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Thema: (?) (11) Deutsches Reich Generalgouvernement: Paketkarten
Jürgen Zalaszewski Am: 29.05.2015 14:47:31 Gelesen: 13806# 1 @  
Hallo in die Runde,

in diesem Beitrag möchte ich die ganze Paketkarte zum in Beitrag #18 (http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=7898&CP=0&F=1#newmsg) gezeigten Stempel der Kartierungsstelle Basel 17 vorstellen. Auslandspaketkarten des Generalgouvernements sieht man zumeist nur mit Bestimmungsorten, die im Deutschen Reich liegen oder nach der Sowjetunion gingen. Die hier gezeigte Auslandspaketkarte nach Oberburg in der Schweiz weist neben dem rückseitigen Ankunftstempel von Oderburg vorne den Leitweg des Paketes über Kattowitz - Breslau - Deutsche Kartierungsstelle Basel 17 und dem Zollamt Basel-Post auf.



Beste Grüße
Jürgen
 
hajo22 Am: 29.05.2015 22:40:22 Gelesen: 13758# 2 @  
@ Jürgen Zalaszewski [#1]

Hallo Jürgen, willkommen zurück an Bord.

Neben den reinen Inlands- und Auslandspaketkarten gibt es noch eine weitere, zeitgeschichtlich bedrückende Art von Paketkarten und zwar jene, die an KZ-Insassen gerichtet waren.

Ich zeige hier eine Paketkarte aus Warschau vom 10.6.1944 (wenige Wochen vor dem Warschauer Aufstand am 1.8.1944) an den Insassen Nr. 2844/Block 3 im berüchtigten KZ Flossenbürg, Ankunftsstempel 19.6., frankiert mit 2,30 Zl: 2 Zl der Bauwerke-Serie von 1943/44 (Nr.113) und 30 Gr. AH (Nr.79).

Das Paket wog 6 kg und hat hoffentlich den Adressaten überhaupt erreicht. Eine Empfänger-Bescheinigung ist auf der Rückseite der Paketkarte nicht ersichtlich. Vermutlich gab es zwischen KZ-Verwaltung und Reichspost eine Sonderregelung beim Eingang solcher Pakete aufgrund besonderer Lager-Vorschriften. Vielleicht weiß jemand Näheres dazu.



VG, hajo22
 
hajo22 Am: 30.05.2015 14:38:38 Gelesen: 13698# 3 @  
Aber auch die Inlands-Paketkarten sind interessant.

Ich zeige eine Paketkarte frankiert mit 10x48 Gr. Bauwerke (Nr.69), 6 Gr. und 24 Gr. AH (Nrn. 72,78) sowie mit überstempeltem Blanko-Paketzettel "Dembowiec". Entwertet sind die Marken "Jaslo (Distrikt Krakau) 26.2.42". Für das 20 kg schwere Paket (Höchstgewicht) waren in der 2. Entfernungs-Zone 480 Gr. sowie 30 Gr. für die Zustellgebühr zu entrichten, also insgesamt 510 Gr., was im Freigebühr-Kästchen zunächst so vermerkt wurde (siehe Detailscan).

Bei der Paketaufgabe hat sich der Absender wohl kurzfristig entschlossen das Paket per Eilboten zu versenden (Zusatzgebühr 120 Gr.), so daß eine Gesamtgebühr von 630 Gr. fällig und entsprechend im Freigebühr-Kästchen eine Gebührenkorrektur vorgenommen wurde. Die Eilbotengebühr konnte aber aus Platzmangel nicht mehr mit Marken verklebt werden. Also muß eine Barverrechnung stattgefunden haben, die aber auf der Karte nicht dokumentiert wurde.
Ankunftsstempel Krakau 28.2. und roter Auslieferungsstempel 2-März 1942 (auf Marke übergehend).



Was meinst Du dazu als GG-Spezialist, Jürgen?

Variante: Eilboten war - aus welchen Gründen auch immer - nicht möglich, daher Korrektur von 630 auf 510 Gr., der Eilboten-Zettel wurde aber nicht entfernt bzw. durchgestrichen.

BG, hajo22

[Beiträge [#1] bis [#3] redaktionell aus dem Thema "Deutsches Reich Generalgouvernement: Bedarfsbriefe" in ein neues Thema verschoben]
 
Jürgen Zalaszewski Am: 31.05.2015 14:22:53 Gelesen: 13640# 4 @  
@ hajo22 [#3]

Guten Tag Hans-Joachim,

eine schöne Paketkarte, die Du da zeigst und eine echte Kopfnuss noch dazu. Ich kann Deiner Interpretation folgen bis zu dem Punkt mit der Eilbotengebühr. Auch da frage ich mich, wieso auf dem Stammteil der Paketkarte kein Hinweis auf die bezahlte Gebühr vorhanden ist. Eigentlich kann es nur bedeuten, dass die Gebühr nicht bezahlt wurde. Es hat zwar zu dieser Zeit im Reich schon die Einschränkungen gegeben, dass Eilbotenzustellungen nicht mehr sichergestellt werden konnten, der Kunde aber trotzdem einen Versand unter Eilboten verlangen bzw. angeben konnten. Er hatte dann die Wahl die entsprechende Gebühr dafür zu bezahlen und wenn keine Eilbotenzustellung erfolgte, konnte der Empfänger sich diese Gebühr auszahlen lassen. Oder er zahlte keine Gebühr vorher und der Empfänger wurde dann damit belastet, wenn eine Zustellung tatsächlich durch Eilboten erfolgte. Allerdings ist mir nicht bekannt, dass diese Regelung auch innerhalb des Generalgouvernements angewandt wurde.

Ich werde einmal diese Frage einigen Spezialisten aus der ArGe GG vorlegen, vielleicht können sie eine Antwort geben.

BG, Jürgen
 
hajo22 Am: 31.05.2015 16:16:36 Gelesen: 13625# 5 @  
Da Richard überraschend einen Thread für Generalgouvernement Paketkarten begründet hat, kann man sich hier austoben, denn Paketkarten vom GG sind nicht selten und ich denke mal, so mancher Leser kann die eine oder andere Paketkarte hier einbringen.

Hier eine Wert-Paketkarte aus Krakau gestempelt 15.2.1943 nach Lemberg, Ankunft 17.2. Das Paket wog 10,10 kg. Die Wertangabe lautet auf 2.100 Zl. Zustellgebühr im Voraus bezahlt. Die Freigebühr wurde mit 5,50 Zl errechnet, die ich wie folgt interpretiere:

Paket 10-11 kg in der 3. Entfernungszone: 360 Gr.
Wertangabe 2.100 Zl
Gebühr 3x20 Gr. (je 1.000 Zl/20 Gr.)= 60 Gr.
Behandlungsgebühr für Wertangabe über 200 Zl = 100 Gr.
Zustellgebühr 30 Gr.
------------------------------------------------------
insgesamt 550 Gr. = 5,50 Zl

Frankatur: 5x1 Zl (Nr. 70) + 50 Gr. (Nr.48)



VG, hajo22
 
Jürgen Zalaszewski Am: 02.06.2015 14:05:27 Gelesen: 13562# 6 @  
@ hajo22 [#5]

Hallo Hans-Joachim,

hier ist die Meinung zu Deiner Paketkarte von Otto Tahl, Autor der "Dokumentation über die Paketkarten im Generalgouvernement 1940 - 1945", welches im Jahre 2000 bei der ArGe Generalgouvernementes erschienen ist:

Hallo Jürgen, besten Dank für die Vorlage. Meine Meinung:

Wie aus den Daten hervorgeht - Ankunft in Krakau 1 28.2.42 17 °° Uhr war ein Samstag und kein Schaltjahr. Vorgesehene Auslieferung Montag, 2.3.42 wie bestätigt, eine normale Beförderung zu der damaligen Zeit. Da eine Eilbotensendung bekanntlich vom Eingangspostamt durch Boten befördert wird, bestand hier kein Sinn für eine schnellere Lieferung eines 20 kg Pakets.

Ein nachträglicher Wunsch zur Beförderung per Eilboten ist offensichtlich gewünscht worden, jedoch ist dies nur in der Abänderung der ursprünglichen
Gebühr von 5,10 Zl auf 6,30 Zl und dem Klebestreifen ersichtlich.

In diesem Falle war der vereinnahmte Betrag bei dem Postbüro Dembowiec in eine Nachgebührenliste einzutragen. In einer Überweisungsliste beim zuständigen Abrechnungspostamt entweder in bar abzurechnen oder in Freimarken zu verrechnen. Eine solche Überweisungsliste ist in der Dokumentation über Paketkarten im GG auf Seite 150 abgebildet. Bei einer späteren Gebührenkontrolle war somit der Hergang ersichtlich.

Die umfangreichen Bestimmungen der Gebührenprüfung können dem Anordnungsblatt der DPO Nr. 55/42 entnommen werden. Bei einer nicht stattgefundenen Beförderung, wie vorgesehen und bezahlt, konnte der Empfänger auf schriftlichem Antrag die Gebühr von 1,20 zl erstattet bekommen.


Das hilft hoffentlich bei der Deutung des Beleges.
Beste Grüße

Jürgen
 
hajo22 Am: 02.06.2015 14:56:42 Gelesen: 13557# 7 @  
@ Jürgen Zalaszewski [#6]

Ja, sehr ausführliche Stellungnahme. Ich sage danke dafür. Die Spezialliteratur steht mir nicht zur Verfügung. Ich bin nicht und will auch nicht Spezialist für GG-Paketkarten werden.

---

Eine Nachnahme(NN)-Paketkarte wurde noch nicht gezeigt, ich hole das hiermit nach:

NN-Paketkarte aus Kock (Distrikt Lublin)vom 11.5.1942 nach Warschau, Paket ausgeliefert am 14.5.

Gewicht des Pakets 16,7 kg, Nachnahme 100 Zl, Zustellgebühr bezahlt. Berechnetes Porto 4,60 Zl, frankiert mit AH 20 Gr. (Nr. 77), Bauwerke 40 Gr. (Nr. 47) und 5x80 Gr. (Nr.50).

Portoberechnung:
Paket 16-17 kg in der 2. Entfernungszone = 390 Gr.
Nachnahme Vorzeigegebühr = 40 Gr.
Zustellgebühr Paket = 30 Gr.
--------------------
gesamt 460 Gr. = 4,60 Zl



VG hajo22
 
hajo22 Am: 02.06.2015 15:58:12 Gelesen: 13548# 8 @  
Und weil ich gerade die Schachtel auf dem Tisch habe, hier ein Einlieferungsschein für ein Paket über 6,80 kg.

Dafür wurde eine Gebühr in Höhe von 20 Gr. fällig, die hier mit einer AH 20 Gr.-Marke beglichen wurde (Stempel Warschau 23.2.1944).



So einen E-Schein kann man einer Paketkartensammlung ergänzend hinzufügen.

Ich habe den E-Schein allerdings in meiner Postsparkassen-Motiv-Sammlung (wegen der Werbung auf der Rückseite des Scheines).

VG, hajo22
 
Tuffi Am: 03.06.2015 09:55:50 Gelesen: 13524# 9 @  
@ hajo22 [#8]

Hallo Hajo,

mit Interesse verfolge ich die Beiträge hier. Wenn ich das mit meinen Belegen bei Böhmen und Mähren vergleiche, drängt sich mir die Frage auf, ob es im Generalgouvernement nicht auch Belege über Geldüberweisungen gibt. Hast Du so etwas?

Gruß Walter
 
hajo22 Am: 03.06.2015 19:05:50 Gelesen: 13500# 10 @  
@ Tuffi [#9]

Hallo Tuffi,

bitte sieh' doch bei "Deutsches Reich Generalgouvernement Bedarfsbriefe" nach, da müßte so etwas dabei sein. Aber kein Problem, ich habe nur leider gerade keine Zeit.

VG, hajo22
 
Tuffi Am: 04.06.2015 09:44:46 Gelesen: 13469# 11 @  
@ hajo22 [#10]

Danke für den Tipp. Habe dort nachgesehen und entsprechende Belege gefunden. Was mich interessiert, ist die noch nicht geklärte Frage, ob unmittelbar nach der Besetzung polnische Formblätter zur Überweisung nachverwendet wurden, wie das in Böhmen und Mähren der Fall war.

VG, Tuffi
 
hajo22 Am: 21.04.2018 10:23:46 Gelesen: 9242# 12 @  
Lange gesucht - kürzlich gefunden und gekauft:

Nachnahme-Wertpaketkarte mit bezahlter Zustellgebühr.

Aus Warschau C1 vom 30.9.1943 nach Rozwadowie (Distrikt Krakau laut Ankunftsstempel vom 12.10.43).

Die (Nach-)Berechnung der mit Marken verklebten Gebühr (Markenzwang) in Höhe von 330 Groschen ist eine kleine Wissenschaft für sich. Gewicht des Paketes: 7,4 kg; Wertangabe 1.000 Zl.

Ich versuche es mal so (Gebühren in Groschen):

Nachnahme = 40
Wertangabe 1.000 Zl. = 20
Behandlungsgebühr > 200 Zl. = 100
Zustellgebühr = 30
Paket 2.Entfernungszone
7-8 kg = 140
---------------------------------
Gesamt = 330 Groschen
 



hajo22
 

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