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Thema: (?) (9) Österreich 19. Jahrundert: Amtliche Geldbriefumschläge
roteratte48 Am: 21.01.2015 11:50:06 Gelesen: 5962# 1 @  
Österreich 19. Jahrundert: Sonderumschlag für Geldverkehr ?

Zum unten abgebildeten Brief 1898 aus Königswart nach Altenburg habe ich drei Fragen an die Österreich-Spezialisten - als erstes zum verwendeten Umschlag. Wurden solche Umschläge extra von der Österreichischen Postverwaltung für den Geldversand bereitgestellt? Mit diesem Brief zahlte offenbar jemand seine Rechnung über 420 Mark 60 Pfg (= 240 Gulden österreichischer Währung, wie unten handschriftlich angeführt), indem er 4 Banknoten à 100 Mark, ein Goldstück zu 20 Mark sowie 60 Pfg in Briefmarken per Post nach Altenburg verschickte. Dadurch wog der Brief 30 Gramm - war das Porto von 30 Kreuzer hierfür portorichtig? Und Frage 3: Die Marke (MiNr.65) weist eine Zähnung von 12 1/2 auf - mein alter Michel kennt nur 10 bez. 9 1/4 und verweist für andere Zähnungen auf den Österreich-Spezialkatalog?

Danke im Voraus allen, die sich hier einbringen können!

Gruß ins Forum - Rolf


 
Cantus Am: 21.01.2015 18:29:31 Gelesen: 5900# 2 @  
@ roteratte48 [#1]

Hallo Rolf,

das ist ein amtlicher Geldbriefumschlag der österreichischen Post, der ab 1890 in Gebrauch war. Es gibt diesen Umschlag in nur deutscher Sprache, aber auch in diversen Sprachkombinationen, da das österreichisch-ungarische Kaiserreich unterschiedlichste Sprachregionen umfasste, innerhalb derer diese Umschläge zum Einsatz kamen. Bei der Ausgabe von 1890 tragen die fremdsprachigen Umschläge das Kürzel der jeweiligen Sprache alleine vorderseitig links unten, jeweils ohne Klammerzusatz.

Diese grundsätzliche Form des Geldbriefumschlages mit den Betragsangaben 1000/100/50/10/5/1 fl. war bis ins Jahr 1900 in Gebrauch. Erst durch Dekret vom 25.11.1899 wurde festgelegt, dass zukünftig wegen der Einführung der Gulden-/Heller-Währung Umschläge mit modifiziertem Vordruck zu drucken und zu verwenden seien.

Bei den deutschen Umschlägen der Ausgabe von 1890 existieren mindestens zwei Typen, die sich in Stellung und Breite des Geldsortenvordruckes unterscheiden. Darüber hinaus befinden sich in meiner Sammlung vier verschiedene Umschlagtypen, die sich in der Länge des unten stehenden Wortes "Summa" unterscheiden. Bisher konnte ich Längen von 11 mm, 12 mm, 13 mm und 13,5 mm nachweisen.

Es gibt zu dieser Art von Geldbriefumschlägen ein Handbuch, das im Jahr 1993 als Jubiläumsgabe zum 80jährigen Bestand des Wiener Ganzsachen- und Poststempelsammlervereines von den Autoren Franz Hochleutner und Henry O. Pollak herausgegeben worden war.

Viele Grüße
Ingo
 
roteratte48 Am: 21.01.2015 19:16:26 Gelesen: 5879# 3 @  
@ Cantus [#2]

Hallo Ingo,

so eine Erläuterung habe ich mir erhofft - hab ganz herzlichen Dank für Mühe und Zeitaufwand! Wie hieß es damals in der TV-Werbung? Suuuper, Ingo. ;o)

Wenn jetzt noch jemand etwas zur Portostufe und Zähnung der 30-Kr-Marke sagen kann - dann habt ihr die olle Ratte rundum glücklich gemacht!

Liebe Grüße - Rolf
 
Cantus Am: 22.01.2015 00:55:10 Gelesen: 5848# 4 @  
@ roteratte48 [#3]

Hallo Rolf,

im aktuellen Michel Österreich-Spezial von 2014 sind bei der Mi. 65 folgende Zähnungen verzeichnet:

K 10 oder L 10½ oder L 11½ oder L 12½, gestempelt jeweils 0,60 €

L 9¼, gestempelt = 100,00 €

L 11, gestempelt = 30,00 €

L 13½, gestempelt = 50,00 €

alle Mischzähnungen, gestempelt = 40,00 €

Dabei ist der Hinweis zu finden, dass teurere Zähnungsvarianten nur für geprüfte Stücke gelten.

Viele Grüße
Ingo
 
roteratte48 Am: 22.01.2015 08:12:41 Gelesen: 5829# 5 @  
@ Cantus [#4]

Hallo Ingo - hast Du nochmals Zeit aufgewendet für mich - und meine Fragen sind damit restlos beantwortet!

Mein Dank gilt heute speziell Dir - im allgemeinen aber auch allen Forumsmitgliedern, die immer wieder bereit sind, anderen weiterzuhelfen! Macht Spaß!

Liebe Grüße vom Oberrhein - Rolf
 
Briefuhu Am: 08.09.2021 19:38:30 Gelesen: 2395# 6 @  
Ich habe hier auch so einen amtlichen Geldbriefumschlag aus dem Jahre 1916, also leider schon aus dem 20. Jahrhundert, aber ich habe den Brief auch sonst nirgends untergebracht.

Der Brief ging von Wien nach Christiania (der früherer Name von Oslo). Leider ist das Datum auf dem Stempel nicht lesbar. Es wurden anscheinend 80 Kronen übersandt. Frankiert wurde der Brief mit 105 Heller. Die Siegel auf der Rückseite sind leider schon zerbröselt.



Schönen Gruß
Sepp
 
Cantus Am: 11.09.2021 01:24:30 Gelesen: 2369# 7 @  
@ Briefuhu [#6]

Hallo Sepp,

dein Geldbriefumschlag erschien im Jahr 1915 und war - von der Grundform her - der zwanzigste amtliche Geldbriefumschlag, der von der österreichischen Post zur Verwendung freigegeben worden war. Der besondere Unterschied dieser Ausgabe zu vorausgegangenen Geldbriefumschlägen besteht in der Leerzeile mit ... K zwischen der 10 Kronen-Banknotenzeile und vor den Münzzeilen, damit bei Bedarf ein beliebiger Betrag eingefügt werden kann.

Das Druckdatum links unten - 1916 I. - ist eines von fünf (mir) bisher insgesamt bekannten Druckdaten dieser Umschläge in nur deutscher Sprache.

Viele Grüße
Ingo
 
Briefuhu Am: 11.09.2021 06:36:27 Gelesen: 2366# 8 @  
@ Cantus [#7]

Hallo Ingo,

danke für Deine Info.

Schönen Gruß
Sepp
 
Briefuhu Am: 11.10.2023 10:04:28 Gelesen: 452# 9 @  
Geldbriefumschlag vom 02.09.1881 von Wien/Mariahilf nach Dresden. Absender war der Galanteriewa(a)renhändler Alois Schmid, Empfänger ein Theodor Hannes, der ebenfalls mit Galanteriewaren handelte. Auf der Rückseite fünf Siegel mit den Initialien AS und ein Ankuftsstempel Dresden vom 03.09.1881.

Beim Inhalt wurden Diverse mit einem Wert von 45 Gulden (fl für lateinisch Florin) angegeben. Handschriftlicher Vermerk 20 g und etwas Unleserliches mit 30, das das Porto sein könnte.

Als Galanteriewaren (franz. galanterie, "Liebenswürdigkeit") werden modische Accessoires und Gebrauchsgegenstände wie Fächer, Tücher, Schals, Parfümfläschchen, Puderdosen, Modeschmuck usw. bezeichnet.



Schönen Gruß
Sepp
 
Lars Boettger Am: 11.10.2023 13:46:09 Gelesen: 430# 10 @  
@ Briefuhu [#6]

Hallo Sepp,

mich wundert, dass kein Ankunftsstempel von Norwegen auf dem Umschlag zu sehen ist. Wenn der Umschlag echt gelaufen ist, dann sicher in der Nachkriegszeit. Es fehlen sämtliche Zensurvermerke. Ich bin kein Experte für den österreichischen Tarif, aber es gab in Österreich auch eine Inflation, ähnlich wie in Deutschland. Damit müsste man den Zeitraum der Laufzeit eingrenzen können.

Beste Grüße!

Lars
 
Briefuhu Am: 11.10.2023 16:06:19 Gelesen: 420# 11 @  
@ Lars Boettger [#10]

Hallo Lars,

danke für Dein Interesse. Mit den österreichischen Tarifen bin ich auch nicht so bewandert. Werde mal versuchen über das Porto den Zeitraum der Laufzeit einzugrenze wird aber schwierig sein, da solche Geldbriefe in den normalen Katalogen nicht aufgeführt sind.

Schönen Gruß
Sepp
 
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