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Thema: Lindauer Bote
roteratte48 Am: 25.11.2014 15:15:07 Gelesen: 2196# 1 @  
Auch ich bin mehr oder weniger erst durch den Tag der Briefmarke und die Sonderpostwertzeichen der verschiedenen Postorganisationen auf das Thema gestoßen - da aber das Botenwesen allgemein in meinem Interessengebiet der Schnörkelbriefe eine bedeutende Rolle spielt, habe ich mal in Kisten gekramt und zwei Belege gefunden, die zu diesem Thema gehören. Mit zwei Belegen allein kann man nicht allzu viel anfangen - also habe ich sie (heute muß ich sagen "leider") abgegeben und war überrascht, wie viel Interesse diesem Gebiet plötzlich zuteil wurde. Und wie es so kommt - wenig später fällt mir eine kleine alte Sammlung zu, in der genau dieses Botenwesen dokumentiert wird. Ich habe erst begonnen, mich ein wenig intensiver damit zu beschäftigen - richte aber bereits jetzt die Bitte an alle, mir weitere Belege dazu im Bild zu zeigen. Für alle, deren Interesse auch geweckt worden ist - hier die beiden ursprünglichen Belege - und im Bereich des "virtuellen Albums" habe ich weitere ca. 70 Belege in 4 Rahmen hochgeladen - wer mag, kann ja mal rein schauen.

Grüße ins Forum - Rolf




 
Seku Am: 21.01.2021 22:14:30 Gelesen: 1087# 2 @  
Heute kam per Hauspost eine Marke zum Thema. Das hat mich nun veranlasst dieses mit etwas Leben zu füllen.

Der Lindauer Bote war ein bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts verkehrender Transportdienst, der regelmäßig zwischen Lindau am Bodensee und der italienischen Metropole Mailand verkehrte und Waren, Geld und Briefe beförderte. Dabei durchquerte er Gegenden von Deutschland, Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und Italien. Die vier erstgenannten Länder veröffentlichten je ein eigenes Wertzeichen zum Thema.

Es ist nicht belegt, ab wann genau der Lindauer Bote verkehrte. Es wird aber davon ausgegangen, dass er gegen Ende des 15. Jahrhunderts einigermaßen regelmäßig auf der beschwerlichen Strecke unterwegs war. Bei schönem Wetter absolvierte er diese in fünfeinhalb Tagen, bei Schnee und Eis dauerte die Tour um einiges länger. Lindau und Mailand waren damals in ihren Gegenden Handelszentren und Umschlagplätze an den Kreuzungen von Verkehrswegen und wurden so Ausgangspunkte für die Transporte über die Alpen. Luxusgüter wie Seide und Goldfäden sowie Textilien aller Art, exotische Früchte aber auch Waffen brachte der Bote in die Heimat. Im Gegenzug wurden einfachere Stoffe wie Leinen und Barchent, aber auch Wolle, Leder, Pelze, Sättel sowie Kupfer, Zinn und Silber von dort aus auf den Weg nach Italien geschickt. Viel spricht dafür, dass es im Grunde nichts gab, was nicht auf den Saumtieren transportiert wurde, sofern das in kleineren Mengen möglich war.

Gegen Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden auch einzelne Reisende mitgenommen. Der Berühmteste war Johann Wolfgang von Goethe. Er bediente sich der Führung des Lindauer Boten über die Alpen im Mai 1788 bei der Rückkehr von seiner Italienreise nach Deutschland und bezahlte dafür 122 Gulden. 1826 stellte der Bote seine Transporte aus politischen und ökonomischen Gründen ein. Quelle: Liechtensteiner Post AG



Deutschland Mi.-Nr. 3101



Österreich Mi.-Nr. 3160



Liechtenstein Mi.-Nr. 1721



Schweiz Mi.-Nr. 2364

Das Motiv der österreichischen Sondermarke zeigt eine historische Karte von Aegidio Tschudo, in der die waghalsige Route über die Alpen rot eingezeichnet ist; bemerkenswert ist, dass der Süden auf der Karte oben liegt.

Ich wünsche einen schönen Abend

Günther
 
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