Thema: Alliierte Besetzung Kontrollrat: Stempel echt oder falsch ?
oldebuche1945 Am: 05.06.2014 09:00:29 Gelesen: 7521# 1 @  
Hallo,

mir ist eine Marke der 1. Kontrollratsausgabe Mi-Nr. 937 in die Hände gefallen, die einen Handstempel VERDEN ausweist.

Gab es die Verwendung solcher Handstempel überhaupt, oder ist das nur "Mache" ?

MfG
oldebuche1945


 
stampOmaniac Am: 14.06.2014 19:32:54 Gelesen: 7421# 2 @  
Hallo oldebuche1945,

das ist ein alter Hannover-Stempel, der in der Nachkriegszeit sehr selten auch als Ortsnotstempel der Gemeinde Verden an der Aller, zusätzlich mit einem sogenannten Skelettstempel (einem Tagesstempel ohne Ortsangabe) verwendet wurde. Er ist von 9.46 bis 6.48 bekannt und allerdings nur anhand von einigen wenigen Belegen nachgewiesen.

Schade, dass der Skelettstempel nicht noch ganz drauf ist oder der Beleg von dem die Marke stammt nicht mehr erhalten ist. Trotzdem herzlichen Glückwunsch zu dem schönen Stück!

Viele Grüße,
Bernd
 
oldebuche1945 Am: 16.06.2014 12:51:01 Gelesen: 7348# 3 @  
@ stampOmaniac [#2]

Hallo !

Na, das ist ja nicht schlecht. Dann kann man ja wohl für dieses Prachtstück einen Liebhaberpreis ansetzen, oder ? Hatte schon die Hoffnung aufgegeben, daß sich hinsichtlich der Beurteilung dieser Marke etwas ergibt. Deshalb meinen Dank an stampOmaniac !

MfG
oldebuche1945
 
Michael 1969 Am: 08.06.2020 16:40:30 Gelesen: 4647# 4 @  
Ich habe immer mal Schwierigkeiten, zu erkennen, ob der Stempel über oder unter (!) dem Aufdruck liegt. Zwei Bilder im Anhang.

Besten Dank für die Hilfe.


 
Gerhard Am: 08.06.2020 17:29:44 Gelesen: 4630# 5 @  
@ Michael 1969 [#4]

Anhand des Scans würde ich sagen, bei der 3er klar Stempel unter dem Aufdruck, bei der 5er vielleicht darüber allerdings kommt mir der Stempel merkwürdig vor. Mal sehen wer mehr dazu sagen kann.

MphG
Gerhard
 
doktorstamp Am: 08.06.2020 19:32:49 Gelesen: 4600# 6 @  
@ Michael 1969 [#4]

Hallo Michael,

meine ganz persönliche Meinung, augenscheinlich handelt es sich hier um ein und das selbe Gerät, das ich für falsch halte. Gerne werden die Kontrollratziffernserie als gebraucht verkauft, weil sie nämlich mehr einspielen lassen.

Da der Aufdruck in Buchdruckverfahren erfolgte, sind rückseits oft noch Spuren ersichtlich. Bei postfrischen Marken ist er leicht erhaben, oft ein Indiz für die Echtheit. Man braucht eine gute Lupe, mindestens 10-facher Vergrösserung, bzw. man macht von einem Mikroskop mit 20- bis 30-facher Vergrösserung Gebrauch.

Im Übrigen sind die Buchstaben nicht gleichmäßig verteilt. ASSAU gibt es nicht, wenn PASSAU fehlt die P, DESSAU käme nicht in Frage da in der SBZ.

Abheften unter der Rubrik "Fragwürdig".

mfG

Nigel

[Beiträge [#4] bis [#6] redaktionell verschoben aus dem Thema "Alliierte Besetzung: Posthörnchen Band- und Netzaufdruck"]
 
Michael 1969 Am: 09.06.2020 12:24:14 Gelesen: 4536# 7 @  
@ doktorstamp [#6]

Besten Dank.

Ich hab nochmal zwei Bilder dazu. PASSAU stimmt tatsächlich, aber meiner Meinung nach leider auch der Fake Aufdruck über der gestempelten Kontrollratmarke. Schade, aber dann erübrigt sich das Bieten.


 
alemannia Am: 09.06.2020 12:38:20 Gelesen: 4531# 8 @  
@ Michael 1969 [#7]

Hallo,

ein echter Stempelabdruck Passau 2 wird nur als gefälligkeitsgestempelt bestätigt.

Es gibt ihn vielfach, teilweise werden ganze Sätze der überdruckten I. Kontrollratsserie auf Auktionsplattformen angeboten.

Gruß

Guntram
 
Gerhard Am: 09.06.2020 12:38:50 Gelesen: 4530# 9 @  
@ Michael 1969 [#7]

Sehe ich genauso; Aufdruck klar über Stempel!

MphG
Gerhard
 
Michael 1969 Am: 09.06.2020 14:55:26 Gelesen: 4504# 10 @  
@ Gerhard [#9]

Kann mir jemand noch sagen, wieviel Zeit zwischen "Ausserdienststellung" der Kontrollratsausgaben und den Überdruckmarken aus Bizone bzw SBZ (Bezirkshandstempel) lagen. Meine Frage geht dahin, dass bei identifizierbarem Datum auch gleich klar wäre, ob Entwertung und Überdruck in der korrekten Reihenfolge liegen.
 
Frankenjogger Am: 09.06.2020 15:27:39 Gelesen: 4489# 11 @  
Hallo Michael,

Alliierte Besatzung Allgemeine Ausgaben, ich denke du meinst damit Kontrollratausgaben waren wie folgt gültig:

Westzonen: bis 20.6.1948 zum normlen Wert, 21.6. - 22.6.1948 zu einem Zehntel (10-fach-Frankatur)
SBZ und Ostsektor von Berlin: bis 23.6.1948 zum normlen Wert, 24.6. - 31.7.1948 zu einem Zehntel (10-fach-Frankatur)
West-Berlin: bis 24.6.1948 zum normlen Wert, 25.6. - 31.7.1948 zu einem Zehntel (10-fach-Frankatur)

Band-Netzaufdrucke waren wie folgt gültig:
Westzonen: 21.6. - 19.9.1948
West-Berlin: 25.6. - 19.9.1948

Bezirkshandstempel-Aufdrucke waren wie folgt gültig:
SBZ: 24.6. - 10.7.1948
West-Berlin: 25.6. - 13.7.1948

SBZ-Aufdruck waren wie folgt gültig:
SBZ: 3.7.1948 - 30.6.1951 (da bin ich mir nicht ganz sicher, denke aber das müsste passen)
West-Berlin 3.7.1948 - 13.1.1949 generell, ab 14.1. - 20.3.1949 noch in die SBZ und nach Ost-Berlin

Bei allen Angaben kannst du noch einen Tag dazurechnen für die erste Kastenleerung, gestempelt bis ca. 10 Uhr vormittags.

"ob Entwertung und Überdruck in der korrekten Reihenfolge liegen"

Nur ein Tipp: Marken der Ziffenserie mit Band-/Netzüberdruck würde ich nur geprüft (mit Nachprüfgarantie) oder Befund/Attest kaufen. Es gibt zu viele Fälschungen und wohl auch nachträgliche (rückdatierten) Stempelungen.
Dann kannst du dir Überlegungen mit dem Datum auch sparen.

Gruß, Klemens
 
Michael 1969 Am: 10.06.2020 06:03:06 Gelesen: 4442# 12 @  
@ Frankenjogger [#11]

Ganz herzlichen Dank für die Erklärungen.

Was die Aussage "nur geprüft (mit Nachprüfgarantie) oder Befund/Attest kaufen." anbelangt: Wenn es nicht mittlerweile schon so viele Marken mit gefälschten Prüfzeichen gäbe, wäre dies sicher der praktikabelste Weg. Habe im Thread zu Ebayfälschungen gestern eine Auktion mit Deutsches Reich Block 2 gestempelt mit Prüfzeichen Peschl am Blockrand eingestellt. Offensichtlich ist den Fälschern gar nichts mehr heilig, wenn man eine "echte" ungebrauchte mit falschem Stempel "versaut" (denn das einwandfreie ungebrauchte Material, wenn auch nicht so profitabel, ist mit der Manipulation ja auch verloren).
 
Frankenjogger Am: 10.06.2020 06:45:36 Gelesen: 4436# 13 @  
Hallo Michael,

"Wenn es nicht mittlerweile schon so viele Marken mit gefälschten Prüfzeichen gäbe, wäre dies sicher der praktikabelste Weg."

Wer einen Stempel oder Aufdruck (gut) fälscht, für den ist eine Prüfzeichenfälschung auch keine Herausforderung.

Aus heutiger Sicht (Digitale Welt) sollte es für einen Prüfer kein Problem sein, zu einem Prüfobjekt mindestens einen Beleg in Form eines Papiers (Befund) mit entsprechender Abbildung beizufügen. Ich denke, das wird heutzutage schon meistens gemacht, zumindest bei höherwertigen Prüfofjekten.

Gruß, Klemens
 
Michael 1969 Am: 10.06.2020 06:58:05 Gelesen: 4435# 14 @  
@ Frankenjogger [#11]

Nochmals zu Prüfzeichen: Sind die abgebildeten Prüfzeichen bekannt, oder handelt es sich nur um Händlerzeichen? Ich lese hier GPSY (?) und P. Becker.







Besten Dank für Eure Einschätzung
Gruss
 
saeckingen Am: 10.06.2020 07:15:27 Gelesen: 4430# 15 @  
Das ist das Zeichen von Ing. Becker der 1971 verstorben ist. Er war von 1954–71 Mitglied des AIEP und ab 1961 im BPP. Das GPSY ist von der Germany Philatelic Society in den USA.

Über die Qualität der Prüfung kann ich nichts sagen, zumindest bei der GPS ist sie stark schwankend.

Grüße
Harald

https://www.filatelia.fi/experts/namesa.html#b
 
Michael 1969 Am: 10.06.2020 07:59:53 Gelesen: 4410# 16 @  
Vielen Dank.
 
Frankenjogger Am: 10.06.2020 08:53:18 Gelesen: 4399# 17 @  
Hallo Michael,

auch wenn es Prüfzeichen von einstigen realen Prüfern sind, würde ich denen heute nicht mehr trauen. Es dürfte hier einige neue Erkenntnisse geben, was Falschstempel bzw. missbräuchliche Verwendungen angeht.

Wie gesagt, bei den Aufdrucken auf Ziffern, gerade die gezeigten hochpreisigen Stücke, würde ich nur aktuell geprüfte, d.h. mit Befund oder Attest erwerben. Sollten diese Marken schon in deinem Besitz sein, würde ich sie (nach-)prüfen lassen.

Viele Grüße,
Klemens