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Thema: Transitpost aus Russland
doktorstamp Am: 27.08.2008 16:41:23 Gelesen: 13966# 1 @  
Die unten gestellten Frage habe ich per Email erhalten. Zeitlich bezieht sie sich auf das 19Jh.

"Ich habe eine Frage an Sie, ich suche etwas zum Schiffspostverkehr zwischen Italien und Malta - Transitpost aus Russland betreffend. Wie war die Portoverrechnung aus den Seehäfen Messina oder Brindisi nach Malta, in Conventions-Münze oder wurde das auf Malta extra bezahlt?"

Für Information hierzu bin ich sehr dankbar.

mfG

Nigel
 
reichswolf Am: 27.09.2009 01:57:09 Gelesen: 13606# 2 @  
Leider kann ich doctorstamp auch nicht helfen, habe jedoch ebenfalls Fragen zur Transitpost aus Rußland und hänge mich damit hier an.

Den folgenden Beleg besitze ich schon seit einiger Zeit, kann ihn jedoch mangels Literatur nicht komplett deuten. Klar ist lediglich der Laufweg:

- aufgegeben wurde der Brief in Odessa am 30.12.1860 (jul. Kalender) bzw dem 11.01.1861 (greg. Kalender)
- am 19.01.1861 (ab hier alle Daten nach dem greg. Kalender) erhielt der Brief auf der Bahnstrecke Myslowitz-Breslau den Stempel AUS RUSSLAND EISENB.POST BÜR.V.
- in Aachen kam der Transitpostnummernstempel P.35. dazu, welcher für Briefe aus Russland nach Frankreich bestimmt war
- am 21.01. erhielt der Brief dann in Frankreich vorderseitig den Transitpoststempel PRUSSE 2 VALENCIENNES 2 und rückseitig die Stempel PARIS 3 (66) 3 (wenn ich ihn richtig lese) und PARIS 3 POSTE RESTANTE 3 sowie den Schreibschriftstempel Porto.

Unklar sind mir die Bedeutungen der Vermerke mit Blaustift sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite und die rot-braune 2 sowie der schwarze Stempel 22 vorne. Ich gehe davon aus, daß alle diese Dinge zur Taxierung des Briefes gehören, doch welche Postverwaltung hat hier welchen Stempel bzw. Vermerk aufgebracht, welche Währungen sind jeweils gemeint? Zudem interessiert mich, welche Postverwaltung wie viel für ihre Dienst bekam. Und wenn es sonst noch etwas zu dem Beleg zu erzählen geben sollte, nach dem ich mangels weiterer Kenntnisse nicht mal gefragt habe, scheut euch nicht, mich aufzuklären. :-)

Falls es hilft, der Brief wiegt 6 g.



Vielen Dank für jede Hilfe schon im voraus!

Beste Grüße,
Christoph
 
bayern klassisch Am: 27.09.2009 17:13:42 Gelesen: 13573# 3 @  
Hallo Christoph,

dein Brief wog mal 16,66 g, war also schwerer als heute. Inhalt waren vermutlich Tratten oder Wechsel.

Der Brief wog somit zweifach, womit sich die "2" erklärt.

Der einfache Briefe kostete 10 Silberkopeken für Rußland und 3 Silbergroschen für Preußen. Da es ein Doppelbrief war, kostete er somit 20 Silberkopeken = 6 Sgr. für Rußland und 6 Sgr. für Preußen.

Mit 12 Sgr. belastet wurde er von der französischen Bahnpost in Valenciennes übernommen und als Doppelbrief mit 22 Decimes belastet. Ein einfacher Brief hätte 11 Decimes gekostet. 1 Sgr. wertete etwa 1,25 Decimes.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
reichswolf Am: 27.09.2009 17:45:45 Gelesen: 13564# 4 @  
Hallo bayern klassisch,

tausend Dank für die gewohnt kompetente Erklärung des Beleges! Jetzt kann ich ihn endlich vernünftig beschrieben ins Album packen.

Beste Grüße,
Christoph
 
bayern klassisch Am: 16.04.2013 12:03:39 Gelesen: 12122# 5 @  
Liebe Sammlerfreunde,



heute möchte ich einen Brief der 2. Gewichtsstufe zeigen, der von St. Petersburg am 13.12.1861 (jul. Kalender) abging und nach Bellinzona gerichtet war. Als Portobrief der 2. Gewichtsstufe (über 1 bis 2 Loth) kostete er bis zur preußischen Grenze 2 mal 10 Kopeken = 20 Kopeken = 6 Silbergroschen, die siegelseitig vom preussischen Eisenbahnpostbureau Eydkunnen - Bromberg notiert wurden. Diese 6 Sgr. für den ausländischen Portoanteil waren in echter Parität mit 3,5 zu multiplizieren, weswegen ihr Wert gleich 21x rheinisch war!

Für den Inlandsanteil von der preussischen Grenze bis zur bayerischen kamen nur 2 mal 9x = 18x in Ansatz, so dass sich aus der Addition der beiden Portoteile die vorn vermerkten 39x ergaben. Da 3x rheinisch gleich 10 Rappen waren und Bellinzona im Tessin, also nahe der italienischen Grenze lag, wären 13 mal 10 Rappen = 130 Rappen fremdes Porto fällig gewesen und für die Schweiz 2 mal 6x = 20 Rappen je Gewichtsstufe hinzu, hier hätten das also 40 Rappen sein sollen. Addiert man aber 130 Rappen und 40 Rappen, kommt man nur auf 170 Rappen bzw. 1 Franken 70 Rappen.

Die Schweiz hat aber 1 Franken 80 Rappen angesetzt und damit meiner Berechnung nach 10 Rappen zu viel.

Gerne lese ich Meinungen zu diesem großen Brief.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.04.2015 14:51:36 Gelesen: 11190# 6 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute zeige ich eine Bombe, die mir die Bucht beschert hat, zu einem Preis, den mir der Einsteller wegen der falsch gewählten Rubrik beschert hat. Aber der Reihe nach.



Für meine Bayern - Frankreich - Sammlung benötigte ich vor vielen Jahren unbedingt einen Brief mit dem Stempel T.B. (Transit Bavarois). Dieser war vorgesehen für Briefe aus Böhmen nach Frankreich, die nicht erst über die Südschiene Richtung Wien und dann über die Westschiene via Schweiz mit Frankreich ausgetauscht werden sollten.

Zur Kennzeichnung dieser österreichischen Briefe sollten sie mit 7 Decimes gestempelt werden, dem Ersatz, den Bayern zu fordern hatte für seinen weiten Transit von der bayerisch - böhmischen Grenze bis nach Strasbourg (wodurch die Leitung über Württemberg und Baden impliziert war).

Diese Briefe mit dem T.B. - Stempel sind alle sehr selten und James van der Linden bewertet ihn unter seiner laufenden Nr. 2759 aus dem Jahr 1822 mit 6 Punkten (hier darf man keinen Fehler machen und den T.B. - Stempel mit gleichartigen Stempeln T.B. für "Transit Berne", "Transit Badois" oder "Tansit Bale" zu verwechseln. Hat man wenig Ahnung von Leit- und Laufwegen der damaligen Zeit, ist man hier verloren.

Der richtige T.B. - Stempel hier konnte in Nürnberg, Augsburg oder Aschaffenburg abgeschlagen werden, wobei ich mir bei Aschaffenburg ehrlich gesagt nicht sicher bin. Evlt. sollte man hier Regensburg hinzu fügen, aber das wäre eine andere Geschichte.



Unser Brief wurde am 15./27. Dez. 1822 in Odessa auf der Krim geschrieben und per Forwarder T. L. Voigt in Brody (heute Ukraine) von dort nach Brody verbracht (wohl auf der Rückreise eines Transports). Die Mitnahme auf der Retoure sorgte auch dafür, dass er nicht im Rothenturm oder Semlin dem dortigen Contumaz - Amte vorgeführt und geräuchert werden musste (Cholera).

Oben rechts sehen wir den Stempel von Brody, wobei ein Aufgabedatum hier fehlt Da der Brief über Forbach (Frankreich) lief, halte ich den T.B. Stempel für den von Nürnberg.

Der Absender hatte einen unbekannten Betrag für den Forwarder ausgegeben, dieser in Brody aber 28 Kreuzer Conventionsmünze (hinten) für den 11g (oben links) schweren Brief, der für Österreich in der 2. Gewichtsstufe lag (über 1/2 bis 1 Wiener Loth = 8,75 - 17,5g).

Der mir bekannte 7 Decimes Taxstempel ist nicht zu entdecken - er war auch, wie alle anderen Taxstempel des Postvertrages Bayern - Frankreich von 1822 gewichtsunabhängig anzubringen und sagte im Prinzip nichts über die tatsächliche Vergütung bei der inneren Abrechnung der Postverwaltungen aus.



Jedenfalls hat der Empfänger des Briefes in Reims 20 Decimes gezahlt, die 1 Gulden entsprachen. Er wurde dort am 20.1.1823 beantwortet, was für eine totale Laufzeit von ca. 4 Wochen spricht.

Nun habe ich 2 T.B. - Briefe: Einen aus Österreich und einen aus Russland, wobei ich nie gedacht hätte, dass es ein solches Stück überhaupt gibt bzw. dass es mir einmal in die Hände fallen könnte ("colligere melior est quam studere").



Sollte der Text interessant sein, wäre eine Übersetzung der betreffenden Stellen nett von euch.

Vielen Dank und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.04.2015 14:43:25 Gelesen: 11110# 7 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute zeige ich einen Portobrief von 1865 der 2. Gewichtsstufe aus Russland in die Schweiz, der 2 mal 10 Kopeken für Russland und 2 mal 9 Kr. für Preußen bis zur Schweiz - Grenze kostete.

Hierbei waren die 20 Kopeken in 6 Silbergroschen zu reduzieren und 6 mal 3,5 entsprach 21 Kreuzern. Mit dem 18 Kr., die Preußen als Vereinsaufgabepost bekam, errechnete sich ein fremdes Porto i. H. v. 39 Kr., die links in blau notiert wurden. In Kreuzern deshalb, weil die Rechnungslegung bei Portobriefen dem Auswechselpostamt mit der Schweiz oblag und hier war dies Baden.

Die Schweiz rechneten für sich 2 mal 10 Rappen für den Brief in den 1. Rayon, so dass 135 Rappen (= 39 Kr.) plus 20 Rappen = 155 Rappen an Gesamtporto anfielen.

Briefe der 2. Gewichtsstufe aus Russland in die Schweiz sind nicht häufig und dürfen bedenkenlos genommen werden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
roteratte48 Am: 21.04.2015 18:48:49 Gelesen: 11078# 8 @  
@ bayern klassisch [#6]

Hallo Ralph,

Glückwunsch zu dieser trouvaille - richtig schönes (und seltenes) Stück.

Deiner Bitte folgend, habe ich mir den Text mal durchgelesen - nix, was des Übersetzens wert wäre. Die gute Wittwe Klicko wird lediglich über Briefabgänge und -eingänge informiert, über den Versand von vier ballots Leinen nach Marseille sowie über den Transport ihrer Weine nach Taganrog.

Liebe Grüße - Rolf
 
bayern klassisch Am: 21.04.2015 19:11:39 Gelesen: 11071# 9 @  
@ roteratte48 [#8]

Lieber Rolf,

vielen Dank - meine Sprachkenntnisse sind leider dürftig - über etwas Englisch und Latein bin ich nie so wirklich heraus gekommen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 10.01.2017 19:46:04 Gelesen: 8934# 10 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Odessa vom 1.4.1849 nach Bordeaux in Frankreich dort kam der Brief am 24.4.1849 an.

Gestempelt in Odessa mit einem L 2, unterwegs erhielt der Brief noch den L 1 "Aus Russland" und den "Porto" Stempel in Schreibschrift (wo und von wem wurde dieser abgeschlagen?).

Durch den Grenzübergangsstempel "Prusse - Valencienes" meine ich, dass der Brief über Krakau - Berlin - Hannover - Paris nach Bordeaux spediert wurde, da auf der Rückseite auch der Transitstempel L 2 von Berlin am 23.4. abgeschlagen ist, hinzu kommen noch der Ankunftsstempel von Bordeaux und ein Stempel den ich leider nicht entziffern kann. Der Brief wurde an den Consul Messieurs Clossmann geschrieben, ich habe mal einen Teil des Textes mit angefügt falls dieser interessant ist kann ich die beiden anderen noch beifügen.

Zur Taxierung des Briefes bräuchte ich dann mal wieder Eure Hilfe, auf der Vorderseite ist eine 20 und auf der Rückseite eine unterstrichene 25, ob der Consul zum Porto überhaupt in die Pflicht genommen wurde wage ich zu bezweifeln aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

Gruß Rainer




 
Michael D Am: 10.01.2017 22:16:36 Gelesen: 8915# 11 @  
@ Gernesammler [#10]

Hallo Rainer,

der Porto-Stempel ist russischen Ursprungs und stammt aus Odessa. Der Brief wurde vermutlich durch Polen nach Preußen geleitet, der Stempel "Aus Russland" stammt aus Berlin. Bei dem undeutlichen Stempel (Du meinst den unter dem L2 von Berlin?) handelt es sich sicherlich um einen französischen Stempel.

Die rückseitige unterstrichene 25 wird eine russische Kartierungsnummer sein. Das russische Inlandsporto betrug seit 1844 10 Kopeken. Auf der Vorderseite wurden das vom Empfänger zu zahlende Gesamtporto von 20 Décimes notiert. Es gibt viele Briefe aus der Clossmann-Korrespondenz, eine Portobefreiung lag hier nicht vor.

Gruß
Michael
 
Gernesammler Am: 11.01.2017 19:31:08 Gelesen: 8850# 12 @  
@ Michael D [#11]

Hallo Michael,

vielen Dank für die Erklärung zum Brief, somit konnte ich diesen bei meinen Berlin Stempeln ablegen. Mit dem Leitweg lag ich ja dann schon mal richtig, wenn dieser über Polen und Preussen geleitet wurde.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 11.01.2017 20:01:08 Gelesen: 8844# 13 @  
@ Gernesammler [#12]

Lieber Rainer,

weil du gefragt hattest: In der Klassik (und ich meine heute auch noch) gab es weder für einen Konsul, noch für ein Konsulat Portofreiheit, schon gar nicht ins Ausland. Deren Schreiben waren immer portopflichtig - hin wie her.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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