Thema: Altdeutschland Preussen: Eingehende Briefe
Das Thema hat 58 Beiträge:
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Magdeburger Am: 16.08.2015 17:31:33 Gelesen: 34410# 34 @  
Liebe Sammelfreunde,

aus dem Königreich Württemberg hatte ich in [#10] schon einmal einen Beleg vorgestellt. In der Zwischenzeit konnte ich einen weiteren vom 30.12.1852 aus Hall nach Magdeburg bekommen. Er ist tarifgerecht mit einer 9 Kreuzer-Marke frankiert.



Gelaufen ist er im Transit durch die Königreiche Bayern und Sachsen zum Ziel, wie auch die Siegelseite zeigt. Die Ankunft war erst im Folgejahr - am 01.01.1853.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 02.11.2015 12:37:47 Gelesen: 33667# 35 @  
Liebe Sammelfreunde,

wir hatten hier schon lange nichts mehr. Eine Briefhülle aus Pilsen flog bei mir heute ein:



Aufgegeben wurde er an einem 12.04. und lief nach Buckau - Magdeburg. Buckau ist ein Vorort von Magdeburg und es bestand schon eine ständige Omnibusverbindung zwischen Magdeburg und Buckau. Die Briefhülle dürfte etwa ab 1864 sein.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 26.11.2015 14:22:28 Gelesen: 33435# 36 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute hatte ich mal wieder Post, so dass ich hier wieder was beitragen kann:



Am 27.02.1848 wurde in Prag dieser Brief aufgegeben und war schon am 28.02. in Magdeburg wie die Siegelseite zeigt. Vorderseitig wurde der L1 "AUS OESTERREICH" in Magdeburg abgeschlagen und die Reise ging an bekannter Adresse in Cöln.

12 Kreuzer C.M. war die Gemeinschaftstaxe zwischen Preussen und Österreich und 6 Kreuzer C.M. wurde als Transitzuschlag für Sendungen aus Böhmen fällig. Insgesamt 18 Kreuzer C.M. = 6 1/2 Sgr. mußte vom Empfänger am 02.03. bezahlt werden.



Die Trauerbriefhülle vom 25.12. aus Zniam lief nach Paderborn, möglicherweise im Jahre 1844 zeigt ebenfalls den Transit über Magdeburg.

Die Taxierung ist identisch, jedoch wurde der Transitzuschag von 10 Kreuzer in 6 Kreuzer C.M. korrigiert.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 22.03.2016 11:28:48 Gelesen: 32054# 37 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute flog bei mir dieser Beleg ein:



Beleg vom 22.12.184 aus Lemgo nach Magdeburg über Lage - Herford (weiter Minden - Hannover - Magdeburg) gelaufen. 3 Sgr. waren erforderlich, was auch mit einer Marke frankiert wurde.

Der Ausgabestempel zeigt die 5. und somit letzte Tour an.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 14.04.2016 09:41:09 Gelesen: 31703# 38 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute mal etwas aus Sachsen nach Magdeburg:



Am 29.11.1861 in Plauen aufgegeben ging es per Eisenbahn bis Leipzig und danach weiter bis Magdeburg. Die Firma Sommermeyer war in Neustadt ansässig und hier ist auf der Siegelseite der Ausgabestempel mit der Tournummer 6 verwendet worden. Dieser sowie auch die Tournummer 7 waren für die Landbriefträger vorgesehen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
DERMZ Am: 26.06.2016 13:59:34 Gelesen: 30987# 39 @  
Guten Sonntag,

ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob ich jetzt den richtigen Themenkreis getroffen habe, aber ich versuche mich mal - man wird mir sicher zu verstehen geben, wenn ich falsch liege.

Bei der Durchsicht vieler Belege ist mir heute dieser in die Hände gekommen. Allerdings ist es nur die Briefhülle, der Inhalt ist im Laufe der letzten 150 Jahre irgendwo verlustig gegangen, Schade - allerdings nicht zu ändern.



Im November 1862 ging der Brief in Livorno, Italien auf Reisen und wurde wohl am 3. Dezember 1862 in Erfurt zugestellt. Dabei hat er viele Stationen durchlaufen, einige sind leider nicht mehr erkennbar/entzifferbar.

Hier mal die Wegfolge, wie ich sie vermute:

27. November 1862 Livorno

und

29. November 1862 Genova



1. Dezember Luzern / Schiffsbureau (wer kann etwas zum Schiffsbureau beitragen?)



1./2. Dezember Transit-Stempel nach Deutschland (?)



3. Dezember Ankunft/Bestellstempel Erfurt



Dazu noch 2 Stempel die nicht entzifferbar sind, hier nur der Vollständigkeit halber:



Unter dem Ankunfts/Bestellstempel findet sich noch mit Rötelstift die Ziffer "9", wofür steht diese?

Es tut mir leid, aber ich habe mich noch nie richtig mit Postwegen im 19. Jahrhundert beschäftigt, wenn ich aber so ein wenig mitlese, es muss ein spannendes Thema sein. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie der Brief damals über diese Distanzen transportiert wurde.

Vielleicht bekomme ich ja ein paar Antworten.

Schönen Sonntag wünscht Olaf
 
bayern klassisch Am: 26.06.2016 15:05:11 Gelesen: 30973# 40 @  
@ DERMZ [#39]

Hallo Olaf,

ein toller Brief!

Die 9 waren 9 Kreuzer, die Baden als Vereinsaufgabepost von Italien bekam. Bitte nicht "Deutschland" schreiben bei solchen Auslandsbriefen, weil es - postalisch wie politisch - kein "Deutschland" gab.

Die Frankoteilung von 60 Centesimi = 18 Kreuzer war: 10 C. für Italien, 20 C. für die Schweiz und 30 C. für Baden. Preußen ging leer aus.

Er könnte über Verbano (Lage Maggiore) gelaufen sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 26.06.2016 20:30:15 Gelesen: 30952# 41 @  
@ bayern klassisch [#40]
@ DERMZ

Hallo Olaf und Ralph,

der Brief könnte über Verbano (Lage Maggiore) gelaufen sein.

Vom Lago Maggiore (Langensee, Locarno) ging der Brief über den Gotthard zum Vierwaldstättersee. Dort per Schiff nach Luzern. Von daher kommt der Stempel "Schiffsbureau Luzern". Eine Eisenbahnverbindung Luzern - Gotthard gab es damals noch nicht. Dafür ging es ab Luzern weiter mit der Eisenbahn über Olten nach Basel. Im Austauschbureau Basel zu Baden kam der Stempel "Schweiz über Baden" drauf.

Das war der Postweg im Bereich der Schweiz. EINE Frage stellt sich mir noch: War das Austauschbureau in Basel etwa im Badischen Bahnhof in Basel untergebracht?

Vielleicht wissen die BADEN - Sammler genaueres darüber.

Schönen Sonntag noch wünscht

Hanspeter
 
DERMZ Am: 26.06.2016 21:49:32 Gelesen: 30939# 42 @  
@ bayern klassisch [#40]
@ SH-Sammler [#41]

Danke Ralf und Danke Hanspeter,

wo ich doch so gar keine Ahnung von der Materie habe, entschuldigt bitte den faux-pas, ich werde in Zukunft Baden schreiben, wohne ich doch als Hesse inzwischen in Baden.

Ich danke Euch für die Entschlüsselung der "Reiseroute" und die vielen Erklärungen. Da verbirgt sich doch viel viel mehr hinter, als ich auf den ersten Blick dachte.

Es wäre natürlich schön, wenn noch weitere Informationen dazu kämen, aber das bisherige ist schon sehr sehr viel.

Vielen vielen Dank und eine gute Zeit

Olaf
 
Magdeburger Am: 07.11.2016 15:55:00 Gelesen: 29587# 43 @  
Liebe Sammelfreunde,

von mir mal wieder hier etwas:



Am 16.05.1858 ging es von Wien nach Nordhausen und für einen einfach schweren Postvereinsbrief über 20 Meilen tarifgerecht mit 9 Kreuzer freigemacht.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 14.04.2018 16:17:13 Gelesen: 23528# 44 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute mal etwas aus Frankreich:



Aufgegeben in Maubeuge am 29.03.1862 lief er nach Buckau, heute ein Stadtteil von Magdeburg, wo er am 31.03. ankam. Siegelseitig sind noch zwei Bahnpoststempel und der Eingang in Aachen. Vorderseitig ist der Taxstempel 5 Sgr. zu sehen, was der Empfänger zahlen mußte.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 14.04.2018 16:21:31 Gelesen: 23527# 45 @  
@ Magdeburger [#44]

Lieber Magdeburger,

schöner Brief - wo kam der 5 Sgr. Stempel auf den Brief?

Man hat ja zusätzlich noch mit 5 Silbergroschen nachtaxiert, wohl, weil man dem Stempel nicht traute.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 14.04.2018 16:25:41 Gelesen: 23524# 46 @  
@ bayern klassisch [#45]

Lieber Bayern Klassisch,

wie ich woanders gelesen habe, wurde der Stempel in Paris abgeschlagen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 14.04.2018 16:39:53 Gelesen: 23517# 47 @  
@ Magdeburger [#46]

Lieber Magdeburger,

vielen Dank für die Aufklärung - sieht von der Farbe auch so aus.

Bei schweren Briefen gab es dann 10 oder 15 Silbergroschen - Stempel?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 14.04.2018 16:58:15 Gelesen: 23509# 48 @  
@ bayern klassisch [#47]

Bei schweren Briefen gab es dann 10 oder 15 Silbergroschen - Stempel?

Lieber Bayern Klassisch,

habe ich noch nie (bewusst) gesehen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 14.04.2018 17:05:56 Gelesen: 23503# 49 @  
@ Magdeburger [#48]

Dann müssen wir mal Ausschau halten, damit die Seite komplett wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 11.01.2019 13:09:44 Gelesen: 19637# 50 @  
Liebe Sammelfreunde,

letztes Wochenende konnte ich zwei nette Belege aus gleicher Korrespondes bekommen.

Beide Briefe stammen aus Braunschweig und liefen nach Groß-Wanzleben. Beide liefen im Jahre 1835 im Abstand von knapp einem Monat.

Vorderseitig sind 2 Ggr. und 4 Sgr. Gesamtporto notiert.



Siegelseitig ist jeweils der Eingang in Magdeburg zu sehen. Von Magdeburg lief eine Fußpost die 1 1/4 Meilen nach Wanzleben.



Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 28.10.2019 15:52:53 Gelesen: 17396# 51 @  
Liebe Sammelfreunde,

da dieser Beleg hier auch hinein paßt:



Am 23.02.1859 ging es von Warschau los und war schon am 25.02. im Magdeburg. Da der Brief komplett frankiert aufgegeben wurde, notierten die preussischen Beamten jeweils 3 Sgr., also 10 Silberkopeken für Russland und Preussen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 29.10.2019 18:09:52 Gelesen: 17311# 52 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist siegelseitig nicht ganz komplett und ein XXL - Format, jedenfalls für die damalige Zeit. Er sollte ganz frankiert werden und wurde in München am 7.2.1834 unter Recommandation aufgegeben. Wie viel der Absender zahlte (stand mal hinten drauf), ist nicht bekannt.



Der Empfänger war der kgl. preussische Hofgerichts Advocat Herr Greve II zu Arnsberg in Herzogthum Westphalen.

Der Absender hatte unten links vermerkt: per Frankfurt a/M Gegen rücklaufenden Empfangsschein. Er wollte also das Franko bezahlen, die Recommandation (4 Kreuzer) und den Rückschein (12 Kreuzer).

Das allein wäre schon ein außergewöhnlich seltener Brief, weil er sicherlich das ein oder andere Loth gewogen haben muss. Aber oben links (statt unten rechts, wie üblich) steht "frei", doch ganz frankiert scheint er wegen eines Wiegefehlers in München nicht gewesen zu sein, denn in blauer Tinte steht 22 Sgr. = 22 Silbergroschen Weiterfranko, ein kleines Vermögen.

Darunter in sepia Tinte 22 fr 60 Sgr., daneben in Schwarz 7 Loth und in roter Tinte (Preussen) reicht nicht 3 1/2 (Sgr.) und mit gleicher Tinte 12 (Sgr.).

Oben rechts 760 war die Reco - Nr. von München und das # Zeichen in Sepia vor Nürnberg bedeutete, dass der Brief in Reco - Manual über Nürnberg weiter gelaufen war.

Siegelseitig, nur noch ca. 50% vorhanden, lese ich 9 1/2 (Sgr.?) und 18 in Rötel, wohl eine Kartierungsnummer.

Wenn Bayern 22 Sgr. (oder das Äquivalent in Gutengroschen?) als Weiterfranko für Preussen notiert haben sollte (blaue Tinte eigentlich immer von Nürnberg), dann hätten wir einen überschweren Brief des Postvertrages Bayern - Preussen vom 4.5.1816. Zu Beginn war nur die Teilfrankatur gewünscht, aber später (sic!) muss auch die Ganzfrankatur zulässig gewesen sein.

Leider liegen mir die Briefposttarife Preussen von 1834 nicht vor - vertraglich mit Bayern galt einfach bis 1 Loth, bis 1,5 Loth der 1,5fache Satz usw..

Wenn Bayern 22 Sgr. = 22 x 3,5 Kreuzer = 77 Kreuzer als Weiterfranko angesetzt haben sollte, entsprach dies ca. 19 Gutengroschen. Da es aber offensichtlich zu wenig war und total 12 Sgr. nachgefordert wurden beim Empfänger, hätte es vlt. eines richtigen Weiterfrankos i. H. v. 22 + 12 Sgr. = 34 Sgr. = 119 Kreuzer, also fast 2 Gulden, sein müssen.

Vlt. weiß einer mit Ahnung von den preussischen Tarifen, hier für Entwirrung zu sorgen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 13.06.2020 12:09:34 Gelesen: 15575# 53 @  
Liebe Sammelfreunde,

nach langer Zeit hier, mal ein netter Beleg aus Dresden:



Ich denke er ist aus dem Jahre 1860 an "Ihro Hochwohlgeboren Der Frau Baronin von Strachwitz geborene von Davier zu Dessau"

Nach einiger Suche bin ich recht sicher, dass die Empfängerin Franziska Karoline Charlotte (von Davier) war.



Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 25.10.2020 06:55:19 Gelesen: 14612# 54 @  
Liebe Sammelfreunde,

leider läßt sich das Jahr hier nicht genau festlegen.



Brief aus Pilsen gesendet an "Herrn F. G. Brückner Erben (in) Cottbus per Dresden"

Siegelseitig ist der Laufweg über Prag – Bodenbach dokumentiert, was dafür spricht, dass auch der Laufweg über Dresden genutzt wurde. Die Entfernung beträgt etwa 31 Meilen, also korrekt mit 9 Kreuzer blau frankiert.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 25.10.2020 11:15:24 Gelesen: 14599# 55 @  
@ Magdeburger [#54]

Lieber Magdeburger,

aus 1850 kann er nicht stammen, da es da die Leitung über Bodenbach noch nicht gab - ich tippe auf 1853-1857, wenn ich mir den Prager Stempel ansehe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
marc123 Am: 12.12.2021 11:15:56 Gelesen: 9825# 56 @  
Der Truppenabzug des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments aus der Bundesfestung Luxemburg vor Beginn des Deutschen Krieges 1866
Der Spandau-Brief, ein historisches Dokument



Am 13. Juni 1866 wurde der mit einer 37½ Centimes der geschnittenen Ausgabe frankierte Brief von Luxemburg an die Militär-Schießschule in Spandau geschickt. Absender ist das Weißwarengeschäft J. C. Settegast aus Luxemburg.


Abb. 1 Der Spandau-Brief, Vorderseite, abgestempelt in Luxemburg am 13. Juni 1866


Dieser Brief wird in einem anderen Zusammenhang von Prof. Dr. Carlrichard Brühl[1] in seiner Studie über die Bundesfestung Luxemburg in einigen Sätzen beschrieben. Er erwähnt einen Brief, der im Juni 1866 an die „Militär-Schießschule“ in Spandau gerichtet wurde und "1984 in der Schweiz verauktioniert[2]“ wurde. Völlig korrekt bemerkt er, dass schon die Adresse einen Zusammenhang in Bezug auf die Bundesfestung erkennen lässt. Weiter geht er noch auf den Inhalt ein „…, dass die Spedition Settegast den Adressanten darüber informiert, dass das 6. Rheinische Regiment Luxemburg verlassen hat; die Firma bittet um Instruktion, was mit dem bei ihr lagernde Paket zu geschehen habe.“


Abb. 2 Der Spandau-Brief, Rückseite mit Eisenbahnstempel Trier-Saarbrücken vom 13. Juni und Ankunftsstempel Ausg. 15

Der Inhalt besteht aus drei Texten unterschiedlicher Schriften[3], wobei nur der erste vom Absender stammt. Die beiden anderen sind Anmerkungen von einem Preußischen Zahlmeister und einem Oberkommandanten. Der Brief ist oben und seitlich etwas verkürzt[4], so dass bei den beiden ersten Texten auf der rechten Seite und bei dem dritten links der Text nicht komplett erhalten ist.


Abb. 3 Mitteilung des Absenders


An die Militär Schiesschule

Luxemburg, den 13. Juni […]

Wir bezwecken hiermit Ihnen mitzuthei(len)

daß das mit Ihrem Frachtbriefe vom 15ten […]

hier angelangte:

IR 68 1[5] Packet Montierungsstücke M 73

sich bei uns auf Lager befindet, da das 6. Rheinische

Regiment Luxemburg verlassen hatte, als

fragl. Packet hier angelangte.

Wir erbitten demnach ihre baldigste Verfügung

dasselbe und zeichnen

Achtungsvoll

J.C. Settegast


Abb. 4 Notiz aus Spandau


Brm. [Brevi manu] An das königliche 6. Rheinische

Infanterie Regiment No. 68 zur weiter(en)

geneigten Veranlassung abzugeben.

Spandau den 16.6.66

Königl. Militair Schiess schule

Mit (?) des Regierungs-(?)

derselben beauftragt

Döning

Zahlmeister u.

(?) Ab[…]


Abb. 5 Notiz aus Oberhermsdorf


Brm. Herrn Spediteur Settegast Wohlgeboren

(Lu)xemburg mit dem Ersuchen ergebenst remittiert, das

(zur) Rede stehende Packet dem Ersatz Bataillon des 6ten

(Rh)einischen Infanterie Regiments N 68 zu Cöln, mit

(die)sem Schreiben übersenden zu wollen

[…?] Oberhermsdorf bei Dresden den 19 Juni 1866

(?)

Oberk. U. Regiments

Kommandeur

Der historische Kontext
Der Brief steht im Kontext des Deutschen Kriegs (14. Juni 1866 – 23 August 1866) zwischen Preußen und seinen Verbündeten einerseits und dem Deutschen Bund unter Führung Österreichs. Das 6. Rheinische Infanterie-Regiment erhielt am 5. Mai 1866 den Mobilmachungsbefehl.[6] Zu diesem Zeitpunkt war das Regiment Teil der Besatzungsbrigade der Bundesfestung Luxemburg. Am 8. Mai erhielt das Regiment den Befehl per Eisenbahntransport nach Konz verlegt zu werden und das Ersatzbataillon in Köln aufzustellen[7]. Eine Übersicht der Regimente in der Garnison Luxemburg hat Alex Carmes[8] zusammengestellt. Für das 6. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 68 werden folgende Daten für den Einzug und Abzug der Garnison Luxemburg angegeben: I. Bataillon (17.3.1864 – 13.5.1866); II. Bataillon (21.3.1864 – 14.5.1866); Füsilier-Bataillon (16.3.1864 – 15.5.1866).

Unterstellt wird das Regiment der 15. Division / VIII. Armee-Korps, der Elb-Armee, die gegen Sachsen und Österreich im Süden vorgeht.

Nach einigen Etappen fand am 18 Juni der Marsch bis Dresden; Biwak in Kesseldorf statt, der für den Kontext unseres Briefes von Bedeutung ist. Am 19 Juni war Ruhetag. Am 20. Juni fand ein weiterer March von Kesseldorf nach Weißig statt, das Füsilier-Bataillon marschierte bis Stolpen[9].

Interpretation des „Spandau-Briefs“ im Zusammenhang zum historischen Kontext
- Der Spandau-Brief datiert vom 13. Juni 1866, also genau einen Monat nach dem Verlassen der Garnison durch das I-Bataillon des 6. Infanterie-Regiments. Das Weißwarengeschäft J. C. Settegast nimmt auf den Abzug des Regiments Bezug und fragt bei der Militärschießschule in Spandau nach, wie über das Paket mit Montierungsstücken zu verfügen sei.

- Am 16. Juni wird in Spandau auf dem Brief notiert, dass er an das 6. Regiment weitergeleitet werden soll.

- Am 19 Juni wird in Oberhermsdorf[10] bei Dresden auf dem Brief notiert, dass dem Spediteur Settegast mitgeteilt werden soll, dass das Paket an das Ersatzbataillon in Köln zu schicken sei.


Das Weißwarengeschäft Settegast



Das Weißwarengeschäft wurde von Antoine-Joseph-Conrad Settegast gegründet. Nach dessen Tod am 29. November 1861 wurde das Geschäft von seiner Witwe Marie-Cécile-Settegast -Van der Noot weitergeführt. Sie verstarb am 19. November 1887. Das Geschäft wurde von ihrer Tochter Hélène Settegast weitergeführt[11].
Abb. 6 Werbeanzeige der Witwe Settegast (nach Weber 2013, 358)

Die Provenienzen des Spandau-Briefs
Der Brief hat mehrere bedeutende Provenienzen, die wir bis 1941 zurückverfolgen konnten. Besonders hervorzuheben ist, dass der Brief sich in der Generalsammlung des bedeutenden Sammlers Alfred F- Lichtenstein und der Bundesfestung Luxemburg-Sammlung von Carlrichard Brühl befand.

-Sammlung Needham[12], Harmer, Rooke & CO, 11 – 12. 12. 1941, Los 137.

-Sammlung Alfred F. Lichtenstein[13], H. R. Harmer, INC., 1737, 5 – 9. 12. 1966, Los 974.
- Willy Balasse 1158, 1978, Los 829.

-Sammlung - Isac Seligson, Corinphila 68, 25 – 30. 10. 1982, Los 5253[14].

- David Feldman SA. 37, 24 – 27. 10. 1984, Los 51049.

- Sammlung Carlrichard Brühl, Joachim Erhardt 15, 11 – 12. 4. 1986, Los 577[15].

- Sammlung „TREVI “ 3, Soluphil S. A. 33, 22. 4. 1988, Los 2566.

- Soluphil S. A. 20. 12. 2013, 121, Los 1136.

- Seit April 2015, Sammlung Marc Schaack.


[1] C. R. Brühl, Bundesfestung Luxemburg. Eine historisch-philatelistische Studie. Berliner Philatelisten-Klub von 1888, E. V. (Hrsg.), Mitteilungen N. F. 60 (Berlin 1985), 20.

[2] Hier ist wohl das weiter unten erwähnte Auktionshaus David Feldman gemeint.

[3] Für die Transkription der drei Schriften bedanken wir uns herzlich beim PhilaSeiten-Mitglied „volkimal“ (Volkmar Werdermann). Kursiv geschriebene Wörter gelten als nicht gesichert, eckige Klammern dienen als Platzhalter für fehlenden Text, Klammern mit Fragezeichen verweisen auf Wörter, die nicht entschlüsselt werden konnten.

[4] Wir besitzen eine Kopie eines Attests von René Demuth vom 20. Januar 1882. Hierin wird schon erwähnt, dass der Brief nicht mehr vollständig ist.

[5] Die Abkürzung für Infanterie Regiment 68, ist eher nicht vom Absender. Die 1 könnte für I. Bataillon stehen.

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/6._Rheinisches_Infanterie-Regiment_Nr._68 (Stand 31.5,2020).

[7] http://genwiki.genealogy.net/IR_68/Kriegsverlauf_1866 (Stand 31.5,2020). Weiter ist hier ein detaillierter Kriegsverlauf (vom 5. Mai-19. September 1866) des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 68 im Feldzug gegen Österreich zu finden.

[8] A. Carmes, Die Zusammensetzung der Garnison, in: Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg (Hrsg.) Das Leben in der Bundesfestung Luxemburg (1815 – 1867) (Luxemburg o. J.), 102.

[9] http://genwiki.genealogy.net/IR_68/Kriegsverlauf_1866 (Stand 31.5,2020).

[10] Oberhermsdorf ist nur ca. ein Kilometer vom weiter oben erwähnten Kesseldorf entfern, wo sich das Regimet am 19. Juni befand.

[11] J. Weber, Familien der Oberschicht in Luxemburg. Elitebildung & Lebenswelten 1850 –1900 (Luxemburg 2013), 357 – 358.

[12] Auf dem Brief handschriftlich vermerkt „Needham Harmer Rook DE 1941 DN MH“.

[13] Im Katalog wird vermerk: „Ex Needham Coll“. Die Losnummer ist rückseitig handschriftlich vermerkt.

[14] Die Losnummer ist rückseitig handschriftlich vermerkt. Ab hier befindet sich die Signatur von W. Balasse unterhalb der Marke. Die handschriftlichen Nr. 45 und besonders 121und 934 auf der Rückseite verweisen auf weitere Auktionen. Weiter befindet sich ein kleiner runder Stempel mit den Initialen „J F“ im Briefinnern.

[15] Ab hier ist eine kleine Reparatur am Brief zu erkennen, die 1984 noch nicht vorhanden war.

Marc Schaack und Olivier Nosbaum


Erstveröffentlichung (leicht verändert) im DASV 519, 2020 (265-270).
Siehe auch: https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/1560
 
bayern klassisch Am: 12.12.2021 13:14:12 Gelesen: 9808# 57 @  
@ marc123 [#56]

Hallo Marc,

ein tolles, wenn nicht einmaliges Stück Postgeschichte, von dem man nur träumen kann. Vielen Dank für die perfekte Aufarbeitung der Hintergründe, ohne die man die große Besonderheit nicht ad hoc erkennen würde.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
10Parale Am: 12.11.2023 15:17:41 Gelesen: 1048# 58 @  
@ marc123 [#56]

Da kann ich mich "bayern klassich" nur anschließen. Das i-Tüpfelchen ist ja noch die dargelegte Provenienz. So macht Philatelie Spaß und sorgt für Aufklärung.

Gestern fand ich auf einer Sammlerbörse in Basel diesen Vorphilatelie Brief von Basel nach Berlin. Mir gefiel sofort die 13 auf der Vorderfront in sehr dunkelroter Tintenfarbe. Der Brief geht über 4 Seiten (Doppelseite) und wurde am 9. Januar 1830 geschrieben. Auf der Rückseite haben wir noch ein Datum, 4. April 1830 und wahrscheinlich einen Ankunftsstempel von einem Berliner Postbezirk.

Ein interessanter Portobrief aus der Schweiz.

Liebe Grüße

10Parale




 

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