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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:24:28 Gelesen: 250229# 370 @  
Liebe Freunde,

wer sagt mir, ob die Taxierung des Briefes aus München vom 28.11.1840 nach Tittmoning eine 3 oder eine 4 sein soll? Ich könnte es nicht sicher lesen, aber ich kläre auf - es soll eine 4 sein! Muss man wohl dazu schreiben.



Die nette Besonderheit ist aber eine andere - der kleine Stempel des Absenders S. Pichler s Erben, den ich so schnuckelig noch nie gesehen habe, obwohl diese Firma uns schon einiges hinterlassen hat.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:30:41 Gelesen: 250225# 371 @  
Liebe Freunde,

so noch nicht gesehen und daher sofort eingesackt:



Portochargébrief an die fürstlich von Seckendorfsche Gutsherrschaft in Obernzenn, bei der 3 Kreuzer Portoporto anfielen. Die Recogebühr von 4 Kreuzern hatte immer der Absender zu tragen. Der Aufgabestempel von Langenfeld zeigt den 17.9.1842.

Angekommen war der Brief am 21.9. lt. inseitigem Präsentationsvermerk - und eben dort steht: "7 xr Porto".

Da der Brief eine Stempelpapiernominale von 3 Kreuzern aufweist, ergäbe die Addition aus Porto und Stempel nur 6 Kreuzer.

Aber wenn man die 3 Kreuzer Porto und die 4 Kreuzer Chargégebühr addiert, kommt man auf die notierten 7 Kreuzer, auch wenn es kein reines Porto darstellt, damals aber sicher so bezeichnet worden wäre.

Ich kenne bis dato keinen Brief, in dem sich der Empfänger eines Recobriefes dazu bereit erklärt hätte, auch die Kosten für die Chargierung zu übernehmen - hier also der erste, den ich habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 12:57:59 Gelesen: 249804# 372 @  
Liebe Freunde,

Bayern wurde zu diesem Vertrag hin eingeteilt in 5 Rayons: 1. + 2. Rayon waren die Orte der Pfalz, 3., 4. + 5. Rayon waren die rechtsrheinischen Orte.

Briefe aus diesen Rayons sind alle Massenware - nur der 5. Rayon ist eine große Seltenheit, weil er praktisch nur die Stadt Passau und deren nähere Umgebung umfasste, also ein räumlich sehr kleines Gebiet, in dem Korrespondenten nach Frankreich leichter zu finden waren, wie Nadeln im Heuhaufen.



Ich habe neben diesem einen weiteren Brief aus Passau nach Strasbourg und meines Wissens sind keine 10 Briefe aus dem 5. bayerischen Rayon nach Frankreich bekannt geworden. Umso mehr freue ich mich, hier einen vorstellen zu können: Geschrieben in Passau am 23.6.1847 von Andreas Dafinger an G. F. Herrnschmidt in Strasbourg. Es dürfte sich um den letzten bekannten Abschlag des C.B.R.5 (Correspondance Bavarois Rayon 5) handeln, da zum 1.7.1847 bereits der neue Postvertrag in den Startlöchern stand und in den nächsten 7 Tagen sicher keine Zeit mehr war, nach Frankreich zu schreiben.

Bis 1841 notierten Portobriefe aus dem 5. Rayon mit 10 Decimes für Bayern und 2 Decimes für Frankreich, wenn sie nach Strasbourg liefen, in Summa also 12 Decimes. Danach aber wurden die Gebührenvormerkungen für die bayer. Seite abgesenkt und nur noch 9 Decimes (intern) angesetzt, zu denen weiterhin 2 Decimes für Frankreich bis Strasbourg kamen, so dass dann diese Portobriefe nur noch 11 Decimes wie hier kosteten.

Ab dem 1.7.1847 hätte der Brief nach dem Postvertrag franko noch 18 Kreuzer (6 Decimes) gekostet, aber weil Frankreich sein Portosystem auch mit dem neuen Vertrag nicht umzustellen bereit war, wäre er auch nicht günstiger geworden und 11 Decimes entsprachen postalisch ca. 33 Kreuzer (!!).

Bayern bekam je 30g Briefe aus dem 3. Rayon 80 Kreuzer intern vergütet. Dieser wiegt 5g, so dass man de facto für ihn von Frankreich gut 13 Kreuzer bonifiziert bekam (intern).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:25:54 Gelesen: 249789# 373 @  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, von denen man träumen kann, aber nicht immer werden diese Träume erhört. Bei diesem wurde ein Traum von mir erhört und ich will ihn euch gerne vorstellen.



Die K. B. Polizey - Direktion in München sandte am 7.1.1842 einen frankierten Brief an die "Mairie", also das Bürgermeisteramt der Stadt Strasbourg im Elsaß. Auf den Inhalt gehe ich später ein - er ist rein staatsdienstlich. Daher war der Brief auch zurecht mit der Franchise R.S. unten links zu versehen, was die Portofreiheit in Bayern zwingend nach sich zog. Weil man aber nicht wollte, dass der Brief vlt. in Frankreich als portopflichtig anzusehen wäre, notierte man ursprünglich unten links "franco Gränze".

Dann aber entschied man sich um und nahm den Brief wieder zurück. 3 Tage später erschien man wieder auf der Bildfläche, jetzt aber mit gestrichenem Vermerk "... Gränze", beließ aber das "franco", so dass man in Bayern gebührenfrei blieb, aber das französische Franko tragen wollte. So zeigt uns die Siegelseite im Nenner für Bayern die klassische NULL - Paraphe, also nichts bezahlt worden, weil portofrei, aber im Zähler das Franko eines einfachen Briefes in den 1. französischen Rayon mit 6 Kreuzern, die von Strasbourg später korrekt in 2 Decimes reduziert worden sind.

Welche Probleme die Post damals bei solchen sehr seltenen Briefen hatte, wird deutlich, dass ein C.B.R.4 - Stempel abgeschlagen wurde, aber auch zwei Abschläge des P.P. - Stempels angebracht wurden. Der 1. weist auf einen bayer. Portobrief aus dem 4. Rayon (München) nach Frankreich hin, die beiden anderen aber auf einen voll frankierten Brief, wie er es auch tatsächlich war. Das liegende X verdeutlichte nochmals die Frankatur.

Inhalt: "Die Polizey - Vorschriften für die Eisenbahn betreffend.

Höheren Auftrage zu Folge, gibt man sich die Ehre, um gefällige Mittheilung der Polizey - Vorschriften für die von der Stadt Strasburg ausgehende Eisenbahn das freundliche Ansuchen zu stellen, und erbietet sich unter Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung zu den bereitwilligsten Gegendiensten. München den 7ten Jaenner 1842 - In Geduld".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:37:11 Gelesen: 249785# 374 @  
Liebe Freunde,

bei folgender Briefrosine wäre mir Hilfe recht:



Geschrieben vom Kreiß- und Stadtgericht Ansbach am 5.11.1825 als Armen - Sache (!!) An das Kaiserlich französische Bezirksgericht zu Valencienne, wurde der Brief in Nürnberg mit dem Gewicht von 11g (oben links) verwogen und mit 26 Kreuzern Porto taxiert. Dazu setzte Nürnberg als Kartenschlußpoststelle unter "Valencienne" den Vermerk "par Rheinbaiern", wollte also die Leitung über Strasbourg vermeiden und präferierte hier Forbach.

Dann aber strich jemand die 26, sandte den Brief aber über Forbach, wie man am Stempel "BAVIERE PAR FORBACH" sehen kann, also doch die Leitung über die Rheinpfalz und Saarbrücken (Preussen).

In Valenciennes kam der Brief auch an, wurde jedoch siegelseitig mit einem Deboursé - Stempel 57 VALENCIENNES versehen (am 19.11.1825).

Frontseitig lese ich neben "An" noch "Dr de L´Hospice".

Leider kann ich den Brief nicht öffnen, ohne ihn zu beschädigen, sonst würden wir den sicher nicht uninteressanten Inhalt kennen.

Eine Armensache nach Frankreich hatte ich bisher noch nie gesehen und dieser Brief wird die Krönung meiner Sammlung Armensachen darstellen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.02.2019 16:29:43 Gelesen: 248979# 375 @  
Liebe Freunde,

einfach mal beboten und gekauft, ohne etwas gesehen zu haben vom Jahr - dann den Brief geöffnet und festgestellt, dass ich Glück hatte:





Hof, 13.3.1869 nach Burtscheid bei Aachen, dort 2 Tage später angekommen.

Am 9.3.1869 wies Bayern seine Poststellen an, die Mühlradstempel von den Schaltern zurück zu ziehen und der Materialverwaltung zu überstellen. Diese Order kam vlt. am 10.3., oder spätestens am 11.3.1869 an und wurde en masse auch beachtet. Hier aber nicht, obwohl die bayer. Beamten von Hof die absolute Elite des Königreichs waren.

Schön zu sehen, dass der späte offene 211 von Hof, eine nette Sondertype, schon etwas verschlissen war und es wohl nicht ins neue Jahr geschafft hätte. So kann man sich auch über kleine Dinge sehr freuen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.02.2019 09:00:16 Gelesen: 248559# 376 @  
Liebe Freunde,

wenn man nicht innen rein schaut, kann man auch nichts sehen. So ergeht es vielen Sammlern, die oft erstaunt sind, welche Rosinen vor ihnen liegen und die sie achtlos beiseite legen in Unkenntnis ihrer postalisch interessanten Eigenschaft(en).



Äußerlich haben wir es hier mit einem Dienstbrief "An die Kirchenverwaltung Berglern, Post Moosburg" zu tun, der mit R.S. und der dazu gehörigen Expeditionsnummer versehen wurde. Die Nennung des Absenders vorne hatte man vergessen, aber immerhin war er mit dem Dienstsiegel verschlossen worden.

Sein Reiz offenbart sich aber erst im Innenern, lesen wir doch dort folgendes:

Lieferschein über 15 f 13 x zehnfünf Gulden, dreizehn Kreuzer, welche unterfertigte Kirchenverwaltung von der Kirche Berglern als Conkurrenz - Beitrag erhalten hat.

Kirchenverwaltung Trudering den 1ten September 1860

Mathias Kreuzer Kirchenpfleger".

Hier sehen wir mal wieder, dass unterschieden werden muss zwischen einem Post - Liefer - Schein bzw. einer Retour - Recepisse und einem Dienstbrief, auch wenn dieser in seiner Funktion den beiden Vorgängern entsprach.

Dergleichen Belege hab es damals sicher zuhauf - nur haben sich nicht so viele erhalten, wie es der Postgeschichtler gerne hätte, daher bin ich froh, diesen hier zum Dumpingpreis geschnappt zu haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.02.2019 10:32:54 Gelesen: 248100# 377 @  
Liebe Freunde,

vom 20.7.1873 stammt eine Regierungs - Sache als portofreier Dienstbrief vom Bezirksamt Mellrichstadt an den Herrn Bürgermeister in Fladungen, wo der Brief noch am selben Tag ankam (waren auch nur 18 km).



Die Besonderheit lag in dem Zusatz unten links: "Dringend mit Recepisse". Nur bei Dienstbriefe galt "dringend" als Aufforderung per Express zu versenden - da es hier ein Brief in den Ort mit Postexpedition war, kostete der Expresse nichts. "Mit Recepisse" hieß mit Rückschein - dieser konnte angehängt gewesen sein (mit Bindfaden), dann wäre es eine postalische Retour - Recepisse gewesen, oder eine selbst gebastelte, die auch portofrei unter R. S. hätte laufen können, das weiß man so nicht und einen Inhalt hat der Brief auch nicht mehr - aber die Kombination von Dienst - Express und Recepisse ist schon auch bei Dienstbriefen nicht so häufig, als dass ich mir den hätte entgehen lassen wollen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.02.2019 20:31:42 Gelesen: 248025# 378 @  
@ bayern klassisch [#374]

Liebe Freunde,

ein weiterer Brief aus Ansbach nach Valenciennes, jetzt vom 29.8.1823, sorgte erneut für große Probleme. Via Nürnberg - Forbach - Paris nach Valenciennes. Dort taxiert, trotz "Armensache" mit 26 Decimes, wurde wohl die Annahme durch den Bürgermeister dort verweigert. Den Text unterhalb der Vorderseite kann ich leider nicht ganz lesen.



Hinten sehe ich 13, oben vorn 11 - diese Zahlen kann ich nicht deuten.

Jedenfalls scheint der Brief wieder zurück gelaufen zu sein und der Absender musste wohl 21 Kreuzer (?) bezahlt haben für einen Brief, der nicht ankam.

Für Hilfe bei der Beschreibung wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 16.02.2019 04:42:53 Gelesen: 247968# 379 @  
@ bayern klassisch [#378]

Hallo Ralph,

viel sehe auch ich nicht. Was ich lesen kann, ist: ref. par le xxxxxxxx du loi.

refusiert durch den (xxxxxx des Rechts), abgelehnt durch den (Rechts.. xxxxxx)

Liebe Grüsse
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 16.02.2019 08:21:04 Gelesen: 247952# 380 @  
@ SH-Sammler [#379]

Lieber Hanspeter,

vielen Dank für deine Hilfe - vlt. liest noch ein alter Franzose mit. Im Notfall kenne ich eine Französin, die aber abseits aller philatelistischen Pfade wandelt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 23.02.2019 11:12:01 Gelesen: 247264# 381 @  
Liebe Freunde,

auch Auktionshäuser halten für uns Sammler Belege bereit, die es in sich haben - so geschehen bei einem Brief aus Ulm von der Firma Steiner & Friedmann, der am 6.9.1860 geschrieben und am Folgetag in Neu - Ulm mit 6 Kreuzer frankiert aufgegeben wurde. Empfänger war die mechanische Baumwollspinn- und Weberei in Bamberg. Von Ulm aus hätte der Brief (180 km = über 20 Meilen) 9 Kreuzer Franko erfordert, von Neu - Ulm aus aber nur innerbayerische über 12 Meilen 6 Kreuzer, wie verklebt.





Interessant ist noch der Ankunftsstempel von Bamberg - den kann man lesen oder interpretieren, wie man will, aber auf 1860 käme ich nie. Das wieder mal zu den Daten, die als gesichtert gelten und ich muss sagen (wie weiland schon in einem früheren Rundbriefartikel von mir der ARGE Bayern klassisch), dass man auch hier aufpassen muss, Stempeldaten als Wahrheit zu erkennen, denn das kann man oft nicht (hier würde ich auf 1859 wetten, wenn ich nicht den Inhalt usw. hätte).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 23.02.2019 12:25:48 Gelesen: 247256# 382 @  
@ bayern klassisch [#381]

Hallo Ralph,

der Stempel ist beim Abschlag verrutscht und somit quasi zweimal abgeschlagen, sieht man schön unten bzw am Bindestrich bei "7 - 8" und auch am inneren Kreis. Die Jahreszahl 1860 ist auch zweimal verschoben abgeschlagen, und die beiden 0 übereinanderliegend sehen aus wie eine 9, aber die untere Null ist auch leicht rechts verschoben.

Lg, h.
 
bayern klassisch Am: 23.02.2019 12:38:45 Gelesen: 247249# 383 @  
@ bignell [#382]

Hallo Harald,

da hast du sicher Recht - aber prima vista hätte doch jeder von uns 1859 gesagt und ich habe auch zwei Mal schauen müssen, ob die Absenderangabe 1860 wirklich stimmt.

Danke fürs Mitschauen - immer gerne gesehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 02.03.2019 08:57:34 Gelesen: 246675# 384 @  
Liebe Freunde,



eine Fürstliche Dienst Sache bekommt man nicht jeden Tag zu Gesicht, selbst wenn sie aus St. Emeran in Regensburg stammt - aber aus dem Jahr 1851 hatte ich noch keine, daher lief mir diese zu. Gerichtet war sie an das Thurn und Taxische Rentamt (Finanzamt heute) Buchau. Da Taxis mit all seinen Behörden in Bayern portofrei gestellt war, kostete der Brief nichts. Am 11.6.1851 aber war Württemberg noch taxisch und ich kenne Briefe davor, die für die württembergische Strecke taxiert wurden (oft 6 Kreuzer).

Weiß jemand, ab wann dergleichen Briefe auch in Württemberg portofrei belassen wurden?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.03.2019 09:09:05 Gelesen: 246672# 385 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Traunstein vom 5.12.1841 nach Langenau bei Ulm im Württembergischen ist ein kleiner Knobler für mich.



Taxiert mit 10 Kreuzer Porto bis zur bayer. - württembergischen Grenze bei Neu-Ulm / Ulm, kam nur noch 1 Kreuzer Botenlohn dazu (Bleistiftnotierung und daher nicht von der Post, die dergleichen nicht vornehmen durfte), so dass ich denke, dass die 10 Kreuzer bis Neu-Ulm berechnet wurden nach dem Inlandstarif vom 1.12.1810 und Ulm = Württemberg hier gar nichts bekam, obwohl Briefe umgekehrt von Ulm nach Bayern für Ulm immer ein Porto kosteten. Immerhin liegt Langenau ca. 10 km von Ulm entfernt.

Siegelseitig nur der Distributionsstempel von Ulm vom 7.12.1841.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.03.2019 10:15:06 Gelesen: 246141# 386 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich eine kleine Spezialität zeigen, die mir die Bucht ermöglicht hat.



Ein Brief aus Geislingen mit dem nicht häufigen Stempel GEISLINGEN R.3. = 3. Rayon zu Frankreich, bekannt unter der Nr. 1105.3 bei Feuser. Die Besonderheit Geislingen war es, dass man zuvor württembergisch war, aber 1803 bayerisch wurde. Zuvor gab es zwei Rayonstempel GEISLINGEN R.2, also im 2. (näheren) Rayon zu Frankreich; aber als man bayerisch wurde, fiel man in den 3. (entfernteren) Rayon zu Frankreich, obwohl sich die Plattentektonik dort sicher nicht anderes abspielte, als im übrigen Bayern. Immerhin ist der Stempel so bis 1808 bekannt und wurde dann von einem ohne Rayonangabe (warum auch immer, war ja Vorschrift) abgelöst, der dann wiederum 1810 von einem mit Rayonangabe abgelöst wurde. Alles ein bisserl verwirrend dort.

Final kam Geislingen dann 1810 unter württembergische Oberhoheit, wo man auch verblieb.

Der hiesige Brief war gerichtet an Herrn Maximilian Emanuel, Reichfreiherrn von Rechberg und Rothenlöwen in München, wo er am 3.2.1806 mit Präsentationsvermerk versehen seinem hohen Herrn ausgehändigt wurde.

Ein Porto fiel nicht an, das versteht sich bei dem Empfänger von selbst - siegelseitig ist nichts, nur ein undefinierbares Trockensiegel.

Zum Empfänger des Briefes:

https://www.geni.com/people/Maximilian-Emanuel-Graf-von-Rechberg-und-Rothenl%C3%B6wen/6000000004097643383

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Stamps99 Am: 09.03.2019 14:18:56 Gelesen: 246066# 387 @  
Hallo,

aus der umfangreichen Korrespondenz des Tuchhändlers Nicolaus zum Stein aus Memmingen/Kempten ist auch bei mir ein Brieflein gelandet. Es ist im Feb. 1800 samt Unterbund von Augsburg mit der Reichspost nach Kempten befördert worden.



Wenn ich den Inhalt richtig lese, waren Stoffmuster angehängt. Der Brief war vorausbezahlt, leider ist weder das Franco noch das Gewicht notiert. Nach dem Tarif von 1784 wären für einen einfachen Brief 4Kr angefallen - gab es damals schon Moderationen für Warenproben? Augsburg führte schon lange Stempel - warum ist keiner abgeschlagen?

Gruß Ralf
 
bayern klassisch Am: 09.03.2019 14:26:13 Gelesen: 246061# 388 @  
@ Stamps99 [#387]

Hallo Ralf,

ich habe die liebe und kompetente Adriana von deinem Brief informiert und hoffe, dass sie uns hier schlauer macht.

Meines Erachtens war das hier ein Fahrpostbrief - siehe die Manualnummer oben rechts. Daher auch kein Poststempel (hatte nur die Briefpost) und die fehlende Franko - Notation (Fahrpost war notierungsfaul).

Aber Adriana wird alles wissen, nicht nur Bruchstücke wie ich.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Stamps99 Am: 09.03.2019 14:58:37 Gelesen: 246052# 389 @  
@ bayern klassisch [#388]

Hallo Ralph,

der Scan läßt sich besser lesen als das Original - hätte ich besser vorher dem Fragen mal gelesen.

Mit dem Paketbegleitbief hast du Recht: Es war ein Paket mit Waren angehängt, die nach zuvor von zum Stein geschickten Mustern zusammengestellt waren.

Schade, dass die Fahrpost faul war. :-)

Gruß Ralf
 
bayern klassisch Am: 21.03.2019 21:33:18 Gelesen: 245434# 390 @  
Liebe Freunde,

auch wenn meine Contraventionssammlung der Vormarkenzeit klein und unbedeutend ist, muss ich jedoch erkennen, dass Briefe, die in dieses thematische und zeitliche Spektrum fallen (1.1.1806-31.10.1849) nicht häufig sind. Insbesonders dann nicht, wenn es gilt, Verfehlungen der bedeutenderen Poststellen wie der Hauptbriefpostexpeditionen zu belegen.



Ein Brief aus Nürnberg vom 30.8.1842 wurde am Folgetag aufgegeben und der dortige Beamte rechnete ein Porto von 10 Kreuzern aus - wie immer in blauer Tinte, die sonst in Bayern um diese Zeit keiner hatte. Der Brief an die Firma Göhl seelige Erben in Hindelang bei Kempten kostete aber 12 Kreuzer, so dass eine uns unbekannte Hand diese Taxe später korrigierte. Dazu kamen 2 Kreuzer Botenlohn von Kempten bis Hindelang, so dass er den Empfänger total 14 Kreuzer kostete.

Die schöne Rechnung mit nettem Vordruck des Kaufmannssiegels hielten mich auch nicht vom Kauf ab. Jetzt gilt es noch einen vergleichbaren Brief einer anderen Hauptbriefpostexpedition zu finden, am besten einen Frankierten, der auch falsch berechnet worden war. Aber ich fürchte, das kann noch ein wenig dauern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.04.2019 21:05:25 Gelesen: 244910# 391 @  
Liebe Freunde,

der hier gezeigte Brief dürfte Probleme haben, auch nur irgendeinen Schönheitspreis zu gewinnen, weil er schon an der Vorauswahl des lokalen Blindenclubs scheitern dürfte. Aber ich habe ihn trotzdem genommen, weil er eine kleine Geschichte erzählen kann und das kann halt mal nicht jeder Brief.



Verfasst wurde er in Wallerstein und gerichtet war er an Herrn Ad(olf) Leyerer in Nensling bei Thalmässing. Am 14.8.1860 geschrieben, lag er mit einer passablen 3 Kreuzer blau am Folgetag auf dem Tisch und wurde recht gut gestempelt. Allerdings strich man den Vermerk "Thalmässing" aus und notierte "per Weissenburg".

Das heute Nennslingen genannte Dorf lag zwischen den Orten Thalmässing und Weißenburg, erhielt aber erst zum 1.7.1865 eine eigene Postexpedition, so dass es möglich sein konnte, dass es von einer Postexpedition zur anderen "gewandert" ist, weil es Umstrukturierungen gegeben haben könnte.

Interessant ist siegelseitig der Stempel der Güter Expedition Nördlingen vom 15.8. und der Ankunftsstempel von Weißenburg vom 17.8.. Es gibt noch einen völlig unlesbaren Halbkreiser, den ich Thalmässing zuweisen würde und der erklärte, warum der Brief so lange unterwegs war.

Stempel der Königlichen Güter - Expeditionen (K.G.E.) hatten eigentlich auf Briefen nichts zu suchen, kamen aber hin und wieder vor - im Rahmen eines Transits sind sie nicht häufig zu beobachten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.04.2019 21:16:39 Gelesen: 244908# 392 @  
Liebe Freunde,

weil eine sehr angenehme Dame dieses Forums, wer wird nicht verraten, Zurückhaltung übte, gelang es mir, diesen hier zu schnappen:



Verfasst in Münchberg am 26.11.1823 von Johann Friedrich Roeßler lief er an Nikolaus Zumstein & Söhne, derzeit in Ulm residierend. Die Absendung dieses Briefes erleichterte die Tatsache, dass er jemanden hatte, der ihn im näher zu Ulm gelegenen Nürnberg als Portobrief aufgab, wofür die dortige Hauptbriefpostexpedition 6 Kreuzer mit blauer Tinte ansetzte. Bei einer regulären Leitung hätte er dann auch nicht 4 Kreuzer für Württemberg gekostet, sondern deren 2, aber Bayern hat ihn nicht direkt ausgetauscht, sondern wo anders über die Grenze gehen lassen, so dass die Taxispost in Württemberg noch 2 Kreuzer extra kassieren durfte und in summa der Empfänger mit 10 Kreuzern belastet wurde.

Münchberg - Ulm wären 237 km gewesen = gut 36 Meilen und das hätte damals ein Porto von mind. 12 Kreuzern nach sich gezogen (exakt gerechnet sogar 14 Kreuzer, aber man war damals großzügig mit der Vermessung des Königreichs gewesen).

Nürnberg - Ulm waren 141 km gewesen = knapp 19 Meilen, was bei idealer Leitung 8 Kreuzer ergeben hätte. Um auf 6 Kreuzer zu kommen, muss man die Post zu Ungunsten der bayerischen Postkasse schnell nach Württemberg geleitet haben, wodurch sich die kürzere Entfernung für Bayern und die größere für Württemberg ergab. Generös die einen, sparsam die anderen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.04.2019 21:25:17 Gelesen: 244905# 393 @  
Liebe Freunde,

einen solchen Brief hatte ich zuvor auch noch nicht in Händen: Absender ?? gerichtet "An die großherzoglich hessische Cabinetts - Cassa - Verwaltung in Darmstadt" mit der Beisetzung NULL fr(anco). Leider ohne Inhalt heute, so dass man nicht mehr feststellen kann, wer alles verfasst hatte.



Die Aufgabepost in München akzeptierte ihn so am 18.2.1851 und ließ ihn untaxiert abgehen (Marken hätten eh keine verwendet werden dürfen, da dieser Teil Hessens erst später in den DÖPV aufgenommen wurde).

Laut Siegelseite mit dem 2. Bestellgang am 20.2.1851 zugestellt - alles in allem recht unspektakulär das Ganze, aber ungewöhnlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.04.2019 09:44:28 Gelesen: 244355# 394 @  
Liebe Freunde,

Dienstbriefe der Pfalz nach Frankreich sind nichts Besonderes - aber immer nett anzusehen.

Hier zeige ich einen aus Bergzabern vom 8.10.1863 nach Strasbourg, der nicht, wie man annehmen könnte, über den Kartenschluss Wissembourg (nur 8 km entfernt!) lief, sondern durch die Südpfalz nach Baden und von dort mit der Bahn nach Süden Richtung Kehl, wo er über den Rhein nach Strasbourg kam und dort den Stempel BAVIERE 1 STRASB. erhielt.



Wer eine gepflegte Pfalz - Frankreich - Sammlung hat, kann vlt. weitere Stücke mit dieser Leitung, oder welche über Wissembourg zeigen, damit man u. U. eine Systematik erkennen kann. Den B.S.P. - Stempel von Bad Bergzabern kennen wir in ca. 30 Abschlägen, so selten ist er also nicht, auch wenn das hier optisch ganz gut zusammen spielt, wie ich finde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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