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Thema: (?) (105) Falschstempel erkennen
Das Thema hat 113 Beiträge:
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Stefan Am: 06.07.2015 19:52:12 Gelesen: 89692# 89 @  
@ filunski [#88]

HANNOVER / s 1 p

Hier das Falschstempelgerät (Abb. gespiegelt):


Wurde das Stempelgerät 1928 noch als Bandmaschinenstempel eingesetzt? Die Fälschung zeigt ein Datum von 1928 verbunden mit einer 24h-Angabe in der Uhrzeit. Das Original war zumindest 1912 in Betrieb befindlich und zeigt die damals übliche 12h-Angabe der Uhrzeit. Unter Umständen kann es sich bei diesen Stempeln um zwei vollkommen verschiedene Stempelgeräte (Bandmaschinenstempel von 1912 und ggf. Tagesstempel von 1928? mit dem gleichen Unterscheidungsbuchstaben) handeln, welche nacheinander eingesetzt wurden.

Gruß
Pete
 
filunski Am: 06.07.2015 22:41:44 Gelesen: 89641# 90 @  
@ Pete [#89]

Hallo Pete,

ein guter Beitrag und berechtigter Einwand! ;-)

Bei Stempelköpfen ist ja bezüglich der Verwendung ob als Maschinen- oder Handstempel immer Skepsis angesagt und auch vermeintliche Regeln dazu erweisen sich nur zu oft als nicht verlässlich. Zu jener Zeit herrschte aber bei den Postdirektionen noch große Ordnung und es wurde darauf geachtet nicht Stempelköpfe mit denselben UB sowohl als Maschinen-, wie auch als Handstempel im Einsatz zu haben. Aber auch das muss nicht immer stimmen.

In diesem Fall, meine ich aber, ist die ausschließliche Verwendung als Maschinenstempelkopf ziemlich gesichert.

Der Stempelkopf war von ca. 1911 bis 1930 in einer 3-köpfigen Maschine (Sylbe) im Einsatz, und danach noch bis ca. 1935 in einer zweiköpfigen Maschine. Zu Beginn war dabei die Zeiteinstellung im 12 Stunden Format mit der Unterscheidung V und N. Irgendwann wurde das dann auf das 24 Stunden Format umgestellt, wie es auch der Falschstempel zeigt.

Während dieser langen Einsatzzeit waren nicht immer die gleichen Stempelkopfeinsätze von Anfang an dabei. Diese wurden bei Verschleiß oder Beschädigung im Laufe der Jahre wahrscheinlich mehrfach ersetzt und dabei kam es auch zu geringen Änderungen z.B. der Zifferngrößen.

Hier nochmals ein direkter Vergleich mit einem neueren Originalstempelkopf (rechts):



Der rechte Stempelkopf ist diesem Abschlag entliehen [1]:



Sollte aber jemand jetzt tatsächlich noch einen Handstempel HANNOVER / s 1 p auftreiben, wäre das sehr interessant! ;-)

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/6838
 
filunski Am: 06.07.2015 22:52:31 Gelesen: 89637# 91 @  
@ filunski [#90]

Hallo Pete,

als Nachtrag noch ein Vergleich mit einem weiteren Original-Maschinenstempelkopf bei dem auch die Zifferngröße und die Anordnung der Buchstaben von HANNOVER dem Falschstempel ziemlich nahe kommen:



Beste Grüße,
Peter
 
Stefan Am: 06.07.2015 23:19:43 Gelesen: 89628# 92 @  
@ filunski [#91]

als Nachtrag noch ein Vergleich mit einem weiteren Original-Maschinenstempelkopf bei dem auch die Zifferngröße und die Anordnung der Buchstaben von HANNOVER dem Falschstempel ziemlich nahe kommen:

Danke für die Abbildung zum Stempel vom 02.04.1929. Diese kommt dem Stempelabschlag doch bereits zeitlich sehr nahe, welche dem Fälscher aus Vorlage gedient hat. :-)

Bei der Abbildung von 1929 ist sehr schön ersichtlich (wie du bereits beschrieben hast), dass das Original einen Punkt nach der Tagesangabe aufweist, die Fälschung hingegen nicht - vorausgesetzt, alle drei Stempelköpfe der original Sylbe-Maschine weisen einen Punkt an der entsprechenden Stelle auf.

Gruß
Pete
 
Jürgen Witkowski Am: 13.07.2015 23:22:36 Gelesen: 89447# 93 @  
@ filunski [#91]

Die Original-Stempelköpfe der Maschine wiesen im fraglichen Zeitraum an allen drei Stempelköpfen markante Brüche auf, von denen beim Falschstempel nichts zu sehen ist. Ferner ist der Punkt hinter der Tageszahl bei allen Stempelköpfen vorhanden.

Ein Handstempel mit der identischen Kennung s 1 p ist mir bisher noch nicht unter gekommen.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
filunski Am: 14.07.2015 00:20:00 Gelesen: 89433# 94 @  
@ Concordia CA [#93]

Hallo Jürgen,

besten Dank für diese wertvolle und anschauliche Ergänzung! ;-)

Man sieht also auch hier, mit ein wenig Beschäftigung mit diesen Stempeln können den Stempelfälschern (die oft nur über sehr oberflächliche Stempelkenntnisse verfügen) in vielen Fällen sehr schnell die "Karten gelegt" werden.

Anders verhält es sich leider bei der missbräuchlichen Verwendung echter Stempelgeräte!

Beste Grüße,
Peter
 
Briefmarken-Museum Am: 17.07.2015 11:56:26 Gelesen: 89306# 95 @  
Moin Moin,

anbei ein schräg platzierter Handstempel aus dem fraglichen Zeitraum auf einer Dienstmarke, vielleicht ist er für eure Diskussion und Überlegungen hilfreich.

LG JoWa


 
filunski Am: 17.07.2015 13:15:37 Gelesen: 89278# 96 @  
@ Briefmarken-Museum [#95]

Hallo Jochen,

danke für das Zeigen des Vergleichsstücks! :-) Wie man erkennen kann mit anderem UB links.

Beste Grüße,
Peter
 
Briefmarken-Museum Am: 17.07.2015 17:09:09 Gelesen: 89232# 97 @  
Hei Peter, danke für Deine Einschätzung - tja der linke UB ist nicht ganz drauf, dann könnte es statt einem breitgeschlagenen "s" auch eine "2" sein.

Altbriefsammler haben halt mehr Spaß als die Briefmarkensammler!

LG JoWa
 
filunski Am: 17.07.2015 18:05:54 Gelesen: 89213# 98 @  
@ Briefmarken-Museum [#97]

Hallo Jochen,

eine "2" würde ich ausschließen, die Ziffer wäre ja der Postamtsnummer vorbehalten, und da haben wir ja schon die "1". An den Stellen rechts und links unten stehen bei diesem Stempeltyp normalerweise entweder Sterne oder Buchstaben (manchmal auch Buchstabenpaare).

In dem Fall hier würde ich entweder auf ein "o" tippen oder auch auf ein breitgeschlagenes "p".

Beste Grüße,
Peter
 
Henry Am: 17.07.2015 18:44:34 Gelesen: 89199# 99 @  
@ filunski [#98]
@ Briefmarken-Museum [#97]

Ein "o" möchte ich ebenso ausschließen wie ein "P". Am 4. Zahn sieht man einen Rest eines Abdruckes, der nicht zur Kreislinie des Stempels passt, folglich wohl zu dem Buchstabe gehört. Für den "P-Aufstrich liegt mir das zu weit rechts. Ich würde hier auf ein "R" tippen wollen.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
filunski Am: 18.07.2015 00:02:43 Gelesen: 89147# 100 @  
@ Henry [#99]

Hallo Henry,

interessant, was man so alles in so einem "simplen" Stempel entdecken kann! ;-)

Ob es ein "o", ein "p" oder ein "?" ist, kann uns mit letzter Sicherheit wahrscheinlich nur ein kompletter Abschlag sagen. Dein "R", meine ich aber mit großer Sicherheit ausschliessen zu können. Bei diesen Stempeln kamen in der Regel immer nur Kleinbuchstaben (auch das "p" ist ein kleines "p") als UB zum Einsatz, somit scheidet dieses "R" aus. :-(

Beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 19.07.2015 10:43:59 Gelesen: 89058# 101 @  
Hallo zusammen,

heute nochmals einen Stempel aus dem Felzmannlot, der es wert erscheint einer genaueren Betrachtung unterzogen zu werden.

Hier erst mal das "Stempelgerät" (Abb. gespiegelt):



(22c) KÖLN 1 / mg, mit festem Datum aus gehärtetem Kunststoff.

Das Gerät zeigt starke Abnutzungserscheinungen und verschiedene auffällige Ausbrüche. Das mag zum Einen an dem verwendeten Kunststoff liegen und/oder auch an einer häufigen Verwendung!

Hier mal ein Abschlag des falschen Stempels (Mitte) neben zwei echten zeitnahen Abschlägen:



Sofort fallen natürlich die Beschädigungen und auch die etwas wacklige Monatsziffer auf, aber gerade die Ausbrüche müssen ja nicht von Anfang an dagewesen sein.

Dem Fälscher ist aber wieder, wie schon bei dem schon erwähnten Hannover Stempel ein gravierender Fehler passiert. Er hat sich nämlich wieder einen Maschinenstempel als Vorlage gewählt.

Hier die kompletten Abschläge der obigen beiden Vergleichsstempel:



Beide auch in der Datenbank [1] [2].

Abgeschlagen nur auf einer losen Marke fällt er ohne diese Hintergründe nicht gleich auf, aber auf Beleg als Handstempel verwendet wird die Fälschung sofort klar.

Schaut doch mal in euren Sammlungen und Archiven nach, ob ihr Marken und/oder Belege mit diesem Stempel findet und stellt sie dann hier vor. Es wäre interessant eine mit diesem Falschstempelgerät angefertigte Fälschung zeigen zu können.

Auch in der Datenbank finden sich noch weitere Originalabschläge dieses Maschinenstempels [3] [4] [5].

Auf Rückmeldung freut sich mit den besten Grüßen,
Peter

[1] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103370
[2] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103270
[3] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103807
[4] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103372
[5] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103371
 
WUArtist Am: 30.08.2015 10:25:29 Gelesen: 88248# 102 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Warnung! Bei Ebay entdeckt: Heftchenblätter aus DDR-Ulbricht-Markenheftchen, abgestempelt zu einer Zeit, als es noch gar keine Ulbrichtmarken gab. Anbieter: „champel-yx“ aus Ratingen. Auch andere Angebote ansehen.

Joachim



eBay 111755420297 - HBl. 10.1 - Lengefeld (Erzgeb) c 23.7.61.-17



eBay 111755421983 - HBl. 11.1 - Lengefeld (Erzgeb) c 23.7.61.-17



eBay 111755422062 - HBl. 11.14 - Lengefeld (Erzgeb) c 23.7.61.-17

[Beitrag redaktionell gemeldet an Lars = ebay.watchdog@gmail.com um 10:40 Uhr]
 
Richard Am: 31.08.2015 14:48:04 Gelesen: 88126# 103 @  
@ WUArtist [#102]

Hallo Joachim,

inzwischen sind aufgrund Deiner Meldung alle drei Lose entfernt. Sollten Dir oder anderen Mitgliedern diese oder andere Manipulationen wieder auffallen, bitte ich um Meldung hier im Forum, im Zweifel unter einem neuen Thema.

Schöne Grüsse, Richard
 
WUArtist Am: 07.09.2015 13:56:43 Gelesen: 87892# 104 @  
@ Richard [#103]

Hallo Sammlerfreunde,

Warnung! Nunmehr ist der Anbieter unter dem Namen „Tradewinds227“ auf delcampe aktiv. Einfach Suche „Ulbricht“ eingeben. Hier ein Beispiel.

Joachim


 
Marcel Am: 15.10.2015 15:46:33 Gelesen: 87210# 105 @  
Hallöle!

Ich habe hier einen Missbrauch oder gar Falschstempel von Hohnstein (8352).

Er ist immer so abgeschlagen das keine Datumsangabe erkennbar ist, aber eines wurde nicht bedacht, die 4-stellige PLZ, denn die gab es im Gebiet der DDR erst ab 1965. Zudem ist der Abschlag bläulich-schwarz.









Gibt es über diesen Stempel Erkenntnisse?

schöne Grüße
Marcel
 
filunski Am: 28.12.2015 10:13:48 Gelesen: 85411# 106 @  
WARNUNG FALSCHSTEMPEL (10) COLDITZ / b, Datum 14.4.1953

Verehrte Leser und vor allem DDR Sammler,

aufmerksam geworden durch eine Anfrage zu dem hier behandelten Stempel im Philaforum, [1], und eines erst kürzlich erfolgten Verkaufs bei Ebay habe ich mich entschlossen alle mir verfügbaren Informationen dazu hier zusammenzufassen. Es handelt sich hier meist nicht um meine eigenen Erkenntnisse und die Quellen dazu habe ich immer genannt, so dass jeder Interessierte selbst dort auch weiter-/nachlesen kann.

Hier erst mal der Stempel (Bild aus einem abgelaufenen Ebay Angebot):



Schon auf den ersten Blick "besticht" dieser Stempel durch seine perfekte, ja makellose Erscheinung, aber so etwas gibt es ja auch in Echt. Sehr verdächtig und ein klarer Hinweis auf Falsch sind aber das Fehlen jeglicher Quetschränder.

Mit zu diesem Artikel hat mich aber ein erst kürzlich beendetes Ebay Angebot des Verkäufers "gey1" motiviert. Dieser verkaufte ein Lagerbuch mit der DDR Kopfserie, seitenweise voll mit den tollsten Einheiten, Druckvermerken und Randzählern. Alle Marken gestempelt mit diesem Stempel! [2]

Da das Angebot und die Bilder bei Ebay bald wieder verschwinden, hier ein paar der Angebotsbilder:





Auf einen Hinweis des VPEX Prüfers Dr. Carsten Burkhardt an den Verkäufer gey1 über den Falschstempel, fügte der Verkäufer einen entsprechenden Hinweis dem Angebot bei. Trotzdem ging das Lagerbuch für 107 Euro weg! Bleibt abzuwarten wann die ersten Marken und Einheiten daraus wieder im Handel auftauchen.

Dr. Burkhardt weist auch auf seiner Internetseite, [3], auf diesen Falschstempel hin und nennt auch Merkmale des echten Stempels (Zitat):
"Echte Stempel ((10) COLDITZ / b) weisen eine Lücke im Außenkreis über O und eine Lücke im Innenkreis auf."


Hier ein Vergleich:



Der rechte Stempel stammt von einem Brief (Altprüfung Dr. Zempel) aus einer Schwanke Auktion, [4], der Brief blieb unverkauft, der Stempel dürfte vom echten Stempelgerät stammen (zeigt auch die von Dr. Burkhardt genannten Charakteristika und weist ein anderes Erscheinungsbild auf, z.B. fetterer UB b), wobei ein Missbrauch (Rückdatierung?) nicht ausgeschlossen werden kann.

Angesichts der Unmenge an gestempeltem Material mit diesem Stempel, Datum immer 14.4.1953, und den immer identischen makellosen Abschlägen muss man von einem drucktechnischen Aufbringen ausgehen.

Der schon genannte Ebay Verkäufer hatte auch noch andere DDR Marken mit diesem Falschstempel im Angebot:



Weitere Informationen dazu sind hier jederzeit nicht nur willkommen, sondern auch erwünscht! ;-)

Beste Grüße,
Peter

PS: ab sofort auch hier in der Stempeldatenbank
http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/123201

[1] http://www.philaforum.com/forum/thread.php?postid=393168#post393168
[2] http://www.ebay.de/itm/DDR-TOP-Nachlass-Persoenlichkeiten-Nr-327-338-gestempelt-Paare-Viererblocks-/191763791312?hash=item2ca6033dd0%3Ag%3AYHAAAOSwo3pWduUg&nma=true&si=bbFUqr0WdgJhCgsog%252B7fDlUWYVM%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557
[3] http://www.koepfe1.de/navigation/new_fs.html
[4] http://www.schwanke-auktionen.de/de/auctions/337/catalogue/lots/3395
 
filunski Am: 10.01.2016 11:40:01 Gelesen: 84797# 107 @  
Falschstempel BERLIN OLYMPIA-STADION 12 8 36-12

Verehrte Freunde und Mitleser,

von einem Freund bei der GPS (German Philatelic Society) erreichte mich eine Anfrage zu einem bei Ebay USA angebotenen Stempelgerät. [1]

Hier der Stempelkopf aus dem Angebot (Bild von mir gespiegelt):



Ein falsches Stempelgerät! Das echte Stempelgerät, welches es durchaus gab hatte ein bewegliches Datumszählwerk, nicht wie hier ein festes Datum für den Gebrauch an nur einem bestimmten Tag.

Hier ein Abschlag des echten Stempelgeräts [2]



Diesen Stempel gab es in mehrfacher Ausfertigung, so wie hier ohne UB und dann mit den UB a bis x und ab bis ap, im Einsatz vom 27.7. bis 17.8.1936 (Angaben laut Bochmann).

Bei einem Abschlag dieses Falschstempels müssten auch die im Gegensatz zu echten Abschlägen fehlenden Punkte hinter Tag, Monat und Jahr auffallen.

Der Anbieter des Geräts sitzt in Kanada. Interessant ist, dass ein ähnliches Falschstempelgerät im Jahre 2011 schon mal bei Ebay Deutschland angeboten wurde. Das Datum war genau dasselbe. Hier ein Vergleich des damaligen Stempels mit dem obigen echten Stempel:



Das jetzt in USA angebotene Stempelgerät scheint jedoch ein anderes zu sein, hier ein Vergleich der beiden Geräte (Bilder jeweils aus den Ebay Angeboten, gedreht):



Links das Gerät aus 2011, rechts das aktuelle aus dem Ebay USA Angebot.

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.ebay.com/itm/1936-GERMAN-OLYMPICS-BERLIN-STAMP-/141862608954?hash=item2107aba03a:g:Gj4AAOSw1S9WgEXH
[2] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/39123
 
Lars Boettger Am: 10.01.2016 12:56:22 Gelesen: 84769# 108 @  
@ filunski [#107]

Leider gibt es Dutzende dieser primitiven Falschstempel. Ich hatte mir vor langer Zeit mal einen für ein paar Euro gekauft:

BERLIN NW

21.8.22 12-1 N

REICHSTAG

Die Falschstempel sind nach meinen Informationen osteuropäischen Ursprungs. Das Datum lässt sich nicht verändern und sie sind aus Kupfer. Abschläge mit diesen Geräten sollten eigentlich keine Gefahr darstellen.

Beste Grüsse!

Lars
 
filunski Am: 10.01.2016 17:47:43 Gelesen: 84703# 109 @  
@ Lars Boettger [#108]

Abschläge mit diesen Geräten sollten eigentlich keine Gefahr darstellen.


Hallo Lars,

da hast du völlig Recht! Wer sich etwas mit Stempeln befasst kann Abschläge dieser Geräte sehr schnell entlarven und die "Gefahr" welche von echten Stempelgeräten in den falschen Händen ausgeht ist wesentlich größer.

Aber es gibt leider sehr viele, auch erfahrene und langjährige Sammler, für die Stempelkunde ein Buch mit sieben Siegeln ist oder die sich mit den Stempeln gar nicht erst befassen. Deshalb meine ich, kann man auf solche Dinge, gerade am Beispiel aktueller Angebote, wie hier bei Ebay, gar nicht oft genug hinweisen. Auch lesen hier ja nicht nur "Experten" mit, für die solche Primitivfälschungen vielleicht "Pillepalle" sind, sondern ein viel breiteres philatelistisch interessiertes Publikum welches diesen Stempel nicht als falsch angesehen hätte. Der Anfrager von dem ich den Hinweis auf diesen Stempel erhielt ist auch ein erfahrener Philatelist, hatte aber bezüglich der Einschätzung des Geräts durchaus Unsicherheiten. ;-)

In diesem Sinne, beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 15.11.2019 00:12:39 Gelesen: 42728# 110 @  
Hallo zusammen,

hier hat sich lange nichts mehr getan, aber das Thema wird in der Philatelie immer aktuell bleiben. Stempelfälschungen werden immer wieder angeboten!

Das war auch zu früheren Zeiten immer schon ein Thema und da ich gerade eine ältere Falschstempeldokumentation "ausgegraben" habe, stelle ich die hier mal auszugsweise vor. Die Doku stammt aus dem Jahre 1958, dürfte wohl weitestgehend in Vergessenheit geraten sein, hat aber m.E. immer noch Gültigkeit, da von dem damals gefälschten Material sicherlich nch jede Menge (auch unerkannt) im Handel und ganz sicher in vielen Sammlungen schlummert.

Ich werde hier die Originalabbildungen falscher Tagesstempel zeigen (teilweise, aus fälschungsbekannten Sammelgebieten, wie z.B. Danzig, wohl auch anderweitig gut dokumentiert). Diese Stempel wurden, wohl ca. 1958, bei einem Briefmarkengroßhändler in West-Berlin sicher gestellt. Damals wurden ebenfalls bei diesem Händler 100.000 (!) und bei Kunden von ihm, insgesamt nochmals 15.000 falsch gestempelte Marken beschlagnahmt - nur aus den damals letzten Lieferungen. Da das Fälschungsgeschäft damals aber schon seit mindestens 10 Jahren betrieben wurde, sind sicherlich immer noch genug dieser Fälschungen im Umlauf.

Die Stempelköpfe waren aus Messing und nicht immer entsprachen die Stempelinschriften (Buchstaben und Ziffern) den Originalen bis ins Detail. Dazu vielleicht in späteren Beiträgen noch Vergleiche. Die Stempel hatten keine Datumswalzen sondern fest gravierte Daten oder ausgeschnittene Datumsstege in die ebenfalls hergestellte, unterschiedliche Datenklischees eingesetzt werden konnten.

Seine bevorzugten Fälschungsgebiete waren DR ab 1903, Infla, Allibes, frühe BRD/Berlin, Saarland, DDR, besetzte Gebiete (Memel, Elsaß-Lothringen, Guernsey, Ukraine, Böhmen&Mähren und Generalgouvernement).

Die mit in der folgenden Liste abgeschlagenen Stempel P RAG 1/PRAHA 1, WARSCHAU NO 4 und PECS sind Original Poststempel die der Händler auf illegale Weise in seinem Besitz hatte.

Hier die Stempelabbildungen:



Und die Datenklischees dazu:



Soviel im Moment dazu. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
erron Am: 15.11.2019 08:50:29 Gelesen: 42692# 111 @  
@ filunski [#110]

Müsste dieses Büchlein sein.



Dieses Verzeichnis der Falschstempel war erschienen bei der Arge "Neues Handbuch der Briefmarkenkunde. Ab und zu wird es noch im Netz angeboten.

mfg

erron

[Redaktionell ergänzt: Hier ist das Buch für 10 Euro erhältlich: https://www.philshop.de/artikel/1664/wolff-willy-600-falsche-stempel-berlin-oj-schach-den-faelschungen-1949 ]
 
filunski Am: 15.11.2019 13:43:17 Gelesen: 42649# 112 @  
@ erron [#111]

Hallo,

im Prinzip ist es dieses Büchlein, bzw. ein Entwurf und eine andere Ausgabe dieses Werks. Mir liegt einmal das Büchlein vor und dann noch schreibmaschinenbeschriebene A5 Seiten, sowie etwas vergilbte Seiten mit Stempelabschlägen. Leider nicht von allen im Buch zu findenden Stempeln, die älteren Stempel-Seiten sind schlechte Kopien (?), Scanner oder Kopierer gab es damals ja noch nicht.

Das Buch aus dem link scheint eine andere Ausgabe zu sein, das dort zu findende Vorwort liegt mir nicht vor und auch der Name des dort angegebenen Autors, Arthur Schroeder, ist bei mir nirgends zu finden, nur Willy Wolff. Ich nehme an da ist der Name Schroeder fälschlich vom Anbieter in die Anzeige aufgenommen worden, oder es handelt sich um zwei Bücher/Hefte. Anscheinend fand das Büchlein damals großen Anklang und wurde in verschiedenen Auflagen verbreitet.

Aus dem mir vorliegenden Material hier noch ein scan einer der Originalseiten.



Auch hier wieder Tagesstempel die bei einem Berliner Briefmarkengroßhändler gefunden wurden. Nach der Beschreibung wurden diese nach Zeichnungen in Mailand gefertigt. Insgesamt drei Sätze, Einen davon benutzte der Händler selbst, die beiden anderen verkaufte er an Kollegen. Beschlagnahmt werden konnten damals nur zwei der Stempelsätze. Diese Stempel haben auch fest gravierte Datumsangaben oder wurden offen gelassen um mit Schlagzahlen ergänzt zu werden und dadurch andere, abweichende Daten zu bekommen.

Die damals das Buch herausgebende ArGe "Neues Handbuch der Briefmarkenkunde" existiert ja bis heute (ich bin selbst dort im Vorstand ;-)), aber das Werk selbst ist längst nicht mehr vorrätig oder noch in Verkaufslisten zu finden.

Viele Grüße,
Peter
 
filunski Am: 05.04.2023 14:32:30 Gelesen: 9766# 113 @  
Wie blöde muss oder darf ein Fälscher eigentlich sein?

Hallo zusammen,

nachdem jetzt über drei Jahre hier in diesem Thema nichts mehr geschrieben wurde, könnte man fast den falschen Eindruck gewinnen, Falschstempel lägen nicht mehr im Fokus. Dem ist leider nicht so, die Fälschermafia ist nach wie vor auch aktuell aktiv, aber auch nicht unbedingt schlauer geworden.

Angespornt zu dem heutigen Beitrag wurde ich durch zwei aktuelle Beiträge in zwei anderen, seriösen, Foren, deren Inhalt ich als sehr nötig erachte auch hier im Forum vorzustellen. Es handelt sich um eine aktuelle Stempelfälschung zum Sammelgebiet Altdeutschland, Bayern. Man sollte meinen die alten bayerischen Stempel sind längst ausgiebig erforscht und beschrieben (was ja wohl auch der Fall ist), so dass etwas wie der folgende Fall eigentlich nicht passieren dürfte. Aber da irrt man wohl!

So, jetzt aber mal von Anfang an.

Im Jahre 1866 wurde in München versuchsweise ein sog. Nummern-Chargé-Stempel eingeführt, der bereits ein Jahr später wieder aus dem Verkehr genommen wurde. Ein also recht um nicht zu sagen sehr seltener Stempel, wenig zu finden und entsprechend hoch bewertet. Wegen seines Aussehens aber unverkennbar und bei den Philatelisten die sich damit befassen auch gut bekannt. Alleine schon seine Form macht ihn einzigartig, es handelt sich um einen rautenförmigen Stempel (Bezeichnung "Rautenroststempel mit waagerechtem Rost") mit der damaligen München auch bei den Mühlradstempeln zugeteilten Nummer 325.

Im Original sah er so aus und ist auch in unserer Stempeldatenbank zu finden [1]



Dieser, so kein zweites Mal zu findende Stempel, wurde auch schon früh von Stempelforschern dokumentiert und findet sich einmal in dem altbekannten Handbuch der bayerischen Poststempel von Karl Winkler, meist nur als "Winkler" bezeichnet [2]. Dort wurde er wie folgt abgebildet:



Schon einige Jahre vorher befasste sich Ewald Müller-Mark mit diesem Stempel in dem Standardwerk Altdeutschland unter der Lupe [3]. Von Müller-Mark gab es auch Vordruckalben und im Abschnitt Bayern war u.a. auch dieser Versuchsstempel detailliert abgebildet. Dort sah er so aus;



Der aufmerksame Mitleser kann schon jetzt Unterschiede in Details der beiden Abbildungen erkennen. Man beachte nur mal den Punkt hinter der 325. Autoren von Stempelliteratur ist dies nicht neu und bis heute wird bei seriös verlegter Stempelliteratur immer mal wieder der eine oder andere, oft unscheinbare Fehler in den Stempelabblidungen eingebaut, der nur dem Autor bekannt ist und davor schützen soll, dass einfach Katalogabbildungen von Fälschern 1 : 1 als Vorlage für Falschstempel dienen. Nicht wenige, manchmal auch gut gemachte Falschstempel wurden dadurch schon überführt.

Bleiben wir mal kurz noch bei dem Werk von Müller-Mark. Vor nicht allzu langer Zeit, im Jahre 2022, wurden bei einer Auktion die original Druckstöcke für diese Müller-Mark Alben angeboten und fanden einen Käufer. Wohlgemerkt, die Druckstöcke für die Stempelabbildung im Katalog, nicht der Originalstempel!

Später im Jahr 2022 und auch im noch jungen Jahr 2023 tauchten nach und nach vermehrt Marken und angebliche Briefstücke mit diesem Stempel auf den frühen bayerischen Markenausgaben auf. Angeboten und dann auch für Beträge im zwei-, dreihundert Euro Bereich verkauft über immer denselben Händler bei Ebay. Bislang scheint es sich um insgesamt fünf solcher Fälle zu handeln.

Die Stempel sahen u.a. so aus (Abb. aus Ebay):



Sieht man sich diese Stempel genau an, erkennt man haargenaue Kopien der Müller-Mark Abbildung, alle drei sind genau gleich und alle drei ebenso gleich falsch. Der im wahrsten Sinne des Wortes "springende Punkt" dabei ist das markanteste Unterscheidungsmerkmal zum echten Stempel, wie ganz oben zu Beginn gezeigt, der Punkt hinter 325. Beim echten Stempel steht er zwischen zweier der Linien des Rostes. Bei den Falschstempeln steht er haargenau auf einer dieser Linien. Es gibt noch weitere Unterscheidungsmerkmale, aber alleine dieses genügt um den Falschstempel eindeutig als solchen zu entlarven. Diese Stempel wurden also mit Hilfe des Druckstockes zu dem Müller-Mark Album angefertigt. So weit so gut und nach Lektüre dieser Zeilen hier, kann dies (fast) jeder Philatelist mit Lupe und/oder moderneren Verfahren (Scanner) nachvollziehen und erkennen.

Besonders fatal an den über Ebay "vertickten" Fälschungen ist aber, dass allen ein aktueller BPP-Befund beilag, der die Echtheit von Marke und Stempel attestierte. Hier ein Ausschnitt aus einem der Befunde:



Bislang liegen keine Zweifel vor, dass es sich nicht um Original BPP-Befunde handelt. Wieso der Prüfer, ein durchaus als versiert und zuverlässig geltender Bayern-Prüfer, zu dieser Einschätzung kam, ist schleierhaft. Bleibt abzuwarten, was aus der Geschichte noch wird.

So weit erst mal die Bestandsaufnahme und bekannte Hintergründe dazu.

Viele Grüße,
Peter

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/158475
[2] Dipl. Ing. Karl Winkler, Handbuch der bayerischen Poststempel, Verlag Karl Ulrich & Co. Nürnberg, 1951
[3] Ewald Müller-Mark, Altdeutschland unter der Lupe, Verlag Markenhaus Rudolf Rohr, Berlin, 1942

[Redaktionelle Ergänzung: Link auf die Falschstempel in der Atteste Datenbank:
https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/296 ]
 

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