Thema: Altdeutschland: Belege aus dem Königreich Westphalen
Magdeburger Am: 06.01.2016 17:06:55 Gelesen: 14226# 1 @  
Liebe Sammelfreunde,

das Königreich Westphalen bestand nur kurze Zeit.

Hier kann man einiges nachlesen:

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Westphalen

Es soll ja um Belege gehen und da zeige ich mal eine Briefhülle etwa 1809/10 von Magdeburg nach Berlin, siegelseitig ist nichts:



Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
JohannesM Am: 05.12.2016 14:26:12 Gelesen: 13637# 2 @  
Kann mir jemand diesen Brief vom 8.10.1811 von Halberstadt nach Heudeber näher erläutern ?

1. handelt es sich bei dem 25. Centimen um einen Gebührenstempel?
2. wurde auf der Anschriftenseite die Beförderungsgebühr berechnet?
3. wer hat diesen Brief überhaupt befördert?
4. den Text kann ich leider auch nicht entziffern.





Beste Grüße
Eckhard
 
Magdeburger Am: 05.12.2016 14:56:24 Gelesen: 13627# 3 @  
@ JohannesM [#12]

Hallo Eckhard,

der Stempel ist ein "Gebührenstempel" für Behörden.

1 Thaler = 24 Gute Groschen = 3 Franc 70 Centimes, damit sollte man rechnen.
Somit ergibt sich auch, dass 25 Centimes = 1 Ggr 8 Pfennige sind, die 2 Ggr 6 Pfennige entsprechen jedoch auch 40 Centimes, was auch erhalten wurde, aber ein Porto ist es nicht.

Des weiteren sind nur noch 8 Pfennige Botenlohn (entsprechen etwa 6 Centimes) vermerkt wurden, für ein Porto m.E. deutlich zu wenig.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Max78 Am: 05.12.2016 15:31:40 Gelesen: 13619# 4 @  
Hier noch eine Version des Inhalts:

Dem Ackermann Schrader wird auf dessen Gesuch vom 22sten v. M. zur Resolution ertheilt, wie es ihm nicht freisteht, seine geständlich in Besitz habende Kirchstelle eigenmächtig seinem Sohn zu überlassen, daher dann (?, denn) Abtretung an denselben hiermit für null und nichtig erklärt wird. Über die von dem Andreas Dieck in der dortigen Kirche in Besitz gehabten Kirchstelle soll nach erfolgter Wiederbesetzung der dortigen Predigerstelle Verfügung erfolgen.

Halberstadt den 8ten October 1811, das Convictorium

Ritzenberg


mfg Max
 
Michael D Am: 05.12.2016 15:47:31 Gelesen: 13608# 5 @  
Hallo,

als Absender lese ich Consistorium aus Halberstadt.

Gruß
Michael
 
Max78 Am: 05.12.2016 16:35:58 Gelesen: 13598# 6 @  
Stimmt.
 
bayern klassisch Am: 05.12.2016 16:41:18 Gelesen: 13596# 7 @  
@ JohannesM [#12]

Hallo Max,

der Botenlohn betrug 8 Gutegroschen - jetzt weißt du auch, wer den Brief transportiert hat (die Post nämlich nicht). Das war ein Haufen Geld!

Die Höhe des Taxstempels hatte mit einem evtl. später anfallenden Porto nie etwas zu tun.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
JohannesM Am: 05.12.2016 17:46:54 Gelesen: 13570# 8 @  
Vielen Dank euch allen für die hilfreichen Informationen. Ich ahnte schon, das der Brief nicht mit der Post befördert wurde, da es 1811 schon mehrere Jahre den Einzeiler in Halberstadt gab und dieser hier fehlte, aber trotzdem ein schöner Beleg. 2 Jahre später war der schon nicht mehr möglich, weil sie die Franzosen aus der Stadt gejagt hatten.

Beste Grüße
Eckhard
 
Magdeburger Am: 06.12.2016 11:17:08 Gelesen: 13531# 9 @  
@ JohannesM [#18]

Hallo Eckhard,

Bayern Klassisch hat natürlich recht mit den 8 Ggr. Botenlohn. Allerdings glaube ich nicht, dass der Brief nicht postalisch befördert wurde.

Prinzipell wurden 4 Ggr 2 Pfennige irgendwie "ausgelegt" - diese entsprechen 65 Centimes und dieses "Geld" wollte man wieder haben.

Die 8 Ggr. entsprechen 1 Franc 23 Centimes, (- 65 Centimes) ergibt 58 Centimes als Differenz.

Ich habe mir jetzt mal die Taxverordnung vorgenommen, da es auch als Postvorschuß-Sendung angesehen werden kann.

Die Entfernung dürfte bei 2 Meilen (1 Meile = 9 km) und ein Brief kostet 15 Centimes - Procura hier 5 Centimes (5 Centimes je angefangener Franc) und als Geldporto wäre ebenfalls das Briefporto fällig, so dass sich insgesamt 35 Centimes ergeben.

So verbleiben 23 Centimes für den Briefträger, was immerhin 1 1/2 Ggr sind. (Durchaus ein realistischer Betrag)

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 11.12.2016 10:50:38 Gelesen: 13479# 10 @  
Liebe Sammelfreunde,

hier erstmal der Beleg:



Der Beleg ist im Jahre 1812 in Dessau aufgegeben wurden und lief nach Weissenfels - interessant ist die etwas ungewöhnliche Faltung des Beleges. Soweit zu erkennen ist, sollten 2 Gute Groschen Porto/Franco anfallen. Diese sind doppelt gestrichen und scheinbar ist nur 1/4 Guter Groschen als Bestellgeld notiert worden.

Erstaunt hatte mich weiterhin der Beleg darin, dass er 3 Seiten Text enthielt, welcher in Wörlitz geschrieben wurde. Mit Hilfe ist der Text mittlerweile komplett.

Hier hatte ich danach gefragt:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=140902#M516

Der Text der letzten Seite ist dahingehend für mich etwas weiterführend, da er mit den Dessau-Wörlitzer Gartenreich in Verbindung steht. Eventuell lassen sich noch Angaben finden.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Saguarojo Am: 26.12.2016 09:41:26 Gelesen: 13588# 11 @  
Fragen zum Brief Königreich Westphalen, französische Besetzung

An die Experten,

dieser Brief ist vom 14.12.1810 von Duderstadt nach Magdeburg an den französischen General Michaud. Duderstadt gehörte zum 4. Rayon, Departement Harz, Königreich Westphalen. Auf der Rückseite dieses Francobriefes steht eine 50. Das können ja von der Höhe keine Gutegroschen sein. Sind das franz. Centimes? Die zweite Frage: Weiß jemand, von wann bis wann der FRANCO-Stempel benutzt worden ist?




Zum Briefinhalt: Ist jemand hier, der mir den französischen Text übersetzen kann?



Mit freundlichen Grüßen

Joachim
 
Magdeburger Am: 26.12.2016 10:08:51 Gelesen: 13581# 12 @  
@ Saguarojo [#11]

Hallo Joachim,

rückseitig sind 50 Centimes notiert worden. Diese waren ab 15 1/4 Meilen fällig, wobei immer der tatsächliche zurückgelegte Weg berechnet wurde.

Der Franco-Stempel wurde mit den Ortsstempel eingeführt. In dem Circular 44 vom 23. September 1808 wurde aufgeführt, dass die bisher verwendeten Stempel "einzusenden sind" und neue Stempel "zentral von Cassel" ausgeliefert werden sollen. Leider gibt es keine zuverlässigen Aussagen, wann die Stempel ausgeliefert wurden.

Die Gültigkeit dürfte sich auf die Westphalen-Zeit beschränken.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Saguarojo Am: 26.12.2016 13:19:42 Gelesen: 13544# 13 @  
@ Magdeburger [#12]

Hallo Ulf,

ganz herzlichen Dank!

Jetzt fehlt mir nur noch jemand mit guten Französischkenntnissen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Joachim
 
Heinrich3 Am: 26.12.2016 17:59:42 Gelesen: 13520# 14 @  
@ Saguarojo [#13]

Hier mein Versuch:

Teistungenburg, 14. Dezember 1810

Mein Herr,
ich habe mit der Post Ihren Brief mit einer Kopie unserer Vereinbarung bezüglich der Domäne Buchholz erhalten, ich hoffe daß Seine Majestät der Kaiser damit einverstanden ist.
Ich muß Sie informieren, daß Herr Lange in Neustadt in seiner Funktion als einer der Kassiere der kaiserlichen Domänen des Départements Harz in Westfalen mich, wie die anderen Landwirte, öffentlich mittels Rundbrief aufgefordert hat, daß alle Landwirte – also auch ich – die Pacht zum ersten Januar und an künftigen Terminen, wenn fällig, an der Kasse einzahlen müssen, aber daß sie nicht an die Herren Donataires (?? unklar, kein Name!) oder ihre Kommissare zahlen dürfen.
Ich bitte Sie um Ihre Befehle, wie ich mich verhalte.
Das Pferd, von dem Sie in Ihrem letzten Brief sprechen, ist für Ihre Frau Gemahlin nicht geeignet, weil es sehr unangenehm läuft.

Ich bin, mein Herr, Ihr gehorsamer Diener … (Unterschrift)
 
Saguarojo Am: 26.12.2016 19:31:06 Gelesen: 13509# 15 @  
@ Heinrich3 [#14]

Ganz, ganz herzlichen Dank. Ich freue mich sehr.

Mit freundlichen Sammlergrüßen

Joachim
 
Vernian Am: 27.12.2016 00:14:15 Gelesen: 13485# 16 @  
@ Heinrich3 [#14]

Hallo,

"Messieurs les Donataires" sind wörtlich "die Herren Beschenkten". Gemeint sind hier wohl Personen, denen (vom Kaiser) Ländereien zugesprochen wurden, aus denen sie bspw. Pachterträge ziehen können. Ich habe keinerlei Kenntnis über die damaligen Verfahren und Handhabungen, es scheint ja aber nach diesem Schreiben, dass diese Pacht eben nicht direkt diesen "Beschenkten", sondern dem kaiserlichen Kassierer zugeführt werden sollten, der dann möglicherweise entsprechende Anteile an diese Personen auszahlte, einen Teil aber für die kaiserliche Verwaltung / Staatskasse einbehielt (reine Mutmaßung).

LG

Vernian
 
Saguarojo Am: 27.12.2016 09:56:41 Gelesen: 13456# 17 @  
@ Vernian [#16]

Danke für die Ausführung.

Es ist schön, wie man sich in diesem Forum gegenseitig hilft.

Herzliche Sammlergrüße

Joachim
 
Heinrich3 Am: 27.12.2016 10:46:31 Gelesen: 13450# 18 @  
@ Vernian [#16]

In etwa dachte ich ebenfalls in diese Richtung, bin also dankbar dafür, daß meine nur vage Vermutung von Dir bestätigt wird. Danke!

In 200 Jahren hat sich eben doch vieles verändert.

Beste Grüße
Heinrich
 
Cantus Am: 11.02.2018 16:01:01 Gelesen: 11094# 19 @  
Ich habe hier eine recommandirte Königliche Dienstsache, gelaufen an einem 11.7. von Burgsteinfurt, heute ein Ortsteil von Steinfurt, nach Münster. Absender war der "Königlich Preußische Landrath des Kreises Steinfurt", wie der rückseitige Stempel belegt. Leider kann ich den gesamten Text nicht entziffern. Da es sich lediglich um einen Umschlagbrief handelt, ist das Verwendungsjahr nicht festzustellen.





Viele Grüße
Ingo
 
Magdeburger Am: 11.02.2018 16:14:25 Gelesen: 11085# 20 @  
@ Cantus [#19]

Hallo Ingo,

oben steht:

Recommandiert Recepisse zurück

Anschrift:

An den Kreisgerichts Rath a(ußer?) D(ienst?) Herrn Dierickst wohlgeboren zu Münster

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Sachsendreier53 Am: 11.02.2018 17:36:36 Gelesen: 11060# 21 @  
@ Magdeburger [#20]

Hallo Ulf,

es ist Kreisgerichtsrath a.D. Dierickx aus Münster. Seine Amtszeit als Kreisrichter bzw. Kreisgerichtsrat und Forstkammerrat war 1849-1864 am Kreisgericht Münster. (August Dierickx)

Gruß,
Claus
 
Magdeburger Am: 18.12.2019 15:29:47 Gelesen: 8125# 22 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute von mir ein Brief aus dem Jahre 1811:



Der wurde an den Herrn Praefekten des Elbdepartement im Magdeburg gesendet. Vorderseitig wurden zuerst 50 dann 60 Centimen Porto notiert. Links neben dem Aufgabestempel von Cassel ein Datumstempel desselben Ortes.

Siegelseitig Datumsstempel der Ankunft in Magdeburg.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 21.11.2020 10:24:38 Gelesen: 6785# 23 @  
Liebe Sammelfreunde,



hier ein Brief vom 28.08.1810 aus Magdeburg an "Montieur Montieur Henry Caspary Rue royale N: 107 (in) Cassel".

Links: Le g al de div baron Serouch." Siegelseitig franco von 60 Centimes und Ankunftstempel von Cassel.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 08.01.2021 16:29:46 Gelesen: 6414# 24 @  
Liebe Sammelfreunde,

Hier ein weiterer Brief:



Laut Bleistiftnotierung vom 23.08.1809 in Magdeburg vom "der Stadt-Feuer-Societäts-Director Thengler" "An die Wohllöbliche Mairie zu Halle am Neumarckt" wurde der Brief gesendet. Oben mittig ist das Gewicht von 13 Gramm notiert.
Zuerst wurden 40 Centimes notiert, was jedoch nur ein einfach schwerer Brief (bis 8 Gramm) galt. Je weitere 4 Gramm kommt das Halbe Porto nochmals hinzu, so dass richtig final 80 Centimes angeschrieben wurden.

Siegelseitig sind 5 ggr 10 Pfennige notiert, was jedoch mehr als die Reduzierung sind.

80 Centimes entsprechen in etwa 5 ggr. 3 Pfennige.

40 Centimes entsprechen in etwa 2 ggr. 7 Pfennige (*2 sind 5 ggr. 4 Pfennige).
Die Differenz von 6 Pfennige entspricht in etwa den Bestellgeld für 2 Briefe zu dieser Zeit!

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf