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Thema: Österreich: Briefe mit Schuschnigg Vignetten oder Handwerbestempeln
dietbeck Am: 16.10.2015 17:57:44 Gelesen: 6744# 1 @  
Ein mutiger Brief ?

Hallo,

ich wollte mal den gezeigten Brief zu Diskussion stellen.

Die Fakten: Der Brief lief am 11.11.38 von Österreich in das Deutsche (Dritte) Reich. Zu diesem Zeitpunkt war der "Anschluss" Österreichs (11.3.38) bereits vollzogen.

Der Brief trägt zwei, sicherlich private, politische Stempel, die durchgestrichen, sprich zensiert, sind. Einer lautet "Mit Schuschnigg für ein freies Österreich? Ja!" und der andere "Jeder Österreicher...", leider ist der Rest nicht zu entziffern.

Schuschnigg war der letzte Bundeskanzler Österreichs bis es zum Anschluss kam. Danach wurde Schuschnigg als Schutzhäftling inhaftiert und erst 1945 durch die Amerikaner befreit.

Insofern ist der Brief sicherlich mutig, da sowohl Absender als auch Empfänger mindestens einen Besuch der Gestapo riskierten. Kann jemand vielleicht etwas Hintergund zu so einem Brief liefern. Von wem könnten die Stempel stammen ? Als Absender ist ein G.B. Eisz. angegeben, interessanterweise ohne genaue Adresse, sondern lediglich "Stmk. Österr.". Ist der Absender irgendwie historisch bekannt, oder auch der Empfänger, vielleicht im Rahmen von Widerstand ?

Freue mich über alle Hinweise zu dem Beleg

dietbeck


 
bignell Am: 16.10.2015 18:15:42 Gelesen: 6723# 2 @  
@ dietbeck [#7]

Hallo dietbeck,

ich glaube nicht dass man damals in Österreich schon eine Vorstellung davon hatte, was kommen würde. Der Absender hat das vielleicht eher als "normales" politisches Statement gesehen. Wobei die Zeiten unter Schuschnigg auch nicht so rosig gewesen sein sollen.

Kannst Du einen grösseren Scan einstellen?

Lg, harald
 
Franz G. Am: 16.10.2015 18:47:16 Gelesen: 6695# 3 @  
@ dietbeck [#7]

Hallo dietbeck,

bei den Schuschnigg-Stempeln handelt es sich um Handwerbestempel der österreichischen Post. Es gibt auch Maschinenstempel aus Wien (diverse Postämter), Graz, Linz, Eisenstadt, Klagenfurt, Salzburg, Innsbruck und Bregenz. Die Handstempel wurden bei Postämtern verwendet die keine Stempelmaschinen im Einsatz hatten. Verwendet wurden diese Stempel überwiegend am 11.03.1938. Es gibt aber auch Abstempelungen vom 10. bzw. 12.03.1938.

Ich zeige hier noch ein paar Briefe aus Amstätten, Wiener Neustadt und Wien. Dabei ein Brief von Wien nach Prag.

lg, Franz




 
dietbeck Am: 16.10.2015 20:21:09 Gelesen: 6620# 4 @  
@ Franz G. [#9]

Super, vielen Dank für die schnelle Aufklärung. Mit den richtigen Hintergründen lässt sich ein Beleg einordnen.

1. Mein Beleg ist vom 11.III.38 und nicht vom 11.11.38. Nach dem Motto: Ich sehe nur, was ich weiss.

2. Der Beleg ist in Eisenerz abgestempelt, was sich auch mit den Erklärungen von Franz G. sicher ermitteln lässt.

3. Wenn die Stempel nur 3 Tage abgegeben wurden, schonmal sicher nicht häufig.

4. Ist auch leicht erklärbar, dass die Stempel sofort mit dem Anschluß von den Nazis verboten bzw. eingezogen wurden.

5. Meine Behauptung zu Absender und Empfänger sind re Gestapo sind natürlich falsch, da es sich ja von der Post aufgebrachte Stempel handelt.

6. Dass die Stempel im Deutschen Reich geschwärzt wurden, ist natürlich auch zwecks politischer Gesamtwetterlage klar.

Insgesamt für mich schöne Belege, die politische Zeitgeschichte in der Philatelie widerspiegeln.

Danke für's Zeigen Franz G

dietbeck
 
dietbeck Am: 17.10.2015 20:45:17 Gelesen: 6498# 5 @  
Dazu passend bei Gärtner:

http://cat.auktionen-gaertner.de/?FTSearchHTML|Name=DetailsA&Cat=GP&NID=1403110&Phase=&Lang=DE&DB=PHILNET\GAERTNER\GPKATAUK&CID=1&SessionID=MwMAndz0ZxfWJXcV7nAS

dietbeck
 
Richard Am: 19.10.2015 09:27:05 Gelesen: 6401# 6 @  
@ dietbeck [#5]

Der von Dietbeck gezeigte Link weist auf eine Sammlung vom Schuschnigg Belegen hin, die vom Auktionshaus Gärtner für 3.000 Euro Ausrufpreis angeboten wird. Hier die Beschreibung:

1938, umfangreiche Spezialsammlung der Propaganda-Stempel "Mit Schuschnigg für ein freies Österreich? Ja!" (171 Belege) bzw. Maschinenstempel '1 WIEN 1 MIT SCHUSCHNIGG FÜR EIN FREIES ÖSTERREICH? JA!' (3 Belege) im Ringbinder auf selbstgestalteten Blättern ausstellungsmäßig aufgemacht mit insgesamt 174 Briefen, Ganzsachen und Ansichtskarten dabei zahlreiche verschiedene Typen, Farben, Besonderheiten wie Einschreiben, inter. Verwendungen, verschiedene Stempeldaten und Orte mit Admont, Amstetten, Baden bei Wien, Bischofshofen, Bludenz, Bruck a.d. Leitha, Bruck an der Mur, Dölsach, Eisenerz, Enns, Feldkirch, Freistadt, Gedersdorf, Graz, Hainburg a.d. Donau, Hall/Tirol, Hartberg, Horn, Innsbruck, Kirchdorf an der Krems, Krems a.d. Donau, Kremsmünster, Kufstein, Laa-Zellerndorf, Landeck, Leibnitz, Lienz, Liesing, Liezen, Marchegg, Mistelbach, Mödling, Purkersdorf, Radstadt, Retz, Ried im Innkreis, Salzburg, St. Pölten, Schärding, Scheibbs, Schruns, Semmering, Steyr, Steyrermühl, Stockerau, Trieben, Velden am Wörthersee, Villach, Voitsberg, Wels, Wiener Neustadt sowie zahlreiche verschiedene Postämter in Wien sowie im Anhang noch einige Propagandablätter zum Thema etc., eine außergewöhnliche und mit viel Liebe zusammengetragene Sammlung und in dieser Art wohl kaum wiederbeschaffbar - bitte unbedingt besichtigen! (A)

Schöne Grüsse, Richard
 
Günther123 Am: 04.04.2021 14:42:09 Gelesen: 2927# 7 @  
Poststück Österreich/Italien 1936 mit Schuschnigg Vignette

Hallo,

ich bin mir nicht sicher in welche Kategorie das gehört. Mischfrankatur mit Italien unter Verwendung der Schuschnigg-Vignette - (dürfte mit der damaligen "Freundschaft" Österreich-Italien zusammen gehangen sein) gesandt von Rom nach Wien an die "Väterländische Front".

Kann mir irgendjemand weiterhelfen an wen genau die Karte gegangen ist bzw. ob man den Absender irgendwie eingrenzen kann. Vielleicht gab es ja eine offizielle Delegation? Das Hotel Plaza gehört ja zu den ältesten und renommiertesten Hotels in Rom und war wohl auch 1936 nicht ganz günstig.

Beste Grüße
Günther


 
hajo22 Am: 04.04.2021 15:25:40 Gelesen: 2912# 8 @  
@ Günther123 [#7]

Zu Deinen Fragen kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. Vielleicht findest Du Informationen bei google.

Neben den Vignetten gab es auch "Propagandastempel" für Schuschnigg.

Ich kann einen Brief aus Wien vom 11.11.1938 mit Parolen zeigen. Der Brief lief nach Troppau (Sudetenland).



"Mit Schuschnigg / für ein freies Österreich? / Ja!"



"Jeder Österreicher / stimmt mit Ja!"

hajo22
 
BANANA60 Am: 04.04.2021 16:31:58 Gelesen: 2901# 9 @  
@ Günther123 [#7]

Bei den Schuschnigg-Vignetten (5 Werte in verschiedenen Farben zu 5, 10, 20, 50 Gr. und 1 S.) handelt es sich um briefmarkenähnliche Wahlwerbevignetten der "Vaterländischen Front". Diese kommen auf Sendungen zwar vor, hatten aber keinerlei Frankaturcharakter.

Offensichtlich handelt es sich bei dieser Sendung um eine Grußkarte eines Mitglieds oder Sympathisanten.

Liebe Grüße
Harald
 
Günther123 Am: 05.04.2021 11:34:03 Gelesen: 2845# 10 @  
Hallo

vielen Dank für die Rückmeldungen.

2015 wurde im Wiener Dorotheum ein ähnliches Stück angeboten, datiert mit 4.10.1936, also 4 Tage zuvor und ebenso aus Rom.

Ich begebe mich weiter auf die Suche, vielleicht findet sich ja ein Zusammenhang.

lg Günther


 
hajo22 Am: 05.04.2021 16:44:00 Gelesen: 2813# 11 @  
@ hajo22 [#8]

Zu [#8]: Das Stempeldatum lautet korrekt: 11.3.1938. Sorry.

hajo22
 
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