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Thema: Sudetenland Belege
cilderich Am: 14.12.2015 10:31:36 Gelesen: 6034# 1 @  
Besetzung Sudetenland

Hallo,

ich möchte einen Beleg vorstellen, der in Jägersdorf Sudeten wohl 1938 Oktober gestempelt wurde, was eine handschriftliche Notiz bezgl. Erhalt eines Paketes vom 12.10.(38) nahelegt.

Jetzt zum Absender: Standort wohl Oppeln/Sachsen.

Aber was bedeuten die Post NR 266, 255? Kann mir jemand dazu Auskunft geben?

Herzliche Grüße cilderich


 
volkimal Am: 14.12.2015 10:52:43 Gelesen: 6028# 2 @  
@ cilderich [#1]

Hallo cilderich,

ich kenne mich nicht gut mit dem Bereich aus, aber ich denke, dass es die Feldpostnummer des Unteroffiziers war. Es gab vom 1.10.-20.10.1938 eine Übungsfeldpost im Sudetenland. Wieso der Brief frankiert ist, kann ich nicht sagen.

Siehe

http://sudeten.bizland.com/Sudetenland2.htm

und beachte vor allem diese Karte:

http://sudeten.bizland.com/sudetenland/Sudetenland2/untitled-8.jpg

Viele Grüße
Volkmar
 
cilderich Am: 14.12.2015 11:01:08 Gelesen: 6025# 3 @  
Hallo,

na das ist schlüssig.

Herzlichen Dank
 
Michael Mallien Am: 26.09.2016 18:02:09 Gelesen: 5644# 4 @  
Ich habe hier eine Ganzsache, auf der zusätzlich 2 tschechoslowakische Marken geklebt sind mit einem roten Stempel "Hennersdorf". Verwendet offensichtlich Anfang Oktober 1938.

Da ich mich in diesem Gebiet gar nicht auskenne meine Frage: Ist das ein "gemachter Beleg" oder tatsächlich Bedarf?

Wie steht es mit der Mischfrankatur Deutsches Reich + tschechoslowakische Marken? Ich lese im Michel-Spezial (2000), dass Anfang Oktober durchaus auch tschechoslowakische Marken ohne Überdruck verwendet wurden.


 
volkimal Am: 12.03.2017 10:17:33 Gelesen: 5321# 5 @  
Hallo zusammen,

heute ein Befreiungsstempel aus Salesel im Sudetenland:



Vom 1.10- bis zum 20.10.1938 war im Sudetenland eine "Übungsfeldpost" in Betrieb. Private Postsendungen von oder an Soldaten waren nach den innerdeutschen Gebührensätzen freizumachen. Mit 12 Pfg. ist dieser Feldpostbrief also portogerecht.

Salesel ist ein Ort im Durchbruchstal der Elbe durch das Böhmische Mittelgebirge. Der Ort hat heute den tschechischen Namen Dolní Zálezly. Die Gemeinde Salesel hatte im Jahre 1939 750 Einwohner, die größtenteils Deutsche waren. Nach dem Münchner Abkommen wurde die Gemeinde dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Aussig. 1945 kam Dolní Zálezly zur Tschechoslowakei zurück, die deutschen Bewohner wurden vertrieben.

Viele Grüße
Volkmar
 
Markus Pichl Am: 12.03.2017 22:55:39 Gelesen: 5274# 6 @  
@ Michael Mallien [#4]

Wie steht es mit der Mischfrankatur Deutsches Reich + tschechoslowakische Marken?

Hallo,

der Reichspost-Wertstempel 6 Pfg Hindenburg deckt das Porto vollständig ab und er wurde mit dem zu dieser Zeit bereits aptiertem tschechischen Poststempel entwertet. Der Absender vermerkte rückseitig den "11.10.1938" als Datum, an dem die Karte geschrieben wurde. Somit sollte die etwas unleserliche Entwertung am 11. oder 12.10.38 erfolgt sein.

Die beiden tschechischen Marken sind nur "Zierde" und haben auf diesem Beleg keinerlei Frankaturkraft, auf diesen wurde der sogen. "Befreiungsstempel" von Hennersdorf abgeschlagen. Dieser hat ein festes Datum "1.X.1938" und einen symbolischen Charakter.

Absenderadresse und Textinhalt lassen den Rückschluß zu, dass es sich hier um einen Bedarfsbeleg handelt.

MfG
Markus
 
10Parale Am: 03.10.2023 17:32:23 Gelesen: 506# 7 @  
Eigentlich sind Belege aus der Zeit irgendwelcher Okkupationen nicht mein Gebiet und schrecken mich eher ab, als das ich sie sammeln würde. Aber Geschichte ist nun mal Realität und ich habe hier gelernt, dass man sie nicht wegdenken kann. Manchmal ist es sogar interessant, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.

Zbuch ist heutzutage und war es auch früher ein Ort in Tschechien in der Region um Pilsen und verdankte seinen Wohlstand dem Kohlebergbau. Nun, das ist heute verpönt wegen der C02-Probleme, welche die Energieerzeugung mittels Kohle mit sich bringt. Damals war es anders und niemand dachte an die Folgen, die wir jetzt zu tragen haben.

Nun wohnten in Zbuch auch Deutsche wie überall auf der Welt und dies wohl über Jahrzehnte in friedlicher Eintracht mit den Tschechen und anderen Volksgruppen, die so durch Europa wanderten. Die Deutschen nannten den Ort Zwug und dann kam die Zeit der Okkupation und alles wurde anders, vorübergehend zumindest.

Aus dieser Zeit stammt dieses Einschreiben, den ich heute bei einem Flohmarkthändler in einer Kiste fand. Freigemacht mit 55 Pfennig mit einem Mix aus Hindenburg Marken wurde der Beleg mit 3 schwarzen Stempeln vom Postamt ZWUG abgestempelt. Das Einschreiben lief nach St. Gallen und wurde dort rückseitig am 01. September 1938 mit einem Ankunftsstempel versehen.

Unten fand ich den Bleistiftvermerk "Vorläufer!", was sich wohl auf die Stempel bezieht. Beim zweisprachigen Einreibezettel Zbuch - Zwug 11 wurde die tschechische Schreibweise durchgestrichen, ein Hinweis, dass etwas mit der Völkerverständigung in diesem Moment nicht richtig funktionierte. Im Kohlebergweg arbeiteten während dieser Zeit etwa 800 französische und sowjetische Kriegsgefangene. Die ehemalige Austria-Zeche, die auch mal Masaryk-Jubiläums-Zeche hieß, wurde kurzum in Adolf-Hitler-Schacht umbenannt. 1945 beendeten amerikanische Soldaten den Spuk und die Zeche wurde jetzt den Friedenskämpfern geweiht. 1977 wurde der Steinkohlebergbau eingestellt. Auf dem Gelände befindet sich heute ein Gewerbegebiet.

Ein interessanter Beleg, wie ich finde.

Liebe Grüße

10Parale


 
Dulfen1 Am: 03.10.2023 20:36:21 Gelesen: 474# 8 @  
Tolles Einschreiben,

Bedarf, portogerecht und dann noch als Auslandsbrief.

Gerade sudetendeutsche Briefe sind häufig propagandistisch inszeniert (Befreiungstempel etc.), deiner eben nicht, selten !

Der Anfang der Kriegsgefangenenarbeit begann natürlich später.

Liebe Grüße
Ulf
 
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