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Thema: Grossbritannien - Österreich in der Klassik
bayern klassisch Am: 09.03.2016 17:13:38 Gelesen: 4916# 1 @  
Liebe Freunde,

der nachfolgende Brief könnte von besonderem Interesse sein, was die internationale Leitung nach dem Krieg von 1866 angeht.



Geschrieben und zur Post gebracht wurde er in London E(ast) C(entral) am 21.8.1866 und gerichtet war er nach Bodenbach, der österreichischen Eingangspostanstalt gegenüber Sachsen. Mit den frankierten 6 Pence war er über Belgien und Preußen korrekt frankiert (eine Alternative wäre via Frankreich gewesen, aber den Fall haben wir hier nicht).

Ausweislich der Siegelseite schlug er am 23.8.1866 in Wien auf, was etwas sonderbar ist, denn Bodenbach in Böhmen, schön vom Absender präzisiert, liegt ja satte 325 km Luftlinie, Strecke ca. 435 km, nördlich von Wien, also in der Richtung, aus der der Brief ja kam. Das Ankunftsdazum in Bodenbach ist nicht genau zu erkennen - den 23.8. halte ich für fraglich, weil er da ja erst in Wien angekommen ist (um 12 Uhr Nachmittags?), also könnte es auch der 25.8. sein.

Die entscheidende Frage ist aber: Wurde prinzipiell alle britische Post in dieser Zeit nach Wien kartiert, von wo aus dann die Distribution in die vielen Teile der k. u. k. Monarchie stattfand, oder wäre der Brief ein Jahr früher oder später queer durch Deutschland Richtung Sachsen spediert worden und hätte sich so einen gewaltigen Umweg (und damit auch Zeitverlust) erspart?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Arge-Ungarn Am: 04.06.2017 21:59:49 Gelesen: 4114# 2 @  
Hallo Ralph,

in der Tat finden sich in den österreichischen Postverordnungen Hinweise auf Unterbrechungen. Die mir bekannten habe ich Dir einfach mal gescannt (hoffentlich sind die Auflösungen in Ordnung):

1) 19. Juni 1866 Seite 177-78:




2) 17 Juli 1866 Seite 219: Hinweise auf Verbot der Annahme für Fahrpost:



3) 26. September 1866: Normalisierung des Verkehrs:



Da Dein Brief aus dem August stammt, denke ich mal, daß er genau deshalb über Wien geleitet wurde.

Schöne Grüße
Martin
 
bayern klassisch Am: 04.06.2017 22:39:08 Gelesen: 4101# 3 @  
@ Arge-Ungarn [#2]

Hallo Martin,

vielen Dank für das Zeigen dieser tollen Primärquellen - klasse!

Ich werde sie ausdrucken und meiner Sammlung zu den Leitungen von 1866 hinzufügen.

Gut, dass ich so etwas schon "gerochen" habe, als ich ihn kaufte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
nitram Am: 06.06.2017 08:56:16 Gelesen: 4056# 4 @  
Lieber Ralph,

also, für mich ist das ein ganz normaler Brief nach dem ab dem 01.01.1866 gültigen Postvertrag zwischen dem Vereinigten Königreich und Österreich. Solche Briefe gingen alle im geschlossenen Transit durch Frankreich. Kartenschlüsse gab es mit Wien und Salzburg. Das Weiterfranko hat 2d. betragen, so wie auch bei diesem Brief schön zu sehen ist.

Wenn eine Leitung über Belgien - grundsätzlich ebenfalls möglich - vom Absender gewünscht war, dann musste das explizit angegeben werden. Aber genau dieser Leitweg war nach meinen Unterlagen zum Zeitpunkt Deines Briefes (August 1866) gesperrt.

Viele Grüße,
nitram
 
bayern klassisch Am: 06.06.2017 12:01:11 Gelesen: 4042# 5 @  
@ nitram [#4]

Lieber Martin,

das ist schon lustig - die Österreicher lassen die Route über Bayern den Rhein hinauf Mainz - Koblenz - Köln - Aachen zu und die Briten schicken über Frankreich - Strasbourg - Ulm - München - Salzburg bzw. München - Wien unter Umgehung der Rheinland - Belgien - Route.

Jetzt muss ich Ausschau halten nach einen Österreichbrief aus Juli/Aug. 1866 nach England. Das wird aber sicher nicht so leicht.

Vielen Dank für deine Anmerkungen - alles gespeichert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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