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Thema: Druckverfahren bei Ganzsachen - Digitaldruck vs Offsetdruck
HG Am: 23.10.2015 16:27:45 Gelesen: 8519# 1 @  
Ich habe einige moderne Ganzsachen, bei denen ich nicht sicher bin, ob sie in Digitaldruck oder Offsetdruck produziert wurden. Die Druckfarben sind nicht erhaben und glänzen auch nicht. Wer kennt sich mit der Unterscheidung von Digitaldruck und Offsetdruck anhand des Druckergebnisses aus?
 
Vernian Am: 23.10.2015 18:12:52 Gelesen: 8500# 2 @  
Hallo,

ich erlaube mir mal aus einem Online-Fund zu zitieren:

Im Offsetverfahren werden die gewünschten Farbtöne durch Rasterpunkte erreicht. D.h. die 4 Offsetgrundfarben (Blau, Rot, Gelb, Schwarz - CMYB) werden in bestimmten Dichten nebeneinander/übereinander gedruckt, verschwimmen so vor dem menschlichem Auge und werden als Fläche wahrgenommen. Rasterpunkte sind bei guter technischer Voraussetzung immer rund.

Digitaldruck erfolgt mit Laserdruck Technologie. Diese wird ebenfalls durch Täuschung des Auges mit Farbpunkten erreicht, nur sind die Punkte nicht rund, sondern mehr länglich und wirken bei schwachen Farben nicht so kräftig.

Ein weiterer Vorteil im Offset Verfahren: Es können Sonderfarben als Fläche gedruckt werden,z.B. ein helles, sauberes Grün, im Digitaldruck ist sowas ein Gemisch aus Rot, Gelb, Blau. Die Technik wird aber immer besser, was dies betrifft.

Ergänzend würde ich sogar hinzufügen: Im Digitaldruck sind die Rasterungen /Rasterpunkte inzwischen oftmals sogar feiner bzw. kleiner als im Offset, und es fehlt Ihnen in starker Vergrößerung erkennbar die "Gruppierung" der Farbpunkte.

Zum erkennen kann man den Versuch machen entweder mit einer sehr starken Lupe, ich selbst nehme ein kleines Fernglas (8fach) und schaue verkehrt herum hindurch.

Eindeutiger ist es wenn man einen Scanner hat, ab 600 dpi aufwärts sollte man damit die besten Ergebnisse erzielen.

Anbei ein Scan (1200 dpi) mit Links ein Teil der BRD MiNr. 3014 - die Wertziffer ist schön flächig, alles drum herum ist in Rasterpunkten (Achtung, der einfarbige Schriftzug "Deutschland" auf dieser Marke ist trotzdem gerastert obwohl einfarbig). Rechts eine Marke im Digitaldruck- hier ist selbst der einfarbige Schriftzug gerastert und somit unscharf.

Hoffe ich konnte weiter helfen.

Vernian


 
HG Am: 26.10.2015 14:29:31 Gelesen: 8426# 3 @  
Hallo Vernian,

herzlichen Dank für die Mühe, die Sie sich für meine Frage gemacht haben. Es ist schon mal eine große Hilfe. Ich melde mich noch einmal, wenn ich die Belege wieder zur Hand habe.

HG
 
Franz G. Am: 27.10.2015 02:36:59 Gelesen: 8378# 4 @  
@ HG [#1]

Hallo HG,

der wichtigste Unterschied zwischen Offsetdruck und Digitaldruck ist die Art wie die Übertragung der Vorlage auf das Papier erfolgt.

Beim Offsetdruck wird die Farbe mittels Druckplatte über ein Gummituch auf das Papier übertragen. Auf Neudeutsch spricht man von einem Impactverfahren (Berührungsdruck).

Beim Digitaldruck gibt es keine Druckplatte, sondern nur eine digitale Datei. Es gibt beim Digitaldruck zwei verschiedene Verfahren, bei denen die Farbe auf unterschiedliche Art auf das Papier übertragen wird.

1. Laserdruck; die trockenen sehr feinen Farbpartikel (Farbstaub) werden mit Hilfe von elektrostatischer Ladung auf das Papier aufgetragen. Mittels Laser wird die statische Aufladung des Papiers auf Stellen die keine Farbe abbekommen sollen wieder aufgehoben. Anschließend wird die Farbe mittels einer Heizwalze auf dem Papier fixiert.

2. Tintenstrahldruck; die flüssige Farbe wird mittels Düsen auf das Papier aufgesprüht.

Bei beiden Verfahren wird die Farbe also nicht auf das Papier aufgedruckt, man spricht also auf Neudeutsch von non Impactverfahren (Druck ohne Berührung).

Beim Offsetdruck können sowohl vollflächige wie auch gerasterte Bildflächen gedruckt werden.

Beim Laserdruck können wie beim Offsetdruck auch sowohl vollflächige wie auch gerasterte Bildflächen gedruckt werden.

Beim Tintenstrahldruck werden aufgrund der Technischen Voraussetzung (mehrere Farbdüsen) nur gerasterte Flächen geduckt.

In der Praxis lassen sich die einzelnen Druckverfahren an dem typischen Erscheinungsbild unterscheiden.

Offsetdruck: Relativ glatte Ränder bei Flächen und Rasterpunkten, eine gewisse Ausfransung der Ränder lässt sich durch die zerfließenden Farben nicht vermeiden.



Digitaldruck: Es zeigt sich eine typische Ausfransung der Ränder sowohl bei Flächen wie auch bei Rasterpunkten durch die sehr feinen (Staub)Farbpartikel. Dazu kommen immer wieder einzelne Farbpartikel, die überall ohne festen Platz vorkommen können.





Tintenstrahldruck: Bei Flächen lassen sich fast immer die Rasterpunkte erkennen. Darüber hinaus ergeben sich bei den Rändern von Flächen das typische Zickzack Muster ähnlich wie beim Rastertiefdruck. Die Rasterpunkte sind relativ gleich groß. Eine minimaler Größenunterschied durch starken Farbauftrag kann vorkommen (durch zerfließen der Farbe).



Ich hoffe die Erklärungen und Bilder helfen dir beim Erkennen der einzelnen Durcktechniken weiter.

Gruß,Franz
 
Altmerker Am: 16.02.2021 19:17:33 Gelesen: 3169# 5 @  
Hallo,

heute sandte mir ein Mitglied der von mir geführten Motivgruppe Papier und Druck sein aktuelles Buch. Der erste Blick, auch wenn es "po polsku" ist, ein sehr guter und umfangreicher Rundblick auf die Druckkunst!

Sehr zu empfehlen!

Die Monographie kann man günstig erwerben.

Viele Grüße und Dank an Stefan, der die Literatur bereichert.
Uwe


 
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