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Thema: (?) (36) (45) Deutschland / Frankreich: Der Krieg von 1870/71
Das Thema hat 45 Beiträge:
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hajo22 Am: 12.09.2017 14:29:05 Gelesen: 21439# 21 @  
@ bayern klassisch [#20]

"Danke fürs Verbessern!"

De rien!



Feldpost-Correspondenzkarte vom 7.8.(1870) an Gräfin Moltke in Barmen, Ankunft 14.8.

Der Absender Leutnant Graf Moltke trägt einen berühmten Namen. Nicht zu verwechseln mit dem Sieger im Deutsch-Französischen Krieg Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke.

Text: "Bin gesund und munter zum ersten Mal auf franz. Boden. Franzosen kneifen aus daß wir sie nicht zu sehen bekommen. Adieu Schatz Dein Waldemar".

hajo22
 
bayern klassisch Am: 12.09.2017 15:15:26 Gelesen: 21426# 22 @  
@ hajo22 [#21]

Hallo hajo22,

sehr schönes Stück - schade mit DEM Moltke, ich hätte dir ein Stück vom großen Moltke gegönnt, aber vielleicht findest du das noch, auszuschließen ist bei 1870/71 gar nichts.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hettel Am: 12.09.2017 17:50:31 Gelesen: 21401# 23 @  
Auch von mir einen kleinen Beitrag zur bayrischen Feldpost während des Krieges 1870/71

Kurzer historischer Abriß:

Der Ausgang des Deutsch-Dänischen Krieges 1866 erregte in Frankreich bitteren Neid gegenüber Deutschland. Preußen seinerzeit schürte gegen Frankreich eine feindliche Stimmung hinsichtlich der Politik Napoleons III. in der luxembourgischen Frage von 1867 und der Unternehmung Napoleons II. in Mexiko. Ein Vorwand zum Kriege gegenüber Preußen war gefunden, als am 3.7.1870 die Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern auf den spanischen Königsthron bekannt wurde. Frankreich beanstandete diese Kandidatur. Um den Frieden nicht zu gefährden, verzichtete der Erbprinz am 12.7. auf die spanische Königswürde. Die französische Regierung in Vertretung des Gesandten Benedetti erklärte daraufhin der preußischen Regierung, dass Frankreich einer hohenzollerischen Kandidatur auf den spanischen Thron - auch unter Androhung eines Krieges - niemals gestatten werde. Dieses Ansinnen wurde durch König Wilhelm von Preußen zurückgewiesen. Am 18.7.1870 übergab Frankreich durch den Gesandten Le Gourd Preußen die Kriegserklärung.

Für Bayern ordnete König Ludwig II. bereits am 16.7.1870 die Generalmobilmachung an. Neben Bayern war die gesamte deutsche Heereskraft vertragsmäßig unter dem Oberbefehl des Königs von Preußen aufgeboten. Am 19.7.1870 erfolgten die ersten Kämpfe im Elsaß und Lothringen. Napoleon III. wird am 2.9.1870 im Schloss Bellevue bei Sedan durch König Wilhelm gefangen genommen. Neben Bayern, welches am 23.11.1870, traten auch alle deutschen Länder dem Norddeutschen Bund bei. Am 18.1.1871 erfolgt durch Bismarck die Kaiserproklamation im Schloss Versailles bei Paris. Historisch gesehen stellt dieser Tag auch die Gründung des Deutschen Reiches dar.

Befehlshaber für die bayrischen Truppen waren:

1. Bayrisches Armeekorps - General der Infanterie von der Tann-Rathmanshausen
2. Bayrisches Armeekorps - General der Infanterie - von Hartmann

Die Armeen unterstehen jetzt dem preußischem Generalstab. Am 16.2.1871 kapituliert Frankreich, am 26.2. werden die Friedenpräminilarien in Versailles unterzeichnet und am 1.3. nimmt die deutsche Nationalversammlung den Friedensvertrag an.

Die Beförderung der Feldpost erfolgte größtenteils mit Pferdegespannen, mit Meldereitern und teilweise auch mit der Bahn. Die Feldpost war innerhalb Bayerns kostenfrei. Feldpost nach Drittstaaten wurde bis zur Außengrenze Bayerns kostenfrei transportiert, dann musste die Sendung jedoch portogerecht
freigemacht werden.



Eine Feldpostkarte vom 17.9.1870 vom II. bayrischem Armeekorps, der 1. Division und der 1. Infanterie-Kompagnie nach Straubing, welche am 24.9.1870 den Empfänger erreichte. Dieser Truppenteil kam aus Sedan, wo Napoleon III. kapitulierte und war zum angegebenen Zeitpunkt in der Nähe von Paris stationiert. Für die beiden Armeen wurden mit Feldpost gekennzeichnete Karten verausgabt.

Das bayrische Feldpostwesen lässt sich bis in den 30-jährigen Krieg zurückverfolgen. Der erste Einsatz der Feldpost während der Zeit der Markenausgabe fällt in die Zeit des Kurhessischen Verfassungsstreites vom 1.11.1850 bis August 1851. Im Jahre 1868 wurde eine Feldpostinstruktion erarbeitet.

Beim Generalkommando des I. und II. kgl. bayr. Armeekorps bestand je ein Feldpostamt, bei jeder der 4 beteiligten bayrischen Infanterie-Divisionen je eine Feldpostexpedition.

Folgende Feldpost-Relaisstationen wurden während des Krieges errichtet:

Nancy - vom 7.9.1870 bis 27.6.1871
Weissenburg vom 31.10.1870 bis 31.3.1871
Corbeil - Datum der Errichtung z.Zt. ungeklärt - bis 29.3.1871 und von dort nach
La Fertè verlegt - tätig bis 27.6.1871
Epernay - vom 3.11.1870 bis 12.11.1870 nach
Nogent-d`Artaud verlegt und am 10.12.1870 weiterverlegt nach
Lagny und dort bis zum 15.7.1871 tätig.

In Lagny war auch das norddeutsche Feldpostrelais Nr. 49 tätig.

Am 1. bzw. 15.7.1871 wurden die Feldpostexpeditionen aufgelöst. In Frankreich verblieb nach Kriegsende nur eine Feldpostexpedition, die zusammen mit preußischen Feldpostbeamten den Postdienst der Okkupationsarmee bewerkstelligte. Diese Expedition blieb bis zum 5.8.1873 in Betrieb.



Bei dieser Feldpostkarte, gerichtet an den Herrn Regierungsassecor Haectiel, Wohlgeboren, in Ansbach im Gasthof zur Krone, ist dem Schreiber offensichtlich ein Fehler unterlaufen:

Die Karte wurde in Nancy (Stempel auf der Rückseite) aufgegeben. Dort war das II. bayrische Armeekorps mit der III. bayr. Division stationiert. Ein III. Armeekorps existierte nicht. Rätselhaft bleibt auch, aus welchem Grund die Karte an das 1. köngl. - preußische Feldpostrelais weitergeleitet wurde. Am 19.9.1870 erreichte die Karte den Empfänger.

Hier noch ein Charge-Brief vom 17.8.1870 nach Regensburg. Ankunft dort war der 25.8.1870.


 
hajo22 Am: 12.09.2017 18:29:12 Gelesen: 21388# 24 @  
@ bayern klassisch [#22]

Was ich wirklich suche, ist ein Couvert/Brief aus dieser Zeit von Theodor Fontane, der im D/F-Krieg von 1870/71 Kriegsberichterstatter war und von den Franzosen - so habe ich es in Erinnerung vor Jahren gelesen zu haben - als Spion festgenommen wurde und hingerichtet werden sollte. Bismarck erhob dagegen Einspruch und Fontane kam frei. Das habe ich nicht gegoogelt! Kann also stimmen oder nicht. Fontane hat ein 3-bändiges Werk über diesen Krieg geschrieben. Ich hatte alle 3 Bände im Original von 1873, leider ist mir ein Band beim letzten Umzug in Verlust geraten.



hajo22
 
bayern klassisch Am: 12.09.2017 18:56:44 Gelesen: 21382# 25 @  
@ hajo22 [#24]

Hallo hajo22,

das wäre auch der Hammer, etwas von Fontane zu finden.

Kriegsgefangenenbriefe von Frankreich nach Deutschland sind äußerst selten - ich habe einen nach Bayern in meiner Sammlung (es soll 2 total geben!) und in die anderen Teile des späteren Reichs wird es auch keine unzähligen geben; wenn Fontane wirklich festgesetzt wurde und als Spion hingerichtet werden sollte, glaube ich kaum, dass er überhaupt hat schreiben dürfen (wurde eh alles zensiert, hüben wie drüben).

Aber wer weiß - ausschließen kann man wohl nichts.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

P.S. Das mit dem fehlenden Band ist mehr als tragisch !
 
hajo22 Am: 12.09.2017 21:22:07 Gelesen: 21361# 26 @  


Da die französischen Postbediensteten oftmals die Mitarbeit im Postdienst der Besatzer verweigerten, wurden die deutschen Feldpostämter angewiesen auch Privatpost zu bearbeiten.

Brief frankiert mit 10 Centimes Elsaß/Lothringen nach Charleville an einen Gast im Hotel "Zum silbernen Löwen", gestempelt K.Pr.Feld-Post Relais Nr. 23, 11.2.(1871).

Spezialliteratur:

Jean-Pierre Bournique: "Occupation de la France et annexion de L'Alsace-Lorraine par L'Allemagne 1870-1872", Timbres-Poste et Affranchissements. Ausgabe 1996.

hajo22
 
hajo22 Am: 14.09.2017 16:45:13 Gelesen: 21319# 27 @  


Trauerbriefchen frankiert mit einem waagrechten Paar der 20 Centimes Elsaß/Lothringen, entwertet mit blauem Feldpoststempel "K:PR://Feldpost-Relais No 73//14/2"(1871) nach Paris. Französisches Nachporto handschriftlich "2" (décimes). Der Absender hatte mit 40 Centimes einen Brief zwischen 10 und 20 gr nach Frankreich frankiert. Das Gewicht lag aber wohl unter oder bis 10 gr, so daß das Nachporto statt mit 4 nur mit 2 décimes berechnet wurde.

hajo22
 
bayern klassisch Am: 14.09.2017 17:32:09 Gelesen: 21307# 28 @  
@ hajo22 [#27]

Hallo hajo22,

feines Stück - offenbar dachte der Absender, er könnte 20 Centimes für seine neue Heimat und 20 Centimes für Frankreich frankieren - aber das war offensichtlich nicht der Fall und er hat der Reichspost 20 Centimes geschenkt, was er sicher nicht gerne gemacht hat.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
HWS-NRW Am: 14.09.2017 18:17:53 Gelesen: 21294# 29 @  
@ hajo22 [#21]

Hallo,

wenn mich nicht alles täuscht, war der "Waldemar" ein Sohn des großen Feldherrn.

mit Sammlergruß
Werner
 
hajo22 Am: 14.09.2017 19:37:28 Gelesen: 21284# 30 @  
@ bayern klassisch [#28]

Das hatte ich auch schon überlegt, war aber in keinem Fall möglich und dem Publikum durch Aushang eigentlich bekannt (es bestand kein Postvertrag mehr mit Frankreich). In umgekehrter Richtung erhob die Reichspost die Nachgebühr, wenn keine reichsdeutsche Marke frankiert war.

@ HWS-NRW [#29]

Vielen Dank für den Hinweis. Hast Du da irgendwie/irgendwo eine Literatur-Quelle? Wahrscheinlich gibt es eine Ahnentafel im Internet, die ich aber nicht gefunden habe.

hajo22
 
hajo22 Am: 14.09.2017 19:56:38 Gelesen: 21280# 31 @  


Brief von Brignoles 29.7.1871 frankiert mit 20 ct. nach Ars sur Moselle. Jetzt Nachgebühr der dt. Post "20" Centimes, da eine deutsche Marke fehlte. Ankunftsstempel (deutscher Stempel) Ars an der Mosel 1.8.1871.

hajo22
 
bayern klassisch Am: 16.09.2018 08:19:41 Gelesen: 17454# 32 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Feldpostkarte des Oberleutnants Goes (mit 2 Punkten auf dem "e", aber das geliingt mir nicht zu schreiben bei meiner Tastatur) an den Kaufmann Carl Schreiner zu Augsburg vom 21.8.1870.



Zur zeitlichen Einordnung hilft wikipedia:

Durch den Sieg in der Schlacht bei Mars-la-Tour verwehrte Preußen der französischen Rheinarmee den Rückzug nach Verdun, stellte sie in der Schlacht bei Gravelotte und besiegte sie. Nach dieser Niederlage zog Marschall Bazaine die französische Rheinarmee zurück nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels. Dort wurden er und seine Truppen ab dem 20. August von der 2. Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl (linkes Moselufer) und der 1. Armee unter Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen.

Die Karte kam erst am 29.8.1870, also nach 8 Tagen in Augsburg am dortigen Bahnhof an, was auf erheblichen Aktivitäten der deutschen Armeen in Frankreich schließen lässt, wurde doch dort die Hauptphase eingeleitet, die die Weichen auf Sieg stellten.

Geschrieben hat Goes aber seiner Karte auf Französisch und nicht auf Deutsch, was vlt. damit zusammen hängen könnte, dass er nicht wollte, dass andere (Postler, Kameraden) sie lesen.

Ich hatte vor vielen Jahren einmal eine vergleichbare Feldpostkarte von der Front nach Bayern, bei der man die ganze Karte Englisch beschriftet hatte, weil das damals kaum einer verstand und lesen konnte (anders als heute, da Französisch immer mehr in den Hintergrund tritt und Englisch von 10jährigen schon halbwegs verstanden wird). Hätte ich diese wieder (keine Ahnung, wem ich die vermacht habe) und bekäme noch eine auf Italienisch geschriebene (die es gibt), wäre ich "komplett". :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 16.09.2018 17:39:41 Gelesen: 17415# 33 @  
Feldpostbrieflein (Damenformat) vom 21.1.(1871) an ein Fräulein in Lübeck (lettre d'amour?). Keine Absenderangaben auf der Couvertrückseite.

Feldpoststempel der K.Pr. Feld-Post-Exped. / 13. Inf(anterie). Div(ision).

Ankunftsstempel: Tagesdatum nicht lesbar im Januar (1871).





Die 13. Inf.Div. wurde von Gen.Lt. Adolf von Glümer (1814-1896) befehligt, der dem VII. Armee-Korps unter General Heinrich von Zastrow (1801-1875) unterstand. Das VII. Armee-Korps war Teil der deutschen 1. Armee unter Generalfeldmarschall Karl Friedrich von Steinmetz (1796-1877).

Die deutsche 1. Armee kämpfte zu Anfang des Krieges in Lothringen und später in Nordfrankreich.

Die Formationsinformationen habe ich in Wikipedia gefunden.

hajo22
 
hajo22 Am: 17.09.2018 11:39:55 Gelesen: 17363# 34 @  
Feldpost-Sache gestempelt K.W.Feldpost II.Inf.Reg [1] vom 7.11.1870 an den Vorstand des Frauensanitäts-Vereins in Göppingen.

Absender ist ein Fourier (Soldat der im Bereich Versorgung/Verpflegung tätig ist) im 2. Inf.Regt.

Der Brief ist rückseitig 1x gesiegelt. Kein Ankunftsstempel.



hajo22

[1] K.W.Feldpost = Königlich Württembergische Feldpost
 
bayern klassisch Am: 17.09.2018 13:04:45 Gelesen: 17350# 35 @  
@ hajo22 [#34]

Hallo hajo22,

sehr schönes Stück - wow! Perfekter Abschlag, feiner Beleg, den wohl jeder gerne hätte.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Koban Am: 18.02.2019 16:38:39 Gelesen: 15830# 36 @  
Bei diesem Stempel beisse ich auf Granit. Bislang konnte ich nichts annähernd vergleichbares finden, ich vermute einen Zusammenhang mit dem Krieg 1870/1, aber keinen französischen Ursprung.

Kennt jemand den Stempel oder wenigstens etwas Ähnliches?

Danke vorab,
Koban


 
bignell Am: 18.02.2019 17:56:16 Gelesen: 15808# 37 @  
@ Koban [#36]

Hallo Koban,

habe mit den Farben herumgespielt:



In der Mitte ist jetzt das Wort "Expedition" zu lesen. Vielleicht hilft das ja etwas.

Lg, harald
 
volkimal Am: 27.09.2020 09:59:44 Gelesen: 12721# 38 @  
Hallo zusammen,

als ich am 23.9. beim Thema "Stempel heute vor 100, 150, 200 Jahren usw." diese 150 Jahre alte Feldpostkarte aus dem Deutsch-Französischen Krieg einstellte, habe ich erstmals den Text gelesen. Inzwischen ist er dank der Mithilfe einiger Mitglieder des Forums komplett entschlüsselt. Ich finde, dass es eine sehr interessante Karte zur Belagerung und Kapitulation von Toul ist:



Die Karte geht an "Herrn Praepositus Parsow, Roebel, Mecklenburg Schwerin". Praepositus ist der lateinische Ausdruck für Probst.
Der Absender schreibt:

Choloy, den 23. September 1870. In aller Eile! So-
eben rücken wir aus, um die Bedeutung der
weißen Fahne zu erfahren, die Toul heute
nach einem heftigen Bombardement auf der
Kathedrale aufgehißt hat! Wir denken, der
Kommandant wird den Platz übergeben, da er
die 24stündige eiserne Ration nicht vertragen
zu können scheint. Bedingungen, unter welchen
noch nicht bekannt! Mir geht es gut!
??? ???
? Parsow


Zur Belagerung von Toul siehe [1]. Der Heerführer bei der Schlacht war Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin [2]. Das passt gut zum Bestimmungsort.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Toul
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Franz_II._(Mecklenburg)
 
dithmarsia43 Am: 28.09.2020 11:55:23 Gelesen: 12678# 39 @  
@ volkimal [#38]

Hallo,

fand in meinen Berlin-Belegen diesen Feldostbrief vom 21.1.71 an den Etappen Post Inspektor der ... (kann ich leider nicht entziffern) Gustav Graefe in VESOUL.

Rückseite des Briefes weist keine Stempel auf.

Viele Grüße
Uwe


 
volkimal Am: 28.09.2020 11:59:59 Gelesen: 12675# 40 @  
@ dithmarsia43 [#39]

Hallo Uwe,

es ist der Etappen Post Inspektor der Südarmee. Die Südarmee war ein deutscher Großverband während des Deutsch-Französischen Krieges. Sie wurde im Januar 1871 in der Schlussphase des Krieges aktiviert und führte ihre Kampfhandlungen gegen die französische Armee Bourbaki vom Jurgebirge zur Schweizer Grenze durch. [1]

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdarmee_(Deutsch-Franz%C3%B6sischer_Krieg)
 
volkimal Am: 06.12.2020 11:31:25 Gelesen: 12057# 41 @  
Hallo zusammen,

am 6.12.1870 - heute vor 150 Jahren - schickte Huldreich Wenzel diese Feldpostkarte aus dem Krieg 1870/71 nach Hause nach Bürgel:





Huldreich Wenzel schreibt:
Saran b/ Orleans, den 6 Decbr. 1870
Liebe Mutter Geschwister & Schwägerin!
Am 2. Decbr. Die Schlacht bei Pupri mitgemacht
glücklich durchgekommen, furchtbares Granaten
und Gewehrfeuer, eine Granate flog dicht
hinter mir nieder, der Luftdruck aus der aufge-
wühlten Erde schmiß mich in eine Hecke, so daß ich
fast besinnungslos war, einen Mann von meiner
Companie zerriß dieselbe das Gesäß, Kanholds
Fritz tot unser Regiment ungeheure Ver-
luste mein Zugführer in die Brust verwundet
Erler ??? nicht verwundet. Die Schlacht dauerte
vom 2 Decbr. Vormittag 11 Uhr bis den 4 Decbr. Abends
½ 1 Uhr. wir waren den 2. im Feuer dann
in Reserve am 3. eine furchtbare Kanonade wir
liegen 1 Stunde(?) vor Orleans, eine Kiste von ??? mit
Wollwaren(?) erhalten, Herzliche Grüße von Eurem
Huldreich


Die Karte ist an Herrn Karl Wenzel, Gerbermeister in Bürgel gerichtet. Auf den ersten Blick schien es eine Feldpostkarte eines Sohnes an seine Familie zu sein, adressiert an den Vater. Auf der Textseite werden nur Mutter, Geschwister und Schwägerin angeredet, nicht aber der Vater. Die Unterschrift Huldreich konnte ich zuerst nicht entziffern. Nur mit Hilfe von Herrn Rudolf Wolfram aus Bürgel konnte ich das Rätsel lösen. Der Vater war schon gestorben, so dass Karl, der Bruder von Huldreich, der Gerbermeister ist.

Inzwischen ist die Karte ein zweites Mal in Bürgel angekommen und zwar im dortigen Museum. Herr Wolfram hat im Internet die Seite „Bürgel History“ [1] eingestellt. Er hat die Karte und die Zusammenhänge auf seiner Internetseite ausführlich beschrieben. Ihr könnt es auf der Seite [1] ansehen. Ihr müsst dazu nacheinander die Begriffe „Interessantes“ und „Post aus Orleans“ anklicken. Außerdem wurde die Geschichte der Karte im Amtsblatt der Stadt Bürgel, dem Bürgeler Anzeiger, abgebildet und beschrieben.

Viele Grüße
Volkmar

[1] http://www.buergel-history.de
 
Seku Am: 02.08.2021 17:11:40 Gelesen: 9524# 42 @  
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 [1] floh im Februar 1871 die französische Ostarmee in die Schweiz und wurde dort interniert [2]. Dies wurde im Bourbaki-Panorama [3] zu Luzern festgehalten. Hier eine Szene mit einem Lazarett-Zug.



Ich wünsche einen schönen Wochenanfang

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Franz%C3%B6sischer_Krieg
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Arm%C3%A9e_de_l%E2%80%99Est#Internierung
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Bourbaki-Panorama
 
Seku Am: 09.04.2022 20:07:10 Gelesen: 7198# 43 @  
@ [#42]

2021 erschien in der Schweiz eine Briefmarke "150 Jahre Internierung Bourbaki-Armee"



« [...] Wie war ich glücklich, meine Liebe, die Schweiz zu betreten. Es ist wirklich das Paradies der Kranken; was für ein Empfang, was für eine Fürsorge, die wir erhalten haben. Ich werde mein Elend vergessen können, aber nie wüsste ich die Dankbarkeit zu vergessen, die ich den Schweizern schulde. [...] »

Émile Bellenger, ein internierter französischer Soldat, in einem Brief an seine Schwester, 2.3.1871

Mi.-Nr. 2699

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Günther
 
Koban Am: 09.04.2022 21:39:25 Gelesen: 7180# 44 @  
Der Stempel aus Beitrag [#36] ist noch nicht identifiziert.

Könnte das bitte als noch offene Frage gekennzeichnet werden?

Danke,
Koban
 
Morpheus Am: 06.08.2023 15:10:24 Gelesen: 2255# 45 @  
Hallo allerseits,

anbei zeige ich euch einen Brief, der zwar aus 1884, also nach dem Krieg 1870/71 ist, aber dennoch relativ gut zum Thema passt.

Zunächst fiel mir der Name von Moltke auf, weswegen ich anfangs vermutete, dass es sich um den Generalfeldmarschall von Moltke als Empfänger handeln könnte. Dem ist aber sehr wahrscheinlich nicht so.

Bei genauer Betrachtung der markanten Groß-/Kleinbuchstaben der Handschrift wird deutlich, dass es sich höchstwahrscheinlich um den großen Moltke als Absender handelt!

Doch wer war der Empfänger?

Moltke soll in Ratzeburg „mehrmals seine dort lebende Schwester besucht“ haben [1].

Dort existiert auch ein Moltke-Denkmal: „mit Inschrift: Generalfeldmarschall Graf Moltkes Lieblingsplatz. 1853–1888. Die Jahreszahlen erinnerten an seinen ersten und letzten Besuch in Ratzeburg“. Eine Vermutung wäre, dass der Brief an den Kammerherrn der Schwester vom Moltke adressiert wurde. Doch was hat es mit dem vorhergegangenen Titel auf sich, der mit „etc.“ endet? Hat Moltke vielleicht den Brief an sich selbst und c/o an den Kammerherrn gesendet?

Leider fehlt der Inhalt des Briefes, was die Identifizierung der genauen Zusammenhänge erschwert. Ich wäre sehr dankbar für eure Meinungen und insbesondere für jegliche Informationen, die ihr daraus ableiten könnt.

Vielen Dank im Voraus für eure Unterstützung.

Lieben Gruß
Paris



„An den königlichen Regierungsrath a d
Ritter hoher Orden etc.
Herrn Kammerherr von Moltke
Hochwohlgeboren
in Ratzeburg
Herzogth Lauenburg“

Kastenstempel:
„GRAEDITZ
[…]
30 10 84 11-12V.“

Ankunftsstempel: „Ratzeburg (Lauenburg)
31 10 84. 3-4N.“

[1] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ratzeburg
 

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