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Thema: Alliierte Besetzung Überroller Post nach dem 2. Weltkrieg
Das Thema hat 32 Beiträge:
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hajo22 Am: 10.10.2019 11:40:41 Gelesen: 15201# 8 @  
@ wessi1111 [#6]
@ volkimal [#7]

" Beim unteren Stempel ist die Monatsangabe so von den Zähnen durchzogen, dass ich nichts interpretieren kann."

Das dürfte eine "8" sein, also August 1945. Das korrespondiert gut mit dem handschriftlichen Eingangsvermerk "20/9".

Also: Sächsische Schwärzung und kein Überroller.

hajo22
 
jmh67 Am: 10.10.2019 13:34:08 Gelesen: 15180# 9 @  
@ hajo22 [#8]

Nur lag Spremberg auch in den 1940ern in Brandenburg, nicht in Sachsen, und die Jahreszahl in den Stempeln ist zumindest auf den Scans nicht lesbar, da gut zugekleckst.

-jmh
 
hajo22 Am: 10.10.2019 18:37:09 Gelesen: 15142# 10 @  
@ jmh67 [#9]

Asche über mein Haupt. Vor lauter Datumlesen habe ich nicht mehr auf den Absendeort geachtet, zumal Volkimal eine Sächsische Schwärzung in Betracht zog. Und das alles vor dem 11.11.!

hajo22
 
wessi1111 Am: 10.10.2019 21:58:05 Gelesen: 15116# 11 @  
@ volkimal [#7]
@ hajo22 [#8]
@ jmh67 [#9]

Danke für die Antworten. Für mich werfen eure Beiträge leider mehr Fragen auf als sie beantworten.

Da Spremberg in Brandenburg liegt und ich auch keinen ähnlichen Beleg von Spremberg kenne, habe ich eine sächsische Schwärzung von vornherein ausgeschlossen und das deshalb auch in meinem Text nicht thematisiert.

Wenn der handschriftliche Eingangsvermerk wirklich 20/9 bedeutet (vielleicht auch 2019, da der Empfänger wusste, dass ich den Beleg in diesem Jahr hier im Forum vorstelle - kleiner Scherz), könnte das Stempeldatum auch 17.9.45 sein, ich weiß aber nicht, ob zu der Zeit eine Paketlaufzeit von drei Tagen realistisch war oder eher von einem Monat.

Es wäre aber schon sehr ungewöhnlich, dass im August oder September noch jemand Hitlermarken verklebt hat. Wobei ich auch nicht weiß, ob die Marken bei Paketkarten immer erst am Schalter aufgeklebt wurden oder ob diese auch vom Absender vorbereitet und frankiert werden konnten. Dann wäre der Beleg ja auch kein Überroller mehr.

Kennt jemand ähnliche geschwärzte Belege mit Stempeldatum nach der Gültigkeit der sächsischen Schwärzungen?

Gruß
Wessi
 
jmh67 Am: 11.10.2019 11:31:02 Gelesen: 15059# 12 @  
@ wessi1111 [#11]

Die Schwärzungen hinterlassen ein ungutes Gefühl, was die Authentizität angeht. Das Stempeldatum kann man nicht lesen, es kann genauso gut von 1943 oder 1944 sein, und die Kleckse wurden vielleicht irgendwann später angebracht. Besonders die Schwärzung auf der untersten Marke auf der Vorderseite sieht aus, als wäre sie extra lang gezogen, um die Jahreszahl im Stempel zu verdecken - jedenfalls merkwürdig. Besser Fachleute (Prüfer) zu Rate ziehen!

-jmh
 
hajo22 Am: 13.10.2019 11:47:57 Gelesen: 14912# 13 @  
Geschäftsbrief aus Pfedelbach/Württ. vom 28.3.1945 nach Berlin-Köpenick.

Amerikanische Militärzensur 11125 für Zivilpost (die ersten 2 Ziffern = 11 = Süddeutschland/Bayern/Teil von Württ., später Amerikanische Zone).

Handschriftlicher Eingangsvermerk: "Zurück in Köpenick 7.1.46" (sowjetischer Sektor von Berlin). Auf der Couvertrückseite keine Vermerke.



Marke 12 Pf. Hitler defekt. An "Überroller" sollte man keine allzu hohen "Qualitäts"-Ansprüche stellen.

hajo22
 
Mondorff (RIP) Am: 14.10.2019 11:06:59 Gelesen: 14847# 14 @  
Noch etwas zu den Überrollern aus Luxemburg - auch im Anschluss an [#4].

Absetzbewegungen des Beamtenapparats der Deutschen Reichspost sowie ihrer 150%igen volksdeutschen Helfer waren im besetzten Luxemburg (nach Berichten von Augenzeugen und in Kenntnis einer Beschwerde des Oberbefehlshabers der 1. Armee) schon seit Beginn des Monats September zu beobachten. Ein geregelter Postdienst fand nicht mehr statt.

Vom Tag des Einrückens der amerikanischen Truppen in der Hauptstadt, dem 10. September 1944, stellte die Post auf Anweisung des Oberbefehlshabers der alliierten Armeen ihren Dienst vollständig ein. Aus Sicherheitsgründen ruhte jeglicher Brief- und Nachrichtenverkehr im Lande.Später in den Briefkästen vorgefundene Korrespondenz wurde, nach Zensurdurchlauf, erst mit Wiederaufnahme des zivilen Postverkehrs ab dem 26. März 1945 zugestellt.



Doppelbrief (Inland 20g bis 250g) der Allgemeinen Orts-Krankenkasse Luxemburg, portogerecht mit 24 Rpf. frankiert, mit Tagesstempel LUXEMBURG 2 d vom 29.8.1944 nach Differdingen. Der Brief konnte nicht mehr zugestellt werden und erreichte den Empfänger erst im März 1945. Die Sendung wurde am 6. Dezember 1944, dem Datum der Einrichtung der Zensurstelle, geöffnet und mit einem Verschluss-Streifen sowie einem violettem Zensurstempel (Typ I) versehen. Der auf der Rückseite der Sendung angebrachte Ankunftstempel DIFFERDINGEN c datiert vom 26.3.1945.

Freundlichen Gruß
DiDi
 
Mondorff (RIP) Am: 15.10.2019 21:27:01 Gelesen: 14755# 15 @  
Luxemburger Überroller III



Brief eines Absenders aus Eschdorf mit Ortswerbestempel (22) ETTELBRÜCK vom 31. August 1944 nach Oberpallen bei Nördingen im Kanton Redange, innerhalb Luxemburgs also.

Auch diese Sendung wurde von den Kriegsereignissen "überrollt" und konnte vorläufig nicht zugestellt werden. Der Brief erhielt dann am 6. Dezember 1944, dem ersten "Betriebstag" der (vom amerikanischem ICC geleiteten) Zensurstelle, den blauvioletten Zensurstempel (Typ I), wurde geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem Verschluss-Streifen wieder verschlossen. Kein Ankunftstempel.

In diesem Zusammenhang: Schon seit Jahrzehnten wird von Luxemburger Seite auf einen Fehler im MICHEL hingewiesen.

Jetzt wieder im MICHEL Luxemburg 2019, Seite 191, nach der Nr. 41.

"..... Danach war bis zur Herausgabe eigener Marken Barfreimachung angeordnet."

In den Postinstruktionen dieser Zeit existiert diese generelle Behauptung nicht! Sie galt wohl für Paketkarten, die ja auch vom Postbeamten zu frankieren waren, jedoch nicht für die Briefpost.

Wie auch sollte eine Barfrankierung funktionieren, wenn die Sendung in den Postbriefkasten eingelegt wurde?

Schönen Gruß
DiDi
 
Mondorff (RIP) Am: 18.10.2019 20:20:30 Gelesen: 14669# 16 @  
Ein geregelter Postverkehr fand nicht mehr statt.



Fernbrief, Inland, frankiert mit einer Vorkriegsmarke zu 30 C, einer 4 Rpf.-Hindenburg-Marke sowie einer Hitler-Freimarke zu 4 Rpf.

Die Überdruck-Ausgabe war seit dem 1.1.1942 nicht mehr frankaturgültig. Der Stempel LUXEMBURG 1 f mit Datum vom 10.9.1944 ist echt.

Dies ist ein (schlecht) gemachter Beleg, der hier nur zur Warnung vorgestellt ist. Der Brief wurde wahrscheinlich von einem Postmitarbeiter fabriziert und anschließend (wann?) in den Postlauf gegeben, wobei er auch die Zensurstelle durchlief und den Stempel (Typ II) des ersten Betriebstages (den 6.12.1944) dieser Kontrollstelle, erhielt. Verschlußstreifen und passende Ankunftstempel runden das fast perfekte Bild ab.

Der Beleg wurde am 26.3.1945, dem ersten Tag der Zulassung des privatem Postverkehrs, vom Postamt DIFFERDINGEN zugestellt. Obercorn gehört zur Gemeinde Differdingen.

Nur stimmt die Portoberechnung und der damit verbundene, handschriftlich mit 20 ausgewiesene Fehlbetrag nicht. Der korrekte Portosatz für einen Fernbrief wäre 12 Rpf. gewesen. In postgültigen Marken wurden nur 7 Rpf. verklebt. Die fehlenden 5 Rpf. erforderten ein Nachporto des 1½fachen des Fehlbetrags = 7½ Rpf. aufgerundet auf 8 Rpf. Das fällige Nachporto hätte 80 Centimes betragen müssen.* Verrechnet wurden jedoch nur 20 Centimes.

Es existieren "einige" dieser Belege, in genau gleicher Machart.

Schönen Gruß
DiDi

* offizieller Umrechnungskurs 1:10 / Eine Reichsmark = 10 Franc-Lux.
 
wessi1111 Am: 17.11.2020 00:41:18 Gelesen: 12743# 17 @  
Hallo zusammen,

in [#6] bis [#12] habe ich eine Paketkarte vorgestellt, bei der das Absendedatum unklar war.

In [#11] hab ich nun die Auflösung beschrieben.

Gruß
Wessi

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=249915
 
Totalo-Flauti Am: 27.06.2021 12:29:02 Gelesen: 11438# 18 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich möchte Euch einen Brief aus Leipzig vom 21.2.45 nach Dresden zeigen. Wegen der Zerstörung der Dresdner Innenstadt durch dem Bombenangriff vom 13.2.1945 wurde der Brief bis nach der Besetzung vermutlich beim Ausweichpostamt Dresden A 16 gelagert. Erst nach Wiederaufnahme des Postdienstes in Dresden am 22. Mai versuchte die Post den Brief zuzustellen. Die Marke wurde geschwärzt. Rückseitig ist ein handschriftlicher Vermerk "Nicht zustellbar 30.5." und auf der Vorderseite "Zurück 30.5.". Erst nach Wiederherstellung der Postverbindung mit Leipzig Ende Juli / Anfang August 1945 ging der Brief an den Absender zurück.

Noch ein Wort zum Absender bzw. Adressaten. Die Deutschen Christen (DC) waren eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, die diesen von 1932 bis 1945 an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollte. Näheres findet Ihr hier [1].

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Christen
 
Thorn Am: 27.06.2021 13:26:00 Gelesen: 11424# 19 @  
@ wessi1111 [#17]

Das erklärt aber nicht die seltsame Schwärzung, wer hat / soll diese veranlasst haben wenn das Paket eh liegenblieb ? Wie schon damals von anderen beschrieben tendiere ich eher zu einer Mache, auch wenn ich kein Experte bin.

M.M. nach hat sich jemand viel Mühe gegeben das wahre Stempeldatum zu verschleiern.

Sammlergrüsse Thorn
 
Jürgen Witkowski Am: 05.05.2023 20:19:16 Gelesen: 7715# 20 @  
Ein Dienstbrief des Essener Oberbürgermeister-Amtes an die Betriebskrankenkasse der Deutschen Eisenwerke AG in Gelsenkirchen vom 16.3.45 zeigt alle Überrollermerkmale.



Er stammt aus der Zeit kurz vor Beginn der Ruhrkesselschlacht, in der die meiste Post nicht einmal im Nahverkehr befördert werden konnte. Es war 25 Tage vor dem Einmarsch der Alliierten. Der Zensurverschlußstreifen, der Zensurstempel und die Schwärzung der 12 Pf Hitlermarke deuten ziemlich sicher auf einen Überroller. Eingangsvermerke des Empfängers, die eine sichere zeitliche Zuordnung ermöglichen würden, sind nicht vorhanden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Dieter 66 Am: 28.01.2025 23:18:32 Gelesen: 3565# 21 @  
Hallo,

hier ein interessanter Brief. Dieser Brief wurde am 28.3.1945 in Gerichtstetten abgestempelt.

Am 30.03.1945 sind amerikanischen Einheiten in Hardheim friedlich einmarschiert. Hardheim liegt ca. 10 km nördlich von Gerichtstetten.

Die am 28.03.1945 aufgegebene Post konnte nicht mehr zugestellt werden. Im laufe der Monate wurden alle nicht zugestellten Postsendungen an das Postamt Hardheim verbracht. Nach der Wiederaufnahme des Postverkehrs dann mit einer neuen Freimarke am 25.9.45 versehen und zugestellt.

Eine Frage bleibt, warum wurde die 12 Pf. Hitlermarke nicht unkenntlich gemacht.



Schönen Gruß Dieter.
 
Jürgen Witkowski Am: 12.02.2025 16:01:24 Gelesen: 3446# 22 @  
Am 27. April 1945 gab die Firma C. Plath [1] in Hamburg-Bahrenfeld ein Einschreiben an die Wickmann-Werke in Witten-Annen auf. Es konnte anscheinend vor der kampflosen Übergabe der Stadt Hamburg an die britische Armee am 3. Mai 1945 nicht mehr transportiert werden. So blieb es liegen, bis es einige Monate später die britische Zensur durchlaufen hatte und wurde am 21. November 1945 in Witten zugestellt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1] https://www.toplicht.de/c.plath/
[2] https://www.waz.de/staedte/witten/article9555758/vom-aufstieg-und-fall-von-wickmann-in-witten.html
 
Jürgen Witkowski Am: 07.03.2025 09:17:25 Gelesen: 3251# 23 @  
Von einem vermutlich kriegswichtigen Betrieb wurde am 26. April 1945 ein Brief mit Absenderfreistempel (AFS) freigemacht und verschickt. Nach Kempten (Allgäu) waren unter anderem die Firmen Helmuth Sachse KG, ein BMW-Zulieferer und Teile des Flugzeugherstellers Messerschmitt ausgelagert. Daher gab es im AFS und auch auf dem Briefumschlag keinen Hinweis auf den Verwender.

Am 27. April 1945 wurde Kempten bereits von den Amerikanern eingenommen. So wurde der Brief nicht mehr befördert und blieb liegen, bis er nach amerikanischer Zensur dem Empfänger zugestellt wurde. Die Zensur muss nach August 1945 erfolgt sein, da der Verschlußstreifen den Druckvermerk 8.45. trägt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Stefan Am: 09.03.2025 21:25:39 Gelesen: 3192# 24 @  
Ich nehme an, dass es sich bei dem nachfolgenden Beleg ebenfalls um einen Überroler handelt, der unterwegs liegengeblieben war oder am Zielort nachbehandelt wurde.



Sendung vom 17.04.1945 aus Reichenberg (Sudetenland) nach Halle (Saale)

Vermutlich war die Postverbindung nach Halle bereits kriegsbedingt zum Erliegen gekommen. Eine heutige Autofahrt als Direktverbindung würde am ehesten über Dresden und Leipzig erfolgen. Am 01.05.1945 wurde Reichenberg als Liberec [1] wieder Teil der Tschechoslowakei.

Gruß
Stefan

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Liberec
 
Jürgen Witkowski Am: 10.03.2025 11:28:10 Gelesen: 3160# 25 @  
@ Stefan [#24]

Es ist interessant, dass der Brief keinerlei Zensurmerkmale trägt. Gab es vielleicht zwischen der Tschechoslowakei und der sowjetischen Besatzungsmacht in Deutschland entsprechende Vereinbarungen?

Aus dem mainfränkischen Brünnau über Wiesentheid stammt ein Brief, bei dem die Marke nicht überstempelt, sondern teilweise abgerissen wurde. Als Aufgabedatum sind als Tag eine 8 und als Monat Fragmente einer 3 zu erkennen. Daher ist das Aufgabedatum 8. März 1945 wahrscheinlich. Der Brief durchlief die amerikanische Zensur. Eine weitere zeitliche Zuordnung ist mir nicht möglich. Die handschriftliche Notiz auf der rechten Seite kann ich nicht deuten.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 16.03.2025 21:24:09 Gelesen: 3025# 26 @  
In Eningen unter Achalm (Württ) wurde am 11. April 1945 ein Brief abgeschickt, der zunächst nicht mehr weitergeleitet wurde. Nachdem er nach Kriegsende die amerikanische Zensur durchlaufen hatte, landete er wohl über Umwege in Geesthacht in der Nähe von Hamburg. Der Nummer im Zensurstempel nach, hat die Zensur gemäß einer Aufstellung im Riemer [1] in München oder eventuell in Nürnberg stattgefunden.

Interessant an diesem Brief ist, dass zunächst eine Nachgebühr von 18 Rpf erhoben werden sollte, die aber wieder gestrichen wurde. Vermutlich wollte ein Postbediensteter die zum Zeitpunkt der Briefaufgabe noch gültige Frankatur nicht anerkennen, wurde aber wohl eines besseren belehrt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1] Karl-Heinz Riemer, Die Postzensur der Alliierten im besetzten Deutschland nach dem II. Weltkrieg, Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde, Heft 73
 
Jürgen Witkowski Am: 09.04.2025 21:34:13 Gelesen: 2630# 27 @  
Die Postkarte von Göttingen nach Dortmund vom 22. März 1945 ist auf den ersten Blick unspektakulär. Dennoch ist sie für mich spannend, da sie einigen Interpretationsspielraum hinsichtlich ihrer Beförderung zum Empfänger bietet.

Sowohl Göttingen, als auch Dortmund wurden am, bzw. ab dem 8. April 1945 von den Briten besetzt. Es wären also theoretisch noch mehr als zwei Wochen Zeit für die Zustellung gewesen. Das ist jedoch offensichtlich aufgrund der Kriegsereignisse nicht mehr gelungen und die Postsendung ist irgendwo liegen geblieben. Nun liegen beide Orte innerhalb der Britischen Besatzungszone. Da würde man im Rahmen der Weiterleitung nach der Wiederaufnahme des Postverkehrs auch eine britische Zensur erwarten. Bei dem Zensurstempel handelt es sich jedoch um einen amerikanischen Zensurstempel der Zensurstelle Offenbach (Main). Meschenmoser [1] schreibt, daß Überroller der 'ersten Welle' von den Amerikanern beschlagnahmt wurden und zwischen November 1945 und Januar 1946 nach Offenbach abtransportiert und dort bearbeitet wurden. Somit ist das Rätsel des amerikanischen Zensurstempels auf einem Überroller innerhalb der Britischen Zone gelöst.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1] Alfred Meschenmoser, Überroller-Post 1945-1949 vom 'Dritten Reich' in das 'Nachkriegs-Deutschland'
 
Jürgen Witkowski Am: 14.06.2025 17:33:19 Gelesen: 1895# 28 @  
Aus Niederense über Werl (Kr Soest) wurde am 16.3.45 ein Einschreiben nach Essen-Steele aufgegeben.

Aufgrund eines alliierten Bombenangriffes am 11. März 1945 kam es zu schwersten Zerstörungen der Verkehrswege und Bahnanlagen in Essen und vielen Bereichen des Ruhrgebietes. Daher war Essen als einer der Knotenpunkte im westdeutschen Postverkehr nicht mehr erreichbar. [1]

Der Brief wurde überrollt und wurde nachdem er die englische Zensur durchlaufen hatte, am 18.11.45 zugestellt, wie der Ankunftstempel auf der Rückseite zeigt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1] Alfred Meschenmoser, Überroller-Post 1945-1949 vom 'Dritten Reich' in das 'Nachkriegs-Deutschland'
 
HWS-NRW Am: 04.11.2025 17:59:46 Gelesen: 310# 29 @  
Hallo am Abend.



Überroller-Fensterbrief, aufgeliefert am 10.4.1945 in SCHONGAU, laut Angabe des Verkäufers ein Spätdatum (da der Ort / die Gegend am 27.4. besetzt wurde), es soll ein US-Zensurstempel (Nr. 13151) sein, was der zweite, kleinere K1 "13b", bedeutet, weiß ich leider nicht, rückseitig ist nur der braune schmalen Klebestreifen nicht zu sehen.

Hallo Jürgen, vielleicht kannst Du weiterhelfen !

mit Sammlergruß
Werner
 
Jürgen Witkowski Am: 04.11.2025 20:31:36 Gelesen: 287# 30 @  
@ HWS-NRW [#29]

Hallo Werner,

der Kreisstempel mit 13b zeigt die Postleitgebietszahl von Schongau. Wenn ich die Stempelfarbe sehe, so ist zu vermuten, dass der Stempel zusammen mit dem Absenderstempel am linken Rand aufgebracht wurde. Mit der Briefzensur hat er nichts zu tun. Im Sichtfenster des Umschlages wurde er noch einmal verwendet und handschriftlich für die Empfängeradresse auf 13a umgeändert.

Gemäß [1] wurde Schongau in Oberbayern am 28.04.1945 von den Amerikanern besetzt worden. Der Zensurstempel wird in [2] dem Nummernkreis zugeordnet, der in Eßlingen verwendet wurde.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1] Dr. Fritz G. Buro, Daten alliierter Besetzung deutscher Orte am Ende des Zweiten Weltkrieges
[2] Alfred Meschenmoser, Überroller-Post 1945-1949 vom 'Dritten Reich' in das 'Nachkriegs-Deutschland'
 
HWS-NRW Am: 04.11.2025 22:51:53 Gelesen: 267# 31 @  
@ Jürgen Witkowski [#30]

Hallo Jürgen und...

Danke für die Info, jetzt kann ich den Beleg optimal beschreiben.

mit Sammlergruß
Werner
 
TomWolf_de Am: 05.11.2025 22:49:45 Gelesen: 198# 32 @  
@ Jürgen Witkowski [#30]

Laut Riemer ist der Nummernkreis 13.000 bis 13.299 der Zensurstelle München zugeordnet.

Ich denke, das passt auch besser zu dem Beleg, der innerhalb Bayerns befördert wurde.

Gruß
Thomas
 

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