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Thema: Plusbriefe mit Zusatzfrankatur
Das Thema hat 79 Beiträge:
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Michael Mallien Am: 05.10.2016 21:01:42 Gelesen: 47661# 1 @  
Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Threads komme ein paar Ausführungen zu den Plusbriefen und Ihrer Geschichte:

Plusbriefe der Deutschen Post gibt es seit 1998. Kurz nach Erscheinen der ersten Ausgaben setzte ein wahrer Hype ein. Eine große Schaar Sammler wandte sich den Plusbriefen zu. Dieser Hype hielt bis Mitte der 2000er an und alle Ausgaben wurden ausführlich erforscht. Dann begann das Interesse abzuflauen, was meiner Ansicht nach daran lag, dass das Sammelgebiet durch zahlreiche "Nebengebiete" inkl. der Eigenausgaben der DPAG sehr ausuferte und dadurch immer mehr Sammler abschreckte.

Die Katalogisierung im Michel war leider sehr unglücklich, denn die Plusbriefe wurden einfach eingereiht in andere Formen von Ganzsachenumschlägen, wie z.B. Sonderumschläge, Gedenkumschläge und Blanko-Umschläge. Die Gesamtzahl all dieser Umschläge liegt mittlerweile bei ca. 400. Außerdem wurde eine Trennung nach dem Typus des eingedruckten Wertzeichens (Sonderwertzeichen -> USo.. / Wertzeichen aus Freimarkenserien -> U..) vorgenommen und die eigentlichen Plusbriefe an unterschiedlichen Stellen katalogisiert.

Damit komme ich zu dem, was ich unter den eigentlichen Plusbriefen verstehe: Es sind die Umschläge, die für den allgemeinen Bedarf produziert werden und an jeder Post-Filiale erhältlich sind. Sie erscheinen in verschieden großen Gebinden und sind ein rein bedarfsorientiertes Produkt. Im Grunde sind sie vergleichbar mit den Marken der Dauerserien. Genau das ist es auch, was mich immer an den Plusbriefen fasziniert hat. Sie sind eben kein Produkt, das für Sammler hergestellt wird, sondern millionenfach im Gebrauch.

Deshalb wunderte es mich auch etwas, dass hier so wenig über die Plusbriefe gepostet wird, denn auf den Philaseiten wird Bedarfspost zu recht groß geschrieben. Dem möchte ich nun etwas Abhilfe verschaffen und zwar mit einem speziellen Teil meiner Plusbriefsammlung.

Plusbriefe erscheinen in den gängigen Portostufen und sind so für bestimmte Verwendungen vorgesehen. Im täglichen Postaufkommen finden sich viele besondere Verwendungsarten, damit meine ich Verwendungen der Plusbriefe in anderen Portostufen. Häufig wird dabei nicht auf die exakte Portostufe geachtet, so dass viele Belege mehr oder weniger überfrankiert häufig vorkommen. Die Kombination aus den Verwendungsarten mit unterschiedlichen Währungsangaben, betrachtet für verschiedene Gebührenperioden ergibt eine Fülle von Kombinationsmöglichkeiten, quasi ein eigenes Sammelgebiet.

Ich beginne mit einem USo 5IY, der 2000 als Kompaktbrief verwendet wurde: Auffrankatur mit einer 110 Pf ATM zu insgesamt 220 Pf:



Es folgt ein USo 6Y, der 2001 als Kompaktbrief gelaufen ist, auffrankiert mit einer Sondermarke in Doppelnominale zu insgesamt 220 Pf:



Der einfache Postkunde nahm es mit der Portohöhe nicht immer so genau, so dass es beim Auffrankieren nicht selten zu überfrankierten Belegen kommt. In diesem Fall ein USo 5IY, der mit 2x110 Pf zu einem Großbrief mit 330 Pf auffrankiert worden ist, wo 300 Pf gereicht hätten:



Ich nehme stark an, dass der Versender einfach keine anderen Marken zur Hand hatte.

Ich bleibe noch ein wenig bei den Kompaktbriefen. Hier ein USo 21 AII, verwendet als Kompaktbrief 2003 und portogerecht auffrankiert mit 0,44€ zu der ab 1.1.2003 gültigen Portostufe von 100 ct. Eine Mischfrankatur von einem Plusbrief in Doppelnominale mit einer Marke in Euro-Währung:



Zurück zum Jahr 2001, als der Kompaktbrief noch 220 Pf kostete. Hier eine Mischfrankatur eines USo 21 AII mit einem Freistempler:



2006 lag das Porto Kompaktbrief bei 90 ct. Hier eine Spätverwendung eines USo 21 AII, auffrankiert mit einer Digitalmarke zu 0,34 Euro:



Das soll zum Auftakt erst einmal reichen. In meinem nächsten Posting stelle ich ein paar Varianten mit Einschreiben vor. :)

Ich hoffe, dass sich hier noch andere finden, die Freude an diesem Sammelthema haben!
 
Michael Mallien Am: 07.10.2016 18:18:54 Gelesen: 47594# 2 @  
Bei der Einführung der Plusbriefe galt noch die DM-Währung, doch schon bald darauf erschienen Wertzeichen in Doppelnominale (DM und Euro).
Die ersten Postentgelte in Euro-Währung am 1.1.2002 bestanden daher aus vielen krummen Werten. Die neuen Postengelte ab 1.1.2003 brachten zum Teil wieder glattere Entgelte, aber andererseits auch neue krumme Entgelte. Eine Besonderheit war, dass alle Entgelte für Briefe reduziert wurden.

Standardbrief von 110Pf/56ct auf 55ct
Kompaktbrief von 220Pf/112ct auf 100ct
Großbrief von 300Pf/153ct auf 144ct
Maxibrief von 440Pf/225ct auf 220ct
Maxibrief Plus von 740Pf/378ct auf 373ct

Bei den Zusatzleistungen kam es hingegen zu Erhöhungen.

Aus dieser Gemengelage an Frankiermöglichkeiten ist es nicht verwunderlich, dass kleine Über- oder Unterfrankaturen nicht selten waren.

Heute stelle ich ein paar Einschreibebriefe vor. Zunächst ein USo 1 als Einwurfeinschreiben mit reiner DM-Frankatur (110Pf + 300Pf):



Dieser Beleg trägt sogar einen Ersttagsstempel 10.6.1998 für den USo 1. Ich nehme mal an, dass er "philatelistischem Bedarf" entstammt?!

Aus der Portoperiode ab 1.1.2003 hier ein USo 20 II als Übergabeeinschreiben mit Zusatzfrankatur in Doppelnominale. Mit 0,56 + 2,05 = 2,61 Euro um 1 ct überfrankiert.



Ebenfalls mit 2,61 Euro ist dieses Einwurfeinschreiben auf USo 21 AI frankiert:



Dabei handelt es sich offensichtlich um einen Kompaktbrief (1,00 Euro), bei dem sich die Zusatzleistung "Einwurfeinschreiben" (1,60 Euro) genau wie im Beleg davor auf 2,60 Euro summiert.

Der Plusbrief zu 110Pf/0,56 Euro wurde mit Marken in Eurowährung (1,60 + 0,45 = 2,61) auffrankiert.

Im nächsten Posting habe ich ein paar schöne Belege Einschreiben/Rückschein für euch. :)
 
HG Am: 07.10.2016 18:35:35 Gelesen: 47592# 3 @  
Es freut mich sehr, dass Sie das Thema Plusbriefe mit Zusatzfrankatur aufgreifen, da sich mit diesen Ganzsachen ein schönes, interessantes und preisgünstiges Sammelgebiet auftut. Ihre Kommentare zur Katalogisierung der "eigentlichen" Plusbriefe sprechen mir aus der Seele. Vielleicht findet jemand auch mal eine griffige Bezeichnung für diese Art von Ganzsachenumschlägen.

Ich möchte einige Aspekte zum Sammelgebiet Zusatzfrankaturen anreißen.

Ganzsachen mit Zusatzfrankatur sind meines Erachtens interessant, wenn für die Verwendungsart kein eigener Plusbrief angeboten wird. Zum Beispiel sind Standard-Plusbriefe, die zum Kompaktbrief auffrankiert sind, bis zum August 2000 sehr interessant, ab Ausgabe des Plusbriefs Sächsische Schweiz im August 2000 sind solche Zusatzfrankaturen für mich weniger interessant, wenn nicht weitere Gesichtspunkte hinzukommen. Ebenso sind Auffrankierungen nach den Portoerhöhungen seit 2013 nicht prickelnd.

Im Mittelpunkt stehen für mich bedarfsgebrauchte Plusbriefe mit Zusatzfrankaturen und nicht von Sammlern oder Händlern produzierte Belege. Hier muss der Sammler sehr aufpassen, denn bei Onlineversteigerungen erzielen solche Belege oft nicht einmal den Portowert der Zusatzfrankatur.

Ein lohnender Bereich, der manchmal Spürsinn erfordert, sind Über- oder Unterfrankaturen, besonders wenn diese durch den Postangestellten am Schalter vorgenommen worden sind. Einschreiben sind in dieser Hinsicht ergiebig.

Andere Gesichtspunkte neben Zusatzfrankaturen bei bedarfsgebrauchten Plusbriefen neben können für manchen Sammler auch ansprechend sein, z. B. Postvermerke, Aufdrucke von Konsolidierern, Nachentgelte, nachträgliche Entwertungen, Vorausentwertungen mit Absenderstempeln nicht auf Infopost, Stempel des Service-Centers Briefermittlung usw.

Ich wünsche diesem Thema viele Leser und eine breite Diskussion.

Horst
 
Michael Mallien Am: 08.10.2016 11:53:22 Gelesen: 47560# 4 @  
@ HG [#3]

Tatsächlich habe ich mir bei den Belegen mit Zusatzfrankatur keine Gedanken darüber gemacht, ob es für die Versendungsart andere Plusbriefe gibt. Sammlungstechnisch kann das natürlich ein Aspekt sein. Ich habe vielmehr einfach das in meine Sammlung aufgenommen, was sich in verschiedenen Posten befand und was ich für den jeweiligen Plusbrief noch nicht hatte. Ich finde z.B. auch die ganz verschiedenen Arten der Zusatzfrankatur durch Sondermarken, ATM, Freistempler, Digitalmarke und andere sehr reizvoll.

Heute widme ich mich dem Thema Einschreiben/Rückschein.

Als erstes ein USo 20 II, verwendet 2002 und korrekt frankiert mit 4,40 Euro: 0,56 + 2,05 (Einschreiben) + 1,79 (Rückschein)



Die Zusatzfrankatur besteht komplett aus Marken in Doppelnominale.

Im Vergleich dazu ein USo 21 B II, verwendet in der selben Portoperiode und ebenfalls nur mit Marken in Doppelnominale auffrankiert. Am Ende besteht die Gesamtfrankatur aber nur aus 4,39 Euro, ist also mit 1 ct unterfrankiert:



Hier machen sich die Rundungsfehler bei der Umrechnung auf den einzelnen verwendeten Marken bemerkbar. Betrachtet man die Frankatur in DM-Währung sind nämlich beide Belege korrekt mit 8,60 DM frankiert.

Tja, was meint nun der Sammler dazu, der auf genaue Portorichtigkeit wert legt: Würde ein solcher Beleg Gnade vor seinen Augen finden?

Den Ausgleich schafft dieser USo 21 A I, verwendet 2003. Die Zusatzfrankatur besteht aus Marken in Doppelnominale und in Eurowährung. Er ist mit 4,41 Euro frankiert.



In dieser Portoperiode setzen sich die erforderlichen 4,40 Euro wie folgt zusammen: 0,55 + 2,05 (Einschreiben) + 1,80 (Rückschein). Durch die Rundungen von 0,56 auf 0,55 und 1,79 auf 1,80 hat sich am Gesamtbetrag nichts verändert.

@ HG [#3]

Ich danke für diese Bemerkung:

Ein lohnender Bereich, der manchmal Spürsinn erfordert, sind Über- oder Unterfrankaturen, besonders wenn diese durch den Postangestellten am Schalter vorgenommen worden sind.

Das ist sozusagen eine Steilvorlage für den 4. Beleg in diesem Posting. Es handelt sich um einen USo 21 B IIa, verwendet 2003 mit gemischter Zusatzfrankatur in Eurowährung und in Doppelnominale. Die Gesamtfrankatur hätte ebenfalls 4,40 Euro sein sollen, aber sie summiert sich auf gerade mal 3,86 Euro!



Ich überlasse es euch heraus zu finden, wie dieser Beleg, der ja über einen Postschalter ging, dennoch unbeanstandet blieb. :)
 

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