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Thema: Heimatsammlung Wangen - Vorort von Stuttgart Ansichtskarten und mehr
Marcello Am: 29.04.2015 14:48:35 Gelesen: 8209# 1 @  
Hallo zusammen,

neben meinen anderen Sammelgebieten, die ich pflege und sammle, liegt es eigentlich nahe, sich auch mit der Geschichte seines Heimatortes zu beschäftigen. Und da ich schon in vierter Generation in diesem Ort lebe und wohne, möchte ich heute die Geschichte und auch die Ansichtskarten etc. dazu zeigen. Auf die Stempel komme ich zu einem späteren Zeitpunkt zurück. Ich würde mich freuen, wenn vielleicht der eine oder andere auch was dazu hat.

Es handelt sich um Wangen, heutzutage besser bekannt als Stuttgart-Wangen. Wangen ist ein am linken Ufer des Neckars liegender Stadtteil. Er ist umgeben von den Stadtteilen Stuttgart-Ost (Gaisburg), Untertürkheim und Hedelfingen.

Wangen wurde erstmals (zusammen mit Stuttgart) am 8. März 1229 in einer Urkunde des Papstes Gregor IV.[1] für das Kloster Bebenhausen erwähnt. Aber schon zur Zeit der Kelten und Alemannen war der Ort bewohnt. Wangen kam wohl bereits um 1130 zum Hause Württemberg. Wegen der regelmäßigen Überschwemmungen des Neckars lag das alte Dorf nur an erhöhter Stelle, erst als der Neckar Ende der 1920er Jahre zur Schiffbarmachung kanalisiert wurde, war das Hochwasser gebannt und Wangen erhielt viel neues bebaubares Gelände. Mit der Verwaltungsreform des Landes Württemberg 1818 gehörte die ehemals selbständige Gemeinde Wangen zum Oberamt Cannstatt und damit zum Neckarkreis. 1882 erhielt Wangen Marktgerechtigkeit und wurde am 1. April 1905 gemeinsam mit Untertürkheim und Cannstatt nach Stuttgart eingemeindet. Bei der Einteilung der Stadt Stuttgart in Stadtbezirke im Jahre 1956 wurde Wangen zu einem eigenständigen Stadtbezirk erklärt, der auch bei der Neugliederung der Stuttgarter Stadtteile zum 1. Januar 2001 nicht verändert wurde. Der Stadtbezirk Wangen besteht somit bis heute lediglich aus einem Stadtteil (Wangen). [2] Wangen ist aufgrund der guten Anschlußmöglichkeiten durch Straßenbahn und Bundestraßen ein sehr attraktiver Stadtteil. Er hat sich auch in Teilen, seinen doch leicht dörflichen Charakter erhalten. Auch der Naherholungsbereich Wangener Höhe lädt zum spazieren gehen und zum verweilen ein.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_IV.
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Wangen_%28Stuttgart%29

Starten möchte ich mit einer schönen Ansichtkarte. Man sieht Vorderseitig oben, wie der Ort sich in das Neckartal einbettet. Auf der anderen Seite trohnt die Grabkapelle auf dem Rotenberg ( Württemberg ) [3]. Desweiteren sieht man die Wilhelmsschule, welche 1897 durch König Wilhelm I. von Württtemberg eröffnet wurde und heute durch verschiedene Um-und Neubauten zu einer Ganztagesschule wurde. Dann Die Michaeliskirche, einer der ältesten Kirchen in Stuttgart ( erbaut 1200-1250, dazu komme ich später ) und dem alten Rathaus, das von 1945 bis 1990 die Polizei beherbergte.



Die zweite Ansichtskarte, zeigt auch wiederum den Ort. Wangen wurde auch oft, als Wangen bei Cannstatt bezeichnet, da Wangen zum Oberamt Cannstatt gehörte. Die auf dem Bild zeigende Gasthaus Rose ist sogar heute noch erhalten.



[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Grabkapelle_auf_dem_W%C3%BCrttemberg
 
Marcello Am: 06.05.2015 21:42:12 Gelesen: 8124# 2 @  
Hallo,

nachdem jetzt eine Weile nichts mehr zu diesem Thema von mir kam, möchte ich heute weitermachen. Eine kleine Anmerkung in eigener Sache, die Beiträge zu diesem Thema kommen in loser Reihenfolge, so wie es mir an den Laptop reicht.

Zuerst möchte ich eine Anmerkung zu in oben genannten "alten Rathaus" machen. An der Landstraße Stuttgart-Esslingen gelegen, wo die Schulstraße und die Hirschgasse ( heute Ulmer Straße ) zusammentrafen, stand es an einem Verkehrsknotenpunkt. Außer dem Ratsaal beherbergte es das »Zuchthäusle«, in das für ein paar Stunden oder Tage jeder gesteckt werden konnte, der gegen die Gemeindeordnung verstoßen hatte. Außerdem war genügend Raum, das Heu und Stroh für den gemeindeeigenen Farren und die Ledereimer der Feuerwehr aufzubewahren. Eine Wohnung gab es nicht, da der Schultheiß, immer einer der reichsten Männer des Ortes, in seinem eigenen Haus wohnen blieb. Im Türmchen auf dem Dach hing die Rathausglocke, mit der bei Feuer Alarm geschlagen wurde. Auch das außenliegende Holztreppenhaus ist in Wangen nicht selten gewesen. Bemerkenswert ist der Torbogen für die Schulstraße (heute Ravensburger Straße).

Leider beschloss der Gemeinderat unter Schultheiß Karl Gottlieb Mäulen im Jahr 1846 den Abriss des Gebäudes. An seiner Stelle entstand ein quadratischer Bau, der bis heute erhalten blieb und ab 1945 die Polizeiwache beherbergte. Das heutige Rathaus, das es so in den Stuttgarter Vororten imgrunde nicht gibt - man spricht von Bezirksämtern, ist das alte Gasthaus Krone. Dazu aber auch später mehr.

Meine erste Ansichtskarte zeigt den Ort aus Richtung Untertürkheim und zeigt das dörfliche Wangen sehr gut. Links im Bild ist das Gasthaus "Hirsch" zu sehen. In einem späteren Beitrag werde ich eine bessere Ansicht des Gasthauses zeigen. Das Gasthaus Hirsch von Karl Luithardt [1] wurde mehrmals umgebaut und ca. 1990 "leider" abgerissen. An dieser Stelle steht heute die Begegnungstätte der evang. Kirche.



Auf der zweite Karte schweift der Blick über den Ort, rüber nach Untertürkheim und dem Rotenberg und weiter geht es dann in das Remstal. Ist meine mitunter schönste Karte. Nicht nur wegen dem tollen Gedicht. Darüber befindet sich die Michaeliskirche mit dem Friedhof. Der Bergfriedhof wurde ca. um 1400 angelegt. Dieser Teil ist heute der alte Friedhof. Das etwas größere Grabmal, das man rechtsseitg an der Friedhofsmauer sieht, ist das reichverzierte Grabmal des Maler Ferdinand Fellner (1799-1859).[2]



[1] http://worldconnect.rootsweb.ancestry.com/cgi-bin/igm.cgi?op=GET&db=stuttgart-wangen&id=I18787
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Fellner_%28Maler%29

Ich hoffe, meine ausschweifenden Ausführungen langweilen nicht, aber über meinen Heimatort gibt es soviel zu erzählen.

Gruß
Marcel
 
Marcello Am: 02.06.2015 19:46:43 Gelesen: 8027# 3 @  
Hallo miteinander,

falls ihr euch wundert, warum es momentan hier nicht weiter geht. Ich warte noch auf zwei Ak's die zu den oberen passen. :o)

Ich denke, ab nächster Woche geht es mit vollen Elan weiter.

Grüße
Marcel
 
Marcello Am: 15.06.2015 21:03:35 Gelesen: 7953# 4 @  
Guten Abend zusammen,

die zwei Karten sind endlich da und es kann nun weiter gehen. Zuerst möchte ich eine Karte vorstellen, die wie die Karte "Gruß aus Wangen" im Beitrag [2] gleich ist, jedoch der Text sich geändert hat. Die Qualität ist zwar nicht die beste, aber ich manche Karten meist nur einmal sehe, schlage ich meistens auch zu. Und zwar steht dort beschrieben:

Zigeuner, bekannt sonst als wanderne Leut,
sind seßhaft in Wangen mit Luft und Freud;
dort pflanzen sie, Ihnen zu ? und zu Ehren,
den Wein, sowie Obst nebst Gemüse und Beeren.
Und weil hier bekanntlich die Leut so tüchtig
auch die Gegeng sehr schön, hat Stuttgart ? ganz wichtig
Nach Wangen gerichtet mit Sehnsucht den Blick;
Bring nun die Vereinigung beiderseits Glück!




Hier wird also die Eingemeindung von Wangen nach Stuttgart beschrieben. Noch ein kurzes Wort, zu den im Text beschriebenen Zigeuner. Damit keine Mißverständnisse aufkommen, Zigeuner ist der Spitzname der Wangener. Man nennt z.B. die Heslacher (Stadtteil von Stuttgart, heute zu Stuttgart-Süd gehörend, auch Blaustrümpfler) Man vermutet, der Spitzname entstand folgendermaßen: In frühere Zeit war Heiner, oder im schwäbischen Hoiner, ein gebräuchlicher Vorname. Und da das Obst und Gemüse per Handkarren - Vieh war Mangelware - nach Stuttgart gebracht werden mußte (die Vorortbahnen kamen erst später), zog der Mann den Karren und Frau schob. Und wenn es nicht voran ging oder einen Berg, im schwäbischen Buckel hochging, schrieh die Frau: "zieg Hoiner" und daraus wurde dann wohl Zigeuner.

Die zweite Karte zeigt die Gaststätte zum Reichsadler in der heutigen Wasenstraße. Das Gebäude gibt es noch heute - wenn ich zu den Karten komme, die einzelne Gebäude in Wangen zeigen komme ich nochmals darauf zurück.



Zum ehemaligen Besitze habe ich in der Bevölkerungsdatei von Wangen nichts gefunden, da es einfach zu viele Paul Strobel gibt.

Das war es für heute, bis zum nächsten Mal.

Gruß
Marcel
 
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