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Thema: Brasilien: Ganzsachen
Cantus Am: 22.03.2014 23:10:08 Gelesen: 17960# 1 @  
Wie die Jungfrau zum Kinde, so in etwa bin ich kürzlich zum Sammelgebiet der brasilianischen Ganzsachen gekommen. Ein Sammlerfreund hatte zunächst geplant, sich mit dieser Materie zu beschäftigen, hatte sich dann aber auf andere Sammelgebiete konzentriert und mir seinen noch recht übersichtlichen Bestand zukommen lassen. Nach intensivem Studium der mir zur Verfügung stehenden Ganzsachenliteratur zu Brasilien habe ich festgestellt, dass es bei diesem Thema in der Zeit bis etwa 1930 eine Vielzahl von Variationen bei den Ganzsachen gibt, es also eine spannende Materie ist, die zu sammeln kaum langweilig wird.

Nach den ersten Zukäufen bin ich nun bereits auf Exemplare gestoßen, die ich nach der Literatur nicht eindeutig bestimmen kann. Ich hoffe deshalb, dass es hier im Forum jemanden gibt, der sich mit dieser Materie etwas besser auskennt als das bisher bei mir der Fall ist.

In allen heute vorgestellten Fällen handelt es sich um Kartenbriefe (K) der Ausgaben 1891/92. Alle drei Kartenbriefe tragen einen Wertstempel im Muster Freiheitskopf zu 80 Reis in rot auf rosa bzw. hellrosa Kartenkarton mit einem vorderseitigen Bild in ultramarin.

Im Ascher-Katalog wird zunächst auf vier Unterarten verwiesen, die sich in der Breite der Anfangsbuchstaben von Carta Bilhete unterscheiden. Ferner gibt es den Unterschied, dass solche Kartenbriefe innen keine Linien oder solche in roter oder blauer Farbe tragen. Darüber hinaus wird auf die unterschiedliche Länge der Textzeilen, auf den unterschiedlichen Abstand einzelner Wörter in den Textzeilen, auf vorhandene oder fehlende Wortklammern und anderes mehr verwiesen, ich kann jedoch an keiner Stelle eine Bemerkung zu markanten Ausfällen bei der umlaufenden Zähnung der Kartenbriefe finden. Möglicherweise ist das häufig bei Kartenbriefen dieser Ausgaben zu beobachten, in meinem Bestand handelt es sich aber bisher um einen Einzelfall. Der Kartenbrief, den ich nach Ascher als K 26b bestimmt habe, sieht so aus:



Weiß jemand etwas Näheres zu den Zähnungsausfällen bei dieser Ausgabe?

Bei den folgenden beiden Kartenbriefen, die vermutlich als K 27 einzuordnen sind, gibt es sowohl nicht katalogisierte Unterschiede in der Kartenbreite zwischen den Zähnungslöchern als auch unterschiedliche Stellungen des oben stehenden Überdrucks. Darüber hinaus irritiert mich der Katalogtext, der da lautet: "Desgleichen (wie z.B. K 26); Fehldruck mit Überschrift BILHETE POSTAL, diese jedoch mit CARTA BILHETE schwarz überdruckt... Nachdem alle vorausgegangenen Überschriften in schwarzer Farbe ausgeführt worden waren, zeigt sich hier jedoch die überdruckte Schrift in roter Farbe; dazu gibt es im Katalog aber keinen Hinweis. Der Überdruck mit CARTA BILHETE ist dann zwar in schwarzer Farbe erfolgt, aber offensichtlich bei jedem Kartenbrief einzeln, denn anders kann ich mir die sehr unterschiedliche Stellung des Überdruckes nicht erklären.





tiefstehender Überdruck



hochstehender Überdruck



Diese Kartenbriefe tragen jeweils rückseitig eine Abbildung mit einem Gebäude, das mit CASA DA MOEDA untertitelt wird. Bei dem einen Kartenbrief K 27 gibt es da jedoch neben der deutlich blasseren Farbe der Abbildung zusätzlich einen markanten Druckausfall in der Mitte der Textzeile; weiß jemand, ob das bei diesen Kartenbriefen häufiger vorkommt?



K 26b



K 27

Viele Grüße
Ingo
 
Gunni Am: 23.10.2014 14:11:36 Gelesen: 17696# 2 @  
Hallo Ingo,

besser spät als nie. :-) Habe durch Zufall heute deinen Beitrag gelesen und kann dir zu deinen Fragen hoffentlich einige Ansätze geben

KATALOG:

ASCHER eignet sich leider nur sehr bedingt zum sammeln und einordnen brasilianischer Ganzsachen (speziell der Kartenbriefe), hier empfehle ich unbedingt den Brasilienteil von Higgins & Gage (Ausgabe 1984) und/oder den "Catalogo de Selos do Brasil 1994 Volume IV - Inteiros Postais", bei letzterem Katalog können sogar die Preise sehr gut 1:1 auf 2014 gerechnet werden, während die Preise bei H&G zu ignorieren sind. Da beide Kataloge einen eigenen Ursprung haben und nicht abgeschrieben wurden, wird man in beiden Katalogen Typen finden, die jeweils im anderen Katalog nicht aufgeführt sind. Die modernen Ganzsachenkataloge von RHM versuche ich wegen vieler Fehler und inflationärem Nummernsystem zu vermeiden.

GESCHICHTLICHES:

Zuerst einige Hintergrundinformationen. Nach Aufhebung der Sklaverei 1888 und Ausrufung der Republik 1889 kam es in kürzester Zeit zum Zusammenbruch einer funnktionierenden Wirtschaft in Brasilien. Während die ehemaligen Sklaven die neuerworbene Freiheit "genossen" (Entstehung des heutigen Karnevals), versuchten Handwerker, Intelektuelle und die (noch existierende) Mittelschicht verzweifelt, ihre Position zu halten. Das hatte auch Auswirkungen auf die "Casa De Moeda" (brasilianische Bundesdruckerrei), 1892 war die Papier- und Ersatzteilversorgung zusammengebrochen und man mußte improvisieren. Das führte dazu, daß die erste Ganzsachenserie der Republik auf den unterschiedlichsten Papieren gedruckt wurde, mit und ohne Linien in verschiedenen Farben, bekam man ein bischen Papier oder Farbe, ging es sofort ab damit in die Druckmaschinen, um die Nachfrage einigermaßen zu decken (hier gibt es angeblich sogar Mini-Auflagen von ca. 100Stück).

Bei den Druckmaschinen war die Situation noch dramatischer, denn Ausfälle waren an der Tagesordnung, Mechaniker und Ersatzteile nicht verfügbar. Erschwerend kam hinzu, daß Personal entweder nicht oder nur unterqualifiziert zur Verfügung stand. Dies führte letztendlich dazu, daß man aus Verzweiflung sogar die Restbestände der Ganzsachen des Kaiserreichs wieder zur Postbeförderung benutzte und begründet auch die unzähligen Varianten der Ausgaben bis 1894.

FRAGEN:

Deine gezeigten Kartenbriefe können alle der Ausgabe vom November 1893 zugeordnet werden. 2 primäre gefärbte Papiersorten wurden für diese Ausgabe genutzt (rosa und blau), leider unterlief dem Setzer ein gravierender Fehler, denn statt "Carta Bilhete" (Kartenbrief) hatte er alle Auflagen mit "Bilheta Postal" (Postkarte) versehen. Damit diese Drucke doch noch benutzt werden konnten, wurden ALLE Drucke nachträglich mit "Carta Bilhete" in schwarz überdruckt. Bis heute ist kein Stück bekannt, daß NUR den Aufdrück "Bilheta Postal" hat. Für alle Auflagen in beiden Farben gibt es markante Abweichungen, die sich vor allem auf die Akzente im Text "Neste Lado So O Endereco" beziehen. Alle anderen Abweichungen würde ich als "Druckzufälligkeiten" auf Grund der problematischen Herstellung einordnen, auch die Zähnungsausfälle, Teildrucke, Druckverschiebungen und Verzahnungen, man mußte ja alles irgendwie verwerten.

Kurz danach und noch im gleichen Monat 1893 wurden dann weitere identische Kartenbriefe gedruckt (wieder auf beiden Papiersorten), die nun das korrekte Wort "Carta Bilhete" trugen und nicht überdruckt wurden.Hierzu hat man aber aus Mangel an Optionen gleich den Überdruckstempel genutzt. Unterscheiden kann man dies, da der rote Unterdruck mit "Bilheta Postal" fehlt. Eine weitere signifikante Unterscheidung ist, daß der Text "Neste Lado So O Endereco" nun in kleinen Buchstaben ausgeführt wurde. Hier gibt es unzählige Varianten, die vor allem wieder die Schrift betreffen (Akzente, Abstände etc.), des weiteren kann man hier bei den Adresslinien zwischen engen und weiten Punktabständen unterscheiden (was wiederum mit den mangelhaften Druckmaschinen zu tun hatte). Die Drucke liefen aber schon deutlich sauberer ab.

Erst mit Portoerhöhung am 01.03.1894 und Eintreffen größerer Mengen an Ersatzteilen sowie neuen Maschinen (soweit mir bekannt aus Österreich)konnte man das Chaos mit der Ausgabe des 200R$ Kartenbriefes vom Juli 1894 einigermaßen in den Griff bekommen. - Diesen kann man als "fast" perfekt bezeichnen, wenn man von der Unterscheidung der Buchstaben absieht.

Ich hoffe, die Ausführungen helfen dir ein bischen zur besseren Orientierung

Gerne stehe ich für weitere Fragen zur Verfügung.

Viele Grüße

Gunni
 
Cantus Am: 23.10.2014 22:16:41 Gelesen: 17672# 3 @  
@ Gunni [#2]

Hallo Gunni,

vielen Dank für deine Ausführungen. Der Higgins & Gage ist vorhanden, da aber hier im Forum die meisten Sammler - wenn überhaupt - nur den Ascher besitzen, nehme ich bei der Beschreibung von Ganzsachen außereuropäischer Gebiete vorrangig darauf Bezug. Wo aber bekomme ich den von dir zitierten "Catalogo de Selos do Brasil 1994 Volume IV Inteiros Postais" her? Oder andere brasilianische Kataloge, die Ganzsachenbeschreibungen enthalten? Dabei interessieren mich durchaus auch die neueren Ausgaben, denn einige moderne Aerogramme habe ich inzwischen in meine Sammlung einfügen können.

Meine Sammlung ist zwischenzeitlich um einiges gewachsen, allerdings stelle ich zunehmend fest, dass das Angebot im Netz (Ebay Deutschland und USA, delcampe oder der Händler Jim Forte) kaum noch neues Material anbieten, gleiches gilt für die vereinsgebundenen Rundsendungen, die mich erreichen. Wie also, ohne nun gleich der ARGE Brasilien beitreten zu müssen, kann ich an weiteres Material kommen? Ich will ja nicht immer nur die Spitzenstücke haben, denn auch im einfachen Bereich fehlt mir noch allerhand. Wenn du Vorschläge für mich hast, dann melde dich doch bitte bei mir; meine Mailadresse ist hinterlegt.

Viele Grüße
Ingo
 
Fips002 Am: 15.12.2014 18:54:12 Gelesen: 17518# 4 @  
Von mir ein Ganzsachen Umschlag Nr. 6a, Ausgabe 1889/90, gelaufen von Rio de Janeiro, 23.März 1889, über Marseille nach Magdeburg. Ankunft in Magdeburg am 16. April 1889 (Rückseite). Empfänger war der Geheimrat Druson in Magdeburg-Buckau



Gruß Dieter
 
Fips002 Am: 28.12.2014 17:56:52 Gelesen: 17460# 5 @  
Der Ganzsachen Umschlag Nr. 14 Typ II, Ausgabe 1894,wurde als Einschreiben im Gebiet Parana am 11.Juli 1899 aufgegeben. Von Rio de Janeiro am 23. Juli 99 mit dem Schiff nach Lissabon befördert und von dort ging der Brief auf dem Landweg nach Helmstedt. Ankunft in Helmstedt am 11.8.1899.



Gruß Dieter
 
Cantus Am: 30.12.2014 01:43:41 Gelesen: 17415# 6 @  
Hier ein Umschlag zu 200 Reis, Ascher U 10, Type I, Variante c, gelaufen am 6.8.1893 per Einschreiben mit Zusatzfrankatur von Uruguayana [1], einer Stadt im Süden von Brasilien und an der Grenze zu Argentinien, nach Buenos Aires.



[1] https://es.wikipedia.org/wiki/Uruguayana

Viele Grüße
Ingo
 
Fips002 Am: 31.12.2014 12:14:40 Gelesen: 17374# 7 @  
Ganzsachen Postkarte Nr. 36a, Ausgabe 1908. Diese Gedenkkarte wurde verausgabt zur Jahrhundertfeier der Eröffnung der brasilianischen Häfen.



Gruß Dieter
 
Fips002 Am: 09.01.2015 14:04:07 Gelesen: 17285# 8 @  
Die Ganzsachen Karte Nr.33, Ausgabe von 1907 wurde von Santos, 13.Mai 1909 nach Leipzig geschickt. Geschrieben wurde die Karte am 11.Mai 1909 an Bord des Dampfers "Antonina".



Dampfer ANTONINA

Gruß Dieter
 
10Parale Am: 25.05.2015 20:48:33 Gelesen: 16952# 9 @  
@ Cantus [#1]

Habe mich heute abend in dieses interessante Thema eingelesen. Hier mein bescheidener Beitrag, heute in einem Flohmarktkarton gefunden. Erwähnenswert finde ich das das Sternbild "Kreuz des Südens", was wir hier in Europa nicht sehen können, im Bild dieser Ganzsache erscheint.

Liebe Grüsse

10Parale


 
Cantus Am: 26.05.2015 02:13:26 Gelesen: 16925# 10 @  
@ 10Parale [#9]

Hallo,

da hast du recht, es ist interessant und außerordentlich spannend, sich mit den vielen Unterarten der frühen brasilianischen Ganzsachen zu beschäftigen. Dein Kartenbrief dürfte wohl K 31 Type II sein (breites C und breites B bei CARTA BILHETE). Zusätzlich gibt Ascher hier noch zwei Varianten der zweiten Textzeile an: Der Anfang von "(CARTE LETTRE)" links unter dem T von CARTA oder direkt darunter; bei deinem Kartenbrief sehe ich da die zweite Variante.

Von mir heute ein Streifband zu 20 Reis, das mit reichlich Zusatzfrankatur von insgesamt 80 Reis nach Zschopau gelaufen ist; leider ist der Stempel so stark verschmiert, dass weder Abgangsort noch Stempeldatum einwandfrei zu entziffern sind. Das Streifband trägt einen Wertstempel zu 20 Reis in dunkelgrün, der Freiheitskopf genannt wird. Der rückseitige Klebeverschluss ist spitz geformt. Nach Ascher-Katalog kam diese Sorte Streifband im Jahr 1907 zum Verkauf. Durch den Scan ist die Papierfarbe etwas verfälscht, korrekt trifft hier die Bezeichnung dunkelsämisch zu; danach lautet die Katalogbezeichnung auf S 10c, gedruckt in New York.



Viele Grüße
Ingo
 
wuerttemberger Am: 26.05.2015 10:50:16 Gelesen: 16896# 11 @  
@ Cantus [#10]

Ich lese als Aufgabestempel Blumenau.

Gruß

wuerttemberger
 
Cantus Am: 26.05.2015 14:55:10 Gelesen: 16877# 12 @  
@ wuerttemberger [#11]

Hallo,

danke für den Hinweis. Ich hatte einfach nur schlecht gelesen und den Teilstrich vor dem B nicht so interpretiert. Blumenau ist von der Sache her auch nachvollziehbar, da die Stadt als eine der großen deutschen Kolonien in Brasilien entstanden war [1].

Viele Grüße
Ingo

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Blumenau_%28Brasilien%29
 
Fips002 Am: 03.02.2017 20:14:41 Gelesen: 14561# 13 @  
Das Ganzsachen Streifband Ascher Nr. 9A, 60 Reis, wurde 1893 verausgabt.



Gruß Dieter
 
DERMZ Am: 04.04.2017 10:34:42 Gelesen: 14303# 14 @  
Guten Morgen liebes Forum,

ich bin gestern in den Besitz einer - wohl sehr einfachen - Standardganzsache aus Brasilien gekommen.



Sie ist im Juli 1919 von São Paulo nach Zürich geschickt worden, ich möchte den Text nicht vorenthalten, diesen finde ich recht spannend:



An die Administration der
"Neuen Zürcher Zeitung"
Zürich
Suisse

São Paulo, 16./VII 1919
An die Administration der "Neuen Zürcher Zeitung", Zürich
Vor 2½ Monaten liess ich durch den hiesigen Kaufmann Hrn. Robert Rapp
Ihre Zeitung bis Ende dieses Jahres bestellen; sie sollte an die Adresse
von Hrn. R. Rapp kommen. bis jetzt habe ich keine Nummer erhalten, die
Ursache des Ausbleibens weiss ich nicht. Ist bei Ihnen das Abonnement
nicht genommen, so bitte ich Sie, Ihre Zeitung mir sogleich zu senden.
Den Beitrag werde ich Ihnen dann sofort senden. Nach heutigem
Telegramm ist jetzt der Verkehr mit der Schweiz wieder völlig frei.
Von Buenos Aires schickte ich Ihnen zwar Berichte, weiss aber nicht, ob
Sie solche erhielten. Bin seit April wieder hier, um die Leitung der
Redaktion der "Germania" zu übernehmen, wenn in nächster Zeit hier
das Verbot der deutschen Zeitungen wieder aufgehoben wird, was
wir noch vor Ablauf dieses Monats erwarten.
In der Erwartung, Ihre Zeitung umgehend zu erhlaten, die
mir für die Redaktion sehr nötig ist.
Zeichne mit kollegialem Gruss
Jose Winiger
Rue Senador Querrioz 25
São Paulo, Brasilien


Wird regelmäßig gesandt


Ich möchte auch noch den kleinen Kontrollstempel von der NZZ zeigen:



Viele Grüße

Olaf
 
Manne Am: 04.04.2017 20:39:08 Gelesen: 14276# 15 @  
Hallo,

eine Ganzsache kann ich auch beisteuern, geschrieben am 20.08.1910. Der Stempel ist leider nicht lesbar.

Gruß
Manne


 
Gunni Am: 10.08.2017 17:50:51 Gelesen: 13314# 16 @  
@ Manne

Der Wertstempel ist mit "Pelotas 20 Aug" abgestempelt - der 2. Stempel ist "Adm. dos Correios" (Postverwaltung), "Manha" (Morgens) und dem Bundesstaat "Rio Grande do Sul" versehen am 23 Aug - sollte der Durchgangsstempel oder Ankunftsstempel von Porto Alegre um ca. 1910 sein.

@ DRMZ

Hochinteressantes Stück - nach Kriegserklärung Brasiliens an die Mittelmächte am 26.10.1917 wurden u.a. gezielt die deutschstämmige Bevölkerung in Südbrasilien "zensiert" - darunter fiel auch ein Presse- und (teilweise) Sprachverbot !! - d.h. man durfte weder deutsch lesen noch sprechen.

Bei Zuwiderhandlung hatte man mit Konsequenzen zu rechnen (Brasilien hatte u.a. 8 "Campo de Concentracao" eingerichtet - spezielle Lager - primär für die internierten Schiffsbesatzungen, die jetzt unter Kriegsrecht fielen - aber wer wollte schon in ein Lager, weil er deutsch in der Öffentlichkeit gesprochen hatte ?

Interessant an dem Stück ist, das selbst nach Ende des 1ten Weltkriegs die Repressalien gegen Deutsche in Brasilien weitergingen und erst ca. Mitte 1919 zum erliegen kamen - offizielle Dokumente konnte ich bis heute keine finden - das Ende ist auch nicht klar - aber ihre Karte liefert Anhaltspunkte für eine erneute Suche (Juli 1919).

@ Cantus

Sorry für die lange Abstinenz - bin selten im Forum - den Catalogo bekommt man ab und an auf Ebay - einfach mal global suchen. - Der H&G, 2te Auflage ist aber auch eine gute Basis - Zudem hat RHM, Sao Paulo wieder einen Katalog herausgebracht, der auch Ganzsachen beinhaltet (ähnlich Michel in Deutschland)- Aktueller Katalog sollte ca. 35 bis 45 Euro kosten - der Katalog und speziell die Preise sind aber mit Vorsicht zu genießen, da RHM ein Händler ist und über den Katalog auch die Umsätze steuert - zur "Klage" nach fehlendem Material kann ich nur sagen, dass es Material in Hülle und Fülle gibt. Die Zahl der Sammler ist überschaubar und neben Ebay, Delcampe und Co. gibt es auch in Deutschland immer wieder Posten bei Auktionshäusern mit reichlich Material. Einige Ausgaben sind aber generell schwer zu finden egal wo - falls Sie lokal suchen wollen, gibt's auch noch Plattformen wie Mercadolivre / Mercadolibre. Aber Vorsicht - "Käuferschutz" gibt es da keinen. :-)

Noch etwas allgemeines - Beitritt in eine ArGe ist nicht verkehrt (mußte ich auch lernen) - die Kosten halten sich in Grenzen, dafür gibt's aber auch Forschungsberichte und Rundbriefe mit wichtigen Informationen mehrmals jährlich - auch zu aktuellen Themen, Ebay etc. d.h. es gibt für den Beitrag auch etwas zurück. - Hier finden Sie dann auch weitere Bezugsquellen, Material etc. etc. und können finanziellen Schaden im Vorfeld vermeiden.
 
Gunni Am: 10.08.2017 18:20:28 Gelesen: 13308# 17 @  
@ DRMZ [#14]

Hier eine Orts-Ganzsache vom 21.05.1918 an einen brasilianischen Leutnant "Bosco" in einem dieser (Konzentrations-) Lager auf der "Blumeninsel" in der Bucht von Rio de Janeiro - beidseitig zensiert von der brasilianischen Marine. Der Text ist relativ belanglos - es geht um Absage eines Besuchs - waren wohl Freunde - auf der Rückseite des weiteren noch ein "Besitzerstempel" eines Sammlers. Neben dem historischen Hintergrund ist auch der Verschnitt der Karte bemerkenswert.


 
BeNeLuxFux Am: 23.07.2020 14:49:19 Gelesen: 7184# 18 @  
Hallo,

hier eine, mit 50 Reis auffrankierte, Ganzsache vom 25.04.1908 von Pernambuco nach Gent. Adressat war ein Herr Hendrik (Henri) Geirnaert, der an der Sint-Lucas-Schule in Gent Architektur studierte und dort danach über 45 Jahre Architektur lehrte. Zudem war er Mitglied der Kommission für Denkmäler und Landschaften (KCML) der Stadt Gent. Neben seiner Lehrtätigkeit widmete er sich hauptsächlich dem Bau, der Erweiterung und der Restaurierung von Kirchen in Ostflandern. [1]

Im Kartentext wird die hiesige Bauweise der Dächer und die Anordnung von Dachziegeln beschrieben, die hier nur lose auf Latten liegen und derart angeordnet sind, dass noch frische Luft durchziehen kann, was bei dem Klima sehr angenehm ist. Allerdings, so schreibt der Absender, bekommt man so Nachts auch Besuch von Fledermäusen. Eine der Eigenarten dieses Landes!

Grüße, Stefan



[1] https://nl.wikipedia.org/wiki/Hendrik_Geirnaert
 
10Parale Am: 03.11.2021 13:55:18 Gelesen: 4955# 19 @  
@ Cantus [#1]

Ich sammle ja bekanntlich, was mir gefällt und was ich mir gerade noch so leisten kann. Jetzt konnte ich mich für folgende Ganzsache begeistern:

Die 6 Stempel auf der Ganzsache zu 80 (OITENTA) REIS geben eine Vermutung über den Laufweg der Karte.

Sie wurde am 27. Juli 1885 in Santa Cruz do Sul verfasst. Der rote Stempel vom 28. Juli 85 gibt Zeugnis von der Aufgabe am Postamt. Santa Cruz do Sul wird auch als Hauptstadt des Tabaks bezeichnet. Die Stadt wurde erst 1877 von deutschen Einwanderern gegründet und zählt heute mehr als 130.000 Einwohner.

Sie liegt 155 km nordwestlich von Porto Allegre. Dort wurde die Ganzsache 2 Tage später mit einem Transitstempel versehen. Von dort ging es dann weiter über 1.700 Kilometer bis nach Rio de Janeiro, wo sie am 8. August 1885 mit 2 verschiedenen Transitstempeln versehen wurde.

Wie es dann mit dem Schiff weiterging, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch es war eine weite Reise. Zunächst landete die Karte am 31.8.1885 in Dresden Neustadt und ein paar Stunden später in Dresden Blasewitz. Ein blauer Vermerk scheint mir bei der Postzustellung in Dresden gemacht worden zu sein, als man feststellte, dass der Empfänger im Stadtteil Briesnitz (?) gewohnt hat.

Ein toller, spannender Laufweg, ein Beleg der viel Freude macht.

Liebe Grüße

10Parale


 
Franz88 Am: 06.01.2022 14:56:48 Gelesen: 4479# 20 @  
Hallo Sammlerfreunde,

eine Auslandspostkarte zu 100 Reis vom 20.2.1910, von Itajuba nach New York. Transitstempel RIO DE JANEIRO 21.3.10. Itajubá ist eine brasilianische Stadt im Süden von Minas Gerais.

Liebe Grüße
Franz


 
Briefuhu Am: 02.01.2023 15:44:25 Gelesen: 2370# 21 @  
Ganzsachenpostkarte von Brasilien von 1880 mit blauem Wertstempel 50 Reis Ascher Nr. 2



Schönen Gruß
Sepp
 
Magdeburger Am: 09.05.2023 15:53:09 Gelesen: 1676# 22 @  
Liebe Sammelfreunde

hier zwei Karten nach Magdeburg, erstere aus Rio de Janeiro:



zweite mir unbekannt:



Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Brasilien: Echt gelaufene Belege"]
 
Briefuhu Am: 20.05.2023 09:24:11 Gelesen: 1596# 23 @  
Streifband vom 24.03.1899, Ascher Nr. 7, grüner Wertstempel 2 Reis, von Rio de Janeiro nach Capital Federal.



Schönen Gruß
Sepp
 
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