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Thema: Passen die Bewertungskriterien Literatur bei elektronischen Medien ?
Jürgen Witkowski Am: 06.09.2014 17:15:51 Gelesen: 9539# 1 @  
Auf der gut organisierten und sehenswerten Multilaterale 2014, einer Rang 1-Ausstellung, war auch Philastempel.de als Exponat in der Literaturklasse vertreten. Die Seite wurde im Bereich der elektronischen Medien in die Rubrik „Kataloge“ eingeordnet, erreichte dabei 65 Punkte von 100 möglichen Punkten und bekam dafür eine Silbermedaille.

Die stärksten Abweichungen von der Höchstpunktzahl waren in den Bewertungsmerkmalen „Inhaltliche Bearbeitung“ und „Originalität, Bedeutung, Tiefe der Forschung/inhaltliche Qualität“ zu verzeichnen. Auf Wunsch von Richard führte ich ein Jurygespräch, um zu erfahren, wo man Kritikpunkte und Verbesserungspotential sieht. Die komplette Jury bestehend aus den beiden erfahrenen Juroren und den beiden nicht minder hochkarätigen Eleven für Rang 1 nahm sich fast eine Stunde Zeit, um mit mir ein überaus konstruktives Gespräch zu führen.

Die Kritikpunkte der Jury:

Im Gegensatz zu Katalogen, die ähnlich einem gedruckten Buch ein Thema behandeln, dass den Wissensstand des jeweiligen Autors oder Autorenteams zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wiedergibt, ist Philastempel.de ein dynamisches Projekt, das sich durch die Eingaben der Stempelreporter ständig verändert und weiter entwickelt. Dieses Ansammeln von Informationen ist eine Vorstufe der Forschung, stellt aber noch keine Forschung dar.

Weiterhin werden in Katalogen, insbesondere in Stempelkatalogen klare und eindeutige Abbildungen erwartet, die in der Regel mit Scans von Stempeln, die von gelaufenen Belegen stammen, nicht erreicht werden können.

Die Suche in einer Datenbank fällt ungeübten Nutzern schwerer, als die gewohnte Arbeit mit gedruckten Werken, da die Suchmöglichkeiten nicht immer erkannt werden.

Die Arbeit der Stempelredakteure wurde nicht wahrgenommen, da sich diese weitgehend im Hintergrund abspielt. Die Arbeitsweise in und mit der Datenbank müsste in der Exponatbeschreibung deutlicher dargestellt werden.

Im Vergleich zu einem Katalog eines begrenzten Gebietes und/oder Zeitraumes wird Philastempel.de als webbasierte Datenbank deutscher und ausländischer Stempel nie vollständig werden.

Mein Fazit:

Philastempel.de ist mit den derzeitigen Bewertungskriterien nur schwer im Literaturbereich zu bewerten, da viele dem Projekt zugrunde liegende Intentionen sich nicht in Bewertungspunkten wiederspiegeln:

- Anregung für Sammler, sich mit Stempeln zu beschäftigen,
- fachliche Weiterbildung der Sammler, da beim Einstellen der Stempel Dinge wie
Verwendungsart, Stempelform, Schreibweisen und vieles mehr abgefragt werden,
- Erfahrungsaustausch mit Fachleuten aus dem Kreis der Stempelredakteure,
- Treffen, die zu intensiven fachlichen und sozialen Kontakten führen,
- Entwicklung vom Mitläufer zum Fachmann,
- Zulieferung von Stempeldaten für Fachveröffentlichungen und Kataloge,
- Ideenfindung für eigene Sammlungen,
- …

Wenn man darüber hinaus noch in Betracht zieht, welche Möglichkeiten das Gesamtprojekt Philaseiten.de mit dem Diskussionsforum, mit Inflaseiten.de, der Philaseiten-Auktion und den Tausch-, Verkaufs- und Kaufangeboten, der Möglichkeit virtuelle Alben vorzustellen, einem deutsch-englischen Wörterbuch philatelistischer Fachbegriffe und nicht zuletzt der Möglichkeit, sich über die Phila-Bücherbörse und Philabuch kostengünstig mit Literatur zu versorgen, bietet, kann man in der Gewissheit, dass die stetig steigende Zahl der Mitglieder alle diese kostenlosen Leistungen eines Betreibers ohne kommerzielle Interessen sehr wohl zu schätzen weiss, beruhigt nach vorne blicken.

Das Ausstellungswesen ist im Bereich der elektronischen Medien erst am Beginn eines noch langen Weges. Die Geschichte lehrt uns, dass Pioniere es schwerer haben, als deren Kinder und Enkel. Richard ist mit seinem Projekt ein solcher Pionier. Dafür sei ihm an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Altmerker Am: 06.09.2014 18:37:19 Gelesen: 9505# 2 @  
Ich kann da Jürgen nur zustimmen, was er da als Fazit zieht. Ich denke, die neuen Ausstellungsreglements im Literaturbereich, in dem auch ich in Haldensleben ausgestellt habe, müssen sich auf beiden Seiten erst "einschleifen". Mir ist gerade was den elektronischen Bereich betrifft, da noch einiges unklar. Aber manche Dinge, die da von Jürgen angeführt werden, sind für Juroren einfach nicht fassbar. Hochachtung für Richards Pionierarbeit! Ob es dafür nun Silber oder Vermeil gibt.

Gruß
Uwe
 
Jürgen Witkowski Am: 07.09.2014 19:21:35 Gelesen: 9409# 3 @  
Wer sich vertiefend mit dem Thema beschäftigen möchte, findet das Bewertungsreglement für Literatur als PDF-Datei hier:

http://www.bdph.de/index.php?id=1258&no_cache=1&tx_drblob_pi1[downloadUid]=7

Es ist nach meinem Kenntnisstand vor dem Hintergrund der IPHLA 2012 in Mainz grundlegend, vor allem in Bereich der elektronischen Medien, überarbeitet worden.

Nachdem nun die ersten Erfahrungen vorliegen, ist es nach meiner Meinung wichtig, ein Feedback zu geben, damit an einer weiteren Verbesserung gearbeitet werden kann.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Magdeburger Am: 08.09.2014 16:20:54 Gelesen: 9309# 4 @  
@ Concordia CA [#1]

Ich danke für den umfassenden Jurybericht!

Allerdings stellte ich mir selbst die Frage zu meiner eigenen Vorgehensweise.

Weiterhin werden in Katalogen, insbesondere in Stempelkatalogen klare und eindeutige Abbildungen erwartet, die in der Regel mit Scans von Stempeln, die von gelaufenen Belegen stammen, nicht erreicht werden können.

Bei diesem Satz fragte ich mich, wie klare und eindeutige Abbildungen von Stempel erreicht werden sollen.

Vorlage kann nur ein möglichst sauberer Abschlag sein, welcher freigestellt wird. Dies funktioniert doch nur solange, wenn genügend Abschläge des selbem Gerätes vorliegen. Problematisch wird es dann, wenn es sich um seltene Stempel handelt, welche "unvollständig" sind.

Persönlich sehe ich es eher so, dass möglichst Scan-Serien ein und desselben Gerätes besser sind.

Bei nachgezeichneten Abschlägen wird in meinen Augen "fiktiv" ergänzt, wenn die Vorlage es nicht hergibt, bspw. weil nicht alles eindeutig erkennbar ist.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Jürgen Witkowski Am: 08.09.2014 16:51:52 Gelesen: 9294# 5 @  
@ Magdeburger [#4]

Um zu zeigen, was wohl gemeint ist, möchte ich ein Beispiel eines Stempels aus Allenstein zeigen.

Links ist ein unbearbeiteter Stempel, der so in unserer Stempeldatenbank stehen könnte, rechts ist dieser Stempel in bearbeiteter Form zu sehen, wie er demnächst in einem gedruckten Stempelkatalog zu sehen sein wird. Der rechte Stempel entspräche hinsichtlich der Abbildungsqualität den Vorstellungen der Juroren.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Magdeburger Am: 08.09.2014 17:31:03 Gelesen: 9274# 6 @  
@ Concordia CA [#5]

Hallo Jürgen,

schon auf dem erst Blick fällt auf, dass der linke untere Stern nicht vollständig zu erkennen ist. Im bearbeiteten Stempel wurde er ergänzt!

Noch schlimmer ist das Ergebnis, wenn man beides übereinander legt. Der bearbeitete Stempel ist ovaler als das Original und dann kommt so etwas heraus.



Im Bild habe ich den bearbeiteten Stempel rot eingefärbt und alles um das 3fache vergrößert.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Jürgen Witkowski Am: 08.09.2014 18:00:15 Gelesen: 9255# 7 @  
@ Magdeburger [#6]

Die leichte Verformung wird mir bei der Herstellung des Vergleichsbildes für diesen Beitrag passiert sein. Das ist in meinen Augen auch nicht weiter tragisch.

Die Ergänzungen betreffen Stellen, die im Abschlag zum Beispiel durch die Zähnung der Marke verursacht, fehlen. Da sind wir beim eigentlichen Problem. Wollen wir eine "idealisierte" Darstellung des Stempels, wie er im Auslieferungszustand vorgelegen hat, oder eine Darstellung, wie sie im Postalltag üblich ist?

Ein gedruckter Katalog, zumal wenn er einen längeren Zeitraum oder ein umfangreiches Gebiet darstellen soll, wird sich in der Regel auf die rechts zu sehende Darstellung beschränken müssen. Genau hier sehe ich den Unterschied zu den Möglichkeiten, die eine Datenbank bieten kann. Dort lässt sich das Erscheinungsbild eines Stempels über seine gesamte Lebensdauer, zumindest aber über einen längeren Zeitraum verfolgen. Prüfer gehen bei der Beurteilung eines Stempels hinsichtlich der zeitgerechten Verwendung genau in dieser Weise vor.

Diese besonderen Möglichkeiten werden aber bei der Bewertung nicht honoriert, da die Abbildungsqualität ein wesentliches Kriterium darstellt. Genau darauf wollte ich unter anderem hinaus, als ich in Beitrag [#1] von einem noch langen Weg für die Bewertungskriterien elektronischer Medien sprach.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Magdeburger Am: 08.09.2014 18:22:42 Gelesen: 9242# 8 @  
@ Concordia CA [#7]

Hallo Jürgen

wer sagt mir, dass der Stempel in "idealisierter Form" überhaupt als Abschlag so existiert?

Theoretisch könnte er vor der ersten offiziellen Verwendung herunter gefallen und dabei deformiert worden sein ...

Persönlich bin ich ein Gegner von nachgezeichneten und nachbearbeiteten Stempeln. Als Vergleich sind diese eben nicht hilfreich.

Die Vorgehensweise, eine Lebensgeschichte in Form von Scans anzufertigen, sagt deutlich mehr aus.

Ich selbst kämpfe gegen die alten Zeichnungen von Stempel aus Magdeburg, welche von Herrn Freye angefertigt wurden. So wird immer wieder etwas hinein interpretiert. Dies wird insbesondere dann gemacht, wenn der Abschlag schlecht ist. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Herr Freye keine Quellen angegeben hat.
Mein Weg bleibt, Scans zu bekommen und auch nur mit diesen zu arbeiten.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bignell Am: 09.09.2014 18:50:41 Gelesen: 9159# 9 @  
@ Concordia CA [#1]

Hallo Jürgen,

meiner Meinung nach krankt die Bewertung daran, dass sich die Herren Juroren zu sehr am (physikalischen) Buch orientieren.

Dieses Ansammeln von Informationen ist eine Vorstufe der Forschung, stellt aber noch keine Forschung dar.

Das ist der einzige Punkt der Bewertung, dem ich wirklich zustimmen kann.

Weiterhin werden in Katalogen, insbesondere in Stempelkatalogen klare und eindeutige Abbildungen erwartet, die in der Regel mit Scans von Stempeln, die von gelaufenen Belegen stammen, nicht erreicht werden können.

Die Verfälschungsproblematik wurde von Dir und Ulf bereits behandelt.

Die Suche in einer Datenbank fällt ungeübten Nutzern schwerer, als die gewohnte Arbeit mit gedruckten Werken, da die Suchmöglichkeiten nicht immer erkannt werden.

Das Argument, dass neue Medien für manche verwirrend seien, ist in meinen Augen ein schwaches. Wenn man ein Auto nutzen will, muss man auch Autofahren lernen. Sonst bleibt fussgehen.

Die Arbeit der Stempelredakteure wurde nicht wahrgenommen, da sich diese weitgehend im Hintergrund abspielt. Die Arbeitsweise in und mit der Datenbank müsste in der Exponatbeschreibung deutlicher dargestellt werden.

Das kann ich nur als Kritik an der Darstellung des Exponats gelten lassen. Ansonsten ist es besser, je weniger man Moderatoren merkt.

Im Vergleich zu einem Katalog eines begrenzten Gebietes und/oder Zeitraumes wird Philastempel.de als webbasierte Datenbank deutscher und ausländischer Stempel nie vollständig werden.

Auch ein Stempelkatalog in gedruckter Form ist nie vollständig, es können immer neue Stempel entdeckt werden, selbst im kleinsten Gebiet. Und die Möglichkeit, Stempel aus aller Welt einzugeben ist ein Vorteil.

Insgesamt sehe ich "das Exponat" sehr vorteilhaft, habe zwar erst wenige Stempel eingepflegt, aber das liegt daran, dass ich noch auf die Freigabe der restlichen Stempel warte, um zu sehen, was wichtig ist bzw was ich falsch mache / besser machen könnte.

Gratulation an alle Beteiligten und weiter so. :)

Lg, harald
 
filunski Am: 09.09.2014 19:09:09 Gelesen: 9147# 10 @  
@ bignell [#9]

Hallo Harald,

als Stempelredakteur kann ich all deinen Punkten nur beipflichten, und meiner Meinung nach haben die sicherlich sehr ehrenwerten und bemühten Juroren unser "Konstrukt" Stempeldatenbank in so manchem Punkte nicht begriffen. Dies soll nicht heißen, dass da nicht auch in bestimmten Bereichen Verbesserungen nötig wären, aber daran wird gearbeitet und diese Datenbank wird immer ein "unvollständiges", aber dynamisches Nachschlage- (oder besser Nachklickwerk) bleiben! :-)

Noch kurz zu Deiner Anmerkung bezüglich weiterer Stempeleingaben deinerseits. Mach' ruhig weiter, auf die Freigabe deiner bislang noch nicht freigegebenen (drei Stück), für uns etwas "exotischen" Stempel, musst du leider noch länger warten, da uns dazu allen die Expertise fehlt und sich wohl noch keiner rangetraut hat. ;-) Dies soll dich aber nicht abhalten weitere Stempel hochzuladen!

Beste Grüße,
Peter
 
muemmel Am: 09.09.2014 21:16:26 Gelesen: 9096# 11 @  
Als ich vor vielen Jahren während einer Rhein-Ruhr-POSTA in Krefeld Aufsicht schieben durfte, damit auch niemand die Ausstellungsrahmen klaut, bekam ich zwangsläufig auch einige Gespräche der Juroren mit. Von diesem Zeitpunkt an stand für mich fest: "Du wirst nie ausstellen." Soviel, was meine Meinung zu Ausstellungen betrifft.

Die bisherigen Beiträge zeigen in meinen Augen sehr deutlich, dass die Juroren (oder zumindest der größte Teil) einfach noch nicht mit "Literatur in elektronischen Medien" umgehen können bzw. es mangelt ihnen an entsprechendem Wissen.

Ansonsten sind die wichtigen Kriterien in voran gegangenen Beiträgen bereits genannt, so dass ich sie hier nicht wiederholen muss. Aber wie Jürgen (Concordia CA) schrieb, haben es Pioniere immer schwer. Seien wir froh, dass Richard uns diese Plattform zur Verfügung stellt, unterstützt durch Brigitte, Heiko sowie die Stempel- und Belegredakteure.

Ich bin sicher, dass sich Richard über "nur" Silber in Haldensleben gefreut hat.

Schöne Grüße
Harald
 
Jürgen Witkowski Am: 09.09.2014 21:35:45 Gelesen: 9088# 12 @  
@ muemmel [#11]

Ich bin der Meinung, Jurorenschelte ist weniger angebracht, als vielmehr die Regularien, an denen die Juroren sich zwangsläufig orientieren müssen, auf den Prüfstand zu stellen und die Entwicklung voran zu treiben.

Hier leistet Deutschland wiederum bei den elektronischen Medien Pionierarbeit, da FEPA für Europa und FIP weltweit noch deutlich hinterher hinken.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Lars Boettger Am: 09.09.2014 22:32:13 Gelesen: 9059# 13 @  
@ Concordia CA [#12]

Wer hat denn in Haldensleben Literatur juriert?

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Helma Janssen Am: 09.09.2014 22:57:14 Gelesen: 9045# 14 @  
Hallo Lars,

die Juroren kannst Du hier sehen:

http://www.multilaterale2014.de/Exponate/Jury.html

Herzliche Grüße
Helma
 
Jürgen Witkowski Am: 09.09.2014 22:59:19 Gelesen: 9043# 15 @  
@ Lars Boettger [#13]

Ich denke, wir sollten nicht über Personen diskutieren, die sich entsprechend der Regularien verhalten haben, sondern über die Bewertungskriterien. Da liegt der Hase im Pfeffer.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
muemmel Am: 10.09.2014 09:22:03 Gelesen: 8996# 16 @  
@ Concordia CA [#12]

Moin Jürgen,

da bin ich voll bei Dir.

Gruss
Harald
 
filunski Am: 10.09.2014 10:32:02 Gelesen: 8983# 17 @  
Hallo zusammen,

lasst doch mal die Juroren außen vor. Die haben sicherlich versucht ihr Bestes zu geben und Jürgen hatte ja auch ein wohl sehr langes und konstruktives Gespräch. Diese Juroren sind aber in den vorgegebenen Zwängen der gültigen Bewertungskriterien gefangen und damit sind wir bei der Ausgangsfrage dieses Themas: Passen die Bewertungskriterien Literatur bei elektronischen Medien ?.

Die kann, oder besser muss man wohl mit NEIN beantworten. Zu sehr richten sich diese noch an Printmedien (Bücher, Zeitschriften etc.) aus. Ob das daran liegt, dass in der traditionell sehr an Printmedien verhafteten Philatelie der Anschluss an neue (obwohl inzwischen schon lange nicht mehr neu!) Medien erst spät geschah? Vielleicht auch von einer, wie ebenfalls in der Philatelie üblich, total überalterten Juroren- und Führungsriege, zu Anfang abgelehnt und/oder nicht ernst genommen wurde? Sicher hat da, oder findet zumindest, ein Umdenkungsprozess statt, aber dieser ist wohl erst im Gange und kann/muss sicher noch fortgeschrieben werden.

Richard gebührt aller Respekt, dass er sich mit der Stempeldatenbank überhaupt einer solchen Jury gestellt hat und das "Silber-Ergebnis" ist auch nicht zu verachten. Unschön zu lesen sind da eher einzelne Bewertungspunkte, wie z.B., "Die stärksten Abweichungen von der Höchstpunktzahl waren in den Bewertungsmerkmalen „Inhaltliche Bearbeitung“ und „...inhaltliche Qualität“. Damit tritt man in gewisser Weise, vielleicht auch unabsichtlich, den vielen im Hintergrund, freiwillig und ehrenamtlich am Aufbau und auch qualitativ zunehmenden Umfang der Datenbank, arbeitenden Reportern und Redakteuren, "vor's Schienbein"!

Es wurde auch überhaupt nicht berücksichtigt, das wiederum trifft auf die Bewertungskriterien zu, dass hier eine Datenbank für alle philatelistisch Interessierte, kostenlos und online, vor allem durch Richards nicht nur finanzielles Engagement, zur Verfügung gestellt wird! Zur Nutzung muss man sich noch nicht einmal anmelden und auch Gebrauchshinweise zum Umgang mit der Datenbank sind reichlich im Philastempel Leitfaden zu finden und werden laufend aktualisiert. Man muss sich nur die Zeit nehmen dort auch rein zu schauen. All das gesagte trifft auch im gleichen Maße auf die Inflaseiten zu.

Dies nur mal alles Punkte zum darüber nachdenken/diskutieren. ;-)

Mit den besten Grüßen,
Peter
 
bignell Am: 10.09.2014 18:02:09 Gelesen: 8914# 18 @  
@ filunski [#17]

Hallo Peter,

Sicher hat da, oder findet zumindest, ein Umdenkungsprozess statt, aber dieser ist wohl erst im Gange und kann/muss sicher noch fortgeschrieben werden.

Das denke ich nicht, ich bin mir sicher viele der hier versammelten sind 50+ und trotzdem im Internet aktiv mit ihrem Hobby. Man darf aber nicht vergessen, die Möglichkeit im Internet etwas vernünftiges anzubieten, waren lang nur für professionelle Firmen leistbar - und auch die Tools dazu waren eher für Eingeweihte brauchbar, nicht für den "Mann von der Strasse". In den nächsten 10 Jahren wird wiederum sich soviel ändern, dass alles was heute existiert alt und unbrauchbar erscheint. Die IT ist ein Umfeld in dem Wandel grossgeschrieben wird. In drei Jahren gibt es eine eigene Rubrik "Internetpublikationen" bei Ausstellungen mit eigenen Kriterien.

Lg, harald
 
olli0816 Am: 11.09.2014 09:16:16 Gelesen: 8847# 19 @  
Mit ziemlicher Belustigung habe ich hier den Thread gelesen. Man möge mir bitte verzeihen :). Ich bewege mich schon seit 20 Jahren im Internet, bin also quasi seit der Zeit dabei, wo das WWW eingeführt wurde. Wenn man also von einem neuen Medium spricht, empfinde ich dabei nur Verwunderung. Natürlich wird sich das Internet weiter entwickeln und in den nächsten 5 bis 10 Jahren größere Veränderungen erleben als vielleicht in den letzten 20 Jahren.

So wie ich das herauslese, möchte man also ein gedrucktes Werk wie z.B. einen Briefmarkenkatalog mit einem Portal wie z.B. dieser Seite vergleichen. Das finde ich absurd, da beide Erscheinungsformen sehr unterschiedliche Möglichkeiten haben. Ein gedrucktes Werk ist in der Regel für sich abgeschlossen, bis das ein neues kommt. Bücher hinken in unserer schnelllebigen Zeit immer der Entwicklung hinterher. Zumindest, wenn man von wirklich gedruckten Werken spricht und nicht von den digitalen Büchern, die sich immer mehr durchsetzen. Bücher sind für Menschen leichter zu lesen, da das Auge sich nicht so sehr anstrengen muss. Man hat etwas in der Hand und kann das Buch künstlerisch gestalten, wenn man möchte. Es gibt sehr schöne Bücher und ich möchte sie nicht missen.

Trotzdem denke ich, dass sich Portale in Zukunft wesentlich durchsetzen werden. Die Erreichbarkeit ist viel einfacher und die Möglichkeiten zum Update stehen konkurrenzlos zum Buch. Auch sind viele Menschen involviert und es können so sehr schnell mehrere Meinungen eingeholt werden. Themen können zusammen bearbeitet werden, egal wo sich der einzelne befindet. Das sind die Basics.

Ich finde aber "Bewertungskriterien Literatur bei elektronischen Medien" gelinde gesagt total daneben. Entweder man bewertet ein Portal nach gewissen Kriterien oder eben ein Buch. Beides sind unterschiedliche Dinge, die mit z.T. vielleicht ähnliche Themen bearbeiten, die Darstellung aber sehr unterschiedlich ist aufgrund der jeweiligen Möglichkeiten.

Ich denke auch, dass es wesentlich schwieriger ist, ein Portal richtig zu bewerten. Was für den einen gut ist, mag der andere nicht unbedingt. Jeder Mensch bewegt sich anders im Internet und speziell auf den Internetseiten. Von daher wird es Leute geben, die die philaseiten sehr gerne mögen, weil es einfach zu bedienen ist. Andere eben nicht, da deren Gewohnheit nicht kompatibel zu der Nutzerführung ist. Da ich auch selber Seiten programmieren kann, fallen mir sicher mehr Sachen auf, was man verbessern könnte, als jemand, der nur sporadisch im Netz unterwegs ist. Das müssen aber nicht unbedingt Verbesserungen sein, die die Masse anspricht.

Zum Beispiel finde ich es schwierig, zu beurteilen, ob die Seite eine Vorstufe zur Forschung ist. In manchen Punkten bietet sie wirklich mehr Wissen, da zufällig Spezialisten zu einem Thema da sind. Wenn ich hier aber etwas zu einem Orchideenfach nichts finde, dann hat man noch nicht mal Information, geschweige denn Forschung. Webseiten können aber wirklich Forschung bilden. Ich interessiere mich z.B. für alte Griechenlandmarken und bin über einen griechischen Partner auf eine Seite gekommen, dessen Inhaber diese Marken so tief erforscht hat, dass ich kein Buch kenne, was dem auch nur nahe kommt. Leider ist er Anfang des Jahres gestorben.

Dann die berühmten Stempelkataloge: Das ist in digitalen Medien auch wieder Glückssache, wer sich wirklich daran beteiligt. Hat man z.B. einen engagierten Rumäniensammler und ist er noch bereit, Stempel einzupflegen, dann wird man mit der Zeit ein gutes Resultat erzielen. Wenn nicht, dann ist ein Stempelbuch von Rumänien immer besser. Trotzdem bietet hier ein Buch bei entsprechender Pflege nicht die Vielfalt eines Stempelkataloges, wenn der kontinuierlich weiter aufgebaut wird. Gerade die Stempelproblematik mit den vielen falschen ist meines Erachtens in der digitalen Welt viel besser zu hause. Auch ist es ohne viel Aufwand möglich, sehr viele zu einem unterzubringen, was jedes Buch sprengen würde.

Mein Fazit ist: Wenn man digitale Angebote bewerten möchte, dann doch lieber untereinander. Das ist durchaus nicht schlecht, da viele Angebote positive Ansätze haben, die andere nicht so bieten und dadurch, dass digitale Angebote vielseitiger als Bücher sind, leider das Potential haben, dass es mehr Punkte gibt, die man verbessern kann.
 
doktorstamp Am: 11.09.2014 10:33:36 Gelesen: 8827# 20 @  
Dass die Hände der Juroren an Regularien gebunden worden sind, dürfte nicht so ganz zustimmen.

Einigen, aber nicht allen, ist es bekannt, ich zähle auch zu den Juroren. Mir und anderen ist es gegönnt, sich einen Fachmann bei zu holen, um von ihm uns notfalls beraten zu lassen. Ob es in Deutschland anders gehandhabt wird, entzieht sich meine Kenntnis. In den vergangenen Jahren war manch ein Juror zu fein dieses zu machen, was ich auch den betroffenen Juroren nicht unterstellen möchte.

Die Bewertungskritierien für Philatelie in Zusammenhang mit IT müssen vom Grund auf neu verfaßt werden. Ein Problem diesbezüglich bestünde darin, dass viele Philatelisten gleich Null bis wenig IT Erfahrungen mit sich bringen, umgekehrt ist es bei den IT Spezialisten. Es liegt in der Hand des BDPh, etwas zu machen, und dann die FIP hiervon zu überzeugen.

Eine Zwischenlösung könnte sein, eventuell die Datenbanken in Buchform zu gestalten, ganz einfach zu sagen, in der Umsetzung wahrscheinlich nicht so leicht.

mfG

Nigel
 
Richard Am: 04.12.2019 09:19:12 Gelesen: 4341# 21 @  
@ Jürgen Witkowski [#1]
@ Altmerker [#2]
@ Jürgen Witkowski [#3]
@ Magdeburger [#4]
@ filunski [#10]
@ olli0816 [#19]
@ doktorstamp [#20]

und alle anderen, die zum Thema beigetragen haben.

Neun Jahre sind vergangen und in wenigen Wochen eröffnet die Naposta 2020 in Haldensleben [1]. Zeit für einen Rückblick mit der Frage ob die Bewertungskriterien für elektronische Literatur inzwischen "passen".

In 2014 wurde nur ein kleiner wenn auch wichtiger Teil des Gesamtportals Philaseiten zur Bewertung angemeldet, die Stempel-Datenbank, für 2020 wurde das Gesamtportal mit 5 Datenbanken angemeldet.

Das Gesamtportal ist - ausser zu Zeiten einer Umfrage - für Mitglieder auch ohne Login und für Nichtmitglieder ohne Anmeldung vollständig einsehbar. Davon ausgenommen sind alle von den Mitgliedern freiwillig zur Verfügung gestellten Bereich, wie Name, Anschrift und Mail, die ausschliesslich von eingelogen Mitgliedern gesehen werden können. Diese bieten allen weit mehr als 5.000 Mitgliedern die Chance einer intensiven persönlichen Zusammenarbeit und interner Diskussionen. Als Beispiel seien hier die internen Diskussionen der Stempel-Reporter einerseits und in geringerem Umfange der Stempel-Redakteure (ab 100 eingestellte Stempel) genannt.

Nach Haldensleben 2014 ist mir klar geworden, dass anscheinend keiner der Juroren angemeldet war und damit keine Chance hatte, sich das umfassende Gesamtprojekt anzusehen. Ob es diesmal anders sein wird ?

Noch eines ist ist mir nach Haldensleben von einem Juror gesagt worden: Die Philastempel Seiten wären ja ganz schön, aber nicht vollständig - daher Punkteabzug. Ich war leider nicht so schlagkräftig die Frage zu stellen, bei welcher Zahl von Stempeln die Vollständigkeit erreicht wäre.

Wichtig war und ist mir mit dem Philaseiten Portal den Spass an der Philatelie zu fördern. Und ich denke, das ist mir zusammen mit den vielen aktiven Mitgliedern, Reportern und Redakteuren in allen Bereichen recht gut gelungen.

Schöne Grüsse, Richard


[1] Nationale Postwertzeichen Ausstellung im Rang 1 NAPOSTA 13.-16.02.2020
 
22028 Am: 04.12.2019 10:06:57 Gelesen: 4329# 22 @  
Ich sehe / vermute dass bei der Bewertung von digitaler Literatur (hier nun speziell Internetseiten/Portale/Datenbanken) eher die individuellen Leistungen stärker bewertet werden.

Portale/Datenbanken werden von einer Person zur Verfügung gestellt, die Inhalte und darauf kommt es an, aber von den Mitgliedern oder Redakteuren etc, egal wie sie heißen. Ich möchte die Leistungen der Personen, im Fall hier Richard, keinesfalls in den Schatten stellen, aber die technische / finanzielle Leistung hinter dem Portal (wobei die Technik/Programmierung ja jemand anders macht) wird wie ich meine weniger stark bewertet als die Inhalte selbst.

Anders kann ich mir nicht erklären, dass z.B meine Overland Mail Baghdad-Haifa Seiten bei den beiden Ausstellungen, wo ich sie anmeldete, jeweils mit Gold bewertet wurden.
 
filunski Am: 04.12.2019 11:00:40 Gelesen: 4313# 23 @  
@ Richard [#21]

Noch eines ist ist mir nach Haldensleben von einem Juror gesagt worden: Die Philastempel Seiten wären ja ganz schön, aber nicht vollständig - daher Punkteabzug.

Lieber Richard,

ich erinnere mich noch sehr gut an diese Bemerkung über die ich mich damals zuerst geärgert, dann aber umso mehr kopfschüttelnd gewundert habe.

Ein Juror, der solch einen, ich bedaure dieses Wort hier überhaupt benutzen zu müssen, "Blödsinn" von sich gibt, stellt damit nur sich selbst ein schlechtes Urteil aus, bzw. sollte als Juror Punkteabzug bekommen. ;-)

Über den sachlichen Inhalt dieser Bemerkung muss man wohl nicht mehr viel diskutieren. Welche so umfassende Stempeldatenbank wie Philastempel, genauso wie auch existierende ähnliche Modelle, werden, ja können den je komplett sein? Komplett kann da nur eine örtlich stark begrenzte Datenbank sein, wie z.B. die Stempeldatenbank von Hintertupfingen o.ä.

Wie du auch schon ganz richtig angemerkt hast, wäre es gerade für Juroren sehr angebracht sich in dem elektronischen Medium/Internetseite/Forum/Datenbank etc., welches sie zu bewerten haben, auch persönlich anzumelden um überhaupt bis ins Detail Zugang zu den Informationen zu bekommen, die sie bewerten sollen. Hier dient m.E. immer noch der direkte Vergleich zu Printmedien (Bücher, Kataloge etc.) als Maßstab, der aber nie 1:1 auf elektronische Medien angewandt werden kann. Aber auch ein Buch sollte ich erst mal zumindest in großen Teilen gelesen haben, bevor ich mir eine entsprechende öffentliche Bewertung dazu erlaube.

Aber mal von all dem ganz abgesehen, die Beschäftigung mit und in dem Forum und seinen Teilbereichen macht immens Spaß, egal zu welchem Urteil irgendwelche Juroren dazu kommen mögen. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
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