Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
Das Thema hat 711 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19   20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 oder alle Beiträge zeigen
 
remstal Am: 11.05.2018 07:57:07 Gelesen: 300105# 462 @  
Hallo H.G.W.,

nach den Ausführungen des Spezialkatalogs Schweiz (Zumstein) handelt es sich um immer wiederkehrende kleinere Abarten, entstanden beim Ausrichten der Druckstöcke.

mfG remstal
 
H.G.W. Am: 11.05.2018 08:40:58 Gelesen: 300088# 463 @  
Hallo und Danke für die Info!

Das könnte ich mir auch so vorstellen. Es ist ja auch auf der linken Seite an den Zähnen und an einem oberen Zahn noch ein Rest Linie zu erkennen.

Gruß Horst
 
Heinz 7 Am: 21.05.2018 15:38:14 Gelesen: 299010# 464 @  
@ SH-Sammler [#458]

Lieber Hanspeter,

die 10 Rappen rot Sitzende Helvetia (Zumstein Nr. 38) ist die wohl am meisten vorkommende Frankatur der Jahre um ca. 1870. Damit ich mir davon einen Brief kaufe und dafür auch einen nicht unbeträchtlichen Betrag investiere, muss dies schon einen Grund haben. Ich denke, im vorliegenden Fall habe ich diesen Grund gefunden!

Ein Tübli-Brief mit der Zusatzfrankatur von gleich 5 Briefmarken aus meinem (Heimat-Sammlung-) Gebiet habe ich noch nicht oft gesehen! Schön ist auch, dass nicht alle 5 Marken die exakt gleiche Farbe haben, sondern feine Farbnuancen bestehen.

Anbei ein Schreiben der Steuer-Verwaltung an den Pfarrer Meili in Wülflingen.



Es war ein Nachnahme-Beleg, gekennzeichnet: "Armensteuer Stallikon". Somit war der Brief portofrei! Die 60 Rappen aber waren geschuldet als Nachnahmetaxe für das Erheben des Nachnahmebetrages von 54 Franken und 60; ein relativ hoher Betrag. Da wurde ein Betrag eingefordert, der um ein viel-Mehrfaches über der Mindeststeuer lag, die damals von wirklich armen Menschen eingefordert wurde, vgl. z.B. Heinz 7 [#135]. Warum dies unter dem Titel "Armensteuer" lief, weiss ich nicht. Vielleicht ergaben die Abklärungen, dass der Steuerpflichtige doch nicht arm war? - ?

Abgangsstempel "WETTSCHEIL" (Postablage), daneben Bahnstempel "LUZERN-ZÜRICH", rückseitig Durchgangsstempel "ZÜRICH" und "WINTERTHUR".

Ein meines Erachtens spektakulärer, schöner und seltener Brief!

Liebe Grüsse

Heinz
 
bayern klassisch Am: 21.05.2018 15:52:16 Gelesen: 299008# 465 @  
@ Heinz 7 [#464]

Hallo Heinz,

dem Tenor deines letzten Satzes kann wohl jeder uneingeschränkt zustimmen - was für ein Brief! Ja, so schön kann eine sitzende Helvetia sein.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 27.05.2018 15:36:55 Gelesen: 297824# 466 @  
Wir haben in diesem Thema schon viele schöne Briefe gesehen. Es ist mir bewusst, dass der nachfolgend gezeigte Brief kein Wunderstück ist, dazu ist, leider, die Marke zu schadhaft; die Marke hat ein paar kurze Zähne.



Aber den Brief habe ich hauptsächlich wegen dem schönen Stempel gekauft (vor längerer Zeit). Diese kleinen Zweikreisstempel ohne Datum sind bei Schweiz-Sammlern sehr beliebt, und auch ich habe mich dafür begeistern können.

Das Jahr lässt sich leider nicht genau bestimmen, weil kein Vermerk auf der Briefhülle angebracht wurde und der Briefinhalt fehlt. Es gibt auch keinen Ankunftsstempel.

Dieser hätte mir auch geholfen, die Adresse vollständig zu entziffern. Manchmal fällt mir dies noch immer schwer.

Absender war nach meiner Lesart das Gemeindeamman-Amt Ottenbach (abgekürzt: Gmdamamt (mit Verdoppelungs-Strich über dem "m"). Es wurde eine Nachnahme über 20 Rappen (abgekürzt: "Ct." für "Centimes"), dazu kam das Briefporto und die Nachnahme-Provision von nochmals 20 Rappen. Darum erhielt der Brief den Rötel-Vermerk "40". Der Brief wurde adressiert an "Tit. Gemeinderatskanzlei Ob. xxx".

Na, da weiss ich nicht weiter. Auch heute kann ich die Schrift nicht entziffern. - Obwohl: So schwierig sollte das ja gar nicht sein!

Wer kann das lesen?

Heinz
 
SH-Sammler Am: 27.05.2018 16:00:01 Gelesen: 297798# 467 @  
@ Heinz 7 [#466]

Hallo Heinz,

wie wärs mit Ob.Winterthur?

Ich habe auch lange schauen müssen.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 27.05.2018 18:08:16 Gelesen: 297735# 468 @  
@ SH-Sammler [#467]

Lieber Hanspeter,

Ober-Winterthur!

Jetzt, wo Du es sagst, scheint es mir auch klar und nachvollziehbar. Ich denke, ja, Du hast recht! Das dürfte stimmen!

Herzlichen Dank!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.06.2018 21:31:19 Gelesen: 294166# 469 @  
@ bayern klassisch [#465]

Lieber Ralph,

im Thema "Schweiz Dauerserie Strubel Ausgabe 1854 ff" hast Du in Beitrag 171 mir zu einem Beleg gratuliert, den ich gar nicht besitze! Ich habe nur darüber geschrieben, aber dieses Auktionslos habe ich nicht beboten und darum auch nicht erhalten. Schade eigentlich, aber ich konzentriere mich natürlich auf meine Kern-Sammlungen.

Jemand hat sich kürzlich bei mir beklagt, ich würde zu viel über sehr teure und sehr wertvolle Briefmarken schreiben. Ich nehme aber für mich in Anspruch, dass ich auch viel über kleinwertige Marken/Briefe/Stempel/Ganzsachen schreibe. Ich ermuntere z.B. andere Sammler "pausenlos", auch Ganzsachen zu sammeln. Die meisten davon sind sehr preiswert.

Zur Sitzenden Helvetia (dem Thema hier!) kann ich aber eine Neu-Erwerbung vorstellen:



Dieser Nachnahmebrief von 1882 aus Affoltern am Albis nach Knonau ist besonders interessant, weil die 15-Rappen Marke Faserpapier hat, und darum recht selten ist. Die Katalognummer ist 47 (Zumstein) bzw. 39 (Michel).

Ich hatte die Marke gestempelt bereits, aber auf Brief ist es für mich eine Neuerwerbung.

Heinz
 
SH-Sammler Am: 20.06.2018 15:34:27 Gelesen: 292063# 470 @  
Hallo,

in diesem Beitrag gibt es schon viele Briefe mit allen möglichen Frankaturen. Auch Briefe nach Frankreich wurden schon vorgestellt.

Was ich bisher jedoch noch nicht sah, stelle ich mit dem folgenden Belege vor.

,

Brief von Schaffhausen nach Gübwyler im Elsass vom 1. März 1865. Der Brief lief ab Schaffhausen nach Zürich, von dort mit der Eisenbahn „Romanshorn – Bern“ nach Olten (rückseitig Fragment des Bahnstempels), dann weiter nach Basel. Obwohl Schaffhausen einen eigenen PD Stempel (mit Umrandungslinie) im Einsatz hatte, wurde dieser in Schaffhausen offensichtlich vergessen. Das holten die Basler nach und brachten den P.D von Basel an, so wie es die Vorschrift verlangte. Im Austauschbüro zur französischen Post kam der rote Rundstempel SUISSE – St. LOUIS sowie der französische Teilfranko-Ovalstempel 7 / AED drauf.

AED bedeutet „Affranchie Etranger jusq’à Destination“, also frankiert im Ausland bis Enddestination.

Taxierung: 40 Rappen für Briefe vom 2. Schweizer Rayon in „übrige Departemente“ in Frankreich.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 20.06.2018 17:03:51 Gelesen: 292044# 471 @  
@ SH-Sammler [#470]

Hallo Hanspeter,

wenn das wirklich ein "nachgeholter" P.D. - Stempel von Basel ist, dann hast du da ein sehr seltenes Belegstück für diese Spielart, wie man es kaum einmal findet und besser schon gar nicht. Respekt!

Du hast geschrieben:

Im Austauschbüro zur französischen Post kam der rote Rundstempel SUISSE – St. LOUIS sowie der französische Teilfranko-Ovalstempel 7 / AED drauf.

Das ist nicht richtig - die französischen Auswechselbüros, die mit ausländischen Poststellen in direkter Verbindung standen (Kartenschluß genannt), hatten bei frankiert einlangenden Briefen diesen Postvertragsstempel abzuschlagen, aus dessen Nummer in alphabethischer Reihenfolge der Grenzübergang zu ersehen war.

Die Nr. 7 war der Übergang - Basel - St. Louis. So konnte man später, wenn Briefe unanbringlich waren, oder wegen Nachporto nicht zustellbar, diese an genau diesen Grenzübergang retournieren, von wo aus sie dann wieder in das Land der Aufgabe zurück liefen.

Mitte/Ende der 1850er Jahre kamen dann neue Verträge mit vielen Ländern heraus, die an Frankreich grenzten, welche diese Stempel entbehrlich machten. Sie sind gewissermaßen noch eine Reminiszenz an alte, vormarkenzeitliche Postverträge und Zeiten, die mit der beginnenden Moderne zurecht als antiquiert angesehen und abgeschafft wurden.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
ReinierCornelis Am: 20.06.2018 18:42:46 Gelesen: 292028# 472 @  
@ remstal [#462]

Nach den Ausführungen des Spezialkatalogs Schweiz (Zumstein) handelt es sich um immer wiederkehrende kleinere Abarten, entstanden beim Ausrichten der Druckstöcke.

https://de.wikipedia.org/wiki/Blindmaterial

Wenn Blindmaterial in der Druckform beim Drucken so weit nach oben rutscht, dass es mitgedruckt wird, nennt man es Spieß.

Ausrichten sagt mir nichts! Zwischen die Druckstöckel/Klischees wird Blindmaterial gefügt. Und das kann mitdrucken!
 
briefmarkenwirbler24 Am: 05.08.2018 12:31:48 Gelesen: 283431# 473 @  
Guten Morgen allerseits,

lange ist es her, dass ich mich aktiv im Forum beteiligt bzw. mich diesem schönen Hobby gewidmet habe. Im Forum "Altpostgeschichte" habe ich mich bereits wieder zurückgemeldet und auch schon einige Belege, die sich über die lange Zeit angesammelt haben, vorgestellt.

Ich hatte, wie es sicherlich nicht untypisch für mein Alter ist, eine Pause hinsichtlich der Philatelie eingelegt, um mich anderen Dingen zu widmen, habe währenddessen auch erfolgreich mein Abitur geschafft und meinen Führerschein gemacht, jetzt steht als nächstes das Studium bevor. Dennoch will ich mich nun wieder der Philatelie widmen, insbesondere meiner Lieblingssammlung, nämlich der Schweizer Klassik. Ich hatte ja vor 2 Jahren (zumindest meine ich das in Erinnerung zu haben) bereits in der Jugend erfolgreich ausgestellt und will ggf. daran anknüpfen, an Belegen mangelt es auf jeden Fall nicht. :D

Um wieder langsam reinzukommen, fange ich mal mit einem Trauerbrief nach Frankreich an. Die Mitglieder von "altpostgeschichte" werden die Briefe, die ich vorstelle, wahrscheinlich alle kennen, da ich dort wie gesagt früher aktiv gewesen bin, dennoch möchte ich auch hier wieder aktiv mitschreiben.

Wie dem auch sei, das Trauerbriefchen wurde am 27.11.1864 in Vevey aufgegeben und nach Cannes adressiert. Die Adresse des Empfängers lautet "Mademoiselle L.Couve(r), chez M.Luigi, pension Italienne". Der Brief wurde dann per Bahnpost "Sion-Genève" weitergeleitet und passierte Genf noch am gleichen Tag. Vorderseitig ist der Grenzübergangsstempel "Suisse Amb. Marseille", ebenfalls noch vom 27.09., abgeschlagen. Am darauf folgenden Tag kam der Brief dann in Cannes an, wie man der Siegelseite entnehmen kann.

Bezüglich der Taxierung lässt sich sagen, dass der Beleg laut der 4.Tarifperiode (15.08.1859-30.09.1865) zwischen der Schweiz und Frankreich portogerecht frankiert wurde, nämlich 80 Rappen für einen Brief der 2.Gewichtsstufe (7,5 g bis 15 g).

So viel zu diesem Brief, weitere folgen dann in den nächsten Tagen. :D

Liebe Grüße

Kevin


 
briefmarkenwirbler24 Am: 07.08.2018 21:41:35 Gelesen: 283009# 474 @  
Guten Abend,

heute möchte ich euch einen, wie ich finde, schönen Brief nach Spanien vorstellen:

Aufgegeben wurde er am 02.03.1875 in Neuchâtel und adressiert nach Madrid. Er brauchte ganze 5 Tage bis er dort ankam und trägt den Ankunftsstempel "Estafeta de Cambio Madrid" (Austauschpostamt zum Versand und Empfang der Auslandspost in Madrid). Der Transitstempel ist für mich leider nicht lesbar, dennoch ist sicher, dass er über Frankreich im geschlossenen Briefpaket gelaufen sein muss.

Zur Frankatur ist zu sagen, dass laut Tarif vom 01.11.1867 bis zum 30.06.1875 einfache Briefe bis 7,5 g nach Spanien mit 50 Rappen zu frankieren waren.

Die Buntfrankatur macht den Brief, zumindest für mein Auge sehr ansprechend :D

Vor-UPU Briefe nach Spanien sind nicht allzu häufig zu finden, darum bin ich froh, einen schönen Brief gefunden zu haben.

Liebe Grüße

Kevin


 
SH-Sammler Am: 08.08.2018 06:05:01 Gelesen: 282917# 475 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#474]

Hallo Kevin,

schön, dass Du wieder dabei bist, nach all den Jahren. Ich verstehe. dass Deine Ausbildung wichtiger ist als ein (noch so schönes) Hobby.

Der Transitstempel ist von GENEVE (Genf), von wo aus der Brief nach Frankreich überging.

Gruss

SH-Sammler
Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 08.08.2018 19:58:05 Gelesen: 282736# 476 @  
Hallo Hanspeter,

vielen Dank für die Entzifferung des Transitstempels!

Liebe Grüße

Kevin
 
Heinz 7 Am: 08.08.2018 21:09:17 Gelesen: 282706# 477 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#473]

Hallo Kevin,

auch ich begrüsse Dich herzlich zurück in "unserem" schönen Phila-Forum. Du hast in kurzer Zeit mehr als 750 Beiträge geschrieben, dann hörten wir 33 Monate nichts mehr von Dir... (eine Ausnahme). Nun hoffen wir wieder auf Deine Beiträge.

Die Altschweiz-Themen wurden unterschiedlich intensiv "beackert". Wir haben nun zu fast jeder der Schweiz-Ausgaben der ersten Jahrzehnte ein eigenes Thema. Offensichtlich ist die "Sitzende Helvetia" die Ausgabe mit den meisten Beiträgen; wir nähern uns der 500-er-Marke!

Du zeigst uns hohe Frankaturen (80 bzw. 40 Rappen), ich zeige eine tiefe: nur 5 Rappen wurden verlangt für diesen Brief im Nahverkehr



Der Brief wurde geschrieben am 15.2.1867 und abgeschickt in Affoltern am Albis. Der blaue Stempel ist schön abgeschlagen (Gruppe 104 I). Die Anschrift ist nicht einfach zu lesen, es heisst: Gemeinderath Kappel. Rückseitig bestätigt ein Ankunftsstempel "Kappel am Albis 16 FEB 67" das Gesagte.

Die Ortschaften liegen nur ca. 9 oder 10 Kilometer auseinander, darum war nur ein Porto für Briefe im Nahverkehr geschuldet. Das waren damals 5 Rappen.

Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 10.08.2018 11:44:55 Gelesen: 282404# 478 @  
Hallo Heinz,

du hast Recht, am Anfang war ich Feuer und Flamme und konnte gar nicht schnell genug neue Beiträge verfassen, darunter litt jedoch oftmals die Qualität meiner Aussagen, weil sich ziemlich viele Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben. :D

Dennoch habe ich immer wieder zwischendurch die Beiträge im Forum verfolgt, sodass ich recht gut weiß was wann vorgestellt und welche Serien bearbeitet wurden.

Zu deinem Beleg: Die Optik des Briefes gefällt mir sehr gut, weil der blaue Stempel sehr schön raussticht!

Dann stelle ich ebenfalls dieses Mal eine niedrige Frankatur vor, die jedoch eine Besonderheit aufweist.

Aufgegeben wurde der Brief am 08.06.1875 in Couvet und adressiert nach "Höfen près Thoune". Meine Recherchen ergaben, dass Höfen bis 2013 eine kleine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Thun des Kantons Bern gewesen ist, bis es mit zwei Gemeinden darauffolgend fusionierte und nun Stocken-Höfen heißt. Anfang 2005 hatte die Gemeinde bloß 399 Einwohner und durfte damals nicht wesentlich größer gewesen sein. ;D

Der Brief passierte dann ebenfalls am 08.06. Neuchâtel und am darauffolgenden Tag Bern und Thun, sodass er am 09.06. dem Empfänger zugestellt werden konnte.

Betrachtet man allein die Briefvorderseite scheint es ein ganz normaler Brief bis 15 g im Fernverkehr zu sein, der somit folgerichtig mit 10 Rappen zu frankieren war.

Nun zu der Siegelseite, erkennen lässt sich ein Werbeaufdruck der Firma Auguste Bader in Couvet "Fabrique de Jura-Bitter, Absinthe et liqueurs surfines".
Leider ergaben meine Recherchen im Internet nicht sehr viel, lediglich in einer Zeitschrift wurde eine solche Firma für die Herstellung von Absinth aufgelistet.
Betrachtet man den Werbeaufdruck jedoch isoliert, lässt sich sagen, dass eben solche Werbecouverts im Zeitraum 1850 bis 1875 nicht häufig, wenn nicht sogar selten vorzufinden sind.

Im Zuge der Industriealisierung gewannen solche Werbeaufdrucke natürlich immer mehr an Bedeutung und dass sich diese Art der Werbung bis heute durchgesetzt hat, sieht man an den später immer häufiger werdenden Werbecouverts in sämtlichen Bereichen und Branchen.

Wie auch an anderer Stelle in diesem Thread erwähnt, sollte man niemals einen Brief nur aufgrund seiner Vorderseite direkt abstempeln, sondern immer die Siegelseite mit betrachten, da die schönsten Geschichten nicht an der Vorderseite, sondern anhand der Siegelseite aufgedeckt werden können (vgl. Irrläufer, seltenere Laufwege, etc. pp).

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 10.08.2018 12:16:41 Gelesen: 282393# 479 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#478]

Hallo Kevin,

indem du der Siegelseite eines Poststücks gesteigerte Aufmerksamkeit zukommen lässt, bist du jetzt schon weiter, als 98% aller Sammler. Chapeau!

Diese Drucke auf der Rückseite erfüllten mehrere Anforderungen, die für die damaligen Korrespondenten sinnvoll waren:

1. Wußte man oft nicht, ob die Firma bzw. der Kunde noch existierte. Im Falle der Nichtexistenz war es ein Leichtes für die Post, anhand der aufgedruckten Absenderadresse das Poststück korrekt und zügig zu remittieren, was natürlich im Interesse seines Absenders lag.

2. Wußte der Empfänger sofort, wer ihm etwas geschickt hatte - und konnte das Poststück dann annehmen, oder die Annahme verweigern, je nachdem. Das Geschäftsleben damals war auch geprägt von krummen Hunden, geplatzten Wechseln, Hochstamplern, Kriminellen und Betrügern - da war es schon sinnvoll, dass Briefe nicht ungeöffnet abgelehnt wurden, sondern man sie las bzw. die Angebote durchforstete.

3. Darf man, allen Geschäftssinns zuwider, nicht vergessen, in welcher Zeit wir uns in den 1850er bis 1870er Jahren befanden - da war auch noch Stil angesagt und Niveau; von daher wollte man zeigen, wie toll man als Firma war und wie geschmackvoll man seine Korrespondenz gestalten wollte und konnte.

4. Zeigte man mit derlei exquisiten Stücken an, dass es einem gut ging und man sich das leisten konnte - womit zu unterstellen war, dass die Waren sehr gut waren und das Unternehmen solide finanziert war.

Ich darf hierzu - völlig off topic - mal etwas aus meinen Sammlungen zeigen, das in diesen Kontext passt (die Variante aus Cincinatti ist übringens bilingual und datiert vom 1.7.1875, dem Gründungstag des UPU!).





4. Begann die Werbung in eigener Sache aus den in dieser Beziehung weit fortschrittlicheren USA zum alten Kontinent herüber zu schwappen und man beließ diese "Werbung" dann oft nicht mehr nur auf der Siegelseite, sondern übertrug sie nach vorne oder am besten gleich auf beiden Seiten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 10.08.2018 14:38:15 Gelesen: 282361# 480 @  
Hallo Ralph,

erst mal Gratulation zu den tollen Briefen, besonders der USA Brief nach Würzburg ist einfach der Hammer, einen schöneren wird man wohl kaum noch finden!
Wenn ich das richtig verstanden habe, war die USA also die erste Nation, die begonnen hat diese Art von Werbung zu betreiben und wenn ja dann sicherlich sehr erfolgreich, da die Europäer diese Variante relativ schnell adaptierten :D.

Wir haben uns ja an anderer Stelle schon mal über die Schönheit der klassischen Marken und Briefe unterhalten, an diesen Couverts kann man noch mal sehr schön sehen wie detailverliebt und liebevoll die Briefe gestaltet wurden und es bedurfte nicht viel (aus damaliger Sicht vielleicht schon) um solch schöne Stücke zu "kreieren". Wenn man sich dagegen unsere heutige Post und deren modernisierte Methoden anschaut.

Das non plus ultra der klassischen Philatelie sind jedoch meines Erachtens die Zierbriefe.

Untenstehend der, wie ich finde, schönste von allen (zumindest der der Schweiz), in der Sammlung von Silvain Wyler. Rein von der Verwendungsform her nur ein paar Euros wert, aber so muss man schon sehr tief in den Geldbeutel greifen. :D

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 10.08.2018 15:49:36 Gelesen: 282349# 481 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#480]

Hallo Kevin,

da stimme ich die 100% zu - solche Stücke sind Augenweiden, für die reguläre Katalogpreise obsolet sind.

Es gibt (mindestens) eine Sammlung der Klassik mit nur Zierbriefen - davor stehend konnte ich träumen - und nicht nur ich träumte da. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 12.08.2018 18:46:17 Gelesen: 282041# 482 @  
Guten Abend,

heute mal ein Brief der Sitzenden Lady nach Italien.

Geschrieben und aufgegeben wurde der Brief am 13.05.1867 in Zürich und ist 2 Tage später bereits in Mailand angekommen.

Es handelt sich hierbei laut Postvertrag vom 01.07.1862 bis zum 30.06.1875 um einen Brief der 2.Gewichtsstufe, der richtigerweise mit 60 Rappen zu frankieren war. Die 60 Rappen Marke der Sitzenden Helvetia ist auf Brief nicht ganz so häufig zu finden.

Liebe Grüße

Kevin




 
Heinz 7 Am: 12.08.2018 19:36:21 Gelesen: 282033# 483 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#480]

Dieser Zierbrief würde perfekt in meine Sammlung passen! (Gemeinde Stallikon Bezirk Affoltern). Aber der Preis dafür lag bisher immer im vierstelligen Bereich! Er zierte einst die Titelseite einer Rölli-Spezialauktion, und wenn Multi-Millionär Silvain Wyler ein Los wollte, dann kaufte er es auch! Ich habe den Preis vergessen.

Als die Sammlung Wyler verkauft wurde, rückte das Los wieder in meine Aufmerksamkeit. Aber ich war realistisch genug, zu ahnen, dass der Preis wieder hoch sein wird. Und so war es auch.

Ich habe das Briefchen immer noch nicht, wurde schon dreimal überboten, und das wird vermutlich auch so bleiben. Naja.

Ich habe trotzdem meine Freude daran!

Zierbriefe sind sehr populär in den USA, und es gibt einige davon. In der Schweiz gibt es nur sehr wenige.

Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 12.08.2018 19:50:59 Gelesen: 282028# 484 @  
Hallo Heinz,

ich glaube der Brief wäre das Sahnehäubchen in deiner Sammlung! :D

Das Problem an der Sache liegt wahrscheinlich daran, dass dieser Brief ein absolutes Liebhaberstück ist. Und wenn, wie du bereits gesagt hast, ein vermögender Sammler an solch einem Stück dran ist, hat ein "normaler" Sammler keine Chance, da es für ihn keine Rolle spielt, ob er nun 3000€ oder 5000€ bietet (die Preise sind jetzt mal x-beliebig, aber sicherlich wird der Brief so um den Dreh verkauft worden sein).

Dennoch erfreut es wahrscheinlich jeden Sammler solche Stücke betrachten zu dürfen, unabhängig davon, ob im eigenen Besitz oder nicht.

Liebe Grüße

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 13.08.2018 20:13:47 Gelesen: 281840# 485 @  
Guten Abend,

heute mal eine nicht so alltägliche Frankatur:

Es handelt sich hierbei um einen Brief der 2. Gewichtsstufe im Fernverkehr, der laut Tarif vom 01.07.1862 bis 01.09.1871, portogerecht mit 20 Rappen freigemacht wurde.

Aufgabeort war Neumünster in Zürich (21.07.1868) und adressiert wurde der Beleg nach Basel, wo er einen Tag später ankam.

Viererblocks auf Brief werden nicht häufig angeboten und sind, wie ich finde, auf Brief relativ attraktiv, da kann man auch mal über den durch das Siegel hervorgerufenen Fettfleck hinwegsehen.

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 13.08.2018 20:31:17 Gelesen: 281834# 486 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#485]

Hallo Kevin,

ein beeindruckender Brief, ohne Frage.

Zum Fettfleck (passierte ja oft wegen durchdrückenden Siegels, hier aber wohl eher nicht): Es gibt akademische Papierrestauratoren, die entziehen dem Papier die Schadsubstanz. Kostet zwar nicht nur 2,50, wäre es aber hier sicher wert.

Vielleicht einen Brief weniger kaufen und dafür den hier perfektionieren lassen?

Liebe Grüsse,
Ralph
 

Das Thema hat 711 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19   20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.