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Thema: (?) (28/36) Inflation weltweit ohne Deutschland - Briefmarken und Belege
Das Thema hat 36 Beiträge:
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volkimal Am: 28.12.2014 18:44:48 Gelesen: 29552# 12 @  
Hallo Jacques,

schön, dass Dir mein Brief gefällt und danke für die Info. Als letztes jetzt mein dritter Beleg, diesmal von der katholischen Mission. Wie Du schon schreibst " nur mit den "ollen" Sun Yat Sen-Köpfen":



Dieser Brief ist mit 1.050.000 CNC$ freigemacht. Hier bin ich ganz besonders gespannt, in welche Portoperiode der Brief gehört, denn das Stempeldatum ist mir nicht ganz klar!



Einige der Zahlen sind leider nur verstümmelt bzw. verschmiert zu sehen. Das Stempeldatum könnte zum Beispiel der 21.11.1948, 17 Uhr sein, denn evtl. steht dort:

10 20 10 30
7 1 1 7
Monat
 

Was hältst Du von diesem Datum?

Viele Grüße
Volkmar
 

merkuria Am: 28.12.2014 22:14:00 Gelesen: 29522# 13 @  
Hallo Volkmar,

da hast Du einen ganz interessanten Brief! Dieser Brief wurde, wie Du dem Stempel richtig entnommen hast, am 21.11.1948 gestempelt. Nun war am 6.11.1948 eine Währungsreform, d.h. der CNC$ wurde ab diesem Datum im Verhältnis 1: 3‘000‘000 in den G$ (Gold Dollar) abgewertet. Dein Brief ist aber noch in CNC$-Marken freigemacht, dies war etwa zwei Wochen nach der Währungsreform zum Aufbrauchen der alten Marken noch möglich.

Ab 6. November 1948 betrug das Porto für den Auslandbrief -20g neu 0.35 G$. Rechnet man nun die 0.35 G$ x 3‘000‘000 ergibt dies 1‘050‘000 CNC$. Dies deckt sich genau mit Deiner Frankatur. Diese Briefe der Währungsübergangszeit sind sehr interessant und nicht so häufig.

Nun kommt noch eine Besonderheit dazu: Die Taxverordnung mit dem Porto 0.35 G$ vom 6.11.1948 dauerte nur bis zum 19.11.1948. Dein Brief ist aber am 21.11.1948 gestempelt, also zu einer Zeit, zu der bereits die nächste Taxverordnung 20.11.1948 – 11. 12.1948 gültig war. Mit dieser Verordnung hätte der Brief bereits 2 G$ gekostet, also in alter Währung 6‘000‘000 CNC$. Ich kann mir nur vorstellen, dass die neue Taxverordnung vom 20.11. am 21.11 noch nicht in Tsingtao angekommen ist, und der Brief nach der alten Verordnung abgefertigt wurde. Diese Vermutung kann damit bestärkt werden, dass der Brief mit der ungeraden Frankatur von 1.050‘000 CNC$ freigemacht wurde!

Untenstehend bilde ich einen Brief aus dieser Übergangszeit ab, der am 11.11.1948 genau mit diesem Umrechnungsfaktor freigemacht wurde. Das Porto betrug hier -20g ebenfalls 0.35 G$ + 1 G$ für Luftpost -20g = 1.35G$ x 3‘000‘000 = 4‘050‘000 CNC$

Mit freundlichen Grüssen
Jacques


 
volkimal Am: 29.12.2014 10:52:07 Gelesen: 29495# 14 @  
@ merkuria [#13]

Hallo Jacques,

das ist ja toll, was Du alles über meinen Brief schreibst. Dass es so interessant ist, habe ich nicht geahnt. Vielen Dank! Ich hatte den Brief der katholischen Mission als Ergänzung für meine Sammlung gekauft ohne zu ahnen, was alles dahintersteckt.

Da Du noch nicht so lange Mitglied im Forum bist ein paar Erklärungen: Das Kapitel "Unsere Kontakte nach China" ist ein ganz besonders interessanter und spannender Teil meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie". Mein Lieblingsstück siehst Du hier: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=87403#M250. Weitere Beispiele: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=47742 und http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=95626.

Insgesamt umfasst das Kapitel "Unsere Kontakte nach China" ca. 80 Seiten und ich kann noch einige interessante Belege zeigen.

Mit den chinesischen Inflationsbelegen bin ich jetzt fertig. Ich werde einmal nachsehen, was ich sonst noch in der Sammlung finde. An einen Brief aus Jugoslawien kann ich mich erinnern.

Viele Grüße
Volkmar
 
merkuria Am: 30.12.2014 23:41:04 Gelesen: 29429# 15 @  
Hallo Volkmar,

ist schon toll, wenn man solche Familienbande zurückverfolgen kann. Bin sehr erstaunt, wie Du die chinesischen Zahlen und Zeichen bearbeitest. Hättest grosses Talent zum China-Philatelisten.

Ich habe übrigens meine Ausstellungssammlung Volksrepublik China 1949-1969 unter den virtuellen Alben hier eingestellt. Vielleicht interessiert Dich das. Habe auch noch eine Ausstellungssammlung Republik 1912 - 1949, diese muss ich aber erst noch einscannen.

Du findest die VR unter dem Link http://www.philaseiten.de/album/zeige/217
 
Heinz 7 Am: 10.01.2015 12:56:26 Gelesen: 29347# 16 @  
@ merkuria [#1]

Hallo Jacques,

tolle Idee, hier einmal verschiedene Gebiete vorzustellen, bei denen man eine inflationsbedingte Geldentwertung philatelistisch zeigen kann!

Ich liefere da gerne auch einen Beitrag:



An einer der letzten Ausstellungen anlässlich der "Basler Tage der Briefmarke" wurde u.a. eine m.E. interessante Sammlung gezeigt, welche die Inflation in Jugoslawien ab ca. 1982 bis ca. 1992 zeigte. Die Tariferhöhungen beschleunigten sich von Jahr zu Jahr und auch die Erhöhungen nahmen ein beängstigendes Ausmass an. Dem Sammler gelang es 27 von 36 Portostufen der Periode zu zeigen. In einer Festschrift des lokalen Briefmarken-Vereines gab es auch einen interessanten Artikel dazu.

Vom 12.5.1976 bis zum 31.7.1992 gab es für Jugoslawien 36 Portostufen; im Jahre 1989 (dem Höhepunkt der Inflation) wurde der Tarif 10 Mal geändert; er erhöhte sich von Weihnachten 1988 bis zum 26.12.1989 um rund das Vierzigfache! (Von 1600 auf 65'000 Dinar). Dann gab es eine Währungsreform und die Inflation konnte sehr stark eingedämmt werden.

Übrigens noch eine Anmerkung zum "Wert" einer solchen Ausstellungssammlung. Ich finde, die Sammlung hat durchaus viel "wert", obwohl sie rein aus Bedarfspost der Periode zusammengestellt werden konnte und der Sammler nach seinen Angaben weniger als hundert Franken Zukäufe an Börsen getätigt hat. Es braucht also KEINEN grossen Geldbeutel, um philatelistisch glänzen zu können.

Herzliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 17.01.2015 21:01:57 Gelesen: 29282# 17 @  
@ merkuria [#6]

Hallo Jacques,

infolge der Jugoslawien-Unruhen, die u.a. in kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Serben mündeten, zerbrach der Vielvölkerstaat Jugoslawien in mehrere Nationen. Slowenien im Norden fand einen Weg in eine mehr oder weniger friedliche Unabhängigkeit; andere Regionen hatten schreckliche Auseinandersetzungen mit vielen Tausend Toten.

Du hast recht: Die Inflation in Jugoslawien fand 1992 noch kein Ende, sondern setzte sich noch jahrelang fort, wie Du an Deiner Tabelle eindrücklich zeigen kannst. Es ist eine grosse Herausforderung, philatelistisch dies gut dokumentieren zu können.

Dass dies auch einiges an philatelistischem Wissen erfordert möchte ich an folgendem Beleg zeigen.



Was auf den ersten Blick aussieht nach einem farbenreichen Bunt-Brief mit der etwas seltsamen Frankatur von 244.50 Dinar (?) entpuppt sich als interessante Kombination von "Din1" und "Din2"- Marken!

Die erste, 3. und 5. Marke sind alle von 1990. Sie ergeben zusammen 7.5 Neue Dinar (Deine Definitin: "Din2"). Das hätte für die Sendung eines Briefes aus Jugoslawien in die Schweiz gereicht.

Der Absender verklebte nun aber nun noch 5 alte Marken. Die 2. und die 7. Marke mit Nominalen von 30 bzw. 100 Dinaren ("Din1") stammen aus dem Jahr 1986 (Mi. Nr. 2187+2181), als die Inflation schon zu kräftigen Preissteigerungen geführt hatte.

Die 4. und 8. Marke mit den Nominalen 4D und 3D stammen aus dem Jahr 1982 (Mi Nr. 1955+1954), als die Inflation erst am Anfang stand.

Die 6. Marke schliesslich, die Michel Nr. 1661 wurde im Jahre 1976 herausgegeben. Sie hatte eine Nominale von 1.00 Dinar ("Din1"), also nicht etwa 100, wie man meinen könnte. Die .00 waren die Paras. Ausgaben mit Para-Unterteilung wurden ab 30.4.1986 für ungültig erklärt; die 6. Marke hätte also nicht akzeptiert werden sollen (=> keine Abstempelung mehr).

Alle diese 5 Marken 1976-1986 hatten zusammen also einen Nominalwert von 138 Dinar ("Din1"). Diese waren nach der Währungsreform nur noch 0.0138 (Neue) Dinar Wert ("Din2").

Der Brief hat also eine Nominale von 7.5138 ND ("Din2"), wovon 0.0001 ND ungültig waren. Dies kümmerte den Postbeamten aber herzlich wenig, er stempelte alle 8 Werte ab. Hauptsache war ihm vermutlich, dass der Tarif von 7.5 ND erreicht war. Der Absender hat somit aus seinen praktisch wertlosen Briefmarken-Altbeständen immerhin noch einen philatelistisch interessanten Mischfrankatur-Beleg geschaffen. Wobei dafür keine philatelistische Notwendigkeit bestand, sondern der Absender dem Empfänger wohl eine Freude machen wollte (Zusendung von älteren Briefmarken).

Freundliche Grüsse - Heinz
 
merkuria Am: 18.01.2015 22:55:40 Gelesen: 29252# 18 @  
@ Heinz 7 [#17]

Hallo Heinz,

vielen Dank für den netten Beleg und Deine umfangreichen Ausführungen. Ich denke, dass ich auch mit Informationen zu den Porti hätte lange darüber brüten müssen um das tatsächlich Porto herauszufinden. Wirklich interessanter Beleg! Die Jugoslawien-Infla ist ja noch anspruchsvoller als die Chinesische!

schönen Abend
Jacques
 
Heinz 7 Am: 30.01.2015 23:58:53 Gelesen: 29148# 19 @  
@ merkuria [#18]

Vielen Dank, Jacques!

Aber es ist auch sehr spannend, was Du uns da zeigst! In Beitrag [#6] zeigst Du uns, wie die Inflation in Jugoslawien munter weiter drehte, bis zum Exzess, bis zur Hyperinflation. In anderen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens ging es wirtschaftlich besser weiter. In Slowenien, dass sich im Juni 1991 für unabhängig von Jugoslawien erklärte (15.1.1992: Anerkennung der Unabhängigkeit durch EG), konnte die Inflation sehr stark eingedämmt werden, wie eben auch philatelistisch gezeigt werden kann!



Auf diesem Brief vom Dezember 1991 sehen wir das Abbild einer neuen Aera. Slowenien hatte am 26.6.1991 seine erste Briefmarke zur Unabhängigkeit herausgegeben; Marke mit 5 Dinar. Daneben wurden aber noch Marken des alten Jugoslawien verwendet! und zwar 1 neuer Dinar (Din2 nach Deiner Definition in Beitrag [#6]); Totalpreis also Din. 11, das war exakt der Preis für einen Brief damals in die Schweiz.

Gemäss Michel konnten Marken aus Jugoslawien in Slowenien noch verwendet werden bis am 25.4.1992. Slowenien führte bereits am 26.12.1991 auch eine neue Währung ein, den Tolar. Vermutlich gibt es nicht all zu viele solche Briefe mit den gültigen Briefmarken zweier Staaten!

Der Brief war in der Sammlung nicht ganz korrekt beschrieben. Die zwei Marken rechts lauteten auch noch auf Dinar.

Herzliche Grüsse - Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.02.2015 21:28:34 Gelesen: 29093# 20 @  
@ Heinz 7 [#19]

Hallo Jacques,

ich habe noch ein ähnliches Stück gefunden: auch eine Mischfrankatur: Jugoslawien/Slowenien, jetzt auch mit Mischwährung: Neue Dinar (Din2 nach Deiner Definition) und Tolar! Bereits bei der zweiten Ausgabe von Slowenien kam die neue Währung zur Anwendung, die den Dinar ablöste. Wie erwähnt waren ein paar Monate solche Mischfrankaturen zulässig.



Auch dieser Brief kostete 11.00 Einheiten (Tolar), beim Brief in Beitrag 19 waren es auch 11.00 (Neue Dinar).

Heinz
 
Mondorff Am: 04.02.2015 23:50:45 Gelesen: 29077# 21 @  
@ zockerpeppi [#7]

Wenn auch etwas verspätet (Urlaub), hier mein Beitrag zur Inflation in Österreich. Ich stelle ein Blatt aus der Sammlung Korrespondenzen aus fünf Kontinenten nach Luxemburg — von 1751 bis 1940 — vor, auf dem die Inflation Österreichs in den Jahren 1920-21 erkennbar ist.



Freundlichen Gruß
DiDi
 
volkimal Am: 08.02.2015 10:55:56 Gelesen: 28988# 22 @  
@ merkuria [#15]

Hallo Jacques,

danke für das Lob. Sehr interessant Deine Sammlung, leider kann ich einige Texte nicht gut lesen, da es die Anzeige bei der Darstellung einer ganzen Albumseite leider nicht hergibt.

Ich weiß nicht, ob Du das Thema "Die unterschiedlichen Kalender" beachtest. Im Moment bin ich noch beim japanischen Kalender, demnächst geht es mit dem chinesischen Kalender, also mit den Daten bei chinesischen Stempeln weiter.

Inzwischen habe ich die Belege aus Jugoslawien herausgesucht und möchte sie hier zeigen.



1) Brief aus Zagreb nach Paderborn vom 29.3.1988. Porto 600 Dinar.
2) Brief aus Zagreb, vermutlich nach Paderborn vom 29.3.1990. Porto 72.000 Dinar.

Damit stammt der Brief aus der Zeit nach der 2. Währungsreform am 24.1.1990. Es wurden aber noch die alten Marken verwendet. Vermutlich betrug das Porto damit 0,72 Dinar.



Wieder 2 Jahre später (11.4.1992) wurde dieser Brief von Zagreb nach Budapest aufgegeben. Da Kroatien ab dem 8.10.1991 unabhängig war, hat der Ort die 3. jugoslawische Währungsreform vom 4.7.1992 nicht mehr erlebt. Statt dessen wurde im Dezember 1991 die neue Währung, der kroatische Dinar eingeführt. Frankiert ist der Brief mit 51 kroatischen Dinar.

Viele Grüße
Volkmar
 
merkuria Am: 08.02.2015 11:11:17 Gelesen: 28986# 23 @  
@ volkimal [#22]

Guten Morgen Volkmar,

Dein Interesse an meiner Chinasammlung freut mich! Ich weiss, die Seiten kommen nicht alle gut lesbar durch. Man müsste vielleicht das Programm etwas anpassen (wenn das geht). Wenn ich die Blätter ins Forum einstelle, kommen sie komischerweise etwas grösser auf den Bildschirm und somit auch lesbarer. Habe mir auch schon überlegt, nur halbe Seiten einzustellen. Dies ist aber sehr aufwändig und zerreisst das Gesamtbild eines Blattes. Wenn Du bei der Bearbeitung des chinesischen kalenders/Stempeln Fragen hast, schreibe mir ungeniert.

schöne Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Heinz 7 Am: 08.02.2015 18:22:54 Gelesen: 28960# 24 @  
@ volkimal [#22]

Hallo Volkmar,

danke für das Zeigen der drei Briefe. Zum dritten Beleg aus Kroatien kann ich nichts sagen, wohl aber zum ersten und zweiten.

Aus einer Jubiläumsschrift eines Basler Briefmarken-Vereines entnehme ich die Portostufen-Tabelle für die Zeit von 12.5.1976 - 31.12.1995 für Slowenien (bis 1991: Jugoslawien). Ich finde da:

a) Din. 600 = 16. Tarifstufe, gültig 24.3.1988 bis 29.6.1988 (also nur 108 Tage). Wir sehen am Datum des Stempels: 29.3.1988: der Brief passt also! Du hast einen Beleg für diese 16. Tarifstufe.

b) Din. 72000: dieser (29.) Tarif passt nun nicht (für Slowenien). Im März 1990 galt in Slowenien für Normalbriefe ein Tarif von 6.5 Neuen Dinar. Das waren 65'000 Alte Dinar. Dieser Tarif galt erstaunliche 380 Tage lang (25.12.1989 - 8.1.1991).

Vielleicht war damals schon in Kroatien ein anderer Tarif gültig? Man muss die Studien der Inflation in Jugoslawien vermutlich aufteilen ab ca. 1989 für Jugoslawien bzw. seine Teil- (Nachfolge-) Staaten!

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.02.2015 15:39:22 Gelesen: 28904# 25 @  
@ merkuria [#1]

Hallo Jacques,

auch Rumänien hatte nach dem zweiten Welt-Krieg eine Inflationsphase, als die Tarife innert kurzer Zeit stark in die Höhe schossen. Der Tarif wurde nur wenige Male angepasst. Gemäss Ing. Calin Marinescu "Evolutia Tarifelor Postale Si A Taxelor Pentru Obiectele De Corespondenta In Romania 1852 - 1992" (Bukarest 1993) nahm das Ganze folgende Entwicklung:

Tarif für einfachen Inlandbrief (20 Gramm): (vgl. Tabelle 26 auf Seite 44):

1.5.1945: 45 Lei
1.11.1945: 350 Lei
1.6.1946: 1'500 Lei
1.12.1946: 3'000 Lei
1.4.1947: 15.000 Lei
1.7.1947: 45.000 Lei
15.8.1947: 15 Lei.
 



Im Sommer 1947 erfolgte eine Währungsreform. Michel informiert uns: "Neue Währung ab 15.8.1947: 1 Leu = 100 Bani, 1 neuer Leu = 20000 alte Lei". Die Inflation war also kurz, aber heftig: von 45 auf 300'000 alte Lei.

An einem Brief in die Schweiz kann ich die 4. der oben gezeigten Stufen zeigen, wenn auch nicht ohne Fragezeichen:



Wir sehen, dass der Brief eingeschrieben war, zudem war er recht gross, also vermutlich über 20 Gramm schwer. Für das Versanddatum 15.3.1947 erwarte ich also folgenden Tarif:


Grundgebühr, wie oben: 3.000 Lei
Zuschlag für höheres Gewicht: 1.800 Lei ("Trepte de greutate 20 g.")
Zuschlag für Einschreiben: 4.200 Lei ("Taxa de recomandare")
dazu allenfalls Zuschlag für Luftpost: 2.200 Lei ("Suprataxele postale aeriene externe 1.3.1947; 26. Elvetia" (siehe Seite 62))
das ergäbe nach meiner Rechnung: 11.200 Lei
 


Ob der Brief mit Luftpost befördert wurde, ist fraglich, da er keine Vermerke trägt und erst am 22.3.1947 in Schaffhausen eintraf. Ob der Vermerk "10.800-" (oben rechts) von der Post angebracht wurde, wissen wir nicht; wir dürfen es aber wohl vermuten.

Die Rückseite gefällt uns Sammlern:



Es wurden total 10'200 Lei verklebt, wie ebenfalls handschriftlich vermerkt wurde. Wenn keine Luftpost-Beförderung stattfand, hätten 9'000 Lei gereicht.

Wenn nun hingegen der Brief gar die dritte Gewichtsstufe erreichte, wäre dies die Erklärung für den Tarif 10.800 Lei (3.000+1.800+1.800+4.200); aber der Brief wurde auch mit nur 10'200 Lei befördert. Somit bleibt ein Fragezeichen. Dennoch ein schöner Beleg zur Dokumentation der 4. Inflationsstufe, die 4 Monate dauerte. Vermutlich war der Brief übergewichtig (3. Gewichtsstufe), wurde aber nicht mit Luftpost gesendet. Er scheint um 600 Lei unterfrankiert. Aber dies wurde von der Post geduldet.

Herzliche Grüsse
Heinz
 

volkimal Am: 28.02.2015 14:43:47 Gelesen: 28794# 26 @  
Hallo zusammen,

1991/92 gab es in Lettland eine kleine Inflation. Diese Briefe sehen danach aus:



Links eine Ländermischfrankatur aus Marken der Sowjetunion und lettischen Marken. Insgesamt wurde der Brief mit 600 Kopeken freigemacht. Der Stempel ist sehr schlecht zu erkennen, aber vermutlich ist er vom 07.04.1992. Die rechte Ganzsache ist vermutlich vom vom 30.03.1992. Auch sie ist mit 600 Kopeken frankiert.

In Lettland wurde am 20.07.1992 als Übergangswährung der lettisch Rubel eingeführt, der am 05.03.1993 von der Neuen Währung, dem Lats abgelöst. 1 Lats = 100 Santimi. Damit war die leichte Inflation in Lettland beendet. In Russland beschleunigte sich die Inflation dagegen, bis bei einer Währungsreform am 01.01.1998 der neue Rubel eingeführt wurde.

Viele Grüße
Volkmar
 
Heinz 7 Am: 08.03.2015 14:27:38 Gelesen: 28742# 27 @  
@ Heinz 7 [#25]

Hallo Kollegen,

die rumänische Inflation ab 1945 vernichtete viele Vermögen. Im Februar 1947 kostete ein Brief aus Bukarest in die Schweiz offenbar 3000 Lei. Nach der Tabelle von Marinescu hätte ich eigentlich einen höheren Tarif erwartet (siehe Beitrag 25), denn bereits ein Inlandbrief kostete ab 1.12.1946 diese 3000 Lei. Eine Erklärung für diesen Preis habe ich nicht. Ich muss das vorerst einfach einmal so stehen lassen.

Heinz


 
volkimal Am: 11.06.2015 19:04:34 Gelesen: 28185# 28 @  
Hallo zusammen,

in Polen gab es in den 90-er Jahren eine kleine Inflation. Am 1. Januar 1995 wurde der Złoty zum Faktor 1 : 10.000 neu bewertet.



Der Brief vom 29.12.1994 ist mit insgesamt 4.000 Złoty freigemacht.



Der Luftpostbrief vom 14.12.1994 ist mit insgesamt 7.420 Złoty freigemacht. Kann jemand etwas zum Porto sagen?

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 12.06.2015 08:24:39 Gelesen: 28152# 29 @  
Hallo zusammen,

es ist noch gar nicht lange her, da ist mir der folgende Beleg aus Weißrussland zugelaufen:



Nun ist das wohl noch keine Hochinflation, aber ein Einschreibebrief mit 57.300 weißrussichen Rubeln - das entspricht etwa 3,30 EUR - von Minsk in die Schweiz ist auch nicht sooo schlecht.

Viele Grüsse

Olaf
 
Stefan Am: 12.06.2015 19:05:33 Gelesen: 28117# 30 @  
In diesem Thema wurden bislang mehrere teils sehr schöne inflationsbedingte Belege gezeigt, welche Briefmarkenfrankaturen aufweisen. Allerdings lässt sich eine Inflation nicht nur durch Briefmarken oder einem "Taxe percue"-Stempel belegen sondern auch durch Absenderfreistempel oder Postfreistempel. :-)

Im nachfolgenden Fall aus Bolivien weist das Frankiergerät zwei Vorkommastellen auf. Bedingt durch die Mitte der 1980er Jahren fortschreitenden Inflation in Bolivien reichten zwei Vorkommastellen im Wertrahmen zur Darstellung des korrekten Portos - hier einer Auslandssendung - nicht mehr aus. Man behalf sich vor Ort in La Paz mit dem Abschlag mehrerer Abdrucke des Freistempels. Da der Platz auf der Vorderseite nicht ausreichte, wurde ebenfalls auch die Briefumschlagrückseite genutzt. Zusammenfassung wurden am 07.05.1984 frankiert:

- auf der Vorderseite 4x 90,00 = 360,00 bolivianische Pesos
- auf der Rückseite 4x 90,00 + 1x 50,00 = 410,00 bolivianische Pesos
=> gesamt: 770,00 bolivianische Pesos



Der Portobetrag in Höhe von 770 Pesos hört sich im Vergleich zu anderen in diesem Thema gezeigten Belegen nicht besonders hoch an und dieser Beleg besticht m.E. vor allem durch die Anzahl von neun Stempelabdrucken zwecks Darstellung des erforderlichen Portos. Nach (1) wurde der bolivianische Peso drei Jahre später (1987) inflationsbedingt durch den Boliviano abgelöst. Der Wechselkurs lag bei 1.000.000 Pesos : 1 Boliviano.

Gruß
Pete

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Boliviano
 
Schwarzereinser Am: 05.05.2018 21:29:48 Gelesen: 19864# 31 @  
Hyperinflation Russland 1992


 
Schwarzereinser Am: 10.05.2018 20:10:59 Gelesen: 19775# 32 @  
Hyperinflation Ungarn 1945 - 1946



Nach dem Ende am 1.8.1946 wurde ungarische Forint eingeführt.

Schönen Abend

Gerd
 
Schwarzereinser Am: 23.06.2018 15:29:36 Gelesen: 18677# 33 @  
Hyperinflation Zaire 1990-1994





VG

Gerd
 
Schwarzereinser Am: 23.06.2018 16:22:58 Gelesen: 18669# 34 @  
Simbabwe Hyperinflation 2006



VG

Gerd
 
merkuria Am: 21.08.2019 13:03:13 Gelesen: 15413# 35 @  
Die Inflation in Sowjetrussland zwischen 1917 – 1923 ist ein Sammelgebiet welches doch sehr viel hergibt!

Durch Zufall habe ich im Auktionskatalog des US-amerikanischen Auktionshauses Cherrystone für die Auktion vom 17./18. September 2019 eine Ausstellungssammlung zu diesem Thema entdeckt, welche unter Los Nr. 1166 für 55‘000 US$ angeboten wird. Es handelt sich dabei um die Sammlung des österreichischen Philatelisten Helmuth Hiessböck welche über 100 Ausstellungsblätter mit deutscher Beschriftung umfasst. Da alle Blätter abgebildet sind, eröffnet sich uns ein interessanten Einblick in die Postgebühren der verschiedenen Inflationsperioden [1].



Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.cherrystoneauctions.com/_auction/results.asp?country=RUSSIA
 
volkimal Am: 21.03.2020 16:12:15 Gelesen: 13007# 36 @  
Hallo zusammen,

ein Ganzsachenumschlag mit Zusatzfrankatur aus der Ukraine:



Das aufgeklebte Porto war:

eingedruckt: 100 Karb. = Karbowanez (vermutlich wurde es nicht mitgerechnet)
14 x MiNr. 110 = 14 x 500 Karb. = 7000 Karb.
1 x MiNr. 115, Verkaufspreis zur Zeit der Ausgabe 5000 Karb.

Wie viel diese Marke im November kostete oder wie sie verrechnet wurde kann ich nicht sagen.

Hat einer von euch Informationen zum Porto eines Briefes aus der Ukraine nach Deutschland vom November 1994?

Die Inflation in der Ukraine endete übrigens erst Ende 1995.



Wie man am Stempeltext СССР und dem Sowjetstern mit Hammer und Sichel oben sehen kann, ist es ein weiterverwendeter sowjetischer Stempel. Der Stempeltext unten lautet: ЦЮРУПИНСК 1 ХЕРСОН. О.

Damit kommt der Stempel aus Oleschky (ukrainisch Олешки, russisch Алёшки) in der Oblast Cherson (ukrainisch Херсонська область, russisch Херсонская область). Der Ortsname passt natürlich nicht zum Stempeltext. Die Erklärung liefert Wikipedia [1]:
1928 wurde Oleschky zu Ehren des sowjetischen Politikers Alexander Zjurupa, der in dieser Siedlung geboren worden war, in Zjurupynsk/Zjurupinsk (ukrainisch Цюрупинськ/russisch Цюрупинск) umbenannt.

Am 19. Mai 2016 wurde der Ort im Zuge der Dekommunisierung der Ukraine auf seinen alten Namen Oleschky zurückbenannt.


Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Oleschky
 

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