schwer zu beschreiben, wenn man von der Type A kein Exemplar zeigen kann, aber da Du den Hanmer hast, kannst Du sehen, dass diese beiden Typen (#1/2 und #30, z.B.) am realen Stück unmöglich verwechselt werden können. Bei den Killern mit vertikalen Strichen, wie bei Deinem, spielen Abstände der Balken keine Rolle.

Ich hoffe, dass ist ein bisschen klarer jetzt und ich habe Dich nun nicht vollends verwirrt.

Dein Stempel ist auch hinsichtlich der Stempelqualität (leider) typisch. Ich habe für den Beitrag meine besten Exemplare rausgesucht. Viele von mir sehen aber auch so aus wie Deiner. Ergibt sich Stamford aus dem Briefinhalt oder dem Absender? Kann man im Original zumindest von dem Bundesstaat ewas mehr "erahnen"? Stamfort aus 1911 kann eigentlich nicht sein (gemäss Monograph) . . .
 
Jürgen Witkowski Am: 17.05.2008 19:34:41 Gelesen: 14541# 4 @  
@ Carolina Pegleg [#3]

Vielen Dank für Deine Einschätzung. Du verwirrst mich keinesfalls, sondern bringst viel Licht ins Dunkel!

Beim Stempeltyp war ich mir nicht sicher, weil die Uhrzeitangabe 2 --PM 2 Stiche oder einen ganz langen Strich hat (genau kann man es nicht erkennen), ähnlich wie Hanmer # 28. Dort steht allerdings statt AM/PM nur A/P.

Der Städtenamen war, wie ich geschrieben habe, nur vermutet. Bei genauer Betrachtung ist das nicht zu halten. Der Bundesstaat ist nicht zu erkennen.
Sicher lesen kann ich eigendlich nur das O: (S)|*|A(N,M)|T(D)|R(B,F)|O|R(B)|*

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Carolina Pegleg Am: 17.05.2008 23:32:38 Gelesen: 14532# 5 @  
Jetzt sehe ich was Du meinst, mit dem doppelten (oder besonders langen) Strich in der Uhrzeit. Dieses Merkmal hat in der Tat keiner der bei Hanmer abgebildeten Grundtypen, ausser dem Miltaerstempel #35.

Das Problem, wieder, bei Hanmer ist eben die fehlende textliche Beschreibung. Daher weiss man dann haeufig nicht, was denn jetzt genau das markante Merkmal eines Stempels im Vergleich zu einem anderen ist. Z. B. der Fort Sheridan Stempel (#35) ist nur separat gelistet, weil es ein Stempel einer militaerischen Einrichtung ist, nicht weil es eine besondere Type ist. Da viele Stempel nachgemalt sind, darf man sich auf die Details der Zeichnung (Laege von Strichen etc.) auch nicht all zu sehr verlassen.

Meine Philosophie betreffend Stempeltypen: Es kommt fuer die Typenbestimmung nur auf die unveraenderlichen Teile an, also alles was festgraviert ist. Bei den beweglichen Teilen, Datum, Uhrzeit etc. kann alles vorkommen: kopfstehend, vertauscht, vergessen, verloren und durch unpassende Type ersetzt, etc. etc. Das sind alles nur Varianten oder auch nur Zufaelligkeiten, denen ich keine besondere Beachtung und keinen besonderen Wert zumesse (Achtung, nur meine Meinung, anderen mag ob solcher Sachen das philatelistische Wasser im Munde zusammenlaufen). Also, was ich sagen will, dass mit dem langen oder kurzen Strich in der Uhrzeit kann nach meiner Meinung kein Merkmal fuer eine TYPE sein. Macht man es so genau, dann wird jeder Stempel zum Unikat.

Hanmer (der kriegt es heute aber ab von mir) listet z.B. einen der Station Stempel mit der Variante herausgebrochene Jahreszahl (#22) gleichrangig mit den anderen Typen. Dieses Phaenomen hat, wie erklaert, technische Gruende. Das ist keine neue Stempeltype nur eine Unterart und sollte nicht auf gleicher Stufe stehen mit den identifizierbaren Grundtypen. Jeder Stempel mit festgravierter Jahreszahl kann so vorkommen. Die von mir gezeigte Karte mit dieser besonderheit, ist bei Hanmer so nicht explizit gelistet. Weltraritaet? Nein, eine ganz normale Variante eines "Typ D" Stempels. Noch einmal, das ist meine Meinung zum Thema "Typen" vs. "Varianten."

Dies ist aber ein kontroverses Thema und ich will noch einmal sagen, dass ich hier meine eigene Einschaetzung kundtue. Ich habe eine ganz Reihe Stempelbuecher und jeder Author macht es anders. So habe ich auch schon mal fuer eine bestimmte Stempeltype (nicht Doremus) gesehen, dass Stempel mit "AM" andere Typen sein sollen als solche mit "PM". Und da wurde dann auch noch in der Punktebewertung differenziert. Ich halte das, wie gesagt, fuer Quatsch.

Bzgl. Deines Stempels, kann ich Dir noch HANFORD, CAL. anbieten. Natuerlich, ein gut geratener Buchstabe aus der Bezeichnung des Staates und man hat bessere Chancen mal auf gut Glueck die Liste durchzugehen. Da viele Stempel undeutlich sind, bleibt mir da auch oft nichts anderes uebrig.
 
Carolina Pegleg Am: 18.05.2008 15:02:43 Gelesen: 14520# 6 @  
Die Station Stempel

Über die allgemeine Verbreitung dieser Stempel habe ich noch gar nichts geschrieben. Die US Postverwaltung hatte rund 400 Doremus angeschafft. Diese wurden in 784 verschiedenen Städten eingesetzt. Einige Städte hatte allerdings mehrere Maschinen. Die meisten Maschinen hatte wohl Chicago aufgrund der grossen Anzahl von Zweigpostämtern, Stations, die mit Doremus-Maschinen ausgestattet waren. Es gibt rund 1400 verschiedene Doremus-Stempel. Diese Zahl ist grösser als die Zahl der Städte, da die Stempel gelegentlich Änderungen erfuhren, z.B. die beschriebene Umstellung von den Typ D auf Typ E Stempel mit auswechselbarer Jahreszahl wie eingangs beschrieben sorgt dafür, dass es bei einer Vielzahl von Städten jedenfalls diese beiden Typen gibt.

Von den rund 1400 unterscheidbaren Doremus Stempeln entfielen 128 auf Stempel, die bei Stations geführt wurden. Auch hier lassen sich in der Tat Typ-Gruppen bilden. Ich habe mal angefangen ein Baumdiagramm zu zeichnen. Letztlich fand ich den instruktiven Wert jedoch gering, da in jeder Gruppe nur eine sehr kleine Anzahl von Stempeln zusammengruppiert waren und mir die nötigen Anschauungsstücke zur Illustration jeder Gruppe fehlen.

Bei den Typen A-C, die bei Stations eingesetzt waren, befindet sich ein Zusatz "Sta. xxx" jeweils im Stempelkopf. Von den frühen Doremus-Maschinen, die diese Stempelformen hatten, wurden nur sehr wenige bei Stations eingesetzt. Ich spreche hier bei jeder dieser drei Typen von vielleicht 1-3 Maschinen bei Stations.

Bei den Typen D-F erfolgte der Hinweis auf einen Einsatz bei einer Station im Killer. Hier ein typisches Beispiel eines Typ D eingesetzt bei der Austin, Station, Chicago in 1905.



Es gibt eine Vielzahl Detail Abweichungen hinsichtlich der Anordnung der Inschrift und der waagrechten Balken ober- und unterhalb des Namens im Killer. Stations waren zum Teil nur mit Buchstaben benannt, zum Teil hatten sie einen vollen Namen. Hier ein weiteres Beispiel, Richmond Va., Station B, aus 1902 (als Ankunftsstempel verwendet).




Auch bei den Stations wurde der Austausch von Typ D auf Typ E Stempel vollzogen. Dabei wurden teils auch die Killer geändert. Hier der "neue" Station B Stempel mit etwas anderer Buchstabenform und, charakteristischer, nun ohne Punkt hinter B.



Bei den soweit gezeigten Stücken ist die Verwandschaft zu den Typen mit vertikalen Strichen in den Killern am rechten Ende jeweils gut zu erkennen.

Bei den Typ F Stempeln, die bei Stations eingesetzt wurden, ist das ebenso. Hier ein Beispiel von Chicago, Pullman Station, aus 1911, bei dem nun rechts horizontale Striche erkennbar sind.



Die Station Stempel lassen sich tatsächlich in weitere Untergruppen einteilen. Ich denke aber, dass eine Organisation anhand der Grund-Typen, von denen sie abgeleitet wurden, in Anbetracht der relativ geringen Anzahl dieser Stempel ausreichend ist. Die Station Stempel sind im Grunde nicht seltener als die Stempel die bei Hauptpostämtern eingesetzt waren. Im Gegenteil war der Postverkehr einer Station in Chicago sicher grösser als in der Westernstadt Las Vegas, NM.
 
Carolina Pegleg Am: 18.05.2008 20:55:09 Gelesen: 14510# 7 @  
Die Ankunftsstempel und Doremus Maschinen ausserhalb der USA

Jede Doremus Machine wurde stets auch mit einem Stempeleinsatz für die Ankunftsstempelung als Zubehör ausgeliefert. Dies bedeutet, dass theoretisch alle 1400 exisitierenden Stempel auch in der Variante als Ankunftstempel verwendet existieren sollten. Dies ist allerdings aus den folgenden Gründen sehr unwahrscheinlich. Zunächst wurde die Ankunftstempelung zumeist lasch gehandhabt. Sie unterblieb wenn die Zeit drängte oder andere dringendere Geschäfte zu besorgen waren. In 1907 wurde die Ankunftsstempelung von Postkarten offiziell abgeschafft. In 1913 wurde sie generell per Verordnung eingestellt (Ausnahme: Einschreibebriefe etc.).

Die speziellen "received" Stempeleinsätze sahen daher also im allgemeinen keine grosse Verwendung. Die Maschine war sowieso schon langsam, jetzt noch weitere Zeit zu verlieren und die Stempeleinsätze umzumontieren, war den Postbeamten wohl nicht einsichtig.

Sehr häufig kommen die normalen Doremus Tagesstempel daher auch als Eingangsstempel verwendet vor. Ein Beispiel von Richmond, Station B, ist oben schon zu sehen. Hier noch ein Beispiel aus Staunton, Va., 1903, als Tagesstempel:



Und derselbe Stempel als Eingangsstempel auf der Rückseite eines Briefes abgeschlagen:



Hier nun aber ein Beispiel für einen besonderen Killer-Stempeleinsatz "Received" für die Posteingangsstempelung, Chicago, Ravenwood Station, 1905:



Und als Beispiel für die weitverbreiteten Typ D und E Stempel mit vertikalen
Strichen, die so typisch für die Doremus Maschinen sind, ein Eingangsstempel von Manila, P. I., aus 1911:



Dieses Stück leitet sehr schön zu den Auslandsverwendungen der Doremus Maschinen über. Es gab zwar einen Kontakt der Doremus Machine Co. mit der norwegischen Postverwaltung, eine Maschine wurde allerdings nie nach Norwegen geliefert. Keine andere Postverwaltung zeigte auch nur ein Anfangsinteresse für diese Maschine, obwohl die Doremus-Maschinen bei der Pariser Weltausstellung in 1900 vorgestellt wurden. Der Doremus-Stempel des amerikanischen Ausstellungspostamtes in Paris zählt zu den grossen Seltenheiten.

Doremus Maschinen waren "im Ausland" ansonsten jedoch in allen Auslandsbesitzungen der USA dieser Zeit im Einsatz, d. h. in Hawaii, Puerto Rico, Kuba (1902) und in den Philippinen. Den längsten Einsatz sahen sie in den Philippinen. Von den Philippinen gibt es auch eine Anzahl interessanter Slogan-Stempel von Doremus Maschinen. Manila ist das einzige Postamt, wo ein Typ D Stempel, also ein solcher mit Jahreszahl im Halbkreis am Unterrand, auch noch nach 1908 in Verwendung war, siehe den obigen Stempel aus 1911.

In den kontinentalen USA waren, wie beschrieben, beginnend in 1907 alle Typ D gegen Typ E Stempel ausgetauscht worden. Dies hat auch einen Einfluss auf die Häufigkeit der Eingangsstempel, denn bei Einführung der Typ E (ab 1907) und dann später noch der Typ F Stempel (ab 1911 vorkommend) ging die Eingangsstempelung schon mehr und mehr zurück und wurde immer weniger sorgfältig wahr genommen. Eine Zählung der vorkommenden Doremus-Eingangsstempel ist mir nicht bekannt. Viele müssen recht selten sein. Ohne Markt für diese Eingangsstempel -- und wer sammelt diese Stempel schon -- gibt es natürlich gleichwohl kein der Seltenheit entsprechendes Preisniveau.

Doremus-Stempel als solches sind eigentlich nicht selten. Die Verwendung der Maschinen begann in 1900; die letzte bekannte Verwendung einer Doremus-Maschine stammt aus 1933. Mein letzter Stempel, den ich besitze, stammt aus Lowville, NY aus 1918:



Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass in den 20er Jahren bereits nur noch sehr wenige Machinen noch in Nutzung waren. Gleichwohl, aufgrund der Vielzahl der Verwendungsorte und des insgesamt lange Verwendungszeitraum sind die Doremus-Stempel als solches eigentlich häufig. Bei 700+ Verwendungsorten und 1400 Typen ist eine Generalsammlung aller diese Stempel jedoch eine grosse Herausforderung. Bei mir wandern alle Doremus-Stempel die ich finde in eine Zigarrenkiste. Mal schauen, wieviel sich da in den nächsten z. B. 10 Jahren ohne besonders intensive Suche ansammeln. Ich habe bislang für kein Stück mehr als $1 ausgegeben und so 40-50 zusammen.
 
Carolina Pegleg Am: 06.06.2008 01:46:54 Gelesen: 14432# 8 @  
Ergänzung Ankunftsstempel

Gezeigt hatte ich bislang einen Received-Stempel von Manila und einen Received-Stempel in Kombination mit einem Station Stempel von der Ravenwood-Station in Chicago. Den Normalfall eines Ankunfts- oder Briefeingangsstempels wie er am häufigsten vorkommt hatte ich bislang noch gar nicht gezeigt, da ich kein Beispiel hatte, dass mir fuer diesen Zweck schön genug war.

Lücke geschlossen. Heute konnte ich diese Karte mit Flaggenstempel von Providence, Rhode Island meiner Sammlung hinzufügen, die einen besonders (für Doremus-Verhältnisse) schönen Ankunftsstempel "Typ D" von Bristol, R. I. vom 30.9.1907 zeigt. Wie gesagt, in 1907 wurde die Vorschrift, dass Post zum Nachweis der schnellen Beförderung mit Ankunftstempel zu versehen war, für Postkarten aufgehoben. Nach dem genauen Datum müsste ich noch einmal forschen. In jedem Falle eine sehr späte, wenn nicht sogar -- was zu prüfen ist -- eine vorschriftswidrig späte Verwendung eines Ankunftstempels. Als keiner Bonus schliesslich noch zu erwähnen, dass der 30.9. mein Geburtstag ist.


 
AfriKiwi Am: 06.06.2008 02:40:16 Gelesen: 14430# 9 @  
@ Carolina Pegleg [#8]

Lieber C.P.

Danke für Deinen Beitrag der auch so interessant ist wie jeder Beitrag auf dieser Seite.

Nur eine persönliche Frage da Du uns schon Dein Geburtsdatum mitgeteilt hast was auch zufällig das meines Sohnes ist.

Wie kommst Du auf Dein Mitgliedsnamen Carolina Pegleg ? 'Pegleg' ist doch ein Holzbein !

Erich
 
Carolina Pegleg Am: 06.06.2008 03:47:17 Gelesen: 14424# 10 @  
@ AfriKiwi [#9]

Schön, dass Du diese Abhandlung interessant findest. Ich gebe ja zu, dass das ein sehr spezielles Thema ist. Ich glaube leider auch, dass diese Stempel ausserhalb der USA nur schwer zu finden sind. Die Maschinen gab es eben zumeist in kleinen Orten, von wo es vermutlich nur wenig Auslandspost gab.

Das mit dem Geburtstag habe ich ja nur geschrieben, weil die Karte vom selben Tag gestempelt war. Hattest Du gesehen, oder?

Ansonsten: "Wie kommst Du auf Deinen Mitgliedsnamen Carolina Pegleg ? 'Pegleg' ist doch ein Holzbein!"

Das beantworte ich gerne. Ich lebe im Osten von North Carolina nicht so weit von der Küste. Es gibt hier sehr viel Wasser, sehr breite Flussdeltas ("Sounds") mit Mangroven-Wäldern, sehr viel Sumpf. Mit Sumpf und so weiter war es natürlich früher alles noch mehr der Fall. Jetzt gibt es eben auch sehr viel Tabak und Baumwollfelder. Im 17. Jahrhundert war dies alles Piratenland. Der bekannteste Vertreter war Blackbeard und es wird derzeit hier in der Nähe auch sein Schiff die Queen Anne's Revenge ausgegraben (Unterwasserarchäologie). http://www.ncmaritime.org/Blackbeard/default.htm

Jedenfalls hat hier alles mit Piraten zu tun. Die Football (amerikanischer) Mannschaft heissen die "Pirates" usw. Den Nickname habe ich ausserdem bei einem Bier in der lokalen Brauerei erfunden. Dazu stelle ich einen Scan eines T-Shirts ein, was sicher auch die letzte Frage zu dem Namen beantwortet:



Man kann das Holzbein gerade so erkennen. In der Schatzkiste befinden sich Hopfenblüten. Das Pegleg Pale Ale ist ein super bitteres Zeug.
 
AfriKiwi Am: 06.06.2008 07:12:03 Gelesen: 14417# 11 @  
@ Carolina Pegleg [#10]

Hallo C.P.

Danke Dir für eine tolles zusammenführendes Thema - Bier, Piraten und American Football :) !

Es ist ja so und jeder sollte es glauben, wenn man etwas auf PhilaSeiten sieht, man auch das Gleiche oder gleiches finden kann in andere Ländern.

Das Datum hatte ich bemerkt aber machte mir nichts besonders draus, es wäre auch wieder noch ein Sammelgebiet.

Habe aber unter Thema 'Tiere der Antarktis' einen Beitrag, adressiert an einem 'Bekannten' von früher. ;)

Erich
 
rostigeschiene (RIP) Am: 09.10.2012 00:04:00 Gelesen: 11891# 12 @  
Ich habe einmal einen alten Thread ausgegraben, der, meiner Meinung nach, es wert ist aus dem Dornröschenschlaf geholt zu werden.

Die Stempel der Firma Doremus sind nun einmal nicht so häufig wie die der DPAG aber doch sehenswert.

Einen Stempelabschlag aus einer dieser Maschinen kann ich auch zeigen.



Aufgebracht wurde er am 4.11.1910 im Postamt Oneiba N.Y. Die Marke ist zwar beschädigt, aber für einen Stempelsammler ist das nicht von Belang.

Vielleicht kommen ja noch mehr schöne Stempel aus den Alben, den Kistchen und Schachteln die man so lange nicht geöffnet hat, zum Vorschein und in diesen Thread.

Viele Grüße

Werner
 
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